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Oktober 2010 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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4/10<br />

UNI<br />

MAGAZIN<br />

Gute Lehrer<br />

braucht das Land<br />

Studentisches Fußballprojekt:<br />

Kicken mit Kopf<br />

Forschen am Fisch:<br />

Vitamin D für die Gesundheit<br />

Wechsel an der Spitze:<br />

Neuer Rektor im Interview<br />

scientia halensis


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Wir stehen für Sie Kopf !


Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

weltweit wird am 5. <strong>Oktober</strong> der „Internationale<br />

Tag des Lehrers“ gefeiert. Der Lehrerberuf<br />

erhält eine gebührende Würdigung. Das<br />

wird auch die angehenden Lehrer freuen, die<br />

in Sachsen-Anhalt an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

ausgebildet werden. Doch werden sie<br />

gut ausgebildet? In ausreichender Anzahl?<br />

Vorwürfe aus der Landespolitik erreichten die<br />

<strong>Universität</strong> im Frühsommer – Initialzündung<br />

für eine breite Debatte über die Lehrerausbildung,<br />

an der scientia halensis sich gerne beteiligt.<br />

Das neue Lehrerbildungskonzept wird<br />

ebenso thematisiert wie interessante Angebote<br />

für die Studierenden – und vor allem kommen<br />

die Lehrer in spe selbst zu Wort, zum Beispiel<br />

in einem ausführlichen Feature über das<br />

Referendariat. Auch abseits des Titelthemas<br />

hat es ein Lehramtsanwärter ins Heft geschafft.<br />

Er verknüpft Fußball mit Bildungsinhalten im<br />

Projekt „Kicken mit Kopf“.<br />

Nicht fehlen darf diesmal natürlich ein ausführliches<br />

Interview mit Professor Udo Sträter,<br />

dem neuen Rektor der MLU. Er spricht unter<br />

anderem über Konsensbildung, Exzellenz und<br />

schlanke <strong>Universität</strong>en. Fortgesetzt wird die<br />

kleine Weltreise, die Ausgabe 3/<strong>2010</strong> des Unimagazins<br />

geprägt hat. Im Fokus steht Afrika,<br />

wo ein MLU-Doktorand eine neue Unterart<br />

der Sahara-Honigbiene entdeckt hat und Ethnologen<br />

die Konfliktforschung voranbringen.<br />

Jede Menge Lesestoff also, auch für die Erstleser<br />

ist bestimmt etwas dabei. Die Redaktion<br />

Impressum<br />

scientia halensis<br />

Magazin der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> (MLU)<br />

Ausgabe 4/10, 18. Jahrgang<br />

ISSN 0945-9529<br />

erscheint viermal im Jahr sowie im<br />

Internet: www.unimagazin.uni-halle.de<br />

Herausgeber:<br />

Rektor der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong><br />

Redaktion:<br />

Carsten Heckmann (V.i.S.d.P.),<br />

Corinna Bertz, Julia Franke, Christian<br />

Günther, Ute Olbertz, Janine<br />

Pazdyka, Maria Preußmann, Melanie<br />

Zimmermann<br />

heißt die neuen Studierenden herzlich<br />

willkommen! Auch Sie sollen sich im<br />

Magazin wiederfinden – anders als bei<br />

den Professoren wird es der Redaktion<br />

aber nicht gelingen, jeden Neuen einzeln<br />

vorzustellen. Ein paar neue studentische<br />

Gesichter sind immerhin im MLU-Blog<br />

zu finden: www.icu.uni-halle.de.<br />

Noch ein kurzer Hinweis in eigener<br />

Sache: Die familiengerechte Hochschule<br />

MLU gewährt dem Pressesprecher eine<br />

Auszeit für die Kinderbetreuung. In der<br />

nächsten Ausgabe (1/2011) wird daher<br />

an dieser Stelle meine Kollegin Ute Olbertz<br />

ins Heft einführen. Sie übernimmt<br />

für ein halbes Jahr die Leitung der Pressestelle.<br />

Der Journalist Ulf Walther wird<br />

Pressesprecher der <strong>Universität</strong>.<br />

Ihre Kontaktadresse für Fragen, Anregungen<br />

und Kritik bleibt die altbewährte:<br />

magazin@uni-halle.de. Die<br />

Redaktion freut sich auf Ihr Feedback.<br />

Auf Wiederlesen im nächsten Jahr!<br />

Kontakt:<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong><br />

Stabsstelle des Rektors / Pressestelle<br />

<strong>Universität</strong>splatz 9, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 55-21004<br />

Fax: 0345 55-27066<br />

E-Mail: magazin@uni-halle.de<br />

Redaktionsbeirat für diese Ausgabe:<br />

Prof. Dr. Wulf Diepenbrock (Altrektor),<br />

Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg (Altrektor),<br />

Corinna Bertz, Carsten Heckmann,<br />

Prof. Dr. Andrea Jäger,<br />

Prof. Dr. Gerhard Lampe,<br />

Ramona Mitsching (VFF),<br />

Jens Müller, Ute Olbertz,<br />

Katrin Rehschuh,<br />

Dr. Ralf-Torsten Speler<br />

Carsten Heckmann<br />

Leiter der Pressestelle<br />

Grafik-Design:<br />

Barbara Dimanski, Dipl.-Grafik-<br />

Designerin AGD/BBK<br />

Steffen Schenk (Inhaltsverzeichnis)<br />

Anzeigen / Layout / Gesamtherstellung:<br />

Digital Druckservice <strong>Halle</strong> GmbH<br />

Kutschgasse 4<br />

06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 47 88 601<br />

Fax: 0345 47 88 602<br />

E-Mail: info@digitaldruck-halle.de<br />

Mediadaten:<br />

www.pr.uni-halle.de/mediadaten<br />

Druck:<br />

IMPRESS Druckerei Halbritter KG<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Einer der bekanntesten Lehrer der Literaturgeschichte:<br />

Wilhelm Buschs „Lehrer Lämpel“,<br />

Opfer im vierten Streich von Max und Moritz.<br />

Quelle: wikipedia<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben die Meinung der Autoren wieder.<br />

Bei unverlangt eingesandten Texten/<br />

Fotos besteht keine Gewähr für einen<br />

Abdruck. Die Redaktion behält sich<br />

Änderungen eingesandter Texte vor.<br />

Der Nachdruck von Artikeln ist bei<br />

Angabe der Quelle gestattet. Die<br />

Redaktion bittet um ein Belegexemplar.<br />

scientia halensis erscheint mit freundlicher<br />

Unterstützung der Vereinigung der<br />

Freunde und Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> e. V. (VFF)<br />

Titelbild: Maike Glöckner<br />

3<br />

V ORWORT


4<br />

I NHALT<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Webcodes im Heft<br />

Das Unimagazin ist bekanntlich auch im Internet zu finden<br />

unter www.unimagazin.uni-halle.de. Die Redaktion<br />

bietet dort aktuelle Beiträge und ergänzende Informationen<br />

zu Artikeln im Heft. Unter einigen Beiträgen sind<br />

Webcodes genannt. Mit deren Hilfe können Sie direkt<br />

zur entsprechenden Internetseite gelangen. Nutzen Sie<br />

einfach die Internetseite www.uni-halle.de/webcode.<br />

Dort können Sie den entsprechenden Webcode eingeben.<br />

Er beginnt in der Regel mit den Buchstaben SH,<br />

gefolgt von einem Bindestrich und drei Ziffern.<br />

Die Redaktion wünscht Ihnen einen guten Kurz-Trip in<br />

die Web-Welt!<br />

Varia<br />

Meldungen 6<br />

Sprachsalat 7<br />

Kinderbetreuung im Herbst /<br />

Neubauten geplant<br />

Bilderrätsel 7<br />

Magisterarbeit zu Malerschulen:<br />

Italien in <strong>Halle</strong><br />

Ausstellung im <strong>Universität</strong>smuseum<br />

zeigt Reproduktionsgraphiken<br />

7<br />

8<br />

10<br />

Titelthema<br />

Gute Lehrer braucht das Land<br />

Die Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt steht im Fokus einer lebhaften<br />

Debatte, die auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung<br />

geführt wird. Über bestehenden Optimierungsbedarf, aber auch die Pflichten<br />

des Landes, sprechen Prorektor Christoph Weiser und der Direktor des<br />

Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) Thomas Bremer im Interview. Was<br />

das ZLB leistet und wie angehende Lehrer ihre Ausbildung sehen, ist in<br />

weiteren Beiträgen zum Titelthema nachzulesen, unter anderem in einem<br />

Feature über das Referendariat.<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

20<br />

„Kicken mit Kopf“<br />

„Im Interesse des Landes“ 10<br />

Interview zur Lehramtsausbildung mit<br />

Prorektor Christoph Weiser und dem Direktor<br />

des Zentrums für Lehrerbildung<br />

(ZLB) Thomas Bremer<br />

Hintergrund: Kritik und<br />

Klarstellung, Mängel und<br />

Maßnahmen<br />

Fußball ist bei Deutschlands Kindern<br />

wohl der beliebteste Freizeitsport. Eine<br />

studentische Gruppe möchte das Fußballtraining<br />

nutzen, um bei den kleinen<br />

Kickern das Interesse an Bildung<br />

zu wecken. Zwischen Schießen und<br />

Rennen stehen dann auch Lesen und<br />

Rechnen auf dem Trainingsprogramm.<br />

Abbildung: Scott Maxwell / Fotolia<br />

Die Heimat in der<br />

Barfüßerstraße<br />

Zentrum für Lehrerbildung bietet Studierenden<br />

viele Service-Leistungen<br />

Chemiker stärken<br />

Begeisterung von Schülern an<br />

Naturwissenschaften<br />

11<br />

13<br />

14<br />

Schulpraktika im Ausland 14<br />

Medieneinsatz im Unterricht 14<br />

Vor der Klasse und zwischen<br />

den Stühlen<br />

Wie Uni-Absolventen beim Lehren lernen<br />

unter Druck stehen<br />

15<br />

Kolumne von Dr. Zeitgeist 17<br />

Ganz normal – und doch ganz<br />

anders<br />

Zwei Exoten im Kurzportrait<br />

18<br />

Some stories are also available in English on our<br />

international website www.international.uni-halle.de<br />

Please look for the flag!


34<br />

Neuer Rektor im Interview<br />

Studieren, lehren, leben<br />

Nicht nur Fußball im Kopf 20<br />

Studierende initiieren Projekt, bei dem<br />

Sport mit Bildung verknüpft wird<br />

Förderinitiative erleichertert<br />

Berufseinstieg<br />

Eine smarte Karte gegen die<br />

Passwortflut<br />

Schnelle Orientierung leicht<br />

gemacht<br />

„Campus Maps“ – das neue Online-Angebot<br />

der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

22<br />

22<br />

23<br />

Mehr Raum für die Musik 24<br />

Institut für Musik wächst um ein Drittel<br />

Medizin studieren mit<br />

Online-Quiz<br />

E-Learnig-Projekt „HaMeeL“<br />

25<br />

26<br />

Der erste Monat als Rektor liegt bereits hinter Professor Udo<br />

Sträter, die feierliche Investitur findet am 8. <strong>Oktober</strong> statt. Im<br />

großen Interview mit dem Unimagazin spricht Sträter über seine<br />

Philosophie und die Themen, die unter den Nägeln brennen.<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

Forschen und publizieren<br />

Libysche Honigbienen<br />

26<br />

sorgen für Wirbel<br />

MLU-Doktorand entdeckt unbekannte<br />

Unterart und liefert damit Forschungsstoff<br />

Die Subsahara-Connection 28<br />

Ethnologen erforschen Konfliktmanagement<br />

in Afrika<br />

Neue Funktionen eines<br />

29<br />

„alten“ Vitamins<br />

Forschungsprojekt soll Zusammenhang<br />

zwischen Vitamin-D-Status und Gesundheit<br />

des Herz-Kreislauf-Systems klären<br />

(Fach-)Literaturfabrik 30<br />

Meldungen 31<br />

Erster Jubel im Juli 1985 32<br />

25 Jahre In-vitro-Fertilisation in <strong>Halle</strong><br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Libysche Bienen wecken großes Forscher-Interesse<br />

Der MLU-Doktorand Dr. Taher Shaibi hat bei Forschungsarbeiten in der nordafrikanischen<br />

Kufra-Oase eine bisher unbekannte Unterart der Sahara-Honigbiene entdeckt.<br />

Die libyschen Wildbienen sind frei von einem Parasiten, der weltweit eine Großzahl ihrer<br />

Artgenossen befallen hat – und könnten<br />

dadurch ein internationales Forschungsprojekt<br />

voranbringen, das von halleschen<br />

Zoologen koordiniert wird.<br />

Foto: Heinz Waldukat / Fotolia<br />

40<br />

Zähne zeigen<br />

Der zurückgetretene Bundespräsident Horst Köhler<br />

(Foto) war laut Jürgen Setz der Erste, dessen<br />

Zähne auf einem offiziellen Foto als deutsches<br />

Staatsoberhaupt sichtbar wurden. Woher Setz<br />

das weiß? Der Direktor der MLU-Poliklinik für<br />

zahnärztliche Prothetik untersucht in seiner Freizeit<br />

Porträts aller Art aus der Geschichte und der<br />

Gegenwart unter dem Gesichtspunkt, ob Zähne<br />

gezeigt werden oder nicht.<br />

Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,<br />

Bundesbildstelle, Bernd Kühler<br />

Personalia<br />

Neue Dekane im Amt 33<br />

Innovationspreis für Pädagogen 33<br />

„Ich gehe mit jedem Milliardär<br />

essen“<br />

Ausführliches Interview mit<br />

Rektor Udo Sträter<br />

34<br />

Neuberufungen 37<br />

Zeigt her eure Zähne 40<br />

Jürgen Setz hat ein ungewöhnliches<br />

Hobby<br />

20 Fragen an Thomas Knebel 42<br />

Verbales Portrait eines Zeitgenossen<br />

5<br />

I NHALT


6<br />

V ARIA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Bild: „Deutschland – Land der Ideen“<br />

Doppelte Auszeichnung für Institut<br />

für deutsche Sprache und Kultur<br />

Das Institut für deutsche Sprache und Kultur<br />

e. V. in <strong>Wittenberg</strong> wurde am 9. September als<br />

„Ausgewählter Ort <strong>2010</strong>“ geehrt. Unter 2200<br />

Bewerbern konnte sich das An-Institut der<br />

MLU als einer von 365 Preisträgern durchsetzen.<br />

Für das Weiterbildungsprojekt mit europäischen<br />

Deutschlehrern erhielt die Einrichtung<br />

außerdem den Sonderpreis „Gelebte Einheit“.<br />

Der Preis wird von der Initiative „Deutschland<br />

- Land der Ideen“ an Projekte vergeben, die<br />

die positiven Auswirkungen des Zusammenwachsens<br />

von Ost und West beispielhaft verdeutlichen.<br />

„Seit Juni <strong>2010</strong> können Deutschlehrer<br />

aus anderen Ländern bei uns ihr Wissen<br />

über Deutschland und Europa in Fortbildungen<br />

und Exkursionen auffrischen und vertiefen.<br />

Außerhalb der Seminare bekommen die<br />

Teilnehmer die Chance, durch Gespräche mit<br />

<strong>Wittenberg</strong>er Gasteltern individuelle Einblicke<br />

in die Veränderungen der letzten 20 Jahre zu<br />

gewinnen“, erläutert Geschäftsführerin Stefanie<br />

Rieger die Grundidee des ausgezeichneten<br />

Projekts.<br />

Am Tag der Preisverleihung präsentierte sich<br />

das Institut für deutsche Sprache und Kultur<br />

mit einem Tag der offenen Tür und bot Einblick<br />

in die Arbeit mit internationalen Studierenden.<br />

„Wir empfinden die Auszeichnung als<br />

Anerkennung unseres ganz unspektakulären<br />

Bemühens, als Institut unseren Teil zur innerdeutschen<br />

Einheit beizutragen und ihren Wert<br />

für eine weltoffene, tolerante, um Austausch<br />

bemühte Nation zu vermitteln“, sagte Institutsdirektor<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Solms.<br />

Seit 1996 veranstaltet das Institut sprach- und<br />

landeskundliche Kurse sowie Weiterbildungen<br />

auf dem Gebiet Deutsch als Fremdsprache.<br />

Ein Schwerpunkt liegt in der Durchführung<br />

von Study-Abroad-Programmen für amerikanische<br />

und japanische Partneruniversitäten des<br />

Instituts und der MLU. Die Programme richten<br />

sich an internationale Studierende, Graduierte<br />

und Akademiker. Corinna Bertz<br />

<strong>Halle</strong> � Stadt der Wissenschaft 2012?<br />

<strong>Halle</strong> bewirbt sich um den Titel „Stadt der<br />

Wissenschaft 2012“. An der Bewerbung beteiligen<br />

sich die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, die<br />

Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst<br />

und Design, die Franckeschen Stiftungen<br />

sowie die Deutsche Akademie der Naturforscher<br />

Leopoldina. „Mit diesen wissenschaftlichen<br />

Schwergewichten und den Bürgern<br />

bauen wir zurzeit ein Netzwerk für Projekte<br />

und Konzepte auf“, sagt Projektkoordinator<br />

Bernd Seuren. Von Juli bis September konn-<br />

Studierenden-Service-Center eröffnet<br />

Mitten im Sommer, am 12. Juli, war es soweit:<br />

Das neue Studierenden-Service-Center (SSC)<br />

im Löwengebäude wurde feierlich eröffnet.<br />

Ob sie Fragen zum Studium oder zum BAföG,<br />

zum Wohnen oder zur Karriereplanung haben<br />

– im SSC sollen Studieninteressenten und Studierende<br />

alle Antworten bekommen. „Sie dürfen<br />

guten Service in ansprechender Atmosphäre<br />

erwarten“, sagt Kanzler Dr. <strong>Martin</strong> Hecht.<br />

Die zentrale Anlaufstelle entstand durch einen<br />

Umbau des Erdgeschosses im Löwengebäude<br />

(siehe scientia halensis 3/<strong>2010</strong>, S. 21). Frische<br />

Farben, helles Holz und warmes Licht sollen<br />

eine freundliche Beratungsumgebung schaffen.<br />

Im Eingangsbereich wurde eine Infothek<br />

eingerichtet. Einige Fragen kann man dort<br />

Tagung zu Ehren Melanchthons<br />

Die Melanchthon-Büste, die vor der Aula im Löwengebäude<br />

der MLU aufgestellt ist. Gestaltet hat sie<br />

Gerhard Marcks 1930/31. Foto: Zentrale Kustodie<br />

ten Bürger ihre Ideen und Vorschläge online<br />

abgeben oder in einem Bürgerbriefkasten am<br />

Ratshof einwerfen. Bis 20. <strong>Oktober</strong> muss die<br />

Bewerbung der Stadt beim Stifterverband für<br />

die deutsche Wissenschaft eingereicht werden.<br />

Ende November wird dann bereits feststehen,<br />

ob <strong>Halle</strong> zu den drei verbliebenen Kandidaten<br />

für den Titel gehört. Prof. Dr. Reinhard Neubert<br />

koordiniert das Projekt von Seiten der<br />

<strong>Universität</strong>.<br />

Corinna Bertz<br />

gleich klären – und sich ansonsten für einen<br />

Beratungstermin anmelden. Das Immatrikulationsamt<br />

und die Studienberatung hatten<br />

bereits Anfang April ihre Arbeit in neugestalteten<br />

Räumen aufgenommen. Weitere Dienstleister<br />

sind nun hinzugekommen: Mitarbeiter<br />

des Career-Centers und des MLU-Weiterbildungsreferats<br />

sowie Vertreter externer Partner,<br />

namentlich des Studentenwerks <strong>Halle</strong> und der<br />

Agentur für Arbeit. Geöffnet ist das SSC montags<br />

bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr und<br />

freitags von 10 bis 13 Uhr.<br />

Carsten Heckmann<br />

Mehr über das SSC lesen Sie in der kommenden<br />

Ausgabe des Unimagazins.<br />

Zum 450. Todestag Philipp Melanchthons<br />

veranstaltet die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> in Zusammenarbeit mit der<br />

Stiftung LEUCOREA, der Evangelischen Kirche<br />

Deutschlands (EKD) und der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) vom 13. bis<br />

15. <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong> eine Tagung in der Leucorea<br />

zu <strong>Wittenberg</strong>.<br />

Spiritus rector der Konferenz Prof. Dr. Heiner<br />

Lück, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches<br />

Recht und Rechtsgeschichte an der MLU, freut<br />

sich auf die zahlreichen Vorträge namhafter<br />

Kenner des Humanisten aus Deutschland, Europa<br />

und den USA, mit denen man der Person<br />

Melanchthon und seines Schaffens gedenken<br />

wird.<br />

Melanie Zimmermann<br />

Weitere Informationen:<br />

http://lueck.jura.uni-halle.de/termine/ oder:<br />

http://www.leucorea.de/veranstaltungskalender/<br />

index.php?id=2116)


ıBitte einmal gemischten Sprachsalat ⁄„<br />

Diesmal nach recht mangelhafter Rezeptur bereitet<br />

„Der Dativ in den Zeiten der Sparsamkeit“<br />

– das ist kein Buchtitel, könnte aber einer werden:<br />

falls mal jemand alle Fälle (!) zusammenträgt,<br />

in denen dem guten alten dritten Fall Gewalt<br />

angetan wird. Zwar wurde das Phänomen<br />

schon besprochen (scientia halensis 3/08, Seite<br />

34), trotzdem nimmt der Missbrauch überhand.<br />

Was Sprecher und Schreiber – sogar renommierte<br />

Redakteure – tun, ist simpel: Sie<br />

kastrieren den Casus obliquus, indem sie ihn<br />

kurzerhand des oder der beiden letzten Lettern<br />

berauben!<br />

So hieß es in „Lesezeichen“ am 26. Mai 2004<br />

(BR): „Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wird<br />

der Pazifist Thoma zum Patriot.“ Im Teil II<br />

von „Messners Alpen“ sagte am 31. Dezember<br />

2007 (SWR) ein Tourismusmanager über das<br />

Ötz-Tal: „Wenn man am Obelisk steht, dann<br />

hat das ja auch was Meditatives.“<br />

In einem Berlinale-Bericht der Mitteldeutschen<br />

Zeitung am 22. Februar <strong>2010</strong> war zu lesen:<br />

„Es ist erst der dritte türkische Hauptpreis<br />

bei einem internationalen A-Festival, nach<br />

dem Goldenen Bär 1964 …“<br />

Zeichnung:<br />

Oliver Weiss<br />

Neubauten geplant<br />

Etappensieg für die MLU und das Land Sachsen-Anhalt:<br />

Der Wissenschaftsrat befürwortet<br />

in seinen diesjährigen Empfehlungen zur Förderung<br />

von Forschungsbauten an Hochschulen<br />

die Errichtung des „Proteinzentrums <strong>Halle</strong>“.<br />

Der Neubau mit einer Hauptnutzfläche von<br />

rund 5400 m 2 soll bis 2015 auf dem Weinberg<br />

Campus entstehen, in direkter Nachbarschaft<br />

zum Gebäude des Instituts für Biochemie und<br />

Biotechnologie. Über die Förderung des 38-<br />

Millionen-Euro-Projekts entscheidet nun im<br />

<strong>Oktober</strong> die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz<br />

(GWK) von Bund und Ländern. Mit dem<br />

Zentrum könnte es noch mal eine deutliche<br />

Verbesserung der Forschungsbedingungen im<br />

Bereich der Proteinbiochemie geben, die einen<br />

Forschungsschwerpunkt der MLU darstellt.<br />

Weiter fortgeschritten sind indes die Planungen<br />

Schon 2009 wurde das gleiche Tier in einem<br />

Kinderbüchlein einer Hotel-Kette amputiert:<br />

„Eilig laufen die Kinder dem Bär hinterher.“<br />

Und „So findet die große Suche vom kleinen<br />

Bär ein glückliches Ende.“ Bei „Genial daneben“<br />

am 25. Juni <strong>2010</strong> (Sat 1) vermutete<br />

eine Kandidatin, der Begriff „Schuppentafel“<br />

könne „vom Architekt“ verwendet werden.<br />

Eine Schoko-Muffins-Backmischung „für<br />

einen dunklen Rührteig mit Schokoladestücke“<br />

bietet die Firma RUF an; auf Sachsenmilch-<br />

Tetrapaks steht unter der Zeichnung einer<br />

Dreijährigen: „Ich und meine Schwester. [...]<br />

Ihr erkennt sie an dem großen Herz.“ Am 3.<br />

August zeigte der Pfarrer von St. Pauli im<br />

ZDF-Morgenmagazin ein Tattoo der Symbole<br />

Glaube, Liebe und Hoffnung „mit diesem<br />

wunderschönen roten Herz.“ Über virtuelle<br />

Welten las man in chrismon 08/<strong>2010</strong>: „Fällt<br />

Cybermobbing mit Prügel zusammen: fatal für<br />

eine Persönlichkeit.“<br />

Das Ganze ist wie ein Flexionskrimi, der heißt:<br />

„Warten auf den nächsten Duden“ – indes hat<br />

die aktuelle 25. Auflage diesen Nörgeltext<br />

noch nicht ad absurdum geführt! Der Fairness<br />

halber sei aber erwähnt, dass es bereits<br />

von Jahrhunderten Sprachsparmaßnahmen<br />

gab: Eines der ältesten Gasthäuser in <strong>Halle</strong><br />

heißt seit 1534 „Zum Mohr“.<br />

Doch das Ärgernis hat durchaus auch eine<br />

positive Seite. Es müsste sich bloß einer<br />

die Mühe machen auszurechnen, wie viel<br />

Druckerschwärze – also bares Geld<br />

– man mittels kupierter Dative<br />

einsparen kann: pro<br />

Zeitung, pro Tag, pro<br />

Woche oder Monat, pro<br />

Jahr … ja pro Leben!<br />

Margarete Wein<br />

für das Internationale Begegnungszentrum,<br />

das die MLU zusammen mit der Deutschen<br />

Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale<br />

Akademie der Wissenschaften – plant.<br />

„Baubeginn wird Anfang 2011 sein“, sagt<br />

Kanzler Dr. <strong>Martin</strong> Hecht. 2012 soll das Haus<br />

auf dem Areal hinter dem Verwaltungsgebäude<br />

der <strong>Universität</strong>sbibliothek in der Emil-Abderhalden-Straße<br />

stehen. 3,4 Millionen Euro wird<br />

es kosten. Das Land Sachsen-Anhalt zahlt<br />

den größten Teil, zudem hat die Leopoldina<br />

800.000 Euro bei der Alfried Krupp v. Bohlen<br />

und Halbach-Stiftung eingeworben. Gedacht<br />

ist das Begegnungszentrum für internationale<br />

Gastwissenschaftler, die in <strong>Halle</strong> lehren und<br />

forschen. „Vielversprechend sind insbesondere<br />

die Kooperationsprojekte mit der Leopoldina“,<br />

so Kanzler Hecht. Carsten Heckmann<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Bilderrätsel<br />

Was zeigt dieses Bild?<br />

Wie in den letzten Heften ist des Rätsels<br />

Lösung wieder in diesem Unimagazin<br />

versteckt.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen und Glück<br />

beim Betrachten der Bilder! Wer der Redaktion<br />

als erste(r) per Telefon, E-Mail,<br />

Fax oder (Haus-) Post die richtige Lösung<br />

übermittelt, auf die oder den wartet ein<br />

Gutschein im Wert von 15 Euro, einzulösen<br />

im Uni-Shop im Marktschlösschen.<br />

Das Rätselfoto in der scientia halensis<br />

3/10, Seite 8, zeigte einen Ausschnitt<br />

der Wandtafel hinter Marian Kogler auf<br />

Seite 42. Heike Nowak fand das Bild<br />

am schnellsten. Sie ist Sekretärin am<br />

Institut für Psychologie und beteiligt<br />

sich regelmäßig am Bilderrätsel. Den<br />

versprochenen Gutschein für den nächsten<br />

Einkauf im Uni-Shop hat sie bereits<br />

erhalten. Sie wird ihn wahrscheinlich für<br />

ihre Tochter, die an der MLU studiert,<br />

einsetzen.<br />

Kinderbetreuung in Herbstferien<br />

In den kommenden Herbstferien können Kinder<br />

von Studierenden und Beschäftigten erneut<br />

an einer einwöchigen Ferienfreizeit teilnehmen.<br />

Vom 18. bis zum 22. <strong>Oktober</strong> werden die<br />

Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren<br />

vormittags am Puppentheater <strong>Halle</strong> einen<br />

Workshop besuchen.<br />

An den Nachmittagen sind unter anderem<br />

Ausflüge in die Heide und zum Planetarium<br />

geplant. Die Kinder werden von 8 bis 16 Uhr<br />

von Mitarbeitern des audit-Projekts „familiengerechte<br />

hochschule“ und des Theaters betreut.<br />

Anmeldungen sind noch bis zum 8. <strong>Oktober</strong><br />

auf der Seite www.uni-halle.de/familiengerecht<br />

möglich. Das Angebot wird in Kooperation<br />

mit der Theater, Oper und Orchester GmbH<br />

<strong>Halle</strong> organisiert.<br />

Corinna Bertz<br />

7<br />

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8<br />

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SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Magisterarbeit zu Malerschulen: Italien in <strong>Halle</strong><br />

Ausstellung im <strong>Universität</strong>smuseum zeigt Reproduktionsgraphiken<br />

R ALF-TORSTEN SPELER<br />

Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Zentralen Kustodie und dem Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas<br />

wird erneut eine studentische Abschlussarbeit der Öffentlichkeit vorgestellt. Claudia Steinicke hat sich in ihrer Magisterarbeit mit Reproduktions-<br />

und Originalgraphiken des 16. bis 19. Jahrhunderts nach italienischen Malerschulen beschäftigt.<br />

Venus von Urbino, Unbekannter italienischer Maler nach Tizian, Öl auf Leinwand, um 1770<br />

Foto: Kulturstiftung DessauWörlitz, Heinz Fräßdorf<br />

Venus von Urbino, Robert Strange nach Tizian, Kupferstich, 1768<br />

Foto: Zentrale Kustodie<br />

Das Kupferstichkabinett als künstlerischkunsthistorische<br />

Lehrmittelsammlung, 1820<br />

durch den halleschen Professor für Theorie<br />

und Ausübung der Mal- und Zeichenkunst<br />

Adam Immanuel Weise (1775–1850) gegründet,<br />

wurde dem damaligen Lehrauftrag entsprechend<br />

nach europäischen Malerschulen<br />

geordnet. Deshalb besteht die Kunstsammlung<br />

zum größten Teil aus Reproduktionsgraphiken<br />

der Malerei der Weltkunst. Diese sind<br />

nicht nach dem Kupferstecher, sondern nach<br />

dem Künstler der Vorlage, dem sogenannten<br />

Inventor, geordnet gewesen.<br />

Besonders unter den ersten drei Inspektoren<br />

des Kupferstichkabinetts wurde der Hauptteil<br />

der graphischen Blätter nach italienischen<br />

Malerschulen angeschafft. Der zweite Inspektor<br />

des Kabinetts und langjährige Mitdirektor<br />

der Antiken- und Münzsammlung der <strong>Universität</strong>,<br />

Hermann Ulrici, beschäftigte sich in<br />

seiner Amtszeit zwischen 1850 und 1884 mit<br />

den großen Meistern der italienischen Malerei,<br />

wie Leonardo da Vinci, Michelangelo,<br />

Tizian und Raffael. Seine kunsthistorischen<br />

Vorlesungen, Vorträge und Abhandlungen<br />

sind in einem 291 Seiten starken Sammelband<br />

von 1876 unter dem Titel „Abhandlungen zur<br />

Kunstgeschichte aus angewandter Ästhetik“<br />

nachzulesen.<br />

Sein Nachfolger Gustav Droysen, Professor<br />

für Geschichte und Mitinitiator des Museumsneubaus<br />

für das Kupferstichkabinett und<br />

die Archäologische Sammlung (heute Robertinum),<br />

gab ab Sommersemester 1885 zehn<br />

Studienjahre lang kunsthistorische Vorlesungen,<br />

vor allem zur Geschichte der italienischen<br />

Kunst des 12. bis 16. Jahrhunderts<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Kupferstichsammlung.<br />

In diesem wissenschaftlichen<br />

Zusammenhang bemerkt Droysen in<br />

einem Memorandum an den <strong>Universität</strong>skurator<br />

Wilhelm Schrader vom 24. Juli 1884: „Die<br />

Sammlung, die eine gute Anzahl werthvoller<br />

Blätter von Stechern und peintre-graveurs<br />

enthält …“ ist durch das Fehlen eines Katalogs<br />

erschwert zu benutzen. „Systematisch<br />

ist nicht für einen Künstler gesammelt. Nicht<br />

einmal für Raffael. Für Michelangelo ist das<br />

Material ganz unzureichend“.<br />

Er fordert weiter, diese durch „jene billigen<br />

italienischen Fotografien“ oder durch Reproduktionen<br />

zu ergänzen. Erst unter Wilhelm<br />

Waetzoldt und Paul Frankl wurde die Kupferstichsammlung<br />

zwischen 1916 und 1921 wis-


senschaftlich katalogisiert und inventarisiert.<br />

Diese Ordnung und der Katalog sind nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.<br />

Ausgestellt wird nun eine Auswahl aus der<br />

digitalen Erfassung des italienischen Sammlungsbestandes<br />

aus der computergestützten<br />

Generalinventur. Die Ausstellung zeigt nach<br />

dem historischen Sammlungsprinzip Werke<br />

der Florentinischen, Venezianischen, Bolognesischen,<br />

Römischen, Lombardischen,<br />

Genuesischen und Neapolitanischen Malerschulen.<br />

Es wird erstmalig ein Überblick über<br />

die italienische Malerei anhand der an der<br />

<strong>Universität</strong> gesammelten Reproduktionsgraphiken<br />

gezeigt.<br />

Zum künstlerischen Vergleich werden an ausgesuchten<br />

Beispielen Originalgemälde meis-<br />

Ausstellung: ıItalien in <strong>Halle</strong>„<br />

Zentrale Kustodie - Museum universitatis<br />

Löwengebäude, <strong>Universität</strong>splatz 11,<br />

10. Dezember bis 11. Februar 2011, Eröffnung: 9. Dezember, 18 Uhr<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr<br />

(montags, samstags und an Feiertagen geschlossen)<br />

Führung:<br />

Sonntag, 19. Dezember, 15 Uhr<br />

■<br />

tens in Form von Farbfotographien herangezogen.<br />

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist ein<br />

Gemälde der Kulturstiftung DessauWörlitz.<br />

Diese Kopie des 18. Jahrhunderts von Tizians<br />

„Ruhender Venus“ brachte der Dessauer<br />

Fürst Leopold Friedrich Franz von seiner<br />

berühmten Bildungsreise aus Italien 1766 als<br />

Erinnerung mit.<br />

Das Kupferstichkabinett besitzt von Tizians<br />

Gemälde einen Reproduktionsstich des<br />

englischen Kupferstechers Robert Strange,<br />

der das Original vor Ort 1764 gezeichnet und<br />

1768 in London gestochen hat. Friedrich Wilhelm<br />

von Erdmannsdorff, der Reisedirektor<br />

des Fürsten, erwähnt in seinem Italientagebuch<br />

diesen bedeutenden Graphiker. ■<br />

®<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Dr. Ralf-Torsten Speler<br />

Große Steinstraße 10 · 06108 <strong>Halle</strong><br />

Telefon (03 45) 2029241<br />

Steinweg 27 · 06110 <strong>Halle</strong><br />

Telefon (03 45) 5126560<br />

www.trothe.de<br />

Rathenauplatz 12 · 06114 <strong>Halle</strong><br />

Telefon (0345) 5238000<br />

www.trothe-sehzentrum.de<br />

Der Kustos plaudert<br />

Die meisten kennen ihn, und wer ihn kennt,<br />

der weiß es: Kaum einer kann erzählen wie der<br />

Kustos der MLU Dr. Ralf-Torsten Speler. Seit<br />

etwa drei Jahrzehnten ist der stets Querbinder<br />

tragende Kunsthistoriker an der halleschen<br />

Alma mater in verschiedenen Ämtern tätig und<br />

hat nicht nur ein fundamentales Wissen über<br />

die Geschichte unserer <strong>Universität</strong> angehäuft,<br />

sondern auch so einiges miterlebt – von den<br />

Kuriositäten der ersten freien Investitur 1990<br />

bis hin zur kaiserzeitlichen Granate im Löwengebäude.<br />

Ab <strong>Oktober</strong> teilt er seine Anekdoten<br />

mit uns im „Plauderkasten“.<br />

Melanie Zimmermann<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Zum Plauderkasten: SH-937<br />

Zentrale Kustodie<br />

Telefon: 0345 55 21732<br />

E-Mail: r-t.speler@kustodie.uni-halle.de<br />

Internet: www.kustodie.uni-halle.de<br />

sehen erleben<br />

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T ITELTHEMA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

ıIm Interesse des Landes„<br />

Lehramtsausbildung im Fokus / Interview mit Christoph Weiser und Thomas Bremer<br />

U TE OLBERTZ<br />

Das Thema Lehrerbildung ging im Sommer durch die Presse. Kultusstaatssekretär Winfried Willems hatte auf einer Tagung des Zentrums für<br />

Lehrerbildung (ZLB) Kritik an der Lehramtsausbildung in <strong>Halle</strong> geübt – und damit eine Debatte um das Lehramtsstudium entfacht (siehe Kasten).<br />

Willems sprach vom „Egoismus der Fachwissenschaften“ und zu wenig Praxisorientierung. Weitere Politiker kritisierten, die Ausbildung gehe am<br />

Bedarf vorbei. Im Vorfeld der Verhandlungen über die Lehrerzielvereinbarungen zwischen Land und <strong>Universität</strong> sprach scientia halensis mit dem<br />

Prorektor für Studium und Lehre Prof. Dr. Christoph Weiser und dem Geschäftsführenden ZLB-Direktor Prof. Dr. Thomas Bremer.<br />

Die Äußerungen des Staatssekretärs nahm die<br />

<strong>Universität</strong> nicht unwidersprochen hin ⁄<br />

Weiser: Ja, es gab dazu einen offenen Brief<br />

des Rektors an die Kultusministerin Birgitta<br />

Wolff, in dem klar dargestellt wird, dass die<br />

hallesche <strong>Universität</strong> gerade bei der Praxisorientierung<br />

in der Lehrerbildung bundesweit<br />

zu den führenden Hochschulen zählt und dass<br />

insbesondere die modularisierten Studienangebote<br />

breite Anerkennung erfahren. Anders<br />

verhält es sich jedoch mit der Kritik, die Uni<br />

werde bei der Ausbildung neuer Pädagogen<br />

dem Bedarf nicht gerecht, der wir uns stellen<br />

müssen.<br />

Wie kommt es, dass sich die Lehrerausbildung<br />

in <strong>Halle</strong> bisher nicht am Bedarf orientiert?<br />

Weiser: Es ist richtig, dass sich derzeit viel<br />

mehr Studieninteressenten für das Lehramt an<br />

Gymnasien einschreiben als für die anderen<br />

Schultypen. Somit entsteht ein Ungleichgewicht,<br />

denn in den nächsten Jahren werden in<br />

Sachsen-Anhalt vor allem Sekundar-, Grund-<br />

und Förderschullehrer dringend gebraucht. Die<br />

bisherigen und noch laufenden Zielvereinbarungen<br />

sind allerdings nicht nach Schultypen<br />

ausdifferenziert. Das Land hat auch bisher<br />

bei der Uni keine Bedarfe in den einzelnen<br />

Schulformen angemeldet. Aber es hängt auch<br />

weniger an der Ausbildung, das Image von<br />

Sekundarschulen müsste verbessert werden.<br />

Letztlich können die jungen Leute nicht in ein<br />

Studium gezwungen werden, das nicht ihrem<br />

Wunsch entspricht.<br />

Bremer: Man muss den Vorwurf an zwei Stellen<br />

an das Land zurückgeben: Erstens hat es<br />

nie einen – vor allem auch fächerspezifischen<br />

– Bedarf angemeldet, wie wir das seit vielen<br />

Jahren gefordert haben, und zweitens hat es<br />

über Jahre hinweg nur sehr wenige Lehrer<br />

eingestellt. Da ist es natürlich, dass sich Studierende<br />

eher den Bedarf von Baden-Württemberg<br />

und Niedersachsen ansehen, wenn sie<br />

wissen, dass sie in Sachen-Anhalt kaum Chancen<br />

auf Einstellung haben. Das Land hat nicht<br />

rechtzeitig von „Lehrer-Export“ auf Eigenbedarf<br />

umgestellt, das rächt sich jetzt. Insofern<br />

bin ich froh, dass sich das ändern soll.<br />

Prof. Dr. Christoph Weiser Prof. Dr. Thomas Bremer. Fotos: Ute Olbertz<br />

Das Zentrum für Lehrerbildung und das<br />

Prorektorat haben mit Blick auf die<br />

anstehenden Zielvereinbarungen ein<br />

Lehrerbildungskonzept für die MLU entwickelt,<br />

das der Akademische Senat im Herbst<br />

erörtern wird. Welche Gesichtspunkte spielten<br />

bei der Erarbeitung eine Rolle?<br />

Weiser: Ausgehend von einer Analyse der<br />

aktuellen Situation soll die Ausbildung so<br />

aufgestellt werden, dass sie eine hohe Qualität<br />

genießt und die Zielvereinbarungen zur<br />

Lehramtsausbildung entlang der Bedarfe des<br />

Landes ausgerichtet sind. Vor allem brauchen<br />

wir jetzt Ruhe, um den Konzeptentwurf<br />

innerhalb der Uni diskutieren zu können und<br />

zu einem reifen Beschluss zu gelangen. Sieben<br />

der neun Fakultäten sind in die Ausbildung<br />

verschiedenster Fächer der vier Schulformen<br />

involviert, die Debatte soll entsprechend breit<br />

geführt werden. Denn es geht auch um mögliche<br />

Einschränkungen und Vorgaben bei künftigen<br />

Fächerkombinationen.<br />

Bremer: Das Konzept zielt darauf, klar zu machen,<br />

was an der <strong>Universität</strong> geschehen muss,<br />

um mit begrenzten Ressourcen eine profilierte<br />

Lehrer-Ausbildung – gerade im Interesse des<br />

Landes – zu erreichen. Das kann das Land aber<br />

nicht aus der Pflicht entlassen. Die politischen<br />

Debatten leiden immer darunter, dass der<br />

Faktor Zeit nicht hinreichend ernst genommen<br />

wird. Wer heute ein Lehramtsstudium aufnimmt,<br />

wird erst in vier bis fünf Jahren sein<br />

<strong>Universität</strong>sexamen machen und anschließend<br />

noch zwei Jahre Referendariat absolvieren –<br />

für das übrigens ausschließlich das Land, nicht<br />

die <strong>Universität</strong> verantwortlich ist – bis er nach<br />

dem Zweiten Staatsexamen eingestellt werden<br />

kann. Er wird also frühestens in sechs oder<br />

sieben Jahren als richtiger Lehrer zur Verfügung<br />

stehen. Deswegen ist es so wichtig, dass<br />

das Land rechtzeitig Bedarfsdaten bereitstellt.<br />

Es gibt schon seit längerem personelle<br />

Engpässe?<br />

Weiser: In den laufenden Zielvereinbarungen<br />

ist vereinbart, dass die MLU 500 bis 550<br />

Erstsemesterplätze bereitstellt, diese Zahlen<br />

wurden bisher – trotz personeller Engpässe<br />

– erfüllt. Ein kapazitärer Aufwuchs müsste<br />

entsprechend neu vorgegebener Kapazitäten<br />

finanziert werden.<br />

Bremer: In der ganzen <strong>Universität</strong> gibt es<br />

personelle Engpässe, also zwangsläufig auch


Kritik und Klarstellung, Mängel und Maßnahmen<br />

Ein Blick in die Zukunft der Schulen des<br />

Landes gibt gleich dreifach Grund zur Sorge:<br />

Im Schuljahr 2014/15 werden in Sachsen-Anhalt<br />

rund 8000 Schüler mehr unterrichtet als<br />

heute, hunderte von Lehrkräften stehen kurz<br />

vor der Pensionierung, und für die rund 3000<br />

bis 4000 jungen Lehrerinnen und Lehrer, die<br />

in den nächsten zehn Jahren im Schuldienst<br />

gebraucht werden, stehen nicht genug Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung.<br />

Der drohende Lehrermangel lässt sich jedoch<br />

nicht allein auf die demographische Entwicklung<br />

zurückführen. Rund 1000 Lehramts-Studienplätze<br />

standen in Sachsen-Anhalt jährlich<br />

für Erstsemester zur Verfügung. In einer<br />

„Gemeinsamen Ergänzungsvereinbarung über<br />

die universitäre Lehrerausbildung“ beschlossen<br />

das Kultusministerium und die <strong>Universität</strong>en<br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> und Magdeburg 2005,<br />

die Lehrerausbildung für allgemein bildende<br />

Schulen auf die MLU zu konzentrieren. Dabei<br />

wurde die Zahl der Lehramtsstudierenden<br />

drastisch reduziert.<br />

Auf den jetzt drohenden Lehrermangel<br />

reagierte die Landesregierung im Septem-<br />

in einigen Bereichen der Lehrerbildung. Unser<br />

Memorandum benennt auch Schwachstellen,<br />

an denen etwas getan werden muss, um den<br />

Standard zu halten. Dass sich derzeit die Landtagsparteien<br />

einig sind, zusätzliches Geld für<br />

die Lehrerbildung bereit zu stellen, ist daher<br />

sehr zu begrüßen.<br />

Wenn <strong>Universität</strong> und Landesregierung die<br />

Zielvereinbarungen aushandeln, was liegt<br />

Ihnen dabei besonders am Herzen?<br />

Weiser: Es geht darum, dass die Bedarfsstruktur<br />

vom Land eingebracht werden muss.<br />

Sie sollte so flexibel gestaltet werden, dass<br />

die Bedarfe dann auch ausgestattet werden<br />

ber 2009 mit einem Konzept zur Sicherung<br />

des Lehrkräftenachwuchses. In einem ersten<br />

Schritt wurde die Zahl der Neueinstellungen<br />

im Vorbereitungsdienst der Lehramtsanwärter<br />

von 170 auf 310 erhöht und eine Verkürzung<br />

des Dienstes auf 18 Monate beschlossen.<br />

Weitere Maßnahmen waren Thema der Tagung<br />

„Lehrerbildung – die Zukunft gestalten“,<br />

die am 11. Juni an der MLU stattfand.<br />

Vor Bildungsexperten, Lehrern und Studierenden<br />

griff Kultusstaatssekretär Winfried<br />

Willems in seinem Vortrag die Ausbildungspraxis<br />

an der halleschen Hochschule an: „Der<br />

Übergang zu Bachelor und Master hat die<br />

inhaltlichen Probleme des Lehramtsstudiums<br />

noch nicht gelöst – die pädagogische Ausbildung<br />

kommt nach wie vor zu kurz“, kritisierte<br />

er. „Es werden außerdem zu viele Gymnasiallehrer<br />

und zu wenig Grundschullehrer ausgebildet“,<br />

sagte der ehemalige Lehrer, dessen<br />

Kritik im Parlament parteiübergreifend auf<br />

Zustimmung traf.<br />

Willems forderte eine stärkere Lenkung der<br />

Lehrerausbildung durch das Zentrum für Lehrerbildung<br />

(ZLB) und kündigte umfangreiche<br />

können. Die Kapazität wiederum wird durch<br />

vorhandenes Personal bestimmt. Es bedarf<br />

also einer klaren und finanziell ausreichend<br />

untermauerten Zielvereinbarung. Es sind dabei<br />

auch Übereinkünfte zu indikatorengesteuerten<br />

Leistungsanreizen denkbar, die Zweckbindungen<br />

von Teilen des Budgets vorsehen.<br />

Bremer: Ich kann das, was Herr Weiser sagt,<br />

nur unterstreichen. Zwei Punkte möchte ich<br />

noch hinzufügen: Die Lehramtsstudierenden<br />

bilden einen wichtigen Anteil unserer Gesamtstudierenden.<br />

Das muss der <strong>Universität</strong> klar<br />

sein. Und dem Land muss klar werden, dass es<br />

sich bei Lehrern in einer Wettbewerbssituation<br />

mit anderen Bundesländern befindet. Beide<br />

Zielvereinbarungen<br />

Bis zum Jahresende handeln Kultusministerium<br />

und Hochschulen<br />

neue Zielvereinbarungen aus. In den<br />

Verträgen legen beide Partner für<br />

den Zeitraum 2011 bis 2013 Entwicklungspläne<br />

fest, durch die Angebote<br />

und Schwerpunkte der Hochschulen<br />

koordiniert werden. Die Zielvereinbarungen<br />

sollen den Hochschulen<br />

finanzielle Planungssicherheit bieten<br />

und sie zugleich in ihrer Autonomie<br />

stärken. Eine Rahmenbedingung: Fünf<br />

Prozent der Mittel für die Hochschulen<br />

werden vom Land zukünftig in einem<br />

leistungsorientierten Wettbewerb<br />

vergeben.<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Änderungen an, um einem Personalmangel<br />

entgegenzuwirken. In den bevorstehenden<br />

Zielvereinbarungen zwischen Land und<br />

Hochschule sollen unter anderem Vorgaben<br />

zu den Studienkapazitäten, Schultypen und<br />

Fächerkombinationen formuliert werden.<br />

Alt-Rektor Wulf Diepenbrock reagierte mit<br />

einem offenen Brief auf die Kritik. Er betonte<br />

darin, dass die MLU nach den aktuellen Zielvereinbarungen<br />

des Landes ausbilde. „Es geht<br />

nun darum, die vorhandenen Strukturen so<br />

zu optimieren, dass wir dem Bedarf gerecht<br />

werden“, erklärte Diepenbrock. „Eine erhöhte<br />

Erstsemesterzahl ist mit den derzeitigen Kapazitäten<br />

nicht zu schaffen, sie muss entsprechend<br />

finanziert werden“, forderte er.<br />

Die notwendigen Mittel wurden der <strong>Universität</strong><br />

inzwischen zugesagt: 1,8 Millionen Euro<br />

will das Land aus Mitteln des Hochschulpakts<br />

zur Verfügung stellen. Im Gegenzug fordert<br />

Kultusministerin Birgitta Wolff Resultate.<br />

„Wir müssen Wege finden, wie die <strong>Universität</strong><br />

künftig den Bedarf an Lehrkräften decken<br />

kann“, sagte sie auf einer Pressekonferenz im<br />

August. Corinna Bertz<br />

müssen etwas dafür tun, die Studierenden gut<br />

auszubilden und dann auch im Land zu halten.<br />

Eine Besonderheit in <strong>Halle</strong> ist die modularisierte<br />

Struktur des Lehramtsstudiums. Was<br />

ist darunter zu verstehen?<br />

Bremer: Die Veranstaltungen, die ein Student<br />

absolvieren muss, sind durch Module<br />

bestimmt, die sich aber nicht an den Grenzen<br />

von Bachelor und Master orientieren, sondern<br />

aus beiden Bereichen stammen können und<br />

auch mit einem übergreifenden Abschluss,<br />

dem Staatsexamen, abschließen. Damit werden<br />

einerseits Ressourcen gespart, Lehramtsstudierende<br />

befinden sich aber zugleich in ständigem<br />

11<br />

T ITELTHEMA


12<br />

T ITELTHEMA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

Kontakt mit den anderen Fachstudierenden,<br />

studieren also auf demselben wissenschaftlichen<br />

Niveau. Die Kunst besteht darin, festzulegen,<br />

welche Veranstaltungen Lehramtsstudierende,<br />

im Vergleich etwa zu Mastern,<br />

nicht belegen müssen, um ihnen Platz für ihre<br />

pädagogisch-psychologischen Studienanteile<br />

frei zu räumen. Im Großen und Ganzen ist das<br />

in <strong>Halle</strong> aber ausgesprochen gut gelungen.<br />

Welche Vorteile bietet das?<br />

Weiser: Die Studienangebote finden breite<br />

Anerkennung und locken immer mehr Studierende<br />

aus anderen Bundesländern an. Eine<br />

Akkreditierung ist nicht notwendig, dadurch<br />

können Verwaltungsaufwand und Kosten gespart<br />

werden. Derzeit läuft aber die Evaluation<br />

der modularisierten Lehramtsstudiengänge, die<br />

in Kürze abgeschlossen sein soll.<br />

Einerseits wird Lehrermangel beklagt<br />

� andererseits sind im Land offensichtlich<br />

nicht genügend Möglichkeiten für die<br />

Referendariate vorhanden. Und das betrifft<br />

nicht nur Gymnasiallehrer.<br />

Ist das nicht paradox, wenn es nach dieser<br />

Politikdebatte nicht für alle ausgebildeten<br />

Lehrer eine Zukunft im Schuldienst innerhalb<br />

des Landes gibt?<br />

Bremer: Natürlich. Nach dem Examen an der<br />

<strong>Universität</strong> ist allein das Land für die sogenannte<br />

zweite Phase der Lehrerausbildung<br />

verantwortlich, die mit dem Zweiten Staatsexamen<br />

abschließt. Das Land muss etwas tun,<br />

um die Lehrer, die die <strong>Universität</strong> ausbildet,<br />

auch im Land zu halten. Das hat es bisher in<br />

nur sehr geringem Umfang getan. ■<br />

Prof. Dr. Christoph Weiser<br />

Prorektorat für Studium und Lehre<br />

Telefon: 0345 55-21490<br />

E-Mail: christoph.weiser@rektorat.uni-halle.de<br />

Prof. Dr. Thomas Bremer<br />

Zentrum für Lehrerbildung<br />

Telefon: 0345 55-23530<br />

E-Mail: thomas.bremer@romanistik.uni-halle.de


Die Heimat in der Barfüßerstraße<br />

Zentrum für Lehrerbildung bietet Studierenden<br />

viele Service-Leistungen<br />

U TE OLBERTZ<br />

Der Weg jedes Lehramtsstudierenden an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> führt im Laufe des Studiums<br />

irgendwann zum Zentrum für Lehrerbildung (ZLB). Ob es eine Beratung in der Anfangsphase,<br />

die Vermittlung eines Praktikums oder schließlich die Formalitäten mit dem Prüfungsamt<br />

sind, die es zu erledigen gibt – früher oder später sucht jede angehende Lehrerin oder jeder<br />

künftige Lehrer das Büro des ZLB in der Barfüßerstraße auf.<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 2006 – damals<br />

ging es um die Umstellung auf modularisierte<br />

Studienangebote – hat sich das Zentrum immer<br />

mehr als „Ort der Lehrerbildung“ an der<br />

<strong>Universität</strong> etabliert. Es wird sehr gut genutzt<br />

und ist nicht mehr wegzudenken aus dem<br />

universitären Leben. „Das wichtigste Anliegen<br />

des Zentrums ist nicht nur, die Lehramtsstudiengänge<br />

zwischen den verschiedenen Instituten<br />

zu koordinieren“, sagt Dr. Marie-Theres<br />

Müller, Geschäftsführerin des ZLB, „es sieht<br />

sich auch als Heimat und Anlaufstelle für die<br />

Lehramtsstudierenden.“<br />

Der Service des Zentrums umfasst Leistungen<br />

angefangen vom notwendigen Stempel über<br />

die Kurzinfo, die Vermittlung und Koordinierung<br />

von Praktika, Rat und Hilfe bei Problemen<br />

bis hin zum ausführlichen Beratungsgespräch<br />

vor Beginn des Lehrerstudiums, das<br />

besonders im Frühjahr nach dem Hochschulinformationstag<br />

(HIT) von Eltern und Schülern<br />

gemeinsam gewünscht und genutzt wird,<br />

beschreibt Marie-Theres Müller die anfallenden<br />

Tätigkeiten im ZLB. Entsprechend gibt<br />

es Sprechzeiten, die neuerdings in den Phasen<br />

des Hauptandrangs erweitert werden, unter an-<br />

derem im September, wenn die Erstellung der<br />

BAföG-Bescheinigungen ansteht.<br />

Als zentrale Einrichtung der <strong>Universität</strong> ist das<br />

Zentrum direkt dem Rektorat unterstellt. Außer<br />

der Geschäftsstelle gehören das Prüfungsamt<br />

für Lehrämter und das Praktikumsamt dazu.<br />

Seine Aufgaben erfüllt das ZLB unter einem<br />

Direktorium. Außerdem gibt es noch die<br />

Arbeitskreise für Grundschulen, Förderschulen<br />

sowie Sekundarschulen und Gymnasien<br />

sowie die Mitgliederversammlung, die einmal<br />

jährlich und nach Bedarf zusammentritt. Bei<br />

den Zusammenkünften geht es vor allem auch<br />

um die konzeptionelle Weiterentwicklung des<br />

Lehramtsstudiums nach aktuellen Anforderungen.<br />

Vertreter der Fachwissenschaft, der<br />

Fachdidaktik, der Pädagogik und der Pädagogischen<br />

Psychologie diskutieren gemeinsam<br />

die inhaltliche Gestaltung der Qualitätsstandards<br />

für Studienfächer und nehmen dabei<br />

neben dem Berufsfeld der Fächer auch den<br />

Schulbezug in den Blick. „Erstmals haben wir<br />

Mitte Juni eine öffentliche Tagung zur Zukunft<br />

der Lehrerbildung organisiert, die auf große<br />

Resonanz stieß“, so Müller weiter. „Künftig<br />

sollen aller zwei Jahre solche Veranstaltungen<br />

stattfinden.“<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Auf die besondere Rolle der Praktika gerade<br />

für angehende Lehrer weist Marie-Theres Müller<br />

nachdrücklich hin und betont, wie wichtig<br />

in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit<br />

mit den Kooperationspartnern ist.<br />

Neu sollen sogenannte Ausbildungs- oder<br />

Praktikumsschulen – den „Prime-Gymnasien“<br />

ähnlich – eingerichtet werden, die Praktikumsplätze<br />

für Studierende zur Verfügung stellen,<br />

sich aktiv an der Ausbildung der Studierenden<br />

beteiligen und Mentoren bzw. Mentorinnen<br />

benennen. Im Gegenzug bietet die <strong>Universität</strong><br />

diesen Schulen enge Beratung und Kooperation<br />

bei Schulentwicklungsprozessen und Weiterbildung<br />

der Mentoren an. Nicht zuletzt gibt<br />

es Kooperationsvereinbarungen mit mehreren<br />

deutschen Schulen im Ausland im Rahmen der<br />

Betreuungsinitiative Deutsche Auslands- und<br />

Partnerschulen (BIDS), die immer mehr mit<br />

Leben erfüllt werden (siehe Seite 14).<br />

Unter den Pflichtpraktika stellt das außerunterrichtliche<br />

Pädagogische Praktikum (AUPP) in<br />

<strong>Halle</strong> eine Besonderheit dar, in dessen Rahmen<br />

sich die Entscheidung der Studierenden für<br />

das Lehramtsstudium beim direkten Umgang<br />

mit Kindern noch einmal festigen und bestätigen<br />

soll. „Dieses dreiwöchige Praktikum führt<br />

die Studierenden in Kindergärten, Ferieneinrichtungen,<br />

Sportverbände, Einrichtungen mit<br />

behinderten Kindern oder jungen Menschen<br />

mit Migrationshintergrund und sogar in Jugendvollzugseinrichtungen“,<br />

berichtet Müller.<br />

Es habe sich seit seiner Einführung bereits<br />

bestens bewährt.<br />

■<br />

Dr. Marie-Theres Müller<br />

Zentrum für Lehrerbildung<br />

Telefon: 0345 55 21717<br />

E-Mail: marie-theres.mueller@zlb.uni-halle.de<br />

Internet: www.zlb.uni-halle.de<br />

Bei einer Arbeitsbesprechung des Direktoriums des Zentrums für Lehrerbildung (v. l. n. r.): Prof. Dr. Georg Maas (Arbeitskreis Gymnasium/Sekundarschule), Prof.<br />

Dr. Georg Breidenstein (Direktor Zentrum für Schul- und Bildungsforschung, ZSB), Prof. Dr. Michael Gebauer (Arbeitskreis Grundschule), Prof. Dr. Andreas Hinz<br />

(Arbeitskreis Förderschule), Dr. Marie-Theres Müller (Geschäftsführerin des ZLB) und Prof. Dr. Thomas Bremer (Direktor des ZLB, Vertreter der Fachwissenschaften).<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

13<br />

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14<br />

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SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Chemiker stärken Begeisterung von Schülern an Naturwissenschaften<br />

Im Jahr 2002 startete am halleschen Arbeitsbereich<br />

Didaktik der Chemie der Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät II mit Unterstützung des<br />

Fonds der Chemischen Industrie das Projekt<br />

„Lernen durch Lehren“. Ziel der Leiterin<br />

Dr. Kerstin Prokoph ist es, dem mangelnden<br />

Interesse von Kindern und Jugendlichen an<br />

den naturwissenschaftlichen Fächern Chemie<br />

und Physik entgegenzuwirken. So soll sowohl<br />

bei älteren als auch bei jüngeren Schülern das<br />

Interesse an naturwissenschaftlichen Frage-<br />

Lehramtsstudentin bei der Arbeit mit Kindern der Grundschule Kröllwitz.<br />

im Januar 2007, Foto: Kerstin Prokoph<br />

Schulpraktika im Ausland<br />

Wer denkt, dass Lehramtsstudenten ihre Praktika<br />

ausschließlich in Deutschland absolvieren,<br />

der irrt! Seit Januar 2009 bietet die MLU<br />

Studierenden, die sich für einen Auslandsaufenthalt<br />

interessieren, einen einfachen Weg an,<br />

dies zu realisieren. Die MLU hat Kooperationsvereinbarungen<br />

mit mehreren deutschen<br />

Schulen im Ausland im Rahmen der Betreuungsinitiative<br />

Deutsche Auslands- und Partnerschulen<br />

(BIDS) geschlossen. Somit steht<br />

den Lehramtsstudierenden der MLU jährlich<br />

ein bestimmtes Kontingent an Praktikumsplätzen<br />

an diesen Schulen zur Verfügung. Die<br />

zwei fachdidaktischen Praktika oder auch ein<br />

kombiniertes Schulpraktikum können seither<br />

einfach an einer dieser Partnerschule durchgeführt<br />

werden. Das Angebot richtet sich nicht<br />

nur an Studierende mit Schwerpunkt Fremdsprache,<br />

sondern an alle angehenden Lehrer.<br />

Die Vorteile sind dabei der zusätzliche Erfahrungswert<br />

durch den Auslandsaufenthalt sowie<br />

die Erschließung eines zusätzlichen Tätigkeitsbereichs<br />

für das spätere Berufsfeld.<br />

Neu ist diese Idee nicht. Schon immer hatten<br />

besonders die auf Sprachen spezialisierten Studierenden<br />

die Möglichkeit, sich selbst einen<br />

Platz im Ausland zu suchen. „Allerdings war<br />

dies nur für das erste Schulpraktikum mög-<br />

stellungen mit Schwerpunkt Chemie gestärkt<br />

und weiterentwickelt werden. Die tragende<br />

Säule des Projektes bilden außerunterrichtliche<br />

Experimentierreihen für Grundschüler,<br />

in denen Schüler der gymnasialen Oberstufe<br />

gemeinsam mit Lehramtsstudenten für Grundschulpädagogik<br />

oder Chemie die Rolle der<br />

Lehrenden übernehmen. Das Projekt erzielte<br />

in kurzer Zeit große Erfolge. Durch eine<br />

Förderung im Rahmen des NaT-Working-Programms<br />

der Robert Bosch Stiftung wurde es<br />

auf das Fachgebiet Physik<br />

erweitert. Weiterhin wurde<br />

es mit einem Förderpreis<br />

des Stifterverbandes für die<br />

deutsche Wissenschaft und<br />

mit einem Sonderpreis im<br />

Rahmen des NaT-Working-<br />

Programmes der Robert<br />

Bosch Stiftung ausgezeichnet.<br />

Aufbauend auf diesem<br />

Modell wurde 2006 das<br />

Projekt „Experimentelles<br />

Lernen in der Grundschule“<br />

ins Leben gerufen.<br />

Basierend auf den Erfahrungen<br />

aus „Lernen<br />

durch Lehren“ soll hier<br />

die Experimentierlust von<br />

Grundschulkindern im<br />

lich“, erklärt Ilona Wallus, verantwortlich für<br />

das Praktikumsamt für Lehrämter der MLU.<br />

Beim zweiten Praktikum blieb den Studierenden<br />

oft nichts anderes übrig, als sich in<br />

Deutschland eine Schule zu suchen oder durch<br />

die Verantwortliche Ilona Wallus vermitteln zu<br />

lassen. „Es ist Pflicht, sein zweites Praktikum<br />

an einem deutschen Gymnasium abzuleisten“,<br />

so die Praktikumsbeauftragte weiter. Einige<br />

schafften es allerdings trotzdem, im Ausland<br />

ein genehmigtes Praktikum zu finden, da sie<br />

dieses einfach an einer deutschen Schule absolvierten.<br />

BIDS vereinfacht nun vieles.<br />

Alle, die jetzt Feuer gefangen haben und sich<br />

auf den Weg zur Partnerschule ihrer Wahl machen<br />

wollen, sollten allerdings beachten: Bewerben<br />

muss man sich dennoch. Die Anmeldung<br />

zum Praktikum an einer Partnerschule im<br />

Rahmen der BIDS-Kooperation muss an das<br />

Akademische Auslandsamt der MLU geschickt<br />

werden sowie an das zuständige Praktikumsamt.<br />

Dabei sind bestimmte Bewerbungsfristen<br />

einzuhalten.<br />

Silvio Kison<br />

Weitere Informationen im Internet:<br />

http://aaa.verwaltung.uni-halle.de/bids/<br />

lehramtspraktika<br />

Sachunterricht gefördert werden. Dabei werden<br />

den Kindern chemische und physikalische<br />

Alltagsphänomene durch eigenes Experimentieren<br />

näher gebracht. Die Dow Olefinverbund<br />

GmbH Schkopau stattete dazu die Grundschulen<br />

Kröllwitz und Wittekind mit Experimentierschränken<br />

aus.<br />

Eine neue Idee der Methode „Lernen durch<br />

Lehren“ wurde im letzten Schuljahr in Zusammenarbeit<br />

mit dem halleschen Georg-Cantor-<br />

Gymnasium und finanzieller Unterstützung<br />

des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft<br />

verwirklicht. Unter dem Titel „Geistesblitze<br />

in der Alltagschemie Mitteldeutschlands<br />

– vom Mittelalter bis zur Gegenwart“<br />

bereiteten Schüler der 10. Klasse verschiedene<br />

Themengebiete der Alltagschemie für eine<br />

Projektwoche mit Mitschülern aus der Klassenstufe<br />

sechs vor. Hier erfuhren die Sechstklässler<br />

u. a. etwas über die Ernährung, die<br />

medizinische Versorgung, die Beleuchtung und<br />

die Farben zur Zeit <strong>Luther</strong>s. In enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesmuseum für Ur- und<br />

Frühgeschichte wurden Experimente entwickelt,<br />

die den Schülern das Leben in jener Zeit<br />

nahe brachten.<br />

Silvio Kison<br />

Weitere Informationen im Internet:<br />

http://didaktik-projekte.chemie.uni-halle.de/lernen<br />

Medieneinsatz im Unterricht<br />

Nahezu jeder Jugendliche besitzt ein Handy,<br />

nutzt Computer, Internet und Fernseher<br />

– moderne Medien sind aus dem Alltag nicht<br />

mehr wegzudenken. Auch im Schulunterricht<br />

gewinnen sie immer mehr an Bedeutung. Deshalb<br />

zählt es zu den Aufgaben von Lehrern,<br />

einen verantwortungsbewussten Umgang mit<br />

Medien und entsprechende Kompetenzen zur<br />

Informationsbeschaffung zu vermitteln. „Hier<br />

kommen noch weit reichende Herausforderungen<br />

auf Lehrer zu, spätestens dann, wenn<br />

alle Schüler mit W-LAN-fähigen Handys inkl.<br />

Flatrate zur Schule kommen; also spätestens in<br />

drei bis vier Jahren“, prognostiziert Dr. Matthias<br />

Ballod. Der Privatdozent bekleidet derzeit<br />

eine Vertretungsprofessur der Fachdidaktik am<br />

Germanistischen Institut der MLU. Zu seinen<br />

Arbeits- und Forschungsschwerpunkten gehört<br />

das Lehren und Lernen mit neuen Medien. In<br />

der Online-Ausgabe des Unimagazins beantwortet<br />

er gemeinsam mit Ingrid Stude, Leiterin<br />

der Mediathek des Sprachenzentrums der<br />

MLU, Fragen zum Einsatz von Medien im<br />

Schulunterricht und der aktuellen Situation in<br />

der Lehrerausbildung. Janine Pazdyka<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Das Interview: SH-941


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Das Gymnasium Landsberg ist ein Prime-Gymnasium der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Neben dem Frühstudium für besonders begabte Schüler sind auch<br />

Praktikumsplätze für Lehramtsstudierende an diesen Schulen Bestandteil der Kooperation. Fotos: Maike Glöckner<br />

Vor der Klasse und zwischen den Stühlen<br />

Wie Uni-Absolventen beim Lehren Lernen unter Druck stehen<br />

C ORINNA BERTZ<br />

Die letzte Doppelstunde vor der Mittagspause ist eine Herausforderung. Der Elan der zwölf Schüler in Raum 006 hält sich in Grenzen. Sozialkunde<br />

steht an diesem Tag auf dem Plan der elften Klasse am Gymnasium Landsberg. Björn Arendholz, Referendar für Deutsch und Sozialkunde,<br />

steht vorn und sortiert Arbeitsblätter. Sein Betreuungslehrer Dr. Frank Werner-Bentke hat in der hintersten Bankreihe Platz genommen. Arendholz<br />

ist einer von 480 Lehramtsanwärtern, die zurzeit in Sachsen-Anhalt ihren „Vorbereitungsdienst für das Lehramt“ absolvieren. Ausgestattet mit<br />

fünf verschiedenen Ausbildern empfinden viele den Leistungsdruck zwischen Schulpraxis und staatlichen Seminaren noch stärker als zu Studienzeiten.<br />

Um 11.25 Uhr wird es ruhiger in dem hellen,<br />

ockerfarbenen Klassenraum, die letzten<br />

Grüppchen kehren zu ihren Sitzplätzen zurück.<br />

Der Referendar schließt die Tür – für die Schüler<br />

der Hinweis, dass der Unterricht beginnt.<br />

Seit einigen Jahren gibt es an dem Gymnasium<br />

nordöstlich von <strong>Halle</strong> keine Schulklingel mehr.<br />

Arendholz beginnt die Stunde mit einem Beispielfall,<br />

den er vorliest und als Kopie verteilt.<br />

Da es in Sozialkunde kein festes Lehrbuch<br />

gibt, sucht der Referendar häufig in Fachzeitschriften<br />

und auch im Internet nach geeigneten<br />

Arbeitsmaterialien. Nachdem alle Verständnisfragen<br />

geklärt sind, stellt er den Schülern die<br />

eigentliche Aufgabe zum Text.<br />

„Dass es hier keine Schulklingel gibt, war für<br />

mich natürlich erstmal komisch. Inzwischen<br />

würde ich mir aber wünschen, dass es überall<br />

so wäre“, erzählt der 28-Jährige. „Es gibt dem<br />

Lehrer die Freiheit, den Unterricht selbst zu<br />

gestalten. Er beginnt und beendet die Stunde,<br />

ohne von einer Klingel unterbrochen zu werden.“<br />

Es funktioniert, der anfänglichen Skepsis<br />

einiger Lehrer zum Trotz.<br />

Der junge Mann, der in Landsberg gerade sein<br />

zweites Ausbildungsjahr begonnen hat, führt<br />

das auch auf ein positives Schulklima zurück.<br />

„Die Schüler wissen, dass ich sie respektiere<br />

und begegnen mir deshalb mit derselben<br />

Grundhaltung“, sagt er. Ganz ohne Erziehungsmaßnahmen<br />

funktioniert der Unterricht<br />

natürlich trotzdem nicht, aber das hatte der<br />

MLU-Absolvent auch nicht erwartet. Kaum<br />

ein Lehramtsanwärter steht heute zu Beginn<br />

seines zweijährigen Vorbereitungsdienstes zum<br />

allerersten Mal vor einer Klasse.<br />

Während seiner schulpraktischen Übungen<br />

und Pflichtpraktika hat Arendholz bereits<br />

an Gymnasien in Bitterfeld, Merseburg und<br />

Sangerhausen betreut unterrichtet. Im Referendariat<br />

steigt der Anteil der eigenverantwortlich<br />

gestalteten Stunden. Zwölfmal 45 Minuten unterrichtet<br />

er jede Woche in seinen fünf Schulklassen.<br />

Verglichen mit einer gewöhnlichen<br />

40-Stunden-Woche klingt das für Außenstehende<br />

nach viel freier Zeit. Doch die Vorbereitung<br />

und Planung dauern oft länger als der<br />

Unterricht selbst. Hinzu kommen die Vor- und<br />

Nachbesprechungen der einzelnen Stunden.<br />

„Im Schnitt arbeite ich etwa 50 Stunden in der<br />

Woche“, erzählt der Referendar.<br />

Einen Tag in der Woche besucht er zusätzlich<br />

die begleitenden Seminare des Landesinstituts<br />

für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt<br />

(LISA), das für den theoretischen<br />

Teil der Ausbildung zuständig ist. Aller zwei<br />

Wochen sitzt er dafür vier Stunden im LISA in<br />

der Magdeburger Straße, wo das Hauptsemi-<br />

Björn Arendholz unterrichtet Sozialkunde am Gymnasium<br />

Landsberg.<br />

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16<br />

T ITELTHEMA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

nar zu pädagogischen Inhalten stattfindet. In<br />

den Fachseminaren werden alle Referendare<br />

in Sachsen-Anhalt fachdidaktisch ausgebildet.<br />

Die Seminargruppen sind klein. 84 Gymnasialreferendare<br />

sind in diesem Jahr eingestellt<br />

worden. 10 von ihnen wollen Mathelehrer<br />

werden.<br />

So wie Karin Bilawer. Sie fährt jede zweite<br />

Woche nach Magdeburg, denn dort sitzt ihre<br />

Ausbilderin für Mathematik. Die Referendarin<br />

für Mathematik und Französisch am Georg-<br />

Cantor-Gymnasium in <strong>Halle</strong> hat ihre erste<br />

Unterrichtsstunde noch vor sich. Zweieinhalb<br />

Jahre musste sie auf ihren Referendariatsplatz<br />

warten, nach zwei Wochen Hospitation<br />

fängt sie nun mit drei Stunden Mathematikunterricht<br />

an. „Eine Woche später übernehme<br />

ich dann eine neunte Klasse in Französisch,<br />

danach meine zweite Matheklasse, sodass<br />

ich zehn Stunden in der Woche unterrichte.<br />

Zwei weitere Stunden bleiben Hospitationen“,<br />

erklärt die resolute junge Frau mit dem Pferdeschwanz.<br />

Ihr Tagesablauf hat für die junge Mutter viele<br />

Vorteile. „Ich bin fast jeden Tag um 14 Uhr<br />

zu Hause, kann meine beiden Kinder aus der<br />

Krippe abholen und den Nachmittag mit ihnen<br />

verbringen. Lehrer ist ein sehr familienfreundlicher<br />

Beruf“, sagt sie. Sind die Kinder im<br />

Bett, setzt sich die 27-Jährige abends an den<br />

Schreibtisch, um den nächsten Unterricht zu<br />

planen. Kurz vor der Stunde wird der Ablauf<br />

Studie zeigt Chancen und Risiken auf<br />

Dr. Frank Werner-Bentke. Foto: Corinna Bertz<br />

Von „Psychoterror“ bis „unheimlich wertvoll“<br />

– Referendare bewerten ihren Vorbereitungsdienst<br />

höchst unterschiedlich. Die<br />

verschiedenen Perspektiven der Lehramtsanwärter<br />

auf ihre Lehrerausbildung hat Dr.<br />

Frank Werner-Bentke in seiner Dissertation<br />

am Lehrbereich Didaktik der Sozialkunde<br />

an der MLU untersucht. In 19 qualitativen<br />

dann oft noch kurz mit dem Betreuungslehrer<br />

durchgesprochen.<br />

„Diese zwei Lehrer sind die wichtigsten Bezugspersonen<br />

für die Referendare. Sie führen<br />

sie in die Schulkultur und in das Kollegium ein<br />

und sind die ersten Ansprechpartner bei Problemen“,<br />

sagt Frank Werner-Bentke. In seiner<br />

Dissertation an der MLU (siehe unten) hat er<br />

sich mit dem Referendariat und dessen Wahrnehmung<br />

durch die Referendare beschäftigt.<br />

Sie ist bis heute eine der wenigen qualitativen<br />

Studien auf diesem Gebiet. Die Motivation<br />

und die sozialen Kompetenzen der Betreuer<br />

entscheiden oft über den Verlauf des gesamten<br />

Referendariats. „Von offenen Betreuungslehrern,<br />

die sich in ihrer Funktion zurücknehmen<br />

und dem Referendar Freiheiten lassen, kann<br />

dieser ungemein profitieren“, sagt der Lehrer<br />

für Sozialkunde und Geschichte.<br />

In Interviews hat er aber auch gehört, wie das<br />

Verhältnis zwischen Ausbildern und Auszubildenden<br />

ins Negative kippen kann: „Es gab<br />

Referendare, die von ihren Mentoren drangsaliert<br />

wurden. Sie waren gezwungen, deren<br />

Konzepte zu übernehmen und gegen ihre<br />

eigenen Überzeugungen den Unterricht im<br />

Stil des Betreuungslehrers zu halten.“ In fast<br />

jedem Hauptseminar berichten Lehramtsanwärter<br />

auch von Betreuern, die sie spüren lassen,<br />

dass Referendare für sie nur zusätzlichen<br />

Zeitaufwand bedeuten. Andere korrigieren<br />

den Schützling während des Unterrichts vor<br />

der Klasse. „Das ist alles andere als hilfreich,<br />

Interviews analysiert er die Argumentationen,<br />

die hinter der positiven oder negativen<br />

Bewertung der Ausbildung stehen.<br />

Gebündelt und theoretisiert überträgt er sie<br />

anschließend in ein Modell aus vier Deutungsmustern.<br />

„Ein Referendar kann sich in<br />

allen vier Mustern wiederfinden“, erklärt der<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter am Zentrum<br />

für Lehrerbildung, der zugleich als Lehrer<br />

am Gymnasium Landsberg tätig ist. „Für<br />

die Wahrnehmung der Ausbildung sind ganz<br />

verschiedene Punkte der Struktur ausschlaggebend.<br />

Die einen kommen wunderbar mit<br />

ihrem Betreuungslehrer klar, sind aber mit<br />

den pädagogischen Seminaren unzufrieden.<br />

Andere bewerten zum Beispiel die Fachseminare<br />

als besonders qualifizierend“, erläutert<br />

der Autor. Die Ergebnisse seiner Arbeit<br />

liefern einen wertvollen wissenschaftlichen<br />

Beitrag zur aktuellen Debatte um die Professionalisierung<br />

der Lehrerausbildung. „Das<br />

Referendariat wurde dann als bedeutungsvoll<br />

bewertet, wenn es den Aufbau erster Routinen<br />

über Unterrichtserfahrungen und deren<br />

professionelle Reflexion ermöglicht und damit<br />

die Handlungsfähigkeit fördert“, schreibt<br />

Werner-Bentke. Auch positive Erfahrungen<br />

um von den Schülern als Autorität akzeptiert<br />

zu werden“, sagt eine Lehramtsanwärtin, die<br />

aus Angst vor Konsequenzen lieber anonym<br />

bleiben will.<br />

Machtpositionen und Abhängigkeiten sind an<br />

diesem Dienstag auch das Thema im Sozialkundeunterricht<br />

von Björn Arendholz. Mit<br />

einem Fallbeispiel zu „Sozialen Rollen und<br />

Erwartungen“ beginnt er die Stunde und lässt<br />

die Klasse über das Fehlverhalten des Herrn<br />

K. diskutieren. Oft steht Arendholz dabei<br />

direkt zwischen den Schulbänken, ermahnt<br />

die Schwätzer, lobt aktive Mitarbeit und hakt<br />

nach, wenn er nicht sicher ist, ob alle dem<br />

Stoff folgen können. Den Großteil der Stunde<br />

lässt er die Schüler in Gruppen ein Rollenspiel<br />

durchführen, um verschiedene Sichtweisen auf<br />

einen Konflikt herauszuarbeiten. „Ich bin sehr<br />

dankbar dafür, dass ich hier so Vieles umsetzen<br />

kann, weil mir die Schule viel zutraut“,<br />

sagt er.<br />

Direkt nach seinem Lehramtsstudium an der<br />

MLU hatte er 2009 einen Referendariatsplatz<br />

bekommen. Der Übergang von der ersten,<br />

universitären Ausbildung in die zweite Phase<br />

aus schulpraktischer und seminaristischer<br />

Ausbildung ist ein erstaunlich radikaler Bruch.<br />

Eine Verzahnung gibt es nicht. Die <strong>Universität</strong>,<br />

die bis zum ersten Staatsexamen noch vollständig<br />

für die Ausbildung der Studierenden<br />

verantwortlich ist, ist in die zweite Phase nicht<br />

mehr eingebunden. Stattdessen finden sich die<br />

Hochschulabsolventen in Staatlichen Semi-<br />

mit der Schulkultur spielen demnach eine<br />

entscheidende Rolle. „Die Vermittlung<br />

weiterer Theoriekenntnisse unabhängig von<br />

konkretem Unterrichtsbezug ist für eine als<br />

gelungen empfundene Ausbildung hingegen<br />

kaum von Bedeutung“, stellt er weiter fest.<br />

Als problematisch bewerten Referendare die<br />

stark empfundenen Belastungen, die durch<br />

die Ausbildungsstruktur und Berufspraxis<br />

für Novizen entstehen. Die beruflich existenzielle<br />

Abhängigkeit von den Ausbildern<br />

und die Seminargestaltung werden ebenfalls<br />

häufig kritisch bewertet. Die besondere Situation,<br />

Auszubildender und Lehrer zugleich zu<br />

sein, kann zusätzlich zu belastenden Rollenkonflikten<br />

führen.<br />

Im letzten und vielleicht aufschlussreichsten<br />

Teil der Studie beschreibt der Autor die<br />

Chancen und Risiken, die sich aus diesen<br />

Deutungen für eine Professionalisierung der<br />

Lehrerausbildung ergeben.<br />

Corinna Bertz<br />

Die Dissertation ist im August <strong>2010</strong> im Verlag<br />

Dr. Kovač erschienen und kann über den<br />

Buchhandel zum Preis von 98 Euro erworben<br />

werden.


Karin Bilawer ist seit August <strong>2010</strong> Referendarin am Georg-Cantor-Gymnasiumin <strong>Halle</strong>.<br />

naren wieder, in denen erneut pädagogische<br />

und fachdidaktische Themen gelehrt werden.<br />

„In einer solchen Seminargruppe müssen sehr<br />

unterschiedliche Vorraussetzungen aufgefangen<br />

werden. Wir bekommen auch Referendare,<br />

die nicht in <strong>Halle</strong> studiert haben oder bei<br />

denen das erste Staatsexamen schon einige<br />

Jahre zurückliegt“, erklärt Dr. Monika Käther-<br />

Zopf, die Leiterin des Staatlichen Seminars in<br />

<strong>Halle</strong>. „Sie alle kommen dann mit konkreten<br />

Fragen, Problemen und Aufgabenstellungen<br />

aus den Schulen in die Seminare.“ Die Seminarleiter<br />

wiederum gehen auch an die Schulen.<br />

In der Praxis beobachten und bewerten sie ihre<br />

Referendare und reflektieren den Unterricht<br />

anschließend gemeinsam. Die Unterrichtsbesuche<br />

sind die einzige Klammer, die seminaristische<br />

und schulpraktische Ausbildung<br />

zusammenhalten soll. Vielen Betreuungslehrern<br />

und Referendaren ist dieser Austausch zu<br />

wenig, sie wünschen sich eine bessere Abstimmung<br />

zwischen Schule und Seminar.<br />

Ein erster Schritt ist ein ausführlicher Leitfaden<br />

über den Vorbereitungsdienst, der am<br />

LISA zurzeit für Betreuungslehrer vorbereitet<br />

wird. Er könnte auch für die Referendare eine<br />

kleine Erleichterung darstellen. Denn mit ihren<br />

insgesamt fünf Ausbildern – zwei Betreuungslehrern<br />

und drei Seminarleitern – sitzen sie<br />

häufig zwischen den Stühlen und sehen sich<br />

ungewollt in eine Mittlerfunktion gedrängt.<br />

Der Versuch, es jedem dieser Personen recht<br />

zu machen, verleidet manchem sogar das<br />

ganze Referendariat. „Wir stehen unter dem<br />

Druck, mit allen auskommen zu müssen: Die<br />

Betreuungslehrer prägen unsere zwei Jahre an<br />

der Schule und die Seminarleiter entscheiden<br />

über unsere berufliche Zukunft, indem sie uns<br />

benoten“, beschreibt eine Lehramtsanwärterin<br />

ihre Situation.<br />

Ihr Kollege Arendholz steht derweil mit seinem<br />

Betreuungslehrer Werner-Bentke zusammen.<br />

Den Sozialkundeunterricht hat er zwei<br />

Minuten früher als sonst beendet. Mit einem<br />

kurzen „Tschüss“ sind die Schüler Richtung<br />

Mensa geeilt. Für den Referendar ist es eine<br />

kleine Pause vor der nächsten großen Aufgabe.<br />

In der kommenden Deutschstunde erwartet ihn<br />

seine Seminarleiterin zur Lehrprobe. ■<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

D R. USUS ZEITGEIST<br />

Lehrermangel?<br />

Selbst ist der Schüler!<br />

Zeichnung:<br />

Oliver Weiss<br />

Politiker und Bildungsexperten sorgen sich,<br />

denn junge, gut ausgebildete Lehrkräfte<br />

sind Mangelware im Land. Sachsen-Anhalt<br />

drohen die Lehrer auszugehen. Wen<br />

wundert’s, zählen sie doch bewiesenermaßen<br />

zu den Berufsgruppen mit der kürzesten<br />

Lebenserwartung: In einer Rangliste<br />

kämen sie gleich hinter den Trapezspringern<br />

und FormelEins-Fahrern, noch weit<br />

vor Psychotherapeuten und Bahnangestellten.<br />

Ihre Lebensdauer korreliert vermutlich<br />

mit der Anzahl der Flüche, die Eltern den<br />

Lehrern ihrer Sprösslinge im Laufe einer<br />

Schulzeit mit auf den Weg geben.<br />

Dabei liegt die Lösung auf der Hand und ist<br />

ohnehin schon etabliert: Die virtuelle Schule<br />

spart Personal, Kosten und jede Menge<br />

Nerven. Während in der Grundschule eine<br />

Anleitung durch Erwachsene noch sinnvoll<br />

sein könnte, ist sie in der Sekundarstufe<br />

längst überflüssig. Die wirklich überlebenswichtigen<br />

Dinge werden heute im weltweiten<br />

Klassenverband gelehrt. Blogs und<br />

Pinnwandeinträge auf SchülerVZ schulen<br />

das Ausdrucksvermögen praxisnäher als<br />

jeder Goethe-Aufsatz, Englischkenntnisse<br />

und soziale Kompetenzen werden beim<br />

globalen „Adden“ und „Posten“ ganz<br />

nebenbei perfektioniert. Die Pflege der<br />

eigenen MySpace- oder Facebook-Seite<br />

erfordert außerdem Eigeninitiative, Beharrlichkeit<br />

und technisches Know-How. Auch<br />

der Kunstunterricht ließe sich problemlos<br />

mit dem iPad absolvieren – statt tausend<br />

Lehrer reichen ein paar kreative Köpfe, die<br />

eine passende Kunstkurs-Software entwickeln.<br />

Der Sportunterricht erfolgt künftig<br />

selbst bestimmt per Wii-Konsole und die<br />

Grundlagen des Musikunterrichts werden<br />

als Klingelton zum Download angeboten.<br />

Anhänger von Anwesenheitslisten und<br />

regelmäßigem Prüfungsstress seien unbesorgt:<br />

Das Bachelor-Studium kommt noch<br />

früh genug!<br />

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T ITELTHEMA


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T ITELTHEMA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Ganz normal und doch ganz anders<br />

Zwei Exoten im Kurzportrait<br />

J ANINE PAZDYKA UND MELANIE ZIMMERMANN<br />

Angehende Deutsch-Lehrer gibt es viele. Aber Lehrer für katholische Religion wollen an der<br />

MLU gerade mal 70 Studierende werden. Das Lehramt für Förderschulen streben rund 200<br />

junge Menschen an. Doch wer arbeitet deshalb gleich in einer Autismusambulanz? Zwei ungewöhnliche<br />

Studierende im Kurzportrait.<br />

Jobbte in der Autismusambulanz: Steffen Tietzmann.<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

Autismus ist eine Störung, die Betroffenen die<br />

soziale Interaktion erschwert. Häufig können<br />

sie sich nicht in andere Menschen hineinversetzen<br />

und haben Schwierigkeiten, sich in<br />

Gruppen ein- oder unterzuordnen. Deshalb<br />

müssen Autisten speziell gefördert werden und<br />

benötigen Unterstützung in der Schule. Diese<br />

bot Steffen Tietzmann bereits während seines<br />

Studiums des Lehramts an Förderschulen für<br />

geistig und körperlich Behinderte an der MLU.<br />

Mehr als ein Jahr arbeitete der 25-Jährige für<br />

die Autismusambulanz in <strong>Halle</strong> und betreute<br />

währenddessen einen Jungen in der Schule.<br />

„Ich diente als eine Art Übersetzer. Menschen<br />

mit Autismus haben häufig Probleme, auf<br />

allgemeine Anweisungen der Lehrer zu hören.<br />

Deshalb muss man dem Einzelnen ganz<br />

konkrete Aufträge geben und gezielt auf ihn<br />

eingehen.“ Seine dadurch gewonnenen Erfahrungen<br />

konnte er für seine Examensarbeit<br />

nutzen. „Dabei war mein Job ein klarer Vorteil,<br />

weil ich die Theorie beurteilen und das Praxiswissen<br />

einfließen lassen konnte.“ Zwar sind<br />

Praktika in den Studienablaufplan integriert,<br />

dabei setze man sich aber nie so lange und intensiv<br />

mit einem bestimmten Thema auseinander.<br />

Sinnvoll seien insbesondere die schulpraktischen<br />

Übungen, bei denen die Lehramtsstudenten<br />

während eines Semesters einen Tag pro<br />

Woche in einer Schule verbringen.<br />

Mit Autismus hatte sich Tietzmann während<br />

seines Studiums nur beiläufig beschäftigt.<br />

Richtig darauf aufmerksam wurde er erst<br />

durch einen Aushang in der Uni. „Gesucht<br />

wurde ein Ferienbetreuer für die Autismusambulanz<br />

Leipzig. Ich hatte zwar keine Erfah-<br />

rung, konnte mich aber schnell einarbeiten.“<br />

Anschließend sei er der Autismusambulanz in<br />

<strong>Halle</strong> empfohlen worden, für die er dann von<br />

März 2009 bis Mai dieses Jahres arbeitete.<br />

Zwei Tage pro Woche, jeweils fünf Stunden.<br />

Das sei gar nicht so einfach, berichtet der<br />

Förderschulpädagoge: „Es gibt keine Möglichkeit,<br />

zwischendurch mal abzuschalten. Man<br />

muss immer voll da sein.“ Die Fortschritte,<br />

die der gebürtige Wippraer bei seinem Schüler<br />

bemerkte, seien alle Mühe wert. So habe<br />

ihn der Junge angeschaut, wenn er mit ihm<br />

sprach, und den Wunsch nach Spielen geäußert,<br />

die Tietzmann dann als Belohnung für<br />

Erfolge einsetzte. Die erworbene pädagogische<br />

Kompetenz kann der 25-Jährige auch für seine<br />

derzeitige Arbeit nutzen. Nach Abschluss<br />

seines Studiums im Juni mit Erwerb des ersten<br />

Staatsexamens begann er Mitte August sein<br />

Referendariat an einer Förderschule für geistig<br />

Behinderte in Landsberg.<br />

Bibel und Bio<br />

Exkursionen nach Griechenland, Rom, Istanbul<br />

und Jerusalem, Kickern mit Dozenten und<br />

Seminare mit zehn bis zwölf Teilnehmern.<br />

Utopisch? Für Marie-Therese Werner sieht so<br />

seit vier Semestern der ganz normale Studienalltag<br />

aus. Am kleinsten Institut der MLU<br />

studiert sie in „familiärer Atmosphäre“ ein<br />

eher ungewöhnliches Fach.<br />

Aufgrund ihrer Studienwahl mag Marie-Therese<br />

Werner für viele als „Exotin“ gelten,<br />

denn die 20-Jährige lässt sich am Institut für<br />

Katholische Theologie und ihre Didaktik im<br />

weitgehend konfessionslosen <strong>Halle</strong> (16 Prozent<br />

der Bürger sind evangelisch, vier Prozent<br />

katholisch) zur Lehrerin für katholische Religion<br />

ausbilden. Genau deshalb sind allerdings<br />

vielmehr ihre Studienbedingungen das Ungewöhnliche:<br />

Bei rund 70 Studierenden auf sechs<br />

Dozenten hat beinahe jede Vorlesung Potential,<br />

zur vertrauten Gesprächsrunde zu werden.<br />

Pflichtveranstaltungen gibt es für die angehenden<br />

Religionslehrer zwar auch, aber die<br />

Wahlmöglichkeiten innerhalb der Module<br />

sind immens. Für die junge Sächsin macht das<br />

den besonderen Reiz aus: „Die Diversität der<br />

Themen ist sehr groß, und ich kann genau das<br />

lernen, was mich wirklich interessiert.“ Das<br />

Ausrichten von Gottesdiensten oder der Be-<br />

Traumberuf: Lehrer<br />

Manchmal führen erst Umwege zum Glück – so wie<br />

bei Franziska Kral. Zwei Fachwechsel waren nötig,<br />

bis sie ihre Berufung gefunden hatte. „Lehrerin<br />

wollte ich schon immer werden. Schon als Kind habe<br />

ich diesen Berufswunsch in Poesiealben eingetragen“,<br />

erzählt die aufgeschlossene Studentin. Die<br />

Fächerkombination ergab sich allerdings erst nach<br />

zwei Jahren an der Uni, denn ursprünglich begann<br />

sie mit Mathematik und Ethik. Jetzt steht die<br />

angehende Lehrerin kurz vor ihrem Abschluss und<br />

konnte das Unterrichten am Geschwister-Scholl-<br />

Gymnasium in Sangerhausen erproben: Fünf Wochen<br />

lang stand sie vor Schülern und brachte ihnen<br />

Englisch und Spanisch bei. In der Online-Ausgabe<br />

wird die engagierte 25-Jährige vorgestellt und<br />

berichtet über ihre Erfahrungen. In einem zweiten<br />

Beitrag verrät der Lehramtsstudent Robert Lehmann<br />

(Hauptfach Gesang), warum er Lehrer werden will,<br />

obwohl er auch gern auf Konzertbühnen steht.<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Die Porträts: SH-938<br />

such derselben sind – anders als der eine oder<br />

die andere irrtümlicherweise annehmen mag<br />

– kein Pflichtprogramm, und auch die Taufe<br />

wird erst zum Muss, wenn man als Lehrer für<br />

katholische Religion tätig wird. „Ich führe<br />

das Leben einer ganz normalen Studentin, mit<br />

einem Freund und Partybesuchen.“<br />

Und doch unterscheidet sich ihr Studienalltag<br />

von dem der Studenten anderer Fachrichtungen.<br />

Werner und ihre Kommilitonen finden<br />

Angehende Lehrerin für katholische Religion: Marie-<br />

Therese Werner. Foto: Melanie Zimmermann<br />

bei Problemen nicht nur jederzeit Gehör bei<br />

ihren Lehrern, sie feiern auch mit ihnen. So<br />

gibt es jedes Jahr eine Advents- und eine Sommerfeier,<br />

bei der sich Student und Dozent auch<br />

mal am Kickertisch gegenüberstehen. Darüber<br />

hinaus begegnet man sich auf Exkursionen.<br />

„Das Studium bereitet mir sehr viel Freude,<br />

besonders aufgrund des guten Kontaktes zu<br />

Dozenten und Kommilitonen“, so Marie-Therese<br />

Werner. Und auch ihre Fächerkombination<br />

– Biologie und Katholische Theologie – erwies<br />

sich nicht, wie sie anfangs befürchtete,<br />

als problematisch. „Alle sind sehr offen und<br />

vorwärtsgerichtet.“<br />


WERDEN SIE FREUND UND FÖRDERER!<br />

Seit fast 20 Jahren unterstützt die Vereinigung der Freunde und<br />

Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> e.V. (VFF)<br />

wichtige Projekte in Forschung und Lehre der halleschen<br />

<strong>Universität</strong> und fördert den Gedankenaustausch zwischen<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit. Das Festjahr zum fünfhundertjährigen<br />

Bestehen der <strong>Universität</strong> im Jahre 2002 ist nur ein<br />

Beispiel dafür. Seit 2008 vergibt die VFF außerdem den mit<br />

5.000 Euro dotierten Preis für das innovativste Lehrkonzept der<br />

Uni <strong>Halle</strong>.<br />

Auch Sie können die Arbeit der VFF unterstützen. Werden Sie<br />

Mitglied und damit nicht nur ein Freund, sondern auch ein<br />

Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Helfen Sie mit einer Spende,<br />

unsere Vorhaben auf eine solide fi nanzielle Basis zu stellen. Oder<br />

setzen Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Form ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit ein.<br />

Mehr über die VFF, wie Sie Mitglied werden oder uns<br />

anderweitig unterstützen können, erfahren Sie unter:<br />

www.vff.uni-halle.de<br />

SCIENTIA HALENSIS 1/10 4/10<br />

Vereinigung der Freunde und<br />

Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> e.V.<br />

Geschäftsführerin:<br />

Ramona Mitsching<br />

Tel.: 0345 5522912<br />

Fax: 0345 5527076<br />

E-Mail:<br />

ramona.mitsching@vff.uni-halle.de<br />

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19 35


20<br />

S TUDIEREN, LEHREN, LEBEN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Nicht nur Fußball im Kopf<br />

Studierende initiieren Projekt, bei dem Sport mit Bildung<br />

verknüpft wird<br />

J ANINE PAZDYKA<br />

„Kicken mit Kopf“ – so heißt ein Projekt hallescher Studierender. Dabei geht es aber nicht um<br />

Kopfbälle, wie der Name zunächst vermuten lässt, sondern um die Vermittlung von Bildungsinhalten<br />

in Kombination mit Fußballtraining. Die erste Auflage fand vom 16. April bis zum 4.<br />

Juni dieses Jahres statt. „Wir wollen den Sport nutzen, um bei Kindern auch in der Freizeit das<br />

Interesse an Bildung zu wecken“, sagt Robert Vogt, Lehramtsstudent und einer der Initiatoren<br />

des Projekts.<br />

Freitag, 16 Uhr: Lachende, tobende Kinder<br />

kommen auf Robert Vogt zu. Er wartet bereits<br />

auf die Neun- bis 14-Jährigen am Sportplatz<br />

des SV Francke 08 in den Franckeschen Stiftungen.<br />

Der Student und seine Mitstreiter des<br />

Projekts „Kicken mit Kopf“ halten aber nicht<br />

nur Fußbälle für das anstehende Training in<br />

der Hand, sondern auch noch Zeitungsartikel,<br />

Papier und Stifte. Bei dem Projekt handelt<br />

es sich nämlich nicht um ein gewöhnliches<br />

Fußballtraining, sondern es werden Bildungsinhalte<br />

eingebaut.<br />

Um die Energiebündel zu bändigen, ordnet<br />

Vogt eine ordentliche Erwärmung an. Bevor<br />

sich die Schüler auf die Bälle stürzen und kicken,<br />

steht aber erst einmal eine Leseübung an.<br />

Kurz vor der Fußball-WM sind die Zeitungen<br />

voll mit Prognosen, Mannschaftsvorstellungen<br />

und Experten-Interviews. Das interessiert<br />

natürlich auch die Nachwuchskicker. Aufgeteilt<br />

in kleine Gruppen lesen sie begeistert die<br />

Neuigkeiten rund um ihre Idole. Anschließend<br />

beantworten die Schüler Fragen zu den Texten,<br />

denn die Übungsleiter wollen überprüfen, ob<br />

die Texte richtig verstanden wurden.<br />

Dann geht es aufs Feld und Robert Vogt trainiert<br />

das Fußballspiel. Als angehender Lehrer<br />

für Sport und Religion an Sekundarschulen<br />

kennt er sich aus, nicht nur didaktisch, sondern<br />

auch mit Kicken. Das zählt bereits seit<br />

18 Jahren zu den Hobbys des 22-Jährigen,<br />

weshalb er sofort begeistert war, als Freund<br />

Fußballspielen im<br />

Sportunterricht<br />

Am 30. September fand ein Projekttag der<br />

Kampagne „20.000plus – Lehrkräfte für<br />

den Fußball“ in <strong>Halle</strong> statt. Daran nahmen<br />

Lehramtsstudierende der MLU teil. Mit der<br />

Kampagne möchte der Deutsche Fußball-Bund<br />

(DFB) Lehrer dazu motivieren, das Ballspiel im<br />

Sportunterricht in Grundschulen einzusetzen.<br />

Deshalb wurden den halleschen Teilnehmern<br />

verschiedene Stundenbeispiele gezeigt, die<br />

koordinative und kognitive Fähigkeiten schulen<br />

sollen.<br />

Zudem erhielten die Lehramtsstudenten Informationsmaterial<br />

zu Fußballregeln, Turniergestaltung<br />

und Bewegung.<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Mehr zum Projekt „20.000plus“: PM-942<br />

Ingo Riemey ihm von der Idee zu „Kicken mit<br />

Kopf“ erzählte. Bis zur Umsetzung verging<br />

mehr als ein Jahr, da zunächst Unterstützung<br />

und ein geeigneter Ort fürs Training gefunden<br />

werden musste.<br />

Und weil zur Bildung nicht nur Lesen gehört,<br />

wird auch das Gedächtnis trainiert. Der Fußball<br />

ruht und die Kinder machen erst einmal<br />

www.herrmann-tallig.de


ein Laufdiktat: Jeder bekommt Stift und Zettel,<br />

ein Text liegt einige Meter entfernt auf dem<br />

Rasen. Nun sprinten die jungen Sportler zum<br />

Text, prägen sich einige Wörter ein, laufen<br />

zurück zu ihrem Blatt Papier und notieren, was<br />

sie sich gemerkt haben. Die Schüler rennen so<br />

lange hin und her, bis der Text vollständig auf<br />

ihren Blättern steht.<br />

„Aus pädagogischer Sicht ist der Ansatz sehr<br />

gut, weil beim Sport die Durchblutung des<br />

Gehirns höher als am Schreibtisch ist“, erklärt<br />

Vogt. „Deshalb fällt es leichter, kognitive Aufgaben<br />

zu lösen.“ Umgesetzt wird „Kicken mit<br />

Kopf“ von MLU-Studierenden verschiedener<br />

Fachrichtungen, wobei die Projektteilnehmer<br />

entweder einen Bezug zum Fußball haben oder<br />

angehende Lehrer sind. So ist beispielsweise<br />

auch eine Grundschulpädagogik-Studentin<br />

beteiligt, die sich Aufgaben für jüngere Schüler<br />

überlegt.<br />

Diejenigen, denen noch nicht die Puste ausgeht,<br />

trainieren weiter. Abschließend wird<br />

sogar noch ein Turnier ausgetragen. Und auch<br />

dabei werden nicht nur die Beine angestrengt,<br />

sondern auch der Kopf. Bei dem Wettkampf<br />

gibt es für jedes Tor einen Punkt, auch für<br />

Siege erhalten die Teams Punkte. Natürlich<br />

möchte jeder Spieler wissen, wie er abgeschnitten<br />

hat. Um seine Platzierung zu erfahren,<br />

muss er seine Gesamtpunktzahl aber selbst<br />

ausrechnen.<br />

Spielerisch trainieren die Neun- bis 14-Jährigen<br />

nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre<br />

geistigen Fähigkeiten. „Über den thematischen<br />

Bezug zum Fußball kann man auch Kinder erreichen,<br />

die sonst nicht gern lesen oder sich in<br />

ihrer Freizeit nicht mit Lernen beschäftigen“,<br />

so Vogt. Sporttraining solle nicht in Konkurrenz<br />

zur Schule stehen – auch das soll „Kicken<br />

mit Kopf“ vermitteln. Vielmehr könne beides<br />

einhergehen und Sport diene sogar als Bildungsantrieb.<br />

Ziel des Projekts ist es, eine Art kostenlose<br />

Nachhilfe anzubieten. „Immer mehr Kinder<br />

benötigen Hilfe neben der Schule. Diese ist<br />

oft sehr kostspielig und für sozial Schwächere<br />

nicht bezahlbar, aber auch deren Kinder sollten<br />

die Möglichkeit nutzen können“, findet Vogt.<br />

Sport sei ein guter Anreiz, sich mit Bildung<br />

auseinanderzusetzen. „Wenn der Trainer sagt,<br />

dass Schule wichtig ist, hat es bei vielen<br />

Kindern einen anderen Stellenwert<br />

als wenn es von Eltern oder<br />

Lehrern kommt.“<br />

18 Uhr: Nach zwei Stundenabwechslungsreichen<br />

Trainings<br />

kommen die jungen<br />

Kicker zufrieden<br />

vom Platz. An<br />

dem Versuchsvorhaben<br />

nahmen in<br />

der ersten Jahreshälfte<br />

wöchentlich<br />

bis zu 18 Schüler teil,<br />

womit die Initiatoren<br />

sehr zufrieden seien, wie Vogt sagt. Das habe<br />

wohl auch daran gelegen, dass es sich um ein<br />

kostenloses Angebot handelte, für das vorab<br />

keine Anmeldung nötig war. Bekannt gemacht<br />

wurde es durch Flyer und Plakate in Kinder-<br />

und Jugendeinrichtungen wie dem Krokoseum<br />

in den Franckeschen Stiftungen und den Kinderhäusern<br />

„Schnitte“ des Christlichen Vereins<br />

Junger Menschen.<br />

Ursprünglich war „Kicken mit Kopf“ als<br />

Plattform verschiedener Organisationen und<br />

Initiativen geplant, um einzelne Stärken zu<br />

bündeln. In Zusammenarbeit mit sozialen<br />

Einrichtungen und Sponsoren sollte ein zweiwöchiges<br />

Sommercamp entstehen, bei denen<br />

Kinder und Jugendliche spielerisch gefördert<br />

werden. „Leider fanden wir dafür nicht genug<br />

Mitstreiter“, bedauert Vogt. Das Konzept sei<br />

bereits durch die Projektgründer erarbeitet<br />

gewesen und sah vor, Bildungsinhalte praxisnah<br />

zu vermitteln, beispielsweise mithilfe<br />

sportlicher Übungen oder durch das Zusammenbauen<br />

eines Fahrrads, wie der 22-Jährige<br />

erklärt. „Ein Sportbildungscamp ist allerdings<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

sehr aufwändig, dafür hätten wir finanzielle<br />

und organisatorische Unterstützung benötigt.“<br />

Und so mussten die ehrgeizigen Studierenden<br />

ihre Pläne wieder verwerfen.<br />

Aus diesen Gründen können Vogt und seine<br />

Mitstreiter das Projekt auch nicht so weiterführen<br />

wie im April begonnen. Stattdessen<br />

arbeiten sie jetzt mit dem Fußballverein<br />

Turbine <strong>Halle</strong> zusammen, wo sie derzeit die<br />

G-Jugend spielerisch fördern. Da die Vier- bis<br />

Siebenjährigen noch nicht lesen können, wird<br />

deren Fußballtraining altersentsprechend durch<br />

Malen und Basteln ergänzt. „Geplant ist, dass<br />

wir diese Kinder während der Grundschulzeit<br />

begleiten und dann auch fußballspezifische<br />

Lese- und Rechenübungen mit ihnen machen“,<br />

so Robert Vogt, der in der Herrenmannschaft<br />

des Vereins kickt.<br />

■<br />

Robert Vogt<br />

Projekt „Kicken mit Kopf“<br />

E-Mail: sportvogt@web.de<br />

Nur Fußball im Kopf? Das<br />

muss nicht sein, sagten sich<br />

mehrere MLU-Studierende,<br />

die nun Bildungsinhalte in<br />

Kombination mit Fußballtraining<br />

vermitteln.<br />

Abbildung:<br />

Scott Maxwell / Fotolia<br />

21<br />

S TUDIEREN, LEHREN, LEBEN


22<br />

S TUDIEREN, LEHREN, LEBEN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Förderinitiative erleichtert Berufseinstieg<br />

Bachelor und Master – diese beiden Abschlussarten<br />

haben sich mittlerweile an deutschen<br />

Hochschulen durchgesetzt. Anders bei<br />

Unternehmen: „Viele Personalverantwortliche<br />

wissen nicht, was sich hinter den neuen Abschlüssen<br />

verbirgt“, sagt Thomas Beer. Er ist<br />

Vorsitzender der Studentischen Förderinitiative<br />

der Naturwissenschaften (SFI e.V.), die eine<br />

neue Vortragsreihe organisiert, um die Akzeptanz<br />

der Bachelor- und Masterabschlüsse zu<br />

erhöhen. Am 21. <strong>Oktober</strong> findet die Veranstaltung<br />

im Kleinen und Großen Hörsaal des<br />

Instituts für Biochemie erstmals statt.<br />

Die teilnehmenden Unternehmen konnten vorab<br />

Studiengänge auswählen, über die sie sich<br />

informieren möchten. Studierende stellen diese<br />

dann in 15-minütigen Präsentationen vor und<br />

beantworten Fragen der Personalverantwortlichen.<br />

„Unternehmen suchen gute Leute und<br />

wir helfen dabei, Kontakte herzustellen“, so<br />

Matthias Müller, Pressesprecher und Gründungsmitglied<br />

der SFI.<br />

Eine smarte Karte gegen die Passwörterflut<br />

Das tägliche Jonglieren mit Nutzernamen<br />

und Passwörtern könnte an der MLU bald ein<br />

Ende haben. 1000 Studierende und Mitarbeiter<br />

erhalten ab November eine neue Studierenden-<br />

oder Personalkarte, die getrennte Passwörter<br />

für den Uni-Rechner und die Plattform Stud.<br />

IP überflüssig macht. „Solange die Smartcard<br />

im PC steckt, kann ich verschiedene Anwendungen<br />

nutzen, ohne mich jeweils einzeln<br />

anmelden zu müssen. Es reicht eine einmalige<br />

Anmeldung“, erläutert Dr. Sandro Wefel, der<br />

das Projekt im Rahmen seiner Dissertation<br />

entwickelte. Ähnlich einer Kreditkarte ist die<br />

Smartcard mit einem Mikrochip ausgestattet,<br />

der den Besitzer am Rechner und im Internet<br />

authentifizieren kann. Um die personalisierten<br />

Karten an den Computer anstecken zu können,<br />

ist ein Kartenlesegerät notwendig. Alle neu<br />

erworbenen Computer in den PC-Pools der<br />

MLU sind künftig mit dem schmalen Gerät<br />

ausgestattet. 100 weitere Kartenlesegeräte<br />

sollen an den schon existierenden Arbeitsstationen<br />

im Institut für Informatik nachinstalliert<br />

werden. Ihre Smartcard müssen die Nutzer zunächst<br />

persönlich abholen: „Der Kartenbesitzer<br />

muss anhand seines Lichtbildausweises<br />

identifiziert werden, bevor ein elektro-<br />

Foto: Maike Glöckner,<br />

Montage: Steffen Schenk<br />

Im Anschluss an die Präsentationen stellen<br />

sich die Firmen vor. Dann haben Studierende<br />

die Möglichkeit, konkret nach Arbeitsmöglichkeiten,<br />

Anforderungen und ähnlichem zu<br />

fragen. Im Unterschied zur Karrieremesse<br />

„science meets companies“, die ebenfalls von<br />

der SFI organisiert wird, nehmen an der neuen<br />

Veranstaltungsreihe nur Vertreter jeweils einer<br />

Branche teil. So soll gezielt ein bestimmtes<br />

Publikum angesprochen werden, das sich für<br />

die Arbeit in der jeweiligen Fachrichtung eignet.<br />

Am 21. <strong>Oktober</strong> werden drei Unternehmen<br />

aus den Bereichen Pharmazie und Chemie, unter<br />

anderem die Boehringer Ingelheim Pharma<br />

GmbH, vor Ort sein.<br />

Eine Vorstellung von Betrieben fand bereits<br />

zweimal mit regionalen Vertretern unter dem<br />

Titel „Karriere/Treffen“ statt. Dabei seien bisher<br />

nur positive Erfahrungen gemacht worden,<br />

viele Studierende erhielten Praktika, Themen<br />

für Abschlussarbeiten oder Jobs. So nutzten<br />

Ende Mai dieses Jahres über 50 Studierende,<br />

nisches Zertifikat ausgestellt werden kann“,<br />

erklärt Projektleiter Wefel. Mit der Karte im<br />

hellgrünen Uni-Design können E-Mails dann<br />

elektronisch verschlüsselt und signiert werden.<br />

Viel Zeit und Geld könnte man sparen, wenn<br />

sich Studierende beispielsweise mit einer elektronisch<br />

signierten E-Mail zur Prüfung anmelden<br />

und nicht mehr persönlich im Prüfungsamt<br />

erscheinen müssten.<br />

Für Sandro Wefel sind viele Erweiterungen der<br />

Karte denkbar: „Theoretisch können wir sämt-<br />

Absolventen und Doktoranden aus den Naturwissenschaften<br />

die Gelegenheit, um mit<br />

Firmen über den Berufseinstieg zu reden. Im<br />

Anschluss an die Vorträge führten Unternehmensvertreter<br />

erste Bewerbungsgespräche mit<br />

zahlreichen Interessenten. „Häufig wissen die<br />

Studenten und Absolventen gar nicht, dass<br />

Unternehmen in der Region existieren, die den<br />

Einstieg in den späteren Beruf ermöglichen<br />

können“, erklärt Thomas Beer. „Das möchten<br />

wir ändern.“ Neben dieser Form von Praxiskontakt<br />

engagiert sich die SFI für Hochschulpolitik<br />

und die Förderung von Sozialkompetenz.<br />

Der Verein veranstaltet beispielsweise<br />

Tutorien, Weiterbildungen und Ringvorlesungen<br />

rund um das Thema Berufseinstieg.<br />

Allein in diesem Jahr konnten bereits über 30<br />

Projekte realisiert werden<br />

Aktuelle Informationen zum Ablauf des Karrieretages<br />

gibt es auf www.sfi-halle.de. Interessenten<br />

können sich dort auch für die Veranstaltung<br />

anmelden. Janine Pazdyka<br />

liche Dienste der Uni, bei denen nach einem<br />

Passwort gefragt wird, mit dieser Smartcard<br />

ersetzen.“ Ein Zugang zu den Angeboten der<br />

Bibliothek ist ebenso geplant wie die Einbindung<br />

von eLearning-Modulen einzelner Fakultäten.<br />

Die jeweiligen Schnittstellen werden<br />

von Projekt-Mitarbeitern konfiguriert, die,<br />

wie das gesamte Projekt, bis 2011 aus Fördermitteln<br />

des Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung (EFRE) finanziert werden.<br />

Weil das Projekt am Institut für Informatik angesiedelt<br />

ist, werden die Karten zunächst<br />

an Studierende und Mitarbeiter des<br />

Instituts ausgegeben, bevor auch<br />

interessierte Studierende anderer<br />

Fächer überzählige Exemplare<br />

erhalten. „Die ersten 1000 Karten,<br />

die aus Projektmitteln beschafft<br />

wurden, sind für uns das beste Argument,<br />

um Kooperationen mit den<br />

verschiedenen Einrichtungen der<br />

MLU aufzubauen und die Finanzierung<br />

zu sichern. Dann kann uniweit<br />

auch über die Steigerung der Stückzahlen<br />

entschieden werden“, sagt<br />

der Projektleiter.<br />

Corinna Bertz


Schnelle Orientierung leicht gemacht<br />

„Campus Maps“ – das neue Online-Angebot der MLU<br />

C ORINNA BERTZ<br />

Wie komme ich am schnellsten zu den Orientalisten? Und wie lange brauche ich mit dem Rad<br />

von der Mensa bis zum hochschuleigenen Bootshaus? Mit „Campus Maps“ lassen sich solche<br />

Fragen künftig mit wenigen Klicks beantworten.<br />

Das Online-System wurde am Institut für Geowissenschaften entwickelt und will dafür sorgen,<br />

dass sich an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> jeder schnell zurechtfindet. Der neue Service erleichtert<br />

die Suche nach Hochschuleinrichtungen, denn er bietet erstmals einheitliche, aktuelle<br />

Lagepläne des weitläufigen halleschen Campus‘.<br />

Virtueller Stadtplan und noch viel mehr: eine Beispielseite aus „Campus Maps“.<br />

Mit „Campus Treffpunkt“, „Campus Routing“<br />

und einem virtuellen „Campus 3D“ hat „Campus<br />

Maps“ in einigen Punkten sogar mehr zu<br />

bieten als GoogleMaps, insbesondere was die<br />

Orientierung in großen Liegenschaften wie<br />

dem neuen naturwissenschaftlichen Campus<br />

in Heide-Süd betrifft. „Die Nutzer können bei<br />

der Routenplanung zum Beispiel ihre Fahrgeschwindigkeit<br />

eingeben, sie können nach<br />

Fakultäten und Instituten suchen, für Freunde<br />

Treffpunkte markieren oder den Uniplatz in<br />

3D anschauen“, erklärt Projektleiter Dr. Detlef<br />

Thürkow.<br />

Auf www.maps.uni-halle.de kann der virtuelle<br />

Stadtplan nach allen Einrichtungen der<br />

Hochschule durchsucht werden. Die gesuchten<br />

Gebäude werden mit Lageplan, Adresse, Link<br />

und Foto angezeigt. Anspruch auf Vollständigkeit<br />

will das Team von „Campus Maps“ aber<br />

noch nicht erheben, denn das Portal befindet<br />

sich im Aufbau. „Wir sind gespannt auf Rückmeldungen<br />

und freuen uns über jeden Hinweis<br />

aufmerksamer Nutzer“, sagt Thürkow.<br />

„Die Basisdaten sind bereits vollständig erfasst.<br />

In den nächsten Monaten werden wir<br />

schrittweise weitere Dienste und Inhalte zur<br />

Verfügung stellen“, kündigt der Technische<br />

Leiter für Kartographie und Geoinformation<br />

an.<br />

„Campus Routing“ und „Campus Treffpunkt“<br />

können bereits getestet werden. Der Routenplaner<br />

findet den kürzesten Weg von A nach<br />

B und informiert den Nutzer zusätzlich über<br />

die Zeit, die er als Radfahrer oder Fußgän-<br />

Ein- & Zweifamilienhäuser, Wohnungen & Gewerbeimmobilien<br />

www.immoHAL.de<br />

Beratungscenter “Am Leipziger Turm” � 0345-520490<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

ger braucht, um dorthin zu kommen. Über<br />

„Campus Treffpunkt“ können Nutzer auf der<br />

Stadtkarte einen Ort markieren und als Link<br />

verschicken. Ergänzt wird das umfangreiche<br />

Angebot durch dreidimensionale Bilder und<br />

Trailer auf „Campus 3D“, aktuelle Wetterangaben<br />

und Liveaufnahmen vom Dach des Instituts<br />

für Geowissenschaften.<br />

„Campus Maps“ basiert auf einer freien Software<br />

und wurde optisch dem Online Auftritt<br />

der Hochschule angepasst. Das Projekt ist in<br />

vier Module unterteilt. „Zunächst haben wir<br />

die Lagedaten und Gebäudeinformationen aus<br />

mehreren Datenbanken der Uni gesammelt und<br />

über geographische Koordinaten mit räumlichem<br />

Bezug in unser System integriert. Außerdem<br />

wurden zusätzliche Standorte kartiert<br />

und Außenansichten der <strong>Universität</strong>seinrichtungen<br />

fotografiert“, erläutert Christian Dette,<br />

Doktorand des Fachgebiets Geofernerkundung<br />

und Kartographie. Gemeinsam mit Detlef<br />

Thürkow entwickelte er im Anschluss das<br />

Online-System „Campus Maps“ und erstellte<br />

mit Hilfe von Studentischen Hilfskräften, Projektarbeitern<br />

und Diplomanden den Virtuellen<br />

Campus in 3D.<br />

Ziel des Gemeinschaftsprojektes mit dem<br />

Bereich Hochschulmarketing ist es, für die<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> eine eigenständige<br />

Datenbasis mit Lageplänen der Hochschulgebäude<br />

zu erstellen. Zusätzlich werden Informationen<br />

über die einzelnen Gebäude integriert,<br />

die stetig aktualisiert werden können. Das<br />

verwendete Open-Source-System erlaubt viele<br />

Erweiterungen: „Im Grunde ist alles möglich.<br />

Derzeit arbeiten wir mit dem <strong>Universität</strong>srechenzentrum<br />

und der Verwaltung an Verknüpfungen<br />

mit dem Studierendenportal Stud.IP<br />

und an einer Schnittstelle zu den Studienbotschaftern<br />

der Uni. Darüber hinaus sind Vernetzungen<br />

zu den Angeboten des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs angestrebt“, erläutert<br />

Thürkow.<br />

Finanziert wird „Campus Maps“ aus Preisgeldern<br />

des Hochschulwettbewerbs „Schneller<br />

ins Studium“, den die MLU im Jahr 2009 im<br />

Rahmen der Hochschulinitiative Neue Bundesländer<br />

für ihr Konzept gewonnen hatte, sowie<br />

mit Unterstützung der Saalesparkasse. ■<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.maps.uni-halle.de<br />

www.campus3d.uni-halle.de<br />

Dr. Detlef Thürkow<br />

Thematische Kartographie und Geofernerkundung<br />

Telefon: 0345 55 26023<br />

E-Mail: detlef.thuerkow@geo.uni-halle.de<br />

Internet: www.geo.uni-halle.de/geofern<br />

23<br />

S TUDIEREN, LEHREN, LEBEN


24<br />

S TUDIEREN, LEHREN, LEBEN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Mehr Raum für die Musik<br />

Institut für Musik wächst um ein Drittel<br />

U TE OLBERTZ<br />

Die Farbe Blau prägt das Bild im neuen Klaviertrakt, grün dagegen ist der Gesangsbereich gehalten<br />

und die Flure erstrahlen rot. Endlich konnte das Institut für Musik im Händelhauskarree<br />

zum Beginn des Wintersemesters dringend benötigte zusätzliche Räumlichkeiten beziehen, die<br />

noch dazu sehr ansprechend gestaltet sind. „Damit gehört nicht nur die chronische Überbelegung<br />

des Kammermusiksaals im bisherigen Gebäudeteil bald der Vergangenheit an“, freut sich<br />

Georg Maas, der als Professor für Musikpädagogik das Institut leitet. „Auch die Kollegen aus<br />

Magdeburg erhalten nunmehr dauerhaft nach einer langen Zeit der Improvisation angemessene<br />

Arbeitsbedingungen.“<br />

Vorbei ist nun die Raumnot, denn im bislang<br />

leer stehenden Nachbargebäude konnten insgesamt<br />

800 Quadratmeter zusätzlich angemietet<br />

werden. Nach dem Innenausbau entstanden<br />

helle, heitere und natürlich schallgedämmte<br />

Arbeitszimmer, in denen künftig viel Musik<br />

erklingen wird. Ein drängendes Problem des<br />

Musikinstituts ist somit gelöst, das mit der<br />

Fusion der beiden Uni-Musikinstitute Sachsen-<br />

Anhalts in Magdeburg und <strong>Halle</strong> entstanden<br />

war.<br />

Bereits im September 2009 siedelten elf<br />

Lehrkräfte aus Magdeburg in die Händelstadt<br />

um, von denen zehn zur Abteilung Musikpädagogik<br />

zu den dort bisher 16 Lehrenden<br />

hinzukamen. Neu in <strong>Halle</strong> sind für die vokale<br />

Ausbildung die beiden Gesangsprofessorinnen<br />

Monika Köhler und Monika Meier-Schmid.<br />

Die Fachgruppe Klavier verstärken nun Professor<br />

Jochen Köhler, Peter Elster, Cosima<br />

Pagel und Gerlinde Schacht. Außerdem kamen<br />

Andrzej Mokry und Elke Scheibner Gnilke,<br />

Hochschuldozenten für Gitarre, in die Saalestadt.<br />

Musiktheorie vertritt Alexander Trinko<br />

und Musikdidaktik Dr. Carla Ullrich. Die Abteilung<br />

Musikwissenschaft schließlich nahm<br />

noch Professor Dr. Tomi Mäkelä auf.<br />

„Mit diesem Zuwachs an Lehrkapazität sowie<br />

wissenschaftlichem und künstlerischem Potenzial<br />

ist das Institut jetzt gut aufgestellt“, sagt<br />

Georg Maas. „Im Neubau werden die künstlerischen<br />

Disziplinen ihre neue Heimat finden.<br />

Auch einige <strong>Halle</strong>nser Kollegen werden mit<br />

umziehen, sodass sich von Anfang an eine gute<br />

Zusammenarbeit entwickeln kann.“<br />

Im neuen Haus entstand in der 1. Etage der<br />

Gitarrenbereich und Verwaltungstrakt (Sekretariat,<br />

Referenten). Der „blaue Klaviertrakt“<br />

befindet sich in der 2. Etage, die dritte Etage<br />

gehört dem Gesang sowie einem 56 Quadratmeter<br />

großen Vorlesungsraum. Die Koordination<br />

bei der Gestaltung übernahm die<br />

Rundgang kurz vor Fertigstellung der neuen Räume, hier im Klaviertrakt (v. l. n. r.): Prof. Monika Köhler<br />

führt Prof. Jochen Köhler, Alexander Trinko, Prof. Monika Meier-Schmid, Doz. Andrzej Mokry, Elke<br />

Scheibner-Gnilke und Gerlinde Schacht durchs Haus. Foto: Maike Glöckner<br />

Gesangsprofessorin Monika Köhler, die aus<br />

Magdeburg eine Probebühne mitbringt, deren<br />

Unterbringung in der vierten Etage geplant<br />

ist. Hier wird es in der Farbe hellbeige einen<br />

Bühnenraum von 180 qm mit flexibler Bühne<br />

geben, der im Verlauf des Wintersemesters<br />

fertig wird. Die Bühne stellt das Kernstück für<br />

einen weiteren Vortragssaal dar, der vor allem<br />

für szenische Aufführungen und Projekte genutzt<br />

werden soll.<br />

„Die Fächer Gesang, Klavier und Gitarre können<br />

hier durchgängig vom Bachelor über den<br />

Master bis zum Konzertexamen studiert werden“,<br />

hebt Maas hervor. Das sei innerhalb der<br />

deutschen <strong>Universität</strong>slandschaft eine Besonderheit,<br />

ebenso wie die seit einigen Jahren mit<br />

Erfolg praktizierte Kombinationsmöglichkeit<br />

des Lehramtsstudiengangs Musik an Gymnasien<br />

mit dem Studiengang Diplom-Kirchenmusik-B<br />

an der benachbarten Evangelischen<br />

Hochschule für Kirchenmusik.<br />

Zu Beginn des Sommers verschickten Studierende<br />

des Uni-Instituts im Händelkarree<br />

einen als Rundbrief gedruckten Hilferuf mit<br />

dem Bild eines leeren Konzertsaals und einem<br />

ungespielten Flügel. „So könnte es bald im<br />

ganzen Musikinstitut aussehen“ und „Das<br />

hallesche Musikinstitut blutet aus!“ stand<br />

darunter. Bei einigen Studenten sei zeitweise<br />

sogar „der gesamte musikpraktische Unterricht<br />

ausgefallen“, hieß es. Wie kam es dazu,<br />

obwohl es den personellen Zuwachs aus Magdeburg<br />

gab? „Der Honorartopf für die Lehrbeauftragten<br />

war leer“, sagt Georg Maas. „Honorarkräfte<br />

erteilen bei uns in großem Umfang<br />

Einzelunterricht in den künstlerischen Fächern,<br />

ergänzend zum Lehrangebot der hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter.“ Inzwischen seien aber –<br />

nicht zuletzt durch Intervention des Kultusministeriums<br />

– entsprechende Mittel bereitgestellt<br />

worden.<br />

Am Institut für Musik gehen derzeit (inklusive<br />

Musikwissenschaft) rund 400 Studierende ein<br />

und aus, von denen knapp die Hälfte künftig<br />

als Musiklehrer an Schulen gehen. Charakteristisch<br />

für ein Musikstudium ist der Einzelunterricht,<br />

denn eine enge inhaltliche Verzahnung<br />

künstlerisch-pädagogischer und wissenschaftlicher<br />

Studienbereiche ist unverzichtbar.<br />

Praxisorientierung wird hier groß geschrieben,<br />

gerade für die künftigen Musiklehrer. ■<br />

Prof. Dr. Georg Maas<br />

Institut für Musik<br />

Telefon: 0345 55 24400<br />

E-Mail: georg.maas@musik.uni-halle.de<br />

Internet: www.musikpaed.uni-halle.de


Medizin studieren mit Online-Quiz<br />

Schon sieben Institute an „HaMeeL“-Projekt beteiligt<br />

C ORINNA BERTZ<br />

Röntgenbilder auf dem Laptop, ein Online-Quiz zur letzten Vorlesung und ein Video, das zeigt,<br />

wie man richtig intubiert – an der Medizinischen Fakultät hat sich seit Februar 2009 in punkto<br />

E-Learning viel getan. Drei Institutsdirektoren gründeten damals das <strong>Halle</strong>sche Medizinische<br />

E-Learning, kurz „HaMeeL“, um neue E-Learning-Angebote der Fakultät zu koordinieren. In<br />

der Medizin, wo der Patient auch in der Lehre eine zentrale Rolle spielt, stellt E-Learning eine<br />

besondere Herausforderung dar. Intensive Vorarbeiten waren deshalb nötig, bevor das Projekt<br />

auf mittlerweile sieben beteiligte Institute anwachsen konnte.<br />

Neben den üblichen Fragen zu Medienrecht<br />

und Technik musste beim Aufbau des E-Learning-Systems<br />

in der Medizin vor allem auch<br />

der Patientenschutz beachtet werden. „Für<br />

medizinische Lehrfilme, in denen auch Patienten<br />

gezeigt werden, ist immer deren Einwilligungen<br />

einzuholen – selbst wenn der Patient<br />

nicht schreiben kann“, erklärt der Direktor des<br />

Instituts für Pharmakologie und Toxikologie<br />

Professor Joachim Neumann. Oftmals ist es da<br />

einfacher, eine Simulationspuppe<br />

einzusetzen oder die Anonymität<br />

des Patienten zu wahren,<br />

indem man beispielsweise nur<br />

seinen Bauchraum zeigt.<br />

In einem der ersten Videos, die<br />

im Auftrag von HaMeeL entstanden,<br />

wird anhand einer Puppe<br />

der Vorgang der Intubation<br />

demonstriert. Die Kamera<br />

folgt dem Schlauch, der<br />

über Mund oder Nase in<br />

die Atemwege eingeführt<br />

wird, in das Modell hinein.<br />

„Studenten, die<br />

Schwierigkeiten mit<br />

dem Intubieren haben,<br />

können so genau<br />

verfolgen, wie und wo<br />

die Sonde in den Körper<br />

gelangen muss“,<br />

erläutert der Anästhesist<br />

Dr. Oliver Meyer, der den<br />

Film gemeinsam mit der<br />

Mediathek des Sprachenzentrums<br />

erstellt hat. „Ha-<br />

MeeL will alle Einrichtungen<br />

der Medizinischen<br />

Fakultät dabei unterstützen,<br />

den Studierenden derartige<br />

eLearning-Angebote bereit zu stellen“,<br />

sagt Projekt-Koordinatorin Katja Rulf.<br />

Neben Videos gibt es mittlerweile vertonte<br />

Vorlesungen, Multiple-Choice-Tests per Handy<br />

sowie ein wachsendes Medienarchiv, das<br />

fleißig mit Audio-, Bilder- und Videobeiträgen<br />

bestückt wird. „Das Archiv erleichtert auch<br />

uns Dozenten die Arbeit, denn wir können unsere<br />

Vorlesungen dadurch multimedial besser<br />

ausstatten und Material institutübergreifend<br />

austauschen“, sagt Prof. Neumann. Die Online-Mischung<br />

aus Lernmodulen und Selbsttests<br />

wurde mit Unterstützung des Rechenzentrums<br />

mit den beiden Online-Plattformen Stud.<br />

IP und ILIAS verknüpft und kann darüber von<br />

den Studierenden sehr einfach bedient werden.<br />

„Bislang haben wir solche Angebote im Medizinstudium<br />

kaum genutzt“, sagt Daniel Müller,<br />

der im achten Semester Humanmedizin studiert<br />

und als Wissenschaftliche Hilfskraft im<br />

HaMeeL-Projekt mitarbeitet.<br />

Die Rückmeldungen sind überwiegend positiv:<br />

„80 Prozent meiner Studierenden haben das<br />

Onlinequiz zur Vorlesung zu Hause genutzt,<br />

um den Stoff zu wiederholen und zu vertiefen“,<br />

freut sich Professor Andreas Stang. Ein<br />

solches Ergebnis lohnt nach Meinung des<br />

Direktors des Instituts für Klinische Epidemiologie<br />

auch die langwierige Auseinandersetzung<br />

mit Patientenrecht, Urheberrecht und<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Stud.IP als Portal für Übungen<br />

Bereits seit 2003 ist am Institut für Informatik<br />

eine Erweiterung der Lernplattform<br />

Stud.IP im Einsatz, die Dozenten und<br />

Studierenden eine elektronische Abwicklung<br />

der Übungen zu Lehrveranstaltungen<br />

ermöglicht. Die Erweiterung ist im Rahmen<br />

des BMBF-Verbundprojektes „ULI – Universitärer<br />

Lehrverbund Informatik“ entstanden<br />

und wird vom <strong>Universität</strong>szentrum<br />

Informatik (UZI) weiterentwickelt.<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Mehr über die Lernplattform: SH-904<br />

Haftungsfragen. Sie war notwendig, um ein<br />

sicheres Datenschutzkonzept verabschieden zu<br />

können, das HaMeeL nun an strenge Auflagen<br />

bindet.<br />

Gemeinsam mit dem Pharmakologen Joachim<br />

Neumann und dem neuen Dekan der Medizinischen<br />

Fakultät Professor Michael Gekle<br />

gründete Stang HaMeeL im Jahr 2009. Das<br />

Projekt wird aus Haushaltsmitteln der Medizinischen<br />

Fakultät zur Verbesserung der Lehre<br />

finanziert und wurde nach<br />

einer zunächst einjährigen<br />

Projektlaufzeit bis 2013<br />

verlängert.<br />

Die drei Institutsdirektoren<br />

holten viel Fachverstand<br />

von außen ein, besuchten die<br />

Berliner Charité und berieten<br />

sich mit E-Learning-Experten<br />

anderer Fakultäten<br />

und <strong>Universität</strong>en.<br />

Auch in den aller fünf bis<br />

sechs Wochen stattfindenden<br />

HaMeeL-Sitzungen sind<br />

regelmäßig Besucher aus<br />

anderen Fakultäten und<br />

<strong>Universität</strong>en zu Gast. Die<br />

Initiatoren um Koordinatorin<br />

Rulf freuen sich über<br />

das Interesse von außen<br />

und hoffen auf eine noch<br />

stärkere Zusammenarbeit<br />

– zunächst vor allem<br />

mit den medizinischen<br />

Instituten der MLU.<br />

„In den nächsten<br />

Foto: digieye / Fotolia, Montage: Steffen Schenk drei Jahren sollen<br />

fakultätsweit<br />

lehrbezogene<br />

Projekte erarbeitet<br />

und über HaMeel angeboten werden“, sagt der<br />

Physiologe Michael Gekle.<br />

■<br />

Katja Rulf<br />

HaMeeL - <strong>Halle</strong>sches Medizinisches eLearning<br />

Telefon: 0345 55 71353<br />

E-Mail: katja.rulf@medizin.uni-halle.de<br />

Internet: www.medizin.uni-halle.de/index.php?id=2312<br />

25<br />

S TUDIEREN, LEHREN, LEBEN


26<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Libysche Honigbienen sorgen<br />

für Wirbel<br />

MLU-Doktorand entdeckt unbekannte Unterart und liefert<br />

damit Forschungsstoff<br />

S ILVIO KISON<br />

Großes Presseaufsehen erregte im Sommer der Libyer Dr. Taher Shaibi. Er entdeckte bei Forschungsarbeiten<br />

in der nordafrikanischen Kufra-Oase eine bisher unbekannte Unterart der Sahara-Honigbiene<br />

(Apis mellifera sahariensis). Er kam als Doktorand mit einem Stipendium vom<br />

lybischen Staat nach <strong>Halle</strong> und arbeitete am Institut für Biologie im Forschungsbereich Zoologie<br />

bei Professor Robin Moritz, dessen Schwerpunkt die molekulare Ökologie und im Besonderen<br />

die Honigbiene ist. Shaibis Entdeckung könnte ein internationales Forschungsprojekt voranbringen<br />

– denn die Bienen aus der Oase sind frei von Milben.<br />

„Herr Shaibi kam eigentlich zu uns, um die<br />

Biologie von Wütenasseln zu untersuchen“,<br />

erinnert sich Moritz. „Allerdings hat sich dies<br />

als wenig erfolgreich erwiesen und so kamen<br />

wir auf die Idee, die Honigbienen in Lybien<br />

zu erforschen.“ Dabei war weniger der nationale<br />

Bezug ausschlaggebend, sondern eher<br />

der Forschungsschwerpunkt der halleschen<br />

Arbeitsgruppe, die vornehmlich zum Thema<br />

Honigbienen arbeitet. Shaibi verbrachte viel<br />

Zeit damit, verschiedene Regionen in Libyen<br />

aufzusuchen und eine Bestandsaufnahme der<br />

libyschen Honigbienen zu erstellen. „Dabei<br />

hatte er auch sehr guten Zugang zu abgelegnen<br />

Regionen wie der Kufra-Oase“, erklärt Moritz.<br />

Die Entdeckung der Unterart der Sahara-Honigbiene<br />

war wenn auch kein Zufall, so doch<br />

ein echter Glückstreffer. Dabei ist nicht ihr<br />

Äußeres das Besondere, sondern eher das bio-<br />

geographische Alter dieser außergewöhnlichen<br />

Bienenpopulation. „Die Untersuchungen<br />

des Erbguts haben ergeben, dass diese Biene<br />

bereits existierte, als die Sahara vor 10 000<br />

Jahren noch keine Wüste, sondern eine Steppe<br />

war“, bestätigt der Forscher. Im Laufe der Zeit<br />

wurde die Steppe langsam zur Wüste und die<br />

Honigbienen zogen sich immer weiter zurück.<br />

Am Ende gab es sie nur noch in der Kufra-<br />

Oase, wo sie völlig isoliert abertausende von<br />

Jahren überlebten. Diese so genannte Rückzugspopulation<br />

konnte sich ohne den Einfluss<br />

des Menschen entwickeln, da die Oase im<br />

Südosten von Lybien mehr als 800 Kilometer<br />

entfernt von den Städten am Mittelmeer liegt.<br />

Dabei bildet die Wüste eine für andere wildlebende<br />

Tiere kaum überwindbare Barriere. „Die<br />

wilde Honigbiene wurde zwar von den Bewohnern<br />

der Oase zur Honiggewinnung ver-<br />

Prof. Robert Paxton und Prof. Robin Moritz im Gespräch über ein Bienenvolk in einem sogenannten Beobachtungsstock.<br />

Foto: Silvio Kison<br />

wendet, aber nicht zu Zuchtzwecken genutzt“,<br />

so Moritz. Die Oase ist 40 km breit und bietet<br />

somit genug Raum für die Entwicklung einer<br />

gesunden Population.<br />

Taher Shaibi ist nach erfolgreicher Promotion<br />

an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong> <strong>Universität</strong> wieder<br />

nach Libyen zurückgekehrt. Seine Entdeckung<br />

spielt allerdings immer noch eine wichtige<br />

Rolle für die weitere Forschung der Arbeitsgruppe<br />

um Professor Moritz. Die Wildbienen<br />

der Oase sind nämlich frei von einem<br />

Parasiten, der weltweit eine Großzahl ihrer<br />

Artgenossen befallen hat. Diese gefährliche<br />

Milbe ist unter dem Namen Varroa destructor<br />

bekannt. Damit sind die Bienen in der Kufra-Oase<br />

eine der wenigen derzeit bekannten<br />

natürlichen Population, die nicht von diesem<br />

Parasiten befallen ist. „Für uns ist dies besonders<br />

interessant, da wir uns derzeit in der<br />

Anfangsphase eines neuen Forschungsprojekts<br />

befinden“, erklärt Moritz.<br />

Das Forschungsnetzwerk BEE DOC (Bees in<br />

Europe and the Decline Of Honeybee Colonies)<br />

ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern<br />

aus elf europäischen Ländern und<br />

wird vom halleschen Institut koordiniert. Die<br />

Wissenschaftler beschäftigen sich hauptsächlich<br />

mit den Interaktionen zwischen Parasiten,<br />

Pathogenen und Pestiziden bei Honigbienen.<br />

Die Europäische Union fördert die Arbeit<br />

von BEE DOC mit drei Millionen Euro. Das<br />

Projekt startete im März <strong>2010</strong> und läuft vorerst<br />

über drei Jahre. Untersucht werden vornehmlich<br />

die Auswirkungen in Europa. Allerdings<br />

ist die Arbeit der Forscher weltweit wichtig.<br />

„Wir beobachten schon seit langem das<br />

Aussterben von ganzen Bienenkolonien nicht<br />

nur in Europa, sondern weltweit“, bekräftigt<br />

Moritz.<br />

Obwohl bisher sehr viel getan wurde, um dies<br />

zu verhindern, ist noch ungeklärt, welche genauen<br />

Auslöser für das Aussterben verantwortlich<br />

sind. „Wir gehen von einem Zusammenspiel<br />

von Parasiten und Pestiziden aus“,sagte<br />

Moritz. Gründe für diese Vermutung liegen<br />

in den USA. Dort kam es 2006 und 2007 zu<br />

einem großen Bienensterben. Die Honigbienen-Industrie<br />

sowie der amerikanische Staat<br />

gaben danach meherere Millionen Dollar aus,<br />

um diesem plötzlichen Sterben auf den Grund<br />

zu gehen. „Allerdings konnte bisher noch kein<br />

Faktor bestimmt werden, der hierfür verantwortlich<br />

ist“, erklärt Moritz. Die Wissenschaftler<br />

von BEE DOC haben aus diesem Grund<br />

die Hypothese aufgestellt, dass es sich um eine<br />

Kombination aus verschieden Komponenten<br />

handeln muss, die das Aussterben bewirken.<br />

Ein klassisches Beispiel hierfür ist die bereits<br />

erwähnte Milbe Varroa destructor. Sie saugt an<br />

der Honigbiene und überträgt dabei mehrere<br />

Viren, die für unterschiedliche Erkrankungen<br />

verantwortlich sind. Infizierte Bienen geben<br />

die Infektion in der Kolonie an andere weiter<br />

und sorgen so für einen Befall des gesamten<br />

Volkes.


Wie genau das funktioniert und ob wirklich<br />

alle Viren von der Milbe stammen, lässt sich<br />

mit dem derzeitigen Stand der Forschung allerdings<br />

nicht vollständig klären. „Aus diesem<br />

Grund sind die Wildbienen in Kufra für uns<br />

von großem Interesse. Wir haben hier eine milbenfreie<br />

Kolonie, die uns als Kontrollpopulation<br />

dienen kann“, so Moritz. Die Wissenschaftler<br />

haben nun die Möglichkeit, zu untersuchen,<br />

ob die Bienen der Oase von Erregern befallen<br />

sind und wenn ja, mit welchen. „Sollten sie<br />

die gleiche Anzahl an Viren aufweisen wie die<br />

europäischen Bienen, dann hat die Milbe keinen<br />

Einfluss auf das Bienensterben. Sind die<br />

Bienen allerdings mit keinen oder nur wenigen<br />

Viren infiziert, so könnte dies ein Hinweis dafür<br />

sein, dass die Milbe für das Bienensterben<br />

mitverantwortlich ist.“<br />

Durch die Vernetzung mit anderen europäischen<br />

sowie nord- und südamerikanischen<br />

Projekten erlangen die Ergebnisse eine globale<br />

Sichtbarkeit, die einen starken Einfluss auf<br />

die artgerechte Haltung von Bienen weltweit<br />

haben wird. Auch am Institut selbst finden sich<br />

Bienenforscher mit internationaler Ausrichtung.<br />

Seit April <strong>2010</strong> ist Robert Paxton Professor<br />

für Allgemeine Zoologie. Der Schwerpunkt<br />

des 51-Jährigen ist die evolutionäre Ökologie<br />

von Insekten und speziell die der Bienen.<br />

Wie bereits bei seiner Vorstellung in Ausgabe<br />

2/<strong>2010</strong> der scientia halensis erwähnt, beschäftigte<br />

er sich in einer seiner wichtigsten Veröffentlichungen<br />

mit der genetischen Analyse von<br />

„sweat bees“ (Furchenbienen), die zur Familie<br />

der Schmalbienen gehören und laut Paxton<br />

„eine fantastische Vielfalt in ihrem Sozialverhalten<br />

aufweisen“. In einer weiteren Publikation,<br />

an der Paxton beteiligt war, ging es um<br />

eine Pilzkrankheit bei Honigbienen, die sich<br />

innerhalb weniger Jahre um die ganze Welt<br />

verbreitet hat.<br />

Der Biologe arbeitet eng mit Professor Moritz<br />

zusammen. Er hat ein eigenes Forschungsprojekt<br />

zu Honigbienen mit nach <strong>Halle</strong> gebracht,<br />

das Grundlagenforschung im Zusammenhang<br />

mit Bienen und Insekten betreibt. Es ist ein<br />

Partnerprogramm von BEE DOC und wird<br />

vom englischen Pendant der DFG mit 1,5 Millionen<br />

Pfund über einen Zeitraum von ebenfalls<br />

drei Jahren gefördert. Das Projekt startet<br />

im <strong>Oktober</strong>, der Schwerpunkt liegt auf der<br />

Untersuchung von Krankheitserregern in Honigbienen.<br />

„Die Forschung bezieht sich somit<br />

hauptsächlich auf Honigbienen und die Parasiten,<br />

die sie befallen“, erklärt Paxton. Dabei<br />

interessiert die Wissenschaftler unter anderem,<br />

welche Auswirkung der Befall von zwei Parasiten<br />

hat und wie die Parasiten zwischen unter-<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

schiedlichen Kolonien weitergegeben werden.<br />

Paxton geht es vor allem um die Interaktion<br />

zwischen Honigbienen und Hummeln, da diese<br />

sich immer häufiger mit Erregern infizieren,<br />

die auch bei den Bienen zu finden sind. Die<br />

Hummel ist laut Paxton „neben der Biene ein<br />

wichtiger Bestäuber in Nordeuropa und somit<br />

ebenfalls eine zu beachtende Größe.“ ■<br />

Weitere Informationen im Internet:<br />

www.bee-doc.eu<br />

Prof. Dr. Robin Frederik Alexander Moritz<br />

Molekulare Ökologie<br />

Telefon: 0345 55 26223<br />

E-Mail: robin.moritz@zoologie.uni-halle.de<br />

Internet: www.mol-ecol.uni-halle.de<br />

Prof. Dr. Robert Paxton<br />

Honigbiene auf einer Wabe.<br />

Foto: Heinz Waldukat / Fotolia<br />

Allgemeine Zoologie<br />

Telefon: 0345 55 23530<br />

Telefon: 0345 55 26500<br />

E-Mail: robert.paxton@zoologie.uni-halle.de<br />

Internet: www.zoologie.uni-halle.de/allgemeine_zoologie<br />

27


28<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Die Subsahara-Connection<br />

Ethnologen erforschen Konfliktmanagement in Afrika<br />

S ILVIO KISON<br />

Kriege, Krisen, ethnische Differenzen sind in vielen Regionen der Welt immer noch trauriger<br />

Alltag. Oft versuchen internationale Organisationen und auch Nationalstaaten zu intervenieren.<br />

Aber wie erfolgreich sind diese Strategien zur Konfliktbewältigung wirklich? Seit <strong>Oktober</strong> 2006<br />

gehen hallesche Ethnologen dieser Frage nach. Unterstützt werden sie von der VolkswagenStiftung<br />

im Rahmen der Förderinitiative „Wissen für morgen – Kooperative Forschungsvorhaben<br />

im sub-saharischen Afrika“ mit 500 000 Euro.<br />

Das Projekt trägt den Titel „Travelling Models<br />

in Conflict Management. A Comparative<br />

Research and Network Building Project in<br />

Six African Countries (Chad, Ethiopia, Liberia,<br />

Sierra Leone; South Africa, and Sudan)“.<br />

Die Idee für die Studie hatten die halleschen<br />

Wissenschaftler Professor Dr. Richard Rottenburg<br />

und Dr. Andrea Behrends vom Seminar<br />

für Ethnologie der MLU zusammen mit den<br />

Forschern des Max-Planck-Instituts für ethnologische<br />

Forschung in <strong>Halle</strong>. „Das Geld floss<br />

dabei eher durch die MLU hindurch“, erklärt<br />

Projektkoordinatorin Andrea Behrends. Die<br />

Finanzierung richtete sich an die afrikanischen<br />

Partner in den beteiligten Regionen.<br />

Neben den untersuchten Strategien ging es bei<br />

der Förderung um den Aufbau und die Stärkung<br />

von Wissenschaft im sub-saharischen<br />

Afrika.<br />

Die Aufgabe der deutschen Wissenschaftler<br />

liegt vor allem in der Unterstützungsarbeit. Sie<br />

leiten die Forscher an, helfen ihnen beim Aufbau<br />

innerafrikanischer Netzwerke und vermitteln<br />

ihnen Gelder für die Anschaffung neuer<br />

Geräte. „Durch diese Arbeit erhoffen wie uns,<br />

neue Kapazitäten in Afrika auszubilden und zu<br />

etablieren“, so Behrends.<br />

Bei den Einzelprojekten waren es dann auch<br />

die Doktoranden in den afrikanischen Ländern,<br />

die sich selbst das zu untersuchende Modell<br />

aussuchten. Unter dem Motto „Ein Modell<br />

geht auf Reisen“ beschäftigte die halleschen<br />

Ethnologen, was mit den internationalen Konfliktbewältigungsstrategien<br />

vor Ort passiert.<br />

Wie werden sie von den Einheimischen aufgenommen<br />

und übersetzt?<br />

Die Modelle variierten oft von Land zu Land.<br />

In Südafrika untersuchte eine Doktorandin das<br />

so genannte „Community Policing“. Dabei<br />

versucht die Polizei, Menschen in den Gemeinden<br />

davon zu überzeugen, mit ihr zusammenzuarbeiten,<br />

um die Kriminalitätsraten<br />

Andrea Behrends im Gespräch mit Tinashe Pfigu, der Doktorandin aus Südafrika, Foto: Kees van der Waal<br />

zu senken. Im Sudan war es das Konzept des<br />

„Power Sharing“, wo es vornehmlich um die<br />

Aufteilung der Macht auf staatlicher Ebene<br />

geht, um den Übergang zwischen Bürgerkrieg<br />

und Frieden zu ermöglichen. Alle untersuchten<br />

Modelle haben gemeinsam, dass sie von außen<br />

durch Organisationen oder den Staat ins Land<br />

gebracht werden. „Unser Interesse gilt dabei<br />

den Resultaten vor Ort“, erklärt Andrea Behrends.<br />

„Was waren die Intentionen der aussendenden<br />

Seite und wie sind die Reaktionen und<br />

Umgehensweisen mit diesen Modellen auf der<br />

empfangenden Seite?“<br />

Nach vierjähriger Forschungsarbeit kommen<br />

die Wissenschaftler zu der Erkenntnis, dass<br />

alle Modelle sich etwas anders auswirken als<br />

intendiert. Die Forscher sehen die Gründe<br />

hierfür in den oft unterschiedlichen Intentionen<br />

oder Institutionalisierungen der Konfliktbewältigungsstrategie.<br />

„Wenn zum Beispiel<br />

im Tschad die Weltbank sagt, wir schaffen<br />

Gesetze, um die einfließenden Gewinne aus<br />

dem Erdöl gerecht zu verteilen, dann sagt der<br />

tschadische Staat: ‚Okay, wir schaffen ein<br />

Gesetz, um dies zu ermöglichen.’ Aber der<br />

Umgang mit Gesetzen ist im Tschad sowohl<br />

auf staatlicher als auch auf Seiten der Bürger<br />

ein anderer als bei uns. Gesetze werden daher<br />

häufig nicht beachtet“, erläutert Ethnologin<br />

Behrends. Das Resultat ist, dass das Modell<br />

nicht immer den angestrebten Frieden bringt.<br />

Ähnliche Probleme mit der Umsetzung solcher<br />

Strategien fanden die Wissenschaftler in allen<br />

sechs untersuchten Ländern. So wird in Sierra<br />

Leone versucht, die Demokratisierung und die<br />

Förderung von Frauenrechten und Meinungsfreiheit<br />

voranzutreiben. Die Forscher fanden<br />

heraus, dass die Rechte von Frauen in Sierra<br />

Leone gut etabliert sind. Aber keiner fordert<br />

sie ein, weil sie auf unterschiedliche Weise<br />

institutionalisiert sind. „Das Verständnis vor<br />

Ort hängt mit den dortigen Gegebenheiten<br />

zusammen und ist daher notwendigerweise ein<br />

anderes“, stellt die Wissenschaftlerin fest.<br />

Das Projekt wird durch die VolkswagenStiftung<br />

noch einmal bis Mai 2011 mit 250 000<br />

Euro gefördert. „Bis dahin sind die Doktoranden<br />

mit ihrer Arbeit fertig und haben die<br />

Möglichkeit, eigene Projekte zu initialisieren<br />

und das afrikanische Netzwerk weiter auszubauen“,<br />

hofft Behrends. Der letzte Akt des<br />

Projektes ist eine internationale Tagung Anfang<br />

März 2011 in Khartum im Sudan. Diese<br />

ist offen für alle Interessenten und soll helfen,<br />

die Ergebnisse der Studie auch in einer internationalen<br />

Wissenschaftsgemeinschaft publik<br />

zu machen.<br />

■<br />

Dr. Andrea Behrends<br />

Ethnologie<br />

Telefon: 0345 55 24 196<br />

E-Mail: andrea.behrends@ethnologie.uni-halle.de<br />

Internet: www.ethnologie.uni-halle.de/forschung


SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Zurück in die Zukunft:<br />

Neue Funktionen eines ıalten‰ Vitamins<br />

Forschungsprojekt soll Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status und Gesundheit des<br />

Herz-Kreislauf-Systems klären<br />

J ANINE PAZDYKA<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland: Etwa jeder zweite Todesfall ist darauf zurückzuführen. „Neuere<br />

Daten lassen vermuten, dass eine verminderte Vitamin-D-Versorgung die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt“, erklärt Prof.<br />

Dr. Gabriele Stangl. Die Ernährungswissenschaftlerin der MLU koordiniert seit 1. Juli ein Projekt, in dem die Einflüsse von Vitamin D auf Risikofaktoren<br />

für kardiovaskuläre Erkrankungen untersucht werden sollen.<br />

Dass Vitamin D für den Knochenbau wichtig<br />

ist, wissen die meisten Menschen. Wenig<br />

bekannt ist hingegen, dass nahezu alle Körperzellen<br />

mit Rezeptoren ausgestattet sind, in<br />

denen Vitamin D ganz spezifische Wirkungen<br />

zu haben scheint. „Auf der Basis bisheriger<br />

wissenschaftlicher Daten gehen wir davon aus,<br />

dass das Vitamin unser Herz-Kreislauf-System<br />

beeinflusst“, so Ernährungswissenschaftlerin<br />

Prof. Dr. Gabriele Stangl. Deshalb läuft seit<br />

dem 1. Juli ein Projekt mit dem Titel „Vitamin<br />

D und kardiovaskuläre Gesundheit - von experimenteller<br />

und epidemiologischer Evidenz<br />

zu innovativen Lebensmitteln“ an der MLU. In<br />

Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

in Heidelberg, dem Deutschen<br />

Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-<br />

Rehbrücke und dem Institut für Binnenfischerei<br />

in Potsdam-Sacrow werden in den nächsten<br />

drei Jahren die Rolle des Vitamins für die<br />

Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems und<br />

die Möglichkeiten einer optimalen Versorgung<br />

untersucht. Stangl erwartet, dass durch eine<br />

Optimierung des Vitamin-D-Status die kardiovaskuläre<br />

Gesundheit verbessert wird.<br />

Vitamin D kommt derzeit vor allem in fettreichen<br />

Seefischen vor. Fische aus der Binnenfischerei<br />

und Aquakultur schneiden<br />

diesbezüglich schlechter ab. Hier setzt der<br />

praktische Teil des Projektes an, bei dem über<br />

neue technologische Verfahren der Vitamin-D-<br />

Gehalt in diesen Fischen erhöht werden soll.<br />

Deshalb ist neben den Wissenschaftlern im<br />

Institut für Binnenfischerei auch die Fischerei<br />

Müritz-Plau GmbH in Waren an der Müritz als<br />

Industriepartner am Projekt beteiligt. „Derzeit<br />

werden Forelle, Karpfen, Zander und Aal aus<br />

unterschiedlichen Habitaten getestet“, erklärt<br />

Gabriele Stangl. „So soll herausgefunden werden,<br />

in welchen Arten und in welchen Körperteilen<br />

der Fische die Konzentration besonders<br />

hoch ist und ob Tageslicht Einfluss darauf hat.<br />

Die Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie unter<br />

der Leitung von Prof. Dr. Marcus Glomb der<br />

MLU wird diese Fische auf ihren Vitamin-D-<br />

Gehalt untersuchen.<br />

Mit dem neuen Verbundprojekt wollen die<br />

beteiligten Wissenschaftler der Vitamin D-Forschung<br />

in Deutschland einen starken Impuls<br />

Wie beeinflusst Vitamin D unser Herz-Kreislauf-<br />

System? Dieser Frage geht Prof. Dr. Gabriele Stangl<br />

mit ihrem Team nach. Foto: Maike Glöckner<br />

geben. „Wenn es gelingt, Fisch aus Binnengewässern<br />

im Vitamin-D-Gehalt zu erhöhen,<br />

könnte die Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung<br />

durch ein natürliches Lebensmittel aus<br />

ökologisch nachhaltiger Produktion verbessert<br />

werden“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin.<br />

Dadurch ließe sich auch der Wirtschaftszweig<br />

Binnenfischerei und Aquakultur ökonomisch<br />

stärken.<br />

Parallel dazu finden an der MLU Interventionsstudien<br />

am Menschen statt, in denen der<br />

Einfluss von Vitamin D auf Blutdruck, Plasmalipide<br />

und Entzündungsparameter untersucht<br />

werden soll. Diese Art von Studien, die<br />

an mehreren hundert Probanden durchgeführt<br />

werden sollen, ermöglichen es, kausale Zu-<br />

sammenhänge zwischen der Vitamin-D-Versorgung<br />

und kardiovaskulären Risikofaktoren<br />

aufzudecken. Ergänzt werden diese Untersuchungen<br />

durch die Analyse des Vitamin-D-Status<br />

von mehr als 7000 Probanden der EPIC-<br />

Kohorten Heidelberg und Potsdam, EPIC steht<br />

für „European Prospective Investigation into<br />

Cancer and Nutrition“, eine europäische Langzeitstudie.<br />

Die Mechanismen der Vitamin-D-<br />

Wirkungen auf die Gefäßgesundheit sollen<br />

durch molekularbiologische Untersuchungen<br />

an Modelltieren bzw. gentechnisch modifizierten<br />

Tieren aufgeklärt werden.<br />

Das Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) fördert das Projekt insgesamt<br />

mit rund 1,4 Millionen Euro. Zunächst<br />

ist es auf drei Jahre angelegt, die Leiterin<br />

würde es aber gern längerfristig weiterführen.<br />

Mit konkreten Forschungsergebnissen ließen<br />

sich Empfehlungen zur Krankheitsprävention<br />

leichter generieren. Möglicherweise muss auch<br />

über eine Änderung der bisherigen Empfehlungszahlen<br />

für die Vitamin-D-Aufnahme<br />

nachgedacht werden. „Bisher liegt der empfohlene<br />

Tagesbedarf an Vitamin D bei Erwachsenen<br />

bei 5 Mikrogramm, für Personen über<br />

65 Jahre doppelt so hoch“, erklärt die Professorin.<br />

„Ich gehe davon aus, dass diese Mengen<br />

für eine optimale Vitamin-D-Versorgung<br />

nicht ausreichen, zumal die Eigensynthese an<br />

Vitamin D in der Haut durch unseren modernen<br />

Lebensstil geringer geworden ist. Inwieweit<br />

unsere Studien dazu beitragen werden,<br />

die Empfehlungen für Vitamin D nach oben zu<br />

korrigieren, bleibt abzuwarten.“<br />

Bis konkrete Ergebnisse vorliegen empfiehlt<br />

Stangl, mindestens zweimal pro Woche Fisch<br />

zu verzehren. In Bezug auf Vitamin D und<br />

Omega-3-Fettsäuren sei Seefisch wie Lachs,<br />

Hering oder Thunfisch besonders vorteilhaft.<br />

■<br />

Prof. Dr. Gabriele Stangl<br />

Humanernährung<br />

Telefon: 0345 55 22 707<br />

E-Mail: gabriele.stangl@landw.uni-halle.de<br />

Internet: www.ernaehrungswissenschaften.uni-halle.de<br />

29<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN


30<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong><br />

Lese-Empfehlungen querbeet<br />

V OM HEUCHELBERG ZUM PFAD DER TUGEND<br />

Ein Reiseführer? Ja,<br />

gewiss. Reisen heißt<br />

doch nicht nur, dass<br />

man von einem Ort zu<br />

einem anderen gelangt.<br />

Es kann lokale,<br />

aber ebenso mentale<br />

Bewegung meinen!<br />

Und meist ist diese<br />

wichtiger als jene.<br />

Wer von hier nach da<br />

reist, verändert sich<br />

selbst dabei lediglich im Ausnahmefall. Dagegen<br />

stellt, auf geistige Reisen zu gehen, oft<br />

alles Bisherige und nicht selten sogar das lang<br />

vertraute, eigene Ich in Frage. Wer mag das<br />

wollen? – Versuch macht klug, wussten schon<br />

die Altvorderen und wandten diese ihre Weisheit<br />

in verschiedensten Lebenslagen an.<br />

Die beiden Autoren des jüngst im Pattloch-Verlag<br />

erschienenen Aufklärungsbuches (im besten<br />

Wortsinn!) ordnen ihre vielgestaltigen Reisetipps<br />

acht Problemkomplexen der menschlichen<br />

Sinnsuche zu. Regina Radlbeck-Ossmann<br />

setzt sich mit den Fragen „Was ist religiöse<br />

Erfahrung?“, „Woran glaubt, wer glaubt?“,<br />

„An welchen Gott glauben die Christen?“ und<br />

„Wer ist Jesus Christus?“ auseinander. Auch<br />

Michael Langer sucht nach Antworten: „Warum<br />

ist die Bibel so wichtig?“, „Wozu braucht<br />

man die Kirche?“, „Wie lebt man Glauben?“<br />

und „Wie handelt man christlich?“<br />

Nehmen wir diesen extraordinären Guide zur<br />

Hand und lassen uns darauf ein, Fragen zu<br />

stellen, deren Antworten wir nicht kennen! Vertrauen<br />

wir auf die kundige Führung zweier Experten;<br />

sie laden uns ein, das Christentum (ähnlich<br />

wie ein Land oder eine Stadt) zu „besichtigen“<br />

… Der Werbetext verheißt, die Leser „aus<br />

dem Jammertal der Unwissenheit zum Pfad der<br />

Erkenntnis“ zu führen. Ob dieses überaus anspruchsvolle<br />

Vorhaben gelingen kann, hat jeder<br />

für sich selbst zu entscheiden. Auf jeden Fall<br />

waren nicht religiöse Eiferer, sondern Kenner<br />

und Könner am Werk. Natürlich muss man am<br />

Ende daran glauben, wenn man das Ziel dieser<br />

schwierigen Reise erreichen will. Vielleicht<br />

beträgt dann die Zahl der Christen auf unserer<br />

Welt 2,3 Milliarden plus eins.<br />

Margarete Wein<br />

� Michael Langner und Regina Radlbeck-Ossmann:<br />

Christentum. Ein Reiseführer, gebunden, mit zahlreichen,<br />

teils farbigen Abbildungen, 304 Seiten, München <strong>2010</strong>,<br />

19,95 Euro, ISBN 978-3-629-02208-0<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Langfassung der Rezension: SH-895<br />

V ERBALES MAMMUT IN VIER TEILEN<br />

„Nichts geht über den<br />

Paul“ – für Germanistikstudenten<br />

über<br />

hundert Jahre lang ein<br />

ehernes Gesetz. Gemeint<br />

ist die „MittelhochdeutscheGrammatik“<br />

von Hermann<br />

Paul aus dem Jahr<br />

1881, deren 25. Auflage<br />

2007 erschien. Das<br />

Mittelhochdeutsche ist<br />

eine wichtige Wegmarke in der Entwicklung<br />

des Deutschen zur neuhochdeutschen Gegenwartssprache.<br />

Denn viele ihrer Unregelmäßigkeiten<br />

beruhen auf regelmäßigen Erscheinungen<br />

älterer Sprachstufen. Mit Kenntnissen<br />

der mittelhochdeutschen Grammatik lassen<br />

sie sich besser und leichter verstehen, sodass<br />

diese gerade für angehende Deutschlehrer sehr<br />

hilfreich ist.<br />

1997 startete das DFG-geförderte Projekt der<br />

Erarbeitung einer neuen, wissenschaftlichen<br />

Grammatik des Mittelhochdeutschen. Hauptakteure<br />

des linguistischen Mammutvorhabens<br />

sind drei Altgermanisten der <strong>Universität</strong>en<br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong>, Bochum und Bonn: Prof.<br />

Dr. Hans-Joachim Solms, Prof. Dr. Klaus-Peter<br />

Wegera und Prof. Dr. Thomas Klein. Darüber<br />

hinaus ist eine Reihe weiterer Mitarbeiter<br />

beteiligt, in <strong>Halle</strong> vor allem Dr. Birgit Herbers<br />

und Dr. Aletta Leipold sowie die Hilfskräfte<br />

Juliane Berger, Peter Grube und Sylwia<br />

Kösser.<br />

Ziel der auf lange Zeit konzipierten intensiven<br />

Arbeit ist eine dem neuesten Erkenntnisstand<br />

entsprechende Grammatik des Mittelhochdeutschen,<br />

die, sobald sie in allen Teilen vorliegt,<br />

das bisherige Standardwerk – den Paul – ablösen<br />

kann.<br />

2009 endete die Förderung seitens der DFG.<br />

Der erste Teil – Band III des vierbändigen Gesamtwerks,<br />

der sich mit Wortbildung befasst<br />

– lag fertig vor. Band II (Flexionsmorphologie)<br />

kommt in Kürze heraus, die Arbeiten am Band<br />

I (Lautlehre) laufen bereits, Band IV (Syntax)<br />

folgt in absehbarer Zeit.<br />

Margarete Wein<br />

� Klein, Thomas/Solms, Hans-Joachim/Wegera,<br />

Klaus-Peter:<br />

Mittelhochdeutsche Grammatik, Band III: Wortbildung, Tübingen<br />

2009, XIV/684 Seiten, 179,95 Euro (für Fortsetzungsbezieher:<br />

159,95 Euro), ISBN: 978-3-484-11003-8<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Langfassung der Rezension: SH-896<br />

G LÄUBIG, LIEB UND HOFFNUNGSVOLL<br />

Analog zu den modischen„Muscheltaucherinnen“<br />

und „Wandernonnen“<br />

hätte das<br />

Buch vielleicht „Die<br />

Glaubenskriegerin“<br />

oder „Die <strong>Luther</strong>anerin“<br />

heißen können<br />

und würde darum häufiger<br />

oder eben nicht<br />

so oft gekauft.<br />

Es heißt aber „Allein<br />

aus Gnade“ und spricht mit dem Untertitel<br />

„Ein historischer <strong>Wittenberg</strong>-Krimi“ noch eine<br />

zusätzliche potenzielle Käuferschicht an. Man<br />

muss nicht einmal wissen, dass Lilli Klausen<br />

ein Pseudonym der Autorin Charlotte Lyne ist,<br />

die aus Berlin stammt und mit ihrer Familie in<br />

London lebt.<br />

Nun, gut passend zur <strong>Luther</strong>-Dekade, das unerschöpfliche<br />

Thema Reformation. Aber wissen<br />

wir da nicht schon alles? Oder können Fakten,<br />

die uns fehlen, nachlesen in Geschichtsbüchern<br />

und Lexika? Ja, aber dann hätten wir<br />

nichts als nacktes Faktenwissen und trockene<br />

Zahlen – während das vorliegende Buch uns<br />

lebendige Menschen vor Augen stellt, uns eintauchen<br />

lässt in jene spannende Zeit des Weltenumbruchs,<br />

die hier gleich nebenan begann.<br />

Die berühmten Thesen waren längst angeschlagen,<br />

die bösen Bücher und die erste<br />

päpstliche Bannbulle öffentlich verbrannt, der<br />

widerständige Mönch exkommuniziert. Aber<br />

noch einmal darf er seine Ideen zur Kirchenreform<br />

vor dem versammelten Reichstag vortragen,<br />

im April 1521 in Worms. Die wachsende<br />

Zahl seiner Anhänger hofft vergeblich auf ein<br />

Wunder. Als der nun vogelfreie <strong>Luther</strong> von<br />

der Reise nach Worms nicht zurückkehrt, befürchtet<br />

man in <strong>Wittenberg</strong> und andernorts das<br />

Allerschlimmste.<br />

Mitten im Chaos Elisabeth, hin- und hergerissen<br />

zwischen dem Augustinermönch Thomas,<br />

ihrem herrischen Bruder Konrad, Melanchthons<br />

Vertrautem namens Markus und ihrem<br />

Ehemann, dem reichen Händler Eckhard,<br />

den sie eines Morgens tot im Bette findet. Und<br />

dann ist da noch David, der geniale Judenjunge,<br />

bei dem sie malen lernt. Sein gewaltsamer<br />

Tod lässt sie mehr als je an der Wahrheit all<br />

dessen, was sie glaubt und weiß, zweifeln.<br />

Margarete Wein<br />

� Lilli Klausen:<br />

Allein aus Gnade. Ein historischer <strong>Wittenberg</strong>-Krimi, 254 Seiten,<br />

<strong>Halle</strong> 2008, 9,90 Euro, ISBN 978-3-89812-564-2<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Langfassung der Rezension: SH-897


Den Politikern auf der Spur<br />

Was macht ein Bundestagsabgeordneter eigentlich<br />

in seinem Wahlkreis? Hinter dieser<br />

banalen Frage steckt weit mehr, als es auf den<br />

ersten Blick scheint. Es ist die Grundfrage<br />

eines groß angelegten Forschungsprojektes mit<br />

dem Namen CITREP („Citizens and Representatives<br />

in France and Germany“), das an<br />

der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> in Kooperation<br />

mit den <strong>Universität</strong>en Bordeaux und Stuttgart<br />

durchgeführt wird. Ziel der vergleichenden<br />

Studie ist es, die Wahrnehmungen und Praktiken<br />

von Repräsentation sowohl aus Sicht der<br />

Abgeordneten als auch der Bevölkerung zu<br />

analysieren. Unter der Leitung von Professorin<br />

Suzanne S. Schüttemeyer vom Institut für<br />

Politikwissenschaft untersucht das Forschungsteam<br />

in <strong>Halle</strong> die Wahlkreisarbeit deutscher<br />

Bundestagsabgeordneter. Das Projekt ist in<br />

zweierlei Hinsicht außergewöhnlich. Zum<br />

einen betritt man in diesem Teilgebiet weitgehend<br />

wissenschaftliches Neuland, weil es zu<br />

diesem Thema kaum vergleichend betrachtende<br />

Studien gibt. Zum anderen greift man bei<br />

Bund fördert Projekte zur Fahrzeugsimulation<br />

Computersimulationen statt kostspieliger Fahrzeugtests:<br />

Mit insgesamt 800 000 Euro fördert<br />

das Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) seit Juli <strong>2010</strong> ein Projekt<br />

zur verbesserten computergestützten Fahrzeugsimulation.<br />

Das Verbundprojekt wird von<br />

der Arbeitsgruppe „Numerische Mathematik“<br />

der MLU koordiniert. Die hallesche Arbeitsgruppe<br />

ist auch an einem Forschungsvorhaben<br />

zur Simulation und Optimierung im virtuellen<br />

Fahrzeugdesign beteiligt, das ebenfalls von<br />

der BMBF-Initiative „Mathematik für Innovationen<br />

in Industrie und Dienstleistungen“<br />

gefördert wird.<br />

„Wir freuen uns, dass gleich zwei Projekte der<br />

MLU zu den 15 geförderten Verbundprojekten<br />

gehören. Mit dem Geld können wir jeweils<br />

einen wissenschaftlichen Mitarbeiter oder<br />

eine Mitarbeiterin über die dreijährige Projektlaufzeit<br />

finanzieren“, sagt Prof. Dr. <strong>Martin</strong><br />

Arnold, Leiter des Projekts „Multidisziplinäre<br />

Simulation, nichtlineare Modellreduktion und<br />

proaktive Regelung in der Fahrzeugdynamik“<br />

(SNiMoRed). Ziel des Forschungsvorhabens<br />

ist es, mit Hilfe von mathematischen Verfahren<br />

Computersimulationen zum Fahrzeugverhalten<br />

zu vereinfachen und die Entwicklung von<br />

Fahrzeugen und Fahrwerken zu optimieren.<br />

„Wir wollen komplizierte Simulationsmodelle<br />

durch einfachere, schnellere ersetzen und<br />

damit die Beschleunigung des gesamten Entwicklungsprozesses<br />

von Fahrzeugen unterstützen“,<br />

erklärt der Mathematiker Arnold. „Mit<br />

verbesserten Modellen in der Fahrwerksimulation<br />

könnte das Fahrwerk zukünftig mit Hilfe<br />

der Erhebung der Daten auf unkonventionelle<br />

Methoden zurück. „Neben Interviews mit<br />

den Abgeordneten werden wir insbesondere<br />

teilnehmende Beobachtungen durchführen“,<br />

erklärt Projektmanager Dr. Sven T. Siefken<br />

und sagt weiter: „Wir werden insgesamt 60<br />

Abgeordnete an mehreren Tagen in ihrem<br />

Wahlkreis begleiten und den gesamten Arbeitstag<br />

dokumentieren“.<br />

Diese Art der Datenerhebung kommt schon<br />

wegen ihres hohen Aufwandes selten zum<br />

Einsatz. Erste Wahlkreis-Begleitungen gab es<br />

bereits bei Bundesministerin Annette Schavan,<br />

Baden-Württemberg, Hans-Peter Bartels,<br />

Schleswig-Holstein und Eva Högl, Berlin. Am<br />

Ende des ambitionierten Projektes im Jahr<br />

2013 erhofft sich das Projektteam wichtige<br />

Erkenntnisse zur Wahlkreisarbeit der Abgeordneten,<br />

die eine Grundlage moderner Demokratien<br />

berühren. Felix Till<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Mehr zum CITREP-Projekt: SH-943<br />

von Informationen über den Straßenzustand<br />

diesem Zustand entsprechend eingestellt oder<br />

dem Fahrstil des Fahrers angepasst werden“,<br />

sagt <strong>Martin</strong> Arnold. In dem Projekt kooperieren<br />

die drei mathematischen Institute der<br />

<strong>Universität</strong>en <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong>, Kaiserslautern<br />

und Würzburg mit dem Fraunhofer Institut für<br />

Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM)<br />

und den Industriepartnern Audi und John Deere,<br />

einem führenden Hersteller von Land- und<br />

Baumaschinen.<br />

Das zweite Verbundprojekt mit MLU-Beteiligung<br />

trägt den Titel „Gekoppelte Simulation<br />

und Optimierung für robustes virtuelles Fahrzeugdesign“<br />

(SOFA) und wird von Prof. Dr.<br />

Caren Tischendorf von der <strong>Universität</strong> zu Köln<br />

koordiniert.<br />

Corinna Bertz<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Aufgedeckt II: Magdeburger<br />

Domgrabungen im Blick<br />

„Aufgedeckt II: Forschungsgrabungen am<br />

Magdeburger Dom 2006–2009“ lautet der<br />

Titel einer spannenden Publikation, die im<br />

April <strong>2010</strong> in der Reihe Archäologie in<br />

Sachsen-Anhalt als Sonderband 13 erschienen<br />

ist. Auf rund 250 Seiten werden die<br />

ersten Zwischenergebnisse der Kirchengrabungen<br />

präsentiert, die sich vor allem der<br />

Klärung der Vorgängerbebauung des gotischen<br />

Doms widmen. Dem Buch liegt eine<br />

dreiteilige Videodokumentation mit rund<br />

zwei Stunden Laufzeit bei. Sie entstand an<br />

fast 50 Drehtagen im Rahmen eines Projekts<br />

des MLU-Medienwissenschaftlers<br />

Prof. Dr. Gerhard Lampe.<br />

Während der der dreijährigen Grabungskampagne<br />

wurden Gräber von Erzbischöfen<br />

entdeckt. Auch der bleierne Edithasarkophag<br />

konnte innerhalb dieser Zeit mit<br />

Gebeinen geborgen werden. Zu den Bestattungen<br />

enthält der vorliegende Band allerdings<br />

noch keine Artikel. Die endgültige<br />

Auswertung der Befunde und Funde nach<br />

Abschluss der noch laufenden Grabungskampagne<br />

wird Jahre dauern.<br />

Die Ausgrabungen im Magdeburger Dom<br />

sind ein Kooperationsprojekt zwischen der<br />

Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-<br />

Anhalt, dem Landesamt für Denkmalpflege<br />

und Archäologie Sachsen-Anhalt, der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong><br />

und der Landeshauptstadt Magdeburg.<br />

Ute Olbertz<br />

� Aufgedeckt II:<br />

Forschungsgrabungen am Magdeburger Dom 2006�<br />

2009; Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderband 13<br />

Herausgegeben von Harald Meller, Wolfgang<br />

Schenkluhn, Boje Schmuhl<br />

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-<br />

Anhalt, <strong>Halle</strong> (Saale) 2009; 252 Seiten, sechs Ausklapptafeln,<br />

eine DVD; Preis: 19 Euro<br />

ISBN: 978-3-939414-44-5<br />

31<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN


32<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Erster Jubel im Juli 1985<br />

Ein Vierteljahrhundert In-vitro-Fertilisation in <strong>Halle</strong><br />

E WALD SELIGER UND JENS MÜLLER<br />

Es vergingen etwa vier Jahre nach der Geburt des ersten Retortenbabys Louise Brown, bis von<br />

der <strong>Universität</strong>sfrauenklinik in Erlangen 1982 die erste erfolgreiche In-vitro-Fertilisation (IVF)<br />

in Deutschland vermeldet werden konnte. Anfang <strong>Oktober</strong> 1984 gaben dann Ärzte der Charité<br />

in Berlin die erste Geburt nach IVF in der DDR bekannt. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete an der<br />

<strong>Universität</strong>sfrauenklinik in <strong>Halle</strong> ein kleines Team von Ärzten, Naturwissenschaftlern, Schwestern<br />

und Technischen Assistenten mit viel Einsatz daran, auch in Mitteldeutschland kinderlosen<br />

Paaren diese Behandlungsmethode anbieten zu können. 1985 war es soweit.<br />

Anders als in den modernen medizinischen<br />

Zentren der Bundesrepublik Deutschland<br />

oder dem gut ausgestatteten „Hauptstadtkrankenhaus“<br />

in Berlin stand die erforderliche<br />

Laborausstattung der führenden, westlichen<br />

Hersteller nicht zur Verfügung. Einzig ein<br />

Stereomikroskop von Carl Zeiss Jena war<br />

ohne Veränderung zur Eizellsuche einzusetzen.<br />

Gezielt wurden „Volkseigene Betriebe“ aufgesucht,<br />

um geeignete Geräte auch ohne Dringlichkeitsbescheide<br />

von Ministerien geliefert zu<br />

bekommen. Der Wunsch, kinderlosen Paaren<br />

zu helfen, war dabei oft für eine Sachbearbeiterin<br />

der Abteilung Absatz ein überzeugendes<br />

Argument.<br />

Inhaber: Jens Kopall<br />

Rannische Straße 6<br />

06108 <strong>Halle</strong>/Saale<br />

Tel.: 0345 / 68 19 787<br />

Fax: 0345 /68 19 786<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag - Donnerstag<br />

08:00 - 17:00 Uhr<br />

Freitag<br />

08:00 - 15:00 Uhr<br />

oder auch nach telefonischer<br />

Vereinbarung<br />

Mail: fachbuch@kopall.de<br />

Web: www.Fachbuch-Kopall.de<br />

Kreative Medizintechniker des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />

<strong>Halle</strong> bauten dann die im Lande produzierten<br />

Laborgeräte so um, dass eine „Brutkammer“<br />

für Eizellen und frühe Embryonen<br />

entstand. Einwegmaterial war nicht verfügbar,<br />

sodass Waschen, Spülen, Verpacken und Sterilisieren<br />

jedes benötigten Arbeitsmittels einen<br />

riesigen Zeitaufwand bedeutete.<br />

Im Mai 1985 begann die erste Behandlungsserie.<br />

Die Frauen mit bislang unerfüllbarem<br />

Kinderwunsch erfuhren eine hormonelle Stimulation,<br />

mittels Ultraschall und durch Hormonbestimmungen<br />

wurden sie medizinisch<br />

überwacht. War die Reifung der Eizellen abge-<br />

Juristische<br />

Fachbuchhandlung<br />

Kopall<br />

Unser im Februar <strong>2010</strong> gegründetes Unternehmen bietet<br />

Ihnen Fachliteratur zu allen Rechtsbereichen, wie z.Bsp.:<br />

Allgemeines Recht<br />

Steuerrecht<br />

Verwaltungsrecht<br />

Baurecht<br />

Verkehrsrecht<br />

Wirtschaftsrecht<br />

Medizin und Naturwissenschaften<br />

Loseblattsammlungen<br />

mit fortführenden<br />

Ergänzungslieferungen<br />

Vorauflagen aktueller<br />

Kommentare<br />

Belletristik<br />

Schulbücher,<br />

jede lieferbare Literatur.<br />

Als Ansprechpartnerin steht Ihnen unsere erfahrene Buchhändlerin<br />

Frau Petra Finger zur Verfügung.<br />

Wir freuen uns, Sie bei Kaffee, Tee und Gebäck in unserer<br />

gemütlichen Sitzecke begrüßen zu dürfen. Für unsere<br />

halleschen Studenten halten wir eine kleine Überraschung<br />

bereit!<br />

schlossen, erfolgte eine Bauchspiegelung, um<br />

auf diesem Wege die Eizellen zu gewinnen.<br />

Dieser Eingriff wurde auch am 6. Juli 1985 bei<br />

einer Patientin durchgeführt (Faksimile des<br />

Stimulationsprotokolls), bei der anschließend<br />

unter dem Mikroskop mehrere reife Eizellen<br />

gefunden werden konnten.<br />

Diese Eizellen wurden in speziellen kleinen<br />

Glasgefäßen (Blockschälchen) mit den Samenzellen<br />

des Mannes zusammengebracht und im<br />

Brutschrank bei genau definierter Temperatur,<br />

Luftfeuchtigkeit und Zusammensetzung der<br />

Gasphase über den Schalen kultiviert. Nach<br />

zwei Tagen hatte sich ein Embryo im Vierzellstadium<br />

entwickelt, der am 8. Juli 1985 in die<br />

Gebärmutter der Frau übertragen wurde.<br />

Am 18. Juli, zwölf Tage nach der Eizellgewinnung,<br />

gaben Hormonbestimmungen den ersten<br />

Hinweis darauf, dass die Behandlung erfolgreich<br />

verlaufen war. Ein weiterer Anstieg des<br />

Schwangerschaftshormons und schließlich die<br />

bestätigende Ultraschalluntersuchung lösten<br />

nicht nur Freude bei der behandelten Frau,<br />

sondern Jubel beim ganzen Team aus. Die sich<br />

normal weiterentwickelnde Schwangerschaft<br />

führte schließlich im Frühjahr 1986 zur Geburt<br />

eines gesunden Mädchens.<br />

Seit 25 Jahren ist damit an der <strong>Universität</strong>sklinik<br />

in <strong>Halle</strong> die Behandlung der ungewollten<br />

Kinderlosigkeit durch eine extrakorporale<br />

Befruchtung möglich. Kinderwunschbehandlung<br />

ist Paarbehandlung – diesem Grundsatz<br />

folgend wurde im Jahr 2007 das „Zentrum<br />

für Reproduktionsmedizin und Andrologie<br />

(ZRA)“ am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

gegründet.<br />

Es ist die erste selbständige universitäre Einrichtung<br />

in Deutschland, in der alle modernen<br />

diagnostischen und therapeutischen Verfahren<br />

der Reproduktionsmedizin in einem Team von<br />

Frauenärzten, Männerärzten, Reproduktionsbiologen,<br />

Schwestern und Arzthelferinnen<br />

für Rat suchende Paare kompetent angeboten<br />

werden.<br />

Mehrere hundert Kinder sind in dem Zentrum<br />

seit der ersten In-vitro-Fertilisation in <strong>Halle</strong><br />

auf diesem Wege zur Welt gekommen. Die<br />

Zahl der Paare, denen in dieser Zeit insgesamt<br />

mit dem vielfältigen, individuellen und<br />

hochspezialisierten Behandlungsangebot der<br />

Einrichtung ihr Kinderwunsch erfüllt wurde,<br />

geht indessen in die Tausende.<br />

■<br />

Jens Müller<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong><br />

Telefon: 0345 55 71032<br />

E-Mail: jens.mueller@medizin.uni-halle.de<br />

Internet: www.medizin.uni-halle.de


Neue Dekane im Amt<br />

Nach der Sommerpause traten an der <strong>Martin</strong>-<br />

<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> die von den Fakultätsräten<br />

neu gewählten Dekane und der Geschäftsführende<br />

Direktor des Zentrums für Ingenieurwissenschaften<br />

ihr Amt an. Die Amtszeit aller<br />

Dekane begann am 1. September <strong>2010</strong> und<br />

endet am 31. August 2014 – genau wie die des<br />

Rektors und der Prorektoren.<br />

Michael Domsgen, Professor für Evangelische<br />

Religionspädagogik, ist neuer Dekan der Theologischen<br />

Fakultät. Das Amt des Dekans der<br />

Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät hat der Professor für Öffentliches<br />

Recht, Europarecht und Internationales<br />

Wirtschaftsrecht Christian Tietje übernommen.<br />

Zugleich ist er Geschäftsführender Direktor<br />

des Instituts für Wirtschaftsrecht und<br />

Leiter der Forschungsstelle für Transnationales<br />

Wirtschaftsrecht (TELC). Neuer Dekan<br />

der Medizinischen Fakultät ist Professor<br />

Dr. Michael Gekle, außerdem auch Direktor<br />

des Julius-Bernstein-Instituts für Physiologie.<br />

Seine wichtigsten Ziele sind die Weiterentwicklung<br />

und Umsetzung der Konzepte<br />

für die <strong>Universität</strong>smedizin <strong>Halle</strong>, die in den<br />

vergangenen Monaten im Anschluss an die<br />

Begutachtung durch den Wissenschaftsrat erarbeitet<br />

wurden. Burkhard Schnepel, Professor<br />

für Ethnologie und Geschäftsführender<br />

Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre<br />

Foto: Fotolia.com / Rodriguez<br />

PROVISIONS- UND<br />

KAUTIONSFREI<br />

Regionalstudien – Vorderer Orient, Afrika,<br />

Asien (ZIRS), wurde zum Dekan der Philosophischen<br />

Fakultät I gewählt. Und neuer<br />

Dekan der Philosophischen Fakultät II ist der<br />

Professor für Germanistische Sprachwissenschaft<br />

Gerd Antos, zugleich auch Geschäftsführender<br />

Direktor der Interdisziplinären<br />

Wissenschaftlichen Einrichtung Verständlichkeitsforschung.<br />

Der Fakultätsrat der Philosophischen<br />

Fakultät III – Erziehungswissenschaften<br />

wählte Harald Schwillus, Professor<br />

für Religionspädagogik und Katechetik mit<br />

Schwerpunkt Didaktik des Katholischen Religionsunterrichts,<br />

zum Dekan.<br />

Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät<br />

I – Biowissenschaften ist nun der Pharmazeut<br />

Prof. Dr. Dr. Reinhard Neubert, Leiter der Arbeitsgruppe<br />

Biopharmazie, von 2000 bis 2006<br />

Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs an der halleschen <strong>Universität</strong><br />

und bekannt als Projektleiter des Hochschulgründernetzwerks<br />

Univations.<br />

In den Naturwissenschaftlichen Fakultäten II<br />

und III sind die alten auch die neuen Dekane:<br />

Wiedergewählt wurde der Physiker Prof. Dr.<br />

Wolf Widdra, erst kürzlich zum Max Planck<br />

Fellow ernannt. Der Umweltgeologe und ehemalige<br />

Rektorkandidat Prof. Dr. Peter Wycisk<br />

bleibt Dekan der Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät III (Agrar-, Geowissenschaften und<br />

Informatik). Geschäftsführender Direktor des<br />

Zentrums für Ingenieurwissenschaften ist<br />

weiterhin Prof. Dr. Dr. Holm Altenbach.<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

ZIEH MIT<br />

Wohnen bei der HWG für kleines Geld<br />

Der Dekan (lat. decanus „Führer von 10<br />

Mann“) ist der Leiter eine Fakultät und übernimmt<br />

die komplexen Aufgaben ihres Managements.<br />

Seine achtungsvolle Anrede bei<br />

offiziellen Anlässen in der Hochschule lautet<br />

„(Eure) Spektabilität“ („Ehrwürdigkeit“) oder<br />

„Spectabilis“. Ute Olbertz<br />

Innovationspreis für Pädagogen<br />

Ines Boban und Prof. Dr. Andreas Hinz<br />

vom Institut für Rehabilitationspädagogik<br />

wurden auf der 10. Jahrestagung „Disability<br />

Studies in Education“ im belgischen Gent<br />

mit dem Innovationspreis für Familienunterstützung<br />

ausgezeichnet. Sie erhielten die<br />

Ehrung für ein barrierefreies, inklusives<br />

Hotel das sie in den neunziger Jahren gemeinsam<br />

mit Eltern in Hamburg aufgebaut<br />

hatten. Dort werden Menschen mit geistiger<br />

Behinderung in sozialversicherungspflichtigen,<br />

tarifentlohnten Arbeitsverträgen<br />

beschäftigt. Die beiden Erziehungswissenschaftler<br />

entwickelten außerdem den nordamerikanischen<br />

Ansatz der persönlichen<br />

Zukunftsplanung („person centred planning“)<br />

weiter, der das kulturelle und soziale<br />

Kapital eines informellen Umfeldes stärker<br />

anerkennt. Corinna Bertz<br />

Wohnungsbeispiel:<br />

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P ERSONALIA


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P ERSONALIA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

ıIch gehe mit jedem Milliardär essen„<br />

Ausführliches Interview mit Rektor Udo Sträter<br />

C ARSTEN HECKMANN UND UTE OLBERTZ<br />

Die berühmten 100 Tage sind noch nicht vorbei, aber der erste Monat als Rektor liegt bereits hinter Udo Sträter. Seit 1. September steht der<br />

Professor für Kirchengeschichte an der Spitze der MLU. Am 8. <strong>Oktober</strong> findet die feierliche Investitur statt. Im Interview mit dem Unimagazin<br />

spricht Sträter über Exzellenz, schlanke <strong>Universität</strong>en und Konsensbildung.<br />

Herr Professor Sträter, Sie haben die Wahl<br />

zum Rektor gleich im ersten Durchgang für<br />

sich entschieden, lagen auch bei unserer<br />

Online-Umfrage im Wahl-Spezial deutlich<br />

vorn. Dabei waren viele Menschen durchaus<br />

überrascht von Ihrer Kandidatur. Sie hingegen<br />

wirkten gut vorbereitet. Haben Sie das Amt<br />

seit Längerem angestrebt?<br />

Zwischen dem Entschluss, zu kandidieren, und<br />

der Wahl lagen knapp drei Wochen. Von langer<br />

Hand geplant war das also nicht. Natürlich habe<br />

ich den Wunsch gehabt, in der Hochschulpolitik<br />

weiter mitzuwirken. Doch selbst Rektor<br />

werden wollte ich zunächst nicht. Bis mich<br />

dann die Findungskommission ansprach. Dass<br />

ich gut vorbereitet gewirkt habe, dürfte daran<br />

liegen, dass ich seit 1992, als ich an die MLU<br />

gekommen bin, Hochschulpolitik gemacht<br />

habe. Mir war immer klar: Es kann vor diesem<br />

Hintergrund passieren, dass ich als Kandidat<br />

benannt werde. Als es soweit war, habe ich<br />

mir anderthalb Tage Zeit genommen, mich zu<br />

entscheiden. Dann haben sich die programmatischen<br />

Dinge relativ schnell geformt.<br />

Welche wesentlichen Vorhaben beinhaltet Ihr<br />

Programm?<br />

Einige Dinge stehen von Vornherein auf der<br />

Agenda, die Zielvereinbarungen beispielsweise,<br />

die Fragen der Lehramtsausbildung, die<br />

Probleme der Finanzierung. Auf jeden Fall<br />

kommt aus meiner Sicht hinzu, eine geeig-<br />

nete Koordination zu schaffen zwischen den<br />

Forschungsschwerpunkten und den weiteren<br />

Forschungsprojekten. Ich habe in den vergangenen<br />

vier Jahren selbst einem Schwerpunkt<br />

vorgestanden und miterlebt, welche<br />

Probleme es da geben kann, wenn kommuniziert<br />

werden muss, in welchem Verhältnis ein<br />

solcher Schwerpunkt zum normalen Betrieb<br />

steht.<br />

Bei Ihrer Kandidatur haben Sie angekündigt,<br />

eine Strukturdiskussion führen zu wollen, hin<br />

zu einer weiteren Profilierung, die aber nicht<br />

mit Abbau gleichzusetzen sei. Wie könnten<br />

denn entsprechende Strukturmaßnahmen aussehen?<br />

Alle Planungen müssen sich im Rahmen des<br />

Stellenplans abspielen, soviel ist klar. Eine<br />

ganz entscheidende Rolle kommt daher dem<br />

Berufungsgeschehen zu. Dabei stellen wir die<br />

Weichen für die nächsten Jahre beziehungsweise<br />

Jahrzehnte. Von heute auf morgen lässt<br />

sich ohnehin nicht viel verändern. Einfach<br />

Geld sparen zu wollen, indem ganze Bereiche<br />

geschlossen werden, ist nicht möglich. Es dauert<br />

zum Beispiel Jahre, bis die letzten Leute<br />

pensioniert sind. Wir müssen also schauen, wo<br />

wir noch mehr Vernetzungen hinbekommen<br />

können. Das ist auch eine Frage von Nuancierungen<br />

bei Denominationen, wenn Lehrstühle<br />

neu zu besetzen sind. Die Exzellenziniative<br />

hat in dieser Hinsicht sehr viel Gutes auf den<br />

Weg gebracht, bei allen Problemen in diesem<br />

Der neue Rektor im alten Büro in den Franckeschen Stiftungen: Udo Sträter sprach kurz vor seinem Amtsantritt<br />

mit den Unimagazin-Redakteuren Carsten Heckmann und Ute Olbertz. Foto: Maike Glöckner<br />

Zusammenhang. Zum Beispiel neue Strukturmittel<br />

– die brauchen wir für die Profilierungsmaßnahmen.<br />

Heißt das auch, dass Sie an der Grundstruktur<br />

und den bestehenden Studiengängen der MLU<br />

nichts ändern wollen?<br />

In der jetzigen Situation können wir keine<br />

umfassenden Strukturveränderungen vornehmen.<br />

Momentan müssen wir im Rahmen des<br />

Hochschulpaktes handeln – uns aber gleichzeitig<br />

fragen: Wie steht es um weiter reichende<br />

Entscheidungen? Was ist zu tun, wenn sich<br />

die demographischen Einbrüche fortsetzen<br />

und die Hochschulpaktmittel wegfallen? Die<br />

Planungen für 2020 und danach müssen jetzt<br />

beginnen, mit einem langen Atem, der weit<br />

über unsere Amtszeit hinausreicht.<br />

Können Sie sich dann eine schlankere<br />

<strong>Universität</strong> vorstellen?<br />

Das ist ein charmanter Ausdruck für etwas,<br />

das viele als Bedrohung empfinden würden.<br />

Eine <strong>Universität</strong> kann nie richtig schlank sein,<br />

sonst verliert sie ihren Charakter als <strong>Universität</strong>.<br />

Diese Frage wird natürlich zu klären sein<br />

im Rahmen einer Gesamtdiskussion im Land.<br />

Es geht insgesamt um die Hochschulstruktur<br />

Sachsen-Anhalts, dabei beispielsweise um<br />

Parallelangebote. Das wird alles konsensuell<br />

zu klären sein.<br />

Sie sind Rektor einer unterfinanzierten<br />

<strong>Universität</strong> � was macht daran Spaß?<br />

Natürlich macht es nicht soviel Spaß wie als<br />

Rektor einer voll ausfinanzierten <strong>Universität</strong>.<br />

Es ist in jedem Fall eine Herausforderung.<br />

Aber hier müssen viele Parameter erstmal<br />

neu überlegt werden. Die Politik will ja über<br />

verschiedene Maßnahmen herausfinden, wie<br />

die Bedarfe genau aussehen. Es heißt, die<br />

Bedarfsermittlung sei bislang nie transparent<br />

gewesen. Ich habe meine Zweifel, inwieweit<br />

die Kennzahlen, die zu Rate gezogen werden<br />

sollen, diese Transparenz schaffen können, da<br />

sie sehr beliebig sind. Aber da wird man sich<br />

in Verhandlungen einigen müssen. Im Ergebnis<br />

müssen zum Beispiel auch die Charakteristi-


ka der einzelnen Hochschulen zum Ausdruck<br />

kommen.<br />

Stichwort Verhandlungen: Welche Marschroute<br />

verfolgt das neue Rektorat in punkto<br />

Zielvereinbarungen?<br />

Die Rahmenzielvereinbarungen sind fertig,<br />

jetzt kommen die spezifischen Zielvereinbarungen<br />

mit den einzelnen <strong>Universität</strong>en. Das<br />

große Problem ist die kurze Laufzeit dieser<br />

Zielvereinbarungen von 2011 bis 2013. Die<br />

<strong>Universität</strong> braucht längere Perspektiven.<br />

Wenn man bedenkt, dass alles zunächst zwischen<br />

dem Rektorat und dem Ministerium,<br />

dann zwischen dem Rektorat und den Fakultäten<br />

ausverhandelt werden muss, könnte man<br />

ironisch anmerken, dass die Vereinbarungen<br />

wohl kurz vor Ende der genannten Periode unterschriftsreif<br />

sein werden. Von daher können<br />

die Zielvereinbarungen nur einen kurzfristigen<br />

Charakter haben. Also wird das Rektorat versuchen,<br />

für eine relative Stabilität zu sorgen<br />

– um dann beim nächsten Mal für eine längere<br />

Perspektive zu verhandeln.<br />

Kann man die Unterfinanzierung durch kreative<br />

Ideen auffangen?<br />

Ja, das ist so ein Stichwort, das die Kultusministerin<br />

schon gegeben hat. Das ist schon<br />

richtig, aber ich glaube, es kann sich nur vor<br />

allem auf den eigenen Haushalt beziehen. Den<br />

Gedanken, dass kurzfristig größere Geldsummen<br />

von außen kommen können, halte ich für<br />

relativ unrealistisch. Aber ich habe da keine<br />

Berührungsängste. Wenn uns jemand für das<br />

Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum<br />

einen Hörsaal schenken möchte: nur zu.<br />

Warum sollte dann nicht auch sein Name an<br />

der Tür stehen dürfen? Ich gehe also gern mit<br />

jedem Milliardär essen, wenn es der <strong>Universität</strong><br />

nutzt.<br />

Ihr Vorgänger Professor Diepenbrock hat im<br />

Interview mit der scientia halensis gesagt:<br />

ıDie <strong>Universität</strong> ist sehr gut aufgestellt„.<br />

Würden Sie diesen Satz unterschreiben?<br />

Im Grunde ja. Er steht nicht im Widerspruch<br />

zu meiner Aussage, dass man weiter strukturieren<br />

kann. Und der Satz meint ja auch, dass<br />

ein großes Potenzial da ist. Es hat sich bereits<br />

einiges getan und es kann sich noch einiges<br />

tun. Bestes Beispiel ist unsere Teilnahme an<br />

der neuen Runde der Bundesexzellenzinitiative.<br />

Auch haben die Naturwissenschaften in<br />

großem Maße Drittmittel einwerben können in<br />

Wettbewerbsverfahren. Es ist schon auch eine<br />

Zeit, in der einige Ernteerträge einzufahren<br />

sind. Natürlich muss man aber auch gucken:<br />

Wo ruht sich jemand auf seinen Lorbeeren<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Eine „intensive und elegante Kommunikation zwischen Fakultäten, Forschungsschwerpunkten und Einzelforschung“<br />

strebt Udo Sträter an. Sie dürfe „nicht erst dann einsetzen, wenn es irgendwo klemmt“.<br />

Foto: Maike Glöckner<br />

aus? Wo sind große Anstrengungen zu verzeichnen,<br />

wo weniger große?<br />

Werden diejenigen belohnt, die sich besonders<br />

ins Zeug legen?<br />

Leistungsanreize muss es natürlich geben.<br />

Welche das sein können, werden wir sehen.<br />

Aber wir brauchen bei den ganzen Diskussionen<br />

auch ein Konzept von <strong>Universität</strong><br />

überhaupt. Wir können nicht nur schauen, wo<br />

schwache Bereiche sind, um dann zu sagen:<br />

Die machen wir dicht, weil sie schwach sind.<br />

Nein, die Frage lautet: Haben diese Bereiche<br />

eine große Bedeutung für die <strong>Universität</strong>?<br />

Dann muss das Problem gefunden und gelöst<br />

werden.<br />

Sie gelten als Anhänger der Konsensbildung.<br />

Nun haben Sie als Rektor und mit Ihrem<br />

Leitungsteam auch eine Machtposition inne.<br />

Wird es auch Strätersche Machtworte geben?<br />

Durchaus. Manchmal muss man vielleicht<br />

auch auf den Tisch hauen. Aber zunächst<br />

kommt es darauf an, zu Ergebnissen zu finden,<br />

die von den meisten Protagonisten mitgetragen<br />

werden können, vor allem auch von den Betroffenen.<br />

Das ist schwierig, aber ich möchte<br />

die Dinge nicht grundsätzlich konfrontativ<br />

angehen. Wir sind ein hochsensibler Betrieb<br />

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SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

mit hochsensiblen Menschen. Die bringen<br />

ihre Leistung dann, wenn sie sich einbezogen<br />

fühlen. Zum Beispiel darf für einen individuell<br />

Forschenden nicht der Eindruck entstehen,<br />

er gelte nicht als exzellent, nur weil er nicht<br />

innerhalb eines MLU-Schwerpunktes forscht.<br />

Daher spreche ich auch nicht von Landesexzellenz-,<br />

sondern von Landesforschungsschwerpunkten.<br />

Womit wir bei der internen Kommunikation<br />

wären. Sie haben im Vorfeld der Wahl<br />

von einer ıintensiven und eleganten<br />

Kommunikation zwischen Fakultäten,<br />

Forschungsschwerpunkten und<br />

Einzelforschung„ gesprochen. Wie darf man<br />

sich das vorstellen?<br />

Die Kommunikation darf nicht erst dann einsetzen,<br />

wenn es irgendwo klemmt. Alle Themen<br />

müssen rechtzeitig auf den Tisch. Dafür<br />

werde ich eine ganze Menge Zeit verwenden.<br />

Wir haben an der <strong>Universität</strong> starke Fakultäten,<br />

wir haben übergeordnete Forschungsstrukturen,<br />

wir haben die Einzelforscher. Das größte<br />

Problem, das wir in der Vergangenheit hatten,<br />

bestand darin, strategisch wichtige Berufungen<br />

so abzustimmen, dass einerseits ein Landesforschungsschwerpunkt<br />

und andererseits die<br />

Fakultätsinteressen richtig bedient werden.<br />

Zwei Frauen im neuen Rektoratsteam<br />

Mitte Juli <strong>2010</strong> wählte der Akademische Senat der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> im ersten Wahlgang die<br />

Prorektorinnen und Prorektoren und folgte dabei dem<br />

Vorschlag des neuen Rektors Prof. Dr. Udo Sträter.<br />

Damit stand das zukünftige Rektoratsteam fest, dem<br />

auch der Kanzler der <strong>Universität</strong>, Dr. <strong>Martin</strong> Hecht,<br />

angehört.<br />

Erstmals in der Geschichte der halleschen <strong>Universität</strong><br />

gibt es – nachdem jahrelang keine Frau zum Spitzen-<br />

Team gehörte – gleich zwei Prorektorinnen. Die Japanologin<br />

Gesine Foljanty-Jost ist die neue Prorektorin<br />

für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs.<br />

Seit 1992 ist Foljanty-Jost an der MLU Professorin<br />

für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft des modernen<br />

Japan. Die Pharmazeutin Birgit Dräger leitet in der<br />

neuen Legislaturperiode das Prorektorat für Struktur<br />

und Finanzen. Dräger ist seit 1996 Professorin für<br />

Pharmazeutische Biologie an der MLU.<br />

Neben dem Kanzler zählt der Wirtschaftswissenschaftler<br />

Christoph Weiser zu den Konstanten im Team: Er<br />

wurde erneut zum Prorektor für Studium und Lehre<br />

gewählt. Weiser ist seit 1997 Professor für Betriebswirtschaftslehre,<br />

Internes Rechnungswesen und Controlling<br />

an der MLU.<br />

Ute Olbertz<br />

www.uni-halle.de/webcode<br />

Die neuen Prorektoren im Gespräch, Wahlspezial: SH-890<br />

Für entsprechende Gespräche lassen sich eine<br />

ganze Reihe potenzieller Blockaden bereits im<br />

Vorfeld wegräumen.<br />

Es gibt aktuell einige strittige Themen, beispielsweise<br />

die Lehrerausbildung, Titelthema<br />

dieser Ausgabe des Unimagazins. Sie wurde<br />

seitens der Landesregierung kritisiert, was<br />

viele Akteure an der <strong>Universität</strong> stark getroffen<br />

hat. Wie stehen Sie dazu?<br />

Zunächst einmal finde ich es gut, dass das<br />

Vorgängerrektorat mit einem offenen Brief<br />

adäquat geantwortet hat. Natürlich gibt es<br />

Probleme, und die <strong>Universität</strong> ist bereit, an<br />

der Lösung der Probleme mitzuwirken – in<br />

dem Rahmen, in dem sie das kann. Ein neues<br />

Papier zur Lehramtsausbildung wird vorbereitet.<br />

Darin werden Verbesserungsmöglichkeiten<br />

aufgezeigt. Die <strong>Universität</strong> wird klären, wie<br />

diese Möglichkeiten genutzt werden können.<br />

Aber für welche Schulformen sich wie viele<br />

Lehramtskandidaten einschreiben, hängt nicht<br />

zuletzt auch von den Berufsaussichten ab. Da<br />

kann der Studiengang noch so attraktiv sein.<br />

Ein unter Studierenden immer noch heiß diskutiertes<br />

Thema ist die Umstellung auf die<br />

Bachelor- und Master-Studiengänge und die<br />

damit verbundenen Probleme.<br />

Hier sehen wir jetzt aber, dass es Spielräume<br />

gibt und Möglichkeiten zur Lockerung der<br />

zunächst sehr rigiden Bestimmungen. Diese<br />

Spielräume gilt es auszunutzen. Da können wir<br />

anknüpfen an die Erfahrungen, die andernorts<br />

bereits gemacht wurden. Wir müssen sicherstellen,<br />

dass alle Studiengänge studierfähig<br />

sind. Was den Übergang zum Master-Studium<br />

angeht, muss ich sagen: Wo eben nicht der<br />

Bachelor, sondern einzig der Master als berufsqualifizierend<br />

angesehen wird, kann man<br />

es sich nicht leisten, den Übergang restriktiv<br />

zu handhaben. Aber das ist im Grunde ein<br />

bundes-, ja sogar europaweites Problem.<br />

Ihre Amtszeit dauert vier Jahre � wo wird<br />

die MLU 2014 stehen?<br />

Ich hoffe, dass wir die aktuellen Probleme<br />

in den vier Jahren lösen können – und dass<br />

wir gleichzeitig in unserer Diskussion, wie<br />

die <strong>Universität</strong> nach 2020 aussehen soll, ein<br />

großes Stück vorankommen. Es sollte sich<br />

am Ende dieser Amtszeit einiges getan haben.<br />

Zum Beispiel sollten wir ein sehr schönes<br />

Geistes- und Sozialwissenschaftliches Zentrum<br />

bezogen haben. Unsere Anträge in der Bundesexzellenzinitiative<br />

sind dann hoffentlich auch<br />

positiv beschieden worden. Das sind mittelfristig<br />

die Kernpunkte.<br />

■<br />

Das neue Rektoratsteam im Historischen Sessionssaal der MLU (v.l.): Dr. <strong>Martin</strong> Hecht, Prof.<br />

Dr. Gesine Foljanty-Jost, Prof. Dr. Udo Sträter, Prof. Dr. Birgit Dräger und Prof. Dr. Christoph<br />

Weiser. Foto: Andreas Bartsch


Christiane Thompson erforscht, wie wir Lernende werden<br />

Foto: Norbert Kaltwaßer<br />

Von der Saane an die Saale: Christiane<br />

Thompson ist aus dem schweizerischen Freiburg<br />

(Fribourg) nach <strong>Halle</strong> gekommen. An<br />

der dortigen <strong>Universität</strong> war sie von 2009 bis<br />

<strong>2010</strong> Ordinaria für Erziehungswissenschaft<br />

mit dem Schwerpunkt „Allgemeine Pädagogik<br />

und Bildungsforschung“. Seit 1. September ist<br />

sie nun Heisenberg-Professorin für Allgemeine<br />

Erziehungswissenschaft an der MLU, unter<br />

besonderer Berücksichtigung der Bildungstheorie<br />

und kulturwissenschaftlichen Bildungsforschung.<br />

„Die MLU bietet mir die Möglichkeit,<br />

meine Forschungsschwerpunkte in Vernetzung<br />

mit Kollegen innerhalb und außerhalb der Fakultät<br />

zu entwickeln“, sagt die 37-Jährige. „Ich<br />

möchte an der <strong>Universität</strong> das Bewusstsein<br />

für die Wichtigkeit der Ausgestaltung pädagogischer<br />

Prozesse stärken und die öffentliche<br />

Bedeutung von <strong>Universität</strong> hervorheben.“<br />

Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> kennt Christiane<br />

Thompson bereits sehr gut. 2002 kam<br />

sie erstmals als wissenschaftliche Assistentin<br />

hierher. 2008 schloss sie an der MLU ihre<br />

Habilitation zum Verständnis von Bildung<br />

als die eigenen Erfahrungszusammenhänge<br />

überschreitendes oder in Frage stellendes<br />

Ereignis ab. Ein Semester verbrachte sie im<br />

selben Jahr als Gastprofessorin an der <strong>Universität</strong><br />

Wien und wechselte schließlich 2009 in<br />

die Schweiz. Studiert und promoviert hat sie<br />

an der Bergischen <strong>Universität</strong> Wuppertal nahe<br />

ihres Geburtsortes Haan. Nach dem Studium<br />

Georg Fertig interessiert sich für gesellschaftlichen Reichtum und seine Grenzen<br />

Foto: Norbert Kaltwaßer<br />

„Cum spe“ – „mit Hoffnung“ – ist Georg<br />

Fertig im <strong>Oktober</strong> 2009 als Vertretungsprofessor<br />

an die MLU gekommen. Mit Erfolg, denn<br />

seit April <strong>2010</strong> hat der gebürtige Bremer die<br />

Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

am Institut für Geschichte inne. Sein fachliches<br />

Spezialgebiet ist die Wirtschafts- und<br />

Sozialgeschichte des 16. bis 20. Jahrhunderts<br />

mit den Arbeitsschwerpunkten Historische<br />

Demographie, Agrargeschichte, Migrationsgeschichte,<br />

Mikrogeschichte und langfristiges<br />

Wirtschaftswachstum.<br />

„Ich sehe die Chance, in <strong>Halle</strong> eine Variante<br />

von Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu etablieren,<br />

die nicht dem Standard entspricht, aber<br />

in viele Richtungen anschlussfähig ist“, so<br />

der 48-Jährige. Den „skeptischen Optimisten“<br />

interessiert gesellschaftlicher Reichtum und<br />

seine Grenzen, ein Thema, das interdisziplinär<br />

von Volkswirtschaftslehre, Soziologie und<br />

Ethnologie zu behandeln ist – also „von den<br />

in <strong>Halle</strong> gewichtig vertretenen systematischen<br />

Sozialwissenschaften“.<br />

Fertig studierte von 1981 bis 1987 Griechisch<br />

und Geschichte in Berlin, Bochum und Konstanz<br />

und promovierte 1994 in Berlin über<br />

„Wanderungsmotivation und ländliche Gesellschaft<br />

im 18. Jahrhundert“. Nachdem er<br />

schon während seines Studiums an der Univerisität<br />

Konstanz als studentische Hilfskraft<br />

in der Linguistik tätig war, lehrte Fertig hier<br />

von 1993 bis 1996 im Fach Geschichte. In den<br />

Jahren 1995 und 1996 war er gleichzeitig auch<br />

Postdoktorand am Graduiertenkolleg „Westeuropa<br />

in vergleichender historischer Perspektive“<br />

an der <strong>Universität</strong> Trier.<br />

Es folgten fünf Jahre der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeit an der <strong>Universität</strong> Münster, wo sich<br />

Fertig 2001 zum Thema „Bodenmarkt – Familienstrategien<br />

– Verwandtschaft: Drei westfä-<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

arbeitete sie ein Jahr lang als Forschungsassistentin<br />

an die Southern Illinois University in<br />

Carbondale (USA). In ihrer Arbeit befasst sie<br />

sich vor allem mit systematischen Fragestellungen<br />

der Erziehungswissenschaft, bei denen<br />

es um „Subjektivität“, „Macht“ und „Wissen“<br />

geht. „Es ist spannend, zu betrachten, wie und<br />

aufgrund welcher Zusammenhänge wir Lernende,<br />

Wissende oder Gewissheit Verlierende<br />

werden.“<br />

Christiane Thompson ist verheiratet und hat<br />

eine Tochter, die Ende September fünf Jahre<br />

alt geworden ist. Ihre neue Heimat <strong>Halle</strong> erlebt<br />

sie als „lebendige Stadt mit engagierten Menschen,<br />

die darum ringen muss, Finanzierungsfragen<br />

nicht zu den einzigen werden zu lassen.“<br />

In ihrer Freizeit geht sie gern spazieren.<br />

„Aber dazu komme ich viel zu selten.“<br />

Carsten Heckmann<br />

Prof. Dr. Christiane Thompson<br />

Allgemeine Erziehungswissenschaft<br />

E-Mail: christiane.thompson@paedagogik.uni-halle.de<br />

Internet: www.philfak3.uni-halle.de/paedagik<br />

lische Kirchspiele im 19. Jahrhundert“ habilitierte.<br />

Von 2002 bis 2009 war er in Münster<br />

zunächst als Hochschuldozent, dann als Vertretungsprofessor<br />

für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte<br />

tätig.<br />

„<strong>Halle</strong> ist eine ausgesprochen lebendige Stadt,<br />

deren Munterkeit mich an das Berlin meiner<br />

Kindheit erinnert“, so der Historiker, der sich<br />

hier vor allem um Kontinuität bemüht. „Ich<br />

möchte zusammen mit meinen Kolleginnen<br />

und Kollegen am Institut für Geschichte ein<br />

attraktives, weil in der Forschung verankertes<br />

Studium der Geschichte bieten.“<br />

Dieser Wunsch ist auch motiviert durch das<br />

Privatleben des verheirateten Vaters eines<br />

siebenjährigen Sohnes und einer dreijährigen<br />

Tochter, dem das gute Aufwachsen seiner<br />

Kinder besonders am Herzen liegt. „Das prägt<br />

meine Lebensrhythmen ebenso wie meine politischen,<br />

religiösen und beruflichen Interessen<br />

– bis hin zu meinen Ansprüchen an die Ausbildung<br />

von Lehramtsstudierenden.“<br />

Melanie Zimmermann<br />

Prof. Dr. Georg Fertig<br />

Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

Telefon: 0345 55 24273<br />

E-Mail: georg.fertig@geschichte.uni-halle.de<br />

Internet: www.geschichte.uni-halle.de<br />

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SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Biologie-Didaktiker <strong>Martin</strong> Lindner möchte in <strong>Halle</strong> neue Netzwerke knüpfen<br />

Foto: Norbert Kaltwaßer<br />

Wie kann man Netzwerke gestalten, um mehr<br />

Jungen und Mädchen für naturwissenschaftlich-technische<br />

Berufe zu gewinnen oder sie<br />

positiv gegenüber diesem wichtigen gesellschaftlichen<br />

Bereich zu stimmen? Das ist ein<br />

besonderes Anliegen von Dr. <strong>Martin</strong> Lindner,<br />

der seit dem 1. Juni <strong>2010</strong> die W2-Professur<br />

Bruno Glaser kennt sich mit Biokohle aus<br />

Foto: Norbert Kaltwaßer<br />

Die Studierenden am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften<br />

kennen ihn bereits seit<br />

einem Jahr, nun ist aus dem Vertretungsprofessor<br />

ein Lehrstuhlinhaber geworden: Bruno<br />

Glaser ist seit 1. Juli Professor für Bodenbiogeochemie<br />

an der MLU. Er strebt eine führende<br />

Rolle in der europäischen Biokohle-Forschung<br />

für die Didaktik der Biologie an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

inne hat, nachdem er<br />

bereits seit April die entsprechende Vertretung<br />

übernommen hatte. „Es reizt mich die<br />

Verknüpfung von fachlich hochinteressanten<br />

Inhalten mit dem Lernen“, sagt Lindner und<br />

meint damit die Schüler ebenso wie Studierende<br />

und Lehrer. Am 5. August 1956 in Kiel<br />

geboren, studierte Lindner am gleichen Ort<br />

von 1976 bis 1982 Lehramt für Gymnasien<br />

in den Fächern Biologie und Chemie und<br />

von 1980 bis 1985 Agrarwissenschaften. Am<br />

Botanischen Institut der Christian-Albrechts-<br />

<strong>Universität</strong> zu Kiel wurde er 2002 promoviert<br />

mit einer Arbeit zum Thema: Vegetation und<br />

Stratigraphie von Sphagnum-Mooren in der<br />

Jungmoräne Schleswig-Holsteins, Südjütlands<br />

und Meck-lenburg-Vorpommerns. Von<br />

1993 bis 1996 war er am Leibniz-Institut für<br />

die Pädagogik der Naturwissenschaften und<br />

der Mathematik an der <strong>Universität</strong> Kiel (IPN)<br />

tätig, es folgte 1996–2000 eine Lehrtätigkeit<br />

an der <strong>Universität</strong> Flensburg. Von 2000–<strong>2010</strong><br />

übernahm er die Koordination von Lehrerfortbildungsmaßnahmen<br />

am Bildungsministerium<br />

Schleswig-Holsteins und deren Begleitforschungen<br />

am IPN Kiel. In der Forschung wird<br />

er seine in Kiel begonnenen Projekte fortführen,<br />

die sich vor allem der Untersuchung<br />

an. „Die Voraussetzungen dafür sind mit einem<br />

tollen Arbeitsumfeld und der guten Ausstattung<br />

gegeben“, sagt der 43-Jährige. Biokohle ist<br />

„verkohlte“ Biomasse. Sie wird vor allem zur<br />

Bodenverbesserung, aber auch als Kohlenstoff-<br />

Speicher eingesetzt.<br />

Auch die Analytik stabiler Isotope zählt zu Glasers<br />

Spezialgebiet. Mit ihrer Hilfe könnte zum<br />

Beispiel geklärt werden, ob eine Temperaturerhöhung<br />

aufgrund steigender atmosphärischer<br />

Kohlendioxid-Konzentrationen zu einer erhöhten<br />

Biomasseproduktion und damit zu einer<br />

vermehrten Festlegung von Kohlenstoff im Boden<br />

führt. „Es ist genauso gut denkbar, dass die<br />

erhöhte Temperatur die Mineralisationsraten<br />

erhöht und deshalb verstärkt Humus abgebaut<br />

wird. Das würde zu zusätzlichen Kohlendioxid-Emissionen<br />

führen und den Treibhauseffekt<br />

weiter verstärken“, erklärt Glaser. Eine Kombination<br />

aus Grundlagenforschung und Anwendung,<br />

relevant für aktuelle globale Probleme<br />

– das ist es, was Bruno Glaser am meisten an<br />

seinem Fachgebiet reizt. Dementsprechend<br />

führen ihn auch seine Forschungsaufenthalte<br />

in alle Welt. Für Geländearbeiten reiste er u. a.<br />

bereits nach Äthiopien, Kirgistan, Brasilien und<br />

Ecuador.<br />

Geboren wurde Glaser in Bayern (Kemnath-Stadt).<br />

Er machte nach der Schulzeit eine<br />

von professioneller Weiterentwicklung von<br />

Lehrkräften widmen: Was bewirken Lehrerfortbildungen?<br />

„Dann habe ich aber auch<br />

noch ein interessantes Projekt zum Thema<br />

Förderung der MINT-Fächer, also Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften und Technik<br />

begonnen“, so Lindner. „Besonders spannend<br />

sind die Felder, in denen der ,Background’ von<br />

schulischem und außerschulischem Lernen<br />

bestimmt wird. Also welchen Einfluss haben<br />

Firmen, Stiftungen und Verbände aus Industrie<br />

und Handwerk auf die MINT-Fächer und das<br />

außerschulische Lernen in diesem Bereich?“<br />

Lindner hat eine Lebenspartnerin und vier<br />

Kinder, die 23, 20, 6 und 4 Jahre alt sind. Seine<br />

privaten Interessen gelten Themen der Architektur<br />

im Sinne der Wiederherstellung alter<br />

Häuser. Als „Architektur-Fan“ ist er seit Jahren<br />

begeistert von der wunderschönen gründerzeitlichen,<br />

im Krieg nicht zerstörten halleschen<br />

Altstadt. Ute Olbertz<br />

Prof. Dr. <strong>Martin</strong> Lindner<br />

Institut für Biologie<br />

Telefon: 0345 55 26400<br />

E-Mail: martin.lindner@biodidaktik.uni-halle.de<br />

Internet: www.biodidaktik.uni-halle.de<br />

Ausbildung zum Medizinisch-Technischen Assistenten<br />

und arbeitete als Technischer Angestellter<br />

am Lehrstuhl Bodenkunde und Bodengeographie<br />

der <strong>Universität</strong> Bayreuth. Mit dem<br />

Erwerb der fachgebundenen Hochschulreife<br />

begann seine wissenschaftliche Laufbahn. 1995<br />

absolvierte er das Staatsexamen für Lebensmittelchemiker,<br />

vier Jahre später folgte die<br />

Promotion in Bodenkunde an der <strong>Universität</strong><br />

Bayreuth, wo Glaser später als wissenschaftlicher<br />

Assistent arbeitete. In der Abteilung Bodenphysik<br />

wurde er 2005 zum akademischen<br />

Rat auf Zeit berufen und 2006 für das Fach<br />

Bodenwissenschaften habilitiert.<br />

An der Saalestadt schätzt der zweifache Vater<br />

unter anderem die vielen Spielplätze. Seinen<br />

beiden Söhnen (fünf und elf Jahre alt) gilt denn<br />

auch das Hauptaugenmerk in der Freizeit. Zu<br />

Glasers privaten Interessen zählen darüber hinaus<br />

das E-Gitarrespielen, Sport und Wellness.<br />

Carsten Heckmann<br />

Prof. Dr. Bruno Glaser<br />

Bodenbiogeochemie<br />

Telefon: 0345 55 22532<br />

E-Mail: bruno.glaser@landw.uni-halle.de<br />

Internet: bk.landw.uni-halle.de


Claudia Großmann verknüpft Grundlagenforschung mit theoretischer Medizin<br />

Foto: Norbert Kaltwaßer<br />

Seit drei Jahren forscht und lehrt Claudia<br />

Großmann am Julius-Berstein-Institut der Medizinischen<br />

Fakultät der MLU. Seit Juni <strong>2010</strong><br />

ist sie nun als Juniorprofessorin für Physiologie<br />

in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. med.<br />

Michael Gekle tätig.<br />

Die 36-Jährige studierte Humanmedizin an der<br />

Freien <strong>Universität</strong> Berlin, arbeitete nach ihrem<br />

Studium als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

in der Inneren Medizin an der Charité Berlin<br />

und promovierte im Jahr 2002. Mit einem Stipendium<br />

des Interdisziplinären Zentrums für<br />

Klinische Forschung der <strong>Universität</strong> Würzburg<br />

studierte und promovierte sie anschließend in<br />

Würzburg. Bis zum Abschluss ihres PhD in<br />

Biologie im Jahr 2007 arbeitete sie dort als<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für<br />

Physiologie.<br />

Die gebürtige Berlinerin erforscht den sogenannten<br />

Mineralokortikoidrezeptor und seine<br />

Bedeutung für Erkrankungen der Gefäße, der<br />

Nieren und des Herzens. Mineralokortikoide<br />

sind Steroidhormone, die in der Nebennierenrinde<br />

gebildet werden und den Wasser- und<br />

Mineralhaushalt des Körpers beeinflussen.<br />

Ihre Arbeiten werden unter anderem durch die<br />

Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) und<br />

das Wilhelm-Roux-Programm zur Nachwuchs-<br />

und Forschungsförderung gefördert.<br />

Der besondere Reiz ihres Fachgebiets liegt für<br />

Claudia Großmann in der Verknüpfung von<br />

naturwissenschaftlich orientierter Forschung<br />

mit klinisch relevanten Fragestellungen: „Aus<br />

dem Wissen, wie der gesunde Körper funktioniert,<br />

kann man sich die Veränderungen bei<br />

Gero Langer setzt Ergebnisse der Pflegeforschung in die Praxis um<br />

Foto: Norbert Kaltwaßer<br />

Die Verbindung von klinischer Pflege mit<br />

Forschungsergebnissen sieht Dr. Gero Langer<br />

als besonderes Anliegen. Seit dem 1. Juni<br />

<strong>2010</strong> hat er die Juniorprofessur „Klinische<br />

Gesundheits- und Pflegewissenschaften“ an<br />

der Medizinischen Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> inne. Langer möchte mit seiner<br />

Arbeit Möglichkeiten zur Verbesserung der<br />

gesundheitlichen Versorgung von Pflegebedürftigen<br />

aufzeigen, dabei reizt ihn die Zusammenarbeit<br />

mit Pflegenden aus der Praxis.<br />

Der Juniorprofessor findet viele spannende<br />

Fragestellungen in dem in Deutschland noch<br />

jungen Gebiet der Pflegeforschung. „Es gibt<br />

nur wenige <strong>Universität</strong>en in Deutschland, an<br />

denen Gesundheits- und Pflegewissenschaften<br />

gelehrt werden“, sagt Langer. „Das Institutsprofil<br />

entspricht weitestgehend meinen<br />

Forschungsschwerpunkten und Interessen, und<br />

die bisherige angenehme Zusammenarbeit mit<br />

den Kolleginnen und Kollegen trägt zu einem<br />

guten Arbeitsklima bei.“ Seine Forschungsschwerpunkte<br />

liegen im Bereich „Evidencebased<br />

Nursing and Caring“, der Erstellung und<br />

Implementierung entsprechender Leitlinien<br />

sowie systematischer Übersichtsarbeiten und<br />

Meta-Analysen.<br />

Er möchte neben der Lehre eine Forschungsgruppe<br />

zu klinisch-epidemiologischer Pflegeforschung<br />

im Fakultätsschwerpunkt mit dem<br />

Fokus „Partizipationsorientierte, Evidencebasierte<br />

Pflege chronisch Pflegebedürftiger in<br />

kommunikativ schwierigen Situationen“ aufbauen.<br />

Außerdem liegen Schwerpunkte seiner<br />

Arbeit auf der Integration der derzeit besten<br />

wissenschaftlichen Belege in die tägliche Pra-<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Erkrankungen und ihre Therapiemöglichkeiten<br />

herleiten“, erläutert die Juniorprofessorin,<br />

die ihre Studenten für die theoretische Medizin<br />

begeistern will. In der Lehre ist sie in<br />

die vorklinische Ausbildung für Human- und<br />

Zahnmediziner und Ernährungswissenschaftler<br />

eingebunden. Außerdem beteiligt sie sich an<br />

der Medizinischen Sommerschule zur Vorbereitung<br />

auf das Physikum.<br />

An ihrer Arbeit an der MLU schätzt sie diese<br />

Abwechslung zwischen naturwissenschaftlichorientierter<br />

Grundlagenforschung einerseits<br />

und der Vermittlung von klinisch-theoretischen<br />

Medizinkenntnissen andererseits. Aber auch<br />

die gute Arbeitsatmosphäre mit viel Unterstützung<br />

sowie die überschaubare Größe der<br />

Medizinischen Fakultät sind ihr wichtig: „Sie<br />

bietet einem die Möglichkeit, in Forschung<br />

und Lehre etwas mit aufzubauen.“<br />

Corinna Bertz<br />

Jun. Prof. Dr. Dr. Claudia Großmann<br />

Julius-Bernstein-Institut für Physiologie<br />

Telefon: 0345 55 74740<br />

E-Mail: claudia.grossmann@medizin.uni-halle.de<br />

Internet: www1.medizin.uni-halle.de/iph<br />

xis (Evidence-based Practice) und Methoden<br />

der Erstellung von Leitlinien und Systematischen<br />

Übersichtsarbeiten/Meta-Analysen.<br />

Am 21. <strong>Oktober</strong> 1970 in Fulda geboren, studierte<br />

Langer von 1997 bis 2002 Gesundheits-<br />

und Pflegewissenschaften an der MLU, zuvor<br />

absolvierte er bis 1995 eine Ausbildung zum<br />

Krankenpfleger. 2006 wurde er an der MLU<br />

promoviert zum Thema „Auswirkungen der<br />

Ernährung auf die Vorbeugung und Behandlung<br />

von Dekubitus“. Von 2002 bis <strong>2010</strong> war<br />

er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />

für Gesundheits- und Pflegewissenschaft an<br />

der MLU und von 2006 bis <strong>2010</strong> übernahm<br />

er die wissenschaftliche Leitung des Projekts<br />

„Evidence-based Nursing“ in Südtirol.<br />

Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter, die<br />

4 und 6 Jahre alt sind.<br />

Ute Olbertz<br />

Jun.-Prof. Dr. Gero Langer<br />

Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />

Telefon 0345 55 74454<br />

E-Mail: gero.langer@medizin.uni-halle.de<br />

Internet: www-medizin.uni-halle.de/pflegewissenschaft<br />

39<br />

P ERSONALIA


40<br />

P ERSONALIA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

Zeigt her eure Zähne<br />

Professor Jürgen Setz pflegt ein wirklich<br />

ungewöhnliches Hobby<br />

U TE OLBERTZ<br />

Das rätselhafte Lächeln der Mona Lisa von Leonardo da Vinci hat seit mehr als 500 Jahren viele<br />

Menschen bezaubert. Doch warum zeigt sie beim Lächeln ihre Zähne nicht? Dies gibt Anlass zu<br />

Spekulationen. Schon möglich, dass sie schiefe oder gar fehlende Zähne verbergen wollte. Für<br />

sein ungewöhnliches Hobby geht Prof. Dr. Jürgen Setz, Direktor der MLU-Poliklinik für zahnärztliche<br />

Prothetik, solchen und ähnlichen Fragen nach. Seit acht Jahren sammelt er Bilder „mit<br />

Biss“.<br />

Der gebürtige Duisburger untersucht Porträts<br />

aller Art aus der Geschichte und der Gegenwart<br />

unter dem Gesichtspunkt, ob Zähne<br />

gezeigt werden oder nicht, und macht sich<br />

darüber Gedanken. „Seit 2002, als ich im<br />

privaten Kreis dazu einen nicht ganz ernst<br />

gemeinten Vortrag hielt, hat mich das Thema<br />

nicht mehr losgelassen“, sagt Jürgen Setz augenzwinkernd.<br />

So ließ er künftig keine Galerie,<br />

kein Museum rund um den Globus aus, um<br />

Bilder nach Aspekten der Zahngesundheit und<br />

Ästhetik zu betrachten und auszuwerten. Sogar<br />

unzählige Porträts aus dem Internet oder Fotos<br />

aus der Presse nimmt er dabei unter die Lupe.<br />

Galerien in New York, Buenos Aires, London,<br />

Paris oder auch in kleineren Städten hat er<br />

besucht, unter anderem fand er in der National<br />

Portrait Gallery London unter 740 Bildern nur<br />

ganze 15 mit Zähnen.<br />

Warum nur? Dazu entwickelt Setz aussagekräftige<br />

Theorien. Dabei betont der Mediziner,<br />

dass seine Betrachtungsweise die des Zahnarztes<br />

sei, die vielleicht später durch seriöse<br />

kunsthistorische Forschungen untermauert und<br />

bestätigt werden könnte.<br />

Bei der 39. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Dentale Technologie Anfang Juni <strong>2010</strong><br />

in Stuttgart erhielten die Teilnehmer mit dem<br />

unterhaltsamen Festvortrag von Jürgen Setz<br />

„Zähne in der Kunst des Abendlandes“ bereits<br />

Professor Jürgen Setz. Foto: Ute Olbertz<br />

eine Kostprobe des Fazits der bisherigen Überlegungen.<br />

Setz ist zugleich Vorsitzender dieser<br />

Arbeitsgemeinschaft, der Zahnärzte und Zahntechniker<br />

angehören. Anhand einer großen<br />

Zahl von Porträtgemälden alter Meister konnte<br />

er belegen, dass in den vergangenen Jahrhunderten<br />

die Darstellung von Zähnen nicht üblich<br />

war. Erst in der zweiten Hälfte des zwan-


„Extremer Prototyp“: Marilyn Monroe, ca. 1956.<br />

Diese Aufnahme diente Andy Warhol als Vorlage<br />

für seine farbigen Marilyn-Porträts.<br />

Foto: picture alliance<br />

zigsten Jahrhunderts änderte sich dies, denn<br />

mit verbesserter allgemeiner Zahngesundheit<br />

wurden auch Bilder „mit Biss“ schicklich.<br />

„Narren, Gaukler und Betrunkene durften<br />

lächelnd mit hemmungslos geöffnetem Mund<br />

dargestellt werden oder auch Tiere wurden im<br />

Mittelalter mit Zähnen gemalt“, so Setz. Bei<br />

seriösen Porträts blieb der Mund geschlossen.<br />

Sie erhielten auch durch den ernsten Blick der<br />

abgebildeten Berühmtheiten bewusst einen<br />

„sterilen“ Ausdruck.<br />

„Karies und die Folgen zeigten sich besonders<br />

bei reichen Leuten, die sich Zucker leisten<br />

konnten“, meint Setz, diese wiederum hatten<br />

aber auch die entsprechenden Mittel, sich auf<br />

Ölgemälden verewigen zu lassen. Zum Beispiel<br />

habe Elizabeth I. von England (1533-<br />

1603) mit Sicherheit unter Zahnschmerzen<br />

gelitten, da sie schwarze, faule Zähne hatte,<br />

wie den Aufzeichnungen von damaligen<br />

Botschaftern zu entnehmen sei. Ludwig XIV.<br />

dagegen war im späteren Lebensalter zahnlos,<br />

hat sich dafür auf seinen Porträts umgeben mit<br />

viel Pomp malen lassen.<br />

Bei Porträts bzw. Fotografien von Prominenten<br />

gab es den Durchbruch der Zähne nach<br />

Setz mit Marilyn Monroe um 1950. „Von ihr<br />

existiert fast kein Bild ohne Zähne, sie war der<br />

extreme Prototyp,“, sagt der Mediziner und<br />

verweist auf unzählige Fotos der bekannten<br />

amerikanischen Schauspielerin, die 1962 starb.<br />

Noch vor Monroe gab es allerdings schon die<br />

Pin-up-Girls des berühmten Pin-up-Zeichners<br />

Alberto Vargas (1896–1982), deren Zähne in<br />

den 20er und 30er Jahren sichtbar wurden. Bei<br />

Oscar-Verleihungen in den USA oder anderen<br />

großen Veranstaltungen sei es heute bei Promi-<br />

Bildern längst üblich, das komplette Gebiss<br />

vor der Kamera zu präsentieren.<br />

Viel später erst zeigten die Politiker Zähne:<br />

Der zurückgetretene Bundespräsident Horst<br />

Köhler war der Erste, dessen Zähne auf einem<br />

offiziellen Foto als deutsches Staatsoberhaupt<br />

sichtbar wurden.<br />

„Er brachte den Wandel, vor ihm hielten alle<br />

anderen auf offiziellen Bildern die Lippen geschlossen“,<br />

sagt Jürgen Setz. ■<br />

Prof. Dr. Jürgen Setz<br />

<strong>Universität</strong>s- und Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik<br />

Tel.: 0345 55 7 3765<br />

E-Mail: juergen.setz@medizin.uni-halle.de<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

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42<br />

P ERSONALIA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

20 Fragen an Thomas Knebel<br />

Verbales Porträt eines Zeitgenossen<br />

Unzählige Varianten des Fragebogens, der durch die Antworten von Marcel Proust so berühmt<br />

geworden ist, sind in den Medien (FAZ, Forschung & Lehre, UNICUM etc.) zu finden. Scientia<br />

halensis spielt ebenfalls mit. Diesmal ist unser Match-Partner Thomas Knebel, Mitarbeiter und<br />

Verantwortlicher für Kamera- und Studiotechnik am Department für Medien und Kommunikation<br />

der MLU.<br />

Warum leben Sie in <strong>Halle</strong> und nicht anderswo?<br />

Ich wohne seit 1974 in <strong>Halle</strong>. Es ist ein eine<br />

geschichtsträchtige Stadt mit einer interessanten<br />

Kunst- und Kulturszene, der Uni und<br />

viel Natur im Umfeld (Heide). Ich habe hier<br />

einen großen Freundeskreis und fühle mich<br />

einfach wohl in <strong>Halle</strong>.<br />

Wenn nicht Kameramann, was wären Sie dann<br />

geworden?<br />

Mein Großvater war Tischlermeister, und ich<br />

fand es als Kind immer faszinierend, was man<br />

aus und mit Holz machen kann. Ich glaube, ich<br />

wäre gern in diese Richtung gegangen. Geologie<br />

wäre für mich auch eine Fachrichtung, die<br />

ich gern studiert hätte.<br />

Was war an Ihrer Studienzeit am besten?<br />

Ich habe Elektronik im Fernstudium studiert<br />

und da war es nicht immer einfach, Studium,<br />

Beruf und Sport unter einen Hut zu bekommen.<br />

Bei der Spezialisierung als Kameramann<br />

musste man kreativ und einfallsreich sein,<br />

und das war und ist nachwievor spannend und<br />

schön.<br />

Auch während meiner Arbeit an der Uni hatte<br />

ich interessante Erlebnisse. So habe ich im<br />

<strong>Oktober</strong> 1998 eine geologische Expedition<br />

nach Kirgistan begleitet und filmisch dokumentiert.<br />

Das war sehr abenteuerlich. So<br />

wurden wir zum Beispiel kurz nach Ankunft<br />

auf dem Basar der Hauptstadt Bischkek verhaftet,<br />

denn man hielt uns für Drogenhändler.<br />

An der Ausgrabungsstätte im Issyk-Kul See<br />

hielt man uns dann für Goldsucher und alsbald<br />

für Dummköpfe, da es sich letzten Endes nur<br />

um Knochen handelte. Die Gastfreundschaft<br />

war aber unglaublich. Wir wurden zum Essen<br />

eingeladen und bekamen ein lebendiges Schaf<br />

zur Selbstschlachtung. Keiner wusste, wie es<br />

geht – bis es die Kirgisen machten. Das Ganze<br />

war für unser Verständnis ein sehr brutales<br />

Vorgehen.<br />

Welchen Rat für´s Überleben würden Sie<br />

Studenten geben?<br />

Studenten sollten nie mit dem Erreichten zufrieden<br />

sein und immer hinterfragen.<br />

Wenn Sie Rektor einer <strong>Universität</strong> wären, was<br />

würden Sie als erstes tun?<br />

Ich würde mich mit Vertretern der einzelnen<br />

Fakultäten und deren Dekanen zusammensetzen<br />

und über eine neue Verteilung des vorhandenen<br />

Budgets diskutieren. Außerdem würde<br />

ich mich gegen eine weitere Kürzung desselbigen<br />

einsetzen.<br />

Was ist für Sie die erste Aufgabe der<br />

Wissenschaft?<br />

Wissenschaft sollte in erster Linie dem Wohl<br />

der Menschen dienen und nicht dem Selbstzweck.<br />

In der Vergangenheit und für die Zukunft<br />

zu forschen sollte meines Erachtens die<br />

Aufgabe der Wissenschaft sein.<br />

Was haben Intelligenz und Menschlichkeit miteinander<br />

zu tun?<br />

Das sind für mich zwei unterschiedliche Dinge,<br />

wenn aber beides zusammentrifft, kann<br />

Großes entstehen.<br />

Worüber ärgern Sie sich am meisten?<br />

Über Arroganz und Hinterhältigkeit.<br />

Was bringt Sie zum Lachen?<br />

Ein trockener Humor und Situationskomik.<br />

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden?<br />

Zuverlässigkeit, Loyalität und Toleranz.<br />

Wo sehen Sie Ihre Stärken?<br />

Wenn ich mich einmal für eine Sache oder ein<br />

Projekt entschieden habe, dann lasse ich nicht<br />

locker bis alles passt und versuche mit den<br />

Mitteln und Möglichkeiten, die mir zur Verfügung<br />

stehen, das Optimale daraus zu machen.<br />

Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />

Ich hoffe, dass man an den großen Problemen<br />

der Menschheit, wie Kriege, Hunger und<br />

Krankheit, weiter forscht und arbeitet. Außerdem<br />

wünsche ich mir, dass zum Beispiel ein<br />

wirkungsvolles Mittel gegen Krebs gefunden<br />

wird, dass sich auch nachfolgende Generationen<br />

an Natur und Umwelt erfreuen können<br />

und dass man Kriege nur noch aus Geschichtsbüchern<br />

kennt.<br />

Für mich persönlich erwarte ich in erster Linie<br />

Gesundheit und zwar nicht nur für mich, sondern<br />

auch für all Diejenigen, die mir nahestehen.<br />

Woran glauben Sie?<br />

Ich glaube an das Gute in jedem Menschen.<br />

Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit<br />

hätten Sie gern als Gesprächspartner?<br />

Reinhold Messner. Seine Ansichten und sein<br />

Leben imponieren mir.<br />

Wer war oder ist (bisher) für Sie der wichtigste<br />

Mensch in Ihrem Leben?<br />

Meine Freundin und meine Familie.<br />

Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt<br />

kennen lernen?<br />

Neuseeland, weil es für mich ein faszinierendes,<br />

kulturell und landschaftlich sehr<br />

vielseitiges Land ist. Diese unglaublich schöne<br />

Natur und die Menschen vor Ort möchte ich,<br />

muss ich unbedingt kennen lernen.<br />

Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?<br />

Ich gehe gern mit meiner Freundin und unserem<br />

Hund spazieren, treibe gern Sport. Ich<br />

verbringe aber auch gern meine Freizeit mit<br />

Freunden oder lese einfach ein gutes Buch.<br />

Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?<br />

„In eisige Höhen“ von Jon Krakauer, „Säulen<br />

der Erde“ von Ken Follett und „Heinz Erhardt“.<br />

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten...?<br />

Möchte ich einfach gesund bleiben.<br />

Ihr Motto?<br />

Man sollte nicht immer alles zu ernst nehmen<br />

und öfter einmal lachen. Optimistisch und neugierig<br />

bleiben!<br />

■<br />

Aus der Vita:<br />

Foto: Janine Pazdyka<br />

Geboren am 19. März 1956 in Weißenfels, Studium<br />

zum Dipl.-Ing. für industrielle Elektronik an der<br />

Ingenieurschule Eisleben, Ausbildung zum Kameramann<br />

an der Filmschule Essen.


22<br />

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