4 1. Januar 2013Ehrenamt hat ein GesichtInterview mit Gottfried ForstmannIn seiner Halbzeitbilanz nachdreijähriger Amtszeit hat BürgermeisterLothar Christ den<strong>Werne</strong>rn gegenüber den Lokalzeitungenein Komplimentgemacht und das bürgerschaftlicheLeben in dieser <strong>Stadt</strong> alsein ungeheures Potenzial eingestuft.Eines dieser Aushängeschilderfür die <strong>Stadt</strong> ist die Freilichtbühne<strong>Werne</strong> von 1959 e.V.,die sich als integrativer Faktornach innen und außen versteht:Generationsübergreifendagiert das Schauspieler-Ensemble - die Darsteller sindzwischen vier und 68 Jahren alt-, und bei den beiden überauserfolgreichen Großdarbietungen(Kloster- und <strong>Stadt</strong>spiel)schaffte es die Freilichtbühne,durch den Schulterschluss mitVereinen, Organisationen undeinzelnen Bürgern, ein Wir-Gefühlzu erzeugen.Dass sehr viel mehr Arbeit alsdie reine Bühnendarstellungoder Präsentation im öffentlichenRaum dahinter steckt,erfuhr <strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong> im Gesprächmit Gottfried Forstmann (60),seit 1981 Vereinsvorsitzender.Von Beruf ist er Lehrer fürDeutsch und Religion, unterrichtetaber auch Darstellenund Gestalten.angegliederten Laienspielscharangesprochen. Ich war 24, wurdeins kalte Wasser geworfen.Meine erste Rolle habe ich alsStatist in dem Stück „Sturm imMaßkrug“ erhalten. Ich saß aufdem Kutschbock; sagen mussteich nichts.<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Welche Stücke spielte mandamals?Gottfried Forstmann:Es waren plattdeutsche Stücke,Lustspiele. Von Haus aussprach ich kein Platt. Schwierigerwies sich dabei auch die Tat-<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Erinnern Sie sich an den erstenKontakt zur Freilichtbühne?Gottfried Forstmann:Sehr genau. Ich habe früherWasserball gespielt und studiertein Münster. Als ich einesAbends mit meinem Schwagerin der Gaststätte von MiaSchulz einkehrte – es war 1977-, wurde ich von Mitgliedernder damals dem HeimatvereinSzene aus dem Stück „Don Camillo und Peppone“ mit Gottfried Forstmannlinks als Don Camillo und Friedhelm Gräve rechts als Peppone.
1. Januar 20135sache, dass der Dialekt regionalunterschiedlich ausgeprägt war.Im Laufe der Jahre wechseltenwir zwischen hoch- und plattdeutschenSchwänken, spieltenzwischen 1987 und 1992 jedesJahr jeweils ein Stück für Erwachseneund eines für Kinder.1993 war die erste Saison mitzwei Stücken für die jüngereGeneration.<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Was war ausschlaggebend fürdie Entscheidung, sich auf Darbietungenfür den Nachwuchszu konzentrieren?Gottfried Forstmann:Die Resonanz wurde schlechter,wir spielten teilweise vor30 oder 50 Zuschauern (DieFreilichtbühne bietet ca. 1100Plätze).<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Im Laufe der Jahre haben Siemehr und mehr Verantwortungübernommen – sind Schauspieler,Regisseur und als VorsitzenderRepräsentant des Vereins.Welche Rolle liegt Ihnen ambesten?Gottfried Forstmann:Alle Rollen sind aus meinerSicht gleichwertig, in allenfühle ich mich wohl. Mit derSchauspielerei allein ist es nichtgetan. Als Regisseur mit MaritaGräve zusammen bearbeitenwir die ausgewählten Stücke,versuchen sie auf die Situationder Bühne und der Mitspielerzu übertragen. In der Regiewerden wir uns in Zukunft mitSabine und Björn Ibrahim abwechseln,die eines der beidenStücke pro Saison inszenierenwerden. Diese beiden Nachwuchskräftehaben Kurse inTheaterpädagogik absolviert.Was die Lokalität betrifft, sohaben wir in den vergangenen30 Jahren einiges ausgebautz.B. die Tribüne, das WC, dasHaus und den Verkaufsbereich.Dies alles will gepflegt werden.Hierbei kann ich mich auf einerprobtes engagiertes Teamverlassen.<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Wieviel Stunden pro Jahr sindSie für die Bühne da?Gottfried Forstmann:1000 Stunden werden wohlnicht reichen. Allein für dieunmittelbaren Vorbereitungenund Nacharbeiten bei denAufführungen sind wir samstagsund sonntags von morgensbis abends in der Freilichtbühne.Dazu kommen u.a.die regelmäßigen Proben, dieFortbildungen z.B. in SachenSprache, Akrobatik, Fechten,Schminken, ferner Reparaturenan der Anlage. Neben denAufführungen organisierenwir den Weihnachtsmarkt am1. Adventswochenende. Auchwenn wir mit Partnern Veranstaltungendurchführen wiebeim Open-Air-Kino oder denRockkonzerten, sind wir sowohlbeim Aufbau wie der Bewirtungbeteiligt.<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Und darüber hinaus…?Gottfried Forstmann:...wollen wir einen Beitragleisten, dass die Vereine in der<strong>Stadt</strong> enger zusammenarbeiten.Das hat beim Klosterspielund im September beim <strong>Stadt</strong>spielhervorragend geklappt,als Mitglieder anderer Vereineund Freiwillige unser Ensembleergänzten und ca. 150Darsteller den Marktplatz mitmittelalterlichem Leben erfüllten.Ein tolles Gefühl war zumAbschluss des <strong>Stadt</strong>spiels dasgemeinsam gesungene Lied„Großer Gott wir loben Dich“.Das muss man selbst erleben!<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Was motiviert Sie, über so vieleJahre ehrenamtlich tätig zusein?Gottfried Forstmann:Der Applaus des Publikums, dieAnerkennung, dass die Bemühungensich gelohnt haben.<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Wie steht es um den Nachwuchsim Verein?Gottfried Forstmann:Unser Verein hat ca. 200 Mitglieder;bei den Spielern gibtes derzeit noch keine Nachwuchsprobleme;allerdings wirdlangjähriges Engagement durchVeränderungen in der Situationder Heranwachsenden verhindert.Bei einem Wegzug von<strong>Werne</strong> gibt es häufig zeitliche,aber auch finanzielle Probleme,die einem Einsatz im Wegestehen. Das ist ein natürlicherVorgang.<strong>BEN</strong>-<strong>ECHO</strong>:Wieviel Rollen haben Sie selbstgespielt?Gottfried Forstmann:Über 500 Mal habe ich aufder Bühne gestanden. Früherschwebte mir eine Traumrollevor: Jesus in der „Passion“zu spielen. Das geht nun nichtmehr. Es wäre aber auch einErlebnis, einmal in der „Passion“mitzuwirken.(lov)