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SFT 5/84 - Science Fiction Times

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16<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 5/<strong>84</strong>wird es kaum gelingen, sich in den Kreisobiger Spitzenwerke einzureihen. Ihnenfehlen all die Höhen und Tiefen, um ausder Masse der Veröffentlichungen hervorzustechen.Paul O. Williams bietetstilistisch routinierte Konfektionsware,er orientiert sich hart am derzeit Gängigen,der Abenteuerlektüre ohne Experimenteoder besonderen Tiefgang.Zum Inhalt: Ein Jahrtausend nachdem nuklearen Holocaust haben sichin Nordamerika mehrere verfeindeteVolksgruppen etabliert. Eine davon, diePelbar, lebt in festungsähnlichen, matriarchalischorganisierten Wohnstättenam ehemaligen Mississippi. DIE ZITA-DELLE VON NORDWALL beschreibtden Kampf eines ihrer Bewohner umdie Einigung der Gruppen. DIE ENDENDES KREISES führt die Handlung mitdem Aufbruch zweier Pelbar gen Westenfort. Auch sie treffen auf problematischeVerhältnisse und setzen durch die Begegnungverschiedener Kulturen neueDenkprozesse in Gang.Hört sich ganz gut an, nicht wahr?Ist es aber nur teilweise. Williams wirdimmer dann stark, wenn es gilt, die Lebensumständeseiner Figuren detailliertund lebendig zu schildern. Besondersim zweiten Band entstehen interessanteCharaktere und viel Spannung. Des Autorsanalytische Versuche aber bleiben– soweit es gesellschaftliche Zuständeangeht – regelmäßig an der Oberflächestecken. Groß interpretieren kann manda nicht, denn eine explizite Botschafthat Williams nicht anzubieten. Woraufes ankommt, wird bald klar: Der PEL-BAR-Zyklus ist recht anspruchsloseFeierabendlektüre. An dieser Funktiongemessen müssen die beiden ersten Bändedeshalb (wohl oder übel) als geglücktbezeichnet werden. Ein Lob ist’s demRezensenten dennoch nicht wert; Williamsbietet zu wenig Originalität, zu wenigAmbition auf zuviel Raum.Robert FeldhoffChristopher PriestDER STEILE HORIZONT(The Inverted World)München 19<strong>84</strong>, Heyne 06/41, 301 S.,DM 7,80Deutsch von Yoma CapDas Prinzip der Gildenerziehung galtnoch immer: ich wußte, daß ich mir überalles, was ich sah, selbst klarwerdenmußte und mich nicht auf die Theorienoder Auslegungen anderer verlassenkonnte. Unter dieser Prämisse steht dasKonzept eines Romans, dessen Verfasserzu den bedeutendsten britischen SFAutorender siebziger und achtziger Jahrezählt. In dem bereits 1976 unter demTitel DIE STADT erschienenen Buchtreffen psychologische und physikalischeProblematiken aufeinander, wie siein solcher Konsequenz wohl selten inden Dienst der individuellen Suche nachRealität gestellt worden sind. Zum Inhalt:Als Helward Mann zum erstenmaldie Stadt verlassen darf, erkennt er mitErstaunen, daß die Welt nicht so aussieht,wie er es während seines behütetenAufwachsens gelernt hat. In seiner neuenFunktion als Zukunftsvermesser muß erdas vor der Stadt liegende Terrain erkunden,damit sie mit einer Geschwindigkeitvon einer Meile in zehn Tagen auf Schienenhinterhergezogen werden kann, dievor ihr gelegt und hinter ihr wieder abgerissenwerden. Sie darf nicht aus demOptimum geraten, jenem Sektor, in demder Schwerevektor, das ist die Resultierendevon Zentrifugalkraft und Gravitation,am wenigsten von der Vertikalenabweicht. Es handelt sich dabei um eineimaginäre die Welt umrundende Linie,die für Stadtbewohner gesunde physikalischeVerhältnisse markiert. Weicht manvon ihr ab, so tritt ein Deformationseffektauf, den Helward Mann währendseiner Erkundungsreisen im Rahmen derGildenausbildung am eigenen Leib verspürt.Je nachdem, ob man nach Südenoder nach Norden geht, in die Vergangenheitoder in die Zukunft, verstreichtdie Zeit schneller oder langsamer, ziehtsich die Oberfläche der Welt buchstäblichin die Länge oder wird gestaucht.Seine Erfahrungen lassen Helward zudem Schluß kommen, daß Erde undSonne hyperbolisch geformt sind, einenin sich geschlossenen Raum darstellen.Von dieser Einsicht gibt es kein Zurückmehr, selbst als er am Ufer eines unüberschaubarenGewässers steht und sichin die Realität schicken muß: es ist derAtlantik. Eine Frau von außerhalb derStadt bietet eine Erklärung für die seltsameWahrnehmungsweise der Stadtbewohner.Demnach sind sie Opfer eineselektrischen oder Strahlenphänomens,das von den Stromerzeugern der Stadthervorgerufen wird und ein Feld aufbaut,das sich permanent auf das menschlicheWahrnehmungsvermögen auswirkt undzu erblichen Genveränderungen führt.Die Stadt hat sich durch Asien bis an denRand Europas bewegt, und jetzt wäre eseigentlich angebracht, daß sich die subjektivverfremdete Sichtweise der Stadtbewohnerwieder objektiviert, aber dieHandlung endet offen. Der Versuch wirdzwar angedeutet, das Gelingen bleibt jedochfraglich.Bis auf einige etwas exotische Begriffsprägungenträgt die gelungeneÜbersetzung stark zu dem faszinierendenLeseerlebnis bei. Die menschlicheDetermination, die der Roman auf sograndiose Weise zum Thema hat, erinnertan das Leben dreidimensionalerWanzen auf einer zweidimensionalenWelt: Im Angesicht der eigenen Grenzenlöst sich ihre Existenzgrundlageauf. Die letzten Hürden können nichtübersprungen werden. Mit DER STEI-LE HORIZONT wird auch der Wettlaufdes Einzelnen gegen die Zeit formuliert,gegen die zunehmende Drangsal des Alters.Das individuelle Streben nach Horizonterweiterungbleibt Stückwerk undfolgt einer Entwicklungslinie, die in sichgekrümmt ist, die eigene Wahrnehmungverändert und sie immer weniger mitteilbarmacht.Joy ChantKÖNIGE DER NEBELINSEL(The High Kings)Bergisch Gladbach 19<strong>84</strong>, Bastei Paperback28125/ 1980,313 S., DM 19,80Deutsch von Rosemarie HundertmarckMit Joy Chants Buch über die sagenhaftenKönige der britischen Insel liegtwieder ein sehr schön gestaltetes, mit35 Farbillustrationen und zusätzlichenZeichnungen und Karten ausgestattetesBastei-Paperback vor. Die Bilder desenglischen Malers George Sharp bestechenallerdings durch ihre technischeQualität mehr als durch ihre historischeDetailtreue. In ihrer atmosphärischenund konzeptionellen Anlage scheinendeutliche Anklänge an bekannte Künstlerwie Gustav Klimt, Hal Foster undFrank Frazetta durch. Etwas deplaziertwirkt das Frauenideal des Malers, dasstark an die synthetischen Schönheitenunserer Glamour-Magazine erinnert,doch diese Freiheit gestanden sich schonbedeutendere Leute als Sharp zu.Nach der irischen Bewegung des„Celtic Twilight“ um die Jahrhundertwendezeichnet sich in unserer Zeitwieder ein verstärktes Interesse am kel-

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