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Titel - Berliner Ärzte

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D E R Ö F F E N T L I C H E G E S U N D H E I T S D I E N S T I N B E R L I N –A R M A B E R A T T R A K T I Vschluss der Schulzeit eine Unter -suchung zu machen, die verpflichtendist. Auch ein solcher umfassenderGesundheits check könnte im Schul -gesetz verankert werden. Aber dafürmüssen wir erst die Rahmen bedin -gungen prüfen, und nicht zuletzt gehtes auch darum, ob wir die <strong>Ärzte</strong> dafürhaben und wer das übernehmen könnte.Hier müssen auch die anderenRessorts der Senatsverwaltung ihreEinschätzung geben. Aber auf Fach -ebene haben wir schon begonnen, denRahmen abzuklopfen. Was die kinder -ärztlichen Vorsorgeuntersuchun genbetrifft, so sieht das Bundeskinder -schutzgesetz diese U-Untersuchungenbis zur U9 vor, nach oben hat dasGesetz bewusst offen gelassen, ob manweitergehende Untersuchungen, alsoU10, U11, U12 oder J1, durchführt odernicht. Einzelne Krankenkassen bietendas bei uns in Berlin auf der Basis vonSelektivverträgen schon an. Ich fändees wünschenswert, dass diese Unter -suchungen flächendeckend angebotenwerden.BÄ: Die Schuleingangsuntersuchung istverpflichtend, die von Ihnen ins Spielgebrachte Abschlussuntersuchungwäre es auch. Die U-Untersuchungendagegen sind freiwillig, auch wenn dasLand sich mit dem Einladungswesenund der vor zwei Jahren geschaffenenMeldestelle intensiv darum kümmert,dass Familien das Angebot wahrnehmen.Sollte es mehr verpflichtendeUntersuchungen für Heranwachsendegeben?Demirbüken-Wegner: Wenn es nach mirginge: Ja. Ich bin immer eine großeFreundin von verpflichtenden Unter -suchungen gewesen, schließlich gehtes hier um das Wohl des Kindes, um diegesunde Entwicklung von Heranwach -senden, die auch den Eltern ein zentralesAnliegen ist. Fakt ist aber, dassimmer noch ein Teil der Eltern nichterreichbar ist. Wir müssen uns also dieFrage stellen, wie wir die Familienerreichen, die trotz des ausgefeiltenEinla dungswesens nicht reagieren.Ganz praktisch müssen wir aber auchüber-legen, wie wir bei den U-Untersu -chun gen die Toleranzzeiten für „Nach -zügler“ erweitern können, damit dieseFamilien das nicht selber bezahlen müssen.Einige von ihnen haben ja einfachnicht rechtzeitig einen Termin beimKinder arzt bekommen.BÄ: Untersuchungen wie der Kinderge -sundheitssurvey (KiGGS) zeigen, dassinzwischen 15 Prozent der Heranwach -senden Verhaltensauffälligkeitenzeigen. Wird der seelischen Gesundheitvon Kindern und Jugendlichen inBerlin genügend Aufmerksamkeitgeschenkt?Demirbüken-Wegner: Wir haben in derKoalitionsver ein barung festgeschrieben,dass wir die Einschulungsunter -suchung um eine Untersuchung derseelischen Gesund heit erweitern wollen.Wir sind derzeit in unserem Hausdabei, das fachlich vorzubereiten, undwir hoffen, dass wir Ende des Jahresgenug Klarheit gewonnen haben, inwelche Richtung wir gehen könnten,um die Erkundung der seelischenGesundheit in die Ein schulungsunter -suchung aufzunehmen. Auch wenn esBedenken gibt, ob man die psychischeVerfassung der Kinder so leicht erfassenkann: Es ist immens wichtig, Schwie -rigkeiten frühzeitig zu erkennen, umnicht im Jugendalter vor viel größerenProblemen zu stehen. Ich verstehe dasals eine präventive Maßnahme.Leider ist die Datenlage bezüglich derseelischen Gesundheit von Kindern undJugendlichen noch unzureichend. FürBerlin haben wir aus den Schulein -gangsuntersuchungen keine Zahlen, wirkönnen bisher nur zwischen „auffälligen“und „nicht auffälligen“ Kindernunterscheiden. Hier hat die Analyseaber große Unterschiede zwischen denBezirken ergeben: So gibt es in Mitteachtmal mehr auffällige Kinder als inSteglitz-Zehlendorf. Hier brauchen wirviel größere Klarheit über die realeSituation, um angemessen reagieren zukönnen.BÄ: Kann der Öffentliche Gesund -heits dienst mehr für die Zahnge -sundheit von Kindern tun – oder sinddie gegenwärtigen Erfolge hier nichtmehr zu übertreffen?Demirbüken-Wegner: Von Perfektionkönnen wir nicht sprechen, solangewir noch so weit von unserem Zielentfernt sind, dass bis zum Jahr 202080 Prozent der Sechsjährigen einkariesfreies Milchgebiss haben sollen!Wir liegen jetzt bei 49 Prozent. Ichsehe deshalb keinen Grund fürEntwarnung auf diesem Gebiet.Wir brauchen einen Paradigmenwech -sel in der Gesell schaft: Mundge -sundheit gehört zum Kinderschutz.Eltern müssen begreifen, dassschlechte Zähne zu dauerhaftengesundheitlichen Schäden führenkönnen. Wir sind gerade dabei zuüberlegen, ob eine Ver pflichtung zurTeilnahme an der Zahnprophylaxeim Kitagesetz ver-ankert werdenkönnte. Bisher müssen die Eltern ihreschriftliche Ein wil ligung dazu geben.Doch leider unterschreiben einigeEltern nicht, so dass das Kind nichtan der Prophylaxe teilnehmen kann.Etwas Ähnliches brauchen wir eigentlichauch später in der Schule.BÄ: Die Gesundheitsämter sollenStellen von den Jugendämternbekommen, unter anderem, um denAufgaben zum Einladungswesen nach§ 6 des <strong>Berliner</strong> Kinderschutzgesetzesnachkommen zu können. Werden dieStellen aber nicht in den Jugend -ämtern fehlen, die für den Kinder -schutz ebenfalls wichtig sind?Demirbüken-Wegner: Das Gute ist,dass wir in den Bezirken viele Dezer -nenten haben, die beide Bereicheabdecken. Die Balance können sieselber herstellen, einige hattenohnehin schon damit begonnen.Mit StaatsekretärinDemirbüken-Wegner sprachAdelheid Müller-LissnerBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 19B E R L I N E R Ä R Z T E 10/2012 S. 19

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