Oktober 2010 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Karin Bilawer ist seit August <strong>2010</strong> Referendarin am Georg-Cantor-Gymnasiumin <strong>Halle</strong>.<br />
naren wieder, in denen erneut pädagogische<br />
und fachdidaktische Themen gelehrt werden.<br />
„In einer solchen Seminargruppe müssen sehr<br />
unterschiedliche Vorraussetzungen aufgefangen<br />
werden. Wir bekommen auch Referendare,<br />
die nicht in <strong>Halle</strong> studiert haben oder bei<br />
denen das erste Staatsexamen schon einige<br />
Jahre zurückliegt“, erklärt Dr. Monika Käther-<br />
Zopf, die Leiterin des Staatlichen Seminars in<br />
<strong>Halle</strong>. „Sie alle kommen dann mit konkreten<br />
Fragen, Problemen und Aufgabenstellungen<br />
aus den Schulen in die Seminare.“ Die Seminarleiter<br />
wiederum gehen auch an die Schulen.<br />
In der Praxis beobachten und bewerten sie ihre<br />
Referendare und reflektieren den Unterricht<br />
anschließend gemeinsam. Die Unterrichtsbesuche<br />
sind die einzige Klammer, die seminaristische<br />
und schulpraktische Ausbildung<br />
zusammenhalten soll. Vielen Betreuungslehrern<br />
und Referendaren ist dieser Austausch zu<br />
wenig, sie wünschen sich eine bessere Abstimmung<br />
zwischen Schule und Seminar.<br />
Ein erster Schritt ist ein ausführlicher Leitfaden<br />
über den Vorbereitungsdienst, der am<br />
LISA zurzeit für Betreuungslehrer vorbereitet<br />
wird. Er könnte auch für die Referendare eine<br />
kleine Erleichterung darstellen. Denn mit ihren<br />
insgesamt fünf Ausbildern – zwei Betreuungslehrern<br />
und drei Seminarleitern – sitzen sie<br />
häufig zwischen den Stühlen und sehen sich<br />
ungewollt in eine Mittlerfunktion gedrängt.<br />
Der Versuch, es jedem dieser Personen recht<br />
zu machen, verleidet manchem sogar das<br />
ganze Referendariat. „Wir stehen unter dem<br />
Druck, mit allen auskommen zu müssen: Die<br />
Betreuungslehrer prägen unsere zwei Jahre an<br />
der Schule und die Seminarleiter entscheiden<br />
über unsere berufliche Zukunft, indem sie uns<br />
benoten“, beschreibt eine Lehramtsanwärterin<br />
ihre Situation.<br />
Ihr Kollege Arendholz steht derweil mit seinem<br />
Betreuungslehrer Werner-Bentke zusammen.<br />
Den Sozialkundeunterricht hat er zwei<br />
Minuten früher als sonst beendet. Mit einem<br />
kurzen „Tschüss“ sind die Schüler Richtung<br />
Mensa geeilt. Für den Referendar ist es eine<br />
kleine Pause vor der nächsten großen Aufgabe.<br />
In der kommenden Deutschstunde erwartet ihn<br />
seine Seminarleiterin zur Lehrprobe. ■<br />
SCIENTIA HALENSIS 4/10<br />
D R. USUS ZEITGEIST<br />
Lehrermangel?<br />
Selbst ist der Schüler!<br />
Zeichnung:<br />
Oliver Weiss<br />
Politiker und Bildungsexperten sorgen sich,<br />
denn junge, gut ausgebildete Lehrkräfte<br />
sind Mangelware im Land. Sachsen-Anhalt<br />
drohen die Lehrer auszugehen. Wen<br />
wundert’s, zählen sie doch bewiesenermaßen<br />
zu den Berufsgruppen mit der kürzesten<br />
Lebenserwartung: In einer Rangliste<br />
kämen sie gleich hinter den Trapezspringern<br />
und FormelEins-Fahrern, noch weit<br />
vor Psychotherapeuten und Bahnangestellten.<br />
Ihre Lebensdauer korreliert vermutlich<br />
mit der Anzahl der Flüche, die Eltern den<br />
Lehrern ihrer Sprösslinge im Laufe einer<br />
Schulzeit mit auf den Weg geben.<br />
Dabei liegt die Lösung auf der Hand und ist<br />
ohnehin schon etabliert: Die virtuelle Schule<br />
spart Personal, Kosten und jede Menge<br />
Nerven. Während in der Grundschule eine<br />
Anleitung durch Erwachsene noch sinnvoll<br />
sein könnte, ist sie in der Sekundarstufe<br />
längst überflüssig. Die wirklich überlebenswichtigen<br />
Dinge werden heute im weltweiten<br />
Klassenverband gelehrt. Blogs und<br />
Pinnwandeinträge auf SchülerVZ schulen<br />
das Ausdrucksvermögen praxisnäher als<br />
jeder Goethe-Aufsatz, Englischkenntnisse<br />
und soziale Kompetenzen werden beim<br />
globalen „Adden“ und „Posten“ ganz<br />
nebenbei perfektioniert. Die Pflege der<br />
eigenen MySpace- oder Facebook-Seite<br />
erfordert außerdem Eigeninitiative, Beharrlichkeit<br />
und technisches Know-How. Auch<br />
der Kunstunterricht ließe sich problemlos<br />
mit dem iPad absolvieren – statt tausend<br />
Lehrer reichen ein paar kreative Köpfe, die<br />
eine passende Kunstkurs-Software entwickeln.<br />
Der Sportunterricht erfolgt künftig<br />
selbst bestimmt per Wii-Konsole und die<br />
Grundlagen des Musikunterrichts werden<br />
als Klingelton zum Download angeboten.<br />
Anhänger von Anwesenheitslisten und<br />
regelmäßigem Prüfungsstress seien unbesorgt:<br />
Das Bachelor-Studium kommt noch<br />
früh genug!<br />
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T ITELTHEMA