Wir Heldsdörfer - Heldsdorf
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Auswirkungen der rumänischen<br />
Gesetzgebung zwischen 1921<br />
und 1928 auf eine siebenbür-<br />
gisch-sächsische Dorfschule:<br />
<strong>Heldsdorf</strong> im Burzenland<br />
(Teil 1)<br />
Gudrun Schuster<br />
Schule in <strong>Heldsdorf</strong> (Quelle: Evangelisches<br />
Presbyterium A.B. und Landwirtschaftlicher<br />
Ortsverein <strong>Heldsdorf</strong> [1931]: Bilder aus<br />
<strong>Heldsdorf</strong>. Den Lehrern und Hörern des 11.<br />
Deutschen Hochschulkurses.)<br />
30<br />
<strong>Wir</strong> <strong>Heldsdörfer</strong> Geschichtliches<br />
I. Vorbemerkungen<br />
Will man die Berichte über die sächsische<br />
Volksschule im <strong>Heldsdörfer</strong> Gemeindeblatt<br />
der Jahre 1927-1930 historisch auswerten,<br />
1 ist es erforderlich, an einige einschneidende<br />
politische, wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Veränderungen für<br />
die Siebenbürger Sachsen nach dem<br />
Ersten Weltkrieg zu erinnern,<br />
die in einschlägigen Geschichtsdarstellungen<br />
bereits<br />
festgehalten sind. 2<br />
Der zwischen den<br />
Alliierten und der<br />
rumänischen Regierung<br />
am 9. Dezember 1919<br />
unterschriebene Minderheitenschutzvertrag<br />
hatte zwar<br />
die örtliche Autonomie der<br />
Szekler und Siebenbürger<br />
Sachsen im Religions- und<br />
Schulwesen unter der<br />
Kontrolle des rumänischen<br />
Staates garantiert, war<br />
jedoch in die Landesverfassung<br />
vom März 1923 nicht<br />
aufgenommen worden.<br />
Mehrere Faktoren zu erheblichen<br />
finanziellen Problemen<br />
für die Kirchenschulen der<br />
Siebenbürger Sachsen:<br />
• Der Geldumtausch von 2 Kronen<br />
zu 1 Leu sowie<br />
• der Verlust von 600 Millionen Kronen<br />
Kriegsanleihen für Österreich-Ungarn,<br />
die den Sachsen trotz vorheriger<br />
Zusagen nicht gutgeschrieben wurden.<br />
• Durch das Bodengesetz der Agrarreform<br />
von 1921 wurden rund 55% des<br />
Gemeinbesitzes (Wald, Wiesen,<br />
Weiden), Grundstücke von Banken,<br />
Stiftungen, Verbänden und mehr als<br />
50% des Grundbesitzes der<br />
Gemeinden enteignet und die<br />
Vermögensverwaltung über die<br />
Sieben-Richter-Waldungen der<br />
Nationsuniversität entzogen.<br />
• Die zugesagten staatlichen Finanzmittel<br />
für die sächsischen Schulen<br />
wurden unregelmäßig gezahlt oder<br />
blieben aus.<br />
• Die Gemeinden wurden zur<br />
Einrichtung und Erhaltung rumänischer<br />
Klassen bei einer Mindestzahl<br />
von Schülern verpflichtet, so dass einige<br />
Gemeinden steuerlich doppelt belastet<br />
wurden.<br />
· All dies führte dazu, dass die Lehrer<br />
unterbesoldet waren, die Kirchensteuern<br />
anstiegen, was sogar zu<br />
Kirchenaustritten und Konversionen<br />
führte oder dazu, dass Eltern ihre<br />
1Mein Dank gilt Karl-Heinz Brenndörfer, der mir die digitalisierte Fassung des <strong>Heldsdörfer</strong><br />
Gemeindeblattes für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat, der anlässlich des Münchner<br />
Seminars zur Dokumentation der siebenbürgisch-sächsischen Schulgeschichte des<br />
Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde im Mai 2011 entstanden ist.<br />
2Vgl. zu allen folgenden Punkten ausführlich: Walter König. Das Schulwesen der<br />
Siebenbürger Sachsen in der Zwischenkriegszeit. In: Scola seminarium rei publicae.<br />
Aufsätze zu Geschichte und Gegenwart des Schulwesens in Siebenbürgen und Rumänien.<br />
Böhlau 2005, S. 90-117. Konrad Gündisch: Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen.<br />
Langen Müller 1998, S. 180 ff. Michael Kroner: Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Verlag<br />
Haus der Heimat Nürnberg 2007. Bd. 2., S. 272-280.