18 NEUES OGBUCH 04/2010 GROSSE FAHRT<strong>Von</strong> <strong>Split</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Kapver<strong>den</strong>Ein Auftrag, eine Segelyacht - 51Fuß lang, ein Weg - 3.700 Seemeilen,knappe 8 Wochen als Zeitfenster,6 Crews, 27 Segler, eineherbstliche See - erst die Adria,dann das westliche Mittelmeer,<strong>zu</strong>letzt ganz schön viel Ozean -YCBS-Atlantikfahrt Herbst 2009 !Nur ein Übersteller?Kein speziell für Langfahrten ausgerüstetesSchiff, eben nur eine einfacheCharteryacht soll ins Saison verlängerndeKlimagebiet versetzt wer<strong>den</strong>. DieAkteure sind Normalbürger mit vorwiegen<strong>den</strong>gem Urlaubskorsett, soweit sienicht schon pensionäres Alter erreichthaben. Nur ein einfacher Törn?Die „Bellissima“Ein Link <strong>zu</strong>m ÖSYCHochsee Yacht Club-Mitglied FerdinandBrandstätter (EDV-Mann von Profession)ist einer der Übersteller. Als Skipper mitFB4-Qualifikation schlüpft er einerseitsPraxis ausübend in Etappe 4 mit seinerCrew durchs Nadelöhr Gibraltar in <strong>den</strong>Atlantik hinaus, andererseits ist er inseinem „Freizeitberuf“ Commodore desYachtclub Braunau-Simbach (YCBS) unddamit Jongleur und Richtung gebender„Chef“ einer über 200 Mitglieder zählen<strong>den</strong>Seglervereinigung am unteren Inn.Auch der Weg ist ein ZielEine logische Entwicklung stellte derSchritt <strong>zu</strong> FB4 - weltweite Fahrt - dar. EinigeMitglieder schafften bereits erfolgreichdiese anspruchsvolle Lernübung.Die nun durchgeführteÜberstellung von <strong>Split</strong><strong>zu</strong> <strong>den</strong> Kapver<strong>den</strong> warbewusst organisierterTeil der Zielset<strong>zu</strong>ngeiner höheren Ausbildungsebeneim Club.Zudem muss ein solcherTörn durch eineinteressante Etappen-Gestaltung mit sehenswertenOrten undStädten zwischendurchauch Urlaubserlebnisversprechen, umso ausreichend Personalfür lange Nachtfahrtenund <strong>den</strong> nötigenFinanzeingang fürdie anfallen<strong>den</strong> Kosten<strong>zu</strong> garantieren.Zu guter letzt war geplant,am UnternehmenAtlantikfahrt einmöglichst breites Publikumweitgehend aktuell<strong>zu</strong>mindest virtuellund medial teilhaben<strong>zu</strong> lassen. Die dafür nötigen laufen<strong>den</strong>Meldungen der Offshore-Crews <strong>zu</strong>rOnshore-Base stellten einen nicht <strong>zu</strong>unterschätzen<strong>den</strong>, beträchtlichen Aufwanddieses Unternehmens dar. DerDank: Eine nette Anzahl veröffentlichterBerichte in der Presse und ein Zugriffszählervon fast 7.000 auf dem eingerichtetenWEBLOG unter wvw.ycbs.at >Berichte > Atlantik…… - brachten fürserste, und als sehr erfreuliche Draufgabedie Zuerkennung des MIRAMARPREISES2009 des ÖSV.Bevor es los gingExemplarisch seien <strong>nach</strong>stehend einigeAusrüstungbedarfe aufgezählt: Nebeneiner guten persönlichen Ausstattungist viel navigatorisches Equipment vonNöten wie Seekarten, Revierführer, Hafenhandbücher.Natürlich gehört heut<strong>zu</strong>tageauch Elektronik da<strong>zu</strong> - GPS-,Kurzwellen- und Wetterempfänger, Radar,Sprechfunk, GSM-/Satellitenhandysfür Gespräche, SMS-/Email-Versendungund Internet-Zugriff via Laptop.Da<strong>zu</strong> kommt auch der klassische Sextantsamt sonstigem astronavigatorischenBedarf für Orientierungen an Sonneund Sternen <strong>zu</strong>m Einsatz. <strong>Im</strong> Vorfeldgab es da<strong>zu</strong> für einige Teilnehmer einISAF-Sicherheitstraining, auch Kurse fürFunk, Radar und <strong>den</strong> theoretischen Prüfungsteilfür <strong>den</strong> FB4-Schein. Natürlichsind <strong>zu</strong>r Sicherheit für alle selbst aufblasende,automatische Schwimmwestenan Bord, <strong>zu</strong>dem eine Rettungsinselfür alle Fälle und eine Seenotfunkboje(EPIRB), welche im Ernstfall (bei Kontaktmit Wasser) automatisch via satellitengestütztemMeldesystem Hilfe anfordert.Sicherheit wird also für ein solchesUnternehmen groß geschrieben.Der Start in <strong>den</strong> Sü<strong>den</strong>Der September 2009 neigt sich demEnde <strong>zu</strong>. Der 26. ist Samstag und Anrei-
SPLIT - KAPVERDEN04/2010NEUESOGBUCH19setag <strong>nach</strong> Kroatien. Um 6 Uhr morgensstarten die Haupt-Organisatoren, ChristianHaidinger als erster Etappen-Skipper,Gerhard Nagy als Vollzeit-Co undmit ihnen die medizinische Sicherheitin Person von Dok Andessner für eineFluganreise ab München.Eine Reise in EtappenEin wenig Angewöhnung und Einsegelnsollte sein. Erst kommt ein Hüpfer <strong>nach</strong><strong>Split</strong> mit Besichtigung des Diokletian-Palastes, dann ein Badestopp und eineNächtigung in Milna auf Brač.Am Montag beginnt die Arbeitswochemit vorerst gutem Segelwind, aber abdem Abend bis <strong>zu</strong>m Morgen, es ist dieerste Nachtfahrt mit Wache-Eingewöhnung,muss der Motor herhalten. ZurZeitverkür<strong>zu</strong>ng feiert man <strong>den</strong> 60. Geburtstagdes Bordarztes, <strong>den</strong>noch legtam frühen Morgen die Yacht unbeschadetin Dubrovnik-Cruž an. Die Perle derAdria präsentiert sich in der späteren Besichtigungwie immer beeindruckend,innerstädtisch sowie von außen bei derfolgen<strong>den</strong> Anker<strong>nach</strong>t vor Lokrum.Dalmatien - SizilienEine letzte heimatlich ruhige Nacht fürdie BELLISSIMA vor <strong>den</strong> Mauern Dubrovniksist vorbei. Noch abmel<strong>den</strong> inKroatien und es kommt der erste längereSchlag – exakt am 18. Meridian für132 Meilen <strong>nach</strong> Sü<strong>den</strong> – <strong>nach</strong> Brindisi.Die Bedingungen sind ruhig, kaumWind, viel Motor, Erst nahe Italien gibtes Berufschiffsverkehr, ab Donnerstag11 Uhr wird einklariert. Die eingetroffeneWetterprognose aus Österreich (dieBrandstätters sind hier wahre Experten)warnt vor kommendem Schwerwetter,also schnell versorgen und ab mit Hoffnungauf Santa Maria di Leuca, ItaliensFersenspitze. Es ist <strong>zu</strong> spät, Bari sendetGale Warning, der Wind draußenjetzt schon gut über 30 Knoten auf dieSchnauze. Skipper Christian beugt sichrechtzeitig <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> höherenGewalten und gibt Anweisung <strong>zu</strong>r Rückkehr.Brindisi ist hafengroß, aber Platzgibt es kaum. Garniert mit etwas Militärstreitund ausgezeichnetem Skipperessenin der Via Appia (alle italienischenGänge) bleibt die Crew bis Samstag 6Uhr früh. Das Wetter ist besser, der Windstark, aber passend – bei bis <strong>zu</strong> 40 Knotenzeigt die Logge über 12 an, die Fersewird gerundet, der Golf von Taranto.Zum Glück beruhigt sich die Wetterlage.Am Dienstag, <strong>den</strong> 6. Oktober um 3.30Uhr früh, gerade noch in der Zeit, ist dieerste Etappe geschafft. „Auftrag ausgeführt,siamo a (wir sind in) Palermo!“meldet der Schiffsführer stolz <strong>nach</strong> rund630 Seemeilen in die Heimat.Sizilien - MallorcaBereits am nächsten Tag, <strong>nach</strong> Auffüllungdes Dieseltanks (4 Liter pro Stundewar der Durst) und der Weinbestände(auch an einer Zapfstelle) liegt Sizilie<strong>nach</strong>teraus und Sardinien nähert sicherfreulich rasch – herrliches Segeln mitachterlichen Win<strong>den</strong> - noch 150 Seemeilenbis Cagliari.Freitag, 9. 10. schon vor Mittag ist diesardische Hauptstadt erreicht und kurzdarauf geht ein besorgter Anruf vonVercharterer durch Albert Grassl dortein: „Gott sei dank seid ihr schon da– Sturmwarnung für das Seegebiet –Abendlicht - und wieder steht eine Nachtfahrt bevor.