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Oktober 2010 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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P ERSONALIA<br />

SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />

ıIch gehe mit jedem Milliardär essen„<br />

Ausführliches Interview mit Rektor Udo Sträter<br />

C ARSTEN HECKMANN UND UTE OLBERTZ<br />

Die berühmten 100 Tage sind noch nicht vorbei, aber der erste Monat als Rektor liegt bereits hinter Udo Sträter. Seit 1. September steht der<br />

Professor für Kirchengeschichte an der Spitze der MLU. Am 8. <strong>Oktober</strong> findet die feierliche Investitur statt. Im Interview mit dem Unimagazin<br />

spricht Sträter über Exzellenz, schlanke <strong>Universität</strong>en und Konsensbildung.<br />

Herr Professor Sträter, Sie haben die Wahl<br />

zum Rektor gleich im ersten Durchgang für<br />

sich entschieden, lagen auch bei unserer<br />

Online-Umfrage im Wahl-Spezial deutlich<br />

vorn. Dabei waren viele Menschen durchaus<br />

überrascht von Ihrer Kandidatur. Sie hingegen<br />

wirkten gut vorbereitet. Haben Sie das Amt<br />

seit Längerem angestrebt?<br />

Zwischen dem Entschluss, zu kandidieren, und<br />

der Wahl lagen knapp drei Wochen. Von langer<br />

Hand geplant war das also nicht. Natürlich habe<br />

ich den Wunsch gehabt, in der Hochschulpolitik<br />

weiter mitzuwirken. Doch selbst Rektor<br />

werden wollte ich zunächst nicht. Bis mich<br />

dann die Findungskommission ansprach. Dass<br />

ich gut vorbereitet gewirkt habe, dürfte daran<br />

liegen, dass ich seit 1992, als ich an die MLU<br />

gekommen bin, Hochschulpolitik gemacht<br />

habe. Mir war immer klar: Es kann vor diesem<br />

Hintergrund passieren, dass ich als Kandidat<br />

benannt werde. Als es soweit war, habe ich<br />

mir anderthalb Tage Zeit genommen, mich zu<br />

entscheiden. Dann haben sich die programmatischen<br />

Dinge relativ schnell geformt.<br />

Welche wesentlichen Vorhaben beinhaltet Ihr<br />

Programm?<br />

Einige Dinge stehen von Vornherein auf der<br />

Agenda, die Zielvereinbarungen beispielsweise,<br />

die Fragen der Lehramtsausbildung, die<br />

Probleme der Finanzierung. Auf jeden Fall<br />

kommt aus meiner Sicht hinzu, eine geeig-<br />

nete Koordination zu schaffen zwischen den<br />

Forschungsschwerpunkten und den weiteren<br />

Forschungsprojekten. Ich habe in den vergangenen<br />

vier Jahren selbst einem Schwerpunkt<br />

vorgestanden und miterlebt, welche<br />

Probleme es da geben kann, wenn kommuniziert<br />

werden muss, in welchem Verhältnis ein<br />

solcher Schwerpunkt zum normalen Betrieb<br />

steht.<br />

Bei Ihrer Kandidatur haben Sie angekündigt,<br />

eine Strukturdiskussion führen zu wollen, hin<br />

zu einer weiteren Profilierung, die aber nicht<br />

mit Abbau gleichzusetzen sei. Wie könnten<br />

denn entsprechende Strukturmaßnahmen aussehen?<br />

Alle Planungen müssen sich im Rahmen des<br />

Stellenplans abspielen, soviel ist klar. Eine<br />

ganz entscheidende Rolle kommt daher dem<br />

Berufungsgeschehen zu. Dabei stellen wir die<br />

Weichen für die nächsten Jahre beziehungsweise<br />

Jahrzehnte. Von heute auf morgen lässt<br />

sich ohnehin nicht viel verändern. Einfach<br />

Geld sparen zu wollen, indem ganze Bereiche<br />

geschlossen werden, ist nicht möglich. Es dauert<br />

zum Beispiel Jahre, bis die letzten Leute<br />

pensioniert sind. Wir müssen also schauen, wo<br />

wir noch mehr Vernetzungen hinbekommen<br />

können. Das ist auch eine Frage von Nuancierungen<br />

bei Denominationen, wenn Lehrstühle<br />

neu zu besetzen sind. Die Exzellenziniative<br />

hat in dieser Hinsicht sehr viel Gutes auf den<br />

Weg gebracht, bei allen Problemen in diesem<br />

Der neue Rektor im alten Büro in den Franckeschen Stiftungen: Udo Sträter sprach kurz vor seinem Amtsantritt<br />

mit den Unimagazin-Redakteuren Carsten Heckmann und Ute Olbertz. Foto: Maike Glöckner<br />

Zusammenhang. Zum Beispiel neue Strukturmittel<br />

– die brauchen wir für die Profilierungsmaßnahmen.<br />

Heißt das auch, dass Sie an der Grundstruktur<br />

und den bestehenden Studiengängen der MLU<br />

nichts ändern wollen?<br />

In der jetzigen Situation können wir keine<br />

umfassenden Strukturveränderungen vornehmen.<br />

Momentan müssen wir im Rahmen des<br />

Hochschulpaktes handeln – uns aber gleichzeitig<br />

fragen: Wie steht es um weiter reichende<br />

Entscheidungen? Was ist zu tun, wenn sich<br />

die demographischen Einbrüche fortsetzen<br />

und die Hochschulpaktmittel wegfallen? Die<br />

Planungen für 2020 und danach müssen jetzt<br />

beginnen, mit einem langen Atem, der weit<br />

über unsere Amtszeit hinausreicht.<br />

Können Sie sich dann eine schlankere<br />

<strong>Universität</strong> vorstellen?<br />

Das ist ein charmanter Ausdruck für etwas,<br />

das viele als Bedrohung empfinden würden.<br />

Eine <strong>Universität</strong> kann nie richtig schlank sein,<br />

sonst verliert sie ihren Charakter als <strong>Universität</strong>.<br />

Diese Frage wird natürlich zu klären sein<br />

im Rahmen einer Gesamtdiskussion im Land.<br />

Es geht insgesamt um die Hochschulstruktur<br />

Sachsen-Anhalts, dabei beispielsweise um<br />

Parallelangebote. Das wird alles konsensuell<br />

zu klären sein.<br />

Sie sind Rektor einer unterfinanzierten<br />

<strong>Universität</strong> � was macht daran Spaß?<br />

Natürlich macht es nicht soviel Spaß wie als<br />

Rektor einer voll ausfinanzierten <strong>Universität</strong>.<br />

Es ist in jedem Fall eine Herausforderung.<br />

Aber hier müssen viele Parameter erstmal<br />

neu überlegt werden. Die Politik will ja über<br />

verschiedene Maßnahmen herausfinden, wie<br />

die Bedarfe genau aussehen. Es heißt, die<br />

Bedarfsermittlung sei bislang nie transparent<br />

gewesen. Ich habe meine Zweifel, inwieweit<br />

die Kennzahlen, die zu Rate gezogen werden<br />

sollen, diese Transparenz schaffen können, da<br />

sie sehr beliebig sind. Aber da wird man sich<br />

in Verhandlungen einigen müssen. Im Ergebnis<br />

müssen zum Beispiel auch die Charakteristi-

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