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SFT 5/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 5/<strong>84</strong> 27lerischem Effekt. Der Rezensent LudwigRief hat das Buch in fast allen Punkten sobesprochen, wie ich es auch rezensiert hätte(auch hinsichtlich seiner Kritik), so daß mirim Grunde nur noch zu sagen bleibt, daßdieser Roman sich durch stilistische und psychologischeKonsequenz in einem Maß auszeichnet,das wiederum auch seine Grenzenund Gefährdungen aufzeigt. Wenn der Autorein streng behaviouristisches Experiment mitallen Voraussetzungen und möglichen Folgendarstellt, bewegt er sich auf der Ebene der Rationalitätund des kausalen Determinismus.Wenn er uns aber den Sinn des Experimentsverschweigt und uns über die Experimentatoren(offenbar mit Absicht) im unklarenläßt, dann verläßt er diese Ebene und machteinen gewaltigen Sprung ins Irrationale.Aus den Versuchspersonen werden Menschen,und das Experiment verwandelt sichin eine Schicksalstragödie vor alltäglichemHintergrund, deren Geheimnisse bis zuletztungelöst bleiben. Aus dieser Spannung zwischenRationalität und Irrationalität, aus derlogisch-psychologischen Ambivalenz bei derDarstellung menschlichen Zusammenlebensauf engstem Raum (Schiff als Versuchsstation),durch die Sprengung des Modellcharaktersder menschlichen Gesellschaft und ihreReduktion auf Urtriebe erwächst zweifellosdie ungewöhnliche Wirkung von AIPOTUauf den Leser. Es wird jedoch auch deutlich,daß es dem Autor für die Darstellung einerechten Tragödie oder Katastrophe vor alleman der Kraft der wirklichen Menschendarstellungund Charakterzeichnung mangelt. Alleseine Figuren wirken bis zum Schluß marionettenhaftund eigentümlich blaß, eben wieVersuchspersonen, die sich den Bedingungeneines Experiments unterworfen und ihrMenschsein a priori aufgegeben haben.Das zweite Buch, zu dem ich die Meinungdes Rezensenten Michael Nagula ergänzenund in einigen Punkten korrigieren möchte,ist DAS SPINNENLOCH (Frankfurt a.M.19<strong>84</strong>, Suhrkamp st 1935), ein Band mit Erzählungendes bekannten Bremer AutorsGerd Maximovic. Maximovic hat das stilistischeNiveau seines ersten Bandes DlE ER-FORSCHUNG DES OMEGA-PLANETENdurchaus gehalten, in einigen Punkten sogarverbessert bzw. durch psychologische Finessenbereichert. Die teilweise grobsinnlichen,ja gewalttätigen Horroreffekte früherer Erzählungensind einer manchmal subtilen,beinahe surrealistischen Seh- und Darstellungsweisegewichen (Das Spinnenloch. DerPlanet Eden). Stärker als bisher versucht sichda Autor in der Darstellung tiefenpsychologischerPhänomene, Archetypen. Träumeund verbindet sie mit Betrachtungen über dasäußere Universum, wobei die Innen- und Außenweltjeweils als Spiegelbild der anderenerscheinen.Die beste und eigenartigste Erzählungdes Bandes mit der Überschrift „Das Ding,das vom Himmel fiel“ ist geradezu als einehommage à Kleist zu bewerten. Das spätmittelalterlichePanorama und die Atmosphäredes „Michael Kohlhaas“ werden hier bisins Detail treffend nachgezeichnet und nichtüberzeichnet, wie der Rezensent meint. Die(wiederum ambivalente) Wirkung dieses erzählerischenKabinettstücks liegt ja geradedarin, daß diese Welt blinden Aberglaubensdurch die Existenz eines Außerirdischen –eben jenes Dings, das vom Himmel fiel – ausden Fugen gerät. Der Rezensent hat hier m.E. zu Unrecht die Diversifikation des Inhalts,bedingt durch eine Mischung heterogener erzählerischerElemente, dem Autor als Mangelan Form oder Stilbruch angelastet. Schließlichmöchte ich noch einiges zu Ulrich HorstmannsDAS GLÜCK VON OMB’ASSA(Frankfurt a. M. 1985, Suhrkamp st 1088)bzw. zur Rezension von Klaus W. Pietreksagen. Offensichtlich haben manche RezensentenSchwierigkeiten, sprachliche Satireals Gesellschaftskritik zu lesen, und verlangenvom Autor da „action“ und ausgedehnteDetailschilderungen, wo er gerade Interaktionauf bestimmte Sprachmuster und semantischeEbenen reduzieren will. Auch ist es einewachsende Unsitte, den Inhalt von Büchernüber die genrespezifische Zuordnung odergar vom Klappentext her zu beurteilen. Ichhalte die umgekehrte Reihenfolge in jedemFall für besser und vor allem für die richtige.Horstmann, der sicher kein Erzähler im strengenSinne, sondern eher ein sehr geistreicher,sprachgewandter Essayist ist, mit Sladekoder Aldiss zu vergleichen, tut beiden SeitenUnrecht. Der „literarische Wasserkopf“Horstmanns ist bestimmt nicht größer als derso manchen amerikanischen <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Autors, der seine außerirdischen Szenerienmit prahlerischem Jargon und pseudo-wissenschaftlichemVokabular so unzureichendausstattet, daß die Hohlräume und der erzählerischeLeerlauf erst richtig spürbar werden.Das Element des Außerirdischen, das derRezensent als Idee weiter ausgestaltet sehenmöchte, hat Horstmann in unserer Alltagsweltund die vom Bewußtsein produziertenDenkschablonen deutlich integriert. Aus meinerSicht ist ihm gerade dadurch eine Synthesezweier scheinbar unvereinbarer Elementemit satirischer Außenwirkung gelungen.Mit freundlichen GrüßenIhr Dietrich WachlerIMPRESSUMSCIENCE FICTION TIMESMagazin für <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>und FantasyHERAUSGEBERHans Joachim Alpers, Uwe Anton,Hans-Ulrich Böttcher, Werner Fuchs,Ronald M. Hahn, Walter Jost, JoachimKörberREDAKTIONRedaktionsleitung: Harald Pusch, Bundesstr.66, D-5107 SimmerathFeature-Redaktion: Marcel Bieger,Wilh.-Mauser-Str. 8, D-5000 Köln 30Rezensions-Redaktion: Uwe Anton,Gemarker Str. 10, 5600 Wuppertal 2Nachrichten-Redaktion: Hans-UlrichBöttcher, Qualenbrink 7, D-4 780 LippstadtMitarbeiter dieser Ausgabe: Prof. Dr.Wolfgang Marx, Dr. Hans D. Baumann,Dr. Horst Heidtmann, Joachim Müller,Norbert Stresau, Uwe Luserke, EdithNebel , Axel Zweck, Andreas Decker,Walter Udo Everlien, Robert Feldhoff,Michael Nagula, Ludwig Rief, Klaus W.Pietrek.Grafische Gesamtgestaltung: BrunoStiegler, AugsburgTitelbild: Gabriele BerndtVERLAGCORIAN-VERLAG Heinrich WimmerBernhard-Monath-Str. 24 aD-8901 MeitingenTcl. 08271/5951Anzeigen: siehe VerlagVertrieb: siehe VerlagEinzelpreis: DM 6,00Abonnementpreis: DM 64,00 einschl.MWSt. und Porto (Inland), DM 74,00plus Porto (Ausland)Für unverlangte Manuskripteinsendungenwird keine Gewähr übernommen.Rücksendung im Regelfall nur bei beigefügtemFreiumschlag. NachgekennzeichneteBeiträge geben ‚nicht zwangsläufigdie Ansichten der Redaktionwieder. Alle Beiträge sind, soweit nichtanders vermerkt,- Copyright (c) 1985 bySCIENCE FICTION TIMES.Satz: Composersatz Christine Spitko,MeitingenDruck: Schoder, Gersthofen

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