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DAS INTERVIEW<br />
50 AM<br />
trum noch im Entstehen ist, und <strong>da</strong>ss viele an der<br />
Entwicklung dieser Konzeption beteiligt sind. Zusammen<br />
mit Mitarbeitern aus der Fachstelle für<br />
Jugendpastoral und Jugendhilfe und Vertretern des<br />
BDKJ haben wir in den vergangenen Monaten unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />
Veranstaltungen durchgeführt, um mögl<strong>ich</strong>st<br />
viele Jugendl<strong>ich</strong>e bereits bei unseren Vorüberlegungen<br />
zu beteiligen. Hierbei hat s<strong>ich</strong> gezeigt,<br />
<strong>da</strong>ss viele Jugendl<strong>ich</strong>e s<strong>ich</strong> im Jugendpastoralen<br />
Zentrum ganz ausdrückl<strong>ich</strong> geistl<strong>ich</strong>e Angebote,<br />
jugendgemäße Spiritualität und einen kirchl<strong>ich</strong>en<br />
Ort wünschen, den sie prägen können. Wir wollen,<br />
<strong>da</strong>ss die Jugendl<strong>ich</strong>en <strong>da</strong>s neue Zentrum wesentl<strong>ich</strong><br />
mitgestalten. Deshalb wird es viele Parallelen zu<br />
verschiedenen bestehenden Jugendkirchen, aber<br />
auch viele Unterschiede geben. Ich benutze den Begriff<br />
„Jugendkirche“ nur ungern, weil wir gern mehr<br />
wären als eine Kirche für Jugendl<strong>ich</strong>e – auch wenn<br />
unsere personellen und finanziellen Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />
in Zeiten allgemeinen Sparens natürl<strong>ich</strong> begrenzt<br />
sind.<br />
AM: Wie erre<strong>ich</strong>st Du die jungen Leute? Gehst Du<br />
z.B. in die Discos und spr<strong>ich</strong>st dort mit ihnen?<br />
Meiering: Wir wollen die Jugendl<strong>ich</strong>en und jungen<br />
Erwachsenen über Angebote ansprechen. Das bedeutet<br />
auch, <strong>da</strong>ss n<strong>ich</strong>t alle Angebote in St. Johann<br />
Baptist stattfinden werden. Der ehemalige Erzbischof<br />
Josef Kardinal Höffner hat einmal von der<br />
„Geh-hin-Kirche“ gesprochen. „Nightfever“ im<br />
Kölner Dom versucht, die Domplatte als einen Verkehrsort<br />
auch von Jugendl<strong>ich</strong>en ernst zu nehmen<br />
und führt <strong>da</strong>her hier eine Art Straßenmission durch.<br />
Jugendl<strong>ich</strong>e laden die Menschen, die vorbei kommen<br />
ein, in den Dom zu gehen, eine Kerze anzuzünden,<br />
ein Gebet auf einen Zettel zu schreiben oder<br />
s<strong>ich</strong> aus einer Box ein Bibelwort zu ziehen. Ähnl<strong>ich</strong>es<br />
wäre auch an noch mehr von Jugendl<strong>ich</strong>en<br />
frequentierten Orten wie z.B. der Herz-Jesu-Kirche<br />
auf den Kölner Ringen in unmittelbarer Nähe der<br />
Universität denkbar. Weitere Projekte in diese R<strong>ich</strong>tung<br />
werden mit den Jugendl<strong>ich</strong>en zu entwickeln<br />
sein. Sie kennen die Orte, an denen Jugendl<strong>ich</strong>e<br />
s<strong>ich</strong> zu Hause fühlen, am allerbesten.<br />
AM: Du bist engagierter <strong>KV</strong>er, bei der Arminia in<br />
Bonn und auch hier im OZ in Köln. Unsere Korporationen<br />
brauchen dringend neue und engagierte Mitglieder.<br />
Kann es hier in Köln eine Vernetzung des <strong>KV</strong><br />
mit Deinen Projekten geben?<br />
Meiering: Ich kann mir sehr gut vorstellen, <strong>da</strong>ss<br />
auch die katholischen Kölner Studentenvereine oder<br />
Studentenverbindungen im Jugendpastoralen Zentrum<br />
ein Stück Heimat finden können. Angefangen<br />
beim Besuch der Gottesdienste über eine Mitarbeit<br />
bei verschiedenen Veranstaltungen bis hin zu selbstständigen<br />
Angeboten durch <strong>KV</strong>er ist hier alles Mög-<br />
l<strong>ich</strong>e denkbar. Es wird immer w<strong>ich</strong>tiger werden, <strong>da</strong>ss<br />
n<strong>ich</strong>t jede katholische Gemeinschaft in einem eigenartigen<br />
Konkurrenzverständnis versucht, die andere<br />
auszustechen. Vielmehr wird es notwendig sein,<br />
s<strong>ich</strong> gut zu vernetzen und als „katholische Familie“<br />
zusammenzustehen. Es gibt von Seiten der katholischen<br />
Kirche in Köln so viele Bemühungen, mit<br />
Jugendl<strong>ich</strong>en ins Gespräch zu kommen – Schulseelsorge,<br />
Chöre, Verbände, Jugend und Messdiener in<br />
den Pfarreien etc. Wir sollten schauen, wo wir voneinander<br />
profitieren und lernen können. Im Jugendpastoralen<br />
Zentrum in Köln wird gelten: Jeder, der<br />
mitmachen möchte, ist herzl<strong>ich</strong> eingeladen!<br />
AM: Unser Papst Benedikt XVI ist Ur-<strong>KV</strong>er. Anlässl<strong>ich</strong><br />
seiner Wahl hat der <strong>KV</strong> einem vom Vatikan vorgeschlagenen<br />
Theologiestudenten ein Stipendium<br />
zugesprochen. Ist <strong>da</strong>s der r<strong>ich</strong>tige Weg oder sollte<br />
der <strong>KV</strong> hier spektakulärer auftreten?<br />
Meiering: Jedes Stipendium für einen Studenten<br />
ist eine Investition in die Zukunft. Der <strong>KV</strong> tut gut<br />
<strong>da</strong>ran, s<strong>ich</strong> besonders im Bere<strong>ich</strong> der Theologiestudenten<br />
und Priesteramtskandi<strong>da</strong>ten zu engagieren.<br />
Allgemein gesprochen ist es aber n<strong>ich</strong>t le<strong>ich</strong>t, angemessen<br />
auf die Tatsache zu reagieren, <strong>da</strong>ss einer<br />
von uns <strong>da</strong>s höchste Würdenamt bekleidet, <strong>da</strong>s die<br />
Kirche oder irgendeine andere Religion der Welt zu<br />
vergeben hat. Am w<strong>ich</strong>tigsten erscheint mir, <strong>da</strong>ss<br />
man s<strong>ich</strong> mit dem auseinandersetzt, wofür Papst<br />
Benedikt XVI. steht und was er als die Autorität der<br />
Kirche zu sagen hat. Hier gibt es trotz seiner kurzen<br />
Amtszeit schon viele Anknüpfungspunkte wie etwa<br />
die Enzyklika „Deus caritas est“, über die man auch<br />
mit jungen Erwachsenen vortreffl<strong>ich</strong> streiten kann<br />
oder die Regensburger Rede, die <strong>ja</strong> n<strong>ich</strong>t nur eine<br />
Absage an einen religionspluralistischen Ansatz in<br />
der Theologie, sondern auch eine spannende intellektuelle<br />
Herausforderung <strong>da</strong>rstellt.<br />
AM: Du bist Theologe und Kunsthistoriker. Vor kurzem<br />
hast Du hier in Köln Deine Dissertation „Verhüllen<br />
und Offenbaren. Der verhüllte Re<strong>ich</strong>stag von<br />
Christo und Jeanne-Claude und seine Parallelen in<br />
der Tradition der Kirche“ vorgestellt. Kannst Du <strong>da</strong>zu<br />
kurz etwas sagen?<br />
Meiering: Vom verhüllten Auftreten Gottes in der<br />
biblischen Botschaft über die Riten der Verhüllung<br />
im Rahmen der Liturgie der Kirchen bis hin zur Verhüllungspraxis<br />
der christl<strong>ich</strong>en Kultbilder existiert<br />
eine einzigartige Gesch<strong>ich</strong>te der Verhüllung im<br />
Raum der christl<strong>ich</strong>en Kirchen. Meine kunsthistorische<br />
Dissertation versucht Parallelen zwischen der<br />
christl<strong>ich</strong>en Tradition der Verhüllung und der Verhüllung<br />
des Re<strong>ich</strong>stages aufzuzeigen. Es ist schon<br />
faszinierend, <strong>da</strong>ss s<strong>ich</strong> <strong>da</strong>s Re<strong>ich</strong>stagsprojekt von<br />
Christo und Jeanne-Claude in geistig-inhaltl<strong>ich</strong>er<br />
(Botschaft), in methodischer (Liturgie) und in for-