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Soziale Ungleichheit – Kein Schnee von gestern! - Zeithistorische ...

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42 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 43Dynamische Ansätze der Sozialstrukturanalyse-Herstellung undReproduktion sozialer <strong>Ungleichheit</strong> im und durch den lebens(ver)laufDieletzte Gruppe<strong>von</strong> Texten (Abschnitt IV)- Lebenslauf(ver)laufsansätze- greifeninsbesondere den oben genannten vierten Kritikpunkt auf. Diese Ansätze hebenden statischen Charakter bisheriger Sozialstrukturansätze auf, indem sie sowohlDauer als auch Stabilität bzw. Kumulation <strong>von</strong> <strong>Ungleichheit</strong>slagen berücksichtigen.Damit stellen sie den prozessualen Charakter des » Einmündens« <strong>von</strong> Personenin ungleiche Positionen sowie des mehr oder weniger dauerhaften Verbleibens inungleich ausgestatteten Positionen in den Mittelpunkt der Erklärung sozialer <strong>Ungleichheit</strong>.Lebens(ver)läufe sind dabei auf folgenden Strukturebenen sozialer <strong>Ungleichheit</strong><strong>von</strong> Bedeutung:(a) Unterschiedliche Lebens(ver)laufsmuster - mit ungleichen Verweildauern insozialen Positionen (etwa in der Ausbildung, in Arbeitslosigkeit oder auf einemArbeitsplatz) oder unterschiedlichen Alterszeitpunkten <strong>von</strong> Übergängen (etwadem Verlassen der Schule im Alter <strong>von</strong> 16 oder 20 Jahren oder dem Heiratsalter)- stellen Determinanten sozialer <strong>Ungleichheit</strong> dar. Sie liefern zugleichWissensbestände über regelhafte Übergänge, Definitionen <strong>von</strong> Machbarkeieund Bilanzierungskriterien für die Leistungsbewertung des Einzelnen undsind damit ein Ausgangspunkt ungleicher Lebenschancen im weiteren Lebensverlauf( ~ Mayer/ Müller).(b) Lebens(ver)läufe sind als Resultat der Möglichkeiten, Anforderungen einergesellschaftlich definierten » Normalbiografie« (~ Kohli) erfüllen, Karriereambitionenverwirklichen oder Vor- und Nachteile im Leben aufschichten zukönnen(~ Mayer), auch eine Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>.(c) Schließlich bezeichnen Lebens(ver)läufe zugleich die Prozessebene, denn über dieAbfolge der Mirgliedschatten in unterschiedlichen sozialen Positionen werdensoziale <strong>Ungleichheit</strong>en überhaupt erst hergestellt (~ Mayer; ~ Krüger). Zeiterhält damit in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung für die Sozialstruktur-und <strong>Ungleichheit</strong>sforschung: als Alter im Sinne <strong>von</strong> » benötigterLebenszeit« , um eine bestimmte soziale Position zu erreichen; als Verweildauer inbestimmten Positionen und den damit verbundenen Chancen der Akkumulationvorteilhafter Ressourcen (zum Beispiel <strong>von</strong> Wissen oder Berufserfahrungen) oderals Risiko eines Ausschlusses da<strong>von</strong> (zum Beispiel durch Langzeitarbeitslosigkeitoder chronische Krankheiten), und als historische Zeit im Sinne <strong>von</strong> jeweils vorhandenenGelegenheitsstrukturen, definiert über den Zeitpunkt der Geburt (Geburtskohorten,siehe unten) oder historische Ereignisse, wie den Zweiten Weltkriegoder den Fall der Mauer 1989, die das Leben aller zu dieser Zeit Lebendenbeeinflussen können (im Sinne <strong>von</strong> historischen Perioden).Die Begriffe Lebenslauf (Kohli) und Lebensverlauf (Mayer) stellen dabei nicht rhetorischeVorlieben der Autoren dar, sondern stehen für unterschiedliche Konzepte.Für ~ Martin Kohli ist der Lebenslauf selbst eine » soziale Institution« (im Sinneeiner » selbstverständlichen« , unhinterfragten Art und Weise, sein Leben zu organisieren).Der Lebenslauf basiert auf einem Regelsystem, in dem das Alter und dieLebenszeit für die Teilhabe an zentralen Dimensionen des Lebens eine strukturierendeBedeutung haben. Das zur Verfügung gestellte institutionalisierte Ablaufprogrammdes Lebens wird auch als normativ typischer und institutionell » gewo~~ter ~

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