16 mitbestimmen! 03.2013Volkswagen Immobilien hat groSSe Pläne:500 neue Wohnungen in fünf JahrenGeschäftsführer Roland Stöckigt und VW-<strong>Betriebsrat</strong>svorsitzender Bernd Osterloh im InterviewWer in Wolfsburg eine Wohnung sucht,kennt das Problem: Der Wohnungsmarktist wie leergefegt. Weil Volkswagen vieleneue Arbeitsplätze geschaffen hat,gibt es in Stadt und Region kaum nochfreien Wohnraum. Der <strong>Betriebsrat</strong> hatsich deshalb dafür stark gemacht, dassVolkswagen Immobilien (VWI) ein großesWohnungsbauprogramm startet. „MITBE-STIMMEN!“ sprach mit VWI-GeschäftsführerRoland Stöckigt und dem VW-<strong>Betriebsrat</strong>svorsitzendenBernd Osterloh:Herr Stöckigt, welche Größenordnung hatdas Wohnungsbauprogramm?Stöckigt: Mit 100 Millionen Euro wollenwir in den nächsten fünf Jahren 500 neueWohnungen schaffen. Unsere Philosophieist klar: Als 100-prozentige VW-Tochterunterstützen wir Volkswagen dabei, Top-Arbeitsgeber zu sein. Dazu gehört, dass dieBeschäftigten so leben können, dass sie sichwohlfühlen.Herr Osterloh, wie groß ist denn die Wohnungsnotbei den Beschäftigten?Osterloh: Aus vielen Gesprächen wissenwir, dass besonders Beschäftigte, die neu zuVolkswagen kommen, sehr lange Wege zuihrer Arbeit in Kauf nehmen müssen. Sie findenhier keine vernünftige Wohnung. Weraber täglich mehr als drei Stunden Fahrzeithat, der findet nicht mehr ausreichendErholung. Deswegen will der <strong>Betriebsrat</strong>,dass schnellstmöglich mehr Wohnraum geschaffenwird. Dabei denken wir übrigensnicht nur an hochwertige Wohnungen fürFach- und Führungskräfte, sondern auch anWohnungen, die sich Beschäftigte aus derProduktion leisten können. Die Wohnungsnotbetrifft nämlich alle – zum Beispiel auchKolleginnen oder Kollegen, die umziehenmüssen, weil ihre Ehe gescheitert ist.Strategie-Gespräch: VW-<strong>Betriebsrat</strong>svorsitzender Bernd Osterloh, VWI-Geschäftsführer RolandStöckigt und Ulrich Sörgel (Leiter Wohnimmobilien, Marketing und Kommunikation; v.li.).Herr Stöckigt, können sie Zahlen zur Wohnungsnotin Wolfsburg nennen?Stöckigt: Volkswagen Immobilien hat inWolfsburg 9.500 Wohnungen im Bestand.Davon waren zum Beispiel Ende Januar nur21 Wohnungen zur Vermietung frei. Dasentspricht einer Quote von 0,2 Prozent. Inunserer Branche geht man davon aus, dassman einen Leerstand von zwei bis drei Prozentbraucht – auch, um anstehende Modernisierungenin Angriff nehmen zu können.Wir spüren, dass die Nachfrage vonzuziehenden Fach- und Führungskräftendeutlich die zur Verfügung stehende Zahlder freien Wohnungen übersteigt.Herr Stöckigt, mit welchen konkreten Projektenreagiert Volkswagen Immobilien?Stöckigt: Zum Beispiel mit dem WohnparkDrömlingstraße in der Nordstadt. Bis2014 werden wir sieben Stadtvillen mit74 Wohnungen und einer Tiefgarage aufeinem Grundstück in der Teichbreite bauen.In das Projekt investiert VolkswagenImmobilien 15 Millionen Euro. ModernerWohnraum wird auch in der Königswieseam Köhlerberg entstehen. Bis Anfang2014 werden hier für 7,5 Millionen EuroHäuser saniert. Insgesamt werden wir 59Wohnungen vermarkten. 21 Wohnungenwerden voraussichtlich schon im Dezemberfertig.Bei einem dritten Projekt befinden wir unsin Gesprächen und können leider nochnichts Näheres sagen. Nur soviel: Wir sindauf der Zielgeraden. Auch damit soll es2013 noch etwas werden.Herr Osterloh, wie steht der <strong>Betriebsrat</strong> zuden Wohnungsbau-Projekten?Osterloh: Wichtig ist, dass unsere Beschäftigtenprofitieren. Eins ist doch klar:Wenn Volkswagen Immobilien jetzt an derKönigswiese Wohnungen neu vermietet,dann müssen diese Wohnungen an unsereBeschäftigten gehen und nicht etwa aufdem freien Wohnungsmarkt angebotenwerden. Der <strong>Betriebsrat</strong> will nicht, dass unsereBelegschaft leer ausgeht. Herr Stöckigthat es ja bereits gesagt: VWI hat die klareAufgabe, Volkswagen dabei zu unterstützen,Top-Arbeitgeber zu sein. Das gelingtVWI unserer Meinung nach bereits auchan anderer Stelle sehr gut: Die 200 portugiesischenKolleginnen und Kollegen, diefür ein Jahr in Wolfsburg arbeiten, müssennatürlich auch irgendwo wohnen – und dastun sie in Wohnungen der Volkswagen Immobilien.Herr Stöckigt, wer heute schon bei VWIwohnt, muss der nicht fürchten, dass angesichtsder großen Projekte die Modernisierungvon Wohnungen an anderer Stelle aufder Strecke bleibt?Stöckigt: Nein, wir investieren weiter – alleinin diesem Jahr sind es rund 25 MillionenEuro, die wir für Modernisierungenunserer Wohnungen einplanen. Zusätzlichhaben wir schon 2010 ein CO 2-Sonderprogrammgestartet. Bis zum Jahr 2015 gibtVWI zehn Millionen Euro aus, um Fassaden,Keller und Dachbodendecken zu dämmen.Damit sparen unsere Mieter Energiekosten.Wir wollen, dass sich die Qualitätunseres Mietwohnungsbestandes Jahr fürJahr verbessert.VWI: Neues Bürogebäudefür 100 BeschäftigteDienstleistungszentrum an der SchlosserstraßeDrömlingstraße: Hier baut VWI sieben Stadtvillen mit 74 Wohnungen – gestern war erster Spatenstich.Volkswagen Immobilien verbessertdie Arbeitsbedingungen dereigenen Beschäftigten: An derSchlosserstraße errichtet die Volkswagen-Tochterein neues Dienstleistungszentrum.Der Bau soll bereitsim Spätsommer fertig sein.Vier Geschosse hat das Ergänzungsgebäudeam VWI-Stammsitz.Das Dienstleistungszentrumverfügt über eine Bruttogeschossflächevon 2200 Quadratmeternund bietet Raum für 100 Arbeitsplätze.Mitte April konnte VWI bereitsRichtfest feiern. Aktuell laufen Fassadenarbeitenund im Anschlussder Innenausbau.Im Modell: Der geplante Wohnpark Drömlingstraße in der Teichbreite.Die 100 VWI-Beschäftigten, dieins Dienstleistungszentrum einziehenwerden, arbeiten jetzt noch inangemieteten Büroräumen.Richtfest: An der Schlosserstraße baut VWI einDienstleistungszentrum für 100 Beschäftigte.
mitbestimmen! 03.2013 17VWI-Chronik: Vor 60 Jahren fing alles anSeit 60 Jahren gibt es Volkswagen Immobilien.Hier ein Blick in die Historie:1953: Am 28. Januar 1953 wird die VWWohnungsbau, gemeinnützige GmbH imHandelsregister eingetragen. Es startensieben Wohnungsbauprojekte mit rund1.400 Wohneinheiten sowie ein Polizei-Verwaltungsgebäude, eine Poststelle undzwei Ladengeschäfte.1981: Der große Bauboom ist beendet, dieletzten großen Baumaßnahmen werden inWesthagen und Fallersleben (Lange Stücke)umgesetzt.1990: VW Wohnungsbau und VW Siedlungsgesellschaftfusionieren zur VW WohnungsGmbH. Sie verlagert ihren Tätigkeitsschwerpunktvom Bauen hin zur Immobilienbewirtschaftung,Vermietung und Verkauf.1962: Die VW Siedlungsgesellschaft mbHwird zusätzlich gegründet. VW Wohnungsbauund VW Siedlungsgesellschaftsind maßgeblich an der Entwicklung derWolfsburger Stadtteile beteiligt. Bereitszehn Jahre nach ihrer Gründung verfügtdie VW Wohnungsbau über 6.395 Wohnungen.Sie haben eine Wohnfläche von60 bis 70 Quadratmeter.70-er Jahre: Bis Anfang der 70er werden10.500 Wohnungen in den BereichenInnenstadt, Teichbreite, Rabenberg, Detmerodeund die ersten Häuser in Fallersleben-Ostfertiggestellt. Hinzu kommt das„Wohnheim für Ledige“ (heute Global Inn).Wohnungsbau 1953: So sah es damalsan der Braunschweiger Straße aus.1994: Rationalisierungsmaßnahmen derVolkswagen AG und die damit verbundenesinkende Nachfrage nach Werkswohnungenführen 1994 zu dem Entschluss, die eigenenWohnungen nicht mehr nur an Werksangehörigesondern auch auf dem freien Wohnungsmarktanzubieten.1996: Die VW Wohnungs GmbH wird umbenannt.Zusätzlich werden zwei neue Gesellschaftengegründet: Volkswagen ImmobilienService GmbH, VW Wohnungs GmbH & Co.KG, Volkswagen Gewerbegrund GmbH.2011: Die drei Gesellschaften fusionieren zurheutigen Volkswagen Immobilien GmbH.Baustelle der VW Wohnungsbau 1954: Kurznach Gründung der Gesellschaft startetenBauprojekte mit insgesamt 1400 Wohnungen.2013: Am 28. Januar feiert Volkswagen Immobilien60-jähriges Firmenjubiläum.Wolfsburg wächst: Ein Stadtteilnach dem anderen wird entwickelt.Volkswagen Immobilien (VWI) mitStammsitz in der Poststraße machteim Geschäftsjahr 2012 137,6 MillionenEuro Umsatz. Das Unternehmenhat rund 9.500 Wohnungen inWolfsburg. Auch Gewerbeimmobilienwie das Logistikzentrum Westrampeoder VAG-Autohäuser bautdie VWI. Für Volkswagen ist VWIzudem weltweit aktiv – von NewYork über Paris, Moskau und Pekingbis nach Sydney. Aktuell arbeitenbei der 100-prozentigen Volkswagen-Tochterrund 300 Beschäftigte.Königswiese: 59 neue WohnungenBauarbeiten laufen auf Hochtouren – Volkswagen Immobilien investiert 7,5 Millionen EuroIm Februar fiel der Startschuss – inzwischenkann man schon erahnen, wie esspäter einmal aussehen wird: Für insgesamt7,5 Millionen Euro saniert VolkswagenImmobilien die Häuser an der Königswiese.Dort entstehen 59 hochwertigeWohnungen.So wird es einmal aussehen: In den Häusern an der Königswiese mit denHausnummern 17-25 enstehen 21 Wohnungen für VW-Beschäftigte.„Der bauliche Zustand der Häuser und dieGrundrisse waren nicht mehr zeitgemäß. Dieumfangreichen Modernisierungen waren deshalbnötig“, erklärt Ulrich Sörgel, Leiter Wohnimmobilien,Marketing und Kommunikationder Volkswagen Immobilien. Die Königswiesesei eines der großen Projekte, mit denen manmehr modernen Wohnraum in Wolfsburgschaffen wolle.Die Häuser liegen ausgesprochen günstig nurein paar Meter von Südkopf, Fußgängerzoneund Theater entfernt.Vor Beginn der ersten Bauarbeitenhatte VWI den Mietern alternativeWohnungen im näheren Umfeldangeboten – bis auf ein Mieterpaar,das zu Angehörigen außerhalbWolfsburgs zog, nahmen alledas Angebot an.Ulrich Sörgel,VW ImmobilienIm ersten Bauabschnitt werden dieHäuser 17 bis 25 im südlichen Bereich der Königswieseauf Neubau-Standard modernisiertund erweitert. Rohbauarbeiten, Dacherneuerungenund Innenausbau laufenderzeit auf Hochtouren. Voraussichtlichschon im Dezember könnendie ersten 21 Wohnungen mitein bis fünf Zimmern und Wohnflächenvon 35 bis 147 Quadratmeternbezogen werden.„Mitte 2013 wollen wir dann mitdem Umbau der Häuser im Nordbereich derKönigswiese beginnen.“, sagt Sörgel. WennAnfang 2014 alles fertig ist, hat VolkswagenImmobilien insgesamt59 moderneWohnungen mit einerGesamtwohnflächevon 5100Quadratmeterngeschaffen. Sörgel:„Das sind rund1600 Quadratmetermehr Wohnflächeals vor demUmbau.“Bauarbeiten: VWI investiert an der Königswieseinsgesamt 7,5 Millionen Euro für 59 Wohnungen.