08 mitbestimmen! 03.2013Metall-Service-Center: AuszubildendeBauen Waren aller Art und lernen dabeiNadja Bruns und Florian Jürges gestalteten Infotafeln und Kaffee-Schrank für die IG MetallImmer 20 Auszubildende gleichzeitig werdenim Metall-Service-Center der VolkswagenAkademie in Halle 1B betreut. DasBesondere: Die Tricks und Kniffe der Metallbearbeitunglernen die jungen Beschäftigtenanhand von konkreten Arbeits-Aufträgen.Jüngstes Beispiel: Die angehendenIndustriemechaniker Nadja Bruns (18) undFlorian Jürges (19) bauten zwei Infotafelnund einen Kaffee-Schrank inklusive Beistelltischfür das Gewerkschaftshaus. Der Auftragdafür kam von der IG Metall.„Es gab bei dem Auftrag keine wirklich konkreteVorgabe. Wir sollten uns selbst Gedankenüber die Gestaltung machen“, sagt Florian Jürges.Ihre Chance zum freien und selbständigenArbeiten haben die zwei Auszubildendengenutzt: Vom Ausmessen über Bauzeichnungund Material-Auswahl bis hin zur konkretenUmsetzung dauerte alles zwei Wochen. Dannwar der Auftrag erfüllt.Bei der Übergabe von Infotafeln und Kaffeeschrankgab's für die beiden VW-Auszubildendenvon Auftraggeberin Jennifer Illner,Geschäftsführerin der IG Metall, jede MengeLob: „Ich hatte mir gewünscht, dass die Auszubildendenkreativ sind. Und das waren siewirklich. Vom Ergebnis bin ich zu 100 Prozentbegeistert.“Das Abarbeiten von Aufträgen gehört für dieÜbergabe der Auftragsarbeit: Jennifer Illner (IG Metall)sparte nicht mit Lob für die Auszubildenden.Im Metall-Service-Center: Auszubildender Florian Jürges mit Ausbilder Volker Hoffmannund Maurizio Autieri, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung.Auszubildenden im Metall-Service-Centerzum Alltag. „Das ist unser tägliches Geschäft.Wir sind ein 100-prozentiges Wertschöpfungszentrum“,erklärt Volker Hoffmann, einerder beiden Ausbilder im Metall-Service-Center. Hintergrund: Die Auszubildenden, diejeweils drei Monate im Metall-Service-Centerverbringen, sollen möglichst eigenständig arbeiten.„Das fängt an bei der Kundenberatungund geht bis zur Auslieferung.“Über Auftragsmangel kann manim Metall-Service-Center übrigensnicht klagen. Achsgestelle für dieForschung & Entwicklung, Drucker-Gestelle für die Produktion sowieTeam- und Prozesstafeln für alledeutschen Standorte werden zumBeispiel hier gebaut. „Das spricht fürdie hohe Qualität der Arbeit, die hier geleistetwird“, sagt Maurizio Autieri, Vorsitzender derJugend- und Auszubildendenvertretung. „DasWichtigste ist dabei: Die Auszubildenden werdenhier unter nahezu idealen Bedingungenauf ihre späteren Aufgaben im Unternehmenvorbereitet. Wenn sie dabei zugleich nützlicheDinge herstellen, stärkt das das Selbstbewusstseinder jungen Kolleginnen und Kollegen.Bereich | Projektbetreuung ProduktionsstandorteWeltweit im Einsatz: Die Helfer Aus WolfsburgExperten sorgen mit ihrem Fachwissen dafür, dass es in allen VW-Werken rund läuftRussland – China – Mexiko: ihr Einsatzortist überall in der VW-Welt. 48 Beschäftigtezählt die Abteilung „ProjektbetreuungProduktionsstandorte“ in Halle 12(Eingang 57). Unterstützt werden sie vonetwa 50 Spezialisten aus Presswerk, Karosseriebau,Lackiererei, Montage oderLogistik. Die Spezialisten mit viel Erfahrungwerden immer dann gerufen, wennman irgendwo in der Produktion in einemanderen VW-Werk nicht recht weiterweiß oder mit dem geballten Knowhowaus Wolfsburg auf Nummer sichergehen will. Auch in den VW-Werken inArgentinien, Indien und Brasilien, in denennicht die selben Modelltypen wie inWolfsburg gebaut werden, sind die Expertenim Einsatz.„Unsere Kolleginnen und Kollegen habenaktuelles Prozesswissen und sind schwerpunktmäßigin der Standortplanung, Vorserien-und Serienproduktion im Einsatz“,erklären Robert Beyer und Klaus Dietzel ausder Abteilung. „Wir sorgen für den Knowhow-Transferaus der Fertigung und Planungvom sogenannten Typführer- oder PatenwerkWolfsburg in die anderen Werke.“Während einige Fachkräfte in WolfsburgBeschäftigte aus anderen Werken ausbildenund die Einsätze koordinieren, hilft dieandere Hälfte dort, wo sie gerufen wird.„In der Regel brauchen wir vier WochenExperten aus dem Bereich „Projektbetreuung Produktionsstandorte“: Bernd Hasenpflug, Thomas Exler,<strong>Betriebsrat</strong> Ulf Günther, Andreas Grieger, Robert Beyer, Waldemar Ritter und Klaus Dietzel (v. li.).Vorlaufzeit bis zum Einsatz. Angefordert werdenwir für ein Woche bis maximal drei Monate.Darüber hinaus werden Auslandsverträgegeschlossen“, sagt Beyer.Die Experten aus Wolfsburg sind aber keineswegsnur Feuerwehrleute, die immer dort eingesetztwerden, wo es gerade brennt. Dietzel:„Wir warten nicht so lange, bis das Kind in denBrunnen gefallen ist. Wir sind bei Projektenvon Beginn an dabei und helfen, dass Fehler,die irgendwo in einem Werk gemacht wurden,sich nicht in anderen Werken wiederholen.“„Über dieses Wissen und diese Erfahrung verfügendie Facharbeiter. Und sie haben nocheinen großen Vorteil: Sie sind flexibel“, sagtder zuständige <strong>Betriebsrat</strong> Ulf Günther.„Jedes Werk bleibt für seine Produkteselbst verantwortlich. Wir missionierennicht, aber wir sagen, was wir können“, erklärenDietzel und Beyer. Da ihre Abteilungkein eigenes Budget hat, treten die Expertenfür die anderen Standorte nur dann inAktion, wenn sie angefordert werden.Beispiel VW-Werk Kaluga in Russland:„Dort haben wir beim Produktionsanlaufdes Polo Stufenheck geholfen“, sagt Beyer.„Zudem waren Schichtführer und Meisteraus Kaluga bei uns im Werk Wolfsburg,um sich hier weiterzubilden.“ Auch mitBlick auf das Nachfolgemodell des Tiguanbleibt der Kontakt nach Kaluga ganz eng.Übrigens: Wenn es um Prognosen für dieZukunft geht, dann sind die Erwartungenvon Beyer und Dietzel klar. „Volkswagenwächst, also werden wohl auch unsereAufgaben wachsen.“ Ähnlich sieht es <strong>Betriebsrat</strong>Ulf Günther: „Hier gibt es einsehr spannendes Arbeitsfeld, in dem mansich persönlich gut weiterentwickeln kann.“Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Auch fürmich ist es eine Herausforderung, wenn dievon mir zu betreuenden Kollegen sowohl inWolfsburg, als auch in China und in Mexikoarbeiten. Aber Volkswagen ist ebeninternational.“
mitbestimmen! 03.2013 09200 Portugiesen im VW-Werk Wolfsburg:Einer ist Joaquim Manuel Rodrigues Santos<strong>Betriebsrat</strong>: Kollegen sind gut integriert – Volkswagen Immobilien hat Wohnungen gestellt200 portugiesische VW-Beschäftigte ausSétubal haben die Chance bekommen, fürein Jahr befristet im Werk Wolfsburg zuarbeiten. Eingesetzt sind sie im Karosseriebau,in den Montagen und in der Lackiererei.Volkswagen Immobilien stellt ihnen dieWohnungen. Im Werk Wolfsburg sind diePortugiesen gut integriert. „Ich fühle michwohl“, sagt zum Beispiel Joaquim ManuelRodrigues Santos. Er ist einer der 200Portugiesen, die noch bis Oktober nachWolfsburg kommen, um hier zu arbeitenund sich persönlich und fachlich weiter zuentwickeln.ist Santos übrigens sehr angetan.Gemeinsam mit denKollegen unternimmt er inseiner Freizeit Ausflüge in dieStadt und hat schon Schlossund Phaeno besucht. „Allesist hier so gut organisiert unddie Menschen sind sehr hilfsbereit.Vor allem aber habeich noch nie so viele Volkswagenauf der Straße gesehenwie hier – das macht michstolz“, fasst Santos seine Eindrückezusammen.Santos (42) arbeitet in Halle 8 in der Endmontagevon Tiguan und Touran. Er sprichtgut englisch – das hilft bei der Verständigung.Sprachliche oder fachliche Barrieren kennt erohnehin nicht. „Volkswagen ist ein internationalesUnternehmen und das merke ich bei dertäglichen Arbeit sehr. Im Werk arbeite ich mitdeutschen, italienischen, spanischen und türkischenKollegen zusammen. Fachlich sprechen„Die Kollegen aus Portugalsind Teil unserer internationalenVolkswagen-Familie.“wir dieselbeSprache“, sagtSantos. Die Arbeitbei Volkswagengefalleihm sehr.Guido Mehlhop,<strong>Betriebsrat</strong>Anerkennung bekommt er aus dem Kollegen-Kreis. Am Band heißt es nur: „Das ist ein Guter.“Und auch der Meister lobt:„Manuel hat sehr schnell gelerntund von Anfang an allesmitgemacht.“ Für die BetriebsräteGuido Mehlhop und JürgenHildebrandt ist die schnelleund gute Integration der Portugiesenauch ein Zeichen dafür,dass bei Volkswagen ein Klimader Toleranz und Weltoffenheitgepflegt wird. „Die Kolleginnenund Kollegen aus Portugal sindTeil unserer internationalen Volkswagen-Familie.Das ist für alleselbstverständlich.“Jürgen Hildebrandt,<strong>Betriebsrat</strong>Sein neues Zuhauseauf Zeit hatSantos übrigens ineiner Wohnung amDresdener Ring inWesthagen gefunden.Gemeinsammit zwei Kollegen lebt er in einer Wohngemeinschaft.Auch Besuch hat Santos schonbekommen: Seine Ehefrau Ana kam gleich imMärzBegrüßung in Wolfsburg: Stefan Steiner vonVolkswagen Immobilien mit Joaquim ManuelRodrigues Santos und seiner Ehefrau Ana.200 Portugiesen aus Sétubal arbeiten für ein Jahr befristet im Werk Wolfsburg:Joaquim Manuel Rodrigues Santos ist einer von ihnen – er baut Türen beim Tiguan ein.den 2600 Kilometer weiten Weg aus dem kleinenportugiesischen Dorf Amora in der Nähedes VW-Werks in Pamela. Zwei Wochen langblieb sie bei ihm in Wolfsburg. Überrascht warAna Rodriguez übrigens vom Winterwetter inWolfsburg: Noch nie zuvor im Leben hatte sieSchnee gesehen.Auch wenn sich Santos in seinen neuen vierWänden sehr wohlfühlt, Heimwehhatte er die erstenTage schon.Da hilft es, dasser jeden Tag mitseiner Frau unddem 17-jährigenStiefsohnüber InternetKontakt haltenund sichaustauschenkann.Von WolfsburgselbstAuf die Frage, was denn dieDeutschen und die Portugiesenunterscheidet, muss ernicht lange nachdenken: „DieDeutschen sind sehr höflichund offen. Dennoch habeich den Eindruck, dass jedersein eigenes Leben führt. Beiuns in Portugal ist es so, dassjeder das Leben der anderenteilt. Der persönliche Austausch,die Anteilnahme unddie positive Lebenseinstellungsind wesentliche Eigenschaften,die uns Südeuropäerausmachen.“Damit sich Joachim ManuelRodrigues Santos und seine Kollegen heimischfühlen können, kümmert sich Stefan Steiner,Projektleiter der Volkswagen Immobilien, fürdie Portugiesen um alle Fragen rund ums Wohnen.Er hat dafür gesorgt, dass seit März genügendZimmer und Wohnungen zur Verfügungstehen. „Wir freuen uns sehr, hier tatkräftig unterstützenzu können. Das ist aufgrund der angespanntenWohnungssituation in Wolfsburgeine große Herausforderung gewesen.“Winterspaziergang in Westhagen: Ana Santosbesuchte ihren Mann in Wolfsburg. Sie hattenoch nie zuvor in ihrem Leben Schnee gesehen.Botschafter BesuchtePortugiesen im WerkInteresse für duale BerufsausbildungPortugals Botschafter im VW-Werk: Luis de Almeida Sampaio mit den Kollegen Olaf Katzer,Pedro Felipe Gomes Pinto und Sergio Andre Albino Sacramento (v. re.).Hoher Besuch für die portugiesischen Kolleginnenund Kollegen, die aktuell bei Volkswagenin Wolfsburg arbeiten: Der portugiesischeBotschafter in Deutschland, Luisde Almeida Sampaio, war jetzt zu Gast.Dabei informierte er sich in den Räumender Group Academy über die Inhalte undAblauf der dualen Berufsausbildung beiVolkswagen.Gemeinsam mit Olaf Kratzer, Leiter Berufsausbildung/WeiterbildungKonzern ließsich der Botschafter zum Beispiel von denbeiden portugiesischen Mechatroniker-AuszubildendenSergio Andre Albino Sacramentound Pedro Felipe Gomes Pinto eineSchalttafel erklären. Aktuell bildet Volkswagen16.000 junge Leute aus, davon knapp12.000 in Deutschland.