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So spielt Südtirol - Zu den Bezirkszeitungen

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porträtSie pflegen das Erbe Ihres GroßvatersAlois Puff. Wer war IhrGroßvater?Mein Großvater war Offizier bei<strong>den</strong> Tiroler Kaiserjägern, <strong>Südtirol</strong>erPolitiker des Deutschen Verbandes,Mitglied des <strong>Südtirol</strong>er Andreas-Hofer-Bundes, leistete politischenWiderstand als Dableiber und arbeitetegegen die Option. Fernerwurde er aufgrund seiner offenenAblehnung des Faschismus und Nationalsozialismusinhaftiert; zudemwar er ein SVP-Gründungsmitglied.<strong>So</strong> sagte er, dass <strong>Südtirol</strong> mit demLande Tirol wiedervereinigt undÖsterreich angegliedert wer<strong>den</strong>solle. Überdies war er Obmann derKellerei Gries und der BürgerkapelleGries, Vizeobmann des Verbandes<strong>Südtirol</strong>er Musikkapellen und standdem <strong>Südtirol</strong>er Kellereiverbandes alsPräsi<strong>den</strong>t vor.Sie sammeln alles über Gries.Könnte man Sie als Lokalpatriotbezeichnen?Als Bewohner der alten „MarktgemeindeGries“ braucht man nurdurch das „Dorf“ Gries gehen, undman sieht und erlebt dessen TirolerGeschichte. Gries ist heute noch mitseinen 27 deutschen Vereinen daseigentliche kulturelle Zentrum Bozen.Nicht der Waltherplatz, sondernder Grieser Platz ist der eigentlicheTiroler Mittelpunkt von Bozen.Warum sind Ihnen Werte wieTradition und Heimat so wichtig?Heimat ist für mich die Vertrautheitmit einem bestimmten Raum oderOrt, aber sie entsteht auch dort,wo gelebt wird. Sie ist der Raum,<strong>den</strong> wir zusammen gestalten undIn Gries erlebt man Tiroler GeschichteLorenzPuffgries/bozen - (ar)Der 43-jährige GrieserLorenz Puff ist einMann, der sich fürWerte und Traditioneneinsetzt und sie vorlebt.<strong>Zu</strong>dem pflegt erdas geistige Erbe seinesGroßvaters Alois.Im „PLUS“-Gesprächspricht Puff überGries, das viel zitierteDorf in der Stadt, dieGeschichte und dasLeitmotiv des Großvaters,welches seineFamilie prägt.zu dem wir in einer besonderenVerantwortung stehen. Auch fürmich ist sie einmal die emotionaleNähe zu Gries und untrennbar mitmeiner Familie verbun<strong>den</strong>. <strong>So</strong> wirdmein Ort der Heimat immer die einstige„Marktgemeinde Gries“ bleiben.Österreichische NR-Abgeordneter Werner Neubauer, Christoph Pfeifer und Lorenz PuffMit Tradition bezeichnet man dieWiedergabe von Handlungsmustern,Überzeugungen, Glaubensvorstellungenund Bräuche. Gerade in Griesist es sehr wichtig, diese Traditionan die nächsten Generationen weiterzugeben.Weshalb wird Gries immer nochals „das Dorf in der Stadt“ genannt?Gries wurde gegen <strong>den</strong> Willen seinerBevölkerung im Jahre 1925 durchdas faschistische Regime nach Bozeneingemeindet. Von da an wurde derOrt kulturell, urbanisitisch undlandwirtschaftlich regelrecht vergewaltigt.Aber gerade die Situationdieser Bevormundung schweißtedie Grieser noch enger zusammen,und der Dorfcharakter wurde stärkerRichtung Bozner Rathaus gelebt.Was wird aus Ihrem geliebtenGries, wenn einmal die Kellerei<strong>den</strong> Standort gewechselt hat?Seit Jahrzehnten hatte man sichüber <strong>den</strong> aktuellen Standort deralten Grieser Kellerei aufgeregt,und nun regt man sich noch mehrauf, wenn man die Kellerei nachMoritzing verlegen will. Die Art undWeise, wie die Kellerei die Verständigung„nach außen“ geführt hat,war nicht geschickt. Früher war dieKellerei eng mit <strong>den</strong> Vereinen undder Grieser Gesellschaft verbun<strong>den</strong>,und man organisierte Ge<strong>den</strong>k- undVereinsfeiern in der Gemeinde. Seiteinigen Jahren hat es die Kellereiführungjedoch verpasst, mit <strong>den</strong>Leuten zu re<strong>den</strong>. <strong>So</strong> wie Vieles imLand <strong>Südtirol</strong> ist es auch in Griesso, dass man „von oben aus“ allesentscheidet und sich keineswegs dieMühe macht, mit anderen zu re<strong>den</strong>.Wenn nun wirklich der alte Standortmit Wohnanlagen zubetoniert wirdund sich die besseren Zehntausenddort „einkaufen“ wer<strong>den</strong>, dann istes ein weiterer „Untergang“ fürGries.Die Geschichte liegt Ihnen amHerzen. Glauben Sie, dass dieMenschen eines Tages darauslernen?Die Menschen haben bereits aus derGeschichte gelernt. Seit 1945 gibt esja eine starke Bewegung in Europa,welche sich zum Ziel gesetzt hat,nie wieder Krieg zu führen. Daraussind ja der europäische Gedankenund die EU entstan<strong>den</strong>. Auch wirim südlichen Tirol haben gelernt,unsere Rechte keinesfalls mit Gewaltdurchzusetzen. Gerade in <strong>den</strong>letzten Jahren sehen immer mehr<strong>Südtirol</strong>er eine neue Möglichkeit,sich für mehr Freiheit friedlicheinzusetzen.Hat Ihr Großvater das LebensmotivIhrer Familie geprägt?Mein Großvater war stets bemüht,in der Gesellschaft für sozialenAusgleich und Gerechtigkeit zusorgen. Gerade diese Ziele warenbei so manchen Grieser Familiennicht immer gerne gesehen, undso versuchte man lange, ihn zudiskriminieren. <strong>So</strong> wurde er auch bei<strong>den</strong> Nationalsozialisten angezeigt,ehe er gemeinsam mit Friedl Volggerverhaftet wurde. Gerade dies hatunsere Familie sehr geprägt, und wirhaben immer versucht, die Idealeunserer Ahnen zu leben.23

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