22Das Stundenbuch aus Poitiersin der Lissabonner Stiftung GulbenkianDreieck Angers,Tours und Poitiers,ca. 1460-65Museu FundçãoCalouste Gulbenkian,Lissabon,Ms. L. A. 135Limitierte Auflage:995 Exemplare352 Seiten(176 Folios)Format:25,2 x 17 cmÜber 850Bildmotive,39 Seiten mitgroßen Miniaturen,24 Seiten mit4-seitigen Bildbordürenund jew.einem Medaillonin Gold-Camaïeu,248 Seiten mit dreiMiniaturenDt. Kommentar:Prof. Dr.Eberhard KönigEinband: blauerSamt über Holzdeckelnmit 5sichtbaren Bünden,GoldschnittAYN EDICIONES<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong>Am Stundenbuch Ms. L. A. 135 derStiftung Calouste Gulbenkian in Lissabonwar eine Gruppe von Malern beteiligt, die nurmit Notnamen bezeichnet werden können.Sie gehören trotz offensichtlicher Stilunterschiedeschließlich doch in der Geschichteder französischen Buchmalerei des 15. Jahrhundertszusammen. Fassbar sind sie unterdem Begriff des Jouvenel-Stils.Unser Stundenbuch entstand imUmfeld eines herausragenden Künstlers,den man nach einer Tochter Ludwigs XIV.Meister der Adelaide von Savoyen oder nacheinem Missale mit seinen größten MiniaturenMeister von Poitiers 30 nennt. Beteiligtwaren zudem der Hauptmeister des LissabonnerStundenbuchs alias von Walters 222,der Meister des Madrider Stundenbuchs undein Nachfolger Jean Fouquets aus dem Umfelddes Yale Missales und des Wiener Mamerot,ein Künstler, der aus der Werkstattdes Hauptmalers stammt, aber nach einerArt Lehrzeit bei Fouquet mit neuen Ideenans Werk geht. Jeder der vier Künstler, dieam Lissabonner Stundenbuch beteiligt waren,hat seinen Platz in der französischenKunstgeschichte im Zeitalter Jean Fouquets.Calouste Gulbenkian, 1869-1955,war ein vermögender britischer Ingenieur,Ölforscher, Geschäftsmann, FinanzexperteKalenderblatt Mai mit Illustration zum Baumfestund Kunstsammler. Beide Elternteile gehörtenberühmten armenischen Familien an, derenUrsprünge sich bis in das 4. Jahrhundertzurückverfolgen lassen. Gulbenkian ist alsGründer der in Lissabon ansässigen StiftungFundção Calouste Gulbenkian bekannt, diedas im Jahr 1969 eröffnete gleichnamige Museumverwaltet. Gulbenkian selbst war eingroßer Liebhaber der Bildenden Kunst. Dankseines Vermögens konnte er eine unschätzbareSammlung von Gemälden, Skulpturen undkostbaren kunsthandwerklichen Meisterstückenzusammentragen.Auch unser Codex gehört dazu. Seinereiche Illuminierung umfasst nicht nur diegewohnten Themen des Marienzyklus‘, derBußpsalmen und des Toten-Offiziums, sonderndarüber hinaus einen packenden Passionszyklusund eindrucksvolle Bilder zu denFürbitten der Heiligen. Die Bildfülle wartetmit vielen Kleinbildern in den Bordüren auf:alle Textseiten sind mit drei Miniaturen inden Rändern geschmückt, die sich zwischenGeschichten des Alten Testaments und frecherGroteske bewegen.
Der Chansonnier de Jean de MontchenuEin doppelt herzförmiges Liederbuch23Frankreich,um 1475Bibliothèquenationale deFrance, Ms.Rothschild 2973Limitierte Auflage:1.380 ExemplareWahrscheinlich um1475 wurde diese Handschrift,eine Sammlung italienischerund französischer Liebeslieder(und eines spanischen), fürJean de Montchenu, Adeliger,Apostolischer Protonotar, Bischofvon Agen (1477) und Viviers(1478-1497), geschaffen.Ist das Buch geschlossen,hat es die Form eines Herzens.Wird es geöffnet, nimmt es die Gestalteines Schmetterlings an, gebildet aus denHerzen zweier sich Liebenden, die in ihrenLiedern Liebesbekundungen austauschen.Wie leicht vorstellbar, ist bereits die herzförmigeKontur der Handschrift eine Rarität.Einzigartig jedoch sind die bei ihrer Öffnungsichtbare Darstellung zweier verbundenerHerzen und das reichhaltige Dekor.Die Lieder in französischer und italienischerSprache, geschrieben für verschiedeneStimmen, sind das Werk einiger derbesten mittelalterlichen Tondichter und Musiker.Guillaume Dufay und Johannes Ockeghem,die führenden Komponisten in der erstenHälfte des 15. Jahrhunderts, zählen dazu.Guillaume Dufay (1397-1474), vom Papsternannter Kanoniker in Cambrai und Mons,schuf gleicherweise geistliche und weltlichhöfischeMusik, Messen und Motetten sowiefranzösische Chansons. Johannes Ockeghem(1410-1497), flämischer Komponist undKleriker, Sänger am Hof des französischenKönigs Karl VII., Schatzmeister der KircheSt. Martin in Tours und Diplomat des Papstes,war einer der herausragendsten Bassisten seinerZeit.Taucht das Wort „Herz“ im Liedertextauf, wird es symbolisiert durch ein feinanmutendes Piktogramm. Im Codex stehensich zwei ganzseitige Miniaturen gegenüber.In der ersten schießt Liebesgott Cupido mitseinen Pfeilen auf eine junge Dame, währenddie Schicksalsgöttin Fortuna das Lebensraddreht. In der zweiten nähern sich die Verliebteneinander. Pentagramme, Musik und Liebesgedichtesind umgeben mit Illustrationen vonTieren, Vögeln, Hunden und Katzen sowiealler Arten von Blumen und Pflanzen, erhöhtdurch die reiche Verwendung von Gold. ZuHarmonie und Eleganz des Codex trägt auchder Einband aus blutrotem Samt bei, der dieses„Buch des Herzens“ umschließt.Kommentar(Engl.): Prof. Dr.David Fallows(Univ. ofManchester),dt. Übersetzung:Dr. Susan M.Weinert144 SeitenFormat:22 x 16 cm2 ganzseitigeMiniaturen,127 Seiten mitIllustrationen vonPflanzen, Tierenund mythologischenWesen,reiches GolddekorEinband: herzförmigin rotem Samtmit Lederschatulleund Präsentationsvitrinein AcrylAudio CD:EnsembleFontegaraVICENT GARCÍA<strong>Bibliotheca</strong> <strong>Rara</strong>
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