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Protokoll zum Workshop Grundwasser als PDF - beim Flussdialog ...

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<strong>Flussdialog</strong> Licca liber <strong>Workshop</strong> 2 – Grund-­‐ und Trinkwasser <strong>Protokoll</strong> 11. September 2013, 14:00 -­‐18:00 Uhr Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Kissing


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser BEGRÜSSUNG Ralph Neumeier (Leiter Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, WWA) Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Donauwörth hat diesen großen Dialogprozess Licca liber aufgesetzt. Nach dem 1. <strong>Workshop</strong> <strong>zum</strong> Thema Naturschutz haben wir viele positive und konstruktive Rückmeldungen und Anregungen bekommen. Um den gegenseitigen Austausch noch besser zu gewährleisten, haben wir den heutigen <strong>Workshop</strong> etwas anders gestaltet. Wir möchten mit dieser geänderten Struktur etwas konkreter werden und zu den Themen <strong>Grundwasser</strong>-­‐ und Trinkwasserschutz mehr in die Tiefe arbeiten. Beim letzten <strong>Workshop</strong> Naturschutz erhielten wir die Rückmeldung, dass noch ein paar Punkte offen sind. Wir wollen uns deshalb nochm<strong>als</strong> intensiver mit den naturschutzfachlichen Themen im Rahmen eines Hintergrundgespräches beschäftigen. Teilnehmen werden Stakeholder und Organisationen des Naturschutzes. Heute widmen wir uns dem Thema Grund-­‐ und Trinkwasser. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth ist heute in zwei Rollen da: <strong>zum</strong> einen ist das Wasserwirtschaftsamt Projektträger von Licca liber und möchten dieses Projekt voranbringen und eine ökologische Flusssanierung umsetzen. Zum anderen ist das Wasserwirtschaftsamt Garant für Grund-­‐ und Trinkwasser. Wir müssen auch darauf achten, dass wir die Trinkwasserversorgung der Gemeinde Kissing und der Stadt Augsburg im Blick haben und dass es hier zu keiner Gefährdung des Trinkwassers kommt. Manfred Wolf (Bürgermeister der Gemeinde Kissing) Es freut mich, dass so viele der Einladung <strong>zum</strong> <strong>Flussdialog</strong> <strong>Workshop</strong> nach Kissing gefolgt sind. Kissing ist eine Gemeinde mit 11.000 Einwohnern und einer hohen Lebensqualität: z.B. für Familien (Kinder u. Sport) und <strong>zum</strong> Einkaufen. Kissing ist auch umrahmt von vielen Annehmlichkeiten, den entsprechenden Erholungsgebieten, den vielen Seen rund herum. Die Gemeinde Kissing besitzt einen eigenen Brunnen und eine eigene Wasserversorgung. Kissing hat aber auch Probleme mit dem <strong>Grundwasser</strong>. Beim Pfingsthochwasser 1999 ist diese Problematik sehr eindrücklich klar geworden <strong>als</strong> das <strong>Grundwasser</strong> fast in jeden Keller geflossen ist. Deshalb gibt es viele Verknüpfungspunkte <strong>zum</strong> heutigen <strong>Workshop</strong>-­‐Thema. Diese möchten wir heute auch besprechen. Seite 2


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser ABLAUF THEMENWORKSHOP GRUND-­‐ und TRINKWASSER Bettina Dreiseitl-­‐Wanschura, Moderation (PlanSinn) Thema des heutigen <strong>Workshop</strong>s ist das Grund-­‐ und Trinkwasser. Ein Thema, das in Mitteleuropa an den meisten Orten sehr selbstverständlich ist aber auch viel Schutz bedarf, damit wir auch in Zukunft das Wasser aus der Wasserleitung trinken können. Heute möchten wir uns mit den Zusammenhängen und Rahmenbedingungen <strong>zum</strong> Thema Trinkwasser und der Renaturierung des Lechs beschäftigen. Es wird fünf Themen-­‐<strong>Workshop</strong>s im Rahmen des <strong>Flussdialog</strong>es Licca liber geben. In den <strong>Workshop</strong>s möchten wir über die Lech und das Umland sprechen und was für eine ökologische Renaturierung des Lechs wichtig ist. Ziel des <strong>Flussdialog</strong>s Licca liber ist es abgestimmte Entwicklungsziele für die Entwicklung des Lechs zu erhalten. Wir werden uns in diesem Prozess mit den vielen verschiedenen Interessen und bestehenden Rahmenbedingungen beschäftigen. Ich denke, der kleinste gemeinsame Nenner ist: es soll dem Lech und dem Lech-­‐Umland und letztendlich den Menschen gut gehen. Für das Projekt Licca liber gibt es viele Rahmenbedingungen, Schwierigkeiten und Herausforderungen mit denen wir uns beschäftigen werden. Welche Interessen sind heute vertreten? Trink-­‐ und <strong>Grundwasser</strong>schutz, Naturschutz, Fischerei, Wasserkraftnutzung, Erholung, Politik, Land-­‐ und Forstwirtschaft, Vereine u. Bürgerinitiativen sowie Wasserbau/Wasserwirtschaft. Ablauf des heutigen <strong>Workshop</strong>s: 1. Überblick über den <strong>Flussdialog</strong> Licca liber; Sabine Burghart, tatwort 2. Zusammenfassung der Ergebnisse es letzten <strong>Workshop</strong>s; Franz Tragner, tatwort 3. Vortrag: Auen und <strong>Grundwasser</strong> – Wesentliche Phänomene und planerische Möglichkeiten, Wolfgang Kraier, Bayerisches Landesamt für Umwelt 4. Vortrag: Aufbau und Funktion eines Wasserschutzgebietes, Andreas Dietrich, Wasserwirtschaftsamt Donauwörth 5. Vortrag: Licca liber und die Augsburger Trinkwasserversorgung, Eva Sailer, Stadtwerke Augsburg 6. Diskussion 7. Vortrag: Entwicklungsziele von <strong>Grundwasser</strong> und Lech aus Sicht der Wasserversorgung Kissing,1. Bgm Manfred Wolf, Gemeinde Kissing 8. Vortrag: Entwicklungsziele aus Sicht der IGHS, Anton Staffler, Vorstand der Interessengemeinschaft Grund-­‐ und Hochwasserschut, IGHS 9. Vortrag: <strong>Grundwasser</strong>problematik & Licca liber, Rudolf Willer, Stadtwerke Köngisbrunn 10. Diskussion Die Präsentationen sind verfügbar unter www.flussdialog-­‐liccaliber.de Seite 3


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Überblick <strong>zum</strong> Projekt <strong>Flussdialog</strong> Licca liber Sabine Burghart (tatwort) Ziele des <strong>Flussdialog</strong>s Licca liber: • Abgestimmte Entwicklungsziele generieren: Abgestimmte Entwicklungsziele für die weiteren Planungen von Licca liber erreichen, die eine ökologische Entwicklung des Lechs ermöglicht. • Beteiligung im Sinne der EU-­‐Wasserrahmenrichtlinie ermöglichen: Die Entwicklungsziele werden unter Konsultation von Stakeholdern und Bevölkerung erarbeitet. Die Ergebnisse sollen allen, die sich mit dem Fluss und den weiteren Planungen beschäftigen (Politik, Behörden, PlanerInnen etc.), eine Orientierung bieten. Vor allem soll die Meinung der Stakeholder und der Bevölkerung kompakt zusammengefasst werden. • Information und Bewusstseinsbildung erhöhen: Wir wollen Informationen <strong>zum</strong> Fluss und dem Projekt Licca liber liefern und damit zu einer verbesserten Bewusstseinsbildung beitragen. Es soll das Verständnis für Wassernutzung, Wasserbaumaßnahmen, Gewässer-­‐ und Hochwasserschutz verbessert werden. Überblick über die vier Schritte des <strong>Flussdialog</strong>s: 11. Einbindung der Stakeholder mit <strong>Workshop</strong>s von September bis Oktober 2013 12. Einbindung der Bevölkerung im Rahmen einer Online-­‐Befragung 13. Diskussion und Zusammenführen der Ergebnisse 14. Diskussion der Ergebnisse im Rahmen eines Abschluss-­‐<strong>Workshop</strong>s Fünf Stakeholder-­‐<strong>Workshop</strong>s (bis Mitte Oktober 2013): 25.07.2013 in Augsburg <strong>zum</strong> Thema Naturschutz 11.09.2013 in Kissing <strong>zum</strong> Thema <strong>Grundwasser</strong> 19.09.2013 in Königsbrunn <strong>zum</strong> Thema NutzerInnen und AnrainerInnen 01.10.2013 am Kuhsee <strong>zum</strong> Thema Freizeit und Naherholung 07.10.2013 in Augsburg <strong>zum</strong> Thema Wasserkraft Einbindung der Bevölkerung mittels Onlinebefragung (Oktober/November 2013): Als Grundlage für die Befragung dienen die Ergebnisse aus den fünf Stakeholder-­‐<strong>Workshop</strong>s. Mit der Online-­‐Befragung soll ein Meinungsbild erhoben werden: „Wie stellt sich die Bevölkerung die Zukunft des Lechs vor?“ Die Online-­‐Befragung ist keine Volksabstimmung oder Volksbefragung, sondern es wird damit ein Meinungs-­‐ bzw. Stimmungsbild der Bevölkerung erhoben. Die betroffene Bevölkerung von Augsburg, Mering, Kissing, Friedberg, Gersthofen und Königsbrunn wird mittels einer amtlichen Information an alle Haushalte zur Online-­‐Befragung eingeladen. Die Ergebnisse der Online-­‐Befragung sind eine weitere Grundlage zur Erstellung der Entwicklungsziele. Seite 4


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Dialogveranstaltung (Februar 2014): Im Rahmen einer Dialogveranstaltung werden die Ergebnisse aus den Stakeholder-­‐<strong>Workshop</strong>s und der Online-­‐Befragung präsentiert sowie gemeinsam diskutiert und bewertet. Zu dieser Veranstaltung sind alle eingeladen, die sich für den Lech und seine Entwicklung interessieren, wie z.B. Interessensvertretungen, interessierte Öffentlichkeit, Verwaltung, NGOs und Politik. Abschlussworkshop (März/April 2014): Die Ergebnisse aus den einzelnen <strong>Workshop</strong>s, der Online-­‐Befragung und Dialogveranstaltung werden mit ausgewählten Stakeholdern diskutiert: „Was bedeuten diese Ergebnisse für die konkrete weitere Gestaltung bzw. für die weiteren Planungen am Lech?“ Informationen <strong>zum</strong> Projekt Licca liber unter: www.flussdialog-­‐liccaliber.de Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem 1. WORKSHOP Naturschutz Franz Tragner (tatwort) Das <strong>Protokoll</strong> vom ersten Stakeholder-­‐<strong>Workshop</strong> am 25. Juni 2013 im Botanischen Garten in Augsburg mit 65 TeilnehmerInnen, wurde per E-­‐Mail versandt. Das Thema Naturschutz ist aber mit diesem <strong>Workshop</strong> noch nicht abgeschlossen. Ergebnisse im Überblick: Der Lech soll wieder sein, wie er um 1900 bzw. 1920 war. Da geht es um den Lebensraum für die wertgebenden Tier-­‐ und Pflanzenarten, wie z.B. Unterwasservegetation Lavendelweidenbüsche und es geht um die aquatischen Lebensräume und angrenzenden Auwälder. Was braucht es um diesen Zustand wieder herzustellen? • Durchgängigkeit für Lebewesen (Fische) • Anbindung der Auen • Aufweitung des Lechflussbettes • Geändertes Abflussmanagement (Hochwässer zulassen) • Veränderte <strong>Grundwasser</strong>verhältnisse – die Differenz von der Lechsohle zu den verbliebenen Au-­‐Standorten verringern (in vielen Bereichen bis zu 9 Meter Differenz) • Wiederanbindung der Stadtbäche • Grün-­‐ und Naherholungsflächen für die Bevölkerung • Flussangepasste Siedlungsentwicklung • Maßnahmen berühren auch Wasserrechte • Geschiebemanagement, z.B. Geschiebezugabe <strong>beim</strong> Hochablass Seite 5


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Konflikte mit den vorgeschlagenen Zielen/Maßnahmen: • Wasserkraftnutzung • Waldbewirtschaftung, z.B. FFH-­‐Gebiete konservierendes Denken im Gegensatz zur EU-­‐WRRL, die eine dynamische Entwicklung propagiert. Die Situation am Lech im Vergleich zur Situation um 1900 Um 1900 hatte der Lech noch Seitenarme mit sich dynamisch verändernden Kiesbänken. Heute ist der Lech begradigt mit Dämmen und Querbauwerken. Seen: Alle Seen bis auf den Weitmannsee sind heute außerhalb der Flusssituation von 1920. Rampenbauwerke: entlang des Lechs führen zu Eintiefungen Staustufe 23: Forderungen wie z.B. „die Staustufe 23 kommt ganz weg oder wird dreimal aufgebrochen“. Jedenfalls braucht es ein anderes Abflussmanagement, um wieder Hochwasserwellen am Lech zu haben und damit wieder eine entsprechende Flussstruktur und Fluss-­‐Dynamik zu bekommen. Eine Veränderung im Abflussmanagement ist Voraussetzung für eine dynamische Flussentwicklung. Eine Fluss-­‐Aufweitung allein wird nicht funktionieren. Anbindung der Auwälder: Hohe Differenz zwischen Flusssohle und Auwald. Frage: Wie bindet man die Auwälder wieder an den Fluss an? Stadtbäche: Anbindung der Stadtbäche an den Lech. Frage: Wo und wie können die Stadtbäche an den Lech angebunden werden? Der Naturschutz hat in der Diskussion auch festgehalten, dass es bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Renaturierung des Lechs Einschränkungen gibt und man auf verschiedene Punkte Rücksicht nehmen muss. Im <strong>Flussdialog</strong> werden wir über die Ziele diskutieren. Daraus ergeben sich dann Einschränkungen und Konflikte, die wir gemeinsam versuchen aus dem Weg zu räumen, um dann abgestimmte Ziele zu erreichen. Je mehr abgestimmte Ziele wir für das Projekt schaffen desto besser wird die integrierte Planung und Umsetzung funktionieren. Wesentliche Themen: • Thema Trinkwasserversorgung Die Trinkwasserversorgung von Augsburg und Kissing auf beiden Seiten des Lechs muss berücksichtigt werden. Es geht um die Brunnen und um die Trinkwasserschutzgebiete, die bis an den heutigen Flusslauf heranreichen. • Thema NutzerInnen der Seen Wie sehen das die NutzerInnen vom Weitmannsee, Kuhsee oder Auensee? Eingriff in Nutzungsinteressen. Z.B. den Kuhsee müssen wir den Augsburgen lassen und die andere Seen wie Auensee und Weitmannsee integrieren, <strong>zum</strong>indest <strong>als</strong> Überflutungsgebiete bei Hochwasser. • Thema Angrenzende Wälder Die angrenzenden Wälder sind im Großen und Ganzen Naturschutzgebiete und FFH-­‐Gebiete. Eigene Managementpläne mit eigenen Interessen und Bedürfnissen und eigener Rechtsmaterie im Hintergrund. Seite 6


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser • Thema Wasserkraftnutzung Wie wird die bestehende Wasserkraft betrieben? Potentiale für zusätzliche Wasserkraftnutzung? Offene Fragen: • Wo sind Aufweitungen des Lechflussbettes möglich? • Wie können die Auflächen wieder an den Fluss angebunden werden? • Ist es möglich den <strong>Grundwasser</strong>stand nur partiell zu erhöhen, damit an anderen Orten keine Probleme entstehen (z.B. Idee <strong>Grundwasser</strong> <strong>zum</strong> Hochablass leiten)? • Wie müssen Konzepte für Freizeitnutzung aussehen (z.B. Müll, Feuergefahr, Bootfahren)? • Wie kann die Differenz zwischen Flusssohle und Auen aufgelöst werden (z.B. Lechsohle erhöhen, Auen absenken oder man trifft sich in der Mitte)? • Wie betreibt man die Staustufe 23 (Änderungen im Schwellbetrieb)? Konfliktthemen: • Wie kann das Lech-­‐Flussbett aufgeweitet werden ohne die Trinkwasserschutzgebiete auf beiden Seiten des Lechs negativ zu beeinflussen? • Wie kann der <strong>Grundwasser</strong>stand zur Anbindung der Auen an den Lech erhöht werden unter Berücksichtigung der nassen Keller? Fragen und Input der Teilnehmenden: Frage: in Tirol sollte vor ca. 10 Jahren ein Teil des Lechs nach Vorarlberg abgeleitet werden? Antwort: Das ist nicht mehr relevant! Input: Die Konsenslösungen sind noch nicht fertig. Es gab <strong>beim</strong> letzten <strong>Workshop</strong> auch nicht gelöste Konflikte z.B. Konflikte ohne Konsenslösungen oder oft sehr widersprüchliche Lösungen, z.B. bei Aufweitungen werden mehr Keller nass werden. Input: Der Gießer Überlauf könnte doch angebunden werden. Seite 7


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser PRÄSENTATIONEN TEIL 1 Auen und <strong>Grundwasser</strong> – Wesentliche Phänomene und planerische Möglichkeiten Wolfgang Kraier (Bayerisches Landesamt für Umwelt) Die Auen passen nicht nur <strong>zum</strong> Thema <strong>Grundwasser</strong>, sondern auch <strong>zum</strong> Thema Hochwasser. Auen sind ein wichtiges Bindeglied zwischen wasserwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Fragen. Bei der Au geht es um Dynamik, um Überschwemmung und um <strong>Grundwasser</strong>. Im Idealfall so wie es in der Natur ausgeprägt ist. Hintergrund – Wirkungsgefüge Auen und <strong>Grundwasser</strong>: Nach einem abfließenden Hochwasser zeigt das <strong>Grundwasser</strong> seine Auswirkungen in der Au. Die Auenmorphologie steht mit dem <strong>Grundwasser</strong> in Wechselwirkungen. Wichtig ist hierbei die Dynamik der Abflüsse <strong>als</strong> die treibende Kraft in den Auen. Sie beeinflussen die Dynamik der <strong>Grundwasser</strong>stände und greifen auf die Standortfaktoren und die Lebensräume von Vegetation (Pflanzen) und Lebewesen (Tiere) ein. Phänomene in Auen am Beispiel der Isaarmündung in die Donau bei Hoch-­‐ und Niedrigwasser: • wechselseitigen Austausch von Grund-­‐ und Oberflächenwasser • Auenböden <strong>als</strong> Standort für die Vegetation; es sind Standorte, die vernässen und trocken fallen müssen • Auenmorphologie: mit hoher zeitlicher und räumlicher Varianz der Standorte und Lebensbedingungen. Auentypische und dem Hochwasser angepasste Lebensräume entstehen, die auch extremes Hochwasser gut vertragen und überstehen können. Abhängigkeit der Auen von der Morphologie und verschiedenen Hochwassersituationen. In der aktiven Au kommt es im Gewässerbereich nicht nur zu Überschwemmungen, sondern auch zu Überschüttungen. Im Randbereich ist dieses Geschehen auf Überflutungen reduziert. In der fossilen Au kommt Hochwasser nur reduziert oder gar nicht mehr vor. Dies ist in der Gesamtsituation zu berücksichtigen. Auentypologie, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz Lech Ideal-­‐Typus lt. Naturschutz: gefällereiche Flussaue der Voralpen mit Sommerhochwässern. Mit typischen Phänomenen, wie Mehrbettgerinnen, Steilufer, Pionierfluren, u.a.m. Heutiger Typus des Lech: Vergleich des Abflussgebietes <strong>beim</strong> Hochwasser 1910 und 1983: es sind rund 80 Prozent der natürlichen Überschwemmungsflächen verloren gegangen und auch die Hochwasserdynamik ist durch die Stauraumbewirtschaftung verändert worden, Bsp. kleinere und mittlere Hochwässer fehlen. Seite 8


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Anforderungen an das <strong>Grundwasser</strong> in einer funktionierenden Au: Flurabstände, die für die typischen Pflanzengesellschaften erreichbar sind. Diese Flurabstände dürfen nicht statisch sein, sondern müssen eine typische Dynamik aufweisen. <strong>Grundwasser</strong>-­‐Dynamik: <strong>Grundwasser</strong>stände können jährlich sehr unterschiedlich sein. Das Hochwasser 1999 war gut für die Auen, aber schlecht für die Hausbesitzer; Dynamik mit unterschiedlichem Wasserverlauf und unterschiedlichen <strong>Grundwasser</strong>ständen (kann auch mal niedriger sein <strong>als</strong> gewünscht). Viele Phänomene wirken auf das <strong>Grundwasser</strong> ein: • Wie z.B. unterschiedliche Infiltration aus Bächen oder Exfiltration. • Es gibt den <strong>Grundwasser</strong>hauptstrom, der parallel <strong>zum</strong> Lech verläuft und nicht quervernetzt ist. • Es gibt <strong>Grundwasser</strong>-­‐Entnahmen und <strong>Grundwasser</strong>-­‐Neubildung sowie noch andere natürliche Phänomene. Sohleintiefung und <strong>Grundwasser</strong>: Betrachtung oberhalb des Hochablass und zwischen Hochablass und Staustufe 23: Schwellen bewirken starke Eintiefungen am Unterwasser der Schwellen. An der letzten Schwelle <strong>zum</strong> Hochablass gibt es eine flächige Ausbreitung einer solchen Eintiefung. Auch aus dem Gesichtspunkt der Auen muss man die Eintiefung des Lechs behandeln und sich damit auseinandersetzen. Die Wasserspiegellage des <strong>Grundwasser</strong>s folgt der Sohleintiefung. Der flussbegleitende <strong>Grundwasser</strong>spiegel folgt der Sohleintiefung – Entkopplung von Auen und <strong>Grundwasser</strong>. Querbauwerke wirken dem lokal entgegen, wirken aber nivellierend auf die <strong>Grundwasser</strong>dynamik. Es gibt einen lechbegleitenden <strong>Grundwasser</strong>korridor, wo die <strong>Grundwasser</strong>absenkung durch die Sohleintiefung registriert wurde. In der Literatur werden 2-­‐3 Meter für die <strong>Grundwasser</strong>absenkung angegeben. Der <strong>Grundwasser</strong>körper außerhalb dieses Korridors wird nicht beeinflusst (lechfernes <strong>Grundwasser</strong>-­‐Strömungssystem). Die Trennlinie zwischen den beiden Bereichen ist noch nicht erforscht. Im Moment fehlt es an verlässlichen und quantifizierbaren Angaben. Man muss überlegen, wie man zu quantifizierbaren Angaben kommt. Die morphologische Studie der TU-­‐München kommt zu dem Schluss, dass es keinen funktionalen Zusammenhang zwischen <strong>Grundwasser</strong>-­‐Absenkung und Sohleintiefung gibt und dass es eventuell bei einer Sohlanhebung zu anderen Auswirkungen auf das <strong>Grundwasser</strong> kommen kann (Absenkung des <strong>Grundwasser</strong>s nur um 1/10 im Vergleich zur Absenkung der Sohle im gleichen Zeitraum). Dazu braucht es noch weitere Untersuchungen und Studien. Planungsmöglichkeiten aus Sicht des Auenschutzes und der Auenentwicklung: Mit Blick auf die Auenentwicklung im Gebiet zwischen Hochablass und Staustufe 23. Komplete Reaktivierung einer Primär-­‐Aue: • Anhebung der Gewässersohle mit naturnaher Umgestaltung • Entfernung der Ufersicherung und Rückverlegung der Deiche • Auenstrukturen mit entsprechenden Lebensgemeinschaften wieder herstellen. • In bestimmten Fällen das Hochwasserretentionspotential erhöhen. Viele Restriktionen lassen eine Reaktivierung der Primär-­‐Aue in dieser Form nicht mehr zu. Seite 9


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Wenn der Fluss nicht zur Au kommt, so muss die Au <strong>zum</strong> Fluss kommen: Sekundäre Au. Das heißt in bestimmten Bereichen wird die Au dem Niveau der Fluss-­‐Sohle angepasst. Das hat aber weitreichende Konsequenz: Verlust der Anbindung der Seitengewässer und das <strong>Grundwasser</strong> wird auf ein irreversibles Niveaus nachziehen. Im Projekt Licca liber sollte man ernsthaft über eine solche sekundäre Auen-­‐Lösung nachdenken und diskutieren. Es ist möglicherweise erfolgversprechender <strong>als</strong> <strong>beim</strong> Versuch eine primäre Aue wieder herzustellen zu scheitern. Ziele aus Sicht der Sekundären Auenentwicklung: • Größerer Korridor für Lech und Auen finden und festlegen (ganz wichtig für alle weiteren Überlegungen) • Morphologische Studie auf den gefundenen Zielkorridor ausweiten (Prüfung, ob mit mehr Raum, auf Querbauwerke verzichtet werden kann). • (Moderate) Sohlanhebung entwickeln lassen. • Sekundäre Auen lassen primäre Auenlebensräume mit allen ihren Funktionen neu entstehen. • Teile der Auen, die nicht mehr mit Wasser versorgt werden, werden mittelfristig aufgegeben; auf diesem Niveau kann wieder etwas Neues entstehen. • Geschiebedepot erschließen und kontrollierte Geschiebezugabe ermöglichen (mit dem Platz allein ist es nicht getan). • Kleinere und mittlere Hochwasser wieder durchlassen (gestaltende Kraft und Verhinderung der Verkrautung) mit einer Veränderung der Staustufenbewirtschaftung, z.B. ökologische Flutung des Foggensees • Bauliche Maßnahmen in Kombination mit natürlicher Eigenentwicklungsmaßnahmen in Quer-­‐ und Längsrichtung des Flusses Vergleiche mit der Isar-­‐Planung in München: • Große Massenbewegung in den Auen • Hohe finanzielle Aufwendungen • Durch Aufweitung des Flusses auf niedrigem Niveau wird auch der Raum der <strong>Grundwasser</strong>absenkung verbreitert (in der Übergangsphase Verlust von Restauenlebensräumen – FFH-­‐Schutzgebiete) • Lange Bau-­‐ und Entwicklungsphase weckt keine Begeisterung bei den Anliegern und Erholungssuchenden Fragen und Kommentare der Teilnehmenden: Frage: Wie ist das Verhältnis des Oberflächenwassers des Lechs <strong>zum</strong> <strong>Grundwasser</strong> quer zur Fließrichtung. Wie schaut es denn in Fließrichtung aus, z.B. Vergleich zwischen Staustufe 23 und Hochablass: Bei ungefähr 3,5 Promille Gefälle: wie verhält sich das <strong>Grundwasser</strong> in diesem Bereich? Antwort: Laut Fachliteratur und Gutachten gibt’s dazu noch keine Aussagen. Das muss noch überprüft werden, an Hand weiterer Studien z.B. mittels eines <strong>Grundwasser</strong>modells! Das kann sich lokal auch wegen der sechs Schwellen Seite 10


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser unterschiedlich auswirken. An diesen Fixpunkten ist die Tendenz, dass sich oberhalb der Schwellen der <strong>Grundwasser</strong>strom parallel <strong>zum</strong> Lech und je nach Wasserstand auch in Richtung Landseite bewegt. Unterhalb der Schwellen wegen der Eintiefungen, bewegt sich der <strong>Grundwasser</strong>strom tendenziell wieder in Richtung Fluss. Es wirken aber auch noch andere lokale Einflüsse auf den <strong>Grundwasser</strong>strom wie z.B. die Trinkwasserentnahme. Frage: Überlegung die Weichholzaue auf das Niveau des Lechs zu nehmen: Was ist denn überhaupt technisch machbar, um die erheblichen Eintiefungen der letzten 20-­‐30 Jahre wieder rückgängig zu machen? Antwort: Die grundsätzlichen Überlegungen <strong>zum</strong> Umfang und Breite von Massenbewegungen müssen noch von den Bauingenieuren ausgearbeitet und berechnet werden. Bsp. an der Iller mit ähnlicher Problematik zur Eintiefung: Einigung auf ein Entwicklungsziel zur Sohlanhebung auf den Stand von 1999/2000. Beim Lech könnte die Sohle unter den Schwellen angehoben werden. Bei allen Maßnahmen muss geprüft werden, welche Auswirkungen daraus resultieren. Input: Problem bei der Schaffung der sekundären Au für die flussbegleitenden Waldbäche. Mit der sekundären Au wird das flussnahe <strong>Grundwasser</strong> nach unten gezogen und dadurch sind die Waldbäche vom Durchschlagen bedroht. Antwort: Der Ansatz <strong>als</strong> Kombination von Anhebung und Absenkung kann auch mit einer Kombination in der Breitenentwicklung erweitert werden. Im schlimmsten Fall gibt es dann den einen oder anderen Waldbach nicht mehr, dafür sind andere Waldbäche besser schützen kann. Wir müssen gemeinsam überlegen, was macht in Summe einen Sinn und was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen? Frage: Fließstreckenverlängerung in Bezug auf Auenvernässung. Den Fluss schlängeln lassen und damit das Gefälle austariere? Wäre dies nicht kostengünstiger und mit mehr ökologischen Vorteilen? Antwort: Laut der Studie reicht die normale Fließstreckenverlängerung im jetzigen Korridor nicht aus. Bei Niedrigwasser schlängelt sich der Fluss aber bei Hochwasser geht er wieder gerade durch. Dann braucht es einen Ausbau für ein Hochwasser (HQ100) mit dicken Steinen und Beton. Das wäre kein Gewinn für die Bewässerung der Auen. Frage: Bei Anhebung der Flusssohle und der Massenbewegung müssen Waldstandorte aufgegeben werden: daraus resultieren neue Rohbodenstandorte, die dem zukünftigen <strong>Grundwasser</strong>spiegel näher kommen. Antwort: Im Prinzip ist das richtig. Seite 11


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Gewässerökologie und Leitbildprozess Andreas Dietrich (Wasserwirtschaftsamt Donauwörth) Wasserschutzgebiet Grundsätze „Auf die Verschmutzung des <strong>Grundwasser</strong>s hat die Natur die Todesstrafe gesetzt“, Zitat von Max von Pettenkofer. Hintergrund war die Cholera-­‐Epidemie 1900 in München. Hauptursache war dam<strong>als</strong> die Trinkwasserversorgung aus städtischen Brunnen, die so gut wie keinen Schutz hatten. Nach der Cholera-­‐Epidemie hat München im südlichen Bereich eine sichere Wasserversorgung mit entsprechendem <strong>Grundwasser</strong>schutz für die Brunnen aufgebaut. Wasserversorgung in Bayern Die Wasserversorgung in Bayern fördert pro Jahr rund eine Milliarde Kubikmeter Trinkwasser. Davon stammen rund 93 Prozent aus Grund-­‐ und Quellwasser, 3,5 Prozent aus Oberflächengewässern und 3,5 Prozent aus Uferfiltraten. Der Anschlussgrad an die öffentliche Wasserversorgung beträgt rund 99 Prozent. Die restlichen 1 Prozent sind v.a. Einzelgehöfte oder kleiner Weiler im Voralpenland. Die hydrogeologische Situation in Bayern ist zweigeteilt: Das Gebiet nördlich der Donau ist geprägt von geringeren <strong>Grundwasser</strong>-­vorkommen, v.a. wegen der geringeren Niederschläge und den geologischen Verhältnissen. Z.B. in der fränkischen und schwäbischen Alp gibt es Karstgrundwasserleiter, die von der Überdeckung her sehr schwierig sind und die <strong>Grundwasser</strong>erschließung schwieriger. Der südliche Bereich besteht vorwiegend aus Porengrundwasserleiter, mit leichterer Trinkwasserförderung und günstigerer Überdeckung. In unserem Bereich der Flusstäler haben wir ein sehr wasserreiches Gebiet. Der Porengrundwasserleiter besteht im oberen Bereich aus Kiesen und Sanden. Diese verfügen über zahlreiche Hohlräume und besitzen dadurch ein gutes Wasserspeichvermögen. Bodenaufbau der Iller-­‐Lech-­‐Schotterplatte Unter einer Deckschicht befindet sich schon nahe der Oberfläche das <strong>Grundwasser</strong>. Das erste <strong>Grundwasser</strong>stockwerk hat ein <strong>Grundwasser</strong>alter von ca. 5 Jahren. Dieser Bereich zeichnet sich durch eine hohe Fließgeschwindigkeit und hoher Ergiebigkeit aus. Diese <strong>Grundwasser</strong>schichte wird hauptsächlich zur bayerischen <strong>Grundwasser</strong>entnahme verwendet – auch für Augsburg und Kissing. Unterlagert wird das erste <strong>Grundwasser</strong>stockwerk durch einen <strong>Grundwasser</strong>stauer bestehend aus bindigen Tonen und Lehmen. Die vertikale Versickerung wird damit unterbrochen. Das Wasser, das in das zweite <strong>Grundwasser</strong>stockwerk durchsickert (v.a. Tertiärsande), hat ein Alter von 5-­‐500 Jahren mit einer Fließgeschwindigkeit von 5-­‐10 cm/Tag. Darunter lagert ein weiterer <strong>Grundwasser</strong>stauer und wieder darunter befindet sich das dritte <strong>Grundwasser</strong>stockwerk mit einem Alter von 500-­‐10.000 Jahren, wo die Fließgeschwindigkeit noch weiter abnimmt. <strong>Grundwasser</strong>schutz Fünf Prozent der Flächen in Bayern sind Wasserschutzgebiete mit verschiedenen rechtlichen Regelungen. Über diesen Schutz hinaus gibt es für Trinkwasser verschiedene Schutz-­gebietsanordnungen, die in der Wasserschutzverordnung (v.a. Schutz der obersten Seite 12


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Bodendeckschichten) geregelt sind. Rechtliche Grundlagen des allgemeinen Wasserschutzes sind: Wasserhaushaltsgesetz, Bayerisches Wassergesetz, Düngemittelverordnung, Pflanzenschutz-­‐verordnung, Anwendungsverordnung, Anlagenverordnung, Klärschlammverordnung und das Strafgesetzbuch. Für jeden Brunnen wird in der Regel ein eigenes Wasserschutzgebiet ausgewiesen und mit einer Rechtsverordnung ausgestattet. Darin wird das Wasserschutzgebiet beschrieben und Verbote oder Beschränkungen aber auch Ausnahmen werden festgelegt. Wasserschutzgebiet 1. Fassungszone 1 mit Brunnen und Umzäunung, darf nicht betreten werden. 2. Engere Schutzzone 2 mit Umzäunung, mit 50 Tage Fließzeit bis zur Entnahmestelle. Eventuelle Verkeimungen werden in dieser Zeit abgebaut. Jeglicher Bodeneingriff und organische Düngung sind verboten. 3. Weitere Schutzzone 3A und 3B: Schutz des obersten <strong>Grundwasser</strong>stockwerks (Überdeckung) keine größeren Eingriffe in den Boden, keine Gewerbegebiete und Industrieanlagen. 4. Einzugsgebiet mit allgemeinem Gewässerschutz. Verbote in § 3 der Wasserschutzgebietsverordnung Verbote werden an die jeweilige Situation des Brunnens und der Umgebung angepasst. Geregelt sind die land-­‐und forstwirtschaftlichen sowie gärtnerischen Nutzungen, sonstige Bodennutzungen und der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, Abwasserentsorgung sowie Verkehrswege, bauliche Anlagen und das Betreten des Wasserschutzgebietes. Verordnung der Regierung von Schwaben mit dem <strong>Grundwasser</strong>schutzgebiet für Augsburg und Königsbrunn, Stand 6.12.1991: Nach § 3 sind sonstige Bodennutzungen verboten: z.B. Veränderungen und Aufschlüsse der Erdoberfläche selbst wenn <strong>Grundwasser</strong> nicht aufgedeckt wird. In diesem Bereich sind keine Eingriffe in den Boden gestattet, keine Bodenveränderung bis Zone 3 A. Schutzgebiet Augsburg mit einer Größe von ca. 5.000 ha und Kissing 250 ha. Mit hoher <strong>Grundwasser</strong>fließgeschwindigkeit und hoher Ergiebigkeit der Brunnen. Die engere Schutzzone 2 reicht über den Lech hinüber. Besonderheit in Kissing: hier liegt die Erholungszone am Weitmannsee in der Schutzzone 2A und 2B. Die <strong>Grundwasser</strong>fließrichtung ist parallel <strong>zum</strong> Lech. <strong>Grundwasser</strong>gleichkarte der Stadt Augsburg Oberhalb der Abstürze/Bauwerke wird das <strong>Grundwasser</strong> angehoben und unterhalb der Abstürze/Bauwerke kippt die <strong>Grundwasser</strong>fließrichtung wieder <strong>zum</strong> Lech hin ein. Z.B. bei Flusskilometer 54 am Sohlabsturz strömt das <strong>Grundwasser</strong> dem Lech zu und oberhalb wölbt sich die <strong>Grundwasser</strong>gleiche. Die Brunnen sind durch ein Wasserschutzgebiet geschützt. Bei der Umsetzung von Licca liber durch Bodeneingriffe im Wasserschutzgebiet könnte es zu Problemen kommen. Im ganzen Lechbereich besteht Schutzzone 2 und damit Verbot zur Bodenaufschüttung. Jede Maßnahme muss auf die Veränderung der Trinkwasserentnahmen Seite 13


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser sowie auf die Auswirkungen durch bauliche Maßnahmen geprüft und mit einem <strong>Grundwasser</strong>modell berechnet werden. Licca liber und die Augsburger Trinkwasserversorgung Eva Sailer (Stadtwerke Augsburg, Bereich Wasserwirtschaft) Eckdaten der Augsburger Trinkwasserversorgung Trinkwassergewinnung im Stadtwald für ca. 300.000 Menschen mit 65 Brunnen. Davon liefern im Stadtwald 60 Brunnen ds Trinkwasser. Die Stadt Augsburg fördert rund 20 Millionen Kubikmeter Wasser/Jahr. Bei einem Spitzenverbrauch an einem heißen Tag werden rund 25.000 Kubikmeter Wasser/Tag gefördert. Seit 130 Jahren, seit dem Beginn der Augsburger Trinkwasserversorgung, wird keine Wasseraufbereitung verwendet, sondern das Trinkwasser wird durch die natürliche Filterung und natürliche Reinigungskraft im Boden erreicht. Schutz des <strong>Grundwasser</strong>s: die Reinigungskraft des Bodens muss erhalten bleiben und es dürfen keine Schadstoffe in das <strong>Grundwasser</strong> eingetragen werden. Hauptgewinnungsgebiet für Trinkwasser liegt im Stadtwald und der Fohlenau südlich der Staustufe. Das gesamte <strong>Grundwasser</strong>seinzugsgebiet erstreckt sich entlang des Lechs. Zwei kleine Trinkwassergewinnungsgebiete liegen im Westen mit Tiefbrunnen in Leitershofen und Bergheim. Sie tragen wegen der geringen Menge nicht zur Wasserversorgung beitragen werden aber aus strategischen Gründen gehalten. Jährliche Trinkwasserentnahme aus dem Stadtwald mit einer Spitzenentnahme 1982 sind 27 Millionen Kubikmeter; 2013 war dies um ein Drittel weniger, mit 17 Millionen Kubikmetern. <strong>Grundwasser</strong> in Augsburg In Augsburg besteht ein <strong>Grundwasser</strong>leiter mit einem gut geschützten Tiefengrundwasser, das durch Lehmschichten abgetrennt ist. Weiter oben im Wertach-­‐ oder Lechtal, in den Schottern bzw. oberen tertiären Sanden fließt das oberflächennahe <strong>Grundwasser</strong>, welches sich gut erneuert und teilweise sehr ergiebig ist. Dieser mächtige <strong>Grundwasser</strong>leiter trägt hauptsächlich zur Augsburger Trinkwassergewinnung bei. Es ist ein sehr junges <strong>Grundwasser</strong>, das sich sehr rasch durch Niederschläge erneuert. Im Trinkwassergewinnungsgebiet ist die <strong>Grundwasser</strong>neubildung höher <strong>als</strong> die <strong>Grundwasser</strong>entnahme. Der <strong>Grundwasser</strong>flurabstand beträgt im Stadtwald rund 2-­‐3 Meter darunter beginnt schon das <strong>Grundwasser</strong>. Zum Teil liegt über dem <strong>Grundwasser</strong> nur kiesiges Material, welches das <strong>Grundwasser</strong> nicht gut schützen kann. Darauf folgt ein ca. 10 Meter tiefer Kieskörper, wo die meisten sehr ergiebigen Brunnen liegen. In letzter Zeit werden zusätzlich Brunnen im tertiären Sand gebaut, um den Schutz zu verbessern, weil hier die Wasserbewegung langsamer verläuft und die natürliche Reinigungskraft des Bodens besser ist. Die gesamte Augsburger Trinkwassergewinnung ist an den regulierten Lech angepasst. D.h. jede größere Aufweitung, auch innerhalb der Dämme, hat Auswirkung auf das <strong>Grundwasser</strong> und damit Konsequenzen für die Trinkwasserversorgung. Seite 14


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Vorsorgegrundsatz der Trinkwasserversorgung Ziel ist es, die Beeinträchtigungen am Ort ihrer Entstehung zu vermeiden – ohne Desinfektion, ohne Aufbereitung, sondern mit Wasserschutz. Das bedeutet, dass Bodeneingriffe in Augsburg vermieden werden müssen (lt. Schutzgebietsverordnung). Wasserschutzgebiet im südlichen Bereich bei der Staustufe 23 mit Fassungsbereich und der engeren Schutzzone (Hygienezone). Grenze zur engeren Schutzzone mit der 50-­‐Tage-­‐Linie ist ein Kilometer in Richtung Süden vom Fassungsbereich entfernt. Der gesamte Lech liegt innerhalb der engeren Schutzzone. Lechnahes <strong>Grundwasser</strong> und lechfernes <strong>Grundwasser</strong>: • Lechferne Brunnen: haben höhere Werte bei Leitfähigkeit, Nitrat und Härte • Lechnahe Brunnen: Das Wasser ist weicher, mit wenig Nitrat und geringer Leitfähigkeit Was passiert, wenn ein Schadensfall eintritt? Z.B. wenn mal was passiert im Bereich des Flughafens Lagerlechfeld oder im Industriegebiet Haunstetten, dann würde sich eine Schadstofffahne bilden, die sich zwar verdünnt aber große Teile der Trinkwassergewinnungsgebiete betroffen wären. Nur die lechnahen Brunnen sind sicherer und würden dann noch für die Trinkwassergewinnung zur Verfügung stehen. Fazit: alle 65 Brunnen, die Augsburg besitzt, werden auch benötigt, um bei verschiedenen Schadensfällen die Trinkwasserversorgung aufrecht zu erhalten. Außerdem soll eine Optimierung der Trinkwasserversorgung durchgeführt werden können. Das lechferne <strong>Grundwasser</strong> im Westen hat höhere Nitratwerte und potentielle Schadstoffe aus Wohnen/Gewerbe, aber es ist unverzichtbar im Schadensfall oder bei Lechhochwasser. Das lechnahe <strong>Grundwasser</strong> ist von hoher Qualität und chemisch sehr sauber und bei bestimmten Schadensszenarien unverzichtbar. Dieses <strong>Grundwasser</strong> hat aber Probleme bei Lech-­‐Hochwasser und möglicherweis in Zukunft bei den Spurenstoffen. Brunnenverlegung Brunnenverlegungen sind nicht ausgeschlossen, aber sehr schwierig! Es gibt kaum noch freie Standorte inklusive Ausweisung der Schutzgebiete. Die engere Schutzzone würde oft in bebauten Gebieten liegen oder zu nahe an Oberflächengewässer heranreichen. Im Stadtwald gibt es kaum Standorte, die eine hohe Wasserqualität und eine hohe Ergiebigkeit aufweisen. Das wirkt sich auch auf die Kosten aus: ein neuer Brunnen kostet 0,5 bis 2,5 Millionen Euro. Manche Brunnen sind aber nicht zu ersetzen, z.B. Brunnen mit sehr hoher Wasserqualität und hoher Ergiebigkeit (Bsp. die zwei neuen Horizontalfilterbrunnen im Hochablass und insbesondere Brunnen 221). (Kommentar von Eva Sailer, Stadtwerke Augsburg, <strong>zum</strong> <strong>Protokoll</strong>, 26.11.13.) Hochwasser und Starkniederschlag Bei Hochwasser und Starkniederschlag wird das Trinkwasser mit UV-­‐Desinfektion und Chlorung vorsorglich behandelt. Eine Chlorung wurde das letzte Mal <strong>beim</strong> Pfingsthochwasser 1999 eingesetzt. Seitdem wurde nur die UV-­‐Desinfektion verwendet. Seite 15


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Aus den langjährigen Erfahrungen haben die Stadtwerke Augsburg Meldegrenzen und Alarmierungsgrenzen für jedes Gewinnungsgebiet festgelegt. Wenn diese Grenzen überschritten werden, könnte eine Verkeimung des Trinkwassers auftreten. Z.B. <strong>beim</strong> Hochwasser 2005 wurde die Melde-­‐ und Alarmierungsgrenze überschritten und dann die UV-­‐Anlage in Betrieb genommen. Es gilt zu überlegen, dass bei regelmäßigen Hochwässern auch die Grenzwerte öfter überschritten werden und wir die UV-­‐Desinfektionsanlagen öfter einsetzen müssen. Wünsche der Stadtwerke Augsburg • Keine Einschnitte in Wasserqualität und <strong>Grundwasser</strong>schutz • wenn Eingriffe am Lech erfolgen, so sollte <strong>zum</strong>indest die Sohllage des Lechs stabilisiert sein bzw. auf dem heutigen Niveau gehalten werden • Lech-­‐Eintiefungen am besten beheben und auf einem Niveau der 1960-­‐70er Jahre stabilisieren • An der Siebenbrunner Quellflur (lange Eintiefungsstrecke) wäre von Seiten der Augsburger Stadtwerke ein rascher Konsens möglich (ev. Konkurrenz von versiegenden Quellbächen und <strong>Grundwasser</strong>entnahmen) Seite 16


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser DISKUSSION Fishbowl-­‐Diskussion mit • Eva Sailer (Stadtwerke Augsburg) • Andreas Dietrich (Wasserwirtschaftsamt Donauwörth) • Wolfgang Kraier (Bayerisches Landesamt für Umwelt) • Franz Otillinger (Stadtwerke Augsburg) • Gerhard Schmidt (Untere Naturschutzbehörde) • Günther Groß (Lechallianz) • Birgitt Kopp (Lebensraum Lechtal e.V.) • Nicolas Liebig (Landschaftspflegeverband Augsburg) Input/Frage: Was ist denn überhaupt möglich? Aus Sicht des Naturschutzes hat man gemerkt, dass relativ wenig möglich ist, aber bei konkreten Projekten hat sich gezeigt, dass mit einem vertrauenswürdigen Miteinander doch noch einiges gehen kann (Hinweis auf ein Projekt (2003) zur Siebenbrunner Quellflur). Gibt es unter den jetzigen Restriktionen des Trinkwasserschutzes die Möglichkeit <strong>zum</strong>indest lokal die <strong>Grundwasser</strong>stände anzuheben? Es wurde ein <strong>Grundwasser</strong>modell erarbeitet und dabei festgestellt, dass es An-­‐ u. Abstrombahnen zu den Brunnen gibt. Und wenn oberflächen-­‐versickertes Wasser in die Abstrombahn gelangt, kann doch die eine oder andere Variante möglich sein. Es ist bei dem Projekt durchaus möglich, dass Oberflächenwasser versickert. Input: Wir haben festgestellt, dass wir gemeinsam mit den Augsburger Stadtwerken bei dem Projekt Siebenbrunner Quellflur sehr rasch zu einem Konsens gekommen sind. Frau Sailer hat nicht das Bächekonzept gemeint, sondern von einer Sohlanhebung gesprochen. Im konkreten Fall könnte es auch zu einer Kombination dieser Maßnahmen kommen. Die Berechnung von Veränderungen am Lech ist ein äußerst komplexes System. Ein sehr anspruchsvolles Projekt, bei dem man genau auf die verschiedenen Auswirkungen achten muss. Wir müssen dabei sehr eng zusammenarbeiten und vertrauensvoll miteinander umgehen. Denn nur gemeinsam können wir einen Konsens bei möglichst vielen Punkten schaffen. Manchmal soll auch Querdenken erlaubt sein, um schlussendlich eine gutes Ergebnis zu erzielen. Frage/Input: Wir haben großes Vertrauen in die Natur, dass die Natur es früher richtig gemacht hat und es jetzt auch wieder machen kann, wenn man sie lässt! Wir müssen die negativen Veränderungen wieder beheben. Wir sind zuversichtlich, dass z.B. die Anhebung der Fluss-­‐Sohle ein gemeinsames Anliegen/Basis von Naturschutz und Trinkwasserschutz ist. Wurde <strong>beim</strong> Lech wie er im 19. Jahrhundert geflossen ist, nicht auch schon Trinkwasser entnommen? Hat das nicht auch funktioniert? Seit 1870 wird Trinkwasser in unserem Planungsgebiet gewonnen, vorher war es außerhalb. Die ersten Brunnen sind am Hochablass gebaut worden. Beim Hochwasser im Jahr 1910 sind sie teilweise vernichtet worden und man hat dann schnell die Lochbachwasserwerke gebaut. Ab 1940-­‐1960 ist man weiter nach Süden gewandert und hat dieses Gebiet erschlossen. Seite 17


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Frage/Input: Wäre das Gebiet um 1910 schon gut geeignet für die Trinkwassergewinnung gewesen? Früher hat der Siebenbrunner Bach Brunnenbach geheißen. Der Brunnenbach hat das Wasser aus der Siebenbrunner Quellflur zusammengefasst und <strong>zum</strong> Roten Tor geleitet. Die Qualität des Trinkwassers kann aus heutiger Sicht nicht beurteilt werden. Augsburg hat große Bereiche im südlichen Teil erworben, weil man wusste, dass dort ein großer Trinkwasserspeicher liegt. Die Wasserqualität ist heute sicherlich auch besser. 1876 war eine Cholera-­‐Epidemie in Augsburg und deshalb hat man die Brunnen gegraben. Frage/Input: Aufweitungen innerhalb und außerhalb der Dämme – wo ist welches Minimum möglich? Die Trinkwasserförderung und -­‐gewinnung hat sich an den korrigierten Lech angepasst. Diese Entwicklung setzt auch die Grenzen für die Lech-­‐Revitalisierung. Der ursprüngliche Lech kann nicht wieder hergestellt werden und es wird alles auf einen Kompromiss hinaus laufen. Aus Sicht des Naturschutzes wurde das Leitbild geprägt, dass eine Flussaufweitung innerhalb der Flussufer von 1920 stattfinden sollte. Das ist nach wie vor eine Diskussionsgrundlage, die intensiv mit dem Trinkwasserschutz diskutiert werden sollte. Die Lechtentwicklung ist eine Komponente und die Auenentwicklung die andere Komponente, wo gesonderte Maßnahmen stattfinden müssen. Das bezieht sich auf die Wassereinspeisung und die gesamte Entwicklung. Input: Vorschlag für einen Kompromiss/Lösung: einfach nachdenken, wo ist ein besonderes Anliegen für eine Aufweitung, wo sind die wichtigsten Punkte bei denen man auch immer eine Einzelfallprüfung braucht. Dann kann man vielleicht beantworten, was möglich ist und was nicht. Von Seiten des Trinkwasserschutzes wird es kein generelles Nein oder Ja geben. Mögliche Lösungen sind immer im Einzelfall zu prüfen. Z.B. ist es denkbar Einzelbrunnen aufzugeben wenn dafür neue Brunnen geschaffen werden. Der Trinkwasserschutz ist bereit, eine Planung konstruktiv zu prüfen. Der Naturschutz soll zentrale Maßnahmen vorschlagen, die dann getestet werden (Bsp. Einzelbrunnenverschiebung). Input: Entwicklungsziele: Schutz von Trink-­‐ und <strong>Grundwasser</strong>. Es braucht Vorschläge, wo sind einzelne Aufweitungen möglich, die dann geprüft werden. Für die Planung ist es auch wichtig, Bereiche zu lokalisieren, bei denen wegen der Restriktionen im Vornhinein klar ist, diese Gebiete dürfen nicht angegriffen werden, wie z.B. die Fassungsbereiche der Brunnen. Es geht ja oft um ganze Brunnengalerien, nicht nur um Einzelbrunnen. Egal, wo Bodeneingriffe gemacht werden, sind Einzelfallprüfungen notwendig. Frage/Input: Wenn der Wasserverbrauch um 1/3 zurückgegangen ist, dann braucht man ja nicht mehr so viel Brunnen? Dann brauchen wir vielleicht von den 65 Brunnen nur 40 Brunnen und 25 Brunnen könnten still gelegt werden. Vielleicht sind es ja 5-­‐6 Brunnen auf die man verzichten könnte? Zum Problem der Trinkwasserqualität und -­‐sicherheit (lechnahe und lechferne <strong>Grundwasser</strong>): Dabei geht es nicht um die Wassermenge, sondern um die Wasserqualität und um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung. Die Versorgungssicherheit muss in allen Fällen dargestellt sein. Wegen der wechselseitigen Absicherung bei <strong>Grundwasser</strong>problemen (bei möglichen Schadensfällen) brauchen wir die lechnahen Brunnen genauso wie die Seite 18


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser lechfernen Brunnen. Damit können wir gewährleisten, dass wir zu jeder Zeit sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellen können. Input: Der Horizont 221 ist wahrscheinlich das Kronjuwel der Augsburger Trinkwasserversorgung. Dafür hat der Naturschutz auch vollstes Verständnis. Einen Brunnen mit einer guten Wasserqualität und sehr guter Schüttung kann man nicht einfach aufgeben. Input: Schade, dass man sich vor allem auf die Zwangspunkte konzentriert und dass man für die Lechrevitalisierung von vornherein Tabu-­‐Bereiche festlegt. Mann muss auch auf der anderen Seite die Defizite sehen, die mit der Lechentwicklung der vergangenen Jahrzehnte entstanden sind. Man muss beide Anforderungen, des Natur-­‐ und Trinkwasserschutzes, verschneiden. Damit würde man ein objektiveres Ergebnis bekommen. Es muss <strong>zum</strong>indest darüber diskutiert werden. Input: Fassungbereiche: mit den digitalen <strong>Grundwasser</strong>modellen können wir im Einzelfall prüfen, welche Auswirkungen eine Maßnahme auf die Fassungsbereiche hat oder wie die Anstrombahnen zu den Brunnen liegen. Das ist eine gute Grundlage, um nochm<strong>als</strong> darüber zu diskutieren. Wir wünschen uns vom Naturschutz eine Festlegung, wo ist eine Veränderung besonders wichtig und dann die Einzelfälle prüfen ohne die Versorgungsicherheit zu gefährden. Frage/Input: Warum hat sich die Wassermenge um ein Drittel verringert? Wichtiges Gut ist das Trinkwasser – Warum leisten wir uns den Luxus für WC spülen und Garten gießen mit Trinkwasser? Ist es Versorgungssicherheit für den heißesten Tag – was braucht man <strong>als</strong> Minimum? Kann man dafür nicht auch andere Wässer aktivieren und das Trinkwasser schonen? Frage: Talaue – wie kann man das Wasserüberangebot für den Brunnen nutzen und das Wasser aus den hochwassergefährdeten Bereichen raus bringen und sinnvoll nutzen? Input: Zeitungsartikel in der Augsburger Allgemein von Mai 2003: „Neue wilde Isar lässt die Münchner frohlocken“! Ich habe dam<strong>als</strong> an den bayerischen Staatsminister geschrieben mit der Frage, ob wir für den Lech auch etwas machen können – <strong>als</strong> Antwort kann zusammengefasst werden, es ist ein neuer Aspekt in der Debatte, der kaum realisierbar ist. Auch die Kissinger Bürger trinken teilweise das Augsburger Wasser. Kissing ist im Notwasserverbund mit Augsburg und wird im Notfall mitversorgt. Zum Weitmannsee Thema: innerhalb der Deiche den Lech um 50 Prozent aufweiten: Wenn im Hochwasserfall die Wassersäule um 4 Meter erhöht werden, dann haben wir einen um 2 Meter höheren <strong>Grundwasser</strong>stand in Kissing und damit das Wasser in den Kellern. Auch dieses Jahr haben wir wieder Wasser in den Kellern gehabt (auch bei Stufe 1). 1964 gab es noch keine Deiche, da stand das Wasser bis zur Bahnlinie. Die Deiche sind wichtig für den Hochwasserschutz in Kissing. Das Pfingsthochwasser 1999 ist nicht nur durch die Keller gelaufen, sondern südlich von Kissing auch an die Oberfläche gekommen und <strong>als</strong> Bach durch den Ort geflossen. Seite 19


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Trinkwasserschutzgebiet am Weitmansee / 20-­‐Tageslinie zu den Kissinger Trinkwasserbrunnen: im Normalfall brauchen wir eine 50-­‐Tageslinie. Wenn der Lech den Weitmannsees durchströmt, dann hätten wir ein wesentlich schadstoffreicheres Gewässer und die Befürchtung, dass dann der Brunnen nicht mehr genutzt werden kann. Südlich des Weitmannsees sind Schwarzbauten direkt am Deich. Kissing liegt mit der Wohnbebauung und den Gewerbegebieten ganz nah an den Deichen. Es ist schwierig eine Aufweitung in Kissing in Richtung Osten zu machen. Input: Die Stadtwerke unterstützen die Behebung der Lech-­‐Eintiefung. Die Eintiefungen des Lechs sind in ihrer Intensität ein Problem für Trinkwasserschutzgebiete und Naturschutz. Frage/Input: Braucht Augsburg 65 Brunnen? 30-­‐ 40 Brunnen müssen ständig in Betrieb sein, um die Trinkwasserversorgung sicher zu stellen. Input: Der Rückgang des Wasserverbrauchs ergibt sich vor allem durch Einsparungen der Bevölkerung. Heute werden im Schnitt 120 Liter Wasser pro Person und Tag verbraucht. Vor 30 Jahren waren es rund 170 Liter Wasser. Viele Leute nutzen Regenwasser oder einen eigenen Nutzwasserbrunnen im Garten. Das führt dazu, dass die Trinkwasserabgabe weniger geworden ist. Von den 75 Brunnen, die Augsburg hatte, wurden schon 10 Brunnen abgebaut. Augsburg bräuchte aber noch mehr Brunnen zur Trinkwassersicherung, da es große Unterschiede zwischen lechnahem und lechfernem <strong>Grundwasser</strong> gibt. 1970-­‐80 war Augsburg bekannt für die schlechte Trinkwasserqualität. Durch Sanierung und gezielte Bewirtschaftung (je nach Wetter, nach Hochwasser oder Düngeverhalten in der Landwirtschaft) haben wir mittlerweile eine sehr gute Qualität, vor allem durch die Nutzung unterschiedlicher Brunnen. Wir versorgen nicht nur Augsburg, sondern auch unsere Partner Kissing, Gersthofen und andere im Umland. Ein doppeltes System für Trink-­‐ und Brauchwasser bedeutet doppelte Kosten wegen des teuren Leitungssystems (zwei Leitungen) und das möchte im Moment niemand. Frage/Input: Es gibt durchaus Möglichkeiten dem Naturschutz und Trinkwasserschutz gerecht zu werden. Wie viele Brunnen sind im Regelfall aktiviert und wie viele Brunnen sind nur zur Reserve? Input: Wir sind zuversichtlich, dass Möglichkeiten gefunden werden können, wenn man ernsthaft miteinander redet (zB Fohlenau im Süden, wo Brunnen für die Trinkwassergewinnung errichtet werden). Es wird zu Einschränkungen und Engpässen kommen, aber wir sind auf einer Basis, auf der es vorwärts gehen kann. Dass man was tun muss, ist hoffentlich allen klar. Input: Es geht nicht nur um die lechnahen Bereiche, sondern um den gesamten Stadtwald. Wir haben hier sehr hochwertige Lebensräume, die von einer <strong>Grundwasser</strong>dynamik abhängig sind. Wenn wir uns nur auf den Lech konzentrieren, dann werden wir diese <strong>Grundwasser</strong>lebensräume verlieren. Wir müssen uns im gesamten Konzept auch um die Bäche (80 km Fließgewässer) kümmern. Um 1950 wurde der Lochbach schon mit Lechwasser Seite 20


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser beschickt, um die Forstwirtschaft zu unterstützen. Man kann mit den Bächen durchaus was machen. Uns ist wichtig, dass wir die Bäche nicht aus dem Auge verlieren. Input: Wünschenswertes Anliegen zur Hebung der Lechsohle am Stand 1960-­‐70. Begriff Ökologischer Flussabdruck: Fluss nicht nur <strong>als</strong> Wasserkörper und Ufer begreifen, sondern <strong>als</strong> das, was darüber hinaus wirkt. Dazu gibt es eine junge Forschungsarbeit. Dem Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg soll man die Chance geben den ökologischen Flussabdruck zu verbessern. Input: Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth bearbeitet rund zwei Fälle pro Woche für eine Ausnahmegenehmigung, die meistens auch genehmigt wird. Im vernünftigen Konsens findet man meistens eine Lösung. Input/Frage: Die Trinkwasserversorgung hat sich komplett auf einen gestörten Lech abgestimmt. Dadurch gibt es auch ganz klare Restriktionen. Harte Restriktionen können wir nicht wegdiskutieren, denn die holen uns später wieder ein. Auf welchem Level können wir Renaturierung betreiben? Die Machbarkeitssprünge müssen herausgearbeitet und bearbeitet werden. Z.B. welcher Korridor steht zur Verfügung. Ernüchterung bei der Möglichkeit Brunnen zu verlagern, vom Lech wegzubringen. Folgeschritte müssen möglichst früh einbezogen und beachtet werden. Wenn sich recht bald im Prozess herausstellt, dass nur punktuelle Aufweitungen möglich sind, dann hat das nichts mehr mit einem morphologischen Funktionieren, einer zusammenhängenden Flussstrecke zu tun! Wenn keine Aufweitung möglich ist, dann sind auch die aufwendigen Studien nicht notwendig. Input: Angebot der Stadtwerke Augsburg: verschiedene Szenarien mit dem eigenen <strong>Grundwasser</strong>modellrechner durchzuspielen. Kommentar von Eva Sailer (Stadtwerke Augsburg) <strong>zum</strong> <strong>Protokoll</strong> am 26.11.13: Der Kommentar der Stadtwerke Augsburg wurde missverständlich interpretiert. Geäußert wurde lediglich, dass mit dem in Augsburg vorhandenen <strong>Grundwasser</strong>modell eine gute Ausgangsbasis für Modellrechnungen vorliegen würde. Seite 21


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser PRÄSENTATIONEN TEIL 2 Entwicklungsziele von <strong>Grundwasser</strong> und Lech aus der Sicht der Wasserversorgung Kissing Manfred Wolf (Bürgermeister Gemeinde Kissing) Die Gemeinde Kissing hat eine besondere Lage; die Paar auf der Ostseite und der Lech auf der Westseite bilden sozusagen eine Düse. An der engsten Stelle liegt unsere Bebauung, wie ein Riegel mittendrinnen. Das <strong>Grundwasser</strong> wird durch die Kellerbebauung nochm<strong>als</strong> angestaut. Wenn einer der Flüsse oder beide zusammen mehr Wasser mitbringen, dann hat Kissing in der Bebauung Probleme mit dem <strong>Grundwasser</strong>. <strong>Grundwasser</strong> bzw. Trinkwasser in Kissing Eckdaten <strong>zum</strong> Kissinger Trinkwasserbrunnen: 1964 ging der Trinkwasserbrunnen inklusive Wasserschutzgebiet in Betrieb. Relativ neue Wasserschutzgebietsverordung seit 29.04.2004. Die Wasserqualität hier im Lechgebiet ist hervorragend. Wir fördern das Trinkwasser aus einem Flachbrunnen in 10 Meter Tiefe. 1995 gab es einmalig eine kleine Einschränkung mit Atrazinbelastung, vielleicht durch Lechüberschwemmung oder man hat einfach damit gespielt. Die Kissinger Trinkwasserversorgung hat auch eine UV-­‐Desinfektionsanlage eingebaut, die im Falle von Problemen zugeschalten werden kann. Die Trinkwasserleitung beginnt am Weitmannsee und transportiert das Wasser mit einer 400er Leitung, die 6,7 Kilometer weit bis <strong>zum</strong> Hochbehälter am Osterkreuz führt. Dies ist die höchste Erhebung in Kissing und der Höhenunterschied beträgt 52 Meter. Der Wasserdruck ist dabei nicht so üppig z.B. die ersten Häuser haben einen Wasserdruck in der Leitung von 2,5 bar. Das Kissinger Leitungsnetz beträgt 72 Kilometer bei ca. 4.700 Anschlüssen. Kissing ist im Notverbund mit der Adelburggruppe. Die tägliche Wasserabnahme beträgt 280 Kubikmeter bei einer Anschlusslänge von 2,4 Kilometern. Seit 2007 gibt es auch einen Notverbund mit Kissing. Die tägliche Abnahme beträgt 120 Kubikmeter bei 1,2 Kilometern (nur zur Leitungsspülung). Kissing hat einen neuen Wasserrechtsbescheid aus 2010, der die Trinkwasserentnahme von 600.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr bis 2030 erlaubt. Was am Lech passiert, sehen die Kissinger mit Sorge! Die Deichstraße gehört noch zu Augsburg und östlich davon ist die Gemeinde Kissing. Dort sind auch noch einzelne Bauten drin. Sorge um Weitmannsee wegen dem Wasserschutzgebiet! Wir wollen das Wasserschutzgebiet erhalten. Bei Aufstauung an der Lech-­‐Staustufe 23 kommt entsprechend höheres <strong>Grundwasser</strong> in die Ortschaft. Wenn das Lechbett durch den Weitmannsee fließt, dann wird Nitrat nicht mehr abgebaut. Für uns ist die bestehende 20-­‐Tage-­‐Linie am Weitmannsee wichtig. Forderung der Gemeinde Kissing Nachdenken über kleinere Maßnahmen am Lech, nicht die ganz große Lösung suchen, sondern z.B. kleinere Aufweitungen innerhalb der bestehenden Dämme oder Auwälder. Seite 22


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Große Aufweitungen sind bei uns nicht mehr möglich. Wenn der Lech bei Hochwasser unter der Staustufe 23 über 4 Meter ansteigt. Dann haben wir in Kissing innerhalb der Bebauung einen erhöhten <strong>Grundwasser</strong>stand von rund 2 Metern. Das ist im Moment für Kissing zu viel und alles andere sehen wir mit großer Sorge! Fragen und Inputs der Teilnehmenden: Frage: wenn der Lech um 4 Meter angestaut wird so steigt das <strong>Grundwasser</strong> um 2 Meter an? Antwort: Diese Angaben beziehen sich auf extreme Hochwasser. Wenn das Hochwasser an den Deichen ansteht ist das Infiltrierungspotential sehr hoch dann steigt der <strong>Grundwasser</strong>spiegel auch entsprechend an. Input: Das ist ja nicht das Ergebnis von Licca liber sondern das Ergebnisse von Extremhochwässern, die ja gar nicht menschengemacht sind. Antwort: Die Forderung der Gemeinde Kissing ist, dass wenn man über Sohlanhebung nachdenkt auch diesen Aspekt im Hintergrund berücksichtigt und prüfen muss. Wenn man die Sohle anhebt und nicht gleichzeitig aufweitet dann wird auch der <strong>Grundwasser</strong>stand höher sein. Inpunt: Lechwasserstand von Haunstetten bei Normalwasserstand von 1,2 Meter dann ging es auf Hochwasserstufe 1 bei 2,5 Meter, ohne Einfluss von der Paar. Da ist der erste Keller schon mit Wasser voll gelaufen und wir mussten die Pumpen 2-­‐3 Wochen einsetzen. D.h. Kissing ist sehr nah am <strong>Grundwasser</strong> dran. Antwort: Die EON sprach bei dieser Situation noch nicht von Hochwasser sondern von leicht erhöhter Wasserführung im Lech mit etwa 400 Kubikmeter Abgabe. Input: Dieser Punkt der Kellervernässung spricht ja für eine westseitige Aufweitung des Deiches – da haben wir keine Siedlungen, dafür aber Brunnen. Wir müssen untersuchen, mehr Retentionsräume durch Aufweitungen zu schaffen, die teilweise im Stadtwald möglich sind. Aus Naturschutz Sicht ist klar, Kissing soll nicht geflutet werden. Kissing muss in ihren Bedürfnissen bei der Planung berücksichtigt werden. Die Gedanken des Naturschutzes spielen sich vor allem westseitig des Lechs ab und nicht ostseitig. Antwort: Das entspricht genau dem Schreiben an Minister Schnapauf vor 10 Jahre. Frage: haben das <strong>Grundwasser</strong>problem mit Kellervernässung nur die Neuere Siedlungen? Antwort: Die <strong>Grundwasser</strong>probleme haben vor allem die Gebäude aus den 1940-­‐1950er Jahren. Dam<strong>als</strong> hatte man ganz andere Wasserverhältnisse am Lech. Die Problematik hat sich seit der Flutung der Staustufe 23 verschlimmert. Frage: das Problem <strong>beim</strong> <strong>Grundwasser</strong> ist ja das Problem der Wassersäule, die sich bei Hochwasser bildet? D.h. je enger der Lech eingeschnürt wird, desto höher ist die Wassersäule? Wenn man aufweitet, dann hat man ja das Problem reduziert? Antwort: Kissing wünscht sich eine Verdoppelung des Lech-­‐Beckens. Seite 23


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Frage: Widerspricht sich das nicht mit der Aussage, dass eine Aufweitung nur innerhalb der Dämme passieren kann? Denn wenn die Wassersäule sinken soll dann müssen die Dämme nach außen verlagert werden damit mehr Wasser in diesem Raum passt. Antwort: Je weiter man mit den Dämmen nach außen geht, desto länger dauert die Realisierung. Kleinere Maßnahmen wären einfacher und schneller zu realisieren. Das Ziel von Kissing wäre, das Flussbett innerhalb der Deiche aufzuweiten. Für einen schnelleren Erfolg und damit die Grund-­‐Hochwassersituation abgemildert wird. Input: Aus Sicht des Naturschutzes glauben wir, dass wir nur einmal die Chance haben am Lech eine Revitalisierung zu mach. Den kleineren Maßnahmen widerspricht das, wenn heute eine kleine Lösung umgesetzt wird, dann wird daran nie mehr zu gerüttelt. Und dann sind wir alle mit dem Ergebnis unzufrieden. Wir müssen schauen, dass wir aus der Situation, dass der Lech sich eingetieft hat und kein Geschiebe mehr zuführt, dringend etwas am Lech machen. Diese Chance müssen wir nützen. Wir sollen natürlich auch auf die Zeit achten, aber auch eine Große Maßnahme kann, wenn man es richtig anpackt auch rasch umgesetzt werden. Wir sehen auch, dass von den verschiedenen Seiten auch der Wille da ist eine abgestimmte Lösung rasch umzusetzen. Entwicklungsziele aus der Sicht der IGHS Anton Staffler (IGHS, Interessengemeinschaft Grund-­‐ und Hochwasserschutz, Obere Paar -­‐ Lech e.V.) Am 21. Mai 1999 wurde der Ort Mering (Luftbild) bzw. Kissing vom Hochwasser überschwemmt. Die Schulstraße und Bahnhofstraße waren komplett unter Wasser. Ich erinnere mich: Früher hat die Paar regelmäßig Hochwasser geführt und den elterlichen Hof überschwemmt. Das war man gewohnt. Aber das Hochwasser 1999 hat es nicht gebraucht. Dieses Hochwasser war hausgemacht. Da wurde zu sehr auf die Lech und die Staustufe geachtet. Mittlerweile hat man hoffentlich einiges dazugelernt, dass es ein derartiges Hochwasser nicht mehr geben wird. Diese Überschwemmung war der Grund warum wir einen Verein gegründet haben. 2002 wurde die Interessensgemeinschaft Grund-­‐ und Hochwasserschutz Obere Paar -­‐ Lech e.V. (IGHS) gegründet. Heute hat der Verein 300 Mitglieder. Wenn man irgendwo Gehör bei Verwaltung, Behörde oder Politik finden will, dann ist das <strong>als</strong> Verein eher möglich. Sämtliche Informationen sind unter www.ighs.de zu finden. Ziele der IGHS 1. Reduzierung der Wasserverluste auf den Staustufen zur Verminderung der Hochwassergefahr: Es ist ja bekannt, dass jede Aufstauung dazu führt, dass der Lech oberhalb der Staustufe in das <strong>Grundwasser</strong> infiltriert. Unter der Staustufe, wenn der Wasserspiegel tief genug ist, fließt das <strong>Grundwasser</strong> wieder dem Lech zu. Am Lech mit den fünf Staustufen geht das aber nicht mehr. Jede Staustufe verliert Wasser. Aber dort, wo das Wasser zurückfließen soll, Seite 24


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser beginnt schon die nächste Stauwurzel. Die Staustufe 23 ist ein Beispiel wie man es nicht machen sollte. Mit einer riesigen Wassermenge und einer sehr weit oben liegenden Stauwurzel. Das Verlustwasser ist aber dann bei uns im <strong>Grundwasser</strong>. 2. Wiederherstellung der vor dem Hochwasser 1999 gültigen Haus-­‐ und Grundstückswerte durch Wiederherstellung der Versicherbarkeit: Es gibt eine Datenbank, die Zürs-­‐Datenbank, die von den Wasserwirtschaftsämtern gefüttert wird. 2002 hat die Bayern Versicherung mir einen Elementarschadensvertrag um 45 Euro angeboten. 2005 wurde der Vertrag vom Versicherer gekündigt, mit dem Angebot einer Weiterversicherung für 290 Euro. Begründet wurde die neue Rate mit der Einstufung in der Zürs-­‐Datenbank <strong>als</strong> Grundstück im hochwassergefährdeten Gebiet. 3. Auflösung des Vereins, wenn die Ziele erreicht sind. Die IGHS hat zwei Broschüren der „Staustufenskandal“ und die „Stichtagsmessung“ produziert. Darin wird der <strong>Grundwasser</strong>anstieg durch die Lechstaustufen nachgewiesen. Die Stichtagsmessung hat auch Eingang gefunden in das Gutachten von Dr. Schön. Das Gutachten wurde <strong>beim</strong> Wasserwirtschaftsamt eingereicht, um Maßnahmen anzustoßen. Es ist aber nichts passiert – wir haben aber die Hoffnung, dass wir heute mehr Gehör bekommen. Nachdem die Staustufe 1977 geflutet wurde und nach 30 Jahren eine Einspruchsfrist verjährt wäre, haben wir 2007 eine Untätigkeitsklage <strong>beim</strong> Verwaltungsgericht eingereicht, damit die Verjährung nicht greift. In Königsbrunn wurde die Frist versäumt. Die Untätigkeitsklage wurde abgewiesen und die Behörde hat das Gutachten negativ beurteilt. Dann ist es automatisch in eine Verwaltungsklage übergegangen. 2009 gab es eine Anhörung mit WWA, EON, Gemeinden und IGHS. Es waren sich alle einig, dass die Uni Stuttgart ein Obergutachten erstellen soll. Nach fast drei Jahren fand die Verhandlung statt und das Gutachten war fertig. Die Einsprüche wurden von der Gutachterin entsprechend bearbeitet. Das negative Urteil war klar und die Gemeinde Kissing, die federführend geklagt hat, hat verloren. Aus Sicht von Herrn Staffler ist dieses Gutachten nicht korrekt, weil maßgebliche Dinge nicht betrachtet wurden, sondern nur die Pegelstände. In der Verhandlung hätten private Gutachter weniger Beweiskraft <strong>als</strong> Fachbehörden. <strong>Grundwasser</strong>situation zwischen Lech und Paar Nach aktueller Auffassung der Behörde ist nicht der Lech für den hohen <strong>Grundwasser</strong>stand verantwortlich, sondern die Paar. Nach Ansicht der geschädigten BürgerInnen ist es genau umgekehrt. Das war in der Vergangenheit immer ein großer Reibungspunkt und deshalb hat es wegen der unüberbrückbaren Ansichten nie einen Konsens gegeben. Aktuell ist der <strong>Grundwasser</strong>stand, auch nach einer langen Trockenperiode, außergewöhnlich hoch. Ist das <strong>Grundwasser</strong> vom Lech abhängig oder von der Paar? Wenn das <strong>Grundwasser</strong> länger hoch bleibt <strong>als</strong> das Hochwasser in der Paar, dann kann das Wasser nicht von der Paar kommen und Niederschläge können es auch nicht gewesen sein? Seite 25


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Wer weiß, ob die Staustufe 23 noch dicht ist? Die Spundung ist ja nur bis 1,5 Kilometer bis zur Stauwurzel (Schmaldichtwände <strong>als</strong> Bauprovisorium) heran geführt worden. Dieses Bauprovisorium gibt es immer noch. Wie lange ist eine solche Spundung dicht? Zum Beispiel wurde das Wasser in der Staustufe 23 wegen Baumaßnahmen um 1,8 Meter abgesenkt. Bereits nach zwei Tagen sind die Umlaufgräben trocken gefallen. Daraus schließen wir, dass es große Wasserverluste geben muss. Aus Sicht der IGHS wird der <strong>Grundwasser</strong>pegel im Meringer-­‐Kissinger Gebiet generell vom Lech bestimmt. Die Paar ist zu klein, <strong>als</strong> dass sie so hohe <strong>Grundwasser</strong>hochstände verursachen könnte. Königsbrunn ist nicht von der Paar beeinflusst, hat aber auch einen hohen <strong>Grundwasser</strong>stand. Seit 1981 haben sie ständig mit hohen <strong>Grundwasser</strong>ständen zu kämpfen. Der Einstau der Staustufe 23 hat 1977 stattgefunden. Das <strong>Grundwasser</strong> hat ein paar Jahre gebraucht bis es sich etabliert hat. Zur <strong>Grundwasser</strong>standsänderung im Zuge einer Lechrevitalisierung: Die IGHS ist grundsätzlich gegen jede <strong>Grundwasser</strong>erhöhung zwischen Staustufe 23 und Ortsausgang von Kissing. Fragen und Inputs der Teilnehmenden: Frage: Wie verändert sich flussaufwärts der <strong>Grundwasser</strong>pegel, wenn der Flusspegel angehoben wird? Das müsste unterirdisch einen Rückstau geben? Antwort: Im Bereich der Sohlschwellen wie im Vortrag erwähnt, findet ober der Staustufe Infiltration und unterhalb Exfiltration des Wassers statt. Frage: Wenn die Flusssohle angehoben wird, dann gibt es mehr Druck im <strong>Grundwasser</strong>? Antwort: Tendenziell, wenn der Wasserspiegel hoch geht und keine morphologische Veränderung gemacht wird, dann würde sich das Infiltrationspotential ins <strong>Grundwasser</strong> erhöhen. Das Wasserwirtschaftsamt wird prüfen, wie weit und umfassend diese Auswirkungen gehen. Input: Wenn es uns nicht schaden würde, nördlich des Auensees die Flusssohle anzuheben, dann wäre uns das auch recht. Das müssen wir erst mal klären. Eine Lechsohlanhebung wirkt sich auf Kissing und auch auf Königsbrunn aus. Frage: Gibt es Pläne zur <strong>Grundwasser</strong>absenkung im heutigen Überschwemmungsgebiet für Kissing und Mering? Seite 26


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser <strong>Grundwasser</strong>problematik Königsbrunn und Licca liber Rudolf Willer (Stadtwerke Königsbrunn) Wie ist der Einfluss von Licca liber im Bereich Königsbrunn auf Nutzen und Schaden der <strong>Grundwasser</strong>flüsse? Wir liegen mit der Trinkwassergewinnung Königsbrunn mitten im Projektgebiet von Licca liber. Die Trinkwassergewinnung der Stadt Augsburg gibt es im Bereich des Siebentischwaldes seit ca. 100 Jahren. Die Stadt Königsbrunn fördert hier im südlichen Bereich Trinkwasser seit gut 60 Jahren. Und seit 6 Jahren läuft ein gemeinsames Projekt in der Fohlenau. Die Stromgewinnung am Hochablass gibt es seit 1910. Mitte der 1980er Jahre wurde das Staustufenband mit der Staustufe 23 erweitert. Der Neubau am Hochablass wird voraussichtlich 2014 in Betrieb gehen. Aktuelle Situation in Königsbrunn Auf der Ostseite des Lechs liegt das FFH-­‐Gebiet bis zur B17 Hochterrasse und entlang der alten B17 der Niederterrassenkante. Wo sich der Lech früher bewegt hat, liegt die postglaziale Terrasse, das beweisen Funde von ersten Ansiedlungen auf der Niederterrasse. Die Menschen hätten sich hier nie angesiedelt, wenn Wasser dagewesen wäre. Der trockene Bereich des Königsbrunner Siedlungsgebietes liegt auf dieser postglazialen Terrasse. Dieses Gebiet wird zur Naherholung genutzt. Dort liegt auch ein FFH-­‐Gebiet, ein Naturschutz-­‐ und Landschaftsschutzgebiet. Den Stadtwald Augsburg gab es früher schon. In der Königsbrunner Heide, den Lechauen, dem Botanischen Garten und Zoo werden die Menschen an den Siebentischwald herangeführt. Das Naturschutzgebiet deckt sich mit dem <strong>Grundwasser</strong>schutzgebiet. Die westliche Seite des Lechs ist ziemlich dicht besiedelt. Hier gibt es durch den hohen <strong>Grundwasser</strong>stand seit ca. 30 Jahren verschiedene Schäden, wie z.B. Überflutung der Keller und Straßen. Im lechbegleitenden Wald kann eine intensive Forstbewirtschaftung wegen des <strong>Grundwasser</strong>anstiegs nicht mehr stattfinden. Die Grundeigentümer werden sozusagen kalt enteignet. Aktuelle Planungen in Königsbrunn Königsbrunn hat bereits in eine Planung zur Behebung des <strong>Grundwasser</strong>problems investiert. 1966 hat ein Königsbrunner Bürger eine Petition <strong>beim</strong> Landtag eingereicht. Von 1996 bis 2004 hatten wir einen Arbeitskreis bei der Regierung von Schwaben. Die Gutachten wurden 1999 durch das Pfingsthochwasser ergänzt. 2004 konnte man die Lösungsansätze mit der Darlegung der Verursachung präsentieren. Diese Ergebnisse wurden geprüft, unter anderem auch von der EON. Von 2004-­‐2006 wurde ein Ingenieurbüro gesucht, das eine Studie für Lösungen erarbeiten soll, die auch umsetzbar sind. 2000 hatte man schon verschiedene Lösungsansätze vorgeschlagen, ohne aber auf die finanzielle Umsetzbarkeit zu achten. 2009 wurde die Studie in Königsbrunn vorgestellt und seit 2011 arbeitet das Ingenieurbüro an einer Plangenehmigung zur Spitzenabsenkung. 2014 soll dann die Plangenehmigung für eine <strong>Grundwasser</strong>absenkung in Königsbrunn <strong>beim</strong> zuständigen Amt eingereicht werden. Seite 27


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser <strong>Grundwasser</strong>hochstand In Königsbrunn haben wir drei sehr stark betroffen Gebiete v.a. Altbaugebiete mit Bestand von 1952-­‐1975. Die ortsnahen Biotope sind von einer Maßnahme betroffen. Mit drei offenen Gewässern wird das <strong>Grundwasser</strong> in einem <strong>Grundwasser</strong>hochstand in der Spitze gekappt. Größere Absenkungen würden sich auf die Biotope auswirken und in der Folge auch auf das Trinkwasserschutzgebiet. In unserem Projekt haben wir zwei Ansätze: Absenkung um 20 cm mit angedachter Infiltration. Damit soll den Auswirkungen auf den Stadtwald entgegengewirkt werden. Dabei werden keine Biotope von einer Absenkung betroffen. Positiv ist, dass das Grundhochwasser, das zwar 2013 die Keller leicht vernässt hat (ca. 20 Häuser), aber die Quellen, die im Stadtwald angesprungen sind, nicht beeinflusst hat. Langsam fallendes <strong>Grundwasser</strong> Das andere Problem von Königsbrunn ist, dass das <strong>Grundwasser</strong> bei zwischenzeitlichem <strong>Grundwasser</strong>hochstand sehr langsam zurückgeht. Der <strong>Grundwasser</strong>leiter fließt hier nach Norden und hatte früher die Möglichkeit in den Lech abzuzweigen. Durch die Lechstaustufe besteht nur noch nördlich der Staustufe 23 die Möglichkeit, dass der <strong>Grundwasser</strong>leiter in den Lech fließt. Das trägt dazu bei, dass eine Entnahmequelle im Norden nicht mehr da ist. Wir haben jetzt auch um 1/3 weniger Wasserentnahme im Stadtwald von Augsburg. Das Stadtwaldbewässerungskonzept ist seit 1950 aktiv. In den letzten Jahren wird zusätzlich Wasser in den Stadtwald eingebracht. Bei extremen Niederschlägen hatten wir z.B. 1999 in drei Tagen einen <strong>Grundwasser</strong>anstieg um ca. 90 cm. Die <strong>Grundwasser</strong>absenkung dauerte dann teilweise ein Jahr. Diese Problematik hat sich in den letzten 100 Jahren aus der „Kulturlandschaft“ Lech entwickelt. Wenn die Prognosen so eintreffen, dass in Zukunft 80 Prozent der Niederschläge im Winterhalbjahr fallen, dann werden viele Gemeinden in Deutschland, die nur 50 cm Abstand <strong>zum</strong> <strong>Grundwasser</strong> haben, ein <strong>Grundwasser</strong>probleme bekommen. Befürchtung der Stadtwerke Königsbrunn Durch einen schlechten <strong>Grundwasser</strong>abfluss in den Lech entsteht ein höherer <strong>Grundwasser</strong>stand und dadurch wird die Betroffenheit ausgeweitet. Wir befürchten, dass sich das negativ auf die Trinkwassergewinnung von Augsburg und Königsbrunn auswirkt. Die geschützten Lebensraumtypen, die vielleicht vor 100 Jahren noch nicht hier waren, könnten durch Maßnahmen von Licca liber wieder verschwinden. Außerdem wäre die Enteignung von Nutzwald ein Wirtschaftsfaktor. Wir sehen aber die Chance, dass durch die Stützung der Lechsohle die tieferliegenden <strong>Grundwasser</strong>schichten geschützt werden und eine Trinkwasserentnahme weiterhin möglich ist. Und die Chance zur Schaffung eines neuen Lebensraumes Lech, mit Neuansiedlung bzw. Wiederansiedlung ursprünglicher Arten und damit eine Erhöhung der Artenvielfalt. Die Stadtwerke Königsbrunn wünschen sich keine Veränderung in der Wasserqualität bzw. keine Eingriffe in den Trinkwasserschutz. Weiters, dass unser Projekt für die grundwasser-­geschädigten Königsbrunner Bürger umgesetzt werden kann. Positiv am Projekt Licca liber ist die offene Auseinandersetzung im Prozess. Seite 28


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Input und Fragen der Teilnehmenden: Input und Frage: Wir müssen die ganze Talaue betrachten, dort wo der Wald ist. Anregung für eine Untersuchung der Frage: Inwieweit kann das unter Druck entstehende, seitliche Unterwasser von der Staustufe 23 in den Lech abgeführt werden bzw. in die Stadtbäche hinein? Wie ist die Problematik südlich von Königsbrunn mit den drei Entnahmebrunnen? Antwort: In der Genehmigung der Staustufen ist es ein erklärtes Ziel den <strong>Grundwasser</strong>leiter anzuheben. Das ist auch geschehen <strong>zum</strong> Schutz der lechbegleitenden Natur (Aue). Bei der Ableitung ist es so, dass wir das Wasser im Bereich Königsbrunn gewinnen und in den Lochbach ableiten. Der Lochbach ist das einzige regulierbare Gewässer. z.B. wenn wir rd. 1 Kubikmeter/Sekunde rausnehmen und dann einleiten müssen, können wir uns mit der EON abstimmen, dass von der EON das reduzierte Wasser in den Lochbach abgegeben wird. Damit ist gewährleistet, dass es in Augsburg zu keiner Überschwemmung kommt. Bei der Infiltration würden wir oberhalb des Wehrs Wasser entnehmen und südlich des Stadtwaldes wieder infiltrieren. D.h. wir würden 1 Kubikmeter Wasser rausnehmen und ein paar 100 Meter unterhalb wieder infiltrieren, so dass das Summenspiel im Lochbach gleich bliebe. Derzeit läuft dafür noch das Genehmigungsverfahren. Input: Auf der Ostseite sieht es ein wenig anders aus, weil ca. 1,4 km Flusslänge von der Stauwurzel zur Spundung nicht gespundet sind. Dort gibt es keinerlei Steuerungsmöglichkeit durch die EON. Das Wasser drückt einfach durch den Deich und der Schwellbetrieb mit 62 cm (Spitzenstromgewinnung) wird rauf und runter gefahren. Normalerweise findet eine gewisse Selbstdichtung statt, wenn ein Gewässer dauerhaft ansteigt. Wenn das Wasser aber wieder abgesenkt wird fließt das Wasser wieder in den Fluss zurück und die Dichtung wird rausgespült. D.h. es findet keine Selbstdichtung statt und wir haben ein offenes Kiesbett durch das das Wasser einfach durchläuft und nach Kissing und Mering fließt. Dies wird durch die Baggerung noch gefördert. Frage: Wenn Wasser in Kissing abgepumpt wird und in den Lochbach eingeleitet wird, dann fließt es ja über die verschiedenen Bäche in das Wasserschutzgebiet und versickert dort teilweise. Gibt’s dazu schon Untersuchungen inwieweit das mit dem Trinkwasserschutz verträglich ist? Antwort: In Königsbrunn sind wir mit der Planung vor dem Konsultationstermin mit den Betroffenen. Die Menge der Infiltration kommt aus der Studie und hat die Bedingung, dass die Dynamik im Stadtwald weiterhin vorhanden bleibt. Der Naturschutz möchte im Stadtwald Königsbrunn keine Absenkung des <strong>Grundwasser</strong>s haben. Im Herbst 2013 werden wir dann in einer großen Runde mit allen Betroffenen die Ergebnisse betrachten und diskutieren. Dieses Jahr müssen wir auch die Umweltverträglichkeitsprüfung machen. Es wir eine Abschätzung getätigt, welches Biotop tatsächlich vom <strong>Grundwasser</strong> beeinflusst ist oder nicht beeinflusst. Diese Abschätzung muss dann noch in das Plangenehmigungsverfahren einfließen. Auf Seite 29


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser jeden Fall muss die Wasserqualität betrachtet werden. In der ersten Variante 1999 hat man das Wasser aus finanziellen Gründen einfach in den Lech abgeleitet. Frage: Gibt es eine Berechnung in welchem Umfang Wasser im Bereich der Staustufe 23 in Richtung Kissing Brück infiltrieren. Input: Die diskutierten Probleme sind größtenteils durch die Staustufe 23 verursacht. Das liegt eindeutig am Kraftwerksbetreiber und Königsbrunn und Kissing kämpfen nun schon mehr <strong>als</strong> 30 Jahren gegen das Kraftwerk. Es scheint, dass wer mehr Geld hat auch mehr Recht bekommt. Es gibt auch genügend Experten, die der Meinung sind, das eine Anhebung der Sohle keinen Einfluss mehr auf das <strong>Grundwasser</strong> hat, weil das Wasser läuft ja in der Regel nicht rückwärts. D.h. es gibt keine negativen Auswirkungen von der Staustufe nach unten und wo das Trinkwasser nur gebremst wird. Durch die Sohlanhebung kann das Wasser nicht so schnell abfließen, aber das Wasser wird nicht gestaut. Es wird ein Gleichstand hergestellt. Durch die Verhinderung des schnellen Abfließens wird die Wiedervernässung erreicht. Antwort: Zum Teil ist das richtig, aber der <strong>Grundwasser</strong>leiter wird durch die Staustufe 23 gegen die Terrasse gedrückt (der Flaschenh<strong>als</strong>) dabei fließt das <strong>Grundwasser</strong> in diesem Bereich ein und ab. Wenn in diesem Bereich etwas geschieht, das den Abfluss dieses <strong>Grundwasser</strong>leiters verhindert, dann haben wir noch ein größeres Problem! Dies wird mit dem berechneten hydrogeologischen Modell bestätigt. Input: Östlich vom Lech reichen die Umlaufgräben nur so weit wie auch gespundet wurde. D.h. was südlich aus dem Lech ins <strong>Grundwasser</strong> austritt fließt nicht mehr zurück, sondern in Richtung Kissing. Es hat eine Untersuchung stattgefunden, ob der Kissinger Brunnen von dem Wasser berührt wird. Mittels Farbinfiltrierung wurde festgestellt, dass die gelbe Fahne deutlich östlich vom Kissinger Brunner in Richtung Paar vorbei geflossen ist. Input: Das Wasser, welches zur Infiltration verwendet wird, kommt aus dem Lochbach und aus dem Lech selber. Das Wasser ist nicht belastet vom Baugebiet in Königsbrunn. Das Wasser aus dem Baugebiet kommt nur dann in den Lochbach, wenn keine Ableitung in den Stadtwald erfolgt. Ableitungen vom Lochbach in den Stadtwald sind der Aumühlbach, der Neue Graben und der alte Großgraben. Input: Wenn man die Urlandschaft Lech in Österreich kennt, dann berührt das einen sehr! 2006 gab es am LFU ein sehr interessantes Symposium. Die Quintessenz aus den vielen Betrachtungen der Naturlebensräume ist, der Mensch kann keine Natur schaffen, das kann nur ein freier Lech. Einmal quergedacht: Das Wasserwirtschaftsamt wurde heute <strong>als</strong> Planer mit vielen Problemen konfrontiert und wahrscheinlich ist das bei den anderen <strong>Workshop</strong>s auch so. Ein Planer braucht zur Bearbeitung ausreichend Raum mit möglichst wenigen Randbedingungen. Die harten Randbedingungen sind der Flaschenh<strong>als</strong> bei der Planung z.B. der Trinkwasserschutz. Und ich stelle die Frage sind das wirklich harte Randbedingungen? Warum kann ich nicht auch die Trinkwassergewinnung neu ordnen? Z.B. die Trinkwassergewinnung nur auf eine Seite verlegen und gewinne auf der anderen Seite Seite 30


<strong>Protokoll</strong> Grund-­‐ & Trinkwasser Raum, Raum für den Lech (Aufweitung) und vielleicht auch eine Lösung der <strong>Grundwasser</strong>probleme. Wichtig ist, alle Randbedingungen auch mal zu hinterfragen, auch der Naturschutz wird sich von manchen Vorstellungen lösen müssen. Wenn am Lech Eingriffe getätigt werden, dann muss man auch berücksichtigen, dass für eine gewisse Zeit auch Eingriffe in die Natur hingenommen werden müssen. Der Lech in seiner Urform nimmt sich was und gibt auch wieder was zurück und diese Dynamik prägt ja diese herrliche Landschaft. ABSCHLUSS-­‐STATEMENT Ralph Neumeier Dank an alle Teilnehmer für die gute Diskussionskultur. Ich hoffe, dass am nächsten <strong>Workshop</strong> wieder möglichst viele teilnehmen werden, damit einen gewisse Durchgängigkeit gewährleistet wird. Wir haben heute bewusst versucht alle möglichen Aspekte, die <strong>beim</strong> Thema <strong>Grundwasser</strong> eine Rolle spielen, mit aufzunehmen auch wenn sie vielleicht das Projekt Licca liber nur am Rande tangieren. Uns war auch wichtig, dass das Thema hohe <strong>Grundwasser</strong>stände behandelt wurde und aufgezeigt wurde, wie groß die Betroffenheiten sind und dass wir in der Planung auf dieses Thema achten müssen. Die Ausführungen der IGHS zur Staustufe 23 ist die Sicht der IGHS und deckt sich nicht unbedingt mit der Sicht des Wasserwirtschaftsamtes. Diese Thematik ist nicht so einfach, das zeigt schon die Vielzahl der unterschiedlichen Gutachten und die Multikausalität des Themas <strong>Grundwasser</strong>s. Es gibt verschiedenste Einflüsse und man kann nicht einfach sagen so und so ist es. Heute ist es gelungen die verschiedenen Sichtweisen wie Naturschutz, Trinkwasserschutz (Siebenbrunner Quellflur) und Hochwasserschutz (nasse Keller) zu behandeln. Herzlichen Dank! Seite 31

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