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Handout - Berufsschule Mode und Gestaltung Zürich

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II. Theorie <strong>und</strong> MethodeVorblickDie drehbare Sternenkarte – selber machenIm Lehrstück „Himmelsuhr <strong>und</strong> Erdglobus“ ist alles drin: Die Erdkugelmessung von Eratosthenes war eine „Sternst<strong>und</strong>e“; dieKonzentration der antiken Astronomie in der drehbaren Sternenkarte ist eine „Nuss“. Beim Eigenbau der drehbaren Sternenkartekönnen die Kategorien der geographischen Koordinaten (Längen- <strong>und</strong> Breitengrade) nicht nur gelernt, sondern auch gebildetwerden. Dieser (Nach-)Entdeckungsprozess ist exemplarisch für exakte Wissenschaft, die Kategorien werden kultur- <strong>und</strong> individualgenetischgebildet, <strong>und</strong> ihre Entdeckung ist dramatisch. Auch werden dabei fast alle Lehrstückkomponenten vom Phänomen biszum Denkbild praktiziert.1. KategorialbildungDie lehrkunstdidaktische Methodentrias des exemplarisch-genetisch-dramaturgischenUnterrichts ist kein Selbstzweck, sondern soll helfen, immerwieder einmal den Lehr-Lern-Prozess zum Bildungsprozess zu erweitern, zuvertiefen, zu verdichten. Wolfgang Klafki ist es vor fünfzig Jahren in einemgenialen Jugendstreich gelungen, die gegensätzlichen Bildungstheorien derAufklärung <strong>und</strong> des Neuhumanismus – enzyklopädische Materialbildung(Diderot u. a.) versus Formalbildung als Geistesschulung (Humboldt u. a.)seiner Theorie der Kategorialbildung aufzuheben, eine bis heute gr<strong>und</strong>legend<strong>und</strong> wegweisend gebliebene Synthese (vgl. Koch-Priewe/Stübig/Arnold2007; Meyer/Meyer 2007). Kerngedanke seiner (an einem Wagenschein-Exempel entwickelten) Theorie ist „die wechselseitige Erschließung vonSubjekt <strong>und</strong> Objekt, von Mensch <strong>und</strong> Welt in ihrem inneren Wesen“. DemLinne´s Wiesenblumen bildungsdidaktischen Anspruch der Lehrkunst gemäß versuchen wir, imLehrstückunterricht die wesentlichen Kategorien auf der Objektseite in ihrerTiefe <strong>und</strong> Wucht zu erschließen <strong>und</strong> auf der Subjektseite innerlich nach- <strong>und</strong> mitvollziehbar zu machen.• Kategorie: Konzentrieren wir uns zunächst auf gr<strong>und</strong>legende Kategorien, also auf Leitbegriffe, Leitbilder, Zentralprozesse,Paradigmen(wechsel) in ihrer wesentlichen <strong>und</strong> entscheidenden Tiefendynamik.• Bildung: Diese Kategorien dürfen wir nicht nur äußerlich lehren <strong>und</strong> lernen, sondern innerlich, existenziell, „by heart“. Wir müssendie Kategorien in uns selber aufbauen können, müssen sie uns „einbilden“ <strong>und</strong> uns selber dabei „ausbilden“ können.2. Die lehrkunstdidaktische MethodentriasF.D. Bassermann in der Paulskirche1848 (weiße Hose im Zentrum)Die gr<strong>und</strong>legende Formulierung stammt von Wagenschein: „Das Genetische gehört zur Gr<strong>und</strong>stimmung des Pädagogischen überhaupt.Pädagogik hat es mit dem Werdenden zu tun: mit dem werdenden Menschen <strong>und</strong> – im Unterricht, als Didaktik – mit demWerden des Wissens in ihm. Die sokratische Methode gehört dazu, weil das Werden, das Erwachen geistiger Kräfte, sich am wirksamstenim Gespräch vollzieht. Das exemplarische Prinzip gehört dazu, weil ein genetisch-sokratisches Verfahren sich auf exemplarischeThemenkreise beschränken muss <strong>und</strong> auch kann. Denn es ist – ich sage nicht ‚zeitraubend‘, sondern – ‚mußefordernd‘ <strong>und</strong>deshalb von hohem Wirkungsgrad.“ Allerdings wurde diese Methodentrias bereits von Wagenschein selbst relativiert: Manchmalbraucht es statt der sokratischen Mittagshelle das platonische Frühlicht oder die aristotelische Abendklarheit – <strong>und</strong> die Lehrkunstdidaktikhat dann das dramaturgische Prinzip eingefügt <strong>und</strong> findet darin <strong>und</strong> im genetischen Prinzip die Sokratik gut aufgehoben.2.1 Exemplarisch: Gründlichkeit, die im Einzelnen aufs Ganze geht“ – in diesem Leitsatz Wagenscheinssind die beiden Hauptpunkte des exemplarischen Prinzips markiert: Zunächst gilt esPhänomen in großer Ruhe, Nähe <strong>und</strong> Sorgfalt zu betrachten,sich darauf einzulassen mit ihm vertraut zu werden; <strong>und</strong> dasnicht nur im anschaulichen Einstieg, sondern durchgängig:Die Wahrung der Phänomene ist im gesamten Lehr/Lerngangzu sichern. Danach kommt der zweite Zug: Die Übertragung,der Transfer sowohl in die Horizontale: Im Lehrgleichnisvon Laotse: Was der Schüler in der einen Ecke desZimmers gelernt hat, soll er auch in den drei anderen Ecken Meine kleine Rembrandtbibelanwenden lernen – als auch in die Vertikale: Gemäß Wagenschein: „Physik ohne Metaphysikbliebe oberflächlich <strong>und</strong> würde an der Geschichte der Physik <strong>und</strong> an den Interessen derZenons Infinitesimalparadox vomAchilles <strong>und</strong> der Schildkröte

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