Abi-Jahrgang 2010: Darum sieht Hamburgs Wirtschaft ... - HAN Online

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10 JAHRE CHANNEL 19 10 Jahre „Hier riecht es nach ehrlicher Arbeit“ Wollenberg sei Dank: Die renommierte Agentur switch life brands zieht an den Schellerdamm Es gehörte schon vor Jahren zu den Harburger Visionen, dass der Süden der Hansestadt eines Tages ein Ort sein könnte, an dem sich die sogenannten Kreativen niederlassen – Künstler, Grafiker, Agenturen, Werbefachleute und Designer. Jetzt sind sie da: Mitten im Harburger Binnenhafen ist Ende vorigen Jahres die Hamburger Agenturgruppe switch life brands vor Anker gegangen. Mit 20 Mitarbeitern betreut switch namhafte Kunden aus ganz Deutschland. Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die drei Geschäftsführer, Elmar Sperling (47), René Fehrmann (37) und Bernd Hof- mann (55), ihren bisherigen Topstandort in Hamburg-Neumühlen geräumt und gegen den eher erdigen Binnenhafen eingetauscht haben. Der Umzug in den Schellerdamm 2a ist allerdings kein Zufall: Ein Teil des Hauses gehört Agentur- Gründer Elmar Sperling – eine Spätfolge der Ära Wollenberg (Marinas). Das Gespräch mit Business & People findet im Untergeschoss des Hinterhauses statt. Dort, fast auf Wasserspiegelhöhe des Westlichen Bahnhofskanals, ist der Besprechungsraum. Hightech trifft hier auf nackte Stahlträger, Beton und unverputzten Backstein. Sperling: „Wir wollten unbedingt den Wasserbezug behalten.“ Und Fehrmann fügt hinzu: „Diese Räume sind rustikal und bodenständig. Hier riecht es nach ehrlicher Arbeit.“ Das ganze Ambiente passe zur kreativen Branche. Die Ortung des alten Speichers geschah in den Jahren, als der Hamburger Sterne-Koch Michael Wollenberg die Promi- Szene schockte und sich mit dem Marinas in der ehemaligen Seifenfabrik niederließ. Er sorg- Markenführung gehört zu den Spezialitäten. Unter anderem „erfand“ das switch-Team H2Obst für Vilsa. SCHELLERDAMM 18 · 21079 Hamburg Vier te für eine neue Wahrnehmung des Hamburger Südens. Sperling: „Also machten wir damals im Marinas unsere Weihnachtsfeier. Ich war davon überzeugt, dass dieser Standort Potenzial hatte. Deshalb investierte ich in das Haus am Schellerdamm.“ Dass es am Ende nicht ganz so flott mit dem Binnenhafen voranging wie erhofft, räumt Sperling ein, aber jetzt sei die Zeit reif für einen Umzug gewesen. Mit dem Slogan „Wir denken Seiten Sonne. Schwindelfrei: die drei Geschäftsführer Elmar Sperling (von links), Bernd Hofmann und René Fehrmann im Agenturbüro Schellerdamm 2a. Drei Gesellschaften p Mit ihrer Personalstärke dürfte die Anfang der 90er- Jahre von Elmar Sperling gegründete switch life brands GmbH eine der größten Werbeagenturen im Hamburger Süden sein. Unter dem Namen verbergen sich drei eigenständige weiter“ ist die Zielrichtung der Neu-Harburger treffend beschrieben. Sperling: „Uns geht es nicht nur um die kurzfristigen Marketingmaßnahmen für ein Produkt, sondern um zukunftsgerichteteVermarktungskonzepte, die dem Kunden eine Perspektive aufzeigen. Wir können Unternehmensprozesse ganzheitlich begleiten und verstehen uns als strategischer Sparringspartner für unsere Auftragsgeber. Das ist unser An- Gesellschaften, denn hinzu kommen die von René Fehrmann geführte switch:design GmbH und die von Bernd Hofmann verantwortete switch:health GmbH. Letzterer hat Soziologie, Psychologie und Betriebswirtschaft studiert und ist ein ausgewiesener spruch.“ So werden beispielsweise Workshops veranstaltet, in deren Rahmen Zukunftsszenarien entwickelt werden. Der Blick über den Tellerrand habe Methode. Der Einstieg erfolgt häufig über Designaufgaben – einer der Schwerpunkte, mit denen sich das switch-Team befasst. So wurde unlängst ein neuer Auftritt für den After-shave-Balsam von Nivea entwickelt. Für den Getränkehersteller Vilsa entwick- Werbe- und Marketingexperte im Gesundheitsbereich. Fehrmann ist von Haus aus Kommunikationsdesigner und doziert einmal in der Woche an der Kunstschule Wandsbek. Sperling hat Betriebswirtschaftslehre studiert – mit Schwerpunkt Markenführung. wb elte switch die Marke H2Obst – jene neue Generation von natürlichen „functional drinks“ auf Mineralwasserbasis. Auch im Eletronikbereich, hier aus der Zusammenarbeit mit Acer und BenQ, bringt switch Erfahrung mit. Beispiele dieser Art gibt es in Hülle und Fülle. Dabei zielt switch immer darauf ab, Kreativität schon bei der Strategieentwicklung einzubringen. Sperling: „Um welches Produkt es sich handelt, ist dabei von unter- Foto: Peter Noßek geordneter Bedeutung. Es geht um Denkweisen und die Gesetze der Kommunikation.“ Ein besonderes Feld, das sich zudem in den vergangenen Jahren stark verändert hat, ist das Gesundheitswesen. Switch ist für namhafte Pharmaunternehmen aktiv, gestaltet auch dort von der Arztansprache bis zum TV-Spot die gesamte Bandbrei- So präsentiert switch die Marke Sanostol im Internet. te. Bernd Hofmann: „Der Markt hat eine große Eigendynamik.“ Für ihn sei dabei das klassische forschende Pharmaunternehmen oder Großunternehmen auf dem Sektor der Medizintechnik ebenso interessant wie beispielsweise der Privatklinikbereich, wo switch bereits über umfangreiche Erfahrungen verfügt. Hofmann bringt durch jahrelange Berufserfahrung in leitenden Positionen internationaler Agenturen vielfältige Kontakte mit. Der Bereich switch:health wurde deshalb im Mai als selbstständige Gesellschaft aufgestellt. Sperling, Fehrmann und Hofmann erhoffen sich von ihrem neuen Standort im Channel auch neue Kontakte. Ein erster Blick auf das wirtschaftliche Umfeld hat dabei durchaus Optimismus ausgelöst. wb >> @ IM WEB: www.switch-lifebrands.de SCHELLERDAMM 18 bietet moderne, effiziente Büroflächen direkt am Wasser. Kontakt: aurelius Immobilien AG Telefon +49–40–43 19 32 94 Telefax +49–40–40 17 06 00 info@aurelius-immobilien.com
20 Wir treffen uns in seiner neuen Firmenzentrale in der alten Schmirgelfabrik an der Blohmstraße. Das Büro von Arne Weber ist stilvoll eingerichtet und lichtdurchflutet – der richtige Platz, um sich zu neuen Taten inspirieren zu lassen. Die ehemalige Fabrik liegt mitten im Zielgebiet, denn wir wollen einen Blick auf 20 Jahre Binnenhafen-Geschichte werfen. Der Harburger Bauunternehmer, Inhaber und Geschäftsführer von HC Hagemann, hatte damals den Mut, die noch visionären Ideen zu seinem Lebenswerk zu machen und Stück für Stück umzusetzen. Weber wurde zum Begründer des Channel Hamburg – nicht, weil er sich aufs Monopoly- Spiel versteht, sondern weil er das Potenzial des weitgehend brachliegenden Industrieareals sah und schnell erkannte, dass hier Alt und Neu zusammengehen mussten. Bis heute macht dieses Konzept den Reiz der „Kleinen Hafen-City“ aus. Ganz am Anfang der Geschichte, vor gut 20 Jahren, stand ein Besuch in einer Pizzeria. Dort traf sich Weber mit dem damaligen Bezirksamtsleiter Jobst Fiedler. „Mit Fiedler konnte man sehr gut Brainstorming machen. Der war ein Visionär“, erzählt Weber. „Auf einem Papierunterleger für die Pizza habe ich dann die ersten Skizzen gemacht – Wohnen am Wasser und Anleger für Boote. Wir entwickelten das ‚Port Grimaud des Nordens’.“ Doch von Port Grimaud, der edlen Wasserstadt bei St. Tropez in Südfrankreich, in der die Bewohner vor der Haustür nicht ins Auto, sondern ins Boot steigen, war Harburg unvorstellbar weit entfernt. Im Binnenhafen hatten sich die Wasserratten das Terrain aufgeteilt. Schrottplätze bestimmten das Bild. Leerstehende Speicher 10 JAHRE CHANNEL 10 Jahre Seifenfabrik + Telekom + Marinas + IT-Boom + Airbus = „Ein gutes Stück Harburg“ Wie aus dem brachliegenden Harburger Binnenhafen der Channel Hamburg wurde – Ein Gespräch mit dem Begründer Arne Weber 132 Mitarbeiter gratulieren Wir gratulieren dem channel hamburg zum 10-jährigen Bestehen. und ungenutzte Industriebauten mit öden, maroden Fassaden, zersplitterten Fenstern und bedrohlichen Ausmaßen ließen Erinnerungen an einstige Harburger Blütezeiten aufkommen, als im Hafen noch Geld verdient wurde. > < MIT DEN AUGEN DES BAUINGENIEURS An der Blohmstraße hatte das Unternehmen HC Hagemann seinen Sitz. Weber: „Wir wollten damals erweitern. Und so bekam ich den Tipp, mir doch mal die alte Seifenfabrik von Lever-Sunlicht am Schellerdamm anzuschauen. Hier wurde schon seit einiger Zeit nicht mehr produziert. Ich hatte keine Ahnung, was dort los war.“ Was Weber dann vor Ort erlebte, beschreibt er so: „Es war unglaublich. In dem verlassenen Gebäude standen noch die Produktionsmaschinen. Überall war Seife. Es sah gespenstisch aus. Aber irgendwie inspirierte mich der Besuch, zumal HC Hagemann das Gebäude gebaut hatte.“ Weber besah sich die Seifenfabrik mit den Augen des Bauingenieurs: „Das war ein hässliches, aber massives Gebäude mit hohen Deckentraglasten – ein gutes Stück Harburg, wie ich fand.“ Ein halbes Jahr dauerten die Verhandlungen mit Unilever, dann fiel die Entscheidung. Weber: „Jetzt musste ich eine Bank finden, aber überzeugen Sie mal einen Banker, der den Kauf einer Industrieimmobilie finanzieren soll, die nicht eine Mark Mieteinnahme brachte.“ Es traf sich gut, dass die Hamburgische Landesbank (heute HSH Nordbank) das Gebäude bereits bewertet hatte. Da Weber einen guten Preis ausgehandelt hatte, wurde man sich schnell einig. 1989 wurde der Erfolg ist kein Zufall. So freuen wir uns ganz besonders, dass Sie kräftig die Korken knallen lassen können … und wir als Ihr Partner für Erfolg auch in Zukunft ein wenig dazu beitragen dürfen. Handelshof Hamburg-Harburg C&C Großhandel | Liefergroßhandel Nartenstraße 31, 21079 Hamburg Telefon 040 77 120-0 Mo – Fr 6.00 – 20.30 Uhr Sa 7.00 – 20.00 Uhr www.handelshof.de Vertrag unterzeichnet, 1990 begann die Entwicklung des Gebiets, das heute als Channel bekannt ist. Weber: „Da stand ich nun: Seife, Ratten und hässliche Abrissgebäude.“ Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Weber wurde für seinen Mut bewundert, „einen so großen Schrotthaufen für so viel Geld gekauft“ zu haben. Man wünschte ihm viel Glück, doch dabei schwang wohl auch eine gehörige Portion Ironie mit. Der ungewöhnliche Coup war zugleich die Geburtsstunde des Medienmannes Arne Weber. Damals spürte er, wie stark die öffentliche Meinung Einfluss nimmt. Der Name Lever-Sunlicht war bekannt, der Kauf einer Lever-Fabrik deshalb interessant. Jeder wollte wissen, was daraus nun werden würde. Tatsächlich hatte Weber aber nur eine „schmuddelige, stinkende, hässliche Industriebrache“ gekauft, wie er sagt. Und: „Leider war das Thörlsche Verwaltungsgebäude an der Schloßstraße damals bereits an die Technische Universität Harburg verkauft worden.“ Thörl war in Unilever aufgegangen, der weiße Bau wäre eigentlich Teil des Gesamtpakets gewesen und daraus hätte sich noch am ehesten etwas machen lassen. Jetzt mussten jedoch dringend Einnahmen her, um den Kredit zu bedienen. Ganz nebenbei gab es riesigen Ärger mit der Hanse- So sah die Seifenfabrik am Westlichen Bahnhofskanal aus, als Arne Weber sie vor 20 Jahren kaufte. stadt, die die Hälfte einer Halle auf dem Gelände hinter dem Verwaltungsgebäude für sich beanspruchte, die Weber mit erworben hatte. Hier sollte ein Hörsaal für die TU Harburg gebaut werden. Weber: „Die Liegenschaft drohte sogar damit, in den Kaufvertrag einzusteigen. Das war rechtlich möglich, da die Interessen der Stadt Vorrang hatten. Doch aus irgendeinem Grund versäumten sie die Frist.“ ANRUF VON DER TELEKOM Die Halle konnte Weber nach vier Wochen vermieten. „Damit war erstmal Ruhe im Karton. Aber kurze Zeit später rief die Telekom an und wollte 1000 Quadratmeter Bürofläche auf einer Ebene Von Arne Weber Fotos: Peter Noßek (4), HC Hagemann (1) > < p Am Anfang waren da eine Industrieruine, viele Wasserratten und zwei Visionäre – das ist jetzt 20 Jahre her. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergeht mit dem „Port Grimaud des Nordens“. Die Antwort ist klar: Der nächste große Schritt ist das Wohnen im Binnenhafen beziehungsweise die Realisierung von Wohnen und Arbeiten. Es werden sich die ersten Nahversorgungsläden ansiedeln, und in der Harburger Schloßstraße wird eine Bummelmeile mit witzigen Läden entstehen. Die Harburger Schlossinsel dürfte eine der begehrtesten Wohnlagen mieten. Mein Problem: Das ging gar nicht, denn die Seifenfabrik war Industriefläche, allenfalls als Lager- oder Produktionsstätte geeignet. Damals dachte niemand an Büros.“ Wieder einmal traf es sich gut, dass der richtige Mann zur richtigen Zeit zur Stelle war. Weber: „Michael Ulrich war gerade Bezirksamtsleiter geworden. Der hatte das Potenzial des Binnenhafens erkannt. Ich suchte ihn auf, berichtete von der Telekom-Anfrage und sagte ihm, wir hätten jetzt die Chance, etwas in Gang zu setzen. Allerdings müsste dies sofort sein.“ Ulrich setzte alles in Bewegung, um die Telekom-Ansiedlung zu ermöglichen. Weber weiter: „Ohne ihn hätten wir das damals nicht geschafft. Das war ein Bezirksamtsleiter, der im Hafen Pionierarbeit geleistet hat.“ > < EIN FALL FÜR WOLLENBERG HC Hagemann baute Tag und Nacht. Und die Telekom legte nach. Am Ende hatte das Unternehmen 22 000 Quadratmeter Bürofläche gemietet. Weber: „Da wurde das Risiko durch die Abhängigkeit von einem Mieter immer größer.“ Prompt drohte die Telekom mit einem Neubau – Weber wendete dies durch geschickte Preispolitik ab. „Aber sie forderten eine Kantine, da mittlerweile mehrere Hundert Mitarbeiter am Standort konzentriert waren“, erzählt Weber. „Also fingen wir an, das Untergeschoss der Seifenfabrik auszubauen.“ Wieder spielte ihm der Zufall in die Hände: Eine Sekretärin, die zur Aushilfe bei HC Hagemann arbeitete, meinte, dies sei doch eine „tolle Location“, da müsste man doch mal den Hamburger Spitzenkoch Michael Wollenberg ansprechen, denn der sei gerade Hamburgs werden, denn hier kann man das Schiff quasi an der Terrasse festmachen. Diese Beschreibung ist nach meiner Einschätzung aber nicht mehr visionär, sondern schon sehr greifbar und dürfte mit der nötigen politischen Unterstützung recht schnell umzusetzen sein. Zu meinen Grundgedanken gehörte es von Anfang an, die historische Atmosphäre dieses Areals zu erhalten. Das war es, was die Menschen und Firmen in den Binnenhafen lockte. Durch das geschickte Kombinieren älterer Bauwerke und Denkmäler mit modernsten Hightech-Bauten ist ein Quartier entstanden, das bis heute diese Atmosphäre bietet. auf der Suche. Weber: „Wollenberg kam nach Harburg, schaute sich alles an, meinte, das sei doch alles Mist, und fuhr wieder ab.“ Wenige Wochen später war er jedoch wieder da, und „dann machten wir gemeinsam Pläne“, so Weber. Er investierte 2,5 Millionen Euro und baute das Restaurant Marinas – maßgeschneidert für Wollenberg und mit Insel im Westlichen Bahnhofskanal. Weber hatte wieder einmal seine Qualitäten als Schlagzeilen-Lieferant unter Beweis gestellt: „Die Zeitungen schrieben ‚Wollenberg eröffnet in Harburg’. Das war so grausam, das musste man einfach gesehen haben.“ Also rückt die gaumenverwöhnte Hamburger Promi-Szene an – um zu gucken, wie übel es den Wollenberg getroffen hatte. Doch so übel war das beileibe nicht. Weber: „Wollenberg erkochte sich im Marinas einen Michelin- Stern und machte einen Superjob. Auch wirtschaftlich war das Marinas eine Bombe. Und für den Standort unheimlich wichtig. Sogar Ulrich sinnierte später darüber, was Harburg mehr gebracht habe – das Marinas oder die Universität.“ Harburg war nun buchstäblich in aller Munde und viele Hamburger nahmen den Süden erstmals wahr. Bekannte Sportler, Unternehmer, Politiker und Künstler gaben sich im Marinas die Klinke in die Hand. Weber: „Es störte auch niemanden, dass manchmal eine Wasserratte über den Steg huschte. Das fanden die eher lustig.“ > < IT-BRANCHE IM AUFWIND Ende der 90er-Jahre entwickelte sich weltweit ein neuer Wirtschaftszweig, der sich große Chancen durch das Internet aus- Der Binnenhafen ist nicht steril, er stellt vielmehr die Bezüge zur Vergangenheit her – und das ist aus meiner Warte für den Standort unbedingt wichtig. Heute bietet der Binnenhafen Wohnen, Freizeit und Arbeiten. Diese Kombination macht den Reiz im Channel Hamburg aus. rechnete. IT-Firmen, Entwickler, Net-Designer und Online-Dienste schossen wie Pilze aus dem Boden, und der Griff klassischer Unternehmen nach dem weltweiten Netzwerk ließ die Hoffnung auf das große Geld immens anwachsen. Die Börse brodelte, denn viele neue Unternehmen gaben Aktien heraus, um Geld für das exorbitante Wachstum zu haben. In dieser Phase bekam auch der Binnenhafen einen kräftigen Schub, denn rund um das Mikroelektronik-Anwendungszentrum in der Harburger Schloßstraße siedelten sich immer mehr Firmen aus diesem Genre an. In dieser Zeit wurde auch der Begriff Channel Harburg geprägt, der dann später zwecks besserer Vermarktungschancen auf internationalen Immobilienmessen in Channel Hamburg umbenannt wurde. Weber: „Wir bauten damals auf Verdacht. So entstanden die neuen Channel-Gebäude und der Channel-Tower. Doch mittendrin platzte die Internet-Blase.“ Eine ganze Branche brach in sich zusammen wie ein explodierter Airbag. In Harburg gingen namhafte Unternehmen in die Insolvenz. Eben noch groß gefeiert, plötzlich pleite. Folge: Der Channel-Tower konnte schon nicht mehr voll vermietet werden. Der mittlerweile von HC Hagemann ausgebaute Palm-Speicher hatte plötzlich Leerstandsprobleme. Und nun bröckelte auch noch die Telekom als Mieter weg. Schwierige Zeiten im Channel. > < DAS CHANNEL AIRBUS CENTER In dieser Phase setzte Weber zu seinem nächsten Schachzug an und sorgte zunächst einmal für Stirnrunzeln in der Airbus-Chefetage: „Wir hatten einen Prospekt angefertigt. Titel: Channel Airbus Center. Damit wollten wir den Standort interessant machen für die Zulieferer, die nun verstärkt nach Hamburg drängten.“ Beschleunigt wurde diese Entwicklung durch technische Probleme vor der Erstauslieferung des A380. Airbus baute deshalb stark auch auf externe Entwickler – und die brauchten Büros. Weber: „Auf dem Prospekt war ein Airbus zu sehen. Auch das Logo hatten wir verwendet. Nur Airbus wusste von alldem nichts. Also wurde ich zu Airbus zitiert und gefragt, was ich mir denn dabei gedacht hätte. Am Ende des Gesprächs kam dann allerdings heraus, dass sie die Idee gar nicht so schlecht fanden.“ Der Prospekt verfehlte seine Wirkung nicht: Verschiedene Zulieferfirmen sahen sich im Channel um und befanden den Standort für ideal. Selbst Airbus lagerte nun einen Teil seiner Entwicklung nach Harburg aus. Folge: Schon wieder musste HC Hagemann binnen Rekordzeit Büroraum schaffen. Außerdem bot Weber dem Flugzeugbauer eine Hochgeschwindigkeitsdatenleitung von Harburg nach Finkenwerder an – Garant für die perfekte Vernetzung. > < EINE EINMALIGE NEUE CHANCE Der Channel war nun voll vermietet. Und große Kapitalgesellschaften suchten nach Immobilien, um Geld anzulegen. Weber: „Die Immobilienblase baute sich langsam auf. In dieser Zeit standen hier plötzlich Leute auf der Matte, die kaufen wollten. Eine völlig neue Situation. Ich hatte hier die erste Ratte erschlagen und alles aufgebaut. Am Channel hängt doch Herzblut. Ich wollte nicht verkaufen, aber der Nachfragedruck war immens. Und langsam wuchs die Erkenntnis: Diese Chance kommt nur einmal.“ Weber verkaufte Ende 2006 acht Channel-Gebäude an die IVG Asset Management GmbH. Wenig später platzte die Immobilienblase und löste 2008 eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus. Weber hatte die richtigeEntscheidunggetroffen.Wiedereinmal. wb 10 JAHRE CHANNEL 21 10 Jahre Die Aufgabe ist nicht einfach, aber immer spannend! Marketing-Expertin Melanie-Gitte Lansmann ist seit 2006 Geschäftsführerin des Channel Hamburg Zehn Jahre Channel Hamburg e.V. – das ist Grund genug, einen Blick auf die Entwicklung des Vereins zu werfen, der damals von Arne Weber initiiert wurde. Er hatte erkannt, dass das neue Quartier über die Bau- und Ansiedlungstätigkeit hinaus aktiv bespielt werden musste. Sechs Jahre lang führte Tina Schmidt- > < DER VEREIN HAT 115 MITGLIEDER Nausch (TuTech) die Geschäfte – ehrenamtlich. Sie leistete die Pionierarbeit und verstand es immer wieder mit viel Herz für den Standort, Menschen zu begeistern und ins Boot zu holen. In der Startphase hatte der Verein gerade mal zwölf Mitglieder, heute sind es 115! Seit Sommer 2006 liegt die Geschäftsführung hauptamtlich (20 Stunden/Woche) in den Händen von Melanie-Gitte Lansmann. Die 41-Jährige, die im TuTech-Haus an der Harburger Schloßstraße Wand an Wand mit Tina Schmidt- Nausch sitzt, versteht es wie ihre Vorgängerin, viel Herz in die Arbeit zu legen – und das kommt gut an in der großen Channel-Familie. „20 Prozent sind ordentliche Mitglieder. Sie zahlen pro Jahr 2000 Euro. 80 Prozent sind außerordentliche Mitglieder und mit 300 Euro dabei. Zusätzlich haben wir die Investoren, die dann mit einem höheren Betrag beteiligt sind. Diese Vereinskonstruktion hat Vorreiterfunktion: Wir sind zugleich Interessenvertretung, machen das Marketing für den Channel, schieben Projekte wie beispiels- Sie führt die Geschäfte des Channel Hamburg e.V. seit 2006 hauptamtlich: Melanie- Gitte Lansmann. weise die erfolgreiche Ansiedlung eines Kindergartens an, kümmern uns um das Verkehrskonzept und die Gastronomie, vermitteln, wenn Büroflächen angefragt werden, organisieren Messeauftritte (darunter die kleine PreCeBIT im lokalen Akteuren im TuTech-Haus) und bringen zweimal im Jahr die Channel-News heraus“, umreißt Melanie-Gitte Lansmann ihr Aufgabenprofil. > < WIR BRINGEN LEUTE ZUSAMMEN Wenn sie „Wir“ sagt, schließt sie den Vorstand mit ein – den Vorsitzenden Arne Weber, seinen Stellvertreter Dr. Helmut Thamer, Geschäftsführer der TuTech Innovation GmbH, und Bettina Husemann, Rechtsanwältin und Mitglied des Vorstandes der Aurelius Immobilien AG (baute das Fleethaus und Das Silo). Melanie-Gitte Lansmann, Mutter von zwei Marine Communication eK Ihr Spezialist in allen Fragen rund um Satellitenkommunikation für Seeschifffahrt, Yacht, Media. Autorisierter Fachhändler und registrierter Service Provider für Inmarsat, Iridium, Thuraya & VSAT. General Importeur für Addvalue / Wideeye Fleet Broadband und BGAN Satellite Terminals. Marine Communication eK Channel Hamburg Schellerdamm 22-24 • 21079 Hamburg Tel. 040 / 767 55 255 • E-Mail: info@nordic-it-marine.de www.nordic-it-marine.de • www.nordic-it.com Sie zählt zu den Channel-Pionieren: Tina Schmidt-Nausch leistete die Aufbauarbeit der ersten Jahre und ist dem Verein bis heute eng verbunden. Kindern, lebt in Neugraben. Sie ist Diplom-Betriebswirtin mit dem Schwerpunkt Tourismus und Marketing. Vor ihrem Engagement im Channel war sie unter anderem Leiterin des Tourismus-Centers in Hannover und entwickelte Tourismus- Konzepte für Pricewaterhouse- Coopers (PwC), einer renommiertenWirtschaftsprüfungsund Beratungsgesellschaft in Deutschland. „Ich habe mich immer um die Entwicklung von Standorten gekümmert und dabei gelernt, wie man Leute zusammenbringt. Gerade in der Verbandsarbeit ist das wichtig. Und im Channel ist es ebenso“, sagt die sympathische Frontfrau des Vereins und macht kein Hehl daraus, dass die Aufgabe zwar manchmal nicht einfach, aber immer spannend ist. wb >> @ IM WEB: www.channel-hamburg.de
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