Abstracts Poster - Index of
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und einer gezielten Therapie zugeführt werden. Es werden immer wieder<br />
neue Mutationen im Glucokinasegen und in den die Transkriptionsfaktoren<br />
kodierenden Genen identifiziert. Wir konnten bei unserer<br />
3-jährigen Patientin mit MODY2 gleich zwei Mutationen im Glucokinasegen<br />
nachweisen, die bisher in der Literatur nicht beschrieben sind. In<br />
Bezug auf die erste Mutation kann aufgrund der speziellen Sequenz an<br />
dieser Stelle des Glucokinasegens eine genaue Lokalisation des Startpunktes<br />
der Transkription nicht erfolgen. Unabhängig davon führt sie,<br />
aufgrund der Deletion eines Nukleotids, zu einer Verschiebung des Leserahmens<br />
(Frameshift) der Sequenz und damit zu einem veränderten<br />
Glucokinase-Protein. Die 2. Mutation hat Einfluss auf Spleißen der<br />
mRNA und somit auf die Proteinbiosynthese. Die klinische Relevanz<br />
der betreffenden Mutationen könnte durch den Nachweis entsprechender<br />
molekulargenetischer Veränderungen bei betr<strong>of</strong>fenen Familienmitgliedern<br />
weiter belegt werden.<br />
<strong>Poster</strong><br />
Folgeerkrankungen 1<br />
P78<br />
Retinale Gefäßweitenregulation bei Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Schiel R 1 , Kovar F 1 , Kramer G 1 , Stein G 2 , Vilser W 3<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany,<br />
2 Friedrich-Schiller-Universität, Klinik für Innere Medizin,<br />
Jena, Germany, 3 Imedos GmbH, Jena, Germany<br />
Untersuchungen bei Erwachsenen lassen vermuten, dass die neurovaskuläre<br />
Dilatationsfähigkeit (nvD), eine Kenngröße der retinalen Gefäßweitenregulation,<br />
ein sensitiver Parameter für kardiovaskuläre Veränderungen<br />
ist. Für Kinder und Jugendliche liegen bisher kaum Daten vor. Es<br />
sollte deshalb untersucht werden, ob die nvD auch bei Kindern und<br />
Jugendlichen beeinflusst wird durch Alter, BMI, St<strong>of</strong>fwechsellage oder<br />
Blutdruck (RR) und ob Assoziationen zu anderen kardiovaskulären Risikomarkern<br />
(z. B. Carotis Intima-Media-Dicke [IMT]) bestehen. Methoden:<br />
Es wurden alle Kinder und Jugendlichen (n = 77) mit Diabetes mellitus<br />
(n = 45) und Übergewicht/Adipositas (n = 32) untersucht, die vom<br />
01.07. bis zum 31.08.2006 in unserer Klinik aufgenommen wurden. Neben<br />
der nvD (Messung bei dilatierter Pupille, Dynamic Vessel Analyzer,<br />
Imedos GmbH, Jena) wurden demographischen Daten (Alter, Diabetesdauer,<br />
BMI, BMI-SDS, Körpersegmentanalyse), Laborwerte (Nüchternblutglukose,<br />
OGTT bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas, Lipidstatus,<br />
TSH, CRP, Kreatinin, Mikroalbuminurie), der RR (spontan und<br />
24-h-Messung) und die IMT erfasst. Ergebnisse: Die nvD ergab bei 77<br />
Patienten (Alter 13,7 € 2,5 Jahre, BMI 25,5 € 6,7 kg/m 2 , BMI-SDS<br />
1,35 € 1,28, Fettmasse 32,4 € 16,5 kg) bei Flicker-Licht-Stimulation eine<br />
Dilatation von arteriell 5,5 € 3,2%, venös von 5,7 € 3,5%. Unterschiede<br />
zw. Patienten mit Diabetes und Übergewicht/Adipositas bestanden nicht<br />
(5,7 € 3,4 vs. 5,3 € 3,1%, p = 0,583). In den Untergruppenanalysen ergab<br />
sich bei Patienten mit Diabetes lediglich eine Korrelation zwischen arterieller<br />
Dilatation (aD) und Größe (r =-0,327, p = 0,032) und venöser<br />
Dilatation (vD) und BMI (r = 0,336, p = 0,026). Bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas<br />
bestanden Korrelationen zwischen aD und aktuellem<br />
Blutglukosewert (r = 0,391, p = 0,029), dem 2-h-Blutglukosewert im<br />
OGTT (r =-0,467, p = 0,009), der IMT (r = 0,368, p = 0,042) und dem systolischen<br />
RR (p =-0,396, p = 0,034). Die vD korrelierte dagegen nur mit dem<br />
diastolischen RR (r =-0,387, p = 0,034). Die multivariate Analyse ergab für<br />
Patienten mit Diabetes (R-square = 0,207) eine Assoziation der aD zur<br />
Größe (ß=-0,431, p = 0,004) und dem aktuellen Blutglukosewert<br />
(ß=-0,385, p = 0,010). Bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas bestanden<br />
Assoziationen (R-square = 0,708) zwischen aD und dem 2-h-Blutglukosewert<br />
im OGTT (ß=-0,601, p < 0,001), dem aktuellen Blutglukosewert<br />
(ß= 0,416, p = 0,002), dem systolischen (ß=-0,446, p = 0,002) und<br />
diastolischen RR der 24-h-Messung (ß= 0,386, p = 0,005). Die vD war<br />
mit dem aktuellen Blutglukosewert assoziiert (R-square = 0,153,<br />
ß= 0,439, p = 0,041). Schlussfolgerungen: Auch bei Kindern und Jugendlichen<br />
bestehen Assoziationen zwischen der nvD, Laborwerten und kardiovaskulären<br />
Risikomarkern. Die nvD scheint zur Abschätzung des kardiovaskulären<br />
Risikos möglicherweise ein sensitiverer Parameter zu sein<br />
als die IMT.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P79<br />
Elastizitätsverminderung der Arterien bei<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes Mellitus und<br />
Mikroalbuminurie<br />
Papazafiropoulou A 1 , Tentolouris N 1 , Eleftheriadou I 1 ,<br />
Perrea D 1 , Diamantopoulos E 2 , Katsilambros N 1<br />
1 I.Medizinische Klinik für Propädeutik der Universität Athen,<br />
Laiko Krankenhaus, Athen, Greece, 2 IV.Medizinische Klinik,<br />
Evangelismos Krankenhaus, Athen, Greece<br />
Einleitung: Die Mikroalbuminurie (MAR) ist bei Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes Mellitus (T2DM) als unabhängiger Faktor kardiovaskulären Risikos<br />
anerkannt. Die Pulswellengeschwindigkeit (pulse wave velocity,<br />
PVW), deren Zunahme bei T2DM Personen zu beobachten ist, wiederspiegelt<br />
den Verlust der Elastizitätseigenschaft der Arterien. Literaturangaben<br />
sind bezüglich eines Zusammenhanges zwischen der MAR und<br />
der Arterienwandelastizität beschränkt. Dies führte uns dazu, die MAR<br />
in Korrelation mit der PWV bei T2DM Patienten zu untersuchen. Methodik:<br />
Insgesamt wurden 84 Männer mit T2DM untersucht (durchschnittliches<br />
Alter 62,3 € 9,6 Jahre, Diabetes-Dauer 9,7 € 8,2 Jahre). Alle<br />
Patienten unterlagen einer vollständigen klinischen und laboratorischen<br />
Untersuchung. Die Albuminausscheidung von 30 – 300 mg/24-Stunden<br />
wurde in mindestens zwei Urinsammlungen als MAR definiert. Die PWV<br />
wurde an der Arteria Karotis und der Arteria Radialis gemessen (Arterien<br />
vom elastischen und muskulären Typ entsprechend). Ergebnisse: Die<br />
Patienten mit MAR hatten im Vergleich zu denen ohne MAR höhere<br />
Karotis-PWV- (10,2 € 1,9 vs. 9,1 € 2,3 m/s, P = 0,02) und Radialis-PWV-<br />
Werte (7,7 € 1,3 vs. 6,6 € 1,4 m/s, P < 0,001). Nach Adjustierung zum Alter,<br />
systolischen Blutdruck, Differential- Blutdruck, Serumkreatinin, glomerulären<br />
Filtrationsrate und Hypertonieanamnese, lies die multiple Regressionsanalyse<br />
eine positive und unabhängige Assoziation der Karotis-<br />
PWV mit der Diabetes-Dauer (b = 0,24, P = 0,04) und dem Grad der MAR<br />
(b = 0,26, P = 0,02) feststellen. Eine Adjustierung zum Blutzucker zeigte,<br />
dass Serumtriglyzeride (b = 0,20, P = 0,06), Rauchen (b = 0,27, P = 0,01)<br />
und Grad der MAR (b = 0,28, P = 0,007) eine positive und unabhängige<br />
Assoziation mit der Radialis-PWV aufweist. Schlussfolgerung: T2DM<br />
Patienten mit MAR zeigen eine Arterienelastizitätsverminderung. Ob<br />
die MAR der Arterienverhärtung vorausgeht und ob ihr Rückgang nach<br />
pharmakologischer Intervention mit einer Verbesserung der Arterienelastizität<br />
verbunden ist, bleibt weiterhin zu klären.<br />
P80<br />
Benfotiamin beugt der Gefäßdysfunktion nach<br />
dem Rauchen einer Zigarette bei gesunden<br />
Probanden vor<br />
Petrule S 1 , Stirban A 1 , Negrean M 1 , Tschöpe D 1<br />
1<br />
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Diabetesklinik, Bad<br />
Oeynhausen, Germany<br />
Fragestellung: Die Endotheldysfunktion ist ein früher Marker der Atherosklerose.<br />
Rauchen führt akut zu einer Endotheldysfunktion und ist<br />
langfristig einer der wichtigsten Risik<strong>of</strong>aktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen.<br />
Teile des negativen Effektes des Rauchens werden auf den<br />
hohen Gehalt an advanced glycation end products (AGE) zurückgeführt.<br />
AGEs werden bei Diabetikern für die Entstehung spezifischer Komplikationen<br />
verantwortlich gemacht. Wir konnten nachweisen, dass Benfotiamin<br />
(BT, das lipidlösliche Vitamin B1) der Endotheldysfunktion nach<br />
einer AGE-reichen Mahlzeit bei Diabetikern vorbeugen kann. Die Wirkung<br />
des Benfotiamins auf die Gefäßfunktion bei Rauchern wurde bislang<br />
nicht untersucht. Auch sind die exakten Mechanismen der AGE-<br />
Wirkung in vivo unzureichend bekannt und sollten anhand eines „nichtdiabetischen“<br />
Modells näher untersucht werden. Methodik: Elf gesunde<br />
Probanden (26 – 54 Jahre) sind innerhalb von 10 Tagen zweimal in einem<br />
randomisierten, einfach geblindeten (Untersucher), cross-over Design<br />
untersucht worden. Die Endothelfunktion wurde mittels flussabhängiger<br />
Dilatation (FAD) im Bereich der A. brachialis mit einem<br />
hochauflösendem Ultraschall (ATL, Bothell, USA) erfasst. An einem Tag<br />
(„S“) wurde die FAD nach einem 12-stündigem Fasten nüchtern, sowie<br />
30 Minuten nach dem Rauchen einer Zigarette gemessen. Die gleiche<br />
Untersuchungen („S+BT“) wurden nach einer 3 tägigen Therapie mit BT<br />
(Milgamma Ò , Woerwag/Böblingen, 1050 mg pro Tag, die letzte Dosis<br />
mindestens eine Stunde vor der Untersuchung) wiederholt. Die Probanden<br />
werden in einem cross-over Design untersucht. Die wash-out Phase<br />
für Probanden, die zunächst Benfotiamin erhielten, betrug 7 Tage. Ergebnisse:<br />
Nach dem Rauchen sank die FAD von 8,46 € 2,69% (basal) auf<br />
4,82 € 2,70%* (-43%), (*p < 0,01 vs. basal). Die Vorbehandlung mit BT<br />
konnte diesen Effekt signifikant reduzieren: die FAD basal war<br />
8,42 € 2,33% und nach dem Rauchen 6,35 € 2,25*§(-25%), (*p < 0,01 vs.<br />
basal, § p < 0,001 vs. „S“). Die endothelunabhängige Dilatation (5 Minu-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S25
S26 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
ten nach Gabe von Glycerotrinitrat) blieb unverändert. Schlussfolgerungen:<br />
Benfotiamin kann der Endotheldysfunktion nach dem Rauchen<br />
einer Zigarette bei gesunden Probanden vorbeugen. Gemeinsame Mechanismen<br />
(möglicherweise durch Erhöhung der AGE- Konzentration<br />
und des oxidativen Stress) der Endotheldysfunktion könnten nach dem<br />
Rauchen und nach dem Essen zugrunde liegen. Da AGEs in der Entstehung<br />
der Diabeteskomplikationen eine bedeutende Rolle spielen, sind<br />
therapeutische Ansätze zur Vorbeugung der AGE-Effekte von großen<br />
Bedeutung.<br />
P81<br />
HemoCue Albumin 201: Quantitative<br />
Bestimmung von Albumin im Urin in der<br />
patientennahen S<strong>of</strong>ortdiagnostik (POCT)<br />
Friederichs B 1 , Arnold K 2 , Wahl HG 3<br />
1 Klinikum Lüdenscheid, Institut für Laboratoriumsmedizin,<br />
Lüdenscheid, Germany, 2 Universität Marburg, Klinische<br />
Chemie und Molekulare Diagnostik, Lüdenscheid, Germany,<br />
3 Universität Marburg, Klinische Chemie und Molekulare<br />
Diagnostik, Klinikum Lüdenscheid, Institut für<br />
Laboratoriumsmedizin, Lüdenscheid, Germany<br />
Fragestellung: Die Früherkennung der Mikroalbuminurie ist essentiell<br />
für die Prognose der diabetischen Nephropathie und des damit verbundenen<br />
kardiovaskulären Risikos. Bei der ambulanten Betreuung von Diabetikern<br />
wird dafür zunehmend eine quantitative, patientennahe S<strong>of</strong>ortdiagnostik<br />
benötigt. Hierzu wurde das neue HemoCue Albumin 201<br />
System evaluiert. Methode: HemoCue Albumin 201 ist ein System zur<br />
quantitativen Bestimmung von Albumin im Urin. Das System besteht<br />
aus einem speziell entwickelten Photometer und Mikroküvetten, welche<br />
die lyophilisierten Reagenzien (Albuminantikörper, Puffer) enthalten.<br />
Die Urinprobe wird durch Kapillarwirkung in die Küvette (18 ml) aufgenommen.<br />
Nach Einlegen der Küvette in den Albumin 201 Analyzer<br />
wird der Inhalt der Küvette durch Vibration gemischt. Die immunochemische<br />
Reaktion ist innerhalb von 90 Sekunden abgeschlossen, die Trübung<br />
wird photometrisch bei 610 nm gemessen. Der Analyzer ist werksmäßig<br />
gegen zertifiziertes Referenzmaterial (CRM 470) kalibriert. Als<br />
Probenmaterial können Sammelurine ohne Zusätze oder Spontanurin<br />
verwendet werden. Der Messbereich liegt zwischen 5 und 150 mg/L,<br />
Proben bis zu 2000 mg/L können mit isotonischer Natriumchlorid-Lösung<br />
verdünnt werden. Der HemoCue Albumin 201 Analyzer verfügt<br />
über einen Selbsttest, der automatisch die Leistung der optischen Einheit<br />
überprüft. Zur Qualitätskontrolle des HemoCue Urine Albumin Systems<br />
nach der Richtlinie der Bundesärztekammer werden flüssige Kontrollen<br />
angeboten. Es wurde die Unpräzision in der Serie und von Tag zu<br />
Tag (n = 20) ermittelt. Für den Methodenvergleich wurden 100 Patientenurine<br />
mit Konzentrationen von 5 bis 150 mg/L an den drei verschiedenen<br />
Systemen HemoCue Albumin 201 (HemoCue, Deutschland), Roche<br />
Modular P (Roche Diagnostics, Deutschland) und BN II (Dade Behring,<br />
Deutschland) analysiert. Ergebnis: Die Bestimmung der intra-assay Unpräzision<br />
(n = 20, Patientenurine und Kontrollen) zeigte Variationskoeffizienten<br />
von 11,2 bis 3,6% in einem Bereich zwischen 28 und 140 mg/L.<br />
Im extrem niedrigen Bereich von 9,1 mg/L ergab die Standardabweichung<br />
von 2,3 mg/L einen VK von 25,5%. Die Werte für die inter-assay<br />
Bestimmungen (n = 20, Kontrollen) lagen zwischen 19,9 und 6,1% für<br />
Konzentrationen von 33,9 bzw. 86,9 mg/L. Die Auswertung des Methodenvergleiches<br />
nach Bablock/Passing und Bland-Altmann ergab eine gute<br />
Korrelation mit den Methoden von Roche (HC = 1,03x + 6,6; R 2 = 0,89)<br />
und DadeBehring (HC = 1,02x + 62,9; R 2 = 0,96). Schlussfolgerung: Das<br />
HemoCue Albumin 201 System liefert in kurzer Zeit quantitative Urinalbumin-Ergebnisse,<br />
die mit den hier getesteten Labormethoden eine<br />
gute Korrelation zeigen, insbesondere mit der nephelometrischen Methode<br />
von DadeBehring (BN II). Auch die Präzision in der Serie und von<br />
Tag zu Tag ist so, dass dieses System für die patientennahen S<strong>of</strong>ortdiagnostik<br />
eingesetzt werden kann. Dies wird durch die einfache Bedienung<br />
durch das Praxis-oder Pflegepersonal noch erleichtert.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
P82<br />
Evaluation des neuen HemoCue Glucose 201 RT<br />
Systems mit erweitertem Messbereich und<br />
raumtemperaturstabilen Küvetten<br />
Friederichs B 1 , Herzum I 2 , Wahl HG 3<br />
1 Klinikum Lüdenscheid, Institut für Laboratoriumsmedizin,<br />
Lüdenscheid, Germany, 2 Universität Marburg, Klinische<br />
Chemie und Molekulare Diagnostik, Marburg, Germany,<br />
3 Universität Marburg, Klinische Chemie und Molekulare<br />
Diagnostik, Klinikum Lüdenscheid, Institut für<br />
Laboratoriumsmedizin, Lüdenscheid, Germany<br />
Fragestellung: Die Blutzuckermessgeräte HemoCue Glucose und Glucose<br />
201 (HemoCue AB, Schweden) sind auf der Basis eines Photometers<br />
entwickelte Systeme, die für die Bestimmung von Blutglukose in der<br />
patientennahen S<strong>of</strong>ortdiagnostik (POCT) entwickelt wurden und in Klinik<br />
und Praxis eingesetzt werden. Bei gleichgebliebenem Messprinzip<br />
(optische Messküvette, Glucose-Dehydrogenase-Methode) zeigt das<br />
neue HemoCue 201 RT System einen erweiterten Messbereich bis<br />
500 mg/dL (Vollblut). Die Kalibration des Systemes ist auf die Stabile<br />
Isotopenverdünnungs Gaschromatographie – Massenspektrometrie (ID<br />
GC-MS) Methode rückführbar. Die einzelverpackten Küvetten sind jetzt<br />
bei Raumtemperatur stabil (15 bis 30 C). Die Evaluation des neuen<br />
HemoCue 201 RT Systems beinhaltet die Bestimmung von Präzision<br />
und Richtigkeit des Gesamtsystemes sowie die Überprüfung der Chargenstabilität.<br />
Methode: Die Präzision in der Serie (intra-assay, n = 20)<br />
wurde mit 4 Vollblutproben (EDTA) in einem Bereich von 50 mg/dL bis<br />
450 mg/dL und mit den von HemoCue vorgesehenen Flüssigkontrollen<br />
L 1 bis L 4 durchgeführt. Die Präzision von Tag zu Tag erfolgte aus Stabilitätsgründen<br />
nur mit den Flüssigkontrollen L1 bis L 4 (inter-assay,<br />
n = 20). Zur Bestimmung der minimalen und maximalen Messzeit wurden<br />
284 Patientenproben gemessen und die Messdauer protokolliert.<br />
Zur Überprüfung der Chargenstabilität wurden 91 Patientenproben<br />
gleichzeitig mit 3 verschiedenen Chargen von Messküvetten an demselben<br />
Gerät gemessen. Für den Methodenvergleich mit der Hexokinasemethode<br />
im Plasma wurden von 91 Patienten Vollblutproben (EDTA) am<br />
HemoCue 201 RT gemessen und nach s<strong>of</strong>ortiger Zentrifugation das Plasma<br />
an einem Modular P (Roche Diagnostics, Deutschland). Ergebnis: Die<br />
Bestimmung der intra-assay Unpräzision (n = 20) zeigte Variationskoeffizienten<br />
von 2,9 bis 1,3% in einem Bereich zwischen 53 und 461 mg/dL<br />
(Patientenproben) und von 2,9 bis 1,2% in einem Bereich zwischen 34<br />
und 294 mg/dL (Kontrollen). Die Werte für die inter-assay Bestimmungen<br />
(n = 20, Kontrollen) lagen zwischen 3,7 und 1,7% in einem Bereich<br />
zwischen 35 und 299 mg/dL. Die Abweichungen der Messwerte der 3<br />
verschiedenen Chargen lagen zwischen 0,3 und 4,6% mit durchschnittlichen<br />
1,8%. Die Messdauer der 284 Patientenproben lag bis 300 mg/dL<br />
unter 60 s, bis 500 mg/dL unter 100 s. Die Auswertung des Methodenvergleiches<br />
nach Bablock/Passing und Bland-Altmann ergab eine gute<br />
Korrelation zu Plasmawerten am Modular P von Roche (HC = 0,9119x;<br />
R 2 = 0,98). Schlussfolgerung: Das neue HemoCue Glucose 201 RT System<br />
liefert die Messergebnisse in kürzerer Zeit als bisher und hat einen<br />
erweiterten Messbereich bei weiterhin sehr guten Werten für die Präzision<br />
in Serie und von Tag zu Tag über den gesamten Messbereich. Zusammen<br />
mit der Chargenstabilität und der nun vorhandenen Raumtemperaturstabilität<br />
der Küvetten machen hervorragende Qualität und hohe<br />
Praktikabilität das HemoCue Glucose 201 RT System zu einem geeigneten<br />
Analysengerät für die patientennahe S<strong>of</strong>ortdiagnostik.<br />
P83<br />
Entwicklung mikrovaskulärer<br />
Langzeitkomplikationen und der assoziierten<br />
Kosten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes in der<br />
diabetologischen Schwerpunktpraxis: Ergebnisse<br />
einer 10-Jahres-Simulation der<br />
TEMPO Ò -Patientenkohorte mit dem<br />
EAGLE-Diabetes-Modell unter Einbeziehung der<br />
KoDiM-Daten<br />
Stridde E 1 , Bierwirth R 2 , Huppertz E 3 , Müller E 4<br />
1 Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany, 2 Elisabeth-<br />
Krankenhaus, ambulantes Diabetes Zentrum, Essen,<br />
Germany, 3 privat, Niedererbach, Germany, 4 Analytica<br />
International, Lörrach, Germany<br />
Fragestellung: Die TEMPO Ò -Studie liefert Langzeitdaten zu in diabetologischen<br />
Schwerpunktpraxen betreuten Typ-2-Diabetikern. Mit Daten<br />
aus dieser Studie wird der Frage nachgegangen wie sich mikrovaskuläre<br />
Komplikationen und die resultierenden Behandlungskosten längerfristig<br />
in Abhängigkeit vom HbA1c-Verlauf entwickeln. Material und Methoden:<br />
Mit publizierten Daten der TEMPO Ò -Studie generiert das EAGLE
(Economic Assessment <strong>of</strong> Glycemic Control and Long-term Effects)-Modell<br />
eine virtuelle Patientenkohorte und simuliert die Entwicklung mikrovaskulärer<br />
Komplikationen über einen Zeitraum von 10 Jahren in<br />
Einjahreszyklen. Die genutzten EAGLE-Algorithmen basieren vor allem<br />
auf Erkenntnissen der Studien DCCT, UKPDS und WESDR. Anhand demographischer<br />
und klinischer Parameter kann das Auftreten mikro- und<br />
makrovaskulärer Komplikationen berechnet werden. Als zentraler Einflussfaktor<br />
steht der HbA1c in Zusammenhang mit dem Komplikationsrisiko.<br />
Basisparameter und Komplikationsprävalenz bei Simulationsstart<br />
entsprechen der Typ-2-Gesamtkohorte der TEMPO Ò -Studie. Kostendaten<br />
wurden der KoDiM-Studie (für 2001) entnommen. Patientenpopulation:<br />
Alter 64 € 11 Jahre, Diabetesdauer 10 € 8 Jahre, 51% Frauen.<br />
HbA1c bei Simulationsstart 7,7 € 1,8, nach einem Jahr 7,2 € 1,4. Szenarien-Analysen<br />
zum HbA1c-Verlauf: S1, ab Jahr 2 erfolgt ein jährlicher<br />
Anstieg von 0,2%; S2, ab Jahr 4 von 0,1%. Die HbA1c-Entwicklung von S 2<br />
steht als Beispiel für eine diabetologische Schwerpunktpraxis. Ergebnisse:<br />
Bei einer Simulation über 10 Jahre mit 1000 Patienten fanden sich<br />
am Ende HbA1c-Werte von 9% (S 1) bis 7,9% (S 2). Folgende Risikoreduktionen<br />
(S 2 vs. S1) wurden berechnet: proliferative Retinopathie 13%,<br />
Maculaödem 29%, terminale Niereninsuffizienz 13%, Neuropathie 27%.<br />
Die Kosten-Konsequenz-Simulation ergab für S2 jeweils geringere Kosten<br />
von 24TC= , 191TC= , 175TC= und 300TC= im Vergleich zu S1. Die Kosten<br />
der mikrovaskulären Folgeerkrankungen reduzieren sich insgesamt um<br />
883TC= . Erhöhte Kosten durch die Behandlung von Hypoglykämien in S 2<br />
(469TC= ) reduzieren den Einspareffekt. Schlussfolgerung: Die Simulationen<br />
zeigen, dass sich die längerfristig entstehenden Kosten für mikrovaskuläre<br />
Komplikationen durch eine konsequente HbA1c-Kontrolle und<br />
-Einstellung deutlich reduzieren lassen.<br />
P84<br />
Entwicklung der „schlauen Socke“, einem<br />
diagnostischen Instrument zur Verhinderung<br />
rezidivierender Fußdefekte durch Evaluation der<br />
Druckverteilung der vollständigen Zirkumferenz<br />
des Fußes im Schuh<br />
von Lilienfeld-Toal H 1 , Morbach S 2 , Bajorat P 3 , Asfour JM 3<br />
1 Kreiskrankenhaus Gelnhausen, Medizinische Klinik,<br />
Gelnhausen, Germany, 2 Marienkrankenhaus gGmbH Soest,<br />
Medizinische Klinik, Soest, Germany, 3 Alpha-Fit GmbH,<br />
Würzburg, Germany<br />
Einleitung: Ein erhöhter Druck, hervorgerufen durch schlecht passendes<br />
Schuhwerk ist ein Hauptfaktor bei der Entstehung von Fußdefekten.<br />
Zwei Drittel der Defekte, die entstehen trotz plantarer Druckkorrektur<br />
auf der Basis einer plantaren Druckmessung, treten an anderen Regionen<br />
des Fußes auf. Wir stellen die Frage, ob es möglich ist, ein textiles<br />
Messsystem herzustellen, das den Druck der gesamten Zirkumferenz des<br />
Fußes messen lässt. Methode: Für diesen Zweck entwickelten wir: a)<br />
einen Druckempfindlichen Faden, der im Prinzip aus einem Elektrizität<br />
führenden Filament mit Beschichtung besteht, die ihren elektrischen<br />
Widerstand unter Druck ändert, b) ein Anschlusssystem für die Fäden,<br />
um die elektronische Information auszulesen, c) eine S<strong>of</strong>tware, um die<br />
Druckhöhe und Drucklokalisation auf einem PC Monitor abzubilden,<br />
und d) eine Verbindung aller Teile zu einem Textil mit druckempfindlicher<br />
Eigenschaft. Ergebnisse: Der Faden kann entsprechend dem interessierenden<br />
Druckbereich konstruiert werden. Der Druck, der auf das<br />
Textil angewendet wurde, konnte mit einem Irrtum unter 5% quantifiziert<br />
werden, die Messung war stabil über 500 Zyklen. Das Anschlusssystem<br />
für die Fäden funktioniert problemlos, ebenso wie die elektronische<br />
Analyse und die quantifizierende ortsauflösende Abbildung. Es<br />
konnte von uns ein Textil hergestellt werden, das alle für einen Druck-<br />
Strumpf erforderlichen Eigenschaften bei einer Messpunktdichte von<br />
1/cm und einer kompletten Messfrequenz von 100 Hz hat. Diskussion:<br />
Mit dem vorgestellten Textil werden wir in der Lage sein, die Drücke in<br />
einer dreidimensionalen Weise um den Fuß innerhalb des Schuhs zu<br />
messen. Mit der vorgestellten Technologie ist auch eine höhere Dichte<br />
von Messpunkten, als wir sie bis jetzt erreicht haben, möglich. Wir<br />
erwarten, dass mit der endgültige Version der „schlauen Socke“ Schuhe<br />
optimal den Füßen von solchen Diabetikern angepasst werden können,<br />
die ein hohes Risiko haben, einen neuen Fuß Defekt zu erleiden, indem<br />
gefährliche Drücke auch außerhalb der Plantarregion vermieden werden<br />
können.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P85<br />
Pioglitazon verbessert das kardiovaskuläre<br />
Risikopr<strong>of</strong>il bei nicht-diabetischen Patienten<br />
Hohberg C 1 , Forst T 1 , Lübben G 2 , Karagiannis E 2 ,<br />
Abdollahnia M 3 , Pfützner A 1<br />
1 Institut für klinische Forschung und Entwicklung, Mainz,<br />
Germany, 2 Takeda Pharma, Aachen, Germany,<br />
3 Allgemeinarztpraxis Dr. Abdollahnia, Mainz, Germany<br />
Insulinresistenz, erhöhte postprandiale Plasmaglukose, erhöhte intakte<br />
Proinsulin-Plasmaspiegel sowie erniedrigte Adiponektin-Plasmaspiegel<br />
stellen Risik<strong>of</strong>aktoren für die Entwicklung und das Fortschreiten der<br />
Arteriosklerose dar. In unserer Studie randomisierten wir 125 nicht-diabetische<br />
Patienten mit erhöhtem Risikopr<strong>of</strong>il für kardiovaskuläre Komplikationen<br />
in die Behandlungsarme Pioglitazon- und Simvastatin-Monotherapie<br />
(PIO-Gruppe), (SIM-Gruppe) und Pioglitazon-Simvastatin-<br />
Kombinationstherapie (PIO/SIM-Gruppe) und untersuchten den Effekt<br />
auf die Insulinresistenz (IR), die postprandiale Plasma-Glukose, -Insulin,<br />
-intaktes Proinsulin, -Adiponektin und Lipide. Zusätzlich wurde zum<br />
Ausschluss eines Diabetes mellitus Typ 2 und zur Beurteilung der postprandialen<br />
St<strong>of</strong>fwechsellage ein oraler Glukosetoleranztest duchgeführt.<br />
In der Pioglitazon-Monotherapie-Gruppe stieg der Plasma Adiponektin-<br />
Spiegel von 14,0 € 8,2 auf 27,6 € 14,5 mg/mL (p < 0,0001) und in der Gruppe<br />
Pioglitazon-Simvastatin-Kombinationstherapie von 11,7 € 10,0 auf<br />
26,7 € 15,7 mg/mL (p = 0,0001). In der Gruppe der Simvastatin-Monotherapie<br />
fielen die Adiponektin-Plasma-Spiegel von 15,5 € 12,7 auf<br />
11,6 € 7,0 mg/mL (p = 0,05). Die Nüchtern-Plasma-Proinsulin-Spiegel blieben<br />
unverändert, während der postprandiale Anstieg von 29,5 € 21,4 auf<br />
22,1 € 17,5 pmol/L (p = 0,01) in der PIO-Gruppe und von 24,3 € 27,4 auf<br />
21,1 € 16,5 pmol/L in der PIO/SIM-Gruppe gesenkt wurde. Die Lipid-Parameter<br />
verbesserten sich lediglich in der SIM-Gruppe. Insgesamt wurde<br />
in der Gruppe PIO/SIM das kardiovaskuläre Risikopr<strong>of</strong>il am besten gesenkt.<br />
P86<br />
Erhöhte Carotis-Intima-Media Dicke bei Kindern<br />
und Jugendlichen mit Übergewicht und<br />
Adipositas und Assoziationen zu<br />
kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren – TeleAdi*, eine<br />
prospektive Langzeituntersuchung<br />
Schiel R 1 , Kramer G 1 , Radón S 1 , Perenthaler T 1 ,<br />
Beltschikow W 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany<br />
Übergewicht und Adipositas sind Risik<strong>of</strong>aktoren für metabolische und<br />
kardiovaskuläre Komplikationen. Ziel von TeleAdi war neben der langfristigen<br />
Gewichtsreduktion die Untersuchung der Carotis-Intima Media<br />
Dicke und Analyse kardiovaskulärer Risik<strong>of</strong>aktoren bei übergewichtigen<br />
und adipösen Kindern und Jugendlichen. Methoden: Bei allen Kindern<br />
und Jugendlichen, die 01.12.2005 – 30.04.2006 in unsere Klinik eingewiesen<br />
wurden zur Gewichtsreduktion (n = 81, Alter 13,6 € 2,7 Jahre,<br />
62% Mädchen, bei Aufnahme: BMI 31,2 € 5,5 kg/m 2 , BMI-SDS 2,47 € 0,55)<br />
wurden die Carotis-Intima-Media Dicke (IMT) sowie BMI, BMI-SDS, Laborparameter<br />
(Nüchternblutglukose, OGTT, TSH, Harnsäure, Lipidstatus,<br />
CRP), Blutdruck (spontan und 24-h-Messung) und Körperfettverteilung<br />
(Körpersegmentanalyse, Body Composition Analyzer BC 418MA, Tanita,<br />
Sindelfingen, Variationskoeffizient 1,88%), bestimmt. Ergebnisse: Die<br />
mittlere IMT betrug 0,48 € 0,09 mm. 29 Kinder und Jugendliche (36%)<br />
hatten eine IMT < 0,45 mm, 32 (40%) hatten eine IMT ‡ 0,45£ 0,50 mm,<br />
20 (24%) hatten eine IMT > 0,50 mm. Beim Vergleich der Kinder mit<br />
normaler IMT (< 0,45, n = 29) mm vs. Kindern mit grenzwertiger/erhöhter<br />
IMT (‡ 0,45 mm, n = 52) ergaben sich Unterschiede: Kinder mit erhöhter<br />
IMT waren größer (160 € 12 vs. 166 € 12 cm, p = 0,035), hatten ein<br />
höheres Gewicht (73,5 € 17,6 vs. 91,1 € 24,0 kg, p < 0,001), einen höheren<br />
BMI (28,6 € 4,4 vs. 32,7 € 5,5 kg/m 2 ), einen höheren BMI-SDS (2,23 € 0,57<br />
vs. 2,61 € 0,50, p = 0,002), einen höheren Fettanteil (35,2 € 5,5 vs.<br />
39,5 € 7,8%, p =,010) sowie höhere systolische (spontan gemessen<br />
114,1 € 10,5 vs. 121,8 € 12,2 mm Hg, p = 0,006, 24-h-Messung 117,7 € 6,9<br />
vs. 124,6 € 10,6 mm Hg, p = 0,004) und diastolische Blutdruck- (spontan<br />
gemessen 69,5 € 8,8 vs. 76,1 € 10,1 mm Hg, p = 0,004, 24-h-Messung<br />
64,4 € 5,5 vs. 68,6 € 6,7 mm Hg, p =,008) und höhere Harnsäure-Werte<br />
(385,6 € 91,7 vs. 439,9 € 100,5 mmol/l, p = 0,023). Es bestanden keine Unterschiede<br />
zwischen den Gruppen hinsichtlich der Nüchternblutglukosewerte,<br />
Blutglukosewerte im OGTT, CRP- oder Lipidwerte. Die IMT korrelierte<br />
mit der Größe (r = 0,237, p = 0,033), dem Gewicht (r = 0,442,<br />
p < 0,001), dem BMI (r = 0,482, p < 0,001), dem BMI-SDS (r = 0,449,<br />
p < 0,001) dem Fettanteil (r = 0,412, p < 0,001), der Harnsäure-Konzentration<br />
(r = 0,238, p = 0,040) dem systolischen (spontan gemessen<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S27
S28 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
r = 0,359, p = 0,001, 24-h-Messung r = 0,344, p = 0,004) und diastolischen<br />
Blutdruck (spontan gemessen r = 0,359, p = 0,001). In der multivariaten<br />
Analyse bestand aber lediglich eine Assoziation zwischen der IMT und<br />
dem BMI (R-square = 0,263, ß= 0,525, p < 0,001). Schlussfolgerungen:<br />
Kinder und Jugendliche mit höherem Gewicht, BMI, BMI-SDS und einem<br />
höheren Fettanteil haben auch eine erhöhte IMT. Eine erhöhte IMT ist<br />
weiterhin assoziiert mit erhöhten systolischen und diastolischen Blutdruckwerten<br />
und Laborveränderungen. *Mit freundlicher Unterstützung<br />
durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), „Innovationsinitiative<br />
Neue Länder“, DISCO-Konzept.<br />
P87<br />
Veränderungen der Gefäßreaktion zentraler<br />
Netzhautgefäße bei Typ 1 und 2 Diabetikern bei<br />
verschiedenen Stadien der diabetischen<br />
Retinopathie im Vergleich zu Gesunden<br />
Mandecka A 1 , Dawczynski J 2 , Blum M 3 , Müller N 1 , Kloos C 1 ,<br />
Ach T 2 , Wolf G 1 , Vilser W 4 , Müller UA 1<br />
1 Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III,<br />
Jena, Germany, 2 Universitätsklinikum Jena, Klinik für<br />
Augenheilkunde, Jena, Germany, 3 Helios-Klinikum,<br />
Augenklinik, Erfurt, Germany, 4 IMEDOS, Jena, Germany<br />
Fragestellung: Noch vor morphologischen Schäden an der Retina kann<br />
die Funktion der Blutgefäße gestört sein. Die Studie untersucht die Reaktion<br />
retinaler Arterien- und Venendurchmesser auf Flickerlicht bei<br />
Gesunden und Patienten mit Diabetes mellitus (DM) mit unterschiedlichen<br />
Stadien der diabetischen Retinopathie (DR). Eine reduzierte Flickerdilatation<br />
wird als vaskuläre/endotheliale Dysfunktion betrachtet.<br />
Methodik: Es wurden 54 gesunde Probanden (Alter 41 J.), 68 DM 1 (Alter<br />
47,5 J) und 172 DM 2 (Alter 61,7 J) untersucht. Der Durchmesser der<br />
retinalen Gefäße jeweils eines Auge wurde kontinuierlich mittels eines<br />
Dynamic Vessel Analysers (Fa. IMEDOS) in Mydriasis gemessen. Jede<br />
Untersuchung bestand aus 80- s.- Baseline sowie 3 Perioden von 20 s<br />
Flickerlichtstimulation, gefolgt von 80- s.- Beobachtung. Die Ergebnisse<br />
wurden als Gefäßänderung (Dilatation) im Vergleich zur Baseline angegeben.<br />
Eine DR wurde nach ETDRS-Kriterien in 4 Kategorien klassifiziert:<br />
keine (0); milde nichtproliferative (1); moderate nichtproliferative<br />
(2), schwere nichtproliferative oder proliferative (3). Ergebnisse: Patienten<br />
mit DM hatten im Vergleich zu Gesunden eine reduzierte Gefäßantwort<br />
auf Flickerlicht. Die Dilatation der Arterien war bei DM mit 2,17%<br />
(€ 2,44) signifikant reduziert im Vergleich zu Gesunden mit 3,44%<br />
(€ 2,14) (p < 0,000). Der Mittelwert der Dilatation der Venen betrug bei<br />
DM 3,64% (€ 2,2) und bei Gesunden 4,4% (€ 2,4) (p < 0,018). Es konnte<br />
kein signifikanter Unterschied der Gefäßreaktion zwischen DM 1 und<br />
DM 2 nachgewiesen werden. Mit Zunahme der morphologischen Veränderungen<br />
der DR konnte bei Patienten mit DM eine schrittweise Verschlechterung<br />
der Gefäßantwort auf Flickerlicht nachgewiesen werden.<br />
Patienten mit moderater DR zeigten eine signifikant (p < 0,048) reduzierte<br />
Dilatation der Arterie als Reaktion auf Flickerlicht im Vergleich zu<br />
Patienten ohne Retinopathie. Patienten mit Stadium 3 hatten eine signifikant<br />
reduzierte Dilatation der Venen im Vergleich zur Patienten ohne<br />
DR (p < 0,036). Schlussfolgerung: Patienten mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1 sowie Typ 2 haben eine signifikant schlechtere Gefäßantwort<br />
der Netzhautgefäße auf Flickerlicht als Gesunde. Die endotheliale Dysfunktion<br />
ist bereits bei einer moderaten nichtproliferativen DR nachweisbar.<br />
Ob die dynamische retinale Gefäßanalyse ein Verfahren zum<br />
frühzeitigen Erkennen von Risikopatienten bezüglich der Entwicklung<br />
einer diabetischen Retinopathie sein könnte, muss in Langzeitstudien<br />
untersucht werden.<br />
Folgeerkrankungen 2<br />
P88<br />
Supplementäre Insulintherapie nach Herzinfarkt<br />
Schönauer M 1 , Schönauer U 1 , Höppner S 2 , Thomas A 3 ,<br />
Thiele H 4 , Niebauer J 5<br />
1 Diabetes-Schwerpunktpraxis, Leipzig, Germany,<br />
2 Universität Leipzig, Leipzig, Germany, 3 Minimed Medtronic,<br />
Dresden, Germany, 4 Herzzentrum Leipzig, Leipzig, Germany,<br />
5 Paracelsus Universität, Salzburg, Austria<br />
Zielsetzung und Methode: Im Rahmen der SIT-CIT-Studie (Supplementary<br />
Insulin Therapy after Cardiologic Interventional Treatment) wurden<br />
konsekutiv 23 Typ 2 Diabetespatienten nach stattgehabtem akuten<br />
Myokardinfarkt (STEMI und NSTEMI) und Verlegung von Intensiv- auf<br />
Normalstation in zwei Gruppen randomisiert. Die antidiabetische Behandlung<br />
der konventionellen Gruppe erfolgte wie bisher (Therapie<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
vor Infarkt), die interventionelle Gruppe erhielt nach einer modifizierten<br />
Schulung im Bedside-teaching durch eine Diabetesberaterin DDG eine<br />
SIT(+)-Therapie mit dem kurzwirksamen Insulinanalogon Aspart (Novorapid<br />
Ò ). Bei Studieneinschluss und nach 6 Monaten wurden die Parameter<br />
des Glukose- und Lipidst<strong>of</strong>fwechsels (Laborwerte und kontinuierliches<br />
Glukosemonitorung mittels CGMS von Medtronic Ò ) sowie Kreislaufparameter,<br />
Ejektionsfraktion, die Anzahl der endothelialen Progenitorzellen<br />
(CD34/KDR positiv) und die Herzfrequenzvariabilität (HRV)<br />
evaluiert. Patientencharakteristika zu Studienbeginn: Patientencharakteristika<br />
(N = 23, 7/16 w/m): Alter 62,2 € 8,8 Jahre, BMI: 29,3 € 4,3 kg/m 2 ,<br />
RRsyst.: 133,6 € 19,8 mm Hg, RRdiast.: 79,0 € 11,9 mm Hg, Nüchternblutzucker:<br />
7,8 € 3,9 mmol/l, HbA1c: 7,3 € 1,8%, Triglyzeride: 1,8 € 0,6 mmol/l,<br />
Gesamt-Cholesterin: 4,7 € 1,2 mmol/l, HDL:1,2 € 0,3 mmol/l, LDL:<br />
3,0 € 1,1 mmol/l, Diabetesdauer 6,1 € 4,5 Jahre, Ejektionsfraktion<br />
51,5 € 11,1%, HRV 764,1 € 1339,0 ms 2 , GFR 85,3 € 22,7 ml/min/1,73 m 2 ,<br />
CD 34/KDR pos. Zellen 538,6 € 742,1/ml, Antidiabetische Therapie: 9%<br />
der Patienten rein konservativ, 30% Metformin, 48% Sulfonylharnst<strong>of</strong>fe,<br />
9% Glinide, 9% Normalinsulin, 13% Insulinanaloga. Antihypertensive Behandlung:<br />
9% keine Therapie trotz Hypertension, bei 52% Zweier- und<br />
bei 35% Dreierkombination. 87% waren auf lipidsenkende Pharmaka<br />
eingestellt. Ergebnisse: Signifikante Verbesserungen in der Interventionsgruppe<br />
im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten sich für die Ejektionsfraktion<br />
(p < 0,05), den HbA1c-Wert (p < 0,05), die GFR (p < 0,03),<br />
Kreatinin (p < 0,02), HDL (p < 0,01) sowie den prozentualen hypoglykämischen<br />
Anteil im CGMS (p < 0,05). Der Nüchternglukosewert der Kontrollgruppe<br />
verschlechterte sich gegenüber der Interventionsgruppe signifikant<br />
(p < 0,02). Schlussfolgerung: Eine s<strong>of</strong>ortige supplementäre Insulintherapie<br />
kann bei Typ 2 Diabetespatienten nach stattgehabtem<br />
Myokardinfarkt auch erfolgen, wenn keine spezialisierte Diabetesabteilung<br />
zu Verfügung steht, und zu einer Optimierung des Glukose- und<br />
Lipidst<strong>of</strong>fwechsels beitragen. Verbesserungen zeigten sich auch hinsichtlich<br />
kardiologischer und nephrologischer Parameter wie Ejektionsfraktion<br />
und glomerulärer Filtrationsrate. Das Hypoglykämierisiko verringerte<br />
sich bei der interventionellen Patientengruppe.<br />
P89<br />
Einfluss der Qualität der St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
bei geriatrischen Diabetikern auf Lebensqualität<br />
und führende Geriatrische Syndrome – die<br />
GerSynDia Studie<br />
Rall M 1 , Friedl A 1 , Sinner J 1 , Schiller J 1 , Beischer W 1<br />
1 Medizinische Klinik 3 (Diabetologie/Endokrinologie,<br />
Geriatrie und Angiologie) Klinikum Stuttgart<br />
Bürgerhospital, Stuttgart, Germany<br />
Fragestellung: Die Lebensqualität geriatrischer Patienten ist <strong>of</strong>t vor allem<br />
durch bestehende geriatrische Syndrome vermindert. Diese Syndrome<br />
treten bei Diabetikern unter schlechter St<strong>of</strong>fwechseleinstellung häufiger<br />
auf und sind rascher progredient. In einer prospektiven Studie<br />
wurde untersucht ob eine verbesserte diabetische St<strong>of</strong>fwechsellage auch<br />
die Ausprägung geriatrischer Syndrome günstig beeinflussen kann, ähnlich<br />
wie dies für mikro- und makroangiopathische Folgeerkrankungen<br />
bekannt ist. Methodik: Bei 56 Diabetikern – Alter ‡ 65 Jahre, 28 Frauen,<br />
28 Männer – mit einem HbA1c über 8,5% und mindestens einem bekannten<br />
geriatrischen Syndrom, wurde ein standartisiertes geriatrisches<br />
Assessment als Eingangsuntersuchung durchgeführt um das Vorhandensein<br />
bzw. die Ausprägung funktionell bedeutsamer geriatrischer Syndrome<br />
(Harn- und Stuhlinkontinenz, Mobilitätseinschränkung/Sturzgefahr,<br />
Depression und kognitive Einschränkungen) festzustellen. Als Verlaufsuntersuchung<br />
wurden die Assessment-Tests nach 5 und 10 Monaten<br />
wiederholt, sowie jeweils die diabetischen St<strong>of</strong>fwechselparameter erhoben.<br />
Ergebnisse: Der HbA1c lag in der Eingangsuntersuchung bei<br />
10,15 € 1,28%, nach 5 Monaten bei 7,77 € 0,89% und nach 10 Monaten<br />
bei 7,64 € 1,13%. Die Mobilitätseinschränkungen zeigten sich im Verlauf<br />
nach 10 Monaten im Tinetti bei 56%, in der Berg-Balance-Skala bei 54%<br />
der Patienten verbessert. Depressive Beschwerden waren in der Geriatrischen<br />
Depressionskala bei 58% der Patienten weniger. Kognitive Beeinträchtigungen<br />
stellten sich im MMSE/Folstein bei 73%, im Trenntest zur<br />
Früherkennung von Demenz bei 71% der Patienten verringert dar. Eine<br />
Urininkontinenz war bei 88% der Patienten vermindert bzw. nicht verschlechtert.<br />
Zur differenzierten Auswertung wurden noch drei Untergruppen<br />
(Eingangs-HbA1c unter 10,5% und HbA1c Senkung weniger<br />
bzw. mehr als 2,0%; Eingangs-HbA1c über 10,5%) analysiert. Es fanden<br />
sich statistisch signifikant bessere Testergebnisse in der Gruppe mit<br />
niedrigerem HbA1c in der Eingangsuntersuchung und ausgeprägterer<br />
HbA1c Senkung nach 10 Monaten. Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt<br />
werden dass auch bei geriatrischen Diabetikern die diabetische St<strong>of</strong>fwechsellage<br />
ausgeprägt und nachhaltig verbessert werden kann. Diese
Verbesserung ging mit einer Verbesserung oder einer Stabilisierung der<br />
geriatrischen Syndrome einher, wobei sich kognitive Beeinträchtigungen<br />
– vor allem in der Untergruppe mit niedrigerem Ausgangs HbA1c und<br />
höherer HbA1c Senkung – am deutlichsten verbesserten.<br />
P90<br />
Das Münchener Schlaganfallregister 2005: Orale<br />
Antikoagulation bei Diabetes und<br />
Vorh<strong>of</strong>flimmern<br />
Vieweg A 1 , Standl E 1 , Schnell O 1<br />
1 Institut für Diabetesforschung, München, Germany<br />
Fragestellung: Vorh<strong>of</strong>flimmern ist ein unabhängiger Risik<strong>of</strong>aktor für<br />
thromboembolische Komplikationen. In den neuen internationalen Leitlinien<br />
(ACC, AHA, ESC, 2006) wird eine orale Antikoagulation bei Patienten<br />
mit Vorh<strong>of</strong>flimmern und erfolgter Thromboembolie empfohlen. Für<br />
Diabetiker mit Vorh<strong>of</strong>flimmern wird darüber hinaus eine orale Antikoagulation<br />
auch dann empfohlen (ACC, AHA, ESC), wenn einer der<br />
folgenden Risik<strong>of</strong>aktoren (RF) erfüllt ist: Alter > 75 Jahre, Hypertonie,<br />
Herzinsuffizienz. Für Nicht-Diabetiker mit Vorh<strong>of</strong>flimmern ist die Indikation<br />
gemäß der Leitlinien auch bei Erfüllung zweier dieser RF gegeben.<br />
Ziel der Untersuchung war es, die Häufigkeit einer leitlinienorientierten<br />
oralen Antikoagulation insbesondere bei Diabetes mit Vorh<strong>of</strong>flimmern<br />
zu untersuchen. Methodik: Erfasst wurden alle Patienten<br />
(n = 2434), die 2005 aus der Medizinischen Klinik III des Krankenhauses<br />
München-Schwabing entlassen wurden. Insgesamt war nach den neuen<br />
Leitlinien bei 244 Patienten (10,0%) die Indikation für eine orale Antikoagulation<br />
gegeben: n = 98 Patienten (4,0%) mit Vorh<strong>of</strong>flimmern (VHF)<br />
und zerebrovaskulärem Ereignis (ZVE), n = 99 Diabetiker mit Vorh<strong>of</strong>flimmern<br />
und einem RF (4,1%), n = 47 Nicht-Diabetiker mit Vorh<strong>of</strong>flimmern<br />
und zwei RF (1,9%). Ergebnisse: 62 der 244 Patienten (25,4%) erhielten<br />
eine orale Antikoagulation mit einem Cumarin gemäß der Leitlinien: 22<br />
Patienten mit VHF und ZVE wurden oral antikoaguliert (22,4%). 7 von<br />
ihnen waren Diabetiker (26,9%) und 15 waren Nicht-Diabetiker (20,8%).<br />
Diabetiker mit VHF und einem weiteren RF (n = 99) wurden zu 40,4%<br />
(n = 40) gemäß den Leitlinien oral antikoaguliert. Im Vergleich erhielten<br />
21,3% (n = 10) der Nicht-Diabetiker mit VHF und zwei weiteren RF<br />
(n = 47) eine orale Antikoagulation (p = 0,026). Schlussfolgerung: Eine<br />
leitlinienorientierte orale Antikoagulation erfolgt bei Patienten mit Vorh<strong>of</strong>flimmern<br />
bisher selten. Bei Patienten mit Vorh<strong>of</strong>flimmern und zerebrovaskulärem<br />
Ereignis sowie Diabetikern und Nicht-Diabetikern mit<br />
Vorh<strong>of</strong>flimmern und weiteren Risik<strong>of</strong>aktoren sollte die bisherige Zurückhaltung<br />
bei der in den Leitlinien empfohlenen Cumarinbehandlung<br />
überdacht werden.<br />
P91<br />
Einfluss der St<strong>of</strong>fwechselkontrolle auf<br />
Hämoglobin- und Erythropoietinspiegel bei Typ 1<br />
Diabetikern mit und ohne Nephropathie<br />
Raupp D 1 , Hasslacher C 1<br />
1<br />
St. Josefskrankenhaus Heidelberg, Innere Medizin,<br />
Heidelberg, Germany<br />
Einleitung: Diabetiker mit Nephropathie zeigen im Vergleich zu nicht<br />
diabetischen Patienten bereits bei leichter einschränkender Nierenfunktion<br />
(NF) eine Störung des Erythropoietinst<strong>of</strong>fwechsels. Klinische Konsequenzen<br />
sind das frühere Einsetzen einer Anämie und möglicherweise<br />
auch kardiovaskulären Komplikationen deren Auftreten durch die Anämie<br />
und möglicherweise durch erniedrigte EPO-Spiegel verstärkt werden.<br />
Bisher gibt es kaum Untersuchungen zur Bedeutung der St<strong>of</strong>fwechselkontrolle<br />
für die Hämoglobin- und Erythropoietinspiegel bei Typ 1<br />
Diabetikern. Methoden: Bei 185 Typ 1 Diabetikern (55% Männer) wurden<br />
folgende Parameter bestimmt:: EPO-Spiegel, Hämoglobin (Hb), errechnete<br />
Kreatinin – Clearance (CCL), Albuminausscheidung, HbA1c,<br />
hochsensitives CRP, Serum – Lipide, Diabetestherapie Ergebnisse: Die<br />
Patienten wurden entsprechend der CCL in eine Gruppe mit normaler<br />
(CCL > 90 ml/min) und eingeschränkter NF, entsprechend dem medialen<br />
HbA1c (7,4%) in solche mit besserer (HbA1c < 7,4%) und schlechterer<br />
St<strong>of</strong>fwechselkontrolle (HbA1c > 7,4%) stratifiziert. In beiden St<strong>of</strong>fwechselgruppen<br />
zeigte sich eine positive Korrelation zwischen den Nierenfunktion<br />
und den Hämoglobinspiegel (P < 0,001). Bei Patienten mit normaler<br />
Nierenfunktion (CCL > 90 ml/min.) waren die Hb-Spiegel bei gut<br />
und schlecht eingestellten gleich. Bei eingeschränkter Nierenfunktion<br />
(CCL < 90 ml/min) lagen die Hb-Spiegel bei Patienten mit schlechter<br />
St<strong>of</strong>fwechselkontrolle niedriger als bei besserer St<strong>of</strong>fwechselkontrolle:<br />
CCL 60 – 90 ml/min. 13,6 vs. 14,1 g/dl; CCL < 60 ml/min., 12,6 vs. 13,4 g/dl<br />
(P < 0,02). Die Befunde wurden durch eine univariate Regressionsanalyse<br />
bestätigt: die Hb-spiegel wurden beeinflusst durch CCL, Geschlecht,<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
HbA1c und Ace-Hemmer. Die EPO-Spiegel lagen bei Patienten mit normaler<br />
NF bei mässiger St<strong>of</strong>fwechselkontrolle höher, bei eingeschränkter<br />
NF niedriger als bei besserer Diabeteseinstellung (13,0 vs. 9,8 u/l;<br />
P < 0,04). Schlussfolgerung: Die Qualität der St<strong>of</strong>fwechselkontrolle hat<br />
bei Typ 1 Diabetikern und eingeschränkter Nierenfunktion einen Einfluss<br />
auf die Hb-spiegel und damit auf die Anämieentwicklung. Neben<br />
anderen Faktoren kann dies durch eine Störung der EPO-Synthese bei<br />
Patienten mit schlechter St<strong>of</strong>fwechselkontrolle hervorgerufen werden.<br />
Diese Befunde weisen auf die klinische Bedeutung einer optimalen St<strong>of</strong>fwechselkontrolle<br />
auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz hin, da höhere<br />
EPO und HB-Spiegel möglicherweise vor dem Auftreten kardiovaskulärer<br />
Komplikationen schützen.<br />
P92<br />
Die Rolle von TNFa in Mausmodellen für<br />
diabetische und proliferative Retinopathie<br />
vom Hagen F 1 , Feng Y 1 , Schreiter K 2 , Hammes HP 1<br />
1 5. Medizinische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim,<br />
Universität Heidelberg, Mannheim, Germany, 2 DeveloGen<br />
AG, Göttingen, Germany<br />
Hintergrund: Retinopathien führen zu massiven Beeinträchtigungen<br />
des Visus bis hin zur Erblindung. Die Bedeutung inflammatorischer Moleküle,<br />
wie TNFa wird in der Pathogenese von Retinopathien postuliert.<br />
Wir untersuchten den Einfluss genetischer Deletion von TNFa auf Hyperglykämie-induzierte<br />
vaskuläre Schäden, wie Perizytenverlust und<br />
Bildung von azellulärer Kapillaren, und auf die hypoxie-induzierte retinale<br />
Angiogenese. Weiterhin untersuchten wir in den Mausmodellen die<br />
Regulation angiogener Moleküle. Methoden: Bei TNFa-/- und Wildtyp<br />
Mäusen wurde mittels Streptozotocingabe eine stabile Hyperglykämie<br />
induziert. Nichtdiabetische Wurfgeschwister dienten als Kontrolle. Die<br />
Analyse erfolgte nach drei Wochen, drei Monaten und sechs Monaten<br />
Diabetesdauer. Perizytenverlust und azelluläre Kapillaren wurden in retinalen<br />
Digestionspräparaten quantifiziert. Weiterhin wurde mittels<br />
quantitativer PCR die Expression von angiogenen Faktoren analysiert.<br />
TNFa-/- und Wildtyp Mäuse wurden vom siebten bis zum zwölften<br />
postnatalen Tag bei 75% Sauerst<strong>of</strong>fatmosphäre gehalten. Normoxisch<br />
gehaltene Wurfgeschwister dienten als Kontrolle. Die Analyse der präretinalen<br />
Neovaskularisation erfolgte auf retinalen Schnitten am postnatalen<br />
Tag siebzehn. Die Expression angiogener Moleküle erfolgte mittels<br />
quantitativer PCR am postnatalen Tag 13 und 17. Ergebnisse: Die<br />
diabetischen Wildtypmäuse zeigten einen signifikanten Perizytenverlust<br />
nach drei Monaten und eine signifikant erhöhte Bildung von azellulären<br />
Kapillaren nach sechs Monaten im Vergleich zu den nicht-diabetischen<br />
Wildtypen. Die Deletion von TNFa hatte keinen Einfluss auf den retinalen<br />
Perizytenverlust und die erhöhte Bildung azellulärer Kapillaren in<br />
der diabetischen Retina. Die Expression angiogener Faktoren wie z.B.<br />
VEGF wurde durch die Deletion von TNFa nicht signifikant in den diabetischen<br />
Retinae beeinflusst. Wildtypmäuse, die hyperoxisch behandelt<br />
wurden, zeigten die Bildung päretinaler Neovaskularisationen im Vergleich<br />
zu normoxisch gehaltenen Wurfgeschwistern. In diesem Modell<br />
reduzierte die Deletion von TNFa die hypoxie-induzierte präretinale<br />
Neovaskularisation signifikant (TNFa 26 € 15 vs. Wildtyp 57 € 18 Kerne/<br />
Schnitt, p = 0,01). Die Expression von z.B. VEGF wurde auf RNA und<br />
Proteinebene durch die Deletion von TNFa signifikant reduziert.<br />
Schlussfolgerungen: Nach diesen Daten spielt TNFa keine zentrale Rolle<br />
in der Pathogenese vaskulärer Schäden in der diabetischen Retina.<br />
Dagegen nimmt TNFa eine zentrale Rolle in der hypoxie-induzierten<br />
vaskulären Pathogenese ein. Diese Daten tragen wesentlich zum Verständnis<br />
der Gefäßpathologie der diabetischen und proliferativen Retinopathie<br />
und somit zur Entwicklung neuer Therapiekonzepte bei.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S29
S30 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P93<br />
Studie zur induzierten Wundheilung durch<br />
Applikation expandierter autologer<br />
Knochenmark-Stammzellen bei Diabetikern mit<br />
Ischämie-bedingten chronischen Gewebesulzera<br />
der unteren Gliedmaße<br />
Kirana S 1 , Stratmann B 1 , Lammers D 1 , Minartz P 1 , Quast T 1 ,<br />
Negrean M 1 , Stirban A 1 , Petrule S 1 , Gastens M 2 , Goetting C 2 ,<br />
Prohaska W 2 , Körperich H 3 , Kleesiek K 2 , Tschöpe D 1<br />
1 Herz- und Diabeteszentrum NRW, Diabeteszentrum, Bad<br />
Oeynhausen, Germany, 2 Herz- und Diabeteszentrum NRW,<br />
Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin, Bad<br />
Oeynhausen, Germany, 3 Herz- und Diabeteszentrum NRW,<br />
Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und Molekulare<br />
Bildgebung, Bad Oeynhausen, Germany<br />
Fragestellung: Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)<br />
spielt bei der Pathogenese eines diabetischen Fußsyndroms (DFS), das<br />
zu einer Majoramputation führt, eine entscheidende Rolle. Interventive<br />
und operative Revaskularisation ermöglichen eine signifikante Senkung<br />
der Rate der Majoramputationen. Leider können diese Therapieverfahren<br />
nur bei etwa 60% aller Patienten mit einer kritischen Ischämie<br />
durchgeführt werden. Die Applikation expandierter autologer Knochenmarkstammzellen<br />
stellt möglicherweise eine neue Therapieoption bei<br />
nicht-revaskularisierbarer pAVK dar. Methoden: Bisher wurden 9 DFS<br />
Patienten mit kritischer Extremitätenischämie ohne Revaskularisationsmöglichkeit<br />
(chirurgischer oder interventioneller Eingriff) in die Studie<br />
eingeschlossen. Es wurden jeweils 40 ml Knochenmark entnommen.<br />
Nach Aufbereitung des Aspirates wurden die Knochenmarkstammzellen<br />
(KM) oder die expandierten Knochenmarkstammzellen und Progenitorzellen<br />
(TRC) intramuskulär am ipsilateralen M. Gastrocnemius oder intraarteriell<br />
in die ipsilaterale A. femoralis superficialis injiziert. Ergebnisse:<br />
Tendenziell zeigte sich in den Verumgruppen im Verlauf eine<br />
Verbesserung der Mikrozirkulation (reaktive Hyperämie, gemessen<br />
durch Laser Doppler (LD) Diagnostik und kernspintomographisch durch<br />
Blood Oxygen Level Dependency (BOLD-MRT)) sowie die als primäres<br />
Prüfziel definierte komplette Abheilung der Wunde in weniger als 50<br />
Wochen, unabhängig von der Applikationsmethode. Bisher sind keine<br />
relevanten therapiebedingten Komplikationen aufgetreten und keine<br />
Majoramputationen durchgeführt worden. Schlussfolgerung: Die Therapie<br />
mit autologen Knochenmarkstammzellen bei DFS Patienten mit<br />
kritischer Extremitätenischämie, unabhängig von der Applikationsmethode,<br />
ist eine komplikationsarme Therapie. Die Ergebnisse nach 1<br />
Jahr deuten auf eine tendenzielle Verbesserung der Mikrozirkulation hin<br />
und zeigen eine vollständige Abheilung der Fußläsion.<br />
P94<br />
Depression und Typ 2 Diabetes bei<br />
Hausarztpatienten: Ergebnisse der DETECT<br />
Studie<br />
Dirmaier J 1 , Watzke B 1 , Koch U 1 , Wittchen HU 2 , Schulz H 1<br />
1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und<br />
Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Germany,<br />
2 Technische Universität Dresden, Institut für Klinische<br />
Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Germany<br />
Hintergrund: In der Behandlung von Patienten mit Typ 2 Diabetes in<br />
der allgemeinärztlichen Versorgung treten als Folge eines hohen Anteils<br />
an Patienten mit Depression verschiedene Problembereiche zutage:<br />
Häufig wird die Depression nicht erkannt, nicht adäquat behandelt<br />
und führt zu Beeinträchtigungen im Alltag sowie zu Komplikationen<br />
im Rahmen der somatischen Behandlung. Studien weisen u.a. darauf<br />
hin, dass Depressivität zu Beeinträchtigungen der Compliance führen<br />
kann. Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen Depression und Typ<br />
2 Diabetes kann Erkenntnisse für eine Optimierung der Versorgung liefern,<br />
insbesondere da in der hausärztlichen Versorgung in Deutschland<br />
hierzu bislang nur wenige Befunde vorliegen. Ziele: Es soll untersucht<br />
werden, in welchem Umfang sich Depression negativ auf verschiedene<br />
Faktoren der Compliance auswirkt und welche weiteren Variablen ebenfalls<br />
zu Beeinträchtigungen der Compliance führen. Als weiterführende<br />
Fragestellung wird geprüft, in welchem Ausmaß ein Zusammenhang<br />
zwischen Depression und der Kontrolle des Blutzuckers besteht und ob<br />
dieser Zusammenhang durch Faktoren der Compliance moderiert wird.<br />
Methode: Die Analysen basieren auf Daten einer vom Institut für Klinische<br />
Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität<br />
Dresden in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />
München durchgeführten bundesweiten versorgungsepidemiologischen<br />
Stichtags-Studie (DETECT-Studie; www.detect-studie.de). In Rahmen<br />
einer Querschnittsstudie wurde von 55.518 Patienten mittels eines<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Arztbogens u.a. das Diagnose- und Behandlungspr<strong>of</strong>il von 3.188 Allgemeinärzten<br />
dokumentiert. Gleichzeitig haben alle 55.518 Patienten<br />
einen Fragebogen u. a. zu ihren soziodemographischen Daten und ihrem<br />
Gesundheitszustand ausgefüllt. Ergebnisse: Bei insgesamt 6585 (11,9%)<br />
der Patienten wurde von ärztlicher Seite ein gesicherter Typ 2 Diabetes<br />
diagnostiziert. Bei gleichzeitiger Depressivität zeigen sich signifikant<br />
erhöhte Odds Ratios (OR) sowohl für Non-Compliance bezüglich der<br />
Einnahme von Medikamenten wie auch für Non-Compliance hinsichtlich<br />
Aspekten der gesundheitsfördernden Lebensführung. Ebenso zeigt<br />
sich eine signifikant erhöhte OR für eine schlechtere Kontrolle des Blutzuckers<br />
(erhoben über das HbA1c, Laborwerte aus Akte). In weiteren<br />
Analysen ließ sich kein signifikanter Moderatoreffekt der Compliance<br />
begzüglich des Zusammenhangs zwischen Depressivität und der Blutzuckerkontrolle<br />
nachweisen. Schlussfolgerungen: Depressivität bei Typ<br />
2 Diabetes Patienten in der primärärztlichen Versorgung ist verbunden<br />
mit Problemen bezüglich der Umsetzung von ärztlichen Behandlungsempfehlungen<br />
und es bestehen zudem Zusammenhänge mit einer<br />
schlechteren Blutzuckerkontrolle. Die Notwendigkeit einer u. a. stärker<br />
psychologisch orientierten Behandlung für eine Verbesserung der Versorgung<br />
dieser Patientengruppe wird dadurch unterstrichen. *Förderung:<br />
unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe an<br />
die TU-Dresden (Pr<strong>of</strong>. Wittchen)<br />
P95<br />
Ang-2 Defizienz verursacht retinale<br />
Gefäßmalformation<br />
Feng Y 1 , vom Hagen F 1 , Schreiter K 2 , Heiser C 3 , Schilling L 3 ,<br />
Deutsch U 4 , Hammes HP 1<br />
1 V. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim,<br />
Universität Heidelberg, Mannheim, Germany, 2 DeveloGen<br />
AG., Göttingen, Germany, 3 Neurochirurgische Klinik,<br />
Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg,<br />
Mannheim, Germany, 4 Theodor Kocher Institut, Universität<br />
Bern, Bern, Switzerland<br />
Ziel: Ang-2 spielt sowohl in der physiologischen als auch in der pathologischen<br />
Angiogenese eine wichtige Rolle. Leider sind die genauen<br />
Funktionen von Ang-2 in der normalen Gefäßentwicklung bisher noch<br />
nicht klar. Diese Studie untersuchte den genauen Defekt des retinalen<br />
Gefäßnetzes bei Deletion von Ang-2 (Ang2LacZ Maus). Methoden: Die<br />
Experimente wurden an homozygoten Ang2LacZ und Wildtyp Mäusen<br />
im 2. Lebensmonat durchgeführt. Die Histologie der Retina erfolgte<br />
durch PAS Färbung der Paraffinschnitte. Die Entwicklung der retinalen<br />
Gefäße wurde in Retinadigestionspräparaten analysiert. Die Expression<br />
von Ang-2 in den Retinagefäßen der Ang2lacZ Mäuse wurde durch die<br />
Färbung des Reporter-Gens detektiert. Die retinale Regulation von Ang-1<br />
und VEGF mRNA wurde durch quantitative PCR gemessen. Mittels Hypoxyprobe<br />
wurde die Hypoxie in der Retina analysiert. Die Aktivierung<br />
von Müllerzellen wurde durch Immunfluoreszenz-Färbung mit<br />
dem zellspezifisch Marker GFAP bestimmt. Ergebnisse: Im Vergleich<br />
zu den Wildtypen hatten die homozygoten Ang2LacZ Mäuse präretinale<br />
Gefäße, während in der Peripherie die intraretinalen Gefäße fehlten.<br />
Diese war mit einer retinalen Atrophie assoziiert. In der Retinadigestion<br />
<strong>of</strong>fenbarte sich ein stark reduziertes Auswachsen sowohl der Arteriolen<br />
als auch der Venolen. Morphologisch waren die Malformationen durch<br />
starke Schlängelung als auch durch Mikroaneurysmen charakterisiert.<br />
Ang-2 war in den Mikroaneurysmen und in den Endothelzellen auf einigen<br />
Sprossen exprimiert. Die Expression von Ang-1 mRNA war um<br />
45% reduziert, während die VEGF Expression um 126% erhöht war. In<br />
der Peripherie waren Hypoxie und Gliareaktion (GFAP) nachweisbar.<br />
Schlussfolgerung: Die Daten unserer Studie zeigten 1. die Abhängigkeit<br />
einer ungestörten, vollständigen Gefäßentwicklung von Ang-2, 2. den<br />
antagonistischen Effekt von Ang-1 und Ang-2 in der Gefäßentwicklung,<br />
3. die Hypoxie-induzierte VEGF Expression und Glia-Aktivierung und 4.<br />
eine mögliche Ang-2 Expression in den Endothelzellen unter Hypoxie in<br />
der Ang-2 defizienten Retina.<br />
P96<br />
Unterschiedliche Anämieprävalenz bei<br />
niereninsuffizienten Diabetikern mit und ohne<br />
Albuminurie<br />
Karakalpakis I 1 , Hasslacher C 1<br />
1<br />
St. Josefskrankenhaus Heidelberg, Innere Medizin,<br />
Heidelberg, Germany<br />
Einleitung: Diabetiker mit eingeschränkter Nierenfunktion, d. h. Kreatinin-Clearance<br />
< 90 ml/min, weisen eine erhöhte cardiovasculäre Mortalität<br />
und Morbidität auf. Ein Risik<strong>of</strong>aktor ist dabei die schon bei geringer
Nierenfunktionseinschränkung nachweisbare Anämie. Da die Genese<br />
der Nephropathie bei Diabetikern unterschiedlich sein kann (mit Albuminurie<br />
= vorwiegend diabetisch, ohne Albuminurie = vorwiegend ischämisch<br />
bedingt) untersuchten wir die Prävalenz der Anämie bei Diabetikern<br />
mit und ohne Albuminurie. Methodik: Bei 227 Diabetikern (39 Typ<br />
1 und 188 Typ 2 Diabetiker) mit eingeschränkter Nierenfunktion<br />
(100 Männer, 127 Frauen),die sich in den Jahren 2000 bis 2003 ambulant<br />
vorgestellt haben, wurden folgende Parameter untersucht: a) Hämoglobinspiegel<br />
(Hb) und die Prävalenz einer Anämie (Def.: bei Männern<br />
Hb< 13 g/dl, bei Frauen < 12 g/dl) b) errechnete Kreatinin-Clearance<br />
nach Cockgr<strong>of</strong>t (CCL), c) Albuminausscheidung im Urin, d) St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
(HbA1c), e) Gabe von ACE-Hemmern bzw. AT-Blocker. Ergebnisse:<br />
Von den 227 Pat. wiesen 60 eine Albuminurie, 167 keine<br />
erhöhte Albuminausscheidung auf. Zwischen beiden Gruppen bestand<br />
kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Alter, durchschnittlicher<br />
Krea-Clearance und HbA1c. Pat. ohne Alb. wiesen einen höheren Anteil<br />
an Frauen (61,7% vs. 40%) auf, hatten eine kürzere Diabetesdauer (13,9<br />
vs. 17,3 Jahre) und nahmen seltener ACE-Hemmer/AT-Blocker ein (48,5%<br />
vs. 60%). Bei Pat. mit Alb.urie betrug der mittlere Hb-wert 13,02 g/dl, bei<br />
den Männern 13,49 g/dl, bei den Frauen 12,31 g/dl. Bei den Pat. ohne<br />
Alb.urie betrug der mittlere Hb-Wert 13,65 g/dl (Männer 14,21 g/dl,<br />
Frauen 13,3 g/dl). Die Anämieprävalenz lag bei den Pat. mit Alb.urie bei<br />
35% (30,6% bei den Männern, 41,7% bei den Frauen), bei den Pat. ohne<br />
Alb.urie bei 10,2% (9,38 g% bei den Männern, 10,68% bei den Frauen). Mit<br />
abnehmender Nierenfunktion nahm die Anämieprävalenz in beiden<br />
Gruppen zu: 27,5% bei den Pat. mit Alb. und 8,51% bei den Pat. ohne<br />
Alb. bei CCL 60 – 89 ml/min, 47,06% bei den Pat. mit Alb. und 18,52% bei<br />
den Pat. ohne Alb. bei CCL 30 – 59 ml/min.. Dabei nahm erwartungsgemäß<br />
der mittlere Hb-spiegel ab: 13,17 g/dl bei den Pat. mit Alb. und<br />
13,71 g/dl bei den Pat. ohne Alb. bei CCL 60 – 89 ml/min, 12,78 g/dl bei<br />
den Pat. mit Alb. und 13,32 g/dl bei den Pat. ohne Alb. bei CCL<br />
30 – 59 ml/min..Bezüglich der Güte der St<strong>of</strong>fwechseleinstellung und der<br />
Einnahme von ACE-Hemmern/AT-Blocker bestand zw. Pat. mit und ohne<br />
Anämie kein signifikanter Unterschied. Schlussfolgerung: Die Studie<br />
zeigt, dass der überwiegende Anteil der Diabetiker mit eingeschränkter<br />
Nierenfunktion keine Albuminurie aufwies, was für einen hohen Anteil<br />
an hypertensiv-ischämischer Nierenschädigung spricht. Die unterschiedliche<br />
Genese der Nierenfunktionsstörung ist mit einer unterschiedllichen<br />
Anämieprävalenz assoziert, möglicherw. spielt eine unterschiedliche<br />
Ausprägung tubulärer Schädigungen eine Rolle. Die Befunde<br />
unterstreichen die Heterogenität der Nephropathie bei Diabetikern.<br />
P97<br />
Charakterisierung einer neuen transgenen<br />
Ratten Linie mit retinaler Vasoregression<br />
Stock O 1 , Pfister F 1 , Tanimoto N 2 , H<strong>of</strong>fmann S 3 , Seeliger M 2 ,<br />
Gretz N 3 , Feng Y 1 , Hammes HP 1<br />
1 V. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim,<br />
Universität Heidelberg., Mannheim, Germany, 2 Abteilung II,<br />
Augenklinik der Universität Tübingen., Tübingen, Germany,<br />
3 ZMF, Universitätsklinikum Mannheim, Universität<br />
Heidelberg, Mannheim, Germany<br />
Ziel: Unsere Vorarbeiten zeigen, dass das mutierte Zillien-assozierte Gen<br />
retinale Degeneration hervorruft. Unsere Studie charakterisierte diese<br />
neue transgene Ratten-Linie (TGR) in Bezug auf retinale Neurodegeneration<br />
und Vasoregression. Methoden: Die Studie wurde bei TGR und<br />
SD Ratten in den Lebensmonaten 1, 2, 3, 5 und 7 durchgeführt. Morphologische<br />
¾nderungen wurden mit PAS gefärbten Paraffinschnitten<br />
analysiert. Die Vasoregression wurde anhand von Retinadegestionspräparaten<br />
festgestellt. Durch Elektroretinogramm (ERG) wurde Netzhautfunktion<br />
ermittelt. Ergebnisse: Die Analysen der morphologischen ¾nderungen<br />
zeigten, dass die Zellzahl und die Dicke der äußeren Körnerschicht<br />
(ONL) die Retinadegeneration in diesem Model gut darstellten.<br />
Sowohl die Zellzahl als auch die Dicke der ONL reduzierte sich signifikant<br />
in den SD Ratten während des Alterungsprozesses von 1. bis 7. Monat.<br />
Im Vergleich zu den SD Ratten hatten die TGR Rattenretinae im<br />
1. Monat nicht nur eine geringere Zellzahl (31% Reduktion) in der ONL,<br />
sondern auch eine verminderte Dicke (24%) der ONL. Zu diesem Zeitpunkt<br />
zeigten SD und TGR Ratten die gleichen Antworten im ERG. Die<br />
Zellzahl der ONL in den TGR Ratten nahm im 2. Lebensmonat signifikant<br />
ab und auch eine geringere Antwort im ERG wurde beobachtet. Die<br />
Retinadicke der TGR Ratten im 3. Lebensmonat zeigte eine stärkere Degeneration<br />
im Vergleich zu den SD Ratten. Außerdem fehlte eine Antwort<br />
im ERG. Diese Defekte verstärkten sich nach 3, 5 und 7 Monaten.<br />
Im 1. Lebensmonat zeigten die Retinae von SD und TGR Ratten keinen<br />
Unterschied in Bezug auf azelluläre Kapillare (Vasoregression). Im 2. Lebensmonat<br />
gab es in den TGR Rattenretinae signifikant vermehrte azel-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
luläre Kapillare (100%). Ebenso wie bei der Zellzahl und Dicke verstärkte<br />
sich die Signifikanz der Bildung der azellulären Kapillaren zu den Zeitpunkten<br />
3, 5 und 7 Monaten. Schlussfolgerung: Diese transgenen Ratten<br />
zeigen eine signifikante primäre Neurodegeneration und sekundäre<br />
Vasoregression und eine entsprechende retinale Funktionsstörung bereits<br />
im 2. Lebensmonat.<br />
Folgeerkrankungen 3<br />
P98<br />
Verminderte Glyoxalase-1 Aktivität in Patienten<br />
mit schmerzhaften diabetischen Neuropathie<br />
Konrade I 1 , Skapare E 1 , Dambrova M 1 , Lejnieks A 1 ,<br />
Stoyanov SB 2 , Haag GM 2 , Humpert PM 2 , Nawroth PP 2 ,<br />
Bierhaus A 2<br />
1 Stradins Universität Riga, Riga, Latvia, 2 Universität<br />
Heidelberg, Medizinische Klinik I, Heidelberg, Germany<br />
Ziele: Die Akkumulation von Advanced Glycation Endproducts (AGEs)<br />
im Gewebe von Patienten mit Diabetes mellitus (DM) gilt als eine mögliche<br />
Ursache für die Entstehung diabetischer Spätschäden. Da zahlreiche<br />
AGEs aus Dicarbonylverbindungen wie Methylglyoxal (MG) gebildet<br />
werden können, stellt das intrazelluläre Glyoxalasesystem, das MG und<br />
andere a-Oxoaldehyde detoxifizieren kann, einen wichtigen Abwehrmechanismus<br />
dar. In eigenen Vorarbeiten konnten wir nachweisen, dass<br />
Hyperglykämie die Glyoxalase-1 (GO-1)- Transkription, Expression und<br />
Aktivität in vitro und in experimentellen Diabetes-Modellen mindert<br />
und das Schmerzempfinden insbesondere in frühen Phasen der diabetischen<br />
Neuropathie steigert. Daher untersuchten wir das Ausmaß der<br />
GO-1-Aktivität in Patienten mit Diabetes Typ-1 und Typ-2 und schmerzhafter<br />
diabetischer Polyeuropathie. Methoden: GO-1-Aktivität wurde in<br />
Patienten mit Typ1-DM (n = 13, Frauen 7, Alter 37 € 9, HbA1c: 8,6 € 1,8%,<br />
Nichtraucher) und Typ 2- DM (n = 25, 15 Frauen, Alter 54 € 10,7, HbA1c:<br />
8,16 € 1,6%, Nichtraucher) mit bestätigter sensomotorischer Polyneuropathie<br />
(klinisch-neurologisch und elektroneurometrisch), sowie in einer<br />
Kontrollgruppe ohne DM (n = 18, Frauen 12, Alter 49 € 9, HbA1c:<br />
4,9 € 0,4%, Nichtraucher) untersucht. GO-1-Aktivität wurde im Vollblut<br />
mittels eines spektrophotometrischem Enzym-Assays untersucht; daneben<br />
wurden metabolische Standart-Parameter und neuropathischer<br />
Schmerz mit einer 0 – 10 Punkte-Skala bestimmt. Werte > 4 Punkte wurden<br />
als Symptomatik einer mäßigen schmerzhaften Neuropathie definiert.<br />
Ergebnisse: Die GO-1 Aktivität der Typ 1-DM-Patienten korreliert<br />
(R2 = 0,31) mit aktuellen Nüchtern-Blutglukose-Werten, aber nicht mit<br />
dem HbA1c-Wert, der Diabetes-Dauer, dem BMI oder dem Lipidstatus.<br />
In den Subgruppen der Typ 1- und Typ 2- DM-Patienten mit schmerzhafter<br />
Polyneuropathie (n = 7 und n = 12 respektiv) wurden deutlich<br />
niedrigere GO-1 Aktivität als in den Subgruppen ohne schmerzhaften<br />
diabetische Polyneuropathie gefunden: Median 6,31 € 1,12 mmol/min/ml<br />
vs. 8,23 € 1,2 mmol/min/ml; p = 0,023 bei Typ 1-Diabetikern und<br />
6,91 € 1,01 mmol/min/ml vs. 7,92 € 1,1 mmol/min/ml; p = 0,024 bei Typ<br />
2-Diabetikern. Patienten ohne schmerzhafte diabetische Polyneuropathie<br />
weisen die gleiche GO-1 Aktivität wie die nicht diabetische Kontrollgruppe<br />
auf (7,73 € 1,1 mmol/min/ml vs. 8,07 € 1,18 mmol/min/ml;<br />
p = 0,96). Zusammenfassung: Patienten mit schmerzhafter Polyneuropathie<br />
weisen erniedrigte Spiegel des detoxifizierenden Enzyms GO-1<br />
auf. Dies ist ein erster Hinweis, dass das Ausmaß der GO-1- Aktivität<br />
einen möglichen Marker für die schmerzhafte diabetische Neuropathie<br />
darstellen könnte.<br />
P99<br />
RAGE-dependent glyoxalase-1 impairment<br />
mediates functional deficits in diabetic<br />
neuropathy<br />
Stoyanov SB 1 , Konrade I 1 , Haag GM 1 , Lukic IK 1 ,<br />
Humpert PM 1 , Rabbani N 2 , Thornalley P 2 , Nawroth PP 1 ,<br />
Bierhaus A 1<br />
1 UniversitätsKlinikum Heidelberg, Innere Medizin I,<br />
Heidelberg, Germany, 2 University <strong>of</strong> Warwick, Warwick<br />
Medical school, Warwick, United Kingdom<br />
Introduction: Glycation <strong>of</strong> proteins, nucleotides and phospholipids contributes<br />
to the development <strong>of</strong> late diabetic complications at least in<br />
part via interaction with their cellular receptor RAGE. Reactive intermediates<br />
<strong>of</strong> AGE formation such as glyoxal, methylglyoxal (MG) and<br />
other dicarbonyl compounds are detoxified by the glyoxalase-system.<br />
Since RAGE-/– mice are partly protected from late diabetic complications<br />
including diabetic neuropathy (DN), we studied the expression <strong>of</strong><br />
the AGE-detoxifying enzyme glyoxalase-1 (GO1) in peripheral nerves<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S31
S32 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
and dorsal root ganglia (DRG) <strong>of</strong> healthy and diabetic wildtype (WT)and<br />
RAGE-/– mice to determine a possible interaction <strong>of</strong> RAGE and GO1.<br />
Methods: GO1 was examined on the level <strong>of</strong> transcription (Real time<br />
PCR), expression (Western Blot and IHC) and activity (Enzyme assay) in<br />
DRG and sciatic nerves from WT- and RAGE-/–mice. Neuronal blood<br />
flow was measured in sciatic nerves by Laser Doppler blood perfusion<br />
method and pain perception was analysed by Hot Plate and Tail flick<br />
assays. Results: Transcription, expression and activity <strong>of</strong> GO1 were significantly<br />
higher in peripheral nerves <strong>of</strong> healthy RAGE-/–mice when<br />
compared to WT-mice. Induction <strong>of</strong> diabetes reduces GO1 transcription<br />
in WT-, but not in RAGE-/–mice. Cultured neurons <strong>of</strong> DRG isolated from<br />
WT and RAGE-/–mice also demonstrated a higher basal GO1 expression<br />
in the absence <strong>of</strong> RAGE. Incubation in high glucose for five days resulted<br />
in reduction in WT-, but not in RAGE-/- cultured neurons. However, GO1<br />
expression was increased in WT cells treated with the RAGE antagonist<br />
sRAGE for 48 h indicating that inhibition or absence <strong>of</strong> RAGE improves<br />
GO1. Consistently, incubation with RAGE-ligands reduced GO1 in WT,<br />
but not RAGE-/–DRG, further implying that engagement <strong>of</strong> RAGE directly<br />
suppresses GO1. The functional significance <strong>of</strong> GO1 for DN was studied<br />
in WT and RAGE-/–mice, kept in the diabetic state for 4 months in the<br />
presence or absence <strong>of</strong> a GO1-inhibitor. GO1-inhibitor impaired neuronal<br />
blood flow in WT and RAGE-/–mice and increased pain perception in<br />
early diabetes in both, WT- and RAGE-/–mice. Conclusion: Diabetes<br />
dependent reduction in GO1 contributes to functional deficits in DN<br />
and is at least in part mediated by RAGE-ligand interaction.<br />
P100<br />
Netzhautgefäßreaktion auf Flickerlicht als<br />
Parameter der endothelialen Dysfunktion:<br />
Untersuchungen an Probanden<br />
Hug A 1 , Maier S 1 , Selhorst J 1 , Hammes HP 1<br />
1<br />
Universitätsklinik, 5. Medizinische Klinik, Mannheim,<br />
Germany<br />
Die endotheliale Dysfunktion ist wesentlicher Bestandteil des metabolischen<br />
Syndroms. Die Messung mittels Ultraschall am Vorderarm unterliegt<br />
großen Schwankungen, und ist stark untersucherabhängig. Retinagefäße<br />
sind der direkten Untersuchung zugänglich. Mittels Flickerlicht<br />
wird eine Dilatation von Retinagefäßen als Maß endothelialer Reaktivität<br />
induziert. Bislang ist die normale Reaktivität nur an kleinen<br />
Probandengruppen untersucht worden und wichtige vaskuläre Einflussfaktoren<br />
nicht bestimmt. Fragestellung: Wir untersuchten an einem<br />
Kollektiv von Probanden die Variabilität der Flickerlicht-provozierten<br />
Gefäßreaktion und mögliche Beziehungen zu vaskulären Einflussfaktoren.<br />
Methodik: In die prospektive Studie wurden 47 Probanden<br />
(25 männlich, 22 weiblich, Alter 24,9 € 1,9 Jahre; Größe 173,1 € 8,4 cm,<br />
Gewicht 67,6 € 11,8 kg; BMI 22,4 € 2,8; RR 124,4 € 11,8/77,7 € 8,3 mm<br />
Hg) mittels standardisiertem Fragebogen und dynamischer Netzhautanalyse<br />
in Mydriasis (DVA, Fa. IMEDOS, Jena) untersucht. Die Untersuchung<br />
der Retinagefäße beinhaltete 3 Perioden von Flickerlichtstimulation<br />
über 20 Sekunden gefolgt von einer jeweils 80 Sekunden langen<br />
Beobachtungsdauer. Resultate: Die mittlere arterioläre Dilatationsfähigkeit<br />
betrug 5,15 € 3,07% (gemessen in Arteriolen von 125,28 € 17,2 mm<br />
Durchmesser), die mittlere venoläre Dilatation betrug 4,57 € 2,89% (Venolendurchmesser<br />
148,98 € 17,7%). Zwischen weiblichen und männlichen<br />
Probanden bestand kein Unterschied in der Reaktivität, ebenso<br />
wurde keine Assoziation der Reaktivität zum Blutdruck ermittelt. Die<br />
dynamische Reaktivität war auch nicht mit dem arteriovenösen Quotienten<br />
der Netzhautgefäße assoziiert. Weder eine vorbestehende arterielle<br />
Hypotonie noch eine Neigung zu Vasospasmen hatte einen Einfluss<br />
auf die retinale Vasoreaktivität. Schlussfolgerung: Die dynamische,<br />
durch Flickerlicht induzierte Vasoreaktivität der Netzhautgefäße<br />
ist eine mit geringem Aufwand leicht zu quantifizierende Methode. Vaskuläre<br />
Einflüsse durch Blutdruck oder vorbestehende vaskuläre Reaktivität<br />
sind im Normalkollektiv vernachlässigbar. Die Wertigkeit der Methode<br />
als Maß für endotheliale Vorschädigung wird vergleichend mit<br />
anderen Kollektiven, z.B. Patienten mit metabolischem Syndrom, analysiert.<br />
P101<br />
Häufigkeit der koronaren Herzerkrankung (KHK)<br />
und Analyse möglicher Einflussfaktoren in einem<br />
Hochrisikokollektiv von Typ 2 Diabetikern mit<br />
einer Nephropathie – eine unizentrische Analyse<br />
bei nephrologischer Erstvorstellung<br />
Klein BC 1<br />
1 Medizinische Klinik III, Klinikum Krefeld, Krefeld, Germany<br />
Fragestellung: Typ 2 Diabetiker (T2D) mit einer Nephropathie haben<br />
ein hohes kardiovaskuläres Risiko. In einem über 7 Jahre konsekutiv<br />
erfassten Patientenkollektiv von T2D mit einer Nephropathie wurde<br />
analysiert wie häufig eine KHK auftritt, ob einflussnehmende Parameter<br />
zu identifizieren sind und ob Vorhersagen über das Auftreten einer KHK<br />
bei diesem Hochrisikokollektiv möglich sind. Methodik: von 8/1999<br />
bis12/2006 untersuchten wir prospektiv 312 nicht selektionierte T2D,<br />
die sich aufgrund einer bestehenden Nierenerkrankung erstmalig nephrologisch<br />
vorstellten.Die Patienten (Pt) wiesen eine chronische, unterschiedlich<br />
ausgeprägte nicht terminale Niereninsuffizienz (NI) auf. Dargestellt<br />
sind die Daten der klinischen Erstvorstellung. Statistisch wurde<br />
der exakte Fishertest, der Chi-Quadrat-Test, der Mann-Whitney-U-Test<br />
und der positive Vorhersagewert (PVW) verwendet. Ergebnisse: Die 312<br />
T2D wiesen folgende Charakteristika auf: 58% männlich, Alter 40 € 34<br />
Jahre, Diabetesdauer 14 € 10 Jahre, endogene Kreatininclearance (ECC)<br />
40 € 34 ml/Min, Kreatinin 2,8 € 2,1 mg/dl, HbA1c 8 € 2%, BMI 29 € 6 kg/m,<br />
Mikroalbuminurie 72% der Pt, Anteil Raucher 15%. Bei nephrologischen<br />
Erstkontakt lag bei 58% (n = 142) der Pt eine KHK vor. 46% (n = 66) dieser<br />
Pt wurden bereits kardiologisch interventionell therapiert. Pt mit einer<br />
KHK sind gegnüber Pt ohne KHK signifikant älter (p = 0,000), haben eine<br />
längere Diabetesdauer (p = 0,014), einen niedrigeren BMI (p = 0,031) und<br />
eine höhergradig eingeschränkte Nierenfunktion (p = 0,005). Der positiv<br />
prädiktive Wert für das Vorliegen einer KHK liegt in diesem Hochrisikokollektiv<br />
bei Männern älter als 65 Jahren, einer über 10-jährigen Diabetesdauer<br />
und einer ECC kleiner 40 ml/Min bei 68 – 73%. Bei Frauen<br />
beträgt der PVW für eine KHK bei über 70 Jährigen und einer Diabetsdauer<br />
größer 15 Jahren 62 – 64%, ab einer ECC < 40 ml/Min liegt er bei<br />
73%. Schlussfolgerung: 50% der Pt eines Hochrisikokollektivs weisen<br />
bei nephrologischem Erstkontakt bereits eine KHK auf. Die Nierenfunktion<br />
ist zu diesem Zeitpunkt mittelgradig eingeschränkt. Als signifikant<br />
einflussnehmende Faktoren auf das Vorliegen einer KHK lassen sich das<br />
Patientenalter, die Diabetesdauer, der BMI und die Ausprägung der NI<br />
ermitteln. Die Vorhersagewahrscheinlichkeit für eine KHK ist je nach<br />
Geschlecht unterschiedlich. Für Männer ist die Wahrscheinlichkeit einer<br />
KHK ab einem Alter von 65 Jahren und einer Diabetesdauer von über 10<br />
Jahren erhöht, bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer<br />
KHK erst mit höherem Alter und längerer Diabetesdauer erreicht.<br />
P102<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Effekt der Hypoglykämie auf die kardiovaskuläre<br />
autonome Regulation in gesunden Probanden –<br />
Bedeutung der zeit- und frequenzabhängigen<br />
Messung der Herzfrequenzvariabilität<br />
Soydan N 1 , Erdogan A 2 , Saar P 3 , Fischer B 1 , Eckhard M 1 ,<br />
Bretzel RG 1 , Waldecker B 4 , Linn T 1<br />
1<br />
Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Gießen und<br />
Marburg, Gießen, Germany, 2 Medizinische Klinik I,<br />
Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Gießen,<br />
Germany, 3 Kerckh<strong>of</strong>f-Klinik, Bad Nauheim, Germany,<br />
4<br />
Innere Medizin – Kardiologie, Kreiskrankenhaus,<br />
Schwetzingen, Germany<br />
Die diabetische autonome Neuropathie (DAN) stellt eine ernsthafte und<br />
häufig vorkommende Komplikation des Diabetes mellitus dar. Die kardiovaskuläre<br />
autonome Neuropathie (CAN) gilt als eine der wichtigsten<br />
Formen der DAN. Reduzierte Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist der früheste<br />
Indikator der CAN. Hinsichtlich der Signifikanz der zeit- und frequenzabhängigen<br />
HRV-Messung während Hypoglykämie ist wenig bekannt.<br />
Während einer hyperinsulinämisch-euglykämischen Clampuntersuchung<br />
mit anschließender hyperinsulinämischen Hypoglykämie wurden<br />
bei 5 gesunden Probanden (3 Frauen und 2 Männer, 36,2 € 3,7 Jahre<br />
und BMI 23,5 € 0,7 kg/m 2 ) die HRV-Parameter (zeitabhängig: SDNN,<br />
RMSSD und pNN50 – frequenzabhängig: total power, high frequency,<br />
low frequency und very low frequency) mittels Langzeit-EKG jeweils<br />
über einen Zeitraum von 10 Minuten registriert. Desweiteren wurde<br />
die Zykluslänge des Sinusrhythmus gemessen. Der Adrenalin-Spiegel<br />
(Norm < 20 pg/ml) wurde im Blut bestimmt. Die Hypoglykämie-Wahrnehmung<br />
wurde mit einem standardisierten Score (Skala 1 – 5) erfasst.<br />
Ergebnisse (Euglykmämie, Hypoglykämie, p-Wert): Zykluslänge (ms)<br />
991 € 151, 848 € 78, p 0,02; SDNN (ms) 82 € 17, 72 € 14, p 0,27; RMSSD
(ms) 71 € 25, 30 € 6,5, p 0,01; pNN50 (%) 34 € 10, 8 € 4,7, p 0,004; total<br />
power (ms 2 ) 6530 € 2452, 4687 € 1496, p 0,08; HF (ms 2 ) 1680 € 606,<br />
432 € 225, p 0,002; LF (ms 2 ) 1725 € 1186, 1471 € 595, p 0,69; VLF (ms 2 )<br />
2743 € 1023, 2483 € 664, p 0,61; Adrenalin (pg/ml) 47 € 35, 1006 € 127, p<br />
0,007; hypoglyk. Wahrnehmung 0, 5[4;13]. Die Hypoglykämie führt zu<br />
einer signifikanten Reduktion der kardialen vagalen Aktivität, bestimmt<br />
sowohl durch zeitabhängige Variablen (RMSSD), als auch frequenzabhängige<br />
Variablen (high frequency). Eine chronische Aktivierung der<br />
sympathischen bzw. Verminderung der parasympathischen Funktion<br />
wird mit einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität in Zusammenhang<br />
gebracht. Ins<strong>of</strong>ern eignen sich sowohl RMSSD (zeitabhängige Methode),<br />
als auch high frequency (frequenzabhängige Methode) zur standardisierten<br />
Untersuchung der autonomen Funktion des Herzens während<br />
Hypoglykämie.<br />
P103<br />
Häufigkeit von Infarkten und Insulten in der<br />
LLDBS unter dem Einfluss von<br />
St<strong>of</strong>fwechseleinstellung, Blutdruckverhalten und<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren im Vergleich mit<br />
Literaturangaben<br />
Verlohren M 1 , Verlohren HJ 1 , Müller G 2 , Möhring HJ 3 ,<br />
Ackermann W 4<br />
1 Schwerpunktpraxis Dres. Verlohren, Leipzig, Germany,<br />
2 Institut für Medizinische Informatik und Biometrie, TU<br />
Dresden, Dresden, Germany, 3 SOFTAS GmbH, Leipzig,<br />
Germany, 4 Laborpraxis Dres. Ackermann, Leipzig, Germany<br />
Fragestellung: Bereits in den vergangenen Jahren konnten wir zeigen,<br />
dass es unter Routinebedingungen in einer Schwerpunktpraxis (SPP)<br />
möglich ist, St<strong>of</strong>fwechselparameter und Blutdruck streng einzustellen<br />
und damit die Häufigkeit mikrovaskulärer Komplikationen zu senken.<br />
Es soll diesmal die Häufigkeit der makrovaskulären Komplikationen (Infarkte,<br />
Insulte) untersucht werden. Die Angaben in der Literatur sind<br />
stark schwankend. Neuere Daten weisen weitaus niedrigere Komplikationsraten<br />
bei Diabetikern aus als frühere Studien. Methodik: Patienten:1562<br />
Diabetiker (691 Typ-1-Diabetiker[T1D], 871 Typ-2-Diabetiker<br />
[T2D]) mit mindestens 5-jähriger Betreuungsdauer in der SPP (im Mittel<br />
9,0 € 2,7 bzw. 8,2 € 2,5 Jahre [J.]). Mittlere Diabetesdauer zu Überweisung<br />
in SPP 7,2 € 9,1 bzw. 8,8 € 7,7 J. Beginn der Datenerfassung<br />
1992. D.h., es werden im Durchschnitt 16,2 resp. 17 Diabetesjahre im<br />
Durchschnitt überblickt. Am Ende des Betreuungszeitraumes wurden<br />
Statine in 26,0%, Fibrate in 1,8% und Ezetrol in 1,7% der Fälle verordnet.<br />
Ergebnisse: Prozent Pat. mit Infarkten vor/während Betreuung – Typ-<br />
1-Diab.:2/3% Typ-2-Diab.:6/4% Davon Pat. mit Reinfarkt: T1D 8 (20%),<br />
T2D 19 (21%) Inzidenzdichte in 1000 Patientenjahren [PJ] vor/während<br />
Betreuung: T1D: 2,62/4,20; T2D: 4,72/5,61 Prozent Pat. mit Insulten<br />
vor/während Betreuung – Typ-1-Diab.:1/1% Typ-2-Diab.:4/5% Davon<br />
Pat. mit Reinsult: T1D 3 (19%), T2D 13 (18%) Inzidenzdichte in 1000<br />
Patientenjahren [PJ] vor/während Betreuung: T1D: 0,80/1,78; T2D:<br />
4,33/6,87 Bei Pat. mit Infarkten und Insulten ist der HbA1c (Mittelwert,<br />
bis Ereignis) höher als bei Pat. ohne diese Komplikationen (Infarkte:<br />
T1D-7,6 vs. 7,0%, T2D-7,9 vs. 6,9%, Insulte: T1D-7,6 vs.7,0%, T2D-7,6 vs.<br />
7,0%). Der Blutdruck ist bei Pat. mit makrovaskulären Komplikationen<br />
höher als bei Pat. ohne Ereignisse. Die Alkoholmenge scheint keinen<br />
Einfluss auf die makrovaskulären Komplikationen zu haben. Die berichtete<br />
Nikotinmenge (Zig./Woche) ist bei T2D mit Infarkten höher.<br />
Schlussfolgerung: Die beobachtete Ereignishäufigkeit ist niedriger als<br />
in der Literatur berichtet. Die Rate der Reinfarkte ist nicht höher als von<br />
Haffner 1998 für St<strong>of</strong>fwechselgesunde berichtet. Die Rate der Insulte ist<br />
niedriger als in der altersgleichen Kohorte neu manifestierter Typ-2-Diabetiker<br />
der ROSSO-Studie. Es scheint also möglich, durch geeignete Betreuungsformen<br />
auch die makrovaskulären Komplikationen bei Diabetikern<br />
zu verringern. Hierzu ist eine strenge Einstellung aller Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
notwendig.<br />
P104<br />
LXR Aktivierung schützt humane arterielle<br />
Endothelzellen durch Induktion von SCD-1 vor<br />
Lipotoxizität<br />
Peter A 1 , Weigert C 1 , Staiger H 2 , Rittig K 2 , Lutz P 2 ,<br />
Häring HU 2 , Schleicher E 1<br />
1 Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik IV,<br />
Zentrallabor, Tübingen, Germany, 2 Universitätsklinikum<br />
Tübingen, Medizinische Klinik IV, Tübingen, Germany<br />
Erhöhte Serumspiegel von freien Fettsäuren sind an der Entstehung kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen von frühen Stadien endothelialer Dysfunk-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
tion bis hin zur manifesten Arteriosklerose mit ihren Komplikationen<br />
beteiligt. Besonders gesättigte freie Fettsäuren haben durch die Induktion<br />
inflammatorischer Zytokine und Initiation von Apoptose eine lipotoxische<br />
Wirkung auf Endothelzellen. Stearoyl-CoA desaturase-1 (SCD-1)<br />
ist im Menschen das maßgebliche Enzym für die Umwandlung gesättigter<br />
in nichttoxische ungesättigte Fettsäuren. Ziel der Arbeit war es, die<br />
mögliche protektive Rolle der SCD-1 auf die endotheliale Lipotoxizität<br />
zu untersuchen. Als Zellmodell dienten primäre humane arterielle Endothelzellen<br />
(HAEC). SCD-1 Protein wurde im Western-blot bestimmt.<br />
Die Lipotoxizität wurde mit einem LDH basiertem Zytotoxizitätsassay<br />
nachgewiesen, Apoptose mit Zellzyklusmessung im FACS. Genexpression<br />
wurde mittels quantitativer RT-PCR im LightCycler gemessen. Wir<br />
konnten die Expression von SCD-1 Protein und mRNA in HAECs nachweisen.<br />
Im Gegensatz zu anderen Geweben mit geringerer Anfälligkeit<br />
für Lipotoxizität, wurde die SCD-1 Expression in HAECs nicht durch die<br />
gesättigte Fettsäure Palmitat induziert. Eine Behandlung von HAECs mit<br />
dem LXR Aktivator TO901317 führte zu einer verstärkten SCD-1 Expression.<br />
Die palmitatinduzierte Lipotoxizität wurde dadurch verringert. Inhibition<br />
der SCD-1 Enzymaktivität hob diesen Effekt von TO901317 auf.<br />
Auch die Induktion inflammatorischer Zytokine durch Palmitat konnte<br />
durch die Behandlung mit TO901317 verringert werden. Grundlage hierfür<br />
ist möglicherweise die gesteigerte Speicherung von Palmitat in Lipiden,<br />
da Palmitat nur nach Behandlung mit TO901317 zu einer Akkumulation<br />
von Lipidtröpfchen in HAECs führt, ähnlich wie ungesättigte Fettsäuren<br />
auch in Abwesenheit von TO901317. Insgesamt zeigen unsere<br />
Daten, dass die Induktion der SCD-1 Expression und Aktivität in HAECs<br />
die Zellen vor palmitatinduzierter Lipotoxizität schützen kann.<br />
P105<br />
Rezidivraten einer symptomatischen<br />
Hypoglykämie mit Fremdhilfe im 24 h Intervall<br />
stationärer Betreuung<br />
Menzer U 1 , Riemann JF 1 , Teichmann J 1<br />
1 Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH,<br />
Medizinische Klinik C, Ludwigshafen am Rhein, Germany<br />
Fragestellung: Hypoglykämien gehören zu den relevanten Nebenwirkungen<br />
der Diabetestherapie. Sie treten sowohl bei Typ 1-Diabetespatienten<br />
auf, aber auch bei den überwiegend insulinresistenten Patienten<br />
mit Typ 2-Diabetes. Die schwere Hypoglykämie, welche durch die Notwendigkeit<br />
von Fremdhilfe definiert ist, stellt mit Abstand den häufigsten<br />
endokrinologischen Notfall dar und erfordert wiederholt ein Überwachungsintervall<br />
auf internistischen Aufnahmestationen. Ziel der vorliegenden<br />
Untersuchung war die Erhebung der Rezidivrate an Hypoglykämien<br />
im 24 h Überwachungsintervall stationär betreuter Diabetiker<br />
unter einer zuvor erlittener symptomatischer Hypoglykämie mit konsekutiver<br />
Fremdhilfe und notärztlicher Versorgung sowie Krankenhauseinweisung.<br />
Methodik: In einem Dreijahresintervall von 2004 bis 2006<br />
wurden 207 Patienten über 24 h mit Blutglukosemessungen im Zweistundenintervall<br />
erfasst. Hypoglykämien wurden mit einem Blutglukosewert<br />
< 50 mg/dl, klinischer Symptomatik sowie s<strong>of</strong>ortige Reversibilität<br />
nach Glukoseapplikation definiert. Ergänzend wurden Merkmale der<br />
Laborchemie, Bestandteile der Pharmakotherapie sowie internistische<br />
Begleiterkrankungen dokumentiert. Statistik: Bei stetig skalierten Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
wurde der Rangsummentest (Kruskal-Wallis-Test) gerechnet,<br />
bei kategorialen Variablen der exakte Test nach Fischer. Ergebnisse: 37<br />
Patienten zeigten im Überwachungsintervall eine symptomatische Hypoglykämie,<br />
die laborchemisch gesichert und erfolgreich therapiert werden<br />
konnte. Gegenüber der asymptomatischen Patientenkohorte sind<br />
Patientenalter, cerebrovasculäre Insuffizienz und Pflegebedürftigkeit,<br />
enterale Ernährungstherapien, Gebrauch von oralen Antidiabetika, Niereninsuffizienz,<br />
Leberzirrhose, chronische Pankreatitis, soziale Verwahrlosung<br />
und Alkoholismus signifikante Ko-Faktoren für die Rezidiventwicklung.<br />
Keinen signifikanten Einfluss zeigen Insulintherapie, Messzeitpunkte<br />
in Abhängigkeit vom Erstereignis sowie Tag- und Nachtrhythmus.<br />
Schlussfolgerung: Das Hypoglykämierezidiv ist für Diabetiker<br />
im 24 h Intervall mit 18% belegbar und sollte in den Überwachungsprotokollen<br />
der Aufnahmestationen mit kurzfristigen Kontrollintervallen<br />
der Blutglukosemessungen Beachtung finden. Polymoribunde Patienten<br />
bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit in der Erfassung<br />
(fremd)-anamnestischer Besonderheiten und internistischer Begleiterkrankungen.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S33
S34 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P106<br />
Thalidomid – eine neue Therapie der<br />
proliferativen Retinopathie<br />
vom Hagen F 1 , Kamppeter BA 2 , Hammes HP 1 , Jonas JB 2<br />
1 5. Medizinische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim,<br />
Universität Heidelberg, Mannheim, Germany, 2 Augenklinik,<br />
Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg,<br />
Mannheim, Germany<br />
Hintergrund: Proliferative Retinopathien stellen nach wie vor die häufigste<br />
Ursache für Erblindungen dar. Thalidomid wirkt stark antiangiogen<br />
durch die Inhibition von VEGF und bFGF und reduziert die Expression<br />
inflammatorischer Moleküle, damit erscheint es als ein mögliches<br />
Therapeutikum preretinaler Neovaskularisationen. Wir untersuchten<br />
den Effekt von intravitreal appliziertem Thalidomid auf die präretinale<br />
Neovaskularisation im Mausmodell für proliferative Retinopathie. Methoden:<br />
C 57bl/6 Mäuse (n = 13) wurden mit ihrer Mutter vom postnatalen<br />
Tag sieben bis zwölf bei 75% Sauerst<strong>of</strong>fkonzentration gehalten. Am<br />
zwölften postnatalen Tag, unmittelbar nach Rückführung in Raumluft,<br />
bekamen die Mausjungen eine intravitreale Thalidomid Injektion<br />
(150 mg/1 ml) unter Narkose. In das kontralaterale Auge wurde eine Kontrolllösung<br />
injeziert. Die Analyse der präretinalen Neovaskularisation<br />
erfolgte auf retinalen Schnitten am siebzehnten postnatalen Tag nach<br />
etabliertem Protokoll. Weiterhin wurde auf retinalen Schnitten die Wirkung<br />
von Thalidomid auf die Dicke der retinalen Schichten untersucht.<br />
Ergebnisse: Die intravitreale Applikation von Thalidomid führte zu einer<br />
signifikanten Reduktion präretinaler Neovaskularisationen (23 € 24<br />
Kerne/Schnitt) im Vergleich zu den Kontrollen (60 € 27 Kerne/Schnitt;<br />
p = 0,02). Die Behandlung mit Thalidomid zeigte keinen Einfluss auf die<br />
Dicke der retinalen Schichten. Schlussfolgerung: Intravitreal appliziertes<br />
Thalidomid reduziert effektiv die Bildung präretinaler Neovaskularisationen<br />
in einem Mausmodell für proliferative Retinopathie. Die Behandlung<br />
mit Thalidomid hatte keinen Einfluss auf die retinale Schichtdicke.<br />
Thalidomid stellt eine neue Perspektive zur Therapie von proliferativer<br />
Retinopathie dar.<br />
P107<br />
Bei nephropathischen Diabetikern mit<br />
nahe-normaler GFR erfolgt nach simultaner<br />
Nieren-Pankreas-Transplantation eine s<strong>of</strong>ortige<br />
Rückbildung der Proteinurie trotz<br />
persistierender Funktion der Eigennieren (FE)<br />
Biesenbach G 1 , Sedlak M 1<br />
1<br />
Allgemeines Krankenhaus Linz, 2. Med Abteilung, Linz,<br />
Austria<br />
Einführung und Ziel der Studie: Die simultane Pankreas-Nieren-Transplantation<br />
(SPNT) ist bei nephropathischen Typ 1-Diabetikern eine Therapie<br />
der Wahl. Die Pankreas-Transplantatfunktion ist signifikant besser<br />
bei gleichzeitiger Nierentransplantation. Bei 2 Typ 1-Diabetikerinnen<br />
mit großer Proteinurie (> 3 g/24 h) und nahe-normaler GFR (Kr-Clearance<br />
> 60 ml/min/1,73 m 2 ) wurde eine SPNT durchgeführt. Untersucht<br />
wurde der Einfluss die SPNT auf den Verlauf der Proteinurie und die<br />
weitere Funktion der Eigennieren. Patienten und Methodik: bei 2 Typ<br />
1-Diabetikerinnen (30 und 51 Jahre) wurden bis 2 Jahre nach SPNT Kr-<br />
Clearance, Protein im 24 h-Urin und HbA1c gemessen. Zusätzlich wurde<br />
mittels szintigraphischer Untersuchung (99mTc-MAG3) der persistierende<br />
prozentuelle Anteil der Eigennieren-Funktion kontrolliert (3, 12<br />
und 24 Mon nach Transplantation). Ergebnisse: Patient 1: vor SPKT,<br />
nach 3, 12 und 24 Mon: Kr-Cl 68, 82, 78 und 76 ml/min; Protein 3,50<br />
0,20, 0,31 und 0,40 g/24 h-Harn; HbA1c 8,5, 5,7, 5,8 und 5,6%; FE 100%,<br />
40%, 30% und 28% Patient 2: Kr-Cl 62, 80, 82 und 80 ml/min; Protein<br />
3,60, 0,19, 0,22 und 0,32 g/24 h-Harn; HbA1c 8,2, 5,9, 5,8 und 5,7%; FE<br />
100%, 42%, 36% und 34% Schlussfolgerung: Eine SPNT bei Typ 1-Diabetes<br />
mit großer Proteinurie und nahe-normaler GFR führt zur spontanen<br />
Rückbildung der großen Proteinurie. Die Funktion der Eigennieren<br />
bleibt mit ca. 30% der Gesamt-GFR erhalten.<br />
Gesundheitspolitik, Versorgungsmodelle,<br />
Qualitätsmanagement 1<br />
P108<br />
Häufigkeit von Diabetes Mellitus in der<br />
Erwachsenen Bevölkerung im ländlichen und<br />
städtischen China. Die Beijing Eye Study<br />
Jonas J 1 ,XuL 2 , Xie X 2 , Yang H 2 , Wang S 2<br />
1 Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Mannheim, Germany, 2 Beijing Institute <strong>of</strong><br />
Ophthalmology, Beijing Tongren Hospital, Capital University<br />
<strong>of</strong> Medical Sciences, Beijing, China<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, die Prävalenz von Diabetes mellitus<br />
und seiner Komplikationen in der erwachsen Bevölkerung im ländlichen<br />
und städtischen China im Großraum von Beijing zu untersuchen. Methodik:<br />
Die Beijing Eye Study ist eine epidemiologische Studie, die im<br />
ersten Durchgang im Jahr 2001 4439 Teilnehmer mit einem Alter von<br />
40+ Jahren aufwies. In Jahr 2006 was wurde die Studie wiederholt mit<br />
3169 (71,4%) der ursprünglich 4439 Teilnehmern. Für alle Teilnehmer<br />
wurde eine ophthalmologische Untersuchung und weitere Untersuchungen<br />
einschließlich einer Blutabnahme durchgeführt. Die Konzentrationen<br />
von Nüchtern- Blutzucker wurden bestimmt. Diabetes mellitus<br />
wurde definiert durch einen Blutzuckerspiegel ‡ 7,0 mmol/L oder<br />
durch eine selbstberichtete Diagnose von Diabetes mellitus. Ergebnisse:<br />
Blutproben waren für 2706 Teilnehmer verfügbar. Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen<br />
‡ 7,0 mmol/L wurden bei 190 Teilnehmern gemessen<br />
(Prävalenzrate (Mittelwert € Standardfehler): 7,02 € 0,49%). Von den<br />
Teilnehmern mit einem Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen ‡ 7,0<br />
mmol/L gaben 76 Teilnehmer an, dass die Diagnose eines Diabetes mellitus<br />
schon bekannt sei. Definierte man Diabetes mellitus als einen<br />
Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen ‡ 7,0 mmol/L oder eine selbstberichtete<br />
Diagnose von Diabetes mellitus, bestand ein Diabetes mellitus<br />
bei 266 Teilnehmern (Prävalenzrate: 9,83 € 0,57%). In univariater<br />
Analyse, war diese Diabetes Gruppe im Vergleich zu den verbleibenden<br />
Studienteilnehmern signifikant älter (P < 0,001), hatten höheren systolischen<br />
Blutdruck (P < 0,001) und diastolischen Blutdruck (P = 0,003),<br />
geringe Spiegel von High-Density-Lipoproteinen (P < 0,001), höhere<br />
Konzentrationen von Triglyceriden (P < 0,001), und höheren Augeninnendruck<br />
(P < 0,001). Beide Gruppen unterschieden sich nicht signifikant<br />
im Ausbildungsniveau (P = 0,12), Familieneinkommen (P = 0,25),<br />
und der ländlichen versus städtischen Region (P = 0,10). In einer binären<br />
logistischen Regressionsanalyse war das Vorhandensein eines Diabetes<br />
mellitus signifikant assoziiert mit dem Alter (P < 0,001), Augeninnendruck<br />
(P = 0,001), diastolischen und systolischen Blutdruck (P < 0,001),<br />
dem Spiegel an Triglyceriden (P < 0,001) und High-density Lipoproteinen<br />
(P = 0,001). Schlussfolgerungen: In der erwachsen Bevölkerung im<br />
ländlichen und städtischen China im Großraum von Beijing beträgt die<br />
Prävalenz von Diabetes mellitus, definiert als einen Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen<br />
> 7,0 mmol/L oder eine selbstberichtete Diagnose<br />
von Diabetes mellitus, ca. 7%. Diabetes mellitus ist assoziiert mit Alter,<br />
Augeninnendruck, Blutdruck, und Serumspiegeln von Triglyceriden und<br />
High-density Lipoproteinen. Die Diabeteshäufigkeit unterschied dich<br />
nicht wesentlich zwischen der ländlichen und städtischen Region.<br />
P109<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Integrierter Versorgungsvertrag Diabetes<br />
mellitus für Kinder und Jugendliche<br />
Lepler R 1 , Discher G 1 , Siefert S 2<br />
1 Kath.Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrie, Hamburg,<br />
Germany, 2 Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift,<br />
Qualitätsmanagement, Hamburg, Germany<br />
Fragestellung: Wie kann die Finanzierung von Qualität sichernden und<br />
erweiternden Maßnahmen in der Kinder und Jugenddiabetologie langfristig<br />
sichergestellt werden? Als pädiatr.-diabetol. Behandlungseinrichtung<br />
DDG Stufe 2 führen wir die Leitlinien orientierte Diabetesbetreuung<br />
durch. Die Finanzierung etablierter Behandlungsangebote sollte erweitert<br />
werden und existierende, nur über Drittmittel finanzierte Module,<br />
regulär finanzierbar werden. Als Lösung strebten wir einen „Integrierten<br />
Versorgungsvertrag“ mit einer/mehreren Kassen in einem engen<br />
Versorgernetz an, der ambulante und stationäre Leistungen einschließen<br />
sollte. Methodik: Das Leistungsangebot beinhaltet stationäre<br />
und teilstat. Versorgung durch die KTQ-zertifizierte Kinderklinik, ambulante<br />
Versorgung durch eine pädiatr.Schwerpunktpraxis, ophthalmol.<br />
Betreuung durch vernetzte Augenärzte und sozialmedizinische Maßnahmen<br />
durch eine anerkannte Nachsorgeeinrichtung. Der Vertrag basiert<br />
auf zwei Behandlungssträngen: Beginn mit Diabetesmanifestation oder<br />
Einstieg im Diabetesverlauf plus optionale Module. Berücksichtigt wur-
den bestehende (a) und neue (b) Behandlungselemente: a) Behandlung<br />
bei Manifestation plus Langzeitbehandlung plus Aufbauschulungen b)<br />
Amb. Behandlung unabhängig von KV-Ermächtigungsbeschränkungen,<br />
b.B. auch bis zum 21. LJ, intensive Ernährungskurse, außerklin. Schulung<br />
f. Jugendliche, Einsatz des diabetol. ausgebildeten Psychologen, Sozialmed.Nachsorge/Casemanagement.<br />
Nach Ermittlung des Finanzierungsbedarfs<br />
aller Module Aufnahme von Verhandlungen mit der Techniker<br />
Kasse (TK). In Kenntnis unserer DDG-Zertifizierung zeigte sich diese<br />
<strong>of</strong>fen für die Vertragsgestaltung. Ergebnisse: Die erweiterten Behandlungsmodule<br />
wurden von der TK akzeptiert, ein Modul ist derzeit noch<br />
in Prüfung. Besonders wichtig ist uns die Festschreibung von psycholog.<br />
Leistungen und die weitreichende psychosoziale Betreuung für besonders<br />
belastete Familien. Das ökonomische Ergebnis war für beide Verhandlungsseiten<br />
tragbar. Vertragserstellung innerhalb 8 Monaten; Vertragsbeginn<br />
1.8.06, am 31.12.06 hatten sich 87% (n = 34) der von uns<br />
betreuten TK-Versicherten eingetragen. Der Anteil TK-Versicherter in<br />
unserer Ambulanz (n = 39) beträgt derzeit 15% unserer gesetzlich versicherten<br />
Ambulanzpatienten. Schlussfolgerung: Auch in Zeiten knapper<br />
finanzieller Ressourcen gelang es, eine erweiterte Betreuung diabet.<br />
Kinder und Jugendlicher zu etablieren, wodurch Leistungen dauerhaft<br />
möglich werden, die bisher ohne finanzielle Deckung erbracht wurden<br />
bzw. nicht möglich waren. Durch diesen IV mit erweiterten Modulen<br />
gerade im psychosozialen Bereich verspricht sich die Kasse mehr Gesundheit<br />
und verringerte Kosten. Die Akzeptanz des Vertrages ist gut.<br />
Versorgungsstudien sollten zeigen, wie diese erweiterte Vertragsform<br />
zur Verbesserung des St<strong>of</strong>fwechsels und der psychosozialen Lebenssituation<br />
von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes und ihren Familien<br />
beiträgt.<br />
P110<br />
Entwicklung und Durchführung eines<br />
integrierten Versorgungsvertrages Diabetischer<br />
Fuss unter ländlichen Strukturbedingungen<br />
Schliffke M 1 , Blauth M 2 , Richter K 3<br />
1 Praxisnetz Herzogtum Lauenburg eV, Ratzeburg, Germany,<br />
2 Praxisnetz Herzogtum Lauenburg eV, Mölln, Germany,<br />
3 Klinik für Geriatrie, Diabetologie, Ratzeburg, Germany<br />
Einleitung: Am 01.09.06 wurde ein Vertrag zur integrierten Versorgung<br />
Diabetischer Fuss mit der AOK Schleswig-Holstein geschlossen. Er sieht<br />
interdisziplinäre leitliniengestützte Diagnostik und Therapie, zentrale<br />
EDV-Erfassung von Behandlungsdaten incl. Fotodokumentation, deren<br />
diabetologische Sichtung und Überwachung sowie eine transparente<br />
Regelung der Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten, diabetologischen<br />
Schwerpunkten sowie Orthopädietechnikern, Podologen<br />
und Pflegediensten vor. Die Umsetzung in einem Flächenkreis ist dabei<br />
eine besondere Qualitäts- und Strukturherausforderung. Ziele: Medizinisch:<br />
Frühdiagnostik in jeder haus- oder fachärztlichen Praxis, Schluss<br />
jedes Ulcus möglichst innerhalb sechs Monaten, Sekundärprophylaxe<br />
durch konsequente Überwachung und Hilfsmittelversorgung. Gesundheitsökonomisch:<br />
Senkung der Kosten durch gestraffte interdisziplinäre<br />
Diagnostik und Therapie. Verbesserte aufwandsgerechte Honorarsituation.<br />
Methodik: Der Vertrag sieht pro Jahr die Strukturierung der Behandlung<br />
mit EBM-On-Top-Honorierung sowohl für Niedergelassene als auch<br />
für Krankenhausärzte zu 50 Patienten vor. Beteiligt sind 30 Hausärzte,<br />
vier Diabetologen, ein Angiologe, zwei Fußchirurgen, ein Radiologiezentrum<br />
mit allen Möglichkeiten der interventionellen Radiologie sowie<br />
eine klinische Innere Medizin und Gefäßchirurgie, Orthopäden und Dermatologen<br />
als Konsilärzte. Alle in jeder Versorgungsebene diagnostizierten<br />
Fälle werden einem Diabetologen vorgestellt, der Befundsichtung<br />
und Therapieplanung vornimmt. Ulcera Wagner Grad I werden aufgrund<br />
langer Patientenwege im ländlichen Raum im hausärztlichen Bereich<br />
weiterbehandelt, wobei 14-tägig eine EDV-gestützte diabetologische Befundüberwachung<br />
erfolgt. Ab Stadium II erfolgt die Behandlung in diabetologischen<br />
Schwerpunkten. Stationäre Vollentlastungstherapien sind<br />
auf einer Fußstation möglich, ebenso die Durchführung von Vakuumtherapien.<br />
Operative Maßnahmen erfolgen ausschließlich nach interdisziplinärer<br />
Fallkonferenz. Orthopädietechnische Versorgung kann ohne<br />
Einschaltung des medizinischen Dienstes zeitnah geschehen. Ergebnis:<br />
Die medizinisch inhaltliche Entwicklung eines Versorgungskonzeptes<br />
und deren Umsetzung ist inhaltlich und zeitlich extrem aufwendig. Sie<br />
„lohnt“ dem Patienten nur, wenn sich „Macher“ finden, die im Alltag<br />
medizinische Defizite erleben und Energie genug aufbringen, ihre Verbesserungsvorschläge<br />
in Verhandlungen mit Kostenträgern umzusetzen.<br />
Diese folgen eigenen Gesetzen, die ¾rzten wenig vertraut sind. Schlussfolgerungen:<br />
Eine Verbesserung der Situation des Diabetischen Fußsyndroms<br />
bei im ländlichen Raum lebenden Patienten kann nur durch<br />
gesteuerte interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachrichtungen gelin-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
gen. Kostenträger können nur überzeugt werden, wenn eine realistische<br />
Einschätzung von Einsparungen möglich ist.<br />
P111<br />
Diabetes und Migranten – Beruflicher Status,<br />
medizinische Aspekte und psychische Belastung<br />
Fischer H 1 , Jolivet B 2<br />
1 Klinik Rosenberg, Bad Driburg, Germany, 2 Institut für<br />
Reha-Forschung, Norderney, Germany<br />
Einleitung: Rehabilitation bei St<strong>of</strong>fwechsel-Patienten behandelt insbesondere<br />
psychosoziale Belastungsbereiche wie umweltbezogene und<br />
personelle Kontextfaktoren, die die Krankheitsauswirkungen beeinflussen<br />
können. Wir haben untersucht, ob der Migranten-Status bei unseren<br />
Patienten mit besonderen Belastungen einhergeht. Methodik: Seit<br />
01.01.2006 wird (nach den Vorgaben der DDG) neben demographischen<br />
und diabetesspezifischen Parametern der Migranten-Status bei jedem<br />
Diabetiker dokumentiert. Weitere Datenbasis ist eine standardisierte<br />
Reha-Dokumentation (Megaredo), die bei allen Rehabilitanden prospektiv<br />
erhoben wird. Daten von Migranten mit Diabetes aus dem Jahre 2006<br />
wurden mit denen deutscher Diabetiker verglichen. Ergebnisse: Von<br />
722 behandelten Diabetikern waren 136 (19%) Migranten. Geschlecht<br />
(71% Männer) und Alter (53 Jahre) waren zwischen Deutschen und<br />
Migranten nicht unterschiedlich. Die Kommunikationsfähigkeit war bei<br />
Migranten öfter fraglich oder schlecht (27 vs. 6% bei Deutschen). Die<br />
Arbeitslosenquote war mit ca. 21% in beiden Gruppen gleich hoch. Der<br />
Anteil ungelernter Arbeiter war bei Migranten mit 62% deutlich höher<br />
als bei deutschstämmigen Diabetikern (30%). Arbeitsunfähig vor Aufnahme<br />
waren 49% der Migranten versus 36% der Deutschen (p < 0,01),<br />
bei Entlassung hatte sich die ärztliche Einschätzung der Arbeitsunfähigkeit<br />
auf 25% in beiden Gruppen angeglichen. Diabetes Typ 1 (5%) bzw.<br />
pankreopriver Diabetes (2%) waren bei Migranten seltener als bei Deutschen<br />
(12 bzw. 7%). Vergleichbar in beiden Gruppen waren Body-Mass-<br />
<strong>Index</strong> (33,6 vs. 32,6 kg/m 2 ), HbA1c (7,3 vs. 7,5%) sowie Folge- und Begleitkrankheiten<br />
(Neuro-, Nephro-, Retinopathie, Hypertonus, KHK, Dyslipidämie).<br />
Migranten waren bisher nur zu 52% geschult worden, deutsche<br />
Diabetiker zu 72%. Bei Typ 2 Diabetes waren Migranten gleich <strong>of</strong>t<br />
insulintherapiert mit gleichem Anteil an Patienten mit selbstständiger<br />
Dosisanpassung wie Deutsche. Bezüglich der psychischen Scores (Angst,<br />
Depression, Krankheitsbelastung, Reha-Bedürftigkeit nach IRES) konnten<br />
wir in allen Dimensionen bei Migranten eine deutlich erhöhte subjektive<br />
Belastung nachweisen. Bei Aufnahme bezeichneten 66% der<br />
deutschstämmigen Diabetiker ihren Gesundheitszustand als weniger<br />
gut oder schlecht. Dies waren bei Migranten 80% (p < 0,01). Dieser Unterschied<br />
hatte sich zum Entlassungszeitpunkt ausgeglichen (sehr gut/<br />
gut 30 vs. 22, weniger gut/schlecht 22 vs. 29%). Diskussion: Ein Prozentsatz<br />
von nahezu 20% Migranten bei unseren Diabetikern ist beachtlich.<br />
Die rein medizinischen Parameter (Diabetesst<strong>of</strong>fwechsellage, Therapie<br />
und Folgekrankheiten) unterscheiden sich zwischen Migranten und<br />
Deutschen nicht. Migranten haben einen besonders hohen Anteil ungelernter<br />
Arbeiter und mehr als 1/4 sind in ihrer Kommunikationsfähigkeit<br />
eingeschränkt. Die psychischen Belastungsfaktoren wie Angst und<br />
Depression unterstreichen noch die erhöhte Reha-Bedürftigkeit<br />
(Schmerz, Burnout, berufliche Sorgen) und bedürften ggf. spezieller Programme.<br />
P112<br />
Apothekenbasierter Survey zu<br />
arzneimittelbezogenen Problemen –<br />
Auswertung von Arzneist<strong>of</strong>fgruppen zur<br />
Therapie des metabolischen Syndroms<br />
Hämmerlein A 1 , Müller U 1 , Schulz M 1<br />
1 ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände,<br />
Zentrum für Arzneimittelinformation und Pharmazeutische<br />
Praxis (ZAPP), Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Arzneimittelbezogene Probleme (ABP) sind Ereignisse<br />
und Umstände, die bei einer Arzneimitteltherapie auftreten und das<br />
Erreichen des Therapieziels verhindern können (1). ABP können die Gesundheit<br />
des Patienten gefährden sowie die Effektivität der Pharmakotherapie<br />
beeinflussen (2). Ziel der Erhebung war, die täglich von Apotheken<br />
erbrachten Leistungen hinsichtlich des Erkennens und Lösens<br />
von ABP zu dokumentieren. Eine Subgruppenanalyse betraf Arzneimittel,<br />
die beim metabolischen Syndrom (MS) angewendet werden (Adipositas,<br />
Dyslipidämie, Diabetes mellitus, Gicht, kardiovaskuläre Krankheiten)<br />
Methodik: Von Februar bis Mai 2005 wurden bundesweit alle Apotheken<br />
aufgerufen, über eine Woche sämtliche im Alltag auftretenden<br />
ABP zu dokumentieren. Dabei wurden neben Strukturdaten der Apothe-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S35
S36 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
ken Patienten-spezifische Daten wie Alter und Geschlecht, sowie Verordnungsstatus,<br />
Erst- oder Wiederholungsverordnung sowie Beschreibung<br />
und Lösung des ABP dokumentiert. Die Daten wurden in eine<br />
ACCESS-Datenbank eingegeben und der ATC-Code der aufgeführten Arzneimittel<br />
ergänzt. Eine Kategorisierung der ABP erfolgte mithilfe des<br />
PI-Doc Systems (3). Über den ATC-Code wurden die Arzneimittelgruppen<br />
gefiltert, die bei der Therapie des MS eingesetzt werden und die<br />
detektierten ABP nach ihrer Art und Häufigkeit ausgewertet. Ergebnisse:<br />
1.146 Apotheken dokumentierten insgesamt 10.427 ABP. 2.611 ABP<br />
traten bei Arzneist<strong>of</strong>fgruppen auf, die zur Behandlung des MS eingesetzt<br />
werden. Die Patienten dieses Datenkollektivs waren im Mittel 66,7 Jahre<br />
alt; 52,8% waren weiblich. Die ABP traten zu 95,6% bei verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimitteln auf und betrafen in der großen Mehrheit<br />
(71,6%) Arzneimittel, die auf das kardiovaskuläre System wirken, gefolgt<br />
von ABP bei Antidiabetika (20,2%). Arzneimittelinteraktionen spielten<br />
mit 22,4% die bedeutendste Rolle. Mehr als 75% der ABP konnten gelöst<br />
werden. Dabei wurde der behandelnde Arzt in jedem dritten Fall kontaktiert.<br />
Zur Lösung bzw. Bearbeitung benötigten die Apotheken im<br />
Mittel 10 Minuten. Schlussfolgerungen: In dieser Untersuchung wurde<br />
ein breites Spektrum von ABP identifiziert (4), so auch bei Arzneimittelgruppen,<br />
die beim MS eingesetzt werden. Der Apotheker spielt beim<br />
Erkennen und Lösen von ABP eine bedeutende Rolle. Eine wichtige Aufgabe<br />
ist die Erkennung von potenziellen Interaktionen, vor allem wenn<br />
mehrere ¾rzte in die Therapie involviert sind. Referenzen: (1) van Mil F.<br />
et al. Arzneimittelbezogene Probleme in der öffentlichen Apotheke.<br />
Pharm Ztg. 2001;146 (16):1308 – 14 (2) Johnson JA, Bootman JL. Drugrelated<br />
morbidity and mortality and the economic impact <strong>of</strong> pharmaceutical<br />
care. Am J Health-Syst Pharm. 1997; 54 (5):554 – 8 (3) Schaefer<br />
M. Discussing basic principles for a coding system <strong>of</strong> drug-related problems:<br />
the case <strong>of</strong> Pi-Doc. Pharm World Sci. 2002; 24 (4):120 – 7 (4)<br />
Griese N, Hämmerlein A, Schulz M. Ergebnisse der Aktionswoche Arzneimittelbezogene<br />
Probleme. Pharm Ztg.2006;151<br />
P113<br />
NovoPen Ò 4 ist im Vergleich mit OptiClik Ò<br />
leichter zu schulen, intuitiver im Gebrauch und<br />
wird von Patienten bevorzugt<br />
Asakura T 1 , Seino H 1 , Rendschmidt T 2 , Jensen KH 3<br />
1 Ohta Nishinouchi Hospital, Nishinouchi, Japan, 2 Novo<br />
Nordisk Pharma GmbH, Medizin, Mainz, Germany, 3 Novo<br />
Nordisk A/S, Virum, Denmark<br />
Fragestellung: In dieser randomisierten, kontrollierten, <strong>of</strong>fenen Cross-<br />
Over Studie wurden Handhabbarkeit, intuitive Erfassbarkeit, Schulungszeit<br />
und Wahrnehmung von NovoPen Ò 4 und OptiClik Ò miteinander<br />
verglichen. Methodik: 35 Patienten mit Diabetes (Alter 56,7 € 13,9 Jahre,<br />
57% Männer) ohne Erfahrung mit Insulinpens erhielten randomisiert<br />
zunächst NovoPen Ò 4 oder OptiClik Ò und wechselten danach zum jeweils<br />
anderen Pen. Eine Häfte der Patienten wurde gemäß Gebrauchsinformation<br />
in der Handhabung der Pens geschult und die jeweils dafür<br />
benötigte Schulungszeit wurde bestimmt. Die andere Hälfte der Patienten<br />
wurde ohne vorherige Schulung aufgefordert, eine Penpatrone einzulegen,<br />
eine definierte Dosis einzustellen und eine simulierte Injektion<br />
in einen Schwamm durchzuführen, um die Intuitivität der Handhabung<br />
zu erfassen. Nachdem die Patienten mit beiden Pens vertraut waren,<br />
wurde die subjektive Wahrnehmung der Injektionshilfen mittels spezifischer<br />
Fragebögen erfasst. Ergebnisse: Die Schulungszeit für NovoPen Ò<br />
4 war signifikant kürzer im Vergleich zu OptiClik Ò (n = 15; p < 0,05).<br />
Signifikant mehr Patienten waren ohne Schlung objektiv in der Lage,<br />
mit NovoPen Ò 4 eine korrekte Injektion durchzuführen (94% vs. 56%<br />
mit OptiClik Ò ; n = 17; p < 0,01). Eine größere Anzahl von Patienten fühlte<br />
sich subjektiv sicher, mit NovoPen Ò 4 eine Injektion ohne vorherige<br />
Erklärung durchzuführen (89% vs. 28% mit OptiClik Ò ; n = 18; p < 0,001)<br />
und fand NovoPen Ò 4 leichter zu erlernen (83% vs. 6%; p < 0,0001),<br />
leichter zu handhaben (74% vs. 14%; p < 0,001), weniger leicht fehlzubedienen<br />
(69% vs. 11%, p < 0,001) und sicherer zu bedienen (71% vs. 3%,<br />
p < 0,00001) im Vergleich mit OptiClik Ò . Weiter hatte NovoPen Ò 4 in der<br />
Wahrnehmung der Patienten das zweckmäßigere Aussehen sowie die<br />
geeignetere Größe und war besser praktikabel für den Einsatz in der<br />
Öffentlichkeit im Vergleich zu OptiClik Ò . Insgesamt zogen die Patienten<br />
NovoPen Ò 4 dem OptiClik Ò vor (91% vs. 6%; p < 0,00001). Schlussfolgerung:<br />
Die Studie zeigt, dass NovoPen Ò 4 leichter und signifikant schneller<br />
schulbar sowie von den Patienten intuitiver zu bedienen ist als OptiClik<br />
Ò Die höhere Benutzerfreundlichkeit und die Zeitersparnis bei der<br />
Verwendung von NovoPen Ò 4 erlaubt Schulungspersonal und Patienten,<br />
sich vermehrt der Optimierung der St<strong>of</strong>fwechseleinstellung zuzuwenden<br />
und erleichtert Patienten den Einstieg in eine Insulintherapie.<br />
P114<br />
Hypoglykämien unter Insulin als<br />
Hospitalisierungsgrund – Analyse von<br />
Diabeteseinstellung, Compliancefehlern,<br />
erforderlichen Dosiskorrekturen und weiteren<br />
Faktoren in einem Pharmakovigilanzzentrum<br />
(PVZ)<br />
Reimann IR 1 , Henzgen B 1 , Hippius M 1 , Fünfstück R 2<br />
1 Institut für Klinische Pharmakologie der FSU, Jena,<br />
Germany, 2 Klinik für Innere Medizin I, Sophien- und<br />
Hufeland-Klinikum, Weimar, Germany<br />
Fragestellung: Schwerwiegende Hypoglykämien zählen zu den häufigsten<br />
unerwünschten Arzneimittelereignissen (UAE) die zur Krankenhausaufnahme<br />
(KHA) führen. Unter dem Aspekt der potentiellen Vermeidbarkeit<br />
solcher KHA sollten Patienten mit insulinbedingten Hypoglykämien,<br />
i. d. R. hypoglykämischem Schock (HYPO), aus dem Datenbestand<br />
eines regionalen PVZ (Gefördert durch BfArM, Fo2.1 – 68502 – 201) hinsichtlich<br />
St<strong>of</strong>fwechsellage, erforderlichen Dosiskorrekturen sowie Fehlern<br />
des Patienten im Zusammenhang mit der Anwendung von Insulin<br />
(INS) charakterisiert werden. Methodik: HYPO-bedingte KHA wurden in<br />
einem PVZ über einen Zeitraum von 2 Jahren (2005 – 2006) analysiert.<br />
Datenerfassung, Terminologie, Codierung und Bewertung der Fälle incl.<br />
Kausalitätsassessment nach BØgaud erfolgten nach einheitlichem Studienprotokoll.<br />
Für die Teststatistik wurden gängige statistische Verfahren<br />
entsprechend der Datenstruktur gewählt (z. B. chi 2 -Test, Mann-Whitney-<br />
U-Test). Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum kamen 168 Patienten<br />
mit schwerer Hypoglykämie/hypoglykämischem Schock zur stationären<br />
Aufnahme, davon 133 Patienten unter INS, Anzahl Männer/Frauen<br />
= 50/83, Alter 34,1 – 87,7, Median 67,5 Jahre/36,2 – 97,6, Median 82,1<br />
Jahre. Aktuelle HbA1c-Werte lagen zwischen 3,7 und 12,4, Median 6,8%<br />
bei Patienten mit INS ohne orale Antidiabetika (OAD) (Gruppe A) und<br />
zwischen 5,2 und 8,8, Median 6,7% bei den Patienten mit INS + OAD<br />
(Gruppe B). Die Kreatininclearance (CLcr nach Cockcr<strong>of</strong>t-Gault) betrug in<br />
den Gruppen A und B bei 67,8 und 57,1% weniger als 60, bei 13,3 und<br />
9,5% weniger als 30 ml/min/1,73 m 2 . Frauen waren häufiger betr<strong>of</strong>fen als<br />
Männer (60,0 vs. 40% und 16,9 vs. 5,0%, p = 0,003). Insgesamt wurden<br />
bei INS-behandelten Patienten häufiger Compliancefehler (CF) registriert<br />
als bei alleiniger OAD-Gabe (58,6 vs. 23,5%, p < 0,001), 60,2% unter<br />
INS allein, 52,0% unter INS + OAD (p = 0,454). Bei 131 Patienten konnte<br />
die INS-Therapie bei Aufnahme und Entlassung verglichen werden: Korrekturen<br />
in der INS-Therapie (¾nderungen in Dosierung und/oder Auswahl<br />
der Insuline) wurden in 85,5% der Fälle vorgenommen, ohne CF in<br />
88,9% vs. 83,1% mit CF (p = 0,356). Bei relativen INS-Tagesdosen zwischen<br />
0,18 und 1,84, Median 0,65 IE/kg in Gruppe A und zwischen 0,08<br />
und 2,00, Median 0,62 IE/kg in Gruppe B wurde die Gesamtinsulindosis<br />
im Median um 10 bzw. 16 IE/Tag reduziert, in Einzelfällen bis zu 95 bzw.<br />
94 IE/Tag in beiden Gruppen. In Gruppe B (n = 25) wurde, ggf. zusätzlich<br />
zur INS-Korrektur, bei 17 Patienten die OAD-Therapie reduziert oder<br />
ganz abgesetzt. Schlussfolgerung: Compliancefehler incl. Fehler bezüglich<br />
der Mahlzeiten spielten bei mehr als der Hälfte der untersuchten<br />
HYPO-Fälle eine Rolle. Unabhängig davon lag der Anteil <strong>of</strong>fenbar korrekturbedürftiger<br />
INS-Regimes sowohl ohne als auch mit OAD um die 85%.<br />
Ansatzpunkte für eine Senkung der Zahl HYPO-bedingten KHA finden<br />
sich neben besserer Schulung der Patienten ggf. in stärkerer Berücksichtigung<br />
von Alter und Nierenfunktion bei der Therapieeinstellung.<br />
P115<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Online-Fortbildung Diabetes: Wissenslücken auf<br />
der Spur!<br />
Dicken HD 1 , Babel C 2 , Baehring T 2 , Scherbaum WA 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum DDZ, Deutsche Diabetes<br />
Klinik, Düsseldorf, Germany, 2 Universitätsklinikum<br />
Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und<br />
Rheumatologie, Düsseldorf, Germany<br />
Im Rahmen der ärztlichen Fortbildungsverpflichtungen werden von den<br />
¾rztekammern interaktive Online-Fortbildungen zertifiziert und die erfolgreiche<br />
Teilnahme mit Fortbildungspunkten honoriert. Für das Themengebiet<br />
Diabetes mellitus wurde am Deutschen Diabetes-Zentrum<br />
das System Diabetes-cme.de entwickelt und über das Internet angeboten.<br />
Wie wird diese neue Fortbildungsform genutzt, welche Themengebiete<br />
werden am häufigsten bearbeitet und wie sind die Erfolgsquoten?<br />
Die interaktive, strukturierte Fortbildung www.diabetes-cme.de<br />
basiert auf den evidenz-basierten Leitlinien der DDG. Sie beinhaltet derzeit<br />
fünfzehn diabetesrelevante Kurse und ist seit dem Jahr 2003 im<br />
Internet verfügbar. Dafür wurde eine modulare und interaktive inhaltliche<br />
Struktur sowie eine neuartige Technologie für das Datenmanagement<br />
entwickelt. Diese ermöglicht eine eindeutige Nutzeridentifikation
und den Ausdruck von Bescheinigungen über erfolgreiche Wissenstests<br />
direkt online. Somit ist eine vollständige Nutzung des Systems ohne<br />
Medienbruch gewährleistet. Im Zeitraum von Juli 2003 bis Dezember<br />
2006 haben 2300 Nutzer insgesamt 5500 Wissenstests abgelegt. 51%<br />
der Nutzer sind niedergelassene ¾rzte, 25% kommen aus dem klinischen<br />
Bereich, weitere Nutzer sind medizinisches Fachpersonal und Apotheker.<br />
Das inhaltliche Interesse ist fokussiert: 40% der Wissenstests wurde<br />
in 4 der 15 Kurse absolviert. Es handelt sich hierbei um die Kurse, die<br />
sich der Diagnostik und Therapie, sowie der Epidemiologie des Diabetes<br />
im Allgemeinen widmen. Während diese Themen mit überdurchschittlicher<br />
Häufigkeit bearbeitet wurden, wurden speziellere Themen, wie<br />
die diabetische Retinopathie, Neuropathien oder das diabetische Fusssyndrom<br />
weniger häufig bearbeitet (ca. 5% je Kurs). Desweiteren zeigte<br />
sich, dass die Erfolgsquote der Wissenstests bei den Themen zur Therapie<br />
des Diabetes (Typ 1 und Typ 2) mit etwa 75% besonders niedrig ist.<br />
Andere Themen liegen bei über 90%. Die beobachtete Nutzungshäufigkeit<br />
der Kurse spiegelt die Schwerpunkte der ärztlichen Tätigkeiten wider.<br />
Die Erfolgsquote bei den Wissenstests zeigt demgegenüber, dass bei<br />
der Therapie des Diabetes ein erheblicher Fortbildungsbedarf besteht.<br />
Die Evaluation des Nutzerverhaltens sowie die statistische Analyse der<br />
abgelegten Wissenstests liefern wichtige Hinweise auf die Bedürfnisse<br />
der Nutzer und für die Weiterentwicklung des Systems. Die Qualität der<br />
Inhalte, Aktualität und Zielgruppenorientierung sind entscheidende Erfolgsfaktoren.<br />
Drei zukünftige Themen sind derzeit als Erweiterung der<br />
Fortbildung in Bearbeitung: Bewegung und Sport bei Diabetes mellitus,<br />
Diabetes und Fettst<strong>of</strong>fwechsel sowie Schwangerschaft und Diabetes<br />
mellitus, da hierzu neue Leitlinien als inhaltliche Basis vorliegen.<br />
P116<br />
Ergebnisse einer Online-Befragung zur Nutzung<br />
von diabetesspezifischen<br />
Informationsangeboten und Medien<br />
Lindl<strong>of</strong>f K 1 , Baehring T 1 , Scherbaum WA 1<br />
1<br />
Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Menschen mit chronischen Erkrankungen haben angesichts<br />
langjähriger Betr<strong>of</strong>fenheit, neuer Therapiemöglichkeiten und gesundheitspolitischen<br />
Veränderungen ein großes Informationsbedürfnis<br />
nach vertrauenswürdigen Einschätzungen und Behandlungsoptionen.<br />
Wir fragten hier nach Zufriedenheit und Akzeptanz von diabetesspezifischen<br />
Informationsangeboten im Internet. Methodik: Online-Umfrage<br />
auf www.diabetes-deutschland.de für die Dauer von zwei Monaten von<br />
24. Oktober bis 23. Dezember 2006. Die Einladung erfolgte mittels einer<br />
Meldung auf der Startseite sowie zwei Einladungen über einen eigenen<br />
Newsletter mit 12.000 Abonnenten. Das Interview bestand überwiegend<br />
aus standardisierten Antwortmöglichkeiten und einigen <strong>of</strong>fenen Fragen.<br />
Ergebnisse: Es wurden 1.510 Teilnehmer registriert, 1.065 füllten den<br />
Online-Fragebogen vollständig aus. Die durchschnittliche Teilnahmezeit<br />
betrug 8,85 Minuten. 85% gaben an, von Diabetes direkt oder indirekt<br />
betr<strong>of</strong>fen zu sein. 58% von Typ 2 Diabetes, 38% Typ von 1 Diabetes. 60%<br />
gaben an, das Internet mindestens einmal pro Woche zu nutzen, um<br />
mehr über Diabetes zu erfahren. 40% berichteten zwei oder drei Diabetes-Seiten<br />
aufzusuchen, 33% mehr als drei. Vertrauenswürdigkeit und<br />
Qualität wurden bewertet besonders nach Aktualität der Texte (69%),<br />
nach Anbieter (58%), Autorenqualifikation (50%), sowie Trennung von<br />
redaktionellem Inhalt und Werbung. Für die Informationssuche steht<br />
nach Angaben der Befragten in punkto Vertrauenswürdigkeit das Gespräch<br />
mit dem Arzt oder der ¾rztin ganz oben (76% gaben Vertrauen<br />
bis sehr gutes Vertrauen an). Online-Angebote liegen in dieser Befragung<br />
vom Grad des Vertrauens gleichauf mit Informationen aus Büchern<br />
(47% Vertrauen bis sehr großes Vertrauen), vor denen von Krankenkassen<br />
(34%) oder Pharmaherstellern (18%). Als Qualitätskennzeichen dienen<br />
Aktualität der Texte und Daten (67%), Ansehen des Anbieters (58%),<br />
Qualifikation der Autoren (50%), Trennung von Inhalt und Werbung<br />
(41%) sowie Qualitätssiegel (14%). Aufgesucht werden die Diabetes-Seiten<br />
nach Angaben der Befragten zu 38% via Suchmaschinen. Schlussfolgerung:<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die persönliche Informationsgewinnung<br />
über den Arzt das größte Vertrauen genießt. Internet als<br />
Quelle für Diabetesinformationen wird bei dieser Befragung als ähnlich<br />
vertrauenswürdig eingeschätzt wie Information aus Büchern. Mindestens<br />
zwei oder drei verschiedene Diabetes-Sites werden von den Teilnehmern<br />
genutzt. Bei der Bewertung von Diabetes-Portalen wird besonders<br />
gefordert, dass Informationen von vertrauenswürdigen Anbietern<br />
und qualifizierten Autoren angeboten werden und die Texte und Daten<br />
aktuell sind. Diese Anforderungen werden von Diabetes-Deutschland.de<br />
erfüllt.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P117<br />
Diabetikerversorgung in Deutschland – Aktuelle<br />
Trends bei den DMP Diabetes<br />
Neufang-Sahr A 1 , Baehring T 2 , Scherbaum WA 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum Düsseldorf, Klinische<br />
Abteilung, Düsseldorf, Germany, 2 Deutsches Diabetes-<br />
Zentrum Düsseldorf, Deutsche Diabetes Klinik, Düsseldorf,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Wie haben sich die Einschreiberaten der ¾rzte und Kliniken<br />
beim DMP Diabetes in den letzten Jahren entwickelt? Welchen<br />
Stellenwert hat das DMP Diabetes Typ 2 erlangt? Konnten regionale<br />
Unterschiede angeglichen werden? Methodik: Die Strukturdaten zu<br />
den DMP Diabetes Typ 2 und Typ 1 wurden auf nationaler Ebene seit<br />
2005 systematisch erfasst und ausgewertet. Qualitätsgesicherte Daten<br />
über die ambulanten Versorgungsstrukturen (Hausärzte, Internisten,<br />
Schwerpunktpraxen, Einschreiberaten DMP) wurden den Webseiten<br />
der Kassenärztlichen Vereinigungen, der ¾rztekammern und des Bundesvesicherungsamtes<br />
(BVA) entnommen. Vervollständigt und verifiziert<br />
wurden diese Daten durch telefonische und schriftliche Anfragen.<br />
Die Daten für den stationären Bereich wurden von den Allgemeinen<br />
Ortskrankenkassen zur Verfügung gestellt. Diese Daten wurden bezogen<br />
auf die Einwohnerdichte der Bundesländer regional berechnet, und mit<br />
der Erhebung von 2005 verglichen. Damit kann die zeitliche und regionale<br />
Entwicklung der DMP’s analysiert werden. Ergebnisse: Seit der<br />
bundesweiten Einführung der DMP Diabetes Typ 2 im Jahr 2003 haben<br />
sich bis 2007 83% aller Hausärzte in Deutschland eingeschrieben (2005:<br />
75%). Die Zahl der Vertragsabschlüsse auf Seiten der Leistungserbringer<br />
steigt weiter an, von 40.500 (2005) auf 43.000 (2007). Regionale Unterschiede<br />
auf der Versorgungsebene 1 (Koordinierender Arzt) wurden von<br />
2005 bis 2007 verringert, der bundesweite Durchschnitt liegt gegenwärtig<br />
bei 52,2 pro 100.000 Einwohner und variiert zwischen 38,9 in Berlin<br />
und 60,2 in Mecklenburg-Vorpommern. Die Versorgungsebenen 2 und 3<br />
(diabetologische Schwerpunktpraxen und DMP-Kliniken) gleichen sich<br />
weiter an. Die Zahl der Schwerpunktpraxen plus der Kliniken je 100.000<br />
Einwohner variiert zwischen 1,5 (Hamburg) und 3,1 (Rheinland-Pfalz).<br />
Die Daten zu DMP-Strukturen für den Typ 1 liegen bisher noch nicht<br />
flächendeckend vor. Schlussfolgerung: Die Daten zeigen, dass sich die<br />
regionalen Unterschiede, im ambulanten und stationären Versorgungsbereich<br />
von 2005 auf 2007 verringerten. Insgesamt gibt es einen, sich<br />
verlangsamenden Anstieg der Einschreiberaten. Da die DMP-Verträge<br />
von den teilnehmenden ¾rzten eine regelmäßige Fortbildungen sowie<br />
medizinische Behandlungsstandards in der Diabetologie fordern, kann<br />
eine strukturelle Qualitätssteigerung der Diabetesversorgung in der Fläche<br />
vermutet werden. Dieser Survey wird jährlich aktualisiert und als<br />
„Diabetes Care Monitor“ online publiziert.<br />
Gesundheitspolitik, Versorgungsmodelle,<br />
Qualitätsmanagement 2<br />
P118<br />
Führt das DMP Typ 2 Diabetes zu besseren<br />
HbA1c- und Blutdruckwerten? Eine Analyse<br />
anhand der veröffentlichten<br />
Qualitätssicherungsberichte<br />
Schramm W 1<br />
1 EUMEDES, Krailling, Germany<br />
Hintergrund: Das Bundesversicherungsamt verlangt für das DMP Typ 2<br />
Diabetes eine regelmässige Qualitätsberichterstattung ab 2004 anhand<br />
definierter Kriterien. Fragestellung: Durch eine systematische Auswertung<br />
der veröffentlichten Qualitätssicherungsberichte soll die eventuelle<br />
Verbesserung der Versorgung von Typ 2 Diabetikern anhand der Parameter<br />
HbA1c und Blutdruck aufgezeigt werden. Methoden: Alle verfübaren<br />
Qualitätssicherungsberichte wurden systematisch nach HbA1cund<br />
Blutdruckdaten ausgewertet. Die Ergebnisse wurden geographisch<br />
und tabellarisch aufbereitet und durch weitere öffentlich zugängige<br />
Quellen ergänzt. Stichtag für die Auswertung war der 31. Dezember<br />
2006. Ergebnisse: Insgesamt ergeben sich nur geringe ¾nderungen der<br />
Einstellungsqualität. In einer Reihe von Bundesländern kann eine nominelle<br />
Verschlechterung der Zielparameter belegt werden. Schlussfolgerung:<br />
In den meisten Bundesländern ist gemessen anhand der Parameter<br />
HbA1c und Blutdruck keine relevante Verbesserung der Versorgung<br />
eingetreten. Anhand der Qualitätssicherungsberichte ist es nicht möglich,<br />
Verbesserungen oder Verschlechterungen in den Zielparametern<br />
auf das DMP Typ 2 Diabetes zurückzuführen.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S37
S38 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P119<br />
Behandlungsqualität von geriatrischen Patienten<br />
mit Diabetes mellitus<br />
Abel A 1 , Braun A 1 , Wittmann-Jennewein C 1 , Zieschang T 1 ,<br />
Oster P 1<br />
1 Bethanien Krankenhaus, Geriatrische Abteilung an der<br />
Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany<br />
Wichtigstes Therapieziel für geriatrische Pat. mit Diabetes mellitus (DM)<br />
ist die Bewahrung der Lebensqualität. Ziel der Studie war eine systematische<br />
Erfassung der Behandlungsqualität und Therapiezufriedenheit<br />
von Pat. mit Diabetes mellitus, die sukzessiv aus verschiedenen häuslichen<br />
Versorgungsstrukturen in die Akutgeriatrie eingewiesen wurden<br />
(Pflegeheim, Sozialdienst, betreutes Wohnen, familiär versorgt, selbständig).<br />
Methoden: Bei 94 Pat. mit DM wurde strukturiert St<strong>of</strong>fwechselqualität<br />
(HbA1c), diabetesbezogene Behandlung, Ernährungssituation<br />
(MNA), Therapiezufriedenheit (Bradley) und Pflegebedürftigkeit (Barthel-<strong>Index</strong>)<br />
erfasst (Alter: 80,6 € 6,2 J., HbA1c-Wert 7,5 € 1,6%, Diabetesdauer<br />
10,2 (0,01 – 51,7) J., Body-mass-<strong>Index</strong> 25,7 € 5,1 kg/m 2 , Waist-Hip-<br />
Ratio 0,99 € 0,09). 33 Patienten erhielten eine rein diätetische Therapie,<br />
27 orale Antidiabetika (OAD), 26 Insulin und 8 eine Kombinationstherapie<br />
Insulin+ OAD. Ergebnisse: 67 von 94 Pat. (71,3%) haben einen<br />
HbA1c-Wert £ 8% entsprechend den Empfehlungen der Leitlinien der<br />
Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) „Diabetes im Alter“. Pflegeheimbewohner<br />
haben einen vergleichbar guten HbA1c-Wert (7,6 € 1,7vs.<br />
7,7 € 1,9, n. s.) und eine vergleichbar gute Therapiezufriedenheit<br />
(26,1 € 6,9 vs. 30,6 € 5,6 Punkte, n. s.) wie Pat., die sich selbständig versorgen,<br />
allerdings zeigen sie eine deutlich höhere Pflegebedürftigkeit<br />
(Barthel-<strong>Index</strong>: 22,1 € 25,1 vs. 61,9 € 28,9Punkte, p < 0,01), eine schlechtere<br />
Mobilität (Tinetti: 2 (0 – 17) vs. 13 (0 – 27) Punkte, p < 0,01), ein<br />
schlechteres diabetesbezogenes Wissen (1,9 € 2,6vs. 6,3 € 2,7 Punkte,<br />
p < 0,01), schlechtere kognitive Leistungen (MMSE, SPMSQ, p < 0,01)<br />
und häufiger depressive Verstimmungen (GDS 15); p < 0,05. Bessere kognitive<br />
Fähigkeiten korrelierten mit einem besseren diabetesbezogenen<br />
Wissen (r = 0,49; p < 0,001), nicht aber mit der Behandlungsqualität (gemessen<br />
am HbA1c-Wert). Schlussfolgerung: Pflegeheimbewohner haben<br />
eine vergleichbar gute St<strong>of</strong>fwechselqualität wie Pat. die sich selbständig<br />
versorgen. 64% der Pflegeheimbewohner erreichen einen<br />
HbA1c-Wert < 8% entsprechend den Empfehlungen der Leitlinien der<br />
DDG.<br />
P120<br />
Vergleich der Therapiequalität des Typ 2<br />
Diabetes im Rahmen einer Diabetesvereinbarung<br />
auf der Grundlage von Praxisleitlinien mit der<br />
Qualität der Therapie ohne eine solche<br />
Vereinbarung: Die DIG-Studie (Diabetes in<br />
Germany)<br />
Ott P 1 , Benke I 1 , Köhler C 1 , Hanefeld M 1<br />
1 Zentrum für Klinische Studien, Forschungsbereich<br />
St<strong>of</strong>fwechsel und Endokrinologie, Dresden, Germany<br />
Ziel: Bereits vor der deutschlandweiten Einführung von DMP-Programm<br />
zur Betreuung von Typ 2 Diabetikern wurden in Sachsen Leitlinien für<br />
die Therapie von Typ 2 Diabetikern entwickelt und entsprechende Verträge<br />
(3. Sächsische Diabetesvereinbarung zwischen Krankenkassen und<br />
Kassenärztlicher Vereinigung von 1999) auf dieser Basis geschlossen.<br />
Dieses funktionierende Disease-Management in Sachsen bestand aus<br />
drei Säulen: den Leitlinien als Wissensbasis, der integrierten Versorgung<br />
(sektorenübergreifendes Gesundheitsversorgungssystem) und einem<br />
kontinuierlichem Qualitätsmanagement in ebenenübergreifenden Qualitätszirkeln.<br />
DIG ist eine deutschlandweite prospektive Studie zu Morbidität,<br />
Therapie und Qualität der Therapie von Typ 2-Diabetikern in<br />
ganz Deutschland. In diesem Beitrag werden die Basisdaten (Studienbeginn<br />
2002) mit der Fragestellung analysiert: Zeigen sich Unterschiede<br />
hinsichtlich der Diabetestherapie zwischen Sachsen und einer Vergleichsgruppe<br />
ohne Diabetesvertrag? Untersucht wurde zusätzlich die<br />
Qualität der Therapie von Hypertonie und Fettst<strong>of</strong>fwechselstörung als<br />
weitere wesentliche arteriosklerotische Risik<strong>of</strong>aktoren. Methodik: In<br />
der DIG-Studie wurden insgesamt 4020 Typ 2 Diabetiker (35 bis 80 J.)<br />
aus 238 Praxen deutschlandweit erfasst. Ausgewertet wurden 72 Praxen<br />
(1181 Patienten) aus Sachsen – Gruppe S sowie als Vergleichsgruppe 132<br />
Praxen (2133 Patienten) aus den alten Bundesländern – Gruppe V. Ergebnisse:<br />
Beide Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich der Diabetesdauer<br />
(Gruppe S: 8,3 vs. Gruppe V: 7,9 Jahre) aber hinsichtlich des<br />
BMI (30,5 vs. 30, 8 kg/m 2 ). HbA1c (6,75 vs. 7,13%) und NBZ (7,3 vs.<br />
7,7 mmol/l) waren in Sachsen signifikant besser (p < 0,01). Diese Unterschiede<br />
blieben auch nach Adjustierung auf BMI und Diabetesdauer signifikant<br />
(p < 0,01). Keine Unterschiede bestanden hinsichtlich des post-<br />
prandialen BZ (9,1 vs.9,3 mmol/l), der Blutdruckeinstellung (140,2/81,8<br />
vs. 139,2/81,9 mm Hg), sowie der Fettst<strong>of</strong>fwechselparameter (Chol:5,6<br />
vs. 5,5 mmol/l, LDL-Chol: 3,2 vs. 3,3 mmol/l, HDL-Chol: 1,4 vs.<br />
1,3 mmol/l, TG:2,3 vs. 2,3 mmol/l). Die Häufigkeit manifester makrovaskulärer<br />
Erkrankungen bezogen auf einhundert untersuchte Patienten lag<br />
in Sachsen bei 11,6 und damit signifikant niedriger als in der Vergleichsgruppe<br />
mit 17,2 Betr<strong>of</strong>fenen. Schlussfolgerungen: Disease-Management<br />
auf der Basis von Praxisleitlienen und integrierter Versorgung<br />
wie in Sachsen in der Vergangenheit praktiziert ist ein geeignetes Instrument<br />
zur Verbesserung der Betreuungsqualität. Zum Zeitpunkt der<br />
Datenerhebung zeigte sich dies am Zielparameter Glykämielage. Die<br />
Erweiterung des glukozentrischen Weltbildes auf die Therapie des gesamten<br />
Risikoclusters von Typ 2 Diabetikern konnte zum Untersuchungszeitraum<br />
noch nicht in die tägliche Praxis umgesetzt werden.<br />
Interessant wird der weitere Verlauf der Therapiequalität bei Typ 2 Diabetes<br />
unter den Bedingungen der deutschlandweiten Installierung der<br />
DMP-Programme sein.<br />
P121<br />
Geschlechtsunterschiede bei der Behandlung<br />
kardiovaskulärer Risik<strong>of</strong>aktoren bei<br />
hypertensiven Patienten mit Typ-2-Diabetes<br />
mellitus in der täglichen Praxis<br />
Jungmann E 1 , Bolle J 1 , Schmitz C 1 , Snelting U 1<br />
1 St. Vinzenz Hospital Rheda-Wiedenbrück, Schwerpunkt<br />
Diabetes-Endokrinologie, Rheda-Wiedenbrück, Germany<br />
Fragestellung: Patienten mit Diabetes mellitus, insbesondere hypertensive<br />
Typ-2-diabetische Patienten, weisen eine deutlich erhöhte kardiovaskuläre<br />
Mortalität auf. Dabei wird es jedoch zunehmend deutlicher,<br />
dass bei diabetischen Frauen beeinflussbare kardiovaskuläre Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
wie Hypertonie und Hyperlipidämie weniger intensiv therapiert<br />
werden als bei diabetischen Männern. Es sollten daher bei unseren Typ-<br />
2-diabetischen Patienten mögliche Geschlechtsunterschiede beim Risikomanagement<br />
der Folgekrankheiten des Typ-2-Diabetes mellitus in der<br />
täglichen Praxis überprüft werden. Methodik: Bei 193 Typ-2-diabetischen<br />
Patienten (97 Frauen, 96 Männer, Alter: 64 € 7 Jahre [€ SE]), die<br />
zwischen 2004 und 2005 zu Beginn oder Optimierung einer Insulintherapie<br />
von ihren Hausärzten unserem Schwerpunkt zugewiesen wurden,<br />
wurden klinische und St<strong>of</strong>fwechseldaten sowie die vorbestehende medikamentöse<br />
Therapie evaluiert. Ergebnisse: 86% der erfassten Patienten<br />
wiesen eine Hypertonie auf, 47% eine Mikroalbuminurie. 28% der<br />
Männer und 25% der Frauen hatten bereits eine eingeschränkte Nierenfunktion<br />
(E-GFR < 60 ml/min). Bei 9% der Patienten war die Hypertonie<br />
unbehandelt. Bei mikroalbuminurischen Frauen war die bekannte Diabetesdauer<br />
länger als bei Männern (12 € 10 vs. 8 € 7 Jahre, p < 0,01). Trotz<br />
stärker ausgeprägter Hyperlipidämie erhielten Frauen seltener als Männer<br />
eine lipidsenkende oder ASS-Therapie (28 vs. 35% bzw. 54 vs. 28%,<br />
p < 0,05). Trotz höherer Blutdruckwerte (p < 0,05) wurden Frauen seltener<br />
mit ACE-Hemmern/Sartanen (66 vs. 73%, p < 0,05), Diuretika oder<br />
ß-Blockern (43 vs. 60%, p < 0,05) behandelt, jedoch häufiger mit Calciumantagonisten<br />
(32 vs. 19%, p < 0,01). Schlussfolgerungen: Patientinnen<br />
mit Diabetes mellitus verlieren den mit dem weiblichen Geschlecht<br />
verbundenen Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen. Obgleich bei<br />
Patientinnen mit Typ-2-Diabetes eine Mikroalbuminurie als Zeichen der<br />
angiopathischen oder nephropathischen Schädigung möglicherweise<br />
erst später entsteht als bei Patienten, gibt es bei den Patientinnen unserer<br />
Untersuchung, bei bereits gleicher Häufigkeit einer beginnenden<br />
Niereninsuffizienz, erhebliche Defizite in der täglichen Praxis im Risikomanagement<br />
der Folgekrankheit des Typ-2-Diabetes mellitus.<br />
P122<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
TeleAdi* – Entwicklung und Evaluation eines<br />
Langzeit-telemedizinischen Betreuungsmodells<br />
für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und<br />
Adipositas<br />
Beltschikow W 1 , Radón S 1 , Kramer G 1 , Heiland S 1 ,<br />
Berndt RD 2 , Schmiedel R 2 , Schiel R 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany,<br />
2 Infokom, Informations- und Kommunikationsgesellschaft<br />
mbH, Neubrandenburg, Germany<br />
Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas unter Schulkindern beträgt<br />
heute bis zu 20%. Ziel des Projektes TeleAdi war die Entwicklung<br />
und Evaluation eines Langzeitbetreuungsmodells. Methoden: In der<br />
ersten Phase von TeleAdi wurde ein interdisziplinäres strukturiertes Behandlungs-<br />
und Schulungsprogramm (SBSP) mit theoretischen, prakti-
schen, psychologischen und erlebnispädagogischen Inhalten entwickelt<br />
und evaluiert. Nach stationärer Teilnahme der Patienten am SBSP erfolgt<br />
die ambulante Langzeitbetreuung: Via E-mail, SMS oder telefonisch werden<br />
Therapiedaten an einen zentralen Server übertragen und mit einem<br />
Auswertealgorithmus analysiert. Probleme werden standardisiert identifiziert,<br />
an den Projektarzt übertragen und eine zielgerichtete Intervention<br />
eingeleitet. Insgesamt 140 Kinder und Jugendliche (Alter 13,7 € 2,5<br />
Jahre, 56% Mädchen, BMI 30,5 € 5,6 kg/m 2 , BMI-SDS 2,44 € 0,55) wurden<br />
vom 24.06.2005 bis zum 30.04.2006 in die Studie eingeschlossen. Ergebnisse:<br />
Während der Teilnahme am stationären SBSP über 36,2 € 8,1<br />
Tage sanken der BMI und der BMI-SDS auf 27,9 € 5,0 kg/m 2 (p < 0,001)<br />
und 2,11 € 0,62 (p < 0,001). Die Akzeptanz während der 12-monatigen<br />
telemedizinischen Betreuungsphase betrug 74%. BMI und BMI-SDS blieben<br />
über diesen Zeitraum konstant (3 Monate BMI 27,7 € 5,8 kg/m 2 ,<br />
p = 0,408, BMI-SDS 1,94 € 0,85, p = 0,0002, 6 Mo. BMI 27,2 € 4,8 kg/m 2 ,<br />
p < 0,001, BMI-SDS 1,80 € 0,80, p < 0,001, 9 Mo. BMI 27,6 € kg/m 2 ,<br />
p = 0,056, BMI-SDS 1,82 € 0,64, p < 0,001, 12 Mo. BMI 27,7 € 5,1 kg/m 2 ,<br />
p = 0,117, BMI-SDS 1,88 € 0,82, p = 0,030). Die Notwendigkeit erneuter<br />
spezifischer Intervention während der telemedizinischen Betreuungsphase<br />
ergab sich bei 10% der Patienten aufgrund einer Verschlechterung<br />
des allgemeinen Wohlbefindens (standardisiert mit Fragebögen erfasst),<br />
bei 1% wegen negativer Depressivitätsscores, bei 2% wegen Problemen<br />
hinsichtlich der Motivation, bei 2% aufgrund von Ernährungsproblemen,<br />
aber bei 48% bzw. 40% aufgrund von Defiziten hinsichtlich der Durchführung<br />
konsequenten Muskelaufbau- und Ausdauertrainings. Schlussfolgerungen:<br />
Telemedizinische Langzeitbetreuung wird von übergewichtigen<br />
und adipösen Kindern und Jugendlichen in hohem Maße akzeptiert.<br />
In Kombination mit einem initialen SBSP ist sie gut geeignet<br />
zur langfristigen Gewichtsreduktion und –Kontrolle. Die größten Problembereiche<br />
bei der „Lifestyle“-¾nderung betreffen die Umstellung<br />
der körperlichen Aktivität. Hier muss die Effektivität der Programme<br />
weiter gesteigert werden. *Mit freundlicher Unterstützung durch das<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Innovationsinitiative<br />
Neue Länder“, DISCO-Konzept.<br />
P123<br />
Vergleich zweier Methoden der<br />
Erkrankungsmodellierung am Beispiel<br />
Nephropathie bei Typ 2 Diabetes mellitus<br />
Weber C 1 , Schramm W 1<br />
1 EUMEDES, Krailling, Germany<br />
Hintergrund: Die etablierten Methoden der Erkrankungsmodellierung –<br />
Entscheidungsbäume, Markov-Modelle und Monte-Carlo-Simulationen<br />
– erfordern eine hohe Abstraktion von der klinischen Realität. Die Discrete<br />
Event Simulation (DES) gilt als ein neuer, viel versprechender<br />
Ansatz um wirklichkeitsgetreuere und damit bessere Modelle zu erstellen.<br />
Ziel: Um zu klären, ob sich mittels DES tatsächlich Vorteile gegenüber<br />
den etablierten Modellierungsmethoden erzielen lassen, wurde<br />
DES in einem strukturierten Vergleich der Markov-Methode gegenübergestellt.<br />
Methoden: Dazu sind zwei strukturgleiche Erkrankungsmodelle<br />
für die diabetische Nephropathie entwickelt worden. Anhand der beiden<br />
Modelle und der Erfahrungen, die während ihrer Erstellung, Evaluierung<br />
und Nutzung gemacht wurden, wurde ein Methodenvergleich<br />
durchgeführt. Die Bewertung erfolgte anhand der Kriterien: Ergebnisqualität<br />
der Modelle, Aufwand für Modellierung sowie Evaluierung, Bedienbarkeit<br />
und Transparenz der Modelle. Das Markov-Modell wurde als<br />
Markov-Prozess, der als Kohortensimulation ausgewertet wird, in Micros<strong>of</strong>t<br />
Excel implementiert. Als Modellierungss<strong>of</strong>tware für das DES-Modell<br />
kam die S<strong>of</strong>tware Rockwell Arena 10 zum Einsatz. Die Umsetzung<br />
der Erkrankung in ein DES-Modell basiert auf miteinander konkurrierenden<br />
Ereignissen, deren Eintrittszeitpunkte den weiteren Verlauf der<br />
Krankheit bestimmen. Dieser Ansatz wurde auf Grund der zu erwartenden<br />
höheren Effektivität und der besseren Abgrenzbarkeit gegenüber<br />
Monte-Carlo-Simulationen einem auf äquidistanten Simulationsschritten<br />
beruhendem Modell bevorzugt. Ergebnisse: Es ist mit beiden Methoden<br />
gelungen, ein funktionstüchtiges Modell zu erstellen, dessen<br />
Ergebnisse einer sorgfältigen Validierung standhielten. Die Prognosen<br />
zum Fortschreiten der Krankheit wurden dabei anhand von externen<br />
Daten für die kumulierte Inzidenz des Akuten Nierenversagens über<br />
einen Zeitraum von 7 Jahren geprüft. Keines der Modelle konnte dabei<br />
eindeutig bessere Ergebnisse liefern. Lediglich die Sensitivitätsanalyse<br />
für sehr hohe Alterswerte zeigt kleine Vorteile für das Markov-Modell.<br />
Jedoch ist der Aufwand für die Modellierung und Evaluierung des DES-<br />
Modells deutlich höher als für das Markov-Modell. Auch im Bereich der<br />
Bedienbarkeit schneidet das DES-Modell, unter anderem auf Grund seiner<br />
hohen Rechenzeit und der mangelnden Transparenz, schlechter ab.<br />
Schlussfolgerung: Die etablierte Methode der Markov-Modellierung<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
zeigt sich dem neuen Ansatz der Discrete Event Simulation überlegen.<br />
Bei geringerem Aufwand führte sie zu einem Modell, das vergleichbare<br />
Ergebnisse liefert, leichter bedienbar und transparenter ist. Jedoch sind<br />
im Rahmen dieser Untersuchung einige Fragen <strong>of</strong>fen geblieben, die einer<br />
eingehenderen Betrachtung in der Zukunft bedürfen.<br />
P124<br />
Die Auswertung des DMP Typ 2 Diabetes aus<br />
Sicht der deskriptiven Statistik<br />
Schramm W 1<br />
1 EUMEDES, Krailling, Germany<br />
Hintergrund: Deskriptive Statistik dient zum Verständnis erhobener<br />
Daten und zur Planung höherer statistischer Auswertungen, da wichtige<br />
Voraussetzungen für die Testanwendung geprüft werden. In den Auswertekriterien<br />
des Bundesversicherungsamts (BVA) zum DMP Typ 2<br />
Diabetes werden konkrete Vorgaben zur deskriptiven Statistik und Auswertung<br />
des DMP Typ 2 Diabetes gemacht. Die Ergebnisdaten des DMP<br />
sollen vor allem in klassierter und aggregierter Form dargestellt werden.<br />
Ziel: Prüfung der Kriterien des BVA anhand der bisher veröffentlichten<br />
Ergebnisse des DMP für die Ergebnisparameter HbA1c und Blutdruck.<br />
Methodik: Alle verfügbaren QS-Berichte des DMP mit Stichtag<br />
31.12.2006 wurden für die Jahre 2004 und 2005 systematisch nach<br />
den Ergebnisparametern HbA1c und Blutdruck ausgewertet. Diese Auswertung<br />
wurde mit Daten aus frei verfügbaren anderen Quellen ergänzt.<br />
Ergebnis: Nur wenige Qualitätsberichte geben Informationen jenseits<br />
der BVA-Kriterien preis. Die Auswertekriterien des BVA sind nicht in<br />
der Lage, Veränderungen in der Versorgungsqualität in den Parametern<br />
HbA1c und Blutdruck zweifelsfrei zu belegen. Grundlegende Anforderungen<br />
einer deskriptiven Statistik werden nicht erfüllt. Insbesondere<br />
werden keine adäquaten Vorgaben zu Varianz und Art der Verteilungskurven<br />
gemacht. Die Klassenbildung der Zielparameter ist zu grob und<br />
kann daher zu Fehlinterpretationen führen. Konkret kann über die graphische<br />
Darstellung von Ergebnisdaten belegt werden, dass verändertes<br />
Dokumentationsverhalten teilnehmender DMP ¾rzte eine verbesserte<br />
Blutdruckeinstellung vortäuschen kann und dass unveränderte Mittelwerte<br />
beim HbA1c mit einer relevanten Verschlechterung der Blutzuckereinstellung<br />
einhergehen können, ohne dass dies durch die BVA-<br />
Kriterien entdeckt werden kann. Schlussfolgerung: Die BVA-Kriterien<br />
sind nicht in der Lage eine sinnvolle Auswertung der für Diabetespatienten<br />
wichtigen Parameter HbA1c und Blutdruck zu gewährleisten. Fehlinterpretationen<br />
diabetesbezogener Ergebnisparameter beim DMP<br />
könnten bereits durch einfache deskriptive graphische Darstellung vermieden<br />
werden.<br />
P125<br />
Behandlungskosten des Diabetes mellitus Typ II<br />
unter Berücksichtigung von weiteren<br />
kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren und<br />
Folgeerkrankungen aus Sicht der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung in Deutschland –<br />
Ergebnisse einer Kostendatenbank im Rahmen<br />
des GEMCAS (GErman Metabolic and<br />
CArdiovascular RiSk Project) Projekts<br />
Fuchs SM 1 , Klauss V 2 , Dieterle C 3 , Hessel F 4 , Wasem J 4 ,<br />
Aidelsburger P 1<br />
1 CAREM GmbH, Sauerlach, Germany, 2 LMU, München,<br />
Kardiologie, Medizinische Poliklinik – Innenstadt, München,<br />
Germany, 3 LMU, München, Abteilung für Diabetes und<br />
Endokrinologie, Medizinische Klinik – Innenstadt, München,<br />
Germany, 4 Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität<br />
Duisburg-Essen, Essen, Germany<br />
Fragestellung: Der Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) ist häufig mit kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren assoziiert und führt zu mikro- und makrovaskulären<br />
Spätfolgen, die zu einer erheblichen Einschränkung der Lebenserwartung<br />
führen können und hohe Kosten verursachen. Der Diabetes<br />
mellitus gehörte im Jahr 2005 mit 2,9% zu den häufigsten Todesursachen<br />
in Deutschland und verursachte im Jahr 2002 Kosten von 5,1<br />
Mrd. C= (Statistisches Bundesamt). Im Rahmen des GEMCAS Projekts<br />
wurde eine Datenbank erstellt, die die Kosten für eine Behandlung des<br />
T2DM unter Berücksichtigung zeitgleich vorliegender Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
und Folgeerkrankungen ausweist. Methodik: Bei der Kostenerhebung<br />
wurde die Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung eingenommen.<br />
Basisjahr der Preiserhebung war das Jahr 2005. Es wurden<br />
jährliche direkte medizinische Kosten erhoben, die ambulante und stationäre<br />
ärztliche Leistungen, Laborleistungen, Arzneimittel, Heil- und<br />
Hilfsmittel und Notarzteinsätze umfassten. Es wurden die durchschnitt-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S39
S40 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
lichen jährlichen Kosten des T2DM ohne Komplikationen, T2DM mit<br />
Nephro-, Retino- und Neuropathie, mit Myokardinfarkt, Schlaganfall,<br />
Koronarer Herzkrankheit und Fußkomplikationen, sowie die Kosten kardiovaskulärer<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren (Adipositas, HDL-Erhöhung, Erhöhung der<br />
Triglyzeride, Hypertonie) berechnet. Diese wurden zu den folgenden<br />
Diabetes-typischen Kombinationen von Erkrankungen und Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
zusammengefasst:<br />
– T2DM ohne Komplikationen<br />
– T2DM mit einem Risik<strong>of</strong>aktor<br />
– T2DM mit 2 – 4 weiteren Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
– T2DM mit mikrovaskulären Komplikationen<br />
– T2DM mit makrovaskulären Komplikationen<br />
Der ermittelte Ressourcenverbrauch basierte auf Literaturdaten und einer<br />
standardisierten Expertenbefragung. Die Preise wurden den <strong>of</strong>fiziellen<br />
Vergütungskatalogen (EBM 2000plus und Rote Liste) und dem pauschalierten<br />
Entgeltsystem (DRG 2005) entnommen. Die erhobenen Preise<br />
und Ressourcenverbräuche wurden in einer Kostendatenbank zusammengefasst.<br />
Ergebnisse: Die Kostendatenbank des GEMCAS Projekts<br />
enthält detaillierte Informationen zu Ressourcenverbrauch, Preisen und<br />
den daraus resultierenden Kosten zur Behandlung des T2DM inklusive<br />
weiterer kardiovaskulärer Risik<strong>of</strong>aktoren und Folgeerkrankungen. Die<br />
durchschnittlichen jährlichen Kosten des T2DM schwanken zwischen<br />
626 C= (T2DM ohne Komplikationen), 794 C= (1 Risik<strong>of</strong>aktor) und 962 C=<br />
(2 – 4 Risik<strong>of</strong>aktoren). Beim Vorliegen von Spätfolgen des TDM 2 kommt<br />
es zu einem deutlichen Kostenanstieg auf 3633 C= (makrovaskuläre Komplikationen)<br />
bzw. 6276 C= (mikrovaskuläre Komplikationen) pro Jahr.<br />
Schlussfolgerung: Die durchgeführte Studie zeigt, dass die Diabetes<br />
mellitus spezifischen Risik<strong>of</strong>aktoren und Folgeerkrankungen den höchsten<br />
Kostenanteil bei der Betreuung von Patienten mit TDM 2 verursacht.<br />
Daher ist die Prävention und frühzeitige therapeutische Intervention der<br />
kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren wie Adipositas, Dyslipidämie und Hypertonie<br />
eine Erfolg versprechende Maßnahme, um die durch T2DM<br />
verursachten Kosten deutlich zu senken.<br />
P126<br />
Welche Auswirkung hat eine falsche Codierung<br />
von Blutzuckermessgeräten auf die Genauigkeit<br />
der Blutzuckerselbsttestung?<br />
Haak T 1 , Gerlach H 2 , Krichbaum M 1 , Hermanns N 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany, 2 Bayer Vital GmbH,<br />
Leverkusen, Germany<br />
Problemstellung: Eine möglichst genaue Blutglukoseselbstmessung<br />
durch die Patienten ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Selbstbehandlung des Diabetes. Die Glukosemessung mit Blutzuckermessgeräten<br />
zur Eigenmessung basiert in der Regel auf einer Enzymreaktion<br />
des Teststreifens mit der Glukose, wobei ein elektrischer<br />
Strom proportional zur Höhe der Glukose fließt. Da verschiedene Teststreifen-Chargen<br />
produktionsbedingte Unterschiede aufweisen, die sich<br />
auf die Enzymaktivität des Testsreifens auswirken, muss mit jeder neuen<br />
Teststreifenpackung das Blutzuckermessgerät auf die jeweilige Charge<br />
codiert werden, um eine optimale Messgenauigkeit zu erreichen. Bei<br />
den meisten handelsüblichen Geräten wird diese Codierung manuell<br />
vorgenommen, andere Geräte benutzen einen Code-Chip. Diese Studie<br />
untersucht den Einfluss einer richtigen vs. falschen Codierung (durch<br />
manuelle Fehlcodierung oder durch Benutzung eines inadäquaten Code-<br />
Chips) auf die Messgenauigkeit der Blutzuckermessung mit „Point <strong>of</strong><br />
Care“ Geräten. Methodik: An dieser Studie nahmen 154 Diabetespatienten<br />
(Alter 53 € 13 J.; Diabetesdauer 13,7 € 13 J.; Typ 2 Diabetes: 65%;<br />
HbA1c 8,9 € 1,7%) teil. Es wurden 5 „Point <strong>of</strong> Care“ Geräte (Accu-Chek<br />
Aviva, Roche Diagnostics; Free Style Mini, Abbott Laboratories; One<br />
Touch UltraSmart, LifeScan; BD Logic, BD Medical; Precision Xceed, Medisense)<br />
in die Untersuchung einbezogen. Von jedem Gerätetyp wurde<br />
ein Gerät jeweils richtig und ein anderes falsch codiert. Alle Messungen<br />
wurden von einer Study Nurse durchgeführt, die in Hinblick auf die<br />
richtige oder falsche Codierung der Messgeräte verblindet war. Die Ergebnisse<br />
jeder Messung mit den richtig bzw. falsch codierten Blutzuckermessgeräten<br />
wurden jeweils mit einer Referenzmessung verglichen,<br />
die mithilfe des Ebio-Photometer (Eppendorf – Netheler – Hinz<br />
GmbH) vorgenommen wurde. Bei allen Blutproben handelte es sich um<br />
Kapillarblut. Ergebnisse: Die richtig codierten Blutzuckermessgeräte<br />
zeigten eine mittlere prozentuale Abweichung von der Referenzglukosemessung<br />
(MAD) von 10,8 € 13,4%. Die MAD der 5 Gerätetypen schwankte<br />
bei richtiger Codierung zwischen 8,5 € 6,0% und 15,6 € 7,7%. Durch<br />
eine falsche Codierung erhöhte sich die MAD signifikant um 4,1 € 15,7%<br />
auf 14,9 € 11,4%. Die MAD der falsch codierten Geräte betrug zwischen<br />
9,2 € 7,1% und 20,9%. Schlussfolgerung: Die falsche Codierung eines<br />
Blutzuckermessgerätes stellt eine relevante Fehlerquelle bei der Blutzuckermessung<br />
dar. In dieser Untersuchung konnten etwa 30% der Abweichungen<br />
von der Referenzmessung auf eine falsche Codierung des<br />
Blutzuckermessgerätes zurückgeführt werden. Daher sollte in der Patientenschulung<br />
die Notwendigkeit der richtigen Codierung von Blutzuckermessgeräten<br />
besonders betont und die richtige Codierung praktisch<br />
geübt werden. Es erscheint zudem sinnvoll, bei Blutzuckermessgeräten<br />
zur Selbstmessung diese Fehlerquelle konstruktionsbedingt zu<br />
minimieren bzw. ganz auszuschalten.<br />
P127<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
„Globalbetrachtung Diabetes – GloDi “ ein<br />
Instrument zur Erhebung und Darstellung des<br />
Diabetes mellitus mit seinen Begleit- und<br />
Folgererkrankungen<br />
Caßens S 1 , Jecht M 2 , Reuter M 3 , Bierwirth RA 4 ,<br />
Gehrmann K 5 , Brosz M 6 , Grimm J 6 , Geller JC 7<br />
1 Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany,<br />
2 Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Medizinische Klinik<br />
– Diabetologie, Berlin, Germany, 3 Ambulantes<br />
Diabeteszentrum, Jena, Germany, 4 Ambulantes<br />
Diabeteszentrum, Essen, Germany, 5 Gemeinschaftspraxis für<br />
Allgemeinmedizin, Diabetische Schwerpunktpraxis,<br />
Hadmersleben, Germany, 6 StatConsult, Gesellschaft für<br />
klinische und Versorgungsforschung mbH, Magdeburg,<br />
Germany, 7 Zentralklinik Bad Berka GmbH, Kardiologie, Bad<br />
Berka, Germany<br />
Fragestellung: Mit einer Prävalenz von 8% und ca. 6 bis 8 Millionen<br />
Patienten, ist der Diabetes mellitus (DM) die teuerste chronische Erkrankung<br />
in Deutschland. Prävention und Therapie des DM bedürfen einer<br />
Optimierung. Um diesem komplexen Krankheitsbild gerecht zu werden,<br />
bedarf es einer ¾nderung der Sichtweise vom glukozentrischen hin zu<br />
einer multizentrischen Betrachtung. Es wurde geprüft, ob durch Verwendung<br />
des Programms „Globalbetrachtung Diabetes – GloDi “ sowie<br />
der aktiven Einbindung des Patienten und des medizinischen Personals<br />
ein zusätzlicher Nutzen erbracht werden kann. Methodik: „GloDi “<br />
besteht aus einer Dokumentations-/Auswertungs- PC-S<strong>of</strong>tware und<br />
elektronischen Patienten-Fragebögen, die auf einem Palm-Computer<br />
umgesetzt wurden. Die S<strong>of</strong>tware ist übersichtlich und bildet in 10 Modulen<br />
den DM mit seinen assoziierten Erkrankungen ab. Diese sind: DM,<br />
Herz-Kreislauf, Schmerz, Neuropathie, Erektile Dysfunktion, Schlafstörungen,<br />
Depressivität/Angstsyndrom, Nephropathie, Fuß- und Augenerkrankungen.<br />
Die Patienten-Befragung findet in der Praxis vor der eigentlichen<br />
Arzt-Konsultation statt. Alle Patienten-Angaben werden nach<br />
Abschluss der Befragung durch Synchronisation in „GloDi “ übertragen<br />
und automatisch in die entsprechenden Module eingearbeitet. Risiko-<br />
Modelle werden berechnet und als Ergebnis, größtenteils visualisiert,<br />
dargestellt. Laborparameter werden mit aktuellen Leitlinien verglichen<br />
und der Grad der Zielwerterreichung angezeigt. Alle Informationen zu<br />
jedem Modul sind individuell als standarisierter oder editierbarer Arzt-<br />
Brief druckbar. Ergebnisse: Am Pilot Projekt „GloDi “ haben sich<br />
deutschlandweit 18 diabetologische Schwerpunktpraxen beteiligt. In<br />
der Zeit von 6 Monaten wurden insgesamt Daten von 670 Patienten<br />
erfasst. Das waren rund 50% mehr als die Summe aus der pro Praxis<br />
vereinbarten Zahl von 25 Patienten. Das mediane Alter war bei Männern<br />
60, bei Frauen 62 Jahre. 25% der Patienten waren zwischen 65 und 85<br />
Jahren alt. Der Anteil der Patienten, die die jeweiligen Frageblöcke beantwortet<br />
haben verteilt sich wie folgt: 96% bei Herz-Kreislauf, 93% bei<br />
Diabetes, 97% bei Erektiler Dysfunktion, 84% bei Schlafstörungen, 86%<br />
bei Depressionen, 88% bei Schmerzen und 77% beim Sehkraft-Fragebogen.<br />
Schlussfolgerung: „GloDi “ erlaubt eine strukturierte Anamnese<br />
und Dokumentation von Patienten mit DM. Die Häufigkeit des Einsatzes<br />
von „GloDi “ in der Praxis hat die Vorgaben weit übertr<strong>of</strong>fen. Die Akzeptanz<br />
der Fragebögen seitens der Patienten war hoch und altersunabhängig.<br />
„GloDi “ unterstützt die aktive Einbindung des Patienten während<br />
der Wartezeit. Die ganzheitliche Abbildung des DM in „GloDi “,<br />
unterstützt den Arzt in der Wahrnehmung der Erkrankung.
Grundlagenforschung 1<br />
P128<br />
The role <strong>of</strong> ADAM 9/15 in mouse retinal<br />
development<br />
Yang Z 1 , Pfister F 1 , vom Hagen F 1 , Tatsios J 1 , Feng Y 1 ,<br />
Wang Y 1 , Blobel C 2 , Lin J 1 , Hammes HP 1<br />
1 5th Medical Department, University Hospital Mannheim,<br />
University <strong>of</strong> Heidelberg, Germany, Mannheim, Germany,<br />
2 Department <strong>of</strong> Cellular Biochemistry and Biophysics, Weill<br />
Medical college <strong>of</strong> Cornell University, New York, United<br />
States <strong>of</strong> America<br />
Background: ADAM (a disintegrin and metalloprotease) family is important<br />
in diverse biologic processes such as cell adhesion and proteolytic<br />
shedding <strong>of</strong> cell surface receptors. Human ADAM15 (named metargidin)<br />
is the only one that has an argininel-glycine-aspartic acid (RGD)<br />
integrin-binding motif. However, the mouse and rat orthologues <strong>of</strong><br />
ADAM15 lack an RGD sequence, but mouse ADAM15 can bind integrin<br />
a9b1. ADAM15 is strongly expressed in endothelial cell. Over expression<br />
ADAM15 showed to enhance cell-cell interaction and reduce cell migration.<br />
ADAM15-/- mice showed a 64% reduced neovascularization in an<br />
oxygen induced model <strong>of</strong> proliferative retinopathy. ADAM9-/- and<br />
ADAM9, 15-/- double knockout increase pathological neovascularization.<br />
However, the role <strong>of</strong> ADAM9 and 15 in angiogenesis is still unknown.<br />
Objectives: To characterize the potential roles <strong>of</strong> ADAM9/15 in angiogenesis<br />
during development <strong>of</strong> mouse retina, we analyzed retinal morphometry.<strong>of</strong><br />
ADAM9/15 double knockout mice and mixed-background<br />
129/SVJ/C57BL/6 J mice Materials: The changes <strong>of</strong> morphometrics in<br />
retinal vessels were analyzed by using immunohistochemistry staining.<br />
Whole mount retinae <strong>of</strong> ADAM9, 15-/- and wild-type from postnatal day<br />
0, 5, 10 and 15 (p0. p5, p10 and p15) were stained by isolectin B4 and<br />
sprouting tips, the outgrowth <strong>of</strong> retina, and diameter <strong>of</strong> capillaries, arterioles<br />
and venules were measured. Furthermore, GFAP expression <strong>of</strong><br />
glial cells and pericyte specific expression <strong>of</strong> NG2 were detected. Results:<br />
Our results showed that the diameter <strong>of</strong> capillary in ADAM9, 15-/double<br />
knockout mice reduced about 8.5%, 17.5% and 22.4% at p5, p10<br />
and p15 comparing to wild-type mouse, respectively. In contrast,<br />
ADAM9, 15-/- double knockout mice showed an increase in the arteriole<br />
diameter <strong>of</strong> 3.5%, 31.2% and 19.6% at p5, p10 and p15. Moreover, diameters<br />
<strong>of</strong> retinal venules were dilated 16.5% and 20% at p5 and p10<br />
respectively. At p15 the dilatation <strong>of</strong> venules ameliorates. Interestingly,<br />
the double knockout mice showed more and longer sprouting tips than<br />
wild type mice at p0. However, the out growth <strong>of</strong> capillaries and retinae<br />
in WT-and KO-mice are similar from p5 to p15. Immunohistochemical<br />
analysis revealed that ADAM9, 15 double knockout affect the GFAP expression<br />
<strong>of</strong> glial cell and the abnormal coverage <strong>of</strong> pericyte in capillary.<br />
Conclusion: ADAM9/15 play a critical role in controlling the retinal<br />
morphometrics and vessel remodeling. Key words: ADAM9/15, angiogenesis<br />
and retinal capillary<br />
P129<br />
Die mitogene Wirkung von Insulinanaloga wird<br />
in humanen glatten Muskelzellen und<br />
Fibroblasten vom Expressionsniveau des IGF-I<br />
Rezeptors bestimmt<br />
Eckardt K 1 , May C 1 , Koenen M 1 , Eckel J 1<br />
1 Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Klinische<br />
Biochemie und Pathobiochemie, Duesseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Die Bedeutung des IGF-I Rezeptors (IGF-IR) vs. Insulinrezeptors<br />
bei der verstärkten mitogenen Aktivität von Insulinanaloga ist<br />
bisher unklar. Hier wurde die Rolle des Rezeptors bei der Vermittlung<br />
mitogener Effekte an humanen Primärzellen untersucht. Methodik: Die<br />
Expression diverser Proteine des IGF-I Rezeptor Signalweges wurde an<br />
koronaren glatten Muskelzellen (SMC) und Fibroblasten (Fib) (4 bzw. 2<br />
Spender) analysiert. Zusätzlich wurde die IGF-IR Expression an 16 Monocytenspendern<br />
untersucht. SMC und Fib wurden mit Insulinanaloga<br />
bzw. Insulin inkubiert und die DNA-Synthese vor und nach Genrepression<br />
des IGF-IR mittels siRNA sowie die Aktivierung der Akt analysiert.<br />
Ergebnisse: In SMC und Fib wurden in Abhängigkeit von der IGF-IRund/oder<br />
IRS-1 Expression unterschiedliche DNA-Syntheseraten nach<br />
Inkubation mit Insulin oder Insulinanaloga beobachtet. Bei niedriger<br />
IGF-IR Expression zeigten die Insuline keine verstärkte DNA-Synthese<br />
im Vergleich zu basal und es gab keinen Unterschied zwischen Insulin,<br />
AspB10 Insulin und Glargin. Bei Spendern mit einem hohen IGF-IR Niveau<br />
(SMC W56: 168%€ 18%, SMC M21: 255%€ 31%, Fib W52:<br />
140%€ 27%) lässt sich die DNA-Synthese durch Insulin, AspB10 Insulin<br />
und Glargin signifikant über basal stimulieren (SMC W56, 100 nM: In-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
sulin 185%€ 15%, AspB10 207%€ 23%, Glargin 234%€ 24%) und die Insulinanaloga<br />
unterschieden sich in ihrer mitogenen Wirkung signifikant<br />
von normalem Insulin. Untersuchungen des IGF-I Rezeptors bei 16 zufällig<br />
ausgewählten Monocytenspendern zeigten eine beträchtliche Bandbreite<br />
des Expressionsniveaus, die keine <strong>of</strong>fensichtliche Korrelation zu<br />
Geschlecht oder Alter aufweist. Mittels siRNA wurde der IGF-IR zu > 95%<br />
reduziert, die Expression des Insulinrezeptors blieb dabei gleich. Unter<br />
diesen Bedingungen reduzierte sich die Akt-Aktivierung durch IGF-I,<br />
AspB10 Insulin und Glargin um 72, 58 bzw. 40%, während die durch<br />
Insulin unverändert blieb. Die verstärkte Stimulation der DNA-Synthese<br />
durch IGF-I und Glargin wurde nach dem Ausschalten des IGF-IR auf das<br />
Niveau der Insulinwirkung reduziert. Schlussfolgerung: Die Signaltransduktion<br />
über IGF-I/Akt spielt in der Vermittlung des mitogenen<br />
Effekts der Insulinanaloga eine wichtige Rolle. Normales Insulin stimuliert<br />
die DNA-Synthese ausschließlich über die Aktivierung des Insulinrezeptors,<br />
die Insulinanaloga hingegen lösen Signaltransduktion durch<br />
den IGF-I Rezeptor aus. Die Daten der Monocyten weisen zusammen mit<br />
denen der Muskelzellen und Fibroblasten darauf hin, dass es eine natürliche<br />
Variation der IGF-IR Expression gibt. Es ist anzunehmen, dass das<br />
individuelle Expressionsniveau des IGF-IR Systems als kritische Determinante<br />
des mitogenen Potenzials von Insulinanaloga fungiert.<br />
P130<br />
Der Angiotensin-Rezeptor-Blocker Telmisartan<br />
induziert Gene der hepatischen beta-Oxidation<br />
und aktiviert den Peroxisom Proliferator<br />
aktivierten Rezeptor alpha<br />
Frost N 1 , Clemenz M 1 , Foryst-Ludwig A 1 , Hartge M 1 ,<br />
Sprang C 1 , Unger T 1 , Kintscher U 1<br />
1 CCR, Institut für Pharmakologie, CharitØ, Berlin, Germany<br />
Kürzlich konnte für eine bestimmte Untergruppe der antihypertensiv<br />
wirkenden Angiotensin Rezeptor Blocker (ARB) einschließlich Telmisartan,<br />
Irbesartan und Losartan die Aktivierung von Zielgenen von PPARgamma<br />
vorwiegend im Bereich der Liposynthese und Adipozytendifferenzierung<br />
gezeigt werden. In unserer Studie untersuchten wir den Einfluss<br />
des potentesten PPARgamma-aktivierenden ARB Telmisartan auf<br />
den Fettsäureabbau, speziell die beta-Oxidation. Dazu bestimmten wir<br />
die Induktion der Carnithin-Palmitoyl-Transferase Ia (CPT1a) mRNA,<br />
dem geschwindigkeitsbestimmenden Enzym der Fettsäureoxidation<br />
und der Langketten Acyl-CoA Synthetase 1 (Acsl1) mRNA, dem Aktivator<br />
der freien Fettsäuren zur Triglyzeridsynthese oder Oxidation mittels<br />
real-time PCR. C 57BL/6 J-Wildtypmäuse wurden im Rahmen eines Diätinduzierten<br />
Adipositasmodell (DIA) randomisiert und für 10 Wochen<br />
mit Telmisartan (3 mg/kg/Tag) behandelt. Zusätzlich wurden in-vitro-<br />
Studien in der humanen Hepatomzelllinie HepG2 und in der murinen<br />
Hepatozytenzelllinie AML 12 durchgeführt. Die Zellen wurden mit Telmisartan<br />
(0,1 – 50 mM) oder dem potenten PPARalpha Aktivator<br />
WY14,643 (0,1 – 100 mM) behandelt. Sowohl in HepG2 Zellen als auch<br />
in vivo führte Telmisartan zu einer signifikanten Induktion der mRNA<br />
von CPT1a (HepG2, 50 mM Telmi: 2,84 € 0,63-fach, p < 0,001 vs. Kontrolle;<br />
DIA, Leber: 3,16 € 0,4-fach, p < 0,001 Telmi vs. Vehikel). Auch Acsl1<br />
war sowohl in AML 12 Zellen als auch in-vivo in dosisabhängiger Weise<br />
induzierbar (AML 12, 10 mM Telmi: 2,37 € 0,1-fach, p < 0,001 vs. Kontrolle;<br />
DIA, Leber: 2,52 € 0,34-fach, p < 0,001 Telmi vs. Vehikel). Weiterhin<br />
wurde der Effekt von Telmisartan auf die Aktivierung und Regulation<br />
des PPARalpha-Rezeptors untersucht. In COS7-Zellen konnte Telmisartan<br />
(50 mM) die PPARa-Ligandenbindungsdomäne als partieller Agonist<br />
aktivieren. Zusätzlich steigerte eine Behandlung mit Telmisartan<br />
dosisabhängig die PPARalpha Protein und mRNA Expression in<br />
HepG2-Zellen und in vivo (HepG2, 50 mM Telmi: 3,39 € 0,38-fach,<br />
p < 0,05 vs. Kontrolle, DIA, Leber: 1,91 € 0,19-fach, p < 0,01 Telmi vs. Vehikel).<br />
Zusammenfassend aktiviert Telmisartan Gene der hepatischen<br />
Fettsäureoxidation, was über eine gesteigerte hepatische Aktvierung<br />
und Expression von PPARalpha erklärt werden kann. Dies ist ein weiterer<br />
Hinweis auf zusätzliche „pleiotrope“ metabolische Effekte dieses<br />
Antihypertensivums.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S41
S42 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P131<br />
Der Einfluss antioxidativer Enzyme auf die<br />
Expression von Proteinen der Bcl-2 Familie und<br />
ihre Modulation durch proinflammatorische<br />
Zytokine in insulinproduzierenden Zellen<br />
Mehmeti I 1 , Lortz S 1 , Lenzen S 1<br />
1<br />
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Klinische<br />
Biochemie, Hannover, Germany<br />
Fragestellung: Proinflammatorische Zytokine induzieren den apoptotischen<br />
Zelltod der insulinsezernierenden Beta-Zellen des Pankreas. Die<br />
Mitglieder der Bcl-2-Familie greifen als pro- oder antiapoptotisch wirkende<br />
Proteine in die Regulation dieser Apoptoseinduktion ein. Zentraler<br />
Wirkort dieser Proteine ist das Mitochondrium, dessen Integrität eine<br />
wichtige Funktion bei der Initiierung des intrinsischen Apoptosewegs<br />
hat. Zusätzlich ist das Mitochondrium als Ort der oxidativen Phosphorylierung<br />
einer der bedeutendsten Bildner freier Sauerst<strong>of</strong>fradikale. Radikal-mediierte<br />
Schäden können als Ausgangspunkt für Beta-Zell-spezifische<br />
Dysfunktionen angesehen werden und können bis zur Beta-Zell-<br />
Apoptose führen. Daher war das Ziel dieser Studie, die Expression der<br />
Bcl-2 Familienmitglieder in insulinproduzierenden Zellen zu quantifizieren<br />
sowie den Einfluss von Zytokinen und zytoprotektiven Enzymen auf<br />
die Expression zu charakterisieren. Methodik: Insulinproduzierende<br />
RINm5F-Kontrollzellen und überexprimierende RINm5F-Zellen (Gluatathionperoxidase<br />
(GPx), zytosolische Katalase, mitochondrial lokalisierte<br />
Katalase (Mito-Katalase), CuZnSOD und MnSOD in sense bzw. antisense<br />
Orientierung) wurden für bis zu 24 h mit IL-1b oder einem Zytokinmix<br />
(IL-1b, TNF-a und IFN-g) inkubiert. Die Expression der untersuchten<br />
Bcl-2 Familienmitglieder wurde mittels quantitativer RT-PCR<br />
und Western-Blot analysiert. Ergebnisse: Sowohl die Expression der<br />
antiapoptotischen Proteine Bcl-2 und Bcl-XL als auch die Expression<br />
der proapoptotischen Proteine Bax, Bad, Bid und Bim konnte in allen<br />
untersuchten Zellklonen quantifiziert werden. GPx und Mito-Katalase<br />
überexprimierende Zellen zeigten im Vergleich zu Kontrollzellen eine<br />
erhöhte Bcl-2 und eine erniedrigte Bax Expression. Eine 24-stündige<br />
Zytokinexposition führte zu einer signifikanten Zunahme der Bcl-2 Expression<br />
und zu einer leichten Abnahme der Bax Expression in beiden<br />
Zellklonen. Die CuZnSOD, MnSODsense und antisense sowie die Katalase<br />
überexprimierenden Zellen zeigten im Vergleich zu den Kontrollzellen<br />
ein signifikant erniedrigtes Bcl-2 Expressionsniveau, während die Bax<br />
Expressionsstärke unverändert blieb bzw. leicht anstieg. Nach Zytokinstimulation<br />
konnte ein signifikanter Anstieg der Bax Expression in<br />
CuZnSOD Zellen beobachtet werden. Die Expressionsstärke von Bcl-XL,<br />
Bad, Bim und Bid wurde durch die Überexpression zytoprotektiver Enzyme<br />
nicht beeinflusst. Nach Zytokinstimulation konnte eine gesteigerte<br />
Bcl-X L, Bim und Bid, jedoch eine Abnahme der Bad Expression beobachtet<br />
werden. Schlussfolgerungen: Die Überexpression der GPx und Mito-<br />
Katalase führte zu einer erhöhten Expression des antiapoptotischen Proteins<br />
Bcl-2 und zu einer erniedrigten Expression des proapoptotischen<br />
Proteins Bax. Das dadurch veränderte Verhältnis zwischen pro- und<br />
antiapoptotischen Proteinen zugunsten des antiapoptotischen Signalwegs<br />
stellt eine therapeutische Perspektive zum Schutz von Beta-Zellen<br />
während der Typ 1 Diabetesmanifestation dar.<br />
P132<br />
Insulin beeinflusst die Tau-Phosphorylierung in<br />
vivo<br />
Becker K 1 , Freude S 1 , Leeser U 1 , Schnitker J 1 , Krone W 1 ,<br />
Udelhoven M 1 , Schubert M 1<br />
1 Klinikum der Universität zu Köln, Klinik II und Poliklinik<br />
für Innere Medizin, Zentrum für Molekulare Medizin Köln<br />
(ZMMK), Köln, Germany<br />
Hintergrund: Klinische Studien zeigen eine Assoziation von Diabetes<br />
mellitus Typ 2 und neurodegenerativen Erkrankungen. Insbesondere<br />
Patienten mit einer Hyperinsulinämie scheinen ein erhöhtes Risiko für<br />
die Entwicklung eines M. Alzheimer zu haben. Insulin (IN) ist zwar in<br />
der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, aber lediglich 1% einer<br />
peripher injizierten IN-Dosis erreicht den Liquor. Jedoch wird mit steigendem<br />
Alter weniger IN ins ZNS transportiert. Charakteristisch für neurodegenerative<br />
Erkrankungen wie M. Alzheimer sind so genannte neur<strong>of</strong>ibrilläre<br />
Tangles, die aus hyperphosphorylierten tau-Proteinen bestehen.<br />
Wir konnten kürzlich zeigen, dass eine periphere IN-Injektion innerhalb<br />
von 10 min zu einer Aktivierung der Insulinrezeptor(IR)-Signaltransduktion<br />
im ZNS führt und eine Phosphorylierungsstellen-spezifische<br />
Tau-Hyperphosphorylierung auslöst. Somit stellt das Gehirn ein<br />
direktes Zielorgan von peripher zirkulierendem IN dar und begünstigt<br />
möglicherweise die Bildung neur<strong>of</strong>ibrillärer Tangles. Methoden: Um die<br />
Auswirkung einer akuten Hyperinsulinämie bei 8 Wochen und 12 Mo-<br />
nate alten Mäusen zu untersuchen, wurden 4 IE IN in die V. cava inferior<br />
narkotisierter C 57BL/6 Mäuse injiziert und das Gehirngewebe 0, 5, 10,<br />
15, 20 min nach der Injektion entnommen. Um den Einfluss einer chronischen<br />
Hyperinsulinämie auf die zerebrale IR-Signaltransduktion zu<br />
untersuchen, wurden C 57BL/6 Mäuse mit Standard- oder fettreicher Diät<br />
gefüttert und im Alter von 12 – 16 Wochen die Expression und der<br />
Phosphorylierungsstatus relevanter Proteine im ZNS verglichen. Ergebnisse:<br />
Bei 8 Wochen alten Mäusen stieg die Phosphorylierung an<br />
Tau(Ser202) 10 min nach Beginn der IN-Stimulation signifikant um das<br />
2,5-fache an (p < 0,001, n = 4) und blieb bis 20 min nach der Injektion<br />
signifikant erhöht (2,3-fach, p < 0,01, n = 5). Die 12 Monate alten Tiere<br />
zeigten zwischen 5 und 20 min nach der IN-Injektion einen signifikanten<br />
1,5- bis 1,9-fachen Anstieg der Ser202 Phosphorylierung (p < 0,03,<br />
n = 7, bzw. p < 0,001, n = 7). Verglichen mit den 12 Monate alten Tieren,<br />
war die IN-induzierte Ser202 Phosphorylierung im Alter von 8 Wochen<br />
10 und 15 min nach der IN-Injektion signifikant höher (p < 0,05 bzw.<br />
p < 0,02). Die Phosphorylierung an Tau(Thr231) blieb bei allen Tieren<br />
unverändert. Die Untersuchung 12 – 16 Wochen alter Mäuse unter Standard-<br />
und fettreicher Diät ergab signifikant erhöhte Insulinspiegel bei<br />
fettreich ernährten Tieren (2,4-fach, p < 0,01, n = 7). Für die zerebrale IR-,<br />
Erk-1/-2-, Akt(Ser473)- und GSK-3b(Ser9)-Phosphorylierung, sowie die<br />
Ser202 und Thr231 Tau-Phosphorylierung ergab sich kein Unterschied<br />
zwischen den beiden Gruppen. Zusammenfassung: Sowohl bei jungen<br />
als auch bei alten Tieren induziert eine Gabe von Insulin im Sinne einer<br />
akuten Hyperinsulinämie die zerebrale Phosphorylierung an<br />
Tau(Ser202). Es zeigt sich ein geringer jedoch signifikanter Alterseffekt.<br />
Eine chronische Hyperinsulinämie durch fettreiche Ernährung zeigt sich<br />
kein Einfluss auf die Tau-Phosphorylierung im ZNS.<br />
P133<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Nachweis von regulatorischem Potential<br />
innerhalb der CD 8+ T-Lymphozyten in<br />
LEW.1AR1-iddm Ratten, ein Tiermodell des<br />
T1DM<br />
Arndt T 1 , Weiss H 2 , Elsner M 1 , Jörns A 1 , Lenzen S 1 ,<br />
Hedrich HJ 3 , Wedekind D 3<br />
1 Medizinische Hochschule Hannover, Klinische Biochemie,<br />
Hannover, Germany, 2 Universität Rostock, Institut für<br />
Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Rostock,<br />
Germany, 3 Medizinische Hochschule Hannover, Institut für<br />
Versuchstierkunde, Hannover, Germany<br />
Hintergrund: Die LEW.1AR1-iddm Ratte ist ein Tiermodell des Typ 1<br />
Diabetes mellitus (T1DM), das 1997 in dem MHC-congenen Inzuchtstamm<br />
LEW.1AR1 durch Spontanmutation entstand. Die Diabetesinzidenz<br />
innerhalb des LEW.1AR1-iddm Stamm beträgt 60%. Adoptive<br />
Transferversuche von Lymphozyten zeigen, dass sowohl autoagressives<br />
als auch regulatorisches Potential übertragen werden kann. Ziel der Studie<br />
war es, T-Zellsubpopulationen der LEW.1AR1-iddm Ratte zu charakterisieren,<br />
welche in der Lage sind, Diabetes zu induzieren oder die<br />
Manifestation zu verhindern. Methoden: Die Isolation der T-Lymphozyten<br />
erfolgte mittels MACS Separation unter Verwendung monoklonaler<br />
Antikörper. Concanavalin A (ConA) stimulierte CD 4+ und CD 8+ Lymphozyten<br />
wurden (a) aus diabetischen LEW.1AR1-iddm in athymische<br />
LEW.1AR1-Whnrnu und (b) aus diabetes-resistenten LEW.1AR1 Ratten<br />
in prädiabetische LEW.1AR1-iddm transferiert. Ergebnisse: Der adoptive<br />
Transfer von CD4+ Lymphozyten aus diabetischen LEW.1AR1-iddm in<br />
LEW.1AR1-Whnrnu Ratten führte bei 60% der Empfänger zum T1DM,<br />
während CD8+ T-Lymphozyten nicht in der Lage waren, T1DM zu induzieren.<br />
Eine Kombination von CD 4+ und CD 8+ T-Lymphozyten dagegen<br />
senkte die T1DM Inzidenz auf 10%. Andererseits konnten CD 8+ T-Lymphozyten<br />
die T1DM Entstehung nach einem Transfer von diabetesresistenten<br />
LEW.1AR1 Ratten auf prädiabetische LEW.1AR1-iddm verhindern,<br />
CD 4+ T-Lymphozyten allein oder eine Kombination von CD4+ und CD8+<br />
T-Zellen dagegen nicht. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unterstützen<br />
die Annahme, dass die LEW.1AR1-iddm Ratte sowohl autoagressives<br />
Potential innerhalb der CD4+ T-Zellen als auch regulatorisches Potential<br />
in den CD8+ T-Zellen trägt. Beide Zellpopulationen sind im peripheren<br />
Blut nachweisbar. Offenbar ist die Balance zwischen regulatorischem<br />
und autoaggressivem Potential ausschlaggebend bei der T1DM Manifestation,<br />
da zwar alle Tiere der LEW.1AR1-iddm Population die Mutation<br />
tragen, jedoch nur 60% der Tiere erkranken. Dieses Ungleichgewicht<br />
spiegelt auch die Situation beim humanen T1DM wieder.
P134<br />
Die Hemmung von Calcineurin verhindert<br />
apoptotischen Zelltod insulinsezernierender<br />
INS-1-Zellen<br />
Ullrich S 1 , Ranta F 1 , Avram D 1 , Düfer M 2 , Drews G 2 , Lang F 3 ,<br />
Häring HU 1<br />
1 Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik IV,<br />
Tübingen, Germany, 2 Universität Tübingen, Institut für<br />
Pharmazie, Tübingen, Germany, 3 Universität Tübingen,<br />
Institut für Physiologie, Tübingen, Germany<br />
Calcineurin (PP-2B) ist eine Ca 2+ /Calmodulin-abhängige Phosphatase,<br />
die an der Regulation von verschiedenen, zellulären Aufgaben beteiligt<br />
ist, wie Zelldifferenzierung, Sekretion und Apoptose. Es wurde gezeigt,<br />
dass das Chaperon HSP90, welches bei Aktivierung des Glucocorticoidrezeptors<br />
freigesetzt wird, Phosphatasen, u.a. Calcineurin, stimuliert. In<br />
dieser Studie untersuchten wir, ob Calcineurin an der Glucocorticoidinduzierten<br />
Apoptose von insulinsezernierenden Zellen beteiligt ist.<br />
INS-1 Zellapoptose wurde durch die Anzahl von DAPI-angefärbten, kondensierten<br />
Zellkernen bestimmt und mit TUNEL Assay bestätigt. Zytosolisches<br />
Ca 2+ wurde mit der Fura-2-Fluoreszensmethode quantifiziert.<br />
Calcineurin Aktivität wurde in Zellhomogenaten mit 32 P-markierten RII-<br />
Peptid als Substrat bestimmt. Mit Coimmunopräzipitation wurde die<br />
Interaktion von Calcineurin mit HSP90 studiert. Die Expression von Proteinen<br />
und deren spezifische Phosphorylierung wurden anhand von<br />
Western Blotting evaluiert. Die Dexamethason (Dexa, 100 nmol/l)-induzierte<br />
Apoptose wurde durch die Calcineurin Inhibitoren FK506<br />
(0,1 – 10 mmol/l) und Deltamethrin (1 mmol/l) gehemmt. Nach Behandlung<br />
der Zellen mit FK506 (10 mmol/l für 24 h) war die zelluläre Phosphataseaktivität<br />
um 73% erniedrigt. Die Dexa-Behandlung der Zellen<br />
veränderte jedoch die Aktivität des Enzyms im Homogenat nicht. Auch<br />
die Affinität zum Substrat und zu Ca 2+ war nach Dexa-Behandlung unverändert.<br />
Die Wechselwirkung von HSP90 mit Calcineurin konnte in<br />
INS-1 Zellhomogenaten nachgewiesen werden. Während Dexa selbst<br />
die zytosolische Ca 2+ -Aktivität nicht erhöhte, löste Glucose (20 mmol/l)<br />
Ca 2+ -Oszillationen aus. Die Dexa-induzierte Apoptoserate stieg bei Erhöhung<br />
der Glucosekonzentration von 5 auf 20 mmol/l signifikant von<br />
4,2% auf 10,6% an. Dexa reduzierte die Expression des anti-apoptotischen<br />
Proteins Bcl-2 und hemmte die Phosphorylierung des pro-apoptotischen<br />
Proteins BAD. Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass<br />
Glucocorticoide synergistisch mit Glucose Apoptose in insulinsezernierenden<br />
Zellen auslösen. Dabei könnte die Aktivierung von Calcineurin<br />
durch HSP90, freigesetzt vom aktivierten Glucocorticoidrezeptor, und<br />
durch Glucose-induzierte Ca 2+ -Oszillationen verstärkend, pro-apoptotisch<br />
wirken.<br />
P135<br />
Untersuchungen zur Regulation und Funktion<br />
von Pax6 und Pax6(5a) in pankreatischen<br />
beta-Zellen<br />
Wolf G 1 , Hessabi B 1 , Henrion U 1 , Giese B 2 , Grabarczyk P 3 ,<br />
Walther R 1<br />
1 Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Inst. f. Med.<br />
Biochemie u. Molekularbiologie, Greifswald, Germany,<br />
2 Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Competence<br />
Centre for Functional Genomics (CC-FG), Inst. f.<br />
Mikrobiologie, Greifswald, Germany, 3 Ernst-Moritz-Arndt-<br />
Universität Greifswald, Inst. f. Hämatologie und Onkologie,<br />
Greifswald, Germany<br />
Fragestellung: Pankreatische beta-Zellen wirken als Glucose-Sensoren,<br />
die entsprechend der registrierten Glucosekonzentration eine adäquate<br />
Insulin-Freisetzung gewährleisten. Neben der Sekretion wird auch die<br />
Synthese von Insulin dem physiologischen Bedarf angepasst. Zwei sehr<br />
wichtige Transaktivatoren sind PDX-1 und IEF-1. Der Insulin-Enhancer-<br />
Faktor-1 (IEF-1), ein Komplex aus den zwei basischen Helix-Loop-Helix-<br />
Proteinen BETA2 und E12/47, bindet an E-Boxen im Insulin-Promotor.<br />
Das Homöodomänen-Protein PDX-1 wird durch Glucose aktiviert, in den<br />
Kern transportiert und bindet dort an die, den E-boxen benachbarten<br />
A-Boxen. Gleichzeitiges Binden von PDX-1 und IEF-1 führt zu einer synergistischen<br />
Aktivierung der Insulingenexpression. Der Transkriptionsfaktor<br />
Pax6, welcher in allen vier Zelltypen der Langerhansschen Inseln<br />
nachweisbar ist, wirkt als wichtiger Aktivator des Glucagongens. Wir<br />
untersuchen die Funktion von Pax6 und seiner Spleiß-Variante Pax6(5a)<br />
in pankreatischen beta-Zellen. Methodik und Resultate: Fluoreszenzmikroskopische<br />
Untersuchungen ergaben, dass beide Spleiß-Varianten<br />
glucoseabhängig in den Zellkern transportiert werden. Dabei ist der<br />
Effekt von Glucose auf den Pax6-Transport entgegengesetzt zum PDX-<br />
1-Transport. Erste Ergebnisse von Mutagenese- und Phosphorylierungs-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
studien haben gezeigt, dass eine Phosphorylierung von Threonin 48<br />
durch die Caseinkinase II (CKII) für den Transport von Pax6(5a) notwendig<br />
ist. Diese Aminosäure ist nur im zusätzlichen, alternativ gespleißen<br />
Exon 5a, also nicht im Pax6-Protein enthalten. Weitere Untersuchungen<br />
sollen Phosphorylierungsstellen der CKII im Pax6-Protein identifizieren<br />
und deren Bedeutung aufklären. DNA-Bindungsanalysen belegen, dass<br />
Pax6 ebenfalls an A-Boxen im Insulin-Promotor binden kann und damit<br />
in Konkurrenz zu PDX-1 steht. Darüber hinaus haben wir mit verschiedenen<br />
Methoden eine direkte Interaktion von BETA2 mit der N-terminalen<br />
Paired-Box-Domäne von Pax6 nachgewiesen. Durch das zusätzliche<br />
Exon 5a ist Pax6(5a) nicht in der Lage, mit BETA2 zu interagieren.<br />
Reportergen-Analysen zeigten, dass eine PDX-1/BETA2 – vermittelte Aktivierung<br />
der Insulingen-Expression durch Überexpression von Pax6 verhindert<br />
werden kann. Schlussfolgerungen: Daraus kann man schlussfolgern,<br />
dass Pax6 bei niedrigem Blutzuckerspiegel in den Zellkern der<br />
beta-Zellen transportiert wird, dort sowohl mit BETA2 interagiert als<br />
auch die PDX-1-Bindungsstellen im Insulin-Promotor besetzt und auf<br />
diese Weise eine Aktivierung der Insulingen-Expression verhindert. So<br />
könnte Pax6 an der gegensätzlichen Regulation der Genexpression von<br />
Insulin und Glucagon beteiligt sein.<br />
P136<br />
Adulte Mesenchymal Stammzellen können in<br />
vitro zu Insulin-produzierenden Zellen<br />
ausdifferenziert werden<br />
Pfützner A 1 , Rutkowski A 2 , Tappe M 2 , Roitzheim B 2 ,<br />
Pansky A 2 , Forst T 1 , Tobiasch E 1<br />
1 IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany, 2 FH Bonn-Rhein-Sieg, Rheinbach, Germany<br />
Fragestellung: Der Einsatz einer Inselzelltransplantation zur Therapie<br />
der Typ 1 Diabetes ist u. a. durch die fehlende Verfügbarkeit von geeigneten<br />
Spenderzellen limitiert. Eine Lösung dieses Problems könnte darin<br />
liegen ubiquitär vorhandene adulte mesenchymale Stammzellen in vitro<br />
in ß-Zellen zu verwandeln. Methodik: In einem Pilotexperiment isolierten<br />
wir mesenchymale adulte Stammzellen aus Liposuktionsmaterial<br />
und kultivierten sie für 5 Tage mit unterschiedlichen Kombinationen<br />
von Induktionsfaktoren (z. B. Nicotinamid, Mifepristone, Trijodthyronin<br />
und ß-Mercaptoethanlol) in FCS Medium mit niedrigem und hohem<br />
Glukosegehalt. Zusätzlich verwendeten wir Insulinom-Zelllysate von<br />
Ratten als Quelle für weitere ß-Zelltranskriptionsfaktoren. Jedes Experiment<br />
wurde mindestens dreimal durchgeführt mit unstimulierten Zellen<br />
als interne Kontrollen. Nach Ausdifferenzierung wurden die Zellen<br />
mikroskopisch beurteilt und zum Nachweis von Insulinprotein mit Dithizon<br />
angefärbt. Die Expression von Stammzell- und ß-Zellspezifischen<br />
mRNA-Markern (CD73, CD 105, Insulin, ISL-1, SOX2) erfolgte durch RT-<br />
PCR. Die Insulinkonzentrationen im Zellkulturüberstand wurde mittels<br />
eines Chemilumineszenz-Tests bestimmt. Ergebnisse: Nach 5 Tagen in<br />
der Zellkultur hatten die stimulierten Zellen eine andere Morphologie<br />
als die Kontrollen und zeigten eine deutliche Einlagerung von Dithizon.<br />
Die RT-PCR zeigte einen Anstieg der mRNA-Spiegel für Insulin, ISL-1 und<br />
SOX2 und eine Abnahme der Stammzell-spezifischen mRNA-Marker<br />
CD 73 und CD 105. Die Insulinkonzentrationen im Überstand waren in<br />
den stimulierten Zellen höher als in den Kontrollen. Schlussfolgerungen:<br />
Die Ergebnisse unserer Pilotexperimenten lassen den Schluss zu,<br />
das mesenchymale Stammzellen das Potential haben, mithilfe einer spezifischen<br />
Stimulation zu insulin-produzierenden Zellen auszudifferenzieren.<br />
In weiteren Experimenten sollte die Glukosesensitiviät der beobachteten<br />
Insulinexpression untersucht werden, um zu klären, ob sich<br />
diese Zellpopulation potentiell für Transplantationsexperimente eignet.<br />
P137<br />
Lentiviral short hairpin ribonucleic<br />
acid-mediated knockdown <strong>of</strong> Akt is<strong>of</strong>orms in<br />
human adipocytes<br />
Fischer-Posovszky P 1 , Killian A 1 , Debatin KM 2 , Wabitsch M 1<br />
1<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Pädiatrische Endokrinologie, Ulm, Germany,<br />
2<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm,<br />
Germany<br />
Objectives: Obesity is associated with severe co-morbidities such as<br />
insulin resistance and type 2 diabetes. In some animal models, insulin<br />
resistance is associated with an increased rate <strong>of</strong> fat cell apoptosis. Here,<br />
we have generated human insulin resistant adipocytes at the level <strong>of</strong> Akt<br />
using a lentiviral RNAi system in order to study whether insulin resistance<br />
interferes with apoptosis sensitivity in human adipocytes. Methods:<br />
shRNA sequence templates targeting human Akt1 and Akt2 were<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S43
S44 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
designed and cloned into the BLOCK-iT RNAi entry vector. The shRNA<br />
cassette was then recombined into a lentiviral vector. Recombinant lentiviruses<br />
were produced by transfecting 293FT cells with the lentivirus<br />
expression plasmid. Human SGBS preadipocytes or adipocytes were infected<br />
with siAkt1 or siAkt2 lentivirus. Knock-down <strong>of</strong> target genes was<br />
monitored by RT-PCR. Results: We show here for the first time that<br />
lentiviruses efficiently deliver transgenes into human preadipocytes as<br />
well as in vitro differentiated, lipid-laden adipocytes. A transduction<br />
efficiency <strong>of</strong> > 90% was obtained in preadipocytes after infecting cells<br />
at an MOI <strong>of</strong> ~ 5 as determined by FACS analysis <strong>of</strong> GFP positive cells.<br />
Furthermore, we demonstrate that lentivirus-mediated shRNA against<br />
Akt1 reduced endogenous Akt1 expression by > 80%, while expression <strong>of</strong><br />
Akt2 was unaffected. In parallel, shRNA targeting Akt2 reduced endogenous<br />
Akt2 expression by ~ 70%, while expression <strong>of</strong> Akt1 was unaffected.<br />
Akt1 and Akt2 knockdown cells are characterized in terms <strong>of</strong><br />
proliferation and adipogenic differentiation. Further experiments will<br />
reveal the influence <strong>of</strong> Akt1 and Akt2 on apoptosis sensitivity in human<br />
fat cells. Conclusions: We show here for the first time that transgenes<br />
can be efficiently delivered into human fat cells using a lentiviral system.<br />
This new technique will help understanding the role <strong>of</strong> Akt1 and<br />
Akt2 in adipocyte apoptosis signalling and in human fat cell biology in<br />
general.<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 1<br />
P138<br />
Häufigkeit von nicht-diagnostiziertem Diabetes<br />
mellitus im ländlichen Zentralindien. Die Central<br />
India Eye and Medical Study<br />
Jonas J 1 , Nangia V 2 , Matin A 2 , Bhojwani K 2 , Kulkarni M 2 ,<br />
Yadav M 2 , Nawroth P 3<br />
1<br />
Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,<br />
Mannheim, Germany, 2 Suraj Eye Institute, Nagpur, India,<br />
3<br />
Universitätsklinik für Innere Medizin I, Heidelberg,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, die Häufigkeit von nicht erkanntem<br />
Diabetes mellitus in der erwachsenen Bevölkerung einer ländlichen Region<br />
von Zentralindien zu untersuchen. Methodik: Die Central India Eye<br />
and Medical Study CIEMS (Teil I) beinhaltet 1000 Teilnehmer, die sich<br />
aus 1336 (74,8%) Personen einer ländlichen Region in Maharasthra/Indien<br />
mit einem Alter von ‡ 30 Jahren bei einer Teilnahmerate von 74,8%<br />
rekrutieren. Für alle Teilnehmer wurde eine ophthalmologische Untersuchung<br />
und weitere Untersuchungen einschließlich einer Blutabnahme<br />
durchgeführt. Die Konzentrationen von postprandialem Blutzucker und<br />
von glykosyliertem Hämoglobin (HbA1c) wurden bestimmt. Diabetes<br />
mellitus wurde definiert durch einen Blutzuckerspiegel ‡ 11,1 mmol/L<br />
oder einen HbA1c Wert > 5,9% oder durch eine selbstberichtete Diagnose<br />
von Diabetes mellitus. Ergebnisse: Die Häufigkeit von Diabetes mellitus<br />
betrug 5,8 € 0,7%. Eine Diabetesdiagnose war für 20 Teilnehmer<br />
(35%) bekannt, und bei 38 (65%) Teilnehmern war der Diabetes mellitus<br />
unerkannt. Von den Teilnehmern mit einer normalen postprandialen<br />
Blutzuckerkonzentration und einem normalem HbA1c Wert gaben 13<br />
(1,4%) Teilnehmer an, Diabetes mellitus zu haben. In univariater statistischer<br />
Analyse war die Gruppe der Teilnehmer mit unerkanntem Diabetes<br />
mellitus verglichen mit der Gruppe mit erkanntem Diabetes mellitus<br />
tendenziell jünger (P = 0,21) (52,1 € 13,8 Jahre versus 57,0 € 14,1<br />
Jahre), und eine Proteinurie war tendenziell häufiger (3/38 versus 0/20;<br />
P = 0,55). Beide Gruppen unterschieden sich nicht signifikant in Körpergewicht<br />
(P = 0,96), Körperhöhe (P = 0,96), und der Serumkonzentration<br />
von Cholesterol (P = 0,33) und HDL-Lipoproteinen (P = 0,86). Schlussfolgerungen:<br />
Diabetes mellitus mit einer Gesamthäufigkeit von ca. 6% ist<br />
in ca. zwei Dritteln der erwachsenen ländlichen Bevölkerung in Zentralindien<br />
unerkannt.<br />
P139<br />
Prävalenz von Diabetes mellitus im ländlichen<br />
Zentralindien. Die Central India Eye and Medical<br />
Study<br />
Jonas J 1 , Nangia V 2 , Matin A 2 , Bhojwani K 2 , Kulkarni M 2 ,<br />
Yadav M 2 , Nawroth P 3<br />
1 Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Mannheim, Germany, 2 Suraj Eye Institute,<br />
Nagpur, India, 3 Universitätsklinik für Innere Medizin I,<br />
Heidelberg, Germany<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, die Häufigkeit von Diabetes mellitus<br />
in der erwachsenen Bevölkerung einer ländlichen Region von Zentralindien<br />
zu untersuchen. Methodik: Die Central India Eye and Medical<br />
Study CIEMS (Teil I) beinhaltet 1000 Teilnehmer, die sich aus 1336<br />
(74,8%) Personen einer ländlichen Region von in Maharasthra/Indien<br />
mit einem Alter von > 30 Jahren bei einer Teilnahmerate von 74,8%<br />
rekrutieren. Für alle Teilnehmer wurde eine ophthalmologische Untersuchung<br />
und weitere Untersuchungen einschließlich einer Blutabnahme<br />
durchgeführt. Die Konzentrationen von postprandialem Blutzucker und<br />
von glykosyliertem Hämoglobin (HbA1c) wurden bestimmt. Ergebnisse:<br />
Postprandiale Glukosespiegel > 11,1 mmol/L (200 mg/dL) wurden bei 4<br />
Teilnehmern (Prävalenzrate: 0,4%), und HbA1c Spiegel > 5,9% bei 36<br />
Teilnehmern (Mittelwert € Standardfehler: 3,6 € 0,6%) gefunden. Eine<br />
selbstberichtete Diagnose von Diabetes mellitus wurde von 20<br />
(2,0 € 0,4%) Teilnehmern gegeben. Definiert man Diabetes mellitus<br />
durch einen Blutzuckerspiegel > 11,1 mmol/L oder einen HbA1c Wert<br />
> 5,9% oder durch eine selbstberichtete Diagnose von Diabetes mellitus,<br />
hatten 58 Teilnehmer (Prävalenzrate: 5,8 € 0,7%) Diabetes mellitus. Die<br />
Diabeteshäufigkeit stieg mit dem Alter an: Alter 30 – 39 Jahre:<br />
3,0 € 1,0%; Alter 40 – 49 Jahre: 4,7 € 1,3%; Alter 50 – 59 Jahre: 9,3 € 2,2%;<br />
Alter 60 – 69 Jahre: 6,8 € 2,0%; und Alter 70+ Jahre: 9,4 € 2,9%. Schlussfolgerungen:<br />
In der erwachsenen Bevölkerung in einer ländlichen Region<br />
von Zentralindien mit einem Alter von 30+ Jahren beträgt die Häufigkeit<br />
von Diabetes mellitus, definiert durch einen Blutzuckerspiegel<br />
> 11,1 mmol/L oder einen HbA1c Wert > 5,9% oder durch eine selbstberichtete<br />
Diagnose von Diabetes mellitus, ca. 6%. Wie in westlichen<br />
Ländern steigt die Diabetes Prävalenz mit dem Alter deutlich an.<br />
P140<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Expressionsmuster verschiedener Adipozytokine<br />
in humanem Fettgewebe unter dem Einfluss<br />
erythropoesestimulierender Faktoren (ESF)<br />
Bieschke D 1 , Möller K 2 , Schwarzloh B 1 , Friedrich M 3 , Müller-<br />
Wiefel DE 2 , Algenstaedt P 1<br />
1 Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, III. Medizinische<br />
Klinik und Poliklinik, Hamburg, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und<br />
Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische<br />
Nephrologie, Hamburg, Germany, 3 Universitätsklinikum<br />
Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Urologie,<br />
Hamburg, Germany<br />
Fragestellung: Frühzeitige Atherosklerose ist hauptverantwortlich für<br />
die Mortalität bei jungen erwachsenen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz<br />
(CNI). Adiponectin, ein sekretorisches Protein aus dem<br />
Fettgewebe, hemmt die Adhäsion von Monozyten an das Endothel und<br />
wirkt so einem inflammatorischen Prozess des Endothels entgegen, der<br />
in der Entwicklung der Atherosklerose eine entscheidende Rolle spielt.<br />
Ziel der Arbeit war es, anhand humaner Fettgewebsproben zunächst an<br />
gesunden Kindern, den Einfluss von ESF auf die Adipozytokin Expression<br />
zu analysieren. Methodik: Intraoperativ wurde Fettgewebe von normalgewichtigen,<br />
nicht diabetischen Kindern (n = 12; m: 6, w: 6, Alter<br />
0,9 – 12,3 Jahre) im Rahmen eines elektiven urologischen Eingriffes entnommen.<br />
Anschließend wurden alle Proben für insgesamt 72 Stunden in<br />
Kultur gehalten. Die Gewebeproben wurden für 24, 48 und 72 Stunden<br />
entweder mit 10IE ESF/ml Kulturmedium inkubiert oder unbehandelt,<br />
also ohne ESF-Inkubation, als Kontrolle geführt. Die m-RNA aus den<br />
Adipozyten wurde nach Standardprotokoll isoliert und nach Herstellung<br />
der cDNA wurde eine relative Quantifizierung mittels Real-time PCR mit<br />
spezifischen Primern für Adiponectin (ADPN), TNF-a, Interleukin-6<br />
(IL-6) und VEGF (vascular endothelial growth factor) durchgeführt. Ergebnisse:<br />
Die m-RNA Expression für Adiponectin steigt nach 24 h, 48 h<br />
und 72 h Inkubation mit ESF im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle<br />
an. Hingegen fällt die m-RNA Expression für TNF-a nach 24 h, 48 h und<br />
72 h signifikant (p = 0,039) ab im Vergleich zur Kontrolle. Keine signifikanten<br />
¾nderungen konnten für die Expression von IL-6 nachgewiesen<br />
werden. Bei der m-RNA Expression von VEGF sieht man einen signifikanten<br />
Abfall (p = 0,022) im Vergleich zur Kontrolle nach 24 h bzw. 48 h
und 72 h. Schlussfolgerung: Diese Arbeit zeigt, dass die Stimulation<br />
humaner Fettgewebsproben mit ESF einen positiven Effekt auf die<br />
m-RNA Expression des antiinflammatorischen Adiponektin ausübt und<br />
gleichzeitig die inflammatorische Zytokinexpression (TNF-a) reduziert.<br />
Diese reduzierte Expression von TNF-a kann Hinweis für die antiinflammatorische<br />
Wirkung von ESF sein. Die Daten lassen vermuten, dass eine<br />
Therapie mit ESF bei Patienten nicht nur die Anämie korrigiert, sondern<br />
sich auch günstig auf die Endothelfunktion auswirkt und somit einen<br />
unabhängigen Schutzfaktor für die Entwicklung oder das Fortschreiten<br />
der Atherosklerose darstellen kann.<br />
P141<br />
Der Metabolische Fingerabdruck – ein effizientes<br />
Tool zur therapiewirksamen Beurteilung<br />
kontinuierlich gemessener Blutzuckerpr<strong>of</strong>ile<br />
Salzsieder E 1 , Vogt L 1 , Heinke P 1 , Kohnert KD 1 , Augstein P 1<br />
1 Institut für Diabetes Karlsburg, F&E, Karlsburg, Germany<br />
Fragestellung: Wenngleich in jüngster Zeit mit der Entwicklung und<br />
Markteinführung der kontinuierlichen Blutzuckermessung ein Meilenstein<br />
in der Diabetikerbetreuung gesetzt wurde, so blieben die damit<br />
verbundenen Erwartungen weitgehend unerfüllt. Eine Hauptursache dafür<br />
ist, dass zwar nunmehr der Blutzuckertagesverlauf eines Diabetikers<br />
geschlossen dargestellt werden kann, die kausalen Ursachen für diesen<br />
Verlauf aber weiterhin unerkannt bleiben. Mit der Entwicklung und<br />
experimentellen Testung eines neuartigen Verfahrens zur Ermittlung<br />
des persönlichen „Metabolischen Fingerabdrucks“ soll geprüft werden,<br />
ob diese Lücke geschlossen werden kann. Methodik: Das interaktive<br />
Programm KADIS Ò (KArlsburger DIabetes-Management System) ist eine<br />
S<strong>of</strong>tware, die sowohl die Identifikation der individuellen St<strong>of</strong>fwechselsituation<br />
eines Patienten als auch die rechnergestützte Vorhersage zu<br />
erwartender Effekte therapeutischer Maßnahmen auf seinen täglichen<br />
Blutzuckerverlauf ermöglicht. Das wird dadurch erreicht, dass bei einem<br />
gegebenen Probanden mittels KADIS Ò , vergleichbar der DNA-Analyse,<br />
der gemessene Blutzuckertagesverlauf in Form eines persönlichen Metabolischen<br />
Fingerabdrucks mit seinem individuellen St<strong>of</strong>fwechselverhalten,<br />
den therapeutischen Maßnahmen sowie den Ernährungs- und<br />
Lebensgewohnheiten zur Auffindung kausal begründeter Schwachstellen<br />
in der St<strong>of</strong>fwechselführung in Verbindung gesetzt wird und anschließend,<br />
ausgehend von den DDG-Behandlungsleitlinien, mittels KA-<br />
DIS Ò -gestützter Simulation Patienten-zentrierte Empfehlungen zur<br />
Überwindung der aufgefundenen Schwachstellen generiert und den behandelnden<br />
¾rzten zur Verfügung gestellt werden. Zum experimentellen<br />
Nachweis der Vorteile einer KADIS Ò -gestützten Auswertung der<br />
CGMS -Daten, wurde eine randomisierte Fall/Kontroll-Studie durchgeführt,<br />
wobei den ¾rzten der Kontrollgruppe ausschließlich die<br />
CGMS -Daten und denen der Kontrollgruppe zusätzlich der „Metabolische<br />
Fingerabdruck“ einschließlich KADIS Ò -gestützter Empfehlungen<br />
zur Verfügung standen. Der Outcome der Studie wurde anhand von<br />
HbA1c-Bestimmungen sowie von CGMS -Monitorings am Beginn und<br />
am Ende der 3-monatigen Studienphase bewertet. Ergebnisse: An der<br />
Studie nahmen insgesamt 49 insulinbehandelte Diabetiker teil, die von<br />
ihren behandelnden ¾rzten randomisiert entweder der Kontrollgruppe<br />
(25) oder der Fallgruppe (24) zugeordnet wurden. Während der HbA1c<br />
in der Kontrollgruppe um 0,26% anstieg, fiel er in der Fallgruppe signifikant<br />
um 0,34% ab. Dieses Ergebnis fand in den anhand der<br />
CGMS -Daten berechneten MBG-Werten (+0,70 mmol/l vs.<br />
-0,84 mmol/l) eine eindrucksvolle Bestätigung. Schlussfolgerungen:<br />
Die Bestimmung des persönlichen „Metabolischen Fingerabdrucks“ ist<br />
eine geeignete und effiziente Methode zur schnelle und sicheren Ableitung<br />
Patienten-zentrierter Therapieempfehlungen aus gemessenen<br />
CGMS -Pr<strong>of</strong>ilen.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P142<br />
Insulinanaloga verbessern den HbA1c im<br />
Vergleich zu Humaninsulin nicht – eine<br />
Querschnittsanalyse von Evaluationen von<br />
Mitgliedskliniken der AKD+ der Jahre<br />
2005 – 2006 ein Jahr nach Teilnahme an einem<br />
strukturierten Schulungs- und<br />
Behandlungsprogramm (SSBP)<br />
(+Arbeitsgemeinschaft Klinische Diabetologie<br />
der DDG)<br />
Kloos C 1 , Sämann A 2 , Tessmann D 3 , Müller N 2 , Müller U 2<br />
1 KIM III FSU Jena, St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten/Endokrinologie,<br />
Jena, Germany, 2 Friedrich-Schiller Universität Jena, Klinik<br />
für Innere Medizin III, Jena, Germany, 3 Klinikum Passau,<br />
Abteilung für Innere Medizin, Passau, Germany<br />
Fragestellung: Insulinanaloga können bei Therapieproblemen eine<br />
wirksame Behandlungsalternative zu Humaninsulin sein. Untersucht<br />
werden sollte, ob Patienten unter Insulinanaloga (IA) nach Besuch eines<br />
strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramms (SSBP) hinsichtlich<br />
der metabolischen Kontrolle oder Gewicht besser abschneiden als<br />
Patienten unter Humaninsulin (HI). Methoden: Von 1144 Patientendatensätze<br />
von 16 AKD-Kliniken, die von 2005 und 2006 eine Stichprobe<br />
von mindestens 60 konsekutiv geschulten Pat. mit Diab. mell. Typ 2<br />
nach 12 – 15 Monaten nachuntersucht hatten, lagen zu n = 285 (25%)<br />
Patienten qualitative Angaben zur Verwendung von ausschließlich HI<br />
(n = 148 vor SSBP: Alter 60,2 J., HbA1c 7,98%*; Diabet.dauer 11,7 J., BMI<br />
31,4 kg/m 2 ) und IA als Mono- oder Kombinationstherapie vor (n = 134<br />
vor SSBP: Alter 58,7 J., HbA1c 8,33%*; Diabet.dauer 9,7 J., BMI<br />
31,5 kg/m 2 ). Alle Patienten hatten an einem überwiegend stationär<br />
durchgeführten SSBP teilgenommen. Ergebnisse: Der HbA1c verbesserte<br />
sich in beiden Gruppen hochsignifikant (HI: 7,98%* auf<br />
7,47%(-0,51%)*/IA: 8,33%* auf 7,73%(-0,61%)*; p < 0,001) unter IA gering<br />
mehr als unter HI. Bereits vor SSBP wiesen Patienten unter IA einen<br />
höheren Insulinbedarf auf (HI 0,50IE/kgKG/d; IA 0,63IE/kgKG/d;<br />
p = 0,005), die verwendete Insulinmenge stieg nur unter IA signifikant<br />
an (HI +0,34 IE/kgKG/d, p = 0,34/IA +0,79IE/kgKG/d;p = 0,006). In beiden<br />
Gruppen kam es zu einer BMI-Zunahme (HI +0,62 kg/m 2 ,p = 0,77; IA<br />
+1,0 kg/m 2 ; p = 0,54). Schwere Hypoglykämien traten unter HI nicht, unter<br />
IA 3mal auf. Schlussfolgerung: Insulinanaloga als Mono- oder in<br />
Kombinationstherapie mit Humaninsulin verbessern den HbA1c nicht<br />
stärker als der alleinige Gebrauch von Humaninsulin. Der höhere Insulingebrauch,<br />
der bereits vor SSBP höhere HbA1c bei kürzerer Diabetesdauer<br />
könnten anzeigen, dass Insulinanaloga vorwiegend bei Patienten<br />
mit Therapieproblemen oder Insulinresistenz zum Einsatz kommen. Die<br />
Gründe für den Einsatz von Insulinaloga sollten zukünftig erfasst werden<br />
um die Effektivität für einzelne Einsatzgebiete besser analysieren zu<br />
können. Hypoglykämien traten selten und unter beiden Insulinarten<br />
nicht wesentlich unterschiedlich <strong>of</strong>t auf. *HbA1c DCCT normiert (mittlerer<br />
NB 5,05%)<br />
P143<br />
Acarbose retardiert Manifestation und<br />
Progression des Diabetes bei Goto-Kakizaki<br />
Ratten durch Prävention der b-Zellmasse und<br />
-funktion<br />
Bisch<strong>of</strong>f H 1 , Hartmann E 2 , Stelte-Ludwig B 1<br />
1 Bayer HealthCare AG, GDD-PRR Pharmacology, Wuppertal,<br />
Germany, 2 Bayer HealthCare AG, GDD-T Pathology,<br />
Wuppertal, Germany<br />
Der a-Glucosidaseninhibitor Acarbose hat in insulinresistenten Tiermodellen<br />
sowie in klinischen Endpunkt-Studien mit IGT-Patienten (STOP-<br />
NIDDM) gezeigt, dass die Reduktion der postprandialen Hyperglykämie<br />
die Manifestation eines Typ 2 Diabetes deutlich hinausschiebt. Fragestellung:<br />
Welchen Einfluss hat die Herabsetzung der postprandialen<br />
Hyperglykämie durch Acarbose auf die Abnahme der b-Zellmasse in<br />
Pankreasinseln von nicht-adipösen Goto-Kakizaki (GK) Ratten, einem<br />
Tiermodell für spontanen Typ 2 Diabetes, auf die Glucose-stimulierte<br />
Insulinsekretion und die Insulinsensitivität. Methoden: Männliche GK-<br />
Ratten wurden 13 Wochen mit Acarbose im Vergleich zu nicht-diabetischen<br />
Wistar Ratten behandelt. Acarbose wurde in Dosen von 100, 200,<br />
400 und 800 ppm im Futter verabreicht. Die Insulinsekretion in vivo<br />
wurde mit oGTTs, die Glucose-stimulierte Insulinsekretion isolierter Inseln<br />
(3 mM/16,5 mM Glucose) wurde in vitro und die b-Zellmasse von<br />
Pankreasinseln mit morphometrischen Methoden bestimmt. Ergebnisse:<br />
Die 13wöchige Behandlung von GK-Ratten (n = 14/Gruppe) mit Acarbose<br />
setzte nicht nur die postprandiale Hyperglykämie herab, sondern<br />
verminderte in diesen 13 Wochen den ausgeprägten Anstieg des Nüch-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S45
S46 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
ternblutzuckers der unbehandelten Kontrolltiere (+2,8 mM) dosisabhängig<br />
um bis zu 64%. Dies spiegelte sich in der dosisabhängigen Senkung<br />
des glykierten HbA1c wider, das mit 800 ppm Acarbose bis auf Normalwerte<br />
gesunder Wistar Ratten (3,6%) gesenkt war. Die verschlechterte<br />
St<strong>of</strong>fwechseleinstellung der unbehandelten GK-Ratten zeigte sich auch<br />
an signifikant erhöhten Lipidwerten im Serum. Acarbose senkte dosisabhängig<br />
die erhöhten Serum-TG Konzentrationen und normalisierte ab<br />
400 ppm die Serum-TG-Spiegel auf Werte gesunder Wistar Ratten<br />
(0,6 – 0,7 mM). Die zunehmende Insulinresistenz, gemessen im oGTT<br />
und an der ausgeprägten Nüchternhyperinsulinämie der unbehandelten<br />
diabetischen GK-Ratten, wurde durch Acarbose dosisabhängig und signifikant<br />
verlangsamt. Die deutlich verschlechterte Glucose-stimulierte<br />
Insulinsekretion isolierter Pankreasinseln von unbehandelten GK-Ratten<br />
in vitro war begleitet von einer Abnahme pankreatischer b-Zellmasse.<br />
Acarbose verringerte diesen Verlust an b-Zellmasse dosisabhängig und<br />
signifikant schon mit der niedrigsten Dosis (100 ppm). Die um mehr als<br />
50% höhere b-Zellmasse der Pankreasinseln unter 400 ppm Acarbose<br />
führte zu einer 100%igen Erhöhung der Glucose-stimulierten Insulinsekretion<br />
in vitro verglichen mit nur 13% der unbehandelten GK Ratten.<br />
Schlussfolgerung: Herabsetzen der postprandialen Hyperglykämie<br />
durch Acarbose retardiert Manifestation und Progression des Diabetes<br />
in nicht-adipösen, spontan diabetischen GK Ratten: 1) Wegen des signifikant<br />
geringeren Verlustes pankreatischer b-Zellen, mit der Folge,<br />
dass die Glucose-stimulierte Insulinsekretion von Pankreasinseln dosisabhängig<br />
durch Acarbose verbessert war und 2) wegen der ebenfalls<br />
dosisabhängig besser erhaltenen Insulinsensitivität und St<strong>of</strong>fwechseleinstellung.<br />
P144<br />
Exenatide plus Thiazolidindion mit und ohne<br />
Metformin: Randomisierte Studie bei Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes<br />
Bachmann O 1 , Kazda C 1 , Zinman B 2 , Hoogwerf BJ 3 ,<br />
Garcia SD 4 , Trautmann M 5 , Brodows R 6<br />
1 Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Germany, 2 Mount<br />
Sinai Hospital, University <strong>of</strong> Toronto, Samuel Lunenfeld<br />
Research Institute, Toronto, Canada, 3 Cleveland Clinic,<br />
Cleveland, United States <strong>of</strong> America, 4 Hospital Universitario<br />
Nuestra Senora De Valme, Sevilla, Spain, 5 Lilly Research<br />
Laboratories, Hamburg, Germany, 6 Eli Lilly, Indianapolis,<br />
United States <strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: Die Wirksamkeit von Exenatide in Kombination mit<br />
Metformin (MET) und/oder Sulfonylharnst<strong>of</strong>f (SH) bei Patienten mit<br />
Typ-2-Diabetes ist belegt. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Exenatide<br />
in Kombination mit Thiazolidindionen (TZDs) war bislang nicht<br />
untersucht. Methodik: In der multizentrischen, randomisierten und plazebokontrollierten<br />
Doppelblindstudie über 16 Wochen wurde die Wirksamkeit<br />
einer Add-on Therapie mit Exenatide versus Plazebo auf die<br />
glykämische Kontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und nicht ausreichender<br />
glykämischer Kontrolle unter TZD (€ MET) verglichen. Insgesamt<br />
233 Patienten mit Typ-2-Diabetes und einem mittleren<br />
HbA1c-Wert (€ SEM) von 7,9 € 0,1% wurden randomisiert und erhielten<br />
entweder 2x täglich 10 mg Exenatide (n = 121) oder Plazebo (n = 112),<br />
jeweils zusätzlich zur bisherigen Therapie mit TZD € MET. Primärer Zielparameter<br />
war die HbA1c-Senkung; sekundäre Zielgrößen waren Nüchternblutzucker,<br />
Körpergewicht, Blutzucker-Selbstmessung und Verträglichkeit<br />
der Therapie. Ergebnisse: Exenatide führte im Vergleich zu Plazebo<br />
zu einer signifikanten HbA1c-Senkung (mittl. Unterschied zwischen<br />
den Gruppen -0,98%; 95% Konfidenzintervall [-1,21;-0,74%]), zu<br />
einer signifikanten Reduktion des Nüchternblutzuckers (-1,69 mmol/L<br />
[-2,22;-1,17]) und des Körpergewichtes (-1,51 kg [-2,15;-0,88]). Ob die<br />
Patienten zusätzlich nur ein TZD oder aber TZD+MET erhielten, hatte<br />
keinen signifikanten Einfluss auf die HbA1c-Senkung: Bei den Exenatide-Patienten<br />
mit TZD allein (n = 27) sank der HbA1c (Mittelwert € SD)<br />
von 7,93 € 0,87% auf 7,15 € 1,05%; bei den Exenatide-Patienten mit<br />
TZD+MET (n = 90) sank er von 7,88 € 0,92% auf 7,10 € 0,92%. In der Exenatide-Gruppe<br />
brachen 16% der Patienten die Studie aufgrund von unerwünschten<br />
Ereignissen ab, in der Plazebogruppe waren es 2%. Übelkeit<br />
war die am häufigsten berichtete Nebenwirkung (Exenatide 40%,<br />
Plazebo 15%). Hypoglykämien traten in der Exenatide-Gruppe bei 11%,<br />
in der Plazebogruppe bei 7% der Patienten auf. Schlussfolgerung: Bei<br />
Patienten mit Typ-2-Diabetes, die mit TZD mit oder ohne Metformin<br />
nicht ausreichend behandelt sind, führt Exenatide zu einer signifikanten<br />
Verbesserung der glykämischen Kontrolle sowie zur Gewichtsreduktion;<br />
häufige Nebenwirkungen sind gastrointestinaler Natur.<br />
P145<br />
Vaspingenexpression und Sequenzierung im<br />
Modelltier für das Metabolische Syndrom<br />
Kassub R 1 , Klöting N 2 , Kovacs P 2 , Klöting I 1<br />
1 Universität Greifswald, Medizinische Fakultät,<br />
Versuchstierkunde, Karlsburg, Germany, 2 Universität<br />
Leipzig, Medizinische Fakultät, Innere Medizin III, Leipzig,<br />
Germany<br />
Ziel: Vaspin gilt als neues Adipokin mit diabetesprotektivem Effekt.<br />
Erstmals wurde es in der OLETF Ratte, einem monogenetischem Modelltier<br />
für das Metabolischen Syndrom, beschrieben. Um zu prüfen, ob sich<br />
die Aussagen in einem polygentischen Modell bestätigen lassen, wurde<br />
die W(istar)O(ttawa)K(arlsburg)W(RT1 u) Ratte, die ein nahezu komplettes<br />
Metabolisches Syndrom mit ausgeprägter Obesitas entwickelt,<br />
auf DNA- und RNA-Ebene im Vergleich zu schlanken Rattenstämmen<br />
analysiert. Methoden: Es wurde mRNA mittels TRIzol Reagenz (Invitrogen,<br />
D) aus Fettzellen von WOKW-, B(io)B(reeding)/O(ttawa)K(arlsburg)-<br />
und S(pontan)H(ypertensive)R(ats) Ratten im Alter von 4 und<br />
30 Wochen isoliert und in cDNA mittels kommerziell erhältlicher Kits<br />
(Qiagen, Hilden, D) umgeschrieben. Die cDNA wurde für die Sequenzierung<br />
des Vaspingens (ABI370) sowie für die Expression (ABI7000) eingesetzt.<br />
Die Primer für die Sequenzierung und RealTime-PCR des Vaspingens<br />
(GenBank, Accession number NM_138825) wurden mittels Primer<br />
Express Programm (ABI, Darmstadt, D) generiert. Ergebnisse: Im Vergleich<br />
zur Nukleotidsequenz der OLETF Ratte besitzen WOKW- und BB/<br />
OK-Ratten einen Basenaustausch, während die SHR-Ratten Sequenz<br />
komplett identisch mit der der OLETF-Ratte ist. Der Basenaustausch<br />
führte zu einem Austausch einer Aminosäure, der jedoch keinen Einfluss<br />
auf die Expression von Vaspin bei WOKW- und BB/OK-Ratten hatte. Eine<br />
deutliche Expression war bereits mit 4 Wochen nachweisbar, die mit 30<br />
Wochen bei den WOKW-Ratten signifikant zunahm. Auffällig war eine<br />
um den Faktor 10 erhöhte Expression bei WOKW im Vergleich zu BB/OK<br />
und SHR sowohl mit 4 als auch mit 30 Wochen. Überraschender Weise<br />
konnten auch eine gleich starke Expression im subkutanen Fettgewebe<br />
nachgewiesen werden. Schlussfolgerungen: Im viszeralen Fettgewebe<br />
zeigt die WOKW-Ratte als Modelltier für das Metabolische Syndrom ein<br />
ähnliches Vaspinexpressionsmuster wie die OLETF Ratte. Darüber hinaus<br />
konnte gezeigt werden, dass die Expression von Vaspin bei<br />
WOKW-Ratten nicht nur auf das viszerale Fett, wie bei OLETF-Ratten,<br />
begrenzt ist. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Vaspinexpression<br />
nicht nur spezifisch für das viszerale Fett ist und die Aminosäureveränderung<br />
im Vaspingen keinen Einfluss auf die Expression hat.<br />
P146<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Pharmakokinetische und glukodynamische<br />
Effekte einer SC Infusion von Insulin Lispro als<br />
Basalinsulin mit einer Einwegpumpe bei<br />
gesunden Probanden<br />
Rave K 1 , Heinemann L 1 , Gravesen P 2<br />
1 Pr<strong>of</strong>il Institut für St<strong>of</strong>fwechselforschung GmbH, Neuss,<br />
Germany, 2 Danfoss A/S, Nordborg, Denmark<br />
Fragestellung: Die Infusion eines kurzwirksamen Insulinanalogons mit<br />
einer konstanten Rate als Basalinsulin ist eine attraktive Behandlungsoption<br />
für Patienten mit Typ 2 Diabetes. Im Vergleich mit einer einmal<br />
täglichen SC Injektion von langwirksamen Insulinanaloga könnte dies zu<br />
einer konstanteren St<strong>of</strong>fwechselkontrolle führen. Für eine präzise und<br />
konstante Infusion von Insulin wurde eine neue Elastomer-Mikroeinwegpumpe<br />
(MEP) entwickelt. Methodik: Mittels der Glukose-Clamp-<br />
Technik (Zielblutzucker 80 mg x dl -1 ) untersuchten wir die pharmakokinetische<br />
und glukodynamische Wirkung einer kontinuierlichen SC Infusion<br />
von Insulin Lispro (IL), die mit der MEP oder einer am Markt etablierten<br />
Insulinpumpe (Accu-Chek Spirit, A-CS, Roche Diagnostics) verabreicht<br />
wurde. Acht gesunde männliche Probanden wurden in diese<br />
<strong>of</strong>fene Cross-Over-Studie eingeschlossen (Alter 36 Jahre (Spanne<br />
30 – 44); BMI 26,7 kg x m -2 (23,0 – 29,9)). In 3 von den 4 mit jedem Probanden<br />
durchgeführten Versuchen, wurde IL in einer Rate von 2 U x h-1<br />
über 24 h mit der MEP infundiert; für das verbleibende Experiment<br />
wurde die A-CS verwendet. In regelmäßigen Abständen wurden Blutproben<br />
für die Messung von IL-Serumkonzentrationen abgenommen.<br />
Für die insgesamt 24 durchgeführten Glukose-Clamps wurden 27 MEPs<br />
verwendet, von denen 21 fehlerfrei IL infundierten. In 6 Versuchen gelang<br />
keine kontinuierliche Infusion. Ergebnisse: Die Analyse der erfolgreich<br />
durchgeführten Versuche ergab, dass die gesamte Fläche unter der<br />
IL-Kurve (AUC-INS0 – 24 h MEP 44,7 € 11,7 vs. A-CS 38,8 € 7,5 mU x -<br />
min x ml -1 ), die fraktionelle Fläche unter der IL-Kurve (AUC-INS0 –6h<br />
7,6 € 2,5 vs. 7,3 € 1,4 mU x ml x min -1 ), die maximalen IL-Konzentrationen<br />
(INS max 43,1 € 11,7 vs. 36,4 € 6,0 mU x ml -1 ) und die Zeit bis zur maxima-
len IL-Konzentration (T-INS max 853 € 253 vs. 559 € 308 min) bei beiden<br />
Pumpen vergleichbar war. Entsprechend waren die Glukose Infusionsraten<br />
nach der IL-Infusion mit MEP und A-CS ähnlich (AUC-GIR 0 – 24 h<br />
5.533 € 2.233 vs. 5.499 € 1.865 mg x kg -1 ). Die mittlere Gewichtsdifferenz<br />
der Insulinpumpen nach 24 h Infusion betrug 0,63 € 0,07 g für MEP und<br />
0,49 € 0,01 g für A-CS, was der theoretisch gepumpten Insulinmenge gut<br />
entspricht. Die Analyse der defekten MEPs ergab, dass das Pumpenversagen<br />
durch eine Verstopfung der Durchflusskapillare mit Überresten<br />
aus dem Produktionsprozess verursacht wurde. Schlussfolgerungen:<br />
Die SC Infusion eines kurzwirksamem Insulinanalogons mit einer Elastomer-Mikroeinwegpumpe<br />
führt zu einem pharmakokinetischen und<br />
glukodynamischen Effekt, der mit dem vergleichbar ist, wie er mit einer<br />
kommerziellen Insulinpumpe erreicht wird. Unter der Vorraussetzung<br />
einer zuverlässigeren Leistung dieses Funktionsmusters stellt diese Elastomer-Mikroeinwegpumpe<br />
eine attraktive Alternative zu konventionellen<br />
Insulinpumpen dar.<br />
P147<br />
Einfluss von Glukose und Ca2+/<br />
calmodulinabhängier Proteinkinase II (CaMKII)<br />
auf die Expression und Aktivität der<br />
NAD(P)H-Oxidase in INS-1 Ratten<br />
Insulinomzellen<br />
Osterh<strong>of</strong>f MA 1 , Pütz K 1 , Arslan E 1 , Isken F 1 , Weickert MO 1 ,<br />
Pfeiffer AFH 1<br />
1 Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Klinische<br />
Ernährung, Potsdam-Rehbrücke, und CharitØ – Campus<br />
Benjamin Franklin, Endokrinologie, Diabetes und<br />
Ernährungsmedizin, Berlin, Nuthetal, Germany<br />
Hintergrund: Die Inzidenz des Typ 2 Diabetes-Mellitus (T2DM) nimmt<br />
weltweit zu mit einem Trend zu einem verringerten Manifestationsalter.<br />
Der T2DM ist charakterisiert durch Insulinresistenz, einen zunächst relativen,<br />
peripheren Insulinmangel und einen progressiven Verlust der<br />
b-Zellfunktion. Dieser führt schließlich zu einem absoluten Insulinmangel.<br />
Chronisch erhöhte Glukosekonzentrationen führen zu einer Schädigung<br />
von b-Zellen, unter anderem durch die Produktion reaktiver Sauerst<strong>of</strong>fspezies<br />
(ROS) in Mitochondrien oder aber durch einen in b-Zellen<br />
exprimierten Subtyp der NAD(P)H-Oxidase. Ziel der vorliegenden Arbeit<br />
war es, die Expression der NAD(P)H-Oxidase in INS-1 Zellen zu bestätigen<br />
sowie die Glukose- bzw. CaMKII-Abhängigkeit der Expression und<br />
Aktivierung von NAD(P)H-Oxidase zu untersuchen. Methodik: RNA aus<br />
INS-1 Ratteninsulinomzellen und INS-W12 Zellen, in denen die Expression<br />
der CaMKII fast vollständig supprimiert ist, wurde mithilfe von<br />
Trizol Ò S extrahiert. Die Expression von a-Tubulin (Standard) sowie<br />
den NAD(P)H-Oxidase Untereinheiten p65mox und gp91phox wurde<br />
durch RealTime PCR mithilfe eines RT-PCR Mastermixes (Qiagen) auf<br />
einem ABI 7900HT („TaqMan“) bestimmt. Die Stimulation der Zellen<br />
erfolgte über 4, 24, 48 und 72 Stunden mit 0; 5; 7,5; 11; 16,5 und<br />
33 mmol/l Glukose. Die Superoxid-Produktion wurde durch Lucigeninoder<br />
DCF/DA-Assays (Molecular Probes) bestimmt. Ergebnisse: Die<br />
Messung der Genexpression zeigte, dass p65mox, jedoch nicht<br />
gp91phox in INS-1 Zellen exprimiert wird. In INS-W12 Zellen wurde<br />
p65mox exprimiert, jedoch nur ca. 4% der Menge verglichen mit INS-1<br />
Zellen. In INS-1 Zellen zeigte sich nach 48 Stunden eine tendenziell<br />
erhöhte Expression von p65mox bei erhöhten Glukosekonzentrationen<br />
(16,5 mmol/l) gegenüber derjenigen bei 2 bzw. 5 mmol/l. Nach 72 Stunden<br />
war dieser Anstieg schließlich hochsignifikant (p = 0,005 bzw.<br />
p = 0,002). Lucigenin bzw. DCF/DA-Assays zeigten, dass die Superoxidproduktion<br />
durch NAD(P)H-Oxidase (Hemmung des mitochondrialen<br />
Anteils durch Rotenon) mit der Glukosekonzentration ansteigt. Bis zu<br />
einer Glukosekonzentration von 16,5 mmol/l überwog die Superoxidproduktion<br />
durch NAD(P)H-Oxidase, danach (bis 33 mmol/l) nahm jedoch<br />
der mitochondriale Anteil (Hemmung des NAD(P)H-Oxidase Anteils mit<br />
DPI) zu. Bei INS-W12 Zellen war der NAD(P)H-Oxidase Anteil der Superoxidproduktion<br />
kaum messbar und ähnelte dem der INS-1 Zellen unter<br />
DPI-Hemmung. Schlussfolgerung: Experimente mit CaMKII supprimierten<br />
INS-W12 Zellen zeigten, dass die Expression des NAD(P)H-Oxidase<br />
p65mox von der Anwesenheit der CaMKII abhängig ist. Die Glukosestimulationsexperimente<br />
deuten darauf hin, dass der Hauptteil der<br />
Superoxidproduktion unter physiologischen Bedingungen in INS-1<br />
b-Zellen von der NAD(P)H-Oxidase ausgeht. Erst bei superphysiologischen<br />
Glukosekonzentrationen kommt der mitochondrialen Superoxidproduktion<br />
eine höhere Bedeutung zu.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 2<br />
P148<br />
Während der erfolgreichen Umstellung von<br />
Insulin auf Pioglitazon verbessert sich das<br />
kardiovaskuläre Risikomarkerpr<strong>of</strong>il bei Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes – Ergebnisse der<br />
PIOswitch-Studie<br />
Hohberg C 1 , Forst T 1 , Lübben G 2 , Karagiannis E 2 ,<br />
Baurecht W 3 , Pfützner A 1<br />
1 IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany, 2 Takeda Pharma, Aachen, Germany,<br />
3 Acromion, Biometrie, Frechen, Germany<br />
Fragestellung: Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus leiden unter den<br />
Folgen einer klinisch signifikanten Insulinresistenz und einer ß-Zelldysfunktion,<br />
die in unterschiedlichen Schweregraden auftreten können. Patienten,<br />
die bereits eine Insulintherapie erhalten könnten demnach auf<br />
eine orale Medikation mit Pioglitazon umgestellt werden, wenn die Insulinresistenz<br />
im Vordergrund ihres Krankheitsbildes steht, und z.B.<br />
anhand des Nüchtern C-Peptid/Proinsulin Quotienten eine ausreichende<br />
ß-Zellkapazität gezeigt werden kann. Ziel dieser Untersuchung war die<br />
Frage nach der Erfolgsquote einer solchen Maßnahme und ihr Einfluss<br />
auf Parameter des kardiovaskulären Risikos. Methodik: Nach Bestätigung<br />
deiner ausreichenden residualen ß-Zellfunktion mittels eines Glukagon-Stimulationstests,<br />
stellten wir 98 Patienten von ihrer Insulintherapie<br />
auf eine Kombinationstherapie mit Pioglitazon+Glimepirid um (32<br />
Frauen, 66 Männer, Alter (MW € STD): 59 € 9 J., Krankheitsdauer:<br />
5,6 € 6,3 J., BMI: 33,9 € 5,2 kg/m 2 , HbA1c: 6,9 € 0,8%). Neben den Veränderungen<br />
des HbA1c wurden während der 6 Monate dauernden Studie<br />
folgende Beobachtungsparameter bestimmt (HOMA-IR, iv Glucose-<br />
Toleranztest, UKPDS-Risikoscore, Adiponektin, hsCRP, MMP9, MCP-1,<br />
and sCD 40L. Ergebnisse: Patienten, die einen HbA1c-Anstieg > 0,5% im<br />
Beobachtungszeitraum zeigten wurden wieder auf Insulin umgestellt<br />
(Non-Responders: n = 23, 23%). Die verbleibenden 75 Patienten zeigten<br />
einen stabilen HbA1c-Wert (Anfang 6,8 € 0,7%/Ende: 6,7 € 0,7%, n. s.)<br />
während sich gleichzeitig signifikante Verbesserungen von zahlreicher<br />
metabolischen und kardiovaskulären Risikoparametern feststellen ließen:<br />
ivGTT-Sensitiviätsindex (1,2 € 0,9/1,5 € 0,9, p < 0,001), HOMA-IR<br />
(7,6 € 7,9/4,0 € 2,4, p < 0,001), Adiponektin (7 € 3 mg/l/17 € 8 mg/l,<br />
p < 0,001), hsCRP (3,3 € 2,4 mg/l/2,5 € 2,2 mg/l, p < 0,005) und MCP-1<br />
(408 € 246 pg/ml/382 € 295 pg/ml, p < 0,05). Leichte Verbesserungen,<br />
die noch nicht den Grad der Signifikanz erreichten fanden sich beim<br />
UKPDS Risiko Score (16,6 € 8,4%/15,8 € 8,7%, p = 0,093), und beim MMP9<br />
(766 € 437 ng/ml/692 € 495 ng/ml, p = 0,145). Keine Veränderungen wurden<br />
beim CD 40L beobachtet (4,3 € 2,3 ng/ml/4,2 € 2,4 ng/ml, n. s.).<br />
Schlussfolgerungen: Die Umstellung von Insulin auf Pioglitazon ist<br />
bei Patienten mit erhaltener ß-Zellfunktion möglich und verlief in der<br />
Mehrzahl der Fälle erfolgreich. Die erfolgreich umgestellten Patienten<br />
zeigten nach 6 Monaten Therapie neben einer stabilen oder sogar verbesserten<br />
Blutzuckereinstellung ein deutlich verbessertes kardiovaskuläres<br />
Risikopr<strong>of</strong>il.<br />
P149<br />
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung<br />
(NAFLD) ist mit einer qualitativen ¾nderung der<br />
HDL Lipoproteine und deren Fettsäuremuster<br />
assoziiert<br />
Kantartzis K 1 , Rittig K 1 , Cegan A 1 , Thamer C 1 , Machann J 2 ,<br />
Balletsh<strong>of</strong>er B 1 , Fritsche A 1 , Schleicher E 1 , Häring HU 1 ,<br />
Stefan N 1<br />
1 Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik, Abteilung Innere Medizin IV, Endokrinologie,<br />
St<strong>of</strong>fwechsel und Pathobiochemie, Tübingen, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Tübingen, Radiologische Klinik,<br />
Abteilung für Experimentelle Radiologie, Tübingen, Germany<br />
Einleitung: Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (nonalcoholic<br />
fatty liver disease, NAFLD) und die Atherosklerose sind eng miteinander<br />
assoziiert. Als mögliche Erklärung dafür gelten u.a. eine quantitative<br />
¾nderung der Serumlipide, z.B. erniedrigtes HDL-Cholesterin (HDL-c)<br />
und erhöhte Triglyzeride, und ein erhöhter Anteil kleiner, dichter LDL-<br />
Partikel. Ob eine qualitative ¾nderung der Serumlipide ebenfalls eine<br />
Rolle spielt, ist nicht bekannt. Da vor allem ein hoher HDL 2-c Spiegel<br />
im Serum vor Atherosklerose schützt und die Anteile der HDL 2-c und<br />
HDL 3 -c Spiegel im Serum von der Leber bestimmt werden, untersuchten<br />
wir, ob NAFLD mit einer ¾nderung der HDL-Subfraktionen und deren<br />
Fettsäuremuster vergesellschaftet ist. Methoden: In 37 gut phänotypisierten<br />
Probanden wurde das Leberfett mittels 1 H – Kernspinspektro-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S47
S48 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
skopie und die HDL 2-c und HDL 3-c Spiegel nach der Trennung mit<br />
Ultrazentrifugation gemessen. Das Fettsäuremuster in den Subfraktionen<br />
wurde mittels Dünnschicht- und Gas-Chromatographie bestimmt.<br />
NAFLD ist als Leberfettgehalt ‡ 5,5% definiert. Ergebnisse: Menschen<br />
mit NAFLD haben erniedrigte HDL 2-c Spiegel und einen erniedrigten<br />
HDL 2-c:HDL 3-c Quotienten im Serum (p = 0,001 bzw. p = 0,0001) im<br />
Vergleich zu gesunden Kontrollen. Wie erwartet, war das Leberfett negativ<br />
mit dem gesamt – HDL-c assoziiert (r =-0,47, p = 0,003). Stärker<br />
jedoch war die Assoziation mit HDL 2-c (r =-0,56, p = 0,0003) und mit<br />
dem HDL 2-c:HDL 3-c Quotienten (r =-0,61, p < 0,0001). Adjustiert für<br />
Geschlecht, Alter und Körperfett, korrelierte das Leberfett weniger stark<br />
mit dem gesamt – HDL-c (r =-0,40, p = 0,02), aber weiterhin sehr stark<br />
mit dem HDL 2-c:HDL 3-c Quotienten (r =-0,54, p = 0,001). Außerdem<br />
war der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in der HDL 2 Fraktion höher<br />
als in der HDL 3 Fraktion (p < 0,0001) und Probanden mit NAFLD haben<br />
somit einen verminderten Anteil an ungesättigten Fettsäuren in HDL<br />
Partikeln. Schlussfolgerung: NAFLD hängt nicht nur mit einer quantitativen<br />
Verminderung, sondern auch mit einer qualitativen ¾nderung<br />
der HDL Lipoproteine und deren Fettsäuremuster zusammen. Das deutet<br />
auf einen neuen pathophysiologischen Link zwischen NAFLD und Atherosklerose<br />
hin.<br />
P150<br />
Höherer BMI bei GAD-Autoantikörper-positiven<br />
Probanden (LADA) verlängert die Latenz<br />
zwischen Manifestation und Insulinabhängigkeit<br />
Unnewehr B 1 , Rjasanowski I 2 , Kerner W 2 , Klöting I 1<br />
1 Universität Greifswald, Medizinische Fakultät,<br />
Versuchstierkunde, Karlsburg, Germany, 2 Klinikum,<br />
Diabetes und St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen, Karlsburg,<br />
Germany<br />
Ziel: Anliegen dieser Arbeit war es zu prüfen, ob es einen Zusammenhang<br />
zwischen Latenz und BMI bei GAD-Autoantikörper-positiven Probanden<br />
(LADA; Latent autoimmune diabetes in the adult) mit Manifestation<br />
nach dem 35. Lebensjahr gibt. Methoden: Retrospektiv wurden<br />
638 Diabetiker, 298 Männer und 340 Frauen, mit GAD-Antikörpern > 3,9<br />
KU/l (> 99te Percentile) hinsichtlich Latenz und BMI analysiert. Die Patientendaten<br />
stammen aus dem Klinikum in Karlsburg und wurden in<br />
der Zeit von 09/1995 bis 04/2006 erhoben. Ergebnisse: Der Anteil an<br />
erkrankten Frauen war um den Faktor 1,14 signifikant höher als der der<br />
Männer (p = 0,022). Das Manifestationsalter lag im Mittel bei 45,7 € 10,6<br />
Jahren. Die Latenzzeit der Probanden betrug im Mittel 2,7 € 4,5 Jahre.<br />
Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab es<br />
dabei nicht. Der BMI lag im Mittel bei 27,5 € 5,7 kg/m 2 . 63% der Probanden<br />
waren übergewichtig. Bei den Männern hatten 11,1% und bei den<br />
Frauen 13,8% einen BMI > 30 kg/m 2 . Die Latenzzeit und der BMI korrelierten<br />
positiv, d. h. die Latenz nahm mit steigendem BMI zu. Gleichzeitig<br />
nahm die Höhe der GAD-Autoantikörpertiter mit steigendem BMI signifikant<br />
ab. Dieser Zusammenhang ist bei den Frauen deutlicher ausgeprägt<br />
als bei den Männern (p < 0,01 vs. p < 0,02). Schlussfolgerungen:<br />
Die retrospektive Analyse zeigt, dass die Latenz bei Diabetikern<br />
mit GAD-Autoantikörpern durch einen höheren BMI verlängert wird.<br />
Demnach sollten nicht alle übergewichtigen Diabetiker unbesehen als<br />
Typ 2 eingestuft werden, obwohl Insulinresistenz sowohl bei Probanden<br />
mit einem Typ 2 Diabetes als auch bei übergewichtigen LADA-Patienten<br />
wesentlich in der Pathogenese ist. Ob bei letzteren eine Gewichtsreduktion<br />
zur Verkürzung der Latenz führen kann und inwieweit eine Erhaltung<br />
oder allenfalls geringfügige Reduktion des Körpergewichtes während<br />
der Latenzzeit verbunden mit einer frühzeitigen Insulinbehandlung<br />
zum Schutz der verbliebenen b-Zellen führen könnte, bleibt zukünftigen<br />
Studien vorbehalten.<br />
P151<br />
Nüchternglukose ist geeignet für das<br />
Diabetes-Screening in Deutschland- bei erhöhten<br />
Werten erlaubt der HbA1c eine weitere<br />
Diskriminierung<br />
Möhlig M 1 , Spranger J 1 , Weickert MO 1 , Arafat AM 1 ,<br />
Osterh<strong>of</strong>f M 1 , Schöfl C 1 , Pfeiffer AFH 1<br />
1 Abteilung Klinische Ernährung, Deutsches Institut für<br />
Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Nuthetal und<br />
Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und<br />
Ernährungsmedizin, Charite- Universitätsmedizin Berlin,<br />
Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Zur Vermeidung von Komplikationen sind frühzeitige<br />
Diagnose und Therapie eines Diabetes mellitus wünschenswert. Nüch-<br />
ternglukose (FG) wird allgemein zum Screening empfohlen. Der Grenzwert<br />
für die gestörte Nüchternglukose (IFG) wurde kürzlich auf 100 mg/<br />
dl gesenkt, was vergleichbar ist einem Wert von 90 mg/dl im kapillären<br />
Vollblut. Wir untersuchen hier den Wert dieses neuen Grenzwertes für<br />
das Diabetes-Screening, sowie die Möglichkeit, das Screening durch weitere<br />
einfach bestimmbare Parameter zu verbessern. Methodik: Die Untersuchung<br />
erfolgte an 1461 Probanden, die vor ihrer metabolischen<br />
Charakterisierung im Rahmen der MeSy-BePo Studie keinen bekannten<br />
Diabetes hatten. Ein OGTT (75 g) mit Blutzuckerkontrollen im kapillären<br />
Vollblut (Super-GL, Dr. Müller) wurde durchgeführt und Gesamtcholesterin,<br />
LDL, HDL, Triglyzeride und Harnsäure wurden bestimmt (ABX).<br />
HbA1c wurde quantifiziert mit dem HA 8140 von Menarini. FG ‡ 110 mg/<br />
dl oder 120 min OGTT-Wert ‡ 200 mg/dl definierten einen Diabetes. Der<br />
Blutdruck wurde in sitzender Position gemessen, BMI und WHR wurden<br />
kalkuliert. Die Diskriminierungsfähigkeit wurde mittels ROC (Reciever<br />
Operating Curve) Analyse untersucht. Ergebnisse: 179 Probanden hatten<br />
einen bisher nicht bekannten Diabetes (12,3%). 147 der neu entdeckte<br />
Diabetiker erfüllten mit der FG die Diagnosekriterien eines Diabetes<br />
(82%), 28 hatten eine IFG (16%) und 4 hatten eine normale FG (NFG, 2%).<br />
Unter den 625 Probanden mit NFG waren 4 Diabetiker (0,6% dieser<br />
Gruppe) und unter den 689 Probanden mit IFG waren 28 Diabetiker<br />
(4,0% dieser Gruppe). Innerhalb der IFG Gruppe wurden HbA1c, Blutfettwerte,<br />
Harnsäure, Alter, BMI, WHR, und Blutdruck bezüglich ihrer weiteren<br />
Diskriminierungsfähigkeit untersucht. HbA1c hatte die größte Fläche<br />
(AUC) unter der ROC (0,82). Der zweitbeste Parameter war WHR<br />
(AUC = 0,68). Bei einem Grenzwert des HbA1c von 5,3% konnten aus<br />
der IFG Gruppe 206 Personen (30%) separiert werden, innerhalb derer<br />
sich nur ein Proband mit Diabetes befand (0,5% dieser Gruppe). Schlussfolgerung:<br />
FG ist geeignet zum Diabetes-Screening in Deutschland. Das<br />
Risiko eines Diabetes ist in der NFG Gruppe sehr klein. Personen mit IFG<br />
haben jedoch ein 4% Diabetesrisiko. Die IFG Gruppe konnte durch den<br />
HbA1c-Wert weiter unterteilt werden in eine Gruppe mit niedrigem<br />
Risiko (30% der IFG Gruppe, Diabetesrisiko 0,5%) und eine Gruppe mit<br />
hohem Risiko (Diabetesrisiko 5,6%). Ein OGTT könnte sinnvoll auf diese<br />
Gruppe mit hohem Risiko beschränkt werden.<br />
P152<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Störung des Kohlenhydratst<strong>of</strong>fwechsels bei<br />
adipösen Jugendlichen: Eine multizentrische<br />
Auswertung der APV-Initiative aus 108<br />
spezialisierten Therapieeinrichtungen in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
Holl R 1 , Wiegand S 2 , l’Allemand D 3 , Widhalm K 4 ,<br />
Reinehr T 5 , APV-Initiative<br />
1<br />
Universitätsklinikum Ulm, Epidemiologie, Ulm, Germany,<br />
2<br />
Charite Berlin, Uni-Kinderklinik, Berlin, Germany,<br />
3<br />
Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen, Switzerland,<br />
4<br />
Universitätsklinikum Wien, Kinderklinik, Wien, Austria,<br />
5<br />
Universität Witten-Herdecke, Vestische Kinderklinik,<br />
Datteln, Germany<br />
Fragestellung: Die Häufigkeit von erhöhtem Nüchternblutzucker, gestörter<br />
Glukosetoleranz und Typ-2-Diabetes bei adipösen Kindern und<br />
Jugendlichen ist in Anbetracht der Zunahme der Adipositas in dieser<br />
Altersgruppe, sowie von Berichten über Typ-2-Diabetes bereits bei pädiatrischen<br />
Patienten, von großem Interesse. Hochrechnungen aus kleinen,<br />
selektionierten Patientengruppen führen zu stark unterschiedlichen<br />
Abschätzungen der Prävalenzen. Methodik: 108 ambulante und<br />
stationäre Therapieprogramme für adipöse Kinder und Jugendliche verwenden<br />
die standardisierte, EDV-basierte, prospektive APV-Dokumentation,<br />
um Therapieergebnisse zu vergleichen und die Auswertungen eines<br />
großen Patientenkollektivs zu ermöglichen. Die Daten werden in den<br />
teilnehmenden Zentren mit der APV-S<strong>of</strong>tware erfasst, und nach Anonymisierung<br />
für die gemeinsame Auswertung in die Studienzentrale übermittelt.<br />
Im Januar 2007 lagen Daten von 29097 Patienten vor, wobei<br />
14337 Patienten innerhalb der ersten 6 Wochen auf eine Störung des<br />
KH-St<strong>of</strong>fwechsels untersucht worden waren. Ergebnisse: Das mittlere<br />
Alter der Patienten betrug 12,6 Jahre [Q 1-Q 3: 10,9 – 14,5 Jahre], 44%<br />
Jungen, 66% Mädchen. Der BMI betrug im Mittel 30,2 kg/m 2<br />
[26,1 – 33,2], der BMI-SDS-Wert, bezogen auf die Daten von Kromeyer-<br />
Hauschild (< 18 Jahre) und die RKI-Werte (> 18 Jahre), betrug +2,49<br />
[2,1 – 2,8]. 2,5% der Patienten hatten einen erhöhten Nüchtern-Blutzucker<br />
(> 110 mg/dl) oder eine gestörte Glukosetoleranz, bei 0,7% der<br />
Patienten bestand – basierend auf nur einer Untersuchung – ein Diabetes<br />
mellitus vor. Im direkten Vergleich unterschieden sich die Häufigkeiten<br />
von IGT/IFG und DM nicht zwischen Jungen und Mädchen, allerdings<br />
waren Mädchen signifikant übergewichtiger (BMI-SDS +2,54) als<br />
Jungen (+2,4, p < 0,0001). Mit zunehmender Adipositas nahm die Rate
pathologischer Kohlenhydratst<strong>of</strong>fwechselwerte kontinuierlich zu (Übergewicht:<br />
1,9%, Adipositas: 2,9% und extreme Adipositas (> 99,5. Perc):<br />
3,9% (p = 0,0002). In einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse<br />
mit Alter, Geschlecht und Ausmaß des Übergewichts als erklärende Variablen,<br />
war die Häufigkeit einer Kohlenhydrat-St<strong>of</strong>fwechselstörung lediglich<br />
mit dem Übergewicht signifikant assoziiert (Adipositas verglichen<br />
mit Übergewicht: OR 1,5, extreme Adipositas verglichen mit Übergewicht:<br />
OR 2,0). Schlussfolgerung: In einem großen Kollektiv übergewichtiger<br />
und adipöser Jugendlicher finden sich bei 3,2% der Patienten<br />
eine Störung des KH-St<strong>of</strong>fwechsels. Bei 0,7% der Patienten lag ein Diabetes<br />
mellitus vor, was jedoch nach den Leitlinien durch einen zweiten<br />
Test an einem anderen Tag bestätigt werden muss. Die Adipositas stellt<br />
den Haupt-Risik<strong>of</strong>aktor dar.<br />
P153<br />
Adipositas WHO Grad III und endotheliale<br />
Dysfunktion: Untersuchungen an der Retina<br />
Maier S 1 , Schnülle P 1 , Shang E 2 , Lammert A 1 , Selhorst J 1 ,<br />
Jonas J 3 , Kratzsch J 4 , Hammes HP 1<br />
1 Universitätsklinik, 5. Medizinische Klinik, Mannheim,<br />
Germany, 2 Universitätsklinik, Chirurgische Klinik,<br />
Mannheim, Germany, 3 Universitätsklinik, Augenklinik,<br />
Mannheim, Germany, 4 Universitätsklinik, Institut für<br />
Laboratoriumsmedizin, Leipzig, Germany<br />
Retinagefäße sind ein Spiegel des Gefäßsystems, und sind der direkten<br />
Untersuchung zugänglich. Mit Flickerlicht kann man die Reaktionsfähigkeit<br />
von Retinagefäßen analysieren. Bei Patienten mit arterieller Hypertonie<br />
und mit Typ 1 Diabetes mellitus ist sie verändert. Gemäß präliminärer<br />
Untersuchungen (DDG 2006) zeigten 50% der Patienten mit einer<br />
Adipositas WHO Grad III eine Störung der endothelialen Funktion. Ziel:<br />
der jetzigen Untersuchung war die Frage nach Beziehungen der endothelialen<br />
Dysfunkion zu Parametern des metabolischen Syndroms, insbesondere<br />
der Insulinresistenz, und der Adipokine. Methodik: Bei 45<br />
Patienten mit einem BMI ‡ 40 kg/m 2 (35 w, 10 m; Alter 41,2 € 10,7 Jahre)<br />
mit Adipositas WHO Grad III (BMI 48,7 € 5,22 kg/m 2 ) wurden die Parameter<br />
des metabolischen Syndroms untersucht. Die endotheliale Dysfunktion<br />
wurde mit der dynamischen Netzhautanalyse (DVA, Fa. IME-<br />
DOS, Jena) in Mydriasis gemessen. Ergebnisse: Zwei Drittel der Patienten<br />
(62,2%) waren bereits seit Kindheit (‡ 35 Jahre) adipös. Trotz der<br />
langen Adipositasdauer war nur bei der Hälfte der Patienten eine arterielle<br />
Hypertonie festzustellen, bei 44% eine Insulinresistenz bzw. eine<br />
Dyslipidämie, und bei einem Drittel eine Albuminurie. Bei einem Viertel<br />
der Patienten war das arteriovenöse Gefäßverhältnis pathologisch vermindert,<br />
während bei insgesamt 38% eine endotheliale Dysfunktion vorlag.<br />
Ein grenzwertig signifikante negative Korrelation wurde zwischen<br />
der sonographisch gemessenen Intima-Media-Dicke, und der Flickerreaktion<br />
der Retinagefäße gefunden. Weder RBP-4 noch HMW Adiponektin<br />
waren mit der endothelialen Reaktivität assoziiert. Schlussfolgerung:<br />
Adipositas WHO Grad III ist deutlich seltener mit Facetten des<br />
metabolischen Syndroms assoziiert, als erwartet. Auch eine endotheliale<br />
Dysfunktion, gemessen an der gestörten Flickerlichtantwort retinaler<br />
Gefäße, ist vergleichsweise selten. Es bietet sich an, anhand dieser Daten<br />
ein Risikopr<strong>of</strong>il für Patienten zur Indikationsstellung für bariatrische<br />
Verfahren zu finden.<br />
P154<br />
Mechanism <strong>of</strong> inflammation-triggered glycaemic<br />
control<br />
Chichelnitskiy E 1 , Vegiopoulos A 1 , Ziegler A 1 , Hardeland U 1 ,<br />
Herzig S 1<br />
1<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum, Molecular metabolic<br />
control, Heidelberg, Germany<br />
Strong suppression <strong>of</strong> de novo glucose production by the liver, e.g. gluconeogenesis,<br />
during acute inflammation is one <strong>of</strong> the major characteristics<br />
<strong>of</strong> the aberrant metabolic state and reason <strong>of</strong> death in septic patients.<br />
Interference with hormone signalling and the subsequent suppression<br />
<strong>of</strong> a key gluconeogenic enzyme, phosphoenolpyruvate carboxykinase<br />
(PEPCK), through pro-inflammatory mediators importantly contribute<br />
to the hypoglycaemic phenotype in sepsis. However, the molecular<br />
mechanisms <strong>of</strong> aberrant PEPCK gene regulation under these conditions<br />
remain unknown. In present study we aimed to elucidate in vivo<br />
dysfunctional PEPCK gene regulatory response elements and associated<br />
transcriptional complexes involved in impaired glucose metabolism during<br />
acute inflammation. To this end, we developed adenoviral PEPCK<br />
promoter constructs containing various 5’-regulatory flanking regions<br />
<strong>of</strong> the PEPCK gene, directing expression <strong>of</strong> a luciferase reporter enzyme.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
The viral reporter system was successfully tested in cultured liver cells<br />
where PEPCK deletion elements demonstrated differential response to<br />
endogenous cellular signals and glucocorticoid treatment. Subsequent in<br />
vivo trials in wild-type mice demonstrated a 10-fold PEPCK promoter<br />
induction after 24 hours <strong>of</strong> fasting as compared to refed littermates,<br />
thereby, validating the functional integrity <strong>of</strong> the system. Finally, by<br />
using a -1330bp PEPCK reporter virus in a mouse model <strong>of</strong> acute inflammation,<br />
we were able to map the inflammation-responsive site within<br />
the PEPCK gene to this region. Using additional deletion reporter viruses,<br />
we are currently exploring the role <strong>of</strong> individual hormone-response<br />
units on the PEPCK gene as targets for inhibitory, pro-inflammatory<br />
pathway action in vivo. These studies might ultimately help to unravel<br />
molecular mechanisms <strong>of</strong> cross-talk between inflammatory and hormonal<br />
pathways and pave the way to improved anti-hypoglycaemic therapeutic<br />
treatments.<br />
P155<br />
Ödementwicklung unter Pioglitazontherapie:<br />
BNP ist ein möglicher Indikator für das Risiko zur<br />
Entwicklung einer Herzinsuffizienz bei Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes mit Glitazontherapie<br />
Mohr T 1 , Hohberg C 1 , Wilhelm B 1 , Lübben G 2 , Pfützner A 1 ,<br />
Forst T 1<br />
1 IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany, 2 Takeda Pharma, Aachen, Germany<br />
Fragestellung: Die Stimulation von PPARgamma durch Agonisten führt<br />
bei Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus zu einer Flüssigkeitsretention<br />
und gelegentlich zu Ödemen, ohne das sich in der Regel eine Herzinsuffizienz<br />
entwickelt. Methodik: Anhand der Daten der doppelblinden,<br />
randomisierten PIOneer-Studie untersuchten wir die Korrelation zwischen<br />
Ödementwicklung, Flüssigkeitsretention und Herzinsuffizienz<br />
mit dem Labormarker Brain Natriuric Peptide (BNP). In die PIOneer<br />
Studie wurden 180 oral eingestellte Patienten mit Typ 2 Diabetes eingeschlossen<br />
(69 Frauen, 111 Mäner, Alter (MW € STD): 63 € 8 J., BMI:<br />
31,9 € 4,7 kg/m 2 ; HbA1c: 7,5 € 0,9%). Sie erhielten für 6 Monate randomisiert<br />
eine Therapie die entweder auf Glimepirid (GLIM) oder Pioglitazon<br />
(PIO) basierte. Ergebnisse: Beide Medikamente führten zu einer identischen<br />
Reduktion des Blutzuckers auf 6,8 bzw. 6,9%. Eine deutliche Reduktion<br />
kardiovaskulärer Risikoparameter fand sich jedoch nur unter<br />
PIO. Für diese Sicherheitsanalyse wurden BNP-Werte zu Beginn und<br />
Ende der Studie bestimmt sowie die Berichte über schwerwiegende<br />
unerwünschte Ereignisse, mit speziellem Fokus auf Ödeme, Herzinsuffizienz<br />
und Luftnot analysiert. Bei einem speziellem Fokus auch auf milde<br />
Ödeme fanden sich insgesamt 8 Ödemfälle in der GLIM-Gruppe (9%)<br />
und 28 Fälle unter PIO (30%). Die mittleren BNP-Werte stiegen nur mit<br />
PIO an blieben aber immer innerhalb des Normbereiches (von 30 € 36<br />
pg/ml auf 39 € 43 pg/ml; p < 0,05; GLIM: 29 € 35 pg/ml/28 € 43 pg/ml,<br />
n. s.). Bei Studienbeginn hatten 5 Patienten im PIO-Arm einen BNP-Wert<br />
über 100 pg/ml, von denen 4 die Studie aufgrund eines Herzinsuffizienzverdachtes<br />
oder wegen Luftnot vorzeitig beendeten. Insgesamt wurde<br />
der Verdacht für diese Störungen bei 7 Patienten unter PIO geäußert<br />
deren BNP-Werte (Anfang: 96 € 75 pg/ml/Ende: 135 € 47 pg/ml) deutlich<br />
über denen der sonstigen PIO-Patienten lagen ((30 € 31 pg/ml;/41 € 39<br />
pg/ml, p < 0,001 für beide Zeitpunkte). Patienten mir Ödemen ohne<br />
Herzinsuffizienzverdacht hatten am Ende vergleichbare BNP-Werte wie<br />
Patienten ohne Ödem (41 € 39 pg/ml vs. 33 € 39 pg/ml, n. s.). Schlussfolgerungen:<br />
In dieser Analyse zeigten erhöhte BNP-Werte eine Korrelation<br />
mit Herzinsuffizienz und Luftnot, aber nicht zur Ödembildung.<br />
BNP oder sein Korrelat NTproBNP haben demnach das Potential als Labormarker<br />
ggfs. die Patienten zu identifizieren, die ein hohes Risiko für<br />
eine Herzinsuffizienz haben, die durch die Retentionswirkung der Thiazolidindione<br />
dann eventuell klinisch manifestieren könnte.<br />
P156<br />
Assoziation zwischen Insulinresistenz und<br />
Inflammation als Risik<strong>of</strong>aktoren für Typ 2<br />
Diabetes bei Jugendlichen<br />
Schneitler S 1 , Rathmann W 2 , Haastert B 2 , Schneitler H 3 ,<br />
Winkler H 3 , Bredahl R 3 , Hahnloser E 3 , Martin S 1 , Herder C 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Deutsches Diabetes-Zentrum, Institut<br />
für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany,<br />
3 Gesundheitsamt, Düsseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Erhöhte Konzentrationen von Zytokinen und Chemokinen<br />
im Blut sind Prädiktoren für die Entstehung eines Typ 2 Diabetes<br />
(T2D) in Erwachsenen. In Kindern und Jugendlichen sind Insulinresis-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S49
S50 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
tenz und Adipositas ebenfalls mit einer geringgradigen chronischen Aktivierung<br />
des Immunsystems assoziiert, aber es ist bisher noch nicht<br />
bekannt, ob eine Immunaktivierung einen unabhängigen Risik<strong>of</strong>aktor<br />
für die Entwicklung eines T2D in Jugendlichen darstellt. Methodik: In<br />
Düsseldorf werden alle Schulabgänger von Haupt- und Sonderschulen<br />
vom Gesundheitsamt zu einer Schulentlassuntersuchung eingeladen. In<br />
einer Querschnittsstudie untersuchten wir 2005 insgesamt 519 Jugendliche<br />
(293 Jungen, 226 Mädchen) mit einem mittleren Alter von 15,5<br />
Jahren. Mit ELISA- und Luminex-Assays wurden Serumkonzentrationen<br />
von sechs Immunmediatoren bestimmt, die eng mit Insulinresistenz<br />
und T2D-Risiko in Erwachsenen assoziiert sind: Interleukin (IL)-6, IL-8,<br />
IL-18, MCP-1 (monocyte chemoattractant protein-1), TNF-a (tumour necrosis<br />
factor-a) und Adiponektin. Die Assoziation dieser Biomarker mit<br />
Konzentrationen von Plasmaglukose und Insulin sowie mit Insulinresistenz<br />
(HOMA-IR) wurde mit multiplen linearen Regressionsmodellen<br />
analysiert. Ergebnisse: Keiner der untersuchten Biomarker war altersund<br />
geschlechtsunabhängig mit Glukosespiegeln assoziiert. Höhere<br />
IL-6- und IL-18-Konzentrationen sowie niedrigere Adiponektin-Konzentrationen<br />
waren sowohl mit hohen Insulinwerten sowie HOMA-IR signifikant<br />
assoziiert, aber diese Beziehungen wurden nicht-signifikant,<br />
wenn neben Alter und Geschlecht auch für Body Mass <strong>Index</strong> (BMI) adjustiert<br />
wurde. In den alters-, geschlechts- und BMI-adjustierten Modellen<br />
wurde jedoch eine signifikante Assoziation des Chemokins MCP-1<br />
mit HOMA-IR gefunden. Schlussfolgerungen: MCP-1, ein neuer unabhängiger<br />
Risik<strong>of</strong>aktor für T2D in Erwachsenen [Herder et al., Diabetologia<br />
2006; 49: 921 – 929], war in Jugendlichen BMI-unabhängig mit Insulinresistenz<br />
assoziiert. IL-6, IL-18 und Adiponektin waren zwar auch<br />
mit Insulinresistenz assoziiert, was aber im wesentlichen durch BMI als<br />
Confounder zu erklären war. Diese Befunde verweisen auf den Zusammenhang<br />
von Immunaktivierung und T2D-Risiko bereits in Kindern und<br />
Jugendlichen. Die Rolle von MCP-1 und anderen Immunmarkern für<br />
T2D-Prädiktion und Pathogenese in Kindern und Jugendlichen muss in<br />
prospektiven Studien genauer untersucht werden.<br />
P157<br />
Pilotstudie mit Exenatide als Ersatz für Insulin bei<br />
bisher insulinbehandelten Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes unter Therapie mit oralen Antidiabetika<br />
Kazda C 1 , Bachmann O 1 , Brodows R 2 , Maggs D 3 , Johns D 2 ,<br />
Davis S 3 , Trautmann M 4<br />
1 Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Germany, 2 Eli Lilly,<br />
Indianapolis, United States <strong>of</strong> America, 3 Amylin<br />
Pharmaceuticals, San Diego, United States <strong>of</strong> America, 4 Lilly<br />
Research Laboratories, Hamburg, Germany<br />
Fragestellung: Exenatide wurde als erstes Inkretin-Mimetikum zur<br />
Therapie des Typ 2 Diabetes (T2D) bei Metformin (MET)- und/oder Sulfonylharnst<strong>of</strong>f<br />
(SH)-behandelten Patienten zugelassen. Exenatide ist<br />
kein Ersatz für Insulin bei insulinpflichtigen Patienten. Wir haben eine<br />
Pilotstudie zur Sicherheit der Umstellung von Insulin auf Exenatide (5 mg<br />
BID für 4 Wochen, dann 10 mg BID) bei bisher mit Insulin plus MET, SH<br />
oder MET+SH behandelten T2D-Patienten durchgeführt. Methodik: In<br />
der Pilotstudie wurden HbA1c, Nüchternblutglukose (FBG), C-Peptid<br />
und Körpergewicht über 16 Wochen verfolgt. Als Erhalt der glykämischen<br />
Kontrolle nach Umstellung auf Exenatide war ein HbA1c-Anstieg<br />
< 0,5% vordefiniert. 49 Patienten (Alter 54 € 8 Jahre, BMI<br />
34 € 4 kg/m 2 , HbA1c 8,1 € 1,1%, FBG 8,8 € 2,6 mmol/L, Insulindosis 45 € 30<br />
IU/d, Insulin-Therapiedauer 3 € 3 Jahre, Diabetesdauer 11 € 7 Jahre; Mittelwert<br />
€ STD) wurden 2:1 randomisiert auf Umstellung von Insulin auf<br />
Exenatide bzw. Fortführung der bisherigen Therapie. Ausgewertet wurden<br />
Patienten, die entweder länger als 8 Wochen in der Studie waren<br />
oder vorher wegen unzureichender glykämischer Kontrolle abbrachen<br />
(n = 45); 4 Exenatide-Patienten brachen vorzeitig ab ohne Möglichkeit<br />
zur Messung der glykämischen Kontrolle. Ergebnisse: Bei 62% der auf<br />
Exenatide umgestellten Patienten (18/29) blieb die glykämische Kontrolle<br />
erhalten (mittlere HbA1c-¾nderung [€ SEM] -0,5 € 0,7%; p = 0,003).<br />
Die meisten Exenatide-Patienten mit Erhalt der Kontrolle (14/18) erhielten<br />
zusätzlich einen SH oder SH+MET; bei 4 der 12 MET-behandelten<br />
Patienten blieb die glykämische Kontrolle erhalten. Die restlichen 38%<br />
(11/29) Exenatide-Patienten ohne Erhalt der glykämischen Kontrolle<br />
(HbA1c-¾nderung +1,6 € 1,5%, p = 0,001) hatten ab Woche 2 erhöhte<br />
FBG-Werte (+3,9 € 2,7 mmol/L, p = 0,005), die während der Studie weiter<br />
anstiegen; 1 Patient bekam eine exzessive Hyperglykämie. In der Exenatide-Gruppe<br />
sank das mittlere Körpergewicht bis Studienende unabhängig<br />
von der glykämischen Kontrolle um -4,2 € 3,0 kg (p < 0,001), der<br />
mediane C-Peptid-Spiegel stieg um ca. 20%. Das Pr<strong>of</strong>il unerwünschter<br />
Ereignisse war konsistent zu früheren Exenatide-Studien. In der Insulin-<br />
Vergleichsgruppe waren die mittleren Insulindosen bei Studienbeginn<br />
und –ende ähnlich (53,8 bzw. 51,5 U/d). Das Körpergewicht blieb relativ<br />
stabil (+0,5 € 1,7 kg). Bei 81% der insulinbehandelten Patienten (13/16)<br />
blieb die glykämische Kontrolle erhalten (HbA1c-¾nderung -0,3 € 0,6%).<br />
Schlussfolgerung: Diese Pilotstudie spricht dafür, dass sich bei einem<br />
Teil insulinbehandelter T2D-Patienten die glykämische Kontrolle nach<br />
Umstellung von Insulin auf Exenatide erhalten lässt; es kann aber auch<br />
zu einer Verschlechterung kommen. Eine zusätzliche SH-Basistherapie<br />
und Kontrolle des Nüchternblutzuckers nach Umstellung auf Exenatide<br />
sind möglicherweise prädiktiv für den Behandlungserfolg. Weitere Studien<br />
sind nötig, um näher zu untersuchen, welche insulinbehandelten<br />
T2D-Patienten möglicherweise von Exenatide pr<strong>of</strong>itieren.<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 3<br />
P158<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Depression und Typ 2 Diabetes – Prävalenz und<br />
Patientencharakteristik: Ergebnisse der DETECT<br />
Studie<br />
Pieper L 1 , Klotsche J 1 , Eichler T 1 , Pittrow D 2 , Böhler S 2 ,<br />
Stridde E 3 , Huppertz E 1 , Lehnert H 4 , Wittchen HU 1<br />
1 Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie,<br />
Technische Universität Dresden, Dresden, Germany, 2 Institut<br />
für Klinische Pharmakologie, Technische Universität<br />
Dresden, Dresden, Germany, 3 Abteilung Klinische Forschung,<br />
Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany, 4 University <strong>of</strong><br />
Warwick Medical School, Coventry, United Kingdom<br />
Einleitung: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Diabetes mellitus<br />
stark mit dem Vorliegen einer Depression assoziiert ist. Es bleibt<br />
jedoch unklar, ob Diabetes selbst oder bestimmte Merkmale die mit<br />
einer Diabeteserkrankung einher gehen das Depressionsrisiko erhöhen.<br />
Fragestellung: Wie häufig treten eine Major Depression (DSM IV) sowie<br />
depressive Episoden (ICD 10) bei Diabetikern und Nichtdiabetikern auf?<br />
Wie unterscheiden sich Typ 2 Diabetiker (T2D) mit Depression von den<br />
Typ 2 Diabetikern ohne? Methodik: DETECT (www.detect-studie.de) ist<br />
eine epidemiologische Studie im primärärztlichen Versorgungssektor,<br />
die u.a. versorgungsrelevante Basisdaten zu Diabetes mellitus bereitstellt.<br />
Auf der Grundlage einer bundesweiten Zufallsstichprobe von<br />
3.188 Arztpraxen wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse (9/2003)<br />
der Gesundheitszustand von 55.518 Patienten standardisiert erhoben.<br />
Die Diabetesdiagnose wurde von den ¾rzten erfragt, Depression und<br />
Depressivität wurden mit dem Depression Screening Questionnaire<br />
(DSQ) bei den Patienten erhoben. Zur Bestimmung von Unterschieden<br />
in den Häufigkeiten wurden Odds-Ratios (ORs) mit 95% Konfidenzintervallen<br />
(95% CI) mittels logistischer Regression berechnet und nach Geschlecht,<br />
Alter sowie Alter * Geschlechtsinteraktion adjustiert. Ergebnisse:<br />
Mit 3,5% war die Prävalenz einer Major Depression (DSM IV) bei<br />
Typ 2 Diabetikern gegenüber Nichtdiabetikern (2,9%) leicht erhöht (OR:<br />
1,30, 95% CI: 1,13 – 1,50). Gleiches traf für das Vorliegen einer depressiven<br />
Episode (ICD-10) zu: T2D 8,9% vs. Nichtdiabetiker 7,3% (OR: 1,29,<br />
95% CI: 1,17 – 1,41). Beim Vergleich von Typ 2 Diabetikern mit und ohne<br />
Depression (DSM IV) zeigte sich, dass T2D Patienten mit Depression<br />
häufiger von mikro- und makrovaskulären Folgeerkrankungen betr<strong>of</strong>fen<br />
waren (21,9% vs. 13,8%, OR: 1,81, 95% CI: 1,31 – 2,48). Sie rauchten häufiger<br />
(25,0% vs. 13,5%, OR: 2,9, 95% CI: 1,52 – 2,89) und waren weniger<br />
körperlich aktiv (61,5% vs. 34,5%, OR: 3,03 95% CI: 2,25 – 4,09). Häufiger<br />
von Depressionen betr<strong>of</strong>fen waren besonders T2D Patienten im Alter<br />
von 45 – 54 Jahren (16,8 vs. 10,7%, OR: 1,69, 95% CI: 1,21 – 2,36) sowie<br />
Patienten ab 75 (28,1% vs. 22,6%, OR: 1,34, 95% CI: 1,01 – 1,78). T2D mit<br />
Depression wurden seltener rein oral (37,8% vs. 50,2%, OR: 0,60, 95% CI:<br />
0,46 – 0,80) und häufiger mit Insulin (25,3% vs. 13,5%, OR: 1,68, 95% CI:<br />
1,23 – 2,28) behandelt. Schlussfolgerungen: Die Daten der DETECT Studie<br />
zeigen einen geringer ausgeprägten Zusammenhang zwischen Depression<br />
und Diabetes als in der Literatur berichtet wird. Die Prävalenz<br />
der Depression unterscheidet sich nicht wesentlich zwischen Diabetikern<br />
und Nichtdiabetikern. Die erhöhte Häufigkeit von Begleit- und<br />
Folgeerkrankungen bei T2D mit Depressionen wirft die Frage auf, ob<br />
nicht die bei Diabetikern anzutreffende Multimorbidität eine größere<br />
Rolle in Hinblick auf die Assoziation von Diabetes und Depression spielt<br />
als der Diabetes selbst. *Förderung: unrestricted educational grant der<br />
Pfizer GmbH, Karlsruhe
P159<br />
St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen bei jüdischen<br />
Kontingentflüchtlingen und deutschen<br />
Spätaussiedlern<br />
Fischer S 1 , Korenblum W 1 , Bornstein SR 1<br />
1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden,<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik III, Dresden, Germany<br />
Ziel: Ziel der Untersuchungen war es, Häufigkeit und Ausprägung von<br />
St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen bei Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion<br />
und deren Nachfolgestaaten zu untersuchen, die jetzt in<br />
Deutschland leben. Bisher gibt es nur wenige Daten zum Gesundheitszustand<br />
dieser Emigranten. Methodik: Es wurden bei 1009 jüdischen<br />
Kontingentflüchtlingen (mittl. Alter 51,7 Jahre) und 204 deutschen Spätaussiedlern<br />
(„Russlanddeutschen“) (mittl. Alter 37,1 Jahre) die Häufigkeiten<br />
von Diabetes mellitus (sowohl Typ 1 als auch Typ 2) und Hypercholesterinämie<br />
erfragt und mit den Daten von 5054 Einheimischen<br />
verglichen. Bei einem Teil der Personen (622 jüdische Kontingentflüchtlinge,<br />
68 Russlanddeutsche und 1086 Einheimische) wurden die Lipidparameter<br />
(Gesamtcholesterin, Trglyceride, HDL-C und LDL-C) nüchtern<br />
gemessen. Die Gewichtsklassifikation erfolgte mittels Berechnung des<br />
BMI. Alle untersuchten Personen sind Patienten einer Allgemeinärztlichen<br />
Praxis in Düsseldorf. Ergebnisse: Bei 6,5% der jüdischen Kontingentflüchtlinge,<br />
bei 2,5% der Russlanddeutschen und bei 5,1% der Einheimischen<br />
war ein Diabetes mellitus bekannt. Eine Hypercholesterinämie<br />
wurde von 38,4% der jüdischen Kontingentflüchtlinge, 27,9% der<br />
deutschen Spätaussiedler und 22,9% der Einheimischen angegeben. Die<br />
Gesamtcholesterin- und LDL-C-Werte waren bei den Einwanderern ab<br />
dem Altersbereich 40 – 49 Jahre höher als bei den Einheimischen. Die<br />
mittleren Gesamtcholesterin- und LDL-C-Werte stiegen in allen 3 Gruppen<br />
bis zu einem Altersbereich von 60 – 69 Jahren an und sanken in den<br />
Gruppen der deutschen Spätaussiedler und der Einheimischen ab dem<br />
70. Lebensjahr wieder. Bei den jüdischen Kontingentflüchtlingen nahmen<br />
die LDL-C-Werte bereits vom 60. Lebensjahr an wieder ab. Auch<br />
die Triglyzeridwerte stiegen in allen Gruppen mit dem Alter an. Ab<br />
dem Altersbereich 50 – 59 Jahre lagen die Triglyzeridwerte bei den Einwanderern<br />
um 10% höher als bei den Einheimischen. Die höchsten BMI-<br />
Mittelwerte wiesen, sowohl in der Gesamtgruppe als auch bei Männern<br />
und Frauen, die jüdischen Kontingentflüchtlinge auf, während die Einheimischen<br />
am niedrigsten lagen (Mittelwerte BMI: jüdische Kontingentflüchtlinge<br />
27,0, deutsche Spätaussiedler 25,9, Einheimische<br />
24,7 kg/m 2 ). Diskussion: Der Diabetes war bei jüdischen Kontingentflüchtlingen<br />
etwas häufiger bekannt als bei Einheimischen. Die niedrige<br />
Frequenz bei den Russlanddeutschen kann Folge des niedrigeren Alters,<br />
aber auch einer schlechteren medizinischen Versorgung in ihren Herkunftsländern<br />
und infolgedessen einer großen Zahl nichtentdeckter Diabetiker<br />
sein. Fettst<strong>of</strong>fwechselstörungen kamen bei jüdischen Kontingentflüchtlingen<br />
und deutschen Spätaussiedlern häufiger vor als bei<br />
Einheimischen. Deshalb muss diese Personengruppe bezüglich des Vorliegens<br />
von St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten sorgfältig diagnostiziert und ggf.<br />
therapiert werden.Ursachen dafür sind in erster Linie eine Fehl- und<br />
Überernährung, wie auch die höheren BMI-Werte zeigen.<br />
P160<br />
Liraglutid verbessert bei Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes signifikant die Blutzuckereinstellung<br />
und verringert das Körpergewicht, ohne<br />
Hypoglykämien zu verursachen<br />
Vilsboell T 1 , Zdravkovic M 2 , Le-Thi T 3 , Krarup T 1 ,<br />
Schmitz O 4 , Courreges J 5 , Verhoeven R 6 , Buganova I 7 ,<br />
Madsbad S 8<br />
1 Gent<strong>of</strong>te Hospital, Internal Medicine, Copenhagen,<br />
Denmark, 2 Novo Nordisk A/S, Medical & Science –<br />
Liraglutide, Bagsvaerd, Denmark, 3 Novo Nordisk A/S,<br />
Clinical Research – Liraglutide, Bagsvaerd, Denmark,<br />
4 Aarhus University Hospital, Internal Medicine, Aarhus,<br />
Denmark, 5 Centre Hospitalier de Narbonne, Service de<br />
Medecine A, Narbonne, France, 6 Gelre Ziekenhuizen, Poli<br />
interne Geneeskunde, Apeldoorn, Netherlands,<br />
7 Diabetologicka ambulancia, Zilina, Slovakia, 8 Hvidovre<br />
University Hospital, Endocrinology, Hvidovre, Denmark<br />
Fragestellung: Ziel dieser 14wöchigen Studie war es, Wirksamkeit und<br />
Sicherheit von Liraglutid, einem GLP-1 Analogon zur einmal täglichen<br />
Gabe, zu untersuchen. Methodik: Untersucht wurden 165 Patienten mit<br />
Typ 2 Diabetes und einem HbA1c von 8,1 – 8,5% zum Zeitpunkt der<br />
Randomisierung. Die in der Vortherapie mit Diät (19%) oder mit oraler<br />
antidiabetischer Monotherapie (nach 4 Wochen Auswaschphase) behandelten<br />
Patienten wurden zu einer der drei Behandlungsgruppen mit<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
einmal täglicher Liraglutidgabe (Dosierung 0,65 mg, 1,25 mg oder<br />
1,9 mg) oder zu Placebo 1:1:1:1 randomisiert. Ergebnisse: Es wurde in<br />
allen Gruppen mit Verum-Behandlung eine gegenüber Placebo signifikante<br />
Verbesserung des HbA1c erreicht (p < 0,0001), bei der höchsten<br />
Dosierung lag der Unterschied gegenüber Placebo bei -1,74% (last observation<br />
carried forward – LOCF). Der Anteil der Patienten, die einen<br />
HbA1c von £ 7,0% erreichten, lag bei den drei Liraglutid-Behandlungsgruppen<br />
zwischen 0,43 und 0,50 gegenüber 0,08 bei der Placebogruppe.<br />
Die Verbesserung der Blutzuckereinstellung wurde ohne das Auftreten<br />
von schweren oder leichten Hypoglykämien erreicht. Darüber hinaus<br />
konnte eine dosisabhängige Gewichtsreduktion erzielt werden. In der<br />
Liraglutid-Behandlungsgruppe mit der höchsten Dosis betrug die Veränderung<br />
des Körpergewichtes -2,99 kg gegenüber Studienbeginn und<br />
-1,21 kg verglichen mit Placebo (p = 0,039) (LOCF). Die Behandlung mit<br />
Liraglutid wurde gut toleriert, vier Patienten der Liraglutid- Behandlungsgruppen<br />
und drei Patienten aus der Placebogruppe brachen die<br />
Studie wegen unerwünschten Ereignissen ab. Hauptsächlich betrafen<br />
die unerwünschten Ereignisse das gastrointestinale System; Diarrhoe<br />
trat mit einer Inzidenz von 19,5% in der Liraglutid-Behandlungsgruppe<br />
verglichen mit 12,5% in der Placebogruppe am häufigsten auf. In der<br />
Liraglutid-Behandlungsgruppe mit der höchsten Dosis klagten 10% der<br />
Patienten über Übelkeit. Die Häufigkeit der gastrointestinalen Nebenwirkungen<br />
war im Studienverlauf rückläufig. Schlussfolgerung: Liraglutid<br />
in der Monotherapie verbesserte ohne ein Risiko für schwere oder<br />
leichte Hypoglykämien signifikant die Blutzuckereinstellung, wurde gut<br />
vertragen und verringerte das Körpergewicht bei Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes.<br />
P161<br />
Pramlintide-Gabe, gekoppelt mit einem<br />
Lebensstil-Interventionsprogramm, führte in<br />
einer randomisierten kontrollierten Studie bei<br />
Adipösen zu einer progressiven<br />
Gewichtsabnahme<br />
Herrmann K 1 , Schönamsgruber E 1 , Halseth A 1 , Kesty N 1 ,<br />
Burns C 1 , Limmer J 1<br />
1<br />
Amylin Pharmaceuticals, Inc., San Diego, CA, United States<br />
<strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: Pramlintide, ein Analogon des glukoregulatorischen und<br />
Sättigungs- b-Zell Hormons Amylin, ist zur Zeit in der klinischen Entwicklung<br />
als Behandlungmöglichkeit der Adipositas. In vorhergehenden<br />
Studien ohne Lebensstil-Intervention (LSI) reduzierte Pramlintide (180<br />
und 240 mg TID) die Nahrungsaufnahme pro 24-Std und das Körpergewicht.<br />
Methodik: Diese randomisierte, doppel-blinde, Plazebo-kontrollierte<br />
Dosis-Findungs-Studie untersuchte den Einfluss von Pramlintide<br />
auf Gewicht sowie Sicherheit und Verträglichkeit in Kombination<br />
mit der LSI. Adipöse Studienteilnehmer (ITT N = 408; 72,5% Frauen; BMI<br />
37,6 € 5,0 kg/m 2 ; MW € SD) erhielten über 16 Wochen LSI und zusätzlich,<br />
randomisiert, entweder Pramlintide (120, 240, 360 mg, BID/TID) oder<br />
Plazebo, jeweils 15 Minuten vor den Mahlzeiten. Ergebnisse: Bei Studienteilnehmern,<br />
die eine 16-wöchige Behandlung abgeschlossen hatten,<br />
lag die Gewichtsabnahme in den Pramlintide-Gruppen (bezogen auf den<br />
Ausgangswert) zwischen 3,9 € 0,7 und 5,7 € 0,9% (3,8 € 0,7 bis<br />
6,1 € 0,8 kg; Evaluierbare; MW € SE), verglichen mit 2,6 € 0,7%<br />
(2,8 € 0,8 kg) bei Plazebo. Die Gewichtsabnahme in den verschiedenen<br />
Pramlintide-Dosis-Gruppen (120 TID; 240 BID; 360 BID/TID) erreichte,<br />
verglichen mit Plazebo, statistische Signifikanz (P < 0,05). Die Pramlintide-bedingte<br />
Gewichtsabnahme war am ausgeprägtesten bei Studienteilnehmern<br />
mit einem Ausgangs-BMI von < 40 kg/m 2 (4,5 € 0,9 bis<br />
6,3 € 1,0% vs. 2,1 € 0,7% mit Plazebo). In einem Fragebogen zum Ende<br />
der Studie gab, im Vergleich zu Plazebo, ein größerer Prozentsatz von<br />
Pramlintide-behandelten Patienten Verbesserungen in Appetitkontrolle<br />
und Größe der Mahlzeit an. Die Aussteigerrate ingesamt betrug 37% für<br />
Plazebo und 20 – 38% für Pramlintide. Das häufigste unerwünschte Ereignis<br />
war Übelkeit, die häufiger bei Pramlintide- (9 – 29%) als bei Plazebo-behandelten<br />
Studienteilnehmern (2%) auftrat. Die Gewichtsabnahme<br />
bei Pramlintide-behandelten Probanden, die keine Übelkeit zeigten,<br />
war ähnlich wie die der gesamten Pramlintide-Population. Schlussfolgerung:<br />
Diese Ergebnisse zeigen, dass Pramlintide eine Behandlungsmöglichkeit<br />
für Adipositas darstellen könnte.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S51
S52 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P162<br />
TCF7L2-gene polymorphisms confer an increased<br />
risk for early impairment <strong>of</strong> glucose metabolism<br />
and increased height in obese children<br />
Körner A 1 , Kovacs P 2 , Berndt J 2 , Stumvoll M 2 , Kiess W 1<br />
1 Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder &<br />
Jugendliche, Leipzig, Germany, 2 Universität Leipzig,<br />
Medizinische Klinik III, Leipzig, Germany<br />
Variants in the TCF7L 2-gene have been associated with increased risk<br />
for type 2 diabetes in adults. To evaluate whether these risk variants<br />
confer a higher risk for obesity and early impairment <strong>of</strong> glucose metabolism<br />
in children, we genotyped five risk variants <strong>of</strong> the TCF7L 2-gene<br />
in a representative cohort <strong>of</strong> 1029 Caucasian children and in an independent<br />
cohort <strong>of</strong> 283 obese children. Applying a case control design,<br />
we observed a significantly lower prevalence <strong>of</strong> the rs11196205 and<br />
rs7895340 risk alleles in the obese compared to lean children (0.40 vs.<br />
0.45, P = 0.02). There was, however, no statistical significant relationship<br />
between these genotypes and quantitative traits <strong>of</strong> obesity in neither<br />
the schoolchildren nor obesity cohort. Along with the marked elevation<br />
in BMI in obese children, they were significantly taller than lean children.<br />
This increase in height was independently associated with risk<br />
variants <strong>of</strong> the TCF7L 2-gene, while in the normal representative cohort<br />
height appeared to be decreased in carriers <strong>of</strong> the minor alleles. This<br />
increase in height may be phenomenal for the constitutional (growth)<br />
acceleration frequently seen in obese children that has been discussed<br />
as potentially accelerating diabetes manifestation along with autoimmunity<br />
and insulin resistance in the accelerator hypothesis. In the obese<br />
cohort, three risk alleles (rs7901695, rs7903146, rs1225572) were significantly<br />
associated with higher fasting and stimulated blood glucose<br />
levels independent <strong>of</strong> sex, age, pubertal stage, height, and BMI. Quantitative<br />
traits <strong>of</strong> insulin secretion appeared with a similar tendency but<br />
were not statistically significant. Hence, our data indicate for the first<br />
time that TCF7L 2-gene variants confer an increased risk for early impairment<br />
<strong>of</strong> glucose metabolism in obese children, which is consistent<br />
with adult studies identifying TCF7L2 as a major diabetes susceptibility<br />
gene.<br />
P163<br />
Verminderte Serumspiegel von Adiponektin,<br />
aber keine zusätzliche Aktivierung von<br />
Entzündungsmarkern sind bei morbid adipösen<br />
Patienten mit gestörter Glukosetoleranz und Typ<br />
2 Diabetes mellitus assoziiert<br />
Schinner S 1 , Kempf K 2 , Overmann H 1 , Wertenbruch T 1 ,<br />
Rotth<strong>of</strong>f T 1 , Martin S 2 , Scherbaum WA 1 , Herder C 2<br />
1<br />
Universitätsklinik Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie,<br />
Rheumatologie und Diabetologie, Düsseldorf, Germany,<br />
2<br />
Deutsches Diabetes Zentrum, Klinische Abteilung,<br />
Düsseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Erhöhte Serumspiegel pro-inflammatorischer Marker<br />
und erniedrigte Adiponektinspiegel sind mit dem Auftreten von Insulinresistenz<br />
und Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) assoziiert. Adipositas ist<br />
der hauptsächliche Risik<strong>of</strong>aktor für die Entstehung von T2DM. Trotzdem<br />
entwickelt nur die Minderheit der Patienten sogar mit morbider Adipositas<br />
(BMI> 40 kg/m 2 ) einen Diabetes mellitus. Deshalb wurde in der<br />
vorliegenden Studie untersucht, ob morbid adipöse Patienten mit gestörter<br />
Glukosetoleranz (IGT)/Diabetes mellitus (T2DM) und solche mit<br />
normaler Glukosetoleranz (NGT) sich hinsichtlich der Serumspiegel für<br />
pro-inflammatorischer Marker und Adiponektin unterscheiden. Methoden:<br />
Insgesamt 111 Patienten (59 NGT und 52 IGT/T2DM) einer Adipositasambulanz<br />
mit morbider Adipositas (mittlerer BMI 47,3 vs.<br />
45,7 kg/m 2 ) wurden klinisch (BMI, Taillen- und Hüftumfang, Blutdruck)<br />
und laborchemisch (Cholesterin- und Triglyzeridspiegel) bezüglich metabolischer<br />
Parameter untersucht. Die Patienten wurden durch den<br />
Nüchternblutzuckerwert und einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT)<br />
in die zwei Gruppen NGT und IGT/T2DM eingeteilt. Unterschiede bezüglich<br />
der klinischen Daten wurden mittels Mann-Whitney Test analysiert.<br />
Zudem wurden die Serumspiegel für IL-6, IL-18, TGF-beta, MCP-1, MIP-<br />
1alpha, IL-8, IP-10, RANTES und Adiponektin mittels ELISA und Luminex-<br />
Technologie gemessen. Es wurden Unterschiede zwischen NGT-Personen<br />
und Personen mit IGT bzw. T2DM mittels multipler linearer Regression<br />
basierend auf den logarithmierten Werten der Entzündungsmarker mit<br />
Adjustierung auf Geschlecht, Alter und BMI ermittelt Ergebnisse: Die<br />
Gruppen NGT und IGT/T2DM unterschieden sich hinsichtlich der Nüchtern-Triglyzeridspiegel<br />
(134 vs. 174 mg/dl; p = 0,002) und der Serumspiegel<br />
der gamma-Glutamyl transferase (25 vs. 40 U/l; p = 0,0004). Weiterhin<br />
zeigten sich in der NGT-Gruppe höhere Serumspiegel für Adiponek-<br />
tin als in der IGT/T2DM-Gruppe (7,00 vs. 6,45 mg/ml; p = 0,039). Bei den<br />
Inflamationsmarkern zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen<br />
NGT und IGT/T2DM Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen signifikant<br />
niedrigere Adiponektinserumspiegel bei morbid adipösen Patienten<br />
mit gestörter Glukosetoleranz und Typ2 Diabetes mellitus verglichen<br />
mit solchen mit normaler Glukosetoleranz. Demgegenüber zeigten<br />
sich zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede<br />
in Serumspiegeln für pro-inflammatorische Marker. Dies sehen wir als<br />
Ausdruck der Assoziation von Adipositas per se mit Inflammation, so<br />
dass es bei den hier untersuchten morbid adpösen Patienten zu keiner<br />
zusätzlichen Assoziation von IGT/T2DM mit Entzündungsmarkern<br />
kommt.<br />
P164<br />
Genes on rat chromosome 3 are involved in the<br />
development <strong>of</strong> obesity and sex-specific<br />
dyslipidemia: Lesson from congenic DA.WOKW<br />
rats<br />
Baguhl R 1 , Lutze P 1 , Wilke B 1 , Klöting I 1<br />
1 University <strong>of</strong> Greifswald, Medical Faculty, Laboratory<br />
Animal Science, Karlsburg, Germany<br />
Aim: WOKW rats develop a number <strong>of</strong> facets <strong>of</strong> the metabolic syndrome<br />
which is polygenetically inherited as shown by mapping <strong>of</strong> quantitative<br />
trait loci (QTLs) for single facets on different chromosomes in a cross <strong>of</strong><br />
WOKW and disease-resistant DA rats. Beside others, a QTL for total<br />
cholesterol was mapped on chromosome 3. To confirm this QTL, chromosome<br />
3 congenic DA.WOKW rats (DA.3W) were generated, genetically<br />
and phenotypically characterised. Methods: DA.3W rats were generated<br />
as speed-congenics by a cross <strong>of</strong> WOKW and DA rats using marker-aided<br />
selection. The resulting cross hybrids were repeatedly backcrossed<br />
with DA using animals which were heterozygous at loci<br />
D 3Mgh3, D 3Mit3, D3Mgh5 and were most homozygous for DA alleles<br />
at 180 background loci. After 5 backcross generations, the animals were<br />
intercrossed. Animals homozygous for WOKW alleles at the loci on<br />
chromosome 3 were selected and founded the congenic DA.3W rat<br />
strain. Founder animals were fine mapped with 37 polymorphic markers<br />
on chromosome 3. 15 males and 15 females <strong>of</strong> DA.3W, DA and WOKW<br />
were longitudinally characterised for body weight, blood glucose, serum<br />
lipids, leptin and insulin from the 8th to 32nd weeks <strong>of</strong> life. Rats were<br />
killed at 32 weeks, left and right inquinal adipose pads were removed<br />
and weighed to determine the adiposity index (AI). Results: The exchanged<br />
region on chromosome 3 amounts to 72.5 Mb and spans from<br />
position 97.5 to 170 Mb. The phenotypic data showed that the body<br />
weight <strong>of</strong> congenic DA.3W rats was significantly higher than that <strong>of</strong><br />
DA rats but, was significantly lower than that <strong>of</strong> WOKW rats. The AI<br />
was also significantly higher in DA.3W than in DA but was lower than<br />
in WOKW. In addition, DA.3W rats were characterized by significantly<br />
higher leptin and insulin values than found in parental DA rats. Fasting<br />
and non-fasting serum total cholesterols were significantly higher in<br />
female DA.3W in comparison with female DA and WOKW rats. In contrast,<br />
serum total cholesterol was comparable in DA.3W, DA and WOKW<br />
males. Conclusions: The results clearly show that WOKW genes on<br />
chromosome 3 increase body weight and AI in males and females<br />
whereas serum lipids are only increased in congenic DA.3W females.<br />
Therefore, WOKW genes on this chromosomal region are involved in<br />
the development <strong>of</strong> obesity with hyperinsulinemia and hyperleptinemia<br />
as well as <strong>of</strong> sex-specific dyslipidemia.<br />
P165<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Effekt der Acarbose-Behandlung im Vergleich zu<br />
Placebo auf die Leukozytenzahl vor und nach<br />
einer Testmahlzeit: The Effect <strong>of</strong> Acarbose on<br />
sub-clinical Inflammation and Immune-response<br />
in early type 2 Diabetes and risk <strong>of</strong><br />
Atherosclerosis (AI(I)DA) Studie<br />
Köhler C 1 , Schaper F 1 , Bergmann S 2 , Hanefeld M 1<br />
1 GWT-TUD, Zentrum für Klinische Studien, Dresden,<br />
Germany, 2 Institut für Klinische Chemie und<br />
Laboratoriumsmedizin, Universitätsklinik ’Carl Gustav<br />
Carus’ TU Dresden, Dresden, Germany<br />
Einleitung: In einer Reihe von Studien ist der vasoprotektive Effekt der<br />
Behandlung mit dem Alpha-Glukosidase Inhibitor Acarbose, einem oralen<br />
Antidiabetikum mit postprandialer (pp), antihyperglykämischer<br />
Wirkung, beschrieben worden. Acarbose verändert in komplexer Weise<br />
den Transport, den Abbau und Resorptionsort der aus der Nahrung<br />
stammenden Glukose im Dünndarm. Da der Dünndarm das größte Im-
munorgan des Organismus ist, stellt sich die Frage, inwieweit die Absenkung<br />
der pp Glukoseanstiege durch Acarbose unmittelbar auf die<br />
subklinische, inflammatorische Aktivität Auswirkungen hat. Zu den intravasalen<br />
Indikatoren für subklinische Inflammation zählen Leukozyten<br />
(Leuko), hochsensitives C-reaktives Protein (hsCRP) und der Plasminogenaktivatorinhibitor<br />
(PAI1). Der Einfluss von Acarbose auf diese Parameter<br />
in der pp Phase soll in dieser Arbeit untersucht werden. Methoden:<br />
Im Rahmen der Per-Protokoll-Analyse dieser placebokontrollierten<br />
Studie wurden die Daten von 87 neu entdeckte Typ 2 Diabetiker (2 h<br />
Plasmaglukose nach OGTT (PG2 h) ‡ 11,1 mmol/l und/oder HbA1c ‡ 6,5%)<br />
mit erhöhten Inflammationsparametern (Leuko ‡ 6,2GPt/l und/oder<br />
hsCRP ‡ 1,0 und < 10 mg/l) ausgewertet. Chronisch entzündliche Krankheiten,<br />
die Therapie mit Statinen oder ASS waren Ausschlusskriterien.<br />
Vor, 2 h und 4 h nach einer Mischmahlzeit (504 kcal) zu Studienbeginn<br />
und nach 20 Wochen Therapie mit 100 mg tid Acarbose (A) oder Placebo<br />
(P) wurden metabolische und inflammatorische Parameter gemessen.<br />
Ergebnisse: Nach 20wöchiger Acarbosebehandlung konnten die PG2 h<br />
Werte von 8,20 auf 7,68 mmol/l signifikant (p = 0,033) gesenkt werden<br />
(P: 8,75 vs. 8,66 mmol/l; ns.). Univariat korrelierten nach der Behandlungsphase<br />
die pp Leukozyten mit hsCRP, Fibrinogen, BMI, freien Fettsäuren<br />
und HDL-Cholesterol. In der Multivariatanalyse wurden die Ausgangswerte<br />
der 4 h pp Leukozyten und die Acarbosebehandlung als unabhängige<br />
Einflussfaktoren für die 4 h pp Leukozyten-Endwerte nach 20<br />
Wochen Therapie ermittelt. Schlussfolgerung: Die Behandlung mit<br />
100 mg tid Acarbose (20 Wochen) senkte die 2 h pp Plasmaglukose-Werte<br />
und die 4 h pp Leukozytenzahl nach einer Mischmahlzeit bei neu<br />
entdeckten Typ 2 Diabetiker. Diese Ergebnisse weisen auf eine Assoziation<br />
zwischen Acarbosetherapie und Senkung des inflammatorischen<br />
Potentials hin. Die pathophysiologischen Mechanismen dieser Wirkung<br />
können nur durch weitere Untersuchungen geklärt werden.<br />
P166<br />
Wirkung von Pioglitazon in ZDF (Zucker diabetic<br />
fatty)-Ratten: Abhängigkeit vom Zeitpunkt der<br />
Intervention<br />
Szöcs Z 1 , Brunmair B 1 , Stadlbauer K 1 , Nowotny P 1 , Bauer L 2 ,<br />
Luger A 1 , Fürnsinn C 1<br />
1 Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität<br />
Wien, Abteilung für Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechsel, Wien,<br />
Austria, 2 55pharma Drug Discovery & Development AG,<br />
Wien, Austria<br />
Fragestellung: Große klinische Studien weisen auf eine besonders gute<br />
Wirksamkeit von Glitazonen hin, wenn die Intervention in einem frühen<br />
Stadium des Typ 2 Diabetes oder gar im Sinne einer Prävention erfolgt.<br />
Wir haben die Wirksamkeit von Pioglitazon an adipösen ZDF-Ratten, die<br />
sich in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung ihres Diabetes-ähnlichen<br />
Syndroms befanden, vergleichend untersucht. Methodik: Männliche,<br />
genetisch adipöse ZDF-Ratten erhielten täglich 12 mg/kg Pioglitazon<br />
p. o., wobei die Behandlung im Alter von 7, 10,5 oder 15,5 Wochen<br />
begonnen wurde. Körpergewicht und Plasmaglukose wurden regelmäßig<br />
gemessen, weitere Parameter wie Plasmaadiponektin und Plasmainsulin<br />
wurden am Ende der Behandlungsphase bestimmt. Ergebnisse:<br />
Ohne Behandlung entwickelten adipöse ZDF-Ratten im Alter zwischen<br />
7 und 12,5 Wochen eine deutliche Hyperglykämie (Anstieg von<br />
112 € 7 auf 340 € 27 mg/dl; p < 0,001), wobei eine stärkere Entgleisung<br />
der Plasmaglukose mit geringerem Plasmainsulin (r =-0,98; p < 0,001)<br />
und geringerem Plasmaadiponektin (r =-0,81; p < 0,01) assoziiert war.<br />
Präventive Pioglitazonbehandlung ab Woche 7 steigerte das Plasmaadiponektin<br />
(Pioglitazon, 17,8 € 0,4 gegen Kontrollen, 4,6 € 0,4 mg/l;<br />
p < 0,001) und konnte die Entwicklung der Hyperglykämie völlig verhindern<br />
(109 € 6 und 118 € 7 mg/dl im Alter von 7 bzw. 12,5 Wochen;<br />
ns). Wurde die Behandlung erst im Alter von 10,5 Wochen begonnen, so<br />
senkte Pioglitazon die bestehende Hyperglykämie nur vorübergehend<br />
(nach 10 Behandlungstagen: Pioglitazon, 323 € 20, gegen Kontrolle,<br />
401 € 15 mg/dl; p < 0,01). Nach 31 Behandlungstagen war bezüglich der<br />
Blutglukose kein Unterschied zur Kontrollgruppe mehr feststellbar<br />
(428 € 13 gegen 457 € 17 mg/dl; ns), obwohl das Plasmaadiponektin zu<br />
diesem Zeitpunkt durch Pioglitazon erhöht war (Pioglitazon, 5,0 € 0,3,<br />
gegen Kontrollen, 3,6 € 0,2 mg/l; p < 0,01) und das Plasmainsulin nicht<br />
geringer war als in altersgleichen mageren Tieren (Pioglitazon, 22 € 2;<br />
adipöse Kontrollen, 22 € 2; magere Kontrollen, 25 € 3 mU/l; ns). Bei noch<br />
älteren Ratten (15,5 Wochen) blieb Pioglitazon sogar ganz ohne Wirkung<br />
auf die Glykämie (nach 10 Behandlungstagen: 404 € 28 gegen<br />
411 € 10 mg/dl; ns), obwohl Pioglitazon auch in diesen Ratten Plasmaadiponektin<br />
(Pioglitazon, 7,1 € 0,6, gegen Kontrollen, 4,1 € 0,2 mg/l;<br />
p < 0,01) und, wie für Glitazone charakteristisch, die Gewichtszunahme<br />
steigerte (Pioglitazon, 2,0 € 0,4, gegen Kontrollen, 0,2 € 0,2 g/d; p < 0,01).<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Schlussfolgerungen: In jungen ZDF-Ratten unterdrückt Pioglitazon<br />
vollständig die Entwicklung der Hyperglykämie. Ist die Hyperglykämie<br />
jedoch voll ausgeprägt, so bleibt die Pioglitazonbehandlung erfolglos.<br />
Dies unterstützt Hinweise, dass Glitazone ein hohes Potenzial zur Diabetesprävention<br />
haben. Die klinische Nutzung dieses Potenzials wird<br />
jedoch durch mögliche Nebenwirkungen limitiert und führt auch zu<br />
der Frage, ob pharmakologische Prävention grundsätzlich gerechtfertigt<br />
ist, solange Verhaltensänderungen für den betreffenden Patienten eine<br />
zielführende Alternative darstellen.<br />
P167<br />
Häufigkeit von Glukosetoleranzstörungen und<br />
kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren bei Teilnehmern<br />
eines ambulanten<br />
Adipositas-Schulungsprogramms für Kinder und<br />
Jugendliche<br />
Tewes A 1 , Sassmann H 2 , Sadeghian E 1 , von Schütz W 1 ,<br />
Lange K 2 , Danne T 1<br />
1 Kinderkrankenhaus auf der Bult, Pädiatrie 3, Hannover,<br />
Germany, 2 Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische<br />
Psychologie, Hannover, Germany<br />
Fragestellung: Beschreibung des Risikopr<strong>of</strong>ils für Typ 2 Diabetes und<br />
der Lebensbedingungen von Teilnehmern eines 1-jährigen ambulanten<br />
interdisziplinären Schulungsprogramms für Familien mit übergewichtigen<br />
Kindern und Jugendlichen. Methodik: Adipöse Kinder und Jugendliche<br />
(> 97. Perzentile + familiäres Risiko/> 99,5. Perzentile) werden vom<br />
behandelnden Kinderarzt an ein Kinderkrankenhaus überwiesen. Dort<br />
nehmen sie an einem 1-jährigen ambulanten Schulungsprogramm teil.<br />
Die Intervention (KgAS-Programm der AGA) umfasst die wöchentliche<br />
Teilnahme an den Bausteinen Sport, Ernährungsberatung, Psychosoziales<br />
und Medizin. Die Ergebnisqualität wird durch vierteljährige Datenerhebungen<br />
gesichert. Ergebnisse: 100 Familien wurden seit Dezember<br />
2004 zum Adipositas-Training aufgenommen. 44% der Kinder & Jugendlichen<br />
sind männlich, 56% weiblich. 37% besuchen eine Grundschule,<br />
63% weiterführende Schulen (davon 20% Gymnasien). Die Teilnehmer<br />
sind 8 – 16 Jahre alt (M = 11,4; +2,0). BMI: M = 28,9 (+4,5) m/kg 2 ; BMI-<br />
SDS: M = 2,4 (+0,4); Größe: M = 154,0 (+12,0) cm; Gewicht: M = 70,0<br />
(+19,7) kg; Gewicht-SDS: M = 2,3 (+0,6). Bei 10% wurden eine oder mehrere<br />
Begleiterkrankungen diagnostiziert. HbA1c: m = 5,2% (+0,3; n = 52);<br />
BZ-nüchtern m = 83,0 mg/dl (+8,4; n = 94); 120 min OGTT-BZ:<br />
m = 99,0 mg/dl (+15,8; n = 63). Es wurde kein Diabetes mellitus diagnostiziert.<br />
In den OGTT’s zeigten sich jeweils ein Fall gestörter Glukosetoleranz<br />
(IGT; Nüchtern-BZ: 75 mg/dl – 120 min-BZ: 176 mg/dl) und ein Fall<br />
gestörter Nüchternglukose (IFT; Nüchtern-BZ: 101 mg/dl – 120 min-BZ:<br />
119 mg/dl). RR-sys: M = 118,3 (+12,3); RR-dia: M = 61,3 (+7,8); 10%<br />
Chol.:; 30% HDL;; 10% LDL:; 43% Trigl.:; Familiäres Risiko: 72,4% der<br />
Väter (n = 87; BMI m = 28,9 € 4,8; Alter m = 43,3 € 6,0) & 54,9% der Mütter<br />
(n = 95; BMI m = 28,2 € 7,1; Alter m = 40,8 € 4,9) sind übergewichtig<br />
oder adipös; keine dokumentierten Fälle von Typ-2 DM oder Apoplex<br />
bei den Eltern; 1 Infarkt; 7x Hypertonie. 50% der Großmütter mütterlicherseits<br />
(65,4 J.€ 8,2) und 50,7% väterlicherseits (68,7 J.€ 8,4) sind adipös,<br />
16,3% bzw. 10,7% litten an Typ 2 Diabetes. 33,8% der Großväter<br />
mütterlicherseits (69,1 J.€ 8,4) und 33,9% väterlicherseits (71,2 J.€ 7,6)<br />
sind adipös, 15,4% bzw. 14,8% litten an Typ 2 Diabetes. 79% der Mütter<br />
& 76% der Väter sind deutscher Herkunft. 66% der Teilnehmer leben bei<br />
den leiblichen Eltern, 21% bei einem Elternteil & 12% in einer Patchworkfamilie.<br />
Bildungsstand der Eltern: 39,5% der Väter & 19% der Mütter<br />
Hauptschulabschluss oder niedriger. Schlussfolgerung: Die Teilnehmer<br />
an dem Adipositas-Schulungsprogramm repräsentieren eine Hochrisikogruppe<br />
für ein Metabolisches Syndrom: Stark übergewichtig mit<br />
z.T. gravierendem familiären Risiko. Dennoch sind sie derzeit gesund.<br />
Erste Fälle gestörter Glukosetoleranz deuten auf ein akutes gesundheitliches<br />
Risiko hin. Manifester Typ 2 Diabetes ist bei übergewichtigen<br />
Kindern außerhalb des Kur-Settings selten; aber Aspekte eines Metabolischen<br />
Syndroms häufig.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S53
S54 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 4<br />
P168<br />
St<strong>of</strong>fwechsel-Kontrolle durch eine<br />
GLP-1-Behandlung bei Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes nach Koronararterien-Bypass-Operation<br />
Müssig K 1 , Öncü A 1 , Lindauer P 1 , Heininger A 2 , Fritsche A 1 ,<br />
Aebert H 3 , Holst JJ 4 , Unertl K 2 , Häring HU 1 , Gallwitz B 1<br />
1 Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abteilung für<br />
Endokrinologie, Diabetes, Angiologie, Nephrologie und<br />
Klinische Chemie, Tübingen, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin, Tübingen, Germany,<br />
3 Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Thorax-, Herz- &<br />
Gefäßchirurgie, Tübingen, Germany, 4 Universität<br />
Kopenhagen, Institut für Physiologie, Panum Institut,<br />
Kopenhagen, Denmark<br />
Fragestellung: Die Hyperglykämie, ein häufig anzutreffendes Merkmal<br />
des kritisch kranken Patienten, ist mit einer schlechten Prognose nach<br />
großen operativen Eingriffen bei Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus<br />
assoziiert. Eine intensive Insulintherapie (IIT) verbessert die Prognose<br />
bei schwer kranken Patienten; der breite Einsatz in der Klinik wird<br />
jedoch durch die Praktikabilität und das Hypoglykämie-Risiko limitiert.<br />
Das Inkretinhormon Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) fördert die Insulinfreisetzung<br />
nur unter hyperglykämischen Bedingungen. Zudem unterdrückt<br />
es die Glukagon-Sekretion, verlangsamt die Magenentleerung,<br />
induziert Sättigung und verbessert die Beta-Zell-Funktion sowie die<br />
linksventrikuläre und systemische Hämodynamik. Der Blutzucker-senkende<br />
Effekt von GLP-1 wurde bei Patienten mit Typ 2 Diabetes nach<br />
Koronararterien-Bypass-Operation untersucht. Methodik: 20 Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes, die eine Koronararterien-Bypass-Operation erhalten<br />
hatten, wurden randomisiert, entweder eine IIT entsprechend der Algorithmen<br />
der Intensivstation (10 Männer; Alter, 67,8 € 2,3 Jahre; BMI,<br />
30 € 1 kg/m 2 ; HbA1c, 7,1 € 0,3%) oder eine kontinuierliche intravenöse<br />
GLP-1-Infusion (3,6 pmol x kg x min) innerhalb der ersten postoperativen<br />
12 Stunden (8 Männer, 2 Frauen; Alter, 62,5 € 2,2 Jahre; BMI,<br />
28 € 1 kg/m 2 ; HbA1c, 6,6 € 0,3%). Blut wurde alle 2 Stunden entnommen<br />
zur Bestimmung von Glukose (Glukoseoxidase), Insulin, C-Peptid, Glukagon<br />
und GLP-1 (spezifische Immunoassays). Die statistische Auswertung<br />
erfolgte mittels der Varianzanalyse für wiederholte Messungen und<br />
dem Duncan’s post hoc-Test. Ergebnisse: Während der intravenösen<br />
Infusion von GLP-1 konnte die Plasmaglukose-Konzentration in den<br />
Zielbereich abgesenkt werden infolge einer Stimulation der endogenen<br />
Insulinsekretion und einer Hemmung der Glukagonfreisetzung. Es kam<br />
zu keinen hypoglykämischen Ereignissen. Zwischen den beiden Gruppen<br />
gab es keinen signifikanten Unterschied für den Blutzucker. Die<br />
Inzidenz an Komplikationen war in beiden Gruppen vergleichbar (SIRS,<br />
Länge der Antibiotika-Therapie sowie die Behandlungsdauer auf der Intensivstation).<br />
Schlussfolgerungen: Mit GLP-1 ist eine Normalisierung<br />
des Glukosemetabolismus unter intensivmedizinischen Bedingungen<br />
möglich.<br />
P169<br />
Effekt einer zielwertgerichteten, multimodalen<br />
Therapie (ZMT) auf die Reduktion<br />
kardiovaskulärer Risikoparameter (RP) bei 364<br />
Patienten (PAT) mit Typ 2 Diabetes (T2D) –<br />
Ergebnisse nach 12 Monaten<br />
Lange M 1 , Thienel F 1 , Unger H 1 , Schadwinkel N 1 ,<br />
Wernsing M 1 , Matthaei S 1 , Diabetes-Netzwerk Nordwest<br />
1<br />
Diabetes-Zentrum Quakenbrück, Diabetologie,<br />
Quakenbrück, Germany<br />
Fragestellung: Um das mikro- und makrovaskuläre Risiko von PAT mit<br />
T2D zu reduzieren, ist eine ZMT essentiell. Ziel dieser retrospektiven<br />
Studie war es, die Effektivität der ZMT unseres Zentrums (Z) in Zusammenarbeit<br />
mit dem Diabetes-Netzwerk Nordwest (DNNW) anhand klinisch<br />
relevanter RP 12 Monate (M) nach durchgeführter strukturierter<br />
Diabetes-Schulung (SDS) mit integrierter ZMT zu beurteilen. Methodik:<br />
Untersucht wurden PAT mit T2D, die im ambulanten Bereich die Therapieziele<br />
nicht erreicht hatten und die zwischen 4/2004 und 12/2005 im<br />
Z an einer SDS mit ZMT teilnahmen. Nach Entlassung wurden die PAT<br />
durch die niedergelassenen Kollegen des DNNW weiter betreut. Bei der<br />
stationären Aufnahme (T0) und nach 12 M (T1) wurden folgende Parameter<br />
(PAR) erhoben: Alter (Jahre), Geschlecht, HbA1c (%), BMI (kg/m 2 ),<br />
Blutdruck (BD) (mm Hg), LDL-Cholesterin (LDL-C) (mg/dl), Adhärenz zur<br />
empfohlenen Medikation bei T1. Ergebnisse: Von insgesamt 939 PAT<br />
konnten von 364 PAT (gesamt) komplette Datensätze erhoben werden:<br />
PAR bei T0 (Mittelwert € SD): Alter 64,0 € 11,7; 46,7% w; HbA1c 9,4 € 1,9;<br />
BMI 32,0 € 6,5; BD 136,1 € 16,9/75,3 € 10,2; LDL-C 131,2 € 46,3. T1:<br />
HbA1c 7,8 € 1,5; BMI 32,2 € 6,6; BD 135,6 € 15,7/77,2 € 9,9; LDL-C 104,9<br />
€ 42,6. Subgruppenanalyse (SG): SG1: HbA1c ‡ 7 bei T0 (n = 317): T0:<br />
HbA1c 9,8 € 1,7, BMI 31,9 € 6,4; T1: HbA1c 7,9 € 1,5, BMI 32,1 € 6,5. SG2:<br />
BDsys > 130 bei T0 (n = 124): T0: BD 146,3 € 14,7/79,2 € 9,7; T1: 139,0<br />
€ 15,0/78,6 € 9,8. SG3: LDL-C ‡ 100 bei T0 (n = 221): T0: LDL-C<br />
152,6 € 35,6; T1: 112,6 € 45,0. Zusammenfassung: HbA1c: gesamt:<br />
-1,6%; in SG1: -1,9%; Zielwerterreichung (< 7%) T0 vs. T1: gesamt:<br />
+21,7%; in SG1: +28,4%. BMI: gesamt und SG1: jeweils +0,2 kg/m 2 . BDsys<br />
SG2: – 7,3 mm Hg. Zielwerterreichung (< 130): T0 vs. T1: +37,1%. LDL-C:<br />
gesamt: – 26,3 mg/dl; SG3: – 40,0 mg/dl. Zielwerterreichung (< 100) T0<br />
vs. T1: gesamt +20,7%; SG3: +40,7%. Die im Rahmen des Aufenthaltes<br />
empfohlenen Therapieänderungen wurden mit hoher Adhärenz fortgeführt.<br />
Schlussfolgerung: Bei PAT mit T2D, die wegen Nichterreichen<br />
der Therapieziele ins Z aufgenommen wurden, bewirkte eine SDS mit<br />
integrierter ZMT und nachfolgender kompetenter Weiterbetreuung<br />
durch das DNNW eine nachhaltige, klinisch relevante Verbesserung<br />
wichtiger kardiovaskulärer RP über 12 M. Diese Ergebnisse zeigen die<br />
Effektivität einer engen Kooperation zwischen stationärer und ambulanter<br />
diabetologischer Einrichtungen mit dem Ziel vaskuläre Komplikationen<br />
bei PAT mit T2D zu vermeiden.<br />
P170<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Effekte verschiedener Diabetestherapien auf den<br />
Glucosest<strong>of</strong>fwechsel und auf das Körpergewicht<br />
– eine multizentrische Analyse von 4.353<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
Schütt M 1 , Kern W 2 , Zimmermann A 3 , Busch P 4 , Kerner W 5 ,<br />
Voll A 6 , Kann PH 7 , Dapp A 8 , Holl RW 9 , für die DPV-Initiative<br />
1 Curschmann Klinik, Diabetologie, Timmendorfer Strand,<br />
Germany, 2 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,<br />
Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Germany,<br />
3 Diabetes-Schwerpunktpraxis, Bad Aibling, Germany, 4 SLK<br />
Kliniken Heilbronn GmbH, Klinikum Am Gesundbrunnen,<br />
Medizinische Klinik II, Heilbronn, Germany, 5 Klinikum<br />
Karlsburg, Klinik für Diabetes und St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten,<br />
Karlsburg, Germany, 6 Diabetes-Zentrum Traunstein,<br />
Traunstein, Germany, 7 Universitätsklinikum Gießen und<br />
Marburg GmbH, Standort Marburg, Schwerpunkt<br />
Gastroenterologie, Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechsel,<br />
Marburg, Germany, 8 Klinikum Landkreis Tuttlingen,<br />
Gesundheitszentrum Spaichingen, Spaichingen, Germany,<br />
9 Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Die Adipositas spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung<br />
makrovaskulärer Komplikationen des Menschen mit Typ 2 Diabetes.<br />
Das Erreichen einer Gewichtsreduktion ist deshalb neben der<br />
Normoglykämie ein wichtiges Ziel der Diabetestherapie. Auf Basis der<br />
DPV-Wiss-Datenbank wurde untersucht, welchen Einfluss verschiedene<br />
Diabetestherapien auf den St<strong>of</strong>fwechsel und auf das Gewicht haben.<br />
Methodik: Vergleich der aktuellen (Stand Oktober 2006) St<strong>of</strong>fwechselund<br />
Körpergewichtsdaten von 4.353 Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
(51,4% männlich, Alter 65,7 Jahre, Diabetesdauer 11,9 Jahre, BMI<br />
30,37 kg/m 2 ) aus 67 Zentren (Versorgungsebenen 2 – 3) mit Daten vor<br />
Beginn dieser Therapie (Zeitraum ohne Therapieänderung ‡ 6 Monate).<br />
Therapiegruppen (n): Diät (1.002), orale Antidiabetika (925; Metformin<br />
72,7%, Sulfonyharnst<strong>of</strong>fderivate 55%, a-Glucosidasehemmer 11,5%, Glitazone<br />
10,9%), Insulin (1.758; prandiales Analoginsulin 34,9%, langwirksames<br />
Analoginsulin 29,2%), Insulin plus orale Antidiabetika (668; Analoginsulin<br />
prandial 39,8%, Analoginsulin langwirksam 43,9%, Metformin<br />
77,8%, Sulfonyharnst<strong>of</strong>fderivate 37%, a-Glucosidasehemmer 4,8%, Glitazone<br />
2,7%). Ergebnisse: Beobachtungsdauer (Jahre): Patienten gesamt<br />
1,05, Diät 1,01, orale Antidiabetika 1,03, Insulin 1,07, Insulin plus orale<br />
Antidiabetika 1,08. MOM-DCCT adjustierter HbA1c-Wert (%, vorhernachher):<br />
Patienten gesamt 7,53 – 7,09, Diät 7,45 – 6,77, orale Antidiabetika<br />
6,68 – 6,36, Insulin 7,37 – 7,01, Insulin plus orale Antidiabetika<br />
7,23 – 6,89. Gewichtsveränderung (kg, adjustiert für Alter, Geschlecht,<br />
Diabetesdauer, Beobachtungsdauer, Ausgangsgewicht, Ausgangsst<strong>of</strong>fwechsellage,<br />
¾nderung St<strong>of</strong>fwechselkontrolle): Diät -0,12 € 0,26, orale<br />
Antidiabetika -0,3 € 0,26 [Metfomin +0,31 € 0,96, Sulfonylharnst<strong>of</strong>fderivate<br />
-0,12 € 0,99, Glitazone +0,87 € 1,67, p jeweils > 0,05; Acarbose<br />
+2,92 € 1,34, p < 0,05], Insulin +0,05 € 0,22 [prandiales Analoginsulin<br />
+0,39 € 0,29, langwirksames Analoginsulin +0,1 € 0,75, p jeweils > 0,05],<br />
Insulin plus orale Antidiabetika +0,13 € 0,28 [Metformin + Insulin<br />
-0,15 € 0,5, p > 0,05]; p jeweils > 0,05. Schlussfolgerung: 1. Die in der<br />
DPV-Wiss-Datenbank dokumentierten Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
weisen eine Adipositas und damit ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
auf. 2. Die verschiedenen therapeutischen Strategien der Versorgungsebenen<br />
2 und 3 ermöglichten über einen durchschnittlichen Behandlungszeitraum<br />
von 1 Jahr eine Verbesserung des Glucosest<strong>of</strong>fwechsels,<br />
es konnte jedoch unter keiner der angewandten Therapien eine signifikante<br />
Reduktion des Körpergewichts erreicht werden, auch nicht unter<br />
Metformin. 3. Diese Daten weisen darauf hin, dass bisherige, in der qualifizierten<br />
Diabetologie etablierte Therapiestrukturen, nicht ausreichen,<br />
um zusätzlich zur Normoglykämie eine Reduktion des Körpergewichts<br />
bei Adipositas zu erreichen.<br />
P171<br />
Adipositasattributable Mehrkosten der<br />
Gesundheitsversorgung bei Patienten mit<br />
Diabetes mellitus<br />
von Lengerke T 1 , Hagenmeyer EG 2 , Gothe H 2 , Schiffhorst G 2 ,<br />
Happich M 3 , Häussler B 2<br />
1 Medizinische Hochschule Hannover, Forschungs- und<br />
Lehreinheit Medizinische Psychologie, Hannover, Germany,<br />
2 IGES Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH,<br />
Berlin, Germany, 3 Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Sowohl Adipositas als auch Diabetes mellitus sind mit<br />
erheblich erhöhter Inanspruchnahme und Mehrkosten der Gesundheitsversorgung<br />
assoziiert. Gleichzeitig ist die Datenlage zum Einfluss der<br />
Adipositas auf den Ressourcenverbrauch und die Kosten bei Patienten<br />
mit Diabetes (vor allem Typ 2) begrenzt, obwohl die Adipositas in dieser<br />
Gruppe eine hohe Prävalenz aufweist. Daher sind hier Schätzungen der<br />
ökonomischen Bedeutung und möglicher Einsparpotenziale im Zusammenhang<br />
mit begleitender Adipositas schwierig. Vor diesem Hintergrund<br />
ist das Ziel der vorliegenden Studie, die direkten Krankheitskosten<br />
bei Patienten mit Diabetes in Abhängigkeit von ihrem Adipositasstatus<br />
zu quantifizieren. Methodik: Zur Analyse der jährlichen Kosten der Gesundheitsversorgung<br />
für Versicherte mit Diabetes mellitus im Jahr 2004<br />
verwendete das IGES Abrechnungsdaten einer deutschen gesetzlichen<br />
Krankenkasse, bei der 1.094.496 Versicherte die Einschlusskriterien erfüllten.<br />
Auf der Basis diagnostischer Informationen (ICD-10) in dieser<br />
Datenquelle wurden Versicherte mit Diabetes mellitus und begleitender<br />
Adipositas und/oder mikro- oder makrovaskulären Komplikationen<br />
identifiziert. Angesichts fehlender negativer Werte und der Verteilungsschiefe<br />
der Daten wurde ein verallgemeinertes lineares Modell verwendet<br />
(Gamma-Verteilung), um die Versorgungskosten für die Patienten<br />
mit Diabetes mellitus sowie den Einfluss der Adipositas zu untersuchen.<br />
Ergebnisse: Die Diagnose Diabetes lag bei 38,036 Versicherten vor (Typ<br />
1: 16%; Typ 2: 65%; nicht klassifiziert: 19%). In dieser Versichertengruppe<br />
waren 33% adipös (Frauen: 37%; Männer: 30%). Die Regressionsmodelle<br />
zeigen, dass Adipositas in unabhängiger Weise mit einer signifikanten<br />
Erhöhung der Versorgungskosten assoziiert ist. So führt Adipositas<br />
bei Patienten mit Typ 2-Diabetes zu Mehrkosten von EUR 560,25<br />
(ambulante, stationäre, medikamentöse, und rehabilitative Versorgung).<br />
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass Adipositas in unabhängiger<br />
Weise zu den Mehrkosten gesundheitlicher Versorgung bei Patienten<br />
mit Diabetes mellitus beiträgt. Zugleich sind die adipositasattributablen<br />
Mehrkosten nur unwesentlich geringer als die Mehrkosten der Adipositas<br />
in der Allgemeinbevölkerung, die kürzlich in einer Studie der Kooperativen<br />
Gesundheitsforschung in der Region Augsburg geschätzt worden<br />
waren. Allerdings war es in der vorliegenden Studie wegen fehlender<br />
klinischer Maße der Krankheitsschwere nicht möglich, verschiedene<br />
Adipositas-Grade sowie Über- und Normalgewicht zu unterscheiden.<br />
Daher bleibt es Aufgabe künftiger, auf Primärdaten basierenden Studien,<br />
zu prüfen, ob im Zusammenhang mit Diabetes ein Grenzwert der Körpermasse<br />
identifizierbar ist, ab dem die Kosten der Gesundheitsversorgung<br />
ansteigen.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P172<br />
Typ 2 Diabetes mit Diagnose vor dem<br />
65. Lebensjahr ist signifikant anders als bei<br />
späterer Diagnose<br />
Kolb H 1 , Schneider B 2 , Heinemann L 3 , Heise T 3 , Lodwig V 4 ,<br />
Scherbaum WA 1 , Martin S 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Medizinische Hochschule Hannover,<br />
Institut für Biometrie, Hannover, Germany, 3 Pr<strong>of</strong>il Institut<br />
für St<strong>of</strong>fwechselforschung, Neuss, Germany, 4 Institut für<br />
Medizinische Informatik und Biostatistiki, Basel,<br />
Switzerland<br />
Fragestellung: Die Inzidenz des Typ 2 Diabetes nimmt vor allem bei<br />
jüngeren Menschen (< 65 Jahre) stark zu. Es ist bislang nicht untersucht,<br />
ob und in wie weit sich die Krankheitseigenschaften bei diesen Patienten<br />
von dem klassischen „Altersdiabetes“ unterscheiden. Methodik: Die<br />
Fragestellung wurde anhand der Daten der großen deutschen epidemiologischen<br />
Kohortenstudie ROSSO untersucht. Insgesamt wurden in ROS-<br />
SO 3268 Patienten aus zufällig kontaktierten Praxen der Primärversorgung<br />
ab der Diabetes-Diagnose in den Jahren 1995 – 1999 für durchschnittlich<br />
6,5 Jahre dokumentiert. Ergebnisse: Bei Diagnose waren<br />
64,2% der Patienten 45 – 65 Jahre alt. In dieser jüngeren Altersgruppe<br />
waren 57,2% männlich, wogegen nur eine deutliche Minderheit von 35%<br />
in der Altergruppe > 65 Jahre männlich war (p < 0,001). Die Altersgruppe<br />
bis 65 Jahre wies bei Diagnose und danach eine schlechtere St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
auf als die bei Diagnose älteren Patienten (jeweils<br />
p < 0,001 für Nüchternblutglukose und HbA1c). Ebenso war der durchschnittliche<br />
BMI höher (30,5 vs. 28,5 kg/m 2 ,p< 0,001). Dagegen war die<br />
Prävalenz von kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren (Vorliegen einer KHK,<br />
Herzinsuffizienz oder Hypertonie (entweder bereits diagnostiziert oder<br />
an der Verordnung von Anti-Hypertensiva oder höheren systolischen<br />
Blutdruckwerten erkennbar)) bei den älteren Patienten signifikant höher<br />
(jeweils p < 0,001). Eine Selbstmessung der Blutglukose (SMBG) wurde<br />
in der jüngeren Kohorte im Beobachtungszeitraum von signifikant mehr<br />
Patienten als in der älteren Kohorte durchgeführt (50 vs. 36%, p < 0,001).<br />
Trotz der unterschiedlichen Krankheitsqualität war in der älteren wie<br />
der jüngeren Kohorte bei Nutzung von SMBG die Häufigkeit des kombinierten<br />
Endpunktes (Mortalität oder schwere klinische Ereignisse wie<br />
Herzinfarkt und Schlaganfall) signifikant niedriger (Altersgruppe bis 65<br />
Jahre p = 0,003, Altersgruppe > 65 Jahre p = 0,039). Schlussfolgerung: Es<br />
gibt deutliche Unterschiede in den Krankheitsmerkmalen zwischen Patienten,<br />
bei denen ein Typ 2 Diabetes im Alter von 45 – 65 Jahren diagnostiziert<br />
wird und den Patienten mit einer späteren Diabetesdiagnose.<br />
Die Altersform des Typ 2 Diabetes betrifft überwiegend Frauen, imponiert<br />
durch geringeren BMI, niedrigere Nüchternblutzuckerwerte, niedrigere<br />
HbA1c-Werte, aber mit deutlich weiter fortgeschrittenen kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren. Umgekehrt zeigt sich bei den Jüngeren eine<br />
auch langfristig schlechtere St<strong>of</strong>fwechseleinstellung bei gleichzeitig wesentlich<br />
geringeren kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren. Bei beiden Altersgruppen<br />
kommen bei Durchführung von SMBG seltener schwere klinische<br />
Endpunkte vor.<br />
P173<br />
Wirkung von Pioglitazon auf die<br />
Intima-Media-Dicke (IMT) der Arteria carotis und<br />
auf metabolische Parameter bei Patienten mit<br />
Typ-2-Diabetes Mellitus<br />
Dietlein M 1 , Grünerbel A 2 , Merke J 3 , Karagiannis E 4 ,<br />
Bierwirth RA 5 , H<strong>of</strong>mann C 6 , Franzen C 7 , Lübben G 4<br />
1 Niedergelassener Facharzt, Augsburg, Germany,<br />
2 Niedergelassener Facharzt, München, Germany,<br />
3 Niedergelassener Facharzt, Bensheim, Germany, 4 Takeda<br />
Pharma GmbH, Aachen, Germany, 5 Niedergelassener<br />
Facharzt, Essen, Germany, 6 Niedergelassener Facharzt,<br />
Langerwehe, Germany, 7 CRO Christine Franzen Consulting,<br />
Stolberg, Germany<br />
Einleitung: Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2D) weisen ein erhöhtes<br />
Risiko für die Entwicklung makrovaskulärer Komplikationen wie z.B.<br />
Myokardinfarkte auf. Sowohl eine optimale Blutdruckeinstellung als<br />
auch eine Senkung der LDL-Cholesterin-Spiegel kann durch eine Therapie<br />
mit Statinen kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit T2D deutlich<br />
reduzieren. Für Pioglitazon (PIO), einem Thiazolidindion, welches<br />
die Insulinresistenz verbessert, ist eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse<br />
und eine Reduktion der Intima-Media-Dicke (IMT) der Arteria<br />
carotis gezeigt worden. Die IMT ist ein etablierter Surrogatparameter für<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen und ein unabhängiger Prädiktor für kardiovaskuläre<br />
Ereignisse. Bislang ist wenig bekannt über die Wirkungen<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S55
S56 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
einer zusätzlichen Behandlung mit PIO in Abhängigkeit von einer begleitenden<br />
Statintherapie. Daher haben wir in der vorliegenden Arbeit<br />
den Einfluss einer Behandlung mit PIO in Monotherapie oder oraler<br />
Kombinationstherapie auf die IMT bei Patienten mit T2D untersucht.<br />
Methoden: 1426 Patienten mit T2D wurden in hausärztlichen Praxen<br />
in Deutschland rekrutiert und mit PIO 30 mg oder 45 mg in einer <strong>of</strong>fenen<br />
multizentrischen Anwendungsbeobachtung behandelt. Zur Eingangsuntersuchung<br />
und nach 26 € 6 Wochen wurde die mittlere IMT<br />
der linken und rechten A. carotis gemessen (0,5 – 1 cm proximal des<br />
Karotisbulbus). Zusätzlich wurden metabolische Parameter gemessen.<br />
Patienten unter stabiler Statintherapie wurden mit einer Gruppe von<br />
Patienten ohne Statin verglichen. Mittels Wilcoxon und U-test wurden<br />
die Veränderungen im Vergleich zum Ausgangswert sowie zwischen<br />
den Gruppen berechnet. Ergebnisse: In der Gesamtpopulation zeigte<br />
sich eine Reduktion der mittleren IMT um 0,07 € 0,18 mm auf der rechten<br />
und um 0,07 € 0,16 mm auf der linken Seite. Differenziert nach begleitender<br />
Therapie mit Statinen ergaben sich folgende Ergebnisse: bei<br />
den Patienten mit kontinuierlicher Statintherapie (n = 627) ging die IMT<br />
um 0,09 € 0,18 mm (rechts) bzw. 0,10 € 0,18 mm (links) zurück, die Patienten<br />
ohne Statin (n = 799) wiesen einen Rückgang der IMT von<br />
0,05 € 0,17 mm links bzw. 0,05 (€ 0,14) rechts auf. Es zeigten sich in<br />
beiden Gruppen vergleichbare Veränderungen der metabolischen Parameter.<br />
In der Gesamtpopulation gab es einen signifikanten HbA1c-Abfall<br />
(-1,0 € 1,0%) sowie eine Verbesserung der diabetischen Dyslipidämie im<br />
Sinne einer Senkung von Triglyzeriden (-38,5 € 103,7 mg/dl), Gesamtcholesterin<br />
(-16,4 € 41,2 mg/dl) und LDL-Cholesterin (-11,2 € 29,7 mg/dl)<br />
sowie einem Anstieg des HDL-Cholesterins (+8,7 € 8,9 mg/dl). Alle angegebenen<br />
Veränderungen waren statistisch signifikant. Schlussfolgerung:<br />
Die Behandlung mit PIO zeigte eine Verbesserung metabolischer<br />
Parameter sowie eine signifikante Reduktion der IMT im Vergleich zum<br />
Ausgangswert. Die IMT-Reduktion wird durch eine begleitende Statintherapie<br />
beeinflusst. Patienten die bereits mit einem Statin behandelt<br />
werden provitieren hinsichtlich der kardiovaskulären Risikoreduktion<br />
besonders von einem Glitazon.<br />
P174<br />
Insulindetemir einmal oder zweimal täglich in<br />
einem Basis-Bolus-Regime mit Insulinaspart bei<br />
Typ 2 Diabetes: Die PREFER-Studie<br />
Gallwitz B 1 , Kaiser M 2 , Grundner M 3 , Liebl A 4<br />
1 Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik, Abteilung<br />
Innere Medizin IV, Tübingen, Germany, 2 Diabetologische<br />
Praxis Frankfurt Bergen-Enkheim, Frankfurt/M, Germany,<br />
3 Novo Nordisk, Abteilung Medizin, Mainz, Germany,<br />
4 Fachklinik Bad Heilbrunn, Diabetes- und<br />
St<strong>of</strong>fwechselzentrum, Bad Heilbrunn, Germany<br />
Fragestellung: PREFER verglich in einem treat-to-target-Design die Anwendung<br />
von Insulindetemir (IDet) und Insulinaspart (IAsp) in einem<br />
Basis-Bolus-Regime mit der zweimal täglichen Gabe von biphasischem<br />
Insulinaspart 30. Die vorliegende Untersuchung stellt eine retrospektive<br />
Analyse der Therapieeffekte und Dosierung von Insulindetemir in Abhängigkeit<br />
von der einmal oder zweimal täglich erfolgenden Gabe dar.<br />
Methodik: Unzureichend eingestellte Patienten (7 £ HbA1c £ 12%) mit<br />
Typ 2 Diabetes, die zuvor mit oralen Antidiabetika (OAD) alleine oder in<br />
Kombination mit Basalinsulin behandelt worden waren, wurden in die<br />
26-wöchige, multizentrische, <strong>of</strong>fene Parallelgruppenstudie eingeschlossen.<br />
In der IDet/IAsp-Gruppe (n = 537) wurde mit einer einmal täglichen<br />
Gabe von IDet (abends) begonnen, IAsp wurde dreimal täglich zu den<br />
Mahlzeiten gegeben, die OADs wurden abgesetzt. Die Zielwerte für die<br />
Plasmaglukose waren mit £ 7,0 mmol/l (£ 126 mg/dl) vor den Mahlzeiten,<br />
sowie zusätzlich in der IDet/IAsp-Gruppe mit £ 10 mmol/l (£ 180 mg/dl)<br />
90 min. postprandial festgelegt. IDet konnte zusätzlich am Morgen verabreicht<br />
werden, wenn die Plasmaglukose vor dem Abendessen<br />
> 7,0 mmol/l (> 126 mg/dl) und gleichzeitig die morgendliche Nüchtern-<br />
Plasmaglukose (NPG) £ 7,0 mmol/l betrugen, oder wenn nächtliche Hypoglykämien<br />
das Erreichen der Ziel-NPG verhinderten. Ergebnisse: Bei<br />
Studienende wurde IDet bei 87% der Patienten einmal täglich gegeben.<br />
Dabei betrug die Dosis von IDet 0,353 E/kg bei einmal täglicher Gabe<br />
und 0,557 E/kg bei zweimal täglicher Gabe (0,201 E/kg zum Frühstück<br />
und 0,356 E/kg zum Abendessen). Die Gesamtinsulin-Tagesdosis betrug<br />
0,86 E/kg (0,38 E/kg IDet und 0,48 E/kg IAsp). Die Blutzuckereinstellung<br />
(HbA1c) war bei den Patienten mit einmal oder zweimal täglicher IDet-<br />
Gabe vergleichbar: 6,93% bzw. 6,97% (p = 0,697). Die NPG betrug<br />
8,16 mmol/l bei einmal täglicher IDet-Gabe und 8,67 mmol/l bei zweimal<br />
täglicher Gabe (p = 0,128). Zum Studienende gab es keinen signifikanten<br />
Unterschied hinsichtlich des Körpergewichtes bei Einmal- vs.<br />
Zweimalgabe: 91,7 vs. 92,2 kg (p = 0,305). Auch bezüglich der Hypogly-<br />
kämien ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den<br />
IDet-Gruppen: Unter Einmalgabe betrug die Inzidenz für Hypoglykämien<br />
insgesamt 0,089 Ereignisse pro Patient und Woche gegenüber<br />
0,150 unter Zweimalgabe (p = 0,089). Die entsprechenden Inzidenzraten<br />
für nächtliche Hypoglykämien betrugen 0,011 vs. 0,020 Ereignisse pro<br />
Patient und Woche (p = 0,36). Schlussfolgerungen: Die einmal tägliche<br />
Gabe von IDet war bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten in<br />
einem Basis-Bolus-Regime mit IAsp ausreichend. Die Patienten erreichten<br />
mit einmal oder zweimal täglicher IDet-Gabe eine gleich gute Blutzuckerkontrolle<br />
bei vergleichbarem Gewichtsverhalten und vergleichbarer<br />
Hypoglykämiehäufigkeit.<br />
P175<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Die Behandlung von Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes mit Liraglutid über 14 Wochen<br />
verbessert signifikant die erste Phase der<br />
Insulinsekretion und die maximale sekretorische<br />
Kapazität der b-Zellen<br />
Madsbad S 1 , Brock B 2 , Perrild H 3 , Lervang HH 4 ,<br />
Kolendorf K 5 , Krarup T 6 , Schmitz O 7 , Le-Thi T 8 ,<br />
Zdravkovic M 9 , Vilsboell T 6<br />
1 Hvidovre University Hospital, Endocrinology, Hvidovre,<br />
Denmark, 2 Aarhus University Hospital, Clinical<br />
Pharmacology, Aarhus, Denmark, 3 Bispebjerg Hospital,<br />
Medicinsk Center, Copenhagen, Denmark, 4 University <strong>of</strong><br />
Aarhus, Aalborg Hospital, Aalborg, Denmark, 5 Rosklide<br />
County Hospital Koge, Internal Medicine, Koge, Denmark,<br />
6 Gent<strong>of</strong>te Hospital, Internal Medicine, Copenhagen,<br />
Denmark, 7 Aarhus University Hospital, Internal Medicine,<br />
Aarhus, Denmark, 8 Novo Nordisk A/S, Clinical Research –<br />
Liraglutide, Bagsvaerd, Denmark, 9 Novo Nordisk A/S,<br />
Medical & Science – Liraglutide, Bagsvaerd, Denmark<br />
Fragestellung: Liraglutid ist ein GLP-1-Analogon zur einmal täglichen<br />
subkutanen Gabe, das für die Behandlung des Typ 2 Diabetes entwickelt<br />
wird. Die hier präsentierten Daten stammen aus einer Subgruppenanalyse<br />
einer klinischen Studie, in die 165 Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
eingeschlossen wurden. Die Subgruppenanalyse untersucht b-Zell-spezifische<br />
Parameter. Methodik: Die Patienten wurden 1:1:1:1 zu vier<br />
Behandlungsgruppen (Placebo, 0,65 mg, 1,25 mg und 1,90 mg Liraglutid/<br />
Tag) randomisiert. Vor der ersten Medikamentengabe und nach 14 Wochen<br />
Behandlung unterzogen sich die Patienten einem Insulin-modifizierten<br />
i. v. Glukose-Toleranz-Test mit mehrfacher Probennahme<br />
(FSIGTT) und einem hyperglykämischen Clamp (20mM) kombiniert<br />
mit einer i. v. Arginin-Stimulation. Ergebnisse: Von 39 Patienten, die in<br />
die Subgruppe randomisiert wurden, beendeten 28 Patienten die 14wöchige<br />
Behandlung. Zusätzlich unterzogen sich 12 gesunde Probanden<br />
(adaptiert bezüglich BMI, Geschlecht und Alter) den gleichen experimentellen<br />
Untersuchungen (FSIGTT und hyperglykämischer Clamp), ohne<br />
mit Liraglutid behandelt zu werden. Die zwei höchsten Liraglutid-<br />
Dosierungen erhöhten im Vergleich zu Placebo signifikant die maximale<br />
sekretorische Kapazität der Betazellen um 6,27 pM (95% CI [2,92; 9,63])<br />
»114% und 7,17 pM (95% CI [3,32; 11,01]) »97% für die 1,25 mg und<br />
1,90 mg Dosierungen (p < 0,05). Die gleichen Dosierungen erhöhten die<br />
erste Phase der Insulinsekretion signifikant um 11,0 pM*h (95% CI [6,6;<br />
15,4]) »124% (1,25 mg) und 9,5 pM*h (95% CI [3,5; 15,5]) »107 %<br />
(1,90 mg) (p < 0,05). Die zweite Phase der Insulinsekretion stieg mit<br />
der 1,25 mg Dosierung signifikant an, der Anstieg erreichte jedoch mit<br />
der höchsten Dosierung keine statistische Signifikanz (p = 0,17 für die<br />
1,9 mg Dosisgruppe und p < 0,01 für die 1,25 mg Dosisgruppe). Unter<br />
Verwendung des Minimal Models wurden keine behandlungsbezogenen<br />
Effekte auf die Blutglukose oder die Insulinsensitivität gesehen. Bezüglich<br />
aller untersuchten Parameter (mit Ausnahme der zweiten Phase der<br />
Insulinsekretion) gab es ein statistisch signifikant größeres Ansprechen<br />
bei gesunden Probanden im Vergleich zu Patienten, die mit Liraglutid<br />
behandelt wurden. Schlussfolgerung: Die einmal tägliche Behandlung<br />
mit Liraglutid führt zu einer ausgeprägten Verbesserung der Funktion<br />
der b-Zellen bei Patienten mit Typ 2 Diabetes.
P176<br />
Blutzucker (HbA1c) und andere Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
bei Typ 2 Diabetikern in der primärärztlichen<br />
Versorgung: Ergebnisse der DETECT Studie<br />
Huppertz E 1 , Pieper L 1 , Klotsche J 1 , Eichler T 1 , Pittrow D 2 ,<br />
Böhler S 2 , Stridde E 3 , Lehnert H 4 , Wittchen HU 1<br />
1 Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie,<br />
Technische Universität Dresden, Dresden, Germany, 2 Institut<br />
für Klinische Pharmakologie, Technische Universität<br />
Dresden, Dresden, Germany, 3 Abteilung Klinische Forschung,<br />
Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany, 4 University <strong>of</strong><br />
Warwick Medical School, Coventry, United Kingdom<br />
Einleitung: DETECT verdeutlicht die hohe Prävalenz des Typ 2 Diabetes<br />
(T2D) in der primärärztlichen Versorgung (14,7%). Die vorliegende Untersuchung<br />
befasst sich mit der Einstellungs-Güte von Blutzucker<br />
(HbA1c) und anderen Risik<strong>of</strong>aktoren bei diesen Patienten. Fragestellung:<br />
Wie stellt sich die glykämische Kontrolle bei T2D in der primärärztlichen<br />
Versorgung dar? Welche anderen metabolischen/kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren sind mit schlechter HbA1c-Einstellung assoziiert?<br />
Methodik: DETECT (www.detect-studie.de) ist eine epidemiologische<br />
Studie im primärärztlichen Sektor, die u. a. versorgungsrelevante<br />
Basisdaten zu Diabetes mellitus bereitstellt. Auf der Grundlage einer<br />
bundesweiten Zufallsstichprobe wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse<br />
(9/2003) von 3.188 Arztpraxen der Gesundheitszustand von<br />
55.518 Patienten standardisiert erhoben. Grundlage dieser Analyse sind<br />
die Daten von 6.891 T2D Patienten mit in der Erhebung dokumentierten<br />
HbA1c-Werten. Ergebnisse: Der mittlere HbA1c betrug bei allen T2D<br />
Patienten 6,9% (SD = 1,2%), in den Altersklassen 45 – 54 Jahre und<br />
55 – 65 Jahre: 7,1% und 7,0%. Die NVL T2D (2002) ordnet Patienten je<br />
nach Höhe ihrer HbA1c-Werte Risikokategorien für mikro- und makrovaskuläre<br />
Komplikationen zu: 41% der T2D-Patienten haben danach in<br />
DETECT eine geringes Risiko (HbA1c < 6,5%), 37% ein erhöhtes (6,5% £<br />
HbA1c £ 7,5%) und 22% ein hohes Risiko (HbA1c > 7,5%). BMI, Bauchumfang,<br />
Blutdruck, Cholesterin und Triglyzeride der Patienten zeigten<br />
bei schlecht eingestellten HbA1c-Werten ebenfalls einen klaren Trend<br />
hin zu ungünstigeren Werten. So hatten von den T2D mit einem hohen<br />
Risiko (HbA1c > 7,5%) 76% einen BMI > 27 kg/m 2 (Männer) resp.<br />
> 26 kg/m 2 (Frauen), 44% einen Blutdruck > 140/90 mm Hg, 36% ein Gesamt-Cholesterin<br />
von > 230 mg/dl und 46% Triglyzerid-Werte > 200 mg/<br />
dl. Schlussfolgerungen: 59% aller T2D hatten nach den Kriterien der<br />
NVL T2D (2002) eine unzureichende HbA1c-Einstellung mit einem erhöhten<br />
oder hohen Risiko für mikro-/makrovaskuläre Komplikationen.<br />
Diese geht einher mit ebenfalls ungünstigen Ausprägungen anderer Risik<strong>of</strong>aktoren.<br />
Trotz aller Verbesserungen in der primärmedizinischen<br />
Versorgung hat die Zielvorgabe einer frühzeitigen konsequenten Behandlung<br />
des T2D und der anderen Risik<strong>of</strong>aktoren weiterhin hohe Priorität.<br />
*Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe<br />
P177<br />
BOT mit Insulin glargin plus einmal tägliche<br />
prandiale Gabe von Insulinglulisin reduziert<br />
HbA1c sowie Blutzuckerwerte deutlich und<br />
unabhängig vom gewählten prandialen<br />
Tageszeitpunkt bei Typ 2-Diabetes<br />
Lankisch M 1 , Ferlinz K 2 , Scherbaum WA 1 , für die OPAL-<br />
Studiengruppe<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Germany,<br />
2 San<strong>of</strong>i-Aventis Deutschland GmbH, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Die 26-wöchige, randomisierte, <strong>of</strong>fene, multizentrische<br />
OPAL-Studie untersuchte die ¾quivalenz des Effektes einer zusätzlichen<br />
einmal tgl. prandialen Gabe von Insulinglulisin (GLU) zu Frühstück oder<br />
Hauptmahlzeit auf den HbA1c im Rahmen einer erweiterten Basalinsulin<br />
unterstützten oralen Therapie (BOT+). Methoden: Eingeschlossen<br />
wurden Typ 2 Diabetiker mit einem HbA1c > 6,5% und £ 9%, die im<br />
Rahmen einer BOT mit Insulin glargin (GLA) auf Nüchternblutzuckerwerte<br />
£ 120 mg/dL eingestellt waren. Diese Patienten wurden entsprechend<br />
ihrer höchsten postprandialen Blutzuckerwerte (ppBG) zur<br />
Hauptmahlzeit (Frühstück, Mittag- oder Abendessen) stratifiziert und<br />
danach auf Frühstücks- (F) bzw. Hauptmahlzeitengabe (H) randomisiert.<br />
Patienten erhielten dann zusätzlich zur BOT mit GLA + OAD(s) einmal<br />
täglich GLU zum Frühstück oder zur Hauptmahlzeit. Der ¾quivalenznachweis<br />
beider Therapieansätze wurde mit dem Konfidenzintervalleinschlussverfahren<br />
geführt (¾quivalenzbereich der HbA1c-¾nderung<br />
€ 0,4%). Ergebnisse: Von 396 randomisierten Patienten beendeten<br />
316 die Studie per Protokoll (F: n = 162; H: n = 154). Demographische<br />
Daten der Patienten zeigten keine besonderen Unterschiede in beiden<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Gruppen (Gesamtpopulation: Alter 63,3 € 9,2 Jahre; BMI 31,3<br />
€ 5,1 kg/m 2 ). Die HbA1c-Reduktion beider Gruppen bei Studienende<br />
war äquivalent (adjustierter mittlerer Unterschied der HbA1c-¾nderungen<br />
zwischen den Gruppen (95% KI): 0,048 (– 0,115; 0,211)), der HbA1c<br />
in der Gesamtpopulation wurde gesenkt (7,32 € 0,7% zu Beginn vs.<br />
6,99 € 0,8% bei Studieneende, p < 0,0001). 30,7% der Patienten (F: 27,8%,<br />
H: 33,8%, p = 0,21) erreichten einen HbA1c £ 6,5% bei unveränderter<br />
GLA- und steigender GLU-Dosis (Startdosis F&H: 5 € 2 U/Tag; Studienende<br />
F: 11 € 6 U/Tag, H: 12 € 7 U/Tag). Innerhalb der jeweiligen Gruppen<br />
verbesserten sich alle ppBG-Werte deutlich. Die insgesamt bestätigten<br />
Hypoglykämien (BG £ 60 mg/dl) betrugen 3,2/Patient/Jahr. Schlussfolgerung:<br />
Die einmal tägliche Gabe von GLU zu einer BOT mit GLA führt<br />
zu einer deutlichen Verbesserung sowohl des HbA1c als auch der postprandialen<br />
Blutzuckerspiegel. Die ¾nderung des HbA1c ist unabhängig<br />
davon, ob GLU zum Frühstück oder zur Hauptmahlzeit verabreicht wird,<br />
obgleich eine geringfügig höhere Responderrate in der Hauptmahlzeitgruppe<br />
beobachtet wurde.<br />
Prävention, Verhalten, Schulung 1<br />
P178<br />
Darstellung der Faktoren, die die<br />
Gewichtsentwicklung von Patienten mit<br />
Diabetes mellitus Typ I und Typ II beeinflussen<br />
können<br />
Büttner J 1 , Denzin K 1 , Müller N 2 , Kloos C 2 , Wolf G 2 ,<br />
Ristow M 1 , Müller UA 2<br />
1 Friedrich-Schiller-Universität, Lehrstuhl für<br />
Humanernährung, Jena, Germany, 2 Universitätsklinikum,<br />
KIM III, Jena, Germany<br />
Fragestellung: Es wird häufig eine kontinuierliche Gewichtszunahme<br />
bei Patienten mit Diabetes mellitus (DM) beobachtet. Die größte Zunahme<br />
wird in den ersten sechs bis 12 Monaten nach Beginn der Insulintherapie<br />
(IT) verzeichnet. Die Gewichtszunahme wird <strong>of</strong>t als Folge der IT<br />
gesehen. Die Gewichtsentwicklung sowie Faktoren, die diese beeinflussen,<br />
sollen dargestellt werden. Methoden: In der Diabetesambulanz<br />
einer Hochschulpoliklinik wurden im ersten Quartal 2006 konsekutiv<br />
445 insulinbehandelte Patienten (140 DM 1: Alter 49,6 J, Diabetesdauer<br />
18,9,J; BMI 23,7 kg/m 2 ; RR 139/79 mm Hg; HbA1c 7,5%; 305 DM 2: Alter<br />
58,2 J; Diabetesdauer 14,3 J; BMI 31,2 kg/m 2 ; RR 147/78 mm Hg; HbA1c<br />
7,4%) mittels Fragebogen zu ihren Lebensstilfaktoren befragt. Messwerte<br />
wurden der elektronischen Patientenakte EMIL Ò entnommen. HbA1c<br />
wurde DCCT adjustiert. Ergebnisse: DM 1 hatten ein Follow up von 8,7 J.<br />
75% der Patienten hatten eine Gewichtszunahme > 2 kg (mittlere Gewichtszunahme<br />
+10,2 kg. Patienten mit (n = 105) und ohne Gewichtszunahme<br />
(n = 35) unterschieden sich nicht hinsichtlich Alter (39,7 vs.<br />
42,1 J), Diabetesdauer (18,2 vs. 20,8 J), HbA1c (8,8 vs. 8,3%), RR (139/79<br />
vs. 139/76 mm Hg), Gewicht (71,0 vs. 72,2 kg) u. BMI (23,3 vs.<br />
24,3 kg/m 2 ) bei erstem Kontakt. Das Follow up bei Patienten mit Gewichtszunahme<br />
betrug 9,2 J und bei Patienten ohne Gewichtszunahme<br />
4,8 J (p < 0,05). DM 2 hatten ein Follow up von 5,8 J. 73,1% hatten eine<br />
Gewichtszunahme von > 2 kg. (mitlere Gewichtszunahme 8,1 kg). Patienten<br />
mit (n = 223) und ohne Gewichtszunahme (n = 82) unterschieden<br />
sich bei Erstkontakt nicht hinsichtlich Alter (57,5 vs. 60,0 J), Diabetesdauer<br />
(14,2 vs. 15,5 J), HbA1c (9,3 vs. 9,0%), RR (148/79 vs.<br />
144/76 mm Hg), Gewicht (81,7 vs. 85,7 kg) und BMI (28,3 vs.<br />
29,4 kg/m 2 ). Das Follow up bei Patienten mit Gewichtszunahme war<br />
mit 5,6 vs. 3,7 J signifikant länger (p < 0,05). Patienten mit DM 2 ohne<br />
Gewichtszunahme betrieben mehr Sport (6 vs. 4 h/pro Wo, p = 0,026).<br />
Soziale Faktoren (Bildung, Tätigkeit, Einkommen, Familienstand), Ernährung<br />
(Anteil KH, Fette, EW, Obst u. Gemüse) u. IT (Analoginsulin, kein<br />
Analoginsulin sowie Stratifizierung nach ICT, CIT, SIT, Pumpe) zeigen<br />
sowohl bei Patienten mit DM 1 als auch DM 2 keine Unterschiede zwischen<br />
den Gruppen mit und ohne Gewichtszunahme. Die Gewichtszunahme<br />
korreliert signifikant mit der Tagesinsulindosis bei DM 1 und<br />
DM 2. Gründe für die Gewichtszunahme aus Patientensicht sind IT<br />
(DM 1 35,5%, DM 2 59,9%), weniger Bewegung (DM 1 29,4%, DM 2<br />
68,3%), mehr Appetit (DM 1 22,7%, DM 2 26,3%), mehr Mahlzeiten bedingt<br />
durch IT (DM 1 9,2%, DM 2 6,6%). Schlussfolgerung: Die Höhe der<br />
beobachteten Gewichtszunahme liegt unter den Werten aus anderen<br />
Studien (DCCT, UKPDS). Die Art der IT und die Ernährungsweise haben<br />
in dieser Untersuchung keinen Einfluss auf die Gewichtszunahme, ausschließlich<br />
die Höhe der täglich injizierten Insulindosis ist mit der Höhe<br />
der Gewichtszunahme assoziiert. Auch Menschen ohne DM nehmen mit<br />
zunehmendem Alter an Gewicht zu.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S57
S58 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P179<br />
Continuous glucose monitoring before and after<br />
exercise in patients with type 1 diabetes on CSII<br />
Heinemann L 1 , Hövelmann U 1 , Nosek L 1 , Brandt D 2 ,<br />
Essenpreis M 3 , Kapitza C 1<br />
1 Pr<strong>of</strong>il Institut für St<strong>of</strong>fwechselforschung GmbH, Neuss,<br />
Germany, 2 Disetronic/Roche Diagnostics, Burgdorf,<br />
Switzerland, 3 Roche Diagnostics, R&T, Mannheim, Germany<br />
Introduction: Exercise is associated with an increased risk <strong>of</strong> hypo- or<br />
hyperglycemic events and it is difficult to find the optimal balance between<br />
carbohydrate uptake, insulin dose, and the level and duration <strong>of</strong><br />
exercise to avoid acute blood glucose deteriorations. The aim <strong>of</strong> our<br />
study was to monitor the impact <strong>of</strong> exercise on the glucose pr<strong>of</strong>ile in<br />
the 21 hours thereafter in patients with type 1 diabetes managed by CSII<br />
before and after a 14 day moderate or intense training program. Material<br />
and methods: Sixteen male patients (HbA1c 7.3 € 0.8% (mean € SD);<br />
age 39 € 11 years; BMI 26.0 € 2.7 kg/m 2 ) were enrolled in this single<br />
center, randomized, open-label study underwent exercise challenges<br />
(45 min on a treadmill) before and after a 14 day moderate (Group A;<br />
n = 8) or intense (Group B) training program. During the two in-house<br />
periods each patient participated in, glucose pr<strong>of</strong>iles were registered on<br />
the first day (Day 0) with standardized meals. On the second day (Day 1)<br />
patients performed glucose pr<strong>of</strong>iles were monitored before and for 21<br />
hours after exercise (start at 11 a.m.) until the morning <strong>of</strong> Day 2 by<br />
means <strong>of</strong> a microdialysis glucose monitoring system (SCGM 1). Results:<br />
The areas under the glucose pr<strong>of</strong>iles (calibrated to blood glucose) during<br />
the 21 hours after start <strong>of</strong> the exercise challenge were similar between<br />
group A and B, as well as pre- and posttraining (Group A: 2716 € 270 vs.<br />
2726 € 211 mg/dL*h and Group B: 2729 € 368 vs. 2846 € 456 mg/dL*h).<br />
Continuous monitoring revealed numerous hypoglycemic events resulting<br />
in a trend towards lower prandial insulin doses. There were no<br />
between-group differences in terms <strong>of</strong> the overall number <strong>of</strong> hypoglycemic<br />
events and the events occurred constantly over time without any<br />
specific allocation to single patients. Conclusions: Continuous glucose<br />
monitoring showed that under non-standardized conditions patients<br />
with type 1 diabetes on CSII respond to exercise challenges with no<br />
uniform response pattern, a not unexpected result. Also different levels<br />
<strong>of</strong> physical fitness have no impact on the outcome. CGM helps to detected<br />
hypo- and hyperglycemic events.<br />
P180<br />
Gesundheitsbezogene Lebensqualität und<br />
Nutzwerte bei Typ 2 Diabetikern in der<br />
primärärztlichen Versorgung: Ergebnisse der<br />
DETECT Studie<br />
Pieper L 1 , Klotsche J 1 , Eichler T 1 , Pittrow D 2 , Böhler S 2 ,<br />
Stridde E 3 , Huppertz E 1 , Lehnert H 4 , Wittchen HU 1<br />
1 Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie,<br />
Technische Universität Dresden, Dresden, Germany, 2 Institut<br />
für Klinische Pharmakologie, Technische Universität<br />
Dresden, Dresden, Germany, 3 Abteilung Klinische Forschung,<br />
Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany, 4 University <strong>of</strong><br />
Warwick Medical School, Coventry, United Kingdom<br />
Einleitung: Der Typ 2 Diabetes (T2D) ist vorwiegend in den entwickelten<br />
Ländern zu einer weit verbreiteten Erkrankung geworden. In der<br />
deutschen primärärztlichen Versorgung sind ca. 15% der Patienten betr<strong>of</strong>fen.<br />
Er stellt eine Belastung für jeden betr<strong>of</strong>fenen Patienten dar (z. B.<br />
Blutzuckerkontrolle, Injektionen), aber auch für das Gesundheitssystem<br />
insgesamt. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (QoL) erfasst Wohlbefinden<br />
und „Funktionsfähigkeit“ aus Patienten-Sicht. Fragestellung:<br />
Beschreibung der gesundheitsbezogenen QoL bei Nichtdiabetikern und<br />
T2D-Patienten über die EQ-5D-Dimensionen. Gibt es Unterschiede zwischen<br />
den EQ-5D VAS-Werten (Visuelle Analogskala) und den Utility-<br />
Indizes, die mittels TTO-Methode (Time Trade-Off) den EQ-5D-Gesundheitszuständen<br />
zugeordnet werden? Methodik: DETECT (www.detectstudie.de)<br />
ist eine epidemiologische Studie im primärärztlichen Versorgungssektor,<br />
die u.a. versorgungsrelevante Basisdaten zu Diabetes mellitus<br />
bereitstellt. Auf der Grundlage einer bundesweiten Zufallsstichprobe<br />
wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse (9/2003) von 3.188<br />
Arztpraxen der Gesundheitszustand von 55.518 Patienten standardisiert<br />
erhoben. Die Diabetesdiagnose wurde von den ¾rzten erfragt. Die gesundheitsbezogene<br />
Lebensqualität wurde mittels EQ-5D (EuroQol) bei<br />
den Patienten erhoben. Ergebnisse: Am häufigsten wurden Probleme in<br />
den Bereichen Schmerz/körperliche Aktivität (74,1%), Beweglichkeit/Mobilität<br />
(44,3%), allgemeine Tätigkeiten (34,1%), Angst/Niedergeschlagenheit<br />
(31,4%) und für sich sorgen (17,2%) angegeben. Der mittlere VAS-<br />
<strong>Index</strong> bei T2D betrug 0,68 (TTO: 0,78), bei Nichtdiabetikern 0,74 (TTO:<br />
0,85). Sowohl der VAS- als auch der TTO-Score verschlechterten sich<br />
beim Vorliegen von mikro- und makrovaskulären Folgeerkrankungen,<br />
mit dem Alter und der Diabetesdauer. Patienten unter Insulintherapie<br />
wiesen schlechtere EQ-5D-Gesundheitszustände und Utility-Indizes auf.<br />
Die TTO-Methode führte zu höheren Utility-Werten als der VAS-Ansatz.<br />
Schlussfolgerungen: Die Daten dokumentieren, dass eine Diabeteserkrankung<br />
mit einer Abnahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität<br />
und der Nutzen-Indizes einhergeht. Patienten unter Insulintherapie<br />
dokumentieren schlechtere EQ-5D-Gesundheitszustände. Bezüglich der<br />
Nutzwert-Indizes zeigt die TTO-Methode im Gegensatz zum VAS-Ansatz,<br />
dass die Zuordnung von „gesellschaftlichen“ Nutzwerten zu EQ-<br />
5D-Gesundheitszuständen höhere Werte liefert als subjektive Nutzwert-<br />
Einschätzung der Patienten über die Visuelle Analog-Skala. *Förderung:<br />
unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe<br />
P181<br />
Glukoseschwankungen nach Essattacken im<br />
Kontinuierlichen Glukosemonitoring:<br />
Canabisabusus als potentielle Ursache?<br />
Patzelt-Bath AEG 1 , Schütt M 2 , Silbermann S 3<br />
1 Berlin-Chemie AG, Medizin und Forschung, Berlin,<br />
Germany, 2 Curschmann-Klinik, Timmendorfer Strand,<br />
Germany, 3 Berlin-Chemie AG, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Kommt ein Cannabisabusus als Ursache von Essstörungen<br />
und schlecht einstellbarem Typ-1-Diabetes in Frage? Methodik: Die<br />
Patienten trugen für jeweils 24 Stunden das GlucoDay-System im verblindeten<br />
Modus. Es erfolgt die Falldarstellung mit Diskussion und Vergleich<br />
der Glukosekurven. Ergebnisse: Zwei Patientinnen wurden in<br />
verschiedenen Zentren wegen eines schwer einstellbaren Typ-1-Diabetes<br />
einem ambulanten kontinuierlichen Glukosemonitoring mit GlucoDay<br />
unterzogen. Der Vergleich der Kurven beider Patientinnen zeigt<br />
deutliche Parallelen auf. Bei beiden wurden kurz nach dem Anlegen<br />
Hypoglykämien beobachtet und anschließend Kohlenhydrate aufgenommen,<br />
was zum überschießenden Glukoseanstieg führte. Während<br />
der folgenden Stunden normalisierte sich die Glukosewerte. Am späten<br />
Abend traten bei beiden Patientinnen Glukoseanstiege bis auf etwa<br />
200 mg/dl auf, die während der Nacht über ca. 2,5 Stunden anhielten.<br />
Die morgendlichen Selbstkontrollwerte befanden sich ebenso wie die<br />
Glukosekurve in beiden Fällen im Normalbereich. Im Rahmen der Kurven-Diskussion<br />
wurden von beiden Patientinnen spätabendliche Essattacken<br />
(u. a. Verzehr eines ganzen Brotes) angegeben. Bei beiden waren<br />
Essstörungen bisher nicht bekannt. Als Ursache wurde zumindest in<br />
einem Fall erstmals ein vorheriger Cannabiskonsum mit typischem<br />
Heißhunger und nachfolgender Aufnahme einer großen Menge Kohlenhydrate<br />
angegeben. Schlussfolgerungen: Hohe Glukosewerte über 2 – 3<br />
Stunden im kontinuierlichen Glukosemonitoring sollten an Essattacken<br />
denken lassen. Die mit dem kontinuierlichen Glukosemonitoring verifizierten<br />
Glukosewerte lassen sich anschließend besser als ein bloßer<br />
Verdacht mit den Patienten besprechen. Essstörungen treten bei Diabetikern<br />
ebenso häufig wie in der Normalbevölkerung auf. Cannabisabusus<br />
ist in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet und auch bei<br />
Typ-1-Diabetikern beschrieben. Er sollte als Ursache von Essattacken<br />
und schlecht einstellbarem Diabetes erwogen werden. Für den Nachweis<br />
eines Kausalzusammenhangs wäre eine systematische Auswertung und<br />
Dokumentation von weiteren Fällen wünschenswert.<br />
P182<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Ballastst<strong>of</strong>freiche Kost erhöht die<br />
Insulinsensitivität durch Reduktion der<br />
hepatischen Lipide<br />
Graf M 1 , Machann J 2 , Stefan N 1 , Schick F 2 , Kümmerle S 1 ,<br />
Renn W 1 , Häring HU 1 , Fritsche A 1 , Thamer C 1<br />
1 Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie,<br />
Angiologie, Nephrologie, Klinische Chemie, Tübingen,<br />
Germany, 2 Universitätsklinikum Tübingen, Radiologische<br />
Klinik, Abteilung für Experimentelle Radiologie, Tübingen,<br />
Germany<br />
Einleitung und Ziel: Es ist hinreichend bekannt, dass erhöhte hepatische<br />
Lipide und die damit verbundene Insulinresistenz durch Lebensstilintervention<br />
im Sinne von Ernährungsumstellung und Bewegungsintensivierung<br />
positiv beeinflusst werden kann. Weniger untersucht ist,<br />
welche Ernährungsfaktoren den Erfolg der Intervention und die Veränderung<br />
des Leberfettgehaltes bestimmen. Deshalb haben wir uns<br />
zum Ziel gesetzt, die Effekte von Fett, Kohlenhydraten, Eiweiß und Ballastst<strong>of</strong>fen<br />
auf die hepatischen Lipide zu untersuchen. Methoden: 112
Personen (41 Männer, 71 Frauen, Alter 46 € 11 Jahre, BMI 29,9<br />
€ 4,5 kg/m 2 ) konnten in eine Zwischenanalyse des Tübinger Lebensstil<br />
Intervention Programms (TULIP) eingeschlossen werden. Bei allen Personen<br />
wurde die Körperfettverteilung und der hepatische Lipidgehalt<br />
mittels Magnetresonanzbildgebung bzw. -spektroskopie bestimmt und<br />
die Insulinsensitivität aus einem oralen Glucosetoleranztest (oGTT) abgeschätzt.<br />
Die Nahrungszufuhr wurde mittels Ernährungsprotollen erfasst.<br />
Im Mittel konnten Ernährungstagebücher von 12 € 4 repräsentativen<br />
Tagen mithilfe des Computerprogramms DGE-PC ausgewertet werden.<br />
Ergebnisse: Während der Lebensstilintervention wurden pro Person<br />
im Durchschnitt 1792 € 36 Kalorien (30 € 4 Fett %, 46 € 6% Kohlenhydrate,<br />
16 € 2% Protein) und 24 € 1 g Ballastst<strong>of</strong>fe verzehrt. Von Baseline<br />
zum Follow-up nach 264 € 56 Tagen verbesserten sich Body Mass <strong>Index</strong><br />
(BMI) (29,9 € 0,4 vs. 29,0 € 0,4 kg/m 2 , p< 0,0001), viszerales Fett<br />
(3,7 € 0,2 vs. 3,2 € 0,2% Körpergewicht, p < 0,0001) Leberfett (5,8 € 0,6<br />
vs. 4,0 € 0,4% Signal, p < 0,0001) und Insulinsensitivität (12,6 € 0,6 vs.<br />
13,6 € 0,7 AU, p = 0,03). Ein höherer Ballastst<strong>of</strong>fanteil ist mit einer Reduktion<br />
von viszeralem Fett (r =-0,21, p = 0,03) und Leberfett (r =-0,29,<br />
p = 0,002) sowie einer Zunahme der Insulinsensitivität (r = 0,21, p = 0,03)<br />
assoziiert, unabhängig von der Energiezufuhr oder der ¾nderung des<br />
nicht-viszeralem Fettes. Effekte für Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß<br />
konnten nicht gefunden werden. Schlussfolgerung: Unabhängig von<br />
der Kalorienzufuhr ist die Ballastst<strong>of</strong>faufnahme von vorherrschender<br />
Bedeutung für die Reduktion von hepatischen Lipiden während einer<br />
Lebensstilintervention. Folglich sollten diätetische Empfehlungen bei<br />
Patienten mit hohem Leberfett an erster Stelle auf eine Zunahme des<br />
Ballastst<strong>of</strong>fgehaltes der Nahrung zielen.<br />
P183<br />
Entwicklung und empirische Überprüfung eines<br />
standardisierten Diabetes-Wissens-Test (DWT)<br />
für Personen mit Diabetes und<br />
Insulinbehandlung<br />
Harb B 1 , Roth R 2<br />
1 SKA-RZ St. Radegund, Psychlogie, St. Radegund, Austria,<br />
2 Universität Graz, Institut für Psychologie, Graz, Austria<br />
Fragestellung: Ziel der Untersuchung war die teststatistische Konstruktion<br />
eines Diabetes-Wissens-Tests für Personen mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1 (DWT:T1) und Typ 2 (DWT:T2) mit Insulinbehandlung. Methodik:<br />
Die Überprüfung der teststatistischen Qualität des DWT:T1 erfolgte an<br />
645 Personen mit DMT1 (47,6% weiblich, M = 30,7 Jahre, SD = 17,2, Range:<br />
12 bis 76 Jahre), die eine Insulintherapie oder CSII durchführen. Die<br />
Evaluation des DWT:T2 erfolgte an 576 Personen mit DMT2 (47,6% weiblich,<br />
M = 61,8 Jahre, SD = 9,6; Range: 32 bis 85 Jahre), die mittels Insulinschema<br />
therapiert werden. Der Wissenszuwachs wurde mittels DWT<br />
an 116 Personen mit DM vor und nach der mehrwöchigen Schulungsmaßnahme<br />
gemessen. Der DWT:T1 enthält 31 Multiple-Response-Items<br />
und der DWT:T2 35 Items mit multiplem Antwortformat zu 7 Wissensbereichen.<br />
Die maximale Punkteanzahl des DWT:T1 beträgt 31 (Anzahl<br />
der möglichen richtigen Antworten), auf Ebene der Einzelantwortalternativen<br />
93 Punkte. Die maximale Punkteanzahl im DWT:T2 auf Itemebene<br />
beträgt 35, auf Ebene der Einzelantwortalternativen 105. Zur Erfassung<br />
der praktizierten Therapieform liegt ein Behandlungsblatt vor.<br />
Ergebnisse: Die Reliabilitätskoeffizienten (Cronbach und Gutman-Split-<br />
Half) des DWT:T1 liegen über 0,85, die des DWT:T2 über 0,88. Bei einer<br />
Faktorenanalyse rational zusammengesetzter Itemgruppen ergab sich<br />
eine Ein-Faktor-Lösung für den DWT:T1 und DWT:T2. In der Interkorrelationsmatrix<br />
zeigen sich durchgehend signifikant hohe positive Korrelationskoeffizienten.<br />
Im Sinne der differentiellen Validität zeigen sich<br />
signifikante Unterschiede im diabetesspezifischen Theorie- und Behandlungswissen<br />
des DWT:T1 in Abhängigkeit vom Lebensalter, Geschlecht,<br />
höchstem Schulabschluss, Therapieform, Diabetesdauer, Schulungshäufigkeit,<br />
Hypoglykämieinzidenz ohne Fremdhilfe, Anzahl der Blutzuckerselbstmessungen<br />
und Insulininjektionen sowie Essensschemata. Im Sinne<br />
der Konstruktvalidität lassen sich signifikante Unterschiede des Diabeteswissens<br />
im DWT:T2 in Abhängigkeit vom Lebensalter, Bildungsniveau,<br />
Diabetesdauer, Schulungshäufigkeit, Anzahl der monatlichen<br />
Unterzuckerungen, Anzahl der täglichen Blutzuckerkontrollen und Insulininjektionen<br />
sowie Essensschema abbilden. Die metabolische Kontrolle,<br />
operationalisiert durch den relativen HbA1c-Wert, steht nicht in Beziehung<br />
mit dem diabetesspezifischen Gesamtwissen. Es liegen altersspezifische<br />
Vergleichnormen (T-Normen und Prozentränge) des DWT:T1<br />
und DWT:T2 vor. Schlussfolgerung: Mit dem vorliegenden DWT wurde<br />
ein psychometrisch fundiertes Messinstrument für Personen mit DM<br />
entwickelt. Durch eine individuelle Analyse des Diabeteswissens ist eine<br />
Schulung im Sinne des Empowerments möglich. Weitere Anwendungs-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
bereiche des DWT liegen in der Strukturplanung von Diabetesschulungen<br />
als auch zur Evaluation von Schulungen.<br />
P184<br />
Langzeiteffekte eines<br />
Bewegungsschulungsprogramms bei<br />
Typ-2-Diabetikern – Abschlussergebnisse der<br />
DiSko-Evaluation<br />
Siegrist M 1 , Glöckl R 1 , Klare WR 2 , Zimmer P 3 , Halle M 1<br />
1 TU München, Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative<br />
Sportmedizin, München, Germany, 2 AG Diabetes und Sport,<br />
Radolfzell, Germany, 3 AG Diabetes und Sport, Ingolstadt,<br />
Germany<br />
Die positiven Effekte von regelmäßiger körperlicher Aktivität bei Personen<br />
mit Typ-2-Diabetes sind mittlerweile mehrfach belegt. Dennoch<br />
bewegen sich die meisten Betr<strong>of</strong>fenen nicht ausreichend. Deshalb wurde<br />
eine erlebnisorientierte Bewegungsschulung entwickelt (DiSko: wie Diabetiker<br />
zum Sport kommen). Kernstück der 90-minütigen DiSko-Schulung<br />
ist ein halbstündiger ärztlich geführter Spaziergang mit Blutzuckerund<br />
Pulsmessung. Damit soll der positive Effekt von Bewegung von den<br />
Betr<strong>of</strong>fenen unmittelbar erlebt werden. Diese Schulungen werden bereits<br />
durchgeführt, eine wissenschaftliche Evaluation fehlte bisher. Es<br />
stellt sich die Frage, inwieweit diese zusätzliche erlebnisorientierte Bewegungsschulung<br />
langfristig zu einer nachweisbaren Erhöhung des Aktivitätsumfangs<br />
und damit zu einer Verbesserung der metabolischen<br />
Konstellation und der Lebensqualität führen kann. Methodik: In der<br />
kontrollierten, longitudinalen Studie nahmen 92 nicht-insulinpflichtige<br />
Typ-2-Diabetiker (18.-75. Lebensjahr) aus 11 Diabetes-Schwerpunkt-<br />
Praxen teil. Ausschlusskriterien waren u.a. schwere Ruhe-Hypertonie,<br />
instabile KHK, schwere Herzrhythmusstörungen oder diabetisches Fuß-<br />
Syndrom. 55 Teilnehmer der Interventionsgruppe erhielten eine strukturierte<br />
Patientenschulung (ZI-Schulung nach Grüßer, Jörgens) und zusätzlich<br />
die DiSko-Schulung. 37 Patienten in der Kontrollgruppe erhielten<br />
nur die ZI-Schulung. Zu Beginn, nach 3 Monaten, nach 6 Monaten<br />
sowie nach 1 Jahr wurden anthropometrische Daten (Größe, Gewicht,<br />
Bauch- und Hüftumfang, Blutdruck), klinisch-chemische Risikoparameter,<br />
körperliche Leistungsfähigkeit (6-min-Gehtest), körperliche Aktivität<br />
(Freiburger Fragebogen zur körperlichen Aktivität) und Lebensqualität<br />
(SF 36-Fragebogen) erhoben. Ergebnisse: 1. Die Teilnehmer mit DiSko-Schulung<br />
zeigten im gesamten Studienverlauf eine deutlich höhere<br />
körperliche Aktivität als vor Studienbeginn (9,8 € 8,0 h/Woche statt<br />
5,9 € 6,2 h/Woche) (p < 0,001). 2. Die körperliche Leistungsfähigkeit im<br />
6-min-Gehtest verbesserte sich bei den Teilnehmern der DiSko-Schulung<br />
von 456 € 129 m auf 505 € 129 m (p < 0,001). 3. Das Körpergewicht<br />
reduzierte sich in der Interventionsgruppe im Studienverlauf um<br />
1,5 € 4 kg (p = 0,008). Es kam zu keiner signifikanten Veränderung des<br />
klinisch-chemischen Risikopr<strong>of</strong>ils. 4. Direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität<br />
konnten anhand des SF-36-Fragebogen nicht festgestellt<br />
werden. Allerdings verbesserte sich die subjektive Einschätzung des eigenen<br />
Körperzustandes (p = 0,020) im Studienverlauf. Zusammenfassung:<br />
Diese Versorgungsstudie zeigt, dass bereits ein minimaler Aufwand<br />
einer 90-minütigen Schulung, wenn sie einen erlebnisorientierten<br />
Ansatz verfolgt, zu langfristiger Aktivitätssteigerung von Patienten mit<br />
Typ-2-Diabetes führen kann.<br />
P185<br />
Effekte eines interdisziplinären<br />
Gewichtsreduktionsprogramms unter<br />
Einbeziehung einer Formuladiät auf Parameter<br />
der vaskulären Dysfunktion<br />
Tafel J 1 , Lichtenstein S 1 , Kaese V 1 , Merle T 1 , Schieber C 1 ,<br />
Morcos M 1 , Nawroth PP 1 , Hamann A 2<br />
1 Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin 1 und<br />
Klinische Chemie, Heidelberg, Germany, 2 Diabetes-Klinik<br />
Bad Nauheim, Campus für Herz- und Gefäßmedizin, Bad<br />
Nauheim, Germany<br />
Fragestellung: Formuladiäten finden in der praktischen Anwendung zur<br />
Behandlung von Adipositas eine breite Akzeptanz und werden auch in<br />
den deutschen Leitlinien als Therapieoption empfohlen. In dieser Studie<br />
sollen die Effekte eines 52-wöchigen interdisziplinären Adipositasprogramms<br />
(OPTIFAST52 Ò ) mit einem 12-wöchigen Nahrungsersatz durch<br />
Formuladiäten auf die anthropometrischen, laborchemischen und endothelialen<br />
Gefäßparameter (Fluss-assozierten Vasodilatation (FAD) und<br />
Intima-Media-Dicke (IMT)) untersucht werden. Die Messung der Flussassozierten<br />
Vasodilatation (FAD) und der Intima-Media-Dicke (IMT) sind<br />
frühe funktionelle bzw. morphologische Marker für ein erhöhtes vasku-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S59
S60 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
läres Risiko, deren mögliche Beeinflussung durch eine Formuladiät bisher<br />
nicht untersucht wurde. Methodik: 32 Patienten, 23 Frauen und<br />
9 Männer im Alter von 17 bis 58 Jahren wurden in einem interdisziplinären<br />
52 wöchigen Adipositasprogramm mit internistischer, psychosomatischer,<br />
ökotrophologischer und sportmedizinischer Betreuung zu<br />
10 – 12 Teilnehmern pro Gruppe eingeschlossen. Nach einer 1-wöchigen<br />
Vorbereitungsphase erfolgte eine 12-wöchige Fastenphase, in der die<br />
Mahlzeiten mit 5 Formuladiätmahlzeiten ersetzt wurden. In den nächsten<br />
6 Wochen erfolgt eine schrittweise Umstellung auf Normalkost.<br />
Während der gesamten Zeit erfolgte eine wöchentliche Sporteinheit sowie<br />
psychologische und ökotrophologische Begleitung. Die Blutabnahmen<br />
und die Messung der FAD und IMT erfolgte am Anfang bzw. nach<br />
Abschluss des Programms. Zur statistischen Berechnung wurde der gepaarte<br />
Wilcoxon-Test angewendet. Ergebnisse: Nach Abschluss des Interventionsprogramms<br />
kam es zu einer signifikanten Reduktion des Gewichts<br />
von initial 121,2 auf 97,6 kg (p < 0,0001), des BMI von 42,0 auf<br />
35,6 kg/m 2 (p < 0,0001) sowie des Taillenumfangs von 124,9 auf 111,1 cm<br />
(p = 0,0004). Gesamtcholesterin nahm von 192,1 auf 164,2 mg/dl<br />
(p = 0,0031), das HDL von 49,8 auf 44,7 mg/dl (p = 0,023), das LDL von<br />
118,2 auf 99,5 mg/dl (p = 0,003), die Triglyceride von 139,6 auf 96,3 mg/<br />
dl (p = 0,0008) sowie die Glucose von 107,7 auf 104,3 mg/dl (p = 0,0045)<br />
signifikant ab. Ebenso kam es zu einer signifikanten Reduktion des systolischen<br />
(139,6 mm Hg auf 124,9 mm Hg, p = 0,003) und diastolischen<br />
(89,1 mm Hg auf 84,2 mm Hg, p = 0,006) Blutdrucks. Die FAD nahm signifikant<br />
von 3,96% auf 5,36% (p = 0,0004) zu und die IMT von 0,114 auf<br />
0,1025 cm (p < 0,0001) ab. Diskussion: Diese Studie konnte zeigen, dass<br />
durch ein 52-wöchiges interdisziplinäres Interventionsprogramm mit<br />
12-wöchiger Formuladiät eine drastische Gewichtsabnahme, Reduktion<br />
des BMI sowie des Taillenumfanges erreicht wird. Hierunter kam es zu<br />
einer signifikanten Besserung der kardiovaskulären Risikoparameter.<br />
Darüber hinaus kam es zu einem Anstieg der FAD und einem hochsignifikanten<br />
Abfall der IMT. Diese Daten deuten erstmals darauf hin, dass<br />
ein Gewichtsreduktionsprogramm mit Formuladiät neben einer signifikanten<br />
Gewichtsreduktion zu einer Verbesserung der vorhandenen vaskulären<br />
Schädigung führen kann.<br />
P186<br />
Effektivität eines strukturierten, stationären<br />
Behandlungskonzeptes für Diabetiker mit<br />
Hypoglykämieproblemen<br />
Kulzer B 1 , Hermanns N 1 , Krichbaum M 1 , Amm C 2 , Ebert M 2 ,<br />
Holler E 2 , Poupoules D 2 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany, 2 Diabetes Klinik<br />
Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany<br />
Einleitung: Patienten mit wiederkehrenden schweren Hypoglykämien<br />
und einem hohen Selbst- bzw. Fremdgefährdungsrisiko stellen eine besondere<br />
Problemgruppe dar. In dieser Studie wurde der langfristige Effekt<br />
eines spezifischen, intensiven stationären Behandlungskonzeptes<br />
für Patienten mit ausgeprägten Hypoglykämieproblemen untersucht.<br />
Methodik: Das Behandlungsprogramm im Kleingruppensetting (8 – 10<br />
Personen) umfasst einen Zeitraum von 14 Tagen mit täglichen Gruppensitzungen,<br />
in denen Fertigkeiten und Wissen bezüglich der Ursachen,<br />
Wahrnehmung, Behandlung und Umgangs mit Hypoglykämien vermittelt<br />
werden. Daneben beinhaltet dieses stationäre Interventionskonzept<br />
systematische Übungen, tägliche Protokollbesprechungen und eine gezielte<br />
Hypoglykämieprovokation. An dem Behandlungsprogramm nahmen<br />
57 Typ 1 Diabetiker teil, der Katamnesezeitraum betrug 18 Monate<br />
(Median) nach der stationären Behandlung. Die Prävalenz schwerer<br />
(Hilflosigkeit) und sehr schwerer Hypoglykämien (Bewusstlosigkeit)<br />
wurde strukturiert erfasst. Die Hypoglykämiewahrnehmung wurde mit<br />
dem Clark-Fragebogen (HAQ) und einer visuellen Analogskala (VAS;<br />
0 = sehr schlecht, 10 = sehr gut) gemessen. Diabetesspezifische Belastungen<br />
wurden mit dem PAID-Fragebogen und das allgemeine Wohlbefinden<br />
mit dem WHO5-Fragebogen erhoben. Ergebnis: 53 Patienten (Alter<br />
48,8 € 11,1 J.; 36,8% weiblich; Diabetesdauer 23,9 € 13,6 J.; HbA1c<br />
6,9 € 0,7%; CSII-Therapie: 24%; schwere Hypoglykämien 8,6 € 15,1 Episoden<br />
pro Patientenjahr (EpP); sehr schwere Hypoglykämien 3,8 € 14,1<br />
EpP) konnten nachuntersucht werden (Dropoutrate: 7%). Die Inzidenz<br />
schwerer Hypoglykämien reduzierte sich auf 0,5 EpP (p< .01), die sehr<br />
schwerer Hypoglykämien auf 0,27 EpP (p < 01). Die Einschätzung der<br />
Awareness in der VAS verbesserte sich von 3,2 € 1,4 auf 5,8 € 2,3 (p < 01).<br />
Der Anteil der nach dem HAQ als „unaware“ klassifizierten Patienten<br />
verringerte sich von 86% auf 35% (p< .01). Die glykämische Schwelle<br />
der Hypoglykämieentdeckung erhöhte sich von 45,8 € 10 mg/dl auf<br />
51,0 € 9,7 mg/dl (p < 0,05). Die glykämische Kontrolle war mit einem<br />
HbA1c von 6,8 € 0,6% nahezu unverändert. Diabetesbezogene Belastun-<br />
gen reduzierten sich ebenfalls signifikant (PAID: von 30,2 € auf<br />
28,8 € 17,0 p = 0,018), während sich das allgemeine Wohlbefinden nicht<br />
signifikant verbesserte (WHO5: von 13,5 € 5,5 auf 14,5 € 5,4, p = 0,219)<br />
Schlussfolgerung: Die initiale Hypoglykämieproblematik der Teilnehmer<br />
eines stationären Behandlungsprogrammes waren im Vergleich zu<br />
einer ambulanten Stichprobe von Patienten mit Hypoglykämieproblemen<br />
(HyPOS) erwartungsgemäß wesentlich stärker ausgeprägt. Die Intervention<br />
erwies sich als sehr erfolgreich, da es sowohl gelang, die<br />
Inzidenz schwerer und sehr schwerer Hypoglykämien in einem klinisch<br />
relevanten Ausmaß zu reduzieren, als auch die Wahrnehmung von Unterzuckerungen<br />
zu verbessern, ohne dass dies mit einer Erhöhung des<br />
HbA1c-Wertes einhergeht. Diabetesbezogene Belastungen nahmen mit<br />
einer Verbesserung der Hypoglykämieproblematik ebenfalls ab.<br />
P187<br />
Mundhygiene, Zahnstatus und<br />
Ernährungsgewohnheiten bei Kindern und<br />
Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes mellitus<br />
Bonfig W 1 , Bechtold Dalla Pozza S 1 , Bachmann S 1 , Buckl M 1 ,<br />
Putzker S 1 , Folwaczny M 2 , Schwarz HP 1<br />
1 Diabeteszentrum DDG im Dr. von Haunerschen<br />
Kinderspital, Ludwig Maximilians Universität, München,<br />
München, Germany, 2 Poliklinik für Zahnerhaltung und<br />
Parodontologie, Klinik für Zahn-, Mund- und<br />
Kieferkrankheiten der Ludwig Maximilians Universität,<br />
München, Germany<br />
Der Typ 1 Diabetes mellitus (T1DM) gehört zu den nachgewiesenen<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren für eine marginale Parodontitis. Der Einfluss eines T1DM<br />
auf die Kariesentstehung wird dagegen kontrovers diskutiert. Ziel: Vergleich<br />
von Zahnstatus, Mundhygiene und Ernährungsgewohnheiten von<br />
Kindern mit und ohne T1DM in einer longitudinalen Matched-Pairs Studie.<br />
Patienten: 25 Patienten mit T1DM (Alter 14,2 € 1,4 Jahre, Diabetesdauer<br />
5,8 Jahre, HbA1c 8,0 € 1,1%) wurden zahnärztlich longitudinal untersucht<br />
und mit 25 Jugendlichen ohne T1DM nach Alter und Sozialstatus<br />
gematched. Ergebnisse: Der Plaque <strong>Index</strong> (API) war bei den Jugendlichen<br />
mit T1DM im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht<br />
(53,7 vs. 41,8, p < 0,05) und sank in beiden Gruppen nach einem<br />
Jahr signifikant ab (36,5 und 28,6, p < 0,05). Der Sulkusblutungsindex<br />
(SBI) war bei den Jugendlichen mit T1DM signifikant erhöht (14,6 vs.<br />
2,2, p < 0,05) und veränderte sich im Verlauf in beiden Gruppen nicht. Es<br />
gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bezüglich<br />
des Kariesrisikos, ermittelt als DMF-T/S-<strong>Index</strong> (Decayed-Missing<br />
Filled Teeth/Surface-<strong>Index</strong>), Speichelflussrate, Milchsäuregehalt im Speichel<br />
und Besiedelung mit Lactobacillus spp. und Streptococcus mutans.<br />
Bei diesen Parametern gab es auch keine ¾nderungen im Verlauf. Die<br />
Jugendlichen mit T1DM nahmen signifikant häufiger Mahlzeiten zu sich<br />
(4,8 Mal vs. 3,6 Mal am Tag, p < 0,05) und aßen auch häufiger Süßes vor<br />
dem Schlaf (9 von 25 Probanden mit T1DM vs. 2 von 25 ohne T1DM,<br />
p < 0,05). Die beiden Patientengruppen unterschieden sich nicht bezüglich<br />
der Anzahl an konsumierten Süßigkeiten pro Tag, der Verwendung<br />
von Zahnseide, der Häufigkeit des Zähneputzens, der Einnahme von<br />
Fluorid oder der Anzahl an Zahnarztvisiten pro Jahr. Schlussfolgerungen:<br />
Jugendliche mit T1DM haben ein erhöhtes Parodontitisrisiko mit<br />
höherer Plaqueakkumulation (erhöhter API) und erhöhter Blutungsneigung<br />
der Gingiva (erhöhter SBI). Hinsichtlich der Kariesinzidenz ließen<br />
sich keine Unterschiede zwischen gesunden Jugendlichen und an T1DM<br />
erkrankten Jugendlichen erkennen. Eine gründliche Instruktion zur<br />
Mundhygiene führte in beiden Gruppen zu einer signifikanten Verbesserung<br />
des API.<br />
Prävention, Verhalten, Schulung 2<br />
P188<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Empirische Überprüfung der deutschen Fassung<br />
des Diabetes Treatment Satisfaction<br />
Questionnaire (DTSQ)<br />
Harb B 1 , Kubiak T 2 , Roth R 3<br />
1 SKA-RZ St. Radegund, Psychologie, St. Radegund, Austria,<br />
2 Universität Greifswald, Institut für Psychologie, Greifswald,<br />
Germany, 3 Universität Graz, Institut für Psychologie, Graz,<br />
Austria<br />
Fragestellung: Ziel der Untersuchung war die Erfassung der therapiebezogenen<br />
Zufriedenheit bei insulinbehandelten Menschen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1 und Typ 2 mittels der deutschen Fassung des DTSQ<br />
(Kubiak, Hermanns, Kirschbaum, Kulzer & Haak, 2003). Material und<br />
Methoden: 1034 ambulant und stationär behandelte Personen mit Dia-
etes und Insulintherapie (506 Personen mit Diabetes mellitus Typ 1,<br />
48,2% weiblich, Alter: M = 29,6 Jahre, SD = 17,3, Range: 12 – 76 Jahre; 528<br />
Personen mit Diabetes mellitus Typ 2, 47,9% weiblich, Alter: M = 61,9<br />
Jahre, SD = 9,6, Range: 32 – 85 Jahren) wurden untersucht. 6 Items des<br />
DTSQ (siebenstufige Likert-Skalierung) messen das Ausmaß der Zufriedenheit<br />
mit der aktuellen Diabetestherapie. Zusätzliche 2 Items erfassen<br />
die subjektiv wahrgenommene Häufigkeit von Über- bzw. Unterzuckerungen.<br />
Zur Auswertung wird der Summenscore der Zufriedenheitsitems<br />
herangezogen (Wertebereich 0 – 36, höhere Scores entsprechen<br />
dabei einer höheren behandlungsbezogenen Zufriedenheit). Ergebnisse:<br />
Der mittlere Zufriedenheitsscore für Personen mit Typ 1 Diabetes beträgt<br />
M = 27,3 (SD = 6,3), der für Personen mit Typ 2 Diabetes M = 27,3<br />
(SD = 7,5). Die deutsche Form des DTSQ zeigt eine zufriedenstellende<br />
Reliabilität (DMT1: a= 0,78, DMT2: a= 0,83). Die Eindimensionalität<br />
des Tests konnte mittels Faktorenanalyse bestätigt werden. Er weist gute<br />
Trennschärfekoeffizienten auf (rit > 0,42). Bei Personen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1 bestehen signifikante Unterschiede im Ausmaß der Zufriedenheit<br />
mit der Diabetesbehandlung in Abhängigkeit von Lebensalter,<br />
Behandlungsform, Folgeerkrankungen, Anzahl der täglichen Blutglukoseselbstmessungen<br />
und Essensschema. Bei Personen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 2 zeigt sich ein signifikanter Unterschied in Abhängigkeit<br />
von diabetesbedingten Folgeerkrankungen, während keine Unterschiede<br />
in soziodemografischen-, diabetesspezifischen Variablen und Behandlungsschritten<br />
bestehen. Es besteht ein signifikanter negativer Zusammenhang<br />
zwischen dem Ausmaß der Diabeteszufriedenheit und der<br />
metabolischen Kontrolle (relativer HbA1c-Wert). Nach der drei- bzw.<br />
vierwöchigen Schulungsmaßnahme (n = 51) steigt das Ausmaß der Zufriedenheit<br />
hinsichtlich der Diabetestherapie. Der deutschsprachige<br />
DTSQ weist unter Berücksichtigung der Altersgruppen eine Normalverteilung<br />
auf. Schlussfolgerung: Der DTSQ stellt ein reliables, valides und<br />
ökonomisches Instrument zur Erfassung des Ausmaßes der Zufriedenheit<br />
mit der aktuellen Diabetestherapie dar. Die gegebene ¾nderungssensitivität<br />
des DTSQ kann als wichtiges Gütekriterium des Tests angeführt<br />
werden, um Effekte von z. B. Therapieumstellungen und Schulungsmaßnahmen<br />
auf die behandlungsbezogene Zufriedenheit abbilden<br />
zu können. Vor diesem Hintergrund ist der DTSQ besonders geeignet als<br />
ergänzendes Verfahren im Rahmen der Ergebnisqualitätsmessung und<br />
der Therapie- und Verlaufskontrolle.<br />
P189<br />
Evaluation des vaskulären Risikos bei<br />
Präadipositas und Adipositas WHO Grad I-III<br />
Selhorst J 1 , Leweling H 2 , Lammert A 1 , Hammes HP 1<br />
1 Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg, V.<br />
Medizinische Klinik, Mannheim, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg,<br />
IV. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany<br />
Einleitung: Die Analyse der retinalen Blutgefäße eignet sich zur Risikobeurteilung<br />
für makrovaskuläre Komplikationen. Retinale Veränderungen<br />
werden zur Beurteilung untersucht: Generalisierte arterioläre Verengung<br />
(arterioläre/venuläre Ratio; AVR) und verminderte Vasoreaktivität<br />
durch Flickerprovokation („neurovaskuläre Kopplung“). Die reduzierte<br />
AVR ist ein etablierter Prädiktor für kardiovaskuläre Mortalität und<br />
Apoplex. Retinale mikrovaskuläre Anomalien sind mit subklinischen,<br />
MRI-definierten Hirninfarkten unabhängig von Risik<strong>of</strong>aktoren für<br />
Schlaganfall assoziiert. Ziel dieser Studie war die Analyse von Parametern<br />
der Retinagefäße als Maß für vaskuläres Risiko in Beziehung zu<br />
Parametern des metabolischen Syndroms. Methoden: Wir untersuchten<br />
vor Beginn eines strukturierten Programms zur Gewichtsreduktion 27<br />
konsekutive Teilnehmer mit Präadipositas (8/27; 29,6%), Adipositas<br />
Grad 1 (11/27; 40,8%), Grad 2 (4/27; 14,8%), Grad 3 (4/27; 14,8%) nach<br />
WHO (BMI 33,7 € 6,0; MW € SD), Alter 46,7 € 6 Jahre; weiblich 21/27;<br />
77,8%). Ausschlusskriterien waren: Diabetes mellitus Typ 1 oder 2, psychiatrische<br />
Erkrankungen, Tumorerkrankungen, Hypo- oder Hyperthyreose,<br />
Myokardinfarkt, Hirninfarkt in der Anamnese. Die statische und<br />
die dynamische Retinagefäßanalyse erfolgte ebenfalls nach standardisierten<br />
Protokollen. Bei der statischen Analyse wurde eine papillenzentrierte<br />
digitalisierte Aufnahme nach der Formel von Hubbard und Parr<br />
analysiert und die AVR berechnet. Für die dynamische Gefäßanalyse<br />
wurde das Verfahren der chromatischen Flickerlichtprovokation zur Anregung<br />
der neurovaskulären Kopplung unter Verwendung der dynamischen<br />
Gefäßanalyse (IMEDOS ) verwendet. Es wurden Nüchternplasmaglukose,<br />
Nüchternplasmainsulin und Blutdruck bestimmt. Als Parameter<br />
für die Insulinresistenz wurde die HOMA-IR nach der Formel<br />
[(Nüchterninsulin mU/mL x Nüchternglucose mmol/L)/22,5] berechnet.<br />
Ergebnisse: Die statische Gefäßanalyse ergab bei 9/27 (33,3%) der Untersuchten<br />
eine pathologisch verminderte AVR< 0,83 (0,83 € 0,06). Die<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
provozierte Reaktion auf Flickerlicht war bei 20/27 (74,1%) der Untersuchten<br />
vermindert (arterielle Dilatation< 4,1%): 2,5 € 2,4%. HOMA-IR<br />
2,1 € 1,3; 7/27 (25,9%) wiesen eine Insulinresistenz auf (HOMA-IR> 2,5).<br />
Eine arterielle Hypertonie (RRsyst.> 130 mm Hg und/oder RRdiast><br />
85 mm Hg) wiesen 20/27 (74,1%) auf (RR: 135 € 15 mm Hg/<br />
88 € 11 mm Hg). Eine kombinierte systolische (RRsyst.> 130 mm Hg) und<br />
diastolische (RRdiast> 85 mm Hg) arterielle Hypertonie lag bei 13/27<br />
(48,1%) vor. Schlussfolgerungen: Die untersuchte Population wies vor<br />
der Teilnahme an einem strukturierten Programm zur Gewichtsreduktion<br />
ein hohes makrovaskuläres und mikrovaskuläres Risiko auf, 74,1%<br />
zeigten eine endotheliale Dysfunktion, 25,9% hatten eine Insulinresistenz.<br />
Eine arterielle Hypertonie bestand bei 74,1% der Teilnehmer. Der<br />
Einfluss der Gewichtsreduktion auf die untersuchten Parameter wird im<br />
Rahmen einer Nachuntersuchung evaluiert.<br />
P190<br />
Jugendliche und junge Erwachsene mit Typ 1<br />
Diabetes: Lebensqualität, St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
und Zufriedenheit mit der<br />
Langzeitbetreuung von Teilnehmern des CAMP-D<br />
Sassmann H 1 , Danne T 2 , Landgraf R 3 , Lange K 1<br />
1 Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische<br />
Psychologie, Hannover, Germany, 2 Kinderkrankenhaus auf<br />
der Bult, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche,<br />
Hannover, Germany, 3 Ludwig-Maximilians-Universität,<br />
Medizinische Klinik, Klinikum Innenstadt, München,<br />
Germany<br />
Einleitung: Während Pubertierende mit Typ 1 Diabetes als „schwierig<br />
zu behandelnde Gruppe“ besondere Aufmerksamkeit erfahren, wurde<br />
die Situation junger Erwachsener in der ersten Phase der persönlichen<br />
Autonomie bisher wenig untersucht. Lebensqualität, St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
und deren Prädiktoren sollen hier ebenso erfasst werden wie<br />
die Zufriedenheit mit den Behandlungsangeboten. Methodik: Während<br />
eines Diabetescamps (CAMP-D) bearbeiteten 409 Teilnehmer aus ganz<br />
Deutschland im Alter von 16 bis 25 Jahren (mittl. Alter: 19,6 € 3,2 J.;<br />
Diabetesdauer 8,2 € 5,5 J., 55% weibl.) evaluierte Fragebögen zum Wohlbefinden<br />
(WHO-5), zu diabetesbezogenen Belastungen (PAID, Polonsky<br />
1995), zur Zufriedenheit mit der Behandlung (6-Punkte-Ratingskalen),<br />
zu ihrer Diabetestherapie und zur Lebenssituation. Außerdem fand eine<br />
HbA1c-Bestimmung statt (DCA2000+). Ergebnisse: 397 Teiln. (97%) behandelten<br />
sich mit einer intensivierten Insulintherapie, 153 (37%) setzten<br />
dabei eine Insulinpumpe ein, 378 Teiln. (92%) wurden von einem<br />
Diabetologen DDG behandelt. Der Median des HbA1c betrug 8,0% (37%<br />
der Teiln. HbA1c < 7,5%; 28% HbA1c > 9%). Während die diabetesbezogenen<br />
Belastungen (PAID) mehrheitlich gering eingeschätzt wurden<br />
(Summenscore: 19,7 € 13,6; Skala 0 – 100), zeigte sich eine relativ unbefriedigende<br />
allgemeine seelische Befindlichkeit im WHO-5 (Summenscore:<br />
14,6 € 4,6; Skala 0 – 25). Multivariate Analysen ergaben systematische<br />
Zusammenhänge zwischen HbA1c und allgemeiner Befindlichkeit<br />
(rho =-0,13; p = 0,02) sowie diabetesbezogenen Belastungen (rho = 0,16;<br />
p = 0,001). Alle drei Variablen standen in signifikanter Beziehung zum<br />
Bildungsniveau (jeweils p < 0,05) und dazu, ob die Eltern zusammen<br />
oder getrennt lebten (jeweils p < 0,05). Die Jugendlichen < 19 J. (n = 189)<br />
wiesen ein höheres HbA1c auf als die älteren Teilnehmer (Median 8,3<br />
vs.7,7; p = 0,004). Ingesamt wurde die Diabetesbehandlung unabhängig<br />
vom HbA1c mit der Note 1,8 € 1,0 auf der sechsstufigen Ratingskala<br />
bewertet. Defizite wurden bei der Ernährungsberatung (Note 2,6 € 1,3)<br />
und der psychologischen Betreuung (Note 2,6 € 1,4) benannt. Dabei korrelierte<br />
die Zufriedenheit mit dem Diabetesteam hoch mit der Bewertung<br />
der psychologischen Betreuung (rho = 0,52; p = 0,001). Schlussfolgerung:<br />
Trotz guter technischer Ausstattung und diabetologischer Betreuung<br />
erreichen nur 37% dieser bundesweiten Stichprobe das Therapieziel<br />
eines HbA1c < 7,5%. Das allgemeine psychische Wohlbefinden<br />
war bei etwa einem Drittel unbefriedigend. Als Prädiktor für beide Variablen<br />
ist hier neben dem Bildungsniveau vor allem die Tatsache zu<br />
nennen, ob die Eltern der jungen Menschen zusammen leben oder nicht.<br />
Entsprechend beschreiben die Teilnehmer vor allem Defizite bei der<br />
psychosozialen Betreuung, von der Hilfen zur besseren Umsetzung der<br />
Diabetestherapie erwartet werden. Das multidisziplinäre Behandlungskonzept<br />
der Pädiatrie mit Fokus auf die psychosoziale Situation der<br />
Patienten sollte daher auch im jungen Erwachsenenalter fortgesetzt<br />
werden.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S61
S62 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P191<br />
Diabetes-St<strong>of</strong>fwechseleinstellung bei Patienten<br />
mit Migrationshintergrund im Vergleich zu<br />
einheimischen (deutschen) Patienten<br />
Reuter T 1 , Topuz M 1 , Wiedenmann B 1 , Plöckinger U 1<br />
1 CharitØ Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäres<br />
St<strong>of</strong>fwechsel-Centrum, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Haben nicht ausreichende Sprachkenntnisse, kulturelle<br />
und ethnische Unterschiede einen negativen Einfluss auf die Diabetes-<br />
Behandlung, St<strong>of</strong>fwechseleinstellung und Prognose bei Migranten. Methoden:<br />
Alle Pat., die sich von Feb. 1999 bis Dez. 2005 in der Diabetes-<br />
Ambulanz einer Berliner Universitätsklinik vorstellten, wurden in die<br />
Analyse eingeschlossen. Daten zur Verlaufskontrolle nach 6 Monaten<br />
lagen bei 1921 von 2700 (71%) Pat. vor. Die Daten wurden prospektiv<br />
im Rahmen der strukturierten Diabetesbehandlung erfasst, es wurden<br />
die von der DDG empfohlenen Verlaufskontrollen und Vorsorgeuntersuchungen<br />
durchgeführt und in einer Diabetes-spezifischen Datenbank<br />
gespeichert. S<strong>of</strong>ern nicht anders angegeben, sind die Daten als Median<br />
(25./75. Perzentile), Migranten (MIG) versus einheimische Deutsche<br />
(EHD), dargestellt. Die statistische Auswertung erfolgte mit nicht-parametrischen<br />
Testverfahren. Ergebnisse: Der Anteil ausländischer Bürger<br />
im Einzugsgebiet des Diabetes-Zentrums beträgt 30%, MIG waren in der<br />
untersuchten Stichprobe jedoch nur mit einem Anteil von 17,6% vertreten.<br />
MIG waren sign. jünger und der Anteil weibl. Pat. sign. höher als bei<br />
EHD [53,3 J (43,2/60,0) vs. 60,2 J (51,6/66,5), p < 0,001 und 50,9%<br />
(n = 172) vs. 45,0% (n = 711, p = 0,01)]. Ein Diabetes mellitus Typ 1 lag<br />
bei 11,6% vs. 11,9% der Pat. vor, p = ns. Bei Erstvorstellung zeigten MIG<br />
sign. höhere HbA1c-Werte (%) [8,2 (6,9/9,8) vs. 7,8 (6,4/8,8), p < 0,001],<br />
der art. Blutdruck (RR, mm Hg) war sign. niedriger [syst. RR: 130<br />
(120/145) vs. 140 (128/152), p < 0,01 und diast. RR: 80 (75/88) vs. 81<br />
(78/90), p = 0,03]. BMI und Urinalbumin (UA, mg/l) waren in beiden<br />
Gruppen vergleichbar [BMI: 30,8 (27,9/34,8) vs. 30,5 (26,5/35,1), UA:<br />
17 (7/52) vs. 16 (7/58) p = ns für beide Vergleiche]. Nach 6 Monaten<br />
zeigte sich das HbA1c bei den MIG erneut sign. höher [7,0 (6,2/8,1) vs.<br />
6,7 (6,2/7,5), p = 0,003], die erreichte HbA1c-Senkung war jedoch vergleichbar<br />
[-1,2 (-2,4/0,1) vs. -1,1 (-2,2/0,1), p = 0,69]. Die initiale Differenz<br />
bei dem syst. RR blieb bestehen [135 (120/148) vs. 138 (126/150),<br />
p = 0,03], der Unterschied bei dem diast. RR war jedoch nicht mehr sign.<br />
[80 (75/90) vs. 80 (76/90), p = 0,39]. UA zeigte sich etwas rückläufig,<br />
BMI und UA zeigten sich weiterhin nicht sign. unterschiedlich im Gruppenvergleich<br />
[BMI: 30,9 (27,7/35,2) vs. 30,7 (26,9/35,4), und UA: 12<br />
(7/33) vs. 15 (7/44) p = 0,44 und 0,26]. Schlussfolgerung: MIG sind<br />
im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil deutlich unterrepräsentiert,<br />
die Möglichkeit, tertiäre Zentren bei der Diabetes-Behandlung in Anspruch<br />
zu nehmen, ist für MIG limitiert. Höhere HbA1c-Werte bei<br />
gleichzeitig jüngerem Durchschnittsalter, zeigen, dass einfache Behandlungsstrategien<br />
zu einem früheren Zeitpunkt versagen und die Zuweisung<br />
der MIG zu tertiären Zentren, im Vergleich zu EHD, verzögert wird.<br />
Die vergleichbare HbA1c-Senkung zeigt, dass eine frühzeitige Zuweisung<br />
der MIG zu Diabetes-Zentren die St<strong>of</strong>fwechseleinstellung verbessern<br />
kann.<br />
P192<br />
Die Behandlungszufriedenheit von Patienten mit<br />
Diabetes mellitus mit Insulintherapie ist nicht<br />
mit der Einnahme von Zwischenmahlzeiten<br />
jedoch mit der Therapieform assoziiert – Eine<br />
Querschnittsanalyse in einer Hochschulambulanz<br />
Weimer D 1 , Kloos C 1 , Müller UA 1<br />
1 KIM III der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Poliklinik für<br />
Endokrinologie/St<strong>of</strong>fwechsel, Jena, Germany<br />
Ziel: Ziel der Studie war zu untersuchen, ob eine Assoziation zwischen<br />
Behandlungszufriedenheit, Einnahme von Zwischenmahlzeiten (ZM) sowie<br />
verschiedenen Therapieformen bei insulinbehandelten Patienten<br />
mit Diabetes mellitus Typ 1 (DM 1) und 2 (DM 2) gibt. Methodik: Von<br />
März bis Mai 2004 wurde die Behandlungszufriedenheit von 163 Patienten<br />
in einer Hochschulambulanz konsekutiv und unselektiert mittels<br />
Diabetes Treatment Satisfaction Questionaire (DTSQs) nach C. Bradley<br />
erfasst (8 Items, Score 0 – 6, davon 6 Items zur Behandlungszufriedenheit,<br />
1 Item zu Hyperglykämie, 1 Item zu Hypoglykämie, maximale Therapiezufriedenheit<br />
36 Punkte). Parallel wurden die Ernährungsgewohnheiten<br />
anhand eines Fragebogens erfasst. Biometrische- und Therapiedaten<br />
wurden der elektronischen Patientenakte EMIL Ò entnommen. Befragt<br />
wurden 55 Patienten mit DM 1 (Alter 47,3 J., Diabetesdauer 17,7 J,<br />
BMI 26,9 kg/m 2 , HbA1c 8,03%; 108 mit DM 2 (53 konventionelle Insulintherapie<br />
(CIT)/55 multiple Injektionstherapie (MIT), Alter 68,1/59,6 J.,<br />
p < 0,001, Diab.dauer 17,0/15,6 J, BMI 31,4/33,1 kg/m 2 , HbA1c<br />
7,90/7,84%)). Ergebnis: Der DTSQ-Score zur Behandlungszufriedenheit<br />
betrug bei Patienten mit DM 1 insgesamt 28,7, bei DM 2 unter CIT 32,5<br />
und bei DM 2 und MIT 29,3 Punkte. Patienten mit CIT waren signifikant<br />
zufriedener als Patienten mit MIT (p < 0,001). Die Zufriedenheit bei<br />
DM 1 mit ZM (80,0%) betrug im Mittel 28,7, ohne ZM (20,0%) 28,7, bei<br />
DM 2 unter CIT mit ZM (77,5%) im Mittel 32,3, ohne ZM (22,6%) 32,9<br />
Punkte. Bei DM 2 unter MIT war die Zufriedenheit mit ZM (61,8%) im<br />
Mittel 29,4, ohne ZM (38,2%) 29,1 Punkte. Im Vergleich der Patienten<br />
mit DM 2 unter CIT und MIT hinsichtlich einzelner Fragen zur TS konnten<br />
bei 6 von 8 Items signifikante Unterschiede zu Gunsten der CIT<br />
gefunden werden (jeweils CIT/MIT: „Zufriedenheit mit augenblicklicher<br />
Behandlung“ 5,3 vs. 4,7; „Blutzuckerspiegel unannehmbar niedrig“ 1,0<br />
vs. 1,8; „Praktikabilität der Behandlung“ 5,5 vs. 4,8; „Verständnis von<br />
Diabetes“ 5,4 vs. 4,8; „Würde die Behandlungsmethode empfehlen“ 5,6<br />
vs. 5,0; „Zufriedenheit die gegenwärtige Behandlungsmethode fortzusetzen“<br />
5,5 vs. 5,0, alles p < 0,05). Die Fragen „Blutzuckerspiegel ist<br />
unannehmbar hoch“ und „zufrieden mit der Flexibilität der Behandlung“<br />
wurden von Patienten mit CIT gering, jedoch nicht signifikant, besser<br />
beurteilt als mit MIT (2,4/2,3 und 5,2/4,9). Schlussfolgerung: Patienten<br />
mit und ohne ZM unterscheiden sich hinsichtlich der Behandlungszufriedenheit<br />
nicht, unabhängig vom Diabetestyp und bei DM 2 von<br />
der Therapieform (CIT oder MIT). Die Zufriedenheit war im Allgemeinen<br />
hoch. Patienten mit CIT beurteilen ihre Therapie in allen Items signifikant<br />
günstiger als Patienten unter MIT, außer in der Frage nach der<br />
Flexibilität, in der CIT nicht signifikant besser abschnitt. Zwischenmahlzeiten<br />
sollten Patientenbedürfnissen individuell vereinbart werden. Bei<br />
DM 2 wird CIT besser empfunden als MIT.<br />
P193<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
HbA1c und Hypoglykämien nach Teilnahme an<br />
einem strukturierten Behandlungs- und<br />
Schulungsprogramm „Insulinpumpen-Therapie<br />
für erwachsene Patienten mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1“<br />
Müller UA 1 , Arnolds S 2 , Lodwig V 3 , Langen L 3 , Hunger-<br />
Dathe W 1 , Advisory Bord Insulinpumpentherapie für<br />
Erwachsene<br />
1 Universitätsklinikum, Klinik für Innere Medizin III,<br />
Funktionsbereich Endokrinologie und<br />
St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen, Jena, Germany, 2 Pr<strong>of</strong>il Institut<br />
für St<strong>of</strong>fwechselforschung, Neuss, Germany, 3 Roche<br />
Diagnostics, Mannheim, Germany<br />
Fragestellung: Für alle Gruppen von Diabetespatienten liegen evaluierte<br />
Behandlungsprogramme vor, nicht aber für die mit CSII. In dieser<br />
Studie wurde untersucht, ob durch die Teilnahme an dem strukturierten<br />
Behandlungs- und Schulungsprogramm „Insulinpumpen-Therapie für<br />
erwachsene Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 (SUBITO)“ der Roche<br />
Diagnostics GmbH über einen Zeitraum von insgesamt 12 Monaten im<br />
Vergleich zu den Ausgangswerten HbA1c-Wert, Auftreten von schweren<br />
Hypoglykämien und diabetischen Ketoazidosen sowie Blutglukoseschwankungen<br />
verbessert werden. Das Programm enthält 13 Module<br />
mit ca. 135 Minuten pro Modul. Die Module bestehen aus einem theoretischen<br />
(90 Minuten) und einem praktischen Teil (45 Minuten). Zu den<br />
Schulungsunterlagen gehören Curriculum, Lernkontrollen, Handouts<br />
und die Folien bzw. Power-Point-Präsentationen der Lehrinhalte. Methoden:<br />
Die Studie wurde als unkontrollierte Studie an 9 Kliniken und<br />
15 Diabetesschwerpunktpraxen durchgeführt. Im Rahmen einer geplanten<br />
Umstellung von einer ICT auf eine CSII nahmen 118 Patienten (Alter<br />
39,6 J, Diabetesdauer 15,4 J, BMI 26,5 kg/m 2 ) an dem strukturierten Behandlungs-<br />
und Schulungsprogramm (1 – 4 Patienten pro Schulungsgruppe)<br />
teil. Unmittelbar vor und nach Abschluss der Schulung erfolgten<br />
Visiten, sowie nach 3, 6, 9 und 12 Monaten. 102 Patienten beendeten die<br />
Studie. Der HbA1c wurde in einem Zentrallabor bestimmt. Die Auswahl<br />
der Insulinpumpen und Insuline zur Behandlung der Patienten lag allein<br />
im Ermessen des jeweiligen Prüfarztes. Ergebnisse: Die pro Tag als Basalrate<br />
injizierte bzw. infundierte Menge Insulin sank um 4 IE von 23,87<br />
IE/d auf 19,87 IE/d nach 12 Monaten. Im Studienverlauf kam es zu einer<br />
Senkung des mittleren HbA1c-Wertes um 0,3% von 7,58% auf 7,28%<br />
(p = 0,00084). Die Blutglukoseschwankungen nahmen ab (Variationskoeffizient<br />
38,3% vor Schulung, 33,0% unmittelbar nach Schulung, 33,1%<br />
nach 12 Monaten). Die Inzidenz schwerer Unterzuckerungen (Glukose<br />
i. v., Glukagoninjektion) sank von 0,23 auf 0,073 Ereignisse/Patient/Jahr,<br />
d. h. 23 Ereignisse bei 14 Patienten vor Schulung und 8 Ereignisse bei 7<br />
Patienten innerhalb 12 Monaten unter Pumpentherapie. Die Häufigkeit<br />
leichter Unterzuckerungen halbierte sich im Studienverlauf. Kein Patient<br />
hatte eine schwere Ketoazidose mit Krankenhausaufnahme im Jahr vor<br />
der Studie, während dies bei 1 Patient im Studienverlauf der Fall war.
Schlussfolgerungen: Durch Umstellung auf Insulinpumpentherapie<br />
mittels des strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm kann<br />
eine Therapieverbesserung erreicht werden. Insbesondere kommt es<br />
trotz einer Reduktion der Insulindosis zu einer Verbesserung des HbA1c,<br />
einer Reduktion schwerer Hypoglykämien und zu einer Verringerung<br />
von Blutglukoseschwankungen.<br />
P194<br />
ITEQ – Ein neues Instrument zur Erfassung der<br />
Therapiezufriedenheit bei Patienten mit Diabetes<br />
mellitus Typ 2 unter Insulinbehandlung<br />
Dingler D 1 , Moock J 2 , Kubiak T 1 , Kohlmann T 2<br />
1 Institut für Psychologie, Universität Greifswald, Greifswald,<br />
Germany, 2 Institut für Community Medicine, Universität<br />
Greifswald, Greifswald, Germany<br />
Hintergrund: Therapiezufriedenheit (TZ) ist ein zentraler Outcome-Parameter<br />
bei der Therapie des Diabetes mellitus. Gängige psychometrische<br />
Instrumente zur Erfassung der TZ erheben dieses Konstrukt auf<br />
einem hohem Abstraktionsniveau sowie verhaltensfern und sind somit<br />
nur bedingt geeignet, um den spezifischen Einfluss moderner Formen<br />
der Insulintherapie abzubilden. Ziel der Studie war es, ein verhaltensnahes<br />
Instrument zur Erfassung spezifischer Aspekte der TZ im Kontext<br />
der Insulintherapie bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM)<br />
zu entwickeln. Der Fragebogen (ITEQ; Insulin Treatment Experience<br />
Questionnaire) sollte dabei insbesondere in der Lage sein, die Spezifika<br />
neuerer Behandlungskonzepte (u.a. BOT, intensivierte Insulintherapieformen,<br />
Insulinanaloga) hinreichend abzubilden. Methode: Um valide<br />
Dimensionen und Items zu entwickeln, wurde für die Fragebogenkonstruktion<br />
ein mehrstufiges Vorgehen gewählt. Zur Generierung inhaltlicher<br />
Dimensionen und Items für den „Fragebogen über Erfahrungen<br />
mit der Insulintherapie“ wurden halbstrukturierte Interviews mit 26<br />
stationären und ambulanten Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 unter<br />
Insulinbehandlung (Alter: 60,5 € 11,3; Range 39 – 81 Jahre, 44,0%<br />
männlich) durchgeführt sowie qualitativ und quantitativ ausgewertet.<br />
Anhand der inhaltanalytischen Betrachtungen der Patientenaussagen<br />
wurde eine erste Version des Fragebogens (42 Items) konstruiert und<br />
einem Kollektiv von ambulant behandelten Patienten mit T2DM (n = 62,<br />
Alter: 62 € 11; Range: 27 – 88 Jahre, 43,5% männlich) zur Bearbeitung<br />
vorgelegt. Eine Subgruppe der Patienten wurde im Anschluss an die<br />
Fragebogenbearbeitung interviewt, um Verständlichkeit und „face validity“<br />
des Instruments sicherzustellen. Ergebnisse: Es wurden insgesamt<br />
28 Items zu den Dimensionen „Unterwegs“, „Überwindung“, „Handhabung“,<br />
„Kontrolle“, „Abhängigkeit“, „Gewicht“, „Schlaf“ sowie ein Item<br />
zur“Allgemeinen Zufriedenheit“ generiert. Die Reliabilitätsprüfung ergab<br />
für die einzelnen Dimensionen des Fragebogens ein Cronbachs a<br />
von 0,55-.87 und für den gesamten Fragebogen ein Cronbachs a= 0,83,<br />
mittlere Trennschärfe = 0,35 sowie Spearman-Brown-Koeffizient<br />
= 0,72. Mit einer Siebenfaktorenlösung des Fragebogens konnte<br />
66% der Gesamtvarianz aufgeklärt werden. Erste Daten zur Validität<br />
liegen vor. Schlussfolgerung: Der entwickelte Fragebogen stellt ein psychometrisch<br />
fundiertes, verhaltensnahes Instrument zur Erfassung der<br />
TZ bei Patienten mit T2DM dar. Er ist so angelegt, dass auch spezifische<br />
Veränderungen in der TZ abgebildet werden können. Der vorliegende<br />
Fragebogen wird momentan im Rahmen einer Multicenterstudie in diabetologischen<br />
Fachpraxen eingesetzt. In zukünftigen Studien soll der<br />
Einsatz des Fragebogens auch für Patienten mit Diabetes Typ 1 erprobt<br />
werden.<br />
P195<br />
Der Einfluss von Nordic Walking auf Facetten des<br />
Metabolischen Syndroms und die körperliche<br />
Leistungsfähigkeit bei postmenopausalen Frauen<br />
mit Adipositas<br />
Steveling A 1 , Jakubowski M 2 , Krohn U 2 , Felix S 1 , Lerch MM 2 ,<br />
Wallasch<strong>of</strong>ski H 2<br />
1 Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Klinik für<br />
Innere Medizin B, Greifswald, Germany, 2 Ernst-Moritz-<br />
Arndt-Universität Greifswald, Abteilung für<br />
Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin,<br />
Greifswald, Germany<br />
Fragestellung: Eine positive Beeinflussung aller Facetten des metabolischen<br />
Syndroms ist durch Gewichtsabnahme und einer Reduktion der<br />
visceralen Adipositas möglich. Einen besonders positiven Effekt verspricht<br />
hierbei die Durchführung von Ausdauersport. Weniger gut bekannt<br />
sind die Auswirkungen eines gezielten körperlichen Trainingsprogramms<br />
auf die Facetten des Metabolischen Syndroms. Ziel dieser Studie<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
ist die Untersuchung zur Auswirkung eines sechsmonatigen Nordic Walking<br />
Trainingsprogramms auf die Facetten des Metabolischen Syndroms.<br />
Methodik: Bei 61 postmenopausalen Frauen (durchschnittliches Alter:<br />
50,8 Jahre) mit visceraler Adipositas (Bauchumfang > 80 cm) ohne Diabetes<br />
mellitus wurde ein Nordic Walking Trainingsprogramm für den<br />
Zeitraum von 6 Monaten zweimal pro Woche über jeweils 60 Minuten<br />
durchgeführt. Eine aktive ¾nderung der Ernährungsgewohnheiten erfolgte<br />
nicht. Die statistische Analyse im Verlauf erfolgte mit dem Wilcoxen-Test<br />
für verbundene Stichproben. Ergebnisse: Das Nordic Walking<br />
Training führte zu einer signifikanten Senkung des Körpergewichts<br />
(85,1 € 15,2 vs. 84 € 14,8 kg; p < 0,05), des Bauchumfang (101,1 € 12,1 vs.<br />
98,9 € 12 kg/m 2 ;p< 0,001) und des BMI (30,9 € 4,7 vs. 30,4 € 4,6 kg/m 2 ;<br />
p < 0,01). Bei übergewichtigen Probandinnen über 100 kg fiel die Gewichtsabnahme<br />
insgesamt deutlicher aus, während Frauen mit niedrigem<br />
Ausgangsgewicht (unter 70 kg) ihr Gewicht nicht signifikant reduzieren<br />
konnten. In der BIA-Messung war eine signifikante Reduktion<br />
der Körperfettmasse nachweisbar (32,2 € 9,7 vs. 31,1 € 8,9 kg; p < 0,01).<br />
Darüber hinaus erfolgte ohne Veränderung der vorbestehenden Blutdruckmedikation<br />
eine signifikante Senkung des Ruheblutdruck (RRsys<br />
121,4 € 16,7 vs. 111,2 € 14,2 mm Hg; p < 0,001, RRdiast 89,4 € 12,6 vs.<br />
88,2 € 10,1 mm Hg; p < 0,001). Die Ausdauerleistungsfähigkeit der Probandinnen,<br />
gemessen anhand der Sauerst<strong>of</strong>faufnahme (VO2), stieg<br />
ebenfalls in dem untersuchten Zeitraum signifikant an (20,9 € 4,1 vs.<br />
22,2 € 4,6 ml/min/kg; p < 0,001). Der Blutzucker nüchtern (5,6 € 0,9 vs.<br />
5,7 € 0,6 mmol/l) bzw. 2 Stunden nach Glucosebelastung (5,5 € 1,8 vs.<br />
5,7 mmol/l) wies keine signifikanten Veränderungen auf. Schlussfolgerungen:<br />
Nordic Walking kann als Trainingsprogramm bei Patienten mit<br />
Adipositas die Facetten des Metabolischen Syndroms positiv beeinflussen.<br />
P196<br />
Risiko für Typ1 Diabetes (T1D): Angst der Eltern<br />
als Reaktion auf das genetische Screening von<br />
Neugeborenen in der TEDDY (The Environmental<br />
Determinants <strong>of</strong> Diabetes in the Young)-Studie<br />
Roth R 1 , Johnson SB 2 , Lernmark B 3 , Baxter J 4 , Simell T 5 ,<br />
McLeod W 6 , TEDDY Group<br />
1 Universität Graz, Institut für Psychologie, Graz, Austria,<br />
2 Florida State University, College <strong>of</strong> Medicine, Tallahasee,<br />
United States <strong>of</strong> America, 3 Lund University, Malmö, Sweden,<br />
4 University <strong>of</strong> Colorado, Denver, United States <strong>of</strong> America,<br />
5 Turku University Hospital, Turku, Finland, 6 University <strong>of</strong><br />
South Florida, Tampa, United States <strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: TEDDY ist eine vom National Institute <strong>of</strong> Health (NIH)<br />
geförderte Studie, welche bei Kindern mit genetischem Risiko Umwelttrigger<br />
zu identifizieren sucht, die zu T1D führen. Das genetische Screening<br />
findet bei der Geburt statt. Eltern von Kindern mit erhöhtem Risiko<br />
werden eingeladen, an der TEDDY Studie teilzunehmen, bevor sie 4,5<br />
Monate alt sind. Sechs Zentren in 4 Ländern: Finnland, Deutschland,<br />
Schweden und die Vereinigten Staaten (Georgia/Florida, Colorado, Washington)<br />
nehmen an der Studie teil. Methodik: Ziel dieser ersten Teilauswertung<br />
war die Erfassung und der Vergleich der Angst der Eltern als<br />
Reaktion auf die Mitteilung des erhöhten Risikos ihrer Kinder, gemessen<br />
mit dem SAI (State-Anxiety-Inventory), einer 6-Item Kurzform der Zustandsangst<br />
des STAI (State-Trait-Anxiety Inventory, Spielberger, 1983),<br />
erhoben im Alter der Kinder von jeweils 3 – 4,5 Monaten und 6 Monaten.<br />
Der SAI hat sich in allen Zentren als hoch reliabel erwiesen (a<br />
> 0,80). Er wurde von 2381 Müttern und 2258 Vätern ausgefüllt, als ihre<br />
Kinder 3 – 4,5 und von 1843 Mütter und 1548 Väter als die Kinder 6<br />
Monate alt waren. Die Auswertungen erfolgten größtenteils varianzanalytisch.<br />
Ergebnisse: In der elterliche Angst zeigten sich Unterschiede in<br />
Abhängigkeit von der elterlichen Rolle, dem Land, Minoritäten Status<br />
und dem Vorhandensein eines erstgradig Verwandten (FDR) mit T1D.<br />
Mütter sind in allen Ländern ängstlicher als Väter, finnische Eltern beschreiben<br />
sich als weniger ängstlich als Eltern aus anderen TEDDY Ländern<br />
und Eltern von Kindern mit FDR sind ängstlicher als Eltern aus der<br />
allgemeinen Bevölkerung. In den USA sind hispanische Eltern und Eltern<br />
anderer Minoritäten ängstlicher als weiße, nicht-hispanische Eltern (alle<br />
p’s < 0,01). Insgesamt nehmen die SAI Werte über die Zeit ab (p < 0,001).<br />
Allerdings blieben die Unterschiede in Abhängigkeit von der elterlichen<br />
Rolle, dem Land, dem Minoritäten- und dem FDR-Status, die bei der<br />
Messung im Alter von 3 – 4,5 Monaten gefunden worden waren, auch<br />
bei der Messung im Alter von 6 Monaten signifikant. Schlussfolgerung:<br />
Die Ergebnisse replizieren die sehr <strong>of</strong>t gefundenen Geschlechtsunterschiede<br />
in der Angst. In diesem Kontext kann dies auch bedeuten, dass<br />
Mütter in ihrer Lebensführung mehr betr<strong>of</strong>fen sind, wenn ein Kind Diabetes<br />
entwickelt und sie daher höhere Angst erleben. Besonders hoch ist<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S63
S64 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
die Angst bei der ersten Messung bei Personen mit FDR, die bereits<br />
Erfahrung mit T1D aufweisen. Sehr <strong>of</strong>t ist ein Beweggrund für eine<br />
Studienbeteiligung, eine besonders frühe Diagnose im Fall einer Manifestation<br />
bzw. langfristig die Teilnahme an einer Intervention. Die ethnischen<br />
Minoritäten in den USA zeigen die höchsten Angstwerte, hier<br />
scheinen soziodemographische Variablen, wie geringe Bildung und ökonomische<br />
Bedingungen die Unsicherheit hinsichtlich des Risikos des<br />
Kindes zu verstärken.<br />
P197<br />
Blutglukose-Wahrnehmungstraining (BGAT nach<br />
Cox) in der Praxis: Einjahres Katamnese<br />
Fehm-Wolfsdorf G 1 , Pohl J 2 , Peters A 3<br />
1 Lübecker Institut für Verhaltensmedizin, Lübeck, Germany,<br />
2 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für<br />
Psychologie, Halle, Germany, 3 Universitätsklinikum<br />
Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Medizinische Klinik I,<br />
Lübeck, Germany<br />
Das BGAT ist ein strukturiertes verhaltensmedizinisches Trainingsprogramm<br />
für Personen mit Typ 1 Diabetes, die unter Hypoglykämieproblemen<br />
leiden. In 8 Gruppen- oder Einzelsitzungen wird das rechtzeitige<br />
Erkennen und Vermeiden von Hypo- und Hyperglykämie erlernt. Wir<br />
untersuchten hier die „Effectiveness“, d. h. die Wirksamkeit des BGAT<br />
unter Versorgungsbedingungen. Zum Zeitpunkt T1 = vor dem Training<br />
nahmen 411 Personen an einer Erhebung zu Hypoglykämie-Wahrnehmung<br />
und -verhalten, zu Depressivität, Lebensqualität, Hypoglykämieangst<br />
und Selbstwirksamkeit teil. T2 lag bei Kursende (N = 309), T3 ein<br />
Jahr danach. Die Stichprobe ist zu T1 wie folgt gekennzeichnet: mittleres<br />
Alter 45,9 Jahre, Diabetesdauer 22,5 Jahre, 36,6% Pumpenträger, Folgeerkrankungen<br />
bei 36%, letzter HbA1-Wert 6,9 (4,7 – 10,5), Führerschein<br />
89,3%, 14% fahren nie. Zu T1 lag die Zahl der Depressiven außerordentlich<br />
hoch (31,8% klinische oder milde Depression, erfasst mit dem BDI;<br />
zum Vergleich in der Diabetes Prevention Study 10,3%). Die Katamnese-<br />
Stichprobe (N = 142) unterscheidet sich in allen wichtigen Variablen<br />
nicht von der Restgruppe aus T1 (N = 269). Die Anzahl mittelschwerer<br />
(Fremdhilfe) bzw. schwerer Hypos mit Bewusstlosigkeit wurde in Abhängigkeit<br />
vom Zeitpunkt und der Güte der berichteten Hypo-Wahrnehmung<br />
(Hypos erkennbar bei BG über/unter 50 mg/dl) mit Varianzanalysen<br />
und nachfolgenden Kontrastanalysen nach Kirk ausgewertet.<br />
Mittels McNemar Tests wurde die Anzahl von Patienten mit keinen/mittelschweren/schweren<br />
Hypos zu T1-T2-T3 verglichen. Alle hier berichteten<br />
Ergebnisse beziehen sich auf die Katamnesestichprobe. Die mittlere<br />
Anzahl schwerer Hypos sank von 1,06 zu T1 auf 0,20 zu T3 (p< .001).<br />
Mittelschwere Hypos wurden zu T1 im Mittel 2,23 berichtet, zu T3 0,71<br />
(p< .001). Personen, die zu T1 Hypos schon bei 50 mg/dl wahrnehmen<br />
konnten, schnitten zu allen Zeitpunkten besser ab (Haupteffekt Gruppe).<br />
21 Patienten geben zu T1 schwere und zu T3 keine Hypos an. Diese<br />
Verbesserung ist signifikant im Vergleich zu den 5 Pat., die zu T1 keine<br />
und zu T3 schwere Hypos berichteten (p< .01). 32 Pat. berichten zu T1<br />
mittelschwere und zu T3 keine Hypos, 12 Pat. verändern sich entgegengesetzt<br />
(p< .01). Die Wahrnehmungsschwelle („Symptome spüren bei<br />
welchem niedrigen Glukosewert“) verbesserte sich von T1 zu T2<br />
(p< .001) und blieb ein Jahr später konstant. Das gleiche Veränderungsmuster<br />
– signifikante Verbesserung von T1 zu T2, die zu T3 erhalten<br />
bleibt – gilt für die Depressivität und die Lebensqualität. Reduziert werden<br />
durch das Training z. B. die Belastung für die Familie sowie die<br />
Sorge, ohnmächtig zu werden. Die Katamneseerhebung zeigt eindrücklich,<br />
dass die im Training erreichten Verbesserungen längerfristig aufrechterhalten<br />
bzw. noch ausgebaut werden können. Die erfassten psychologischen<br />
Parameter sind wichtige Moderatoren einer langfristigen<br />
Veränderung der Einstellung und des Verhaltens, und wirken damit<br />
stabilisierend auf das im Training Gelernte.<br />
Typ 1 Diabetes, Schwangerschaft und pädiatrische<br />
Diabetologie 1<br />
P198<br />
Der Zusammenhang zwischen polyendokriner<br />
Autoimmunität bei Kindern von Eltern mit Typ 1<br />
Diabetes<br />
Mayr A 1 , Walter M 1 , Knopff A 1 , Hummel M 1 , Bonifacio E 2 ,<br />
Ziegler AG 1<br />
1 Institut für Diabetesforschung, München, Germany, 2 San<br />
Raffaele Scientific Institute, Mailand, Italy<br />
Einleitung: Das Autoimmune Polyendokrine Syndrom Typ 2 umfasst das<br />
gemeinsame Auftreten mehrerer Autoimmunerkrankungen wie Typ 1<br />
Diabetes, Hashimoto Thyreoidits und Morbus Addisson. In dieser Studie<br />
wurde untersucht, ob die Entwicklung thyreoidaler und adrenocorticaler<br />
Autoimmunität in Relation zur Inselautoimmunität und dem HLA-Typ<br />
bei Kindern mit erhöhtem Typ 1 Diabetes-Risiko steht. Methodik: Untersucht<br />
wurden Kinder von Eltern mit Typ 1 Diabetes, die prospektiv ab<br />
Geburt hinsichtlich der Entstehung eines Typ 1 Diabetes und einer Zöliakie<br />
verfolgt werden (BABYDIAB-Studie). Im Radioimmunoassay wurden<br />
Thyroidperoxidase-Antikörper (TPO) und Antikörper gegen 21-Hydroxylase<br />
(21-OHase) in der zuletzt verfügbaren Serumprobe von 1486<br />
bzw. 1474 Kindern gemessen. Das mediane Alter der Kinder betrug 9,7<br />
Jahre. Von den Antikörper-positiven Kindern wurden zusätzlich alle vorhergehenden<br />
Serumproben untersucht. Bei TPO-positiven Kindern wurde<br />
der TSH-Serumspiegel bestimmt. Ergebnis: TPO-Antikörper konnten<br />
bei 63 Kindern (4,2%) nachgewiesen werden. Sie traten überwiegend im<br />
Alter zwischen 7 und 15 Jahren auf. Das Risiko war bei Mädchen (10%;<br />
P = 0,02) und bei Kindern, die zusätzlich GAD-Antikörper (12%;<br />
P = 0,003) oder Antikörper gegen die Zöliakie-assoziierte Gewebs-Transglutaminase<br />
(17%; P = 0,05) hatten, erhöht. TPO-Antikörper traten vermehrt<br />
bei Kindern mit dem Genotyp HLA DR3/4-DQ 8 auf (21%;<br />
P = 0,005). 16 der 63 TPO-positiven Kinder wiesen erhöhte TSH-Spiegel<br />
auf. Antikörper gegen die 21-OHase konnten bei 7 Kindern (0,5%) nachgewiesen<br />
werden. Das Risiko hierfür war bei Kindern mit einem HLA<br />
DR3-Genotyp erhöht (86%, P = 0,02). 2 Kinder hatten sowohl TPO- als<br />
auch 21-OHase-Antikörper. Schlussfolgerung: Bei Kindern mit einem<br />
erhöhten Typ 1 Diabetes-Risiko besteht ein Zusammenhang zwischen<br />
dem Auftreten von Inselautoimmunität, der Zöliakie-assoziierten Gewebs-Transglutaminase,<br />
TPO- und 21-OHase-Antikörpern. Ein Screening<br />
auf diese Antikörper ist bei Verwandten eines Typ 1-Diabetikers bereits<br />
während der Kindheit anzuraten, um frühzeitig therapeutische Maßnahmen<br />
einleiten zu können und damit Spätfolgen zu minimieren.<br />
P199<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Konnataler Diabetes/Diabetesbeginn in den<br />
ersten 6 Lebensmonaten: Auswertung der<br />
Patienten mit Kir 6.2-Mutation und UPD 6 in der<br />
DPV-Wiss-Datenbank<br />
Grulich-Henn J 1 , Wagner V 2 , Thon A 3 , Schober E 4 , Marg W 5 ,<br />
Kapellen TM 6 , Haberland H 7 , Geist SM 8 , Hattersley A 9 ,<br />
Holl RW 10<br />
1 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Abteilung 1, Heidelberg, Germany, 2 Universität zu Lübeck,<br />
Kinder- u. Jugendmedizin, Lübeck, Germany, 3 Kinderklinik<br />
der Med. Hochschule Hannover, Hannover, Germany, 4 Univ.<br />
Kinderklinik, Wien, Austria, 5 Pr<strong>of</strong>. Hess-Kinderklinik<br />
Bremen, Bremen, Germany, 6 Univ.-Kinderklinik Leipzig,<br />
Leipzig, Germany, 7 Krankenhaus Lichtenberg, Kinderklinik<br />
Lindenh<strong>of</strong>, Berlin, Germany, 8 Kinderklinik<br />
Westpfalzklinikum, Kaiserslautern, Germany, 9 Institute <strong>of</strong><br />
Biomedical and Clinical Science, Peninsula Medical, Exeter,<br />
United Kingdom, 10 Institut für Epidemiologie, AG<br />
Computergestütztes Qualitätsmanagement in der Medizin,<br />
Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Der Typ-1-Diabetes dominiert zahlenmäßig in der Pädiatrie<br />
(ca. 96%). Bisher wurden in der Regel alle insulin-pflichtigen<br />
Diabetespatienten dem Typ-1 zugeordnet. Der neonatale Diabetes unterscheidet<br />
sich jedoch grundsätzlich vom Typ-1-Diabetes, in den letzten<br />
Jahren konnte die molekulare Pathogenese für viele Patienten mit<br />
Diabetesbeginn in den ersten Lebensmonaten aufgeklärt werden. Aufgrund<br />
der bekannten Vorverlagerung des Diabetesbeginns bei Typ-1-Patienten<br />
ist die Abgrenzung zu genetisch bedingten Formen des neonatalen<br />
Diabetes zunehmend relevant. Methodik: Daten der DPV-Wiss-<br />
Initiative, Stand Oktober 2006. In die Auswertung eingeschlossen wurden<br />
Patienten mit einem Diabetesbeginn in den ersten 6 Lebensmonaten,<br />
die im Jahr nach der Manifestation in der DPV-Datenbank dokumentiert<br />
wurden. Insgesamt umfasst die DPV-Datenbank aktuell 97975<br />
Patienten, davon 38861 mit einem Diabetesbeginn vor dem 18. Lebensjahr.<br />
250 Zentren aus Deutschland und Österreich beteiligen sich an der<br />
Datenerfassung. Ergebnisse: 53 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien.<br />
Bei 10 Patienten wurden B-Zell-Antikörper bei Manifestation oder<br />
im Verlauf nachgewiesen, so dass hier der Typ-1-Diabetes gesichert ist.<br />
Bei 4 Patienten ist eine Pankreas-Hypoplasie/-Aplasie, oder eine Pankreatektomie<br />
bei PHHI (n = 2) als Ursache dokumentiert. Bei 3 Patienten<br />
wurde eine uniparenterale Disomie am Chromosom 6 bzw. ein entsprechender<br />
Methylierungsdefekt molekularbiologisch gesichert (1 Junge,<br />
2 Mädchen, HbA1c im Mittel 5,4%, mittleres Diagnosealter 6 Tage). Bei<br />
4 Patienten konnte eine Mutation im Kir6.2-Gen gesichert werden (alle<br />
männlich, HbA1c im Mittel 7,1%, mittleres Diagnosealter 8 Wochen, alle
Patienten wurden initial mit Insulin behandelt). Bei einem weiteren<br />
Patienten wurde eine Frühgeburtlichkeit als Ursache für den neonatalen<br />
Diabetes angegeben, bei 2 weiteren Patienten war die Diabetesform<br />
transient. Bei 17 weiteren Patienten (11 Jungen, 6 Mädchen, Manifestationsalter<br />
im Mittel 8 Wochen, HbA1c im Mittel 7,6%) konnte die Ursache<br />
des Diabetes bisher nicht geklärt werden. Schlussfolgerung: Insgesamt<br />
ist ein Diabetesbeginn in den ersten 6 Lebensmonaten selten (53<br />
von 38861 dokumentierten Patienten, 0,13%). In dieser Altersspanne ist<br />
aber der Typ-1-Diabetes selten (19% der Patienten hatten B-Zell-AK), so<br />
dass aufgrund des sehr unterschiedlichen Verlaufs und der Behandlungsmöglichkeit<br />
mit Sulfonylharnst<strong>of</strong>fen bei Kir6.2-Mutationen bei unklarer<br />
Diabetesgenese dringend zu einer zytogenetischen/molekularbiologischen<br />
Diagnostik (UPD6, Kir 6.2/KCNJ11, ABCC 8, Glukokinase etc)<br />
geraten wird. Große Datenbanken erlauben es, die Information über<br />
seltene Diabetesformen zusammenzuführen.<br />
P200<br />
Einfluss von Pramlintide als Zusatz zu intensiver<br />
Insulintherapie auf hsCRP und Adiponektin bei<br />
Patienten mit Typ 1 Diabetes<br />
Limmer J 1 , Herrmann K 1 , Lush C 1 , Nanayakkara N 1 ,<br />
Darsow T 1 , Maggs D 1 , Kendall D 1<br />
1<br />
Amylin Pharmaceuticals, Inc., San Diego, CA, United States<br />
<strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: Erhöhte Plasma-Konzentrationen von hoch-sensitivem<br />
C-reaktivem Protein (hsCRP) und erniedrigte Adiponektin (ADPN)- Werte<br />
werden <strong>of</strong>t mit dem Risiko von kardiovaskulären Krankheiten bei<br />
Diabetes verbunden. Methodik: Diese post-hoc Analyse einer randomisierten,<br />
doppel-blinden, Plazebo-kontrollierten Studie von 187 Studienteilnehmern<br />
mit Typ-1 Diabetes unter intensiver Insulintherapie untersuchte<br />
den Einfluss von zusätzlichem Pramlintide auf hsCRP und ADPN<br />
Konzentrationen. Die Studienteilnehmer (Alter 42 € 14 J vs. 42 € 12 J, Diabetesdauer<br />
20 € 12 J vs. 21 € 12 J, Körpergewicht 81,0 € 17,8 kg vs.<br />
80,6 € 16,8 kg, MW € SD für Pramlintide vs. Plazebo) erhielten entweder<br />
Pramlintide (30 oder 60 mg zu Hauptmahlzeiten, n = 84) oder Plazebo<br />
(n = 103); in beiden Gruppen wurden die gleichen Blutzuckerzielwerte<br />
angestrebt. Zu Beginn und in Woche 25 wurden Plasma-hsCRP und<br />
ADPN bestimmt. Ergebnisse: Die gemessenen Parameter zu Beginn<br />
der Studie (HbA1c 8,0 € 0,8% vs. 8,1 € 0,9%, hsCRP 2,0 € 1,9 mg/L vs.<br />
1,7 € 1,7 mg/L, ADPN 12,9 € 7,6 mg/mL vs. 14,4 € 9,5 mg/mL: Pramlintide<br />
vs. Plazebo) waren in beiden Gruppen ähnlich. In Woche 25 verbesserte<br />
Pramlintide den postprandialen Blutzucker (152 € 4 mg/dL vs. Plazebo<br />
174 € 4 mg/dL, p < 0,001, MW € SE), reduzierte das Körpergewicht<br />
(-0,93 € 0,4 kg vs. Plazebo +1,38 € 0,3 kg, p < 0,001) und führte zu ähnlichen<br />
Reduktionen im HbA1c (0,4 € 0,1% vs. Plazebo 0,6 € 0,1%) wie Plazebo.<br />
Studienteilnehmer, die PBO erhielten, hatten einen signifikanten<br />
Anstieg im hsCRP verglichen mit Pramlintide (+0,66 € 0,2 mg/L vs.<br />
-0,06 € 0,2 mg/L, p < 0,01). Die ADPN- Werte waren in Woche 25, verglichen<br />
mit Plazebo, signifikant höher nach Pramlintide-Gabe<br />
(+0,69 € 0,5 mg/mL vs. -0,43 € 0,3 mg/mL, p < 0,05). Multiple Regressionsanalysen,<br />
die für den hsCRP-Ausgangswert, die Behandlung, und ¾nderungen<br />
vom Ausgangswert in HbA1c und Körpergewicht adjustiert wurden,<br />
zeigten, dass alle diese Faktoren signifikant mit dem hsCRP-Wert in<br />
Woche 25 korrelierten. ¾hnliche Analysen zeigten eine signifikante Korrelation<br />
in der ¾nderung von Körpergewicht und ADPN in Woche 25.<br />
Schlussfolgerung: Der Zusatz von Pramlintide zu intensiver Insulin-<br />
Therapie bei Patienten mit Typ 1 Diabetes führte zu einem Anstieg von<br />
ADPN und einem geringeren Anstieg von hsCRP verglichen mit Patienten,<br />
die nur Insulin erhielten, trotz ähnlichem HbA1c.<br />
P201<br />
APGAR scores are lower in <strong>of</strong>fspring from<br />
mothers with type 1 diabetes – results from the<br />
BABY DIAB study<br />
Füchtenbusch M 1 , Hummel M 1 , Knopf A 1 , Wentzel A 1 ,<br />
Bonifacio E 1 , Ziegler AG 1<br />
1 Diabetes Research Institute, München, Germany<br />
Infants born to women with type 1 diabetes (T1D) are at increased risk<br />
<strong>of</strong> neonatal morbidity. Intrapartum monitoring is therefore essential to<br />
minimize complications. Methods: We analyzed APGAR scores after 1<br />
and 5 min. in BABYDIAB <strong>of</strong>fspring from mothers with T1D (n = 1047)<br />
compared to <strong>of</strong>fspring from non-diabetic mothers whose partners had<br />
T1D (n = 592). Results: Sectio rates in mothers with T1D were increased<br />
more than two-fold (48.1%) compared to mothers w/o T1D (21.4%,<br />
p < 0.0001). 16 <strong>of</strong> 927 <strong>of</strong>fspring (1.7%) suffered from initial asphyxia as<br />
defined by an APGAR (1’) < 7. Neonates from mothers with T1D had<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
lower mean APGAR scores (1’: 9.18 and 5’: 9.59) compared to <strong>of</strong>fspring<br />
from non-diabetic mothers (1’: 9.58 and 5’: 9.87, p < 0.0001). Translated<br />
into clinical practice, that was a lower rate <strong>of</strong> maximally good APGAR<br />
scoring <strong>of</strong> 10 (47%) in children from mothers with T1D compared with<br />
<strong>of</strong>fspring from non-diabetic mothers (71.8%, p < 0.0001) while rates <strong>of</strong><br />
early asphyxia were not different (1.9% vs. 1.7%). Since mean APGAR<br />
scores were decreased in <strong>of</strong>fspring delivered by sectio compared with<br />
neonates born spontaneously (1’: 9.19 vs. 9.49, 5’:9.61 vs. 9.78,<br />
p < 0.0001), APGAR scores by maternal diabetes status were controlled<br />
for the mode <strong>of</strong> delivery. Again, rates <strong>of</strong> low APGAR 1’ scores were higher<br />
and rates <strong>of</strong> maximally good scores lower both in <strong>of</strong>fspring from diabetic<br />
mothers delivered by sectio and in children born spontaneously compared<br />
to <strong>of</strong>fspring from non-diabetic mothers (p < 0.034, p < 0.0001).<br />
HbA1c levels at delivery were slightly higher in mothers who gave birth<br />
by sectio (5.86%) compared to mothers who delivered spontaneously<br />
(5.69% p < 0.035). Mean APGAR1’scores were also lower in <strong>of</strong>fspring<br />
from mothers with elevated HbA1c levels (mean APGAR1’(HbA1c-subgroups)<br />
9.51 (> 8%) vs. 9.42 (7 – 8%), vs. 9.44 (6 – 7%) vs. 9.25 (5 – 6%),<br />
p < 0.007, Kruskal-Wallis). Conclusion: In conclusion, <strong>of</strong>fspring <strong>of</strong><br />
mothers with well controlled T1D may not be at risk <strong>of</strong> severely compromised<br />
vitality at birth, however, they less <strong>of</strong>ten score maximum<br />
points on the APGAR scale compared to <strong>of</strong>fspring from non-diabetic<br />
mothers.<br />
P202<br />
Der wiederholte Einsatz eines kontinuierlich<br />
messenden Glukose Monitoring Systems (CGMS)<br />
bei Patienten mit Typ 1 Diabetes mellitus und<br />
Insulinpumpentherapie führt zu einer<br />
Verbesserung der Glukosest<strong>of</strong>fwechsellage<br />
Siegmund T 1 , Blankenfeld H 1 , von Amelunxen S 1 , Oeffner A 1 ,<br />
Schumm-Draeger PM 1<br />
1 Städt. Klinikum München GmbH, Klinikum Bogenhausen,<br />
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie,<br />
München, Germany<br />
Die kontinuierliche Glukosemessung mithilfe des kontinuierlichen Glukose<br />
Monitoring Systems (CGMS, Minimed Medtronic) wird zunehmend<br />
eingesetzt im Rahmen der St<strong>of</strong>fwechseloptimierung bei Diabetes mellitus.<br />
Darüber hinaus kann die kontinuierliche Glukosemessung die Kommunikation<br />
zwischen Arzt und Patient verbessern sowie die Motivation<br />
der Betr<strong>of</strong>fenen steigern. Mittlerweile ist es Konsens, das mithilfe von<br />
punktuellen Blutzuckermessungen umfangreiche Informationen verloren<br />
gehen können. Mehrfach konnte gezeigt werden, dass der Einsatz<br />
eines CGMS zu einem optimierten Blutzuckerverlauf beitragen kann. Mit<br />
der Pilotstudie sollte überprüft werden, ob der wiederholte Einsatz einer<br />
CGMS Messung bei Patienten mit Typ 1 Diabetes und Insulinpumpentherapie<br />
zu einer weiteren St<strong>of</strong>fwechseloptimierung beiträgt. 20 Patienten,<br />
bisher mit einer ICT behandelt, wurden in eine CGMS- und in eine<br />
Kontrollgruppe randomisiert. Alle Teilnehmer wurden nach einem standardisierten<br />
Pumpenschulungsprogramm trainiert. Die Visiten zur Therapiekontrolle<br />
erfolgten alle 3 Monate, die CGMS Gruppe erhielt zusätzlich<br />
bei jedem Besuch eine CGMS Messung über 72 Stunden. Die Ergebnisse<br />
wurden ausgewertet, mit den Patienten diskutiert und erhielten<br />
Eingang in die Therapieführung. Zwischen beiden Gruppen bestanden<br />
bei Studienbeginn keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich demographischer-<br />
oder weiterer Basis-Charakteristika, insbesondere kein signifikanter<br />
Unterschied hinsichtlich der HbA1c Werte (8,4%€ 1,1% vs.<br />
8,3%€ 1,1%, n. s.). Nach 12 Monaten zeigten beiden Gruppen eine HbA1c<br />
Verbesserungen, wobei sich der Unterschied nur in der CGMS Gruppe<br />
als statistisch signifikant zeigte (-1,57%, p < 0,008 vs. 0,72%, p < 0,13). In<br />
der CGMS Gruppe war neben einer besseren durchschnittlichen Nüchternglukosekonzentration<br />
(124 mg/dl vs. 157 mg/dl, p < 0,05) die Rate an<br />
Hypoglykämien um 24% reduziert. Der wiederholte Einsatz von CGMS<br />
Messungen bei Patienten mit Typ 1 Diabetes und Pumpentherapie führt<br />
zu einer weiteren Optimierung der Glukosest<strong>of</strong>fwechsellage. Der Einsatz<br />
kontinuierlich messender Glukosesensoren bedeutet für viele Patienten<br />
neben der Option auf eine weitere St<strong>of</strong>fwechseloptimierung auch eine<br />
höhere Therapiesicherheit hinsichtlich der Hypoglykämierate.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S65
S66 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P203<br />
Zusammenhang zwischen C-reaktivem Protein<br />
und dem Vitamin A-Transportkomplex bei<br />
Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1<br />
Espe K 1 , Galler A 2 , Raila J 1 , Kiess W 2 , Schweigert FJ 1<br />
1 Institut für Ernährungswissenschaft/Universität Potsdam,<br />
Lehrstuhl für Physiologie und Pathophysiologie der<br />
Ernährung, Nuthetal, Germany, 2 Universitätsklinik und<br />
Poliklinik für Kinder und Jugendliche/Universität Leipzig,<br />
Leipzig, Germany<br />
Fragestellung: Die Retinolkonzentration im Serum wird aufgrund der<br />
homöostatischen Regulation durch Bindung des Retinol an das Retinol-<br />
Bindungsprotein (RBP4) weitgehend konstant gehalten und ist mit dem<br />
Entzündungsstatus assoziiert. Bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 1<br />
wurde einerseits ein beeinträchtigter Vitamin A-Metabolismus mit veränderten<br />
Konzentrationen an Retinol, RBP4 und Transthyretin (TTR) sowie<br />
andererseits ein erhöhter Entzündungsstatus nachgewiesen. Ziel der<br />
vorliegenden Studie war es, die Auswirkung des Entzündungsstatus auf<br />
Parameter des Vitamin A-St<strong>of</strong>fwechsels bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Diabetes mellitus Typ 1 zu untersuchen. Methodik: In die Studie<br />
wurden 40 Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 mit<br />
einem Alter von unter 20 Jahren ohne Mikroalbuminurie eingeschlossen.<br />
Die Kontrollgruppe umfasste 46 gesunde Kinder und Jugendliche. Retinol<br />
wurde mithilfe der Reverse Phase-High Performance Liquid Chromatography<br />
(RP-HPLC), RBP4 und TTR mittels Enzyme-linked Immunosorbent<br />
Assay (ELISA) bestimmt. Zur Messung der Konzentration von C-reaktivem<br />
Protein (CRP) im Serum, als Marker für den Entzündungsstatus,<br />
wurde ein hochsensitiver Immunoassay verwendet. Ergebnisse: Die<br />
Kinder und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 wiesen im Vergleich<br />
zu der gesunden Kontrollgruppe signifikant höhere Serumkonzentrationen<br />
von CRP (1,97 € 3,09 mg/l vs. 0,84 € 0,85 mg/l; p < 0,01) sowie<br />
signifikant geringere Retinol-konzentrationen (1,18 € 0,83 mmol/l vs.<br />
1,27 € 0,23 mmol/l; p < 0,05) auf. Die RBP4- und TTR-Konzentrationen im<br />
Serum unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Weder bei den<br />
Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 noch bei den<br />
gesunden Kindern konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen<br />
dem CRP-Spiegel und den Parametern des Vitamin A-St<strong>of</strong>fwechsels im<br />
Serum beobachtet werden. Jedoch wurden bei gesunden Kindern und<br />
Jugendlichen mit einem CRP-Spiegel von über 0,8 mg/l signifikant geringere<br />
Retinolkonzentrationen (p < 0,05) und ein erniedrigtes molares<br />
Verhältnis von Retinol zu RBP4 (p < 0,01) beobachtet. Dagegen traten<br />
bei Kindern mit Diabetes mellitus keine Unterschiede auf. Weiterhin<br />
wurde bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 ein<br />
erhöhtes molares Verhältnis von RBP4 zu TTR (p < 0,05) festgestellt.<br />
Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu gesunden Kindern und Jugendlichen<br />
beeinflusst eine geringfügig erhöhte CRP-Konzentration im Serum<br />
den Vitamin A-Transportkomplex bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1 nicht. Verminderte Retinolkonzentrationen sind<br />
deshalb weniger auf eine Akute-Phase-Antwort, sondern eher auf andere<br />
pathologische Mechanismen zurückzuführen.<br />
P204<br />
Antibody responses to insulin in the oral arm <strong>of</strong><br />
the diabetes prevention trial – type 1<br />
Achenbach P 1 , Koczwara K 1 , Ziegler AG 1 , Bonifacio E 1 , and<br />
the DPT-1 Study Group<br />
1 Diabetes Research Institute, Munich, Germany<br />
Objective: The oral arm <strong>of</strong> the DPT-1 study tested the hypothesis that<br />
oral administration <strong>of</strong> 7.5 mg insulin daily could delay or prevent type 1<br />
diabetes (T1DM) in nondiabetic islet cell antibody and PEG-insulin autoantibody<br />
(IAA) positive relatives <strong>of</strong> T1DM patients with a predicted 5year<br />
diabetes risk <strong>of</strong> 26 – 50% in a randomized, double-masked, placebocontrolled<br />
clinical trial. The study reported no significant difference in<br />
diabetes progression between insulin and placebo treated relatives overall,<br />
but a post-hoc sub-analysis showed benefit by treatment in relatives<br />
with high insulin autoantibody (IAA) levels. Here, we asked whether the<br />
affinity <strong>of</strong> the humoral response to insulin could further distinguish a<br />
treatment effect on diabetes outcome and identify an immune response<br />
to the study drug. Methods: IAA titer and affinity were measured on<br />
coded samples using a micro-IAA (mIAA) radiobinding assay and competitive<br />
inhibition. After decoding, analysis was performed on the prerandomization<br />
sample from 295 relatives (150 insulin-, 145 placebotreated),<br />
and on paired pre-randomisation and a 6 – 12 month post-randomisation<br />
sample from 260 <strong>of</strong> these relatives. Results: IAA was found<br />
negative by mIAA in 31 <strong>of</strong> 295 (10.5%) pre-randomization samples (15<br />
insulin-treated, and 16 placebo-treated relatives). Consistent with the<br />
PEG-IAA sub-analysis, mIAA confirmed a significant treatment effect <strong>of</strong><br />
oral insulin in relatives with mIAA above the 50th titer percentile. The 5year<br />
cumulative survival among these relatives was 46% in the placebotreated<br />
and 70% in the insulin-treated group (p = 0.009). Overall, IAA<br />
affinity was highest in high titer positive relatives, but did not differ<br />
between treatment groups. The median affinity for pre-randomisation<br />
samples was 1.7 x 10 10 L/mol (IQR, 4.7 x 10 9 to 5.3 x 10 11 L/mol) for insulin-treated<br />
and 1.9 x 10 10 L/mol (3.7 x 10 9 to 5.0 x 10 11 L/mol) for placebotreated<br />
relatives (p = 0.8). IAA <strong>of</strong> low affinity (< 10 9 L/mol) was found in<br />
31 mIAA positive relatives, and 26 <strong>of</strong> these had IAA titers in the lower<br />
50th centile (p < 0.0001 vs. high IAA titer relatives). Only three <strong>of</strong> these<br />
developed diabetes as compared to 61 <strong>of</strong> 228 relatives with high affinity<br />
IAA (p = 0.04). There were no significant changes in IAA affinity observed<br />
in the post-randomization sample for either the insulin- or placebotreated<br />
groups. Seven relatives (5 insulin-treated, 2 placebo-treated)<br />
developed a distinct second IAA component in their post-randomization<br />
sample. Conclusion: IAA affinity is related to diabetes risk in islet autoantibody<br />
positive relatives, but provides only marginal additional benefit<br />
in risk assessment over IAA titer amongst multiple autoantibody<br />
positive relatives. Sub-analysis confirms a treatment effect in high titer,<br />
high affinity mIAA positive subgroup <strong>of</strong> relatives. Affinity and titer insulin<br />
binding characteristics <strong>of</strong> IAA were unaffected by daily treatment<br />
with 7.5 mg oral insulin. This was an ancillary study <strong>of</strong> DPT-1 and was<br />
supported by DFG.<br />
P205<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Können Ergebnisse der Blutzuckerselbstmessung<br />
einen Hinweis auf das Vorliegen einer<br />
Hypoglykämiewahrnehmungsstörung bei Typ 1<br />
Diabetikern liefern?<br />
Hermanns N 1 , Kulzer B 1 , Krichbaum M 1 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad<br />
Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany<br />
Einleitung: Das häufige Auftreten niedriger Blutzuckerwerte oder leichter<br />
Unterzuckerungen ist bei Menschen mit Diabetes eine wesentliche<br />
Risikobedingung für das Auftreten von Hypoglykämiewahrnehmungsproblemen.<br />
In dieser Studie wurde überprüft, ob sich aus Blutzuckerdaten,<br />
die aus dem Speicher von Blutzuckermessgeräten ausgelesen<br />
wurden, Hinweise auf das Vorliegen einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung<br />
ergeben. Methoden: An der Studie nahmen 154 Typ 1<br />
Diabetiker teil (Alter 46,2 € 12,0 J.; 49% weiblich; HbA1c 7,3 € 1,1%; Diabetesdauer<br />
21,6 € 10,8 J.; 49% CSII). Die Qualität der Hypoglykämiewahrnehmung<br />
wurde anhand eines Fragebogens (HAQ) erfasst, der neben<br />
dem Auftreten von leichten und schweren Hypoglykämien, auch die<br />
Stärke und die glykämischen Schwellen von Hypoglykämiesymptomen<br />
erfragt. Der mögliche Summenscore des HAQ reicht von „0“ (intakte<br />
Hypoglykämiewahrnehmung) bis zum Maximalscore von „7“ (stark reduzierte<br />
Hypoglykämiewahrnehmung). Ab einem Wert von 4 wird von<br />
einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung ausgegangen. Alle Studienteilnehmer<br />
erhielten für die Dauer der Studie ein Blutzuckermessgerät<br />
mit einer Speicherfunktion von bis zu 350 Messwerten (GlucoMen PC,<br />
Menarini Diagnostics). Über einen Zeitraum von 4 Wochen testeten die<br />
Patienten ihren Blutzucker mit diesem Gerät. Als Indikator für das Auftreten<br />
leichter Hypoglykämien wurde der prozentuale Anteil an Werten<br />
unter 60 mg/dl. herangezogen. Ergebnisse: Im Durchschnitt waren pro<br />
Patient 135 € 35,6 Blutzuckerwerte über einen Zeitraum von 28,6 € 5,0<br />
Tagen gespeichert, die durchschnittliche tägliche Testfrequenz lag bei<br />
4,8 € 1,1 Messungen pro Tag. 11,0 € 0,1% aller Werte lagen im Bereich<br />
£ 60 mg/dl. Eine logistische Regressionsanalyse zeigte, dass der prozentuale<br />
Anteil an Werten unter 60 mg/dl hochsignifikant mit dem Vorliegen<br />
einer gestörten Hypoglykämiewahrnehmung assoziiert ist (p< .01).<br />
Statistisch erhöht sich mit jedem Prozentpunkt von Blutzuckerwerten<br />
< 60 mg/dl die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung<br />
um 11,4%. Die diagnostische Eigenschaft des<br />
prozentualen Anteils von Werten unter 60 mg/dl wurde mittels einer<br />
ROC-Analyse überprüft. Die Fläche unter der ROC betrug 0,73 (p< .01).<br />
Ab einem Anteil an BZ-Werten unter 60 mg/dl von ‡ 8%, sollte nach dem<br />
Vorliegen einer Hypoglykämiewahrnehmungsproblematik gefragt werden<br />
(Sensitivität 77%, Spezifität 67%). Schlussfolgerung: In dieser Stichprobe<br />
lieferte die Auswertung von Blutzuckerwerten aus Messgeräten<br />
der Patienten substantielle Hinweise auf das Vorliegen einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung.<br />
Die diagnostischen Möglichkeiten, welche<br />
sich durch die Analyse von Blutzuckermessdaten der Patienten ergeben,<br />
werden vielfach zu wenig genutzt, obwohl sich eine solche Methode<br />
routinemäßig leicht in die Praxis integrieren lässt.
P206<br />
Congenic Iddm1 and Iddm2 homozygous<br />
WOKW.BB rats do not develop diabetes, but<br />
their (WOKW.4BB x BB/OK)F1 hybrids<br />
Klöting N 1 , Wilke B 2 , Kuttler B 3 , Klöting I 2<br />
1 University <strong>of</strong> Leipzig, Medical Faculty, Internal Medicine III,<br />
Leipzig, Germany, 2 University <strong>of</strong> Greifswald, Medical Faculty,<br />
Laboratory Animal Science, Karlsburg, Germany, 3 University<br />
<strong>of</strong> Greifswald, Medical Faculty, Physiologie, Karlsburg,<br />
Germany<br />
Aim: WOKW rats develop facets <strong>of</strong> the metabolic syndrome and BB rats<br />
develop type 1 diabetes. Both strains are common the RT1 u haplotype<br />
<strong>of</strong> major histocompatibility complex (MHC) which is essential for type 1<br />
diabetes development in the BB rat termed Iddm1. However, BB rats<br />
need an additional gene to develop type 1 diabetes termed Iddm2 and<br />
identified as immune-associated nucleotide 4 (Ian4 or Gimap5). Because<br />
WOKW lacks Gimap5 and does not develop hyperglycemia a congenic<br />
WOKW rat strain was generated. Methods: The region <strong>of</strong> chromosome 4<br />
with Iddm2 <strong>of</strong> BB/OK rats was introgressed into the genetic background<br />
<strong>of</strong> WOKW rats termed WOK.4BB. These newly established rats and their<br />
parental WOKW rats were genetically and phenotypically characterized.<br />
Results: Congenic WOK.4BB rats showed a lymphopenic phenotype and<br />
the relative expression <strong>of</strong> Gimap5 was as in BB/OK rats. The sequences <strong>of</strong><br />
the highly polymorphic exon 2 <strong>of</strong> RT1-Bb class II gene in WOKW, BB/OK<br />
and LEW.1W rats were comparable and showed the RT1 u haplotype. In<br />
addition, there were significant differences in metabolic traits like adiposity<br />
index, serum leptin and insulin as well as serum lipids between<br />
WOK.4BB and parental WOKW. Although congenic WOK.4BB were<br />
homozygous for Iddm1 and Iddm2 <strong>of</strong> the BB/OK rat none <strong>of</strong> WOK.4BB<br />
rats developed diabetes up to an age <strong>of</strong> 40 weeks. Therefore, WOK.4BB<br />
males and diabetic BB/OK females were crossed to generate F1 and<br />
thereafter F2 hybrids to carry out a genome-wide scan. However, male<br />
and female (WOK.4BB x BB/OK)F1 hybrids already developed diabetes. A<br />
finding which was never observed in (BB/OK x diabetes-resistant<br />
strains) F1 hybrids until now. Conclusion: This fact and all other findings<br />
favor the idea that gene/s on chromosome X is/are involved in type<br />
1 diabetes development.<br />
P207<br />
Relevante Risik<strong>of</strong>aktoren für Typ 1 Diabetes –<br />
Unterschiede innerhalb der TEDDY Studie<br />
König S 1 , für die TEDDY-Study Group Forscher<br />
1 Institut für Diabetesforschung, München, Germany<br />
Hintergrund: Bei der Entstehung von Inselautoimmunität und Typ 1<br />
Diabetes mellitus (T1DM) spielen neben der genetischen Prädisposition<br />
Umweltfaktoren eine große Rolle. Die Identifizierung der Umweltfaktoren,<br />
die für die Inselautoimmunität und T1DM prädisponieren oder<br />
schützen, ist das Hauptziel der internationalen, multizentrischen TEDDY<br />
Studie. Methode: Bei 7.800 Kindern weltweit werden ab Geburt Daten<br />
zu Ernährung, Infektionen, Impfungen und psychischen Belastungen erhoben<br />
und ausgewertet (bis zu einem Alter von 4 Jahren 3-monatliche<br />
Datenerfassung, vom 4. bis zum 15. Lebensjahr halbjährlich). Regelmäßige<br />
Blutentnahmen sollen den Zeitpunkt der Entstehung von Autoantikörper<br />
gegen Insulin, GAD und IA-2 erfassen. Die Erhebung der Umweltfaktoren<br />
und Messung der Autoantikörper erfolgt prospektiv. Ergebnisse:<br />
Weltweit wurden von September 2004 bis Dezember 2006<br />
124.382 Neugeborene auf die T1DM-assoziierten Genotypen HLA-DR,<br />
DQ gescreent und 2.507 Kinder in die Studie eingeschlossen. Erste Zwischenauswertungen<br />
bei den eingeschlossenen Kindern (Zeitraum November<br />
2004-Dezember 2006; n = 2.507) zeigen, dass die T1DM-Inzidenz<br />
der teilnehmenden TEDDY-Zentren das Vorliegen des mit dem<br />
höchsten Risiko verbundenen HLA-Genotpys DR3/4, DQB1*0302 nicht<br />
wieder spiegeln (T1DM-Inzidenz/100.000/Jahr: Finnland 41, Schweden<br />
39, weiße US-Amerikaner 28, hispanische US-Amerikaner 14, Deutschland<br />
14; HLA-DR3/4, DQB1*0302-Häufigkeit: Finnland 1,9%, Schweden<br />
3,4%, weiße US-Amerikaner 2,3%, hispanische US-Amerikaner 1,9%,<br />
Deutschland 1,8%). Des Weiteren wurden drei Umweltfaktoren näher<br />
angeschaut. Die Häufigkeit der BCG- Impfung betrug in Finnland 30%,<br />
in Schweden 0,5%, bei den weißen US-Amerikanern 0,1%, bei den hispanischen<br />
US-Amerikanern 0% und in Deutschland 0,5%. In Finnland wurde<br />
bei 72% der untersuchten TEDDY-Kinder Kuhmilch im Alter von 3<br />
Monaten eingeführt. In Schweden bei 71%, bei den weißen US-Amerikanern<br />
bei 73%, bei den hispanischen US-Amerikanern bei 90% und in<br />
Deutschland bei 53% der untersuchten TEDDY-Kinder. Während der<br />
Schwangerschaft gaben in Finnland 17% der Mütter negative Lebensereignisse<br />
an. In Schweden waren es 37%, bei den weißen US-Amerikanern<br />
71%, bei den hispanischen US-Amerikanern 22% und in Deutsch-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
land 6% der Mütter. Schlussfolgerung: Die bisherige Einschlussrate<br />
zeigt, dass diese komplexe und sehr aufwendige prospektive Studie<br />
durchführbar ist. Schon zu Beginn der Studie zeigen sich deutliche Unterschiede<br />
in der Prävalenz von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen<br />
innerhalb der USA und Westeuropa.<br />
Typ 1 Diabetes, Schwangerschaft und pädiatrische<br />
Diabetologie 2<br />
P208<br />
Subklinische Atherosklerose bei Kindern und<br />
Jugendlichen mit Diabetes Mellitus Typ 1 durch<br />
frühe Erstmanifestation<br />
Dalla Pozza R 1 , Bechtold S 2 , Putzker S 2 , Bonfig W 2 , Netz H 1 ,<br />
Schwarz HP 2<br />
1 Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung für<br />
Kinderkardiologie, München, Germany, 2 Dr. v. Haunersches<br />
Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität München,<br />
Abteilung für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,<br />
München, Germany<br />
Einleitung: Die frühzeitige Diagnostik von atherosklerotischen Gefäßveränderungen<br />
spielt eine entscheidende Rolle. Gerade bei Risikopatienten<br />
für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Diabetikern hilft eine frühzeitige<br />
Erfassung des Gefäßstatus dabei, das individuelle Risiko für Komplikationen<br />
wie Myokardinfarkt oder Apoplex abzuschätzen. Präventive<br />
Maßnahmen zur Reduktion der kardiovaskulären Morbidität können<br />
dadurch gezielt eingesetzt und deren Erfolg am einzelnen Patienten im<br />
klinischen Alltag überwacht werden. Die Intima-Media-Dicke (IMT) der<br />
Halsgefäße gilt bei erwachsenen Patienten als validierter Parameter zur<br />
Abschätzung des kardiovaskulären Risikos aufgrund von Atherosklerose.<br />
Die sonografische Darstellung der Halsgefäße erlaubt dabei eine Aussage<br />
über morphologische atherosklerotische Veränderungen, welche als repräsentativ<br />
für den Gefäßstatus des Patienten gelten. Durch die Messung<br />
der Intima-Media-Dicke kann eine quantitative Erfassung auch im<br />
longitudinalen Verlauf erfolgen. Auch Therapieerfolge diätetischer oder<br />
medikamentöser Natur zur Reduktion von Gefäßveränderungen sind<br />
damit quantifizierbar. Methodik: 208 Kinder (150 Patienten mit Diabetes<br />
Mellitus Typ 1 und 58 gesunde Kontrollpatienten, mittleres Alter<br />
13,9 € 2,8 bzw. 14,1 € 3,1 Jahre) wurden untersucht. Die Ergebnisse wurden<br />
zudem mit kürzlich publizierten IMT-Normwerten verglichen. Ergebnisse:<br />
37 Patienten wiesen eine erhöhte IMT auf (mittlere IMT-SD<br />
1,6 € 0,6), während die IMT der Kontrollpatienten Normalwerten entsprach<br />
(mittlere IMT-SD 0,3 € 0,1, p < 0,001). Das Alter bei Erstmanifestation<br />
(p = 0,037), die mittlere tägliche Insulindosis (p = 0,031), der systolische<br />
Blutdruck (p = 0,028) und sowie der Gesamtcholesterinspiegel<br />
(p = 0,05) korrelierten signifikant mit der IMT in der gesamten Studienpopulation.<br />
Innerhalb der Diabetiker mit erhöhter IMT wiesen 12 Kinder<br />
einen erhöhten Blutdruck auf, davon 6 in Verbindung mit einem erhöhten<br />
Gesamt-Cholesterinspiegel. Die IMT dieser Kinder war im Vergleich<br />
zu den 25 restlichen Kindern zusätzlich diskret, aber nicht signifikant<br />
erhöht (mittlere IMT-SD 2,5 € 0,5 vs. 2,3 € 0,3, n. s.), möglicherweise aufgrund<br />
der kleinen Fallzahl. Schlussfolgerung: Bei den Patienten mit<br />
Diabetes Mellitus Typ 1 fand sich durchwegs eine erhöhte IMT im Vergleich<br />
zur Kontrollgruppe und zu Normalwerten aus der Bevölkerung.<br />
Als Risik<strong>of</strong>aktoren für eine IMT-Erhöhung fand sich das Alter bei Erstmanifestation,<br />
die mittlere tägliche Insulindosis, der systolische Blutdruck<br />
sowie der Gesamtcholesterinspiegel. Mit der Messung der IMT<br />
lassen sich bereits im Kindes- und Jugendalter Veränderungen auf vaskulärer<br />
Ebene darstellen. Risikopatienten können damit identifiziert und<br />
spezifische präventive Maßnahmen fokussiert und gezielt eingesetzt<br />
werden.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S67
S68 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P209<br />
Beendigung der Insulinpumpentherapie bzw.<br />
Wechsel von CSII auf ICT bei Diabetes mellitus<br />
Typ 1 im Kindes- und Jugendalter. Welche<br />
Charakteristika weisen diese Patienten auf?<br />
Auswertung der DPV-Wiss-Daten für die<br />
Insulinpumpen-AG und die DPV-Wiss-Initiative<br />
Heidtmann B 1 , Deiss D 2 , Gens E 3 , Fröhlich-Reiterer E 4 ,<br />
Grabert M 5 , Holl RW 5<br />
1 KKH Wilhelmstift gGmbH, Allgemeine Pädiatrie, Hamburg,<br />
Germany, 2 Universitätsklinik CharitØ, Kinderklinik, Berlin,<br />
Germany, 3 Klinikum Karlsburg, Karlsburg, Germany,<br />
4 Universitätsklinik Graz, Klinik für Kinder- und<br />
Jugendheilkunde, Graz, Austria, 5 Universitätsklinikum Ulm,<br />
Abt. Epidemiologie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Die Insulinpumpentherapie (CSII) hat in den letzten 10<br />
Jahren deutlich zugenommen, sowohl in der Behandlung Erwachsener<br />
mit Diabetes mellitus Typ 1, insbesondere aber auch bei Kindern und<br />
Jugendlichen in allen Altersgruppen. Welche Patienten aber beenden die<br />
Pumpentherapie wieder bzw. wechseln im Verlauf von CSII auf ICT/CT?<br />
Methodik: Daten der DPV-Wiss-Initiative, Stand Oktober 2006. In die<br />
Auswertung eingeschlossen wurden Patienten mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1, die mindestens 3 Monate eine CSII durchführten und nach Wechsel<br />
von CSII auf ICT/CT wiederum mindestens 3 Monate nachbeobachtet<br />
wurden (Kontrolltermine nach Ablegen der Pumpe dokumentiert). Das<br />
HbA1c wurde nach der MOM-Methode auf den DCCT-Normbereich umgerechnet.<br />
Ergebnisse: Von 1989 bis 2006 standen 6903 Patienten<br />
(4901 < 18, 2002 ‡ 18 Jahre) mit Insulinpumpentherapie insgesamt 257<br />
(3,7%) gegenüber, die von der CSII auf ICT/CT wechselten. Von den Patienten,<br />
die bei CSII-Start jünger als 18 Jahre waren, wechselten 215<br />
(4,4%) auf eine Spritzentherapie, davon 60% Mädchen gegenüber 40%<br />
Jungen. In der Gruppe pädiatrischer Patienten betrug das durchschnittliche<br />
Alter bei CSII-Beginn 13,2 € 0,21 Jahre, die mittlere Diabetesdauer<br />
lag bei 5,3 € 0,23 Jahren und das Alter bei CSII-Ende bei 14,9 € 0,22 Jahren,<br />
die Insulinpumpentherapie wurde im Mittel für 1,7 € 0,09 Jahre<br />
durchgeführt. Das mittlere HbA1c lag unter Pumpentherapie bei<br />
8,3 € 0,13%, danach mit Spritzentherapie bei 8,8 € 0,15%. Indikationen<br />
für den Beginn mit CSII waren 32% Dawnphänomen, 21% Hypoglykämien,<br />
58% Hyperglykämien/HbA1c, 33% Flexibilität und 42% Motivation<br />
(> 100%, da Angabe von 2 Indikationen möglich). Betrachtet man die<br />
pädiatrischen Patienten mit mindestens 2 (n = 64) bzw. 3 (n = 27) Jahren<br />
Pumpenlaufzeit, so stieg das HbA1c von 8,0 € 1,99% auf 9,1 € 2,2% bzw.<br />
von 7,9 € 2,0% auf 8,9 € 2,2% nach Wechsel von CSII auf ICT/CT. Wiederum<br />
überwogen die Mädchen mit 55 bzw. 56%. Auch hier wurde als<br />
Indikation häufiger die Verbesserung der St<strong>of</strong>fwechselparameter als<br />
der Wunsch nach Flexibilität oder Motivation genannt. Schlussfolgerung:<br />
Einer großen Zahl an Patienten mit andauernder Insulinpumpentherapie<br />
stehen weniger als 5% Patienten gegenüber, welche von CSII<br />
wieder auf eine Spritzentherapie wechselten. Hiervon sind mehr als<br />
die Hälfte Mädchen bzw. junge Frauen. Die CSII wurde im Durchschnitt<br />
für 1,7 Jahre durchgeführt, nach Beendigung der Pumpentherapie stieg<br />
das mittlere HbA1c an. Offen bleibt, warum die CSII beendet wurde bzw.<br />
ob hier Patientenwunsch oder Rat des Diabetesteam vorrangig waren.<br />
P210<br />
Gründe für den Abbruch der CSII Therapie bei<br />
jugendlichen Typ 1 Diabetikern<br />
Seereiner S 1 , Neeser K 2 , Weber C 2 , Schreiber K 3 ,<br />
Habacher W 1 , Rakovac I 1 , Beck P 1 , Pieber TR 1<br />
1 JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH,<br />
Institut für Medizinische Systemtechnik und<br />
Gesundheitsmanagement, Graz, Austria, 2 Institut für<br />
Medizin, Informatik und Biostatistik, Basel, Switzerland,<br />
3 Isoplan Marktforschung, Saarbrücken, Germany<br />
Fragestellung: Die vielseitigen Verbesserungen bei Insulinpumpen haben<br />
dazu geführt, dass die Insulinpumpentherapie (CSII) auch immer<br />
häufiger bei Jugendlichen eingesetzt wird. Dennoch kommt es vor, dass<br />
Jugendliche die CSII nach einiger Zeit wieder absetzen oder die CSII für<br />
sie keine brauchbare Therapieform darstellt. Ziel der vorliegenden Arbeit<br />
war es, herauszufinden, welche Gründe für den Abbruch von CSII<br />
bei jugendlichen Typ 1 Diabetikern ausschlaggebend sind. Methodik: Da<br />
eine Literaturrecherche keine Ergebnisse lieferte wurde zu der Fragestellung<br />
eine empirische Untersuchung durchgeführt und ein Fragebogen<br />
entwickelt. Mithilfe einer Peergruppe wurden die Subskalen definiert.<br />
Die Antworten wurden auf einer fünfstufigen Likertskala (1 trifft genau<br />
zu, 5 trifft gar nicht zu) abgebildet. Nach einem Pretest wurde er drei<br />
Zielgruppen zur Erfassung der Einstellung der Jugendlichen zum Thema<br />
Insulinpumpentherapie – Penuser (PU), Pumpenabbrecher (PA) und<br />
Pumpenträger (PT) vorgelegt. Diese waren in einem mehrstufigen Auswahlverfahren<br />
(Primäreinheit: betreuende ¾rzte, Sekundäreinheit: Patienten)<br />
rekrutiert worden. Die Befragung wurde schriftlich und anonym<br />
in den betreuenden Praxen und unter Beisein eines Projektmitarbeiters<br />
durchgeführt. Ergebnisse: Für die Befragung wurden 71 ¾rzte kontaktiert,<br />
von denen 11 bereit waren, PA für die Befragung ausfindig zu<br />
machen. Insgesamt wurden 88 Patienten (22 PU, 20 PA und 46 PT)<br />
befragt. 56,3% aller Patienten waren männlich. Das Durchschnittsalter<br />
aller Patienten lag bei 20,5 Jahren (€ 4,9 Jahre); bei PA bei 22,1 € 6,3<br />
Jahren. Die PA hatten bei der Pumpenerstschulung ein Alter von<br />
11,5 € 7,6 Jahren, die PU 15,8 € 4,1 und die PT ein Alter von 9,0 € 5,4<br />
Jahren (p < 0,001). 16 der 20 PA trugen die Pumpe länger als 2 Monate<br />
und 17 PA setzten die Pumpe aus eigenem Wunsch wieder ab. Für den<br />
Abbruch ausschlaggebende Gründe waren: Pumpe stört im Sommer<br />
(Mittelw:1,5 € Standardabw:0,9), Katheter rutscht bei körperlichen Aktivitäten<br />
heraus (1,7 € 0,9), Pumpe stört beim Sport (1,9 € 1,2), Pumpe fühlt<br />
sich wie ein Fremdkörper an (1,8 € 1,1) und Kathetersetzen ist unangenehmer<br />
als das Spritzen (2,0 € 1,2). Für den Abbruch weniger relevante<br />
Gründe waren: Bedienung zu schwierig (3,6 € 0,6), technische Unzuverlässigkeit<br />
der Pumpe (3,1 € 1,1), Bedienung der Pumpe in Öffentlichkeit<br />
unangenehm (3,2 € 1,2) und störende Geräusche der Pumpe (3,1 € 1,1).<br />
Schlussfolgerung: Bei der Durchführung des Projektes zeigte sich, dass<br />
die PT sehr umfassend auf die CSII vorbereitet werden und es daher<br />
insgesamt wenig PA gibt. Die Funktionalität und die technische Zuverlässigkeit<br />
der Pumpe steht für alle drei befragten Gruppen (PU, PA und<br />
PT) außer Frage, die Abbruchgründe sind vor allem auf den Katheter<br />
zurückzuführen. Verbesserungen beim Katheter werden auch als häufigste<br />
Vorbedingung für die Wiederaufnahme mit Pumpentherapie genannt.<br />
P211<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Frühkindliche Ernährungsgewohnheiten in der<br />
TEDDY (The Environmental Determinants <strong>of</strong><br />
Diabetes in the Young) Study<br />
Winkler C 1 , für die TEDDY-Study Group Forscher<br />
1 Institut für Diabetesforschung, München, Germany<br />
Der Typ 1 Diabetes – eine Autoimmunerkrankung – ist eine der häufigsten<br />
Erkrankungen im Kindesalter. Die TEDDY-Studie sucht nach Umweltfaktoren,<br />
die in Abhängigkeit von genetischer Belastung und Ethnizität<br />
Inselautoimmunität und Typ 1 Diabetes verursachen. Der Focus der<br />
TEDDY Studie liegt auf den Umweltfaktoren Ernährung, Infektion und<br />
psychosozialer Stress. Die TEDDY Studie ist eine internationalen Studie<br />
und wird von 3 Zentren aus den USA (Denver, Seattle, Georgia/Florida)<br />
und 3 Zentren aus Europa (Schweden, Finnland, Deutschland) in Kooperation<br />
mit Kinderärzten, Diabetologen und Frauenärzten durchgeführt.<br />
Insgesamt sollen 7800 Kinder mit einem erhöhten genetischen Diabetesrisiko<br />
zunächst dreimonatlich, später 6-monatlich bis zu einem<br />
Alter von 15 Jahren nachverfolgt werden. Informationen zur frühkindlichen<br />
Ernährung, wie Stillverhalten, Einführung von Kuhmilch oder Beikost<br />
wird anhand eines Interviews im Alter von 3 Monaten beim ersten<br />
Follow-up Besuch gesammelt. Später notieren die Eltern die Ernährungsgewohnheiten<br />
in das tagebuchähnliche TEDDY Buch, welches in<br />
3-monatlichen Abständen abgefragt wird. Derzeit nehmen 2596 Kinder<br />
an TEDDY teil. Da frühere Studien einen möglichen Zusammenhang<br />
zwischen frühkindlicher Ernährung und dem Typ 1 Diabetes Risiko zeigten,<br />
wurden die Ernährungsgewohnheiten der TEDDY Kinder im Alter<br />
von 3 und 6 Monaten untersucht und zwischen den teilnehmenden<br />
Zentren verglichen: Zwischen den teilnehmenden Zentren zeigten sich<br />
signifikante Unterschiede (p < 0,001) in der Anzahl der Kinder, die Kuhmilchprodukte,<br />
Gluten oder eine Vitamin D Supplementierung sowohl<br />
im Alter von 3 als auch im Alter von 6 Monaten erhielten. So lag die<br />
Häufigkeit der kuhmilchernährten Kinder im Alter von 6 Monaten in<br />
Finnland bei 80%, in Schweden bei 85%, in Deutschland bei 37%, in<br />
Denver bei 94%, in Seattle bei 73% und in Georgia/Florida bei 85%. Eine<br />
Glutenexposition im Alter von 6 Monaten erhielten in Finnland 51%, in<br />
Schweden 53%, in Deutschland 6%, in Denver 30%, in Seattle 18% und<br />
Georgia/Florida 19% der Kinder. Eine Vitamin D Supplementierung im<br />
Alter von 6 Monaten bekamen in Finnland 91%, in Schweden 85%, in<br />
Deutschland 97%, in Denver 13%, in Seattle 27% und in Georgia/Florida<br />
11% der Kinder. Weiterhin zeigte sich, dass Mütter, die älter als 35 Jahre<br />
sind sowie Mütter mit höherer Schulbildung, länger stillen und später<br />
Gluten in die Ernährung ihres Kindes einführen als jüngere Mütter bzw.<br />
Mütter mit geringerer Schulbildung. Kinder von erstgradigen Verwandten<br />
mit Typ 1 Diabetes erhielten ebenfalls später Kuhmilch und Gluten<br />
und früher eine Vitamin D Supplementierung als Kinder aus der Allgemeinbevölkerung.<br />
Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass durch die
Verwendung eines gemeinsamen Protokolls in allen Zentren es möglich<br />
sein wird, die ernährungsbezogene ¾tiologie von Inselautoimmunität<br />
und Typ 1 Diabetes zu erforschen.<br />
P212<br />
Qualität der postprandialen<br />
Blutzuckereinstellung nach einer Testmahlzeit:<br />
Direkter Vergleich zwischen VIAject und<br />
Normalinsulin bei Patienten mit Typ 1 Diabetes<br />
Flacke F 1 , Bülow E 1 , Simms P 1 , Heinemann L 2 , Forst T 3 ,<br />
Steiner S 1 , Pfützner A 3 , Hompesch M 4<br />
1 Biodel Inc, Danbury, CT, United States <strong>of</strong> America, 2 Pr<strong>of</strong>il,<br />
Neuss, Germany, 3 IKFE Institut für klinische Forschung und<br />
Entwicklung, Mainz, Germany, 4 Pr<strong>of</strong>il, San Diego, CA, United<br />
States <strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Vergleich<br />
der Wirkung einer sehr schnell absorbierbaren neuen Normalinsulin-<br />
Formulierung zur subkutanen Applikation (VIAject ) vs. Normalinsulin<br />
auf die postprandiale Blutzuckereinstellung bei einer standardisierten<br />
Testmahlzeit. Methodik: Die teilnehmenden 9 Patienten mit Typ 1 Diabetes<br />
(Alter: 40 € 10 Jahre, BMI: 24,0 € 2,0 kg/m 2 , HbA1c: 8,6 € 1,6%) wurden<br />
zunächst durch einen initiallen Glukose-Clamp (Zielwert: 120 mg/<br />
dl) metabolisch stabilisiert. Nach Beendigung des Clamps erhielten die<br />
Patienten in fixer Form eine zuvor individuell ermittelte Dosis von s.c.<br />
Normalinsulin (HI) oder an einem zweiten Tag die gleiche Dosis s.c.<br />
VIAject (VJ) und nahmen jeweils eine standardisierte Testmahlzeit ein.<br />
Beobachtungsparameter waren die Blutzucker- und Insulinplasmawerte<br />
über einen Zeitraum von 8 h sowie die Menge an Glukoselösung, die zur<br />
Vermeidung einer Hypoglykämie verabreicht werden musste, sobald die<br />
Blutzuckerwerte unter 60 mg/dl fielen. Ergebnisse: Die Insulinwerte<br />
stiegen unter VJ signifikant schneller und höher an als unter HI (Ins<br />
Tmax VJ: 43 € 36 min vs. HI: 143 € 29 min. p < 0,001) und fluteten<br />
schneller wieder ab (Fläche unter der Insulinkurve von 3 – 8 h nach Beginn<br />
der Mahlzeit: VJ: 1395 € 355 mU/ml*min vs. HI: 2936 € 441 mU/<br />
ml*min, p < 0,05). Die Patienten hatten mit VJ signifikant niedrigere<br />
postprandiale Glukosewerte (Fläche unter der Glucosekurve (0 – 3 h):<br />
VJ: -2633 mg/dl*min vs. HI: 8553 mg/dl/min, p < 0,05), und ein deutlich<br />
geringeres Hypoglykämierisiko (Gesamtzeitbedarf für Glukoseinfusionen:<br />
VJ: 4 h, HI: 13 h). Die notwendige Gesamtmenge an zu infundierender<br />
Glukose war für HI 6-mal so hoch wie für VJ. Schlussfolgerungen:<br />
Die Ergebnisse unserer Studie zeigen eine bessere postprandiale Blutzuckereinstellung<br />
und ein niedrigeres Hypoglykämierisiko, wenn Viaject<br />
in gleicher Dosis wie Normalinsulin vor einer Testmahlzeit subkutan<br />
appliziert wird.<br />
P213<br />
Wieviel Insulin benötigen Kinder, Jugendliche<br />
und junge Erwachsene mit Typ-1-Diabetes?<br />
Percentilenkurven basierend auf 77094<br />
Beobachtungsjahren von 22223 Patienten der<br />
DPV-Wiss-Datenbank<br />
Wiegand S 1 , Reinehr T 2 , Weitzel D 3 , Stachow R 4 , Rami B 5 ,<br />
Raile K 1 , Knerr I 6 , Herbst A 7 , Grabert M 8 , Holl R 8<br />
1 CharitØ-Universitätsmedizin Berlin, Pädiatrische<br />
Endokrinologie und Diabetologie, Berlin, Germany,<br />
2 Vestische Kinderklinik Datteln, Universität Witten/<br />
Herdecke, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,<br />
Herdecke, Germany, 3 Deutsche Klinik für Diagnostik,<br />
Wiesbaden, Germany, 4 Kinder-Reha-Klinik, Westerland/Sylt,<br />
Germany, 5 Universitätskinderklinik Wien, Wien, Austria,<br />
6 Universitätskinderklinik Erlangen-Nürnberg, Erlangen,<br />
Germany, 7 Universitätskinderklinik Bonn, Bonn, Germany,<br />
8 Universität Ulm, Abt. für Epidemiologie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Der tägliche Insulinbedarf zwischen einzelnen Patienten<br />
variiert erheblich, auch nach Bezug auf das Körpergewicht und ist nur<br />
schwer vorhersagbar. In der Betreuung diabetischer Patienten stellt sich<br />
deshalb <strong>of</strong>t die Frage, wann ein Insulinbedarf so ungewöhnlich ist, dass<br />
differenzialdiagnostische Überlegungen angestellt werden sollten (auffallend<br />
geringer Insulinbedarf: persistierende Restsekretion? MODY-<br />
Diabetes? Manipulation? auffallend hoher Insulinbedarf: Resistenz<br />
durch Antikörper? Non-Compliance? Überinsulinisierung?). Bisher liegen<br />
kaum Daten zum Insulinbedarf pädiatrischer Patienten vor, in Lehrbüchern<br />
werden meist nur persönliche Erfahrungswerte verbreitet. Material<br />
und Methode: Die DPV-Dokumentation stellt eine multizentrische<br />
Initiative zur standardisierten prospektiven Dokumentation diabetischer<br />
Patienten dar. Anonymisierte Daten werden für externe Qua-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
litätsvergleiche (QS-DPV) und versorgungs-epidemiologische Auswertungen<br />
(DPV-Wiss-Projekt) eingesetzt. Im März 2006 lagen 247195 Datensätze<br />
mit Dokumentation der von Patient/Familie berichteten Insulintherapie<br />
von 22223 Patienten mit Typ-1-Diabetes vor (52% Jungen,<br />
48% Mädchen, mittleres Manifestationsalter 7,7 Jahre, maximales Alter:<br />
25 Jahre). Datensätze während der Remission (< 2 Jahre) wurden nicht<br />
einschlossen. 222 Zentren aus Deutschland und Österreich beteiligen<br />
sich an der DPV-Initiative. Geglättete Percentilenkurven des Insulinbedarfs<br />
und multivariate Modelle zur Analyse von Einflussfaktoren wurden<br />
mit dem Statistikpaket SAS realisiert. Ergebnisse: Der Median des Insulinbedarfs<br />
pro kg Körpergewicht steigt von der Kindheit zur Pubertät an<br />
(5. – 50. – 95. Percentile mit 5 Jahren: 0,48 – 0,72 – 1,08 E/kg, mit 15 Jahren:<br />
0,51 – 0,90 – 1,37 E/kg). Das Maximum wird mit 13 Jahren erreicht<br />
(0,56 – 0,92 – 1,38 E/kg). Mädchen haben vor und in der Pubertät einen<br />
höheren Insulinbedarf als Jungen und erreichen das Maximum früher<br />
(im Mittel mit 12 Jahren versus 14 Jahren bei Jungen). Nach der Pubertät<br />
sinkt der Insulinbedarf kontinuierlich (24 Jahre: 0,40 – 0,70 – 1,22 E/kg).<br />
Patienten mit Insulinpumpentherapie benötigen im Mittel 0,09 E/kg und<br />
Tag weniger Insulin als Patienten mit Insulininjektionen (p < 0,0001). In<br />
einem multivariaten Modell waren neben Alter, Geschlecht und Diabetesdauer<br />
die Therapieform, der Einsatz von schnell- oder langwirkenden<br />
Analoginsulinen sowie der alters- und geschlechts-standardisierte<br />
BMI signifikante Einflussfaktoren auf den täglichen Insulinbedarf.<br />
Schlussfolgerung: Diese standardisiert erhobenen Daten aus einem<br />
großen Patientenkollektiv erlauben es, die Grenzen des normalen Insulinbedarfs,<br />
und damit die Indikation für weiterführende Diagnostik, objektiv<br />
zu definieren. Multizentrisch erhobene Daten aus der realen Patientenversorgung<br />
erlauben es, persönliche Erfahrungen an einer großen<br />
Patientengruppe kritisch zu überprüfen. Dieser Ansatz kann auf andere<br />
chronische Erkrankungen in der Pädiatrie übertragen werden.<br />
P214<br />
Therapiekonzepte zur prandialen<br />
Insulinsubstitution und Prädiktoren des<br />
Insulinbedarfs in einer großen Kohorte von<br />
26.687 Kindern und Jugendlichen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1 in Deutschland und Österreich<br />
Knerr I 1 , H<strong>of</strong>er SE 2 , Holterhus PM 3 , Näke A 4 , Rosenbauer J 5 ,<br />
Weitzel D 6 , Wolf J 7 , Holl RW 8 , für die DPV Wiss-Initiative<br />
Deutschland und Österreich<br />
1 Universitätsklinikum, Kinder- und Jugendklinik, Erlangen,<br />
Germany, 2 Universitätskinderklinik, Innsbruck, Austria,<br />
3 Universitätskinderklinik, Kiel, Germany,<br />
4 Universitätskinderklinik, Dresden, Germany, 5 Universität<br />
Düsseldorf, Diabetes-Forschungsinstitut, Düsseldorf,<br />
Germany, 6 Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden,<br />
Germany, 7 St. Vincenz Kinderklinik, Paderborn, Germany,<br />
8 Universität Ulm, Institut f. Epidemiologie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Wir untersuchten aktuelle Therapiestrategien zur prandialen<br />
Insulinsubstitution in einer großen Kohorte von 26.687 Kindern<br />
und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1, die in 152 Zentren in<br />
Deutschland und Österreich behandelt wurden. Methodik: Hierfür wurden<br />
die anonymisierten Daten der Patienten aus den Behandlungsjahren<br />
1995 bis 2005 mithilfe des DPV Programms (Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation)<br />
ausgewertet. Ergebnisse: Im Mittel lagen das Alter<br />
der Patienten bei 13,6 Jahren, die Diabetesdauer bei 5,4 Jahren, der<br />
HbA1c bei 8,2%. In der Kohorte wurden 73% der Patienten mit intensivierter<br />
Insulintherapie (ICT) behandelt, 14% mit Insulinpumpe (CSII) und<br />
13% mit 1 bis 3 Insulininjektionen täglich. Die Anzahl der täglichen<br />
Insulininjektionen nahm mit dem Lebensalter, der Diabetesdauer sowie<br />
der Gesamtinsulindosis zu. Die Prandialdosis zum Frühstück lag von<br />
Beginn an über der Insulindosis zum Mittag- und zum Abendessen.<br />
Patienten, die Insulinanaloga verwendeten, benötigten bis zu 11% höhere<br />
Insulindosen pro Tag als Patienten, die ausschließlich Humaninsulin<br />
einsetzten. Wir fanden einen signifikanten Einfluss von Alter, Diabetesdauer,<br />
Tageszeit, weiblichem Geschlecht, Verwendung von Insulinanaloga<br />
sowie ICT auf die prandiale Insulindosis. Innerhalb des Beobachtungszeitraums<br />
nahm der Anteil der ICT- sowie CSII- behandelten Kinder und<br />
Jugendlichen signifikant zu, während der mittlere HbA1c bei 8% lag und<br />
nur um 0,01% sank. Schlussfolgerungen: In der untersuchten Kohorte<br />
lag der Anteil an Patienten mit ICT oder CSII bei 87%. Während dieser<br />
Anteil über den Beobachtungszeitraum insgesamt zunahm, nahm der<br />
HbA1c nur geringgradig ab. Allgemein waren eine längere Diabetesdauer,<br />
ein höheres Lebensalter, das weibliche Geschlecht sowie die Verwendung<br />
von Insulinanaloga und die ICT mit höheren prandialen Insulindosen<br />
assoziiert.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S69
S70 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P215<br />
Blutdruckwerte bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Übergewicht und Adipositas<br />
Beltschikow W 1 , Radón S 1 , Kramer G 1 , Schiel R 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany<br />
Übergewicht und Adipositas stellen Risik<strong>of</strong>aktoren für die Entwicklung<br />
eines Diabetes mellitus und arterieller Hypertonie dar. Ziel der Untersuchung<br />
war die Messung der mittleren Blutdruckwerte einer Kohorte<br />
von übergewichtigen Hochrisiko-Kindern und -Jugendlichen. Methoden:<br />
Bei 74 Kindern und Jugendlichen (Alter 13,8 € 2,7 Jahre, 62% Mädchen),<br />
die vom 01.01.-30.06.2006 in unsere Klinik aufgenommen wurden,<br />
wurden neben der Bestimmung des BMI (31,2 € 5,5 kg/m 2 ), BMI-SDS<br />
(2,46 € 0,57), von Laborparametern (TSH 2,39 € 0,72 mIU/ml, CRP 0,50<br />
[Range, < 0,50 – 4,8] mg/dl, Harnsäure 417 € 102 mmol/l, Nüchternblutglukose<br />
4,24 € 0,57 mmol/l, Blutglukose 2 h nach OGTT<br />
5,66 € 1,29 mmol/l, Cholesterin 4,20 € 0,89, LDL 2,37 € 0,78, Triglyzeride<br />
0,77 [Range, 0,33 – 7,38] mmol/l) und der Carotis-Intima-Media-Dicke<br />
auch Messungen der spontanen Blutdruckwerte und eine 24-h-Blutdruckregistrierungen<br />
durchgeführt. Ergebnisse: Die spontan gemessenen<br />
Blutdruckwerte lagen bei 117,4 € 11,8/72,8 € 9,9 mm Hg, die mittleren<br />
über 24 h gemessenen Blutdruckwerte lagen bei<br />
121,9 € 9,7/66,8 € 6,7 mm Hg. Eine arterielle Hypertonie (systolische<br />
und diastolische Blutdruckwerte > 97. Perzentile) wurde bei 2 Kindern<br />
(3%) diagnostiziert. In der Korrelationsanalyse ergaben sich Korrelationen<br />
des systolischen Blutdrucks zum Alter (r = 0,237, p = 0,043), zur Größe<br />
(r = 0,293, p = 0,011), dem Gewicht (r = 0,570, p < 0,001), dem BMI<br />
(r = 0,595, p < 0,001), dem BMI-SDS (r =,556, p < 0,001) der Fettmasse<br />
(r = 0,609, p < 0,001) sowie der Carotis-Intima-Media Dicke (r = 0,362,<br />
p = 0,002). Der diastolische Blutdruck korrelierte mit dem Alter<br />
(r = 0,265, p = 0,023), dem Gewicht (r = 0,243, p = 0,036), dem BMI<br />
(r = 0,268, p = 0,022) und dem BMI-SDS (r = 0,229, p = 0,048). Verglichen<br />
mit einer Kohorte normalgewichtiger gleichaltriger Kinder und Jugendlicher<br />
(Schiel et al. Eur J Med Res 2006; 11: 97 – 101) hatten adipöse<br />
Kinder deutlich höhere systolische bei vergleichbaren diastolischen<br />
Blutdruckwerten (111,4 € 11,0/69,5 € 8,8 mm Hg, p < 0,001, p = 0,076).<br />
Schlussfolgerungen: Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und Adipositas<br />
haben deutlich höhere systolische Blutdruckwerte als normalgewichtige.<br />
Die Blutdruckwerte sind positiv korreliert mit weiteren kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren (BMI, Fettmasse, Carotis-Intima-Media Dicke).<br />
Eine frühzeitige Intervention könnte kardiovaskulären Komplikationen<br />
vorbeugen. Langzeitstudien sind dazu erforderlich. *Mit freundlicher<br />
Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF), „Innovationsinitiative Neue Länder“, DISCO-Konzept.<br />
P216<br />
Assoziationsstudie in Typ-1-Diabetischen<br />
Familien: Assoziation zu Chromosomenmarker<br />
DXS 8051 und DXS 993<br />
Klöting N 1 , Scholz M 2 , Rjasanowski I 3 , Kerner W 3 , Klöting I 4<br />
1 Universität Leipzig, Zentrum für Innere Medizin,<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik III, Leipzig, Germany,<br />
2 Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik,<br />
Statistik und Epidemiologie, Leipzig, Germany, 3 Klinik für<br />
Diabetes and St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten Karlsburg, Karlsburg,<br />
Germany, 4 Abteilung für Versuchstierkunde, Universität<br />
Greifswald, Karlsburg, Germany<br />
Fragestellung: Verschiedene Assoziationsstudien haben gezeigt, dass<br />
der Typ-1-Diabetes mellitus mit Markern auf Chromosom X assoziiert<br />
ist. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die Transmission von erkrankten<br />
Typ-1-diabetischen Müttern zu ihren jeweiligen erkrankten<br />
Kindern sich unterscheidet und somit eine Geschlechtsspezifität existieren<br />
könnte. Methodik/Statistik: Um dies zu überprüfen, wurden aus 66<br />
Typ-1-diabetische Familien mit 148 Mitgliedern (66 Mütter, 44 Söhne,<br />
38 Töchter) die Fragmentlängen von 18 Markern des Chromosomes X<br />
mit dem Linkage Mapping Set der Firma Applied Biosytems analysiert.<br />
Die statistische Auswertung erfolgte mit dem transmission disequilibrium<br />
test (TDT, S<strong>of</strong>tware TDTphase). Ergebnisse: Im Ergebnis zeigte sich<br />
in der Gesamtheit aller Kinder, dass von den 18 untersuchten Markern<br />
auf Chromosom X nur ein Marker, DXS 993, mit dem Typ-1-Diabetes<br />
assoziiert ist. Die Übertragung dieses Loci von erkrankten Müttern zu<br />
ihren Kindern wies eine Signifikanz von p = 0,04 auf. Nach Unterteilung<br />
der Übertragung zu erkrankten Söhnen bzw. Töchtern zeigte sich darüber<br />
hinaus, eine geschlechtspezifische Assoziation im Markerbereich<br />
DXS 8051. Nur die Übertragung zu erkrankten Töchtern war signifikant<br />
(p = 0,004 bei Töchtern gegenüber p = 0,24 bei Söhnen). Schlussfolgerungen:<br />
Diese Untersuchungen stützen die Hypothese, dass eine Ge-<br />
schlechtsspezifität in der Übertragung von erkrankten Allelen auf erkrankte<br />
Kinder existiert.<br />
P217<br />
Genetische Variation im TCF7L 2-Gen erhöht bei<br />
schlanken Gestationsdiabetikerinnen das Risiko<br />
für postpartalen Diabetes<br />
Thamer C 1 , Knopff A 2 , Machicao F 1 , Fritsche A 1 , Häring H 1 ,<br />
Ziegler A 2<br />
1 Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin IV,<br />
Tübingen, Germany, 2 Institut für Diabetesforschung,<br />
München, Germany<br />
Hintergrund: Die Inzidenz von Typ 2 Diabetes ist bei Frauen mit einer<br />
Anamnese für Gestationsdiabetes (GDM) erhöht. Das individuelle Risiko<br />
für die Entwicklung eines manifesten Diabetes bei dieser Gruppe von<br />
Frauen variiert beträchtlich und wird teilweise von phänotypischen<br />
Merkmalen, zum Beispiel der Ausprägung des Übergewichtes und dem<br />
Vorhandensein von Inselzellantikörpern, erklärt. Es ist unklar, inwieweit<br />
Variationen in Typ 2 Diabetes Genen dieses Risiko beeinflussen. Für<br />
verschiedene Populationen wurde kürzlich gezeigt, dass Polymorphismen<br />
im Transkriptionsfactor TCF7L 2 das Typ 2 Diabetes-Risiko erhöhen.<br />
Methoden: Wir haben analysiert, ob der Einzelnukleotidpolymorphismus<br />
rs12255372 in TCF7L2 das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes<br />
in der deutschen prospektiven Gestationsdiabetesstudie beeinflusst.<br />
Ergebnisse: Postpartaler Diabetes trat bei 69 Frauen (40% der<br />
Teilnehmer) auf. TT-Allele-Träger (n = 23) waren zu GX-Trägern (n = 149)<br />
vergleichbar bezüglich des Alters (31,0 € 1,1 vs. 31,7 € 0,5 Jahre, p = 0,55)<br />
und des Body Mass <strong>Index</strong> (27,5 € 0,7 vs. 28,2 € 0,5 kg/m 2 , p = 0,81). In der<br />
gesamten Population war die Assoziation des TT-Risiko Genotyps mit<br />
Diabetes nicht signifikant (Relatives Risiko (RR) 1,32, 95% Konfidenzintervall<br />
(KI) 0,96 – 1,75, p = 0,08). Bei schlanken Frauen (BMI< 27 kg/m 2 ,<br />
RR 1,71, 95% KI 1,03 – 2,65; p = 0,039) aber nicht bei übergewichtigen<br />
Frauen (BMI> 27 kg/m 2 , RR 1,10, 95% KI 0,72 – 1,58; p = 0,56) war der<br />
TT-Genotyp in TCF7L 2 (rs12255372) mit einer erhöhten Inzidenz von<br />
Typ 2 Diabetes vergesellschaftet. Schlussfolgerung: Der TT-Genotype<br />
in rs122553720 von TCF7L2 erhöht das Risiko für Postpartum-Diabetes<br />
bei schlanken Frauen. Schlanke Trägerinnen des Risikogenotyps mit einem<br />
Gestationsdiabetes in der Anamnese sollten zum frühzeitigen Erkennen<br />
eines Typ 2 Diabetes verstärkt nachuntersucht werden.<br />
Typ 1 Diabetes, Schwangerschaft und pädiatrische<br />
Diabetologie 3<br />
P218<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Insulinpumpentherapie bei einem dystrophen<br />
Neugeborenen-Ein Erfahrungsbericht<br />
Müller N 1 , Heldmann M 1 , Runge K 1 , Noack K 1<br />
1 HELIOS Klinikum Wuppertal, Zentrum für Kinder- und<br />
Jugendmadizin, Neonatologie und pädiatrische<br />
Intensivmedizin, Wuppertal, Germany<br />
Einleitung: In der Therapie eines Diabetes mellitus (DM) Typ I bei Kindern<br />
und Jugendlichen erlangt die kontinuierliche subkutane Insulin<br />
Infusion (CSII) einen wachsenden Stellenwert. Bei Neu- und Frühgeborenen<br />
unter 3000 g gibt es hingegen noch wenig Erfahrungen bezüglich<br />
einer Insulinpumpentherapie, da der neonatale DM mit einer Inzidenz<br />
von 1/4000000 – 500000 eine seltene Diabetesform darstellt. Anhand<br />
eines Fallberichts soll der Einsatz einer Insulinpumpe bei Früh- und<br />
Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht diskutiert werden. Methodik:<br />
Übernahme eines dystrophen Neugeborenen der 37. SSW, GG 1760 g<br />
mit präpartal bekanntem Truncus arteriosus communis. Bereits am 1. LT<br />
deutliche Erhöhung der Blutzuckerwerte (BZ) (> 300 mg/dl) und Beginn<br />
einer intravenösen Insulintherapie mit Actrapid (0,05IE/kg/h). Darunter<br />
traten im Verlauf rezidiv. massive Schwankungen der BZ Werte zwischen<br />
20 und 900 mg/dl innerhalb weniger Stunden auch ohne Veränderungen<br />
des Therapieregimes auf. Klinische Symptome blieben auch bei<br />
BZ-Werten unter 20 mg/dl aus, so dass teilweise stündliche BZ-Kontrollen<br />
erforderlich waren. Das C-Peptid ist mit < 0,5 ng/ml deutlich erniedrigt.<br />
Im Weiteren entwickelte der Patient zusätzlich eine exokrine Pankreasinsuffizienz.<br />
Im MRT-Abdomen Darstellung einer Pankreasanlage<br />
mit Pankreas divisum. Bei im Verlauf nicht beherrschbaren Blutzuckerschwankungen<br />
Entschluss zur Umstellung auf CSII mit einer Paradigm<br />
512 der Fa. Medtronic im Alter von 2 Monaten. Das Körpergewicht betrug<br />
zum Beginn der Pumpentherapie 2710 g. Die Insulinapplikation<br />
(Humalog U10) erfolgte über einen Silhouette Katheter (13 mm), der<br />
wechselnd in beiden Oberschenkeln des Patienten platziert wurde. Ergebnisse:<br />
Nach Umstellung der intravenösen Insulintherapie auf CSII
kam es rasch zu einer deutlichen Stabilisierung der Blutzuckerverläufe<br />
mit Abnahme der Häufigkeit schwerer Hypoglycämien, so dass die BZ-<br />
Messungen bei 8 Mahlzeiten täglich auf präprandiale Werte beschränkt<br />
werden konnten. Die Therapie führte mit einer monophasischen Basalrate<br />
von 0,025 – 0,05 IE pro Stunde sowie Bolusgaben von 0,05 IE/KE zu<br />
einem Abfall des HbA1c von 9,4% auf 7,6%. Schlussfolgerung: Eine<br />
Insulinpumpentherapie ist bei Patienten mit einem Gewicht unter<br />
3000 g durchführbar und auch die Platzierung der Pumpenkatheter ist<br />
mit dem Silhouette Katheter trotz des geringen subkutanen Fettgehaltes<br />
dystropher Kinder problemlos möglich. Durch diesen Applikationsweg<br />
kann eine deutliche Verbesserung der Blutzuckereinstellung erreicht,<br />
und die Zahl der BZ-Messungen verringert werden. Daraus resultiert<br />
für den Patienten eine deutliche Stress- und Schmerzreduktion. Ob sich<br />
hierdurch Folgeschäden verringern lassen, muss in Langzeitstudien geklärt<br />
werden.<br />
P219<br />
L-Thyroxin bei euthyreoter<br />
Autoimmunthyreoiditis und Typ 1 Diabetes: eine<br />
randomisierte, kontrollierte multizentrische<br />
Studie<br />
Karges B 1 , Muche R 2 , Knerr I 3 , Ertelt W 4 , Wiesel T 5 , Hub R 6 ,<br />
Neu A 6 , Klinghammer A 7 , Aufschild J 1 ,RappA 1 , Schirbel A 8 ,<br />
Boehm BO 9 , Debatin KM 1 , Heinze E 1 , Karges W 10<br />
1 Universitäsklinik für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Endokrinologie und Diabetes, Ulm, Germany, 2 Universität<br />
Ulm, Biometrie, Ulm, Germany, 3 Universitätsklinik für<br />
Kinder und Jugendliche, Erlangen, Germany, 4 Kinderklinik<br />
Heidenheim, Heidenheim, Germany, 5 Vestische Kinderklinik,<br />
Datteln, Germany, 6 Universitätsklinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin, Tübingen, Germany, 7 Kinderklinik Chemnitz,<br />
Chemnitz, Germany, 8 Universität Würzburg,<br />
Nuklearmedizin, Würzburg, Germany, 9 Klinik für Innere<br />
Medizin 1, Sektion Endokrinologie, Ulm, Germany, 10 RWTH<br />
Aachen, Sektion Endokrinologie und Diabetes, Aachen,<br />
Germany<br />
Patienten mit Typ 1 Diabetes (T1D) haben ein erhöhtes Risiko, an einer<br />
Autoimmunthyreoiditis (AIT) zu erkranken. Zur Prüfung der Hypothese,<br />
ob L-Thyroxin (L-T4) die klinische Manifestation der AIT in euthyreoten<br />
Patienten mit T1D verhindern kann, wurde eine prospektive, randomisierte,<br />
kontrollierte klinische Studie durchgeführt. Von 611 unselektionierten<br />
Patienten mit T1D wurden durch Antikörperscreening 89 Individuen<br />
(14,5%) mit Antikörpern gegen thyreoidale Peroxidase (TPO)<br />
und/oder Thyreoglobulin (Tg) identifiziert. 30 Patienten (Alter 13,3 € 2,1<br />
Jahre, A1C 6,6 € 0,9%, 60% weiblich) erfüllten die Einschlusskriterien und<br />
wurden für eine Behandlung mit L-T4 (n = 16 Patienten) oder keine L-T4<br />
Therapie (n = 14 Patienten) randomisiert. L-T4 wurde über 24 Monate<br />
nicht-suppressiv und dosisadaptiert gegeben, mit einer Nachbeobachtung<br />
(„wash-out“) von 6 Monaten. Nach Therapie mit L-T4 (1,3 mg/kg/d)<br />
zeigte sich eine Abnahme des Schilddrüsenvolumens (-0,60 standard<br />
deviation score, SDS) gegenüber einer Zunahme in der Beobachtungsgruppe<br />
(+1,11 SDS, p = 0,0218, Monat 24). Serum TSH, fT4 und T3 waren<br />
in beiden Gruppen nicht unterschiedlich. TPO und Tg Antikörperspiegel<br />
zeigten im Beobachtungszeitraum in beiden Gruppen keine signifikanten<br />
¾nderungen. Eine Hypothyreose entwickelte sich in drei Patienten<br />
der L-T4 Gruppe und in vier Patienten der Kontrollgruppe. L-T4 hatte<br />
keinen Einfluss auf Insulinbedarf und metabolische Parameter. Diese<br />
Studie zeigt, dass die Therapie mit L-T4 bei euthyreoten Patienten mit<br />
AIT und T1D mit einer Abnahme des Schilddrüsenvolumens assoziiert<br />
ist, aber keinen Effekt auf Schilddrüsenfunktion und Autoantikörper aufweist.<br />
P220<br />
Insulinpumpentherapie (CSII) im Vergleich zur<br />
intensivierten konventionellen Therapie (ICT) bei<br />
Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes: Langzeitverlauf<br />
von metabolischer Kontrolle, Zufriedenheit mit<br />
Therapie und psychosozialer Anpassung<br />
von Hagen C 1 , Bechtold S 1 , Fuchs O 1 , Bonfig W 1 , Wex S 1 ,<br />
Schwarz HP 1<br />
1 Universitäts-Kinderklinik, Endokrinologie und<br />
Diabetologie, München, Germany<br />
Fragestellung: Es herrscht Übereinstimmung darüber, dass eine gute<br />
Diabeteseinstellung auch bei Kindern und Jugendlichen wichtig ist. Es<br />
bleibt jedoch unklar, ob dieses Ziel eher mit einer Insulinpumpe (CSII)<br />
oder mit einer intensivierten konventionellen Therapie (ICT) zu errei-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
chen ist. Zu diesem Zwecke verglichen wir eine Gruppe Jugendlicher mit<br />
Typ 1 Diabetes (T1DM), die schon 5 Jahre eine CSII hatten mit einer<br />
vergleichbaren Gruppe unter ICT. Methodik: 38 Patienten mit T1DM<br />
wurden seit Erstmanifestation in unserer Klinik betreut und intensiviert<br />
behandelt. 20 Patienten (11 m, 9w) wurden im Alter von 13,2 (1,8) Jahren<br />
von ICT auf CSII umgestellt; 18 Patienten (10 m, 8w) fuhren mit ICT<br />
weiter. Alter bei Erstmanifestation war bei beiden Gruppen vergleichbar<br />
mit 7,6 (3,9) vs. 8,4 (3,5) Jahren. HbA1c, Insulindosis, BMI wurde bei<br />
beiden Gruppen zum Zeitpunkt -12, -6, 0 (Umstellung auf CSII), +6, +12,<br />
+24 Monate und nach 5 Jahren im Alter von 18,2 (2,5) und 17,6 (1,8)<br />
Jahren gemessen. Bei der letzten Untersuchung füllten die Patienten den<br />
Insulin Delivery System Rating Questionnaire mit 7 Subskalen (Peyrot&Rubin,<br />
2005), einen Diabetes-Wissenstest mit 11 Multi-Item Subskalen<br />
und 3 Fünfpunkte Likert Skalen aus. Ergebnisse: Zum Zeitpunkt<br />
der Umstellung von ICT auf CSII betrug das HbA1c bei den 20 Patienten<br />
7,1 (0,8)%, die Insulindosis 0,96 (0,24) E/kg pro Tag, BMI-SDS 0,95 (0,68).<br />
Bei den 18 Patienten, die mit ICT fortfuhren, war HbA1c im gleichen<br />
Alter mit 8,2 (2,2)% signifikant höher, die Insulindosis mit 0,87 (0,28)<br />
E/kg pro Tag vergleichbar und das Gewicht mit einem BMI-SDS 0,31<br />
(1,07) niedriger. Bei beiden Gruppen nahm HbA1c im Laufe der Zeit zu<br />
und stabilisierte sich, BMI-SDS blieb unverändert bei den Patienten unter<br />
CSII und stieg bei Patienten unter ICT an. Bei der letzten Untersuchung<br />
(CSII vs. ICT) war HbA1c 7,8 (1,1)% vs. 8,2 (1,3)%, Insulindosis<br />
0,82 (0,17) vs. 0,85 (0,21) E/kg pro Tag, BMI-SDS 1,03 (0,96) vs. 0,74<br />
(0,79). Bezüglich Behandlung gab es zwischen den 2 Gruppen signifkante<br />
Unterschiede bezüglich „overall preference“ (p unter 0,02) und psychologischem<br />
Wohlergehen (p unter 0,05) zugunsten der CSII. Die Patienten<br />
mit CSII hatten in allen Subskalen des Diabetes Wissenstests<br />
bessere Werte und berichteten über größere Flexibilität beim Essen,<br />
bei Schlafzeiten und beim Sport. Schlussfolgerung: Bei den 2 Gruppen<br />
von intensiv behandelten T1DM Patienten gab es im Alter von 18 Jahren<br />
keine Unterschiede bezüglich HbA1c, Insulindosis und BMI-SDS, nachdem<br />
1 Gruppe während 5 Jahren eine Behandlung mit CSII durchgeführt<br />
hatte. Es gab jedoch signifikante Unterschiede bezüglich Lebensqualität<br />
und Wissen über Diabetes mit besserem Abschneiden der Gruppe mit<br />
CSII. Für einige T1DM Patienten unter CSII könnten psychologische Vorteile<br />
entstehen, die sich langfristig positiv auf die allgemeine Lebensführung<br />
auswirken und die höheren Kosten der CSII gegenüber der ICT<br />
aufwiegen.<br />
P221<br />
Erhöhte Adiponektinkonzentrationen im Serum<br />
bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1<br />
Galler A 1 , Gelbrich G 2 , Kratzsch J 3 , Noack N 1 , Kapellen T 1 ,<br />
Körner A 1 , Kiess W 1<br />
1 Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und<br />
Jugendliche, Leipzig, Germany, 2 Koordinationszentrum für<br />
Klinische Studien (KKSL), Leipzig, Germany,<br />
3 Laboratoriumsmedizin, Leipzig, Germany<br />
Fragestellung: Adiponektin spielt eine bedeutende Rolle in der Pathophysiologie<br />
von Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 und koronarer Herzkrankheit.<br />
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Hauptursache für<br />
Morbidität und Mortalität beim Diabetes mellitus Typ 1. Ziel der Longitudinalstudie<br />
war es, die Adiponektinspiegel bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Diabetes mellitus Typ 1 zu bestimmen und Assoziationen<br />
zwischen Adiponektin und Alter, Geschlecht, BMI und St<strong>of</strong>fwechselkontrolle<br />
zu untersuchen. Methodik: In die Studie wurden 88 Kinder und<br />
Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 eingeschlossen. Zu Beginn und<br />
im Verlauf der Studie wurden die Adiponektinkonzentrationen im Serum<br />
mithilfe eines enzyme-linked-immunoassay (ELISA) bestimmt und<br />
mit klinischen Parametern, HbA1c und Lipiden korreliert. Gesunde Kinder<br />
(n = 259) wurden als Kontrollgruppe ausgewählt. Ergebnisse: Die<br />
Adiponektinspiegel waren bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 1 signifikant<br />
höher als bei gesunden Kindern (13,1 vs. 9,1 mg/ml, p < 0,001).<br />
Die Adiponektinkonzentrationen korrelierten invers mit dem BMI SDS<br />
(p < 0,001). Kein signifikanter Unterschied fand sich bezüglich Geschlecht,<br />
Diabetesdauer oder HbA1c. Die Adiponektinspiegel sanken<br />
bei Jungen mit Diabetes mellitus Typ 1 während der Pubertät (p = 0,03),<br />
bei Mädchen war kein Abfall während der Pubertät erkennbar. In der<br />
Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit neu diagnostiziertem Diabetes<br />
mellitus Typ 1 waren die Adiponektinspiegel vergleichbar mit<br />
den Spiegeln bei gesunden Kinder, während des weiteren Verlaufs war<br />
jedoch bei den Kindern mit neu diagnostiziertem Diabetes mellitus Typ<br />
1 ein Anstieg der Adiponektinspiegel zu finden (p = 0,007). Die Adiponektinkonzentrationen<br />
korrelierten mit Gesamtcholesterol und Highdensity-cholesterol<br />
(HDL) bei Mädchen mit Diabetes mellitus Typ 1 in<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S71
S72 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
der Pubertät (r = 0,39, p = 0,03 und r = 0,46, p = 0,01). Die schrittweise<br />
Regressionsanalyse zeigte, dass die wichtigsten Prädiktoren der Adopinektinkonzentration<br />
am Ende der Studie der Adiponektinspiegel zu Beginn<br />
(ß= 0,574, p < 0,001) und der BMI SDS (ß=-0,302, p = 0,001, r 2 = 0,56)<br />
waren. Schlussfolgerung: Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus<br />
Typ 1 haben höhere Adiponektinspiegel im Serum als gesunde Kinder.<br />
Die Ergebnisse weisen auf eine unterschiedliche Regulation des Serumadiponektins<br />
beim Diabetes mellitus Typ 1 im Vergleich zum Diabetes<br />
mellitus Typ 2 hin.<br />
P222<br />
C-Peptid führt zu einer Steigerung des<br />
Glukosemetabolismus sowohl bei Patienten mit<br />
einem Typ 1 Diabetes als auch bei gesunden<br />
Kontrollen<br />
Wilhelm B 1 , Weber MM 2 , Ekberg K 3 , Ries C 1 , Kugler M 1 ,<br />
Pfützner A 1 , Kann PH 4 , Wahren J 3 , Forst T 1<br />
1<br />
Institut für klinische Forschung und Entwicklung, Mainz,<br />
Germany, 2 Universitätsklinik Mainz, Endokrinologie, Mainz,<br />
Germany, 3 Creative Peptides, Stockholm, Sweden,<br />
4<br />
Universitätsklinik Marburg, Endokrinologie, Marburg,<br />
Germany<br />
In den letzten Jahren wurden verschiedene metabolische Effekte von<br />
C-Peptid beschrieben. C-Peptid führt in vitro bei Muskelpräparaten von<br />
Patienten mit Diabetes mellitus und gesunden Kontrollen zu einer Stimulation<br />
des Glukosetransportes und erhöht bei diabetischen Ratten<br />
den Glukoseverbrauch. Ziel unserer Untersuchung war es, den Effekt<br />
einer C-Peptid Infusion auf den Glukoseverbrauch während eines normoglykämischen<br />
Clamps sowohl bei Patienten mit einem Diabetes mellitus<br />
Typ 1 als auch bei gesunden Kontrollen zu untersuchen. Hierzu<br />
wurden 13 Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1 (Alter<br />
36,6 € 11,8 Jahre, Diabetesdauer 23,5 € 11,0 Jahre, HbA1c 7,3 € 0,7%) und<br />
13 gesunde Kontrollen (Alter 27,3 € 5,5 Jahre) randomisiert in sequentieller<br />
Reihenfolge an 2 unterschiedlichen Tagen einem normoglykämischen<br />
Insulin-Clamp entweder mit einer hohen Insulindosierung<br />
von 1,0 mU/kg/min oder mit einer niedrigen Insulindosierung von 0,25<br />
mU/kg/min unterzogen. Nach 2 Stunden Insulininfusion wurde eine Infusion<br />
von C-Peptid in einer fixen Dosis von 8 pmol/kg Körpergewicht/<br />
min hinzugefügt. Der Glukoseverbrauch wurde für den Zeitraum<br />
0 – 120 min (nur Insulin) und 121 – 240 min (plus C-Peptid) berechnet.<br />
Während des Clamps war der Glukoseverbrauch in beiden Insulindosisgruppen<br />
bei den Patienten mit Typ 1 Diabetes niedriger als bei gesunden<br />
Kontrollen. Der Glukoseverbrauch stieg statistisch signifikant von<br />
74,91 € 22,01 auf 99,38 € 24,24 g sowohl während der Insulininfusion in<br />
hoher Dosierung (p < 0,00005) als auch während der Insulininfusion in<br />
niedriger Dosierung von 20,74 € 9,96 auf 35,8 € 13,5 g (p < 0,00005) nach<br />
Gabe von C-Peptid bei gesunden Probanden an. Ebenso wurde bei den<br />
Patienten mit Typ 1 Diabetes eine Zunahme des Glukoseverbrauches<br />
von 51,5 € 25,6 to 74,51 € 22,93 g während der hohen Insulindosierung<br />
(p < 0,005) und von 16,31 € 13,34 to 18,8 € 16,2 g während der niedrigen<br />
Insulindosis unter Zugabe von C-Peptid beobachtet, letzteres verfehlte<br />
gerade statistische Signifikanz (p = 0,07). Der Anstieg des Glukoseverbrauches<br />
war statistisch signifikant größer bei den gesunden Kontrollen<br />
(niedrige Insulindosis p < 0,005 und hohe Insulindosis p < 0,02) als bei<br />
den Patienten mit Typ 1 Diabetes mellitus. Die Ergebnisse unserer Untersuchung<br />
zeigen eine Steigerung des Glukoseverbrauches unter einer<br />
akuten C-Peptid Infusion sowohl bei gesunden Kontrollen als auch bei<br />
Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1.<br />
P223<br />
Geringere Schmerzempfindung bei der<br />
Anwendung einer Hohlschlifflanzette gegenüber<br />
einer konventionellen Lanzette bei Kindern und<br />
Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes<br />
Kordonouri O 1 , Hartmann R 1 , Marquardt E 1 , Datz N 1 ,<br />
Lange K 2 , Danne T 1<br />
1 Kinderkrankenhaus auf der Bult, Diabeteszentrum für<br />
Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany, 2 Medizinische<br />
Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover,<br />
Germany<br />
Ziel: Randomisierte geblindete Studie zur Untersuchung des subjektiven<br />
Schmerzempfindens und der Effizienz bei der Gewinnung einer kapillären<br />
Blutprobe mithilfe einer neuen Hohlschlifflanzette (Finetouch, Fa.<br />
Terumo, Eschborn) und einer herkömmlichen Lanzette (OneTouch Ultra<br />
S<strong>of</strong>t) bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes. Methodik: Die<br />
subjektive Schmerzempfindung beim Fingerpieksen mittels Finetouch-<br />
oder herkömmlichem Lanzetten bzw. Placebogerät (ohne Lanzette) wurde<br />
bei 164 Patienten (87 Knaben, 77 Mädchen; Alter 13,3 € 3,5 Jahre;<br />
Diabetesdauer 5,1 € 4,0 Jahre) an Mittel-, Ring- und Kleinfinger in einer<br />
randomisierten Reihenfolge getestet, ohne dass die Patienten durch einen<br />
Sichtschutz den Lanzettenvorgang sehen konnten. Die Schmerzempfindung<br />
wurde mithilfe einer visuellen Analogskala (VAS) durch<br />
den Patienten bewertet (0 = kein Schmerz, 100 = sehr schmerzhaft). Die<br />
gewonnene Blutprobenmenge wurde mittels einer 5 ml Kapillare (Unterteilung<br />
in 1 ml-Schritten) gemessen. Einschlusskriterien für die Teilnahme<br />
an der Studie waren Alter 6 bis 21 Jahre und eine stabile St<strong>of</strong>fwechsellage<br />
(Blutglukose 70 – 400 mg/dl). Ergebnisse: Die kapilläre Blutentnahme<br />
war signifikant weniger schmerzhaft mit der Finetouch als der<br />
konventionellen Lanzette (VAS MW € SF: 4,0 € 0,6 vs. 13,2 € 1,5,<br />
p < 0,001). Während 7,9% der Patienten Schmerz beim Placebo-Gerät<br />
empfanden, war dies der Fall bei 46,3% der Patienten mit Finetouchund<br />
68,9% mit herkömmlichen Lanzetten (p < 0,05 jeweils). Mädchen<br />
empfanden beide Lanzetten signifikant schmerzhafter als Knaben<br />
(p < 0,05 jeweils), während Alter, Diabetesdauer, Art der Therapie oder<br />
HbA1c keinen Einfluss auf die Schmerzempfindung hatten. Mit Finetouch<br />
konnte bei 70,7% und mit herkömmlicher Lanzette bei 62,8% der<br />
Patienten eine ausreichende Blutmenge (> 1 ml) gewonnen werden<br />
(p = 0,048). Im Durchschnitt betrug die gewonnene Blutmenge<br />
1,4 € 1,1 ml mit Finetouch gegenüber 1,1 € 1,0 ml mit der Kontrolllanzette.<br />
Eine größere Blutvolumengewinnung war bei der herkömmlichen Lanzette<br />
mit einer stärkeren Schmerzempfindung korreliert (r = 0,39,<br />
p < 0,001), nicht jedoch bei der Finetouch-Lanzette (r = 0,12, p = 0,130).<br />
Schlussfolgerung: Die Anwendung der neuen Hohlschlifflanzette zur<br />
Gewinnung einer kapillären Blutprobe ist bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Diabetes bei vergleichbarer Effizienz weniger schmerzhaft als der<br />
Gebrauch einer konventionellen Lanzette. Diese Studie wurde durch eine<br />
Forschungsförderung von Terumo Europe unterstützt.<br />
P224<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Die Umstellung von einer Basis-Bolus<br />
(BB)-Therapie mit Humaninsulin auf eine<br />
BB-Therapie mit Insulindetemir und Insulinaspart<br />
verbessert bei Patienten mit Typ 1 Diabetes die<br />
Blutzuckereinstellung und vermindert die Rate<br />
hypoglykämischer Ereignisse: Ergebnisse aus<br />
PREDICTIVE<br />
Gallwitz B 1 , Ackermann R 2 , Dornhorst A 3<br />
1 Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik IV,<br />
Tübingen, Germany, 2 Novo Nordisk A/S, International<br />
Medical Affairs, Bagsvaerd, Denmark, 3 Imperial College,<br />
Department <strong>of</strong> Metabolic Medicine, London, United<br />
Kingdom<br />
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Daten zu<br />
Sicherheit und Wirksamkeit von Insulindetemir und Insulinaspart bei<br />
Patienten mit Typ 1 Diabetes zu erhalten, die zuvor mit Humaninsulin<br />
im Rahmen einer Basis-Bolus-Therapie behandelt worden waren. Methodik:<br />
PREDICTIVE ist eine internationale, <strong>of</strong>fene, prospektive Praxisbeobachtung,<br />
in der die Sicherheit und Wirksamkeit einer Therapie mit<br />
Insulindetemir bei Patienten mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes untersucht<br />
werden. In die Beobachtung wurden bislang Patienten aus über 20 Ländern<br />
eingeschlossen. Dargestellt wird eine Subgruppenanalyse von 570<br />
Patienten mit Typ 1 Diabetes (53% männlich; mittleres Alter: 40,0 Jahre;<br />
Krankheitsdauer: 16,0 Jahre und BMI: 24,9 kg/m 2 ), die von einem BB-<br />
Therapieregime mit Humaninsulin auf ein BB-Therapieregime mit Insulinanaloga<br />
(Insulindetemir/Insulinaspart) umgestellt worden waren. Ergebnisse:<br />
Drei Monate nach der Umstellung auf eine Analoginsulin-Therapie<br />
verbesserte sich die Blutzuckereinstellung mit signifikanten Senkungen<br />
des HbA1c (-0,6%€ 1,3; p < 0,001, jeweils vs. Baseline), des Nüchternblutzuckers<br />
(NBZ) (-1,8 mmol/l € 3,5; p < 0,001) und der NBZ-Variabilität<br />
(berechnet als SD des NBZ: -0,9 mmol/l € 2,0; p < 0,001). Signifikante<br />
Verminderungen der Hypoglykämien wurden ebenfalls beobachtet<br />
(Gesamthypoglykämien: von 50 auf 23 (*mittlere Anzahl hypoglykämischer<br />
Ereignisse/Patient und Jahr) (p < 0,001), schwerwiegende Hypoglykämien:<br />
von 4,4 auf 0,4* (p < 0,001) und nächtliche Hypoglykämien:<br />
von 15,2 auf 2,5* (p < 0,001). Das Körpergewicht blieb nach Umstellung<br />
von der Humaninsulin- auf die Analoginsulin-Therapie stabil. Sowohl<br />
die Gesamt- als auch die Basalinsulin-Tagesdosis blieben unverändert<br />
(Gesamtinsulindosis bei Baseline bzw. Abschluss: 0,75 bzw. 0,76 E/kg;<br />
Basalinsulindosis: 0,32 bzw. 0,33 E/kg). Diskussion: Mit Insulinanaloga<br />
wurde die Behandlung des Diabetes mellitus signifikant verbessert. Die<br />
vorliegenden PREDICTIVE Daten dokumentieren bei Patienten mit Typ<br />
1 Diabetes, die im klinischen Alltag auf eine Analoginsulin- (Insulindetemir/Insulinaspart)-Therapie<br />
umgestellt wurden, im Vergleich zur vor-
herigen Behandlung mit einem Humaninsulin-Therapieregime eine bessere<br />
Blutzuckereinstellung und ein vermindertes Hypoglykämierisiko<br />
bei fehlender Gewichtszunahme.<br />
P225<br />
Modal plots <strong>of</strong> diurnal glucose during masked<br />
and unmasked use <strong>of</strong> the FreeStyle Navigator<br />
Continuous Glucose Monitoring System Ò<br />
Bugler J 1 , Buell H 2<br />
1 Abbott Diabetes Care, Witney, United Kingdom, 2 Abbott<br />
Diabetes Care, Alameda, CA, United States <strong>of</strong> America<br />
The FreeStyle Navigator Ò Continuous Glucose Monitoring System, an<br />
investigational device, was evaluated in a multi-center study under<br />
home use conditions over 40 days <strong>of</strong> continuous sensor wear. The Free-<br />
Style Navigator system consists <strong>of</strong> a disposable subcutaneous sensor<br />
that can be worn up to 5 days, a reusable transmitter attached to the<br />
sensor, and a handheld receiver with a built-in FreeStyle blood glucose<br />
(BG) meter. Real-time data and alarms were masked for the first 20 days<br />
and were unmasked for the next 20 days. The objective <strong>of</strong> this analysis<br />
was to compare glucose patterns during masked and unmasked use <strong>of</strong><br />
FreeStyle Navigator by subject groups divided by mean glucose levels. In<br />
total, 123 insulin-requiring subjects with type 1 or type 2 diabetes (age<br />
49 € 13 years) completed the study. There were 119 subjects with at least<br />
100 hours <strong>of</strong> FreeStyle Navigator sensor data in both study phases employed<br />
in these analyses. Subjects were categorized into four groups<br />
based on their mean glucose level during the first 20 days (masked<br />
phase), A: < 135 mg/dL (16 subjects), B: 135 – 170 mg/dL (50 subjects),<br />
C: 171 – 205 mg/dL (37 subjects), and D: > 205 mg/dL (16 subjects).<br />
These groups equate to HbA1c <strong>of</strong> < 6%, 6 – 7%, 7 – 8% and > 8% respectively.<br />
Modal day graphs for the masked and the unmasked phases were<br />
constructed separately, whereby each modal pr<strong>of</strong>ile point was statistically<br />
summarized for the time interval from one half hour before to one<br />
half hour after the time point. For example, for the 10 AM modal point,<br />
continuous data from 9:30 to 10:30 AM were included. Results from<br />
these plots demonstrate that the two extreme groups based on mean<br />
glucose may have benefited the most from unmasked FreeStyle Navigator<br />
use even after a very short period <strong>of</strong> time. The highest baseline<br />
glucose group D had substantially lower average glucose values<br />
throughout the 24 hour day during the unmasked phase, with notable<br />
differences from 6PM to midnight. The lowest baseline glucose group A<br />
appears to have benefited from unmasked FreeStyle Navigator use by<br />
having a more stable overall 24 hour modal pr<strong>of</strong>ile, but at generally<br />
similar average values. Group B showed similar modal glucose pr<strong>of</strong>iles<br />
in the two study phases. For group C, the subjects appeared to have<br />
improved glycemic pr<strong>of</strong>iles throughout the day with more stable and<br />
lower average values from mid morning (10 AM) to 1 AM, and slightly<br />
higher 1 AM to 6 AM glucose values keeping, perhaps, more subjects<br />
from approaching the hypoglycemic range during sleep. These encouraging<br />
findings based on examination <strong>of</strong> the comparative modal plots with<br />
subject categorization by mean glucose level, from such a short initial<br />
study with FreeStyle Navigator, are similar to those reported for other<br />
continuous glucose monitoring systems.<br />
P226<br />
Die Anwendung von Analoginsulinen in der<br />
Pädiatrie – eine Bestandsaufnahme<br />
Wolf J 1 , Kapellen T 2 , Stachow R 3 , Ziegler R 4 , Szczepanski R 5 ,<br />
Holl RW 6 , DPV-Wiss-Initiative<br />
1 Kinderklinik Paderborn, Paderborn, Germany, 2 Universität<br />
Leipzig, Kinderklinik, Leipzig, Germany, 3 Kinderfachklinik,<br />
Westerland/Sylt, Germany, 4 päd.diabetol.<br />
Schwerpunktpraxis, Münster, Germany, 5 Kinderhospital,<br />
Osnabrück, Germany, 6 Universität Ulm, Abteilung<br />
Epidemiologie, Ulm, Germany<br />
In der Diabetologie werden Analoginsuline kontrovers diskutiert. Lebensqualität<br />
und Patientenzufriedenheit vs. Kosten und objektivierbare<br />
St<strong>of</strong>fwechselparameter werden unterschiedlich gewertet. Pädiatrische<br />
Patienten stellen ein abgegrenztes Patientenkollektiv mit speziellen Problemen<br />
dar. Die vorliegende Studie an einer großen Zahl von Patienten<br />
im Alter von 0 – 20 Jahren im deutschsprachigen Raum gibt eine Datenbasis<br />
für diese Diskussion. Fragestellung:<br />
– Wie groß ist der Anteil der Patienten, die Analoginsuline benutzen?<br />
– Wie hat sich dieser Anteil in den letzten Jahren verändert?<br />
– Gibt es Unterschiede bezüglich des HbA1c-Wertes, des BMI und der<br />
Häufigkeit von schweren Hypoglykämien bei Verwendung von Humaninsulinen<br />
vs. Analoga<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
– Wie verändern sich diese Parameter nach einer Umstellung von Humaninsulinen<br />
auf Analoginsuline<br />
Methodik: Auswertung des Datenbestandes der DPV-Initiative (Oktober<br />
2006: 32262 Patienten aus 236 Zentren in Deutschland und Österreich<br />
mit 475000 Datensätzen, Erfassungszeitraum 1995 bis 2006). Ergebnisse:<br />
Der Anteil der Patienten, die mit Analoginsulinen behandelt werden,<br />
nimmt von 1995 bis 2006 kontinuierlich zu und beträgt im Jahr 2006<br />
35,7% bei den langwirkenden und 41,4% bei den schnellwirkenden Analoga.<br />
Im Jahr 2006 verwenden 51,7% der Patienten zwischen 15 und 20<br />
Jahren langwirkende Analoga, bei den unter 5-jährigen sind es trotz<br />
fehlender Zulassung 8,8%, bei den kurzwirksamen Analoga sind es 53,9%<br />
der Jugendlichen und 43,2% der Patienten unter 5 Jahre. Der Anteil der<br />
Patienten, die nach Manifestation primär auf Analoginsuline eingestellt<br />
werden, nimmt im Beobachtungszeitraum ebenfalls deutlich zu. Beim<br />
Vergleich von Patienten mit schnellwirkendem Analoginsulin und Normalinsulin<br />
sind bei Patienten mit Analoginsulin der HbA1c (p = 0,0001)<br />
und der BMI-SDS (p = 0,0001) signifikant höher, die Rate an Hypoglykämien<br />
mit Fremdhilfe ist signifikant (p = 0,039), die Komarate tendenziell<br />
(p = 0,35) niedriger. Wenn das Jahr vor und das Jahr nach Umstellung<br />
von Normalinsulin auf schnelles Analogon verglichen wird, so steigen<br />
HbA1c und BMI signifikant an, bei der Hypoglykämieinzidenz kommt es<br />
zu einer Reduktion (p = 0,033 für Hypo mit Fremdhilfe und p = 0,060 für<br />
Koma). Nach Umstellung auf langwirkende Analoga kommt es ebenfalls<br />
zu einem signifikanten Anstieg des HbA1c und des BMI, der Abfall der<br />
Hyporate mit Fremdhilfe ist signifikant (p = 0,03), die Rate der Hypoglykämien<br />
mit Koma ist tendenziell niedriger (p = 0,076). Schlussfolgerung:<br />
Deutlich mehr als ein Drittel aller in DPV erfassten pädiatrischen<br />
Patienten wird aktuell mit Analoginsulinen behandelt. Ein Vorteil der<br />
Behandlung mit Analoga hinsichtlich des HbA1c oder BMI lässt sich in<br />
der Gesamtgruppe nicht nachweisen, die Rate schwerer Hypoglykämien<br />
nimmt tendenziell ab.<br />
P227<br />
Untersuchungen zum Übergang von<br />
Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes von der<br />
pädiatrischen in die internistisch-diabetologische<br />
Betreuung<br />
Niebank M 1 , Hartmann R 2 , Stoelzel I 1 , Deiss D 1 ,<br />
Kordonouri O 2<br />
1 Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
CharitØ CVK, Interdisziplinäres Sozialpädiatrisches Zentrum,<br />
Berlin, Germany, 2 Kinderkrankenhaus auf der Bult,<br />
Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover,<br />
Germany<br />
Ziel: Der Übergang von Jugendlichen mit Diabetes von der pädiatrischen<br />
in die internistische Betreuung wird im Allgemeinen durch fehlende<br />
Übergangsstrukturen gekennzeichnet. Ziel dieser Studie ist daher, in<br />
einem Zentrum mit engem Einzugsgebiet die Erfahrungen der Patienten<br />
und die Qualität der Weiterbetreuung zu untersuchen. Methodik: In<br />
den Jahren 1994 – 2003 haben insgesamt 174 Patienten die pädiatrische<br />
Betreuung verlassen, die für eine Nachbeobachtung kontaktiert werden<br />
konnten. Davon nahmen 90 Patienten (43 männlich, 47 weiblich) im<br />
Alter von 25,2 € 3,0 Jahren und mit einer Diabetesdauer von 15,3 € 5,6<br />
Jahren an der Studie teil und beantworteten einen standardisierten Fragebogen<br />
(5-teilige Likert-Skala) zur Bewertung des Übergangs in die<br />
internistisch-diabetologische Versorgung, zur aktuellen Therapie und<br />
Therapiezufriedenheit sowie zur jetzigen Lebensqualität. 82 dieser Patienten<br />
beteiligten sich an einer klinischen Untersuchung (HbA1c, RR,<br />
BMI). Zur Bewertung eines zeitlichen Trends wurden die Patienten in 2<br />
Altersgruppen 20 – 24 Jahre (N = 45) und 25 – 30 Jahre (N = 45) eingeteilt.<br />
Ergebnisse: Das Alter der Patienten zum Zeitpunkt des Übergangs<br />
betrug 18,8 € 1,1 Jahre. 69% bzw. 52% der Patienten bewerteten die Information<br />
bzw. das Gespräch zum Übergang als positiv, 21% empfanden<br />
den Übergang als sehr plötzlich, 18% fühlten sich „aus der Bahn geworfen“.<br />
Nach dem Wechsel in die internistische Betreuung gaben 20% der<br />
Patienten an, dass eine Therapie-¾nderung vorgenommen wurde und<br />
60%, dass Behandlungstermine jetzt seltener stattfanden. 43% der Patienten<br />
haben anschließend den Arzt einmal (13%) oder mehrmals (30%)<br />
wieder gewechselt. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung befanden sich<br />
74% der Patienten in regelmäßiger Behandlung, beim Diabetologen 70<br />
von 90 Patienten (78%). 29 Patienten (32%) haben eine Pumpentherapie,<br />
58 (64%) 4 oder mehr Injektionen/Tag und 3 (3%) weniger als 4 Injektionen/Tag.<br />
Mit der jetzigen St<strong>of</strong>fwechselqualität erklärten sich 27% der<br />
Patienten zufrieden, aber 50% sind nicht zufrieden. Bei der Nachuntersuchung<br />
lag der HbA1c mit 7,7 € 1,4% signifikant niedriger als beim<br />
Übergang (8,4 € 1,6%, p < 0,001). Die HbA1c-Verbesserung war besonders<br />
ausgeprägt in der Gruppe der 25 – 30-jährigen (-1,1%, p < 0,001)<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S73
S74 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
im Vergleich zu den Jüngeren (-0,3%, p = 0,040). Niedrigere HbA1c-Werte<br />
wurden bei denjenigen Patienten gemessen, die in regelmäßiger<br />
(p = 0,005) oder beim Diabetologen (p = 0,046) in Behandlung waren.<br />
Eine schlechte St<strong>of</strong>fwechseleinstellung korrelierte signifikant mit der<br />
Therapieunzufriedenheit bezüglich der Blutzuckerwerte (r = 0,53), -stabilität<br />
(r = 0,42) und –eigenkontrolle (r = 0,30) sowie mit ¾ngsten vor<br />
Spätkomplikationen (r = 0,49). Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten<br />
weisen darauf hin, dass sowohl bei der Vorbereitung des Übergangs<br />
von der pädiatrischen in die internistische Betreuung Verbesserungsmöglichkeiten<br />
bestehen, aber auch dem Anbindungsprozess besondere<br />
Beachtung geschenkt werden muss.<br />
Insulinsekretion, Insulinwirkung und Metabolismus 1<br />
P228<br />
[68Ga]-DOTATOC-PET-CT in non-insulinoma<br />
pancreatogenic hypoglycemia syndrome (NIPHS)<br />
Starke AAR 1 , Knapp WH 2 , Köster R 3 , Goretzki PE 4<br />
1 Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie<br />
& Diabetologie, Düsseldorf, Germany, 2 Medizinische<br />
Hochschule Hannover, Klinik für Nuklearmedizin, Hannover,<br />
Germany, 3 Lukaskrankenhaus Neuss, Institut für Radiologie<br />
& Nuklearmedizin, Neuss, Germany, 4 Insulinom & GEP-<br />
Tumor Zentrum, Lukaskrankenhaus, Chirurgische Klinik 1,<br />
Neuss, Germany<br />
Non-insulinoma pancreatogenic hypoglycemia syndrome (NIPHS) in<br />
contrast to insulinoma is characterized by postprandial hypoglycemia,<br />
a negative fasting test and negative conventional imaging. We report a<br />
patient without biochemical evidence <strong>of</strong> an insulinoma in whom we<br />
were able to visualize for the first time enhanced somatostatin receptor<br />
activity in the pancreatic head by means <strong>of</strong> [68Ga]-DOTATOC-PET-CT<br />
fusion imaging. Methods: Diagnosis <strong>of</strong> NIPHS was suspected in a 57<br />
year old male non-obese patient after a neuroglycopenic attack initially<br />
mistaken for stroke. Postprandial hypoglycemia but absence <strong>of</strong> fasting<br />
hypoglycemia was seen in a primary care hospital before referral to us.<br />
Results: During two occasions, five months apart, the patient developed<br />
reproducible postprandial hypoglycemia after 3 hours <strong>of</strong> a 75 g oral<br />
glucose load with neurosymptomatic minimal blood glucose levels<br />
(BGmin) <strong>of</strong> 25 mg/dl. During tight supervision hypoglycemia was spontaneously<br />
and adequately counterregulated. Insulin at BGmin was 3.5 –<br />
6.3 mU/l, C-peptide 2.7 – 3.6 ng/ml, and proinsulin 6 – 12 pmol/l. „Reactive“<br />
hypoglycemia could be excluded due to appropriate and timely<br />
secreted maximal insulin concentrations <strong>of</strong> only 45 – 60 mU/l, C-peptide<br />
5 – 9 ng/ml, and a maximal glycemia <strong>of</strong> 120 mg/dl. Insulinoma was excluded<br />
biochemically during a subsequent negative normal 72 h-fasting<br />
test with BGmin levels <strong>of</strong> 50 – 60 mg/dl, insulin < 2 mU/l, C-peptide<br />
< 0.5 ng/ml, proinsulin < 3 pmol/l, and positive acetonuria. Calcium injections<br />
<strong>of</strong> 0.025 mval/kg into the splenic, gastroduodenal and superior<br />
mesenteric arteries (SACI) with sampling from the right hepatic vein<br />
revealed low positive gradients <strong>of</strong> 1.5 – 1.7 for serum insulin in both<br />
arteries supplying the pancreatic head but not in the splenic artery.<br />
Imaging by means <strong>of</strong> endosonography, CT-scan and [111In]- somatostatin-receptor<br />
scintigraphy was normal. Subcutaneous injection <strong>of</strong> 50 mg<br />
somatostatin prior to a carbohydrate test meal completely abolished<br />
hypoglycemia with inhibition <strong>of</strong> serum insulin for 3 – 4 hours at the<br />
expense <strong>of</strong> postprandial hyperglycemia > 180 mg/dl. The patient was<br />
put on a trial therapy with two preprandial injections daily. Application<br />
<strong>of</strong> 160 MBq [68Ga]-DOTATOC and imaging by means <strong>of</strong> PET and CTfusion<br />
revealed significant enhancement <strong>of</strong> nuclide activity in the dorsal<br />
section <strong>of</strong> the pancreatic head as evidence <strong>of</strong> increased somatostatinreceptor<br />
expression. Conclusions: [68Ga]-DOTATOC-PET and CT-fusion<br />
imaging enabled us to visualize pancreatic abnormalities in a patient<br />
with postprandial neuroglycopenia and a positive SACI-test but biochemically<br />
excluded insulinoma.<br />
P229<br />
Empfohlene Entlassungsmedikation bei<br />
angio(-neuro)pathischem diabetischem<br />
Fußsyndrom: ambulante Umsetzung und<br />
Auswirkungen<br />
Peters B 1 , Reis M 1 , Lüdemann C 1 , Schmidt-Lucke JA 1 ,<br />
Amann B 1<br />
1<br />
Franziskuskrankenhaus Berlin, Innere Abteilung, Berlin,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Über die Qualität der Umsetzung der empfohlenen Medikation<br />
nach Entlassung in den ambulanten Bereich liegen bis jetzt bei<br />
Patienten mit Diabetes mellitus und diabetischer Makroangiopathie mit<br />
konsekutivem angio(-neuro)pathischem Fußsyndrom wenig Daten vor.<br />
Da die Mortalität des DFS Patienten enstscheidend von der Einstellung<br />
der vaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren abhängt, wurden diese Therapien retrospektiv<br />
erfasst. Methodik: Wir führten eine retrospektive Untersuchung<br />
von 100 Patienten mit Diabetes mellitus und angio(-neuro)pathischem<br />
DFS, welche sich mit einem Mindestabstand von 6 Monaten in unserem<br />
Krankenhaus zweimalig vorstellten, durch. Erhoben wurden die (nach<br />
den Richtlinien der DDG und DGA) empfohlene Medikation (Beta-Blocker,<br />
ACE-Hemmer, Statine, Diuretika, Antikoagulantien, Antidiabetika,<br />
Thrombozytenhemmer) zur Einstellung der Risik<strong>of</strong>aktoren jeweils zum<br />
Zeitpunkt der ersten Aufnahme und Entlassung, sowie zum Zeitpunkt<br />
der Wiederaufnahme und -entlassung. Zudem wurden die zu beeinflussenden<br />
Parameter (Blutdruck, HbA1c, HDL, LDL), das Gewicht und der<br />
Raucherstatus erfasst. Ergebnisse: Von 100 Patienten waren 42 Frauen<br />
und 58 Männer, mittl. Alter 73,7 (45 – 95) Jahre, alle Patienten hatten<br />
einen Typ 2 Diabetes mellitus. Zum Zeitpunkt der ersten Aufnahme<br />
erhielten 85% eine antihypertensive Medikation (39% b-Blocker, 52%<br />
ACE-Hemmer, 19% AT1-Antagonisten, 59% Diuretika), 46% ein Statin,<br />
43% Insulin/-analoga, 52% Acetylsalicylsäure. Aufnahmeblutdruck im<br />
Mittel 147 (€ 25)/79 (€ 14) mm Hg, HbA1c (Median) bei 6,5 (4,9 – 9,8)%,<br />
LDL/HDL Quotient im Mittel bei 1,71 (€ 0,68), mittl. Gewicht 77,0<br />
(€ 14,1) kg, Raucher 31,5%. Zeitpunkt der ersten Entlassung: 94% antihypertensive<br />
Medikation (59% b-Blocker, 63% ACE-Hemmer, 22%<br />
AT1-Antagonisten, 69% Diuretika), 63% Statin, 44% Insulin/-analoga,<br />
65% Acetylsalicylsäure, Blutdruck 130 (€ 18,1)/71 (€ 8,9). Zweite Aufnahme:<br />
85% Antihypertensiva (54% b-Blocker, 54% ACE-Hemmer, 22%<br />
AT1-Antagonisten, 67% Diuretika), 61% Statin, 54% Insulin/-analoga,<br />
65% Acetylsalicylsäure. Blutdruck 144 (€ 24,5)/76 (€ 11,9), HbA1c 6,6%<br />
(5,0 – 19,6), LDL/HDL 1,16 (€ 0,67), Gewicht 78,3 (€ 15,7), Raucher 25,3%.<br />
Der Anteil an oralen Antidiabetika lag jeweils bei 52%. Schlussfolgerung:<br />
Einer vom Krankenhaus empfohlenen Medikation zur Reduktion<br />
der Risik<strong>of</strong>aktoren bei angiopathischem DFS wird ambulant nur zum<br />
Teil entsprochen. Insbesondere kam es bis zum Zeitpunkt der zweiten<br />
Aufnahme zu einem Rückgang der antihypertensiven Medikation auf<br />
den Ausgangswert von 85% (1. Entlassung 94%) mit einem entsprechendem<br />
Anstieg des Blutdruckes auf nahezu Ausgangsniveau. Statine wurden<br />
fast vollständig beibehalten, verbunden mit einer Absenkung des<br />
LDL/HDL-Quotienten. Bei unverändertem Anteil von oralen Antidiabetika<br />
kam es zu einer Zunahme der Insulintherapie, begleitet von einer<br />
Gewichtszunahme. Der HbA1c-Wert war auf noch gutem Niveau konstant.<br />
Erstaunlich der ambulant hohe Anteil von AT1-Antagonisten trotz<br />
fehlender Vorteile gg. ACE-Hemmern.<br />
P230<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Kontinuierliche subkutane Glukosemessung bei<br />
gesunden Probanden nach standardisierten<br />
Mahlzeiten und unter Alltagsbedingungen<br />
Baumstark A 1 , Freckmann G 1 , Hagenlocher S 1 , Jendrike N 1 ,<br />
Gillen R 1 , Haug C 1 , Glucose Monitoring Study Group<br />
1 Institut für Diabetes-Technologie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: In den letzten Jahren wurden viele Studien mit kontinuierlicher<br />
Gewebezuckermessung bei Diabetikern vorgestellt. Gewebezuckerdaten<br />
von gesunden Probanden sind bisher jedoch nur vereinzelt<br />
untersucht worden. Ziel dieser Studie war die Gewinnung von Gewebezuckerkurven<br />
bei gesunden Probanden unter Alltagsbedingungen und<br />
nach standardisierten Mahlzeiten. Die gewonnenen Daten sollen für<br />
die Entwicklung von Zielkurven für die algorithmusgesteuerte Insulininfusion<br />
verwandt werden. Methodik: In die Studie wurden 24 gesunde<br />
Probanden (12 m, 12 w, Alter 27,1 € 3,6 Jahre [MW € SD], BMI<br />
22,6 € 1,7 kg/m2, HbA1c 5,0 € 0,2%) nach einem oralen Glukose-Toleranztest<br />
zum Ausschluss eines Diabetes mellitus oder einer gestörten Glucosetoleranz<br />
eingeschlossen. Jedem Probanden wurden 2 kontinuierliche<br />
Mikrodialyse-Gewebezuckermessgeräte angelegt (SCGM 1 – Roche Diagnostics).<br />
In der ca. 98-stündigen Messphase wurden 16 kapilläre Blutzuckermessungen<br />
pro Tag durchgeführt. Während der ersten beiden<br />
Versuchstage hielten sich die Probanden unter stationären Bedingungen<br />
im Institut auf und erhielten zum Frühstück und Mittagessen standardisierte<br />
Mahlzeiten. Während der beiden folgenden Versuchstage gingen<br />
die Probanden ihrer Alltagstätigkeit nach. Die Zeitpunkte der Mahlzeiten<br />
waren an allen Studientagen gleich (7:30, 12:30 und 18:00 Uhr).<br />
Die kontinuierlichen Messgeräte wurden über alle gemessenen Blutzuckerwerte<br />
kalibriert. Die beiden Gewebezuckerkurven pro Proband<br />
wurden mithilfe einer speziell entwickelten Prozedur, welche unter Einbeziehung<br />
der kapillären Blutzuckermessungen Gewichtungsfaktoren<br />
für die einzelnen Kurven ermittelt, zu einer Gesamtkurve zusammengesetzt.<br />
Bei 23 Probanden ließen sich die Kurven nach den standardisier-
ten Mahlzeiten und bei 21 Probanden auch die Alltagskurven auswerten.<br />
Ergebnisse: Unter stationären Bedingungen im Institut fanden sich nach<br />
der Einnahme standardisierter Mahlzeiten sowie großer Abendmahlzeiten<br />
postprandiale Maxima zwischen 99,2 € 10,5 und 150,7 € 25,6 mg/dl.<br />
Unter Alltagsbedingungen lag die mittlere Glukosekonzentration (Mittelwert<br />
über 24 h) bei 89,3 € 6,2 mg/dl (n = 21), tagsüber 93,7 € 7,0,<br />
nachts 81,8 € 6,3 mg/dl. Der minimale Glucosewert war 59 mg/dl, der<br />
maximale 168 mg/dl. Der höchste mittlere postprandiale Peak fand sich<br />
nach dem Frühstück mit 132,3 € 16,7 mg/dl, die Maxima nach dem Mittagessen<br />
und Abendessen lagen bei 118,2 € 13,4 mg/dl und<br />
123,0 € 16,9 mg/dl. Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt die Glukosepr<strong>of</strong>ile<br />
von gesunden Probanden. Auch bei Gesunden ergeben sich je<br />
nach Mahlzeitenzusammensetzung deutlich unterschiedliche Kurvenverläufe<br />
mit differierenden postprandialen Maxima. Die kontinuierliche<br />
Glukosemessung erscheint somit geeignet, verschiedene Diätregime zu<br />
überprüfen. Die gewonnenen Glucosekurven können zur Entwicklung<br />
von Zielkurven für die mittels kontinuierlicher Gewebeglukosemessung<br />
überwachte Diabetes-Therapie verwandt werden.<br />
P231<br />
Fibrose-Induktion durch intraportal<br />
transplantierte humane Inseln im<br />
Nacktmaus-Modell<br />
Jahr H 1 , Fast S 1 , Hussmann B 1 , Winter D 1 , Bretzel RG 1 ,<br />
Brendel MD 1<br />
1<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universität Gießen,<br />
Gießen, Germany<br />
Fragestellung: Ein Hauptproblem der klinischen Inseltransplantation ist<br />
das Langzeit-Versagen der intraportal injizierten Inseln auch in den Fällen,<br />
bei denen initial eine gute Transplantatfunktion erreicht wurde. Als<br />
Ursache wird eine mit den vorhandenen Immunsuppressiva nicht beherrschbare<br />
allogene oder diabetes-spezifische T-Zell-Immunrejektion<br />
gesehen. Um festzustellen, wieweit auch nicht-immunologische Faktoren<br />
das Langzeitversagen der Inseln erklären können, transplantierten<br />
wir isolierte humane Inseln intraportal in Nackt-Mäuse, bei denen genetisch<br />
bedingt eine T-Zell-Immunrejektion von vornherein auszuschließen<br />
ist. Methodik: Langerhanssche Inseln wurden aus den Pankreata<br />
von Multiorgan-Spendern und von Ratten durch Kollagenase-Andauung<br />
gewonnen. Die Inseln wurden dann entweder unter die Nierenkapsel<br />
oder intraportal in STZ-diabetische Nude-Mäuse gespritzt und im Verlauf<br />
die Blutglukose sowie die Immunhistologie der Inseln aus Niere<br />
bzw. Leber untersucht. Ergebnisse: Ratten-Inseln normalisierten zuverlässig<br />
die Blutglukosewerte, unabhängig davon, ob sie unter die Nierenkapsel<br />
oder in die Leber injiziert wurden. Humane Inseln führten ebenfalls<br />
zu einer anhaltenden Blutglukosenormalisierung nach Transplantation<br />
unter die Nierenkapsel. Bei intraportaler Transplantation kam es<br />
jedoch ausnahmslos zum Transplantatversagen innerhalb von 20 Tagen<br />
auch dann, wenn vorher eine Blutglukosenormalisierung erreicht worden<br />
war. Immunhistologische Untersuchungen zeigten eine massive Abkapselung<br />
der Inseln durch „smooth muscle actin“-positive Fibroblasten,<br />
während eine solche Reaktion weder bei intraportal transplantierten<br />
Ratteninseln noch bei unter die Nierenkapsel transplantierten humanen<br />
oder Ratteninseln zu finden war. Schlussfolgerungen: Die intraportale<br />
Tx humaner Inseln führt zu einer nicht-immunologisch bedingten Abkapselungsreaktion,<br />
die bei den bisher eingesetzten Modellen (Transplantation<br />
humaner Inseln unter die Nierenkapsel, Transplantation von<br />
Nagerinseln intraportal oder unter die Nierenkapsel) nicht zu beobachten<br />
ist. Für bessere Langzeit-Ergebnisse der klinischen Inseltransplantation<br />
erscheint es daher erforderlich, entweder den (intraportalen) Transplantationsort<br />
zu wechseln, oder effektive Anti-Fibrose-Strategien zu<br />
entwickeln.<br />
P232<br />
Insulin Detemir erzeugt bei einer Hypoglykämie<br />
gegenüber Normalinsulin eine gleiche<br />
gegenregulatorische Hormonantwort aber<br />
verstärkte Hypoglykämiesymptome<br />
Tschritter O 1 , Schäfer S 1 , Klett J 1 , Bury A 1 , Hennige A 1 ,<br />
Häring HU 1 , Fritsche A 1<br />
1<br />
Medizinische Universitätsklinik Tübingen, IV, Tübingen,<br />
Germany<br />
Das langwirksame Insulin Detemir unterscheidet sich in seiner Struktur<br />
und in seinen physikalisch-chemischen Eigenschaften von Humaninsulin.<br />
Das Ziel dieser Studie war es festzustellen, ob diese Unterschiede zu<br />
unterschiedlicher Hormon- und Symptomantwort bei Hypoglykämien<br />
führt. Methoden: 12 (6w/6 m, Alter 32 € 6 Jahre (MW € SD), BMI<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
24,2 € 2,5 kg/m 2 ) gesunde Probanden unterzogen sich einem 200 min<br />
stufenweisen hypoglykämischen Clamp (45 min Stufen von 80 (4,4), 67<br />
(3,7), 54 (3,0) und 41 (2,3) mg/dl (mmol/l)) entweder mit Insulin Detemir<br />
oder mit Actrapid in randomisierter Abfolge. Detemir (Actrapid)<br />
wurde mit einer Rate von 5 (2) mU/kg/min infundiert. Zu Beginn und<br />
am Ende jeder Stufe wurde eine Blutprobe zur Bestimmung gegenregulatorischer<br />
Hormone entnommen und ein semi-quantitativer Symptomfragebogen<br />
(20 echte und 9 Scheinsymptome) ausgefüllt. Ein Stroop-Test<br />
und eine Reaktionszeitentest wurde während jeder Stufe durchgeführt.<br />
Ergebnisse: Obwohl unter den gewählten Dosierungen die Detemirinfusion<br />
zu ~35fach höheren peripheren Insulinspiegeln führte, waren<br />
Blutzuckerspiegel und Glukoseinfusionsraten (GIR) unter Infusion mit<br />
beiden Insulinen gleich. Es ergaben sich auch keine Unterschiede zwischen<br />
Detemir und Actrapid in Glukagon-, Adrenalin-, Noradrenalin-,<br />
Cortisol- und Wachstumshormonspiegeln während der Hypoglykämie<br />
(MANOVA für wiederholte Messungen). Ebenso ergaben sich keine Unterschiede<br />
in den kognitiven Tests. Die Hypoglykämiesymptome waren<br />
jedoch stärker während einer Hypoglykämie mit Detemir als mit Actrapid<br />
während der 54 und 41 mg/dl-Stufe (p = 0,048). Speziell das Symptom<br />
Schwitzen war stärker ausgeprägt mit Detemir als mit Actrapid<br />
(p = 0,02), und zeigte einen früheren und stärkeren Anstieg mit Detemir<br />
(Interaktion Insulin x Zeit: p = 0,04). Schlussfolgerung: Während einer<br />
Hypoglykämie mit Insulin Detemir ergibt sich eine vergleichbare hormonelle<br />
Gegenregulation und kognitive Funktion wie mit Humaninsulin.<br />
Die Symptomwahrnehmung, speziell des Symptoms „Schwitzen“, ist<br />
mit Detemir während einer Hypoglykämie stärker. Typ 1 Diabetespatienten<br />
mit einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung könnten durch<br />
die vermehrte Wahrnehmung von Schwitzen während einer Hypoglykämie<br />
pr<strong>of</strong>itieren.<br />
P233<br />
Einsatz von Multikanal-Nahinfrarot-<br />
Spektroskopie und multivariater statistischer<br />
Auswertemethoden in der nicht-invasiven<br />
Glucosediagnostik<br />
Mistele I 1 , Lammert A 2 , Selhorst J 2 , Voigt B 3 , Hammes HP 2 ,<br />
Backhaus J 1<br />
1<br />
Hochschule Mannheim, Institut für Instrumentelle Analytik<br />
und Bioanalytik, Mannheim, Germany, 2 Klinikum<br />
Mannheim, V. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany,<br />
3<br />
Hochschule Mannheim, Institut für Analogtechnik und<br />
Sensorik, Mannheim, Germany<br />
Fragestellung: Häufiges Messen des Blutzuckers wird von vielen Diabetikern<br />
als unangenehm empfunden und daher bisweilen unregelmäßig<br />
durchgeführt. Eine nicht-invasive und schmerzfreie Methode<br />
zur Bestimmung der Glucosekonzentration im Blut könnte dazu beitragen,<br />
dass Patienten ihren Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren und<br />
damit ihr Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko senken. Ziel unserer Entwicklung<br />
war eine Methode zur nicht-invasiven Messung des Blutzuckers<br />
von Patienten mit Diabetes mellitus unter Einsatz eines miniaturisierten,<br />
robusten und kostengünstigen Dioden-Array Nahinfrarot-<br />
Spektrometers sowie unter Anwendung von multivariaten Analysemethoden.<br />
Das zu entwickelnde Kalibrationsmodell sollte unter Einbeziehung<br />
aller interindividuellen Unterschiede eines großen Patientenkollektivs<br />
und natürlich auftretender Störfaktoren durch Einsatz multivariater<br />
Algorithmen realisiert werden. Methodik: Hierzu wurden 1386<br />
Messungen des Nahinfrarot-Spektrums an Lippen von 448 Personen<br />
durchgeführt. Zeitgleich wurde ihr aktueller Blutzuckerwert bestimmt<br />
und die erhobenen Daten anschließend mit verschiedenen multivariaten<br />
Methoden ausgewertet. Ergebnisse: Die Auswertung der Daten mittels<br />
Partial Least Squares Algorithmus ergab keine Kalibrationsmodelle mit<br />
statistisch relevanter Korrelation für Datensätze von Messungen über<br />
mehrere Monate. Da Schwankungen in der Lippentemperatur einen<br />
der größten Störfaktoren darstellten, wurden temperaturkonstante Kalibrationsmodelle<br />
für die am häufigsten auftretenden Lippentemperaturen<br />
erstellt. Diese waren deutlich besser als andere Kalibrationsmodelle<br />
aus Daten längerer Zeiträume und brauchen den Vergleich mit Resultaten<br />
in der Literatur nicht zu scheuen. Der Versuch, Glucosekonzentrationen<br />
unbekannter Spektren zu prognostizieren, lieferte jedoch nur bei<br />
einem Kalibrationsmodell annähernd zufrieden stellende Ergebnisse.<br />
Durch die Anwendung Künstlicher Neuronaler Netze auf die gewonnenen<br />
Spektren konnte eine gute Klassifizierung nach Lippentemperaturen<br />
erzielt werden. Schlussfolgerung: Durch neue Entwicklungen und Ansätze<br />
wie die Messung mit einem Dioden-Array Spektrometer, einer<br />
Ulbricht-Kugel oder einer Quaderblocksonde wurde versucht, typischen<br />
Störungen technisch zu begegnen. Durch die hohe Probandenzahl wurde<br />
versucht, den Anforderungen an einen Kalibrationsdatensatz in der mul-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S75
S76 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
tivariaten Statistik gerecht zu werden. Die Kopplung eines Neuronalen<br />
Netzes zur Vorklassifizierung der Lippentemperatur und anschließender<br />
Prognose der Glucosekonzentration mittels temperaturspezifischem<br />
Partial Least Squares Modell erscheint aufgrund der Ergebnisse Erfolg<br />
versprechend. Dennoch muss gefolgert werden, dass mit dem gewählten<br />
Ansatz und den vorhandenen Daten die Erstellung einer anwendbaren<br />
Methode zur Vorhersage von Glucosewerten aus unbekannten Spektren<br />
noch nicht möglich ist.<br />
P234<br />
Semi-closed–loop Algorithmus kontrollierte<br />
Therapie unter standardisierter<br />
Fahrrad-Ergometer-Belastung<br />
Freckmann G 1 , Galley P 2 , Wagner R 2 , Gerber M 2 ,<br />
Thukral A 2 , Haug C 1<br />
1 Institut für Diabetes-Technologie, Ulm, Germany, 2 Roche<br />
Diagnostics Corporation, Indianapolis, United States <strong>of</strong><br />
America<br />
Fragestellung: In dieser Studie wurde ein semi-closed-loop Algorithmus<br />
unter Ergometer-Belastung getestet. Der Algorithmus ist in der Lage<br />
die Insulintherapie von Typ 1 Diabetikern bei Eingabe von Mahlzeiten<br />
und anderen Ereignissen wie z.B. Sport zu regeln. Bei körperlicher Belastung<br />
kann er die Basalrate herunterregulieren und zusätzliche Kohlenhydratportionen<br />
empfehlen. Methodik: 6 Typ 1 Diabetiker, HbA1c<br />
6,3% (Mittelwert) [5,2 – 8,6] [Range], Alter 35 [30 – 45] Jahre, Diabetesdauer<br />
19,3 [13 – 27] Jahre, BMI 22,7 [18,5 – 29] kg/m 2 , wurden in diese<br />
Studie eingeschlossen. Sie hatten bereits an einer Vorstudie zur Ermittlung<br />
ihrer Therapiedaten bei sportlicher Aktivität teilgenommen. Die<br />
Daten aus der Vorstudie wurden benutzt, um den Algorithmus auf die<br />
individuellen Patientenparameter einzustellen. Die Studienteilnehmer<br />
trainierten während der Studie für 30 Min. auf einem Fahrradergometer<br />
mit 75% ihrer maximalen Herzfrequenz. 2 Stunden vor Beginn der sportlichen<br />
Aktivität wurde der Algorithmus hierüber informiert und konnte<br />
die Basalinsulinapplikation bereits vor der sportlichen Tätigkeit reduzieren.<br />
Weiterhin wurden bei Bedarf zusätzliche Kohlenhydratmengen vom<br />
Algorithmus empfohlen, um den prognostizierten Blutzuckerabfall im<br />
Zielbereich zu halten. Ergebnisse: Bei allen 6 Probanden wurde die<br />
Insulinmenge vor Beginn des Sports reduziert und bei 3 von 6 Probanden<br />
wurden schnell wirkende Kohlenhydrate empfohlen. Die mittlere<br />
Blutzuckersenkung betrug 18 € 30 mg/dl (n = 6) verglichen zu<br />
55 € 19 mg/dl im Vorversuch. Der maximale Abfall betrug 60 mg/dl, bei<br />
einem Probanden war ein Anstieg von 30 mg/dl zu beobachten. Schlussfolgerungen:<br />
Diese Ergebnisse zeigen, dass ein semi-closed-loop Algorithmus<br />
in der Lage ist, bei Kenntnis einer sportlichen Aktivität Insulin<br />
zu reduzieren und eine adäquate Menge schnellwirkender Kohlenhydrate<br />
zu empfehlen. Hiermit kann der erwartete Blutzuckerabfall vermieden<br />
werden. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um eine Anpassung<br />
an unterschiedliche sportliche Aktivitäten zu ermöglichen.<br />
P235<br />
Untersuchungen von Grundlagen für ein<br />
spezifisches Messsystem zur nichtinvasiven<br />
Glucosemessung basierend auf Mittel Infrarot<br />
Spektroskopie (MIR) und Photoakustischer<br />
Detektion (PA)<br />
von Lilienfeld-Toal H 1 , Xhelaj A 2 , Mäntele W 3<br />
1 Kreiskrankenhaus Gelnhausen, Medizinische Klinik,<br />
Gelnhausen, Germany, 2 EltØ Sensoric GmbH, Gelnhausen,<br />
Germany, 3 Universität Frankfurt/Main, Institut für<br />
Biophysik, Frankfurt/Main, Germany<br />
Einleitung: Nichtinvasive Glucosemessung ist ein ungelöstes Problem.<br />
Zahllose Ansätze scheiterten einerseits an einer unzureichenden Analyse<br />
der physikalischen Grundlagen der Messung, andererseits daran, dass<br />
komplexe mathematische Daten-Aufbereitung das Fehlen eines wirklichen<br />
und spezifischen Signals verwischen. Hinzu kommt, dass im Verlauf<br />
des häufig verwendeten oGTT unspezifische physiologische Phänome<br />
auftreten. Ihre Auswirkungen lassen sich je nach Messprinzip möglicherweise<br />
als Glucose fehlinterpretieren. Wir entwickeln eine Messvorrichtung,<br />
die diese Probleme der Spezifität vermeidet. Methode:<br />
Auf der physikalische Grundlage der spezifischen MIR Spektroskopie<br />
wird eine Analyse der Glucose in der Epidermis durchgeführt, für die<br />
eine strenge Korrelation zum Blutzucker (Bz) bekannt ist. Einzelne Wellenlängen<br />
werden mittels QCL appliziert, die Absorption durch PA gemessen.<br />
Bei der Verwendung von einer Wellenlänge im MIR Fingerprintbereich<br />
der Glucose wurde bereits eine verlässliche Korrelation zwischen<br />
den PA-Signalen und der Glucose nachgewiesen. Wir gingen den<br />
Fragen nach a) ob die Messung auch bei verschiedenen Menschen ohne<br />
oGTT eine Beziehung zu den Blutzuckerwerten aufweist. Hierzu wurde<br />
bei 23 Personen an zwei aufeinander folgenden Tagen im ganzen 107<br />
dreifach Messwerte erhoben, und mit dem Bz verglichen. b) ob die Verwendung<br />
von mehr Wellenlängen zur zuverlässigeren, und damit spezifischeren<br />
Ergebnisse führt. Während eines oGTT wurden neben der Kontrollwellenlänge<br />
außerhalb des Fingerprintbereiches (K) drei weitere<br />
Wellenlängen eingestrahlt. Die Korrelation der einzelnen Messungen<br />
(korrigiert für K) wurde mit der Korrelation für alle drei Messungen<br />
verglichen. Ergebnisse: a) Es wurden die auf einer applizierten Wellenlänge<br />
im Fingerprint-Bereich basierenden PA Signale (korrigiert für K)<br />
analysiert. Für die nach Bz-Bereichen zusammengefassten PA Signale<br />
wurden Mittelwerte gebildet. Sie korrelierten mit dem Mittelwert des<br />
Bz-Bereiches mit einem r von 0,82. b) Während die einzelnen, um den<br />
Kontrollwert korrigierten PA Signale nur mit einem r von 0,353, 0,504<br />
und 0,523 mit dem Bz korrelierten, ergab eine einfache multiple Regressionsanalyse<br />
für alle drei Datensätze zusammen ein r von über 0,6.<br />
Diskussion: Irrtumsmöglichkeiten bei der Entwicklung eines nichtinvasiven<br />
Glucosemesssystems sind vielfältig. Wir stützen uns auf die direkten<br />
Signale der spezifische MIR Spektroskopie. Unsere Daten zeigen,<br />
dass bei Einsatz von mehreren Wellenlängen, und damit Annäherung<br />
an eine Spektroskopie, die Verlässlichkeit der Korrelation zwischen der<br />
Bz und dem PA Signal zunimmt. Diese Tatsache bildet die Grundlage für<br />
ein zu entwickelndes Messgerät. Die sowohl bei dem oGTT, als auch bei<br />
einem Kollektiv von Normalpersonen gefundene Korrelation zwischen<br />
den PA Werten und dem Bz spricht dafür, dass ein Messgerät, basierend<br />
auf dem vorgestellten Prinzip, richtige Werte abbildet, die nicht durch<br />
unspezifische Phänomene erzeugt werden.<br />
P236<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Erfolgreiche Therapie mit Glibenclamid bei<br />
einem Patienten mit permanentem neonatalem<br />
Diabetes, Entwicklungsretardierung und<br />
Epilepsie auf Grund einer Mutation der Kir 6.2<br />
Untereinheit des ATP-sensitiven Kaliumkanals<br />
Hoerster F 1 , Hattersley A 2 , Ashcr<strong>of</strong>t F 3 , Geist S 4 , Rating D 5 ,<br />
Wolf N 5 , Ebinger F 5 , Grulich-Henn J 1<br />
1 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />
Heidelberg, Allgemein Pädiatrie, Heidelberg, Germany,<br />
2 Peninsula Medical School Exeter, Institute <strong>of</strong> Biomedical<br />
and Clinical Science, Exeter, United Kingdom, 3 Oxford<br />
University, University Laboratory <strong>of</strong> Physiology, Oxford,<br />
United Kingdom, 4 Westpfalzklinikum, Kinderklinik,<br />
Kaiserslautern, Germany, 5 Universitätsklinik für Kinderund<br />
Jugendmedizin Heidelberg, Abteilung für pädiatrische<br />
Neurologie, Heidelberg, Germany<br />
Mutationen der Kir 6.2 Untereinheit des ATP-sensitiven Kaliumkanals<br />
sind eine Ursache für neonatalen Diabetes. Die neurologische Symptomatik<br />
dieser Patienten ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Wir berichten<br />
von einem vier Jahre alten Jungen mit massiver Verzögerung der<br />
statomotorischen und psychomentalen Entwicklung, stammbetonter<br />
muskulärer Hypotonie und therapierefraktärer Epilepsie mit zahlreichen<br />
kleinen Anfällen. Seit Geburt bestand eine diabetische St<strong>of</strong>fwechsellage,<br />
die mit einer Insulinpumpe therapiert wurde. Darunter waren wegen<br />
regellos auftretender Hypo-und Hyperglykämien fast stündliche Blutzuckerkontrollen<br />
notwendig. Die HbA1c-Werte lagen dennoch oberhalb<br />
des Zielbereichs für gleichaltrige Kinder mit Diabetes Typ I. Bei dem<br />
Patienten konnte eine bislang nicht beschriebene Mutation im<br />
Kir6.2-Gen nachgewiesen werden. Daraufhin wurde eine Therapie mit<br />
Glibenclamid begonnen. Aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen<br />
wurde die Dosis sehr langsam in Schritten von 0,5 mg/Woche bis auf<br />
eine Zieldosis von 2 mg/kg/die gesteigert. Unter diesem Regime zeigte<br />
sich eine gute Verträglichkeit. Nach 5 Monaten konnte die Insulinpumpentherapie<br />
beendet werden und nur noch eine geringe Dosis von Insulin<br />
Levemir (1 IE) wird einmal täglich subcutan injiziert. Die Frequenz<br />
der Blutzuckerkontrollen konnte auf durchschnittlich 7/Tag reduziert<br />
werden, und vor allem auf nächtlichen Messungen konnten verzichtet<br />
werden. Hypoglykämien, die vor Beginn der Glibenclamid Therapie mindestens<br />
täglich auftraten, treten nur noch 1 – 2-mal monatlich auf; der<br />
Hba1c ist mit 7,4% im Zielbereich. Schon bald nach Beginn der Glibenclamid<br />
Therapie zeigten sich auch deutliche Verbesserungen der neurologischen<br />
Symptomatik. Der Junge nahm deutlich besser Kontakt mit<br />
seiner Umgebung auf und zeigte gute Fortschritte in der Motorik. Auch<br />
die Häufigkeit von Krampfanfällen ging deutlich zurück; parallel dazu<br />
besserte sich auch der EEG-Befund. Zusammenfassung: Mutationen<br />
der Kir 6.2 Untereinheit des ATP-sensitiven Kaliumkanals können zu<br />
einem schweren kombinierten Krankheitsbild aus neonatalem Diabetes,
Epilepsie und psychomotorischer Entwicklungsverzögerung führen. Die<br />
diabetische St<strong>of</strong>fwechsellage kann mit Sulfonylharnst<strong>of</strong>fen kausal behandelt<br />
werden und auch die neurologische Symptomatik kann sich<br />
deutlich bessern.<br />
P237<br />
Rezidivierende, spontane Hypoglykämien mit<br />
Diabetes mellitus als Folge eines<br />
Insulin-Autoimmun-Syndroms<br />
Laubner K 1 , Patzelt C 1 , Braun M 2 , Offensperger WB 2 ,<br />
Seufert J 1<br />
1 Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Innere Medizin II,<br />
Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Freiburg,<br />
Germany, 2 St. Josefsklinik Offenburg, Medizinische Klinik,<br />
Offenburg, Germany<br />
Fragestellung: Ein 78-jähriger türkischer Patient wurde mit rezidivierenden,<br />
spontanen Hypoglykämien bis 30 mg/dl stationär aufgenommen.<br />
Bislang kein bekannter Diabetes mellitus Typ 2, somit auch kein<br />
Kontakt mit Insulin s.c.. Methodik: Ein auswärts durchgeführter Hungerversuch<br />
wurde nach 4,5 h aufgrund einer symptomatischen Hypoglykämie<br />
(BZ 36 mg/dl) abgebrochen. Der Insulin-Glukose-Quotient war zu<br />
jedem Zeitpunkt pathologisch. Im verlängerten oralen Glukosetoleranztest<br />
waren normale Nüchternblutzuckerwerte bei dtl. erhöhten Insulinund<br />
C-Peptidwerten zu dokumentieren. Im Testverlauf stiegen die Blutglukosespiegel<br />
auf Werte bis 282 mg/dl nach 3 h an, sodass formal ein<br />
Diabetes mellitus vorliegt. Die Insulinspiegel lagen bereits nüchtern<br />
oberhalb der Nachweisgrenze. Ein weiterer Anstieg konnte somit testbedingt<br />
nicht gemessen werden. Ein Anstieg des C-Peptids war jedoch<br />
nachweisbar. Eine ausgiebige radiologsiche Bildgebung bzgl. eines Insulinoms<br />
war unauffällig. GAD-Antikörper waren negativ, Insulin-Antikörper<br />
stark positiv (97% Bindung, normal < 15%). HLA DR4 und DQ 3 positiv.<br />
ANA postiv. Ergebnis: Insulin-Autoimmun-Syndrom (Hirata-<br />
Krankheit). Verlauf: Nach 4 Monaten kaum noch auftretende Hypoglykämien<br />
bei unverändertem Essverhalten. Ein Hungerversuch über 24 h<br />
konnte ohne Auftreten von Hypoglykämien durchgeführt werden. Unverändert<br />
Nachweis massiv erhöhter Insulin- und C-Peptidspiegel. Diskussion:<br />
In Japan ist das Insulin-Autoimmun-Syndrom die dritthäufigste<br />
Ursache für spontane Hypoglykämien. Außerhalb von Japan existieren<br />
ca. 30 Fallberichte. Ursache sind Insulin-Antikörper, die zu verminderter<br />
und pathologisch verlängerter Insulinwirkung führen. Spontane Abdiffusion<br />
der Antikörper führt zu Hypoglykämien. Es besteht eine Assoziation<br />
mit HLA DR4 (Japan) und Autoimmunerkrankungen (M.Basedow,<br />
rheumatoide Arthritis), sowie mit Medikamenten mit Sulfhydrilgruppen<br />
(Penicillamin, Imipenem, Penicillin G, Metimazol u. a.). Mehrere kleine<br />
Mahlzeiten sind Therapie der Wahl. In 80% der Fälle kommt es zu einer<br />
Spontanremission. Somit besteht eine gute Prognose. Schlussfolgerung:<br />
Das Insulin-Autoimmun-Syndrom ist neben Insulinomen und toxischen<br />
Ursachen eine weitere Ursache für rezidivierende, spontane Hypoglykämien.<br />
Es sollte bei Patienten mit durch ausgeprägten Hyperinsulinismus<br />
bedingten Hypoglykämien als Differentialdiagnose in Betracht gezogen<br />
werden.<br />
Insulinsekretion, Insulinwirkung und Metabolismus 2<br />
P238<br />
Die Glukagonsekretion wird stärker durch<br />
intravenöse als durch orale Glukose supprimiert<br />
Vollmer K 1 , Nauck M 2 , Holst J 3 , Schmidt W 1 , Meier J 1<br />
1 St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum,<br />
Medizinische Klinik I, Bochum, Germany, 2 Diabeteszentrum<br />
Bad Lauterberg, Bad Lauterberg, Germany, 3 Department <strong>of</strong><br />
Medical Physiology, University <strong>of</strong> Copenhagen, Copenhagen,<br />
Denmark<br />
Einleitung: Der Inkretineffekt beschreibt die Verstärkung der postprandialen<br />
Insulinsekretion durch gastrointestinale Hormone. Unklar ist, ob<br />
auch die Glukagonsekretion durch einen Inkretineffekt beeinflusst wird.<br />
Ferner findet sich bei vielen Patienten mit Typ 2 Diabetes eine gestörte<br />
Suppression der Glukagonfreisetzung. Es ist unbekannt, ob diese Störung<br />
bereits vor der Diabetes-Manifestation vorliegt. Daher wurde (1)<br />
die Glukagonsekretion nach oraler sowie während intravenöser Glukosegabe<br />
verglichen und (2) untersucht, ob die Glukagonsekretion sich bei<br />
erstgradigen Verwandten von Patienten mit Typ 2 Diabetes und Kontrollpersonen<br />
unterscheidet. Patienten und Methoden: 16 erstgradige<br />
Verwandte von Patienten mit Typ 2 Diabetes und 10 angepasste Kontrollpersonen<br />
wurden mit einer oralen Glukosegabe (75 g) sowie mit<br />
einer „isoglykämischen“ intravenösen Glukoseinfusion untersucht. Er-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
gebnisse: Die Glukagonspiegel wurden sowohl durch die orale, als auch<br />
durch die intravenöse Glukose signifikant supprimiert (p < 0,0001), jedoch<br />
war die Suppression während der intravenösen Glukosegabe ausgeprägter<br />
(76 € 2%) als nach der oralen Glukosegabe (48 € 4%; p < 0,001).<br />
Die Unterschiede in den Glukagonspiegeln zwischen den Experimenten<br />
mit oraler und i. v. Glukose waren mit den Anstiegen der Sekretion von<br />
GIP (r = 0,60, p = 0,001) und GLP-1 (r = 0,46, p < 0,05) korreliert. Die Glukagonspiegel<br />
unterschieden sich nicht zwischen den erstgradigen Verwandten<br />
und Kontrollpersonen. Schlussfolgerungen: Trotz der glukagonostatischen<br />
Wirkungen von GLP-1 ist die Suppression der Glukagonsekretion<br />
durch Glukose nach oraler Glukosezufuhr vermindert. Dies<br />
könnte auf die glukagonotropen Wirkungen von GIP und GLP-2 zurückzuführen<br />
sein. Die normale Suppression der Glukagonsekretion bei den<br />
erstgradigen Verwandten von Patienten mit Typ 2 Diabetes deutet darauf<br />
hin, dass sich Störungen der Alpha-Zell-Funktion erst später in der<br />
Pathogenese des Typ 2 Diabetes entwickeln.<br />
P239<br />
Haben junge Patienten mit Typ-1-Diabetes<br />
mellitus und unerklärlichen schweren<br />
Hypoglykämien häufiger Insulin-Antikörper als<br />
gleichaltrige Diabetespatienten ohne schwere<br />
Hypoglykämien?*<br />
Seewi O 1 , Jaeger C 2 , Winter S 2 , Bretzel RG 2 , Stockmann A 1 ,<br />
Schönau E 1<br />
1 Universitäts-Kinderklinik Köln, Abteilung Diabetologie/<br />
Endokrinologie, Köln, Germany, 2 Universitätsklinikum<br />
Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik III, Gießen, Germany<br />
Fragestellung: Zirkulierende Insulin-Antikörper können durch passagere<br />
Insulinbindung (Insulin-Antikörper-Bindung, IAB, klinisch relevant,<br />
wenn > 15% Bindung) die Wirkung des applizierten Insulins vorübergehend<br />
neutralisieren und die Diabeteseinstellung beeinträchtigen. Gegenstand<br />
der vorliegenden Studie war die Frage, ob eine relevante IAB<br />
bei Kindern mit unerklärlicher schwerer Hypoglykämie (SH) häufiger<br />
vorliegt als bei Kindern ohne SH. Patienten und Methoden: Bei 73<br />
Kindern (Alter/Median: 14 Jahre) mit Typ-1-Diabetes mellitus (Dauer/<br />
Median: 5 Jahre) und intensivierter Human-Insulin-Therapie wurde die<br />
IAB radioimmunologisch bestimmt (Jaeger et al., 2004). Insgesamt 22<br />
Kinder hatten mindestens 1 SH mit Bewußtseinsstörung, davon 6 Kinder<br />
mit plausibler SH-Erklärung (Dosierungsfehler, Sport-bzw. Alkoholeinwirkung;<br />
Gruppe A) und 16 Kinder ohne SH-Erklärung (Gruppe B); 51<br />
Kinder hatten keine SH (Gruppe C). Die HbA1c-Werte waren in den<br />
Gruppen A, B und C statistisch nicht unterschiedlich (Median:9 vs. 8<br />
vs. 8%), ebenso die Diabetesdauer (Median: 6 vs. 6 vs. 5 Jahre) und das<br />
Alter (Median: 16 vs. 13 vs. 14 Jahre). Ergebnisse: Eine IAB > 15% hatten<br />
in Gruppe A 1 von 6 Kindern (16%), in Gruppe B 15 von 16 Kindern<br />
(93%), und in Gruppe C 21 von 51 Kindern (41%); p < 0,02, Fisher’s exact<br />
Test, B vs. A, C. Die IAB (Median) betrug in Gruppe A 7%, in Gruppe B<br />
27% und in Gruppe C 11% (p < 0,05, Mann-Whitney-U-Test, Gruppe B vs.<br />
A, C). Eine IAB > 15% erhöhte das Risiko (odds ratio) für jegliche SH<br />
3,8-fach, und für unerklärliche SH 23,86-fach, verglichen mit IAB<br />
< 15%(P < 0,0001) Schlussfolgerung: In der Subgruppe junger Patienten<br />
mit Typ-1-Diabetes und unerklärlichen SH wiesen nahezu alle Patienten<br />
eine relevant erhöhte IAB auf. Eine IAB > 15% erhöhte das Risiko für SH<br />
signifikant im Vergleich zu einer IAB < 15%, was nahelegt, dass zirkulierende<br />
Insulin-Antikörper an der Entstehung von SH beteiligt sind. Weitere<br />
prospektive Untersuchungen hierzu erscheinen erforderlich und<br />
gerechtfertigt. *Mit Unterstützung durch die Stiftung „Das zuckerkranke<br />
Kind“<br />
P240<br />
Insulin-independent GLUT4 accumulation at cell<br />
surface in AP-1 knockdown 3T3-L1 adipocytes<br />
Schmidt U 1 , Joost HG 1 , Al-Hasani H 1<br />
1 Deutsches Institut für Ernährungsforschung,<br />
Pharmakologie, Nuthetal, Germany<br />
Background and aims: Stimulation by insulin results in a rapid and<br />
reversible translocation <strong>of</strong> GLUT4 from storage vesicels to the plasma<br />
membrane in muscle and adipose tissue. A N-terminal phenylalaninecontaining<br />
amino acid motif (F5QQI) is required for the endocytosis and<br />
subsequent sorting <strong>of</strong> GLUT4 into the vesicles. The F5A-mutant <strong>of</strong> GLUT4<br />
accumulates at the cell-surface in an insulin-independent manner. In<br />
previous experiments, we identified the FQQI-motif as binding partner<br />
for the heterotetrameric adapter protein complexes AP-1 and AP-2. Our<br />
data suggested that the F5-motif is involved in endocytosis <strong>of</strong> the trans-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S77
S78 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
porter via an AP-2-mediated-pathway. Analysis <strong>of</strong> the F5A-GLUT4 recycling<br />
kinetics indicated a role <strong>of</strong> the phenylalanine motif and AP-1 in a<br />
post-endosomal sorting step. In order to prove an involvement <strong>of</strong> AP-1<br />
in GLUT4 recycling, we analyzed GLUT4 targeting in cells lacking either<br />
AP-1 or AP-2 respectively. Material and methods: We established a<br />
lentivirus-expression system to introduce an epitope-tagged HA-<br />
GLUT4-GFP reporter into 3T3-L 1 adipocytes. To identify the precise role<br />
<strong>of</strong> the AP’s in GLUT4 recycling, we generated AP-1 and AP-2 knockdown<br />
cells by RNA interference (RNAi). The subcellular localization <strong>of</strong> HA-<br />
GLUT4-GFP was analyzed by confocal microscopy and biochemical<br />
methods. Results: Efficiency <strong>of</strong> the lentiviral transfection <strong>of</strong> 3T3-L 1 cells<br />
with the GLUT4 construct was 80%. The HA-tagged GLUT4-GFP is translocated<br />
to the plasma membrane after insulin stimulation. Furthermore,<br />
we were successful in designing RNAi sequences for specific knockdown<br />
<strong>of</strong> mouse AP-1 and AP-2 complexes, respectively. The analysis <strong>of</strong> the HA-<br />
GLUT4-GFP reporter in AP-1 knockdown adipocytes revealed that AP-1<br />
depletion leads to a substantial, insulin-independent accumulation <strong>of</strong><br />
the HA-GLUT4-GFP reporter at the cell surface. In addition, we measured<br />
an increased basal glucose uptake in AP-1 knockdown 3T3-L 1 adipocytes,<br />
indicating that endogenous GLUT4 also accumulates at the cell<br />
surface in response to AP-1 depletion. Conclusion: Our data clearly indicate<br />
a role <strong>of</strong> AP-1 in GLUT4 sorting, and a dual role <strong>of</strong> the F5QQI motif<br />
in GLUT4 trafficking and endocytosis.<br />
P241<br />
Drug-induced desensitization <strong>of</strong> insulin secretion<br />
Hatlapatka K 1 , Wienbergen A 1 , Jörns A 2 , Rustenbeck I 1<br />
1 University <strong>of</strong> Braunschweig, Institute <strong>of</strong> Pharmacology,<br />
Braunschweig, Germany, 2 Medical School, Institute <strong>of</strong><br />
Anatomy, Hannover, Germany<br />
Introduction: Desensitization <strong>of</strong> insulin secretion is a reversible state <strong>of</strong><br />
decreased secretory responsiveness <strong>of</strong> the endocrine pancreas after prolonged<br />
exposure to nutrient or non-nutrient stimuli. The underlying<br />
mechanisms are poorly understood inspite <strong>of</strong> their obvious relevance.<br />
Methods: Mouse islets were cultured for 20 h in RPMI medium containing<br />
tolbutamide or the imidazoline efaroxan. Secretion was measured by<br />
perifusion and ELISA. K ATP channel activity was measured by patch<br />
clamping, the cytosolic calcium concentration ([Ca 2+ ]i) by micr<strong>of</strong>luorometry.<br />
The insulin granule content was assessed by electron microscopy<br />
or by micr<strong>of</strong>luorometry <strong>of</strong> EGFP-insulin fusion proteins. Results: 500 mM<br />
tolbutamide was about equieffective with 100 mM efaroxan to block KATP<br />
channels and to depolarize the plasma membrane. An overnight culture<br />
in RPMI 1640 (5 mM glucose) containing either 500 mM tolbutamide or<br />
100 mM efaroxan led to a strongly diminished secretory response upon<br />
re-exposure to either drug. When the desensitization was followed by a<br />
4 h culture in RPMI alone, an overshooting recovery <strong>of</strong> secretion resulted<br />
upon re-exposure to efaroxan, but only a partial recovery upon re-exposure<br />
to tolbutamide. A stimulatory glucose concentration (10 mM)<br />
during the 20 h culture period did not prevent the drug-induced desensitization.<br />
The pattern <strong>of</strong> [Ca 2+ ]i response upon exposure to tolbutamide<br />
or efaroxan was not altered during desensitization or recovery. Tolbutamide<br />
desensitization degranulated B-cells within islets more strongly<br />
than efaroxan desensitization. The recovery <strong>of</strong> the granule content was<br />
more extensive after tolbutamide desensitization. These observations<br />
could be confirmed by use <strong>of</strong> MIN-6 cells expressing EGFP-Insulin. Conclusion:<br />
Drug-induced desensitization is not due to an impaired [Ca 2+ ]i<br />
signalling in B-cells. The responsiveness <strong>of</strong> the exocytotic machinery<br />
seems to be reduced after sulfonylurea desensitization and enhanced<br />
after imidazoline desensitization as evidenced by the discrepancies between<br />
granule content and secretion rate.<br />
P242<br />
Effektivität und Sicherheit von kontinuierlichem,<br />
intravenösem Glucagon-Like-Peptide-1 im<br />
Vergleich mit einer strukturierten Insulininfusion<br />
zum Erreichen der Normoglykämie bei Typ-2<br />
Diabetikern<br />
Schmoelzer I 1 , Schmut E 1 , Eder M 1 , Pressl H 1 , Sourij H 1 ,<br />
Wascher TC 2<br />
1 Medizinische Universität Graz, Graz, Austria, 2 Medizinische<br />
Universität Graz, Klinik für Innere Medizin, Graz, Austria<br />
Fragestellung: In Situationen akuter vaskulärer Ereignisse wie etwa<br />
akuter Koronarsyndrome oder auch Bypassoperationen sollte bei Typ-2<br />
Diabetikern eine Normoglykämie angestrebt werden. Dies wird üblicherweise<br />
mittels einer dosisadaptierten intravenösen Infusionstherapie<br />
mit Normalinsulin (NI) erreicht. Diese Therapie macht jedoch einerseits<br />
häufige Glukosekontrollen und eine Adaptaion der Insulindosis notwendig,<br />
andererseits ist sie mit dem Risiko therapieinduzierter Hypoglykämien<br />
vergesellschaftet. Glucagon-Like-Peptide-1 (GLP-1) führt zu einer<br />
glucoseabhängigen Stimulation der Insulinsekretion und eine intravenöse<br />
Infusion einer fixen Dosis normalisiert den Glukosespiegel bei Typ-2<br />
Diabetikern ohne bisher berichteter Hypoglykämien. Die Effektivität<br />
beider Therapien wurde bis jetzt jedoch noch nicht untersucht oder<br />
verglichen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war daher ein etabliertes<br />
Schema der intravenösen Insulintherapie (Schnell et al., Diabetes<br />
Care 2004) mit einer GLP-1 Infusion (1,2 pmol/kg/min) zu vergleichen.<br />
Methoden: 8 Patienten mit Typ-2 Diabetes erhielten in einer <strong>of</strong>fenen,<br />
randomisierten Untersuchung 30 Minuten nach einem Standardfrühstück<br />
über einen Zeitraum von 8 Stunden entweder eine dosisadaptierte<br />
Infusion mit Normalinsulin (Schnell et al., Diabetes Care 2004) oder eine<br />
Infusion mit GLP-1 (1,2 pmol/kg/min). Zwischen den beiden Untersuchungen<br />
lagen 3 Tage. Blutglukose und Insulin wurden in 30-minütigen<br />
Abständen bestimmt. Zielparameter waren die maximale Glykämie,<br />
die Glykämie nach 2 und 4 Stunden sowie die Zeit bis zum Erreichen<br />
einer Glykämie < 115 mg/dl. Statistische Vergleiche wurden mitels ANO-<br />
VA for repeated measurements bzw. gepaartem tTest gerechnet. Alle<br />
Daten sind MW € SD. Das Signifikanzniveau wurde mit p < 0,05 festgelegt.<br />
Ergebnisse: Zu Beginn der Infusionstherapie war die Blutglukose<br />
an beiden Untersuchungstagen vergleichbar (NI: 252 € 42, GLP-1:<br />
244 € 24 mg/dl; ns). Die maximale Glykämie (312 € 51 vs. 254 € 48 mg/<br />
dl; p = 0,007) sowie die Glykämie nach 2 (208 € 51 vs. 137 € 48 mg/dl;<br />
p = 0,012) und 4 Stunden (155 € 51 vs. 116 € 27 mg/dl; p = 0,021) waren<br />
unter GLP-1 signifikant niedriger. Die Zeit bis zum Erreichen einer Glykämie<br />
< 115 mg/dl lag unter GLP-1 bei 252 € 51 Minuten und unter NI<br />
bei 321 € 43 Minuten (p = 0,008). Am Ende der Beobachtungszeit war die<br />
Glykämie in beiden Gruppen vergleichbar (NI: 110 € 24, GLP-1:<br />
103 € 22 mg/dl; ns). Unter der Insulintherapie wurde eine symptomatische<br />
Hypoglykämie beobachtet (48 mg/dl), unter GLP-1 kam es zu keiner<br />
Hypoglykämie. Schlussfolgerung: Sowohl mittels intravenösem<br />
Normalinsulin wie auch mittels GLP-1 kann bei Typ-2 Diabetikern eine<br />
Normoglykämie erreicht werden. Mit GLP-1 wird dies jedoch schneller<br />
und ohne Dosisanpassung erreicht. Damit stellt intravenöses GLP-1 eine<br />
sichere Alternative zur intravenösen Therapie mit Normalinsulin dar.<br />
P243<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Ausgewählte St<strong>of</strong>fwechselparameter und<br />
Augenbefunde unter einer 1-jährigen Therapie<br />
mit Glargin (Lantus Ò )<br />
Lachmann M 1 , Ziegelasch HJ 1<br />
1 Zentrum für Innere Medizin der HELIOS-Kliniken,<br />
Diabetologie, Rheumatologie und Angiologie, Schwerin,<br />
Germany<br />
Problemstellung: Noch immer wird der Wert einer Therapie mit Analoginsulinen<br />
bezweifelt bzw. sogar die Möglichkeit von schwerwiegenden<br />
Nebenwirkungen diskutiert. Deshalb erscheint jede Nachuntersuchung<br />
einer größeren Zahl von entsprechend behandelten Diabetikern<br />
sinnvoll. Methodik: 849 Diabetiker (133 Typ 1; 716 Typ 2) mit einer<br />
Diabetesdauer von 141 Monaten wurden anläßlich eines stationären<br />
Aufenthaltes auf eine intensivierte Insulintherapie mit Normal- bzw.<br />
Analogkurzzeitinsulin plus Glargin als Basisinsulin eingestellt. 1 Jahr<br />
später erfolgte eine Nachuntersuchung verschiedenster Parameter mittels<br />
eines Fragebogens an die weiterbehandelnden ¾rzte, in Einzelfällen<br />
auch Aufsuchen dieser und Erfragen der gewünschten Werte. Ausgewertet<br />
wurden für unsere Präsentation - die Zahl des Fragebogenrücklaufs -<br />
der HbA1c - die Häufigkeit von Hypoglykämien mit Handlungsunfähigkeit<br />
- die Gewichtsentwicklung - das Erreichen eines LDL/HDL-Quotienten<br />
< 2 - das Neuaufteten bzw. die Verschlechterung einer Retinopathie.<br />
Ergebnisse: 520 Fragebögen (61,3%) erhielten wir von 260 angeschriebenen<br />
Arztpraxen zurück, 100 Arztpraxen reagierten nicht. 248 Fragebögen<br />
waren nicht ausgefüllt, 52 Patienten waren im Intersuchungszeitraum<br />
verstorben. Auswertbar waren 242 Fragebögen (28,5% aller primär<br />
Untersuchten). Der HbA1c-Spiegel lag primär bei 57,6% der Typ 1-Patienten<br />
> 7%, nach 1 Jahr bei 27,3%; bei Typ 2-Patienten sank diese<br />
Prozentzahl von 70,6 auf 50,4%. Bei Typ 1-Diabetikern Abfall des Ausgangs-HbA1c<br />
um 1,3%, bei Typ 2-Patienten um 0,7%. 1 Typ 1-Diabetiker<br />
hatte eine schwere Hypoglykämie. Der BMI stieg bei beiden Diabetestypen<br />
jeweils um 0,9 kg/m 2 an; der LDL/HDL-C.-Quotient < 2 stieg bei<br />
Typ 1 Patienten von 25,0 auf 50,0%, bei Typ 2-Diabetiker von 8,6 auf<br />
28,9%. Eine Retinopathieverschlechterung war bei keinem Patienten zu<br />
verzeichnen, neu trat eine milde nicht proliferative Retinopathie bei 2<br />
Typ 1- und 10 Typ 2-Patienten auf. Diese hatten eine Diabetesdauer von<br />
381 bzw. 169 Monaten und einen Ausgangs-HbA1c-Spiegel von 7,9 bzw.<br />
9,3%. Schlussfolgerungen: 1. Nachuntersuchungen im nicht eigenen
Krankengut sind, auch mit Kraftaufwand, nur bei einem geringen Patientenklientel<br />
möglich 2. Mit Insulin Glargin kommt es nach 1-jähriger<br />
Behandlung zu signifikanten HbA1c-Verbesserungen mit sehr geringer<br />
Neigung zu schweren Hypoglykämien. 3. Deutliche Verschlechterungen<br />
der Augenbefunde treten unter Glargin nicht auf. Die beobachteten Probanden<br />
mit neuen Retinaveränderungen hatten eine erhebliche Diabetesdauer<br />
und eine schlechtere Diabeteseinstellung als die übrigen<br />
Probanden. 4. Auch unter Glargin trat eine Gewichtszunahme auf.<br />
P244<br />
Insulin Glargin hat keinen Einfluss auf die<br />
Proliferation von humanen Pankreaskarzinomzellen<br />
und verändert nicht die Überlebensdauer<br />
von Patienten mit Pankreaskarzinom<br />
Erbel S 1 , Reers C 1 , Eckstein V 2 , Kleeff J 3 , Büchler MW 3 ,<br />
Nawroth PP 1 , Ritzel RA 1<br />
1 Universität Heidelberg, Medizinische Klinik I, Heidelberg,<br />
Germany, 2 Universität Heidelberg, Medizinische Klinik V,<br />
Heidelberg, Germany, 3 Universität Heidelberg, Chirurgische<br />
Klinik, Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie,<br />
Heidelberg, Germany<br />
Einleitung: Insulin Glargin ist ein langwirksames Analogon des Humaninsulins.<br />
Es wurde berichtet, dass Insulin Glargin in einer humanen<br />
Osteosarkomzelllinie die Proliferationsrate steigert und daher möglicherweise<br />
Tumorwachstum fördern kann. Dieser Zusammenhang wäre<br />
besonders für Patienten mit Diabetes mellitus und einer Tumorerkrankung<br />
relevant. Fragestellung: 1) Fördert Insulin Glargin die Proliferation<br />
von humanen Pankreaskarzinomzellen? 2) Verändert Insulin Glargin die<br />
Überlebenszeit von Patienten nach Pankreatektomie wegen Pankreaskarzinom?<br />
Methodik: Für in vitro Untersuchungen wurden Colo-357<br />
Zellen entweder mit Humaninsulin (HI) oder Insulin Glargin (G) bei<br />
verschiedenen Konzentrationen (0, 0,01, 0,1, 1, 10 und 100 nM) inkubiert<br />
(72 h). Anschließend wurden mittels FACS-Analyse die Proliferation<br />
(Ki-67) und Apoptoserate (Annexin-V) bestimmt. Die Expression des<br />
Insulin-Rezeptors, IGF-I-Rezeptors und IRS 2 als Bestandteil beider Rezeptorsignalkaskaden<br />
wurde mittels Western Blot semiquantitativ ausgewertet.<br />
Patienten (n = 125) mit oder ohne Diabetes mellitus und einem<br />
Pankreaskarzinom wurden nach Pankreatektomie über 22 Monate (Median)<br />
beobachtet und in drei Gruppen eingeteilt: Therapie mit Insulin<br />
Glargin vs. Insulin (aber kein Glargin) vs. Patienten ohne Diabetes mellitus<br />
als Kontrollgruppe. Ergebnisse: Bei Inkubation mit Humaninsulin<br />
oder Insulin Glargin zeigten sich über das gesamte Konzentrationsspektrum<br />
keine signifikanten Unterschiede der Proliferationsrate oder der<br />
Anzahl der apoptotischen Colo-357 Zellen (p = n. s. für HI vs. G). Die<br />
Expression des IGF-I-Rezeptors und IRS 2 war bei beiden Insulinen<br />
gleich (p = n. s.), der Insulin-Rezeptor wurde durch Insulin Glargin konzentrationsabhängig<br />
herunter reguliert (p < 0,001). Die mediane Überlebensdauer<br />
von Patienten nach Pankreatektomie aufgrund eines Pankreaskarzinoms<br />
liegt bei 15 Monaten. Eine Survival-Analyse (Kaplan-<br />
Meier) zeigte, dass der zeitabhängige Anteil der überlebenden Patienten<br />
unabhängig von der Insulinbehandlung war (p = 0,4, 3-Gruppen-Vergleich).<br />
Schlussfolgerung: Insulin Glargin führt in humanen Pankreaskarzinomzellen<br />
im Vergleich mit Humaninsulin nicht zur Veränderung<br />
der Proliferations- oder Apoptoserate. Die Überlebensdauer von Patienten<br />
mit Pankreaskarzinom und Diabetes mellitus wird durch Insulin<br />
Glargin nicht verändert.<br />
P245<br />
Wie viele Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1<br />
(DM 1) und 2 (DM 2) halten einen Spritz-Ess-<br />
Abstand ein und gibt es Unterschiede im HbA1c?<br />
Müller N 1 , Denzin K 2 , Büttner J 2 , Kloos C 1 , Ristow M 2 ,<br />
Müller UA 1 , Wolf G 1<br />
1 Universitätsklinikum, KIM III, Jena, Germany, 2 Friedrich-<br />
Schiller-Universität, Lehrstuhl für Humanernährung, Jena,<br />
Germany<br />
Einleitung: Systematische Untersuchungen zum Einfluss des Spritz-Ess-<br />
Abstandes (SEA) auf die St<strong>of</strong>fwechselqualität liegen fast ausschließlich<br />
nur für Patienten mit DM 1 vor. Diese Studien liegen bereits mehrere<br />
Jahre zurück und wurden an vergleichsweise kleinen Kollektiven durchgeführt.<br />
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es zu erfahren, wie<br />
viele Patienten mit DM 1 und insulinbehandeltem DM 2 einen SEA einhalten,<br />
und ob es Unterschiede in der mittelfristigen St<strong>of</strong>fwechselqualität,<br />
gemessen am HbA1c, bei Patienten mit und ohne SEA gibt. Methoden:<br />
In der Diabetesambulanz einer Hochschulpoliklinik wurden im<br />
ersten Quartal 2006 konsekutiv 471 insulinbehandelte Patienten (136<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
DM 1: Alter 48,6 J, Diabetesdauer (DD) 20,3 J; BMI 27,6 kg/m 2 ; RR<br />
138/79 mm Hg; HbA1c 7,54%; 300 DM 2: 63,7 J; DD 15,1 J; BMI<br />
32,5 kg/m 2 ; RR 146/78 mm Hg; HbA1c 7,48%) mittels Fragebogen zur<br />
Einhaltung eines SEA befragt. Messwerte wurden der elektronischen<br />
Patientenakte EMIL Ò entnommen. 436 Fragebögen waren auswertbar.<br />
HbA1c wurde entsprechend DCCT adjustiert. Ergebnisse: DM 1: 24%<br />
(n = 33) der Patienten mit DM 1 halten „immer“ einen SEA ein, 28%<br />
(n = 38) „manchmal“ und 48% (n = 65) „nie“. Patienten mit „SEA immer“<br />
sind signifikant älter als Patienten mit „SEA nie“ (59,2 J vs. 45,9 J;<br />
p = 0,001) und haben einen höheren RR (146/78 vs. 137/79 mm Hg;<br />
p = 0,027) sowie eine längere DD (23,58 vs. 17,98 J; p = 0,035). Im BMI<br />
zeigt sich kein Unterschied (28,7 vs. 27,3 kg/m 2 ). Der HbA1c unterscheidet<br />
sich zwischen SEA „immer“ und „nie“ nicht (7,45 vs. 7,48%). Der<br />
HbA1c von Patienten mit Insulinanaloga (7,64%, n = 15), die nie einen<br />
SEA einhalten unterscheidet sich nicht signifikant von den Patienten mit<br />
Humaninsulin (n = 40; 7,32%) oder einer Kombination Humaninsulin mit<br />
Analoga (7,90%; n = 15), die ebenfalls keinen SEA einhalten. DM 2: 43%<br />
(n = 130) der Patienten mit DM 2 halten immer einen SEA ein, 12%<br />
(n = 36) manchmal und 45% (n = 134) nie. Alter, DD, BMI und RR von<br />
Patienten mit „SEA immer“ unterscheiden sich nicht signifikant im Vergleich<br />
zu Patienten mit „SEA nie“ (Alter 64,38 J vs. 64,39 J; Diabetesdauer<br />
13,46 J vs. 15,97 J; BMI 32,4 vs. 32,5 kg/m 2 ; RR 147/78 vs.<br />
145/77 mm Hg). Im HbA1c zeigen sich keine signifikanten Unterschiede<br />
zwischen den Gruppen „SEA immer“ und „SEA nie“ (7,34 vs. 7,58%). Der<br />
HbA1c von Patienten mit DM 2 und Insulinanaloga (7,22%; n = 7), die nie<br />
einen SEA einhalten unterscheidet sich ebenfalls nicht signifikant von<br />
den Patienten mit Humaninsulin (7,58%; n = 116) oder mit einer Kombination<br />
von Humaninsulin und Analoga (7,86%; n = 11) die keinen SEA<br />
einhalten. Zusammenfassung: Knapp die Hälfte der Patienten mit DM 1<br />
oder insulinbehandeltem DM 2 halten keinen SEA ein. Es bestehen keine<br />
Assoziation zwischen SEA und HbA1c, Insulinspezies oder BMI. Vorwiegend<br />
ältere Patienten mit DM 1 bevorzugen immer einen SEA. In der<br />
Patientenschulung zur Insulintherapie kann ein SEA weder generell<br />
empfohlen noch abgelehnt werden, da keine generalisierbaren Vorteile<br />
eines SEA in dieser Studie gefunden wurden.<br />
P246<br />
Insulineffekte auf die Elastizitätseigenschaften<br />
zentraler Arterien bei Typ 1 Diabetikern und<br />
nicht-diabetischen Kontrollen<br />
Forst S 1 , Wilhelm B 1 , Forst T 1 , Weber M 2 , Kann P 3 ,<br />
Kugler M 2 , Ries C 2 , Pfütztner A 1<br />
1 ikfe, Mainz, Germany, 2 Johannes Gutenberg Universität,<br />
Mainz, Germany, 3 Philipps Universität, Marburg, Germany<br />
Ziele: Die Rolle des Insulins als vasoaktives Hormon gewinnt zunehmend<br />
an Interesse. So konnte eine über die Endothelzelle vermittelte<br />
Freisetzung von NO und eine damit verbundene vaskuläre und hämorheologische<br />
Aktivität von Insulin dargestellt werden. Neuere Untersuchungen<br />
weisen darüberhinaus auf eine Rolle des Insulins in der Modulation<br />
elastischer Gefäßeigenschaften auf. Methoden: 13 Patienten<br />
mit einem Diabetes mellitus Typ 1 (Alter 36,6 € 11,8 Jahre; Diabetes<br />
23,5 € 11,0 Jahre; HbA1c 7,3 € 0,7%) und 13 nicht-diabetische Kontrollpersonen<br />
(Alter 27,3 € 5,5 Jahre) erhielten im Rahmen einer normoglykämischen<br />
Clampuntersuchung an zwei verschiedenen Tagen randomisiert<br />
eine geringe (0,25mU/kg/min) und eine höherkonzentrierte Insulinzufuhr<br />
(1,0mU/kg/min) über einen Zeitraum von 120 Minuten. Vor Beginn<br />
der Insulinzufuhr sowie 60 und 120 Minuten nach intravenöser<br />
Insulingabe wurde von uns eine Pulswellentonometrie (SphygmoCor,<br />
AtCor Medical, Australien) mit einer Bestimmung des Augmentationsdruckes<br />
(AP) und des Augmentationsindexes (AIx) durchgeführt. Ergebnisse:<br />
Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1 zeigten im Vergleich<br />
mit den Kontrollen massiv erhöhte Werte sowohl für den AP (3,5 € 3,1<br />
vs. – 0,7 € 2,6 mm Hg; p < 0,001) als auch für den AIx (12,5 € 12,9 vs.<br />
– 4,2 € 10,6%; p < 0,01) auf. Im normoglykämischen Clamp zeigte sich<br />
bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1 ein geringerer Glukoseverbrauch<br />
bei niedriger Insulinzufuhr (13,3 € 7,2 vs. 21,2 € 9,3 g; p = 0,09)<br />
und bei hoher Insulinzufuhr (49,2 € 30,8 vs. 74,9 € 22,0 g; p < 0,05). Unter<br />
Insulingabe zeigte sich eine Verbesserung der Elastizitätseigenschaften<br />
der Arterien, wobei die Gruppe der Patienten mit einem Diabetes<br />
mellitus jedoch weiterhin signifikant schlechtere Werte aufwies (niedrige<br />
Insulinzufuhr: AP 2,1 € 3,5 vs. – 0,1 € 1,9 mm Hg; AIx 10,4 € 16,1 vs.<br />
– 0,8 € 8,1%; hohe Insulinzufuhr AP 3,3 € 3,7 vs. – 1,2 € 2,7 mm Hg; AIx<br />
10,2 € 12,2 vs. – 4,4 € 11,6%; jeweils p < 0,05). Schlussfolgerungen: Patienten<br />
mit einem Diabetes mellitus Typ1 weisen im Vergleich mit<br />
nicht-diabetischen Kontrollen verminderte Elastizitätseigenschaften<br />
zentraler arterieller Gefäßkompartimente auf. Insulinsubstitution führt<br />
zu einer Verbesserung der arteriellen Elastizitätseigenschaften, kann je-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S79
S80 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
doch bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1 den Gefäßbefund<br />
nicht normalisieren.<br />
P247<br />
Bei Typ 1 Diabetikern mit niedriger ACE-Aktivität<br />
bleibt die Beta-Zellreserve länger erhalten<br />
Fischer B 1 , Wöhrle A 1 , Eckhard M 1 , Linn T 1 , Bretzel RG 1<br />
1 Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort<br />
Gießen, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Gießen,<br />
Germany<br />
Einleitung: Es ist bekannt, dass Angiotensin II (AT-II) sowohl einen negativ-regulierenden<br />
Einfluss auf die Insulinsekretion als auch eine proinflammatorische<br />
Wirkung hat. Die biologische Verfügbarkeit von AT-II<br />
wird wesentlich von der Konzentration des Angiotensin-converting-enzymes<br />
(ACE) bestimmt. In einem kleinen Kollektiv neu-manifestierter<br />
Typ 1 Diabetiker konnten wir zeigen, dass eine genetisch determinierte<br />
hohe ACE-Aktivität mit einer geringeren Beta-Zellreserve bei Krankheitsbeginn<br />
einhergeht. Ziel dieser Studie ist es zu prüfen, ob Unterschiede<br />
in der ACE-Aktivität Einfluss auf den Verlauf der Beta-Zellreserve<br />
bei Typ 1 Diabetikern haben. Zu diesem Zweck verfolgten wir die<br />
Abnahme der Beta-Zellreserve – gemessen als Nüchtern-C-Peptid- bei<br />
Typ 1 Diabetikern mit niedriger ACE-Aktivität im Vergleich zu Diabetikern<br />
mit hoher ACE-Aktivität. Methoden: Bei 80 Typ 1 Diabetikern<br />
wurde das Nüchtern-C-peptid mehrmals im Verlauf ihrer Erkrankung<br />
gemessen. Außerdem wurde die ACE-Aktivität bestimmt und GAD-Antikörperstatus,<br />
BMI und Diabetesdauer ermittelt. Patienten, die ACE-Hemmer<br />
oder ATR-1-Antagonisten einnahmen, wurden aus der Studie ausgeschlossen.<br />
Die Patienten wurden in 4 Quartile entsprechend der ACE-<br />
Aktivität eingeteilt (1. Quartile: ACE < 30 U/l n = 17, 4. Quartile: ACE<br />
> 60 U/l, n = 25). Ergebnisse: Zu Krankheitsbeginn war das C-Peptid bezogen<br />
auf die ACE-Werte nicht unterschiedlich (1,67 € 0,2 ng/ml vs.<br />
1,32 € 0,2 ng/ml). Nach etwa sieben Jahren Diabetesdauer war das Nüchtern-C-Peptid<br />
höher je niedriger die ACE-Aktivität war (0,83 € 0,26 in der<br />
niedrigsten ACE-Gruppe vs. 0,44 € 0,09 ng/ml in der höchsten ACE-Gruppe,<br />
p < 0,05). In der niedrigen ACE-Gruppe hatten nach etwa sieben<br />
Jahren Diabetesdauer 8 von 17 (47%) Patienten C-Peptidwerte über<br />
0,5 ng/ml (1,6 € 0,27 ng/ml), während es in der hohen ACE-Gruppe nur<br />
7 von 25 (28%) waren; das gemessene C-Peptid lag in der hohen ACE-<br />
Gruppe deutlich niedriger (0,76 € 0,07 ng/ml). Die Gruppen unterschieden<br />
sich nicht in Alter, Geschlecht, BMI, Alter bei Krankheitsbeginn oder<br />
GAD-Antikörperstatus. Schlussfolgerung: Typ 1 Diabetiker mit sehr<br />
niedriger ACE-Aktivität verfügen für eine längere Zeit über eine höhere<br />
Beta-Zellreserve als Diabetiker mit genetisch determinierter hoher ACE-<br />
Aktivität. Niedrige ACE-Aktivität könnte daher dazu beitragen, die Beta-<br />
Zellfunktion bei Typ 1 Diabetikern zu schützen.<br />
Folgeerkrankungen 4<br />
P248<br />
Erektile Dysfunktion und Diabetes. Hat der<br />
Patient „noch“ Gesprächsbedarf? Daten aus dem<br />
Programm „Globalbetrachtung Diabetes<br />
-GloDi “<br />
Jecht M 1 , Bierwirth RA 2 , Brosz M 3 , Gehrmann K 4 ,<br />
Gerressen W 5 , Geller JC 6 , Reuter M 7<br />
1 Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Medizinische Klinik<br />
– Diabetologie, Berlin, Germany, 2 Ambulantes<br />
Diabeteszentrum, Essen, Germany, 3 StatConsult,<br />
Gesellschaft für klinische und Versorgungsforschung mbH,<br />
Magdeburg, Germany, 4 Gemeinschaftspraxis für<br />
Allgemeinmedizin, Diabetische Schwerpunktpraxis,<br />
Hadmersleben, Germany, 5 Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe,<br />
Germany, 6 Zentralklinik Bad Berka GmbH, Kardiologie, Bad<br />
Berka, Germany, 7 Ambulantes Diabeteszentrum, Jena,<br />
Germany<br />
Fragestellung: In Deutschland leiden rund sechs Millionen Menschen<br />
an Diabetes mellitus (DM) mit steigender Tendenz. Bei Männern ist die<br />
Erektile Dysfunktion (ED) eine der häufigsten Folgeschäden des Diabetes.<br />
So haben diese Patienten nicht nur häufiger Erektionsstörungen<br />
im Vergleich zu Nichtdiabetikern, auch erste Anzeichen zeigen sich bei<br />
ihnen tendenziell in jüngerem Lebensalter. Die Wahrscheinlichkeit einer<br />
ED steigt bei DM mit der Krankheitsdauer, dem Alter und dem Ausmaß<br />
der Folgeschäden. Nach wie vor ist es sehr wahrscheinlich, dass Männer<br />
mit ED große Hemmschwellen haben, mit ihrem Arzt darüber zu sprechen.<br />
Im vorliegenden Pilotprojekt wurden zwei Fragen beleuchtet:<br />
1. Sind Männer grundsätzlich bereit Fragen zu ihrer Sexualität im Rah-<br />
men einer Befragung zu beantworten. 2. Wünschen Männer, die unzufrieden<br />
mit ihrer Erektionsfähigkeit sind, verstärkt ein Informationsgespräch?<br />
Methodik: Die Erfassung der Patienten-Daten erfolgte mittels<br />
eines speziell entwickelten Programms „Globalbetrachtung Diabetes –<br />
GloDi “, das die Begleiterkrankungen eines Diabetikers anhand verschiedener<br />
Themenblöcke ganzheitlich darstellt. Es besteht aus einer<br />
Dokumentations-/Auswertungs-S<strong>of</strong>tware für den Arzt und einer Patientenbefragung.<br />
Die Befragung zu den verschiedenen Bereichen kann am<br />
PC oder mithilfe eines speziell programmierten PDA interaktiv durchgeführt<br />
werden. Nach Abschluss der Befragung werden die Antworten<br />
unmittelbar in das Programm eingespielt (synchronisiert) und direkt<br />
ausgewertet. Die für die vorliegenden Analysen erfassten Daten stammen<br />
aus Befragung zur Sexualität. Diese besteht aus zwei Fragen: Waren<br />
Sie in den letzten 4 Wochen mit Ihrer Erektionsfähigkeit zufrieden?<br />
Wünschen Sie ein Informationsgespräch zu therapeutischen Möglichkeiten<br />
der Verbesserung? Ergebnisse: Deutschlandweit wurden in 18<br />
diabetologischen Schwerpunktpraxen insgesamt 564 Patienten mit diagnostiziertem<br />
DM erfasst, davon 52 vom Typ 1 und 512 vom Typ 2. 224<br />
(71%) der männlichen Patienten waren grundsätzlich bereit Fragen zu<br />
ihrer Sexualität zu beantworten. Das Durchschnittsalter dieser Männer<br />
betrug 58 Jahre. Auf die Frage zur Zufriedenheit mit Erektionsfähigkeit<br />
antworteten: 23% immer zufrieden, 21% meistens, 18% manchmal, 6%<br />
selten, 6% nie. 26% gaben an, keinen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.<br />
Den Wunsch nach einem Informationsgespräch hatten: 18% der die<br />
keinen GV hatten, 75% die nie, 61% die selten, 66% die manchmal, 17%<br />
die meistens und 4% die immer zufrieden waren. Schlussfolgerung:<br />
1. Es besteht eine hohe Bereitschaft von Männern mit DM, Fragen zu<br />
ihrer Sexualität (ED) zu beantworten. 2. 30% der Patienten, die diese<br />
Frage beantworteten, äußerten eine Unzufriedenheit mit ihrer Erektionsfähigkeit.<br />
Von diesen wünschen sich 66% – 75% ein Informationsgespräch.<br />
GloDi stellt für Arzt und Patient eine wertvolle Hilfe dar,<br />
um mögliche Gesprächsbarrieren zum Thema Erektile Dysfunktion abzubauen.<br />
P249<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
High-Molecular Weight (HMW) Adiponectin ist<br />
ein starker Prädiktor für den Schweregrad der<br />
Koronaren Herzkrankheit (KHK) und wird durch<br />
Statintherapie bei Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
günstig beeinflusst<br />
von Eynatten M 1 , Humpert PM 2 , Lepper PM 3 , Bluemm A 4 ,<br />
Hamann A 2 , Bierhaus A 2 , Nawroth PP 2 , Dugi KA 2<br />
1 Klinikum rechts der Isar TU München, Nephrologie,<br />
München, Germany, 2 Universitätsklinikum Heidelberg,<br />
Endokrinologie & St<strong>of</strong>fwechsel, Heidelberg, Germany,<br />
3 Universität Bern, Intensivmedizin, Bern, Switzerland,<br />
4 Universitätsklinikum Würzburg, Endokrinologie &<br />
St<strong>of</strong>fwechsel, Würzburg, Germany<br />
Fragestellung: Adiponectin besitzt anti-atherosklerotische Fähigkeiten<br />
und niedrige Adiponectinspiegel sind mit erhöhtem Herzinfarktrisiko<br />
assoziiert. Wir untersuchten ob die high-molecular weight (HMW) Form<br />
des zirkulierenden Adiponectins mit dem Ausmass der KHK korreliert.<br />
Ferner wurde der mögliche Einfluss einer Atorvastatintherapie auf die<br />
HMW-Konzentration bei Patienten mit Typ 2 Diabetes analysiert. Methoden:<br />
Assoziationen zwischen KHK, Serum HMW und der HMW/Gesamt-Adiponectin<br />
Ratio wurden an 240 männlichen Patienten erfasst,<br />
die sich einer elektiven Koronarangiopraphie unterzogen. Der Effekt<br />
von Atorvastatin auf HMW wurde an 74 Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
in einer 8-wöchigen, placebo-kontrollierten Studie untersucht. Ergebnisse:<br />
Wir berichten signifikant inverse Korrealtionen zwischen verschiedenen<br />
angiographischen Scores und sowohl HMW [Extent Score<br />
(ES): r =-0,39; Gensini Score (GS): r =-0,35 und Severity Score (SS):<br />
r =-0,40, alle P < 0,001], als auch HMW/Gesamt-Adiponectin Ratio (ES:<br />
r =-0,49; GS: r =-0,46; SS: r =-0,46; alle P < 0,001). In multivariablen Regressionsanalysen,<br />
adjustiert für Risik<strong>of</strong>aktoren, zeigte sich, dass erniedrigtes<br />
HMW und eine verminderte HMW/Gesamt-Adiponectin Ratio signifikant<br />
mit dem Ausmass der KHK korrelieren (für beide P < 0,0001).<br />
Die prädiktiven Werte waren dem der Gesamtadiponectinkonzentration<br />
klar überlegen. In Patienten mit Typ 2 Diabetes führte eine Atorvastatintherapie<br />
zu einem signifikanten Anstieg des HMW. Bei fehlendem Anstieg<br />
des Gesamtadiponectin mag hierfür möglicherweise eine veränderte<br />
Is<strong>of</strong>orm-Komplexbildung verantwortlich sein. Schlussfolgerung:<br />
HMW und die HMW/Gesamt-Adiponectin Ratio korrelieren eng<br />
mit dem Ausmass der KHK und könnten geeignetere Marker für KHK<br />
sein, als dies bisher für Gesamtadiponectin beschrieben war. Darüber<br />
hinaus könnte eine veränderte Adiponectin-Is<strong>of</strong>ormzusammensetzung
nach Atorvastatintherapie zu den anti-atherosklerotischen Effekten dieses<br />
Statins bei Patienten mit Typ 2 Diabetes beitragen.<br />
P250<br />
Häufigkeit von unerkanntem Diabetes mellitus in<br />
ländlichen und städtischen Regionen von China<br />
Jonas J 1 ,XuL 2 , Xie X 2 , Yang H 2 , Wang S 2<br />
1 Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Mannheim, Germany, 2 Beijing Institute <strong>of</strong><br />
Ophthalmology, Beijing Tongren Hospital, Beijing, China<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, die Häufigkeit von unerkanntem<br />
Diabetes mellitus in der erwachsen Bevölkerung im ländlichen und<br />
städtischen China im Großraum von Beijing zu untersuchen. Methodik:<br />
Die Beijing Eye Study ist eine epidemiologische Studie, die im ersten<br />
Durchgang im Jahr 2001 4439 Teilnehmer mit einem Alter von 40+<br />
Jahren umfasste. Im Jahr 2006 wurde die Studie mit 3169 (71,4%) der<br />
ursprünglich 4439 Teilnehmern wiederholt. Für alle Teilnehmer wurde<br />
eine ophthalmologische Untersuchung und weitere Untersuchungen<br />
einschließlich einer Blutabnahme durchgeführt. Die Konzentrationen<br />
von Nüchtern- Blutzucker wurden bestimmt. Zusätzlich wurde erfasst,<br />
bei welchem der Studienteilnehmer die Diagnose eines Diabetes mellitus<br />
bekannt war. Ergebnisse: Blutproben waren für 2706 Teilnehmer<br />
verfügbar. Definierte man Diabetes mellitus als einen Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen<br />
‡ 7,0 mmol/L oder eine selbstberichtete Diagnose<br />
von Diabetes mellitus, bestand ein Diabetes mellitus bei 266 Teilnehmern<br />
(Prävalenzrate: 9,83 € 0,57%). Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen<br />
‡ 7,0 mmol/L wurden bei 190 Teilnehmern gemessen (Prävalenzrate<br />
(Mittelwert € Standardfehler): 7,02 € 0,49%), und 135 (5,0%) Teilnehmer<br />
gaben an, an Diabetes mellitus erkrankt zu sein. Von den 190 Teilnehmern<br />
mit erhöhtem Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen (‡ 7,0<br />
mmol/L) war bei 59 (31,1%) Teilnehmern ein Diabetes mellitus bekannt.<br />
Bei 131 (68,9%) Teilnehmern war eine Diagnose eines Diabetes mellitus<br />
bisher nicht gestellt worden. Von den Teilnehmern mit normalem Nüchtern-Blutglukosekonzentrationen<br />
(< 7,0 mmol/L) gaben 76 (3,0%) Teilnehmer<br />
eine Diagnose von Diabetes mellitus an. Insgesamt war bei<br />
131 (49,2%) der 266 Teilnehmer mit Diabetes mellitus die Diagnose<br />
bekannt. In einer binären logistischen Regressionsanalyse war ein unerkannter<br />
Diabetes mellitus signifikant korreliert mit geringen Familieneinkommen<br />
(P = 0,003; 95% Konfidenzinterval (KI): 1,00 1,01), Körpergewicht<br />
(P = 0,034; 95% KI: 0,93 0,99), und Fehlen einer diabetischen<br />
Retinopathie (P < 0,001; 95% KI: 3,48 18,6). Nur marginal korreliert mit<br />
einem unbekannten Diabetes mellitus war die ländliche versus städtische<br />
Region (P = 0,055; 95%KI: 0,98 9,26). Schlussfolgerungen: Diabetes<br />
mellitus mit einer Gesamthäufigkeit von ca. 10% bei Chinesen<br />
mit einem Alter von 45+ Jahren ist in ca. der Hälfte der Patienten unerkannt.<br />
Assoziierte Faktoren mit einem unerkannten Diabetes mellitus<br />
sind geringes Familieneinkommen und Fehlen einer diabetischen Retinopathie.<br />
P251<br />
Expression von Connexin 43 während der<br />
Wundheilung in einem ex-vivo<br />
Haut-Kulturmodell mit Keratinozyten von<br />
Patienten mit einem Diabetes mellitus und<br />
st<strong>of</strong>fwechselgesunden Kontrollen<br />
Lobmann R 1 , Zacheja S 1 , Houdeck P 2 , Brandner J 2<br />
1 Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Endokrinologie<br />
und St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Magdeburg, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und<br />
Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Hamburg,<br />
Germany<br />
Für eine erfolgreiche Wundheilung ist die wohlstrukturierte Balance von<br />
verschiedenen Wachstumsfaktoren, Zytokinen und Proteasen (MMPs),<br />
insbesondere während der Granulationsphase, Voraussetzung. Hinsichtlich<br />
der Prozesse der Ephitelisierung liegen bisher kaum Untersuchungen<br />
vor. Dies gilt insbesondere für Einflüsse der direkten Zell-Zell-Kommunikation<br />
über gap-junctions, welche eine wesentliche Rolle in der<br />
Dynamik der Keratinozyten während der Reepithelisierung spielen. Eine<br />
Unterbrechung dieser biologischen Prozesse kann zu einer chronischen<br />
Wunde, wie beim diabetischem Fußsyndrom, führen. Um die Unterschiede<br />
in der mRNA-Expression von Connexin (Cx) 43, einem wichtigen<br />
gap-junction-Protein der Epidermis, während der Wundheilung von diabetischen<br />
und nicht-diabetischen Patienten zu untersuchen, wurde von<br />
14 Diabetikern und 11 Nicht-Diabetikern eine 8 mm Stanzbiopsie aus<br />
intakter Oberschenkelhaut gewonnen. Die Keratinozyten wurden kultiviert<br />
und in ein Hautkultur-Modell (ex-vivo Schweinehaut-Modell)<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
transferiert. Die mRNA-Expression von Cx43 wurde zum Zeitpunkt 0,<br />
nach sieben Stunden und zu einem Spätzeitpunkt (18 bzw. 24 Stunden)<br />
mittels quantitativer Realtime-PCR untersucht. Wir zeigten einen signifikanten<br />
Unterschied in der Dynamik der Cx43-Expression während<br />
der Wundheilung (ex-vivo Proliferationsmodell), dabei konnten wir keine<br />
Unterschiede hinsichtlich der Expression der mRNA von MMP’s und<br />
Zytokinen (TNFalpha, Interleukin 1-Beta) bei kultivierten Keratinozyten,<br />
anders als bei Fibroblasten, zeigen. In der RT-PCR zeigte sich ein verminderter<br />
Abfall von Cx43 (p = 0,001), bei diabetischen Keratinozyten im<br />
Vergleich zu den nicht-diabetischen, welche einen frühzeitigen Verlust<br />
von Cx43 (p = 0,009) nach sieben Stunden zeigten. Unsere Ergebnisse<br />
unterstreichen die Bedeutung einer gut regulierten und ausbalancierten<br />
molekularen Reaktion während der Wundheilung, wobei die frühe<br />
Downregulation von Cx43 essentiell für die Initiierung der Migration<br />
von Keratinozyten ist. Ein verzögerter Abfall von CX43 könnte somit<br />
ein weiterer im Rahmen der Chronifikation von diabetischen Wunden<br />
bedeutsamer Aspekt sein.<br />
P252<br />
Augeninnendruck nach intravitrealer<br />
Triamcinolon Acetonid Injektion<br />
Jonas J 1 , Degenring R 1 , Kreissig I 1 , Akkoyun I 1 ,<br />
Kamppeter B 1<br />
1 Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Mannheim, Germany<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, die Reaktion des Augeninnendrucks<br />
auf eine intravitreale Injektion von Triamcinolon Acetonid als einer der<br />
Hauptkomplikation der intraokulären Steroidtherapie zur Therapie des<br />
diabetischen Makulaödems zu untersuchen. Methode: Die Studie beinhaltete<br />
272 Patienten (305 Augen), die eine intravitreale Injektion von<br />
ca. 20 mg Triamcinolon zur Behandlung eines diffusen diabetischen Makulaödems<br />
(n = 84 Patienten), einer exsudativen alters-assoziierten Makuladegeneration<br />
(n = 181), eines retinalen Venenverschlusses (n = 20),<br />
einer Uveitis (n = 9), eines pseudophaken cystoid Makulaödems (n = 6),<br />
oder anderer retinaler Erkrankungen (n = 5) erhielten. Die mittlere Nachbeobachtungszeit<br />
betrug 10,4 € 6,7 Monate (Median: 7,9 Monate;<br />
3,0 – 35,7 Monate). Ergebnisse: Augeninnendruckwerte von > 21 mm<br />
Hg, > 30 mm Hg, > 35 mm Hg, oder > 40 mm Hg wurden bei 112 (41,2%)<br />
Patienten, 31 (11,4%) Patienten, 15 (5,5%) Patienten, bzw. bei 5 (1,8%)<br />
Patienten gemessen. Die durch das intravitreale Triamcinolon hervorgerufene<br />
Steigerung des Augeninnendruckes wurde durch eine antiglaukomatöse<br />
medikamentöse Therapie in allen bis auf 3 (1,0%) Augen behandelt,<br />
bei denen eine filtrierende Operation durchgeführt wurde. Die<br />
Steigerung des Augeninnendruckes begann ca. 1 Woche nach der Injektion.<br />
Die Augendruckwerte normalisierten sich wieder nach ca. 8 bis 9<br />
Monaten. Jüngeres Alter (P = 0,029) war significant mit der Triamcinolon<br />
induzierten Augendrucksteigerung assoziiert. Keine Korrelation ergab<br />
sich zum Geschlecht (P = 0,42), der Ametropie (P = 0,86), Diabetes mellitus<br />
(P = 0,74), und der okulären Indikation zur intravitrealen Steroid-Behandlung.<br />
Schlussfolgerungen: Die Daten deuten an, dass eine Steigerung<br />
des Augeninnendruckes bei ca. 40% der Patienten erwartet werden<br />
kann, dass diese Drucksteigerung in den meisten Situation medikamentös<br />
behandelt werden kann, und dass die Drucksteigerung reversibel ist.<br />
P253<br />
NeuroQol: Ein effektives Instrument zum<br />
Neuropathiescreening<br />
Hermanns N 1 , Kulzer B 1 , Stark S 2 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany, 2 Universität<br />
Bamberg, Bamberg, Germany<br />
Einleitung: Eine frühzeitige Identifikation von Personen mit einer diabetischen<br />
Neuropathie ist nicht zuletzt in Hinblick auf die Prävention<br />
des diabetischen Fußsyndroms sinnvoll. In dieser Untersuchung wurden<br />
die Screeningeigenschaften eines einfachen, vom Patienten selbst auszufüllenden,<br />
neuropathiespezifischen Fragebogens zur Früherkennung<br />
einer Neuropathie (NeuroQol) untersucht. Methodik: Bei 211 Diabetespatienten<br />
(Alter 50,8 € 14,4 J.; 46% weiblich; 44% Typ 2 Diabetes; Diabetesdauer<br />
15,0 € 11,7 J.; HbA1c 9,1 € 17%) wurde bei Krankenhausaufnahme<br />
eine eingehende Neuropathiediagnostik durchgeführt. Die Diagnose<br />
einer Neuropathie wurde entsprechend den Leitlinien (DDG) bei<br />
einem Wert des Neuropathie Defizit Scores (NDS) von ‡ 6 oder bei einem<br />
NDS-Wert ‡ 3 und einem Neuropathiesymptomscore (NSS) ‡ 5 gestellt.<br />
Die Patienten bearbeiteten zusätzlich die deutsche Version des<br />
NeuroQol, welcher 5 Skalen umfasst: Schmerzen, reduzierte Sensibilität,<br />
senso-motorische Einschränkungen, emotionale Belastungen und Akti-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S81
S82 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
vitätseinschränkungen aufgrund dieser Beschwerden. Die Screeningeigenschaften<br />
des NeuroQol zur Neuropathiediagnose wurde mithilfe<br />
von Receiver Operating Curves (ROC) bestimmt. Ergebnisse: Die Prävalenz<br />
der Neuropathie betrug in dieser klinischen Stichprobe 38,5%. Die<br />
Fläche unter der ROC für die verschiedenen NeuroQol-Skalen zeigten<br />
eine signifikant bessere Screeningeigenschaft als eine zufällige Klassifikation<br />
(Fläche unter der ROC: Schmerz 0,83; Sensibilitätseinschränkungen<br />
0,83; senso-motorische Einschränkungen 0,75; emotionale Belastungen<br />
0,74; Aktivitätseinschränkungen 0,74). Die besten Screeningeigenschaften<br />
zeigten die Skalen „Schmerzen“ und „Sensibilitätseinschränkungen“.<br />
Für die Schmerzskala (7 Items) ergab sich ein optimaler<br />
Cut <strong>of</strong>f Wert von 4 (Sensitivität 76,5%/Spezifität 78,5%), für die Skala<br />
„Sensibilitätseinschränkungen „ (3 Items) ein sinnvoller Cut <strong>of</strong>f Wert<br />
von 2 (Sensitivität 72%/Spezifität 88,5%). Schlussfolgerung: Der Neuro-<br />
Qol zeigt gute Screeningeigenschaften in Hinblick auf die diabetische<br />
Neuropathie. Es wird empfohlen, zum Neuropathiescreening die nur 10<br />
Item umfassenden Skalen „Schmerzen“ und „Sensibilitätseinschränkungen“<br />
zu verwenden. Erwartungsgemäß wiesen die übrigen Skalen, welche<br />
psychosoziale Belastungen im Zusammenhang mit der Neuropathie<br />
erfassen, leicht schlechtere Screeningeigenschaften auf. In der klinischen<br />
Praxis können sie jedoch wertvolle Hinweise zum Grad der neuropathiespezifischen<br />
Belastung von Patienten geben.<br />
P254<br />
Umfassende Gefäßdarstellung durch<br />
Ganzkörper-MRT bei Patienten mit lang<br />
dauerndem Diabetes mellitus<br />
Findeisen H 1 , Weckbach S 2 , Schönberg SO 2 , Stark RG 3 ,<br />
Göke B 1 , Parh<strong>of</strong>er KG 1<br />
1 Klinikum Universität München, Med. Klinik II Grosshadern,<br />
München, Germany, 2 Klinikum Universität München,<br />
Institut für Radiologie, München, Germany, 3 GSF,<br />
Neuherberg, Germany<br />
Hintergrund: Vaskuläre Erkrankungen wie KHK, cerebrovaskuläre Erkrankungen<br />
und pAVK sind die Hauptursachen diabetischer Morbidität<br />
und Mortalität. Mit einer hoch innovativen MRT-Technik wurde der Gesamt-Gefäßstatus<br />
(außer Koronararterien) bei 65 diabetischen Patienten<br />
erfasst, um das Screening-Potential der Methode zu erfassen. Methodik:<br />
Langdauernde (mindestens 10 Jahre) Typ 1 (n = 20) oder Typ 2 (n = 45)<br />
Diabetiker (35 Männer, Alter 63 € 13,1 Jahre) wurden in einem 1,5 Tesla<br />
oder 3,0 Tesla Ganzkörper-MRT untersucht. Die hirnversorgenden Arterien,<br />
die abdominelle Aorta, die Extremitätenarterien (einschließlich<br />
Fußarterien) wurden in einer Sitzung dargestellt (MR-Angiogramm).<br />
Die Atheroskleroseläsionen wurden in jedem Gefäß kategorisiert (6 Stufen<br />
von normal bis Verschluss) und ein Gesamtscore (Summe der Läsionen<br />
geteilt durch die beurteilten Gefäße) errechnet. Die Assoziation<br />
dieses Scores mit KHK (klinisch) und anderen klinischen und biochemischen<br />
Parametern wurde untersucht (Generalized Linear Model, alters-<br />
und geschlechtsadjustiert, SAS 9.1). Ergebnisse: Alter (p = 0,0008)<br />
und männliches Geschlecht (p = 0,029) waren signifikant mit dem Score<br />
assoziiert (r 2 = 0,23). Nach Alters- und Geschlechtskorrektur war der Score<br />
mit unabhängig festgestellter KHK (r 2 = 0,32; p = 0,005), Retinopathie<br />
(r 2 = 0,31; p = 0,007), Serumkreatinin (r 2 = 0,34; p = 0,007) sowie nur<br />
grenzwertig mit der Diabetesdauer (r 2 = 0,26; p = 0,07) assoziiert. Punktuell<br />
ermittelt waren BMI, Blutdruck, Raucherstatus, Diabetestyp,<br />
HbA1c, LDL-Cholesterinkonzentration und Medikation nicht mit dem<br />
Score assoziiert. Schlussfolgerung: Dieser MRT-basierte Score, welcher<br />
Gefäßveränderungen außerhalb der Koronarien erfasst, ist signifikant<br />
mit KHK assoziiert. Dies unterstreicht, dass der Atherosklerose in Koronarien<br />
eine ähnliche ¾tiologie zu Grunde liegt wie der in cerebralen und<br />
peripheren Arterien. Dabei sind Alter, männliches Geschlecht, Retinopathie,<br />
Nephropathie und eingeschränkt auch Diabetesdauer wichtige<br />
Prädiktoren für einen erhöhten Score und entsprechend hohe Atheroskleroselast.<br />
BMI, Blutdruck, HbA1c, LDL-Cholesterin und Medikamente<br />
(einmalig unter Therapie erfasst) waren keine wichtigen Prädiktoren.<br />
Wir folgern, dass die Ganzkörper-MRT-Untersuchung eine viel versprechende<br />
Methode darstellt, um im Rahmen eines „Staging“den Gesamt-<br />
Gefäßstatus bei Diabetikern zu erfassen.<br />
P255<br />
Extremitätenerhalt durch autologe<br />
Knochenmarkstransplantation bei<br />
angio(-neuro)pathischem diabetischem<br />
Fußsyndrom<br />
Lüdemann C 1 , Schmidt-Lucke JA 1 , Amann B 1<br />
1<br />
Franziskuskrankenhaus Berlin, Innere Abteilung, Berlin,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Ungefähr 1/3 aller Patienten mit kritischer Extremitätenischämie<br />
(CLI) und konsekutivem angio(-neuro)pathischem diabetischem<br />
Fußsyndrom (DFS) können weder chirurgisch noch radiologischinterventionell<br />
revaskularisiert werden. In diesem Patientenkollektiv<br />
liegt eine sehr hohe Amputationsrate einhergehend mit einer Sterblichkeit<br />
nach Amputation von ca. 25% vor. Da autologe mononukläre Zellen<br />
aus dem Knochenmark (BMNC) potente Quellen von angiogenetischen<br />
Cyto- und Chemokinen sind, behandelten wir bis jetzt 22 Patienten mit<br />
DFS durch eine autologe Knochenmarkstransplantation (KMT) zur Induktion<br />
der Angiogenese. Vorgestellt werden 14 Patienten mit einer<br />
Nachbeobachtungszeit > 6 Monate. Methodik: 14 Patienten (mittl. Alter<br />
71 € 8,5 Jahre, 5 Frauen, 9 Männer, mittl. Diabetesdauer 19,5 € 5,5 Jahre)<br />
mit DFS und CLI, bei denen alle konservativen und operativen/interventionellen<br />
Therapieoptionen ausgeschöpft waren und bei denen eine Majoramputation<br />
vorgenommen werden sollte, wurde einmalig Knochenmark<br />
(120 – 500 ml) aus dem Beckenkamm entnommen und entweder<br />
mittels einer Ficoll-Dichtezentrifugation oder mit dem Harvesttech<br />
SmartPrep System separiert. Die aufgereinigte mononukleäre Zellfraktion<br />
wurde tief intramuskulär in die ischämische Extremität reinjiziert.<br />
Diese Patienten wurden über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten<br />
(6 – 24 Monate, mittl. NB 12,4 Mon.) nachbeobachtet, im Verlauf wurden<br />
apparative angiologische Verlaufsparameter, die maximale Gehstrecke<br />
und die Amputationsrate (major) erhoben. Die lokale Wunddtherapie<br />
wurde strikt leitliniengerecht weitergeführt. Ergebnisse: Die durchschnittlich<br />
applizierte Zahl von BMNC lag bei 1,41 Milliarden<br />
(0,13 – 4,90) Zellen. In 10 von 14 Patienten (71%) konnte ein Extremitätenerhalt<br />
erreicht werden. Der mittlere tcpO2 (n = 14) betrug vor KMT<br />
10,4 € 11,5 mm Hg, 4 Wochen nach KMT 16,8 € 16,0 mm Hg, 8 Wochen<br />
nach KMT 18,1 € 18,6 mm Hg, 12 Wochen nach KMT 24,8 € 16,8 mm Hg<br />
und 24 Wochen nach KMT 33,5 € 19,8 mm Hg (p < 0,002, vor KMT vs. 24<br />
Wochen). Knöchel-Arm-<strong>Index</strong> (n = 9, 5 Patienten mit Mediasklerose<br />
nicht aufgeführt) vor KMT 0,22 € 0,19, 4 Wochen 0,26 € 0,20, 8 Wochen<br />
0,42 € 0,23, 12 Wochen 0,40 € 0,23, 24 Wochen 0,43 € 0,12 (p < 0,02, vor<br />
KMT vs. 24 Wochen nach KMT). Die mittlere absolute Gehstrecke (N = 6)<br />
stieg von 15 € 36,3 m vor KMT auf 80 € 103,0 m 24 Wochen nach KMT<br />
(p < 0,04). Es kam zu keiner schwerwiegenden durch die KMT verursachten<br />
Nebenwirkung. Schlussfolgerung: Die Induktion der Angiogenese<br />
durch autologe mononukläre Knochenmarkszellen bei Patienten<br />
mit angiopathischem DFS und drohender Majoramputation ist eine sichere,<br />
einfache und effektive Methode und kann die Majoramputationsrate<br />
signifikant verringern.<br />
P256<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Low-dose Urokinase Therapie bei diabetischem<br />
Fußsyndrom mit chronisch nicht-heilender<br />
Ulzeration und kritischer Extremitätenischämie<br />
Weck M 1 , Rietzsch H 2 , Lawall H 3 , Pichlmeier U 4 ,<br />
Schellong SM 5<br />
1<br />
Klinik Bavaria Kreischa, Diabetes, St<strong>of</strong>fwechsel und<br />
Endokrinologie, Kreischa, Germany, 2 Universitätsklinikum<br />
Dresden, III.Medizinische Klinik, Dresden, Germany,<br />
3<br />
Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, Angiologie, Karlsbad-<br />
Langensteinbach, Germany, 4 Fa. medac, Wedel, Germany,<br />
5<br />
Universitätsklinikum Dresden, Gefäßzentrum, Dresden,<br />
Germany<br />
Hintergrund/Zielstellung: Patienten mit diabetischer Fußläsion (DF)<br />
und kritischer Extremitätenischämie (KEI) haben ein hohes Risiko für<br />
eine Majoramputation (MA). Möglicherweise verbessert die kontrollierte<br />
Fibrinogensenkung durch low-dose Urokinase Therapie (LDUT) die<br />
kapillare Mikrozirkulation und damit die Wundheilung. Ziel dieser kontrollierten<br />
prospektiven Studie war die Klärung von Effektivität und Sicherheit<br />
der LDUT bei DF mit chronisch nicht-heilenden Ulzera und KEI<br />
entsprechend den CPMP-Kriterien. Patienten und Methoden: Wir untersuchten<br />
77 Patienten mit DF und KEI ohne Option zur Revaskularisierung.<br />
Fibrinogen (F) sollte > 4,0 g/l sein. Über 21 Tage wurden 1 Mio<br />
oder 0,5 Mio IE Urokinase i. v. appliziert. Die Dosis wurde entsprechend<br />
des aktuellen F täglich adaptiert. Ziel-F 1,6 – 2,0 g/l. Strukturierte Wundbehandlung<br />
einschließlich Minor-Amputation war Basistherapie. Primärer<br />
Wirksamkeitsparameter war das Überleben ohne MA mit abgeheilter
Fußläsion nach 12 Mo. Mortalität, MA, Abheilung des Targetulkus und<br />
schwere Blutungen waren sekundäre Parameter. Ergebnisse: 61 von 77<br />
Patienten konnten in die Wirksamkeitsanalyse (> 14 Tagesdosen LDUT)<br />
einbezogen werden. Nach 12 Mo. waren 31% (CI 20 – 44%) ohne MA und<br />
mit abgeheiltem Zielulkus. Die Mortalität betrug 9% (CI 3 – 22%) und die<br />
MA Rate war 19% (CI 11 – 32%). Die Rate abgeheilter Zielläsionen betrug<br />
71% (CI 55 – 85%). 1 Patient hatte eine schwere Blutungskomplikation.<br />
Schlussfolgerung: MA-Rate und Mortalität waren bei diesen DF mit<br />
chronisch nicht-heilendem Ulzera und KEI extrem niedrig. Effektivität<br />
und Sicherheit der LDUT sind gut. Die Häufigkeit des kombinierten,<br />
CPMP-gerechten Endpunktes ist mangels publizierter Vergleiche nicht<br />
zu bewerten.<br />
P257<br />
REACH (Reduction <strong>of</strong> Atherothrombosis For<br />
Continued Health) Register: Vergleich der<br />
1-Jahres Ereignisrate von Diabetikern und<br />
Nicht-Diabetikern<br />
Parh<strong>of</strong>er KG 1 , Zeymer U 2 , Stark RG 3 , Röther J 4 ,REACH<br />
Registry Investigators<br />
1 Klinikum Universität München, Med. Klinik II Grosshadern,<br />
München, Germany, 2 Klinikum Ludwigshafen, Medizinische<br />
Klinik B, Ludwigshafen, Germany, 3 GSF, Neuherberg,<br />
Germany, 4 Klinikum Minden, Neurologische Klinik, Minden,<br />
Germany<br />
Einleitung: Diabetiker haben ein erhöhtes Atherothromboserisiko. Ob<br />
Diabetiker ohne manifeste Atherothrombose (KHK, cerebro-vaskuläre<br />
Erkrankung oder pAVK) ein ähnliches Risiko haben wie Nicht-Diabetiker<br />
mit manifester Atherothrombose (insbesondere KHK) ist nicht geklärt<br />
(Haffner NEJM 1998 (339):229; Lee Circulation 2004 (109):855), insbesondere<br />
liegen für deutsche Patienten keine Angaben vor. Das REACH<br />
Register bietet die Möglichkeit, Ereignisraten bei Diabetikern und Nicht-<br />
Diabetikern mit und ohne manifeste Atherothrombose weltweit und in<br />
Deutschland zu untersuchen. Methodik: Das REACH Register umfasst<br />
weltweit > 68000 Patienten mit manifester Atherothrombose (ATHERO)<br />
oder Risik<strong>of</strong>aktoren (RF). Nach 1 und 2 J. werden Endpunkte erfasst. Aus<br />
Deutschland stammen 5646 Patienten, davon liegen bei 5267 (93%)<br />
1-Jahresdaten vor. Unter diesen sind 2278 Diabetiker, von welchen 415<br />
in der RF-Gruppe waren (Diabetes und zusätzliche Risik<strong>of</strong>aktoren) und<br />
1863 in der ATHERO-Gruppe. Die Rate an schweren vaskulären Ereignissen<br />
(MACE: kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Herzinfarkt, nichttödlicher<br />
Schlaganfall) wurde nach 1 Jahr erfasst und nach Alters- und<br />
Geschlechtskorrektur für Diabetiker und Nicht-Diabetiker für die RFund<br />
ATHERO-Gruppen ausgewertet (logistische Regressionsanalyse,<br />
SAS 9.1). Ergebnis: Unter den Diabetikern hatten in der RF-Gruppe 11<br />
von 415 (2,65%) in der ATHERO-Gruppe 98 von 1863 Patienten (5,26%)<br />
ein MACE, unter den Nicht-Diabetikern lagen die Raten bei 3 von 166<br />
(1,81%) in der RF Gruppe und bei 102 von 2772 (3,68%) in der ATHERO-<br />
Gruppe. Nach Korrektur für Alter und Geschlecht hatten Diabetiker ein<br />
signifikant höheres Risiko als Nicht-Diabetiker (OR: 1,393<br />
(1,053 – 1,843), p = 0,02) und ATHERO-Patienten ein höheres Risiko als<br />
RF-Patienten (OR: 2,084 (1,191 – 3,645), p = 0,01). Die Ereignisrate von<br />
Nicht-Diabetikern mit ATHERO war nicht signifikant höher als die von<br />
Diabetikern mit RF (OR: 1,459 (0,772 – 2,756), p = 0,24), allerdings hatten<br />
beide Gruppen ein signifikant niedrigeres Risiko als ATHERO-Diabetiker<br />
(OR: 0,495 (0,261 – 0,937) p = 0,03 bzw. 0,722 (0,542 – 0,962) p = 0,03).<br />
Schlussfolgerung: Diabetiker mit manifester Atherothrombose (KHK,<br />
cerebrovaskuläre Erkrankung oder pAVK) haben ein sehr hohes 1-Jahresrisiko<br />
(5,26%) für einen kardiovaskulären Tod, einen nicht-tödlichen<br />
Herzinfarkt, oder einen nicht-tödlichen Schlaganfall. Diabetiker mit zusätzlichen<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren aber ohne manifeste Atherothrombose haben<br />
ein ähnliches 1-Jahresrisiko wie Nicht-Diabetiker mit manifester Atherothrombose.<br />
Diese Registerdaten belegen diesen Zusammenhang zum<br />
ersten Mal auch für deutsche Patienten und rechtfertigen auch bei Diabetikern<br />
mit zusätzlichen Risik<strong>of</strong>aktoren aber ohne manifeste Atherothrombose<br />
ein aggressives Risikomanagement durchzuführen.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Folgeerkrankungen 5<br />
P258<br />
Seltene Komplikationen bei Diabetes mellitus:<br />
Nekrotisierende Fasziitis im Bereich der<br />
autochtonen Rückenmuskulatur als Folge einer<br />
perforierenden Kollagenose<br />
Manolopoulos K 1 , Antic B 1 , Voigt A 1 , Barthel A 1 ,<br />
Roggenlad D 2 , Hering S 1 , Klein HH 1<br />
1 Ruhr-Universität Bochum, BG Kliniken Bergmannsheil,<br />
Medizinische Klinik I, Bochum, Germany, 2 Ruhr-Universität<br />
Bochum, BG Kliniken Bergmannsheil, Institut für<br />
Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und<br />
Nuklearmedizin, Bochum, Germany<br />
Der langjährige Diabetes mellitus geht mit einer vermehrten Häufigkeit<br />
und Schwere von Infekten einher. Die häufigsten Infekte finden sich im<br />
Respirations- und Urogenitaltrakt, sowie im Bereich der Haut. Wir berichten<br />
hier über das Auftreten einer nekrotisierenden Fasziitis im Bereich<br />
der autochthonen Rückenmuskulatur bei gleichzeitig bestehender<br />
perforierenden Kollagenose bei einer Patientin mit langjährigem Diabetes<br />
mellitus. Eine 41-jährige Patientin stellte sich mit seit 3 Tagen<br />
zunehmenden Rückenschmerzen im LWS-Bereich vor. An Vorerkrankungen<br />
waren u.a. ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus Typ 1 seit<br />
1978 bekannt (HbA1c 9,8%). Gleichzeitig fanden sich multiforme Hautveränderungen<br />
am gesamten Körper – teils scharf begrenzte Plaques mit<br />
zentraler Ulzeration, teils massiv verkrustet. Diese wurden im Rahmen<br />
einer reaktiven perforierenden Kollagenose bei Diabetes mellitus gesehen<br />
und waren bereits mit systemischen und topischen Kostikosteroiden<br />
und Antihistaminika seit einem Jahr behandelt worden. Hier erfolgten<br />
bei mässig erhöhtem CRP zunächst der Ausschluss eines pulmonalen<br />
Infektes und anschließend mittels CT der Verdacht einer Spondylodiszitis.<br />
Trotz umfangreicher Diagnostik blieb der primäre Fokus zunächst<br />
unklar. Im Verlauf von 3 Tagen kam es zu massiv steigenden CRP-Werten<br />
bis > 50 mg/dl und es erfolgte bei zunehmenden Schmerzen im BWS/<br />
LWS-Bereich eine erneute CT Thorax/Abdomen. Es fand sich nun ein Bild<br />
vereinbar mit einer Fasziitis von etwa Höhe BWK 10 bis SWK 2, so dass<br />
die Patientin einer chirurgischen Nekrosektomie der autochthonen Rückenmuskulatur<br />
zugeführt wurde. Das Bild der nekrotisierenden Fasziitis<br />
konnte histopathologisch gesichert werden, als Erreger wurde Strep.<br />
pyogenes isoliert. Im Verlauf von 3 Wochen kam es zu einer Normalisierung<br />
der Entzündungswerte und die Patientin konnte in die ambulante<br />
Behandlung entlassen werden. Die nekrotisierende Fasziitis ist eine<br />
seltene, sich schnell ausbreitende Infektion von Weichteilgeweben<br />
und Faszien. Am häufigsten tritt sie als Mischinfektion postoperativ auf,<br />
während sie seltener als Monoinfektion und ohne vorhergehende Operation<br />
zu finden ist. Die hier beschriebene Ausbreitung der Infektion in<br />
der autochthonen Rückenmuskulatur ist atypisch und in der Literatur<br />
kaum vorbeschrieben. Die bei der Patientin bestehende perforierende<br />
Kollagenose – als seltene Hauterkrankung bei Diabetes mellitus und<br />
hauptsächlicher Primärlokalisation im Bereich der unteren Extremitäten<br />
–zeigte hier einen Befall des gesamten Integumens mit Einbezug der<br />
Rückenpartien. Die dort lokalisierten Läsionen mit zentraler Nekrose<br />
sind als prädisponierender Faktor für das Auftreten der Infektion zu<br />
sehen. Das rechtzeitige Erkennen der Erkrankung war lebensrettend<br />
für die Patientin, da die frühzeitige chirurgische Intervention die einzige<br />
therapeutische Möglichkeit darstellt.<br />
P259<br />
Einsatz einer industriellen Fertigorthese zur<br />
Druckentlastung bei diabetischer Podopathie<br />
Zink K 1 , Schmeiser T 1 , Behnke S 1 , Wintermut I 1 ,HaakT 1<br />
1 Diabetes Klinik Mergentheim, Bad Mergentheim, Germany<br />
Fragestellung: Zur Abheilung von neuropathischen Fußgeschwüren ist<br />
eine ausreichende Druckentlastung essentiell. Standard sollte die Druckentlastung<br />
über einen TTC (Total Contact Cast) sein. In Deutschland<br />
werden aber überwiegend industriell hergestellte Hilfsmittel wie Entlastungsschuhe<br />
(ES) oder individuell hergestellte Orthesen (IO) benutzt.<br />
ES führen <strong>of</strong>t zu Gangunsicherheit und nicht ausreichender Entlastung,<br />
IO sind in der Herstellung sehr teuer. Wir untersuchten in einer Anwendungsbeobachtung<br />
die Entlastungsmöglichkeiten bei diabetischer Podopathie<br />
über eine industriell hergestellte Fertigorthese (Dynamo-Walker<br />
DW). Methodik: Anwendungsbeobachtung, eingeschlossen wurden Patienten<br />
mit diabetischem Fußsyndrom und erforderlicher Ruhigstellung<br />
bzw. Druckentlastung, die im Zeitraum Nov 04 bis Dez 06 behandelt<br />
wurden. Ausgeschlossen wurden Pat. mit kritischer Ischämie und Patienten<br />
bei denen die Mobilisation mit dem DW nicht möglich war oder<br />
die Passform nicht entsprechend war. Ergebnisse: Eingeschlossen wur-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S83
S84 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
den 56 Patienten, davon 43 Männer, Alter im Mittel 60,2 € 12,6 Jahre<br />
(23 – 85 J). Auslösende Grunderkrankungen überwiegend Diabetes mellitus,<br />
2 Pat. mit alkoholtox. PNP, 1 Pat. mit Meningo-Myelozelen-Op als<br />
Kind. 14 Pat. waren an dem betr<strong>of</strong>fenen Fuß im Zehenbereich voramputiert,<br />
4 Pat. vorfußamputiert. Das Läsionsalter betrug im Durchschnitt<br />
23,1 € 23,5 (0 – 104) Wochen. Indikationen waren überwiegend plantare<br />
Läsionen (n = 45), akute DNOAP (n = 4), chronische DNOAP mit Ulkus<br />
(n = 1), traumatologische Gründe (n = 3), Achillessehnenruptur, aktivierte<br />
Arthrose, freiliegender Muskel am Unterschenkel), Entlastung nach<br />
OP (n = 2). 13% der Pat. waren dem Wagnerstadium 0 zuzuordnen, 7%<br />
Wagner 1, 63% dem Wagner-Stadium 2 zuzuordnen, 16% Wagner 3. 1%<br />
Wagner Stadium 4, 4 Pat. mussten wegen fehlender Abheilung minoramputiert<br />
werden, 1 Patient wurde US-amputiert. 3 Patienten wurden<br />
revaskularisiert. Abheildauer: Im Beobachtungszeitraum heilten 40 Patienten<br />
vollständig ab. Die Abheilzeit betrug im Mittel 14,2 € 10,2 Wochen,<br />
6 Wunden bestanden zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung noch.<br />
Die 4 Patienten mit DNOAP konnten nach Abklingen des akuten Stadiums<br />
mit Maßschuhen versorgt werden. Komplikationen: 1 Pat. konnte<br />
auf Grund einer vorbestehender Hüftversteifung den DW nach 2 Wochen<br />
nicht weiter benutzen, 1 neues Druckulkus im Bereich des MTK V<br />
lateral wurde mutmaßlich durch den DW ausgelöst. Schlussfolgerung:<br />
Der DW erscheint bei richtiger Indikationsstellung gut geeignet zu sein<br />
bei plantaren Fußläsionen eine ausreichende Druckentlastung herbeizuführen<br />
und die Abheilung neuropathischer Läsionen zu gewährleisten.<br />
Ebenso war die Ruhigstellung bei nicht deformierten Füßen bei akuter<br />
DNOAP möglich. Gegenüber dem TTC kann der DW jederzeit abgenommen<br />
werden und mit wenig Aufwand wieder angelegt werden. Dies<br />
kann allerdings auch bei nicht entsprechender Tragecompliance die Abheildauer<br />
entsprechend verlängern.<br />
P260<br />
Die Zeit bis zum Ansprechen auf Duloxetin:<br />
Ergebnisse zur Übersicht über die Daten aus<br />
Zeitdauer bis zum Ansprechen aus präklinischen<br />
und klinischen Studien zu neuropathischen<br />
Schmerzen<br />
Iyengar S 1 , Pritchett YL 2 , Hall JA 3 , Chappell AS 4 ,<br />
Wernicke JF 4 , Goldstein DJ 5 , Simmons RMA 4 , Detke MJ 4 ,<br />
Shen S 4 , D’Souza DN 4 , Schneider E 6 , Robinson MR 3<br />
1 Eli Lilly and Company, Research, Indianapolis, IN, United<br />
States <strong>of</strong> America, 2 Abbott Laboratories, Clinical Statistics,<br />
Abbott Park, IL, United States <strong>of</strong> America, 3 Eli Lilly and<br />
Company, Clinical Research, Indianapolis, IN, United States<br />
<strong>of</strong> America, 4 Eli Lilly and Company, Indianapolis, IN, United<br />
States <strong>of</strong> America, 5 Indiana University School <strong>of</strong> Medicine,<br />
Faculty, Pharmacology & Toxicology, Indianapolis, IN,<br />
United States <strong>of</strong> America, 6 Lilly Deutschland GmbH, Bad<br />
Homburg, Germany<br />
Fragestellung: Evaluierung der Zeit bis zum Eintreten der schmerzreduzierenden<br />
Wirkung von Duloxetin in präklinischen und klinischen<br />
Modellen zu neuropathischen Schmerzen. Methodik: Präklinische Studie:<br />
Bei männlichen Sprague-Dawley-Ratten mit einer mechanischen<br />
Allodynie, die durch eine Ligatur der Spinalnerven in L5 und L6 induziert<br />
wurde, wurden die Wirkungen von Duloxetin (10 – 30 mg/kg p. o.)<br />
auf das Schmerzverhalten geprüft. Klinische Studien: Es wurden drei<br />
placebokontrollierte, doppelblinde Studien mit nicht depressiven Patienten<br />
mit einer seit ‡ 6 Monaten bestehenden diabetischen Polyneuropathie<br />
(DPNP) durchgeführt. In Studie 1 (n = 457) wurden die Patienten<br />
randomisiert den folgenden Behandlungsgruppen zugewiesen: Duloxetin<br />
20 mg 1x tgl., Duloxetin 60 mg 1x tgl., Duloxetin 60 mg 2x tgl. oder<br />
Placebo. In den Studien 2 (n = 334) und 3 (n = 348) wurden die Patienten<br />
randomisiert den folgenden Behandlungsgruppen zugewiesen: Duloxetin<br />
60 mg 1x tgl., Duloxetin 60 mg 2x tgl. oder Placebo. Der primäre<br />
Zielparameter war der wöchentliche Mittelwert der durchschnittlichen<br />
24-Stunden Scores für den Tagesschmerz in 24 Stunden. Ergebnisse:<br />
Präklinische Studie: Bereits die einmalige Anwendung von Duloxetin<br />
führte zu einer Umkehr des Schmerzverhaltens im Zusammenhang mit<br />
der mechanischen Allodynie. Die Wirksamkeit blieb auch nach einem<br />
mittelfristigen Anwendungszeitraum von 4 Tagen erhalten. Klinische<br />
Studien: In den Dosierungen von 60 mg 1x tgl. und 60 mg 2x tgl. bewirkte<br />
Duloxetin in Woche 1 eine gegenüber Placebo statistisch signifikante<br />
Schmerzlinderung. Die Tagebuchdaten der Patienten zeigten, dass<br />
die gegenüber Placebo statistisch signifikant schmerzlindernde Wirkung<br />
von Duloxetin 60 mg 1x tgl. in Studie 1 ab Tag 1, in Studie 2 ab Tag 2 und<br />
in Studie 3 ab Tag 4 eintrat. Schlussfolgerung: Duloxetin bewirkte in<br />
einem präklinischen Modell zu neuropathischen Schmerzen eine rasche<br />
Umkehr des Schmerzverhaltens und führte in klinischen Studien mit<br />
Patienten mit DPNP zu einer raschen Linderung der Schmerzsymptomatik.<br />
P261<br />
Postprandialer Status und subklinische<br />
Entzündung bei neu entdecktem Typ 2 Diabetes<br />
– die AI(I)DA-Studie (Wirkung von Acarbose auf<br />
die subklinische Inflammation und<br />
Immunantwort bei Typ 2 Diabetes und das<br />
Arterioskleroserisiko)<br />
Schaper F 1 , Köhler C 1 , Bergmann S 2 , Hanefeld M 1<br />
1 Zentrum für Klinische Studien, GWT, Dresden, Germany,<br />
2 Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin,<br />
Universitätsklinik ’Carl Gustav Carus’, Dresden, Germany<br />
Ziel: Wie eine Metaanalyse (MeRIA) gezeigt hat, kann bei Diabetikern<br />
durch Acarbose die Herzinfarktinzidenz um 35% gesenkt werden, was<br />
vor allem durch die Optimierung des postprandialen Blutzuckerverlaufs<br />
erreicht wird. Die so genannten „entero-vasalen“ Achse liefert eine<br />
denkbare Erklärung für die postprandiale Hyperglykämie als unabhängiger<br />
kardiovaskulärer Risik<strong>of</strong>aktor. Die AI(I)DA Studie wurde initiiert<br />
um die Beziehung zwischen Darm und Gefäß (Arteriosklerose) zu verdeutlichen.<br />
Primärer Zielparameter der AI(I)DA Studie ist die Wirkung<br />
von Acarbose auf die postprandiale Leukozytenzahl. Im Anschluss sind<br />
die Basisdaten dieser doppelblinden randomisierten plazebo-kontrollierten<br />
Studie aufgeführt. Material und Methoden: 104 Patienten mit<br />
neu entdecktem Typ 2 Diabetes (2 h Plasma Glukose ‡ 11,1 mmol/l und/<br />
oder HbA1c‡ 6,5%) sowie nachweisbarer sub-klinischer Entzündung<br />
(Leukozyten ‡ 6,2 GPt/l und/oder hochsensitives (hs) CRP ‡ 1,0 und<br />
< 10 mg/l) erhielten eine standardisierte Testmahlzeit (527 kcal). Ausgeschlossen<br />
wurden Patienten mit Erkrankungen die das Immunsystem<br />
beeinflussen (akute Infekte, Neoplasien, chronisch entzündliche Erkrankungen).<br />
St<strong>of</strong>fwechselparameter, Gerinnungswerte, und Marker der subklinischen<br />
Inflammation wurden zu folgenden Zeiten erhoben: nüchtern<br />
(0’), sowie 2 Stunden (120’) und 4 Stunden (240’) postprandial. Ergebnisse:<br />
Im Anschluss an die Testmahlzeit waren für Leukozyten [GPt/l]<br />
(0’- 6,53; 120’- 7,09; 240’- 7,80) und Triglyzeride [mmol/l] (0’- 1,59;<br />
120’- 2,01; 240’- 5,75) kontinuierliche Anstiege nachweisbar. Die Plasmaglukose<br />
[mmol/l] zeigte einen zweizeitigen Verlauf – stieg in der<br />
ersten Phase an (0’- 7,34; 120’- 8,48) um in der zweiten Phase unter<br />
das Ausgangsniveau abzufallen (240’- 5,75). Für PAI-1 [ng/ml] ließ sich<br />
ein kontinuierlicher Abfall nachweisen (0’- 66,08; 120’- 48,2; 240’-<br />
24,6). In allen Fällen waren die ¾nderungen mit p < 0,0001 hoch signifikant.<br />
Für hsCRP, CD-4 and CD-8 konnten keine signifikanten ¾nderungen<br />
im postprandialen Status nachgewiesen werden. Zusammenfassung:<br />
Nach einer Testmahlzeit lassen sich bei neu entdecktem Typ 2<br />
Diabetes enge Korrelationen zwischen metabolischen, inflammatorischen<br />
und fibrinolytischen Parametern aufzeigen, die im Zusammenspiel<br />
eine proatherogen Wirkung könnten. Noch <strong>of</strong>fene Ergebnisse der<br />
AI(I)DA Studie, hervorzuheben sind hier besonders die Biopsien aus terminalem<br />
Ileum und Colon aszendens, werden einen tieferen Einblick in<br />
das Thema „entero-vasale“ Achse liefern.<br />
P262<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Blutdruckveränderung bei Patienten mit<br />
Niereninsuffizienz im Disease Management<br />
Programm (DMP) Diabetes mellitus Typ 2 in<br />
Nordrhein<br />
Hagen B 1 , Altenh<strong>of</strong>en L 1 , Haß W 1<br />
1 Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in<br />
Deutschland, DMP Projektbüro, Köln, Germany<br />
Fragestellung: Bis Ende des Jahres 2006 liegen aufgrund der hohen<br />
Akzeptanz des DMP Diabetes mellitus Typ 2 in der Region Nordrhein<br />
von 251.070 Patienten aktuelle Verlaufsdokumentationen vor. Bei 23,1%<br />
der Patienten ist von einer beginnenden oder manifesten Niereninsuffizienz<br />
auszugehen. Ein Ziel des DMP ist es, einer weiteren Verschlechterung<br />
der Nierenfunktion dieser Patienten vorzubeugen, um die beträchtlichen<br />
Kosten zu reduzieren, die vor allem die Behandlung terminal<br />
niereninsuffizienter Patienten verursacht. Vor diesem Hintergrund wurde<br />
die Blutdruckeinstellung von Patienten mit mindestens mäßigradiger<br />
Niereninsuffizienz analysiert. Gelingt es, über einen Zeitraum von zwei<br />
Jahren, den Blutdruck dieser Patienten deutlich zu senken? Methode:<br />
Prä-Post-Vergleiche der DMP-Dokumentationsdaten, Schätzung der glomerulären<br />
Filtrationsrate über die MDRD-Formel Ergebnisse: Die aktuell<br />
im 2. Halbjahr 2006 dokumentierten Patienten sind im Mittel seit 27<br />
Monaten in das DMP Diabetes mellitus Typ 2 eingeschrieben. Ihr durchschnittliches<br />
Alter liegt bei 67,3 € 10,9 Jahren, ihre mittlere Erkrankungs-
dauer bei 8,2 € 7,3 Jahren. 51,1% der Patienten sind Frauen. 20,9% der<br />
Patienten weisen aktuell eine mäßiggradige, 1,3% eine hochgradige und<br />
0,9% eine terminale Niereninsuffizienz auf. In dem Gesamtkollektiv ist<br />
zwischen der Einschreibung und dem 2. Halbjahr 2006 eine Absenkung<br />
des mittleren systolischen Blutdrucks von 137,9 € 16,9 auf<br />
135,2 € 15,6 mm Hg zu beobachten. Entsprechend hierzu sinkt der Anteil<br />
von Patienten mit einem Blutdruck ‡ 140 mm Hg syst. von 50,4% auf<br />
42,3%. In einem Teilkollektiv von 24.204 Patienten mit mindestens mäßigradiger<br />
Niereninsuffizienz, die zwischen dem 2. Halbjahr 2004 und<br />
dem 2. Halbjahr 2006 kontinuierlich behandelt wurden, sinkt der mittlere<br />
systolische Blutdruck von 137,5 € 15,2 auf 134,7 € 14,4 mm Hg, und<br />
der Anteil von Patienten mit ‡ 140 mm Hg syst. von 44,2% auf 36,9%.<br />
Parallel hierzu ist in diesem Patientenkollektiv ein Anstieg der dokumentierten<br />
antihypertensiven Behandlung von 81,2% auf 84,8% zu erkennen.<br />
Schlussfolgerungen: Sowohl im Gesamtkollektiv aller DMP-<br />
Diabetiker wie auch in einer Teilgruppe mit reduzierter Nierenfunktion<br />
lässt sich eine deutliche Absenkung des Anteils hypertoner Patienten<br />
nachweisen. Hierbei wird im Durchschnitt eine Annäherung an den in<br />
den Leitlinien empfohlenen Blutdruckzielwert von 130 mm Hg syst. erreicht.<br />
Allerdings weisen über ein Drittel der als besonders kritisch im<br />
Hinblick auf die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz zu<br />
bewertenden Patienten immer noch einen Blutdruck von 140 mm Hg<br />
syst. oder höher auf. Neben einer weiteren Intensivierung der antihypertensiven<br />
Therapie ist deshalb in dieser Patientengruppe auf eine möglichst<br />
frühzeitige Wahrnehmung spezifischer Schulungsangebote hinzuwirken.<br />
P263<br />
Häufigkeit einer kontrastmittelinduzierten<br />
Nephropathie bei Diabetes mellitus Typ 2 im<br />
Rahmen von koronaren Eingriffen in einem<br />
Herzzentrum<br />
Schau T 1 , Minden H 1 , Butter C 1<br />
1 Evangelisch-freikirchliches Krankenhaus und Herzzentrum<br />
Brandenburg in Bernau, Kardiologie, Bernau, Germany<br />
Fragestellung: Bei vielen Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2<br />
(DM 2) wird eine invasive koronare bzw. angiographische Diagnostik<br />
und Therapie erforderlich. Das kontrastmittelinduzierte Nierenversagen<br />
(KIN) wird als Komplikation nach Kontrastmittel (KM)-Applikationen<br />
beobachtet. Ziel dieser Studie war die Häufigkeit des Auftretens einer<br />
KIN bei Patienten mit DM 2 und normaler bis geringfügig eingeschränkter<br />
Nierenfunktion nach solchen Eingriffen zu untersuchen und wesentliche<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren zu bestimmen. Methodik: Wir untersuchten retrospektiv<br />
59 Patienten mit einem DM 2, bei denen eine KM-Applikation im<br />
Rahmen einer koronaren oder peripher angiographischen Diagnostik<br />
und Therapie durchgeführt wurde Dieser wurde eine Kontrollgruppe<br />
von Patienten ohne DM 2 aus dem gleichen Untersuchungszeitraum gegenübergestellt.<br />
Beide Gruppen waren hinsichtlich der klinischen Parameter<br />
weitgehend vergleichbar (40% vs. 38% weiblich, Niereninsuffizienz<br />
(NI) (Clearance< 60 ml/min) 19% vs. 18%, mean: Alter 68 vs. 63 J,<br />
Ejektionsfraktion (EF) 55% vs. 59%, Kreatinin 1,1 vs. 1,1 mg/dl, Clearance<br />
nach Cockgr<strong>of</strong>t-Formel 84 vs. 89 ml/min., KM-Menge 164 vs. 170 ml<br />
(range 30 – 600 ml)). Untersucht wurde der Einfluss von demographischen,<br />
klinischen und prozeduralen Parametern auf die Entstehung einer<br />
KIN. Ergebnisse: Die KIN tritt bei Vorliegen eines DM 2 signifikant häufiger<br />
auf (9,5% vs. 1,5%, p < 0,05). Dies trifft insbesondere bei DM 2 mit<br />
Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min) zu (43%, p < 0,05).<br />
Bei 30% der Patienten lagen die Kreatininwerte trotz Kreatinin-Clearance<br />
nach Cockgr<strong>of</strong>t-Formel < 60 ml/min noch im Normbereich. Darüber<br />
hinaus waren die Patienten mit einer KIN signifikant älter (70,8 vs.<br />
64,9 J, p < 0,05). Die linksventrikuläre Funktion war bei den Patienten<br />
mit einer KIN signifikant schlechter (EF 40,8% vs. 58,3%, p < 0,05). Bei<br />
hohen KM-Gaben (> 150 ml) trat eine KIN signifikant häufiger auf<br />
(p < 0,05). Dabei ergab sich kein Unterschied zwischen Patienten mit<br />
DM 2 und dem Vergleichskollektiv. Schlussfolgerung: Patienten mit<br />
DM 2 mit normalen oder geringfügig erhöhten Kreatininwerten weisen<br />
ein erhöhtes Risiko für eine KIN auf. Da sich ein erheblicher Anteil der<br />
Patienten mit DM 2 und gleichzeitiger Niereninsuffizienz durch alleinige<br />
Bestimmung des Serumkreatinins nicht identifizieren lässt, ist die Bestimmung<br />
der Kreatinin-Clearance vor jeder Kontrastmittel-Applikation<br />
zu fordern. Die univariate Analyse zeigt darüber hinaus ein erhöhtes<br />
Lebensalter, eine eingeschränkte LV-Funktion und eine hohe KM-Gabe<br />
als signifikante Risik<strong>of</strong>aktoren für eine KIN. Deshalb ist insbesondere bei<br />
Vorliegen eines DM 2 mit Niereninsuffizienz ein möglichst sparsamer<br />
Kontrastmittelverbrauch anzustreben, nephroprotektive Kontrastmittel<br />
zu verwenden und alternative bildgebende Verfahren zu erwägen.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P264<br />
Faktor V Leiden schützt vor diabetischer<br />
Nephropathie in Mäusen<br />
Isermann B 1 , Vinnikov I 1 , Hummel B 1 , Madhusudhan T 1 ,<br />
Kashif M 1 , Herzog S 1 , Linn T 2 , Bierhaus A 1 , Nawroth PP 1<br />
1 Universität Heidelberg, Innere Medizin I und Klinische<br />
Chemie, Heidelberg, Germany, 2 Universität Gießen, Innere<br />
Medizin, Gießen, Germany<br />
Eine Aktivierung des Gerinnungssystems in diabetischen Personen ist<br />
etabliert. Unklar ist, ob das Gerinnungssystem das Auftreten diabetischer<br />
Komplikationen moduliert. Wir haben in früheren Arbeiten zeigen<br />
können, dass das Thrombomodulin (TM) – Protein C System vor der<br />
diabetischen Nephropathie schützt, indem es die glomeruläre Apoptose<br />
inhibiert. Unklar ist die Bedeutung der Faktor V Leiden (FVL) Mutation,<br />
die das TM-PC System auf der Substratebene inhibiert, für die Entstehung<br />
diabetischer Komplikationen. Um die Bedeutung der FVL Mutation<br />
für die diabetische Nephropathie zu untersuchen, haben wir in wild typ<br />
(WT), heterozygoten (FVLwt/q) und homozygoten (FVLq/q) FVL Mäusen<br />
durch Streptozotocin eine persistierende Hyperglykämie induziert. Nach<br />
6 Monaten wurden die Mäuse analysiert. Eine signifikante Aktivierung<br />
des Gerinnungssystems ließ sich in heterozygoten und homozygoten<br />
FVL Mäusen nachweisen. Marker der diabetischen Nephropathie, wie<br />
Albuminurie, Nierengewicht, Glomerulusgröße und extrazelluläre Matrixablagerungen<br />
(PAS-Färbung) waren signifikant vermehrt in diabetischen<br />
WT Mäusen. Hingegen waren homozygote FVL Mäuse partiell und<br />
heterozygote FVL Mäuse signifikant vor der diabetischen Nephropathie,<br />
gemessen an der Albuminurie, geschützt. Sowohl in heterozygoten als<br />
auch in homozygoten FVL Mäusen waren andere Marker der diabetischen<br />
Nephropathie wie Nierengewicht, glomeruläre Größe oder extrazelluläre<br />
Matrixablagerungen signifikant verbessert. Der Schutz vor der<br />
diabetischen Nephropathie in FVL-positiven Mäusen war mit einer normalisierten<br />
Bax/Bcl-2 Ratio assoziiert. Ferner war die renale Expression<br />
von Thrombospondin, einem Gen das differentiell durch Thrombin und<br />
aktiviertes PC reguliert wird, in diabetischen WT-Mäusen induziert, hingegen<br />
in FVL-positiven Mäusen vermindert. Diese Daten zeigen, dass das<br />
Gerinnungssystem das Auftreten diabetischer Komplikationen in vivo<br />
moduliert. Eine vermehrte Thrombinaktivierung, wie in der Gegenwart<br />
der FVL-Mutation, scheint aber einen schützenden Effekt zu haben. Die<br />
differentielle Regulation der Apoptose Regulatoren und von Thrombospondin<br />
legt nahe, dass die erhöhten Thrombinspiegel in FVL-positiven<br />
Mäusen über eine vermehrte PC-Aktivierung eine Zytoprotektion vermitteln.<br />
Weitere in vivo Experimente zur Charakterisierung des zu<br />
Grunde liegenden Mechanismus werden durchgeführt.<br />
P265<br />
Diabetische Gastroparese und Obstipation –<br />
Erfolgreiche Behandlung mit dem<br />
Serotoninrezeptor- (5HT4) -Agonisten Tegaserod<br />
(Zelmac Ò )<br />
Hering S 1 , Voigt A 1 , Manolopoulos K 1 , Antic B 1 , Dietrich J 1 ,<br />
Brechmann T 2 , Klein H 1<br />
1 Berufsgenossenschaftliche Universitätskliniken<br />
Bergmannsheil, Medizinische Klinik 1; Allg. Innere Medizin,<br />
Diabetologie und Endokrinologie, Bochum, Germany,<br />
2 Berufsgenossenschaftliche Universitätskliniken<br />
Bergmannsheil, Medizinische Klinik 1, Abt. für<br />
Gastroenterologie, Bochum, Germany<br />
Einleitung: Bei 20 – 30% aller Diabetiker, besonders bei Patienten mit<br />
langer Diabetesdauer, finden sich Hinweise auf eine gestörte Magenentleerung.<br />
Im Vordergrund stehen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen,<br />
Blähungen, Völlegefühl sowie Obstipation. Trotz allgemein-therapeutischer<br />
Maßnahmen und dem Einsatz von Prokinetika ist diese Symptomatik<br />
häufig nur unzureichend behandelbar und führt zu einer deutlichen<br />
Einschränkung der Lebensqualität. Wir berichten über die effektive<br />
Therapie bei einer Patientin mit ausgeprägter diabetischer Gastroparese<br />
und Obstipation mit dem Serotoninrezeptor- (5HT4) -Agonisten Tegaserod.<br />
Der Einsatz des Medikaments führte zu einer deutlichen Verminderung<br />
der Symptomatik sowie zu einer Normalisierung der zuvor gestörten<br />
Magenentleerung in den 13C-Funktionstestungen. Methodik:<br />
Zum Ausschluss anderer gastroenterologischer Erkrankungen wurden<br />
eine Gastroskopie sowie eine Coloskopie durchgeführt. Eine glutensensitive<br />
Enteropathie wurde durch gezielte Biopsie sowie AK-Bestimmung,<br />
eine bakterielle Fehlbesiedlung sowie eine Laktoseintoleranz mittels<br />
H2-Exhalationstests ausgeschlossen. Zur Diagnose einer diabetischen<br />
Gastroparese wurden 13C-Magenentleerungstests (Acetat und Oktanoat)<br />
durchgeführt. Zur Kontrolle der Wirksamkeit der Therapie wurden<br />
13C-Magenentleerungstests unter der Therapie mit Prokinetika sowie<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S85
S86 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
unter Einsatz von Tegaserod durchgeführt. Ergebnis: Die Therapie mit<br />
dem Serotoninrezeptor-(5HT4)-Agonisten Tegaserod führte zu einer<br />
Normalisierung der zuvor gestörten Magenentleerung im 13C-Atemtest.<br />
Weiterhin zeigte sich eine deutliche Verminderung der Beschwerden, zu<br />
einer Verbesserung der Lebensqualität, sowie Verbesserung der Einstellung<br />
der diabetischen St<strong>of</strong>fwechselsituation. Schlussfolgerung: Bisherige<br />
Therapieansätze mit Prokinetika bei diabetischer Gastroparese und<br />
Obstipation führten <strong>of</strong>t nur zur einer unzureichenden Beschwerdebesserung<br />
und zu keiner wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität.<br />
Die Therapie mit dem Serotoninrezeptor- (5HT4) Agonisten (Tegaserod)<br />
ist eine mögliche weitere Therapieoption neben der Anwendung invasiver<br />
Verfahren wie der elektrischen Magenstimulation.<br />
P266<br />
Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom<br />
entwickeln eine depressive Stimmungslage bei<br />
stationärem Langzeitaufenthalt<br />
Loeff P 1 , Scholz D 1 , Mies R 1<br />
1<br />
St. Antonius Krankenhaus, Medizinische Klinik, Köln,<br />
Germany<br />
Einleitung: Bei der stationären Behandlung der Patienten mit Diabetischem<br />
Fußsyndrom (DFS) zeigt sich im Verlauf <strong>of</strong>t eine depressive Stimmungslage.<br />
Bereits in mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass<br />
Pat. mit Diabetes Mellitus eine erhöhte Inzidenz für Depression aufweisen.<br />
Hier hat sich der WHO (Fünf) – Fragebogen zum Wohlbefinden<br />
(Version 1998) als geeignetes Instrument etabliert. Über die psychischen<br />
Veränderungen bei Pat. mit DFS während des stationären Aufenthaltes<br />
ist wenig bekannt. Fragestellung: ¾ndert sich das Wohlbefinden während<br />
der Dauer des stationären Aufenthaltes, in dem die Pat. an ihrem<br />
DFS behandelt werden? Haben Amputation oder Liegedauer der Patienten<br />
Einfluss auf das Ergebnis? Methoden: Prospectives Studiendesign.<br />
Stationäre Verlaufsbeobachtung mittels wöchentl. Befragung von Pat.<br />
mit DFS mit dem WHO Fragebogen zum Wohlbefinden über den gesamten<br />
stationären Aufenthalt. Ausgeschlossen wurden Pat. mit bereits bestehender<br />
antidepressiver Therapie. Alle befragten Pat. lagen auf derselben<br />
Station. Ergebnisse: Untersucht wurden 24 Patienten (Alter 67,42<br />
Jahre MEAN) während ihres stationären Aufenthaltes (08 – 12.2006). Im<br />
Durchschnitt lagen die Pat. 4,08 Wochen (MEAN) stationär mit der Diagnose<br />
Wagner 2 – 4. Auf einer Skala von 0 bis 25 (0 = kein Wohlbefinden,<br />
25 = höchstes Wohlbefinden) zeigten die Pat. zu Beginn der Behandlung<br />
12,92 € 1,64 (MEAN € SEM) Punkte auf der Skala, die kontinuierlich<br />
bis zur 5. Woche auf 8,60 € 2,60 abnahmen. In Woche 6 und 7<br />
konnte bei nun noch verbliebenen 7 Pat. ein Anstieg von 9,00 € 2,23 auf<br />
11,00 € 3,44 Punkte gemessen werden. Nach Unterteilung der Pat.<br />
(n = 14) bis zu einer Aufenthaltsdauer von max. 4 Wochen (2,29 € 0,24)<br />
zeigte sich schon zu Beginn ein höherer Ausgangswert von 14,21 € 2,18<br />
Punkten, der sich bis zum Ende der max. Aufenthaltsdauer von 4 Wochen<br />
auf 22,50 € 1,50 Punkte steigerte. Im Gegensatz konnte in der Gruppe<br />
der Pat. (n = 10) > 4 Wochen Liegedauer (6,60 € 0,48) bereits ein niedriger<br />
Wohlbefindlichkeitswert zu Beginn (11,10 € 2,50) gemessen werden,<br />
der auch bis zum Ende der max. Liegezeit von 9 Wochen auf<br />
3,50 € 0,50 abfiel. Interessanterweise zeigten die Pat. ohne Amputation<br />
(n = 15) einen Abfall der Befindlichkeit von 12,73 € 2,16 in Woche 1 auf<br />
1,00 € 1,00 in Woche 6. Im Gegensatz zeigten die Pat. mit Amputation<br />
(n = 9) keinen wesentlichen Abfall auf der Befindlichkeitsskala von<br />
13,22 € 2,64 in Woche 1 auf 12,20 € 1,16 in Woche 6. Die mittlere Liegedauer<br />
der Pat. mit Amputation betrug 5,78 € 0,68 Wochen und die ohne<br />
Amputation 3,07 € 0,56. Schlussfolgerung: Das Wohlbefinden der Pat.<br />
mit DFS nimmt mit zunehmender Aufenthaltsdauer (> 4 Wochen) im<br />
Krankenhaus ab. Eine Amputation scheint keinen Einfluss auf das Wohlbefinden<br />
im Gesamtmittel der Pat. zu haben. Bei den Patienten, die<br />
länger als 4 Wochen im Krankenhaus mit DFS liegen, könnte eine psychologische<br />
Unterstützung sinnvoll sein.<br />
P267<br />
Herzratenvariabiliät (HRV) bei verbesserter<br />
Glykämie durch Pioglitazon bei<br />
Typ-2-Diabetikern – Ergebnisse der<br />
Praxisbeobachtung ETAPP<br />
Schönauer MFH 1 , Kautz C 2 , Hirmer A 3 , Luppa HC 3 ,<br />
Schönauer U 1 , Thomas A 4<br />
1 Diabetes-Schwerpunktpraxis, Leipzig, Germany,<br />
2 Universität Leipzig, Leipzig, Germany, 3 Takeda Pharma,<br />
Aachen, Germany, 4 Minimed Medtronic, Dresden, Germany<br />
Ziel der vorliegenden Praxisbeobachtung ETAPP (Evaluierung und Therapie<br />
kArdiovaskulärer RisikoPatienten in der Praxis) war es, ein früh-<br />
zeitiges Screening von Typ-2-Diabetikern in Hausarztpraxen bezüglich<br />
des kardiovaskulären Risikos vorzunehmen. Dazu wurden im Rahmen<br />
von Konsilen 185 Hausärzte im Raum Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
gewonnen, die aus ihrer Klientel Patienten mit kurzer Diabetesanamnese<br />
Typ-2, gestörter Glukosetoleranz oder metabolischem Syndrom<br />
identifizierten. Im Praxisscreening erfolgte die Ermittlung von Laborparametern<br />
(Nüchternblutzucker, HbA1c, Triglyceride, HDL, LDL,<br />
VLDL) und die Bestimmung von Herzratenvariabilität (HRV) und Spektralpower<br />
in einem modifizierten Orthostase-Test (5 min liegen/5 min<br />
stehen/5 min liegen) mit dem kleinen transportablen Messgerät Varia-<br />
Cardio Ò TF5. 315 Patienten (168w/147 m) wurden vor dem ersten Screening<br />
eingeteilt in eine Interventionsgruppe mit Pioglitazon (PIO n = 217)<br />
und in eine Kontrollgruppe (K n = 88): Durchschnittsalter am Tag der<br />
ersten Messung 60,3 € 8,2 Jahre, BMI: 31,3 € 5,3 kg/m 2 , Nüchtern-Blutzucker:<br />
6,7 € 1,3 mmol/l, HbA1c: 6,9 € 1,0%, Trigyzeride: 2,55<br />
€ 1,14 mmol/l, Gesamt-Cholesterin: 5,19 € 1,03 mmol/l, HDL: 1,14<br />
€ 0,30 mmol/l, LDL: 2,83 € 0,86 mmol/l, RRsyst.: 155 € 23 mm Hg, RRdiast.:<br />
94 € 14 mm Hg. Aus der Spektralanalyse der HRV ergab sich bei<br />
70% dieser vorher nicht diagnostizierten Patienten die Diagnose einer<br />
KADN. Die vorbestehende St<strong>of</strong>fwechseltherapie und antihypertensive<br />
Therapie wurde beibehalten. Nach 12-monatiger Behandlung traten als<br />
signifikante Veränderungen in der PIO-Gruppe vs. der K-Gruppe auf:<br />
Nüchternblutzucker: -0,75 € 1,44 mmol/l vs. +0,13 € 1,63 mmol/l<br />
(p < 0,001), HbA1c-Wert: -0,63 € 0,71% vs. +0,07 € 0,59% (p < 0,001), Triglyzeride:<br />
-0,49 € 1,00 mmol/l vs. -0,04 € 1,19 mmol/l (p < 0,001), HDL:<br />
+0,13 € 0,24 mmol/l vs. -0,06 € 0,28 mmol/l (p < 0,001), LDL: -0,21<br />
€ 0,79 mmol/l vs. 0,04 € 0,77 mmol/l (p < 0,05), BMI: +0,7 € 1,5 kg/m 2 vs.<br />
-0,2 € 1,6 kg/m 2 (p < 0,001). Die Störung der HRV als Zeichen für eine<br />
autonome kardiale Dysfunktion nahm in der Interventionsgruppe im<br />
Vergleich zur Kontrollgruppe mit p < 0,001 signifikant ab. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass bei glykämisch gut bis befriedigend eingestellten Typ-<br />
2-Diabetikern mit kurzer bekannter Diabetesdiagnose durch Zugabe des<br />
Insulinsensitizers Pioglitazon zur bestehenden Therapie nicht nur eine<br />
weitere Verbesserung der St<strong>of</strong>fwechseleinstellung erfolgt, sondern dass<br />
sich mit der HRV auch ein wesentlicher Faktor in Bezug auf das kardiovaskuläre<br />
Risiko verbessert. Es zeigt weiterhin die Notwendigkeit des<br />
Einsatzes dieser sensiblen Methode, so wie es in der Leitlinien der<br />
ADA vorgeschlagen wurde.<br />
Folgeerkrankungen 6<br />
P268<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Ganzheitliche Wahrnehmung des Diabetes<br />
mellitus: ist die singuläre Betrachtung der<br />
chronischen Schmerzkomponente sinnvoll?<br />
Ergebnisse aus dem „GloDi “- Projekt<br />
Reuter M 1 , Bierwirth RA 2 , Caßens S 3 , Brosz M 4 ,<br />
Gehrmann K 5 , Geller JC 6 , Jecht M 7<br />
1 2<br />
Ambulantes Diabeteszentrum, Jena, Germany, Ambulantes<br />
Diabeteszentrum, Essen, Germany, 3 Pfizer Pharma GmbH,<br />
Karlsruhe, Germany, 4 StatConsult, Gesellschaft für klinische<br />
und Versorgungsforschung mbH, Magdeburg, Germany,<br />
5<br />
Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin, Diabetische<br />
Schwerpunktpraxis, Hadmersleben, Germany, 6 Zentralklinik<br />
Bad Berka GmbH, Kardiologie, Bad Berka, Germany,<br />
7<br />
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Medizinische Klinik<br />
– Diabetologie, Berlin, Germany<br />
Einleitung: Die Prävalenz der diabetischen Polyneuropathien (PNP) bei<br />
Patienten mit Diabetes mellitus (DM) liegt bei ca. 30 Prozent und kann<br />
zu einer Verminderung der Lebensqualität und funktionellen Einschränkungen<br />
führen, die sich auch in chronischer Schlaflosigkeit widerspiegeln.<br />
Additiv können sowohl Angstzustände als auch Depressivität vermehrt<br />
auftreten. Aus diesem Grunde ist eine Betrachtung all dieser Konsequenzen<br />
des DM erforderlich. In der „Globalbetrachtung Diabetes –<br />
GloDi “ sollte überprüft werden, ob durch den Einsatz von Patienten-<br />
Fragebögen zusätzliche Informationen ohne Mehraufwand für den Arzt,<br />
erbracht werden können. Methodik: Deutschlandweit waren 18 diabetologische<br />
Schwerpunktpraxen beteiligt. Die Patienten konnten elektronisch<br />
umgesetzte Fragebögen entweder am PC oder mittels Palm<br />
Computer beantworten. Für den Schmerzbereich wurde der painDE-<br />
TECT-Questionnaire (pD-Q) verwendet, ergänzt durch eine Körperschemazeichnung<br />
zur Markierung der Schmerzzonen und -verläufe. Zum<br />
Thema Schlaf wurde der „MOS-Sleepman“- Bogen und zur Beurteilung<br />
des subjektiven depressiven Empfindens der „PHQD-9“ Fragebogen eingesetzt.<br />
Alle Angaben wurden direkt nach der Befragung in das PC-Programm<br />
übertragen. Dem behandelnden Arzt standen folgende Auswertungen<br />
für das Patientengespräch direkt zur Verfügung: Schmerzberei-
che, Schmerzverlaufsmuster, Schmerzintensität nach Visueller Analog<br />
Scala (VAS), Schmerztyp, Schlafstörungen, Schläfrigkeit, Schlafqualität<br />
und Schlafdauer, Hinweise auf ein depressives oder Angst-Panik-Syndrom<br />
sowie Angaben zu Todes-/Suizidgedanken. Ergebnisse: 32% der<br />
Diabetiker gaben an, regelmäßig Schmerzen zu haben. Eine PNP wurde<br />
bei 18% der Patienten ermittelt, davon hatten 2/3 einen VAS ‡ 4 und 1/3<br />
einen VAS< 4. 36% der Patienten gaben an, chronische Schlafstörungen<br />
zu haben. In dieser Kohorte lag bei schmerzfreien Patienten der Anteil<br />
an Schlafstörungen bei 47%, bei PNP Patienten bei 83%. Ein subjektiv<br />
schweres depressives Empfinden wurde bei 11% aller Patienten ermittelt.<br />
Bei PNP-Patienten lag dieser Anteil bei 55%. Schlussfolgerung: (1)<br />
Jeder Dritte Diabetiker leidet unter regelmäßigen Schmerzen. (2) Bei 2/3<br />
der Patienten mit einer PNP ist diese behandlungsbedürftig (VAS‡ 4). (3)<br />
PNP-Patienten litten fast doppelt so häufig unter chronischen Schlafstörungen<br />
als schmerzfreie Patienten. (4) Zusätzlich litten 50% der PNP-<br />
Patienten unter schwerer depressiver Verstimmung. Durch die „Patientenbefragung<br />
im Wartezimmer“ erhält der Arzt ohne zusätzlichen Zeitaufwand<br />
wertvolle Informationen über die Lebensqualität und das Befinden<br />
des Patienten. Der modulare Aufbau von „GloDi “ erlaubt die<br />
gezielte (Symptom-übergreifende) Erfassung von Begleit- und Folgeerkrankungen<br />
bei Diabetikern, wobei die angezeigten Ergebnisse durch<br />
eine ärztliche Diagnostik bestätigt werden müssen.<br />
P269<br />
Ramipril verbessert die myokardiale diastolische<br />
Dysfunktion bei Patienten mit Type 2 Diabetes<br />
mellitus – eine prospektive Pilot Studie<br />
Siegmund T 1 , Oeffner A 1 , Schumm-Draeger PM 1 ,<br />
von Bibra H 1<br />
1 Städt. Klinikum München GmbH, Klinikum Bogenhausen,<br />
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie,<br />
München, Germany<br />
Die Behandlung mit ACE-Hemmern stellt einen wichtigen Baustein in<br />
der multimodalen Therapie des Typ 2 Diabetes (T2D) zur Verbesserung<br />
des kardiovaskulären Outcomes dar. In diesem Zusammenhang scheint<br />
die Myokardfunktion als Indikator für die Effizienz der präventiven Behandlung<br />
potentiell geeignet, wenn sie mit einer sensitiven Technologie,<br />
wie Gewebedoppler bestimmt wird, die insbesondere die prognostisch<br />
relevante diastolische Myokardfunktion quantifiziert. Dementsprechend<br />
wurde die Hypothese überprüft, dass die Therapie mit Ramipril die<br />
myokardiale diastolische Funktion bei T2D verbessert. In einer prospektiven<br />
Studie evaluierten wir 16 ACE-Hemmer naive Patienten (52 € 8<br />
Jahre) mit T2D und Insulintherapie über 9 Monate. 8 Patienten erhielten<br />
10 mg Ramipril (R) (Diabetesdauer 9 € 6 J., BMI 29 € 1, HbA1c 6,9 € 1,1%)<br />
und wurden verglichen mit 8 gematchten Kontrollen (K) ohne ACE-<br />
Hemmer Therapie (Diabetesdauer 10 € 6 J., BMI 30 € 1, HbA1c 6,3 € 1,1%).<br />
Die myokardiale Funktion wurde durch Echokardiograhie und Gewebedoppler<br />
evaluiert. In R zeigte sich nach 9 Monaten eine signifikante<br />
Verbesserung der diastolischen Funktion (Ve: 7,8 € 0,9 cm/s to 8,6 € 0,9,<br />
p < 0,044), bereits 6 Wochen nach Therapiestart ergab sich eine Verbesserungstendenz<br />
(7,8 € 0,9 cm/s vs. 8,3 € 0,9, p < 0,069). Der Blutdruck<br />
nahm nicht signifikant ab (139 mm Hg € 18 to 127 mm Hg € 10, p = 0,13).<br />
In K zeigten sich die diastolische Funktion (Ve) sowie der Blutdruck<br />
(135 mm Hg € 10 to 137 mm Hg € 13, p = 0,78) unverändert. Die systolische<br />
Funktion (Vs) war wie verschiedene relevante metabolische Parameter<br />
(HbA1c, Nüchternblutzucker, HOMA, CRP, Triglyceride, HDL- und<br />
LDL-Cholesterin) in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.<br />
Die Verbesserung der diastolischen Myokard-Funktion mit 10 mg Ramipril,<br />
wie mittels Gewebe-Doppler gemessen, ist ein ermutigendes Ergebnis<br />
für Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus, insbesondere in Anbetracht<br />
der ungünstigen Prognose der diastolischen Dysfunktion. Es ist<br />
anzunehmen, dass die hier beobachtete Verbesserung mit zur Risikoreduktion<br />
in harten Endpunktstudien beigetragen hat.<br />
P270<br />
Verbesserung der diastolischen Myokardfunktion<br />
bei Patienten mit Typ 2 Diabetes Mellitus durch<br />
Rosiglitazone<br />
von Bibra H 1 , Siegmund T 1 , Schumm-Draeger PM 1<br />
1<br />
Städt. Klinikum Bogenhausen, 3. Med. Abtlg, München,<br />
Germany<br />
Hintergrund und Fragestellung: Thiazolidindione haben in der PROactive<br />
Studie eine mortalitätssenkende Wirkung bei Typ 2 Diabetes mellitus<br />
(D) gezeigt. In Analogie zu diesem Effekt wurde mittels gepulstem<br />
Gewebedoppler die prognostisch bedeutsame diastolische Myokardfunktion<br />
als Marker kardiovaskulärer Endpunkte untersucht mit der Hy-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
pothese, dass Rosiglitazone (R) die bekanntlich bei D Patienten gestörte<br />
diastolische Myokardfunktion verbessert im Vergleich zu gleicher St<strong>of</strong>fwechseloptimierung<br />
durch Glimepirid (G). Methodik: In einer randomisierten<br />
cross-over Studie wurden 12 herzgesunde D Patienten mit Metformin<br />
Monotherapie (59 € 13 Jahre, HbA1c 6,8 € 0,8%) jeweils vor und<br />
nach 4-monatiger zusätzlicher Behandlung mit R (8 mg) bzw. mit G<br />
(3 mg) nüchtern und 2 Stunden nach einem standardisierten Frühstück<br />
(4 BE) untersucht. Zusätzlich zur traditionellen Echokardiographie wurden<br />
als Parameter der globalen linksventrikulären Funktion die systolische<br />
(Vs) und diastolische Myokardgeschwindigkeit (Ve) mittels Gewebedoppler<br />
als Mittelwert aus 6 basalen Myokardsegmenten bestimmt.<br />
Ergebnisse: Nach R verbesserte sich Ve signifikant von 7,9.€ 1,7<br />
auf 8,9 € 1,2 cm/s (p = 0,04) sowohl nüchtern als auch postprandial<br />
(p = 0,04) ohne signifikante ¾nderung in Vs. Der nüchtern Blutzucker<br />
sank von 151 € 43 auf 134 € 27 mg/dl (p = 0,05) und der postprandiale<br />
Blutzucker von 196 € 57 auf 161 € 51 mg/dl (p = 0,007). Die Verbesserung<br />
von HbA1c war nicht signifikant (7,0 € 1,0 zu 6,8 € 0,8%, p = 0,15). Nach G<br />
bestand eine identische Reaktion des HbA1c (6,7 € 0,6 zu 6,5 € 0,5%,<br />
p = 0,19) aber keine signifikante Reduktion des nüchtern (140 € 42 zu<br />
138 € 21 mg/dl) oder postprandialen Blutzuckers (162 € 53 zu<br />
152 € 43 mg/dl) und keine Verbesserung von Ve (8,5 € 1,3 zu<br />
8,3 € 1,6 cm/s). Fettst<strong>of</strong>fwechsel, Blutdruck, Herzfrequenz, linksventrikuläre<br />
und atriale Größe blieben in beiden Therapiegruppen unverändert.<br />
Schlussfolgerungen: Zusatztherapie mit Rosiglitazone verbessert die<br />
globale diastolische Myokardfunktion assoziiert mit verbessertem postprandialen<br />
Blutzucker bei Patienten mit Typ 2 Diabetes. Dieser Effekt<br />
trägt wahrscheinlich zur mortalitätssenkenden Wirkung von Thiazolidindione<br />
bei. Angesichts der prognostischen Bedeutung diastolischer<br />
Myokardfunktion könnte dieser Parameter zur aktuellen Kontrolle von<br />
individueller Therapieeffizienz hinsichtlich kardiovaskulären Risikos genutzt<br />
werden.<br />
P271<br />
Fallstudie: Nachweis der postprandialen<br />
Hyperglykämie mittels kontinuierlichem<br />
Glukosemonitorings bei Patienten nach<br />
Myokardinfarkt<br />
Schönauer M 1 , Schönauer U 1 , Thomas A 2 , Höppner S 3 ,<br />
Niebauer J 4<br />
1 Diabetes-Schwerpunktpraxis, Leipzig, Germany, 2 Minimed<br />
Medtronic, Dresden, Germany, 3 Universität Leipzig, Leipzig,<br />
Germany, 4 Paracelsus Universität, Sportmedizin, Salzburg,<br />
Austria<br />
Fragestellung: Ziel der Untersuchungen im Rahmen der SIT-CIT-Studie<br />
ist der Nachweis von Risik<strong>of</strong>aktoren für kardiovaskuläre Schäden bei<br />
Patienten nach Myokardinfarkt. Methodik: Neben der Erfassung klinischer<br />
Parameter (Nüchternblutzucker, HbA1c, Lipidparameter, Blutdruck,<br />
hsCRP, Ejektionsfraktion) erfolgt nach Verlassen der Intensivstation<br />
die Aufnahme eines kontinuierlichen Glukosepr<strong>of</strong>ils über 3 Tage<br />
mittels CGMS Ò Gold und die Messung der Konzentration von endothelialen<br />
Progenitorzellen (EPC) des Typs CD34/KDR mittels Durchflusszytometrie.<br />
Nach Umstellung der Patienten auf eine supplementäre Insulintherapie<br />
(SIT) mit dem Insulinanalogon Aspart erfolgte ein follow<br />
up nach durchschnittlich 6 Monaten. Dargestellt wird ein repräsentatives<br />
Fallbeispiel aus der noch laufenden Studie. Ergebnisse: Ein männlicher<br />
Patient mit Typ-2-Diabetes, 56 Jahre alt, Nichtraucher, wird mit<br />
akutem Myokardinfarkt (Vorderwandinfarkt) eingeliefert. Mit Ausnahme<br />
der Adipositas (BMI = 31 kg/m 2 ) sind die Laborparameter normnah.<br />
Der NBZ beträgt 4,5 mmol/l und der HbA1c 5,7% unter der Medikation:<br />
Metformin/Glibenclamid/Insulin Glargin. Auch Blutdruck (RR = 135/<br />
85 mm Hg, Medikation: Bisoprolol und Ramipril) und Lipidst<strong>of</strong>fwechsel<br />
(Gesamtchol.= 4,54 mmol/l, HDL = 1,1 mmol/l, LDL = 1,91 mmol/l, grenzwertig:<br />
Triglyzeride = 2,31 mmol/l, Medikation: Atorvastatin) sind befriedigend.<br />
Durch kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) wurde<br />
die normnahe Glykämie im Nüchternbereich bestätigt, allerdings zeigten<br />
sich unphysiologisch hohe postprandiale Glukoseanstiege bis zu<br />
16 mmol/l. Die Konzentration von EPC ergab mit nur 58 Zellen/ml venösen<br />
Blutes ein deutliches Zeichen einer endothelialen Dysfunktion. Sechs<br />
Monate nach Umstellung auf die SIT waren zwar die Laborparameter<br />
nicht signifikant verschieden. Im Gegensatz dazu wies das CGMS-Pr<strong>of</strong>il<br />
keine unphysiologischen postprandialen Glukosespitzen mehr auf (Maximalwerte<br />
9 – 10 mmol/l). Die Konzentration von EPC erhöhte sich auf<br />
600 Zellen/ml. Schlussfolgerung: Das repräsentative Fallbeispiel bestätigt<br />
den Zusammenhang von erhöhtem kardiovaskulärem Risiko durch<br />
pp-Glukosespitzen, welcher sich durch CGM einfach nachweisen lassen.<br />
Durch die SIT lassen sich unphysiologisch hohe pp-Glukoseauslenkungen<br />
vermeiden, was das Risiko für weitere fatale kardiovaskuläre Ereig-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S87
S88 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
nisse verringert. Das bestätigt sich in der Erhöhung der EPC-Konzentration<br />
und der Ejektionsfraktion von 45% auf 65% im Untersuchungszeitraum.<br />
P272<br />
Einfluss von Diabetes mellitus Typ 2 und<br />
kardiovaskulären Erkrankungen auf die<br />
Mikrozirkulation<br />
Wilhelm B 1 , Klein J 1 , Friedrich C 1 , Forst S 1 , Pfützner A 1 ,<br />
Kann PH 2 , Forst T 1<br />
1 Institut für klinische Forschung und Entwicklung, Mainz,<br />
Germany, 2 Universitätsklinik Marburg, Endokrinologie,<br />
Marburg, Germany<br />
Bei der Entwicklung von diabetesspezifischen Folgeerkrankungen spielen<br />
Veränderungen der Mirkozirkulation eine große Rolle. Die Mirkozirkulation<br />
in der Haut wird beeinflusst durch endotheliale Faktoren, das<br />
sympathische Nervensystem und metabolische Faktoren. Ziel dieser Untersuchung<br />
ist es, den Einfluss des Diabetes mellitus Typ 2 auf die Mikrozirkulation<br />
der Haut zu untersuchen und dies mit kardiovaskulären<br />
Risikopatienten und gesunden Kontrollen zu vergleichen. Hierzu wurden<br />
166 Personen (89 Männer und 77 Frauen) im Alter zwischen 35 – 70<br />
Jahren in die Studie eingeschlossen (100 kardiovaskuläre Risikopatienten<br />
ohne Diabetes mellitus, Durchschnittsalter 62,73 € 8,75 Jahre; 33<br />
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, 66,58 € 2,69 Jahre und 33 gesunde<br />
Kontrollen im Alter von 51, 89 € 8,91 Jahren). Der mikrovaskuläre<br />
Blutfluss wurde nicht invasiv mittels Laserdopplerfluxmetrie (LDF) untersucht.<br />
Die LDF–Messungen wurden an der Innenseite des Unterarms<br />
3 Minuten ohne Erhitzen der Sonde und dann 3 weitere Minuten nach<br />
Erhitzen der Sonde auf 44 Celsius durchgeführt. Der Mittelwert der<br />
jeweiligen Messung über 3 Minuten wird gebildet und in arbitrary units<br />
(AU) angegeben. Baseline LDF war leicht, aber statistisch nicht signifikant<br />
vermindert bei den Patienten mit Diabetes mellitus (14,52 € 7,37<br />
AU) im Vergleich sowohl zu den kardiovaskulären Risikopatienten<br />
(17,3 € 11,66 AU) als auch zu den gesunden Kontrollen (15,68 € 8,5 AU).<br />
Nach Hitzestimulation auf 44 Grad Celsius nahm der Blutfluss bei den<br />
Patienten mit Diabetes mellitus statistisch signifikant (p < 0,05) geringer<br />
zu (81,18 € 55,37 AU) als bei den kardiovaskulären Risikopatienten<br />
(106,11 € 47,12 AU) und den gesunden Kontrollen (105,84 € 37,93 AU).<br />
Kein Unterschied fand sich zwischen den kardiovaskulären Risikopatienten<br />
und den gesunden Kontrollen. Eine thermale Stimulation führte bei<br />
den Patienten mit Diabetes mellitus im Vergleich sowohl zu gesunden<br />
Kontrollen als auch zu kardiovaskulären Risikopatienten zu einer deutlich<br />
verminderten Zunahme des mikrovaskulären Blutflusses. Diese herabgesetzte<br />
hyperämische Antwort bei den Patienten mit Diabetes mellitus<br />
ist vermutlich durch eine neuropathiebedingt eingeschränkte axonale<br />
Stimulation zu erklären, während die über den Axonreflex vermittelte<br />
Vasodilation sowohl bei den gesunden Kontrollen als auch bei<br />
kardiovaskulären Risikopatienten unbeeinträchtigt ist.<br />
P273<br />
Ein CTG Polymorphismus im CNDP-1 Gen<br />
bestimmt die Sekretion der Serum-Carnosinase<br />
Riedl E 1 , Köppel H 1 , Brinkkoetter P 1 , Sternik P 1 ,<br />
Steinbeisser H 2 , Sauerhoefer S 1 , Janssen B 2 ,<br />
van der Woude FJ 1 , Yard B 1<br />
1 V.Medizinische Klink, Medizinische Fakultät Mannheim,<br />
Universität Heidelberg, Mannheim, Germany, 2 Institut für<br />
Humangenetik, Universität Heidelberg, Heidelberg,<br />
Germany<br />
Hintergrund: Wir konnten zeigen, dass ein Polymorphismus im Exon 2<br />
des Serum-Carnosinase (CNDP1) Gens mit der Empfänglichkeit für diabetische<br />
Nephropathie assoziiert ist. In dem CNDP1-Gen können fünf<br />
verschiedene Allele, basierend auf der Anzahl von CTG-Wiederholungen<br />
unterschieden werden, welche für 4, 5, 6, 7 oder 8 Leucine codieren (4 L<br />
bis 8 L). Diabetische Patienten ohne Nephropathie sind häufiger homozygot<br />
für das 5 Leucin Allel, als jene mit Nephropathie. Da die Carnosinase-Aktivität<br />
mit dem CNDP1-Genotypus in Beziehung steht, haben<br />
wir in der gegenwärtigen Studie untersucht, ob der CNDP1-Genotypus<br />
die Sekretion der Serum-Carnosinase bestimmt. Methoden: Um den<br />
Einfluss des CNDP-1 Genotypus auf die Sekretion der Serum-Carnosinase<br />
zu untersuchen, haben wir COS-7 Zellen mit CNDP-1 Varianten, codierend<br />
für 4, 5, 6, 7 oder 8 Leucine transfektiert. Der Gehalt an Serum-<br />
Carnosinase in Zelllysaten und Zellüberständen wurde mittels Western<br />
Blot Technik ermittelt und desitometrisch ausgewertet. Der Anteil der<br />
sekretierten Carnosinase an der Gesamtproduktion wurde berechnet<br />
und die Sekretionsunterschiede wurden als geplante lineare Kontraste<br />
statistisch ausgewertet (SAS). Ergebnisse: Wir konnten zeigen, dass bei<br />
COS-7 Zellen, welche mit den CNDP1-Konstrukten, codierend für 4 oder<br />
5 Leucin Wiederholungen transfektiert wurden, der Anteil der sekretierten<br />
Carnosinase zur Gesamtproduktion signifikant geringer ist als in<br />
Cos-7 Zellen mit 6,7 oder 8 Leucinen (£ 5L vs. ‡ 6L p < 0,0001). Zusammenfassung:<br />
Wir konnten zeigen, dass die 4 und die 5 Leucin Variante<br />
des CNDP-1 Gens zu geringeren Anteilen in den Zellüberstand sekretiert<br />
werden. Unsere Daten können erklären, warum Personen die homozygot<br />
für 5 Leucine sind, eine niedrige Serum-Carnosinase Aktivität haben. Da<br />
Carnosin, das natürliche Substrat der Serum-Carnosinase, protektive Eigenschaften<br />
besitzt, unterstützen unsere Ergebnisse die Feststellung,<br />
dass Patienten, welchen homozygot für 5 Leucine sind, besser vor der<br />
Entwicklung einer diabetischen Nephropathie geschützt sind.<br />
P274<br />
Prävalenz der diabetischen Retinopathie in der<br />
Erwachsenen Bevölkerung im ländlichen und<br />
städtischen China. Die Beijing Eye Study<br />
Jonas J 1 ,XuL 2 , Xie X 3 , Yang H 3 , Wang S 3<br />
1 Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Mannheim, Germany, 2 Beijing Institute <strong>of</strong><br />
Ophthalmology, Beijing Tongren Hospital, Capital University<br />
<strong>of</strong> Medical Sciences, Beijing, Beijing, China, 3 Beijing Institute<br />
<strong>of</strong> Ophthalmology, Beijing Tongren Hospital, Beijing, China<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, die Häufigkeit einer diabetischen<br />
Retinopathie in der erwachsen Bevölkerung im ländlichen und städtischen<br />
China im Großraum von Beijing zu untersuchen. Methodik: Die<br />
Beijing Eye Study ist eine epidemiologische Studie, die in einer ländlichen<br />
und städtischen Region im Großraum von Beijing 4439 Teilnehmer<br />
von insgesamt 5324 zur Studie eingeladenen Teilnehmern mit einem<br />
Alter von 40+ Jahren umfasste Teilnahmerate: 83,4%). Okuläre Fundusphotographien<br />
des schlechteren Auges eines jeden Teilnehmers wurden<br />
gemäß den Kriterien der „Early Treatment <strong>of</strong> Diabetic Retinopathy<br />
Study“ ausgewertet. Ergebnisse: Auswertbare Fundusphotographien<br />
waren für 4391 (98,9%) Teilnehmer vorhanden. Eine diabetische Retinopathie,<br />
definiert als Vorhandensein eines retinalen Mikroaneurysmas,<br />
wurde bei 285 Teilnehmern erkannt (Pärvalenzrate: 6,5 € 0,4% der Gesamtstudienpopulation;<br />
95% Konfidenzinterval (KI):5,9 7,3). Die meisten<br />
der Augen mit diabetischer Retinopathie wiesen eine milde Form auf<br />
(91,9%). 11 der Teilnehmer (3,9%) zeigten eine mäßige nicht-proliferative<br />
Form, und 12 Teilnehmer (4,2%) hatten eine proliferative Retinopathie.<br />
Eine diabetische Retinopathie war in 36,6% der Patienten mit selbstberichteter<br />
Diagnose eines Diabetes mellitus vorhanden. Die diabetische<br />
Retinopathie war assoziiert mit dem Alter (P < 0,001;95%KI:1,02 1,06),<br />
bekannter Diagnose einer arteriellen Hypertonie (P = 0,041; 95%KI: 1,01<br />
1,95) und einer Hyperlipidämie (P = 0,042; 95%KI: 1,01 1,91), und einer<br />
nukleären Katarakt (P = 0,029; 95% KI: 0,66 0,98). Ein Studienteilnehmer<br />
(0,02% der Gesamtstudienpopulation) war blind auf Grund der diabetischen<br />
Retinopathie. Die diabetische Retinopathie verursachte 8% aller<br />
Blindheit in der Studienpopulation. Schlussfolgerungen: Eine Sehminderung<br />
auf Grund einer diabetischen Retinopathie ist relativ selten in<br />
erwachsen Bevölkerung im ländlichen und städtischen China. Assoziierte<br />
Faktoren sind Alter, bekannter arterielle Hypertension und Hyperlipidämie,<br />
und einer Kernkatarakt.<br />
P275<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Voraussagefaktoren für Visusanstieg nach<br />
intravitrealer Triamcinoloninjektion bei<br />
diabetischem Makulaödem<br />
Jonas J 1 , Martus P 2 , Degenring R 1 , Kreissig I 1 , Akkoyun I 1<br />
1 Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Fakultät<br />
Mannheim, Mannheim, Germany, 2 Institut für Medizinsiche<br />
Informatik, Biostatistik und Epidemiologie, Charite-<br />
Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Ziel der Studie war, Faktoren zu finden, die den Visusverlauf<br />
nach einer intravitrealen Triamcinoloninjektion zur Therapie des<br />
diffusen diabetischen Makulaödems beeinflussen. Methode: Die prospektive<br />
klinische interventionelle Studie umfasste 53 Augen mit diffusem<br />
diabetischen Makulaödem, die eine intravitreale Injektion von ca.<br />
20 mg Triamcinolon Acetonid erhielten. Die mittlere Nachbeobachtungszeit<br />
betrug 10,2 € 7,6 Monate. Ergebnisse: In einer multiplen linearen<br />
Regressionsanalyse korrelierte der maximale Visusanstieg nach der Injektion<br />
signifikant (P < 0,001) mit fehlender oder nur gering ausgeprägter<br />
Ischämie der Makula, geringem präoperativem Ausgangsvisus und<br />
hohem Grad eines Makulaödems (P = 0,001). Die Visusänderung nach<br />
der intravitrealen Steroidinjektion war statistisch unabhängig (P > 0,15)
von Alter, Geschlecht, Pseudophakie und präoperativ durchgeführter<br />
Grid-Lasertherapie der Makula. Schlussfolgerungen: Ein ausgeprägtes<br />
Makulaödem und ein niedriger Ausgangsvisus haben einen positiven<br />
Einfluss, und eine ausgeprägte Makulaischämie hat einen negativen Einfluss<br />
auf eine Visussteigerung nach intravitrealer Triamcinoloninjektion<br />
zur Behandlung eines diffusen diabetischen Makulaödems.<br />
Gesundheitspolitik, Versorgungsmodelle,<br />
Qualitätsmanagement 3<br />
P276<br />
Stationäre Diabetikerschulung im DMP – positive<br />
Effekte über die Blutzuckereinstellung hinaus<br />
Medizinökonomische Bewertung einer<br />
stationären Diabetikerschulung mit und ohne<br />
DMP<br />
Edel K 1 , Koster M 2 , Triel<strong>of</strong>fova L 3 , Riedel R 3<br />
1<br />
Fachklinik für Kardiologie und Diabetes, Bad Driburg,<br />
Germany, 2 Park-Klinik Bad Hermannsborn, Fachklinik für<br />
Kardiologie und Diabetologie, Bad Driburg, Germany,<br />
3<br />
Rheinische Fachhochschule Köln, Studiengang Medizin-<br />
Ökonomie, Köln, Germany<br />
Fragestellung: Stationäre Diabetikerschulungen haben im deutschen<br />
Gesundheitssystem einen abnehmenden Stellenwert. Ein zukünftiges<br />
Operationsfeld stellen Schulungen im Rahmen der Disease Management<br />
Programme dar. Ziel der Arbeit war es zu prüfen, ob neben den etablierten<br />
diabetologischen Kriterien auch ökonomische Ergebnisse erzielt<br />
werden können, die Kostenträger dazu bewegen könnten, stationäre<br />
Diabetikerschulungen zu finanzieren. Methodik: In diese retrospektive<br />
Studie wurden 100 Typ-2-Diabetiker eingeschlossen. 50 Probanden<br />
[Mittl. Alter: 63 Jahre (49 – 86), HbA1c-Mittelwert 7,96%] durchliefen<br />
eine 14-tägige Diabetikerschulung im Jahre 2005 in Bad Hermannsborn.<br />
Verglichen wurden diese Ergebnisse mit den Resultaten von 50 Probanden<br />
[Mittl. Alter: 67 Jahre (60 – 76), HbA1c-Mittelwert 7,7%], die 2006<br />
an einer im Rahmen des DMP durchgeführten Diabetikerschulung teilnahmen.<br />
Die Datenerhebung erfolgte jeweils zu Beginn der Schulung<br />
(T1) und nach 14 Tagen (T2) Die Schulung wurde zu beiden Zeitpunkten<br />
gemäß den Vorgaben der DDG durchgeführt. Im DMP-Programm absolvierten<br />
die Probanden zusätzlich ein aerobes Ausdauertrainingsprogramm<br />
von 4 Stunden/Woche und wurden bezüglich ihres kardiovaskulären<br />
Risikos aufgeklärt. Ergebnisse: BMI und Blutdruck konnten in<br />
beiden Gruppen positiv beeinflusst werden. Zwischen den Schulungen<br />
fand sich kein Unterschied. Das Körpergewicht konnte in der DMP-Schulungsgruppe<br />
signifikant stärker gesenkt werden (p = 0,05). Die Senkung<br />
der Blutzuckerwerte insbesondere nüchtern waren in beiden Schulungen<br />
statistisch hochsignifikant, in der DMP-Schulung aber deutlicher<br />
ausgeprägt [(Nü-BZ: p = 0,0005); (BZ-pp: p = 0,61)]. Eine Reduktion der<br />
Tagestherapiekosten konnte in beiden Gruppen nachgewiesen werden,<br />
statistisch hochsignifikant in der DMP-Schulungsgruppe (p = 0,005). Somit<br />
ergaben sich zwei Vorteile zu Gunsten des DMP-Schulungsprogramms:<br />
bessere Schulungsergebnisse für die Patienten und ein Kostenvorteil<br />
für die Kostenträger. Schlussfolgerung: Der Stellenwert stationärer<br />
Diabetikerschulungen ist nicht nur von medizinischen, sondern<br />
auch von ökonomischen Effektivitätsnachweisen geprägt. Es konnten<br />
signifikante Effekte für beide Schulungsarten dargelegt werden. Die zukünftige<br />
Entwicklung unseres Gesundheitssystems zielt auf die Etablierung<br />
von Schulungsmodulen ab, die eine umfassende Beeinflussung aller<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren der Betr<strong>of</strong>fenen bei sorgsamem Umgang mit den<br />
knappen werdenden finanziellen Ressourcen garantieren.<br />
P277<br />
Koronare Herzkrankheiten (KHK) und das Risiko<br />
von KHK bei Patienten mit Typ 2 Diabetes: Die<br />
Diabetes in Germany (DIG) Studie<br />
Köhler C 1 , Ott P 1 , Benke I 1 , Hanefeld M 1<br />
1<br />
GWT-TUD, Zentrum für Klinische Studien, Dresden,<br />
Germany<br />
Hintergrund und Ziele: Eine enge Kontrolle der Dyslipidämie, des Blutdruckes<br />
und der Plasmaglukose sind effektiv für Maßnahmen zur Verminderung<br />
des Risikos für koronare Herzkrankheiten (KHK) bei Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes. Die DIG Studie ist eine epidemiologisch-prospektive<br />
Beobachtungsstudie zur Prävalenz von Typ 2 Diabetes und<br />
der Behandlung von Patienten mit Typ 2 Diabetes (T2DM) in der Primärversorgung<br />
in Deutschland während einer Vierjahres-Periode (Ersterhebung<br />
und 2 und 4 Jahre Follow-up). In dieser Arbeit analysieren wir die<br />
Baseline-Daten der Therapie mit fettsenkenden und gerinnungshem-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
menden Medikamenten bei diabetischen Patienten ohne KHK, aber mit<br />
einem hohen Risiko, eine KHK in den nächsten 10 Jahren zu entwickeln,<br />
errechnet durch den Framingham Coronary Predicting Score. Material<br />
und Methoden: 238 Praxen aus ganz Deutschland nahmen an dieser<br />
Studie teil. Jede Praxis rekrutierte 10 – 30 unausgewählte T2DM. Anamnese,<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren und Laborparameter wurden erfasst. Ausschlusskriterien<br />
waren: größeres kardiales Ereignis in den letzten 3 Monaten,<br />
Neoplasie in den letzten 5 Jahren, Herzinsuffizienz NYHA IV oder chronische<br />
Nierendysfunktion (crea> 2 mg/dl). Insgesamt wurden 4020 Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes zwischen 35 und 80 Jahren erfasst. Die Patienten<br />
wurde in 4 Gruppen aufgeteilt, je nach Vorliegen einer KHK oder<br />
KHK Risiken (Framingham coronary predicting score): Patienten mit<br />
KHK (Myokardinfarkt, PTCA oder koronarem Bypass), Patienten mit einem<br />
hohen Risiko, eine KHK in den nächsten 10 Jahren zu entwickeln,<br />
Patienten mit einem mittleren Risiko und Patienten mit einem geringen<br />
Risiko. Wir analysierten 2876 Patienten ohne KHK (Alter zwischen<br />
35 – 75 Jahren) nach dem Framingham score. Ergebnisse: In der untersuchten<br />
Kohorte hatten 14,9% der Diabetiker eine anamnestisch belegte<br />
KHK. 43,8% der Patienten, die noch nicht an KHK erkrankt waren, hatten<br />
nach Framingham ein sehr hohes Risiko, in den nächsten 10 Jahren<br />
dieses zu entwickeln. In der Hochrisikogruppe wurden nur 26,9% der<br />
Patienten mit Lipidsenkern und 18,2% mit Gerinnungshemmern als<br />
KHK-Prophylaxe behandelt. Schlussfolgerung: In Deutschland haben<br />
die Mehrzahl der Typ 2 Diabetiker ein hohes Risiko für makrovaskuläre<br />
Folgeerkrankungen. Im Widerspruch dazu steht die geringe Prozentzahl<br />
der mit Lipidsenkern oder Thrombozytenaggregationshemmern therapierten<br />
Patienten. Für eine wirksamere Prophylaxe von Herzkrankheiten<br />
und Schlaganfall ist eine Intensivierung der Therapie unabdingbar.<br />
P278<br />
Insulin Titration – Gaining an Understanding <strong>of</strong><br />
the Burden <strong>of</strong> Type 2 Diabetes in Europe<br />
(INSTIGATE Study): Studiendesign,<br />
Basischarakteristika, HbA1c-Verlauf und<br />
Risikopr<strong>of</strong>il der Patienten in Deutschland vor<br />
Start einer Insulintherapie<br />
Liebl A 1 , Happich M 2 , Cleall S 3 , Timlin L 3<br />
1 Diabetes- und St<strong>of</strong>fwechselzentrum an der Fachklinik Bad<br />
Heilbrunn, Bad Heilbrunn, Germany, 2 Lilly Deutschland<br />
GmbH, Bad Homburg, Germany, 3 Eli Lilly and Company<br />
Limited, Windlesham, Surrey, United Kingdom<br />
Fragestellung: Ziele der INSTIGATE Studie sind eine Bestimmung der<br />
direkten Kosten, des Ressourcenverbrauchs und der klinischen Verlaufsparameter<br />
einschließlich Lebensqualität und Therapiecompliance während<br />
der ersten 6 Monate einer neu begonnenen Insulintherapie bei<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes. Methodik: INSTIGATE ist eine derzeit<br />
laufende prospektive Beobachtungsstudie mit einer retrospektiven Initialphase<br />
in 5 europäischen Ländern. Eingeschlossen werden Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes, bei denen im Rahmen der ambulanten Regelversorgung<br />
eine Insulintherapie neu begonnen wird. Daten werden retrospektiv<br />
bezüglich der Phase vor der Insulinumstellung erhoben, prospektiv<br />
zu Beginn der Insulintherapie, und nach 3 und 6 Monaten. Ergebnisse:<br />
Nach abgeschlossener Rekrutierung haben 10 ambulante Studienzentren<br />
in Deutschland insgesamt 254 Patienten eingeschlossen. 148 (58%) sind<br />
männlich, das Durchschnittsalter beträgt 64,1 Jahre (SD 12,49), der mittlere<br />
BMI 30,4 kg/m 2 (SD 6,017), die mittlere bekannte Diabetesdauer 6,8<br />
Jahre (SD 7,17). 14% sind aktive Raucher, 33% Ex-Raucher. Der letzte<br />
HbA1c-Wert vor Beginn der Insulintherapie betrug im Mittel 9,2% (SD<br />
2,04), 3 – 6 Monate vorher 8,5% (SD 1,79), 6 – 9 Monate vorher 8,0% (SD<br />
1,62), 9 – 12 Monate vorher 7,6% (SD 0,94). 33% der Patienten hatten<br />
bereits bekannte makrovaskuläre Komplikationen, 36% mikrovaskuläre<br />
Komplikationen und 80% weitere Begleiterkrankungen. Das mittlere<br />
LDL-Cholesterin betrug 125 mg/dl (SD 40,1), der mittlere systolische<br />
Blutdruck 141 mm Hg (SD 17,5), der mittlere diastolische Blutdruck<br />
81 mm Hg (SD 11). 71% der Patienten nahmen kardiovaskuläre Medikamente<br />
ein, aber nur 27% Lipidsenker und 30% Plättchenaggregationshemmer.<br />
Schlussfolgerung: Patienten mit Typ 2 Diabetes, die in<br />
Deutschland auf Insulin eingestellt werden, weisen in hohem Maße<br />
Übergewicht auf, eine lange Diabetesdauer und zahlreiche diabetesbezogene<br />
und andere Komorbiditäten. Die kardiovaskulären Risikoparameter<br />
sind deutlich schlechter als die anerkannten Zielwerte, die<br />
medizinische Behandlung erscheint verbesserungswürdig. Die<br />
HbA1c-Werte sind schon langfristig deutlich erhöht und weisen gerade<br />
in den Monaten vor Beginn der Insulintherapie einen besonders raschen<br />
Anstieg auf. Die Umstellung auf Insulin erfolgt zu spät.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S89
S90 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P279<br />
Insulin Titration – Gaining an Understanding <strong>of</strong><br />
the Burden <strong>of</strong> Type 2 Diabetes in Europe<br />
(INSTIGATE Study): Behandlungspfade mit oralen<br />
Antidiabetika vor Umstellung auf Insulin und<br />
Auswahl der Insulintherapie-Regime<br />
Liebl A 1 , Happich M 2 , Cleall S 3 , Timlin L 3<br />
1 Diabetes- und St<strong>of</strong>fwechselzentrum an der Fachklinik Bad<br />
Heilbrunn, Bad Heilbrunn, Germany, 2 Lilly Deutschland<br />
GmbH, Bad Homburg, Germany, 3 Eli Lilly and Company<br />
Limited, Windlesham, Surrey, United Kingdom<br />
Fragestellung: Die in 5 europäischen Ländern durchgeführte INSTIGATE<br />
Studie liefert Daten zum klinischen Verlauf bei Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes, die mit oralen Antidiabetika (OADs) eine unzureichende Blutzucker-Einstellung<br />
hatten und auf Insulin umgestellt wurden. Das Ziel<br />
der vorliegenden Analyse ist eine Beschreibung der pharmakologischen<br />
Behandlungspfade in Deutschland vor Beginn einer Insulintherapie. Methodik:<br />
Bei 249 der 254 in Deutschland in INSTIGATE eingeschlossenen<br />
ambulanten Patienten liegen Daten zu den OAD-Therapiepfaden vor Beginn<br />
der Insulintherapie vor und wurden hier analysiert. Ergebnisse:<br />
Die meisten deutschen Patienten (61%) hatten nur eine Therapiestufe<br />
mit OADs vor der Umstellung auf Insulin durchlaufen: 34% unter Verwendung<br />
nur eines OADs (somit häufigster Therapiepfad), 26% unter<br />
Verwendung einer OAD-Zweierkombination, und 1% unter Verwendung<br />
einer OAD-Dreierkombination. 16% der Patienten hatten zwei sequentielle<br />
Therapiestufen mit je 1, 2 oder 3 OADs durchlaufen. 2% der Patienten<br />
hatten drei OAD-Therapiestufen durchlaufen: erst 1, dann 2,<br />
dann 3 OADs. 17% der Patienten waren primär mit Insulin therapiert<br />
worden, d. h. ohne vorheriger Verwendung von OADs. In den 12 Monaten<br />
vor Beginn der Insulintherapie hatten 59% der Patienten Metformin<br />
erhalten, 46% Sulfonylharnst<strong>of</strong>fe, 11% Glinide, 9% Thiazolidine, und 3%<br />
alpha-Glukosidaseinhibitoren. Mit Beginn der Insulintherapie wurde bei<br />
67% der bisher mit Metformin behandelten Patienten die Metformin-<br />
Medikation beibehalten, bei 11% der bisher mit Sulfonylharnst<strong>of</strong>fen behandelten<br />
Patienten diese OAD-Gruppe weitergegeben, bei 13% der mit<br />
alpha-Glukosidasehemmern behandelten Patienten, und bei 14% der mit<br />
Thiazolidinen behandelten Patienten. Unter dem Eindruck der damals<br />
diskutierten Erstattungseinschränkungen durch die gesetzliche Krankenversicherung<br />
wurden bei 25% der Patienten kurz- oder langwirksame<br />
Insulinanaloga verwendet, bei 78% Humaninsulin (z. T. unterschiedliche<br />
Kombinationen der Insulinsorten). Bei 56% der Patienten<br />
wurde primär eine Mehrfachspritzentherapie begonnen unter Verwendung<br />
kurzwirksamer Insuline präprandial (35% ohne und 21% mit Basalinsulin).<br />
Zusammenfassung: Vor Beginn einer Insulintherapie bei Typ<br />
2 Diabetes in Deutschland werden unterschiedliche Therapien mit OADs<br />
durchgeführt, wobei ein klassisches Verfolgen der typischen Stufenschemata<br />
nur selten vorkommt. Die meisten Patienten werden schon nach<br />
dem Versagen einer einzigen Therapiestufe mit oralen Antidiabetika auf<br />
Insulin umgestellt. Metformin ist sowohl vor, als auch nach Umstellung<br />
auf Insulin das am häufigsten verwendete OAD.<br />
P280<br />
Open-Source Entwicklung<br />
entscheidungsanalytischer Modelle für Typ 2<br />
Diabetes – Die PROSIT Modelling Community<br />
Schramm W 1 , Weber C 1<br />
1 EUMEDES, Krailling, Germany<br />
Hintergrund: Entscheidungen über die sinnvolle Verwendung der Gesundheitsbudgets<br />
von morgen sind heute zu treffen. Die Auswirkungen<br />
sind komplex, und der medizinische Nutzen und die Wirtschaftlichkeit<br />
sind nicht komplett durch Erkenntnisse gesichert. In der Diabetologie<br />
haben sich daher Erkrankungsmodelle zu einer Standardmethode für die<br />
Entscheidungsunterstützung etabliert. Hauptabnehmer für diese Computersimulationsmodelle<br />
ist die pharmazeutische Industrie. Dies führt<br />
zu berechtigter Kritik bezüglich Qualität und Transparenz entscheidungsanalystischer<br />
Modelle [1]. Ziel: Bis 2010 sollen für die fünf wichtigsten<br />
Folgeschäden des Typ 2 Diabetes (Nephropathie, Retinopathie,<br />
Herzinfarkt/KHK, Schlaganfall und diabetisches Fußsyndrom) transparente<br />
und frei verfügbare Erkrankungsmodelle entwickelt werden.<br />
Methoden: Im Juni 2006 wurde eine Open-Source Modelling Community<br />
gegründet, die auf Basis der GNU Public License quell<strong>of</strong>fene Markovmodelle<br />
mithilfe der S<strong>of</strong>tware OpenOffice Calc entwickelt. Die Community<br />
kommuniziert über ein Internet-Portal (http://forum.prosit.de).<br />
Alle Entwicklungsschritte werden mit Quellenangaben <strong>of</strong>fen gelegt. Die<br />
Diskussion über Struktur, Inhalte und Methoden wird öffentlich geführt.<br />
Verkehrssprache ist Englisch. Existierende Leitlinien zur Entwicklung<br />
und Validierung von Modellen werden eingesetzt [2]. Ergebnis: Derzeit<br />
sind Modelle für Nephropathie und Retinopathie bei Typ 2 Diabetes in<br />
Entwicklung. Es gibt Entwicklungsstränge für Deutschland, Rumänien<br />
und die Schweiz (2007). Für Nephropathie wird eine Betaversion für<br />
Deutschland zum freien Download angeboten. Der neue Ansatz einer<br />
Internetplattform funktioniert. Mittlerweile sind Mitglieder aus vier europäischen<br />
Ländern registriert, die Hälfte der Mitglieder kommt aus der<br />
Pharmaindustrie und beteiligt sich nicht an der Entwicklungsarbeit. Die<br />
Entwicklungsgeschwindigkeit ist relativ langsam, da alle Aktiven unentgeltlich<br />
arbeiten. Schlussfolgerung: Transparente Entwicklung entscheidungsanalytischer<br />
Modelle ist möglich. Die Community bittet um<br />
Unterstützung in Form weiterer Mitglieder und aktiver Mitarbeit. [1]<br />
Sanchez LA. Evaluating the Quality <strong>of</strong> Published Pharmacoeconomic<br />
Evaluations. Hosp Pharm 1995; 30: 146 – 142 [2] Drummond MF, Jefferson<br />
TO. Guidelines for Authors and Peer Reviewers <strong>of</strong> Eco nomic Submissions<br />
to the BMJ: The BMJ Economic Evaluation Working Party.<br />
BMJ1996; 313: 275 – 283<br />
P281<br />
Wer hat Angst vor HTA? Health Technology<br />
Assessment im Gespräch<br />
Rüther A 1 , Göhlen B 1<br />
1 Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und<br />
Information, Deutsche Agentur für Health Technology<br />
Assessment (DAHTA), Köln, Germany<br />
Fragestellung: Health Technology Assessment (HTA) hat in Deutschland<br />
den Makel der staatlichen Bevormundung. Bestes Beispiel sind die Diskussionen<br />
um den Einsatz der Insulinanaloga in der Therapie des Diabetes.<br />
Hier gilt es jedoch zu differenzieren: Die Bedeutung von HTA im<br />
Entscheidungsprozess der Gesundheitspolitik aber auch das Verhältnis<br />
zur evidenzbasierten Medizin ist in der medizinischen Praxis bisher<br />
weitgehend unbekannt. Methodik: HTA ist eine wissenschaftliche Methodik<br />
aus dem Umfeld der Evidenzbasierten Medizin. Sie hilft bei der<br />
Synthetisierung des aktuellen Wissenstandes eines Verfahrens. Dabei<br />
wird neben der üblichen Bewertung der Wirksamkeit eines Verfahrens<br />
unter idealen Studienbedingungen (efficacy) besonderer Wert auf die<br />
Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen (effectiveness) gelegt. Ergänzend<br />
erfolgt die Evaluation der ökonomischen Effizienz (efficiency) sowie<br />
sozialer, juristischer und ethischer Auswirkungen. Ergebnisse: Basierend<br />
auf standardisierter wissenschaftlicher Methodik kann HTA damit<br />
Transparenz und Objektivität im Entscheidungsprozess bei der Bewertung<br />
alter und neuer Verfahren herstellen. Das gilt nicht nur auf<br />
Bundesebene. Regionale und lokale Prozesse können genau so gut pr<strong>of</strong>itieren,<br />
von der Länderebene über Krankenhaus bis hin zur medizinischen<br />
Praxis. Schlussfolgerung: Seither hat sich HTA als Grundlage<br />
für gesundheitliche Entscheidungsprozesse etabliert und ist wissenschaftlich<br />
in die Versorgungsforschung integriert. HTA unterstützt die<br />
effektive und effiziente Patientenversorgung sowohl auf struktureller<br />
Ebene als auch in der Praxis in Krankenhäusern und Arztpraxen. Das<br />
Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information<br />
(DIMDI) ist ein Institut des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).<br />
Die Deutsche Agentur für HTA (DAHTA) des DIMDI betreibt bereits seit<br />
2000 ein Informationssystem zu HTA im gesetzlichen Auftrag. Kern des<br />
Systems ist ein Prozess zur Erstellung von HTA-Berichten. Die Berichte<br />
unterliegen einem standardisierten wissenschaftlichen Verfahren mit<br />
kontinuierlicher Qualitätssicherung und internationaler Anbindung.<br />
HTA-Themen können dabei von jedem über das Internet eingereicht<br />
werden. Die HTA-Berichte sind im Volltext kostenlos erhältlich.<br />
(www.dimdi.de – HTA)<br />
P282<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Messgenauigkeit von Blutzuckermessgeräten im<br />
klinischen Alltag<br />
Hermanns N 1 , Kulzer B 1 , Krichbaum M 1 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany<br />
Problemstellung: Eine entscheidende Grundlage für die erfolgreiche<br />
Behandlung des Diabetes im Alltag der Patienten ist die Anpassung der<br />
Medikation (z. B. Insulindosierung) an den aktuellen Blutzuckerwert.<br />
Hierfür wiederum ist die genaue Bestimmung des Blutzuckers eine wesentliche<br />
Voraussetzung. Ziel dieser Studie war die systematische Überprüfung<br />
der Messgenauigkeit von handelsüblichen Patientengeräten zur<br />
Blutzuckerselbstmessung. Methodik: Diabetespatienten wurde bei einem<br />
stationären Krankenhausaufentalt das Angebot unterbreitet, die<br />
Messgenauigkeit ihrer in Gebrauch befindlichen Blutzuckermessgeräte<br />
überprüfen zu lassen. Die Genauigkeitsprüfung wurde von einer Study<br />
Nurse durch eine standardisierte Referenzmessung mit einem Laborge-
ät (Ebio-Photometer, Eppendorf – Netheler – Hinz GmbH) vorgenommen.<br />
Prädiktoren einer guten Messgenauigkeit der Geräte zur Blutzuckerselbsttestung<br />
wurden mithilfe einer schrittweisen multiplen linearen<br />
Regressionsanalyse identifiziert. Ergebnisse: 112 Diabetespatienten<br />
nahmen an dieser Studie teil (Alter 53,3 € 13,5 J.; HbA1c<br />
8,8 € 1,7%; Diabetesdauer 15,0 € 2,4 J.; Typ 2 Diabetes:63%; Ø Blutzuckertestfrequenz:<br />
3,9 € 2,1 pro Tag; intensivierte Insulintherapie oder CSII:<br />
62,5%; Kombinationstherapie mit OAD und Insulin: 25,9%; OAD-Therapie:<br />
11,6%). Insgesamt brachten die Patienten 10 verschiedene Gerätetypen<br />
zur Genauigkeitsüberprüfung mit. Das mittlere Alter der Patientengeräte<br />
betrug 2,7 € 3,6 Jahre. Die in Gebrauch befindlichen Patientengeräte<br />
wiesen eine prozentuale absolute Abweichung von<br />
16%€ 13,9%.auf, bei 26% der untersuchten Patientengeräte betrug die<br />
Abweichung mehr als 20%. In einer schrittweise multiplen Regressionsanalyse<br />
erwiesen sich die Intensität der Therapie (ß=-0,282; p =.003)<br />
und eine mangelhafte Schulung (ß=-0,196; p =.036) als signifikante Prädiktoren<br />
der Messgenauigkeit. In dem Regressionsmodell kamen den<br />
Faktoren Alter, Diabetestyp, glykämische Kontrolle, Alter des Messgerätes<br />
und Frequenz der Blutzuckerselbsttestung keine statistisch signifikante<br />
Bedeutung zu. Schlussfolgerung: Die Messgenauigkeit der im<br />
Gebrauch befindlichen Patientengeräte ist in der klinischen Praxis nach<br />
den Ergebnissen dieser Einpunktmessung nicht befriedigend. Bei einem<br />
Viertel der im Durchschnitt 2,7 Jahre alten Patientengeräte betrug die<br />
prozentuale Abweichung der Blutzuckerwerte mehr als 20%. Eine regelmäßige<br />
Überprüfung von Patientenmessgeräten erscheint auf dem Hintergrund<br />
dieser Ergebnisse sehr sinnvoll. Eine gute Schulung in Bezug<br />
auf die Blutzuckerselbstmessung sowie die Durchführung einer intensivierten<br />
Diabetestherapie gehen möglicherweise mit einer größeren Aufmerksamkeit<br />
in Bezug auf die Messgenauigkeit des eigenen Blutzuckermessgerätes<br />
einher. Mit dieser Studie können allerdings keine Schlussfolgerungen<br />
bezüglich möglicher Ursachen (wie z.B. unsachgemäßer<br />
Gebrauch, technische Defekte) der beobachteten Messungenauigkeit gezogen<br />
werden.<br />
P283<br />
Telemedizinisch gestütztes<br />
Diabetes-Betreuungsnetzwerk<br />
Salzsieder E 1 , Augstein P 1 , Vogt L 1 , Heinke P 1 , Kohnert KD 1 ,<br />
Heuzeroth V 2 , Korb H 3<br />
1 Institut für Diabetes Karlsburg, F&E, Karlsburg, Germany,<br />
2 Taunus BKK, Marketing, Frankfurt/M, Germany, 3 Personal<br />
Health Care Telemedizin Service, Marketing, Düsseldorf,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Das schnelle Anwachsen von Informationen und Kenntnissen<br />
zur Diabetesbehandlung hat dazu geführt, dass der niedergelassene<br />
Arzt heute kaum noch in der Lage ist, das verfügbare Wissen adäquat<br />
für seine Patienten zu nutzen. Mittels einer Pilotstudie sollte daher<br />
geprüft werden, ob ein telemedizinisch basiertes Diabetes-Betreuungsnetzwerk<br />
einen wirksamen Beitrag liefern kann, um dieses bestehende<br />
Defizit zu überwinden. Methodik: Das zu prüfende und zu evaluierende<br />
Diabetes-Betreuungsnetzwerk umfasst Patienten (Leistungsempfänger),<br />
Haus- und Fachärzte (Leistungserbringer), Beratungsdienste (medizinischer<br />
Beratungsservice), Kommunikations- und Informationsdienste<br />
(Telemedizin Service) und Krankenkassen (Kostenträger). Die Patienten<br />
stehen im Mittelpunkt des Betreuungsnetzwerks. Um ihnen eine aktive<br />
Mitwirkung zu ermöglichen, wird bei ihnen unter Alltagsbedingungen<br />
ihr persönlicher „Metabolischer Fingerabdruck“ bestimmt und sie erhalten<br />
Zugang zu einem für sie jederzeit erreichbaren Beratungsservice. Die<br />
im Netzwerk eingeschriebenen ¾rzte erhalten zudem auf der Grundlage<br />
des „Metabolischen Fingerabdrucks“, KADIS Ò -basierte Empfehlungen<br />
zur bestmöglichen St<strong>of</strong>fwechselführung ihrer Patienten gemäß den<br />
DDG-Leitlinien und haben rund um die Uhr Zugriff auf alle für eine<br />
optimale Therapieführung relevanten Daten und Informationen. Die dazu<br />
erforderlichen Dienstleistungen werden im Netzwerk von spezialisierten<br />
Dienstleistungsunternehmen bereitgestellt. Zum Nachweis der<br />
Wirksamkeit des Diabetes-Betreuungsnetzwerks wurde eine multizentrische<br />
Follow-up Pilotstudie durchgeführt, in die 3 Allgemeinpraxen<br />
(AP) und 2 diabetologische Schwerpunktpraxen (DSP) einbezogen waren.<br />
Zur Beurteilung des Outcomes erfolgte bei jedem Studienteilnehmer<br />
im Abstand von drei Monaten ein kontinuierliches 72-h Blutglukose-<br />
Monitoring mittels CGMS . Ergebnisse: An der Pilotstudie nahmen<br />
insgesamt 34 Probanden (15 Typ-1- und 19 Typ-2-Patienten) teil, von<br />
denen 16 in den APs und 18 in den DSPs betreut wurden. In Abhängigkeit<br />
vom HbA1c-Ausgangswert wurde der HbA1c bei den Netzwerk-Patienten<br />
innerhalb von 3 Monaten signifikant um 0,6% verringert, während<br />
in einem unabhängig von der Pilotstudie beobachteten, vergleichbaren<br />
Kontrollkollektiv der HbA1c im gleichen Zeitraum um ca. 0,1%<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
anstieg. Den höchsten Benefit vom Netzwerk hatten Patienten mit einem<br />
HbA1c-Ausgangswert > 9,0% (-1,2%), Typ-1-Diabetiker (0,8% vs.<br />
0,4%) sowie Patienten, die in den APs versorgt wurden (1,0% vs. 0,2%).<br />
Die Auswertung der CGMS -Pr<strong>of</strong>ile unterstreicht diese Ergebnisse.<br />
Schlussfolgerungen: Ein telemedizinisch gestütztes Diabetes-Betreuungsnetzwerk<br />
ist vorteilhaft für eine Patienten-zentrierte Diabetikerversorgung<br />
geeignet.<br />
P284<br />
Versorgungsqualität von Migranten mit Diabetes<br />
mellitus in Thüringen 2006<br />
Tajiyeva O 1 , Müller N 1 , Kloos C 1 , Wolf G 1 , Müller UA 1<br />
1 Universitätsklinikum, Klinik für Innere Mediin III,<br />
Funktionsbereich Endokrinologie und<br />
St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen, Jena, Germany<br />
Einleitung: Die Versorgung von Patienten mit Diabetes mellitus bei<br />
Migranten wird durch Einschränkungen in der Kommunikation, niedrige<br />
Schulbildung und soziale Isolation erschwert. Zwischen den alten und<br />
neuen Bundesländern gibt es Unterschiede in der Herkunft von Migranten.<br />
Die Versorgungsqualität in Abhängigkeit vom Herkunftsland und<br />
der Kommunikationsfähigkeit wird untersucht. Patienten und Methoden:<br />
Im Funktionsbereich Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen<br />
einer Universitätsklinik wurden 7219 Patienten mit Diabetes mellitus<br />
(Typ 1 1246; Typ 2 5973) in der elektronischen Krankenakte EMIL Ò<br />
erfasst. Patienten mit Migrationshintergund wurden durch die Daten<br />
Migrant (ja/nein), Herkunftsland, Sprachverständnis Deutsch, Lesen<br />
Deutsch und Rechnen charakterisiert. Die Versorgungsqualität wurde<br />
durch HbA1c (DCCT adjustiert), Blutdruckmessung durch medizinisches<br />
Personal. Ergebnisse: Vierzig Patienten wurden als Migranten deklariert<br />
(Alter 50,0 J, Diabetesdauer 6,1 J, BMI 28,7 kg/m 2 , 10 Typ 1; 30 Typ 2).<br />
Herkunftsländer waren hauptsächlich die ehemalige Sowjetunion (Russland<br />
30%, Ukraine 20%, Kasachstan 15%) während Patienten aus typischen<br />
Migrationsländern wie Türkei, Vietnam und arabische Länder jeweils<br />
unter 5% vertreten waren. Das mittlere Follow up betrug 2,7 J (min<br />
0, max 9,5). In Abhängigkeit vom Diabetestyp (DM 1, DM 2) war der<br />
Ausbildungsstand < 10. Klasse 20 bzw. 43%, fehlendes oder eingeschränktes<br />
Sprachverständnis 50 bzw. 70%, fehlende oder eingeschränkte<br />
Lesefähigkeit 60 bzw. 53%, fehlende oder eingeschränkte Fähigkeit<br />
zum Rechnen 20 bzw. 33%. Der HbA1c bei Erstkontakt war nicht signifikant<br />
höher bei DM 1 (10,4 vs. 9,7%; p = 0,22), die HbA1c-Verändung<br />
im Verlauf war ausgeprägter bei DM 1 als bei DM 2 (-2,7% vs. – 0,9%;<br />
p = 0,08). Der Blutdruck (Messung durch medizinisches Personal) war<br />
bei Erstkontakt 136/74 DM 1 und 143/85 DM 2, sowie 128/74 DM 1<br />
und 140/81 DM 2 bei der letzten Konsultation. Die Blutdruckabsenkung<br />
im Verlauf war -8,4/-7,9 mm Hg bei DM 1 und – 2,3/-3,8 mm Hg bei<br />
DM 2. Zusammenfassung: In Thüringen werden vorwiegend Migranten<br />
aus der ehemaligen Sowjetunion behandelt. Patienten mit Migrationshintergrund<br />
können in einem multidisziplinären Team erfolgreich behandelt<br />
werden. Hba1c und Blutdruck werden verbessert. Patienten mit<br />
Typ-2-Diabetes haben häufiger Kommunikationsbehinderungen durch<br />
Lesen und Sprechen, als Patienten mit Typ-1-Diabetes. Veränderungen<br />
der Qualitätsindikatoren sind bei der kleinen Fallzahl mit Einschränkung<br />
zu bewerten.<br />
P285<br />
Erfahrungen aus der Implementierung eines<br />
nationalen Service „Diabetische Retinopathie“<br />
Schmidt V 1<br />
1<br />
Siemens Medical Solutions, GS NHII PLM, Erlangen,<br />
Germany<br />
Die Zunahme chronisch kranker und multimorbider Patienten erfordert<br />
eine Neustrukturierung der Versorgungssysteme. Ein Trend, der sich<br />
international abzeichnet, besteht im Aufbau neuer, technischer Infrastrukturen.<br />
Die Versorgung chronisch Kranker wird neu organisiert, Teile<br />
der Versorgung werden aus der bestehenden Akutversorgung herausgelöst<br />
und durch neue Dienstleister effizienter erbracht. Der Erfolg dieser<br />
Maßnahmen hängt entscheidend von der Akzeptanz durch ¾rzte und<br />
Patienten sowie der Integration der neuen Dienste in die bestehende<br />
Versorgungslandschaft ab. Anhand des Krankheitsbildes der diabetischen<br />
Retinopathie wird beispielhaft eine neue Vorgehensweise in der<br />
Versorgung vorgestellt wie sie heute in Zusammenarbeit mit Siemens<br />
Medical Solutions in Großbritannien durchgeführt wird. Um das Augenlicht<br />
der Patienten zu erhalten wird in Großbritannien ein systematischer,<br />
bevölkerungsbasierter Ansatz implementiert. Es werden neue<br />
Dienste etabliert, die für die gesamte Bevölkerung einer Region sicherstellen,<br />
dass jeder betr<strong>of</strong>fene und bekannte Diabetiker regelmäßig un-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S91
S92 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
tersucht und bei Vorliegen einer behandlungspflichtigen Komplikation<br />
in die Akutversorgung überwiesen wird. Die neuen Dienste stehen vor<br />
einer Reihe von Herausforderungen. Diese betreffen den Aufbau nationaler<br />
Patienten- und Leistungsanbieterregister, die Definition und Umsetzung<br />
neuer Arbeits- und Behandlungsabläufe sowie die Integration<br />
dieser Abläufe in die bestehende Akutversorgung. IT Technologie ist hier<br />
ein Schlüssel für den Erfolg der neuen Dienste. Es werden Anforderungen<br />
eines solchen Services, die erforderliche Infrastruktur, Applikation<br />
sowie aktuelle Ergebnisse vorgestellt.<br />
P286<br />
Vergleich verschiedener Instrumente zur<br />
Erfassung von Lebensqualität, Wohlbefinden und<br />
Behandlungszufriedenheit und deren Korrelation<br />
zur St<strong>of</strong>fwechselqualität<br />
Müller N 1 , Mundhenke J 1 , Kloos C 1 , Müller UA 1 , Wolf G 1<br />
1 Universitätsklinikum, KIM III, Jena, Germany<br />
Einleitung: Bei der Bewertung der sehr differenzierten Behandlungsmöglichkeiten<br />
für Patienten mit Diabetes mellitus (DM) kommt neben<br />
HbA1c und Hypoglykämien der Lebensqualität (LQ) und dem Wohlbefinden<br />
(WB) eine immer höhere Bedeutung zu. Die DDG plant eine<br />
Erfassung von LQ oder WB in der Standardqualitätssicherung. Zur Erfassung<br />
von LQ und WB gibt es diabetesspezifische (ADDQoL von C. Bradley)<br />
oder diabetesunspezifische (WHO Wellbeing Five) Erhebungsmethoden.<br />
Die Assoziation von ADDQoL und Wellbeing Five zu Problemen<br />
mit niedriger oder hoher Blutglukose (BG), HbA1c sowie diabetischen<br />
und nichtdiabetischen Begleiterkrankungen wird untersucht. Methoden:<br />
In der Diabetesambulanz einer Hochschulpoliklinik wurden im<br />
4. Quartal 2006 bei 75 Patienten (18 DM 1: Alter 50 J; Diabetesdauer<br />
17,3 J; BMI 26,1 kg/m 2 ; HbA1c 7,49% und 57 DM 2: Alter 61,3 J, Diabetesdauer<br />
13,8 J, BMI 34,2 kg/m 2 ; HbA1c 7,54%) das WB mit WHO Wellbeing<br />
Five (0 = min; 30 = max WB), die diabetesbezogene LQ mit ADDQoL (Score<br />
– 9 = LQ max. negativ, 3 = LQ max. positiv) und die Behandlungszufriedenheit<br />
mit dem DTSQs von C. Bradley (0 = sehr unzufrieden, 36 = sehr<br />
zufrieden), sowie Probleme mit tiefer oder hoher BG (0 = zu keiner Zeit,<br />
6 = die meiste Zeit) erfasst. Ergebnisse: Das WB (Wellbeing Five) der<br />
Patienten lag im Bereich von 1 – 24 Punkten (DM 1: 13,82) und 0 – 24<br />
(DM 2: 12,54). Die LQ war gering durch DM beeinflusst (ADDQoL DM 1:<br />
-1,05; DM 2 – 1,9). Die Behandlungszufriedenheit war hoch (DTSQs<br />
DM 1: 31,3; DM 2 28,45). Es gab wenig Probleme mit niedriger BG (Score<br />
DM 1: 1,61; DM 2 1,3) und mittlere Probleme mit hoher BG (Score DM 1:<br />
2,83; DM 2: 2,36). Es besteht eine hohe positive Korrelation zwischen<br />
der Hyperglykämiefrage im DTSQs und HbA1c (R = 0,469; p = 0,001). Alle<br />
anderen Teile des DTSQs bzw. ADDQoL und Wellbeing Five zeigen keine<br />
sign. Korrelation zum HbA1c. Eine hohe Beeinträchtigung der LQ durch<br />
Diabetes im ADDQoL korreliert sign. negativ zur Behandlungszufriedenheit<br />
im DTSQs (R =-0,291; p = 0,012) und positiv zu Problemen mit hoher<br />
BG im DTSQs (R = 0,243; p = 0,037). Wellbeing Five zeigt weder eine<br />
signifikante Korrelation zu ADDQoL, DTSQ noch zu Problemen mit hoher/niedriger<br />
BG. ADDQoL korreliert positiv mit den subjektiv empfundenen<br />
diabetischen Begleiterkrankungen (R = 0,312; p = 0,008). Die Behandlungszufriedenheit<br />
korreliert negativ mit der Nephropathie<br />
(R =-0,239; p = 0,042) und ausgeprägte Probleme mit hoher BG korrelieren<br />
positiv mit cardiovaskulären (R = 0,324; p = 0,005) und onkologischen<br />
(R =-0,304; p = 0,009) Begleiterkrankungen. Bei Patienten mit diabetischen<br />
Begleiterkrankungen zeigt sich ein Trend zu einer schlechteren<br />
LQ bei Erfassung mit ADDQoL jedoch nicht mit WHO-Wellbeing five.<br />
Zusammenfassung: Das ADDQoL ist mit 19 Fragen ein geeignetes Erhebungsinstrument<br />
für die Beeinträchtigung der LQ durch Diabetes. Der<br />
kurze WHO-Wellbeing-Five ist ein unspezifisches Instrument zur Erfassung<br />
des Wohlbefindens und gibt keine Aussage zum Einfluss von Diabetes<br />
und seiner Behandlung auf die Lebensqualität.<br />
Insulinsekretion, Insulinwirkung und Metabolismus 3<br />
P287<br />
Diagnosis and therapy <strong>of</strong> non-insulinoma<br />
pancreatogenic hypoglycemia syndrome (NIPHS)<br />
Starke AAR 1 , Hilgers N 2 , Meyer A 2 , Saddig C 3 , Goretzki PE 4<br />
1 Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie<br />
& Diabetologie, Düsseldorf, Germany, 2 Lukaskrankenhaus,<br />
Chirurgische Klinik 1, Neuss, Germany, 3 Kliniken Essen-<br />
Mitte, Klinik IV für Internistische Onkologie & Hämatologie,<br />
Essen, Germany, 4 Lukaskrankenhaus, Insulinom & GEP-<br />
Tumor Zentrum Neuss-Düsseldorf, Neuss, Germany<br />
Non-insulinoma pancreatogenic hypoglycemia syndrome (NIPHS) has<br />
become an important differential diagnosis <strong>of</strong> insulinoma in recent<br />
years. Diagnosis is based upon postprandial neuroglycopenia, a negative<br />
fasting test, negative conventional imaging, and a positive gradient for<br />
calcium-mediated insulin release. Methods: Since 2001 NIPHS was diagnosed<br />
in 12 patients (11 females, 1 male) during a combined 75 g<br />
OGTT-fasting test for up to 72 h duration. Blood glucose (BG) was measured<br />
by means <strong>of</strong> a validated glucose analyzer (HemoCue Ò ) with short<br />
intervals at BG < 40 mg/dl. Commercial specific hormone immunoassays<br />
were used. Median age (range) was 42 (29 – 74) years, BMI 24 (19 –<br />
39) kg/m 2 , HbA1c 5.1 (4.0 – 6.0) %. Results: Postprandial neuroglycopenia<br />
with minimal BG levels (BGmin) <strong>of</strong> 34 (23 – 44) mg/dl emerged 3 – 6<br />
hours after the glucose load in 8 <strong>of</strong> 12 patients. Insulin at BGmin was 32<br />
(10 – 116) pmol/l, proinsulin 28 (11 – 44) pmol/l, and C-peptide 0.9<br />
(0.4 – 1.2) nmol/l. Fasting hypoglycemia emerged in 6 <strong>of</strong> 12 patients after<br />
9 – 48 hours <strong>of</strong> fasting with a BGmin <strong>of</strong> 36 (31 – 37) mg/dl. Insulin at<br />
BGmin was 19 (17 – 27) pmol/l, proinsulin 14 (3 – 54) pmol/l, C-peptide<br />
0.3 (0.2 – 0.5) nmol/l. In 6 <strong>of</strong> 12 patients an insulinoma was biochemically<br />
excluded in the fasting test with a BGmin <strong>of</strong> 56 (46 – 68) mg/dl,<br />
insulin 11 (8 – 30) pmol/l, proinsulin 6 (3 – 9) pmol/l, C-peptide 0.3<br />
(0.2 – 0.7) nmol/l. Selective arterial calcium injections (SACI) showed<br />
variable but positive gradients for insulin secretion <strong>of</strong> 2.3 (1.4 – 28.3)<br />
in the splenic artery (N = 3), the superior mesenteric and/or gastroduodenal<br />
artery (N = 3) confirming regionalized abnormal insulin secretion<br />
in the biochemical absence <strong>of</strong> insulinoma. Imaging results were either<br />
negative or falsely positive in all patients. Five patients were treated<br />
with preprandial subcutaneous injections <strong>of</strong> a somatostatin-analog but<br />
had to withdraw early due to side effects (diarrhea, nausea, abdominal<br />
pain). Oral glucosteroids and diazoxide were equally not well tolerated<br />
and/or ineffective. All patients underwent pancreatic surgery with either<br />
left resections (N = 7), extended left resections (N = 2) or extended head<br />
resections (N = 3). In the absence <strong>of</strong> an insulinoma irregular hyperplastic<br />
islets were seen in all tissues with visible microadenomas <strong>of</strong> 1 – 3 mm in<br />
4 patients and ductuloinsular proliferations in 5 patients. Three patients<br />
became diabetic and required insulin therapy after surgery. Conclusions:<br />
Preoperative diagnosis <strong>of</strong> NIPHS is possible with low but incompletely<br />
suppressed insulin and proinsulin levels during fasting hypoglycemia<br />
if a combined OGTT-fasting test is used. Surgical pancreatic resections<br />
according to the SACI-test is the therapy <strong>of</strong> choice leading to rapid<br />
normalization <strong>of</strong> glycemia in most patients.<br />
P288<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Hyperinsulinämische und hyperinsulinämischhyperlipidämische<br />
Bedingungen supprimieren<br />
Gesamt-Ghrelin, aber nicht orexigen aktives<br />
Acyl-Ghrelin bei gesunden normalgewichtigen<br />
Personen<br />
Weickert MO 1 , von Löffelholz C 1 , Arafat AM 1 , Schöfl C 1 ,<br />
Otto B 2 , Möhlig M 1 , Pfeiffer AFH 1<br />
1<br />
Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Abteilung<br />
Klinische Ernährung, Potsdam-Rehbrücke; CharitØ-<br />
Universitätsmedizin, Abteilung für Endokrinologie, Diabetes<br />
und Ernährungsmedizin, Berlin, Germany,<br />
2<br />
Universitätsklinikum Innenstadt, Medizinische Klinik I,<br />
München, Germany<br />
Hintergrund: Ghrelin ist ein gastrointestinales Peptidhormon mit ausgeprägter<br />
orexigener Wirkung. Zirkulierendes Gesamt-Ghrelin (GG)<br />
steigt im Nüchternzustand und wird sowohl postprandial als auch bei<br />
chronischer Hyperinsulinämie (Insulinresistenz) herunterreguliert. Nur<br />
die acylierte Form (AG) überschreitet beim Menschen die Blut-Hirn-<br />
Schranke und stimuliert v.a. hypothalamische orexigene Neuronen,<br />
während anorexigene Faktoren inhibiert werden. Im Blut zirkuliert jedoch<br />
überwiegend nicht-acyliertes Ghrelin (NAG), welches nicht orexigen<br />
wirkt und zumindest im Tierversuch sogar gegenteilige Wirkungen<br />
aufweist. Während in einigen Studien eine GG Suppression auch bei
moderat hyperinsulinämischen Bedingungen gezeigt wurde, ist dies für<br />
orexigen aktives AG bisher nicht untersucht. Methoden: Untersuchung<br />
der zirkulierenden Konzentrationen von GG, AG und NAG (n = 14, Alter<br />
52,2 € 3,4 Jahre, BMI 24,2 € 1,1 kg/m 2 , NGT und NFG), während der<br />
Durchführung zweistufiger euglykämisch-hyperinsulinämischer Clamps<br />
über > 440 min mit moderater, den postprandialen Anstieg insulinresistenter<br />
Personen imitierender Hyperinsulinämie (40 mU/m 2 ;<br />
~148 € 7 min bis Steady-State, gefolgt von Lipid/Heparin-Infusion<br />
(1,25 ml/min) über weitere 300 min). Ergebnisse: GG und NAG wurden<br />
unter hyperinsulinämischen Bedingungen signifikant supprimiert (ANO-<br />
VA, jeweils P < 0,001; GG 819 € 92 vs. 564 € 58 pg/ml, P < 0,001; NAG<br />
772 € 92 vs. 517 € 56 pg/ml, P < 0,001). Dagegen wurde orexigen aktives<br />
AG weder durch Hyperinsulinämie noch durch zusätzliche Hyperlipidämie<br />
unter die Basalwerte supprimiert (ANOVA, P = 0,30; 46 € 3 vs. 47 € 8<br />
pg/ml, P = 0,904). Zusammenfassung: Eine fehlende Suppression des<br />
orexigen aktiven AG unter hyperinsulinämischen und hyperinsulinämisch-hyperlipidämischen<br />
Bedingungen könnte zur Erklärung der bekannten<br />
Beobachtung beitragen, dass bei Personen mit chronischer Hyperinsulinämie,<br />
wie z.B. Patienten mit Typ 2 Diabetes oder adipösen<br />
Patienten, trotz signifikant reduzierter zirkulierender GG-Konzentrationen<br />
die Energieaufnahme nicht entsprechend reduziert wird.<br />
P289<br />
Nicht-glykämische Effekte der Insulintherapie:<br />
Ein Vergleich von Insulin Aspart und<br />
Normalinsulin während zwei<br />
aufeinanderfolgender Mahlzeiten bei Patienten<br />
mit Typ-II-Diabetes<br />
Schmoelzer I 1 , Schmut E 1 , De Campo A 1 , Sourij H 1 , Forst T 2 ,<br />
Wascher T 1<br />
1 2<br />
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria, IKFE, Mainz,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Zur Kontrolle der postprandialen Hyperglykämie wird<br />
bei Typ-II Diabetikern eine prandiale Therapie mit Normalinsulin oder<br />
schnell wirksamen Analoginsulinen angewandt. Dabei reduzieren Analoginsuline<br />
die postprandiale Hyperglykämie effektiver als Normalinsulin.<br />
Nicht bekannt ist jedoch, ob Analoginsuline sich hinsichtlich des<br />
Effektes auf Lipolyse oder pankreatische Insulin- und Proinsulin-Sekretion<br />
unterscheiden. Ziel der Studie war daher der Vergleich einer prandialen<br />
Insulintherapie mit Insulin Aspart oder Normalinsulin in ihrer<br />
Wirkung auf die postprandiale Lipolyse sowie Insulin- und Proinsulinsekretion<br />
in der „nahe-physiologischen“ Situation zweier aufeinanderfolgenden<br />
Mahlzeiten (Frühstück und Mittagessen) bei Typ-II Diabetikern.<br />
Methoden: 14 Patienten mit DM-II (7 Männer; Alter 62 € 3 Jahre)<br />
und vorbestehender Insulintherapie wurden in die prospektive, <strong>of</strong>fene,<br />
randomisierte Studie eingeschlossen. Die Tests wurden nach einer jeweils<br />
mindestens 12 Stunden andauernden Nüchternphase durchgeführt.<br />
Alle Studienteilnehmer erhielten ein standardisiertes Frühstück<br />
(634 kcal; 100 g KH, 35 g Fett, 13,6 g EW) mit 1,8 IE/12 g KH Normalinsulin<br />
bzw. Insulin Aspart sowie 4 Stunden später ein standardisiertes<br />
Mittagessen (608 kcal; 84 g KH, 21 g Fett, 21,5 g EW) mit 1,5 IE/12 g KH<br />
des selben Insulins. Der 2. Test fand im Abstand von 3 Tagen statt. Blutabnahmen<br />
zur Bestimmung von freien Fettsäuren (FFA), c-Peptid (cP)<br />
und spezifischem Proinsulin (PI) wurden nüchtern und in 30 Minuten<br />
Abständen bis 4 Stunden nach der zweiten Testmahlzeit durchgeführt.<br />
Statistische Vergleiche wurden mittels ANOVA for repeated measurements<br />
sowie gepaartem t-Test gerechnet. Daten sind MW € SE. Ergebnisse:<br />
Nach den konsekutiven Mahlzeiten kam es insgesamt zu einer<br />
Reduktion der FFA unter beiden Therapien. Die mittlere Reduktion durch<br />
Insulin Aspart war jedoch signifikant größer als durch Normalinsulin<br />
(0,47 € 0,04 vs. 0,35 € 0,04 mmol/l, p < 0,001). Dieser Effekt war nach<br />
dem Frühstück (p = 0,004) wie auch nach dem Mittagessen (p = 0,001)<br />
zu beobachten. Der cP-Anstieg, als Ausdruck der eigenen Insulinsekretion<br />
war durch Insulin Aspart signifikant geringer (1,34 € 0,17 vs.<br />
2,3 € 0,25 ng/ml, p < 0,001) als nach Normalinsulin. Der mittlere Anstieg<br />
der Proinsulinkonzentration war nach Insulin Aspart geringer als nach<br />
Normalinsulin (12,3 € 1,4 vs. 16,7 € 2,3 pmol/l, p = 0,002). Dies war nach<br />
dem Mittagessen ausgeprägter (p < 0,001) als nach dem Frühstück (ns,<br />
p = 0,152). Schlussfolgerung: Im Rahmen zweier konsekutiver Mahlzeiten<br />
unterdrückt Insulin Aspart einerseits die Lipolyse effektiver als Normalinsulin.<br />
Andererseits resultiert die Behandlung mit Insulin Aspart in<br />
einer verringerten Insulinsekretion und einer reduzierten Sekretion des<br />
möglicherweise proatherogenen Proinsulins. Diese Eigenschaften von<br />
Insulin Aspart sollten in ihrer möglichen Bedeutung für Insulinresistenz<br />
und Atherogenese bei Typ-2 Diabetes weiter untersucht werden.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P290<br />
Insulin prolongs lifespan and preserves neuronal<br />
function under hyperglycemic conditions in<br />
C. elegans<br />
Ibrahim Y 1 , Schlotterer A 1 , Kukudov G 1 , Humpert P 1 ,<br />
Hamann A 2 , Tafel J 1 , Bierhaus A 1 , Nawroth PP 1 , Morcos M 1<br />
1 Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin I,<br />
Heidelberg, Germany, 2 Diabetes-Klinik Bad Nauheim GmbH,<br />
Bad Nauheim, Germany<br />
Aims: In the nematode Caenorhabditis elegans (C. elegans), the insulin<br />
receptor and insulin signal transduction system is highly homologous to<br />
the human system and is involved in antioxidative defense and determination<br />
<strong>of</strong> lifespan. Hyperglycemic culture conditions lead to neuronal<br />
dysfunction and reduction <strong>of</strong> lifespan in C. elegans. Aim <strong>of</strong> this study was<br />
to investigate the effects <strong>of</strong> normal human insulin (Actrapid Ò ) on hyperglycemia-induced<br />
neuronal and muscular dysfunction and on lifespan.<br />
Methods: The wild type C. elegans strain N2 was cultivated using standard<br />
conditions without glucose and using hyperglycemic conditions<br />
(400 mM) without insulin and in the presence <strong>of</strong> 10 U/ml normal insulin<br />
(Actrapid Ò ). Besides investigating the effects on lifespan, neuronal function<br />
was assessed by studying defined body movements and lifespan.<br />
Equimolar concentrations <strong>of</strong> sorbitol were used as a control to exclude<br />
osmotic effects. Results: We observed a hyperglycemia-induced neuronal<br />
damage reflected by a significant impairment <strong>of</strong> mobility and a significant<br />
reduction <strong>of</strong> lifespan when compared to standard culture conditions<br />
without glucose or using equimolar concentrations <strong>of</strong> sorbitol.<br />
Treatment <strong>of</strong> C. elegans with insulin improved neuronal function and<br />
increased lifespan <strong>of</strong> C. elegans under hyperglycemic culture conditions<br />
while there was no significant effect under normal conditions or when<br />
sorbitol was used. Conclusion: Treatment with normal insulin preserves<br />
neuronal function and increases lifespan under hyperglycemic culture<br />
conditions in C. elegans.<br />
P291<br />
Neuer Ansatz zur Abschätzung von hepatischer<br />
und myozellullärer Insulinresistenz: Applikation<br />
auf eine klinische Studie mit Telmisartan<br />
Parh<strong>of</strong>er KG 1 , Nagel JM 1 , Tietz AB 1 , Göke B 1<br />
1<br />
Klinikum Universität München, Med. Klinik II Grosshadern,<br />
München, Germany<br />
Einleitung: Insulinresistenz manifestiert sich an der Leber durch gesteigerte<br />
(inadäquate) Glukoneogenese und an Muskelzellen durch eine<br />
verminderte Glukoseaufnahme. Diese Prozesse können in-vivo nur<br />
durch aufwendige Untersuchungen (Clamp-Untersuchungen) differenziert<br />
werden. Kürzlich (Abdul-Ghani et al. Diabetes Care 2007<br />
(30):89 – 94) wurde eine Methodik beschrieben, um die hepatische Insulinresistenz<br />
und die myozelluläre Insulinempfindlichkeit aus Glukoseund<br />
Insulinkonzentrationen während eines oGTT abzuschätzen. Diese<br />
Kalkulation wurde angewandt um zu prüfen, ob die unter Telmisartan<br />
verbesserte Insulinempfindlichkeit bei insulinresistenten Nicht-Diabetikern<br />
(Nagel et al. Metabolism 2006 (55):1149 – 1154) eher durch eine<br />
Verbesserung der hepatischen oder der myozellulären Insulinresistenz<br />
bedingt ist. Methodik: Bei 20 Patienten (BMI 31,8 € 3,31 kg/m 2 ), bei<br />
welchen eine 3-monatige Therapie mit Telmisartan (40 mg/d) zu einer<br />
Verbesserung des HOMA <strong>Index</strong> und der Fläche unter der Kurve (AUC)<br />
nach intravenöser Glukose geführt hatte, wurde die hepatische Insulinresistenz<br />
(Produkt der Glukose-AUC und der Insulin-AUC während der<br />
ersten 30 Minuten des OGTT (Glukose0 – 30[AUC] x Insulin0 – 30[AUC]))<br />
und die myozelluläre Insulinempfindlichkeit (Rate des Glukosekonzentrationsabfalls<br />
vom Spitzenwert zum niedrigsten Wert während des<br />
OGTT geteilt durch die durchschnittliche Insulinkonzentration (dG/dt:<br />
I)) berechnet. Die unter Telmisartan errechneten Parameter wurden<br />
mit unter Placebo errechneten Kontrollwerten verglichen (SPSS). Ergebnisse:<br />
Bei 10 Patienten war die berechnete hepatische Insulinresistenz<br />
unter Telmisartan gebessert, aber auch bei 10 Patienten unter Placebo<br />
(Gesamtgruppe: 1831 € 921 U vs. 1804 € 975 U, ns). Bei 10 Patienten<br />
fanden wir eine verbesserte myozelluläre Insulinempfindlichkeit unter<br />
Telmisartan und ebenso bei 10 unter Placebo (1,06 € 1,06 vs. 1,03 € 0,63<br />
U, ns). Bei 10 Patienten verbesserte sich entweder die hepatische Insulinresistenz<br />
oder die myozelluläre Insulinsensitivität, bei 5 Patienten<br />
verbesserte sich beides und bei 5 Patienten war kein Parameter verändert.<br />
Schlussfolgerung: Obwohl sich bei den klassischen Insulinresistenzparametern<br />
(HOMA-<strong>Index</strong>, AUC im iv- Glukosetest) eine signifikante<br />
Verbesserung nach 12 Wochen Telmisartan (40 mg/Tag) ergeben hatte,<br />
konnte durch die neuen Schätzparameter nicht zwischen einer Verbesserung<br />
der hepatischen Insulinresistenz und einer Verbesserung der<br />
myozellulären Insulinresistenz differenziert werden. Wir schließen da-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S93
S94 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
raus, dass die aus den Glukose- und Insulinspiegeln während des OGTT<br />
abgeleiteten Parameter ungeeignet sind, um in klinisch-relevanten Situationen<br />
Effekte auf die hepatische von der auf die myozelluläre Insulinresistenz<br />
zu unterscheiden.<br />
P292<br />
Insulinresistenz führt zu irreversibler<br />
Downregulation der Myogeninexpression und<br />
gestörter Sekretionsleistung humaner<br />
Skelettmuskelzellen<br />
Sell H 1 , Eckel J 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Institut für Klin. Biochemie<br />
und Pathobiochemie, Düsseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Insulinresistenz im Skelettmuskel ist ein frühes Charakteristikum<br />
des Typ 2 Diabetes und Adipositas einer der Hauptrisik<strong>of</strong>aktoren<br />
für diese Erkrankung. Insulinresistenz kann jedoch zum Beispiel<br />
durch Gewichtsreduktion teilweise wieder aufgehoben werden. In vitro<br />
konnten wir zeigen, dass Adipozytenüberstände (Adipozyten-konditioniertes<br />
Medium) Insulinresistenz in humanen Skelettmuskelzellen auslösen.<br />
Mithilfe dieses System der Insulinresistenzerzeugung soll die Umkehrbarkeit<br />
der Insulinresistenz und deren Mechanismen untersucht<br />
werden. Methodik: In vitro differenzierte humane Myozyten wurden<br />
für 24 h mit Adipozytenüberständen behandelt und direkt oder nach<br />
24 – 48 h Erholung auf Insulinsignaling, Myogenesemarker und Sekretionsleistung<br />
hin untersucht. Ergebnisse: Adipozytenüberstände induzieren<br />
in Myozyten Insulinresistenz, die durch verminderte insulin-stimulierte<br />
Akt and GSK3 Phosphorylierung charakterisiert ist. Zusätzlich<br />
kommt es zu verstärktem oxidativem Stress (NO und ROS Produktion)<br />
und einer verminderten Expression mehrerer Myogenesemarker wie<br />
Myogenin, MyoD und Myosin Heavy Chain (MHC). Erholung der Skelettmuskelzellen<br />
über 24 – 48 h durch Entzug der Adipozytenüberstände<br />
normalisiert das Insulinsignaling und die Expression von MyoD und<br />
MHC. Die Expression von Myogenin bleibt jedoch gestört. Zusätzlich<br />
zur Dedifferenzierung bewirkt die Behandlung mit Adipozytenüberständen<br />
auch eine verminderte Sekretion der Skelettmuskelzellen von IL-6<br />
und IL-8. Während die Erholung eine normale IL-6 Sekretion der Myotuben<br />
wiederherstellt, bleibt die Freisetzung von IL-8 gestört. Wiederholte<br />
Inkubation mit Adipozytenüberständen nach einer Erholungsphase<br />
von 24 h führt zu keiner verstärkten Insulinresistenz der Skelettmuskelzellen.<br />
Schlussfolgerung: Die Induktion von Insulinresistenz durch<br />
Adipozytenüberstände in Skelettmuskelzellen ist teilweise reversibel.<br />
Während sich das Insulinsignaling durch Entzug der Adipozytenüberstände<br />
wieder normalisiert, bleibt die Sekretion von IL-8 und die Expression<br />
von Myogenin länger gestört. Einmalige Insulinresistenz könnte<br />
also längerfristige Schädigungen am Skelettmuskel verursachen.<br />
Letztlich könnte eine Downregulation von Myogenin auch an der veränderten<br />
Verteilung von Muskelfasertypen bei Typ 2 Diabetes und Adipositas<br />
beteiligt sein.<br />
P293<br />
Intensivierte Insulintherapie mit Insulinanaloga<br />
bei Typ-2-Diabetes mellitus: Geringer Einfluss der<br />
Insulinresistenz auf die Kontrolle der<br />
postprandialen Blutzuckerwerte<br />
Jungmann E 1 , Bolle J 1 , Schmitz C 1 , Snelting U 1<br />
1 St. Vinzenz Hospital Rheda-Wiedenbrück, Schwerpunkt<br />
Diabetes-Endokrinologie, Rheda-Wiedenbrück, Germany<br />
Fragestellung: Die postprandiale Hyperglykämie ist weithin als wichtiger<br />
kardiovaskulärer Risik<strong>of</strong>aktor bei Diabetespatienten anerkannt. Eine<br />
optimierte Kontrolle der postprandialen Hyperglykämie ist durch eine<br />
intensivierte Insulintherapie unter Verwendung von Insulinanaloga<br />
leichter zu erreichen als bei ausschließlicher Verwendung von humanem<br />
Normalinsulin. Die Patienten pr<strong>of</strong>itieren außerdem von der Möglichkeit<br />
der postprandialen Insulininjektion. Unklar war allerdings, inwieweit<br />
bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus die Insulinresistenz<br />
die Wirksamkeit der Insulinanaloga auf die postprandialen Blutzuckerwerte<br />
einschränken könnte. Methodik: In einer randomisierten, <strong>of</strong>fenen,<br />
intraindividuellen Cross-over Studie wurde die Wirksamkeit von<br />
präprandialen vs. postprandialen Injektionen der Insulinanaloga Insulinglulisin<br />
oder Aspart Insulin auf das Blutzuckerverhalten vor und eine<br />
Stunde nach den drei Hauptmahlzeiten sowie um 22 Uhr verglichen.<br />
60 Typ-2-diabetischen Patienten (Alter: 63 € 2 Jahre [€ SEM]) nahmen<br />
im Rahmen einer stationären Insulinersteinstellung oder Optimierung<br />
der Insulintherapie nach adäquater Aufklärung an dieser Untersuchung<br />
teil. 33 der Patienten waren Insulin-naiv (BMI: 29,5 € 1,4 kg/m 2 , Diabetesdauer:<br />
6 € 1 Jahre), die übrigen 27 Patienten (BMI: 37,8 € 2,3 kg/m 2 ,<br />
Diabetesdauer: 8 € 1 Jahre, p < 0,05) hatten eine Insulinvorbehandlung<br />
und wurden nach klinischen Kriterien als insulinresistenter eingeschätzt.<br />
Ergebnisse: Die Mittelwerte des 7-Punkte Blutzuckerpr<strong>of</strong>iles<br />
waren in beiden Patientengruppen bei prä- wie postprandialer Insulininjektion<br />
gleich (145 € 10 vs. 144 € 11 mg/dl bzw. 149 € 11 vs.<br />
152 € 13 mg/dl). Die mit Insulin vorbehandelten Patienten zeigten allerdings<br />
eine Stunde nach dem Abendessen bei postprandialer Insulininjektion<br />
höhere Blutzuckerwerte (183 € 10 mg/dl) als die Insulin-naiven<br />
Patienten (150 € 9 mg/dl, p < 0,05). Bei den mit Insulin vorbehandelten<br />
Patienten lag der prandiale Insulinbedarf erwartungsgemäß höher als<br />
bei den Insulin-naiven Patienten (63 € 4 vs. 26 € 3 E/Tag, p < 0,001).<br />
Schlussfolgerung: Bei insulinresistenten Typ-2-diabetischen Patienten<br />
empfiehlt sich in Abhängigkeit vom glykämischen <strong>Index</strong> der Mahlzeit<br />
und von der sich dem Essen anschließenden körperlichen Aktivität die<br />
präprandiale Injektion der Insulinanaloga. Allerdings ist der ungünstige<br />
Effekt der Insulinresistenz auf die Kontrolle der postprandialen Hyperglykämie<br />
durch postprandiale Insulininjektion im täglichen Alltag als<br />
eher gering einzuschätzen und durch die Vorteile der Insulininjektion<br />
nach der Mahlzeit kompensierbar, da er sich nicht im Mittelwert des<br />
7-Punkte-Blutzuckerpr<strong>of</strong>iles niederschlägt.<br />
P294<br />
Notwendigkeit eines Spritz-Ess-Abstandes bei<br />
der intensivierten Insulintherapie des<br />
Typ-2-Diabetes mellitus mit humanem<br />
Normalinsulin<br />
Jungmann E 1 , Bolle J 1 , Schmitz C 1 , Snelting U 1<br />
1 St. Vinzenz Hospital Rheda-Wiedenbrück, Schwerpunkt<br />
Diabetes-Endokrinologie, Rheda-Wiedenbrück, Germany<br />
Fragestellung: Jüngere Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus und einem<br />
erhöhten Risiko für die Entwicklung von Diabetesfolgekrankheiten<br />
pr<strong>of</strong>itieren von einer intensivierten Insulintherapie. Aufgrund gesetzlicher<br />
Vorgaben wird dabei die Verwendung von humanem Normalinsulin<br />
wieder stärker bevorzugt. Zur Frage der Notwendigkeit der Einhaltung<br />
eines Spritz-Ess-Abstandes (SEA) bei der intensivierten Insulintherapie<br />
des Typ-2-Diabetes mit humanem Normalinsulin gibt es jedoch<br />
wenig aktuelle Information. Methodik: In einer randomisierten, <strong>of</strong>fenen,<br />
intraindividuellen Cross-over Studie wurde die Wirksamkeit der<br />
Injektion von humanem Normalinsulin mit und ohne Einhaltung eines<br />
30 minütigen SEA auf die Blutzuckerwerte vor und eine Stunde nach den<br />
drei Hauptmahlzeiten sowie um 22 Uhr verglichen. 58 Typ-2-diabetischen<br />
Patienten (Alter: 63 € 10 Jahre [€ SE]) nahmen im Rahmen einer<br />
stationären Insulinersteinstellung oder Optimierung der Insulintherapie<br />
nach adäquater Aufklärung an dieser Untersuchung teil. 23 der Patienten<br />
waren Insulin-naiv (BMI: 31,1 € 0,6 kg/m 2 , Diabetesdauer: 5 € 5 Jahre),<br />
die übrigen 35 Patienten (BMI: 33,3 € 0,8 kg/m 2 , Diabetesdauer:<br />
11 € 8 Jahre, p < 0,05, ANOVA) hatten eine Insulinvorbehandlung und<br />
wurden nach klinischen Kriterien als insulinresistenter eingeschätzt.<br />
Ergebnisse: Bei Einhaltung eines SEA lagen die postprandial nach Frühstück<br />
und Abendessen sowie um 22 Uhr gemessenen Blutzuckerwerte in<br />
beiden Patientengruppen signifikant niedriger als ohne SEA (Frühstück:<br />
186 € 33 vs. 209 € 25 bzw. 199 € 35 vs. 214 € 36 mg/dl, p < 0,05; Abendessen:<br />
148 € 24 vs. 179 € 30 bzw. 150 € 19 vs. 179 € 24 mg/dl, p < 0,005,<br />
und 22 Uhr: 115 € 22 vs. 120 € 25 bzw. 130 € 24 vs. 138 € 34 mg/dl,<br />
p < 0,05). Auch die Mittelwerte der 7-Punkte-Pr<strong>of</strong>ile lagen ohne SEA<br />
noch höher als mit SEA (139 € 27 vs. 151 € 34 bzw. 140 € 27 vs.<br />
155 € 31 mg/dl, p < 0,05). Bei den mit Insulin vorbehandelten Patienten<br />
lag der prandiale Insulinbedarf deutlich höher als bei den Insulin-naiven<br />
Patienten (51 € 11 vs. 30 € 5 E/Tag, p < 0,01). Schlussfolgerungen: Die<br />
vorliegenden Daten bestätigen die Notwendigkeit der Einhaltung eines<br />
SEA von etwa 30 Minuten bei der Verwendung von humanem Normalinsulin<br />
auch bei der intensivierten Insulintherapie des Typ-2-Diabetes,<br />
unabhängig vom Ausmaß der Insulinresistenz.<br />
P295<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Mechanismus der Blocker/Öffner Interaktion auf<br />
Sulfonylharnst<strong>of</strong>f-Rezeptoren<br />
Schwanstecher M 1 , Toman A 1 , Uhde I 1 , Schwanstecher C 1<br />
1 Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu<br />
Braunschweig, AG Schwanstecher, Molekulare<br />
Pharmakologie und Toxikologie, Braunschweig, Germany<br />
Einleitung: ATP-sensitive Kaliumkanäle (KATP-Kanäle) sind von zentraler<br />
Bedeutung für die Sekretion von Insulin, wobei Blocker (z. B. Glibenclamid)<br />
und Öffner (z. B. Diazoxid) ihre spezifische pharmakologische Wirkung<br />
über unterschiedliche Bindungsstellen auf der Sulfonylharnst<strong>of</strong>frezeptor<br />
(SUR) – Untereinheit des Kanals vermitteln. Fragestellung: Die
komplexe Interaktion dieser Bindungsstellen sollte genauer analysiert<br />
werden. Methodik: Wir haben zu diesem Zweck eine Serie von SUR-<br />
Mutationen konstruiert, die transient in COS-Zellen exprimiert und in<br />
Bindungsstudien charakterisiert wurden. Ergebnis: Die Experimente<br />
zeigen, dass die strikt negativ allosterische Kopplung der Bindungsstellen<br />
abgeschwächt und durch Substitution einer einzigen Aminosäure<br />
letztlich vollständig aufgehoben werden kann. Sie belegen erstmals, dass<br />
die negative Kopplung in eine positiv allosterische Interaktion verwandelt<br />
werden kann. Diese Schlussfolgerung wurde durch synthetische<br />
strukturelle Untersuchungen bestätigt. Hierbei konnten wir einen kompetitiven<br />
Inhibitor so abwandeln, dass er die Bindung nicht mehr<br />
hemmt, sondern allosterisch verstärkt. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse<br />
bestätigen ein SUR-Modell, bei dem die Bindungsstellen räumlich<br />
strikt voneinander getrennt sind, durch verbindende Regionen aber<br />
funktionell gekoppelt vorliegen. Die Studie deutet darauf hin, dass positiv<br />
allosterische Interaktion bei der Wirkung endogener Liganden von<br />
Bedeutung sein könnte und führt damit zu einer wesentlichen Erweiterung<br />
der bestehenden Modelle zur physiologischen Kanalkontrolle.<br />
P296<br />
Die Aktivierbarkeit des Transkriptionsfaktors<br />
PPARd in kultivierten humanen<br />
Skelettmuskelzellen spiegelt die<br />
In-vivo-Insulinsensitivität der Muskelzellspender<br />
wider<br />
Staiger H 1 , Machicao F 1 , Fritsche A 1 , Stefan N 1 , Häring HU 1<br />
1<br />
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Innere Medizin IV,<br />
Tübingen, Germany<br />
Fragestellung: Der Transkriptionsfaktor Peroxisome Proliferator-activated<br />
Receptor d (PPARd) reguliert den oxidativen Muskelst<strong>of</strong>fwechsel,<br />
und die oxidative Kapazität des Skelettmuskels ist positiv mit der Gesamtkörper-Insulinsensitivität<br />
assoziiert. Ziel dieser Studie war es daher,<br />
zu untersuchen, ob die Expression des PPARD-Gens, welches für PPARd<br />
kodiert, in humanen Skelettmuskelzellen eine Determinante für Insulinsensitivität<br />
darstellt. Methodik: Humane Skelettmuskelzellen von 38<br />
gesunden nicht-diabetischen Spendern wurden in vitro zu Myotuben<br />
differenziert. Die Expression von Genen wurde auf mRNA-Ebene mittels<br />
Real-time RT-PCR untersucht. Die Insulinsensitivität der Spender wurde<br />
aus den Plasma-Insulin- und Glukose-Konzentrationen im Nüchternzustand,<br />
während eines oralen Glukose-Toleranztests (OGTT) und während<br />
eines hyperinsulinämisch-euglykämischen Clamps errechnet. Ergebnisse:<br />
In humanen Myotuben korrelierten die basalen PPARDmRNA-Spiegel<br />
signifikant mit denen des PPARd-Zielgens PDK4<br />
(p = 0,0312), dessen Expression einen Indikator für PPARd-Aktivität darstellt.<br />
Die basale PPARD-mRNA-Expression korrelierte weder mit den<br />
anthropometrischen Daten, noch mit den Nüchternkonzentrationen<br />
von Plasma-Glukose, -Insulin und -Lipiden, noch mit der Insulinsensitivität<br />
der Spender. Behandlung der Myotuben mit dem selektiven, hoch<br />
affinen PPARd-Agonisten GW501516 bewirkte keine ¾nderung der<br />
PPARD-mRNA-Expression, resultierte aber in einem 13-fachen Anstieg<br />
der PDK4-mRNA-Spiegel (p < 0,0001). Die absoluten PDK4-mRNA-Spiegel<br />
nach GW501516-Behandlung korrelierten nicht mit der Insulinsensitivität<br />
der Spender. Die GW501516-induzierten relativen Anstiege der<br />
PDK4-mRNA-Spiegel, welche die individuelle Aktivierbarkeit des PPARd-<br />
Proteins widerspiegeln, korrelierten jedoch signifikant mit der Insulinsensitivität<br />
der Spender (p = 0,0046, Clamp-Daten; p = 0,0182, OGTT-Daten).<br />
Schlussfolgerungen: Die individuelle Aktivierbarkeit des humanen<br />
Skelettmuskel-Transkriptionsfaktors PPARd, nicht aber das absolute<br />
PPARD-mRNA-Expressionsniveau stellt eine wichtige Determinante für<br />
Insulinsensitivität dar.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 5<br />
P297<br />
Insulindetemir zusätzlich zu oralen Antidiabetika<br />
führt bei Typ 2 Diabetes zu einer geringer<br />
ausgeprägten Gewichtszunahme als<br />
Insulinglargin<br />
Schumm-Draeger PM 1 , Hamann A 2 , Koenen C 3 , Nawroth P 4<br />
1 Städtisches Klinikum München GmbH, Klinikum<br />
Bogenhausen, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und<br />
Angiologie, München, Germany, 2 Diabetes-Klinik Bad<br />
Nauheim GmbH, Bad Nauheim, Germany, 3 Novo Nordisk,<br />
Medical & Science, Bagsvaerd, Denmark,<br />
4 Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik,<br />
Abteilung Innere Medizin I, Heidelberg, Germany<br />
Fragestellung: Diese 52-wöchige, <strong>of</strong>fene, multinationale Studie verglich<br />
die Wirksamkeit und Sicherheit von Insulindetemir (IDet) und Insulinglargin<br />
(IGl), jeweils als zusätzliche Therapie bei mit oralen Antidiabetika<br />
(OAD) behandelten Patienten mit Typ 2 Diabetes. Methodik: Bislang<br />
nicht insulinbehandelte Männer und Frauen (n = 582, ‡18 Jahre, HbA1c<br />
7,5 – 10,0%, BMI £ 40,0 kg/m 2 ), die mit ein oder zwei OADs unzureichend<br />
behandelt waren, wurden 1:1 zu IDet oder IGl randomisiert. Die Basalinsulingabe<br />
wurde einmal täglich (abends) mit einer Dosis von 12 Einheiten<br />
begonnen. IDet konnte zusätzlich am Morgen verabreicht werden,<br />
wenn die Plasmaglukose vor dem Abendessen > 7,0 mmol/l<br />
(126 mg/dl) und gleichzeitig die Nüchtern-Plasmaglukose (NPG)<br />
< 7,0 mmol/l betrugen oder wenn nächtliche Hypoglykämien das Erreichen<br />
der Ziel-NPG verhinderten. Unter Anwendung eines strukturierten<br />
Behandlungsalgorithmus wurde die Dosis auf eine Ziel-NPG von<br />
£ 6,0 mmol/l (108 mg/dl) vor dem Frühstück bzw. bei zweimaliger Gabe<br />
auch vor dem Abendessen titriert. IGl wurde gemäß der Fachinformation<br />
nur einmal täglich verabreicht. Ergebnisse: Das mittlere HbA1c verbesserte<br />
sich von 8,6% bei Studienbeginn auf 7,2% in der IDet- und auf<br />
7,1% in der IGl- Behandlungsgruppe (Differenz: 0,05 [95% CI -0,11; 0,21]<br />
%), die NPG sank von 10,8 auf 7,1 bzw. 7,0 mmol/l. Etwa 52% der Patienten<br />
beider Behandlungsgruppen (IDet und IGl) erreichten ein HbA1c<br />
£ 7,0% (Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen nicht signifikant)<br />
und 34 bzw. 35% (IDet; IGl) der Patienten erreichten dieses Therapieziel<br />
ohne Hypoglykämien (Unterschied nicht signifikant). Die intraindividuelle<br />
Variabilität der NPG und der Plasmaglukosekonzentrationen<br />
vor dem Abendessen war in beiden Behandlungsgruppen vergleichbar,<br />
ebenso wie das Risiko für das Auftreten von Hypoglykämien<br />
insgesamt sowie nächtlicher Ereignisse (IDet/IGl: 0,94 bzw. 1,05; Unterschied<br />
nicht signifikant). Dabei betrug die Inzidenz für Hypoglykämien<br />
insgesamt 5,8 und 6,2 Ereignisse pro Patientenjahr (IDet; IGl), sowie 1,3<br />
nächtliche Ereignisse pro Patientenjahr (beide Gruppen). Das Körpergewicht<br />
stieg bei den Patienten, die die Studie abschlossen, unter IDet<br />
weniger als unter IGl an (3,0 vs. 3,9 kg, Unterschied -0,9 [95% CI -1,6;<br />
-0,2] kg; p = 0,012 bzw. 2,7 kg gegenüber 3,5 kg in der Intent-to-treat-<br />
(ITT) Analyse; p = 0,03). Dieser Unterschied war noch deutlicher, wenn<br />
nur die einmal täglich behandelten Patienten (IDet: 45%) verglichen<br />
wurden (Unterschied – 1,7 kg, p < 0,001). Schlussfolgerungen: Bei vergleichbarer<br />
HbA1c-Senkung, Hypoglykämierate und intraindividueller<br />
Variabilität führte die Gabe von IDet zusätzlich zu einer bestehenden<br />
Therapie mit OAD zu einer signifikant geringeren Gewichtszunahme als<br />
die entsprechende Therapie mit IGl.<br />
P298<br />
Analyse der Versorgungsqualität bei Typ 2<br />
Diabetes<br />
Martin S 1 , Heinemann L 2 , Lodwig V 3 , Scherbaum WA 1 ,<br />
Kolb H 1 , Schneider B 4<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Pr<strong>of</strong>il Institut für<br />
St<strong>of</strong>fwechselforschung, Neuss, Germany, 3 Institut für<br />
Medizinische Informatik und Biostatistik, Basel,<br />
Switzerland, 4 Medizinische Hochschule Hannover, Institut<br />
für Biometrie, Hannover, Germany<br />
Fragestellung: Im Rahmen der multizentrischen ROSSO-Studie, einer<br />
deutschen epidemiologischen Kohortenstudie, wurden in hausärztlichen<br />
und internistischen Praxen die Patientenverläufe von insgesamt 3268<br />
Patienten über eine mittlere Beobachtungszeit von 6,5 Jahre vom Zeitpunkt<br />
der Diabetesdiagnose retrospektiv erhoben. Ziel dieser Untersuchung<br />
war es, die Versorgungsqualität bei Typ 2 Diabetes anhand<br />
von Prozess- und Ergebnisindikatoren zu analysieren. Methodik: Von<br />
192 zufällig kontaktieren Arztpraxen wurden anhand der Patientenakten<br />
die Krankheitsverläufe aller Patienten standardisiert erfasst, bei denen<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S95
S96 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
im Zeitraum 1995 – 1999 erstmals ein Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert<br />
wurde. Durch Monitore wurde die Vollständigkeit und Korrektheit<br />
der Daten überprüft. Für die Analyse der Versorgungsqualität wurden<br />
als Prozessindikatoren die in den Akten dokumentierten Werte für<br />
HbA1c, Blutdruck sowie die Arztbesuche berücksichtigt. Zusätzlich wurde<br />
die Häufigkeit von Medikamentenverordnungen in Abhängigkeit von<br />
Ergebnisindikatoren wie Gesamtcholesterin und Blutdruck analysiert.<br />
Ergebnisse: Die Analyse der Prozessindikatoren ergab, dass der Anteil<br />
an Personen, die in dem jeweiligen Jahr mindestens einmal zum Arzt<br />
gingen bei 95% lag. Im Gegensatz dazu wurde der HbA1c Wert deutlich<br />
seltener bestimmt, wobei die in den Leitlinien geforderte vierteljährlichen<br />
HbA1c-Messfrequenz nach siebenjähriger Diabetesdauer nur bei<br />
50% der Patienten erreicht wurde. Auch Blutdruckwerte sind nur in der<br />
Hälfte der Fälle leitliniengerecht drei bis viermal pro Jahr in den Akten<br />
dokumentiert. Die kombinierte Analyse von Prozess- und Ergebnisindikatoren<br />
ergab in den ersten 7 Jahren nach Diabetesdiagnose, dass trotz<br />
eines gemessenen Cholesterinwertes von über 300 mg/dl nur bei ca. 30%<br />
der Patienten eine Statinmedikation dokumentiert war. ¾hnliche Ergebnisse<br />
zeigten sich bei Patienten mit hohen LDL-Cholesterin-Werten. Bei<br />
systolischen Blutdruckwerten von 160 mm Hg und höher hatten in den<br />
ersten fünf Jahren nach Diabetesdiagnose ca. 20% der Patienten keine<br />
antihypertensive Therapie. In den ersten Jahren nach Myokardinfarkt<br />
oder Apoplex erhielten nur ca. 20% der Betr<strong>of</strong>fenen eine Verordnung<br />
von Aspirin. Bei den Prozessindikatoren gab es zwischen GKV und privat-versicherten<br />
Patienten keine signifikanten Unterschiede. Schlussfolgerung:<br />
Die Versorgungsqualität von Patienten mit Typ2 Diabetes entspricht,<br />
gemessen an den analysierten Prozess- und Ergebnisindikatoren,<br />
nicht den Leitlinien. Da der überwiegende Teil der Daten aus dem<br />
Zeitraum vor der Einführung des DMP-Diabetes-Programm stammt, mag<br />
sich für GKV Patienten die Versorgungslage verbessert haben. Jedoch ist<br />
davon auszugehen, dass sich die Versorgungslage von privat versicherten<br />
Patienten nicht geändert hat.<br />
P299<br />
Aktivierung des Promotors der 11beta-<br />
Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1 durch GIP,<br />
Vitamin D 3 und PPARalpha-Agonist<br />
Andres J 1 , Mai K 2 , Bähr V 2 , Pfeiffer A 1 , Spranger J 1<br />
1 Deutsches Institut für Ernährungsforschung und Charite-<br />
Campus Benjamin Franklin, Nuthetal, Germany, 2 Deutsches<br />
Institut für Ernährungsforschung und Charite-Campus<br />
Benjamin Franklin, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Das Enzym 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ<br />
1 (11beta-HSD 1) reguliert intrazelluläre die Cortisol-Konzentration<br />
durch Reaktivierung des zirkulierenden Cortisons im Blut. Durch diese<br />
Schlüsselposition reguliert die 11beta-HSD 1 eine Vielzahl von Gene<br />
über den Glucocorticoid-Rezeptor sowie den hepatischen Glucosemetabolismus<br />
via Gluconeogense. Die 11beta-HSD 1 wird ubiquitär exprimiert,<br />
wobei das Expressionslevel insbesondere in der Leber und im<br />
Fettgewebe hoch ist. Durch verschiedenste Studien konnte das Expressionslevel<br />
der 11beta-HSD 1 mit erhöhten BMI und Diabetes-Typ2-Risiko<br />
bzw. –Erkrankung assoziiert werden. Methodik: Die hormonelle Regulation<br />
der Expression wurde mittels Dual-Luciferase-Assays untersucht.<br />
Dazu wurden 8 Promotorfragmente unterschiedlichster Länge im Bereich<br />
von +188 bis – 3034bp in den pGl-3-Vektor einkloniert. Die Transfektions-<br />
und Stimulationsversuche erfolgten in HepG2-Zellen als Lebermodell<br />
und in murine undifferenzierten 3T3-L 1 als Präadipocyten-Modell.<br />
Die Stimulationsexperimente wurden mit dem gastrointestinalen<br />
Hormon GIP, Vitamin D3 sowie den PPARalpha-Agonisten WY-14643<br />
durchgeführt. Ergebnisse: In beiden Modellen zeigte sich eine deutliche<br />
Aktivierung durch die Substanzen GIP, Vitamin D 3 sowie den Agonsiten<br />
WY-14643. Die Aktivierung der Promotorfragmente in HepG2 betrug im<br />
Schnitt 1,2 – 1,5-fach (P < 0,05) für alle 3 Substanzen. In undifferenzierten<br />
3T3-L 1 –Zellen war die Aktivierung durch GIP schwächer als in<br />
HepG2 Zellen (~1,3; P < 0,05). Hingegen Vitamin D3, welches durch Makrophagen<br />
aktiviert werden kann, die Promotoraktivität etwa um das<br />
1,5 – 2-fach (P < 0,05) erhöhte. Schlussfolgerung: Die Stimulationsexperimente<br />
zeigten, dass die Promotoraktivität der 11beta-HSD1 durch unterschiedlichste<br />
Substanzen deutlich verändert werden kann. Insbesondere<br />
die Aktivierung des Promotors in Lebermodell kann zu Veränderungen<br />
des globalen Glucose-Levels und somit zu veränderten Insulinsensitivität<br />
führen. Aber auch die Aktivierung des Promotors der 11beta-<br />
HSD 1 in Präadipocyten kann die Adipogenese unterstützen und die Entstehung<br />
von Übergewicht begünstigen. Dabei scheint die Rolle von infiltrierten<br />
Makrophagen ebenfalls eine Rolle zu spielen, die noch näher<br />
untersucht werden muss.<br />
P300<br />
Kardioprotektive und antinflammatorische<br />
Effekte einer Pioglitazontherapie gehen den<br />
metabolischen Effekten bei Typ 2 Diabetikern<br />
mit einer KHK voran<br />
Forst T 1 , Karagiannis E 2 , Pfützner A 1 , Drexler M 3 ,<br />
Morcos M 4 , Borchert M 1 , Musholt P 1 , Schöndorf T 1 ,<br />
Lübben G 2<br />
1 ikfe, Mainz, Germany, 2 TAKEDA, Aachen, Germany,<br />
3 Kardiologisches Zentrum, Mainz, Germany, 4 Uni-<br />
Heidelberg, Kardiologie, Heidelberg, Germany<br />
Fragestellung: Kardiovaskuläre Ereignisse sind die häufigsten Todesursachen<br />
für Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2. Hierbei wird<br />
einer aktivierten Inflammation und einer gesteigerten Plaque Vulnerabilität<br />
eine zentrale Rolle zugeschrieben. Ziel unserer Untersuchung war<br />
es den Einfluss einer akuten Intervention mit Pioglitazon bei Typ 2 Diabetikern<br />
mit KHK zu untersuchen. Methoden: Achtzig Patienten mit<br />
einem Diabetes mellitus Typ 2 (68 Männer, 12 Frauen; Alter: 65,1 € 7,5<br />
Jahre, Diabetes: 6,4 € 8,8 Jahre) mit angiografisch nachgewiesener KHK<br />
wurden randomisiert, doppelblind einer Behandlung mit 45 mg Pioglitazon<br />
oder Plazebo zusätzlich zu ihrer bisherigen antidiabetischen Therapie<br />
zugeordnet. Vor Therapiebeginn (t0) sowie nach 3 (t3), 7 (t7), 10<br />
(t10), 14 (t14), und 28 (t28) Tagen wurden Nüchternglukose, MMP-9,<br />
MCP-1 und hsCRP Spiegel bestimmt. Zusätzlich wurde zu t0 und t28<br />
sCD 40, IL 6, P-Selektin und TNFalpha Plasmaspiegel bestimmt. Ergebnisse:<br />
Bereits zu t3 zeigte sich eine Reduktion von MMP-9 um 12% und<br />
eine Reduktion des hsCRP von 18% (p < 0,05). Die MCP-1 Spiegel waren<br />
zu t10 um 14% reduziert (p < 0,0001). Bei t28 zeigte sich in der Pioglitazongruppe<br />
ein signifikanter Abfall von MMP-9, MCP-1, hsCRP und<br />
sCD 40 (p < 0,05). Lediglich eine tendenzielle Senkung konnte im P-Selektinspiegel<br />
gefunden werden (p = 0,053). Nach 28 Tagen, zeigten sich<br />
verglichen mit der Plazebogruppe in der Pioglitazongruppe niedrigere<br />
Plasmaspiegel für MMP- 9 (392 € 286 vs. 427 € 166 ng/mL; p < 0,05),<br />
hsCRP (1,9 € 1,8 vs. 3,1 € 2,3 ng/l; p < 0,05) und MCP-1 (413 € 115 vs.<br />
471 € 146 pg/ml; p < 0,05). Eine Absenkung der Nüchternglukosespiegel<br />
konnte ab t10 beobachtet werden, wobei keine Unterschiede im Glukosespiegel<br />
während des Beobachtungszeitraums darstellbar waren.<br />
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2<br />
und einer KHK setzen die anti-inflammatorischen und Plaque-stabilisierenden<br />
Effekte von Pioglitazon unmittelbar nach Therapiebeginn ein.<br />
Diese Effekte können unabhängig von einer Reduktion der Blutglukose<br />
beobachtet werden.<br />
P301<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
The tale <strong>of</strong> visfatin – comparative analysis <strong>of</strong><br />
molecual and biological features <strong>of</strong> human<br />
visfatin<br />
Körner A 1 , Garten A 1 , Blüher M 2 , Kratzsch J 3 , Kiess W 1<br />
1 Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinder &<br />
Jugendliche, Leipzig, Germany, 2 Universität Leipzig,<br />
Medizinische Klinik III, Leipzig, Germany, 3 Universität<br />
Leipzig, Institut für Labormedizin, Leipzig, Germany<br />
Visfatin has been described as an adipocytokine expressed in visceral<br />
adipose tissue that exerts insulin-like effects through direct interaction<br />
with the insulin receptor. Subsequent studies raised controversy on the<br />
association <strong>of</strong> visfatin with obesity and diabetes. This may be attributed<br />
to variances in the detection systems. We evaluated visfatin preparations<br />
<strong>of</strong> various sources, their molecular features and their detection in<br />
immunoassays. Visfatin mRNA and protein was endogenously expressed<br />
in human preadipocytes and adipocytes, while secretion was seen only<br />
from mature adipocytes. Overexpression and secretion <strong>of</strong> visfatin was<br />
achieved by transfection <strong>of</strong> COS-7 cells with human PBEF full length<br />
cDNA. Visfatin protein was readily detectable in the cell lysates and<br />
supernatants by Western blot in both cell systems. Commercial immunoassays<br />
with distinct polyclonal anti-peptide antibodies (Elisa, Ria)<br />
both detected visfatin recombinant protein in dilution series and in<br />
the cell supernatants. Direct comparison <strong>of</strong> serum samples did, however,<br />
not show any correlation between both assays. We subjected human<br />
serum to size exclusion chromatography (SEC) with subsequent immunoassay<br />
detection to search for specific peaks in human serum. A single<br />
peak was detected by Elisa at app. 800kDa. The Ria detected a lower<br />
signal between 50 to 100 kDa that corresponded with the detection <strong>of</strong><br />
visfatin in identical serum fractions by Western blot, while there was no<br />
signal at 800kDa in Western blot. 125I-labeled visfatin subjected to SEC<br />
also eluted with peaks at 100kDa and a smaller peak at 50 kDa, equivalent<br />
to the MW <strong>of</strong> the dimer and monomer, respectively. Finally, we<br />
evaluated biological effects <strong>of</strong> recombinant visfatin. We did, however,
not detect phosphorylation <strong>of</strong> the insulin receptor or down-stream Akt<br />
in adipocytes, HepG2, or fibroblasts overexpressing the human insulin<br />
receptor. There was also no adipogenic effect <strong>of</strong> visfatin on the differentiation<br />
<strong>of</strong> adipocytes in our hands. Also, supernatants <strong>of</strong> transfected<br />
COS cells containing visfatin did not induce any <strong>of</strong> such insulin like<br />
effects. In conclusion, there are major differences in the qualitative and<br />
quantitative detection <strong>of</strong> visfatin by distinct immunoassays that need to<br />
be considered in clinical association studies, which is the focus <strong>of</strong> ongoing<br />
research.<br />
P302<br />
Die Wirkung von Metformin auf übergewichtige<br />
und adipöse Personen mit metabolischen<br />
Syndrom<br />
Diamantopoulos E 1 , Andreadis E 1 , Tzavara C 1 ,<br />
Georgiopoulos D 1 , Katsanou P 1 , Fragouli E 1 , Kakou M 1 ,<br />
Mavrokefalou E 1 , Yfanti G 1 , Raptis S 2<br />
1 Evangelismos Krankenhaus, 4. Medizinische Klinik und<br />
Section für Angiologie, Athen, Greece, 2 Klinikum der<br />
Universität Athen Attikon, 2. Medizinische<br />
Universitätsklinik, Hellenisches Nationales Diabetes<br />
Zentrum, Athen, Greece<br />
Fragestellung: Das metabolische Syndrom (MetS) ist mit einer erhöhten<br />
kardiovaskulären Morbidität und Mortalität sowie mit einer zunehmenden<br />
Inzidenz von Typ 2 Diabetes Melitus (T2DM) verbunden. Metformin<br />
verzögert bei Personen mit Prediabetes die Entwicklung zum T2DM.<br />
Dessen Wirkung aber auf das MetS ist noch nicht eingehend geklärt.<br />
Folgedessen untersuchten wir die Wirkung von Metformin auf die kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren (KVRF) und MetS bei übergewichtigen Personen.<br />
Methodik: Insgesamt wurden 479 übergewichtige und adipöse<br />
(BMI ‡ 27 kg/m 2 ) nicht diabetische Personen (241 Männer und 237 Frauen)<br />
im Durchschnittsalter von 53,1 € 10,1 Jahren untersucht. Alle Teilnehmer<br />
unterlagen einer ausführlichen klinisch-laboratorischen Untersuchung<br />
sowie eines doppelt ausgeführt oralen Glukosetoleranztests<br />
(OGTT mit 75 gr Glukose) und wurden anschliebend als Normoglykämiker<br />
oder Prediabetiker charakterisiert. Personen mit Diabetes wurden<br />
ausgeschlossen. Die Diagnose von MetS basierte auf die NCEP-ATP III<br />
Kriterien. Nach Randomisierung erhielten alle Probanden individuelle<br />
kombinierte KVRF-Therapie und 175 zusätzlich Metformin. Ergebnisse:<br />
Von den untersuchten KVRF zeigten das Gesamt- und das LDL-Cholesterin<br />
sowie der Nüchtern- und der zwei Stunden nach OGTT gemessene<br />
Blutzucker eine signifikante Senkung, die auf die zusäzliche Gabe von<br />
Metformin zugeschrieben wurde. Dies konnte sowohl in der Gesamtpopulation<br />
(p = 0,001, p = 0,008, p = 0,001 und p = 0,011, respektiv) wie<br />
auch bei den MetS-Personen (p = 0,010, p = 0,044, p = 0,020 und<br />
p = 0,430, respektiv) festgestellt. Der Prozentsatz von Personen mit MetS<br />
(p = 0,577) und die Diabetesinzidenz (p = 0,291) wurden während der<br />
zwölfmonatigen Beobachtungszeit nicht signifikant beeinträgtigt.<br />
Schlussfolgerungen: Bei übergewichtigen und adipösen Personen, welche<br />
ein erhöhtes kardiovaskuläre Risiko aufweisen, führt die kombinierte<br />
KVRF-Therapie mit Metformin zu einer stärkeren Senkung des Serum-<br />
LDL-Cholesterins und zu einer Verbesserung des Glukosemetabolismus.<br />
Die zusätzliche Gabe von Metformin kann anscheinend die Inzident von<br />
MetS und T2DM während der Zeitspanne von einem Jahr nicht signifikant<br />
beeinflussen.<br />
P303<br />
Einfluss von Pioglitazon auf die inflammatorische<br />
mRNA-Expression peripherer Monozyten bei<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes – Ergebnisse aus<br />
der PIOcard Studie<br />
Pfützner A 1 , Weise A 1 , Hähnel H 1 , Tobiasch E 2 , Thome N 1 ,<br />
Lübben G 3 , Karagiannis E 3 , Forst T 1<br />
1 IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany, 2 FH Bonn-Rhein-Sieg, Rheinbach,<br />
Germany, 3 Takeda Pharma, Aachen, Germany<br />
Fragestellung: Die peripheren Monozyten/Makrophagen von Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes weisen eine proinflammatorische Aktivierung auf,<br />
die sich anhand einer erhöhten Expression und Sekretion von Zytokinen<br />
und anderen inflammatorischen Markern zeigen lässt. Methodik: Die<br />
randomisierte doppelblinde PIOcard Studie beschäftigte sich mit dem<br />
Einfluss einer PPARgamma-Stimulation mit 30 mg Pioglitazon vs. Placebo<br />
auf das inflammatorische Expressionspr<strong>of</strong>il dieser Progenitorzellen<br />
bei ansonsten mit Metformin + Sulfonylharnst<strong>of</strong>f therapierten und gut<br />
eingestellten Patienten mit Typ 2 Diabetes (n = 63; 52 Männer, 11 Frauen,<br />
Alter (MW € STD): 66 € 7 J., Krankheitsdauer: 6,6 € 9,6 J., HbA1c:<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
6,7 € 0,6%). Zu Beginn und nach 6 Monaten wurde neben der Bestimmung<br />
von einigen Laborparametern des kardiovaskulären Risikos<br />
(HbA1c, hsCRP, und MMP9) auch eine quantitative Bestimmung mRNA-<br />
Expression peripherer Monozyten durchgeführt. Nach standardisierter<br />
RNA Isolation und Transkription wurde die cDNA bestimmter inflammatorischer<br />
Proteine in Relation zu einem internen Standard (ß-Actin) mithilfe<br />
einer automatisierten PCR Methode (LightCycler2, Roche Diagnostics)<br />
quantifiziert. Ergebnisse: Neben einer geringradigen Verbesserung<br />
des HbA1c-Wertes (von 7,2% auf 6,9%) fand sich in der Pioglitazongruppe<br />
auch eine Reduktion der Plasmawerte der kardiovaskulären Risikomarker<br />
hsCRP (-0,8 € 1,4 mg/l) und MMP9 (-32 € 120 mg/l) sowie ein Adiponektinanstieg<br />
(+14 € 7 mg/l), während es unter Placebo eher zu einer<br />
weiteren Verschlechterung kam (hsCRP: +0,5 € 1,8; MMP9: +22 € 90 mg/l;<br />
Adiponektin: 0 € 1 mg/l, p < 0,05 in allen Fällen). Bei vergleichbaren Ausgangswerten<br />
kam es unter Placebo zu einem Anstieg der monozytären<br />
Expression inflammatorischer Proteine während unter Pioglitazon ein<br />
Rückgang zu verzeichnen war (Plazebo/Pioglitazon, MMP9: +75/-33%,<br />
p < 0,05; TNFalpha: +13/-12%, p < 0,05; IL-6: +11/-11%, p < 0,05; P105:<br />
+5/-19%, p < 0,05; MIF: +2/-1%, n. s.; IkBa: +8/-11%, n. s.; RelA: -2/-20%,<br />
n. s.). Schlussfolgerungen: Die zusätzliche Behandlung mit Pioglitazon<br />
führte zu eine Herunterregulierung des inflamatorischen Aktivierungsgrades<br />
peripherer Monozyten. Unsere Ergebnisse könnten dazu beitragen,<br />
die Mechanismen der bekannten Reduktion des kardiovaskulären<br />
Risikos durch Pioglitazon bei Patienten mit Typ 2 Diabetes aufzuklären.<br />
P304<br />
Evaluation der Wertigkeit von RBP4 als Marker<br />
des metabolischen Syndroms in einer<br />
prospektiven Interventionsstudie mit Pioglitazon<br />
Löbig M 1 , Hohberg C 1 , Hanefeld M 2 , Köhler C 2 , Lübben G 3 ,<br />
Karagiannis E 3 , Forst T 1 , Pfützner A 1<br />
1 IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany, 2 GWT, Dresden, Germany, 3 Takeda<br />
Pharma, Aachen, Germany<br />
Fragestellung: Das Retinol Binding Protein 4 (RBP4), ein Transportprotein<br />
für Vitamin A, wird in der aktuellen Literatur als möglicher Marker<br />
für das metabolische Syndrom beschrieben. Methodik: Wir untersuchten<br />
in Proben aus einer prospektiven doppel-blinden Studie, ob sich die<br />
RBP4-Spiegel im Falle einer Verbesserung von Insulinresistenz oder kardiovaskulärem<br />
Risiko verändern. Die Studie untersuchte die Auswirkungen<br />
einer Pioglitazon oder Simvastatintherapie auf das kardiovaskuläre<br />
Risiko bei 125 nicht-diabetischen Personen mit erhöhtem Arterioskleroserisiko<br />
(hsCRP > 1 mg/l; 78 Frauen, 47 Männer, Alter (MW € STD): 59 € 8<br />
Jahre, BMI: 30,8 € 4,2 kg/m 2 ). Die Patienten erhielten randomisiert über<br />
3 Monate eine Therapie mit 45 mg Pioglitazon, (P) 40 mg Simvastatin (S)<br />
oder die Kombination der beiden Substanzen (P+S). Am Anfang und<br />
Ende der Beobachtungsdauer wurde bei den Patienten neben der Bestimmung<br />
von HOMA-IR-Score, Lipiden, hsCRP, Adiponektin und RBP4<br />
auch ein oraler Glukosebelastungstest durchgeführt. Ergebnisse: Zu Beginn<br />
der Studie hatten 87% der Patienten eine Insulinresistenz und 17%<br />
eine Glukosetoleranzstörung. Der Rest war normoglykämisch. Zu diesem<br />
Zeitpunkt konnte keine Korrelation zwischen diesen metabolischen Ergebnissen<br />
und den RBP4 Konzentrationen gefunden werden. Durch die<br />
medikamentöse Intervention kam es zu einer Verbesserung der Insulinresistenz<br />
in den Pioglitazon-Armen (HOMA: P: Anfang: 3,3 € 2,2/Ende:<br />
2,4 € 1,0, p < 0,05; P+S: 3,9 € 2,2/2,8 € 1,2, p < 0,05) verbunden mit einem<br />
Anstieg der Adiponektinwerte (P: 14 € 8/28 € 15 mg/l, p < 0,001; P+S:<br />
12 € 10/27 € 16 mg/l, p < 0,001), während die Simvastatin-Monotherapie<br />
diese Parameter eher verschlechterte (HOMA: 3,5 € 2,7/3,6 € 1,6, n.s;<br />
Adiponektin: 16 € 13/12 € 7 mg/l, p < 0,05). Signifikante Reduktionen<br />
der hsCRP-Werte wurden in allen Studienarmen beobachtet, wohingegen<br />
keine Veränderungen der RBP4-Werte zu verzeichnen waren (P:<br />
36 € 7/36 € 9 ng/ml, P+S: 37 € 11/37 € 8 ng/ml, S: 36 € 8/37 € 11 ng/ml,<br />
alle n. s.). Schlussfolgerungen: Trotz deutlicher und messbarer Verbesserungen<br />
der Insulinresistenz und des kardiovaskulären Risikos bedingt<br />
durch verschiedene therapeutische Interventionen kam es in unserem<br />
Patientenkollektiv zu keinen Veränderung der RBP4-Konzentrationen.<br />
Die Regulation der RBP4-Expression erfolgt in jedem Fall durch Signalwege,<br />
die von einem PPARgamma-Agonisten oder CSE-Hemmer nicht<br />
beeinflusst werden. Die Wertigkeit von RBP4 als Marker für das metabolische<br />
Syndrom bleibt somit weiterhin fraglich.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S97
S98 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P305<br />
Prävalenz unentdeckter Diabeteserkrankungen<br />
bei Patienten von kardiologischen<br />
Schwerpunkteinrichtungen<br />
Karagiannis E 1 , Löbig M 2 , Erdmann E 3 , Lübben G 1 , Forst T 2 ,<br />
Grabellus M 2 , Pfützner A 2<br />
1 Takeda Pharma, Aachen, Germany, 2 IKFE Institut für<br />
klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany,<br />
3 Universitätsklinik Köln, Kardiologie, Köln, Germany<br />
Fragestellung: Patienten mit Diabetes mellitus und gestörter Glukosetoleranz<br />
haben ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen<br />
und befinden sich daher häufig unter den Patienten, die kardiologische<br />
Versorgungseinrichtungen aufsuchen müssen. Methodik: In der folgenden<br />
Studie untersuchten wir die Prävalenz von bekannten und unbekannten<br />
Diabetesfällen in kardiologischen Einrichtungen in Deutschland<br />
anhand von oralen Glukosetoleranztests (OGTT). An der Studie nahmen<br />
je teilnehmender Einrichtung ca. 30 konsekutiv im Routinebetrieb rekrutierte<br />
nüchterne Patienten ohne weitere Ausschlusskriterien teil. Patienten<br />
mit bekanntem Diabetes wurden dokumentiert, die anderen erhielten<br />
einen OGTT zur weiteren Diagnostik. Weitere Beobachtungsparameter<br />
waren: HbA1c, hsCRP, intaktes Proinsulin und der HOMAIR-<br />
Score. Ergebnisse: Von den insgesamt 539 Patienten (184 Männer, 355<br />
Frauen, Alter (MW € SD): 68 € 7 J.) waren 156 bereit als Diabetespatienten<br />
bekannt (28,9%; HbA1c: 6,3 € 1,2%, hsCRP: 3,5 € 2,8% mg/l, intaktes<br />
Proinsulin: 11 € 15 pmol/l, HOMA: 5,2 € 5,1), 185 waren im OGTT normoglykämisch<br />
(34,3%, 4,8 € 0,6%, 2,8 € 2,1 mg/l, 4 € 4 pmol/l, 1,8 € 1,5), 76<br />
hatten eine gestörte Glukosetoleranz (14,1%, HbA1c: 5,1 € 0,7%,<br />
2,4 € 1,8 mg/l, 5 € 4 pmol/l, 2,2 € 1,2), 30 hatten eine gestörte Nüchternglukose<br />
(nach ADA > 110 – 126 mg/dl: 5,6%, 5,0 € 0,7%, 3,7 € 2,1 mg/l,<br />
8 € 9 pmol/l, 3,5 € 2,2), und 84 wurden als neue Diabetesfälle diagnostiziert<br />
(15,6%, HbA1c: 5,3 € 0,7%, 3,6 € 2,6 mg/l, 9 € 10 pmol/l, 4,0 € 3,4,<br />
p < 0,01 vs. Nicht-Diabetiker für alle Parameter). Bei unserer Querschnittsuntersuchung<br />
erhöhte sich die Zahl der bestätigten Diabetespatienten<br />
im Krankengut von kardiologischen Schwerpunkteinrichtungen<br />
nach Durchführung einer oralen Glukosebelastung um 50%. Schlussfolgerungen:<br />
Bei Einbeziehung der Patienten mit gestörter Glukosetoleranz<br />
war die Zahl der unentdeckten Diabetesfälle vergleichbar hoch wie<br />
die der bekannten Diabetesfälle, so dass die Mehrheit des untersuchten<br />
Patientenkollektives an einer Beeinträchtigung des Glukosest<strong>of</strong>fwechsels<br />
litt. Diese Zahlen sind unserer Meinung nach alarmierend und unterstreichen<br />
die Notwendigkeit einer konsequenten regelmäßigen Diabetesdiagnostik<br />
bei jedem Patienten mit Verdacht auf KHK, um rechtzeitig<br />
mit einer vasoprotektiven anti-diabetischen Therapie beginnen zu<br />
können.<br />
P306<br />
Der DGAT C79T Polymorphismus ist in einer<br />
deutschen Kohorte nicht assoziiert mit<br />
Übergewicht<br />
Möhlig M 1 , Lenhard F 1 , Lutz PFX 1 , Weickert MO 1 ,<br />
Arafat AM 1 , Osterh<strong>of</strong>f M 1 , Spranger J 1 , Pfeiffer AFH 1<br />
1 Abteilung Klinische Ernährung, Deutsches Institut für<br />
Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Nuthetal und<br />
Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und<br />
Ernährungsmedizin, Charite- Universitätsmedizin Berlin,<br />
Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Diacylglycerol-Acetyl-Transferase (DGAT) ist zentral an<br />
der Lipidspeicherung der Adipozyten beteiligt. Für den C 79T Polymorphismus<br />
sind Effekte auf die Promotoraktivität gezeigt worden. In einer<br />
türkischen Studiengruppe hatte für Frauen eine Assoziation mit dem<br />
BMI gezeigt werden können. Das T-Allel war in dieser Studiengruppe<br />
mit niedrigerem BMI assoziiert. In einer französichen Studiengruppe<br />
hatte diese Assoziation nicht gefunden werden können. Wir untersuchen<br />
daher hier, ob dieser Polymorphismus mit Markern des Übergewichts<br />
in einer deutschen Kohorte assoziiert ist. Methodik: Die Untersuchung<br />
wurde an 960 Probanden der MeSy-BePo Studie durchgeführt,<br />
die freiwillige Probanden hinsichtlich Parametern des Metabolischen<br />
Syndroms untersucht. Der DGAT C 79T Polymorphismus wurde mit<br />
TaqMan Chemie detektiert. Der Glukosest<strong>of</strong>fwechsel wurde mit OGTT<br />
überprüft, zur Beschreibung des Übergewichts wurden der BMI und<br />
die WHR sowie ein Maß für das Körperfett aus der Hautfaltenmessung<br />
kalkuliert. Da alle Parameter nicht normalverteilt waren, erfolgte der<br />
Vergleich zwischen den Genotypen mit dem nicht-parameterischen<br />
Kruskal-Wallis Test. Ergänzend wurden multivariate lineare Regressionsanalysen<br />
zur Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Diabetes<br />
durchgeführt. Ergebnisse: 25,8% der Probanden hatten den Genotyp<br />
CC, 49,3% CT und 24,9% TT. Weder BMI noch WHR noch das aus der<br />
Hautfaltenmessung berechnete Maß für das Körperfett waren unterschiedlich<br />
zwischen den DGAT C 79T Genotypen (p = 0,16, p = 0,41,<br />
p = 0,14). Probanden mit T-Allel (CT und TT) hatten im Trend einen höheren<br />
BMI (28,9 vs. 28,6 kg/m 2 ). Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht<br />
und Diabetes ergab sich ebenso wenig eine Assoziationen zwischen dem<br />
Vorliegen des T-Allels (CT und TT) und BMI (p = 0,20), WHR (p = 0,68)<br />
oder Körperfett (p = 0,18) wie nach Restriktion der Analyse auf Frauen.<br />
Schlussfolgerung: Unsere Untersuchung an einer deutschen Kohorte<br />
konnte im Gegensatz zu den publizierten türkischen Daten keine Assoziation<br />
des DAG C 79T Polymorphismus mit Markern des Übergewichts<br />
finden. Damit bestätigt sich hier das Ergebnis der französichen Studiengruppe,<br />
die ebenfalls keinen Zusammenhang hatten finden können. Da<br />
die Probanden mit T-Allel in der aktuellen Studie im Trend sogar einen<br />
höheren BMI hatten, scheint die Diskrepanz zur türkischen Studie nicht<br />
durch eine zu geringe Power erklärt.<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 6<br />
P307<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
A-FABP hat keinen größeren Einfluss auf<br />
Insulinresistenz, subklinische Entzündung oder<br />
Hyperandrogenismus bei Frauen mit<br />
PCO-Syndrom<br />
Möhlig M 1 , Weickert MO 1 , Ghadamgahi E 1 , Arafat AM 1 ,<br />
Pfeiffer AFH 1 , Schöfl C 1<br />
1 Abteilung Klinische Ernährung, Deutsches Institut für<br />
Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Nuthetal und<br />
Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und<br />
Ernährungsmedizin, Charite- Universitätsmedizin Berlin,<br />
Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Frauen mit PCO Syndrom sind häufig übergewichtig und<br />
zeigen eine Insulinresistenz oder andere Parameter des Metabolischen<br />
Syndroms. Auch gibt es Evidenz, dass Übergewicht und Insulinresistenz<br />
eine Rolle bei der Entstehung der Hyperandrogenämie spielen. Adipozyten<br />
Fettsäure-bindendes Protein (A-FABP) wird vorwiegend in Fettgewebszellen<br />
exprimiert. Die zirkulierenden A-FABP Spiegel wurden<br />
mit Übergewicht und Insulinresistenz assoziiert. Daher besteht die Möglichkeit,<br />
dass A-FABP ähnlich wie andere Adipozytokine an der Entstehung<br />
Adipositas-assoziierter Erkrankungen beteiligt ist. Methodik: Bei<br />
102 konsekutiven, nicht-diabetischen PCOS Frauen wurde A-FABP im<br />
Plasma bestimmt (Biovendor). Die Zusammenhänge zwischen A-FABP<br />
und Markern des Übergewichts (BMI, DEXA Fettmasse, DEXA Muskelmasse),<br />
der Insulinresistenz (HOMA%S), der subklinischen Entzündung<br />
(hsCRP) und des Hyperandrogenismus (freies Testosteron kalkuliert aus<br />
Gesamttestosteron und SHBG) wurden mit Korrelationsanalysen und<br />
multiplen linearen Regressionsanalysen untersucht. Ergänzend wurden<br />
Insulinresistenz und Hyperandrogenismus in einer BMI gematchten<br />
Subgruppe untersucht. Hierzu wurde die Kohorte zunächst nach A-FABP<br />
dichotomisiert und aus den beiden Gruppen wurden 20 Paare mit exakt<br />
gleichem BMI gebildet. Ergebnisse: A-FABP korrelierte mit BMI<br />
(R = 0,694, p < 0,001), DEXA Fettmasse (R = 0,729, p < 0,001), DEXA Muskelmass<br />
(R = 0,399, p = 0,001), HOMA %S (R =-0,435, p < 0,001) und mit<br />
freiem Testosteron (R = 0,230, p = 0,02). Auch adjustiert für Alter, Rauchen<br />
und Glukosemetabolismus war A-FABP assoziiert mit HOMA %S<br />
(p < 0,001), wohingegen der Zusammenhang zu freiem Testosteron nur<br />
noch grenzwertig signifikant (p = 0,09) und zu hsCRP nicht mehr signifikant<br />
war (p = 0,24). Der weitere Einschluss von BMI in das Modell hob<br />
den Effekt von A-FABP komplett auf. Daher wurde der Zusammenhang<br />
zwischen BMI, A-FABP und HOMA %S bzw. freiem Testosteron in einer<br />
exakt nach BMI gematchten Subgruppe mit unterschiedlichen A-FABP-<br />
Werten untersucht. Hier zeigten sich weder für HOMA %S (p = 0,3) noch<br />
für freies Testosteron (p = 0,6) Unterschiede zwischen den Gruppen.<br />
Schlussfolgerung: A-FABP ist eng korreliert mit Markern des Übergewichts<br />
bei PCOS Frauen. Nach Adjustierung für Übergewicht fand sich<br />
jedoch kein weiterer Einfluss von A-FABP auf Insulinresistenz, chronische<br />
Inflammation oder Hyperandrogenismus.
P308<br />
Externe Muskelstimulation beeinflusst die<br />
Diabeteseinstellung: eine neuartige<br />
Therapieoption für Typ 2 Diabetes<br />
Rose B 1 , Lankisch M 1 , Herder C 1 , Röhrig K 1 , Labrenz S 1 ,<br />
Haensler J 2 , Heinemann L 2 , Martin S 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Pr<strong>of</strong>il Institut für<br />
St<strong>of</strong>fwechselforschung, Neuss, Germany<br />
Fragestellung: Durch körperliches Training kann die Insulinsensitivität<br />
und die St<strong>of</strong>fwechseleinstellung bei Diabetes verbessert werden. In anderen<br />
Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass körperliches Training<br />
längerfristig zu einer Reduktion von diabetesassoziierten Immunparametern<br />
wie Interleukin-6 (IL-6) führt. Ziel dieser Untersuchung war<br />
es zu prüfen, ob eine sechswöchige Behandlung mit einer hochfrequenten<br />
externen Muskelstimulation (EMS) bei Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
(T2D) ebenfalls metabolische und immunologische Parameter verbessern<br />
kann. Methodik: In die 12wöchige Studie wurden 16 Patienten<br />
mit T2DM (12 Männer/4 Frauen, Alter 57 € 11 Jahre, BMI 34 € 5 kg/m 2 ,<br />
HbA1c 7,4 € 1,1%) mit oraler antidiabetischer Medikation eingeschlossen.<br />
Nach einer zweiwöchigen Run-in Phase ohne Behandlung wurde den<br />
Patienten ein EMS-Gerät (HITOP 191, gbo-Medizintechnik AG, Rimbach/<br />
Deutschland) zur täglichen Anwendung im Bereich der Ober- und Unterschenkel<br />
für die nächsten 6 Wochen zur Verfügung gestellt. Zu Beginn<br />
der Studie sowie vor und nach der Behandlungsphase wurde den<br />
Probanden außerdem Blut abgenommen und auf metabolische und immunologische<br />
Parameter (TNF-alpha, IL-6, IL-18, Adiponektin) mittels<br />
hochsensitiver ELISA untersucht. Ergebnisse: Während der Behandlungsphase<br />
kam es zu einer signifikanten Reduktion des Körpergewichtes<br />
(-1,5 € 1,7 kg; p = 0,003), des BMI (-0,5 € 0,5 kg/m 2 ;p< 0,001) und des<br />
HbA1c (-0,5 € 0,6%; p = 0,003). Bei 12 der 16 Patienten (75%) wurde<br />
während der Behandlungsphase eine Reduktion des HbA1c beobachtet.<br />
In dieser Subgruppe sank der systemische IL-6 Spiegel (2,44 vs. 1,95<br />
pg/ml; p = 0,09) tendenziell ab, während der IL-18 Spiegel (153 vs. 177<br />
pg/ml; p = 0,08) anstieg. Schlussfolgerungen: Eine EMS hat auch in der<br />
Kurzzeitbehandlung einen positiven Einfluss auf das Körpergewicht,<br />
kann die Blutzuckereinstellung verbessern und möglicherweise auch<br />
die subklinische Entzündung bei Patienten mit T2D beeinflussen. Diese<br />
Ergebnisse deuten daraufhin, dass EMS eine zusätzliche Behandlungsoption<br />
bei Typ 2 Diabetes darstellt.<br />
P309<br />
Strukturierte Diabetikerschulung zur Senkung<br />
des kardiovaskulären Risikos bei Typ-2-Diabetes<br />
Effekte einer 14-tägigen stationären<br />
Diabetikerschulung mit dem Fokus<br />
Herzinfarktrisiko<br />
Edel K 1 , Koster M 1<br />
1 Park-Klinik Bad Hermannsborn, Fachklinik für Kardiologie<br />
und Diabetologie, Bad Driburg, Germany<br />
Fragestellung: Bei Diabetes mellitus stehen makrovaskuläre Komplikationen<br />
wie das Herzinfarkt- und das Schlaganfallrisiko im Vordergrund.<br />
Vor allem Typ-2-Diabetiker sind kardiovaskuläre Hochrisikopatienten:<br />
verglichen mit Nichtdiabetikern der gleichen Altersstufe ist die Sterblichkeitsrate<br />
pro Jahr in etwa doppelt so hoch. 75% aller Typ-2- Diabetiker<br />
sterben an kardiovaskulären Komplikationen. Ziel der Arbeit war es<br />
zu prüfen, ob an hand der Bestimmung des Serumspiegels des hochsensitiven<br />
C-reaktiven Proteins (hsCRP) eine Risikogruppen-Stratifizierung<br />
im Rahmen einer stationären Diabetikerschulung möglich ist. Zum<br />
Zweiten sollte der Effekt einer Lebensstiländerung (diabetesgerechte Ernährung,<br />
Gewichtsabnahme, Steigerung der Bewegung auf 30 Minuten/<br />
Tag) auf den hsCRP-Wert überprüft werden. Methodik: In diese kontrollierte<br />
prospektive Studie wurden 25 Typ-2-Diabetiker eingeschlossen.<br />
Neunzehn komplette Datensätze konnten ausgewertet werden (7<br />
weibliche, 12 männliche Patienten; Alter: 64,9 € 7,9 Jahre). Zu Beginn<br />
(T1) und nach 14 Tagen (T2) wurde bei allen Teilnehmern der hsCRP-<br />
Spiegel gemessen. Alle Probanden erhielten die Basistherapie nach der<br />
nationalen Versorgungsleitlinie für Typ-2-Diabetiker: Schulung, Ernährung<br />
(fettarm, ballastst<strong>of</strong>freich, energiebilanziert) und Bewegung (aerobes<br />
Ausdauertrainingsprogramm von 30 Minuten/Tag). Ergebnisse: Die<br />
Probanden wurden nach den initial gemessenen hsCRP-Spiegeln in 3<br />
Risikogruppen eingeteilt, die alle das gleiche Schulungsprogramm absolvierten.<br />
In den Gruppen mit einem mittleren bzw. niedrigen Gefäßrisiko<br />
ließen sich durch unser Schulungsprogramm keine zusätzlichen gefäßprotektiven<br />
Effekte erreichen (p = 0,35). In der Hochrisikogruppe fiel der<br />
hsCRP-Spiegel signifikant ab (p = 0,03). Schlussfolgerungen: Stationäre<br />
Diabetikerschulungen haben im deutschen Gesundheitssystem einen<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
abnehmenden Stellenwert. Ein zukunftweisendes Konzept könnte die<br />
gezielte Schulung von kardiovaskulär hochgradig gefährdeten Typ-<br />
2-Diabetikern darstellen. Hierzu müssten neue Konzepte erarbeitet<br />
und an einer großen Probandenpopulation auf Nachhaltigkeit überprüft<br />
werden. Einfach bestimmbare Biomarker wie z.B. das hochsensitive<br />
C-reaktive Protein könnten bei der Detektion der Hochrisikogruppe sehr<br />
hilfreich sein.<br />
P310<br />
Gestörte Glukosetoleranz und Typ 2 Diabetes<br />
mellitus in adipösen Personen sind nicht mit<br />
weiterer Erhöhung der<br />
Enzündungsmarkerexpression in zirkulierenden<br />
Blutzellen assoziiert<br />
Kempf K 1 , Herder C 1 , Rose B 1 , Overmann H 2 , Rotth<strong>of</strong>f T 2 ,<br />
Martin S 1 , Scherbaum WA 1 , Schinner S 2<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Universitätsklinikum Düsseldorf,<br />
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Rheumatologie,<br />
Düsseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Erhöhte Serumspiegel an Entzündungsmarkern sind mit<br />
gestörter Glukosetoleranz (IGT) und Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM)<br />
assoziiert. Da Adipositas der Hauptrisik<strong>of</strong>aktor für die Pathogenese von<br />
IGT und T2DM ist, ist es bislang unverstanden, warum nur ein Teil der<br />
adipösen Personen IGT bzw. T2DM entwickelt. Um zu untersuchen, ob<br />
erhöhte Entzündungsmarkerspiegel mit der Prävalenz von IGT und<br />
T2DM in adipösen Personen in Zusammenhang stehen, wurden die Expressionsspiegel<br />
von Tumor Necrosis Factor alpha (TNF-a), Macrophage<br />
Migration Inhibitory Factor (MIF), Intercellular Adhesion Molecule-1<br />
(ICAM-1), Interleukin (IL)-6 and IL-18 im peripheren Blut von adipösen<br />
Personen (BMI > 30 kg/m 2 ) mit normaler Glukosetoleranz (NGT) mit denen<br />
mit IGT bzw. T2DM verglichen. Methodik: Insgesamt 46 adipöse<br />
Patienten (mittlerer BMI 40,7 € 6,6 kg/m 2 ) einer Adipositasambulanz<br />
wurden mittels oralem Glukosetoleranztest auf gestörte Glukosetoleranz<br />
und Typ 2 Diabetes untersucht und Body Mass <strong>Index</strong> (BMI), Taillenund<br />
Hüftumfang, Blutdruck sowie Cholesterin- und Triglyzeridspiegel<br />
gemessen. Unterschiede bezüglich der klinischen Daten wurden mittels<br />
Mann-Whitney-Test analysiert. Zusätzlich wurde die Expression von<br />
TNF-a, MIF, ICAM-1, IL-6 and IL-18 in Zellen des peripheren Blut mittels<br />
quantitativer RT-PCR bestimmt und Unterschiede zwischen NGT-Personen<br />
(n = 25) und Personen mit IGT bzw. T2DM (n = 21) mittels multipler<br />
linearer Regression basierend auf den logarithmierten Werten der<br />
Entzündungsmarker mit Adjustierung auf Geschlecht, Alter und BMI<br />
ermittelt. Ergebnisse: Obwohl die beiden Gruppen einen vergleichbaren<br />
BMI hatten, zeigten die adipösen Personen mit IGT und T2DM im Mittel<br />
signifikant höhere Werte bezüglich des Taillenumfangs (125 € 21 vs.<br />
111 € 16 cm), der LDL-Cholesterinspiegel (158 € 31 vs. 142 € 23 mg/dl)<br />
und der Triglyzeridspiegel (Median/IQR 152 [122; 199] vs. 116 mg/dl [88;<br />
158]). Signifikante Unterschiede in der Genexpression der Entzündungsmarker<br />
waren jedoch nicht nachzuweisen. Schlussfolgerung: Unsere<br />
Daten zeigen, dass die Genexpressionsspiegel von Entzündungsmarkern<br />
bei adipösen Personen mit IGT bzw. T2DM gegenüber NGT-Personen<br />
nicht signifikant erhöht sind. Da Adipositas selbst mit einer subklinischen<br />
Entzündung assoziiert ist, ist dies ein Hinweis darauf, dass bei<br />
adipösen Personen die Prävalenz von IGT und T2DM nicht mit einer<br />
weiteren Erhöhung der Entzündungsmarkerexpression assoziiert ist.<br />
P311<br />
Häufigkeit von Komorbiditäten bei adipösen<br />
Kindern und Jugendlichen und ein<br />
Präventionsmodell zur Verhinderung des DM<br />
Typ 2<br />
Richter A 1 , Jakisch B 1 , Otto K 1 , Lepler R 1 , Gregalis A 2<br />
1 Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrie,<br />
Hamburg, Germany, 2 Kath. Kinderkrankenhaus<br />
Wilhelmstift, Oecotrophologie, Hamburg, Germany<br />
Einleitung: Die Zunahme der Adipositas im Kindes- und Jugendalter<br />
führte zu einem deutlichen Anstieg auch unserer Patientenanzahl, die<br />
zur Abklärung von Komorbiditäten in die Tagesklinik eingewiesen wurden.<br />
Häufig diagnostizieren wir bereits vorhandene Komorbiditäten, die<br />
als kardiovaskuläre Risik<strong>of</strong>aktoren zu bewerten sind. Wir entwickelten<br />
ein integriertes Versorgungskonzept für die multidisziplinäre Langzeitbetreuung<br />
zur Prävention von Komorbiditäten in dieser Risikopopulation.<br />
Methoden: Untersucht wurde die Anzahl der Komorbiditäten der<br />
uns im Jahr 2006 vorgestellten Kinder und Jugendlichen mit Adipositas<br />
und die daraus resultierende Behandlungs-und Betreuungsindikation.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S99
S100 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Die Dokumentation der Patientenverläufe erfolgt mittels APV-S<strong>of</strong>tware,<br />
die anonymisiertes Qualitätsmanagement erlaubt. Unser bisheriges Betreuungsprogramm<br />
wurde 2006 erweitert auf ein 5-jähriges Langzeitbetreuungskonzept,<br />
dessen Kernstück ein „Integrierter Versorgungsvertrag<br />
Adipositas“ mit den BKK ist. Ergebnisse: 216 Kinder u. Jugendliche<br />
wurden uns 2006 zur Abklärung Adipositas vorgestellt. Bis jetzt liegen<br />
uns auswertbare Daten von 152 Kindern vor. Von 152 Patienten<br />
(51%m,49%w), øAlter: 11,0 Jahre (Range 1,6 J- 17,6 J), Ø BMI 26,8 kg/m 2<br />
(Range 19,4 – 52,7), hatten 14% Zeichen einer Insulinresistenz, 7% eine<br />
gestörte Glukosetoleranz, 9% einen Hypertonus, 30% eine Dyslipidämie,<br />
29% eine Steatosis hepatis, 33% Gelenkfehlstellungen, 23% Psychische<br />
und Verhaltensstörungen. 28 Familien (18%) nahmen an einer strukturierten<br />
Wochenschulung teil. Von diesen nehmen 12 Fam.(43%) an einem<br />
1-jährigen verhaltenstherapeutischen Langzeitprogramm im Bereich<br />
Ernährung, Verhalten, Bewegung teil. Die Daten des neu implementierten<br />
5-jährigen Programms werden prospektiv gesammelt und<br />
ausgewertet. Diskussion: Komorbiditäten bei Adipositas treten auch<br />
schon bei adipösen Kindern und Jugendlichen auf. 14% unserer Patienten<br />
haben bereits Zeichen einer Insulinresistenz, 7% eine gestörte Glukosetoleranz.<br />
Daraus erklärt sich die Notwendigkeit präventiver Therapieansätze<br />
zur Verhinderung eines DMTyp2. Eine langfristige Betreuung<br />
der Patienten, wie sie im Bereich Diabetes seit langem etabliert ist,<br />
existierte bisher für adipöse Kinder und Jugendliche nicht. Die therapeutische<br />
Begleitung, Diagnostik und Therapie gemäß Leitlinien ist zeitkoordinations-<br />
und kostenaufwändig. Wir nutzen bestehende Strukturen<br />
und haben neue Kooperationen für eine echte Lanzeitbetreuung<br />
geschaffen. Dazu gehört ein aus mehreren Modulen bestehendes integriertes<br />
Versorgungsmodell. Ein multidisziplinäres Team erstellt zunächst<br />
das Risikopr<strong>of</strong>il des Patienten und überprüft die Ressourcen der<br />
Familie. Auf dieser Grundlage wird eine individuelle Zielvereinbarung<br />
getr<strong>of</strong>fen und weitere Behandlungsschritte vereinbart. Die Koordination<br />
und weitere medizinische Betreuung findet i. S. eines Casemanagements<br />
statt. Der Erfolg, gemessen an der Verhinderung/Rückgang von Komorbiditäten,<br />
sollte durch Verlaufsstudien belegt werden.<br />
P312<br />
Die Einleitung einer Insulintherapie mit<br />
Insulindetemir bei zuvor mit oralen Antidiabetika<br />
behandelten Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
verbessert die Blutzuckereinstellung ohne zu<br />
einer Gewichtszunahme zu führen:<br />
3-Monats-Daten aus PREDICTIVE<br />
Gallwitz B 1 , Maxeiner S 2 , Koenen C 3 , Grundner M 4 ,<br />
Lüddeke HJ 5<br />
1<br />
Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik, Abteilung<br />
Innere Medizin IV, Tübingen, Germany, 2 Diabetologische<br />
Schwerpunktpraxis Bosenheim, Bad Kreuznach, Germany,<br />
3<br />
Novo Nordisk, Medical & Science, Bagsvaerd, Denmark,<br />
4<br />
Novo Nordisk, Abteilung Medizin, Mainz, Germany,<br />
5<br />
Diabetologische Schwerpunktpraxis, Centrum Cosimapark,<br />
München, Germany<br />
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Daten zu<br />
Sicherheit und Wirksamkeit von Insulindetemir (IDet) bei Typ 2 Diabetikern<br />
zu erhalten, die unter einer ausschließlichen Therapie mit oralen<br />
Antidiabetika (OAD) eine unzureichende Blutzucker-Einstellung aufwiesen.<br />
Methodik: PREDICTIVE ist eine internationale, <strong>of</strong>fene, prospektive<br />
Praxisbeobachtung, in der die Sicherheit und Wirksamkeit einer<br />
Therapie mit IDet bei Typ 1 und Typ 2 Diabetikern untersucht werden.<br />
In die Beobachtung wurden bislang mehr als 30.000 Patienten in<br />
über 20 Ländern eingeschlossen. In die Europa-Gruppe wurden Daten<br />
aus 11 Ländern (Österreich, Tschechische Republik, Dänemark, Finnland,<br />
Deutschland, Irland, Israel, Niederlande, Schweden, Türkei und Großbritannien)<br />
aufgenommen. Die vorliegende Subgruppenanalyse schließt<br />
2377 mit OADs behandelte, bislang insulinnaive Typ 2 Diabetiker (48%<br />
männlich; mittleres Alter 60,3 Jahre; mittlere Diabetesdauer 7,9 Jahre;<br />
BMI 29,5 kg/m 2 ) ein, die eine Basalinsulintherapie mit Insulindetemir<br />
(€ OAD) begannen. Ergebnisse: Durchschnittlich drei Monate nach Beginn<br />
der Therapie mit Insulindetemir (mittlere Tagesdosis 22,1 E) hatte<br />
sich die Blutzuckereinstellung bei gleichzeitiger Reduktion des Körpergewichts<br />
verbessert. Bei Abschluss der Beobachtung applizierten die<br />
meisten Patienten (82%) IDet lediglich einmal täglich. Das mittlere<br />
HbA1c wurde von 8,9 € 1,5% um 1,3 € 1,3%-Punkte auf 7,6 € 1,2% gesenkt.<br />
Diese Veränderung war statistisch signifikant (p < 0,0001). Der mittlere<br />
Nüchtern-Blutzucker (NBZ) wurde von 11,1 € 3,2 mmol/l um 3,7 € 3,1 auf<br />
7,4 € 1,8 mmol/l reduziert. Auch diese Veränderung war statistisch signifikant<br />
(p < 0,0001). Die mittlere intraindividuelle NBZ-Variabilität (berechnet<br />
als Standardabweichung der letzten zwei bis sechs NBZ-Werte)<br />
wurde von 1,3 € 1,2 mmol/l um 0,6 € 1,2 auf 0,8 € 0,7 mmol/l gesenkt<br />
(p < 0,0001). Es kam zu einer durchschnittlichen Gewichtsabnahme<br />
um 0,7 kg (p < 0,001). Die Anzahl der insgesamt aufgetretenen hypoglykämischen<br />
Ereignisse verringerte sich von 1,4 je Patient und Jahr auf 1,2<br />
(Berechnung auf Basis der Ereignisse innerhalb der letzten vier Wochen<br />
vor Beginn bzw. vor Abschluss). Entsprechend konnten die nächtlichen<br />
hypoglykämischen Ereignisse von 0,4 auf 0,3 je Patient und Jahr reduziert<br />
werden. Schlussfolgerungen: Die Einleitung einer Insulintherapie<br />
bei Typ 2 Diabetikern ist im Allgemeinen mit einer Gewichtszunahme<br />
verbunden. In klinischen Studien konnte unter einer Therapie mit IDet<br />
gegenüber NPH-Insulin ein signifikanter Gewichtsvorteil gezeigt werden.<br />
Die hier vorgestellten PREDICTIVE -Daten dokumentieren unter<br />
einer Insulinersteinstellung mit IDet bei bislang insulinnaiven Typ 2<br />
Diabetikern eine verbesserte Blutzuckereinstellung ohne begleitende<br />
Gewichtszunahme. Die Mehrzahl der in der Dokumentation erfassten<br />
Patienten erreichte dies mit einer einmal täglichen Injektion von IDet.<br />
P313<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Insulindetemir in Kombination mit oralen<br />
Antidiabetika (OAD) verbessert die<br />
Blutzuckereinstellung und vermindert<br />
Hypoglykämien bei Typ 2 Diabetikern, die zuvor<br />
mit OADs und NPH-Insulin oder Insulinglargin<br />
behandelt wurden, ohne zu einer<br />
Gewichtszunahme zu führen: Ergebnisse von<br />
PREDICTIVE<br />
Gallwitz B 1 , Maxeiner S 2 , Koenen C 3 , Grundner M 4 ,<br />
Lüddeke HJ 5<br />
1<br />
Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik, Abteilung<br />
Innere Medizin IV, Tübingen, Germany, 2 Diabetologische<br />
Schwerpunktpraxis Bosenheim, Bad Kreuznach, Germany,<br />
3<br />
Novo Nordisk, Medical & Science, Bagsvaerd, Denmark,<br />
4<br />
Novo Nordisk, Abteilung Medizin, Mainz, Germany,<br />
5<br />
Diabetologische Schwerpunktpraxis, Centrum Cosimapark,<br />
München, Germany<br />
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Daten zu<br />
Sicherheit und Wirksamkeit von Insulindetemir (IDet) bei Typ 2 Diabetikern<br />
zu erhalten, die zuvor einmal täglich mit NPH-Insulin (NPH)<br />
oder Insulinglargin (IGl) in Kombination mit oralen Antidiabetika behandelt<br />
wurden. Methodik: PREDICTIVE ist eine internationale, <strong>of</strong>fene,<br />
prospektive Praxisbeobachtung, in der die Sicherheit und Wirksamkeit<br />
einer Therapie mit IDet bei Typ 1 und Typ 2 Diabetikern untersucht<br />
werden. In die Beobachtung wurden bislang Patienten aus über 20 Ländern<br />
eingeschlossen. Von den insgesamt 12.981 Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes der europäischen Kohorte schließt die vorliegende Subgruppenanalyse<br />
320 Patienten ein, die vor Beobachtungsbeginn OADs und<br />
entweder zusätzlich einmal täglich NPH (n = 179) oder IGl (n = 141) erhalten<br />
hatten. Ergebnisse: In der zuvor mit NPH behandelten Gruppe<br />
wurde das mittlere HbA1c von 8,1 auf 7,8% gesenkt (p < 0,01), der Nüchtern-Blutzucker<br />
(NBZ) konnte von 8,6 auf 7,4 mmol/l reduziert werden<br />
(p < 0,001) und die intraindividuelle Variabilität des NBZ (berechnet als<br />
Standardabweichung der letzten zwei bis sechs NBZ-Werte) verminderte<br />
sich von 1,3 auf 1,0 mmol/l (p < 0,01). In der zuvor mit IGl behandelten<br />
Gruppe waren zu verzeichnen: HbA1c- Reduktion von 7,9 auf 7,3%<br />
(p < 0,001), NBZ-Absenkung von 8,7 auf 7,6 mmol/l (p < 0,001) und Verringerung<br />
der NBZ-Variabilität von 1,1 auf 0,9 mmol/l (p < 0,05). Die<br />
Anzahl der insgesamt aufgetretenen hypoglykämischen Ereignisse verringerte<br />
sich in der NPH-Gruppe von 13,3 je Patient und Jahr auf 3,9<br />
(Berechnung auf Basis der Ereignisse innerhalb der letzten vier Wochen<br />
vor Beginn bzw. vor Abschluss) bzw. von 3,4 auf 0,8 Ereignisse pro<br />
Patientenjahr in der IGl-Gruppe. Die nächtlichen hypoglykämischen Ereignisse<br />
konnten von 5,5 auf 0,8 je Patient und Jahr (NPH-Gruppe) bzw.<br />
von 1,4 auf 0,4 Ereignisse pro Patientenjahr (IGl-Gruppe) gesenkt werden.<br />
Bei Abschluss der Beobachtung war die IDet-Dosis um 0,08 E/kg<br />
(NPH-Gruppe) bzw. 0,06 E/kg (IGl-Gruppe) auf im Mittel 0,34 E/kg angestiegen.<br />
Das durchschnittliche Körpergewicht wurde in beiden Behandlungsgruppen<br />
reduziert. In der Gruppe der zuvor mit IGl behandelten<br />
Patienten war die Gewichtsreduktion statistisch signifikant<br />
(p < 0,05). Schlussfolgerungen: In der vorliegenden Subgruppenanalyse<br />
von PREDICTIVE konnten nach Umstellung von Typ 2 Diabetikern von<br />
einer NPH-Insulin- oder IGl-Gabe (zusätzlich zu einer bestehenden<br />
OAD-Therapie) auf Insulindetemir (+OADs) signifikante Verbesserungen<br />
von Blutzuckerkontrolle, Hypoglykämiehäufigkeit und intraindividueller<br />
Variabilität des Nüchtern-Blutzuckers dokumentiert werden. Die Ergebnisse<br />
dieser Praxisbeobachtung stützen in klinischen Studien gewonnene<br />
Daten, welche zeigen, dass die Therapie mit IDet mit einem niedrigeren<br />
Hypoglykämierisiko und geringerer Gewichtszunahme gegen-
über NPH einhergeht und zu einer geringeren Gewichtszunahme gegenüber<br />
IGl führt.<br />
P314<br />
Pioglitazon reduziert die Intima-Media-Dicke<br />
(IMT) der Arteria carotis bei Patienten mit<br />
Typ-2-Diabetes Mellitus<br />
Bierwirth RA 1 , Merke J 2 , Grünerbel A 3 , H<strong>of</strong>mann C 4 ,<br />
Dietlein M 5 , Franzen C 6 , Karagiannis E 7 , Lübben G 7<br />
1 Niedergelassener Facharzt, Essen, Germany,<br />
2 Niedergelassener Facharzt, Bensheim, Germany,<br />
3 Niedergelassener Facharzt, München, Germany,<br />
4 Niedergelassener Facharzt, Langerwehe, Germany,<br />
5 Niedergelassener Facharzt, Augsburg, Germany, 6 CRO<br />
Christine Franzen Consulting, Stolberg, Germany, 7 Takeda<br />
Pharma GmbH, Aachen, Germany<br />
Einleitung: Der Typ-2-Diabetes (T2D) ist charakterisiert durch eine verminderte<br />
Insulinsensitivität sowie eine pathologische Insulinsekretion.<br />
Das Vorliegen einer Insulinresistenz ist assoziiert mit kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren wie der endothelialen Dysfunktion, einem erhöhten Blutdruck<br />
sowie einer Veränderung des Lipidmetabolismus. Patienten mit<br />
Typ-2-Diabetes weisen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von<br />
atherosklerotischen Läsionen auf, welche zu einer erhöhten kardiovaskulären<br />
Morbidität und Mortalität führen. Die Intima-Media-Dicke<br />
(IMT) der Arteria carotis ist ein etablierter Surrogatparameter für das<br />
kardiovaskuläre Risiko, eine verdickte IMT korreliert mit kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren und makrovaskulären Ereignissen. Für Pioglitazon<br />
(PIO), einem PPARg -Agonisten wurde eine Verlangsamung der Progression<br />
der IMT bei Patienten mit T2D gezeigt. Wir untersuchten die Wirkung<br />
einer PIO Monotherapie oder Kombinationstherapie zusätzlich zur<br />
bereits existierenden oralen antidiabetischen Therapie mit Metformin<br />
oder Sulfonylharnst<strong>of</strong>fen auf die IMT in einer Kohorte von T2D Patienten.<br />
Methoden: 1426 Patienten mit T2D wurden in hausärztlichen Praxen<br />
in Deutschland rekrutiert und mit PIO 30 mg oder 45 mg in einer<br />
multizentrischen Anwendungsbeobachtung behandelt. Zur Eingangsuntersuchung<br />
und nach 26 € 6 Wochen wurde die mittlere IMT der linken<br />
und rechten A. carotis gemessen (0,5 – 1 cm proximal des Karotisbulbus).<br />
Der primäre Endpunkt war die Veränderung der durchschnittlichen<br />
und maximalen IMT. Mittels Wilcoxon-Test wurden die Veränderungen<br />
im Vergleich zum Ausgangswert sowie zwischen den Gruppen<br />
berechnet. Mittels Mann-Whithney-test wurden die Unterschiede zwischen<br />
den Gruppen in Bezug auf die eingesetzte Dosierung von PIO<br />
berechnet. Ergebnisse: 725 Patienten wurden kontinuierlich mit PIO<br />
30 mg und 306 Patienten mit PIO 45 mg therapiert. Unter PIO 30 mg<br />
ging die mittlere IMT um 0,07 € 0,18 mm (rechts) bzw. 0,07 € 0,16 mm<br />
(links) zurück, die maximale IMT reduzierte sich um 0,08 € 0,24 (rechts)<br />
bzw. 0,09 € 0,20 mm (links). Unter PIO 45 mg reduzierte sich die mittlere<br />
IMT um 0,11 € 0,22 mm (rechts) bzw. 0,11 € 0,21 mm (links) zurück, die<br />
maximale IMT ging um 0,12 € 0,23 (rechts) bzw. 0,13 € 0,23 mm (links)<br />
zurück. Diese Veränderungen der mittleren und maximalen IMT nach<br />
Behandlung zeigten in allen Gruppen statistische Signifikanz (p < 0,001).<br />
Es ergaben sich auch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen<br />
mit PIO 30 bzw. 45 mg in Bezug auf die IMT-Reduktion (mittlere IMT<br />
rechts p = 0,0013, links p < 0,001; maximale IMT beide Seiten p < 0,001).<br />
Schlussfolgerung: Durch die Therapie mit PIO zeigten sich signifikante<br />
Vorteile bezüglich der Regression der IMT. Das Ausmaß der IMT-Reduktion<br />
korreliert mit der eingesetzten Dosierung von PIO.<br />
P315<br />
Verlauf des Typ 2 Diabetes vor makrovaskulären<br />
Ereignissen: Einfluss von SMBG<br />
Martin S 1 , Schneider B 2 , Heinemann L 3 , Lodwig V 4 ,<br />
Weber C 4 , Scherbaum WA 1 , Kolb H 1<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Medizinische Hochschule Hannover,<br />
Institut für Biometrie, Hannover, Germany, 3 Pr<strong>of</strong>il Institut<br />
für St<strong>of</strong>fwechselforschung, Neuss, Germany, 4 Institut für<br />
Medizinische Informatik und Biostatistik, Basel, Switzerland<br />
Fragestellung: Die Ergebnisse einer großen deutschen epidemiologischen<br />
Kohortenstudie (ROSSO) haben ergeben, dass die Selbstmessung<br />
der Blutglukose (SMBG) als unabhängiger protektiver Faktor mit schweren<br />
Langzeitkomplikationen sowie Mortalität assoziiert ist. Ziel dieser<br />
Analyse war es die Nutzung von SMBG in den Jahren vor einem erstmaligen<br />
Auftreten eines Myokardinfarktes oder eines Apoplexes zu untersuchen.<br />
Methodik: Die Daten für diese Fragestellung wurden aus der<br />
ROSSO Studie gewonnen. Dabei handelt es sich um 3268 Patienten aus<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
zufällig kontaktierten Praxen der Primärversorgung, die vom Zeitpunkt<br />
der Diabetes-Diagnose in den Jahren 1995 – 1999 für durchschnittlich<br />
6,5 Jahre dokumentiert wurden. Ergebnisse: Von den Patienten die<br />
SMBG nutzten, entwickelten 30 Personen (2,0%) einen Myokardinfarkt,<br />
während es in der Kohorte ohne SMBG 71 Personen waren (4,0%,<br />
p = 0,002). Zusätzlich traten 53 Schlaganfälle (3,6%) in der SMBG Kohorte<br />
auf, während es in der Gruppe ohne SMBG 102 Fälle waren (5,7%,<br />
p = 0,005). In den 4 Jahren vor diesen makrovaskulären Ereignissen war<br />
der mittlere HbA1c der Patienten mit SMBG höher (7,9 vs. 7,0%,<br />
p < 0,001), jedoch ergaben sich 2 – 4 Jahre nach dem Ereignis keine Unterschiede<br />
mehr (7,0% vs. 7,1%, p = 0,590). Die Nüchtern-Blutglukose war<br />
in den entsprechenden Jahren vor dem Ereignis ebenfalls bei den Patienten<br />
mit SMBG höher (9,3 mmol/l vs. 8,4 mmol/l, p = 0,019) und nach dem<br />
Ereignis nicht mehr unterschiedlich (8,3 mmol/l vs. 7,9 mmol/l,<br />
p = 0,435). Die Schlussfolgerung, dass Personen in der SMBG Kohorte<br />
ein makrovaskuläres Ereignis bei bereits weiter fortgeschrittener Phase<br />
bzw. schwererer Ausprägung des Diabetes mellitus erlitten haben wurde<br />
durch die Analyse der anti-diabetischen Therapie bestätigt: Insulin<br />
(40,5% vs. 3,1%, p < 0,001) bzw. eine orale antidiabetische Therapie<br />
(72,2% vs. 43,6%, p < 0,001) wurden bei den Patienten mit SMBG häufiger<br />
in den Jahren vor dem makrovaskulären Ereignis verwendet als bei<br />
den Patienten ohne SMBG. Die Diabetesbehandlung ohne eine medikamentöse<br />
Therapie war entsprechend umgekehrt verteilt (5,1% vs. 43,6%,<br />
p < 0,001). Schlussfolgerung: Die niedrigere Rate an Myokardinfarkten<br />
und Apoplexen bei Personen mit Typ 2 Diabetes und Verwendung von<br />
SMBG ist darauf zurückzuführen, dass die makrovaskulären Ereignisse<br />
erst in fortgeschritteneren Stadien der Diabeteserkrankung auftreten.<br />
Möglicherweise ändern Personen, die Blutglukosewerte messen, ihren<br />
Lebensstil oder passen die antidiabetische Therapie besser an, so dass<br />
makrovaskuläre Komplikationen im Krankheitsverlauf erst später auftreten.<br />
P316<br />
Einfluss zweier Promotorpolymorphismen im<br />
11beta-HSD1-Gen auf Parameter des<br />
Glukosest<strong>of</strong>fwechsels<br />
Fischer A 1 , Andres J 1 , Möhlig M 1 , Osterh<strong>of</strong>f M 1 , Pfeiffer AFH 1 ,<br />
Spranger J 1<br />
1 Department <strong>of</strong> Clinical Nutrition, German Institute <strong>of</strong><br />
Human Nutrition, Potsdam and Department Endocrinology,<br />
Diabetes and Nutrition, CharitØ Medical School, Berlin,<br />
Germany<br />
Fragestellung: 11beta-Hydroxysteroid Dehydrogenase Typ 1 (11beta-<br />
HSD 1) metabolisiert inaktives Cortison zu aktiven Cortisol, welches<br />
über Bindung an den Glucocorticoidrezeptor die Transkription vieler<br />
Zielgene stimuliert oder inhibiert. Es wir vermutet, dass die Beeinflussung<br />
der 11beta-HSD1 eine Rolle bei der Pathogenese von Übergewicht,<br />
Bluthochdruck und Insulinresistenz spielt. Methodik: Es wurden 1066<br />
Probanden der Querschnittsstudie MeSyBePo (Metabolisches Syndrom<br />
Berlin Potsdam) mittels ABI PRISM 7900 HT Sequenzdetektionssystem<br />
(Applied Biosystems) genotypisiert. Zur Beurteilung des individuellen<br />
Glukosemetabolismus wurde ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT)<br />
über 180 min durchgeführt. Ergebnisse: Es wurden 2 Polymorphismen<br />
(-2937G>A, -2677C>T) im Promotor von 11beta-HSD1 genotypisiert und<br />
aufgrund der Verteilung das dominante Model und die Haplotypen betrachtet.<br />
Für Personen ohne einen manifesten T2D wurden im allgemeinen<br />
linearen Model (adjustiert für Alter, Geschlecht und BMI) als <strong>Index</strong><br />
für die Insulinsensitivität der ISI3, für die Insulinsekretion der AUCIns/<br />
AUCGlu-Quotient und der Dispositionsindex (DI) als Produkt beider Indizes<br />
analysiert. Es konnte weder auf die Sensitivität (ISI3; 2937G>A<br />
pdominant = 0,822; -2677C>T pdominant = 0,055; Haplotyp GG/CC versus<br />
AA/TT p = 0,692), auf die Sekretion (AUCIns/AUCGlu; 2937G>A pdominant<br />
= 0,836; -2677C>T pdominant = 0,948; Haplotyp GG/CC versus<br />
AA/TT p = 0,971) oder auf den DI (AUCIns/AUCGlu; 2937G>A pdominant<br />
= 0,386; -2677C>T pdominant = 0,182; Haplotyp GG/CC versus AA/<br />
TT p = 0,369) ein Einfluss durch die Polymorphismen oder deren Haplotypen<br />
festgestellt werde. Schlussfolgerung: Die beiden Polymorphismen<br />
des 11bHSD-1-Gens scheinen keinen Effekt auf Parameter des Glukosest<strong>of</strong>fwechsels<br />
zu haben.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S101
S102 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 7<br />
P317<br />
b-carotene and genistein modulate the<br />
phagocytic activity <strong>of</strong> human pre-adipocytes<br />
Roser S 1 , Hartwig M 1 , Gütlich M 2 , Schmöller I 1 ,<br />
Schnäbele K 1 , Hauner H 3 , Rechkemmer G 1 , Skurk T 3<br />
1 Technische Universität München, Bi<strong>of</strong>unktionalität der<br />
Lebensmittel, Freising-Weihenstephan, Germany, 2 TU<br />
München, Chemie der Biopolymere, Freising-<br />
Weihenstephan, Germany, 3 TU München, Else Kröner-<br />
Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin, Freising-<br />
Weihenstephan, Germany<br />
Objective: Obesity is exceedingly associated with the development <strong>of</strong><br />
type 2 diabetes. It is characterized by an increase in fat mass which is<br />
accused to cause a chronic pro-inflammatory state. Adipose tissue does<br />
not only comprise mature fat-storing adipcoytes, but also immuno-competent<br />
cells such as preadipocytes and macrophages. The latter cells also<br />
exert the ability to perform phagocytosis and, thus, may have an effect<br />
on the local inflammatory status in adipose tissue. In this study, the<br />
influence <strong>of</strong> b-carotene and genistein on the phagocytic activity <strong>of</strong> SGBS<br />
cells, a human preadipocyte cell line, and <strong>of</strong> freshly isolated primary<br />
human pre-adipocytes was investigated. Methods: Phagocytic activity<br />
was measured by incorporation <strong>of</strong> FITC-labelled E. coli by flow cytometry.<br />
For b-carotene, two preparation methods were used: 1) b-carotene<br />
dissolved in the organic solvent tetrahydr<strong>of</strong>urane (THF), and 2) b-carotene<br />
incorporated in liposomes. TNF-a and interleukin-6 were measured<br />
with ELISA in cell culture supernatants. Results: b-carotene dissolved in<br />
THF had no significant impact on the phagocytic rate <strong>of</strong> SGBS cells. In<br />
contrast, b-carotene incorporated in liposomes together with a-tocopherol<br />
as an antioxidant caused a significant increase in phagocytosis.<br />
In addition, genistein significantly increased the phagocytic rate in SGBS<br />
cells. In primary human preadipocytes, b-carotene in low concentrations<br />
increased the phagocytic activity, at higher concentrations the phagocytic<br />
activity returned to baseline. The increased phagocytic activity was<br />
not associated with an elevated secretion <strong>of</strong> the pro-inflammatory cytokines<br />
TNF-a and interleukin-6. Conclusions: This study shows that adipose<br />
precursor cells possess phagocytic activity. Phytochemicals like bcarotene<br />
and genistein increase the phagocytic activity <strong>of</strong> human preadipocytes<br />
without increasing the secretion <strong>of</strong> pro-inflammatory cytokines.<br />
This effect may demonstrate an important anti-inflammatory effect<br />
<strong>of</strong> certain phytochemicals in adipose tissue which may counteract<br />
the pro-inflammatory state in obesity.<br />
P318<br />
A small surgical injury <strong>of</strong> subcutaneous adipose<br />
tissue up and down regulates expression <strong>of</strong><br />
genes in epidydimal adipose tissue<br />
Klöting N 1 , Lucke S 2 , Klöting I 2<br />
1 University <strong>of</strong> Leipzig, Medical Faculty, Internal Medicine III,<br />
Leipzig, Germany, 2 University <strong>of</strong> Greifswald, Medical Faculty,<br />
Laboratory Animal Science, Karlsburg, Germany<br />
Aim: From studies in Siberian hamsters and rats it is known that white<br />
adipose tissue is innervated and that surgical denervation <strong>of</strong> white adipose<br />
tissue triggers an increase in fat cell number. We could observe the<br />
same phenomenon in rats. A small surgical injury <strong>of</strong> subcutaneous adipose<br />
tissue increased the number <strong>of</strong> fat cells in epidydimal adipose<br />
tissue. This observation prompted us to analyse the gene expression in<br />
epidydimal adipose tissue in rats with and without surgical injury <strong>of</strong><br />
subcutaneous adipose tissue. Methods: mRNA pr<strong>of</strong>iling using Affymetrix<br />
Gene Chips was carried out in epidydimal adipose tissue obtained<br />
from 38 days old male rats without or with surgical injury. The surgical<br />
injury was done in subcutaneous fat 10 days before (28 d) mRNA pr<strong>of</strong>iling.<br />
Results: The analysis <strong>of</strong> more than 15.500 expressed genes showed<br />
that the mRNA <strong>of</strong> 14 genes was not expressed in untreated rats, but was<br />
highly expressed after surgical injury. Only one gene (gap junction<br />
membrane channel protein beta 6, Gjb6) was expressed without and<br />
was 7 times higher expressed with surgical injury. In contrast, the expression<br />
<strong>of</strong> 14 genes was zero after surgical injury. Two genes (NADH<br />
dehydrogenase (ubiquinone) 1 alpha subcomplex 5, Ndufa5; synaptic<br />
vesicle glycoprotein 2b, Sv2b) were expressed without and with surgical<br />
injury, but expression <strong>of</strong> Ndufa5 and Sv2b was decreased by factor 4 and<br />
6, respectively with surgical injury. Conclusion: Obviously higher expressed<br />
was Gjb6 and lower expressed Sv2b, two genes which play a<br />
role in nervous system. Gjb6 is thought to control the level <strong>of</strong> intercellular<br />
communication and it may be involved in the neuronal apoptotic<br />
process. Sv2b is a membrane glycoprotein present in all neuronal vesi-<br />
cles that undergo regulated secretion. Therefore, we conclude that these<br />
genes might be involved in increase fat cell number and could play a<br />
role in the interaction between subcutaneous and visceral adipose tissue.<br />
P319<br />
Einfluss von Liraglutid auf Blutdruck und<br />
kardiovaskuläre Risikomarker bei Patienten mit<br />
Typ 2 Diabetes: Eine 14-wöchige<br />
Monotherapiestudie<br />
Courreges J 1 , Zdravkovic M 2 , Le-Thi T 3 , Krarup T 4 ,<br />
Schmitz O 5 , Vilsboell T 4 , Verhoeven R 6 , Buganova I 7 ,<br />
Madsbad S 8<br />
1 Centre Hospitalier de Narbonne, Service de Medecine A,<br />
Narbonne, France, 2 Novo Nordisk A/S, Medical & Science –<br />
Liraglutide, Bagsvaerd, Denmark, 3 Novo Nordisk A/S,<br />
Clinical Research – Liraglutide, Bagsvaerd, Denmark,<br />
4 Gent<strong>of</strong>te Hospital, Internal Medicine, Copenhagen,<br />
Denmark, 5 Aarhus University Hospital, Internal Medicine,<br />
Aarhus, Denmark, 6 Gelre Ziekenhuizen, Poli interne<br />
Geneeskunde, Apeldoorn, Netherlands, 7 Diabetologicka<br />
ambulancia, Zilina, Slovakia, 8 Hvidovre University Hospital,<br />
Endocrinology, Hvidovre, Denmark<br />
Fragestellung: Liraglutid, ein GLP-1 Analogon zur einmal täglichen Gabe,<br />
senkt den Blutzucker und das Gewicht bei Patienten mit Typ 2 Diabetes.<br />
Zusätzlich zum blutzuckersenkenden Effekt wurde in dieser Studie<br />
der Einfluss der Behandlung auf den Blutdruck, Lipide, Adiponectin,<br />
Leptin, hsCRP, IL-6, TNF-a, PAI-1 und BNP untersucht. Methodik: 165<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes, ohne Medikation oder mit einem oralen<br />
Antidiabetikum (seit 4 Wochen abgesetzt), wurden 1:1:1:1 randomisiert<br />
auf Liraglutid Monotherapie mit 0,65 mg, 1,25 mg oder 1,90 mg Liraglutid<br />
oder auf Placebo. Ergebnisse: Nach 14 Wochen wurde in den Liraglutid-<br />
Behandlungsgruppen im Vergleich zu Placebo eine signifikante<br />
Senkung des systolischen Blutdrucks beobachtet: -7,37 (0,65 mg), -5,21<br />
(1,25 mg) und -7,91 mm Hg (1,90 mg) (p < 0,05 für alle Gruppen). Die<br />
Veränderung des diastolischen Blutdrucks (-1,46, 0,59 und -2,45 mm<br />
Hg) erreichte nicht die statistische Signifikanz. Weiterhin zeigte sich<br />
bei den mit Liraglutid behandelten Patienten im Vergleich zu Placebo<br />
eine Senkung der Triglyceride, die adjustierten Unterschiede betrugen<br />
-19% (0,65 mg, p = 0,03), -15% (1,25 mg, p = 0,09) und -22% (1,90 mg,<br />
p = 0,01). Es gab keine klinisch relevanten und konsistenten Unterschiede<br />
bezüglich der Gesamtcholesterin-, HDL-, LDL-, ApoB-, IL-6-, TNF-a-,<br />
Leptin- und Adiponectin- Konzentrationen zwischen den Liraglutid-Behandlungsgruppen<br />
und Placebo (eine signifikant größere Reduktion des<br />
LDL-Cholesterins wurde bei der Placebogruppe im Vergleich zu den aktiven<br />
Behandlungsgruppen beobachtet, das galt aber nicht für ApoB, bei<br />
dem lediglich in der 1,25 mg Behandlungsgruppe ein Unterschied zu<br />
verzeichnen war. Es konnte ein ausgeprägter Effekt von Liraglutid auf<br />
die PAI-1- Konzentrationen mit Reduktionen von -14% (p = 0,29), -29%<br />
(p = 0,02) bzw. -25% (p = 0,05) für 0,65 mg, 1,25 mg und 1,90 mg Liraglutid<br />
gegenüber Placebo beobachtet werden. Das galt auch für die BNP-<br />
Konzentrationen mit dosisabhängigen Senkungen von -26% (p = 0,1),<br />
-30% (p = 0,05) und -38% (p = 0,01) gegenüber Placebo für die entsprechenden<br />
Liraglutid- Behandlungsgruppen. Die beobachteten dosisabhängigen<br />
Senkungen des CRP gegenüber Placebo (-3%, -12% und<br />
-20%) erreichten keine statistische Signifikanz. Schlussfolgerung: Die<br />
Behandlung mit Liraglutid war mit einer Blutdrucksenkung und einer<br />
Abnahme der Triglycerid-, PAI-1- und BNP-Konzentrationen verbunden,<br />
die beobachteten Effekte müssen aber in Langzeitstudien bestätigt werden<br />
und bedürfen weiterer Untersuchungen.<br />
P320<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Prävalenz des metabolischen Syndroms in der<br />
primärärztlichen Versorgung: Ergebnisse der<br />
DETECT Studie<br />
Stridde E 1 , Pieper L 2 , Huppertz E 2 , Klotsche J 2 , Eichler T 2 ,<br />
Lehnert H 3 , Wittchen HU 2<br />
1 Abteilung Klinische Forschung, Pfizer Pharma GmbH,<br />
Karlsruhe, Germany, 2 Institut für Klinische Psychologie und<br />
Psychotherapie, Technische Universität Dresden, Dresden,<br />
Germany, 3 University <strong>of</strong> Warwick Medical School, Coventry,<br />
United Kingdom<br />
Einleitung: Der DDU-Diabetesbericht geht davon aus, dass im Jahr 2010<br />
ca. 10 Mio. Menschen an Typ 2 Diabetes (T2D) erkrankt sein werden.<br />
Unsere soziokulturellen Rahmenbedingungen fördern die Entwicklung.<br />
Auch gibt es eine große Anzahl nicht diagnostizierter Menschen mit
T2D. Viele Patienten mit Prädiabetes oder bereits manifestem Diabetes<br />
erfüllen die Kriterien des metabolischen Syndrom (MetS). Fragestellung:<br />
Wie hoch ist die Prävalenz des MetS bei Patienten ohne manifesten<br />
Diabetes in der primärärztlichen Versorgung in Deutschland?<br />
Weitere Fragestellungen betreffen die Ausprägung des MetS in verschiedenen<br />
Patientengruppen, sowie das Ausmaß an Folgeerkrankungen und<br />
die Häufigkeit der Verordnung medikamentöser Interventionen. Methodik:<br />
DETECT (www.detect-studie.de) ist eine epidemiologische Querschnitts-<br />
(und prospektive Längsschnitt-) Studie im primärärztlichen<br />
Versorgungssektor. Basierend auf einer Zufallsstichprobe wurden 2003<br />
von 3.188 primärärztlichen Praxen in Deutschland 55.518 unselektierte<br />
Konsekutivpatienten (Frauen 59,2%, Alter 53,8 Jahre) dokumentiert. Unter<br />
Verwendung der aktuellen MetS-Definition der Internationalen Diabetes<br />
Federation (IDF) aus dem Jahr 2005 wurde die Gesamtpopulation<br />
bezüglich des Vorliegens eines MetS analysiert. Parameter (Laborwerte,<br />
anthropometrische Maße) zur Bestimmung des MetS lagen von insgesamt<br />
20.131 Patienten (15.345 ohne T2D) vollständig vor. Es erfolgte<br />
für die dokumentierten Daten eine Standardisierung auf die Alter- und<br />
Geschlecht-Struktur der DETECT Gesamtstichprobe. Ergebnisse: Die<br />
Prävalenz des MetS gemäß IDF-Kriterien (aber ohne manifesten T2D)<br />
lag in der von uns untersuchten Population bei 38,4%. Abdominelle Fettleibigkeit<br />
und zwei weitere IDF-Kriterien fanden sich bei 48,8%, mehr<br />
als zwei beliebige IDF-Kriterien bei 51,2% dieser MetS-Patienten. 52,3%<br />
der MetS-Patienten litten an einer Dyslipoproteinämie und 54,2% an<br />
einer arteriellen Hypertonie. Beides in Kombination lag bei 32,4% vor.<br />
Die Dyslipoproteinämie wurde bei 51,5%, die Hypertonie bei 92,2% der<br />
betr<strong>of</strong>fenen Patienten mit MetS medikamentös behandelt. Die der gestörten<br />
Glukosehomöostase zuzuordnenden Folgeerkrankungen wurden<br />
unter den MetS-Patienten ohne T2D von den Primärversorgern wie folgt<br />
beziffert: Retinopathie: 1,2%, Neuropathie: 1,9%, Nephropathie: 1,4%;<br />
Myokardinfarkt: 6,7%, Zerebraler Insult: 2,3%. Schlussfolgerungen: Es<br />
ist davon auszugehen, dass in der primärärztlichen Versorgung neben<br />
den ca. 15% diagnostizierten T2D-Diabetikern bei weiteren ca. 40% der<br />
Patienten ein MetS nach IDF-Definition 2005 vorliegt. Sieht man das<br />
MetS als Vorstufe des T2D, bzw. als einen St<strong>of</strong>fwechselzustand an, zu<br />
dem sich ein manifester T2D häufig hinzugesellt, so sollte bei Vorliegen<br />
eines MetS eine (Primär-) Prävention in Betracht gezogen werden. *Förderung:<br />
unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe<br />
P321<br />
Zytokine des epikardialem Fettgewebes als<br />
Regulatoren des kardialen Glucosetransports?<br />
Swifka J 1 , Herzfeld de Wiza D 1 , Müller H 1 , Eckel J 1 , Rösen P 1<br />
1 Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Klinische<br />
Biochemie und Pathobiochemie, Düsseldorf, Germany<br />
In vorhergehenden Studien konnten wir zeigen, dass Produkte der<br />
12-Lipoxygenasen (12-LO), Eicosanoide, essentiell an der Regulation<br />
des kardialen Glukosetransportes beteiligt sind. Die 12-LO wird durch<br />
das Zytokin TGF-b gesteuert. Um zu untersuchen, ob epikardiales Fettgewebe<br />
(epi), ähnlich wie das abdominale Fettgewebe ein endokrines<br />
Organ darstellt und die Funktion sowie Struktur des Myokards beeinflusst,<br />
haben wir die Synthese von Zytokinen und Chemokinen durch<br />
das epi bestimmt und deren Wirkung auf die 12-LO Expression in epi<br />
und im Herzmuskel beim Meerschweinchen analysiert. Mittels Arraytechnik<br />
konnten wir nachweisen, dass sowohl im subkutanen Fettgewebe<br />
(sc) als auch in epi ein reichhaltiges Muster von Zytokinen (> 50)<br />
exprimiert wird. In beiden Geweben wurde altersabhängig (5 Wochen<br />
zu 1 Jahr) eine veränderte Freisetzung insbesondere von Leptin, Fraktalkin,<br />
Adiponectin, IL-1ra, IL-3, CNTF, IGFBP-2, IL-1a, TNFa, TNFb und Angiogenin<br />
beobachtet. Altersabhängig ändert sich das Muster der Zytokinexpression<br />
(epi:sc) nicht signifikant; es kommt aber in Abhängigkeit<br />
von der Menge an epi zu einer vermehrten Expression (10 – 15fach). Mit<br />
der Zunahme der Menge im Alter wurde die 12-LO Expression im epi<br />
signifikant gesteigert (60 € 5%; p < 0,05; n = 3); erwartungsgemäß wurde<br />
dadurch die GLUT4 Expression reprimiert (5 € 2%; p < 0,05; n = 3). Im<br />
Gegensatz hierzu wurden mit steigendem Alter im Herzgewebe eine<br />
Reduktion der 12-LO Expression (50 € 2%; p < 0,05) und ein Anstieg der<br />
GLUT4 Expression (130 € 10%; p < 0,05) beobachtet. Die Zunahme des<br />
epi führte somit signifikant zu einer vermehrten Bildung von Zytokinen.<br />
Die Folgen der erhöhten Zytokin-/Chemokinsynthese sind jedoch gewebespezifisch<br />
unterschiedlich. Im epi wird der 12-LO abhängige Glucosetransport<br />
downreguliert, was als ein erster Hinweis auf eine entstehende<br />
Insulinresistenz im epi durch proinflammatorische Zytokine wie<br />
TGF-b gedeutet werden könnte. Wir interpretieren die Downregulation<br />
der 12-LO sowie die damit verbundene Upregulation des GLUT4 im<br />
Herzgewebe als spezifische Reaktion des Myokards auf die gesteigerte<br />
Ausschüttung des antiinflammatorischen Adiponectins durch das epi.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Diese praeliminären Daten deuten darauf hin, dass die Wechselwirkungen<br />
zwischen dem fascienfrei aufliegenden epi und dem Herzmuskel<br />
von komplexer Natur sind und die vermehrte Synthese von pro- und<br />
antiinflammatorischen Zytokinen sich gewebespezifisch auswirkt.<br />
P322<br />
Epikardiales Fett als Ursache der kardialen<br />
Dysfunktion im Diabetes? Das<br />
Meerschweinchenherz als experimentelles<br />
Modell<br />
Swifka J 1 , Weiss J 1 , Addicks K 2 , Knebel B 1 , Susanto F 1 ,<br />
Eckel J 1 , Rösen P 1<br />
1 Deutsches Diabetes Zentrum, Klinische Biochemie,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Universität zu Köln, Anatomisches<br />
Institut, Köln, Germany<br />
Es gibt Hinweise darauf, dass epikardiales Fett (Epi) ähnliche Eigenschaften<br />
wie abdominales Fett aufweist und in der Lage ist, pro-inflammatorische<br />
Zytokine und Fettsäuren in die koronare Strombahn freizusetzen.<br />
Damit wäre eine ähnlich direkte Interaktion zwischen Epi<br />
und dem Herz als Zielorgan möglich, wie sie für das abdominale Fett<br />
und die Leber diskutiert wird. Unsere Hypothese geht deshalb davon<br />
aus, dass Diabetes Typ 2 und andere Insulin-resistenten Zustände das<br />
Muster und die Menge der Sekretionsprodukte (Zytokine, Fettsäuren)<br />
des Epi modifizieren und dadurch zur Entwicklung von Insulinresistenz<br />
im Herzen, zur kardialen Dysfunktion und zum im Diabetes erhöhten<br />
kardialen Risiko beitragen. Ein geeignetes experimentelles Modell um<br />
die spezifischen Wechselwirkungen zwischen Epi und dem Herzen zu<br />
untersuchen, wurde bisher nicht beschrieben. Bekannt ist aber, dass es<br />
im Meerschweinchen ähnlich wie bei Mensch und Affe zur Anreicherung<br />
von Epi in Abhängigkeit von Ernährung und Alter kommt. Um die<br />
Eignung des Meerschweinchenherzens als Model zu untersuchen, wurden<br />
in einem ersten Ansatz die Freisetzung und Synthese von Zytokinen<br />
durch Epi im Vergleich zu subkutanem Fett (Sc) mit einer Array Technik<br />
untersucht. Beide Gewebe synthetisieren ein breites Spektrum an pround<br />
anti-inflammatorischen Zytokinen (> 50). Im Epi überwiegen Leptin,<br />
Eotaxin 3, Fraktalkalin, BDNF, IL 1a, MDC, IGFBP1, 2 und 4, FAS, TIMP 2,<br />
Adiponektin, Angiopoietin 2, GCSF und bFGF. Abhängig vom Alter und<br />
der Menge an EPi wird nicht nur eine vermehrte Freisetzung von Zytokinen<br />
beobachtet, sondern das Spektrum der sezernierten Zytokine verschiebt<br />
sich pro-inflammatorisch. Morphologisch liegt ein hoher Anteil<br />
von Epi dem Myokard auf; ein wesentlicher Anteil durchzieht aber auch<br />
die epikardialen Muskelschichten, die dadurch eine aufgelockerte<br />
Schichtung erfahren. Zusätzlich akkumuliert ein erheblicher Teil entlang<br />
der großen Gefäße und an der Herzspitze. Mit der Zunahme an Epi sind<br />
das flächenartige Auftreten von perivaskulärem und interstitiellem Kollagen<br />
und die vermehrte Ablagerung von Grundsubstanz (Vorstufe zur<br />
Kollagenablagerung) assoziiert. Die Muskelzelle und die Zellen des parasympathischen<br />
Nervensystems erscheinen demgegenüber unauffällig.<br />
Die morphologischen Veränderungen legen nahe, dass es in Abhängigkeit<br />
von der Menge an Epi zur Beeinträchtigung der myokardialen Struktur<br />
kommt und Defekte der diastolischen Dysfunktion und beim venösen<br />
Abfluss auftreten. Trotz der morphologischen Unauffälligkeit weist<br />
der Herzmuskel biochemisch charakteristische Auffälligkeiten auf: mit<br />
zunehmendem Epi und Alter werden die 12-Lipoxygenase, Calreticulin,<br />
der Glucosetransporter 4 sowie PPARa down-reguliert. Diese Veränderungen<br />
stellen erste Hinweise auf die Entwicklung von Störungen des<br />
Glucosest<strong>of</strong>fwechsels und der Calcium-Homöostase dar.<br />
P323<br />
BG-Kontrolle bei Patienten mit Typ-2 Diabetes<br />
und koronarer Herzkrankheit. Beobachtungen in<br />
einer kardiologischen Reha-Klinik<br />
Fischer U 1 , Grunze M 1 , Heinke P 2 , Dunger A 3<br />
1 Dünenwald-Klinik, Trassenheide, Germany, 2 Institut für<br />
Diabetes, Karlsburg, Germany, 3 Klinikum Krefeld, Krefeld,<br />
Germany<br />
Das metabolische Syndrom gilt als wesentliche Risikokonstellation der<br />
koronaren Herzkrankheit (KHK). Fragestellung: Unterscheiden sich bei<br />
Patienten (Pat.) einer Reha-Klinik mit nicht primär diabetologischem<br />
Pr<strong>of</strong>il die Qualitätsmerkmale der Langzeit-BG-Kontrolle von Typ-2 Diabetespat.<br />
bei Aufnahme mit vs. ohne KHK? Methodik: Anamnestische<br />
und (para)klinische Erhebung bei zwei gleichzeitig betreuten Gruppen<br />
diabetologisch-konsilarisch mitbehandelter (bekannte Diabetesdauer<br />
> 2 J) Pat. Verglichen wurden mittels SPSS-basierter Statistik je 50 unausgewählte,<br />
sequenziell angereiste Pat.: KHK (< 2 Wo nach kardiologischer<br />
Intervention wegen Myokardinfarkt, Alter 62 € SD 9 J, Diabetesdau-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S103
S104 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
er 13 € 9 J, 16w, 34 m) vs. Kontrollen mit anderen Behandlungsindikationen<br />
(orthopädische oder psychosomatische Diagnosen, COPD, Diabetes<br />
mellitus, 62 € 11 J, 13 € 7 J, 21w, 29 m). Ergebnisse: (Bei Aufnahme, KHK<br />
vs. Kontrollen) HbA1c 6,9 € 0,8 vs. 8,0 € 0,9 (p < 0,01) mmol/l; Nüchtern-<br />
BG 8,2 € 2,1 vs. 8,9 € 2,3 (p < 0,05), postprandiale BG 11,0 € 2,7 vs.<br />
11,0 € 3,2 mmol/l; BMI 30,8 € 5,4 vs. 30,9 € 6,2 kg/(m) 2 . Prävalenzen: Adipositas<br />
44 vs. 46%, Hypertonie 92 vs. 78%, HLP 80 vs. 60% (p < 0,05),<br />
Hyperurikämie 30 vs. 32%, Retinopathie 31 vs. 16% (p < 0,05), Nephropathie<br />
einschl. persistierender Mikroalbuminurie 43 vs. 33% (p < 0,05),<br />
Syndrom diabetischer Fuß einschl. Vorstadien 23 vs. 13% (p < 0,05). Mitgebrachte<br />
Therapie: Diät allein 4 vs. 6%, OAD 20 vs. 26%, CT 10 vs. 10%,<br />
ICT 42 vs. 42%, OAD + Insulin 24 vs. 16%; ambulante Betreuung: DMP ja<br />
24 vs. 16%/nein 24 vs. 28%/„weiß nicht“ 52 vs. 56%, Gesundheitspass<br />
Diabetes vorhanden 32 vs. 24%, (Mit)behandlung in Schwerpunktpraxis<br />
32 vs. 36%; vorangegangene Schulung 42 vs. 44%; Angaben zur St<strong>of</strong>fwechselführung<br />
fanden sich in den Zuweisungsunterlagen bei 0 vs. 0%<br />
der Pat. Während der Reha-Maßnahme wurden alle Pat. geschult (keine<br />
Unterschiede KHK vs. Kontrollen): 24% strukturiert in Gruppe, 63% problemorientiert<br />
individuell und 13% gemeinsam mit Begleitpersonen (individuell<br />
oder in Gruppe); 28% der Pat. bedurften auf Grund kognitiver<br />
Probleme erhöhter Zuwendung. Bei 36 vs. 22% der Pat. wurde gemeinsam<br />
mit ihnen und – wo erforderlich – nach Kontakt zum zuständigen<br />
Heimatarzt eine Neueinstellung der antidiabetischen Therapie vorgenommen;<br />
Resultat waren bei aktuell verbesserten BG-TNP tragfähige<br />
Regimes für das eigenständige BG-Management in der weiteren ambulanten<br />
Betreuung. Schlussfolgerungen: (a) Viele Pat. beider Stichproben<br />
kommen mit unzureichenden Qualitätskriterien des langfristigen BG-<br />
Managements zur Aufnahme; (b) KHK-Pat. sind durchschnittlich nicht<br />
durch eine schlechtere BG-Kontrolle oder ungünstigere Betreuungssituation<br />
gekennzeichnet, wohl aber tendenziell durch höhere Komplikationsraten;<br />
(c) die leitliniengerechte Diabetesbetreuung muss zum<br />
Standardangebot auch bei solchen Reha-Maßnahmen gehören, die nicht<br />
primär aus diabetesbezogener Indikation durchgeführt werden.<br />
P324<br />
Neu diagnostizierte Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
sind mit der Insulinbehandlung zufrieden<br />
Lingvay I 1 , Kaloyanva P 1 , Ratter F 2 , Raskin P 1<br />
1 University <strong>of</strong> Texas Southwestern Medical Center,<br />
Endocrinology, Dallas, Texas, United States <strong>of</strong> America,<br />
2 Novo Nordisk Pharma GmbH, Medizin, Mainz, Germany<br />
Fragestellung: Die Insulinbehandlung bei Typ 2 Diabetes wird gewöhnlich<br />
bis zum Versagen oraler Antidiabetika hinausgezögert, weil Nebenwirkungen<br />
(z. B. Hypoglykämien und Gewichtszunahme) und eine mangelnde<br />
Akzeptanz bei Patienten befürchtet werden. Dies kann zu längeren<br />
hyperglykämischen Phasen mit der Folge führen, das Risiko von<br />
Komplikationen zu erhöhen und die Betazellen durch die Hyperglykämie<br />
zu schädigen. Eine frühzeitige Insulintherapie könnte diesen Prozessen<br />
entgegenwirken. Diese Studie untersucht die Praktikabilität, Akzeptanz<br />
und Wirksamkeit von Insulin in Kombination mit Metformin<br />
bei neu diagnostizierten Patienten mit Typ 2 Diabetes. Methodik: Die<br />
Therapie wurde mit biphasischem Insulinaspart 30 (30% gelöstes und<br />
70% protamingebundenes Insulinaspart) im Flexpen Ò und Metformin<br />
1000 mg zweimal täglich begonnen. Laboruntersuchungen wurden am<br />
Anfang und am Ende der 3monatigen Studie durchgeführt. Die Patienten<br />
wurden monatlich zur Dokumentation von Nebenwirkungen, zur Kontrolle<br />
der Compliance und zur Anpassung der Insulindosis, die auf der<br />
Grundlage der Blutzuckertagebücher und anamnestischer Angaben erfolgte,<br />
einbestellt. Die Lebensqualität der Patienten und die Akzeptanz<br />
der Insulinbehandlung wurden mit dem Diabetes-Lebensqualitäts-Fragebogen<br />
(DQoL = Diabetes Quality <strong>of</strong> Life Questionnaire) bei Studienende<br />
beurteilt. Ergebnisse: Von 63 eingeschlossenen Patienten (mittleres Alter<br />
= 44,7 Jahre; mittlerer BMI = 35,4 kg/m 2 ; Anteil der Männer: 43) brachen<br />
8% die Studie wegen nicht studienbezogener Gründe ab. Das<br />
HbA1c reduzierte sich durchschnittlich von 10,8 auf 5,9%, 100% erreichten<br />
ein HbA1c £ 7% und 90% ein HbA1c £ 6,5%. Das mittlere Körpergewicht<br />
stieg von 100 kg auf 101,5 kg (p = 0,006). Die Hypoglykämierate<br />
(BZ< 3,9 mmol/l mit Symptomen) lag bei 1,5 Episoden je Patientenmonat.<br />
Es trat nur eine schwere Hypoglykämie auf. Bei Studienende schätzten<br />
84,5% der Patienten ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut<br />
oder besser ein, und 88% gaben eine Besserung ihres allgemeinen Gesundheitszustandes<br />
gegenüber Studienanfang an. 93% der Patienten waren<br />
mit ihrer Insulinbehandlung zufrieden, und 88% wollten die Insulintherapie<br />
fortsetzen. Der mittlere Score der folgenden Abschnitte des<br />
DQoL betrug: 1,83 für die Therapiezufriedenheit, 1,81 für die Krankheitsauswirkung,<br />
1,75 für die Beeinträchtigung durch Hypoglykämie, 2,15 für<br />
die Alltagsflexibilität und 1,18 für die soziale Bedeutung. Die Compliance<br />
betrug für Insulin 96,7% und für Metformin 95,2%. Schlussfolgerungen:<br />
Die ambulante Neueinstellung von Patienten mit neu diagnostiziertem<br />
Diabetes Typ 2 auf Insulin und Metformin zum Zeitpunkt der Diagnosestellung<br />
ist eine wirksame, sichere und praktikable Strategie, um rasch<br />
eine Normoglykämie zu erreichen. Alle Patienten hatten innerhalb von 3<br />
Monaten eine exzellente Blutzuckerkontrolle mit einer niedrigen Hypoglykämierate<br />
und einer minimalen Gewichtszunahme. Die Behandlung<br />
mit Insulin wurde von den Patienten sehr gut akzeptiert.<br />
P325<br />
Gewichtsabnahme adipöser Patienten nach<br />
Pramlintide-Gabe ist mit anhaltend verminderter<br />
Kalorienaufnahme verbunden<br />
Limmer J 1 , Schönamsgruber E 1 , Chen K 1 , Lush C 1 , Burns C 1 ,<br />
Ellero C 1 , Kesty N 1 , Herrmann K 1<br />
1<br />
Amylin Pharmaceuticals, Inc., San Diego, CA, United States<br />
<strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: Pramlintide, ein Analogon des b-Zell Hormons Amylin,<br />
reduzierte Nahrungsaufnahme (in einer einzelnen Buffet-Mahlzeit) und<br />
Körpergewicht bei adipösen Probanden. Methodik: Um den Mechanismus<br />
dieser gewichtsreduzierenden Effekte weiter zu charakterisieren,<br />
untersuchte diese randomisierte, einfach-blinde, Plazebo-kontrollierte<br />
Studie den Einfluss von Pramlintide auf Körpergewicht und Kalorienaufnahme<br />
pro 24 Std (h) zu Beginn und zum Ende einer 6-wöchigen<br />
Behandlungsphase bei adipösen Probanden. Nach einer 2-tägigen Plazebo-Lead-in<br />
Phase erhielten 88 Studienteilnehmer Pramlintide (180 mg<br />
TID, ITT N = 60, 50/50% F/M, Alter 49 € 9 J, BMI 35,3 € 3,6 kg/m 2 ,<br />
MW € SD) oder Plazebo (ITT N = 28, 50/50% F/M, Alter 51 € 8 J, BMI<br />
36,3 € 4,7 kg/m 2 , MW € SD) via subkutane Injektion vor den Hauptmahlzeiten<br />
(keine Lebensstil-Intervention). Die 24-h Kalorienaufnahme (adlibitum<br />
Mahlzeiten) wurde während stationärer Klinikaufenthalte an<br />
den Tagen 1 (d. h. während der Plazebo-Lead-in Phase), sowie 3 und 43<br />
gemessen. Ergebnisse: Pramlintide-behandelte Probanden, die die Studie<br />
beendeten (> 95% auswertbare Probanden, Plazebo N = 25; Pramlintide<br />
N = 59) zeigten eine progressive Gewichtsabnahme, mit Plazebokorrigierter<br />
Gewichtsreduktion am Tag 44 von 2,2 € 0,5% (2,0 € 0,5 kg,<br />
MW € SE) (P < 0,0001). Von diesen Probanden erzielten ~42% der Pramlintide-behandelten<br />
Studienteilnehmer einen Gewichtsverlust von<br />
‡ 2,5% (vs. 8% der Plazebo-behandelten Teilnehmer, P < 0,005). Der<br />
durch Pramlintide induzierte Gewichtsverlust war, im Vergleich zu Plazebo,<br />
mit starker Verminderung in der 24-h Kalorienaufnahme verglichen<br />
mit Tag 1 verbunden (Tag 3: 990 € 94 vs. 243 € 126 kcal P < 0,0001;<br />
Tag 43: 680 € 87 vs. 192 € 162 kcal, P < 0,01). Trotz signifikanter Unterschiede<br />
in der Nahrungsaufnahme waren Visuelle Analog Skalen-Pr<strong>of</strong>ile<br />
für 12-h Hunger und Völlegefühl zwischen Pramlintide- and Plazebobehandelten<br />
Studienteilnehmern ähnlich, was auf verstärkte mahlzeitenbezogene<br />
Sättigung schließen lässt. Das am häufigsten beobachtete<br />
unerwünschte Ereignis nach Pramlintide-Gabe war Übelkeit, mit einer<br />
ähnlichen Inzidenz (23%) wie in der Plazebogruppe (21%). Schlussfolgerung:<br />
Diese Ergebnisse geben weitere Hinweise darauf, dass eine Reduktion<br />
in der Nahrungsaufnahme, hervorgerufen durch eine Modulation<br />
der Sättigungssignale, der primäre Mechanismus für den unter Pramlintide<br />
beobachteten Gewichtsverlust ist, und rechtfertigen die weitere<br />
Untersuchung von Pramlintide als eine mögliche Behandlung von Adipositas.<br />
P326<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Wirkung des Zuckeraustauschst<strong>of</strong>fes Isomalt auf<br />
St<strong>of</strong>fwechsel- und Risikoparameter bei Patienten<br />
mit Diabetes mellitus Typ 2<br />
Holub I 1 , Gostner A 1 , Hessdörfer S 1 , Theis S 2 , Bender G 3 ,<br />
Willinger B 3 , Allolio B 3 , Kozianowski G 2 , Scheppach W 1<br />
1 Universitätsklinik Würzburg, Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik II, Gastroenterologie, Würzburg, Germany,<br />
2 SÜDZUCKER AG Mannheim/Ochsenfurt, Obrigheim/Pfalz,<br />
Germany, 3 Universitätsklinik Würzburg, Medizinische Klinik<br />
I, Endokrinologie, Würzburg, Germany<br />
Fragestellung: Süßigkeiten und andere süße Speisen bedeuten für viele<br />
Menschen ein Stück Lebensqualität. So sind für Diabetiker alternative<br />
Lebensmittel(zutaten) entwickelt worden, die im Unterschied zu herkömmlichen<br />
Produkten nur eine geringe oder keine Erhöhung des Blutzuckers<br />
bewirken. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob und<br />
wie sich ein Austausch glykämischer Zutaten durch den nahezu nichtglykämischen<br />
Zuckeraustauschst<strong>of</strong>f Isomalt auf die St<strong>of</strong>fwechsellage<br />
und Risikoparameter bei Typ 2 Diabetikern auswirkt. Methodik: 33<br />
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, diätetisch eingestellt oder mit
oralen Antidiabetika (Metformin und/oder Thiazolidindione) therapiert,<br />
erhielten im Rahmen der Studie über 12 Wochen täglich 30 g Isomalt in<br />
Form gesüßter Lebensmittel. Während der Testphase behielten die Studienteilnehmer<br />
ihre gewohnte Ernährung bei, sollten jedoch auf zusätzliche<br />
süße Speisen und Diabetiker-Produkte verzichten. Vor Studienbeginn,<br />
nach 6 Wochen und nach Abschluss der Studie wurde den Patienten<br />
Blut entnommen und neben allgemeinen Routineparametern,<br />
Nüchternblutglucose, HbA1c, Insulin, Proinsulin, C-Peptid, Adiponectin,<br />
Leptin sowie Gerinnungsparameter, Blutlipide, Apolipoproteine, oxidiertes<br />
LDL und C-reaktives Protein (CRP) bestimmt. Ergebnisse: Von 33<br />
aufgenommenen Patienten, schlossen 31 die Studie ab. Isomalt zeigte<br />
sich auch über einen längeren Zeitraum als gut verträglich. Nach 12-wöchigem<br />
Isomaltverzehr konnte eine signifikante Senkung von HbA1c<br />
(von 7,4 € 0,8 auf 7,1 € 0,9%), Nüchternblutglucose (von 176 € 36 auf<br />
161 € 47 mg/dl), Insulin (von 34,3 € 16,3 auf 24,5 € 10,6 mU/ml), Proinsulin<br />
(von 39,4 € 19,8 auf 30,1 € 15,6 pmol/l), C-Peptid (von 4,1 € 1,6 auf<br />
3,1 € 1,2 ng/ml), HOMA-IR (von 14,9 € 7,3 auf 10,1 € 6,3) sowie oxidiertem<br />
LDL (von 66,9 € 21,3 auf 54,5 € 16,4 U/L) als Parameter für das Arterioskleroserisiko<br />
nachgewiesen werden. Allgemeine Routineparameter,<br />
Blutlipide und Gerinnungsparameter zeigten keine signifikanten ¾nderungen.<br />
Schlussfolgerung: Der Austausch von glykämischen Zutaten<br />
durch den nahezu nicht-glykämischen Zuckeraustauschst<strong>of</strong>f Isomalt<br />
führte zur deutlichen Verbesserung des Kohlenhydratst<strong>of</strong>fwechsels bei<br />
Diabetes mellitus Typ 2. Im Hinblick auf allgemeine Routineparameter<br />
weist Isomalt ein neutrales Verhalten auf. Die Ergebnisse der vorliegenden<br />
Untersuchung sind somit in Übereinstimmung mit früheren kontrollierten<br />
Humanstudien, welche ebenfalls positive Effekte einer niedrig-glykämischen<br />
Ernährungsweise z.B. auf HbA1c und Nüchternblutglucose<br />
bei Typ 2 Diabetikern zeigten.<br />
Typ 2 Diabetes, Adipositas und metabolisches Syndrom 8<br />
P327<br />
Insulinresistenz und<br />
Arterienwandveränderungen bei<br />
übergewichtigen und adipösen Personen<br />
Diamantopoulos E 1 , Andreadis E 1 , Tsourous G 1 , Tzavara C 1 ,<br />
Katsanou P 1 , Georgiopoulos D 1 , Fragouli E 1 , Gouveri E 1 ,<br />
Yfanti G 1 , Raptis S 2<br />
1 Evangelismos Krankenhaus, 4. Medizinische Klinik und<br />
Section für Angiologie, Athen, Greece, 2 Klinikum der<br />
Universität Athen Attikon, 2. Medizinische<br />
Universitätsklinik, Hellenisches Nationales Diabetes<br />
Zentrum, Athen, Greece<br />
Fragestellung: Die Adipositas trägt zur Entwicklung von Insulinresistenz<br />
(IR) und Typ 2 Diabetes mellitus (DM) bei und stellt folglich einen<br />
Risik<strong>of</strong>aktor kardiovasklulärer Krankheit dar. Die IR verringert die physiologische<br />
Antwort der Arterien auf die Insulinwirkung und führt prospektiv<br />
zu atheromatösen Arterienwandveränderungen Literaturangaben<br />
über funktionelle und morphologische Arterienwandveränderungen<br />
bei übergewichtigen und adipösen Nichtdiabetikern mit oder ohne Insulinresistenz<br />
sind beschränkt. Methodik: Diesbezüglich wurden 479<br />
übergewichtige adipöse (BMI ‡ 27 kg/m 2 ) Personen ohne DM (241 Männer<br />
und 237 Frauen) im Durchschnittsalter von 53,1 € 10,1 Jahren untersucht.<br />
Die ausführliche klinisch-laboratorische Untersuchung umfasste<br />
einen doppelt ausgeführt oralen Glukosetoleranztest (OGTT mit 75 gr<br />
Glukose) und 24-stündige Albuminausscheidung von drei Urinsamlungen.<br />
Die IR wurde mit dem HOMA <strong>Index</strong> beurteilt (> 2,46). Weiterhin<br />
wurde sonographisch die Karotis- Intima-Medie-Dicke (IMD) und der<br />
Grad der Karotis Interna-Stenose bestimmt. Die Aortenwandelastizität<br />
wurde durch die Bestimmung des Augmentationsindex (Aglx) nach Analyse<br />
der Pulswelle an der Radialisarterie (pulse wave analysis, PWA,<br />
SphygmoCor) beurteilt. Ergebnisse: Signifikante Unterschiede zwischen<br />
den Probanden mit und ohne IR wurden bezüglich des Alters, systolischen<br />
und diastolischen Blutdruckes, Gesamt- LDL- und HDL-Cholesterins,<br />
Karotis-IMD, Grad der Karotis Interna-Stenose und Mikroalbuminurie<br />
nicht festgestellt. Nach Adjustierung zum Alter und Geschlecht<br />
erwies die multiefaktorielle Regressionsanalyse eine Assoziation der IR<br />
mit dem BMI (OR 1,10, 95% CI 1,03 – 1,18, p = 0,004), den Serumtriglyzeriden<br />
(OR 1,01, 95% CI 1,00 – 1,01, p = 0,004), den Blutzucker (OR 1,07,<br />
95% CI 1,04 – 1,09, p = 0,001) und der Harnsäure (OR 1,26, 95% CI<br />
1,00 – 1,09, p = 0,048). Weiterhin zeigten die IR- Personen im Vergleich<br />
zu den insulinsensitiven einen erhöhten Aglx (OR 1,04, 95% CI<br />
1,00 – 1,09, p = 0,047). Schlussfolgerungen: Übergewichtige und adipöse<br />
insulinresistente nichtdiabetische Personen zeigen eine verminderte<br />
Aortenwandelastizität, die mithilfe der PWA-Methode beurteilt werden<br />
kann. Weiterhin läbt sich feststellen, dab der Augmentationsindex als<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
ein unabhängiger Marker kardiovaskulären Risikos verwendet werden<br />
kann.<br />
P328<br />
NF-kB Aktivität und Regulation von Adipokinen<br />
in Maus 3T3-L 1 Zellen<br />
Dietl P 1 , Brunner C 2 , Hauner H 1 , Laumen H 1<br />
1<br />
Technische Universität München, Else Kröner-Fresenius-<br />
Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ), Freising, Germany,<br />
2<br />
Universität Ulm, Abteilung für Physiologische Chemie, Ulm,<br />
Germany<br />
Einleitung: Adipositas ist gekennzeichnet durch eine chronische niedrig-gradige<br />
Inflammation mit erhöhten Plasma-Spiegeln proinflammatorischer<br />
Zytokine (z. B. TNF-a, IL-6) sowie Chemokine (z. B. MCP-1, IP-10),<br />
welche mit der Entstehung von Insulinresistenz beim Übergewichtigen<br />
in Zusammenhang gebracht werden. Es wurde gezeigt, dass diese Zytokine<br />
vom Fettgewebe, insbesondere von Adipozyten und Präadipozyten<br />
sezerniert werden. Die transkriptionellen Mechanismen, welche diese<br />
proinflammatorische Antwort in Präadipozyten und Adipozyten vermitteln,<br />
sind jedoch bisher kaum charakterisiert. NF-kB wurde in vielen<br />
Zellen als ein zentraler Transkriptionsfaktor identifiziert, der zur Regulation<br />
von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen beiträgt.<br />
Über den NF-kB Signalweg in Präadipozyten und Adipozyten ist in diesem<br />
Kontext jedoch wenig bekannt. Ziel unsere Arbeit war es, die NF-kB<br />
Aktivität sowie die Regulation von Adipokinen, insbesondere MCP-1,<br />
IL-6 und IP-10 in 3T3-L 1 Präadipozyten und Adipozyten zu untersuchen.<br />
Methodik: Transiente Transfektionen und Luziferase-Assays dienten dazu,<br />
die NF-kB Aktivität in Präadipozyten und Adipozyten zu untersuchen.<br />
Um NF-kB Aktivität spezifisch an verschiedenen regulatorischen<br />
Kontrollpunkten dieses Signalweges zu blockieren, wurden mittels retroviralen<br />
Gentransfers dominant negative IkB-a, -b und upstream regulatorische<br />
Proteine in 3T3-L 1 Zellen überexprimiert. Durch ELISA wurde<br />
die basale sowie induzierbare (TNF-a, INFg, IL-1b) Sekretion verschiedener<br />
Adipokine (IL-6, IP-10, MCP-1) untersucht. Die Regulation der<br />
endogenen Gene in den stabilen Zellen wurde mittels qRT-PCR, ChIP<br />
und EMSA charakterisiert. Ergebnisse: Transiente Transfektionen zeigten,<br />
dass der NF-kB Signalweg in Präadipozyten sowie Adipozyten basal<br />
aktiviert ist. Zellen die dominant negative IkB-a oder -b Proteine stabil<br />
überexprimieren, inhibieren effizient die basale und die induzierte IL-6,<br />
MCP-1 und IP-10-Sekretion in Präadipozyten und Adipozyten. Dabei<br />
zeigten sich Unterschiede zwischen Präadipozyten und Adipozyten. Beispielsweise<br />
wird IP-10 in Adipozyten deutlich stärker sekretiert. Des<br />
Weiteren haben, abhängig vom Stimulus, die verschiedenen NF-kB Inhibitor<br />
Proteine eine unterschiedliche Funktion bei der Aktivierung von<br />
NF-kB und der Adipokinexpression. Einige der Ergebnisse konnten mit<br />
qRT-PCR und ChIP bestätigt werden, wobei weitere Untersuchungen dazu<br />
aktuell noch ausstehen. Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Daten<br />
zeigen, dass der NF-kB Signalweg eine zentrale Rolle in der Regulation<br />
proinflammatorischer Zytokine sowie Chemokine in Präadipozyten und<br />
Adipozyten spielt. Verschiedene NF-kB Signalkomponenten übernehmen<br />
dabei unterschiedliche Funktionen. Der NF-kB Signalweg bietet<br />
damit neue potentielle Ziele für therapeutische Interventionen beim<br />
Typ 2 Diabetes.<br />
P329<br />
Einfluss einer strukturierten stationären<br />
Adipositas-Schulung für Typ-2-Diabetiker auf BMI<br />
und HbA1c-Wert unter Vermittlung einer<br />
fettreduzierten und kohlenhydratbetonten Kost<br />
Heger S 1 , Fischer C 1 , Tonon G 1 , Gorny M 1 , Lukas M 1 ,<br />
Langer K 2 , Wietholtz H 1<br />
1 Klinikum Darmstadt, Medizinische Klinik II – Diabetologie,<br />
Darmstadt, Germany, 2 Diabetologische Schwerpunktpraxis,<br />
Darmstadt, Germany<br />
Fragestellung: Die Adipositas stellt heute mit ihrer ansteigenden Inzidenz<br />
und Prävalenz eines der wichtigsten Probleme unseres Gesundheitssystems<br />
dar. Adipöse Patienten mit Typ-2-Diabetes zeichnen sich<br />
häufig durch ihre Multimorbidität aus. Zur Verbesserung der Begleiterkrankungen<br />
und auch aus ökonomischer Sicht sind effektive Therapiestrategien<br />
zur Gewichtssenkung gefragt. Ziel dieser Arbeit war die Evaluation<br />
unserer am Klinikum Darmstadt durchgeführten Adipositas-<br />
Schulungen für Typ-2-Diabetiker bezüglich der Gewichtsentwicklung<br />
und des HbA1c-Wertes. Methodik: Untersucht wurden 60 Teilnehmer<br />
der Adipositas-Schulungen für Typ-2-Diabetiker an der nach DDG zertifizierten<br />
Schulungseinrichtung (Stufe 2) des Klinikum Darmstadt im<br />
Zeitraum von 2004 – 2006. Geschult wurde nach eigenem Adipositas-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S105
S106 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Curriculum in Anlehnung an die Ernährungsempfehlungen der DDG und<br />
DGE, wobei ein Energiedefizit von etwa 500 kcal pro Tag mit folgenden<br />
Energieanteilen angestrebt wird: Fett max. 35%, Kohlenhydrate mind.<br />
50% (ballastst<strong>of</strong>freich, niedriger glykämischer <strong>Index</strong>), Eiweiß 10 – 20%.<br />
Die Teilnehmer wurden zu vermehrter körperlicher Aktivität im Alltag<br />
aufgefordert und die antidiabetische Therapie individuell festgelegt. Der<br />
Schulungserfolg wurde nach 3 – 6 Monaten (Gruppe 1, n= 20) bzw. nach<br />
7 – 20 Monaten (Gruppe 2, n= 40) mittels Telefoninterview evaluiert.<br />
Hierbei wurden das aktuelle Körpergewicht, der zuletzt bestimmte<br />
HbA1c-Wert, die Umsetzung einer fettreduzierten/kohlenhydratbetonten<br />
Kostform und der Einsatz körperlicher Bewegung ermittelt. Ergebnisse:<br />
Nach einmaliger Teilnahme an der strukturierten Adipositas-<br />
Schulung konnte bei Teilnehmern aus beiden Gruppen eine Abnahme<br />
des Gewichts nachgewiesen werden. Die Verringerung des BMIs war<br />
sowohl in Gruppe 1 (von 38,49 auf 37,54 kg/m 2 mit der Effektstärke<br />
d= 0,17) als auch in Gruppe 2 (von 37,48 auf 36,67 kg/m 2 mit der Effektstärke<br />
d= 0,14) statistisch signifikant (p < 0,005). Außerdem verbesserte<br />
sich der HbA1c-Wert in beiden Gruppen mit einer mittleren Verringerung<br />
von 8,10% auf 7,41% in Gruppe 1 (Effektstärke d= 0,52), bzw. einer<br />
Verringerung von 8,69% auf 7,37% in Gruppe 2 (Effektstärke d= 0,88).<br />
Auch hier lag die Signifikanz bei p < 0,005. 61,7% aller Schulungsteilnehmer<br />
gaben an, ihre Ernährungsgewohnheiten umgestellt zu haben,<br />
und 33,3% der Teilnehmer berichteten über eine Steigerung ihrer körperlichen<br />
Aktivität im Alltag. Schlussfolgerung: Der Einsatz der von uns<br />
durchgeführten, einmaligen stationären Intervention, ohne ambulante<br />
Nachbetreuung, führt durch Vermittlung einer fettreduzierten und kohlenhydratbetonten<br />
Kost zu einer signifikanten Reduktion des BMI sowie<br />
zur Verbesserung des HbA1c-Wertes. Dieser Effekt lässt sich bis zu einem<br />
Zeitraum von 20 Monaten nachweisen.<br />
P330<br />
Signifikanz des Metabolischen Syndroms als<br />
kardiovaskulärer Risik<strong>of</strong>aktor bei Typ 2 Diabetes:<br />
Hat das Metabolische Syndrom ein höheres<br />
Risiko als die Einzelkomponenten? Ergebnisse<br />
der DIG-Studie<br />
Hanefeld M 1 , Köhler C 1 , Ott P 1<br />
1<br />
GWT-TU Dresden GmbH, Zentrum für Klinische Studien,<br />
Dresden, Germany<br />
Die Bedeutung des Metabolischen Syndroms (MetS) als kardiovaskulärer<br />
Risik<strong>of</strong>aktor bei Typ 2 Diabetes ist bis heute umstritten, da der Nachweis<br />
der Komponenten dieses Syndroms bereits ein exklusives Risiko signalisiert.<br />
Hinzu kommt, dass per definitionem bei Typ 2 Diabetes 11 Kombinationen<br />
möglich sind, die die Diagnose MetS beinhalten. Die Diabetes<br />
in Germany (DIG) Studie analysierte bei unausgewählten Typ 2 Diabetikern<br />
deutschlandweit die Bedeutung der kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
und der Qualität und Art der Behandlung für kardiovaskuläre Erkrankungen.<br />
Dieser Beitrag prüft folgende Fragen: 1. Wie hoch ist die<br />
Prävalenz des MetS nach AHA/NHBLI Kriterien? 2. Ist das MetS ein unabhängiger<br />
Risik<strong>of</strong>aktor im Vergleich zu seinen Einzelkomponenten?<br />
3. Haben verschiedene Cluster des MetS auch unterschiedliche Risikoprädikationen?<br />
Untersucht wurden 4020 Typ 2 Diabetiker aus 238 Praxen<br />
in Deutschland. Die Komponenten des MetS wurden nach AHA/<br />
NHBLI Kriterien bewertet. Als arteriosklerotisch-vaskuläre Krankheiten<br />
(AVK) wurden Herzinfarkt und/oder Revaskularisation und Schlaganfall<br />
registriert. Die Prävalenz des MetS betrug 74,4%. Von den untersuchten<br />
Diabetikern hatten 7,6% einen Infarkt in der Anamnese und 4,3% einen<br />
Schlaganfall. Die Häufigkeit der koronaren Revaskularisation betrug<br />
6,7%. Das relative Risiko (RR) für AVK bei MetS betrug 1,41, aber für<br />
Hypertonie als wichtigster Einzelfaktor 4,76. Das RR für verschiedene<br />
Cluster des MetS reichte von 0,47 bis 10,90. Cluster, die Hypertonie<br />
und niedriges HDL-Cholesterin einschlossen, hatten als MetS ein höheres<br />
Risiko als ihre Einzelkomponenten. Bei multivariater Analyse inklusive<br />
Rauchen, Alter und LDL-Cholesterin blieb das MetS ein unabhängiger<br />
Risik<strong>of</strong>aktor für AVK. Das MetS bei Typ 2 Diabetes in seinen verschiedenen<br />
Clustern ist in der Kombination mit Hypertonie und niedrigem<br />
HDL-Cholesterol ein stärkerer Risik<strong>of</strong>aktor als die Summe der<br />
Einzelkomponenten. Dennoch bildet es eine Basis für eine ganzheitliche<br />
rationelle Therapie.<br />
P331<br />
Die EIGHT Studie: Effects <strong>of</strong> Exenatide vs. Insulin<br />
on Glycemic Control and Hypoglycemia Trial<br />
Bachmann OP 1 , Helsberg K 1 , Nicolay C 1 , Ochs P 1 , Kazda C 1 ,<br />
Gallwitz B 2<br />
1 Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Germany,<br />
2 Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, Germany<br />
Fragestellung: Hypoglykämien tragen erheblich zur Morbidität von<br />
Diabetespatienten bei, manchmal sind sie sogar tödlich. Die Hypoglykämien<br />
machen es unmöglich, bei Diabetespatienten auf Lebenszeit eine<br />
euglykämische St<strong>of</strong>fwechsellage zu erhalten; der theoretische Nutzen<br />
einer optimalen Blutzuckerkontrolle wird daher nur selten Realität. Die<br />
randomisierte, kontrollierte EIGHT Studie bei Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
wird die Hypothese testen, dass eine Therapie mit Exenatide plus<br />
Metformin (MET) bezüglich der diabetischen St<strong>of</strong>fwechselkontrolle<br />
nicht weniger effektiv ist als Insulin Aspart plus MET, aber seltener zu<br />
Hypoglykämien führt. Exenatide ist eine neue Therapieoption für Patienten<br />
mit Typ 2 Diabetes, die mit oralen Antidiabetika (MET, SU oder<br />
MET+SU) keine ausreichende Blutzuckerkontrolle erreichen. In einer<br />
plazebokontrollierten Studie war die Hypoglykämierate unter Exenatide<br />
plus MET-Begleittherapie nicht höher als unter Plazebo (Exenatide+MET<br />
5%, Plazebo+MET 5%). Bei einer kontrollierten Studie versus Insulin<br />
Glargin ergaben Subgruppenanalysen, dass die Hypoglykämierate unter<br />
Exenatide signifikant niedriger war als unter Insulin Glargin, wenn die<br />
Patienten begleitend MET erhielten (Exenatide+MET 3%, Glargin+MET<br />
17%, p = 0,01). Bei der Gesamtauswertung dieser Studien war dieser Unterschied<br />
vermutlich durch Hypoglykämien verdeckt, die durch Begleittherapie<br />
mit Sulfonylharnst<strong>of</strong>f verursacht waren. Diese Daten sprechen<br />
dafür, dass Hypoglykämien unter Exenatide seltener sind als unter Insulin,<br />
wenn die Patienten ausschließlich MET als Begleittherapie erhalten.<br />
Methodik: Die randomisierte, <strong>of</strong>fene Parallelgruppenstudie über 26<br />
Wochen vergleicht eine Insulin-Standardtherapie versus Exenatide, jeweils<br />
zusätzlich zu MET, bei Patienten mit Typ 2 Diabetes (HbA1c<br />
‡ 6,5%). Als primäres Ziel wird geprüft, ob Exenatide (2x täglich) einem<br />
Analog-Mischinsulin mit Insulin Aspart (2x täglich) nicht unterlegen ist<br />
hinsichtlich der diabetischen St<strong>of</strong>fwechelkontrolle, jedoch überlegen ist<br />
hinsichtlich der Inzidenz von Hypoglykämien (hierarchischer Test). Die<br />
primäre Analyse wird bei den nur mit MET vorbehandelten Patienten<br />
durchgeführt (errechnete Fallzahl n = 366). Ergebnisse: Die Datenauswertung<br />
wird voraussichtlich Ende 2008 abgeschlossen. Basierend auf<br />
publizierten Daten liegen die zu erwartenden Hypoglykämieraten im<br />
Exenatide plus MET Arm bei 3,6 – 6,6%, im Insulin plus MET Arm bei<br />
17,5 – 21,9%. Schlussfolgerung: EIGHT hat das Potenzial, eindeutig<br />
nachzuweisen, dass eine antidiabetische Therapie mit Exenatide plus<br />
MET eine verbesserte St<strong>of</strong>fwechselkontrolle bei gleichzeitig niedriger<br />
Hypoglykämierate ermöglicht.<br />
P332<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Verbesserte Wahrnehmung von individuellen<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren unserer Diabetes-Patienten im<br />
Praxisalltag durch die interaktive S<strong>of</strong>tware<br />
„Globalbetrachtung Diabetes – GloDi “<br />
Bierwirth RA 1 , Geller JC 2 , Jecht M 3 , Brosz M 4 , Gehrmann K 5 ,<br />
Prien M 6 , Reuter M 7<br />
1 Ambulantes Diabeteszentrum, Essen, Germany,<br />
2 Zentralklinik Bad Berka GmbH, Kardiologie, Bad Berka,<br />
Germany, 3 Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe,<br />
Medizinische Klinik – Diabetologie, Berlin, Germany,<br />
4 StatConsult, Gesellschaft für klinische und<br />
Versorgungsforschung mbH, Magdeburg, Germany,<br />
5 Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin, Diabetische<br />
Schwerpunktpraxis, Hadmersleben, Germany, 6 Pfizer<br />
Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany, 7 Ambulantes<br />
Diabeteszentrum, Jena, Germany<br />
Fragestellung: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Hauptursache<br />
für eine hohe Morbidität und Mortalität bei Diabetikern. Um das kardiovaskuläre<br />
Risiko zu reduzieren, muss die Wahrnehmung der verschiedenen<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren durch Arzt und Patient verbessert werden.<br />
Hier sollte geprüft werden, ob es möglich ist: 1. Die Risik<strong>of</strong>aktoren des<br />
Patienten nach Vorgaben der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) zu<br />
visualisieren, 2. Diese direkt in Risikomodelle zu übertragen, die für das<br />
Patientengespräch s<strong>of</strong>ort Verfügbar sind und 3. Mithilfe dieser Daten<br />
Hinweise zur Versorgungssituation zu erhalten. Methodik: Die Erfassung<br />
der Patienten-Daten erfolgte über ein Dokumentations- und Auswertungs-Programms<br />
mittels interaktiver elektronischer Patienten-Befragung,<br />
die auf einem Palm-Computer oder PC durchgeführt wurde.<br />
Zusätzlich wurden Labor-und Befunddaten mit aufgenommen und ana-
lysiert. Ergebnisse: Deutschlandweit haben 18 diabetologische Praxen<br />
teilgenommen. Es wurden 564 Patienten mit DM erfasst, davon 512 mit<br />
Typ2. Das mittlere Alter lag bei 44 (Typ1) und 61 (Typ2) Jahren. 94%<br />
hatten mindestens eine weitere Begleiterkrankung (KHK, Hypertonie,<br />
Hyperlipidämie) und 19% waren Raucher. Für die einzeln Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
fand sich folgende Verteilung der drei NVL Kategorien (Niedrig, Erhöht<br />
und Hoch): Blutdruck: 37%, 10% und 53%/ LDL-C: 55%, 34% und 11%/<br />
präprandialer BZ: 12%, 13% und 75%/ HbA1c: 36%, 34% und 30%. 23%<br />
dieser Patienten hatten einen HbA1c > 8%, davon 9% > 9%. BMI: 9%, 9%<br />
und 82%. 44% waren adipös (BMI ‡ 30) und 11% massiv adipös (BMI<br />
‡ 40). Überträgt man die Risik<strong>of</strong>aktoren in Risikomodelle, so hatten<br />
33% der Patienten eine hohe Wahrscheinlichkeit (> 20%) für ein KHK-<br />
Ereignis in den nächsten 10 Jahren. 60% haben eine hohe Wahrscheinlichkeit<br />
(‡ 5%) für ein fatales kardiovaskuläres Ereignis nach SCORE-<br />
Deutschland. Schlussfolgerung: Bei der Majorität liegen die aufgeführten<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren (NVL) in einem erhöhten bzw. hohen Bereich. Zur<br />
besseren Wahrnehmung werden die Risik<strong>of</strong>aktoren in „GloDi “ durch<br />
Ampelfarben (Grün/Gelb/Rot) versehen. Jeder zweite ist adipös und fast<br />
jeder vierte hat einen HbA1c über 8%. Die Ursache könnte eine Insulinresistenz<br />
und/oder eine fehlende Intensivierung der Diabetestherapie<br />
sein. Der zusätzliche Einsatz von Prognose-Modellen unterstützt den<br />
Arzt bei der Beurteilung kardiovaskulärer Risiken und wird im Patient-<br />
Gespräch bildlich dargestellt. Die mit „GloDi “ durchführbaren Analysen<br />
der täglichen Dokumentation ermöglichen eine verbesserte Darstellung<br />
der Versorgungssituation unserer Patienten und helfen die Therapie<br />
zu optimieren.<br />
P333<br />
Häufigkeit und Ausprägung des Hypertonus bei<br />
Typ 2-Diabetikern<br />
Fischer S 1 , Tselmin S 1 , Julius U 1 , Bornstein SR 1<br />
1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden,<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik III, Dresden, Germany<br />
Einführung: Bei Typ 2-Diabetikern liegt in hohem Maße eine Hypertonie<br />
vor, die wesentlich zur Progression der mikro- und makroangiopathischen<br />
Spätkomplikationen beiträgt. Ziel unserer Untersuchungen<br />
war es, Häufigkeit und Ausprägung des Hypertonus bei in einer St<strong>of</strong>fwechselambulanz<br />
behandelten Typ 2-Diabetikern zu untersuchen. Methodik:<br />
Wir schlossen 398 Typ 2-Diabetiker in die Untersuchung ein, die<br />
entweder rein diätetisch oder mit oralen Antidiabetika oder mit Insulin<br />
(zum Teil in Kombination mit oralen Antidiabetika) behandelt wurden.<br />
Die antihypertensive Therapie wurde solange intensiviert, bis die Blutdruckzielwerte<br />
erreicht wurden (bei Patienten ohne Mikroalbuminurie<br />
RR < 140/90 mm Hg, bei Patienten mit einer Mikroalbuminurie RR<br />
< 130/90 mm Hg). Das therapeutische Vorgehen entsprach den Empfehlungen<br />
der Deutschen Hochdruckliga. Bei jedem Patienten wurde die<br />
Anzahl der notwendigen Medikamentengruppen bestimmt (ACE-Hemmer/AT1-Blocker,<br />
Diuretika, Calziumantagonisten, ß-Blocker, zentrale<br />
a1-Blocker, periphere Vasodilatatoren). Ergebnisse: Von den 398 in die<br />
Studie eingeschlossenen Patienten hatten 14 Diabetiker keinen Hypertonus.<br />
Bei 384 Diabetikern (96%) lag eine Hypertonie vor, davon benötigten<br />
377 Patienten eine medikamentöse antihypertensive Therapie.<br />
Von der Gesamtgruppe der Hypertoniker benötigten 22% der Patienten<br />
ein Antihypertensivum, 20% zwei verschiedene Medikamentengruppen,<br />
28% drei, 18% vier und 9% fünf verschiedene Antihypertensiva – Gruppen,<br />
überwiegend in Maximaldosen. Bei 2% der Typ 2 Diabetiker waren<br />
sogar sechs verschiedene Antihypertensiva erforderlich, während nur 2%<br />
ohne eine medikamentöse blutdrucksenkende Therapie auskamen. Bei<br />
den mit Insulin behandelten Diabetikern benötigten 19% ein Antihypertensivum,<br />
15% zwei, 27% drei, 21% vier, 13% fünf und 3% sechs blutdrucksenkende<br />
Medikamentengruppen. Schlussfolgerung: Typ 2-Diabetiker<br />
haben in einem extrem hohen Ausmaß eine Hypertonie und<br />
benötigen eine antihypertensive Therapie, wobei ein großer Teil der<br />
Patienten mehrere Antihypertensiva-Gruppen zum Erreichen der Zielwerte<br />
benötigt.<br />
P334<br />
Lipidpr<strong>of</strong>ile bei Patienten mit einem nicht<br />
optimal eingestellten Diabetes mellitus Typ 2<br />
Fischer S 1 , Frind A 1 , Julius U 1 , Bornstein SR 1<br />
1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden,<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik III, Dresden, Germany<br />
Ziel: Obwohl den Triglyzeriden besonders bei Typ 2 Diabetikern eine<br />
große Bedeutung in der Pathogenese der Atherosklerose zukommt, gibt<br />
es bisher nur wenige Untersuchungen zum postprandialen Verlauf. Ziel<br />
dieser Studie war es, Lipidpr<strong>of</strong>ile bei Typ 2 Diabetikern zu messen, deren<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Glykämielage nicht ausreichend gut eingestellt war. Methodik: Bei 21<br />
Typ 2 Diabetikern mit einem HbA1c – Wert > 7,5% wurden Lipidpr<strong>of</strong>ile<br />
mit Messungen nüchtern und jeweils 2 Stunden nach jeder Hauptmahlzeit<br />
erstellt. Am Tag der Untersuchungen erhielten die Patienten eine<br />
isokalorische Diabeteskost (50% Kohlenhydrate, 30% Fett und 20% Protein<br />
der Gesamtenergiezufuhr). Die bisherige antihyperglykämische und<br />
lipidsenkende Therapie wurden beibehalten. Ausgeschlossen wurden<br />
Patienten mit laufender Kortikoidtherapie oder bestehenden Infektionen<br />
(CRP> 10 mg/l). Ergebnisse: Die untersuchten Patienten (12 Männer und<br />
9 Frauen, mittleres Alter 64,8 Jahre) zeigten einen mittleren BMI von<br />
33 kg/m 2 und einen durchschnittliche HbA1c – Wert von 9%. Der mittlere<br />
Triglyzeridwert nüchtern lag bei 2,6 mmol/l und stieg auf max.<br />
3,2 mmol/l 2 Stunden nach dem Mittagessen an. 13 Patienten litten<br />
zusätzlich an einem arteriellen Hypertonus, der bei 11 Patienten mit<br />
einem ß-Blocker behandelt wurde. Die Patienten mit und ohne ß-Blocker-Therapie<br />
wurden bezüglich ihrer Triglyzeridpr<strong>of</strong>ile verglichen. Die<br />
Nüchtern-Triglyzeridwerte betrugen bei den Patienten ohne ß-Blocker-<br />
Therapie 1,8 mmol/l und bei den Patienten mit ß-Blocker-Therapie<br />
3,3 mmol/l (p < 0,05). Auch alle postprandialen Triglyzeridwerte lagen<br />
bei den nicht mit ß-Blockern behandelten Typ 2 Diabetikern niedriger<br />
als bei denen mit ß–Blocker-Therapie (z. B. 2 Stunden nach dem Frühstück:<br />
ohne ß-Blocker: 1,9 mmol/l, mit ß-Blockern: 3,6 mmol/l). Schlussfolgerung:<br />
Patienten mit einem unbefriedigend eingestellten Diabetes<br />
mellitus Typ II weisen bereits erhöhte Nüchtern-Triglyzeridwerte auf,<br />
die postprandial weiter anstiegen. Diabetiker mit einer laufenden ß-Blocker-Therapie<br />
hatten sowohl nüchtern als auch postprandial höhere Triglyzeride<br />
als die Diabetiker ohne ß-Blocker-Therapie. Bei Triglyzeridwerten<br />
> 1,7 mmol/l ist von der Bildung der small dense LDL auszugehen, so<br />
dass bei diesen Patienten mit einem unbefriedigend eingestellten Diabetes<br />
ein erhebliches proatherogenes Potenzial vorliegen dürfte.<br />
P335<br />
Der Pulsdruck bei Typ-2 –Diabetikern mit<br />
Herzinfarkt: die DIG Studie<br />
Henkel E 1 , Köhler C 1 , Ott P 1 , Gallo S 1 , Hanefeld M 1<br />
1 ZKS GWT TU Dresden, Dresden, Germany<br />
Patienten mit Typ 2 Diabetes weisen höhere Gefäßsteifigkeit und entsprechend<br />
erhöhte Pulsdruckwerte (PD) auf. Wieweit PD im Kontext mit<br />
anderen etablierten Risik<strong>of</strong>aktoren mit Herzinfarkt assoziiert ist, wurde<br />
untersucht. Ausgewertet wurden die Daten von 4020 Patienten im Alter<br />
35 bis 80 J. inklusiv 305 mit akutem Herzinfarkt (AMI) in der Anamnese.<br />
Die Angaben wurden im Rahmen der „Diabetes in Germany“ (DIG)-Studie<br />
aus 238 Praxen deutschlandweit erhoben. Folgende Parameter wurden<br />
berücksichtigt: Alter, BMI, systolischer (S) und diastolischer Blutdruck<br />
(D), Gesamtcholesterin (Chol.), nüchtern und postprandialer (pp)<br />
Blutzucker (BZ), HbA1c-Wert sowie Diabetesdauer. Der Pulsdruck<br />
(PD = S-D € SD) und mittlerer ((S+D)/2 € SD) Blutdruck wurden berechnet.<br />
Die Daten wurden in Tertilen für PD analysiert. Die Methoden der<br />
univariaten Korrelation und der linearen Regressionsanalyse wurden<br />
verwendet. Die Diabetiker mit AMI waren signifikant älter (64,4 € 61,5 J.;<br />
p < 0,01), schlanker (30,1 € 30,8 kg/m 2 ; p< 0,01), hatten Diabetes im<br />
Durchschnitt zwei Jahre länger (p < 0,01) und höhere HbA1c-Werte<br />
(7,1 € 7,0%; p = 0,049). In Tertilen für PD betrachtet, wiesen Patienten<br />
mit AMI höhere pp BZ-Werte auf. Die lineare Regressionsanalyse ließ<br />
Alter, pp BZ, PD, Chol., und Diabetesdauer als unabhängige Parameter für<br />
AMI eruieren. PD und nicht systolischer Blutdruck war bei Typ 2 Diabetikern<br />
mit dem AMI assoziiert.<br />
P336<br />
Therapie des Typ 2 Diabetes: Effekt von<br />
inhalativem Insulin als add-on-Therapie unter<br />
Praxisbedingungen auf HbA1c und<br />
Körpergewicht<br />
Atahi J 1 , Adoniu L 2 , Adoniu C 2 , Unger H 1 , Thienel F 1 ,<br />
Matthaei S 1<br />
1 Diabetes-Zentrum Quakenbrück, Quakenbrück, Germany,<br />
2 Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany<br />
Hintergrund und Fragestellung: In den Zulassungsstudien wurde für<br />
inhalatives Insulin (iI) bei Patienten (Pat) mit Diabetes mellitus Typ 2<br />
(DMT2) eine auf den HbA1c (A1c) bezogen vergleichbare Wirksamkeit<br />
wie für subcutan verabreichtes Insulin (scI) nachgewiesen. Gegenstand<br />
der vorliegenden Untersuchung ist die Wirkung von iI auf A1c, Nüchtern-Blutzucker<br />
(NBZ), postprandialen Blutzucker (ppBZ) und Körpergewicht<br />
(KG) als add-on-Therapie unter Praxisbedingungen. Methoden:<br />
Retrospektive Beobachtungsstudie. Es wurden in insgesamt 15 Praxen<br />
und Diabetes-Ambulanzen 35 Pat mit DMT2 im Zeitraum von Mai bis<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S107
S108 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Dezember 2006 auf iI zusätzlich zur antidiabetischen Vortherapie eingestellt.<br />
Die Therapieentscheidung trafen die Behandler nach subjektiven<br />
Kriterien. Vortherapie: Orale Antidiabetika (OAD) 21 Pat, OAD und scI 7<br />
Pat., scI 7 Pat. Vor Therapiebeginn (T1) wurden KG, A1c, NBZ und ppBZ<br />
bestimmt. Nach 16 € 9,5 Wochen Therapie erfolgte eine Nachuntersuchung<br />
dieser Parameter und eine Befragung der Therapeuten bezüglich<br />
Hypoglykämien (T2). Ergebnisse: Alter 60,8 € 10,52 Jahre, Diabetesdauer<br />
6,8 € 3,2 Jahre, 13 Frauen (37%), iI Dosis 8 € 4 mg. A1c bei T1:<br />
8,84 € 1,33%, bei T2: 7,6 € 2,47%; KG bei T1: 93,0 € 27,6 kg; bei T2:<br />
90,3 € 15,3; NBZ bei T1: 196 € 45 mg/dl, bei T2: 133 € 37,5 mg/dl; ppBZ<br />
bei T1: 258 € 60 mg/dl, bei T2: 173 € 18 mg/dl. Schwere Hypoglykämien<br />
wurden von den Therapeuten nicht berichtet. Bei 26 Pat (74%) wurde die<br />
Dosierung der antidiabetischen Vortherapie reduziert. Bei mit scI Vorbehandelten<br />
wurde die Tagesdosis von 53 € 40 E auf 29 € 14 E (-45%)<br />
reduziert. Diskussion: Bei einer selektionierten Gruppe von Pat mit<br />
DMT2 unter ambulanten „real-world“-Bedingungen bewirkt ein add-on<br />
Einsatz von iI eine Senkung von A1c (-1,2%), NBZ und ppBZ bei gleichzeitiger<br />
Gewichtsabnahme. Diese Beobachtung sollte durch prospektive<br />
Untersuchungen weiter geprüft werden. Dank: Folgende Kolleginnen<br />
und Kollegen haben zur Datensammlung beigetragen: Dr. Batruch, Dr.<br />
Brinkmann, Dr. Hinrichs, Dr. Krupp, Dr. Lawrentz, Dr. Loddo, Dr. Miljatovic,<br />
Dr. Oey, PD Dr. Schleiffer, Dr. Scholz, Fr. Dr. Täschner, Dr. Völkel, Dr.<br />
Werry, Dr. Zublewitz Interessenskonflikte: Ein Teil der Autoren unter 1<br />
hat auf von der Firma Pfizer veranstalteten Fortbildungsveranstaltungen<br />
referiert.<br />
Grundlagenforschung 2<br />
P337<br />
Direkte nicht-genomische Wirkung von<br />
Progesteron auf den Glukosest<strong>of</strong>fwechsel des<br />
isolierten Rattenmuskels<br />
Stadlbauer K 1 ,GrasF 1 , Brunmair B 1 , QuarrØ L 1 ,<br />
Waldhäusl W 1 , Fürnsinn C 1<br />
1 Klinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität<br />
Wien, Abteilung für Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechsel, Wien,<br />
Austria<br />
Fragestellung: Die späte Phase der Schwangerschaft ist durch Insulinresistenz<br />
und beeinträchtigte Glukosehomöostase gekennzeichnet, was<br />
zum Gestationsdiabetes führen kann. Als mögliche Ursache kommt die<br />
hohe zirkulierende Progesteronkonzentration in Frage. Da der Skelettmuskel<br />
unter Insulinstimulation das quantitativ wichtigste Gewebe des<br />
Glukosest<strong>of</strong>fwechsels ist, haben wir in einem explorativen Ansatz die<br />
direkte Wirkung von Progesteron auf den Glukosest<strong>of</strong>fwechsel des Muskels<br />
untersucht. Methodik: Frisch isolierte Präparate des Soleusmuskels<br />
von gesunden Ratten wurden mit Progesteron inkubiert. Am Ende der<br />
Inkubation wurden unter Insulinstimulation mithilfe radioaktiv markierter<br />
Substrate die Raten des Glukosest<strong>of</strong>fwechsels bestimmt. Ergebnisse:<br />
5 h Inkubation mit Progesteron reduzierte dosisabhängig die insulinstimulierte<br />
Glukoseoxidation und Glykogensynthese im isolierten<br />
Rattenmuskel (Glukoseoxidation, mmol/g/h: Kontrolle, 1,06 € 0,12;<br />
1 mmol/l Progesteron (Prog.), 0,98 € 0,11, ns; 10 mmol/l Prog., 0,78 € 0,09,<br />
p < 0,001; Glykogensynthese, mmol/g/h: Kontrolle, 4,37 € 0,18; 1 mmol/l<br />
Prog., 3,66 € 0,15; 10 mmol/l Prog., 1,13 € 0,13, p jeweils < 0,01), wodurch<br />
der Glykogengehalt am Ende der Inkubation verringert war (mmol glucosyl<br />
units/g: Kontrolle, 13,7 € 0,9; 1 mmol/l Prog., 11,5 € 0,7; 10 mmol/l<br />
Prog., 6,3 € 0,5; p jeweils < 0,05). Primärer Angriffspunkt der Hemmung<br />
war <strong>of</strong>fenbar die Substrataufnahme bzw. die Substratoxidation des Mitochondriums,<br />
denn Progesteron hemmte sehr deutlich die Oxidation<br />
von radioaktiv markiertem Pyruvat (cpm/mg/h: Kontrolle, 1411 € 31;<br />
1 mmol/l Prog., 1012 € 31; 10 mmol/l Prog., 636 € 56; p jeweils < 0,001)<br />
und steigerte zugleich die anaerobe Glykolyse (Laktatfreisetzung, mmol/<br />
g/h: Kontrolle, 17,2 € 0,4; 1 mmol/l Prog., 20,7 € 0,6; 10 mmol/l Prog.,<br />
24,6 € 1,1; p jeweils < 0,001). Diese Wirkungen von Progesteron wurden<br />
durch Blocker der Transkription, der Proteinsynthese und des klassischen<br />
Progesteronrezeptors nicht unterdrückt und traten binnen 30 min<br />
auf (Glukoseoxidation, mmol/g/h: Kontrolle, 0,35 € 0,03; 50 mmol/l Prog.,<br />
0,24 € 0,02; p < 0,02; Glykogensynthese, mmol/g/h: Kontrolle,<br />
8,32 € 0,20; 50 mmol/l Prog., 2,35 € 0,16; p < 0,001), womit ein genomischer<br />
Wirkmechanismus auszuschließen ist. Als Vermittler des Effektes<br />
kommt PGRMC 1 (progesterone receptor membrane component 1) in<br />
Frage, das als mutmaßlicher Progesteronrezeptor an der Zelloberfläche<br />
gilt und dessen Expression wir im Skelettmuskel der Ratte nachweisen<br />
konnten. Schlussfolgerungen: Konzentrationen von Progesteron, wie<br />
sie im Plasma von Schwangeren zu finden sind (1 mmol/l), hemmen die<br />
Glukoseoxidation des isolierten Skelettmuskels. Dies ist mit gesteigerter<br />
anaerober Glykolyse und Glykogendepletion verbunden, was einer hy-<br />
poxieähnlichen St<strong>of</strong>fwechselantwort entspricht. Eine direkte, nicht-genomische<br />
Wirkung von Progesteron am Skelettmuskel könnte zu den<br />
Veränderungen der Glukosehomöostase in der Schwangerschaft beitragen.<br />
P338<br />
N-Acetylcysteine verbessert das<br />
Transplantatüberleben bei einer allogenen<br />
Inseltransplantation<br />
Schneider S 1 , Klein HH 1<br />
1 Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Germany<br />
Fragestellung: Der frühe Verlust von Betazellen nach einer Inselzelltransplantation<br />
wird zum Teil erklärt über eine erhöhte koagulatorische<br />
Aktivität am Transplantationsort. Oberflächenproteine der Betazellen<br />
und kontaminierender duktaler Zellen stehen im Verdacht diesen Prozess<br />
zu aktivieren. Kürzlich konnte in vitro gezeigt werden, dass N-Acetylcysteine<br />
in einer physiologischen Dosierung in der Lage ist, diesen<br />
Pathomechanismus effektiv zu inhibieren (Beuneu et al, Diabetologia<br />
2006). Diese Untersuchung geht deshalb der Frage nach, ob sich die in<br />
vitro Daten auf die klinische Situation einer allogenen Tranplantation<br />
übertragen lassen. Methodik: Dazu wurde ein allogenes Transplantationsmodell<br />
gewählt (CD-Ratte auf Wistar Ratte). Die Diabetesinduktion<br />
erfolgte bei den Wistar Ratten mit Streptozotocin in einer Dosierung von<br />
60 mg/kg. Es wurden nur diabetische Wistar-Ratten als Empfänger verwendet,<br />
die an mindestens 3 aufeinaderfolgenden Tagen BZ-Werte<br />
> 350 mg/dl aufwiesen. In der Verum-Gruppe erfolgte 10 Minuten vor<br />
der Transplantation der Inseln, die intravenöse Gabe von 150 mg/kg<br />
N-Acetylsteine (Kontrollgruppe erhielt NaCl). An den nachfolgenden Tagen<br />
wurde bei den Tieren täglich der Blutzuckerverlauf evaluiert, um<br />
den Transplantationserfolg zu monitoren. In einem separaten Ansatz<br />
wurden 1 und 3 Tage nach der Transplantation histologische Untersuchungen<br />
durchgeführt. Ergebnisse: In der Plazebo therapierten Gruppe<br />
kam es innerhalb von 8 Tagen zu einem Transplantatversagen. Im<br />
Gegensatz dazu, konnte durch die N-Acetylcysteineapplikation das<br />
Transplantatüberleben in einigen Fällen auf bis zu 14 Tage prolongiert<br />
werden. Korrespondierend zeigten die histologischen Analysen der<br />
Grafts eine signifikant reduzierte Leukozyteninfiltration, sowie deutlich<br />
mehr vitale ß-Zellen bei den N-Acetylcysteine behandelten Tieren im<br />
Vergleich zu der Plazebo behandelten Gruppe. Schlussfolgerung: Durch<br />
die intravenöse Gabe von N-Acetylcysteine in einer physiologischen Dosierung<br />
kann das Transplantatüberleben signifikant verbessert werden.<br />
Unter Einbeziehung der in vitro und histologischen Daten ist anzunehmen,<br />
dass durch eine Verminderung der Gewebfaktor-induzierten Koagulation,<br />
der initiale Betazellverlust reduziert wird.<br />
P339<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Psychischer Stress verändert den Einfluss von<br />
Glukose auf das Immunsystem<br />
Rose B 1 , Herder C 1 , Kempf K 1 , Krug A 2 , Löffler H 1 ,<br />
Poschen U 1 , Cavka M 3 , Joksimovic L 3 , Martin S 1 , Kruse J 3<br />
1 Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik,<br />
Düsseldorf, Germany, 2 Medizinische Klinik und Poliklinik III,<br />
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen<br />
Universität, Dresden, Germany, 3 Klinik für<br />
psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der<br />
Heinrich-Heine Universität, Düsseldorf, Germany<br />
Fragestellung: Zunehmend wird die Bedeutung der immunologischen<br />
Reaktion auf Glukosereize für die Pathogenese des Typ 2 Diabetes und<br />
seiner Folgeerkrankungen diskutiert. Auch im Rahmen akuter und chronischer<br />
Stressreaktionen kommt es über die hypothalamisch-hypophysär-adrenerge<br />
Achse und das sympathische Nervensystem zu Veränderungen<br />
in der Ausschüttung von Stresshormonen, die möglicherweise<br />
direkten Einfluss auf die Immunzellen nehmen. Ziel der Studie ist die<br />
Analyse des Einflusses einer akuten Stressbelastung während eines oralen<br />
Glukosetoleranztests (oGTT) auf die Immunantwort im Serum bei<br />
Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Methoden:<br />
Bei 11 gesunden männlichen Patienten mit einer PTBS im Alter von<br />
43 € 11 Jahren wurde ein oGTT unter akuter kurzzeitiger Stressbelastung<br />
(Erinnerung an das Trauma) und im entspannten Zustand im Cross-over<br />
Design durchgeführt. Es wurde der Verlauf der Blutglukose, des Kortisols<br />
sowie die Zytokin- (IL-18) und Chemokinspiegel (MCP-1, IL-8, IP-10) im<br />
Serum mittels hochsensitiver ELISA untersucht. Ergebnisse: Bereits 30<br />
Minuten nach Beginn des oGTT und der Stressbelastung waren die systemischen<br />
Spiegel des Chemokins IP-10 um 21% im Vergleich zum Basalwert<br />
erniedrigt (p < 0,01), während ohne Stressbelastung keine Veränderung<br />
der IP-10 Spiegel zu beobachten war. Dem gegenüber sanken
die Spiegel von MCP-1 erst 3 Stunden nach der Stressbelastung signifikant<br />
ab (-20%, p < 0,001). Bei IL-8 und IL-18 war keine Veränderung der<br />
systemischen Konzentrationen über die gesamte Versuchszeit zu beobachten.<br />
Die Serumkortisolspiegel blieben unter Stressbelastung auf dem<br />
Ausgangsniveau, während sie ohne Stressbelastung nach einer Stunde<br />
um 25% absanken (p < 0,01). Parallel dazu bestand eine Tendenz zu<br />
höheren Glukosewerten 60 Minuten nach Stressbelastung (p = 0,054).<br />
Schlussfolgerung: Eine akute Stressbelastung bei gleichzeitiger Glukosebelastung<br />
führt zu einer differentiellen transienten Suppression systemischer<br />
Chemokinspiegel und zu einer tendenziellen Erhöhung der<br />
Glukosespiegel, die möglicherweise durch die fehlende Absenkung der<br />
Kortisolspiegel nach Stressbelastung vermittelt wird.<br />
P340<br />
Bedeutung von kompetitiven<br />
Glucokinaseinhibitoren in der Aufklärung der<br />
Glucosesensorfunktion der Glucokinase in<br />
insulinproduzierenden Zellen<br />
Schmitt H 1 , Lenzen S 1 , Baltrusch S 1<br />
1<br />
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Klinische<br />
Biochemie, Hannover, Germany<br />
Fragestellung: Die Glucokinase (GK) ist das Signalerkennungsenzym<br />
der glucoseinduzierten Insulinsekretion. Durch Bindung des Substrats<br />
Glucose kommt es zu einer deutlichen Konformationsänderung im GK-<br />
Protein. Diese Flexibilität, die die anderen Hexokinasen nicht besitzen,<br />
scheint die Erklärung für die kooperative Reaktionskinetik der GK zu<br />
sein und ihr ihre zelluläre Glucosesensorfunktion zu ermöglichen. Um<br />
dieses Regulationsprinzip der GK weiter zu untersuchen, sind kompetitive<br />
Enzyminhibitoren von besonderer Bedeutung. Diese ermöglichen in<br />
der Zelle die Unterscheidung zwischen Effekten, die alleine durch die<br />
Konformationsänderung der GK hervorgerufen werden und solchen, die<br />
erst nachfolgend im Glucosemetabolismus generiert werden. Es sollte<br />
daher geklärt werden, ob Mannoheptulose, ein bekannter kompetitive<br />
Inhibitor der GK, in der Lage ist, die geschlossene Konformation der GK<br />
zu stabilisieren und wie Glucose damit die Motilität der GK in insulinproduzierenden<br />
Zellen zu erhöhen. Weiterhin sollte untersucht werden,<br />
ob auch der Mannoheptulose ähnliche C 7-Verbindungen die GK kompetitiv<br />
hemmen können. Methodik: Die GK wurde in Form eines ECFP-<br />
Fusionskonstrukts (ECFP-GK) stabil in insulinproduzierenden MIN6 Zellen<br />
exprimiert und die Motilität des Proteins mittels der Fluorescence<br />
Recovery After Photobleaching (FRAP) Methode bei unterschiedlichen<br />
Glucosekonzentrationen und in Gegenwart von Mannoheptulose bestimmt.<br />
Die Wirkung der C7-Verbindungen Mannoheptulose, Sedoheptulose<br />
und Perseitol auf die GK wurden durch einen enzymgekoppelten<br />
photometrischen Test analysiert. Ergebnisse: Das ECFP-GK Fusionskonstrukt<br />
zeigte in MIN6 Zellen in Gegenwart von 25 mmol/l Glucose eine<br />
signifikant höhere Motilität (FRAP t‘ ~0,6 s) als nach Inkubation in Medium<br />
mit 3 mmol/l Glucose (FRAP t ‘ ~ 1 s). Die Inkubation bei 10 mmol/l<br />
Mannoheptulose führte in MIN6 Zellen zu einer Erhöhung der Motilität<br />
auf das Niveau bei 25 mmol/l Glucose. Perseitol konnte durch wässrigethanolische<br />
Extraktion aus der Avocado-Frucht isoliert und durch NMR<br />
charakterisiert werden. Mannoheptulose zeigte in einer Konzentration<br />
von 25 mmol/l eine Hemmung der GK-Enzymaktivität von 70%. Die<br />
C7-Verbindung Perseitol zeigte in derselben Konzentration eine Hemmung<br />
der GK-Enzymaktivität von 60%. Dagegen war Sedoheptulose weder<br />
in einer Konzentration von 25 mmol/l noch von 100 mmol/l in der<br />
Lage, die GK zu hemmen. Schlussfolgerung: Der kompetitive Inhibitor<br />
Mannoheptulose ist in der Lage, die geschlossene Konformation der GK<br />
zu stabilisieren und damit die posttranslationale GK-Regulation zu beeinflussen.<br />
Es konnte zudem gezeigt werden, dass auch der aus der<br />
Avocado isolierte Zuckeralkohol Perseitol die GK hemmt und damit in<br />
der Zukunft ebenfalls der weiteren Aufklärung der GK-Regulation in<br />
insulinproduzierenden Zellen dienen kann.<br />
P341<br />
Aufklärung der Glucokinaseregulation in der<br />
Leber durch sensitive fluoreszenzmikroskopische<br />
Methoden<br />
Kaminski MT 1 , Lenzen S 1 , Baltrusch S 1<br />
1<br />
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Klinische<br />
Biochemie, Hannover, Germany<br />
Fragestellung: Die Glucokinase (GK) ist ein wichtiger Regulator des<br />
Glucosest<strong>of</strong>fwechsels in der Leber. Sie wird in Abhängigkeit von Fructose-1-phosphat<br />
und Fructose-6-phosphat durch ein spezifisches Glucokinase<br />
Regulatorprotein (GRP) kompetitiv gehemmt. Das GRP vermittelt<br />
zudem einen glucoseabhängigen Translokationsprozess der GK zwi-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
schen Zytoplasma und Nukleus. Da bislang weder die Kristallstruktur<br />
des GRP aufgeklärt, noch die Interaktion zwischen der GK und dem GRP<br />
in vivo direkt detektiert werden konnte, ist der Mechanismus des GK-<br />
Translokationsprozesses noch wenig verstanden. Allerdings ist es gelungen,<br />
ein Aminosäuremotiv zu ermittelt, welches die Bindung an die GK<br />
vermittelt. Es sollte daher untersucht werden, ob es mittels sensitiver<br />
fluoreszenzmikroskopischer Methoden möglich ist, die GK-GRP Interaktion<br />
in vivo zu detektieren. Methodik: Die GK wurde in Form eines<br />
ECFP-Fusionskonstrukts (ECFP-GK) und das GRP sowie eine nicht an die<br />
GK bindende Mutante des GRP als EYFP-Fusionskonstrukt (EYFP-GRP) in<br />
COS-1 Zellen transfiziert. Der Fluorescence Resonance Energy Transfer<br />
von ECFP auf EYFP wurde mittels der sensitized emission Methode<br />
(FRETN) bestimmt. Ergebnisse: COS-1 Zellen exprimieren endogen weder<br />
die GK noch das GRP. ECFP-GK war in transfizierten COS-1-Zellen bei<br />
5 mmol/l Glucose nur in Gegenwart von EYFP-GRP im Nukleus lokalisiert,<br />
nicht aber nach Cotransfektion mit der EYFP-GRP Mutante. FRETN<br />
war im Cytoplasma von ECFP-GK und EYFP-GRP transfizierten COS-<br />
1-Zellen bei 5 mmol/l Glucose signifikant höher (p < 0,05) als bei<br />
25 mmol/l Glucose. Eine durch die Fluoreszenzproteine selbst vermittelte<br />
Interaktion konnte ausgeschlossen werden. Beide Werte lagen signifikant<br />
höher als die der nur mit ECFP und EYFP-GRP transfizierten COS-<br />
1-Zellen bei der gleichen Glucosekonzentration (p < 0,01 bei 25 mmol/l<br />
Glucose und p < 0,001 bei 5 mmol/l Glucose). Schlussfolgerung: Durch<br />
fluoreszenzmikroskopische Untersuchungen ist es somit erstmals gelungen,<br />
die Interaktion zwischen der GK und dem GRP in vivo nachzuweisen<br />
und damit neue Aspekte der posttranslationalen GK-Regulation in<br />
der Leber aufzuzeigen. Damit eröffnen sich neue Perspektiven für eine<br />
spezifische pharmakotherapeutische Modulation der GK-Enzymaktivität<br />
in der Leber.<br />
P342<br />
Neue Aspekte der durch die PFK-2/FBPase-2<br />
vermittelten Aktivierung der Glucokinase<br />
Langer S 1 , Okar DA 2 , Lenzen S 1 , Baltrusch S 1<br />
1 Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Klinische<br />
Biochemie, Hannover, Germany, 2 Veterans Administration<br />
Medical Center, Minneapolis, United States <strong>of</strong> America<br />
Fragestellung: Das niedrigaffine glucosephosphorylierende Enzym Glucokinase<br />
(GK) ist in der Lage, extrazelluläre millimolare Glucosekonzentrationen<br />
an glykolytische Fluxänderungen innerhalb der Zelle zu koppeln.<br />
Diese Glucosesensorfunktion rückt die Regulationsmechanismen<br />
der GK in den Mittelpunkt der Betrachtung. Das Enzym 6-Phosph<strong>of</strong>ructo-2-kinase/Fructose-2,6-bisphosphatase<br />
(PFK-2/FBPase-2) konnte<br />
als Interaktionspartner der GK identifiziert werden. Die PFK-2/FBPase-2<br />
aktiviert die GK und führt so zu einer effizienteren Einschleusung von<br />
Glucose in den oxidativen St<strong>of</strong>fwechsel und zu einem Anstieg der glucoseinduzierten<br />
Insulinsekretion. Es sollte daher der molekulare Mechanismus<br />
der Interaktion zwischen der GK und der PFK-2/FBPase-2 in<br />
vitro und in vivo weiter aufgeklärt werden. Methodik: Die Proteine Histag-GK,<br />
PFK-2/FBPase-2 und FBPase-2 wurden rekombinant exprimiert<br />
und zur Durchführung von fluoreszenzspektroskopischen Untersuchungen<br />
und pull-down Experimenten mit AlexaFluor Farbst<strong>of</strong>fen konjugiert.<br />
Die intrazelluläre Lokalisation wurde in insulinproduzierenden<br />
RINm5F-GK-PFK-2/FBPase-2 Zellen mittels Immunhistochemie untersucht.<br />
Ergebnis: Die in vitro Inkubation mit rekombinant exprimierter<br />
PFK-2/FBPase-2 führte zu einem signifikanten dreifachen Anstieg der<br />
Glucokinaseenzymaktivität. In pull-down Experimenten, in denen die<br />
GK über den His-tag an eine Ni-NTA Matrix gebunden wurde, konnte<br />
gezeigt werden, dass die Interaktion zwischen der PFK-2/FBPase-2 und<br />
der GK über die FBPase-2 vermittelt wird. Die Interaktion zwischen der<br />
AlexaFluor594 markierten FBPase-2 und der AlexaFluor488 markierten<br />
GK konnte weiterhin mittels Fluorescence Resonance Energy Transfer<br />
von AlexaFluor488 auf AlexaFluor594 nachgewiesen werden. In insulinproduzierenden<br />
RINm5F Zellen war sowohl die GK als auch die PFK-<br />
2/FBPase-2 immunhistochemisch im Zytoplasma der Zellen nachweisbar.<br />
Nach Kultivierung der Zellen bei 3 mmol/l Glucose war eine Colokalisation<br />
beider Proteine detektierbar. Bei einer Glucosekonzentration<br />
von 10 mmol/l war die Colokalisation im Vergleich zu 3 mmol/l um das<br />
dreifache erhöht. Schlussfolgerung: Glucose fördert die Interaktion<br />
zwischen der GK und der PFK-2/FBPase-2. Damit scheint die Bindung<br />
der GK an die PFK-2/FBPase-2 von der geschlossenen Konformation, in<br />
der die GK katalytisch aktiv ist, abhängig zu sein. Die Aufklärung der<br />
physiologischen Aktivierung der GK durch die PFK-2/FBPase-2 liefert<br />
somit neue Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung von synthetischen GK-<br />
Aktivatoren zur Therapie des Typ 2 Diabetes.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S109
S110 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P343<br />
Die Platelet-derived Growth Factor-induzierte<br />
IRS-1-Phosphorylierung an Serin 307 and Serin<br />
318 in C 2C 12-Myotuben wird durch JNK und den<br />
PI 3-K/mTOR-Signalweg vermittelt<br />
Müssig K 1 , Lönz H 1 , Staiger H 1 , Häring HU 1<br />
1 Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abteilung für<br />
Endokrinologie, Diabetes, Angiologie, Nephrologie und<br />
Klinische Chemie, Tübingen, Germany<br />
Fragestellung: Die Insulin-Signal-Kaskade wird durch die Serin-/Threoninphosphorylierung<br />
des Insulinrezeptorsubstrat-1 (IRS-1) negativ reguliert.<br />
Eine Reihe von Hormonen und Zytokinen, unter anderem Plateletderived<br />
Growth Factor (PDGF), hemmen das Insulinsignal. Das Ziel der<br />
vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, ob PDGF eine IRS-1-Phosphorylierung<br />
an Serin 307 (Ser307) und Serin318 (Ser318) induziert,<br />
zwei Phosphorylierungsstellen, die die Interaktion zwischen dem Tyrosin-phosphorylierten<br />
Insulinrezeptor und dem IRS-1 hemmen, und die<br />
Kinasen, die an diesen Phosphorylierungen beteiligt sind, zu identifizieren.<br />
Methodik: C 2C 12-Myotuben wurden mit PDGF für verschiedene<br />
Zeitpunkte und mit unterschiedlichen Konzentrationen inkubiert. Bei<br />
einigen Versuchen wurden die Zellen mit 50 mM c-jun N-terminal kinase<br />
(JNK)-Inhibitor SP600125, 25 nM mammalian target <strong>of</strong> rapamycin<br />
(mTOR)-Inhibitor Rapamycin und 10 mM Phosphatidylinositol 3-Kinase<br />
(PI 3-K)-Inhibitor LY294002 vor der PDGF-Stimulation behandelt. Die<br />
Proteinexpression und die Phosphorylierung von IRS-1, c-jun, Akt und<br />
p70S6 kinase (S 6K) wurden mittels Western-Blotting unter Verwendung<br />
der entsprechenden Antikörper untersucht. Ergebnisse: Die Behandlung<br />
der C 2C 12-Myotuben mit PDGF verstärkte die IRS-1-Phosphorylierung<br />
an Ser307 ebenso wie an Ser318. Der maximal stimulierende<br />
Effekt trat nach 30 min. und mit einer Konzentration von 5 nM auf. Die<br />
Hemmung des PDGF-Rezeptors mit 5 mM Imatinib verminderte zeitabhängig<br />
die Phosphorylierung an Ser307 und Ser318 auf den Basalwert,<br />
mit der maximalen Inhibition nach 90 min. Die Vorinkubation mit dem<br />
JNK-Inhibitor SP600125, dem PI 3-K-Inhibitor LY294002 und dem<br />
mTOR-Inhibitor Rapamycin führte zu einer ausgeprägten Reduktion<br />
der PDGF-induzierten Ser307- und Ser318-Phosphorylierung. Die PDGF-<br />
Behandlung verstärkte die Phosphorylierung der Substrate von JNK, PI<br />
3-K und mTOR, c-jun, Akt und S6K. Schlussfolgerungen: PDGF induziert<br />
eine IRS-1-Phosphorylierung an Ser307 und Ser318 in C 2C12-Myotuben.<br />
JNK, PI 3-K und mTOR scheinen an diesen Phosphorylierungen<br />
beteiligt zu sein.<br />
P344<br />
Die Bedeutung von Fettgewebsmakrophagen bei<br />
der Initiierung der Adipositas-vermittelten<br />
Insulinresistenz<br />
Hartge MM 1 , Foryst-Ludwig A 1 , Clemenz M 1 , Sprang C 1 ,<br />
Unger T 1 , Kintscher U 1<br />
1 Universitätsmedizin CharitØ Berlin, Institut für<br />
Pharmakologie, CCR, Berlin, Germany<br />
Adipositas als Risik<strong>of</strong>aktor für Diabetes mellitus Typ 2 ist streng mit<br />
dem Auftreten von Insulinresistenz (IR) korreliert. Kürzlich konnte die<br />
Infiltration von Fettgewebe durch Makrophagen als pathophysiologischer<br />
Mechanismus der IR bei Adipositas etabliert werden. Unklar bleibt<br />
jedoch, ob Fettgewebsmakrophagen die IR bei Adipositas initiieren oder<br />
zu deren Aufrechterhaltung beitragen. Zur Klärung des zeitlichen Verlaufes<br />
der IR bzw. Fettgewebsinfiltration durch Makrophagen während<br />
Adipositas, wurde in C 57BL/6 J Mäusen mittels Hochfettdiät (HFD) über<br />
15 Wochen eine Insulinresistenz resp. Adipositas induziert. Parallel dazu<br />
wurde eine Normaldiätgruppe (LFD) mitgeführt. Im zeitlichen Abstand<br />
von 5 Wochen erfolgte die metabolische Phänotypisierung (Insulintoleranztest<br />
(ITT), Glukosetoleranztest (ipGTT)) und Expressionsanalysen<br />
des Fettgewebes mittels real-time PCR. Bereits nach 5 Wochen ist eine<br />
metabolische Entgleisung der Tiere hinsichtlich des Glucosest<strong>of</strong>fwechsels<br />
zu beobachten. Die Insulinsensitivität war in den HFD-Mäusen nach<br />
5 Wochen im ITT (AUC) um 11%€ 2,6 reduziert (p < 0,01 vs. LFD-Kontrolle)<br />
und sank bis Woche 15 um 35%€ 6 (p < 0,01 vs. LFD-Kontrolle).<br />
Zusätzlich zeigte sich eine Verschlechterung der Glukosetoleranz im<br />
ipGTT mit Anstieg des AUC um 59%€ 6 (LFD vs. HFD, p < 0,01) schon<br />
nach 5 Wochen, welche im weiteren Verlauf bis Woche 15 auf gleichem<br />
Niveau beeinträchtigt blieb. Sowohl Insulin- als auch Glucosetoleranz<br />
sind also zu diesem frühen Zeitpunkt signifikant verschlechtert. Parallel<br />
wurde die Makrophageninfiltration mittels Quantifizierung des Makrophagenmarkers<br />
F4/80 im Fettgewebe ermittelt. F4/80 zeigte erst nach<br />
10 Wochen einen signifikanten Anstieg im epididymalen Fettgewebe der<br />
HFD-Mäuse (5,2fache € 0,1 Induktion vs. LFD-Kontrolle, p < 0,05), wobei<br />
in Woche 5 kein Unterschied zwischen LFD und HFD bestand. Einen<br />
vergleichbaren mRNA-Expressionsverlauf konnte für das Chemokin<br />
MCP-1 ermittelt werden, welcher nach 10 Wochen einen signifikanten<br />
Anstieg im epididymalen Fettgewebe der HFD um das 4,4fache € 0,1<br />
(p < 0,05 vs. LFD-Kontrolle) zeigte. Auch hier bestand in Woche 5 kein<br />
signifikanter Unterschied zwischen LFD und HFD. Die vorliegende Studie<br />
demonstriert, dass zum Zeitpunkt der IR-Initiierung während Adipositas<br />
keine Fettgewebsmakrophagen nachweisbar sind, so dass eine Beteiligung<br />
dieser Zellen an Entstehungsprozessen der IR durch Fettleibigkeit<br />
unwahrscheinlich erscheint.<br />
P345<br />
Einheitliche metabolische Induktion des<br />
mitochondrialen St<strong>of</strong>fwechsels durch<br />
mechanistisch differente Insulin-Sensitizer<br />
Ristow M 1 , Zimmermann S 2 , Zarse K 2 , Birringer M 2<br />
1 Lehrstuhl f. Humanernährung, Institut f.<br />
Ernährungswissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität<br />
Jena, u. Deutsches Institut f. Ernährungsforschung Potsdam-<br />
Rehbrücke, Abtlg. Klin. Ernährung, Nuthetal, Germany,<br />
2 Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für<br />
Humanernährung, Institut für Ernährungswissenschaften,<br />
Jena, Germany<br />
Fragestellung: Als therapeutisch hochwirksame Pharmaka werden<br />
Metformin und Thiazolidinedione (sog. Glitazone) betrachtet. Hier untersucht<br />
werden sollte, ob gemeinsame Nenner für die pharmakologische<br />
Wirksamkeit existieren. Methodik: L 6 Myozyten wurden in physiologischen<br />
Konzentrationen mit dem Biguanid Metformin (10 microM)<br />
und dem Thiazolidinedion Ciglitazon (1 microM) behandelt. Anschließend<br />
wurden Parameter des nicht-oxidativen (D-Glukose-Aufnahme,<br />
L-Laktatbildung) und des oxidativen St<strong>of</strong>fwechsels (Sauerst<strong>of</strong>fverbrauch,<br />
ATP-Gehalt) mittels zellbasierender Assays im 96-well-Format bestimmt.<br />
Parallel dazu wurden molekulare Signaltransduktionswege mittels<br />
proteinbiochemischer Techniken untersucht. Ergebnisse: Sowohl<br />
nach Metformin-, als auch nach Ciglitazon-Behandlung zeigte sich eine<br />
Induktion des oxidativen St<strong>of</strong>fwechsels, welches sich in (1) einem gesteigerten<br />
Quotienten aus D-Glucoseaufnahme und L-Laktatbildung<br />
(P < 0,001), (2) einer gesteigerten Sauerst<strong>of</strong>faufnahme (P£ 0,05), und<br />
(3) einem erhöhten ATP-Gehalt (P£ 0,001) der Myozyten äußerte. Die<br />
beschriebene Verbesserung des oxidativen St<strong>of</strong>fwechsels konnten erst<br />
nach längerfristiger Metformin- und Ciglitazon-Behandlung der Myocyten<br />
nachgewiesen werden (> 24 Stunden). Die Untersuchung intrazellulärer<br />
Signaltransduktionswege ergab eine veränderte Phosphorylierung<br />
der AMP-aktivierten Protein Kinase (AMPK), sowie eine gesteigerte Proteinexpression<br />
des Peroxisomen-Proliferator-aktivierenden Rezeptorgamma<br />
Co-Aktivators 1 alpha (PGC-1a) sowohl nach Metformin- bzw.<br />
Ciglitazon-Behandlung. Des Weiteren zeigte sich eine Beeinflussung des<br />
Proteinkinase B (PKB/Akt) Signalweges durch Einwirkung von Metformin<br />
oder Ciglitazon. Schlussfolgerungen: Metformin und das Thiazolidinedion<br />
Ciglitazon bewirken langfristig eine vergleichbare Aktivierung<br />
des mitochondrialen St<strong>of</strong>fwechsels, sowie eine Modulierung der Signaltransduktionskaskade<br />
distal des Insulinrezeptors. Diese Beobachtungen<br />
belegen in weiten Teilen die Hypothese, dass eine Induktion des oxidativen<br />
St<strong>of</strong>fwechsels eine peripheren Störung des Glukosest<strong>of</strong>fwechsels<br />
aufzuheben vermag.<br />
P346<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Metabolische Inhibitoren sensitivieren humane<br />
Fettzellen für den programmierten Zelltod<br />
Fischer-Posovszky P 1 , Killian A 1 , Debatin KM 2 , Wabitsch M 1<br />
1<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion<br />
Pädiatrische Endokrinologie, Ulm, Germany,<br />
2<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Die Größe des Fettgewebes resultiert aus dem Volumen<br />
und der Anzahl darin enthaltener Adipozyten. Wir untersuchen die Mechanismen,<br />
durch die die Anzahl der Fettzellen reguliert wird. In Vorarbeiten<br />
konnten wir zeigen, dass die Inhibition der Proteinbiosynthese<br />
durch Cycloheximid (CHX) humane Fettzellen für Todesrezeptor-induzierte<br />
Apoptose sensitiviert (Fischer-Posovszky et al., 2004, Endocrinology<br />
145: 1849 – 59). Unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei<br />
einer Kalorienreduktion, sind auch in vivo Veränderungen in der Proteinbiosynthese<br />
zu erwarten. In dieser Studie sollen exemplarisch die<br />
molekularen Mechanismen, die zur Sensitivierung für Todesrezeptor-induzierte<br />
Apoptose durch die metabolischen Inhibitoren Cycloheximid<br />
(CHX) und Actinomycin D (AD) führen, charakterisiert werden. Methoden:<br />
Humane SGBS Prä-/bzw. Adipozyten wurden mit 10 mM CHX oder
10 ng/ml AD behandelt. Die Induktion von Apoptose über den CD95-Signalweg<br />
wurde durch Bestimmung des hypodiploiden DNA-Gehalts ermittelt.<br />
Proteinlysate wurden präpariert und mittels Western Blot und<br />
bezüglich der DISC-Formation untersucht. Das Mitochondrienmembranpotential<br />
wurde am Durchflusszytometer gemessen. Ergebnisse: Humane<br />
Präadipozyten und Adipozyten zeichnen sich durch eine sehr geringe<br />
Sensitivität für den programmierten Zelltod nach CD95-Stimulation<br />
(< 10%, 72 h) aus, können aber durch CHX oder AD für Apoptose sensitiviert<br />
werden (CHX, Prä: > 80%, Adi: > 60%). Durch die Behandlung mit<br />
CHX wird das Expressionsmuster von pro- und anti-apoptotischen Proteinen<br />
differentiell reguliert. Am auffälligsten waren eine rapide Abnahme<br />
der Expression von FLIP (FADD -like interleukin 1-converting enzyme-inhibitory<br />
protein) und Bcl-xL. Das inhibitorische Molekül FLIP war<br />
daraufhin nicht mehr im CD95-Todeskomplex detektierbar, so kann das<br />
Todessignal nach Rezeptorstimulation in die Zelle weitergeleitet werden.<br />
Außerdem resultierte die Cycloheximidbehandlung in Veränderungen<br />
im Mitochondrienmembranpotential und führte somit zur Sensitivierung.<br />
Schlussfolgerung: Wir konnten molekulare Mechanismen der<br />
Apoptoseinduktion in humanen Fettzellen identifizieren. Die Apoptose<br />
von Fettzellen kann zu einer Reduktion der Anzahl von Fettzellen führen<br />
und dadurch das Fettgewebe verkleinern.<br />
Grundlagenforschung 3<br />
P347<br />
Charakterisierung der Inselmorphologie im<br />
Pankreasgewebe von nicht-diabetischen<br />
Organspendern<br />
Reers C 1 , Erbel S 1 , Esposito I 2 , Schmied B 3 , Büchler MW 3 ,<br />
Nawroth PP 1 , Ritzel RA 1<br />
1 Universität Heidelberg, Medizinische Klinik I, Heidelberg,<br />
Germany, 2 Universität Heidelberg, Institut für Pathologie,<br />
Heidelberg, Germany, 3 Universität Heidelberg, Chirurgische<br />
Klinik, Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie,<br />
Heidelberg, Germany<br />
Einleitung: Die Betazellmasse ist ein wichtiger Parameter für die Funktion<br />
des endokrinen Pankreas, und wird im Rahmen wissenschaftlicher<br />
Fragestellungen untersucht. Da humanes Pankreasgewebe nur schwer<br />
zugänglich ist, wird die Inselmorphologie häufig in Autopsiegewebe untersucht,<br />
das jedoch vor Entnahme und Fixierung für mehrere Stunden<br />
ischämisch ist und daher die Betazellen durch z.B. autolytische Prozesse<br />
geschädigt sein können. Pankreasgewebe aus Spenderorganen wird dagegen<br />
direkt nach Explantation oder kurzem Transport (kalte Ischämie)<br />
fixiert. Ziel: Wir haben daher die Inselmorphologie im Pankreasgewebe<br />
von nicht-diabetischen Organspendern charakterisiert und das Betazellvolumen<br />
mit dem in Autopsiepankreata verglichen. Methodik: In Paraffin<br />
eingebettetes Pankreasgewebe (jeweils Kopf-, Korpus- und Schwanzbereich)<br />
von n = 13 nicht-diabetischen Organspendern wurde geschnitten<br />
und immunhistochemisch gefärbt (Insulin, Glucagon). Anschließend<br />
wurde das Betazell- und Alphazellvolumen in den Organen morphometrisch<br />
bestimmt und mit dem Alter und Body-Mass <strong>Index</strong> (BMI) der<br />
Spender korreliert. Das Betazellvolumen wurde mit den Ergebnissen<br />
aus einer vorherigen Untersuchung von Autopsiepankreata verglichen.<br />
Ergebnisse: Die Organspender waren im Mittel 48,8 € 15,7 Jahre alt<br />
(7 – 63 Jahre), der BMI lag bei 26,0 € 4,1 kg/m 2 (17,1 – 33,1 kg/m 2 ). Typisch<br />
war die Zytoarchitektur der Inseln mit Alphazellen in der Peripherie<br />
und Betazellen im Zentrum. Das Betazellvolumen in den Pankreata<br />
betrug 2,3 € 0,3% (0,4 – 4,1%), das Alphazellvolumen 0,5 € 0,2%<br />
(0,1 – 2,0%). Sowohl für das Alpha-, als auch das Betazellvolumen fanden<br />
sich keine regionalen Unterschiede (p = n. s. für Kopf- vs. Korpus vs.<br />
Schwanzbereich). Es gab keinen Zusammenhang zwischen Alpha- bzw.<br />
Betazellvolumen und dem Alter bzw. BMI der Spender (p = n. s.). Im Vergleich<br />
zu Autopsiepankreata fand sich ein vergleichbares Betazellvolumen<br />
(2,3 € 0,3 vs. 2,3 € 0,3%; p = n. s.). Schlussfolgerungen: Die Inseln<br />
im gesamten humanen Pankreas sind durch einen gleichmässigen Alpha-<br />
und Betazellanteil gekennzeichnet, der in dieser Gruppe von überwiegend<br />
normal- und leichtgradig übergewichtigen Personen nicht<br />
durch BMI oder Alter beeinflusst wird. Sowohl humanes Pankreasgewebe<br />
aus Spenderorganen, als auch Autopsiegewebe scheinen für die Analyse<br />
des Betazellvolumens gut geeignet. Weitere Untersuchungen müssen<br />
den Betazell-Turnover (Replikation, Inselneogenese, Apoptose) analysieren.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P348<br />
Die postnatale Zunahme der B-Zell-Masse beim<br />
Menschen beruht primär auf der Replikation<br />
vorhandener B-Zellen<br />
Meier J 1 , Butler A 2 , Monchamp T 3 , Galasso R 2 , Rizza R 4 ,<br />
Butler P 2<br />
1 Medizinische Klinik I, St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-<br />
Universität Bochum, Bochum, Germany, 2 Larry Hillblom<br />
Islet Research Center, UCLA School <strong>of</strong> Medicine, Los Angeles,<br />
United States <strong>of</strong> America, 3 UCLA School <strong>of</strong> Medicine, Division<br />
<strong>of</strong> Endocrinology, Los Angeles, United States <strong>of</strong> America,<br />
4 Mayo Clinic, Rochester, United States <strong>of</strong> America<br />
Sowohl Typ 1, als auch Typ 2 Diabetes sind durch einen signifikanten<br />
Verlust von B-Zellen gekennzeichnet. Daher stellt die endogene Regeneration<br />
von B-Zellen eine vielversprechende Option für die zukünftige<br />
Behandlung des Diabetes dar. Allerdings ist nur wenig über die Dynamik<br />
und die Mechanismen des postnatalen B-Zell-Wachstums beim Menschen<br />
bekannt. Daher wurde das Pankreas von 46 Kindern im Alter<br />
zwischen 4 Wochen und 20 Jahren morphometrisch analysiert. Ferner<br />
wurde das Pankreasvolumen bei 141 Kindern anhand von Computertomographien<br />
bestimmt. Das Pankreasvolumen stieg linear bis zum 21. Lebensjahr<br />
an (p < 0,0001). Die fraktionelle insulin-positive Pankreasfläche<br />
war bei den jüngsten Kindern am höchsten und nahm mit zunehmendem<br />
Alter signifikant ab (p < 0,05). Die berechnete B-Zell-Masse betrug<br />
beim jüngsten Kind 51 mg und stieg bis auf 721 € 109 mg in der höchsten<br />
Altersgruppe an (p < 0,001). Die mittlere Inselgröße stieg mit zunehmendem<br />
Alter signifikant an (p < 0,0001), wohingegen die relative Inseldichte<br />
abnahm (p < 0,0001). Der Anteil der insulin-positiven Gangzellen<br />
unterschied sich nicht innerhalb der Altersgruppen (p = 0,079). Der Anteil<br />
der replizierenden B-Zellen war bei den Kleinkindern am höchsten<br />
und fiel danach deutlich ab. Die B-Zell-Apoptoserate unterschied sich<br />
nicht innerhalb der Altersgruppen. Diese Daten zeigen, dass die B-Zell-<br />
Masse zwischen Geburt und Erwachsenenalter um ein Vielfaches ansteigt,<br />
und dass die Replikation der existierenden B-Zellen ein entscheidender<br />
Mechanismus für die postnatale Expansion der B-Zell-Masse ist.<br />
Eine Regeneration der B-Zell-Masse aus endogenen Quellen könnte somit<br />
auch bei Patienten mit Typ 2 Diabetes möglich sein.<br />
P349<br />
Kontinuierliche cerebrale diffusions-gewichtete<br />
MRT während insulin-induzierter Hypoglykämie<br />
Sämann A 1 , Schmidt P 2 , Boettcher J 2 , Kaiser WA 2 , Wolf G 3 ,<br />
Müller UA 3<br />
1 Klinik für innere Medizin III, Endokrinologie& St<strong>of</strong>fwechsel,<br />
Jena, Germany, 2 Institut für diagnostische und<br />
interventionelle Radiologie, Jena, Germany, 3 Klinik für<br />
innere Medizin III, Jena, Germany<br />
Hintergrund: Bisherige Untersuchungen zeigen, dass häufige leichte<br />
bzw. seltene schwere Hypoglykämien nicht zu cerebralen Schädigungen<br />
führen. In Einzelfallberichten konnten reversible cerebrale Diffusionsstörungen<br />
unter schweren Hypoglykämien nachgewiesen werden. Diese<br />
wurden als hyperintense Läsionen mittels diffusions-gewichteter cerebraler<br />
MRT im Bereich von Splenium und Corona radiata dargestellt. Wir<br />
untersuchten, ob diese Effekte systematisch bei symptomatischen Hypoglykämien<br />
nachweisbar sind. Methodik: 10 Probanden (4 Patienten<br />
mit Typ 1 Diabetes mellitus, 6 endokrinologische Patienten mit V. a.<br />
adrenerge Insuffizienz, 4 Frauen, mittleres Alter 36,9 Jahre) erhielten<br />
einen standardisierten Insulin-Hypoglykämietest mit 0,15 IU Normalinsulin/kgKG<br />
intravenös. Die venöse Blutglukosemessung erfolgte aller 5<br />
Minuten. Ziel-Blutglukose < 2,2 mmol/l sowie Symptome der Neuroglykopenie<br />
(Konzentrationsstörung, Müdigkeit, Sehstörung). Es erfolgte eine<br />
kontinuierliche cerebrale MRT mit diffusions-gewichteten echoplanaren<br />
Sequenzen (4500/107 TR/TE) mittels 1,5 T Scanner (Siemens Sonata).<br />
Die Beurteilung des Bildmaterials erfolgte unabhängig von 2 Radiologen.<br />
Ergebnis: Alle Probanden erreichten die Ziel-Blutglukosewerte<br />
unter 2,2 mmol/l für mindestens 10 Minuten (tiefste Blutglukose<br />
1,94 € 0,4 mmol/l). In der diffusions-gewichteten cerebralen MRT konnten<br />
keine Diffusionsstörungen nachgewiesen werden. Schlussfolgerung:<br />
Kurze Hypoglykämien induzieren trotz neurologischer Symptomatik<br />
keine sichtbaren Diffusionsstörungen in der cerebralen MRT. Vermutlich<br />
lassen sich Diffusionsstörungen erst bei langdauernden bzw.<br />
Hypoglykämien mit ausgeprägter neurologischer Symptomatik nachweisen.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S111
S112 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P350<br />
Insulin Detemir weist im 3T3-L 1-Zellmodell im<br />
Vergleich zu Normalinsulin deutlich geringere<br />
adipogene Eigenschaften auf<br />
Böhm A 1 , Staiger H 1 , Machicao F 1 , Häring HU 1<br />
1<br />
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Innere Medizin IV,<br />
Tübingen, Germany<br />
Fragestellung: Insulin Detemir (Levemir Ò , Novo Nordisk), ein seit 2004<br />
zugelassenes Insulinanalogon, verdankt seine Langzeitwirkung vor allem<br />
der reversiblen Bindung an Albumin. Ermöglicht wird dies durch<br />
einen C-terminal gekoppelten Myristinsäurerest. In klinischen Studien<br />
führte, trotz vergleichbarer glukosesenkender Wirkung, Insulin Detemir<br />
(DET) im Vergleich zu Normalinsulin (NI) zu signifikant geringerer Gewichtszunahme<br />
der Patienten. Ziel dieser Studie war es daher, die Adipogenität<br />
von DET im Vergleich zu NI im 3T3-L 1-Zellmodell zu untersuchen.<br />
Methodik: Serumhaltig bis zur Konfluenz aufgezogene murine<br />
3T3-L 1-Präadipozyten wurden über 8 Tage mit unterschiedlichen Insulinbedingungen<br />
(NI [5nM = 820 mU/ml], DET äquimolar [5nM = 208 mU/<br />
ml), DET äquipotent [20nM = 820 mU/ml] serumfrei differenziert. Als<br />
quantitatives Maß für die Differenzierung diente die enzymatische Aktivität<br />
des Markerenzyms Glycerin-3-Phosphat-Dehydrogenase (GPDH).<br />
Die Bestimmung des Zellproteins für die Normierung der GPDH-Aktivität<br />
und zur Abschätzung des Zellüberlebens erfolgte nach Bradford. Der<br />
Differenzierungserfolg wurde durch Ölrot-O-Färbung kontrolliert. Statistisch<br />
signifikante Unterschiede wurden mit ANOVA und post-hoc-t-Test<br />
ermittelt. Ergebnisse: Bei NI zeigte sich bis zu Tag 4 nach Differenzierungsstart<br />
(DS) aufgrund postkonfluenter Mitosen ein Anstieg des Zellproteins<br />
um das 2,8fache. Anschließend war ein geringfügiger Abfall des<br />
Zellproteins zu verzeichnen. Bei der spezifischen GPDH beobachtete<br />
man bei NI einen 200fachen Anstieg mit sigmoidalem Verlauf<br />
(7,6 € 0,5mU/mg am Tag 0 auf 1518 € 53mU/mg am Tag 8 nach DS).<br />
DET äquimolar und äquipotent hatten einander vergleichbare Wirkung.<br />
Bei beiden zeigte sich ebenfalls ein vorübergehender Anstieg des Zellproteins,<br />
allerdings nur um das ~1,8fache. Ab Tag 5 nach DS <strong>of</strong>fenbarte<br />
sich ein deutlicher Zellproteinverlust (Proteinwert am Tag 8 nach DS nur<br />
1| 4 des Wertes von NI), der mit Zellverlust im mikroskopischen Bild einherging.<br />
Die spezifische GPDH erreichte im Vergleich zu NI einen signifikant<br />
(p < 0,0001) niedrigeren Anstieg (DET äquimolar: 81fach, von<br />
7,6 € 0,5mU/mg am Tag 0 auf 612 € 51mU/mg am Tag 8 nach DS bzw.<br />
DET äquipotent: 97fach, von 7,6 € 0,5mU/mg am Tag 0 auf 736 € 23mU/<br />
mg am Tag 8 nach DS). Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zu NI weist<br />
DET deutlich eingeschränkte adipogene und/oder überlebensvermittelnde<br />
Effekte auf. Dies entspricht den klinischen Befunden sowie den Ergebnissen<br />
früherer in-vitro-Studien, die eine geringere metabolische<br />
und mitogene Wirkung von DET belegen.<br />
P351<br />
Humane Fettgewebsmakrophagen haben sowohl<br />
pro- als auch anti-inflammatorische<br />
Eigenschaften<br />
Zeyda M 1 , Farmer D 1 , Todoric J 1 , Stulnig TM 1<br />
1 Medizinische Universität Wien, Klinik für Innere Medizin<br />
III, Klin. Abt. Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechsel, Wien, Austria<br />
Fragestellung: Adipositas ist begleitet von einer chronischen Entzündungsreaktion<br />
und einer erhöhten Anzahl von Makrophagen im Fettgewebe.<br />
Die Fettgewebsmakrophagen (adipose tissue macrophages-<br />
ATMs) scheinen durch Störung der Adipozytenfunktion die Insulinresistenz<br />
und letztlich die Entwicklung des Diabetes mellitus Typ 2 bei adipösen<br />
PatientInnen zu bewirken. Makrophagen können je nach ihrer<br />
Differenzierung verschiedene pro- als auch anti-inflammatorische Eigenschaften<br />
besitzen, über die Natur der ATMs bei adipösen PatientInnen<br />
aber nur sehr wenig bekannt. Um die Rolle der ATMs bei der Fettgewebsentzündung<br />
adipöser PatientInnen besser zu verstehen, wurden<br />
humane Fettgewebsmakrophagen phänotypisch und funktionell charakterisiert<br />
und bekannten Makrophagentypen gegenüber gestellt. Methodik:<br />
ATMs wurden aus humanen Fettgewebsproben unterschiedlicher<br />
Lokalisation isoliert. Die Expression von Oberflächenmarkern und die<br />
Fähigkeit zur Endozytose wurden mittels Durchflusszytometrie, die Sekretion<br />
verschiedener Zytokine mittels ELISA analysiert. Die Ergebnisse<br />
aus ATMs wurden denen aus Makrophagen des klassischen (M1) und<br />
des alternativen, eher anti-inflammatorischen M2-Typs, die beide aus<br />
Blutmonozyten in vitro differenziert wurden, gegenüber gestellt. Ergebnisse:<br />
Wie prototypische M2-Makrophagen, zeigten ATMs eine hohe<br />
Expression des Mannose-Rezeptors (CD206), des Hämoglobin-Scavenger-Rezeptors<br />
(CD163), und des Integrins aVb5. Auch die hohe Endozytoseaktivität<br />
sowie die hohe Sekretion von Interleukin(IL)-10 und IL-<br />
1-Rezeptor-Antagonist entsprachen dem M2-Typ. Auf der anderen Seite<br />
war jedoch sowohl die basale, als auch die induzierte Sekretion von<br />
pro-inflammatorischen Mediatoren wie TNFa, IL-6, IL-1, MCP-1 und<br />
MIP-1a sogar höher in ATMs als in in vitro-differenzierten M1-Makrophagen.<br />
Darüber hinaus konnten wir zeigen, dass die den Monozyten/<br />
Makrophagenmarker CD14 exprimierende Zellpopulation aus dem Fettgewebe<br />
<strong>of</strong>t massiv durch Blutmonozyten verunreinigt ist. Diese Daten<br />
weisen darauf hin, dass ATMs an Hand spezifischer Oberflächenmarker,<br />
wie sie hier nachgewiesen wurden, identifiziert werden müssen.<br />
Schlussfolgerungen: ATMs stellen einen speziellen Makrophagentyp<br />
dar, der phänotypisch und in der Produktion anti-inflammatorischer<br />
Mediatoren dem M2-Typ entspricht, der jedoch zur Produktion großer<br />
Mengen pro-inflammatorischer Zytokine fähig ist. Letztere könnten wesentlich<br />
zur Entstehung der Insulinresistenz bei adipösen PatientInnen<br />
beitragen. Diese Arbeit wurde vom österreichischen Fonds zur Förderung<br />
der wissenschaftlichen Forschung (P18776-B11 an T.M.S.) unterstützt.<br />
P352<br />
Vergleich von herkömmlichen Immunoassays zur<br />
Bestimmung metabolischer und<br />
kardiovaskulärer Risikomarker mit dem Luminex<br />
System für kleine Probenvolumina<br />
Safinowski M 1 , Reisinger K 1 , Musholt P 1 , Löbig M 1 ,<br />
Weise A 1 , Forst T 1 , Pfützner A 1<br />
1<br />
IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany<br />
Fragestellung: Bei der Bestimmung von zahlreichen laborchemischen<br />
Markern im Routinebetrieb oder im Rahmen klinischer Studien gibt es<br />
häufig das Problem, dass die vorhandenen Probenvolumina nicht ausreichen,<br />
um speziell bei Nachbestimmungen die Marker vollständig aus<br />
allen Proben zu erheben oder auch durch Doppelbestimmungen die<br />
notwendige Qualität zu sichern. Abhilfe könnten hier neue Systeme<br />
zur parallelen Abarbeitung von mehreren Tests mit halbautomatisierten<br />
Niedrigvolumen-Testsystemen bringen, die derzeit z. B. für die Luminex-<br />
Plattform angeboten werden. Zu hinterfragen ist hierbei die Vergleichbarkeit<br />
mit den bisherigen Methoden. Methodik: Zur Evaluierung der<br />
Qualität der Luminex Panels „Cardiovascular“ (Adiponektin, Resistin,<br />
PAI-I), „Endocrine“ (Leptin, Glukagon, C-Peptid, ohne Insulin) und<br />
„hsCRP“ (hsCRP) der Firma Linco (St. Charles, MO; Gesamtprobenvolumen<br />
für alle Tests zusammen: 150 ml) verglichen wir die mit diesem<br />
System erhobenen 225 Werte aus OGTTs von 75 übergewichtigen Normalpersonen<br />
(BMI > 30) mit den Ergebnissen der in unserem Labor standardisierten<br />
und validierten herkömmlichen Immunoassays (RIAs für<br />
Adiponektin, Glucagon und C-Peptid (alle Linco); ELISAs für Leptin+GLP-1<br />
(Linco), PAI-I + Resistin (beide Imundiagnostik, Bensheim)<br />
und Turbidimetire für hsCRP (Falcor, Menarini, Neuss, Gesamtprobenvolumen<br />
für alle Tests: 2,5 ml). Ergebnisse: Der direkte Vergleich ergab<br />
nur eine sehr ungenügende Übereinstimmung zwischen den Luminex-<br />
Ergenissen und den herkömmlichen Verfahren. Die Korrelationskoeffizienten<br />
waren teilweise erschreckend niedrig und lagen in abnehmender<br />
Reihenfolge bei: Adiponektin (r = 0,652), hsCRP (r = 0,562), Leptin<br />
(r = 0,536), C-Peptid (r = 0,488), GLP-1 (r = 0,162), PAI-1 (r = 0,145), Glukagon<br />
(r = 0,075), und Resistin (r = 0,055). In vielen Fällen konnte überhaupt<br />
keine Korrelation erkannt werden. Schlussfolgerungen: Der Vergleich<br />
der in unsewrem Labor standardisierten und validierten herkömmlichen<br />
Immunoassays mit einem neuen Verfahren mit niedrigem<br />
Volumenbedarf (Linco-Tests für die Luminex-Plattform) ergab wenig bis<br />
überhaupt keine Übereinstimmung der Ergebnisse. Vor diesem Hintergrund<br />
ist vor der Verwendung dieser Testsysteme ohne engmaschigste<br />
und penibelste Qualitätskontrolle im endokrinen Labor abzuraten. Wir<br />
haben daher zum jetzigen Zeitpunkt vom Einsatz dieser Technologie für<br />
unsere klinischen Forschungsproben Abstand genommen und h<strong>of</strong>fen auf<br />
zukünftige Verbesserungen in ihrer Qualität.<br />
P353<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Veränderungen in der neuroendokrinen<br />
Schlafarchitektur bei Typ I Diabetes mellitus<br />
Patienten<br />
Jauch-Chara K 1 , Hallschmid M 2 , Schmid SM 1 , Born J 2 ,<br />
Schultes B 3<br />
1 Universität zu Lübeck, MED I, Lübeck, Germany,<br />
2 Universität zu Lübeck, Institut für Neuroendokrinologie,<br />
Lübeck, Germany, 3 Interdisziplinäres Adipositas Zentrum, St.<br />
Gallen, Switzerland<br />
Fragestellung: Der nächtliche Schlaf hat einen starken modulatorischen<br />
Einfluss auf die Hormonsekretion und spielt daher eine bedeutsame
Rolle für die menschliche Gesundheit. Von diesem Hintergrund untersuchten<br />
wir, ob es Unterschiede in der neuroendokrinen Schlafarchitektur<br />
zwischen Typ 1 Diabetes mellitus (T1DM) Patienten und gesunden<br />
Probanden gibt. Methodik: Die neuroendokrine Schlafarchitektur wurde<br />
unter kontrollierten nicht-hypoglykämischen Bedingungen bei 14 T1DM<br />
Patienten und 14 gesunden Probanden (gepaart nach Alter, Geschlecht<br />
und BMI) untersucht. Der Schlaf wurde dabei polysomnographisch erfasst.<br />
Die Blutabnahmen fanden in 30-minutigen Abständen statt. Ergebnisse:<br />
Die Plasma-Glucose- (P = 0,024) und Serum-Insulin-Konzentrationen<br />
(P < 0,001) waren bei T1DM Patienten während der gesamten<br />
Untersuchungsnacht höher als bei gesunden Probanden. Neben diesen<br />
charakteristischen Unterschieden im Glukosemetabolismus zeigten<br />
T1DM Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden signifikant höhere<br />
Wachstumshormon- (P = 0,001) und Adrenalin-Konzentrationen<br />
(P = 0,023) während der gesamten Nacht, sowie höhere ACTH- (P = 0,010)<br />
und Kortisol-Konzentrationen (P = 0,072) während der ersten Nachthälfte.<br />
Diese hormonellen Unterschiede wurden begleitet von der Tendenz<br />
zu weniger Tiefschlaf in der ersten Nachthälfte bei T1DM Patienten<br />
(P = 0,093) verbunden mit vermehrtem Anteil des Schlafstadiums 2<br />
während der gesamten Nacht (P = 0,008). Die Messung der Befindlichkeit<br />
vor- und nach dem Schlaf wies zusätzlich darauf hin, dass der Schlaf<br />
bei T1DM Patienten subjektiv weniger erholsam war. Schlussfolgerung:<br />
Zusammenfassend zeigen unsere Ergebnisse deutliche Veränderungen<br />
in der neuroendokrinen Schlafarchitektur bei T1DM Patenten, welche<br />
möglicherweise zu den gesundheitsschädigenden Effekten des T1DM<br />
beitragen.<br />
P354<br />
Süßgeschmack erhöht den postprandialen<br />
Blutzuckeranstieg nach Glukoseaufnahme<br />
Schmid SM 1 , Jauch-Chara K 1 , Oltmanns KM 2 , Born J 3 ,<br />
Schultes B 4 , Hallschmid M 3<br />
1 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck,<br />
Medizinische Klinik I, Lübeck, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck,<br />
Klinik für Psychiatrie, Lübeck, Germany, 3 Universität zu<br />
Lübeck, Institut für Neuroendokrinologie, Lübeck, Germany,<br />
4 Kantonsspital St. Gallen, Interdisziplinäres<br />
Adipositaszentrum Ostschweiz, Rorschach, Switzerland<br />
Fragestellung: Das Ausmaß des postprandialen Blutzuckeranstiegs ist<br />
seit Jahren Gegenstand der Diabetesforschung. So wurde beispielsweise<br />
der Einfluss von Kohlenhydraten mit unterschiedlicher Struktur auf die<br />
Blutzuckerkonzentration (BZ) als glykämischer <strong>Index</strong> definiert. In der<br />
vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit die Geschmackswahrnehmung<br />
„süß“ während der Nahrungsaufnahme Einfluss auf den postprandialen<br />
Blutzuckerverlauf nimmt. Methoden: Wir untersuchten 14<br />
gesunde, männliche Probanden morgens an vier verschiedenen Versuchstagen.<br />
Die Probanden nahmen zu Versuchsbeginn 375 ml Flüssigkeit<br />
zu sich. Diese setzte sich je einmal aus Wasser mit 75 g Glukose<br />
(‚Energie + Süß Standard’), 78 g Maltodextrin (‚nur Energie’), 12,8 ml<br />
Cyclamat (‚nur Süß’) oder 78 g Maltodextrin in Kombination mit 12,8 ml<br />
Cyclamat (‚Energie + Süß Kontrolle’) zusammen. Während der darauf<br />
folgenden 2 Stunden wurde 5-minütlich der BZ gemessen. Ergebnisse:<br />
Unmittelbar nach Einnahme der Testlösung stieg der BZ in den Versuchsbedingungen<br />
mit Energiezufuhr steil an, um nach 30 Minuten ein<br />
Maximum zu erreichen (p < 0,001 für den zeitlichen Verlauf in der ANO-<br />
VA über die drei Bedingungen mit Energiezufuhr). Dabei unterschied<br />
sich der Anstieg zwischen den beiden Bedingungen mit Energiezufuhr<br />
und Süßperzeption nicht (p = 0,64), wohingegen der Anstieg nach Aufnahme<br />
von Energie ohne Süßperzeption flacher ausfiel (p = 0,040 für die<br />
Interaktion Energie + Süß vs. ‚nur Energie’ und dem zeitlichen Verlauf).<br />
Der maximal erreichte BZ nach Glukosebelastung war in den beiden<br />
Energie + Süß-Bedingungen signifikant höher als in der ‚nur Energie’-Bedingung<br />
(p = 0,043). In der ‚nur Süß’-Bedingung blieb der BZ im weiteren<br />
Verlauf auf dem Ausgangsniveau. Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen,<br />
dass der postprandiale Blutzuckeranstieg nicht nur von Faktoren<br />
wie Zusammensetzung und absoluter Menge der Kohlenhydratzufuhr<br />
abhängig ist, sondern auch von der Geschmackswahrnehmung „süß“<br />
beeinflusst wird. Der maximale postprandiale BZ-Wert nach Kohlenhydratzufuhr<br />
wird durch gleichzeitige Süßperzeption noch gesteigert. Die<br />
hierbei zugrunde liegenden Mechanismen müssen weiter untersucht<br />
werden.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Prävention, Verhalten, Schulung 3<br />
P355<br />
Entwicklung und Evaluation eines Wissenstests<br />
zur diabetischen Polyneuropathie<br />
Kulzer B 1 , Hermanns N 1 , Stark S 2 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany, 2 Universität<br />
Bamberg, Bamberg, Germany<br />
Problemstellung: Bisher existiert kein psychometrisch abgesicherter<br />
und valider Test, um das Wissen von Diabetikern über die diabetische<br />
Polyneuoropathie zu untersuchen. Ziel dieser Studie war die Entwicklung<br />
eines Neuropathiewissenstests für den Einsatz in der klinischen<br />
Praxis. Methodik: Aufgrund von Experteninterviews wurden 10 Fragen<br />
formuliert, welche sich auf die Entwicklung, den Verlauf und die Behandlung<br />
der diabetischen Polyneuropathie, sowie auf den Zusammenhang<br />
zwischen Fußproblemen und Neuropathie beziehen. Zu jeder der<br />
10 Fragen gibt es 3 Antwortmöglichkeiten, so dass der Wissenstest insgesamt<br />
30 Items enthält. Diese werden im Multiple-Choice Verfahren<br />
beantwortet. Bei jeder Frage können zwischen 1 und 3 Antwortmöglichkeiten<br />
richtig sein. Zur Überprüfung der Itemcharakteristika wurden<br />
Trennschärfen und Schwierigkeitsindices berechnet. Zur Beurteilung<br />
der Testgütekriterien wurden die Reliabilität und die Konstruktvalidität,<br />
zur Bestimmung der Konstruktvalidität Korrelationsanalysen und<br />
T-Tests berechnet. Ergebnisse: Insgesamt bearbeiteten 211 Diabetsspatienten<br />
(Alter 50,8 € 14,4 J.; 46% weiblich; 44% Typ 2 Diabetes; Diabetesdauer<br />
15,0 € 11,7 J.; HbA1c 9,1 € 17%) diesen Fragebogen. Bei 38,5% dieser<br />
Stichprobe lag eine diabetische Neuropathie vor. Der mittlere Schwierigkeitsindex<br />
aller Items (Prozent der richtig beantworteten Fragen) liegt<br />
bei 61,7%. Die mittlere korrigierte Trennschärfe (part whole korrigiert)<br />
beträgt 0,28 € 0,12, die Halbierungsreliabilität rtt = 0,81 (Spearman<br />
Brown), und die interne Konsistenz a= 0,74 (Cronbachs a). Im Sinne<br />
der Validität erwatungsgemäß korrelierten ein höheres Lebensalter signifikant<br />
negativ mit dem Wissensstand zur Neuropathie (r =-16;<br />
p < 0,02), die Höhe des Bildungsstandes dagegen signifikant positiv<br />
(r = 0,20; p < 01). Da Typ 1 Diabetiker im Hinblick auf ihre Diabeetserkrankung<br />
in der Regel besser geschult sind, kann bei ihnen auch ein<br />
höheres Wissen bzgl. der diabetischen Neuropathie erwartet werden.<br />
Dies konnte im Rahmen der Validitätsprüfung ebenfalls nachgewiesen<br />
werden (Typ 1: 19,4 € 4,0 vs. Typ 2: 17,8 € 3,9; p< .01). Patienten mit<br />
einer intensivierten Form der Insulintherapie (CSII-Therapie oder mehrfache<br />
Insulininjektionen) schnitten im Hinblick auf das Neuropathiewissen<br />
ebenfalls besser ab, als Personen mit einer weniger intensiven Form<br />
der Diabetesbehandlung wie z.B. Diät, OAD, Kombination OAD und Insulin<br />
(19,3 € 3,7 vs. 17,3 € 4,2 p< .01). Schlussfolgerung: Die Itemcharakteristika<br />
des Neuropathiewissenstests können als zufriedenstellend eingestuft<br />
werden. Die mittlere Itemschwierigkeit zeigt an, dass dieser Fragebogen<br />
potenziell in der Lage ist, einen Wissenzuwachs z.B. infolge von<br />
Schulungsmaßnahmen abzubilden. Die Reliabilität ist als gut, die Validitätsbelege<br />
sind ebenfalls als befriedigend einzustufen. Insgesamt ist<br />
der Neuropathiewissenstest ein psychometrisch reliables und valides<br />
Instrument zur Erfassung des Wissens zur diabetischen Polyneuropathie.<br />
P356<br />
Was machen Patienten anders, die über ihren<br />
Glukosewert kontinuierlich informiert sind?<br />
Eine Simulationsstudie mit real-time<br />
Blutglukose-Sensoren und virtuellen Patienten<br />
Biermann E 1 , Barkhausen K 1 , Standl E 1<br />
1 Städt. Klinikum München GmbH, 3. Med.Abteilung<br />
Klinikum Schwabing, München, Germany<br />
Fragestellung: Kontinuierlich messende Sensoren zur Blutglukosebestimmung<br />
sind auf dem Vormarsch, derzeit werden mehrere Systeme<br />
zur Echtzeit-Display des Blutzuckers auf den Markt gebracht. Es ist dabei<br />
noch nicht klar, wie Patienten mit dieser neuen Information umgehen<br />
und ob und wie dies zur Verbesserung des St<strong>of</strong>fwechsels und/oder<br />
Vermeidung von Hypo bzw. Hyperglykämien beiträgt. Methodik: Von<br />
31 realen Patienten mit Typ-1-Diabetes wurden 30 in die Untersuchung<br />
eingeschlossen, ein Patient erfüllte die Einschlusskriterien nicht. Alter<br />
MW 34 Jahre, Diabetesdauer 18 J, M/W 57%/43%, ICT/CSII 50/50%. Alle<br />
Patienten waren bzgl. Dosisanpassung geschult. Diese simulierten an<br />
einem virtuellen Typ-1-Patienten mit dem für diese Studie adaptierten<br />
Programm DIABLOG Scientific mehrere Tage mit konventioneller BZ-Testung<br />
(4 – 6 x tägl.), danach im Mittel 3,5 Tage mit kontinuierl. Glukoseanzeige<br />
entweder Armbanduhrtyp mit Trendindikator (2) und ebenso<br />
lange mit einer BZ-Kurve im Display (3). Alle Maßnahmen, die im täg-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S113
S114 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
lichen Leben vorkommen, konnten simuliert werden: Dosisänderungen<br />
jederzeit, Zwischenspritzen, Zwischenessen, ¾nderungen der regulären<br />
BE’s, des Spitz-Essabstands, nächtl. Alarmfunktion für niedrige BZ u.v.m.<br />
Eine „Gegenregulation“ nach Hypoglykämie und ein Dawnphänomen lag<br />
bei dem virtuellen Patienten vor. Ergebnisse: Die BZ-Mittelwerte verbesserten<br />
sich mit Sensor von 154 auf 139 mg/dl signifikant im Vgl. zur<br />
konventionellen Methodik, wobei zwischen (2) und (3) eine weitere,<br />
aber nicht signifikante Verbesserung vorlag. Die Prozessanalyse ergab:<br />
Die Patienten erkannten eine drohende Hypoglykämie mit Sensor in<br />
94% (o.Sensor 59%), reagierten in 98% der Fälle adäquat d. h. mit der<br />
richtigen Menge zusätzl. KH und rechtzeitig und konnten Hypo vermeiden.<br />
Die Hyp<strong>of</strong>requenz ging um 35% von 1,7/Woche auf 0,5/Woche<br />
zurück. Unnötige KH-Gaben werden fast doppelt so häufig mit Sensor<br />
wie ohne registriert: es wurden 3,2 x pro Woche unnötige BE’s verabreicht.<br />
Drohende Hyperglykämien. (5,6/W) konnten ohne Sensor nur<br />
zu 25% verhindert werden, dieses Verhältnis änderte sich mit Sensor nur<br />
geringfügig (29%). In wenigen Fällen führte „Zwischenspritzen zu“ einer<br />
späteren Hypoglykämie. Schlussfolgerungen: Durch kontinuierliche<br />
Anzeige des BZ sich in Simulationen mit virtuellen Patienten 70% der<br />
Hypoglykämien vermeiden, allerdings auf Kosten von unnötigen Interventionen<br />
(falsche bzw. zu frühe BE-Gabe ohne wirkliche Hypo-gefahr).<br />
Die Vermeidung von Hyperglykämien durch zusätzliche Insulingaben<br />
„zwischendrin“ wird von den Patienten eher gemieden, und trägt kaum<br />
zum Gesamtergebnis bei. Dies ist auch aus pharmakokinetischer und<br />
regelungstechnischer Sicht schwierig. Die Absenkung des BZ und damit<br />
rechnerisch des HbA1c um 0,4% ergibt sich vor allem aus der Vermeidung<br />
des Somogyi Phänomens. Ein Schulungsmodul mit Erlernen der<br />
Fähigkeit, Hypoglykämien aus dem Kurvenverlauf besser zu antizipieren,<br />
wäre sinnvoll. Dazu kann das Simulationsprogramm Hilfen anbieten.<br />
P357<br />
Multizentrische prospektive randomisierte<br />
Evaluierung des Beratungs- und<br />
Betreuungsprogramms DiaNe Ò für Menschen mit<br />
diabetesbedingter Nephropathie<br />
Merker L 1 , Scholz M 2<br />
1 Diabetes- und Nierenzentrum Dormagen, Dormagen,<br />
Germany, 2 DiaNe Health Care Management GmbH,<br />
Dormagen, Germany<br />
In Deutschland ist der Diabetes mellitus mittlerweile die häufigste Ursache<br />
für dialysepflichtiges Nierenversagen. Bisher fehlte es an strukturierten<br />
Interventionen ebenso wie an geeigneten Schulungsprogrammen.<br />
Diese Maßnahmen müssen frühzeitig erfolgen, um einen positiven<br />
Effekt erzielen zu können. Zu diesem Zweck entwickelten wir DiaNe Ò ,<br />
ein strukturiertes Beratungs- und Betreuungsmodul, um frühzeitig<br />
durch Information der Betr<strong>of</strong>fenen verhaltensmodifizierend zu intervenieren.<br />
Wir haben in einer ersten monozentrischen Evaluierungsstudie<br />
eine signifikante Reduktion der Mikroalbuminurie zeigen können. Diesen<br />
Effekt wollten wir in einer prospektiven randomisierten multizentrischen<br />
Kohortenstudie nach GCP-ICH-Richtlinien verifizieren. Wir untersuchten<br />
80 Männer und 33 Frauen mit diabetischer Nephropathie<br />
und Mikro- oder Makroalbuminurie.in 12 deutschen Zentren. Alle Patienten<br />
gaben eine schriftliche Einverständniserklärung ab. Ein positives<br />
Votum der Ethik-Kommission der ¾K Nordrhein lag vor. 60 Patienten<br />
wurden der Interventionsgruppe zugeteilt und nahmen an dem DiaNe Ò -<br />
Programm teil. Alle Studienteilnehmer erhielten die übliche Versorgung<br />
der nephrologisch wie diabetologisch versierten Zentren. Wir bestimmten<br />
Blutdruck, HbA1c, Hb, Kreatinin, Kreatininclerance, Cholesterin, LDL-<br />
Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride und errechneten die eGFR mit<br />
der MDRD-Formel. Alle Laborparameter wurden im Zentrallabor gemäß<br />
GLP-Richtlinien bestimmt. Mittels strukturierter Fragebögen evaluierten<br />
wir die Lebensqualität (EQ-5D), Rauchergewohnheiten, Blutdruckselbstmessung,<br />
Salzkonsum und die Einschätzung des gesamten Programms.<br />
Die Untersuchungen erfolgten vor der Intervention sowie 3, 6 und 12<br />
Monate danach. Die statistischen Berechnungen erfolgten durch ein unabhängiges<br />
klinisches Forschungsinstitut. Weder bei den Laborparametern<br />
noch bei der Auswertung der Fragebögen ergaben sich signifikante<br />
Unterschiede. Die meisten Patienten der Interventionsgruppe beurteilten<br />
das Programm als hilfreich und informativ. Entgegen unserer Erwartungen<br />
konnten wir bezüglich der Reduktion der Mikroalbuminurie keine<br />
positiven Effekte nachweisen. Die in die Studie eingeschlossenen<br />
Patienten hatten einen mittleren Blutdruck von 139/78 mm Hg und<br />
einen HbA1c-Wert von 7,1 rel. Prozent. Auch die bestimmten Lipidparameter<br />
entsprachen nahezu den Zielwerten der nationalen Versorgungsleitlinien.<br />
Die Patienten der Interventionsgruppe hatten tendenziell<br />
häufiger und schwerere Begleiterkrankungen, so dass die Interven-<br />
tion den natürlichen Verlauf der diabetischen Nephropathie wahrscheinlich<br />
positiv beeinflusst, da der Abfall der Kreatininclearance sich<br />
in beiden Gruppen nicht signifikant unterschied. Gleichwohl trägt das<br />
Beratungs- und Betreuungsprogramm DiaNe Ò wesentlich zu einem besseren<br />
Verständnis der Betr<strong>of</strong>fenen für dieses komplexe Krankheitsbild<br />
bei.<br />
P358<br />
Barrieren der Insulintherapie bei Menschen mit<br />
Typ 2 Diabetes (T2D), die bereits Insulin spritzen<br />
Stridde E 1 , Crispin A 2 , Leverkus F 1<br />
1 Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany, 2 Ludwig<br />
Maximilians Universität, Institut für medizinische<br />
Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie,<br />
München, Germany<br />
Einleitung: Die meisten Menschen mit T2D, die bereits Insulin injizieren,<br />
identifizieren sich mit Ihrer Therapie. Wenige tun dies jedoch nicht.<br />
Fragestellung: Unterscheiden sich diese beiden Populationen und,<br />
wenn ja, worin. Methoden: Befragt wurden deutschlandweit Patienten<br />
mit T2D, die mit OAD oder Insulin behandelt werden, von Allgemeinärzten<br />
und Internisten. Demographische und klinische Daten wurden<br />
dokumentiert. Zunächst wurde die grundsätzliche Einstellung zu Ihrer<br />
Insulintherapie, der allgem. Gesundheitszustand und die Belastung<br />
durch T2D mittels 10er Skala erfasst (1 = abs. negativ; 10abs. positiv).<br />
Mittels PHQ-D wurde bezüglich möglicher Depressivität gesucht. Die<br />
Präferenz der unterschiedlichen therapeutischen Möglichkeiten wurde<br />
ermittelt (10er Skala). Die Auswertung erfolgte rein deskriptiv. Ergebnisse:<br />
281 (männlich 94) von 729 Patienten der untersuchten Population<br />
praktizieren eine Insulintherapie. Auswertbar waren die Angaben von<br />
162 Patienten bezüglich der Fragestellung. 148 stehen der Insulintherapie<br />
pos. gegenüber (8,9 € 1,4); aber auch14 neg. (4,1 € 1,9), was ca. 10%<br />
entspricht. Alter: pos.: 64,1 € 10,7 vs. neg.: 59,3 € 10,9; Diabetesdauer<br />
(Jahre): 10,5 € 7 vs. 8,3 € 4,5; Alter bei Diagnose (Jahre): 53,5 € 10,8 vs.<br />
51,0 € 9,7; BMI: 29,2 € 5,5 vs. 31,6 € 6,0; allgem. Gesundheitszustand:<br />
7,0 € 2,0 vs. 5,4 € 1,8; Belastung durch T2D: 6,4 € 2,3 vs. 4,7 € 2,4; PHQ 9D:<br />
keine Depressivität: 86,5% vs. 50%; Depressivität: 8,1% vs. 14,3%; Major<br />
Depression: 5,4% vs. 35,7%; Nüchtern BZ (mg%): 128 € 34 vs. 176 € 52; BZ<br />
2 h pp: 160 € 40 vs. 212 € 78; HbA1c: 7,2 € 1,2 vs. 8,3 € 2,4. Patienten, die<br />
einer Insulintherapie ablehnend begegnen (4,6 € 2,5 vs. 7,7 € 2,4), haben<br />
eine ausgeprägte Therapiepräferenz für OAD (8,7 € 2,0 vs. 6,6 € 3,0).<br />
Schlussfolgerung: In der von uns untersuchten Population lehnen ca.<br />
10% der Patienten Ihre praktizierte Insulintherapie ab. Die beiden Populationen<br />
(pos. vs. neg.) unterscheiden sich praktisch in allen o. g. Parametern.<br />
Eine ablehnende Haltung gegenüber der praktizierten Insulintherapie<br />
führt zu einer deutlich schlechteren St<strong>of</strong>fwechseleinstellung.<br />
Diese Ergebnisse sind mit einer größer angelegten Untersuchung zu<br />
bestätigen. Sollten sich unsere Beobachtungen bewahrheiten, sind Interventionsmöglichkeiten<br />
bei dieser speziellen Population (neg.) zu diskutieren<br />
und anzuwenden.<br />
P359<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Fettmodifikation in der Diabetesdiät unter<br />
Alltagsbedingungen<br />
Julius U 1 , Skaletzki C 1<br />
1<br />
Universitätsklinikum Dresden, Medizinische Klinik III,<br />
Dresden, Germany<br />
Fragestellung: Die Empfehlungen zur Ernährung bei Diabetes schließen<br />
eine Modifikation des Fettverzehrs ein, um die metabolische Situation<br />
zu verbessern. Wir wollten die Kenntnisse zum Fettverzehr und die<br />
reale Ernährungssituation bei Diabetikern, die in unserer St<strong>of</strong>fwechselambulanz<br />
betreut wurden, untersuchen. Die Daten wurden mit denen<br />
von Nicht-Diabetikern verglichen, die in einer Allgemeinarztpraxis behandelt<br />
wurden. Methoden: 100 diabetische Patienten wurden einbezogen<br />
(50 Männer, 50 Frauen; mittleres Alter 63,4 Jahre). Alle Patienten<br />
hatten einen Fragebogen (mit Fragen zu welche Fettsäuren sind<br />
bedeutsam, welche Nahrungsmittel sind reich an bestimmten Fettsäuren)<br />
und Ernährungsprotokolle auszufüllen (über 3 Tage, davon ein Wochenendtag).<br />
Die Daten wurden in Bezug auf das Geschlecht, die Wochentage,<br />
die Schulbildung, den Body Mass <strong>Index</strong> und der Absicht, das<br />
Übergewicht zu reduzieren, ausgewertet. Die Gruppe der Nicht-Diabetiker<br />
umfasste 50 Patienten (25 Männer, 25 Frauen; mittleres Alter 56,4<br />
Jahre). Ergebnisse: Die Kenntnisse zu Fettsäuren in der Ernährung waren<br />
signifikant besser bei den diabetischen Patienten als bei den nichtdiabetischen<br />
Patienten (p = 0,002). Eine bessere Schulbildung war mit<br />
besseren Kenntnissen assoziiert. Der Prozentsatz der Gesamt-Energieaufnahme,<br />
der mit Fetten zugeführt wurde, betrug 38,1% bei den Nicht-
Diabetikern und 36,4% bei den Diabetikern. Innerhalb der empfohlenen<br />
Fettaufnahme (- 10% bis + 10%) waren nur 23% der Diabetiker und 2%<br />
der Nicht-Diabetiker an Arbeitstagen. Am Wochenende folgten 6% der<br />
Diabetiker und 10% der Nicht-Diabetiker den Empfehlungen. Diabetische<br />
Patienten konsumierten > 5 g weniger an gesättigten Fettsäuren<br />
(Diabetiker: 14,8% der Gesamt-Energie als gesättigte Fette, Nicht-Diabetiker:<br />
16,8%). Einfach ungesättigte Fettsäuren trugen mit etwa 14% zur<br />
Gesamt-Energieaufnahme bei. An Wochenenden konsumierten die Patienten<br />
beider Gruppen mehr einfach ungesättigte Fettsäuren. Im Mittel<br />
entsprach die Menge an mehrfach ungesättigten Fettsäuren 7,0% der<br />
Gesamt-Energieaufnahme bei den diabetischen und 6,9% bei den nichtdiabetischen<br />
Patienten. An den Wochenenden verzehrten alle Patienten<br />
mehr Cholesterol als an den Arbeitstagen. Im allgemeinen konsumierten<br />
die diabetischen Patienten weniger Kohlenhydrate als die nicht-diabetischen<br />
Patienten (im Mittel 20 g weniger). Bezüglich der Eiweißaufnahme<br />
gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Schlussfolgerungen:<br />
Die Fettaufnahme erschien in beiden Gruppen zu hoch, vor allem<br />
wegen der hohen Aufnahme von gesättigten Fetten. Die Fettaufnahme<br />
an den Wochenenden war noch höher. Empfehlungen zum Verzehr von<br />
einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren wurden von mehr als<br />
84% befolgt. Die besseren Kenntnisse zur Ernährung bei den diabetischen<br />
Patienten, besonders bei den männlichen Diabetikern, führten<br />
zu einer Auswahl von Nahrungsmitteln mit weniger Kohlenhydraten<br />
und mehr Fetten.<br />
P360<br />
Ergebnisse einer 12-tägigen „Komplexschulung“<br />
bei Diabetes Typ 2<br />
Kamke W 1 , Micklich G 2 , Kuhnt K 2 , Dyck J 3<br />
1 Reha-Zentrum Spreewald, Innere Medizin, Burg, Germany,<br />
2 DRV-Klinik Berlin-Brandenburg Hohenelse, Rheinsberg,<br />
Germany, 3 AOK Brandenburg, Teltow, Germany<br />
Fragestellung: Durch die Einbindung in das DMP soll die Versorgungsqualität<br />
chronisch Kranker verbessert werden. Erste Ergebnisse zeigen<br />
eine Senkung der HbA1c-Werte, des Blutdrucks und eine Zunahme augenärztlicher<br />
Untersuchungen. Andererseits ist die Anzahl der Patientenschulungen<br />
immer noch niedrig, eine relevante Senkung diabetesbezogener<br />
Krankenhausaufenthalte wurde in Brandenburg bisher nicht<br />
registriert. Daher erfolgte zwischen der AOK Brandenburg und zwei<br />
Reha-Kliniken eine Vereinbarung zur Verbesserung der Versorgung<br />
von Diabetikern durch ergänzende Leistungen zur Rehabilitation. Ziel<br />
ist es, in einer 12-tägigen stationären „Komplexschulung“ mit einer<br />
Kombination von Diabetesschulung, Therapieoptimierung und Initiierung<br />
eines Trainingsprogrammes unter alltagsnahen Bedingungen die<br />
Behandlung der Typ 2-Diabetiker zu verbessern. Methodik: Eingeschlossen<br />
wurden Patienten (P), die ambulant unzureichend eingestellt<br />
waren und/oder eine Schulung im Wohnumfeld nicht realisierbar war<br />
(nach Indikationskatalog). In einer geschlossenen Gruppe (4 – 8 P) erfolgten<br />
medizinische Betreuung (Aufnahme- und Laboruntersuchung,<br />
Diagnostik, täglich 3 – 4 Mal Blutzuckervisite), strukturierte Diabetesschulung<br />
(täglich 90 – 135 Minuten Theorie und Praxis) sowie ein tägliches<br />
Trainingsprogramm. Erfasst wurden Patientendaten (Größe, Gewicht,<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren) und Laborwerte (BZ-Tagespr<strong>of</strong>ile, HbA1c, Cholesterinstatus).<br />
Angestrebt wurde eine BZ-Einstellung entsprechend der<br />
Versorgungsleitlinie Typ 2 Diabetes der DDG. Nach 4 Monaten wurden<br />
der HbA1c und eine Einschätzung der „Komplexschulung“ mittels Fragebogen<br />
vom Hausarzt erfasst. Ergebnisse: In beiden Kliniken wurden<br />
bisher 114 P von 85 Hausärzten eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug<br />
62,3 Jahre. 68 P waren weiblich. Der BMI lag Ø 33,52 und der<br />
HbA1c-Wert bei Ø 8,4% (53 P > 8,5; 40 P 7,0 – 8,5, 21 P < 7,0). Die Rücklaufquote<br />
der Fragebögen liegt bei 83,7%. Der HbA1c betrug nach 4<br />
Monaten Ø 7,58%, was einem Abfall um 0,8% entspricht. Auf einer Skala<br />
von 1 – 5 wurde von den Hausärzten der Zuweisungsmodus mit 1,56;<br />
das Ergebnis der Maßnahme mit 1,89, die Qualität des Entlassungsberichtes<br />
mit 1,45 und die Patientenzufriedenheit mit 1,77 bewertet.<br />
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der „Komplexschulung“ zeigen, dass<br />
die stationäre Rehabilitation sich optimal mit ihrem ganzheitlichen Ansatz<br />
für die St<strong>of</strong>fwechelverbesserung von einzelnen Problempatienten<br />
eignet. Durch die Kombination von strukturierter Schulung, Therapieoptimierung<br />
und körperlicher Aktivierung konnte eine deutliche und<br />
längerfristige Verbesserung der St<strong>of</strong>fwechsellage erreicht werden. Der<br />
erreichte HbA1c-Abfall von 0,8% nach 4 Monaten übersteigt den Effekt<br />
einer reinen medikamentösen Intervention in vielen Untersuchungen.<br />
Die Schulung wird von den betreuenden Hausärzten und den P überwiegend<br />
positiv eingeschätzt. Langfristig muss evaluiert werden, ob dieser<br />
Erfolg dauerhaft erhalten wird und Krankenhauseinweisungen reduziert<br />
werden.<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P361<br />
Glucoseverläufe nach Einnahme einer schnell<br />
resorbierbaren Mahlzeit zu unterschiedlichen<br />
Tageszeiten<br />
Jendrike N 1 , Müller P 2 , Wieme-Selle J 2 , Baumstark A 1 ,<br />
Abicht A 1 , Haug C 1 , Freckmann G 1<br />
1 Institut für Diabetes-Technologie, Ulm, Germany, 2 Roche<br />
Diagnostics GmbH, Mannheim, Germany<br />
Fragestellung: Mahlzeiten wirken sich je nach Zusammensetzung unterschiedlich<br />
auf den Blutzuckerspiegel aus. So führt eine schnell resorbierbare<br />
Mahlzeit (fett- und ballastst<strong>of</strong>farm) zu einem raschen Blutzuckeranstieg.<br />
In unserer Studie wurden weitere Einflussfaktoren wie<br />
Diabetestyp und Tageszeit auf die Glucoseverläufe untersucht. Methodik:<br />
30 Probanden nahmen an der Studie teil (14 Probanden mit Typ 1<br />
Diabetes, HbA1c 7,2 € 0,9% (MW € SD), 16 Probanden mit Typ 2 Diabetes,<br />
HbA1c 7,7 € 1,0%). Der kapilläre Blutzucker wurde von 8:30 bis 16:00<br />
Uhr alle 30 Minuten gemessen. Es wurden 8 verschiedene Blutzuckermessgeräte<br />
(Roche Diagnostics) parallel eingesetzt, für die Auswertung<br />
wurde der Mittelwert der 8 Geräte verwendet. Um 9:20 Uhr und um<br />
13:10 wurde den Probanden das gleiche Essen serviert: Toast, Erdbeermarmelade,<br />
Frischkäse, Honig und Orangensaft (383 Kilokalorien, Zusammensetzung:<br />
71,6% Kohlenhydrate, 12,7% Protein, 5,8% Fett). Die<br />
körperliche Aktivität wurde eingeschränkt, um den Einfluss von Bewegung<br />
auf den Glucoseverlauf zu verringern. Alle Probanden führten ihre<br />
gewohnte Therapie durch. Ergebnisse: Der präprandiale Blutzucker vor<br />
dem Frühstück betrug bei Patienten mit Typ 1 Diabetes 138,0 € 58,4 mg/<br />
dl, vor Start des Mittagessens 131,3 € 50,1 mg/dl. Der präprandiale Blutzucker<br />
vor dem Frühstück betrug bei Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
159,6 € 39,1 mg/dl, vor Start des Mittagessens 155,3 € 51,9 mg/dl. Bei<br />
Typ 1 Diabetikern stieg der Blutzucker nach dem Frühstück um<br />
109,2 € 51,5 mg/dl an, nach dem Mittagessen um 52,8 € 54,8 mg/dl. Bei<br />
Typ 2 Diabetikern stieg der Blutzucker nach dem Frühstück um<br />
121,6 € 30,3 mg/dl an, nach dem Mittagessen um 67,8 € 32,2 mg/dl. Unabhängig<br />
vom Diabetestyp zeigt sich ein signifikant unterschiedlicher<br />
Blutzuckeranstieg nach den zwei Mahlzeiten (p < 0,01, paarweiser<br />
t-Test). Der maximale Blutzuckerwert wurde bei Typ 1-Diabetikern nach<br />
dem Frühstück nach 79 € 20 min erreicht, nach dem Mittagessen nach<br />
64 € 23 min. Bei Typ 2-Diabetikern wurde der maximale Blutzuckerwert<br />
nach dem Frühstück nach 76 € 15 min erreicht, nach dem Mittagessen<br />
nach 72 € 24 min. Die maximalen Steigungsgeschwindigkeiten betrugen<br />
bei Typ 1 Diabetikern nach dem Frühstück 2,18 € 0,73 mg/dl/min, nach<br />
dem Mittagessen 2,10 € 0,95. Bei Typ 2 Diabetikern betrugen die maximalen<br />
Steigungsgeschwindigkeiten nach dem Frühstück 2,79 € 0,68,<br />
nach dem Mittagessen 2,18 € 0,71 mg/dl/min. Schlussfolgerungen: Eine<br />
schnell resorbierbare Mahlzeit führte um 9:20 Uhr als Frühstück eingenommen<br />
zu deutlich höheren und schnelleren Blutzuckeranstiegen als<br />
die identische Mahlzeit um 13:10 Uhr. Dieser Unterschied ließ sich sowohl<br />
bei Patienten mit Typ 1 als auch bei Patienten mit Typ 2 Diabetes<br />
beobachten. Der maximale Blutzuckerwert wurde nach etwa einer Stunde<br />
erreicht. Bei der Schulung von Menschen mit Diabetes mellitus über<br />
Ernährung und Therapieanpassung sollten diese Einflussfaktoren berücksichtigt<br />
werden.<br />
P362<br />
Messung der Lebensqualität bei Patienten mit<br />
diabetischer Neuropathie<br />
Kulzer B 1 , Hermanns N 1 , Stark S 2 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany, 2 Universität<br />
Bamberg, Bamberg, Germany<br />
Einleitung: Die Erfassung der Lebensqualität ist eine wichtige Maßnahme<br />
zur Bestimmung der Behandlungsqualität, wirft jedoch eine Reihe<br />
noch ungelöster methodischer Fragen auf. In dieser Studie wurden zur<br />
Messung der Lebensqualität daher zum einen ein globaler, diabetesunspezifischer<br />
Fragebogen, der „Health Survey Short Form“ (SF12), und<br />
zum anderen ein neuropathiespezifisches Instrument, die deutsche Fassung<br />
des „Neuropathy and foot ulcer specific Quality <strong>of</strong> life instrument“<br />
(NeuroQol), benutzt und die Ergebnisse miteinander verglichen. Methodik:<br />
Eine eingehende medizinische Untersuchung wurde bei 211 Diabeetspatienten<br />
(Alter 50,8 € 14,4 J., 46% weiblich; 44% Typ 2 Diabetes;<br />
Diabetesdauer 15,0 € 11,7 J.; HbA1c 9,1 € 17%) durchgeführt. Die Patienten<br />
bearbeiteten den neuropathieunspezifischen SF12 (mit den beiden<br />
Skalen „Körperliche Gesundheit „ und „psychische Gesundheit“), sowie<br />
den neuropathiespezifischen NeuroQol (5 Skalen: Schmerzen, reduzierte<br />
Sensibilität, senso-motorische Einschränkungen, emotionale Belastungen,<br />
Aktivitätseinschränkungen aufgrund dieser Beschwerden). Die Ergebnisse<br />
der beiden Methoden zur Erfassung der Lebensqualität bei<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S115
S116 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Patienten mit diabetischer Neuropathie wurden miteinander verglichen.<br />
Ergebnisse: 81 Patienten (38,5%) wiesen eine NP auf. Patienten mit<br />
einer NP waren signifikant älter (46,2 € 14,2 J. vs. 58,2 € 11,4 J. p< .05),<br />
hatten eine längere Diabeetsdauer (17,1 € 11,6 vs. 13,8 € 11,6 J. p< .05),<br />
jedoch eine vergleichbare glykämische Kontrolle (HbA1C: 9,1 € 1,7 vs.<br />
9,1 € 1,7%, p =.40). Im SF12 hatten die NP-Patienten in der Skala „körperliche<br />
Gesundheit“ signifikant stärker reduzierte Werte, als Diabetiker<br />
ohne NP (37,4 € 11,0 vs. 48,3 € 9,6, p< .01), während die Skale „psychische<br />
Gesundheit“ keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen<br />
zeigte (44,7 € 11,2 vs. 45,2 € 11,1, p =.76). Dagegen war<br />
die Lebensqualität bei NP-Patienten in allen 5 Skalen des NeuroQol signifikant<br />
geringer ausgeprägt als bei Patienten ohne eine NP (Schmerzen:<br />
8,2 € 6,1 vs. 2,1 € 3,1, p< .01; Sensibilitätseinschränkungen: 3,9 € 3,5 vs.<br />
0,7 € 1,6, p< .01; senso-motorische Einschränkungen: 3,0 € 1,6 vs.<br />
0,9 € 1,6, p< .01; emotionale Belastungen: 12,1 € 11,8 vs. 4,6 € 8,3, p< .01;<br />
Aktivitätseinschränkungen: 3,6 € 3,6 vs. 0,9 € 2,1, p < 01). Schlussfolgerung:<br />
Mit dem SF12, einem diabetesunspezifischen Maß zur globalen<br />
Erfassung der Lebensqualität, lassen sich nur sehr eingeschränkt Auswirkungen<br />
einer Neuropathie auf die Lebensqualität von Diabetespatienten<br />
erfassen. Diese globale Messung der Lebensqualität erfasst nur<br />
die negativen Auswirkungen einer Neuropathie auf die körperliche<br />
Funktionstüchtigkeit, nicht aber auf das psychische Wohlbefinden. Der<br />
Einsatz eines krankheitsspezifischen Instruments zur Messung der Lebensqualität<br />
ergibt hingegen sensitivere Ergebnisse und scheint eher<br />
geeignet, die krankheitspezifischen Belastungen in Hinblick auf die Lebensqualität<br />
von Menschen mit Diabetes abzubilden.<br />
P363<br />
Evaluation einer Betreuung von Patienten mit<br />
Diabetes Typ 2 mit dem Accu-Chek Mellibase<br />
Risiko- und Potenzialbericht im<br />
Versorgungsalltag in Berliner Arztpraxen<br />
Mast O 1 , Meyer S 2<br />
1 Roche Diagnostics GmbH, Diabetes Care, Mannheim,<br />
Germany, 2 Berliner Institut für Sozialforschung GmbH,<br />
Berlin, Germany<br />
Fragestellung: Wie entwickeln sich Risik<strong>of</strong>aktoren bei Typ-2-Diabetikern<br />
in der hausärztlichen Versorgung, bei denen Accu-Chek Mellibase<br />
(ACMB) als Instrument zur Unterstützung der Arzt-Patient-Kommunikation<br />
und der Motivation der Patienten eingesetzt wird? Methodik: Beobachtungsstudie<br />
des Einsatzes von ACMB in Berliner Arztpraxen bei<br />
166 Patienten mit Typ-2-Diabetes. In drei aufeinander folgenden Quartalen<br />
wurde jeweils ein ACMB Risiko- und Potenzialberichten erstellt<br />
und mit dem Patienten besprochen. Zwei Quartale später wurde ohne<br />
Ankündigung zu Beginn der Studie nochmals der medizinische Status<br />
aller verfügbaren Patienten erhoben (N = 109 mit vollständigen Verlaufsdaten).<br />
Demographische Daten zu Beginn: Alter 64,1 € 7,7 Jahre, 49,5%<br />
männlich, bekannte Diabetesdauer 9,1 € 6,8 Jahre. HbA1c 7,2%, syst.<br />
Blutdruck 137,8 mm Hg, Gesamtcholesterin 205,2 mg/dl und BMI<br />
30,6 kg/m 2 . Anteil Hochrisikopatienten (nach Nationaler Versorgungsleitlinie<br />
Diabetes) HbA1c > 7,5%: 26,6%, syst. Blutdruck > 140 mm Hg:<br />
33,0%, Gesamtcholesterin > 230 mg/dl: 26,6%, BMI > 30 kg/m 2 : 47,7%.<br />
Diese 4 Hochrisikogruppen wurden hier separat ausgewertet. 15,5% der<br />
Patienten hatten unter zusätzlicher Berücksichtigung des Rauchens und<br />
des HDL (< 40 mg/dl) keinen Faktor im Hochrisikobereich. Ergebnisse:<br />
Die Hochrisikogruppe zu HbA1c hatte zu Beginn – nach 3 Monaten –<br />
nach 12 Monaten folgende Werte: 8,6 – 7,9 – 8,4%. Entsprechend waren<br />
die Verläufe in den Hochrisikogruppen syst. Blutdruck<br />
156,8 – 145,8 – 145,5 mm Hg, Gesamtcholesterin<br />
258,9 – 221,1 – 220,8 mg/dl und BMI 35,3 – 34,6 – 34,3 kg/m 2 . Bis auf die<br />
HbA1c-Gruppe waren die Verbesserungen auch nach 1 Jahr noch signifikant<br />
(p < 0,01). Auch in der Gesamtgruppe konnten bis auf den<br />
HbA1c positive Trends erkannt werden. Die Verbesserungen in den<br />
Hochrisikogruppen gingen mit einer Verbesserung des Gesamtrisikopr<strong>of</strong>ils<br />
einher: 0 – 1 – 2 – > 3 Risik<strong>of</strong>aktoren im Hochrisikobereich hatten zu<br />
Beginn 15,6 – 27,5 – 36,7 – 20,2% der Patienten, nach 1 Jahr dann<br />
24,8 – 37,6 – 22,9 – 14,6% (p < 0,01). Schlussfolgerung: Beobachtet wurde<br />
ein Kollektiv von typischen und durchschnittlich gut eingestellten<br />
Patienten mit Diabetes Typ 2 in hausärztlicher Betreuung 9 Jahre nach<br />
Erstdiagnose. Im Zusammenhang mit der Therapieunterstützung durch<br />
ACMB Risiko- und Potenzialberichten im Patientengespräch konnten bereits<br />
nach 3 Monaten bei Hochrisikopatienten deutliche Verbesserungen<br />
wesentlicher Risik<strong>of</strong>aktoren beobachtet werden. Diese Verbesserungen<br />
waren bis auf die HbA1c Werte auch über 12 Monate nachhaltig. Die<br />
Ergebnisse liegen deutlich höher als in bisher veröffentlichten DMP Analysen.<br />
Das Ergebnis dieser Untersuchung unterstützt die Hypothese,<br />
dass ACMB durch Adressierung der Motivation und des Verhaltens der<br />
Patienten ein effektives Instrument zur Verbesserung des Risikopr<strong>of</strong>ils<br />
bei Diabetes Typ 2 ist. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob dieses<br />
Resultat auch in deutlich größeren Populationen bestand hat.<br />
P364<br />
Bisher unerkannter Diabetes mellitus und<br />
erhöhte Nüchternglukose in der primärärztlichen<br />
Versorgung: Das German Metabolic and<br />
Cardiovascular Risk Project (GEMCAS)<br />
Hauner H 1 , Bramlage P 2 , Hanisch J 3 , Schunkert H 4 ,<br />
Steinhagen-Thiessen E 5 , Wasem J 6 , Jöckel KH 3 , Moebus S 3<br />
1 TU München, Else Kröner-Fresenius-Zentrum für<br />
Ernährungsmedizin, München, Germany, 2 TU Dresden,<br />
Institut für Klinische Pharmakologie, Dresden, Germany,<br />
3 Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische<br />
Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Germany,<br />
4 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck,<br />
Medizinische Klinik II, Lübeck, Germany, 5 Charite, Berlin,<br />
Germany, 6 Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für<br />
Medizinmanagement, Essen, Germany<br />
Zielsetzung: Die Gesamtmortalität bei Patienten mit Diabetes mellitus<br />
ist um den Faktor 2 erhöht. Jedoch vergehen zwischen Manifestation<br />
und klinischer Diagnose nicht selten 5 Jahre. Eine Früherkennung könnte<br />
zur Verminderung der Diabetes spezifischen Folgeerscheinungen und<br />
der kardiovaskulären Morbidität beitragen, geeignete Screeninginstrumente<br />
fehlen jedoch. Methoden: Zur Untersuchung der Frage wurde<br />
der Datensatz einer bundesweiten Punktprävalenzerhebung in der primärärztlichen<br />
Versorgung gewählt. 1.511 ¾rzte dokumentierten 35.869<br />
konsekutive Patienten in der ambulanten Versorgung. Bestandteil der<br />
Dokumentation war eine systematische Untersuchung der Patienten<br />
auf das Vorliegen eines erhöhten Nüchternblutzuckers. Blutzuckerwerte<br />
(unabhängig vom Nüchternstatus) wurden bestimmt und während Werte<br />
< 5,56 mmol/L und > 11,11 mmol/L (< 100 bzw > 200 mg/dL) eine<br />
s<strong>of</strong>ortig Zuordnung erlaubten, wurden Patienten mit Werten dazwischen<br />
zur Nüchternblutbestimmung erneut einbestellt. Ergebnisse:<br />
Das Alter der hier untersuchten Population liegt zwischen 18 – 99, davon<br />
hatten 0,6% einen Typ-1-Diabetes, 12,2% einen Typ-2-Diabetes. Weitere<br />
0,9% hatten einen bisher nicht diagnostizierten Diabetes, 2,0% erhöhte<br />
Nüchternblutzuckerwerte. Eine Analyse der bislang undiagnostizierten<br />
Diabetiker zeigte, dass diese gegenüber nicht diabetischen Patienten ein<br />
deutlich erhöhtes kardiovaskuläres Risikopr<strong>of</strong>il haben und in diesem<br />
Sinne bekannten Diabetikern ähnlich sind. Insbesondere männliche Patienten,<br />
höheres Alter, niedrige HDL-Cholesterin Werte und eine positive<br />
Familienanamnese erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose eines<br />
bisher unerkannten Diabetes. Schlussfolgerung: Die Häufigkeit von<br />
bislang unerkannten Störungen im Glukosest<strong>of</strong>fwechsel (unerkannter<br />
Diabetes, erhöhter Nüchternblutzucker) ist in der vorliegenden Studienpopulation<br />
geringer als in bisherigen Studien publiziert. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass die hier aufgezeigte Vorselektion der Patienten über ein<br />
einfaches Blutzucker-Screening in Verbindung mit typischen Patientencharakteristika<br />
ein probates Mittel zur frühzeitigen Diagnose von St<strong>of</strong>fwechselstörungen<br />
und damit Verhinderung diabetesassoziierter Morbidität<br />
und Mortalität darstellen können.<br />
Prävention, Verhalten, Schulung 4<br />
P365<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Wie schätzen Patienten die Vor- und Nachteile<br />
einer verblindeten/unverblindeten<br />
kontinuierlichen Glukosemessung ein?<br />
Hermanns N 1 , Gulde C 2 , Eberle H 3 , Kulzer B 1 , Haak T 1<br />
1 Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim<br />
(FIDAM), Bad Mergentheim, Germany, 2 Universität<br />
Bamberg, Bamberg, Germany, 3 Universität Würzburg,<br />
Würzburg, Germany<br />
Problemstellung: Die Ergebnisse der kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(KGM) können dem Patienten sowohl retrospektiv, als auch nahezu in<br />
Echtzeit zugänglich gemacht werden. Bei einer retrospektiven Analyse<br />
(RA) werden die Werte nach Abschluss der KGM ausgelesen, in der<br />
nahezu Echtzeitbedingung (EB) kann der Patient zu jedem Zeitpunkt<br />
den annähernd aktuellen Glukosewert ablesen und wird zusätzlich<br />
durch Alarme vor hypo- bzw. hyperglykämischen Glukosewerten gewarnt.<br />
Diese Cross-Over-Studie untersucht, wie Patienten nach der Erfahrung<br />
der beiden Bedingungen (RA und EB) die Vor- und Nachteile der<br />
KGM einschätzen. Methodik: An dieser Studie nahmen 50 Typ 1 Diabetiker<br />
(Alter 41,7 € 12,3 J.; Diabetesdauer 14,7 € 11,9 J.; HbA1c 8,1 € 1,5%;
48% weiblich) teil. Diese Patienten trugen zweimal für jeweils 48 Stunden<br />
das GlucoDay Ò System. Einmal wurden die Glukosewerte den Patienten<br />
retrospektiv (RA), in der anderen Phase unter nahezu Echtzeitbedingung<br />
(EB) zugänglich gemacht und gegebenenfalls hypo- oder hyperglykämische<br />
Alarme ausgelöst. Die Abfolge dieser Phasen war randomisiert.<br />
Vor Beginn (Baseline), und nach Ende der EB- und RA-Phase<br />
bearbeiteten die Teilnehmer eine deutsche Übersetzung der „Zufriedenheitsskala<br />
kontinuierliche Glukosemessung“ (Diabetes Care 2005, 28,<br />
1929 – 1935), mit der Vorteile (z. B. „KGM erleichtert die Insulinanpassung“)<br />
und Nachteile (z. B. „KGM bringt mich dazu, mir zu viele Gedanken<br />
über den Diabetes zu machen“) der KGM erfasst werden. Die Skala<br />
„Vorteile der KGM“ umfasst 19 Items (Range 0 – 57, Cronbachs a=.96),<br />
die Skala „Nachteile der KGM“ 18 Items (Range 0 – 54, Cronbachs a=.<br />
93). Zusätzlich bearbeiten die Patienten einen Fragebogen zu diabetesbezogenen<br />
Belastungen (PAID) und eine Therapiezufriedenheitsskala<br />
(DTSQ). Ergebnisse: Vor der KGM schätzen die Patienten die Vorteile<br />
der KGM recht hoch ein, nach der EB- bzw. RA-Phase bewerteten die<br />
Teilnehmer die KGM weniger positiv (Baseline: 37,4 € 8,9; EB:<br />
28,4 € 13,0; RA: 29,2 € 14,6; p< .01). Die wahrgenommen Vorteile zwischen<br />
RA und EB differierten nicht signifikant (p = 0,23). Die wahrgenommenen<br />
Nachteile wurden nach der KGM leicht geringer eingeschätzt<br />
(Baseline: 15,1 € 7,7; EB: 13,0 € 9,4; RA:12,6 € 8,1; p =.04). Auch<br />
bzgl. der Nachteile zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen<br />
EB und RA (p = 0,53). Weder bei den diabetesbezogenen Belastungen<br />
(PAID: Baseline: 31,9 € 22,6; EB: 29,2 € 21,2; RA: 28,5 € 19,3; p =.35)<br />
noch bei der Therapiezufriedenheit (DTSQ: 30,1 € 7,4; EB: 31,4 € 6,8; RA:<br />
31,0 € 6,6; p =.38) zeigte sich ein signifikanter Unterschied. Diskussion:<br />
Nach der Erfahrung einer KGM wurde von den Teilnehmer die Nachteile<br />
der KGM etwas weniger negativ, allerdings auch die antizipierten Vorteile<br />
weniger positiv eingeschätzt. Interessanterweise ergaben sich im<br />
Vergleich zwischen den beiden Bedingungen EB und RA in Bezug auf die<br />
wahrgenommen Vor- und Nachteile, wie auch auf die diabetesbezogene<br />
Belastungen und die Therapiezufriedenheit keine Unterschiede.<br />
P366<br />
Strukturierte Ferienfreizeiten für Kinder und<br />
Jugendliche mit Typ-1 Diabetes: Erlebnisse mit<br />
Nutzen für das Wissen über die<br />
Diabetesbehandlung und Förderung der<br />
Lebensqualität<br />
Bartus B 1 , Föhl A 2 , Kühnle A 3 , Weidemeyer S 4 , Zieher S 5<br />
1 Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Stuttgart, Germany,<br />
2 Klinikum Memmingen, Memmingen, Germany, 3 KKH<br />
Radolfzell, Radolfzell, Germany, 4 KKH Böblingen, Böblingen,<br />
Germany, 5 Schwerpunktpraxis, Marktheidenfeld,<br />
Marktheidenfeld, Germany<br />
Einleitung: Seit 2003 werden die am Bodensee stattfindenden erlebnispädagogischen<br />
Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche mit Typ-1<br />
Diabetes hinsichtlich ihrer Prozess- und Ergebnisqualität kontinuierlich<br />
evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Teilnahme das Wissen<br />
über die Diabetesbehandlung deutlich ansteigt und die allgemeine<br />
¾ngstlichkeit der Kinder absinkt. Die Frage, ob die Teilnahme an den<br />
Ferienfreizeit auch mit Veränderungen in der diabetesbezogenen Lebensqualität<br />
einhergeht, wurde bei den 2 letzten Freizeiten untersucht.<br />
Fragestellung: Gibt es ¾nderungen in der diabetesbezogenen Lebensqualität<br />
von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes nach einer<br />
strukturierten Ferienfreizeit? Methodik: Aus dem Lebensqualitätsfragebogen<br />
für Kinder und Jugendliche mit Typ-1 Diabetes (SEL-KJ) wurden<br />
7 Items ausgewählt, die nach Vorprüfung und Expertenrating hinreichend<br />
sensitiv erschienen, auch kurzfristige ¾nderungen in der Lebensqualität<br />
zu erfassen. Die Beantwortung der Items erfolgte auf einer<br />
4-stufigen Likert-Skala. Die daraus entstandene Skala (Cronbach’s Alpha<br />
= 0,68) wurde von den Kindern und Jugendlichen zu Beginn und<br />
am Ende der Freizeiten ausgefüllt. Die Auswertung erfolgte mit dem<br />
Statistikprogramm SPSS 12.01. Ergebnisse: In die Untersuchung eingegangen<br />
sind die vor- und nach der Freizeit ausgefüllten Skalen von n = 49<br />
Kindern und Jugendlichen (23 Mädchen): Mittleres Alter 11,4 € 1,7 (minmax<br />
9 – 15) Jahre, Diabetesdauer 4,0 € 2,9 Jahre, HbA1c 7,5 € 1,4% (errechnet<br />
aus den ärztlichen Anmeldebriefen). Die Insulintherapie erfolgte<br />
in 12 Fällen mit einer CSII. Der Vergleich der Skalensummen vor und<br />
nach der Freizeit zeigt eine signifikante Erhöhung der Punktwerte in<br />
Richtung positive Einschätzung der diabetesbezogenen Lebensqualität<br />
von 20,2 € 3,7 auf 21,4 € 4,0 (p < 0,05). Die ¾nderungen, die nach der<br />
Freizeit auftraten betreffen v. a. die eigene Haltung zur Diabetesbehandlung<br />
wie „Sorgen wegen zu hohen oder zu niedrigen Blutzuckerwerten“<br />
aber auch soziale Aspekte wie „wegen des Diabetes sich von anderen<br />
zurückziehen oder nicht mögen, wenn andere über den Diabetes Be-<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
scheid wissen“. Schlussfolgerung: Personell und konzeptionell gut<br />
strukturierte Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche mit Diabetes<br />
vermitteln neben dem Erlebniswert auch Kenntnisse über die Behandlung.<br />
Darüber hinaus kann die Teilnahme zur Förderung der psychischen<br />
Befindlichkeiten beitragen (im Sinne von „quality-<strong>of</strong>-life-enhancement“)<br />
und so den Erholungswert steigern. Wie weit diese Effekte zeitlich nach<br />
den Freizeiten anhalten, soll weiter untersucht werden.<br />
P367<br />
Empirische Typisierung von Patienten mit Typ 2<br />
Diabetes bezüglich Barrieren der Insulintherapie<br />
mittels BIT Fragebogen<br />
Stridde E 1 , Leverkus F 1<br />
1 Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany<br />
Einleitung: Trotz unbefriedigender St<strong>of</strong>fwechseleinstellung verzögern<br />
mit OAD behandelte Patienten mit T2D den Beginn einer Insulintherapie<br />
(IT). Subjektive Barrieren bezüglich einer IT spielen dabei eine wichtige<br />
Rolle. Barrieren lassen sich mittels eines nur 14 Fragen umfassenden<br />
Instruments, dem sog. BIT-Fragebogens, messen (Diabetologie 2006;1:<br />
102, 253). Der BIT erfasst 5 Dimensionen (positive/negative Ergebniserwartung<br />
von einer IT, Überforderung durch eine IT, Angst vor dem<br />
Spritzen und vor Hypoglykämien, soziale Stigmatisierung). Fragestellung:<br />
Lassen sich empirisch Patiententypen bezüglich Barrieren der IT<br />
identifizieren und beschreiben? Methode: Im Rahmen des SETT2D Projektes,<br />
einer Querschnittstudie, wurden in Praxen und Ambulanzen in<br />
Deutschland 532 oral unzureichend eingestellte Patienten mit Typ-<br />
2-Diabetes eingeschlossen (Diabetologie 2006;1: 155, 425). Die Auswertung<br />
für unsere Fragestellung erfolgte mittels K-Means Clusteranalyse.<br />
Ergebnisse: Die Angaben von 449 Patienten waren auswertbar. Pos/neg<br />
Ergebniserwartung bezüglich einer IT ist entscheidend für die Ausprägung<br />
weiterer Barrieren der IT. Patienten mit einer eindeutig pos. Ergebniserwartung<br />
(54%) beurteilen Überforderung und Angst vor Hypos indifferent,<br />
haben keine Spritzangst und fühlen sich nicht stigmatisiert.<br />
Pat. mit indifferenter Ergebniserwartung (46%) unterteilen sich in 3<br />
weitere Typenklassen: 1. (16%) Spritzangst und Angst vor Hypos; 2.<br />
(10%) Überforderung, Spritzangst, Stigmatisierung und ausgeprägte<br />
Angst vor Hypos; 3. (20%) mäßiges Überforderungsgefühl, ausgeprägte<br />
Befürchtung bezüglich Stigmatisierung, praktisch keine ¾ngste. Schlussfolgerung:<br />
Mittels des Bit Fragebogens lassen sich Patienten mit T2D in<br />
4 unterschiedliche Patiententypen klassifizieren. Patienten mit positiver<br />
Ergebniserwartung haben eher keine Barrieren der Insulintherapie. Bei<br />
Patienten mit indifferenter Ergebniserwartung stellt sich das Bild deutlich<br />
komplexer dar. Ein Teil hat lediglich Befürchtungen wegen Stigmatisierung.<br />
Bei einem weiteren Teil stehen ¾ngste und Befürchtungen in<br />
allen Dimensionen im Vordergrund. Bei einem weiteren Typus projizieren<br />
sich die Barrieren eindeutig auf ¾ngste. Ob diese Erkenntnisse mit<br />
demographischen/klinischen Parametern korrelieren muss untersucht<br />
werden.<br />
P368<br />
TeleAdi*: Eine prospektive Untersuchung zur<br />
telemedizinisch gestützten Gewichtsreduktion<br />
bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen<br />
mit einem Cluster kardiovaskulärer und<br />
metabolischer Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
Schiel R 1 , Kramer G 1 , Radón S 1 , Heiland S 1 , Beltschikow W 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany<br />
Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen sind häufig assoziiert mit<br />
Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie und kardiovaskulären Komplikationen.<br />
Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas steigt auch bei<br />
Kindern und Jugendlichen. Ziel von TeleAdi war neben der langfristigen<br />
Gewichtsreduktion die Untersuchung von Körperfettverteilung (Körpersegmentanalyse,<br />
Body Composition Analyzer BC 418MA, Tanita, Sindelfingen,<br />
Variationskoeffizient 1,88%), BMI, BMI-SDS, Laborparametern<br />
(Nüchternblutglukose, OGTT, TSH, Harnsäure, Lipidstatus, CRP), Blutdruck<br />
(spontan und 24-h-Messung) und Carotis-Intima-Media-Dicke<br />
bei übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen. Methoden:<br />
Es wurden alle Kinder und Jugendlichen untersucht, die vom<br />
01.12.2005 bis 30.04.2006 in unsere Klinik eingewiesen wurden zur Gewichtsreduktion<br />
(n = 81, Alter 13,6 € 2,7 Jahre, 62% Mädchen, bei Aufnahme:<br />
BMI 31,2 € 5,5 kg/m 2 , BMI-SDS 2,47 € 0,55, RR spontan<br />
119,1 € 12,1/73,7 € 10,1, RR 24-h-Messung 121,9 € 9,9/66,9 € 6,6 mm Hg,<br />
Carotis-Intima-Media Dicke 0,48 € 0,09 mm). Ergebnisse: Während des<br />
Aufenthaltes im Hause über 36,2 € 8,1 Tage sanken der BMI<br />
(28,6 € 4,9 kg/m 2 ,p< 0,001) und BMI-SDS (2,13 € 0,59). Die Körperseg-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S117
S118 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
mentanalyse belegte eine Abnahme des Fettanteiles (38,0 € 7,3 vs.<br />
34,3 € 6,6%, p < 0,001) und der Fettmasse (33,2 € 14,3 vs. 27,5 € 11,6 kg,<br />
p < 0,001). Die Fettmasse korrelierte mit Gewicht (r = 0,920, p < 0,001),<br />
BMI (r = 0,936, p < 0,001), BMI-SDS (r = 0,792, p < 0,001) und den systolischen<br />
(spontan gemessen r = 0,490, p < 0,001, 24-h-Messung r = 0,610,<br />
p < 0,001) und diastolischen Blutdruckwerten (spontan gemessen<br />
r = 0,463, p < 0,001, 24-h-Messung r = 0,373, p < 0,001) sowie der Intima-<br />
Media Dicke (r = 0,482, p < 0,001). In der multivariaten Analyse zeigte<br />
die Fettmasse eine Assoziation (R-square = 0,922) zum BMI (ß= 0,494,<br />
p < 0,001), zum Gewicht (ß= 0,560, p < 0,001) und zum Alter (ß= 0,110,<br />
p = 0,016). Korrelationen oder Assoziationen zwischen Gewicht, BMI,<br />
BMI-SDS bzw. Ergebnissen der Körpersegmentanalyse und den Nüchternblutglukosewerten,<br />
Ergebnissen des OGTT oder den Lipidwerten ergaben<br />
sich nicht. Schlussfolgerungen: Ein Cluster von kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren besteht bereits bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht<br />
und Adipositas. Es bestehen klare Assoziationen zwischen BMI,<br />
Fettmasse, Blutdruck, Carotis-Intima-Media-Dicke und Laborparametern.<br />
Durch eine Intervention (Gewichtsabnahme) können Risik<strong>of</strong>aktoren<br />
reduziert und möglicherweise die Prognose verbessert werden.<br />
*Mit freundlicher Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF), „Innovationsinitiative Neue Länder“, DIS-<br />
CO-Konzept.<br />
P369<br />
Diabetes-Risiko und Häufigkeit von<br />
Fettst<strong>of</strong>fwechselstörungen in der jüdischen<br />
Bevölkerung Dresden’s<br />
Tselmin S 1 , Fischer S 1 , Schwarz P 1 , Bornstein S 1 ,<br />
Bergmann S 2<br />
1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen<br />
Universität Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik III,<br />
Dresden, Germany, 2 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus<br />
an der Technischen Universität Dresden, Institut für<br />
Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Dresden,<br />
Germany<br />
Einführung: In den letzten 15 Jahren sind mehr als 200.000 russischsprachige<br />
jüdische Zuwanderer nach Deutschland umgesiedelt. Bisher<br />
gibt es nur wenige Daten zum Gesundheitszustand dieser Personen. Ziel<br />
unserer Studie ist es, das Diabetesrisiko und die Häufigkeit von Fettst<strong>of</strong>fwechselstörungen<br />
in dieser Population zu analysieren. Methodik: In die<br />
Untersuchungen einbezogen wurden 43 Personen jüdischer Abstammung<br />
im Alter von 34 – 76 Jahren (mittlerer BMI 28,5 kg/m 2 ), bei denen<br />
bisher kein Diabetes mellitus bekannt war. Das Diabetesrisiko wurde<br />
nach dem FINDRISK Fragebogen berechnet. Plasmaglukose, Insulin, Gesamtcholesterin,<br />
LDL-C, HDL-C und die Triglyceride wurden nach einer<br />
12 stündigen Nüchternperiode gemessen. Zur Beurteilung der Insulinresistenz<br />
wurde der HOMA-<strong>Index</strong> bestimmt. Die Studienpopulation wurde<br />
mit einer randomisierten Stichprobe der Dresdner Bevölkerung (DRE-<br />
CAN Survey 2005, gleicher Altersbereich, gleiche Geschlechtsverteilung,<br />
mittlerer BMI 26,0 kg/m 2 ) verglichen, die nach einem ähnlichen Protokoll<br />
untersucht wurde. Ergebnisse: Das Diabetesrisiko lag bei 35%<br />
der jüdischen Zuwanderer im erhöhten Bereich (> 18% in den nächsten<br />
10 Jahren). 72% der jüdischen Einwanderer hatten eine Fettst<strong>of</strong>fwechselstörung<br />
(LDL-C > 4,1 mmol/l und/oder Triglyceride > 1,7 mmol/l), verglichen<br />
mit 63% der Dresdner Bevölkerung. Eine Hypertriglyzeridämie war<br />
mehr als doppelt so häufig bei den Einwanderern im Vergleich mit den<br />
Einheimischen nachweisbar (12% vs. 5%). 40% der Einwanderer mit einem<br />
erhöhten Diabetesrisiko hatten eine Hypertriglyzeridämie, während<br />
nur 18% der Personen mit einem niedrigen Diabetesrisiko eine<br />
Hypertriglyzeridämie aufwiesen. 55% der Zuwanderer mit einer Hypertriglyzeridämie,<br />
aber nur 28% der Probanden mit normalen Triglyzeridenwerten<br />
zeigten ein erhöhtes Diabetesrisiko. 42% der jüdischen Personen<br />
zeigten eine Insulinresistenz (HOMA > 2,5), während diese nur bei<br />
30% der gleichaltrigen Dresdner Einwohner vorlag. Schlussfolgerung:<br />
Die nach Dresden umgesiedelten jüdischen Zuwanderer wiesen ein hohes<br />
Diabetesrisiko und in einem höheren Maß als die Einheimischen<br />
eine Insulinresistenz auf. Die Hypertriglyzeridämie war bei ihnen ebenfalls<br />
deutlich häufiger als bei den Einheimischen nachweisbar. Ursachen<br />
dafür sind am ehesten Unterschiede in der Ernährung, die bei den Einwanderern<br />
fettreicher ist, und genetische Faktoren. Personen mit einem<br />
erhöhten Diabetesrisiko haben eine hohe Frequenz der Hypertriglyzeridämie.<br />
P370<br />
Gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ) und<br />
Therapiezufriedenheit (TZ) bei Patienten mit<br />
intensivierter Insulintherapie unter NPH-Insulin<br />
und nach Umstellung auf Insulin Detemir<br />
Wessel E 1 , Meinhold J 1<br />
1<br />
Diabetologische Schwerpunktpraxis, Drs.J.Meinhold/<br />
E.Wessel, Langenfeld, Germany<br />
Einleitung: Insulin Detemir ermöglicht im Vergleich zu einem NPH-Insulin<br />
stabilere und reproduzierbarere Blutzuckerspiegel bei geringerer<br />
intraindividueller Variabilität. Eine unerwünschte Gewichtszunahme<br />
bleibt aus. Dies könnte mit einer gesteigerten LQ und höherer TZ einhergehen.<br />
Hierzu gibt bisher keine Daten bei langwirksamen Insulinanaloga.<br />
Die vorliegende Anwendungsbeobachtung untersucht deshalb<br />
LQ und TZ bei Patienten unter intensivierter Insulintherapie nach Umstellung<br />
auf Insulin Detemir im Vergleich zu NPH-Insulin. Methoden:<br />
Die Teilnehmer der Anwendungsbeobachtung wurden in unserer diabetologischen<br />
Schwerpunktpraxis rekrutiert. Personenbezogene Daten<br />
(Geschlecht, Familienstand, Schulbildung, Diabetestyp-und -dauer), Daten<br />
zur St<strong>of</strong>fwechselkontrolle (Körpergewicht, BMI, HbA1c, wöchentliche<br />
Unterzuckerungen, Insulinmengen), LQ und TZ wurden zu Anfang<br />
der Untersuchung und nach 6 Monaten erhoben. Die LQ wurde mit dem<br />
Fragenbogen SF12 erhoben, die TZ mit dem Bradley-Fragebogen. Die<br />
statistische Auswertung wurde mit dem Programm SPSS A4.0 durchgeführt,<br />
zum Gruppenvergleich wurden T-Test und Wilcoxon-Test angewandt.<br />
Ergebnisse: Von den 42 Patienten der Untersuchung behandelten<br />
sich 23 mit NPH-Insulin (54,8%), 19 Patienten (45,2%) wurden zu<br />
Beginn der Untersuchung auf Insulin Detemir umgestellt. Die mittlere<br />
Diabetesdauer betrug 19,2 (€ 12,2) Jahre, das Alter 53,3 (€ 14,7) Jahre,<br />
ohne signifikante Unterschiede zwischen den Therapiegruppen. Bei den<br />
personenbezogenen Daten sowie den St<strong>of</strong>fwechselparametern fanden<br />
sich anfangs keine signifikanten Unterschiede, abgesehen von einer signifikant<br />
besseren Schulbildung in der Detemir-Gruppe. Auch bei den<br />
Summenskalen des SF12- und des Bradley-Fragenbogens ergaben sich<br />
zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Dies Ergebnis<br />
wiederholte sich nach 6 Monaten. Nur der HbA1c verbesserte sich hier<br />
signifikant in der Detemirgruppe von 8,1% auf 7,6% (p = 0,008). Im Gegensatz<br />
dazu veränderte sich der HbA1c der NPH-Gruppe nicht signifikant<br />
(anfangs 7,8%, nach 6 Monaten 7,7%). Zusammenfassung: Zwischen<br />
den Therapiegruppen liessen sich nach 6 Monaten keine Unterschiede<br />
bezüglich der gesundheitsbezogenen LQ und TZ erkennen. Allein<br />
die St<strong>of</strong>fwechsellage, gemessen am HbA1c, verbesserte sich signifikant<br />
in der Detemir-Gruppe. Diese 6-Monats-Ergebnisse bei einer kleinen<br />
Patientengruppe lassen jedoch noch keine weiterreichende Interpretation<br />
zu. In den folgenden Verlaufsuntersuchungen gilt es, die Entwicklung<br />
der LQ und TZ bei den eingesetzten Verzögerungsinsulinen zu<br />
überprüfen.<br />
P371<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Depressivität und Lebenszufriedenheit bei<br />
Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und<br />
Adipositas und Teilnahme an einem stationären<br />
strukturierten Behandlungs- und<br />
Schulungsprogramm<br />
Radón S 1 , Abel N 1 , Kramer G 1 , Schiel R 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Haus Gothensee, Fachklinik<br />
für Diabetes und St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen, Seebad<br />
Heringsdorf, Germany<br />
Einleitung: Übergewicht und Adipositas stellen mehr denn je ein beträchtliches<br />
Risiko für eine Vielzahl von Begleit- und Folgeerkrankungen<br />
dar. Dazu gehören auch psychosoziale Auswirkungen, wie erhöhte Depressivität<br />
und Selbstwertminderung (nach WHO, 2000). Bei der Intervention<br />
wird daher großen Wert auf eine positive Verschiebung dieser<br />
Parameter gelegt. Wichtiges Kriterium ist es, nachhaltig das psychische<br />
Wohlbefinden zu erhöhen. An einer klinischen Stichprobe von jungen<br />
Patienten mit Übergewicht und Adipositas wurde die Ausprägung der<br />
psychologischen Faktoren Depressivität und allgemeines Wohlbefinden<br />
über einen Zeitraum von 12 Monaten untersucht. Methoden: Alle Kinder<br />
und Jugendlichen mit Übergewicht bzw. Adipositas, die zwischen<br />
06/2005 und 06/2006 in unserer Klinik am strukturierten Behandlungs-<br />
und Schulungsprogramm (SBSP) teilgenommen hatten, wurden<br />
untersucht (n = 180, Alter 13,8 € 2,5 Jahre, BMI 30,8 € 5,4 kg/m 2 , BMI-SDS<br />
2,45 € 0,54, 57,2% Mädchen). Vorgelegt wurde den Patienten u.a. das<br />
Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ; 26 Items) und<br />
der WHO-5, ein Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (5 Items). Von 39<br />
Patienten lagen zum Zeitpunkt der Untersuchung Daten zum 12-Monats-Follow-up<br />
vor. Ergebnisse: Zu Beginn des SBSP korrelierten das
Ausmaß der Depressivität und die Lebenszufriedenheit negativ miteinander<br />
(r =-0,314, p = 0,01). In der multivariaten Analyse ergab sich<br />
ebenfalls eine Assoziation zwischen Depressivität und Lebenszufriedenheit<br />
(R-square = 0,138, ß=-0,379, p = 0,001). Eine weitere Assoziation ergab<br />
sich zwischen Alter und Lebenszufriedenheit (R-square = 0,138,<br />
ß=-0,206, p = 0,008). Alle anderen in das Modell einbezogenen Parameter<br />
(Geschlecht, BMI, BMI-SDS, Motivationsscore) zeigten keine Assoziationen.<br />
Das Ausmaß der Depressivität hatte bis 12 Monate nach Teilnahme<br />
am SBSP abgenommen (52,5 € 8,5 vs. 45,3 € 13,9, p < 0,002). Nach<br />
12 Monaten zeigte sich eine Assoziation zwischen Lebenszufriedenheit<br />
und Depressivität (R-square = 0,366, ß=-0,620, p < 0,001). Schlussfolgerungen:<br />
Das SBSP bei Kindern und Jugendlichen zeigt sich bezüglich der<br />
Verbesserung psychischer Parameter nach Entlassung auch nach 12 Monaten<br />
effektiv. Das Ausmaß der Depressivität nimmt ab, die Lebenszufriedenheit<br />
steigt. Dieser positive Effekt ist unabhängig vom Körpergewicht<br />
oder der Gewichtsreduktion. Der Bedarf an psychologischer Betreuung<br />
und Intervention während des SBSP wird hierdurch deutlich<br />
unterstrichen.<br />
Typ 1 Diabetes, Schwangerschaft und pädiatrische<br />
Diabetologie 4<br />
P372<br />
Zur Versorgungsqualität schwangerer Typ 1<br />
Diabetikerinnen (DM 1) in Hessen: Ergebnisse der<br />
Hessischen Perinatalerhebung (HEPE) von 1990<br />
bis 2004<br />
Haase C 1 , Misselwitz B 2 , Strauch K 3 , Kann PH 4 , Spuck W 1<br />
1 Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel, Medizinische Klinik,<br />
Kassel, Germany, 2 Geschäftsstelle Qualitätssicherung bei der<br />
Krankenhausgesellschaft Hessen, Eschborn, Germany,<br />
3 Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der<br />
Philipps-Universität Marburg, Marburg Lahn, Germany,<br />
4 Klinik für Innere Medizin der Philipps-Universität Marburg,<br />
Bereich Endokrinologie & Diabetologie, Marburg/Lahn,<br />
Germany<br />
Fragestellung: DM 1 wurden bis in die 90er Jahre in Zentren betreut,<br />
jetzt vorwiegend in diabetologischen Schwerpunktpraxen (DSPP). Wie<br />
hat sich im Verlauf der Dezentralisierung die Ergebnisqualität geändert?<br />
Methodik: Die Ergebnisse der HEPE (1990 – 2004) wurden analysiert<br />
und die Variablen der Gruppe mit „Schwangerschaftsrisiko Diabetes“<br />
(DM 1) mit dem Rest des Gesamtkollektivs im X 2 -Test für den ges. Zeitraum<br />
verglichen, für den Verlauf das odds ratio (OR) der ersten und<br />
letzten drei Jahre (Testkorrektur nach Bonferroni-Holm). Die aktuelle<br />
Versorgungsstruktur wurde in einem strukturierten Fragebogen erhoben.<br />
Ergebnisse: Von insgesamt 835.145 Schwangeren hatten 4.164<br />
DM 1 (0,5%). Die Geburtenrate hat im Verlauf abgenommen, der Anteil<br />
der DM 1 hingegen hat sich verdoppelt (1990: 0,44%; 2004: 0,94%). Bei<br />
DM 1 zeigt sich eine signifikante Häufung weiterer Schwangerschaftsrisiken<br />
(z. B. Schwangerschaft > 35 Jahre, Z. n. Sectio, Adipositas, vorzeitige<br />
Wehentätigkeit, frühere eigene schwere Erkrankung, Z. n. 2 oder<br />
mehr Aborten/Abbrüchen, Komplikationen bei vorausgeg. Geburt u. a.).<br />
Vier der untersuchten Geburtsrisiken traten bei DM 1 häufiger auf (Zustand<br />
nach Sectio, Frühgeburt, Gestose, mütterl. Erkrankung). Im Verlauf<br />
der 15 a erniedrigte sich das OR bei DM 1 für pathologischen CTG/<br />
schlechter Herztöne (p < 0,001) und einer Gestose (p < 0,001) signifikant.<br />
Entbindungsmodus: Bei DM 1 wurde eine Spontangeburt seltener<br />
dokumentiert als bei den Kontrollen (52 vs. 72%, p < 0,01) komplementär<br />
zur Sectiorate (40 vs. 22%, p < 0,01). In den verg. 15 a nahm bei DM 1<br />
das OR für Sectio-Entbindungen signifikant ab. Die durchschnittliche<br />
perinatale Mortalität war bei DM 1 über den ges. Zeitraum erhöht (1,6%<br />
vs. 0,5% p < 0,001). Ein Geburtsgewicht > 4.000 war bei DM 1 häufiger<br />
(16,9 vs. 10,6% p < 0,001). Die OR’s für Mortalität und Geburtsgewicht<br />
änderten sich bei DM 1 nicht signifikant. Der APGAR-Score war nach 1’,<br />
5’ und 10’ bei DM 1 häufiger unter 7 (1’: 6,6 vs. 3,8%; 5’: 2,8 vs. 1,1%; 10’:<br />
1,3 vs. 0,6%; p < 0,001). Im Laufe der 15 Jahre hat sich das OR nicht<br />
signifikant verändert. Eine Geburtseinleitung wurde bei DM 1 häufiger<br />
vorgenommen (36,5% vs. 17,77%; p < 0,001), das OR hat sich im Laufe<br />
der 15 Jahre signifikant verringert. Auch Reanimationsmaßnahmen beim<br />
Neugeborenen waren bei DM 1 häufiger (Maskenbeatmung 6,4 vs. 3,3%;<br />
Intubation 3,3 vs. 1,4%; Pufferung 1,9 vs. 0,7%; Volumen 2,2 vs. 0,9%;<br />
p < 0,001), ihre Minderung im Verlauf war nicht signifikant. Schlussfolgerungen:<br />
DM 1 tritt innerhalb eines Risikoclusters (Schwangerschftsrisiken)<br />
mit signifikant schlechterem Schwangerschafts- und<br />
Geburtsverlauf auf. In den vergangenen 15 Jahren wurde in Hessen eine<br />
Assoziation von DM 1 mit Geburtsrisiken (pathol. CTG/Gestose), dem<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Geburtsmodus Sectio und der Geburtseinleitung verringert. Hierbei<br />
könnte die veränderte Versorgungsstruktur der diab. Schwangeren eine<br />
Rolle spielen.<br />
P373<br />
Gute Lebensqualität von Kindern mit Typ 1<br />
Diabetes und hohe Belastung der Eltern im<br />
ersten Jahr nach Diabetesdiagnose: Ergebnisse<br />
einer multizentrischen prospektiven Studie<br />
Lange K 1 , Kleine T 1 , Dunstheimer D 2 , Etspüler J 3 , Paape D 4 ,<br />
Lauterborn R 5 , Jorch N 6 , Kapellen T 7 , Petersen M 8 ,<br />
Ludwig KH 9 , Neu A 10 , Danne T 11<br />
1 Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische<br />
Psychologie, Hannover, Germany, 2 Klinikum Augsburg, I.<br />
Klinik für Kinder und Jugendliche, Augsburg, Germany,<br />
3 Kinderkrankenhaus, Park Schönfeld, Kassel, Germany,<br />
4 Klinikum Bremen Mitte, Pr<strong>of</strong>.-Hess-Kinderklinik, Bremen,<br />
Germany, 5 CharitØ Berlin, Kinderklinik, Berlin, Germany,<br />
6 Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Klinik für Kinderund<br />
Jugendmedizin, Bielefeld, Germany, 7 Universitätsklinik<br />
für Kinder und Jugendliche, Leipzig, Germany,<br />
8 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Kinderund<br />
Jugendmedizin, Lübeck, Germany, 9 Mutterhaus der<br />
Borromäerinnen, Kinderklinik, Trier, Germany,<br />
10 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Tübingen, Germany, 11 Kinderkrankenhaus auf der Bult,<br />
Hannover, Germany<br />
Einführung: Die Diagnose eines Typ 1 Diabetes stellt für Kinder und<br />
deren Eltern ein kritisches Lebensereignis dar, das viele Anpassungen<br />
im Alltag erfordert. Als Therapieziele werden daher neben einer normnahen<br />
St<strong>of</strong>fwechseleinstellung auch eine gute Lebensqualität und psychische<br />
Befindlichkeit des Kindes und seiner Familie angestrebt. Das<br />
Erreichen dieser Ziele wurde initial bei Diagnose und prospektiv nach<br />
6 und 12 Monaten untersucht. Methodik: An zehn pädiatrischen Diabeteszentren<br />
wurden die Eltern vom 81 neu erkrankten Kindern<br />
(4 – 14 J.; 8,1 € 2,9 J.) in die Studie aufgenommen. Direkt nach Manifestation<br />
schätzten die Eltern die gesundheitsbezogene Lebensqualität (gLQ)<br />
Ihres Kindes im KINDLR kurz vor Diabetesdiagnose (t0) ein, ebenso das<br />
aktuelle eigene Wohlbefinden im WHO-5. Beide Messinstrumente wurden<br />
nach 6 (t1) und 12 Monaten (t2) wieder vorgelegt. Außerdem wurden<br />
zentrale St<strong>of</strong>fwechselwerte und soziale Parameter des Kindes erfasst.<br />
Ergebnisse: 81 Mütter (9 allein erziehend) und 74 Väter nahmen<br />
initial teil, (t1) 75 M./71 V., (t2) 77 M./71 V.. Die gLQ des Kindes vor<br />
Manifestation entsprach auf allen Subskalen des KindlR den altersentsprechenden<br />
Referenzwerten, nur das körperliche Wohlbefinden wurde<br />
signifikant schlechter beurteilt (64 € 18 vs. 57 € 23; p < 0,01). Nach 6 und<br />
12 Monaten bewerteten die Eltern die gLQ ihres Kindes auf den Subskalen<br />
körperliches Befinden, seelisches Befinden, Selbstwert, Kindergarten/Schule<br />
jeweils signifikant besser als vor der Manifestation und<br />
besser als die gLQ der Referenzwerte einer Normstichprobe (jeweils<br />
p < 0,001). Das mittlere HbA1c betrug initial 10,8 € 2,7%, 6,8 € 1,0% (t1)<br />
und 7,2 € 1,2% (t2). Das psychische Wohlbefinden der Mütter im WHO-5<br />
(Summenscores: (t0) 11,9 € 6,9; (t1) 12,8 € 5,5; (t2) 14,5 € 5,0) und der<br />
Väter (Summenscores: (t0) 15,8 € 6,0; (t1) 15,4 € 5,1; (t2) 16,5 € 5,1) spiegelte<br />
im Vergleich zu den Referenzwerten ein geringes Wohlbefinden<br />
wider. Das Befinden der Väter war jeweils besser als das der Mütter<br />
(p < 0,001). Einen Summenscore < 13 (Hinweis auf eine Depression)<br />
wiesen 50% (t0), 41% (t1) und 29% (t2) der Mütter auf. Erst nach einem<br />
Jahr hatte sich deren Befinden signifikant verbessert (p = 0,002). Zwischen<br />
der gLQ der Kinder und dem Wohlfinden der Mütter zeigte sich<br />
eine enge systematische Beziehung (t0: r = 0,47; t1: r = 0,48, t12: r = 0,35;<br />
jeweils p < 0,001). Schlussfolgerung: Die gLQ von Kindern im ersten<br />
Jahr nach Diabetesdiagnose stellte sich als unerwartet gut dar. Es zeigte<br />
sich das Paradoxon einer besseren LQ mit Diabetes als ohne. Die hohe<br />
psychische Belastung vieler Mütter gibt dagegen Anlass zur Sorge, da<br />
mittelfristig negative Effekte mütterlicher Depression auf die St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
nach der Postremissionsphase bekannt sind. Daher sollten<br />
Maßnahmen zur frühzeitigen Unterstützung der betr<strong>of</strong>fenen Mütter<br />
entwickelt und dahingehend evaluiert werden, ob sie langfristig zu einer<br />
verbesserten psychischen und physischen Gesundheitsprognose der Familie<br />
beitragen können.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S119
S120 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P374<br />
Trends in der Insulinpumpentherapie bei<br />
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
mit Typ-1-Diabetes von 1995 – 2006: Daten der<br />
DPV-Initiative<br />
Holder M 1 , Ludwig-Seibold C 2 , Lilienthal E 3 , Ziegler R 4 ,<br />
Heidtmann B 5 , Holl RW 6 , für die DPV-Wiss-Initiative*<br />
1 Olgahospital, Kinderklinik, Stuttgart, Germany,<br />
2 Kinderklinik, Memmingen, Germany, 3 Universitäts-<br />
Kinderklinik, Bochum, Germany, 4 Diabetologische<br />
Schwerpunktpraxis für Kinder und Jugendliche, Münster,<br />
Germany, 5 Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift,<br />
Hamburg, Germany, 6 Universität, Abteilung Epidemiologie,<br />
Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Die Insulinpumpentherapie wird immer häufiger auch<br />
im Kindes- und Jugendalter eingesetzt. Wie sich die Pumpentherapie<br />
im Kindesalter in den letzten 11 Jahren entwickelt hat und welche besonderen<br />
Trends in den verschieden Altersgruppen vorliegen, wird in<br />
der folgenden Studie ausgewertet. Methodik: Daten der DPV-Wiss-Initiative<br />
von 236 Zentren (172 pädiatrische, 64 internistische) wurden von<br />
1995 – 10/2006 erhoben. 38504 Patienten mit Typ-1-Diabetes im Alter<br />
bis zu 20 Jahren wurden analysiert. Ergebnisse: Durchschnittliches<br />
Alter der Patienten: 11,8 € 4,1 Jahre, Diabetes-Manifestation mit 7,6 € 3,9<br />
Jahren, durchschnittliche Diabetesdauer: 4,2 € 3,6 Jahren. 61% der Kinder<br />
und Jugendliche wenden die ICT-Therapie an mit 4 oder mehr Insulininjektionen<br />
am Tag. Die Insulinpumpentherapie (CSII) ist mit einem<br />
Anteil von 20,4% inzwischen die zweithäufigste Behandlungsform, gefolgt<br />
von 3 subkutanen Insulininjektionen (11%) täglich. Der Anteil der<br />
CSII in den verschiedenen Altersgruppen: 22% in der Gruppe von<br />
15 – 20 J., 20% bei 10 – 15 J., 17% bei 5 – 10 J. und 29% bei den Kleinkindern<br />
£ 5J. Schlussfolgerungen: Mit aktuell 20,4% wird die Insulinpumpentherapie<br />
auch im Kindes- und Jugendalter immer häufiger eingesetzt.<br />
Interessant ist dass die Entwicklung der Pumpentherapie in den<br />
verschiedenen Altersklassen unterschiedlich verläuft. Vor allem die Zahl<br />
der Kleinkinder mit CSII hat in den letzten Jahren rasant zugenommen.<br />
Aktuell werden mit 29% die Kleinkinder £ 5 Jahren am häufigsten mit<br />
einer Pumpe behandelt.<br />
P375<br />
Transfer junger Patienten aus der pädiatrischen<br />
Diabetologie in die Erwachsenenmedizin – eine<br />
Herausforderung<br />
Lösch-Binder M 1 ,HubR 1 , Serra E 1 , Ehehalt S 1 , Ranke MB 1 ,<br />
Neu A 1<br />
1 Universitätsklinikum Tübingen, Universitätsklinik für<br />
Kinder- und Jugendmedizin, Tübingen, Germany, Tübingen,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Der Übergang in die Erwachsenenmedizin ist für Patienten<br />
mit Diabetes mellitus ein kritischer Lebensabschnitt. Mithilfe einer<br />
prospektiven Studie sollte analysiert werden, welche konkreten Schwierigkeiten<br />
sich beim Transfer in die Erwachsenenmedizin ergeben und<br />
welche Konsequenzen daraus für die pädiatrische Betreuung und für<br />
die Betreuung dieser Patientengruppe in der Erwachsenenmedizin resultieren.<br />
Methodik: Zwischen 1998 und 2006 wurden insgesamt 68<br />
Patienten (zum Transferzeitpunkt mittleres Alter 21,8 Jahre, mittlere<br />
Diabetesdauer 12,1 Jahre) einer pädiatrischen Schwerpunktambulanz<br />
in die Studie eingeschlossen. Die Basisinformationen resultierten aus<br />
dem Betreuungsjahr vor Übertritt in die Erwachsenenmedizin. Ein erster<br />
Fragebogen wurde an die Patienten drei Monate nach dem letzten Ambulanzbesuch<br />
in der pädiatrischen Schwerpunkteinrichtung verschickt.<br />
Von diesem Zeitpunkt an wurden die Patienten in jährlicher Folge erneut<br />
befragt. Ergebnisse: Drei Monate nach Transfer lag die Rücklaufquote<br />
bei 70,3%, ein Jahr nach Transfer bei 53,2%, in den folgenden<br />
Jahren war die Rücklaufquote kontinuierlich rückläufig. Insgesamt liegen<br />
von 66,1% der Patienten ein oder mehrere Rückmeldungen vor.<br />
Anlaß für den Wechsel in die Erwachsenenmedizin waren zu gleichen<br />
Teilen der Wunsch des Patienten und/oder die Initiative der seitherigen<br />
Therapeuten. In den Jahren nach Transfer wechseln 39% der Patienten<br />
(mindestens 1x, maximal 3x) die Therapieeinrichtung in der Erwachsenenmedizin.<br />
Während unmittelbar nach Transfer viele Patienten in einer<br />
Klinik mit Diabetesambulanz (60%) oder einer Schwerpunktpraxis<br />
(24,4%) betreut werden, nehmen diese Prozentanteile in den folgenden<br />
Jahren kontinuierlich ab, so dass nach fünf Jahren nahezu die Hälfte der<br />
Patienten in internistischen Praxen (16,7%) oder in allgemeinmedizinische<br />
Praxen (33,3%) betreut werden. Der mittlere HbA1c-Wert der<br />
Patienten, die weiterverfolgbar waren, lag zum Transferzeitpunkt bei<br />
7,62 (SD € 1,0%). Ein Jahr nach Transfer lag der mittlere HbA1c-Wert<br />
dieser Patienten bei 7,7 (SD € 1,1%), in den Folgejahren zeigt sich ein<br />
Trend zur kontinuierlichen Verbesserung auf letztendlich 7,05%<br />
(SD € 0,4%) nach fünf Jahren. Schlussfolgerung: Der Übergang in die<br />
Erwachsenenmedizin ist für die Betr<strong>of</strong>fenen ein kritischer Lebensabschnitt<br />
und damit eine Herausforderung für alle Beteiligten. Weil dieser<br />
Prozess mit Verunsicherung und Instabilität verbunden ist, sollte er<br />
dann eingeleitet werden, wenn somatische und psychosoziale Entwicklungsprozesse<br />
abgeschlossen sind. Die St<strong>of</strong>fwechseleinstellung, die in<br />
der pädiatrischen Diabeteseinrichtung erzielt wurde, ist richtungsgebend<br />
für den weiteren Verlauf. Im jungen Erwachsenenalter zeigt sich<br />
ein Trend weg von der hochspezialisierten, hin zur Betreuung mit persönlicher<br />
Bindung.<br />
P376<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Sicherheit in der Schwangerschaft und perinatale<br />
Komplikationen: Eine randomisierte,<br />
kontrollierte Studie zum Vergleich von<br />
Insulinaspart mit Humaninsulin bei 322<br />
Schwangeren mit Typ 1 Diabetes<br />
Hod M 1 , Visser GHA 2 , Damm P 3 , Kaaja R 4 , Dunne F 5 ,<br />
Demidova I 6 , Pade-Hansen AS 7 , Koenen C 8 , Mersebach H 8<br />
1 Tel Aviv University, Helen Schneider Hospital, Perinatal<br />
Division, Petah-Tiqva, Israel, 2 University Medical Center,<br />
Department <strong>of</strong> Obstetrics, Utrecht, Netherlands,<br />
3 Rigshospitalet University Hospital, Department <strong>of</strong><br />
Obstetrics, Copenhagen, Denmark, 4 Helsinki University<br />
Central Hospital, Department <strong>of</strong> Obstetrics, Helsinki,<br />
Finland, 5 Medicine and Health Sciences, Galway, Ireland,<br />
6 City Hospital No. 1, Moscow, Russian Federation, 7 Novo<br />
Nordisk A/S, Bagsvaerd, Denmark, 8 Novo Nordisk A/S,<br />
Medical & Science – Levemir/NovoRapid, Bagsvaerd,<br />
Denmark<br />
Einleitung: Schwangerschaften bei Frauen mit Diabetes gehen mit einer<br />
erhöhten Komplikationsrate für Mütter und Neugeborene einher. Eine<br />
intensive St<strong>of</strong>fwechselkontrolle ist für eine nahe-normoglykämische<br />
Einstellung erforderlich. Diese multinationale, randomisierte, kontrollierte<br />
Parallelgruppenstudie untersuchte das perinatale Outcome bei<br />
Müttern und Kindern unter Insulinaspart (IAsp) im Vergleich zu Humaninsulin<br />
(HI) in bezug auf schwere nächtliche Hypoglykämien und kindliche<br />
sowie geburtshilfliche Komplikationen. Methoden: Schwangere<br />
mit Typ 1 Diabetes (bei Feststellung der Schwangerschaft 19 – 43 Jahre,<br />
HbA1c £ 8%) wurden mit IAsp (n = 157) oder HI (n = 165) als Mahlzeiteninsulin<br />
in einer Basis-Bolus Therapie mit NPH-Insulin behandelt. Ergebnisse:<br />
Bei vergleichbarem HbA1c war das Gesamtrisiko schwerer<br />
Hypoglykämien 28% geringer für IAsp gegenüber HI, nächtliche schwere<br />
Hypoglykämien traten im Vergleich noch seltener auf. Insgesamt wurden<br />
268 Lebendgeburten und 35 Aborte (IAsp: 14, HI: 21, davon bei einer<br />
Schwangeren 2 Fälle) beobachtet. In Bezug auf kindliche Mortalität oder<br />
schwere angeborene Fehlbildungen gab es keinen Unterschied zwischen<br />
den beiden Gruppen. Behandlungsbedürftige Unterzuckerungen bei den<br />
Neugeborenen traten bei 98 der Lebengeburten auf (IAsp: 46, HI: 52).<br />
Das für die Schwangerschaftsdauer korrigierte mittlere Geburtsgewicht<br />
betrug bei IAsp 3438 € 72 und bei HI 3555 € 73 g (p = 0,09). Die mittlere<br />
Schwangerschaftsdauer lag unter IAsp bei 37,9 sowie unter HI bei 37,7<br />
Wochen. Die häufigsten geburtshilflichen Komplikationen waren Notfall-Sectios<br />
(IAsp: 15,9%, HI: 12,7%), Präeklampsien (IAsp: 8,3%, HI:<br />
6,7%) sowie vorzeitige Wehen (IAsp: 3,8%, HI: 4,2%). Frühgeburten wurden<br />
in 20% bzw. 30% der Lebendgeburten für IAsp bzw. HI verzeichnet<br />
(p = 0,052). Schlussfolgerung: In Bezug auf das perinatale Outcome war<br />
die Behandlung mit Insulinaspart mindestens ebenso sicher wie die<br />
Behandlung mit Humaninsulin. Unter Insulinaspart zeigte sich gegenüber<br />
Humaninsulin jedoch ein deutlicher Trend zu weniger Frühgeburten.
P377<br />
Hypoglykämieraten und Blutzuckereinstellung<br />
bei 322 Schwangeren mit Typ 1 Diabetes: Eine<br />
randomisierte, kontrollierte Studie zum<br />
Vergleich von Insulinaspart mit Humaninsulin<br />
Mathiesen E 1 , Kinsley B 2 , McCance D 3 , Duran S 4 , Heller S 5 ,<br />
Bellaire S 6 , Amiel SA 7 , Koenen C 8 , Raben A 9<br />
1 Rigshospitalet, Endocrinology, Copenhagen, Denmark,<br />
2 Mater Misericordiae University Hospital, Endocrinology,<br />
Dublin, Ireland, 3 Royal Victoria Hospital, Endocrinology and<br />
Diabetes, Belfast, United Kingdom, 4 Hospital Virgen de<br />
Valme, Unidad de Investigacion Diabetes, Seville, Spain,<br />
5 Northern General Hospital, Sheffield, United Kingdom,<br />
6 Novo Nordisk A/S, Gent<strong>of</strong>te, Denmark, 7 Kings College<br />
School <strong>of</strong> Medicine, Diabetes Research Group, London,<br />
United Kingdom, 8 Novo Nordisk A/S, Medical & Science –<br />
Levemir/NovoRapid, Bagsvaerd, Denmark, 9 Novo Nordisk A/<br />
S, Bagsvaerd, Denmark<br />
Einleitung: Eine ehrgeizige St<strong>of</strong>fwechselkontrolle mit einem nahe-normoglykämischen<br />
Therapieziel in der Schwangerschaft erhöht gleichzeitig<br />
das Risiko für schwere Unterzuckerungen für Frauen mit Typ 1 Diabetes,<br />
vor allem in der Nacht. Diese multinationale, randomisierte, kontrollierte<br />
Parallelgruppenstudie untersuchte das perinatale Outcome bei<br />
Müttern und Kindern unter Insulinaspart (IAsp) im Vergleich zu Humaninsulin<br />
(HI) in bezug auf schwere Hypoglykämien (Fremdhilfe erfordernd),<br />
HbA1c, 8-Punkt Plasmaglucose-Pr<strong>of</strong>ile (PG) und perinatale Komplikationen.<br />
Methoden: Schwangere mit Typ 1 Diabetes (bei Feststellung<br />
der Schwangerschaft 19 – 43 Jahre, HbA1c £ 8%) wurden mit IAsp<br />
(n = 157) oder HI (n = 165) als Mahlzeiteninsulin in einer Basis-Bolus<br />
Therapie mit NPH-Insulin behandelt. Ergebnisse: Das Risiko schwerer<br />
nächtlicher Hypoglykämien war 52% geringer für IAsp gegenüber HI<br />
basierend auf dem relativen Risiko (RR: 0,48, 95% Konfidenzintervall<br />
KI [0,20;1,14]; p = 0,10). Die beobachtete Häufigkeit von schweren Hypoglykämien<br />
bezogen auf ein Jahr lag für IAsp (1,4) niedriger als für HI<br />
(2,1), das Risiko war für IAsp 28% geringer verglichen mit HI (RR: 0,72;<br />
KI [0,36;1,46]; p = 0,36) bei insgesamt geringeren Hypoglykämieraten als<br />
erwartet. Die prandiale Blutzuckererhöhung (Mittel aus Frühstück, Mittag<br />
und Abendessen) fiel im 1. Trimenon (0,73 vs. 1,49 mmol/l, p < 0,01)<br />
und 3. Trimenon (1,10 vs. 1,50 mmol/l; p = 0,04) unter IAsp signifikant<br />
geringer aus als unter HI. Kein Unterschied zeigte sich in der mittleren<br />
Plasmaglucose über 24 Studen sowie beim HbA1c (2. Trimenon: IAsp:<br />
6,0%, HI: 6,04%; 3. Trimenon: IAsp: 6,18%, HI: 6,26%) und in Bezug auf<br />
die Progression von Retinopathien. Perinatale Komplikationen traten<br />
unter IAsp und HI in vergleichbarem Rahmen auf. Schlussfolgerung:<br />
Bei Schwangeren mit Typ 1 Diabetes lag die Rate von schweren Unterzuckerungen<br />
unter Insulinaspart tendenziell niedriger als unter Humaninsulin<br />
mit einem deutlichen Trend zu weniger nächtlichen Ereignissen.<br />
Die postprandialen Blutzuckerwerte waren unter Insulinaspart im<br />
Mittel signifikant niedriger.<br />
P378<br />
Trends des Risikos für einen Typ 1-Diabetes und<br />
des mittleren Manifestationsalters<br />
Rosenbauer J 1 , Straßburger K 1 , Grabert M 2 , Holl RW 3 ,<br />
Giani G 1<br />
1 Deutsches Diabeteszentrum an der Heinrich-Heine-<br />
Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und<br />
Epidemiologie, Düsseldorf, Germany, 2 Universität Ulm,<br />
Abteilung für Angewandte Informationsverarbeitung, Ulm,<br />
Germany, 3 Universität Ulm, Abteilung Epidemiologie, Ulm,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Die Neuerkrankungsrate des Typ 1-Diabetes scheint<br />
weltweit anzusteigen. Gleichzeitig ist in einigen Regionen ein Abfallen<br />
des Manifestationsalters beobachtet worden. Wir haben den zeitlichen<br />
Trend der kumulativen Risikos für einen Typ 1-Diabetes sowie des mittleren<br />
Manifestationsalters in Nordrhein-Westfalen untersucht. Methodik:<br />
Das populationsbasierte nordrhein-westfälischen Typ 1-Diabetesregister<br />
erfasst neu diagnostiziert Fälle von Typ 1-Diabetes mithilfe<br />
von EPSED, der DPV-Wiss-Datenbank sowie jährlichen Praxisbefragungen.<br />
Im Zeitraum 1996 – 2003 wurden 4261 neu diagnostizierte diabetische<br />
Kinder (2227 Jungen, 2034 Mädchen) im Alter von 0 – 14 Jahren<br />
registriert. Die Vollständigkeit der Erfassung lag bei 97%. Die Schätzung<br />
der kumulativen Inzidenz (kumulatives Risiko) basiert auf alterspezifischen<br />
Schätzungen der Inzidenz für 5-Jahres-altersgruppen. Zeitliche<br />
Trends der kumulativen Inzidenz und Manifestationsalters wurden mit<br />
linearen Regressionsmodellen analysiert. Ergebnisse: Basierend auf einem<br />
linearen Regressionsmodell stieg das kumulative Risiko des Type<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
1-Diabetes bis zum Alter von 15 Jahren signifikant vom 234,9/100000<br />
(1 von 426) im Jahr 1996 auf 310,1/100000 (1 von 322 Kindern) im Jahr<br />
2003 an. Der absolute Anstieg der kumulativen Inzidenz betrug<br />
10,7/100000 pro Jahr (p < 0,001). Der zeitliche Trend war bei Jungen<br />
und Mädchen ähnlich (p = 0,625). Der absolute Anstieg war bei Jungen<br />
11,9/100000 (p < 0,001) und bei Mädchen 9,7/100000 (p = 0,004). Das<br />
mittlere Alter bei Manifestation zeigt über den Zeitraum 1996 – 2003<br />
keine signifikante Veränderung. (p = 0,712). Insgesamt betrug das mittlere<br />
Alter (SD) 8,6 (3,8) Jahre. Auch bei Jungen (p = 0,935) und Mädchen<br />
(p = 0,489) zeigte sich kein signifikanter zeitlicher Trend im Manifestationsalter.<br />
Das mittlere Manifestationsalter betrug bei Jungen 8,7 (3,9)<br />
Jahre und bei Mädchen 8,6 (3,7) Jahre. Schlussfolgerung: Wie in anderen<br />
europäischen Ländern ist das Risiko für einen Type 1-Diabetes bei<br />
Kindern unter 15 Jahren seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland signifikant<br />
angestiegen. Das mittlere Manifestationsalter hat sich jedoch<br />
nicht signifikant verändert, im Gegensatz zu Beobachtungen in anderen<br />
Populationen.<br />
P379<br />
Modulation der Hes1 Expression in adulten<br />
pankreatischen Stammzellen durch siRNA<br />
Kircher F 1 , Sattler C 1 , Offers M 1 , Seissler J 1<br />
1 Med. Klinik – Innenstadt, Diabetologie, München, Germany<br />
Fragestellung: Die Herstellung von reifen Betazellen aus Stammzellen<br />
ist bis heute nicht gelungen. In Vorversuchen konnten wir die Expression<br />
von Notch1 und Hes1 in adulten pankreatischen Progenitorzellen<br />
nachweisen. Da eine Aktivierung des Notch-Hes1-Signalweges die endokrine<br />
Differenzierung von Stammzellen hemmt, war es das Ziel der<br />
vorliegenden Studie eine Methode zu etablieren, mit dem eine spezifische<br />
Inhibition der Hes1 Expression möglich wird. Methoden: Verwendet<br />
wurden pankreatische Progenitorzellen (PPC) aus murinem Pankreasgewebe<br />
(BCRP1, Sox1, Nestin positiv). Die Hes1 Expression wurde<br />
vor und nach Applikation spezifischer small-interfering RNA (siRNA)<br />
untersucht. Spezifische oder Kontroll-siRNA wurde in die Zellen eingebracht<br />
(Transfektion, Qiagen). Nach 6 – 48 Std. wurde durch RT-PCR die<br />
Expression von Hes1, proendokrinen Transkriptionsfaktoren (Pdx1,<br />
Ngn3, Ils1, Pax4) und Insulin (Proinsulin I, Proinsulin II) getestet. Ergebnisse:<br />
Es wurde ein siRNA Oligonukleotid identifiziert, welches die Expression<br />
von Hes1 in PPC hemmt. Nach der Optimierung der Transfektionsbedingungen<br />
konnte eine maximale Inhibition von 40 – 50% erzielt<br />
werden. Unter diesen Bedingungen war die Expression von Pdx1 nachweisbar,<br />
Ngn3 war aber nur sehr gering exprimiert. Weitere endokrine<br />
Transkriptionsfaktoren (Nkx6.1, Pax4) und Insulin blieben negativ.<br />
Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass durch RNA Inteferenz-Technik<br />
die Expression von Hes1 in Stammzellen herunterreguliert werden<br />
kann. Allerdings ist die Rate der Suppression noch nicht ausreichend,<br />
um eine effektive proendokrine Differenzierung zu induzieren. Wahrscheinlich<br />
ist die Transfektionseffizienz noch zu gering, um eine effektive<br />
Suppression von Hes1 in allen PPC zu erzielen. Die Restexpression<br />
könnte die Differenzierung der Zellen durch laterale Inhibition supprimieren.<br />
Für eine komplette Blockierung von Hes1 müssen andere Techniken<br />
(stabile siRNA-Expression durch lentivirale Transduktion) eingesetzt<br />
werden, die in momentan laufenden Studien untersucht werden.<br />
P380<br />
Glukokinase-Gen-Sequenzveränderung c.821 A>T<br />
in Exon 7 bei zwei Brüdern mit Verdacht auf<br />
MODY II<br />
Bokelmann J 1 , Femerling M 2 , Baus I 1 , Lindemann N 1 ,<br />
Riepe FG 1 , Holterhus PM 1<br />
1 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel,<br />
Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Kiel, Germany, 2 Diabetes-<br />
Schwerpunktpraxis, Eckernförde, Germany<br />
Einleitung: Bei Kindern mit gestörter Glucosetoleranz ohne Übergewicht<br />
und einer positiven Familienanamnese für Typ-II-Diabetes sollte<br />
an einen Maturity Onset Diabetes <strong>of</strong> the Young (MODY) gedacht werden.<br />
Wir berichten über ein Brüderpaar, bei denen eine bisher nicht beschriebene<br />
Gensequenzveränderung im Glukokinase-Gen nachgewiesen wurde.<br />
Fallbericht: P1 (15 8/12 Jahre, BMI 20,6 kg/m 2 ) klagte initial über<br />
Bauchschmerzen und eine Polydipsie (2 – 3 l/d). P2 (12 7/12 Jahre, BMI<br />
16,8 kg/m 2 ), berichtete über Schwindel und Sehstörungen. Der darauf<br />
hin jeweils bestimmte Nüchternblutzucker war bei P1 mit 116 mg/dl<br />
und bei P2 mit 112 mg/dl erhöht (impaired fasting glucose). Die oralen<br />
Glucosetoleranzteste ergaben bei P1 einen 2 h-Wert von 151 mg/dl, bei<br />
P2 einen 2 h-Wert von 140 mg/dl (jeweils pathologische Glucosetoleranz).<br />
In der väterlichen Familie hat der Vater eine gestörte Glucoseto-<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S121
S122 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
leranz. Der Großvater, ein Großonkel und eine Tante haben einen „Diabetes<br />
mellitus Typ 2“, zwei Cousins und 1 Cousine haben ebenfalls eine<br />
gestörte Glucosetoleranz. In der mütterlichen Familie gibt es keinen<br />
Hinweis für eine pathologische Glucosetoleranz oder Diabetes. Diagnostik:<br />
Molekulargenetische Untersuchung des Glucokinase (GCK)-Gens<br />
aus genomischer DNA bei Verdacht auf MODY Typ II (Humangenetisches<br />
Labor Integra Gen, M. Maringa, Bonn) Amplifikation aller GCK-<br />
Exons inklusive der flankierenden Intronbereiche mittels PCR und anschließender<br />
direkter Sequenzierung. Bei Differenzen zur Wildtyp-Sequenz<br />
erfolgte eine erneute Amplifikation und Sequenzierung. Ergebnis:<br />
Identifikation einer heterozygoten GCK-Gen-Sequenzvariation Exon 7<br />
c.821A>T, die prädiktiv zu einem Aminosäureaustausch Asp274Val führt.<br />
Nachweis der gleichen DNA-Sequenzveränderung bei beiden Geschwistern.<br />
Untersuchung von Angehörigen bisher nicht erfolgt. Schlussfolgerung:<br />
Die Untersuchungen haben eine bisher nicht beschriebene Gensequenzvariation<br />
des GCK-Gens gezeigt, die prädiktiv zu einem Aminsäureaustausch<br />
Asp > Val auf Proteinebene führt. Die pathophysiologische<br />
Relevanz der Veränderung und damit die Bewertung als Genmutation<br />
sind wahrscheinlich, aber bisher nicht geklärt. Untersuchungen der<br />
Eltern könnten klären, ob die GCK-Gensequenzveränderung von der von<br />
Diabetes und pathologischer Glucosetoleranz betr<strong>of</strong>fenen, väterlichen<br />
Seite vererbt wurde. Dies sowie die Untersuchung weiterer betr<strong>of</strong>fener<br />
und nicht betr<strong>of</strong>fener Familienangehöriger sowie funktionelle in-vitro<br />
Untersuchungen könnten zur Klärung beitragen. Klinisch sollte der Verlauf<br />
trotz derzeit unklarer Rolle der Mutation bei beiden Brüdern weiter<br />
regelmäßig beobachtet werden, damit ggf. rechtzeitig diätetische Maßnahmen<br />
eingeleitet werden können.<br />
P381<br />
Kontinuierliche Glukosemessung mit Guardian RT<br />
– praktische klinische Erfahrungen bei Kindern<br />
und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes<br />
Holder M 1 , Wadien T 2 , Bartus B 3 , Leichter HE 1<br />
1<br />
Olgahospital, Kinderklinik, Pädiatrische Endokrinologie/<br />
Diabetologie, Stuttgart, Germany, 2 Olgahospital,<br />
Kinderklinik, Diabetesberatung, Stuttgart, Germany,<br />
3<br />
Olgahospital, Kinderklinik, Psychodiabetologe, Stuttgart,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Im Gegensatz zur bisherigen kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(CGMS), die nur eine retrospektive Analyse erlaubt, ermöglicht<br />
die Anwendung der kontinuierlichen aktuellen Glukosemessung mit<br />
dem Guardian RT zum erstenmal dem Patienten direkt mit seinem eigenem<br />
Verhalten und therapeutischen Interventionen die St<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
zu beeinflussen. Welche Erfahrungen bei der Anwendung<br />
von Guardian RT bei Kindern und Jugendlichen in unserem Zentrum<br />
bestehen, wird in der folgenden Untersuchung ausgewertet. Methodik:<br />
Daten von 21 Ableitungen mit Guardian RT bei 20 Kindern und Jugendlichen<br />
mit Typ-1-Diabetes aus unserer Ambulanz wurden analysiert. Mit<br />
einem standardisiertem Fragebogen wurde retrospektiv die Bewertung<br />
der Anwendung erfasst und quantifiziert. Ergebnisse: 11 Jungen, 9 Mädchen,<br />
durchschnittliches Alter: 12,9 J. Alter bei Manifestation: 7,3 J.<br />
Durchschnittliche Diabetes-Dauer: 5,6 J. mit einem HbA1c von 7,8%.<br />
Während der Messung wendeten 11 Kinder eine ICT, 9 eine Insulinpumpentherapie<br />
an. 2/3 der Patienten betrachten den Guardian als hilfreiche<br />
Methode, 73% zur rechtzeitigen Erkennung hoher Glukosewerte,<br />
60% als Sicherheit vor Hypoglykämien. Nur 7% finden ihre Diabetestherapie<br />
dadurch erschwert. Eine Auswirkung auf die Langzeitst<strong>of</strong>fwechseleinstellung<br />
konnte aufgrund der kurzen Auswertungszeit nicht festgestellt<br />
werden. Schlussfolgerungen: Auch bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Typ-1-Diabetes stellt die kontinuierliche aktuelle Glukosemessung<br />
mit dem Guardian RT eine gute Möglichkeit dar, die Insulintherapie<br />
individuell zu optimieren. Überwiegend wird die kontinuierliche<br />
Glukosemessung von den Kindern und deren Eltern positiv aufgenommen.<br />
Typ 1 Diabetes, Schwangerschaft und pädiatrische<br />
Diabetologie 5<br />
P382<br />
Umstellung der nächtlichen Insulingabe auf<br />
Detemir ergibt einen anhaltend höheren<br />
Dosierungsfaktor besonders bei jüngeren<br />
Kindern mit Typ 1 Diabetes<br />
Datz N 1 , Kordonouri O 1 , Hartmann R 1 , von Schütz W 1 ,<br />
Nestoris C 1 , Danne T 1<br />
1<br />
Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Diabetologie,<br />
Hannover, Germany<br />
Ziel: In einer 12wöchigen kontrollierten pädiatrischen Studie zur Umstellung<br />
der nächtlichen Basalinsulingabe auf Insulin Detemir (DET)<br />
wurde eine im Schnitt 1,7fach höhere Dosis mit dem langwirksamen<br />
Insulinanalogon bei gleichbleibendem HbA1c aber niedrigerer Hypoglykämierate<br />
gefunden. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Beobachtung<br />
des klinischen Verlaufs über einen 6-monatigen Zeitraum nach<br />
Umstellung der nächtlichen Insulingabe von SemilenteMC bzw. NPH-Insulin<br />
auf Insulin DET und eine Analyse der klinischen Faktoren, die einen<br />
Einfluss auf die erhöhte DET-Dosis bei Kindern und Jugendlichen mit<br />
Typ1 Diabetes zeigen. Methodik: Bei 44 Patienten (27Jungen, 17 Mädchen)<br />
konnte der klinische Verlauf nach Umstellung des Nachtinsulins<br />
von Semilente (N = 36) bzw. NPH (N = 8) auf DET über einen Zeitraum<br />
von 3Monaten (Mo), bei 28 dieser Patienten über 6Mo beobachtet werden.<br />
Beurteilt wurden der HbA1c, schwere Hypoglykämien, die Gewichtsentwicklung<br />
(BMI und BMI SDS), die tägliche Menge des Gesamtund<br />
Basalinsulinbedarfs sowie die DET-Dosis vor und 3 bzw. 6 Mo nach<br />
Therapieumstellung. Die Patienten waren im Median 14,5 (7 – 18) Jahre<br />
alt, die Diabetesdauer betrug 6,3 (0,2 – 13,5) Jahre, der BMI 22,9 kg/m 2<br />
(15,9 – 33,3), der BMI SDS 1,06 (-1,10 bis 3,15) und der HbA1c 7,4<br />
(5,9 – 14,0)%. Ergebnisse: Der Gesamtinsulinbedarf änderte sich nach<br />
3Mo signifikant von 0,87 (0,43 – 1,19) IE/kgKG auf 0,98 (0,49 – 1,41) IE/<br />
kgKG (p < 0,001), insbesondere erhöhte sich der Gesamtbasalinsulinbedarf<br />
von 0,29 (0,08 – 0,48) E/kgKG auf 0,37 (0,11 – 0,69) E/kgKG<br />
(p < 0,001). Die nächtliche Insulindosis erhöhte sich im Median um<br />
den Faktor 1,52 (0,88 – 2,97) gegenüber der Ausgangsdosis. Patienten,<br />
die einen erhöhten DET-Bedarf (Faktor ‡ 1,50) aufwiesen, waren signifikant<br />
jünger zum Zeitpunkt der Therapieumstellung (13,8 Jahre,<br />
7,0 – 17,6) und bei Diabetes-Manifestation (5,8 Jahre, 1,2 – 12,8) als diejenigen,<br />
die eine geringere Erhöhung der DET-Dosis benötigten (Alter:<br />
16,4 Jahre, 9,5 – 18,0, p = 0,017; Diabetes-Manifestation: 9,9 Jahre,<br />
2,8 – 14,7 p = 0,004). Nach insgesamt 6 Mo kam es zu einer weiteren<br />
geringen aber signifikanten Erhöhung des Gesamtbasalinsulinbedarfs<br />
auf 0,39 (0,11 – 0,73) IE/kgKG (p = 0,032). Auch die DET-Dosis erhöhte<br />
sich weiter leicht, um einen Faktor von 1,55 (0,92 – 2,50) (p = 0,04) im<br />
Vergleich zur Insulindosierung vor der Umstellung. Nach 3 bzw. 6 Mo<br />
war keine signifikante ¾nderung des HbA1c (p = 0,65) und des BMI SDS<br />
(p = 0,76) zu verzeichnen. Geschlecht, Diabetesdauer, BMI sowie Insulinbedarf<br />
zum Zeitpunkt der Therapieumstellung zeigten keinen Einfluss<br />
auf die Dosierung des Insulins DET. Die Rate schwerer Hypoglykämien<br />
blieb mit 1 Episode in 6Mo unverändert. Schlussfolgerung: Kinder und<br />
Jugendliche mit Typ1 Diabetes mit Dawnphänomen benötigen direkt<br />
nach der Umstellung auf DET eine höhere Insulindosis zur Abdeckung<br />
des nächtlichen Insulinbedarfs, die sich über einen längeren Zeitraum<br />
bis zu 6 Mo erstreckt. Grund dafür erscheint eine längere Titrationsphase<br />
zu sein. Hiervon sind insbesondere die jüngeren Kinder betr<strong>of</strong>fen.<br />
P383<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Diabetesmanifestation im Kleinkindalter – kein<br />
Routinefall!<br />
Näke A 1 , Schmidt U 2 , Bergmann S 3<br />
1 Universitätsklinikum Dresden ‚C. G. Carus‘, Klinik für<br />
Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany,<br />
2 Universitätsklinikum Dresden ‚C. G. Carus‘, Institut für<br />
Rechtsmedizin, Dresden, Germany, 3 Universitätsklinikum<br />
Dresden ‚C. G. Carus‘, Institut für klinische Chemie und<br />
Labormedizin, Dresden, Germany<br />
Fragestellung: Sind fatale Verläufe hyperglykämischer bzw. ketoazidotischer<br />
Entgleisungen bei sehr jungen Kindern häufig und unvermeidlich?<br />
Methode: Falldiskussionen und Literaturbewertung Fall 1: Plötzlicher<br />
Tod des 14 Monate alten Mädchens zu Hause aus relativem Wohlbefinden.<br />
Gerichtsmedizinischer Sektionsbefund: keine äußerlichen Zeichen<br />
der Dehydratation (!), akutes Lungen- und Hirnödem, Blutstauung<br />
in parenchymatösen Organen, intravasale Erythrozytenschatten sowie<br />
eine Hypoplasie des Inselorgans mit den Zeichen einer Insulitis (Lymphozyteninfiltrate).<br />
In der Leber auffallend hoher Glykogengehalt der
Hepatozyten sowie Lochkerne als Zeichen der Glukosetoleranzstörung,<br />
keine wesentliche Verfettung. Laborchemisch Nachweis einer schweren<br />
Hyperglykämie, Hyponatriämie und Hyperphosphatasie und (finalen?)<br />
Laktatazidose Die Serumosmolalität war deutlich erhöht, C-Peptid<br />
(< 0,04 mmol/l) und Insulin (0,01 mmol/l) erniedrigt. HbA1c (5,8%) und<br />
Fruktosamin (125 mmol/l) lagen im Normbereich. Nachgewiesen wurden<br />
positive Autoantikörper gegen Inselzellen (IA2). Fall 2: Aufnahme<br />
eines 2-jährigen Knaben mit typischer Symptomatik und Paraklinik im<br />
guten Zustand. Trotz lege artis eingeleiteter Manifestationstherapie Entwicklung<br />
eines nicht beherrschbaren Hirnödems in den nächsten Stunden<br />
und exitus letalis. HbA1c mit 9,6% erhöht. Diskussion: In 3 – 10 von<br />
1000 Fällen entwickelt sich bei diabetischer Ketoazidose (DKA) ein multifaktoriell<br />
bedingtes Hirnödem mit akuter neurologischer Symptomatik.<br />
Die Azidose hemmt das glykolytische Enzym Phosph<strong>of</strong>ruktokinase,<br />
so dass die Glukoseutilisation der Hirnzelle gestört wird. Ein Risik<strong>of</strong>aktor<br />
scheint die zügige Hydrierung mit resultierendem osmotischem Gefälle<br />
durch die Blut –Hirnschranke darzustellen, bewiesen ist dies jedoch<br />
nicht. Eine azidosebedingt erhöhte Vulnerabilität der Hirnzellmembranen<br />
wird gleichfalls diskutiert. Die Inzidenz von Thrombosen der vertebrobasilaren<br />
Gefäße oder Basalganglieninfarkte im Rahmen der DKA<br />
ist unbekannt. Die Initialsymptomatik kann unspezifisch und schwer<br />
erkennbar sein, Krämpfe und Bewusstlosigkeit werden unter Ümständen<br />
erst präfinal beobachtet. Auch cerebrale Vasokonstriktion bei Hypoxie<br />
wird diskutiert, die sich der Bildgebung entzieht (Diabetes Care<br />
vol 27,Nr. 7, 2004). Die Mortalität liegt auch unter intensivmedizinischen<br />
Bedingungen bei > 20% – 50%(CMAJ 2005;172:327 – 328; Brown et al,<br />
Emerg Med J 2004,21:141 – 144). Kinder unter dem 5. Lebensjahr sind<br />
besonders gefährdet. In einer Fallkontrollstudie wurde eine Symptomdauer<br />
von durchschnittlich 3 Stunden vor dem neurologischen Zusammenbruch<br />
gesehen (Muir et al; Diab Care,27 (7) 2004).2 Patienten verstarben<br />
ohne neurologische Prodromi. Schlussfolgerung: Die potentielle<br />
Fodroyanz erfordert bei Kleinkindern auch bei scheinbar komplikationsloser<br />
Manifestation pädiatrisch-intensivmedizinische Überwachung<br />
der Initialphase. bei unklaren Todesfällen eines Kleinkindes ist post mortem<br />
zügig ein Diabetes mellitus auszuschließen.<br />
P384<br />
Insulin-Glukose Algorithmus zur Kontrolle der<br />
Hyperglykämie bei pädiatrischen<br />
Intensiv-Patienten<br />
Deiss D 1 , Wintergerst KA 2 , Steil GM 3 , Cantwell M 3 ,<br />
Kache S 2 , Agarwal S 2 , Wilson DM 2 , Buckingham B 2<br />
1 Otto-Heubner-Centrum für Kinder-und Jugendmedizin,<br />
CharitØ CVK, Interdisziplinäres Sozialpädiatrisches Zentrum,<br />
Berlin, Germany, 2 Pediatrics, Lucile Packard Children’s<br />
Hospital, Stanford University, Stanford, California, United<br />
States <strong>of</strong> America, 3 Medtronic-MiniMed, Inc., Northridge,<br />
California, United States <strong>of</strong> America<br />
Ziel: Bei internistischen und chirurgischen Intensivpatienten können<br />
durch Erreichen einer euglykämischen St<strong>of</strong>fwechsellage sowohl Morbidität<br />
als auch Mortalität deutlich gesenkt werden. Für eine bei der Intensivbehandlung<br />
erforderliche Insulininfusion werden zunehmend<br />
standardisierte Dosierungsalgorithmen verwendet, die auf diskreten<br />
Glukosemessungen basieren. Wir erprobten einen „proportional-integral-derivativen“<br />
(PID) Algorithmus bei pädiatrischen Intensivpatienten<br />
mit hyperglykämischer St<strong>of</strong>fwechselsituation. Methodik: Der PID Algorithmus<br />
zur Berechnung der Insulin-Infusionsrate besteht aus drei additiven<br />
Komponenten: Die proportionale Komponente P verwendet die<br />
Differenz zwischen dem Ist-und Soll-Glukosewert, die integrale Komponente<br />
I reagiert auf persistierende Hypo- oder Hyperglykämie und<br />
die derivative Komponente D berücksichtigt die Geschwindigkeit der<br />
Glukoseänderung. Der PID Algorithmus wurde zur Therapiesteuerung<br />
und Bestimmung der Glukosemessabstände bei insgesamt 6 Intensivpatienten<br />
im Alter von 1 bis 14 Jahren eingesetzt. Bei vier der Kinder<br />
bestand eine diabetische Ketoazidose (DKA) im Rahmen eines Typ-1<br />
Diabetes und bei zwei Kindern eine Glukokortikoid-induzierte Hyperglykämie.<br />
Der angestrebte Ziel-Glukosewert wurde individuell nach klinischen<br />
Kriterien festgelegt. Ergebnisse: Der Algorithmus wurde insgesamt<br />
über eine Zeitdauer von 454 Stunden (Bereich: 12 – 215 Stunden)<br />
eingesetzt und ausgewertet. Bei vier Patienten konnte der Ziel-Glukosewert<br />
im Mittel nach 8,7 Stunden (1,3 – 15,1 Stunden) erreicht werden.<br />
Ein Patient mit hyperosmolarer DKA hatte nach 39 Stunden den<br />
Zielwert noch nicht erreicht, bevor er von der Intensivstation entlassen<br />
wurde. Bei einem weiteren Patienten lag der Glukosewert bereits zu<br />
Beginn der Algorithmusanwendung im Zielbereich. Nach Erreichen des<br />
Zielbereichs betrug die Glukoseschwankung (Standardabweichung der<br />
Einzelmessungen) durchschnittlich 23,5 mg/dl. Die Glukosewerte lagen<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
13% der Zeit um mehr als 40 mg/dl oberhalb und 1% der Zeit um mehr<br />
als 40 mg/dl unterhalb des individuellen Zielwerts. Während der gesamten<br />
Anwendungszeit wurde ein Grenzwert von 55 mg/dl nicht unterschritten.<br />
Bei einer 13-jährigen Patientin mit Makrophagen-aktivierendem<br />
Syndrom und septischem Schock waren maschinelle Beatmung,<br />
Hämodialyse und eine hochdosierte Steroid-Pulstherapie erforderlich.<br />
Nach einem initialen Glukosewert von 203 mg/dl konnte bei dieser Patientin<br />
der individuelle Zielwert von 120 mg/dl nach 10,8 Stunden erreicht<br />
werden und der Glukoseverlauf blieb in den nachfolgenden 8<br />
Tagen mit einer mittleren Glukoseschwankung von 26 mg/dl weitgehend<br />
stabil. Schlussfolgerung: Bei pädiatrischen Intensivpatienten<br />
kann trotz häufiger ¾nderungen der Medikation, Steroiddosen und Infusionsmengen<br />
selbst unter Anwendung von Hämodialyse eine hyperglykämische<br />
St<strong>of</strong>fwechsellage mithilfe des PID Algorithmus sicher und effektiv<br />
kontrolliert und therapiert werden.<br />
P385<br />
Behandlungsqualität von Patienten mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1 fünf Jahre nach Transition von der<br />
pädiatrischen in die internistische<br />
Diabetesambulanz<br />
Müller UA 1 , Schreiber M 1 , Müller N 1 , Wendenburg J 2 ,<br />
Dost A 3 , Kloos C 1 , Hunger-Dathe W 1 , Wolf G 4<br />
1 Universitätsklinikum, Klinik für Innere Mediin III, FB<br />
Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen, Jena,<br />
Germany, 2 Kinderarztpraxis, Jena, Germany,<br />
3 Universitätsklinikum, Klinik für Kinder-und Jugendmedizin,<br />
Jena, Germany, 4 Universitätsklinikum, Klinik für Innere<br />
Mediin III, Jena, Germany<br />
Fragestellung: Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben erfolgt die Übergabe<br />
der Behandlung von Jugendlichen Patienten mit Typ-1-Diabetes<br />
an den internistischen Diabetologen in der Regel zum 18. Geburtstag.<br />
Jugendliche Patienten haben spezifische Probleme, die bei unkoordinierter<br />
Übergabe zu Behandlungsabbrüchen und Weiterbehandlung bei einem<br />
nicht diabetologisch qualifizierten Arzt führen können. In der vorliegenden<br />
Studie wurden Patientencharakteristika, HbA1c-Entwicklung<br />
und die Adhärenz zur internistischen Diabetologie untersucht. Methoden:<br />
Alle 1218 Patienten mit Typ-1-Diabetes die sich von 1990 bis einschließlich<br />
2006 ambulant, teilstationär oder stationär im Funktionsbereich<br />
Endokrinologie und St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen einer Universitätsklinik<br />
behandelt wurden, sind nach Alter bei Erstkontakt in drei<br />
Gruppen verglichen worden: Jugendliche < 20 J, junge Erwachsene<br />
20 – 30 J und Erwachsene > 30 J. Die Behandlungsdaten (aktuellster Wert<br />
des jeweiligen Quartals) wurden aus der elektronischen Patientenakte<br />
EMIL Ò exportiert. Die Übergabe jugendlicher Patienten durch den Pädiater<br />
der Universitätskinderklinik erfolgte telephonisch in Verbindung mit<br />
einer ausführlichen Epikrise und Kopien aller relevanten Vorbefunde.<br />
Eine gemeinsame Sprechstunde bestand nicht. Das Team der internistischen<br />
Diabetologie besteht aus 4 Diabetologen, 4 Diabetesberatern und<br />
einer Psychotherapeutin. Ergebnisse: 10,3% (n = 126) der Patienten waren<br />
bei Erstkontakt jünger als 20 Jahre (mittleres Alter 17,5 J, Diabetesdauer<br />
5,3 J), 28,5% (n = 347) waren 20 – 30 J (mittleres Alter 25,2 J, Diabetesdauer<br />
8,7 J) und 61,2% (N = 745) waren 30 Jahre oder älter (mittleres<br />
Alter 46,5 J, Diabetesdauer 15,6 J). Mehr als eine Konsultation hatten<br />
65% der Jugendlichen, 66% der jungen Erwachsenen und 70% der<br />
Erwachsenen. Das mittlere Follow up betrug 5,4, 5,5 und 5,7 Jahre. Jugendliche<br />
Patienten waren schlanker (BMI 22,7; 23,9; 25,1 kg/m 2 ), hatten<br />
einen niedrigeren Blutdruck (118/72; 126/78; 135/81 mm Hg), einen<br />
höheren HbA1c bei Erstkontakt (9,86; 8,44; 8,84%), eine höhere<br />
Insulindosis (49,5; 44,1; 41,2 IE/d) und eine höhere Anzahl von Insulininjektionen<br />
(4,3; 4,1, 3,8/d) als junge Erwachsene oder Erwachsene. Die<br />
mittlere Hba1c-Verbesserung im Follow up von 5 – 6 Jahren von Patienten<br />
mit wenigstens zwei Konsultationen war für alle drei Gruppen sinifikant<br />
(– 0,49% für Jugendliche, -0,99% für junge Erwachsene und – 1,15<br />
für Erwachsene). Jugendliche hatten den höchsten Hba1c-Wert bei Erstkontakt<br />
und die geringste HbA1c-Verbesserung im Verlauf. Schlussfolgerungen:<br />
Zwei Drittel der jugendliche Patienten bleiben der internistischen<br />
Ambulanz treu. Die Adhärenz zu den internistischen Diabetologen<br />
einer Universitätspoliklinik ist nicht schlechter als bei älteren Patienten.<br />
Jugendliche Patienten haben größere St<strong>of</strong>fwechselprobleme und<br />
einen geringeren Behandlungserfolg als Erwachsene.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S123
S124 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
P386<br />
Ernährungssituation in Bezug auf die Insulindosis<br />
bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes<br />
mellitus<br />
Müller S 1 , Kramer G 1 , Ahrendt E 1 , Perenthaler T 1 , Kovar F 1 ,<br />
Beltschikow W 1 , Schiel R 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany<br />
Es gibt wenige Untersuchungen, welche das Ernährungsverhalten bei<br />
Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus beschreiben. In<br />
der vorliegenden Querschnittsstudie wurde dieses an 471 Kinder und<br />
Jugendlichen untersucht. Methoden: Es wurden alle Kinder und Jugendliche<br />
mit Typ-1-Diabetes (Alter 11,8 € 3,9 J., Diabetesdauer 4,1 € 3,5 J.,<br />
BMI 19,7 € 4,6 kg/m 2 , HbA1c 7,9 € 1,4% [DCA2000, Normbereich<br />
4,5 – 5,7%]), die im Zeitraum vom 05/2004 – 12/2006 eingewiesen wurden,<br />
untersucht. Dabei wurden 374 (79,4%) mit einer ICT, 20 (4,2%) mit<br />
einer CIT und 77 (16,3%) mit einer CSII aufgenommen. 334 (70,9%) der<br />
Patienten wurden mit Insulinanaloga behandelt. Neben den St<strong>of</strong>fwechselparametern<br />
auch wurde auf die KE- Zufuhr und die jeweilige Insulindosis<br />
bei Aufnahme vs. bei Entlassung verglichen. Ergebnisse: Im Mittel<br />
nehmen die Patienten 4,87 € 1,19 Mahlzeiten/d zu sich. 314 (66,7%) der<br />
Kinder und Jugendlichen nehmen regelmäßig ein 2. Frühstück, 327<br />
(69,4%) eine Vespermahlzeit und 232 (49,3%) und eine Spätmahlzeit<br />
ein. Die Insulindosis bei Aufnahme vs. Entlassung veränderte sich zum<br />
1. und 2. Frühstück sowie zum Abendbrot signifikant: So wurden zum<br />
1. Frühst. 1,62 € 1,0 vs. 1,72 € 0,96 IE/KE p = 0,01, zum 2. Frühst. 1,38 € 0,97<br />
vs. 1,44 € 0,97 IE/KE p = 0,036 und zum Abendessen 1,27 € 0,81 vs.<br />
1,32 € 0,77 IE/KE p = 0,042 injiziert. Bei den anderen Mahlzeiten wurde<br />
kein signifikanter Unterschied festgestellt. Die gesamte Insulindosis pro<br />
kg/KG lag bei 0,77 € 0,29 vs. 0,78 € 0,31 p = 0,89 und die gesamte Kohlenhydratzufuhr<br />
bei 15,03 € 4,93 vs. 15,24 € 4,81 KE/d p = 0,15. Schlussfolgerungen:<br />
Überraschenderweise nahmen bei Aufnahme 61,8% Zwischenmahlzeiten<br />
(2. Frühstück, Vespermahlzeit und Spätmahlzeit) ein.<br />
Zur St<strong>of</strong>fwechseloptimierung wurde während des stationären Aufenthaltes<br />
die Insulindosis zum 1.+2. Frühstück sowie zum Abendbrot gesteigert.<br />
Das individuelle Eingehen auf die Patientenwünsche (Zwischenmahlzeiten)<br />
ist Voraussetzung für eine hohe Therapiezufriedenheit.<br />
P387<br />
Einflüsse der Insulin-Therapie auf<br />
Ernährungsverhalten und Lebensgewohnheiten<br />
bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes<br />
mellitus Typ 1 (T1DM)<br />
Ramöller K 1 , Stratmann B 1 , Kunz S 1 , Müller-Rösel M 1 ,<br />
Tschöpe D 1<br />
1<br />
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Diabeteszentrum, Bad<br />
Oeynhausen, Germany<br />
Ziel: Ziel der Befragung war es, festzustellen, ob Unterschiede im Ernährungsverhalten<br />
sowie in den Lebensgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen<br />
mit T1DM zwischen kontinuierlicher subkutaner Insulin Infusion<br />
(CSII) und intensivierter konventioneller Therapie (ICT) bestehen.<br />
Methoden: Kinder- und Elternfragebögen zur Abfrage von Ernährungs<br />
und Lebensgewohnheiten sowie Daten zur Sozioökonomie wurden erstellt.<br />
108 Personen mit T1DM der Geburtsjahrgänge 1990 2000, die im<br />
Befragungszeitraum 5 bis 15 Jahre alt waren, wurden ausgewählt. Alle<br />
Patienten waren seit mindestens 2004 an T1DM erkrankt, 54 wurden<br />
mit ICT behandelt und 54 waren seit mindestens 2004 auf eine CSII ein<br />
bzw. umgestellt. Ergebnisse: Mit zunehmender Haushaltsgröße ließ<br />
sich ein signifikant positiver Zusammenhang mit der Häufigkeit der CSII<br />
feststellen. Die Therapieerleichterung in der Ernährung, die 98% der<br />
Eltern von Kindern mit CSII angaben, sowie verringerte Anzahl von Hypoglykämien<br />
unter CSII, die 77% der Eltern feststellten, waren Hauptargumente<br />
für diese Therapieform. 7% der Befragten waren übergewichtig,<br />
mit gleicher Prävalenz in beiden Gruppen. 93% der Kinder und Jugendlichen<br />
wiesen ein nicht optimales Ernährungsverhalten auf (orientiert<br />
an den Richtlinien der DGE und DDG). Das Ernährungsmuster von<br />
Kindern mit CSII unterschied sich nicht signifikant von dem der Kinder<br />
mit ICT. 82% der Kinder und Jugendlichen gingen mindestens einmal pro<br />
Woche sportlichen Aktivitäten nach. Es wurden keine signifikanten Unterschiede<br />
zwischen CSII und ICT festgestellt. Von 64 Kindern waren<br />
Labordaten zum Fett- und Glucosest<strong>of</strong>fwechsel zugänglich:<br />
– Triglyceride, Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin im<br />
Normbereich,<br />
– 95% der Patienten weisen erhöhte HbA1c Werte auf,<br />
– unter CSII Therapie HbA1c-Werte mit 7,7%€ 0,7% signifikant niedriger<br />
als unter ICT mit 8,4%€ 2,1%,<br />
– nach 4 Jahren CSII geringere Variabilität im HbA1c (7,7% – 8,0%),<br />
verglichen mit fünfjähriger ICT (7,7% – 9,1%),<br />
Schlussfolgerung: Die CSII erscheint auf Grund der Therapieerleichterung<br />
und der besseren St<strong>of</strong>fwechsellage bei Kindern und Jugendlichen<br />
empfehlenswert. Nachteile wie eine sorglose Ernährung und somit ein<br />
höheres Risiko für Übergewicht konnten im Rahmen unserer Datenerhebung<br />
nicht nachgewiesen werden. Da sich Heranwachsende unter ICT<br />
genauso frei ernähren, wie unter CSII, besteht hier eventuell die Möglichkeit<br />
einer stabileren St<strong>of</strong>fwechselführung. Im Freizeitverhalten stört<br />
die Insulinpumpe trotz ihres Images als „Fremdkörper“ nicht bei der<br />
Ausführung von Sport oder Aktivitäten mit Freunden.<br />
P388<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Einfluss eines erlebnispädagogisch orientierten<br />
und strukturierten Behandlungs- und<br />
Schulungsprogramm (SBSP) auf die<br />
Lebensqualität hinsichtlich einer<br />
Diabeteserkrankung von Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Abel N 1 , Kramer G 1 , Schiel R 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Haus Gothensee, Fachklinik<br />
für Diabetes und St<strong>of</strong>fwechselerkrankungen, Seebad<br />
Heringsdorf, Seebad Heringsdorf, Germany<br />
Einleitung: Nach den „Leitlinie zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen<br />
mit Diabetes mellitus“ der DDG müssen für alle Betr<strong>of</strong>fenen<br />
altersadäquate Behandlungs- und Schulungsprogramme durchgeführt<br />
werden. In unserer Klinik wurde seit 2005 ein erlebnispädagogisch orientiertes<br />
strukturiertes Behandlungs- und Schulungsprogramm (SBSP)<br />
entwickelt. Die Erlebnispädagogik befasst sich mit alltäglichen Erlebnissen,<br />
mit Gruppen von Gleichbetr<strong>of</strong>fenen, Natur und Herausforderungen.<br />
Sie benutzt Erlebnisse zum Erfahrung sammeln, zum Nachdenken, zur<br />
Reflektion und zur Ableitung deren Strukturen. Spielerisches, praxisorientiertes<br />
Lernen und Erfahren und diabetesspezifische Handlung stehen<br />
im Vordergrund. Das erlebnispädagogische SBSP wurde evaluiert. Methoden:<br />
Alle Kinder und Jugendlichen mit Diabetes mellitus, die vom<br />
22.06.-20.07. sowie vom 21.07.-18.08.2006 in unsere Klinik eingewiesen<br />
wurden, wurden untersucht (n = 64, Alter 13,5 € 2,4, Diabetesdauer<br />
4,6 € 3,7Jahre, 47% Mädchen, Insulindosis 0,79 € 0,29 I.E./kg KG, Insulinanaloga:<br />
83%, intensivierte Insulintherapie 95%, BMI 20,4 € 3,6 (kg/m 2 ),<br />
HbA1c 7,78 € 1,12% [DCA 200, Normbereich 4,5 – 5,7%]). Bei allen Kindern<br />
und Jugendlichen wurde folgende Fragebogenbatterie standardisiert<br />
angewandt: DTSQ, WHO 5, PAID, LOT-R, IPQ-R, ADS, STAI-Trait.<br />
Ergebnisse: Bezüglich der Lebensqualität wurden zu Beginn des SBSP<br />
48,8 € 23,4 Punkte, nach Teilnahme am strukturierten Behandlungs- und<br />
Schulungsprogramm über vier Wochen wurden 53,6 € 20,4 Punkte,<br />
p = 0,049, erreicht. Die Ergebnisse hinsichtlich Optimismus und Behandlungszufriedenheit<br />
sind tendenziell angestiegen (Optimismus: 20,0 € 4,3<br />
vs. 21,1 € 4,6 Punkte, p = 0,27, Behandlungszufriedenheit: 25,0 € 6,7 vs.<br />
26,2 € 5,9 Punkte, p = 0,49). In der Korrelationsanalyse ergaben sich positive<br />
Korrelationen zwischen Lebensqualität und Optimismus (r = 0,317,<br />
p = 0,011) und Behandlungszufriedenheit (r = 0,379, p = 0,009). Zu Beginn<br />
der Behandlung und am Ende der Behandlung ergaben sich ebenfalls<br />
positive Korrelationen zwischen der Lebensqualität und dem Optimismus<br />
(r = 0,378, p = 0,016) sowie der Behandlungszufriedenheit (r = 0,47,<br />
p = 0,001). In der multivariaten Analyse zeigt sich vor und nach Schulung<br />
zwischen der Lebensqualität und Optimismus eine Assoziation (R-square<br />
= 0,199, b= 0,476, p = 0,007-. vs. R-square = 0,123, b= 0,396, p = 0,041).<br />
Alle anderen in die Modelle einbezogenen Parameter zeigten keine Assoziationen.<br />
Schlussfolgerung: Durch die Teilnahme an erlebnispädagogisch<br />
orientierten strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm<br />
kann die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit<br />
Typ-1 Diabetes gesteigert werden. Die Lebensqualität der Kinder ist<br />
wesentlich abhängig vom Optimismus und der Behandlungszufriedenheit.<br />
Die aktuelle Qualität der St<strong>of</strong>fwechseleinstellung (HbA1c) scheint,<br />
wenn keine Folgekrankheiten vorliegen, bei Kinder und Jugendlichen<br />
keine deutlichen Auswirkungen auf Lebensqualität zu haben.
P389<br />
Primäre Immunintervention mit oralem/nasalem<br />
Insulin zur Prävention des Typ 1 Diabetes bei<br />
Kindern mit einem sehr hohen genetischen<br />
Diabetesrisiko – Die Pre-POINT (Primary Oral/<br />
intranasal INsulin Trial) Studie<br />
Pan L 1 , Achenbach P 1 , Barker J 2 , Bingley P 3 , Chiumello G 4 ,<br />
Eisenbarth G 2 , Hasford J 5 , Rabl W 6 , Roth R 7 , Schober E 8 ,<br />
Schönle E 9 , Bonifacio E 1 , Ziegler AG 1<br />
1 Institut für Diabetesforschung, München, Germany,<br />
2 Barbara Davis Center for childhood diabetes, Denver,<br />
United States <strong>of</strong> America, 3 Southmead Hospital, University<br />
<strong>of</strong> Bristol, Bristol, United Kingdom, 4 San Raffaele Scientific<br />
Institute, Milan, Italy, 5 Ludwig Maximilians Universität,<br />
München, Germany, 6 Technische Universität, München,<br />
Germany, 7 Universität Graz, Graz, Austria, 8 Universität<br />
Wien, Wien, Austria, 9 Universität Zürich, Zürich,<br />
Switzerland<br />
Fragestellung: Der Typ 1 Diabetes (T1DM) ist eine der häufigsten chronischen<br />
Erkrankungen bei Kindern mit weltweit steigenden Inzidenzraten.<br />
Die derzeitigen Therapiemöglichkeiten können bei der Mehrheit der<br />
Patienten das Auftreten von Spätkomplikationen nicht verhindern. Es<br />
bedarf deshalb neuer Strategien zur Prävention der Erkrankung. Da der<br />
T1DM durch eine autoimmune Zerstörung der Beta-Zellen entsteht, und<br />
Insulin bei Kindern meist das primäre Zielantigen im Autoimmunprozess<br />
darstellt, könnte durch frühzeitige Induktion einer protektiven Immunreaktion<br />
gegen Insulin, im Sinne einer Schutzimpfung, die Entstehung<br />
der Diabetes-relevanten Insel-Autoimmunität verhindert bzw. verzögert<br />
werden. In der Pre-POINT Studie soll eine sichere und für das<br />
Immunsystem bioverfügbare Dosis und Applikationsform (oral oder nasal)<br />
für Insulin bestimmt werden, die dann in einer weiterführenden<br />
Präventionsstudie (Diabetes POINT Studie) auf ihre Effektivität bei der<br />
Verhinderung des T1DM bei Kindern mit sehr hohem genetischen Diabetesrisiko<br />
geprüft wird. Studiendesign: Pre-POINT ist eine vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung und der Juvenile Diabetes<br />
Research Foundation geförderte internationale Phase I Studie mit Zentren<br />
in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, England und den<br />
USA. Das Institut für Diabetesforschung in München ist koordinierendes<br />
Studienzentrum. Die Studie ist zweiarmig randomisiert, Placebo-kontrolliert<br />
und doppel-blind. Die Studiendauer beträgt 18 Monate. Insgesamt<br />
sollen 300 (in Deutschland 120) Kinder im Alter von 2 bis 7<br />
Jahren mit familiärer Prädisposition gescreent werden, um 40 Insel-Autoantikörper-negative<br />
Kinder (in Deutschland 16) mit sehr hohem genetischen<br />
Diabetesrisiko in die Studie einzuschließen. Die Behandlung erfolgt<br />
entweder mit oralem oder nasalem Insulin bzw. Placebo über den<br />
gesamten Studienzeitraum. Es werden für jede Applikationsform vier<br />
Dosierungen geprüft, wobei 24 der 40 Studienteilnehmer ihre Insulindosis<br />
nach 6 Monaten Behandlung einmal erhöhen. Über den gesamten<br />
Verlauf der Studie erfolgt eine engmaschige Kontrolle von Sicherheitsparametern,<br />
Insel-Autoantikörpern, allergischen Reaktionen, Allgemeinbefinden<br />
und psychosozialen Faktoren. Endpunkt der Studie ist die Entwicklung<br />
einer Immunreaktion gegen Insulin (IgG, IgA Antikörper; T-Zell<br />
Reaktivität). Ein Dosis-Findungskomitee entscheidet nach Abschluss von<br />
Pre-POINT über die geeignete Insulindosis und Applikationsform, die in<br />
der Diabetes POINT Studie verwendet wird. Kindern der Pre-POINT Studie<br />
wird die Teilnahme an Diabetes POINT angeboten. Schlussfolgerung:<br />
Pre-POINT ist die erste Antigen (Insulin) spezifische primäre Immuninterventionsstudie<br />
bei Kindern mit sehr hohem T1DM Risiko. Bei<br />
erfolgreichem Verlauf wird Pre-POINT wichtige Informationen zur Sicherheit,<br />
Bioverfügbarkeit, Applikation und Dosis von oralem bzw. nasalem<br />
Insulin für die Anwendung in Phase II Präventionsstudien liefern.<br />
P390<br />
Blutglukoseselbstkontrolle bei Kindern und<br />
Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus –<br />
Fehler und Auswertung<br />
Kramer G 1 , Müller S 1 , Ahrendt E 1 , Perenthaler T 1 ,<br />
Beltschikow W 1 , Kovar F 1 , Schiel R 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany<br />
Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus haben <strong>of</strong>tmals<br />
schwankende Blutglukosewerte. Der Umgang und die korrekte Einstellung<br />
des Blutzuckermessgerätes ist eine Grundvoraussetzung für zuverlässige<br />
Blutglukoseselbstkontrolle und die daraus resultierende Insulindosisanpassung.<br />
Richtige Codierung, Einstellung des Datums und der<br />
Uhrzeit sind nur einige Faktoren. Ziel der Untersuchung war die Überprüfung<br />
der Kenntnisse zum eigenen Messgerät. Methoden: Bei allen<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes (n = 82, Alter 12,1 € 5,1 J.,<br />
Diab.-Dauer 4,1 € 3,7 J., BMI 19,7 € 3,7 kg/m 2 , HbA1c 7,9 € 1,4% [DCA2000,<br />
Normbereich 4,5 – 5,7%]), die Blutglukoseselbstkontrollen durchführten<br />
und 06 – 12/2006 eingewiesen wurden, wurde mittels eines standardisierten<br />
Fragebogens der Umgang mit dem eigenen Messgerät überprüft.<br />
Ergebnisse: Im Mittel führten die Patienten 36,8 € 11,7 Blutglukoseselbstkontrollen/Wo.<br />
durch. Bei 38/82 Pat. (46,3%) wurden Probleme<br />
bei der Handhabung festgestellt. 14/82 Pat. (17,1%) hatten das Datum<br />
bzw. die Uhrzeit und 7/82 (8,5%) den falschen Code eingestellt. Das<br />
Wechseln der Batterie stellte für 9/82 Pat. (11%) ein Problem dar. Die<br />
größte Wissenslücke ergab sich beim Speichern der Werte: 43/82 Pat.<br />
(52,4%) wussten nicht wie viele Messwerte ihr Gerät speichern kann. Es<br />
ergaben sich keine Unterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen<br />
mit vs. ohne Handhabungsproblemen (Alter 12,4 € 3,4 vs. 11,7 € 6,1 J.<br />
p = 0,54, Diabetesdauer 4,7 € 3,7 vs. 3,4 € 3,5 J. p = 0,12, Insulindosis<br />
0,75 € 0,2 vs. 0,7 € 0,3IE pro kg/KG p = 0,61, HbA1c 7,6 € 1,0 vs.<br />
8,0 € 1,6 p = 0,22, diabetesbezogenes Wissen 80,7 € 15,7 vs. 78,7 € 14,9%<br />
p = 0,14). Auch in der multivariaten Analyse zeigten sich keine Assoziationen<br />
(p < 0,05) zwischen den Parametern Problemen bei der Handhabung,<br />
Alter, Diabetesdauer, HbA1c und theoretischem Wissen.<br />
Schlussfolgerungen: Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit<br />
Typ-1-Diabetes mellitus, die Blutglukosemessgeräte verwendet, hat Probleme<br />
bei der Handhabung. Ca. 9% haben sogar falsche Codes eingestellt<br />
mit der Gefahr der klinisch relevanten Fehlmessung. Es bestehen dabei<br />
keine Unterschiede/Abhängigkeiten zum Alter, der Diabetesdauer oder<br />
der Qualität der St<strong>of</strong>fwechseleinstellung. Interessanterweise ergaben<br />
sich auch keine Unterschiede hinsichtlich des theoretischen Wissens.<br />
Dieses ist also nicht mit der praktischen Handhabung der Messgeräte<br />
assoziiert. Dieses belegt, dass bei Kindern und Jugendlichen neben dem<br />
theoretischen Lernen das praktische Training und die regelmäßige Überprüfung<br />
der manuellen Fähigkeiten von erheblicher Bedeutung ist. Die<br />
Erlebnispädagogik mit praxisorientiertem Lernen kann hier eine sinnvolle<br />
Alternative darstellen.<br />
P391<br />
Untersuchung der Dosierungsgenauigkeit von<br />
Peninjektionssystemen zur Basalinsulininjektion<br />
bei Mehrfachapplikation<br />
Weise A 1 , Sun W 1 , Hähnel H 1 , Pfützner J 1 , Pfützner AH 1 ,<br />
Forst T 1 , Pfützner A 1<br />
1<br />
IKFE Institut für klinische Forschung und Entwicklung,<br />
Mainz, Germany<br />
Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung war die Erfassung der Dosierungsgenauigkeit<br />
bei häufiger Dosisapplikation von kommerziell erhältlichen<br />
Insulinpens zur Verabreichung von Basalinsulin (OptiClikâ, San<strong>of</strong>i<br />
Aventis für Insulin Glargine, und FlexPenâ Levemir für Insulin detemir).<br />
Methodik: Die Genauigkeit der Dosierung wurde mit den beiden Pens<br />
in einem Laborversuch anhand der Entleerung von 3 ml Kartuschen mit<br />
jeweils identischen Dosen (24 x 10 U bzw. 9 x 30U) überprüft. Pro Produkt<br />
wurden mit je 16 Pens von 2 verschiedenen Produktionschargen<br />
getestet, ob die Gerätegenauigkeit innerhalb von klinisch gewählten<br />
Grenzen (€ 1 U für die 10U Dosis bzw.€ 2 U für die 30U Dosis). Für jede<br />
Dosisapplikation wurde eine neue Injektionsnadel verwendet, die gemäß<br />
den Empfehlungen des Herstellers vor Dosisabgabe befüllt wurde<br />
(Nov<strong>of</strong>ineâ 31 Gauge (G) 6 mm, für den FlexPen und BD Micro-Fineâ 31<br />
G 5 mm für den OptiClik). Zum Abwiegen der applizierten Dosen wurde<br />
eine pharmazeutische Feinwaage verwendet. Die Ergebnisse wurden anhand<br />
der spezifischen Dichte des jeweiligen Insulins in die abgegebene<br />
Dosis umgerechnet. Insgesamt wurden mit jedem Produkt 192 x 10U<br />
bzw. 72 x 30 U abgegeben. Ergebnisse: Bei der mittleren Dosierungsgenauigkeit<br />
waren beide Pens im Bereich der von uns klinisch definierten<br />
erlaubten Grenzen, wobei der Flexpen (FP) signifikant niedrigere<br />
Abweichungen aufwies als der OptiClik (OC) (10U: FP: 2,4 € 1,7% vs.<br />
OP: 4,8 € 7,2% p < 0,001; 30U: FP: 1,9 € 1,0% vs. OC: 2,9 € 3,1%, p < 0,005).<br />
Eine Unterdosierung außerhalb unserer Bereiche fand mit dem Flexpen<br />
gar nicht statt und zeigte sich beim OptiClick insbesondere (aber nicht<br />
nur) beim Beginn der Kartuschenentleerung, also bei den ersten beiden<br />
Dosen (bei 10U Unterdosierung in 6,8% und bei 30U in 9,9% der Applikationen.<br />
Maximale Abweichung: 5,5 U). Schlussfolgerungen: Beim direkten<br />
Vergleich mittels eines standardisierten Laborprotokolls zeigte<br />
der Flexpen eine größer Genauigkeit bei der Dosierung von Insulin detemir<br />
als der OptiClick bei der Dosierung von Insulin glargine.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
S125
S126 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
Typ 1 Diabetes, Schwangerschaft und pädiatrische<br />
Diabetologie 6<br />
P392<br />
Erlebnispädagogische Behandlung und Schulung<br />
bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes<br />
mellitus<br />
Schiel R 1 , Kramer G 1 , Ahrendt E 1 , Müller S 1 , Radón S 1 ,<br />
Abel N 1 , Perenthaler T 1 , Kovar F 1 , Beltschikow W 1<br />
1 Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und<br />
St<strong>of</strong>fwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany<br />
Seit 2004 werden an unserer Klinik erlebnispädagogisch orientierte Behandlungs-<br />
und Schulungsprogramme (BSP) für Kinder und Jugendliche<br />
mit Typ-1-Diabetes mellitus durchgeführt. Im Vergleich zu den herkömmlichen,<br />
von der DDG empfohlenen Programmen, unterscheiden<br />
diese sich durch intensives praktisches Training, praxisorientiertes Lernen<br />
und kontinuierliche psychologische Begleitung. Ziel der Untersuchung<br />
war die Evaluation der Programme. Methoden: Es wurden alle<br />
476 Kinder und Jugendlichen (Alter 11,9 € 4,0, Diabetedauer 4,1 € 3,5 Jahre,<br />
52% Mädchen, BMI 19,9 € 4,2 kg/m 2 ) in die Untersuchung einbezogen,<br />
die vom 01.07.2004 bis 31.12.2006 eingewiesen wurden mit dem Ziel der<br />
Teilnahme am BSP über 4 Wochen. Ergebnisse: Bei Aufnahme betrugen<br />
der mittlere HbA1c-Wert 7,89 € 1,36% (DCA 2000, Normbereich<br />
4,5 – 5,7%), die Blutglukosewerte nüchtern 6,61 € 2,71, postprandial<br />
11,8 € 3,3 mmol/l und die Blutdruckwerte 106,3 € 12,8/65,2<br />
€ 10,3 mm Hg. 375 Kinder und Jugendliche (79%) hatten eine intensivierte<br />
Insulintherapie mittels Injektionen, 77 (16%) eine Insulinpumpentherapie<br />
und 24 (5%) eine konventionelle Therapie. 335 Patienten (70%)<br />
verwendeten Insulinanaloga. Die mittlere Insulindosis betrug 0,77 € 0,29<br />
I.E./kg KG, im Mittel aßen die Kinder und Jugendlichen 15,0 € 4,9 KE/d.<br />
Im Median wurden 38 (0 – 84) Blutglukoseselbstkontrollen/Woche<br />
durchgeführt. Die Injektionsstellen waren bei 108 Kindern und Jugendlichen<br />
(23%) auffällig. 8 Kinder und Jugendliche (2%) hatten während<br />
der letzten 12 Monate Hypoglykämien mit Fremdhilfe, 5 (1%) eine Ketoazidose.<br />
Im standardisierten Wissenstest wurden 65,5 € 17,0% der Fragen<br />
richtig beantwortet und 15,7 € 4,6 Punkte erreicht. Während der<br />
Teilnahme am BSP verbesserte sich das Ergebnis im Wissenstest auf<br />
78,7 € 16,5% richtige Antworten (p < 0,001) und 18,9 € 4,7 Punkte<br />
(p < 0,001). 84% der Kinder und Jugendlichen berichteten mit dem BSP<br />
sehr zufrieden zu sein. Schlussfolgerungen: Erlebnispädagogische<br />
strukturierte BSP sind geeignet das Diabetes-Selbstmanagement zu steigern<br />
und langfristig effektive Behandlungsstrategien zu entwickeln. Besonders<br />
motivationale und psychologische Probleme können identifiziert<br />
und nachhaltig behandelt werden. Die Programme werden von<br />
Kindern und Jugendlichen in hohem Maße akzeptiert.<br />
P393<br />
Rauchen und kardiovaskuläre Risik<strong>of</strong>aktoren bei<br />
juvenilen Typ 1 Diabetikern<br />
Schwab KO 1 , Doerfer J 1 , Schorb E 1 , Hallermann K 1 ,<br />
Krause A 1 , Grehl K 1 , Kratzin T 1 , Winkler K 2<br />
1 Universitätsklinik Freiburg, Zentrum für Kinderheilkunde<br />
und Jugendmedizin, Freiburg, Germany, 2 Universitätsklinik<br />
Freiburg, Zentrum für Labormedizin, Freiburg, Germany<br />
Um die kardiovaskulären Risik<strong>of</strong>aktoren bei rauchenden Diabetikern im<br />
Jugendalter zu evaluieren, untersuchten wir 94 Kinder und Jugendliche<br />
mit Typ 1 Diabetes, die jeweils am Telefon nach ihrem Rauchverhalten<br />
gefragt wurden. 19 von ihnen rauchten passiv (n = 12, zumindest ein<br />
Familienmitglied raucht zu Hause) oder aktiv (n = 7, mehr als 1 Zigarette<br />
pro Woche). Im Vergleich zu nicht rauchenden Diabetikern waren die<br />
passiv rauchenden Diabetiker gleich alt (12 Jahre), sie hatten das gleiche<br />
Körpergewicht (48 kg) und die gleiche Körperlänge (150 cm). Überraschenderweise<br />
war die Inzidenz der Retinopathie signifikant erhöht<br />
(p < 0,0001). Im Vergleich zu nicht rauchenden Diabetikern waren die<br />
aktiv rauchenden Diabetiker signifikant älter (12 vs. 16,3 Jahre), sie hatten<br />
die größere Körperlänge (150 vs. 168,7 cm) und Körpergewicht (48,6<br />
vs. 62,9 kg). Allerdings waren BMI, BMI-SDS und der Blutdruck in beiden<br />
Gruppen ähnlich. Der HbA1c Wert war signifikant erhöht (10,2 vs. 7,7%).<br />
¾hnlich verhielt es sich mit den Cholesterinspiegeln (201 vs. 171 mg/dl,<br />
p < 0,004), den LDL-Cholesterin-Werten (113 vs. 92 mg/dl, p < 0,03) und<br />
den Apolipoprotein B-Spiegel (95,7 vs. 75,3 mg/dl, p < 0,009). Dagegen<br />
waren die L-Selectin-Spiegel (1413 vs. 1800 ng/ml, p < 0,001) erniedrigt.<br />
L-Selectin war negativ korreliert mit dem Alter (Spearman’s rank correlation<br />
coefficient rho =-0,54, p < 0,00001), sowie mit dem Gewicht, BMI,<br />
systolischem Blutdruck und Rauchen (rho =-0,34, p < 0,004). Wir möchten<br />
schlussfolgern, dass möglicherweise bereits passives Rauchen zu<br />
einer höheren Inzidenz einer Retinopathie beitragen kann. Aktiv rau-<br />
chende Jugendliche mit Diabetes sind älter als nicht-rauchende Diabetiker,<br />
sie weisen eine schlechtere Diabeteseinstellung auf und haben ein<br />
atherogeneres Lipidpr<strong>of</strong>il. Damit erhöht sich die Anzahl ihrer kardiovaskulären<br />
Risik<strong>of</strong>aktoren von 1 (Diabetes) auf mindestens 4 (zusätzlich<br />
Rauchen, schlechte Diabeteseinstellung, Hypercholesterinämie). Die signifikant<br />
verminderten L-Selectin-Spiegel im Blut rauchender Diabetiker<br />
ist Gegenstand der Forschung und könnte ggf. bei aktivierten Endothelrezeptoren<br />
durch einen erhöhten Verbrauch bedingt sein.<br />
P394<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
Kontinuierliches Glukosemonitoring toleriert<br />
größere Messfehler als Blutglukose-<br />
Selbstkontrolle: eine neue Anwendung des<br />
Diabetes Error Test Model<br />
Koschinsky T 1 , Heckermann S 2 , Heinemann L 2<br />
1 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, München,<br />
Germany, 2 Pr<strong>of</strong>il-Institut für St<strong>of</strong>fwechselforschung, Neuss,<br />
Germany<br />
Fragestellung: Die akzeptablen Messfehlergrenzen der Blutglukose-<br />
Selbstkontrolle (BGSK) sind in der ISO NORM 15197 festgelegt. Die derzeit<br />
verfügbaren Systeme zum kontinuierlichen Glukosemonitoring<br />
(KGM) erfüllen diese Vorgaben nur zum Teil und sind daher nicht zugelassen<br />
zur Anpassung der präprandialen Insulindosis. Dabei ist bisher<br />
ungeklärt, ob wegen der größeren Informationsmenge bei KGM nicht<br />
größere Messfehlergrenzen klinisch noch akzeptabel wären. Methodik:<br />
Zur Untersuchung dieser Frage wurde das Diabetes Error Test Model<br />
(DETM) modifiziert. Dieses wurde entwickelt, um die klinisch akzeptablen<br />
Fehlergrenzen der BGSK zu simulieren. Das KGM-DETM beruht auf<br />
dem Konzept der intensivierten Insulintherapie bei Typ 1 Diabetikern,<br />
u. a. mit dem Ziel der postprandialen Normoglykämie mittels präprandialer<br />
Insulindosisanpassung. Modellparameter sind: a) KGM mit s<strong>of</strong>ortiger<br />
Verfügbarkeit der BG-Ergebnisse einschließlich der BG-¾nderungsgeschwindigkeit<br />
(aufgeteilt in ::, :,=, ;, ;;); b) Patientenschätzung der<br />
Kohlenhydrat(KH)-Menge pro Mahlzeit; c) KH-Wirkung auf den maximalen<br />
BG-Anstieg; d) Insulinwirkung auf die maximale BG-Senkung; e)<br />
Insulindosierung. Innerhalb des klinisch relevanten präprandialen BG-<br />
Messbereichs (30 – 300 mg/dL) simuliert das KGM-DETM die maximale<br />
Wirkung dieser Parameter und deren Fehler auf postprandiale BG gemäss<br />
den Therapiestandards. Dabei werden an die ¾nderungsgeschwindigkeiten<br />
der präprandialen BG angepasste Therapiealgorithmen verwendet.<br />
Falls die postprandiale BG nicht im akzeptablen Bereich<br />
(50 – 200 mg/dL) liegt, wird als präprandiale Fehlergrenze der niedrigste<br />
Parameterfehlerwert bestimmt, der erstmals einen BG-Wert ausserhalb<br />
des o. g. postprandialen Akzeptanzbereiches ergibt. Für die Evaluierung<br />
der Fehlergrenzen der Glukosemessung mittels BGSK und KGM werden<br />
alle übrigen DETM-Parameter auf 0% gesetzt. Ergebnisse: Nach dem<br />
DETM für BGSK liegt die niedrigste Fehlergrenze für Hypoglykämie bei<br />
+16%. Auch für KGM liegt diese bei +16%, wenn die präprandialen BG-<br />
Werte sich nicht ändern (=). Allerdings erhöht sich die Fehlergrenze für<br />
unakzeptable postprandiale Hypoglykämie auf +19% bei ::BG-¾nderungsgeschwindigkeit,<br />
auf +26% bei ;, auf +30% bei und bis auf +39%<br />
bei ;;. Die analogen Fehlergrenzen für unakzeptable Hyperglykämie<br />
reichen von -37% bis -68%. Schlussfolgerung: Aufgrund der zusätzlichen<br />
Informationen über die ¾nderungsgeschwindigkeit der Blutglukose<br />
und deren Trendrichtung toleriert kontinuierliches Glukosemonitoring<br />
höhere Grenzen für Glukosemessfehler, die unakzeptable postprandiale<br />
Hypoglykämien ergeben, als BGSK. Zusammen mit den Ergebnissen<br />
der Fehlergrenzen für postprandiale Hyperglykämie unterstützt die<br />
Analyse mit dem KGM-DETM die Hypothese, dass KGM-Systeme bereits<br />
innerhalb der o. g. Fehlergrenzen und Bedingungen auch für präprandiale<br />
Therapieentscheidungen eingesetzt werden können.
P395<br />
Häufigere Blutzuckermessungen bei Kindern und<br />
Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes gehen mit<br />
besserer St<strong>of</strong>fwechseleinstellung einher<br />
Ziegler R 1 , Heidtmann B 2 , Hilgard D 3 , Rosenbauer J 4 ,<br />
Holl RW 5 , DPV-Wiss-Initiative<br />
1 Diabetologische Schwerpunktpraxis für Kinder und<br />
Jugendliche, Münster, Germany, 2 Kath.Kinderkrankenhaus<br />
Wilhemstift, Hamburg, Germany,<br />
3 Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Kinderabteilung,<br />
Herdecke, Germany, 4 Deutsches Diabetes-Zentrum Uni<br />
Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie,<br />
Düsseldorf, Germany, 5 Medizinische Fakultät der Universität<br />
Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm, Germany<br />
Fragestellung: Blutglukose Messungen sind ein integraler Teil moderner<br />
Diabetesbehandlung und der Selbstkontrolle auch bei Kindern und<br />
Jugendlichen mit Diabetes. Obwohl das Ausmaß des Selbstmonitoring<br />
der Blutglukose (SMBG) ein wichtiges Thema bei den Ambulanzbesuchen<br />
der Familien ist, gibt es bisher nur wenige Studien, welche die<br />
Effizienz des SMBG im täglichen Leben in Bezug auf die langfristige<br />
St<strong>of</strong>fwechseleinstellung untersuchten. Methodik: Um den Einfluss der<br />
Häufigkeit der Selbstkontrollen auf die St<strong>of</strong>fwechseleinstellung zu untersuchen<br />
analysierten wir Daten der standardisierten, prospektiven,<br />
computergestützten DPV-Wiss-Datenbank der Diabetesbehandlung von<br />
Kindern und Jugendlichen. In die Analyse wurden Patienten mit Typ<br />
1-Diabetes mellitus im Alter von 0 – 18 Jahren (N = 25507, 52% Jungen)<br />
42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Hamburg, 16. – 19. Mai 2007<br />
aus 214 Zentren in Deutschland und Österreich eingeschlossen. Zentrenspezifische<br />
HbA1c-Normwerte wurden mathematisch auf den DCCT Referenzwert<br />
standardisiert. Für jeden Patienten wurden die Daten des<br />
letzten Behandlungsjahres ausgewertet. Die Auswertungen wurden mit<br />
dem SAS-Programm durchgeführt. Ergebnisse: Im Durchschnitt führten<br />
die Patienten 4,7/d Blutglukosemessungen durch. Die Häufigkeit der<br />
SMBG stieg über die letzten Jahre an von 3,2/d in 1995 auf 5,0/d im Jahr<br />
2006 (p< .0001). Bei Kindern jünger als 12 Jahre war die Häufigkeit mit<br />
5,4/d (SD 1,7/d) dtl. höher als bei den Jugendlichen über 12 Jahre mit<br />
4,3/d (SD 1,4/d) (p< .0001). Bei der Art der Insulintherapie (£ 3Inj./d vs.<br />
‡ 4 Inj. oder Pumpe) zeigte sich ein geringerer Unterschied, 4,5/d (SD<br />
1,7/d) vs. 4,8/d (SD 1,5/d) (p£.0001). Korrigiert für Alter, Geschlecht,<br />
Diabetesdauer, Behandlungsjahr, Insulintherapie, BMI und Behandlungszentrum<br />
war die Häufigkeit der SBMG mit einem besseren HbA1c korreliert.<br />
So verbesserte sich der HbA1c um 0,24% wenn anstatt 1/d zweimal<br />
am Tag der BZ gemessen wurde und um 0,55% bei 4/d vs. 3/d. Eine<br />
weitere Zunahme der Messhäufigkeit war allerdings nicht mit einer<br />
weiteren Verbesserung des HbA1c verbunden. Schlussfolgerung: Diese<br />
Daten zeigen, dass bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes<br />
häufigere SMBG mit einer besseren St<strong>of</strong>fwechseleinstellung korrelieren,<br />
sowie dass junge Kinder und Patienten mit ‡ 4Inj/Pumpen-Therapie häufiger<br />
SMBG durchführen. Der fehlende zusätzliche Effekt bei einer Häufigkeit<br />
von mehr als 5/d kann möglicherweise damit erklärt werden,<br />
dass dies Patienten in einer sehr instabilen Phase ihres Diabetes sind<br />
oder dass zusätzliche BZ-Messungen primär zur Erkennung von Hypoglykämien<br />
und weniger zur Insulindosisanpassung erfolgten.<br />
Diabetologie & St<strong>of</strong>fwechsel 2007; 2: S1–S136 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002<br />
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