ENGINEERING WindhoffKrantechnik: Kranbau Köthen <strong>GmbH</strong> · Alpha Elektronik <strong>GmbH</strong> · Saalfelder Hebezeugbau <strong>GmbH</strong>Anlagenbau: IAG MAGNUM <strong>GmbH</strong> · WeserWind <strong>GmbH</strong> Offshore Construction Georgsmarienhütte ·Bahn- und Anlagentechnik <strong>GmbH</strong>Fotos: Rainer LorenzBeim Kranbau gehtes oft hoch hinausKBK · Wer hoch steigt, kann auch tief fallen. Grund genug, die Arbeitssicherheit zu verschärfen.INTERVIEWMit schweren Bauteilen kennensich die Köthener Kranbauersehr gut aus. Dennoch ist dieBeherrschung dieser Schwergewichtein oft schwindelerregendenHöhen immer wieder eineHerausforderung. Dies gilt nichtnur für die Montage des Kranesbeim Kunden, wenn dort kompletteBaugruppen angehobenund montiert werden. Auch inder Produktionshalle in Köthengeht es bei der Fertigung des Kraneshoch hinaus – wobei Schutzund Sicherheit der Mitarbeiterein zentrale Rolle spielen. Diesgalt auch bei einem Auftrag fürdie voestalpine <strong>Stahl</strong> <strong>GmbH</strong> – einAuftrag, der den Kranbauern sicherheitstechnischeiniges abverlangte,wie KBK-SicherheitsingenieurRainer Lorenz weiß.glückauf: Um was für einen Auftraggeht es genau?Rainer Lorenz: Die voestalpine willihr <strong>Stahl</strong>werk modernisieren undRainer Lorenzihre Kapazität steigern. Deshalbsollen zwei ältere Gießkrane ersetztwerden, um in der Produktion dielogistische Verfahrensweise zu optimieren.Wie sehen die beiden neuen Kraneaus?Lorenz: Es sind zwei Gießkrane miteiner Tragfähigkeit von 255-60 t /10 t x 21 m.Also Zwillinge?WerksfotoLorenz: Fast. Sie sind zu 100 Prozentbaugleich – bis auf den verstellbarenHaken in der Traverse:Ein Kran wird mit einem manuellverstellbaren, der andere miteinem elektromechanisch verstellbarenHaken geliefert. Der Auftragumfasst auch die mechanische undelektrische Montage, die Lieferung,die Montage im Werk, die Inbetriebnahmeund die Dokumentationnach dem neuesten Stand derTechnik.Wofür werden die Krane eingesetzt?Lorenz: Sie sollen mithilfe ihres255-t-Hubwerks Gießpfannentransportieren, die sie mit ihremzweiten, einem 60-t-Hubwerk, kippenkönnen. Die 255-t-Laufkatzefährt auf den beiden Hauptträgern,die 60-t-Laufkatze auf den beideninneren Hilfsträgern. Ausgeführtwerden die Krane übrigens als Vierträger-Konstruktion.Müssen Sie bei der Projektbearbeitungetwas Spezielles beachten?Lorenz: Die beiden Krane arbeitenim Vier-Schichtbetrieb und müssennatürlich in allen Belangen denrauen <strong>Stahl</strong>werksbedingungen gerechtwerden. Staub, Schmutz undandere Umweltbedingungen wiezum Beispiel extreme klimatischeVerhältnisse dürfen ihnen nichtsanhaben.Als Sicherheitsbeauftragter sind Siebei solchen Großaufträgen sicherlichbesonders gefordert und darüber hinaushöchst wachsam. Welches Problemerwies sich denn als besonderskritisch?Lorenz: Die baulichen Gegebenheitenim <strong>Stahl</strong>werk bei voestalpine.Dort liegt nämlich die nördlicheKranschiene drei Meter höherals die Kranschiene auf der anderenSeite, was natürlich eine spezielleKonstruktion des Kranes erfordert.Der Kran hat sozusagen ein kurzesund ein langes Bein?Lorenz: Sozusagen. Für uns in derProduktion beeinflusste dies natürlichentscheidend die Aufstellungdes Krankarrees: Wir mussten denKran auf Montageböcken aufbauenGroßes Bild: Kontrolle – Unter den wachsamenBlicken von Facharbeiter AndyZabel (links): Auszubildender Tom Göhligbei Schweißarbeiten.Kleines Bild: Um das zeitaufwendigeAufstellen von Rüstungen zu vermeiden,wurden soweit möglich Hubarbeitsbühneneingesetzt.– was Arbeitshöhen von über sechsMetern für die Kollegen ergab.… und erhöhte Sicherheitsansprüche.Lorenz: In der Tat. Wir haben deshalbim Rahmen der Gefährdungsbeurteilungdie Risiken für die Mitarbeiterermittelt und zusätzlicheSchutzmaßnahmen umgesetzt.Welche?Lorenz: Zum Beispiel eine Sicherheitsunterweisungüber „Arbeitenin großer Höhe und Absturzsicherung“.Zudem befassten sich diebetroffenen Mitarbeiter mit Absperrungendes Gefahrbereiches,Hubarbeitsbühnen, Fallschutzmittelnund Sicherheitsgeschirr.Hört sich nach viel Mehraufwand an.Lorenz: War es auch. Aber da warenFertigungsleiter Karsten Freytagund ich uns sofort einig: DieSicherheit der Mitarbeiter geht vor.Wann wird ausgeliefert?Lorenz: Der erste Kran im Mai, derzweite acht Monate später. Das istdas erklärte Ziel.Also ohne Zeitverzug?Lorenz … vor allem aber auch ohneUnfall.Vielen Dank für das Gespräch.glück auf · 1/<strong>2013</strong> ......... 24
ENGINEERINGSchweißen wie im FlugsimulatorWW · „Teilmechanisiertes Manipulatorschweißen“ (Roboterschweißen) läutet neue Ära ein.Schweißen mit weißer Weste“– diese Formulierung fieleinem WeserWind-Schweißer ein,als er nach einem langenArbeitstag über seineArbeitsbedingungennachdachte. Gemeint warnicht das herkömmliche,sondern das sogenannte„Roboterschweißen“ oder„teilmechanisierte Manipulatorschweißen“,eineTechnik, die jetzt bei WeserWindEinzug haltensoll.In der Tat: In den nächstenpaar Jahren könntesich beim Schweißenmehr verändern als in denüber 100 Jahren zuvor. Genauergesagt: seit NikolaiGawrilowitsch Slawjanow.Denn der russische Ingenieurhatte 1891 seinenersten Lichtbogen gezündet– und damit eines der ältestenelektrischen Schweißverfahren fürmetallische Werkstoffe erfunden.Auf neue „Schweißzeiten“ hoffenzumindest die WeserWind-Fachleute. Denn die Kollegen sindbei der Arbeit in den alten Hallender ehemaligen Seebeck-Werft hartenBedingungen ausgesetzt: Malschweißen sie bei winterlichenAußentemperaturen, mal bei Saunahitze.Darüber hinaus müssensie weitere starke Belastungen aushaltenwie Staub und Gas.Anders beim „teilmechanisiertenManipulatorschweißen“. Dennhier arbeitet der Schweißer voneinem sauberen, klimatisiertenund gut belüfteten Raum aus. Undso funktioniert das neue System:Der Brenner wird nicht mehrvon einem Schweißer, sondern vonFoto oben – Fatih Aka (rechts) zeigt seinen KollegenSteffen Karhan (Mitte) und Gökhan Özbakir,wie „teilmechanisiertes Manipulatorschweißen“funktioniert. Sie steuern den Brenner mit demJoystick und beobachten dabei den gesamtenProzess über den Monitor.So ganz ohne „Objektkontakt“ kommt man doch nicht aus: Schweißer Fatih Aka bewegt den Roboter zu den gewünschtenBahnpunkten. Dieses „Anlernen“ des Roboters wird als „Teach-in“ bezeichnet.einem kleinen Industrieroboter gehalten.Das Bild des Lichtbogensund der Umgebung wird mit einerSpezialkamera auf einen Monitorübertragen.An dem Monitor sitzt derSchweißer und steuert die Bewegungendes Roboters bzw. des Brennersüber einen Joystick. Es ist so,als würde er mit einem Flugsimulatordurch eine virtuelle Schweißnahtfliegen. Das Gute daran: EinVerblitzen ist ausgeschlossen.Und was kann der Roboterbesser im Vergleich zu seinem„menschlichen Kollegen“? „DerRoboter kann sehr lange Nähte imStück schweißen und in Zukunftauch sehr viel dickere Drähte verarbeiten,als es derzeit von HandFotos: Kai Steffenmöglich ist“, erläutert der EntwicklerKai Steffen.Bei der Konzeption des Systemshat der Ingenieur sehr darauf geachtet,möglichst viele Komponentenvon der Stange zu kaufen.Beispielsweise ist der Traktor komplettvon „Bug-O-Systems“ und derRoboter von „Universal Robots“.Auch die standardmäßigen Fronius-Stromquellenkann der Roboteransteuern. So lassen sich bei Bedarfalle verschleißgefährdeten Teileschnell austauschen.Die Bedienung ist kinderleicht,meinen die Fachleute. Schon nacheiner kurzen Einführung kann einSchweißer dem Roboter beliebigeNahtverläufe einprogrammierenund sie dann von seinem Bildschirm-Arbeitsplatzferngesteuertschweißen.Da alle wesentlichen Komponentendeutlich unter 30 Kilogrammwiegen, ist das Robotersystemzudem ausgesprochen mobil.Man kann es universell in der Fertigungeinsetzen und schnell anveränderte Rahmenbedingungenund Orte anpassen.Inzwischen hat die Klassifizierungsgesellschaft„GermanischerLloyd“ das Verfahren zertifiziert.Erstmals erfolgreich eingesetztwurde die neue Technik bei derFertigung von Tripods für denWindpark Global Tech 1. Ergebnis:Alles läuft fehlerfrei.Nicht ohne Stolz können dieSchweißer und Ingenieure bei WeserWindvon sich behaupten: Beimmechanisierten Mehrlagen-MAG-Schweißen von beliebig gekrümmtenNähten sind sie derzeit Technologieführer.Alle sind gespannt,welche Möglichkeiten dieses Systemnoch eröffnet.Die neue Entwicklung versprichtaber nicht nur unter technologischenund wirtschaftlichen Aspektengroße Vorteile. Sie erweistsich auch als besonders sozialverträglich.Denn selbst Kollegen mitkörperlichen Gebrechen könnenweiter an ihren angestammtenArbeitsplätzen tätig bleiben – undsomit ihren reichen Erfahrungsschatzeinbringen.Übrigens: Da jeder Roboter voneinem ausgebildeten Schweißergesteuert werden muss, brauchtsich niemand Sorgen um seinenArbeitsplatz zu machen.Dr. Kai SteffenErfolgreiche TitelverteidigungKBK · Preisträger und Gastgeber zugleich: Die Kranbauer wurden erneut fürihre familienfreundliche Unternehmenspolitik ausgezeichnet.Überreden musste man die Verantwortlichenvon KranbauKöthen (KBK) nicht. Gerne kamensie der Bitte des Landkreises nach,ihre Räumlichkeiten für die feierlicheVerleihung der Auszeichnung„Familienfreundliches Unternehmen2012“ zur Verfügung zu stellen.Schließlich gelten die Kranbauerals „Vorbildunternehmen“.Und schließlich waren sie auchdiesmal wieder unter den Preisträgern:Sie hatten ihren Titel sozusagenerfolgreich verteidigen können.Der Preis geht auf die Initiativedes Landkreises Köthen zurückund wird alle zwei Jahre vergeben.Um die Sieger zu ermitteln, hatteeine Jury bei den Bewerbern perFragebogen „familienrelevante“Daten erhoben. Dabei ging es umThemen wie Arbeitszeit, Arbeitsorganisation,Personalentwicklungoder Serviceleistungen für Familien.Die Jury wertete die Antwortenaus, besichtigte die Betriebeund führte Gespräche mit den Verantwortlichen.Neben KBK wurdenAugenzeugen – KBK-Mitarbeiter Günter Pankrath bei der Arbeit an der neuenRohrbiegemaschine, interessiert beobachtet von Geschäftsführer Andreas Klatschow(vorne links), Landrat Uwe Schulze (vorn, Zweiter von links) und weiteren Gästen.noch weitere zehn familienfreundlicheBetriebe ausgezeichnet.Die Jury war bei ihrem Besuchin Köthen von den beispielhaftenfamilienfreundlichen Aktionen beeindruckt.Darüber hinaus konntenauch das Gesundheitsmanagement,die vielen WeiterbildungsundQualifizierungsangebote sowieFoto: Rainer Lorenzdie Ausbildungsmöglichkeiten fürdie Kinder der Mitarbeiter punkten.Dieses unternehmerische Engagementresultiert nicht nur daraus,dass „Familienfreundlichkeit“ imLeitbild des Betriebs verankert ist.Der Kranbau hat in Köthen auchtiefe Wurzeln, Kranbau Köthen istglück auf · 1/<strong>2013</strong> ......... 25mit der Region verwachsen und dieBelegschaft gilt als Unternehmensmittelpunkt.Dies alles erzeugt einstarkes Wir-Gefühl.Bei der Preisverleihung platzteder Mosaikraum im Verwaltungsgebäudefast aus allen Nähten,so viele Gäste hatten sich eingefunden.Unter ihnen waren auchUwe Schulze, Landrat des KreisesAnhalt-Bitterfeld, und Vertreterregionaler Firmen, der Handwerkskammersowie der Industrie- undHandelskammer.Nach dem Festakt hatten dieTeilnehmer des Wettbewerbs dieMöglichkeit, Kranbau Köthennoch besser kennenzulernen. DasInteresse an einer Führung durchdie Fertigung war groß. Besondersinteressierte die Optimierung vonFertigungsprozessen, um ältereArbeitnehmer im Team mit jüngerenKollegen besser einbeziehen zukönnen.Groß war auch die Freude übereine Überraschung der Sekundarschule„Völkerfreundschaft“, desKooperationspartners von KranbauKöthen. Schulleiter und Schülersprecherüberreichten ein vonSchülern angefertigtes Gemälde –als kleines Dankeschön für die bisherigeZusammenarbeit.Die Teilnahme am „FamilienfreundlichenUnternehmen 2014“ist wohl Pflicht.Hendrik SiemionekNoch mehr fürFamilien tunFamilienfreundliche Unternehmenstehen derzeit auch politisch hochim Kurs. So hatte BundeskanzlerinMerkel bereits vor Wochen gegenüberWirtschaftsvertretern mehrFamilienfreundlichkeit angemahnt.Und Mitte März traf sie sich mitKristina Schröder, Bundesministerinfür Familie, Senioren, Frauenund Jugend, in Berlin zum „Familiengipfel“.Dort diskutierten u. a.hochrangige Vertreterinnen undVertreter aus Politik, Wirtschaftund Verbänden über eine bessereVereinbarkeit von Familie undBeruf.Die bereits zweite Preisverleihungan Kranbau Köthen für ihrefamilienfreundliche Unternehmenspolitikbeweist: In Köthen hatman die Zeichen der Zeit erkannt.Und was noch besser ist: Manschwimmt nicht dem Zeitgeisthinterher, sondern gemeinsammit anderen voraus. Die Tatsache,dass Wettbewerbe zur „Familienfreundlichkeitin Unternehmen“rasant zunehmen, zeigt aber auch,dass die Nachricht in der Wirtschaftangekommen ist. Wer maximalmotivierte Arbeitnehmer will,muss eben auch ein entsprechendfruchtbares Umfeld schaffen.