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Entwicklungsdidaktik als Antwort auf die Veränderungen der ...

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„Unser fester Ausgangspunkt ist ... <strong>die</strong> Kin<strong>der</strong>seele <strong>als</strong> ein Inbegriff von Kräften, <strong>die</strong>nach Entwicklung drängen und <strong>der</strong> eigentätigen Entwicklung fähig sind, wenn ihnennur <strong>die</strong> Entwicklungsbedingungen gegeben werden.“ 9Zu schaffen wäre deshalb „<strong>die</strong> neue Schule, in <strong>der</strong> es möglich werden soll, Lehrenund Lernen nach den Entwicklungsbedürfnissen <strong>der</strong> Schüler zu organisieren. Wassich ‚entwickelt’ sind nach Gaudig seelische o<strong>der</strong> natürliche ‚Kräfte’, eineigentümliches ‚Ganzes’, ‚das wir Individuum nennen’. Also kein bloßes Aggregat,son<strong>der</strong>n ein psycho-physisches Gefüge, das aus sich heraus wächst, dabei aberadäquate Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden muss.“ 10Die Pädagogik stellt sich seit jeher <strong>die</strong> Frage, wie Entwicklung „gemacht“ werdenkönne. Zu oft unterliegt sie dem „Machbarkeitswahn“. Der Pädagogik geht es immerum mehr o<strong>der</strong> weniger Einflussnahme von außen.Aus psychologischer Sicht wird Entwicklung manchmal <strong>als</strong> etwas, das geschieht,definiert.Klassische entwicklungspsychologische Definitionen sehen Entwicklung vorwiegend<strong>als</strong> Reifungsgeschehen, das dem Programm <strong>der</strong> vorliegenden Genstruktur folgt. DenEinflüssen <strong>der</strong> Umwelt wird dabei vor allem auslösende Funktion bzw. hemmendeFunktion zuerkannt.Waren <strong>die</strong> Umstände nicht beson<strong>der</strong>s ungünstig, so musste nach <strong>die</strong>ser Auffassungdas genetisch Vorgegebene jeweils zu seiner Zeit eintreten.Es wurden im L<strong>auf</strong>e <strong>der</strong> Geschichte unterschiedliche Entwicklungstheorienbegründet.Die Reifungstheorie, <strong>die</strong> <strong>die</strong> historisch älteste Entwicklungstheorie darstellt, sieht in<strong>der</strong> Reifung den Hauptfaktor menschlicher Entwicklung. Einer <strong>der</strong> Hauptvertreter warJ. J. Rousseau (1712-1778), <strong>der</strong> den Pädagogen riet, das Kind ausschließlich seinenReifungs- und Wachstumskräften zu überlassen, damit es sich optimal entwickle.Die Milieutheorie sieht den Hauptantrieb <strong>der</strong> menschlichen Entwicklung in <strong>der</strong>Beeinflussung des Kindes durch <strong>die</strong> jeweilige Umwelt. Der Mensch entwickelt sichaus <strong>die</strong>ser Sicht durch Erfahrungen und Lernangebote. J. Locke (1632-1704) <strong>als</strong>Hauptvertreter <strong>der</strong> Milieutheorie beschreibt das Neugeborene <strong>als</strong> „tabula rasa“, <strong>auf</strong><strong>der</strong> erst <strong>die</strong> Erfahrungen Spuren hinterlassen. Erst seit dem Beginn des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts wird <strong>die</strong> Notwendigkeit des Zusammenwirkens von Anlagekräften undUmwelteinflüssen, nämlich Erziehung, Lernen, Übung, Prägung, stärker betont.Die Interaktionistische Entwicklungstheorie geht von interaktionistischen Prozessenzwischen Mensch und Umwelt aus. Mensch und Umwelt beeinflussen sichgegenseitig und <strong>die</strong>se Beeinflussung löst immer neue Prozesse aus. Mensch undUmwelt bilden ein Gesamtsystem in dem <strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ung eines Elements <strong>die</strong>Verän<strong>der</strong>ung des an<strong>der</strong>en nach sich zieht. Aus <strong>die</strong>ser Sicht gäbe es keineuniverselle Darstellung von Entwicklung mehr, da sie von den jeweiligenUmweltbedingungen und -verän<strong>der</strong>ungen abhängig ist.Die Konstruktivistischen Sta<strong>die</strong>ntheorien gehen zwar auch davon aus, dass <strong>der</strong>Mensch sich in einer aktiven Wechselbeziehung zu seiner Umwelt befindet undhandelnd <strong>auf</strong> sie einwirkt. In <strong>die</strong>sem Konzept bleibt <strong>die</strong> Umwelt jedoch passiv und <strong>der</strong>Mensch konstruiert sich, seinen Möglichkeiten und Vorerfahrungen entsprechend,seine Umwelt selbst. Für Jean Piaget (1896 – 1980), den Hauptvertreter <strong>die</strong>serTheorie, ist das sich entwickelnde Individuum aktiv und nicht <strong>die</strong> Umwelt. Diese Sichthat bedeutende Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Möglichkeiten pädagogischen Handelns.9Gaudig, Hugo: Die Schule im Dienste <strong>der</strong> werdenden Persönlichkeit. Leipzig 1922 (2.), 2.Band, S. 24610Oelkers, Jürgen: Reformpädagogik. Weinheim und München 1989, S.119.

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