TitelTrauttmansdorf, Giora Feidman Trio 2009Romantik am Seerosenteich in <strong>den</strong> Gärten von Schloss TrauttmansdorffeFreilichtspiele in <strong>Südtirol</strong>südtirol - Was einst Wald- und Wiesenfeste waren, hat sich zum kulturellen Aushängeschild <strong>Südtirol</strong>sentwickelt. Die Rede ist von <strong>den</strong> Freilichtspielen, die jedes Jahr ein spannendes Programm für kulturbegeisterteGäste und Einheimische unter freiem Himmel bieten.Von Andreas Raffeiner4Freilichtspiele sind immer ein Vergnügender besonderen Art, <strong>den</strong>n hier wird Kulturin einer einzigartigen Form präsentiert.Es ist auch die Atmosphäre, die die Freilichtspieleso besonders wer<strong>den</strong> lässt. In<strong>Südtirol</strong> gibt es verschie<strong>den</strong>e Standorte, an<strong>den</strong>en sie geboten wer<strong>den</strong>. In der heutigen„PLUS“ stellen wir die Rittner <strong>So</strong>mmerspiele,die Freilichtspiele Lana und Neumarkt, fernerdie Kalterer Seebühne und die Konzerte in <strong>den</strong>Gärten von Trauttmansdorff vor. Dank <strong>den</strong> tatkräftigenVeranstaltern findet hierzulande jedesJahr ein anspruchsvoller Kultursommer statt.Rittner <strong>So</strong>mmerspieleDie Rittner <strong>So</strong>mmerspiele gehören zu <strong>den</strong> ältestenFreilichtspielen in <strong>Südtirol</strong>. Vor nunmehr40 Jahren wur<strong>den</strong> sie mit dem Schwerpunktauf Volkstheaterstücke ins Leben gerufen.Sie wer<strong>den</strong> im Innenhof der Kommende inLengmoos in Mundart aufgeführt und sindein Spektakel nicht bloß für Einheimische. DieKommende gehört dem Deutschen Or<strong>den</strong>. Hierwird Geschichte lebendig, <strong>den</strong>n die Kommendehat eine über 700-jährige Vergangenheit.Unterhaltung und Kultur wur<strong>den</strong> am Rittenschon vor 300 Jahren gepflegt. Die BoznerBürger brachen zu Musikaben<strong>den</strong> und Schießbewerbenins Hochplateau auf. Dabei sorgtenschon Theateraufführungen für Unterhaltung.Nach einem Abschlaffen des kulturellen Angebotshaben Inga und Bruno Hosp, der VolksschauspielerPeter Mitterrutzner gemeinsammit Sepp Frötscher die Rittner <strong>So</strong>mmerspielegegründet, die vor kurzem das 40-jährigeBestehen gefeiert haben. In der Zwischenzeitsind die <strong>So</strong>mmerspiele ein fester Bestandteilder <strong>Südtirol</strong>er Kulturszene gewor<strong>den</strong>.Programmtipp für 2013„Der Gwissenswurm“ von Ludwig Anzengruber(ab 24.07.2013)Im Mittelpunkt der Geschichte steht der intriganteund scheinheilige Dusterer: ein Dorf-Tartuffe. Er hat es auf das große Erbe seineskinderlosen Schwagers Grillhofer abgesehen.Diesem hat er <strong>den</strong> „Gwissenswurm“ ins Ohrgesetzt. Er erinnert ihn an einen längst vergangenenFehltritt: Grillhofer hat einst seineMagd Magdalena geschwängert und sich nieum sie und das Kind gekümmert. Grillhoferglaubt nun, weil ihn ein leichtes „Schlagerlg’streift“, dass er bald sterben müsse. Darumwill er Buße tun. Dusterer nutzt diese Lageschamlos aus und nährt das schlechte Gewissen
Titelvon Grillhofer. Er erzählt ihm vom Fegefeuerund von Höllenqualen.<strong>Zu</strong>m Autor:Ludwig Anzengruber (1839-1889) war Theaterautorfür Laiengruppen, Bauernbühnen undKomödienstadl. Als Dramatiker steht er in derTradition von Johann Nestroy und FerdinandRaimund.Foto: Helmuth RierFreilichtspiele LanaDie Freilichtspiele in Lana sind Kulturangebotefür Menschen, die gerne mit kritischen Inhaltenunterhalten wer<strong>den</strong> wollen. <strong>So</strong> <strong>spielt</strong> das neueVolkstheater Auftragswerke von <strong>Südtirol</strong>erAutoren, damit sie die Möglichkeit haben,ihre Theaterstücke einem breiten Publikumzu präsentieren. Ferner sind die FreilichtspieleTeil der Kulturlandschaft von Lana; darumist die Dorfgemeinschaft in die Produktionintegriert. Anstatt die Professionalisierungder Bühne weiter voranzutreiben, liegt deraktuelle Schwerpunkt auf der <strong>Zu</strong>sammenarbeitmit anderen Kulturträgern der Gemeinde. DieFreilichtspiele versuchen dabei eine Brückezwischen inhaltlichen und ästhetischen Ansprüchenzu schlagen, so Jutta Telser, dieVizepräsi<strong>den</strong>tin der Freilichtspiele.Die Freilichtspiele in Lana wur<strong>den</strong> 1990 gegründet.Anlass hierfür war die 1000-Jahr-Feier derMarktgemeinde. Unter der Leitung von IreneLösch wurde in der Gaulschlucht „Jutta vonBraunsberg“ als erstes Stück inszeniert. 1992wurde der „<strong>So</strong>mmernachtstraum“ von Shakespeareaufgeführt; 1994 folgte der internationaleBühnenklassiker „Don Quijote“. Aber auch dasregionale Volkstheater kam bisher nicht zukurz. 1997 wurde beispielsweise die „Moral“von Ludwig Thoma aufgeführt.Nach dem Tod des Gründungspräsi<strong>den</strong>ten HansTelser bekamen die Freilichtspiele eine neueprogrammatische Richtung. Die Uraufführungvon „Gaismair“ im Jahr 2001 war ein großerErfolg, der vor allem auf die Qualität undWuchtigkeit der Inszenierung zurückging. Nunmusste man sich entschei<strong>den</strong>: <strong>So</strong>llte dieserhohe Qualitätsanspruch weiter verfolgt wer<strong>den</strong>oder sollte man – wohl auch aufgrund finanziellerund organisatorischer Be<strong>den</strong>ken – <strong>den</strong>dörflichen Charakter der Spiele beibehalten?Bertrand Huber, der neue Präsi<strong>den</strong>t und seinTeam entschie<strong>den</strong> sich für ein zeitgenössischesVolkstheater. Seitdem haben Autoren aus <strong>Südtirol</strong>die Chance, im Auftrag der Lichtspielezeitgenössische, unterhaltsame und inhaltlichhochwertige Theaterstücke zu verfassen. Dasmoderne Autorentheater startete dann 2003mit „Die Catalaniverführung“.Programmtipp für 2013„Der Kaiser aus Indien“ von Ulrich Ladurner(ab 19.07.2013)Seit bereits 10 Jahren ein richtiger Publikumsmagnet: Die Kalterer Seebühne im Lido bietet auch heuer einsehens- und hörenswertes Programm.Ein reicher Hollywood-Regisseur wird im Jahr2020 nach <strong>Südtirol</strong> geflogen, um sich die Regionals Standort für eine künftige Filmproduktionanzusehen. Der Regisseur ist zunächst nichtbegeistert, wird aber durch <strong>den</strong> Kontakt mitder <strong>Südtirol</strong>er Kultur, mit dem Brauchtum undder dortigen Menschlichkeit positiv überrascht.<strong>Zu</strong>m Autor:Ulrich Ladurner ist ZEIT-Journalist und Autor.Als Auslandskorrespon<strong>den</strong>t ist er vor allem fürseine Aufenthalte in Krisen- und Kriegsgebietenbekannt.Freilichtspiele <strong>Südtirol</strong>er UnterlandDie Freilichtspiele <strong>Südtirol</strong>er Unterland wur<strong>den</strong>1968 von Luis Walter (Obmann 1968-84) gegründet. <strong>So</strong> verpflichtet Artikel 3 desGründungsstatus zur „Pflege und Betreuungdes Volksschauspiels und des Volkstheaters“.Noch während der Gründungszeit inszeniertedas Theater Werke klassischer Tiroler Autorenund konnte über die Landesgrenzen hinausbekannt wer<strong>den</strong>. Seit 1978 fin<strong>den</strong> im Theaternicht nur Freilichtspiele statt. Für eine umfassendeTheaterarbeit wurde das Theater an derEtsch gegründet, welches auch außerhalb derFreilichtsaison Programme anbietet. Dank ZenoBampi, der 1985 die Vereinsleitung übernommenhat, veränderte der Verein seine Strukturenhin zu einem professionellen Theaterbetrieb.Regisseur und Schauspieler Roland Selva entwickelteein eigenständiges Konzept für einmodernes <strong>Südtirol</strong>er Theater. Er veranlasste,dass sämtliche Theaterstücke der Weltliteraturauf <strong>den</strong> Spielplan gesetzt wur<strong>den</strong>. Dank seinerBemühungen, die Inszenierungen in die markanteLandschaft des <strong>Südtirol</strong>er Unterlandeseinzubetten, ist es ihm gelungen, moderneTheaterkunst mit der <strong>Südtirol</strong>er-UnterlandlerWesensart zu kombinieren.Die bei<strong>den</strong> Verantwortlichen wollen die Gedankenund die Gefühle der <strong>Zu</strong>schauer erreichen.Dazu sagen sie: „Das Theater ist in <strong>den</strong> Köpfenund Herzen seines jeweiligen Publikums beheimatet“,die gemeinsame Sprache, in Klangund Bild, bringt es zum Blühen“.Programmtipp für 2013„Die deutschen Kleinstädter“ von August vonKotzebue (ab 22.07.2013)Krähwinkel ist eine Provinzstadt, in der Kleinbürgertum,Spießigkeit und Beamtenwillkür ander Tagesordnung stehen. Mitten im Städtchenlebt Sabine, die Tochter des Bürgermeisters NikolausStaar. Die Familie hat ihr einen künftigenEhemann bestimmt, von dem sie leider gar nichtbegeistert ist. <strong>Zu</strong>m Glück lernt Sabine aber inder Resi<strong>den</strong>zstadt Karl Omers kennen – einenjungen und unbekümmerten Großstädter, inFoto: Ulrich KoflerSchon der Ort selbst ist ein Programm: Im Hof derDeutschor<strong>den</strong>skommende in Lengmoos am Ritten wird ab24. Juli wieder anspruchsvolles <strong>So</strong>mmertheater geboten.5