18<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 5/<strong>84</strong>Karl Michael Armer undWolfgang Jeschke (Hrsg.)ZIELZEIT. Die schönsten Zeitreise-Geschichten, 2. BandMünchen 1985, Heyne 06/29, 441 S.,DM9,80Div. ÜbersetzerIn seiner Vorstellung des ersten Teilsdieser Anthologie (unter dem Titel DIEFUSSANGELN DER ZEIT als Heyne-TB 06/28 erschienen) kam der Rezensent(s. <strong>SFT</strong> 8/<strong>84</strong>) zu dem Ergebnis, aufden abschließenden zweiten Band dieserSammlung könne man sich freuen. DiesePrognose hat sich mit nur leichten Einschränkungenerfüllt.Achtzehn Erzählungen sowie mehrereRomanauszüge enthält dieses Taschenbuch,dessen Beiträge bis auf dreiAusnahmen allesamt aus dem englischenSprachraum stammen. Inhaltlich hingegenist ein breites Spektrum abgedeckt:neben eher heiteren Geschichten (etwaJohn Brunners Testbericht des „GalaktischenVerbraucher-Services“ „PreiswerteZeitmaschinen“ oder dem „Vereinder Freunde des Fusels“ von KingsleyAmis, in der es um eine sehr alkoholarmeZukunft geht) stehen solche ernsterenInhalts (Georg Kilworths Neufassungder Kreuzigung Jesu, „Auf nachGolgatha“, oder Brian Aldiss „Der Mannin seiner Zeit“ z. B.). Neben solchen mitfast schon philosophischem Anspruch(John Sladeks „Im Überlandbus“, demBericht einer schier unendlichen Reise,und Robert Silverbergs „Was heute inder Morgenzeitung stand“, in der einigeAbonnenten eines Morgens eine Zeitungaus der nächsten Woche erhalten) sindLiebes- (Robert Youngs „Das Mädchenmit dem Löwenzahnhaar“ – jemandlernt unter höchst ungewöhnlichen Umständenseine Frau kennen – oder PhilipFarmers „Die Welt, die Dienstag war“)und Kriminalgeschichten („Der Agent“von Christopher Priest und David Reddoder „Viele Häuser“, einer geistreichenVermischung von Wunschtraum undWirklichkeit von Silverberg) zu finden.Neben einer an den ökonomischen Konsequenzender Manipulation des PhänomensZeit interessierten (Mark Reynolds„Zins und Zinseszins“ ) auch die zweiereinsamer Männer, die trotz der sie trennendenJahrhunderte Freunde werden(Ursula LeGuins „April in Paris“), oderdie eines standesbewußten Aristokratenaus dem ausgehenden 18. Jahrhundert,dem es ohne größere Schwierigkeitengelingt, in der DDR unserer 70er JahreKarriere zu machen (Klaus Möckels„Der Irrtum“).Die Romanauszüge sind dem 1983 beiNymphenburger erschienenen „Briefe indie chinesische Vergangenheit“ von HerbertRosendorfer entnommen, in dem einchinesischer Würdenträger des 10. Jahrhundertsaus dem München der Gegenwarteinem zurückgebliebenen Freundbrieflich seine Eindrücke mitteilt (geschriebennatürlich auf Zeitreisepapier).So vergnüglich diese Briefe auch zu lesensind, so muß man doch anmerken,daß sie – aus dem größeren Zusammenhanggerissen – letztlich Fragmente bleiben,die wohl besser durch eine weitereselbständige Erzählung ersetzt wordenwären. Der Hinweis auf RosendorfersBuch hätte in einem Tips zum Weiterlesengebendem Nachwort oder zumindestin einer themenbezogenen Literaturlisteuntergebracht werden können, die leiderebenso fehlen wie eine Begründung fürden Umstand, daß die Herausgeber –entgegen ihren im Vorwort zum erstenTeil erklärten Absichten – auch Textemit aufgenommen haben, die in jüngererVergangenheit schon in anderen Zusammenhängenveröffentlicht worden sind.Wenn dem regelmäßigen SF-Lesersomit vieles bereits bekannt sein wird,so bleibt diese Anthologie doch ein gleichermaßenniveauvolles wie unterhaltendesLesebuch, bestens geeignet u. a.als Geschenk für Freunde und Bekannte,die mit dem Begriff „<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>“bislang nicht viel anfangen können.Walter Udo Everlien
<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 5/<strong>84</strong> 19Video TipsDER ANDROID (Android, USA1983), Regie: Aaron Lipstadt, Buch:James Reigle , Don Opper, mit Opper,Klaus Kinski, Brie Howard.B-Picture aus der Corman-Fabrik: Eineeinsame Raumstation, ein Mad-Scientist,drei geflohene Verbrecher und einAndroid , der sich in dem ganzen Wirbellangsam zum echten Menschen entwickelt.Mag ja sein, daß „kein PerryRhodan-Autor seinen Lesern mit einer dermaßenausgelutschten Idee zu kommen wagenwürde“ (Lexikon des SFFilms), aber imKino zählen eben auch und vor allem diefllmischen Ideen. Und da hat Aaron Lipstadtweit mehr auf dem Kasten als dasGros sonstiger SFRegisseure . (80 Min.- Warner Horne Video)ANGST DER VERLORENEN, Regie:Don Dohler, mit Don Leifert, GeorgeStover, Richard Nelson.Satan schlüpft in einen Leichnam undmordet sich in seiner neuen Identität alsMusiklehrer durch eine kleine Vorstadt.Hm, tja ... (89 Min. - TopPic)COUNTDOWN -START ZUMMOND (Countdown, USA 1967), Regie:Robert Altman, Buch: LoringMandel , mit James Caan, Robert Duvall,Barbara BaxJey.Dokumentarisch angehauchter Filmüber das Wettrennen zum Mond: Zwargewinnt der amerikanische Astronautschließlich, doch leider geht ihm obendie Luft aus. Bleibt als letzte Tat das Hissender Flagge. Lendenlahmer Alt· man-Film unter dem Banner bedingungsloserTechnikgläubigkeit. (101 Min. - WarnerHorne Video)EIN ENGEL AUF ERDEN (BRD1959), Regie: Geza von Radvanyi,Buch: Rene Batjavel, von Radvanji,mit Romy Schneider, Henry Vidal,Jean-Paul Belmondo.Schutzengel nimmt Romy SchneidersGestalt an, um einen liebeskrankenRennfahrer vor dem Selbstmord zu bewahren.Biedere Komödie mit leichtemFantasy-Touch für die liebe Omama. (89Min. - TopPic)DAS ENGELSGESICHT (The BeastWithin, USA 1982), Regie: PhilippeMora, Buch: Tom Holland, mit RonnyCox, Bibi Besch, Paul Clemens.17jähriges Produkt einer Vergewaltigungentwickelt sich zum Monster und mordetNEU AUF KASSETTEIM MAI ’85sich durchs Land. Was als stimmungsvollerGrusel im Lovecraft-Stil beginnt,endet allzu bald in ekligem Spezialeffekt-Gesudel(98 Min. - Warner HorneVideo)DER FEUERTEUFEL (Firestarter,USA 19<strong>84</strong>), Regie: Mark Lester, Buch:Stanley Mann, mit David Keith, DrewBarrymore, George C. ScottOder „How to overact shamelessly“:Junge Pyrokinetikerin gerät in die Fängedes mysteriösen „Shop“. Aus StephenKings vielleicht politischstem Romanzimmerte Mark Lester eine platte Neuauflagevon Brian de Palmas CARRlE.Siehe Kritik in <strong>SFT</strong> 9/<strong>84</strong>. (115 Min. -Thorn-EMI)STAR TREK 3 – AUF DER SUCHENACH MR. SPOCK (Star Trek 3 –The Search for Spock, USA 19<strong>84</strong>),Regie: Leonard Nimoy, Buch: HarveBennett, mit William Shatner, DeForestKelley, Christopher Lloyd.Gegen den Willen seiner Vorgesetztenzieht Captain Quark ein weiteres Mal aufden inzwischen langsam zerfallendenGenesis-Planeten, alldieweil dort SpocksLeichnam liegt, der für dessen Wiederauferstehungdringend benötigt wird.Sich selbst etwas zu ernst nehmendeHymne auf den spitzohrigen Kulthelden,ebenso gut getrickst wie miserabel synchronisiert.Siehe Kritik in <strong>SFT</strong> 11/<strong>84</strong>.(lOS Min. – CIC)SPLASH - JUNGFRAU AM HAKEN(Splash, USA 19<strong>84</strong>), Regie: Ron Howard,Buch: Lowell Ganz, BabalooMandel, Bruce Jay Friedman, mitTom Hanks, Daryl Hannah, JohnCandy.Gemüsegroßhändler verliebt sich in einehübsche Nixe. Amüsante, für Disneyüberraschend kesse Fantasy-Komödie.Siehe Kritik in <strong>SFT</strong> 9/<strong>84</strong>. (111 Min. -Wald Disney Horne Video)DIE UNHEIMLICHE MACHT (TheKeep, GB 1983), Regie und Buch: MichaelMann, mit Jürgen Prochnow,Scott Glenn, Alberta Watson.Irgendwo im Rumänien des ZweitenWeltkriegs treten ein guter Nazi und einSS-Offizier gegen ein Karpatenschloßmonsterund dessen jüdischen Verbündetenan. Umrahmt von kryptischen Dialogen,wallenden Nebeln und kühlblauenLichtkaskaden bannt schließlich einunsterblicher Wächter den Spuk. Formalverwandt mit Tony Scotts BEGIERDEgefällt sich das Horrorepos vornehmlichin der Komposition visuell faszinieren-