September 2013ein Dialog einem <strong>Opfer</strong> viel zu bieten hat aufdem Weg der Heilung und einem <strong>Täter</strong> alsMöglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.Es bietet die Möglichkeit, den „Anderen“ zusehen und eine tiefere Selbst-Erkenntnis zugewinnen. Dialoge sollten jederzeit angebotenwerden, aber nicht ohne die größte Sorgfaltin der Vorbereitung, sowohl auf <strong>Opfer</strong>-,als auch auf <strong>Täter</strong>seite.Was machen Sie in zehn Jahren?Im besten Fall:Ich würde gerne weltweit reisen und denMenschen Glauben, Vergebung und die Rollevon Restorative Justice in meinem Leben näherbringen – und die Wirkungen sehen.Im schl<strong>im</strong>msten Fall:Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaubjetzt an das Beste.Drei Dinge, von denen Sie glauben,dass andere sie an Ihnen schätzen.Mein Einfühlungsvermögen und meine Bereitschaft,mich an den Leben anderer zubeteiligen, gleichgültig, was sie <strong>im</strong> Leben darstellen.Mein leidenschaftliches Streben nach wahrerund nachhaltiger gesellschaftlicher Veränderung.Mein Verständnis und meine Vision einer engmiteinander verbundenen Gesellschaft. Wirsind alle verantwortlich für das Wohlergehenanderer - wir sind eine wahre Bruder/Schwester-Gemeinschaft,unabhängig von Rasseoder religiöser Zugehörigkeit und politischerPerspektive – es gibt keine “anderen”.Mit welcher Persönlichkeit desöffentlichen Lebens würden Sie gerneein gutes Essen genießen undwarum?Es gibt viele schon längst verstorbene historischeFiguren, mit denen ich gerne zusammengegessen hätte– Ghandi, Martin Luther KingJr., Mutter Theresa – aber ich nehme eine reelleMöglichkeit – Obama. Ich würde liebendgerne mit dem Präsidenten über viele Themendes aktuellen Justiz-Systems Amerikasreden. Eigentlich sind wir ein „fortgeschrittenes“Land, aber bezüglich der Durchsetzungvon Gerechtigkeit sind wir teilweise weit hinteranderen zurück geblieben. Wir haben einernstzunehmendes Inhaftierungs - Problem.Ich glaube, der Ursprung liegt generell in systematischenBereichen, die wir bewusst ignorieren:Alphabetisierung, Drogen, psychischeGesundheit, Kindesmisshandlung, HäuslicheGewalt, Obdachlosigkeit, extreme sozioökonomischeund rassistische Ungleichheiten.Diese Probleme füllen unsere Vollzugsanstalten.Bis wir davon direkt und persönlichbetroffen sind, ignorieren wir Amerikanerdiese stetig wachsenden Probleme. Ich wäregerne Teil einer Sensibilisierungs-Kampagnein den USA. Ich glaube, unser Präsident istder Schlüssel, der diesen wichtigen Dialog eröffnenkann, der uns unmittelbar die nötigenReformen bringen könnte.Was ist der wichtigste Gegenstandin Ihrem Büro?Ein Foto von mir und meinem Bruder aufmeiner Uni Abschluss-Feier. Es erinnert michdaran, dass er <strong>im</strong>mer präsent ist und man allesschaffen kann, egal, welche Hindernisse sicheinem in den Weg stellen.Womit beginnt für Sie ein perfekterTag?Ein richtig guter Kaffee und eine Dankbarkeitsliste(auch an den Tagen, wo ich michnicht so dankbar fühle)!Welches persönliche Lebensmottohaben Sie?Urteile nicht über andere. Du weißt nicht,welches Leben sie zu dem gemacht hat, wassie heute sind.28
TOA-Magazin - Nr. 01FilmtippThe Final Gift‚The Final Gift’ bietet wertvolle Einsichten indie Gefühlswelt eines <strong>Opfer</strong>s und seiner Familieund ist für jeden, der <strong>im</strong> Bereich RestorativeJustice arbeitet, ein bemerkenswerter Film.‚The Final Gift’ ist die bewegende Geschichteder Regisseurin und Produzentin ThereseBartholomew. In einer siebenjährigen Reiseauf der Suche nach dem Sinn der Ermordungihres Bruders, gibt der Film einen int<strong>im</strong>enEinblick in die Gefühlswelt der Regisseurinund zeigt ihre Begegnung mit seinem Mörderin einem Hochsicherheitsgefängnis in SouthCarolina.Die Reise beginnt in einer Nacht <strong>im</strong> Jahr 2003.Thereses jüngerer Bruder wird nach einemStreit vor einem Club erschossen und für siebricht eine Welt zusammen. Sie fühlt sich wiegelähmt. Die Trauer und die Depressionen,die folgten, sind kaum zu bewältigen. Sieentscheidet sich, den Mann der ihren Brudergetötet hat, persönlich zu treffen. Um dies zuverwirklichen, begibt sie sich auf eine langeReise.Heute hat Therese einem M.A. in Cr<strong>im</strong>inalJustice, ist Autorin des Buchs „Coffee ShopGod“ (2009) und spricht auf zahlreichenVeranstaltungen über Restorative Justice.Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern inCharlotte, NC.Der Film kann unter folgendem Link bestelltwerden:http://www.thefinalgiftfilm.com/buy_dvd.htmlErst nur mit einem Videotagebuch ausgerüstet,später mit professionellen Filmteams: Thereseschafft es, den Mörder ihres Bruders zu treffenund erlebt wahre Vergebung. Die RegisseurinTherese Bartholomew schafft mit ‚The FinalGift’ einen eindringlichen Dokumentarfilm.Und sie gewinnt damit die Kontrolle über ihrLeben zurück.29