Die Profitabilität wird nachhaltig gesteigert - KSPG AG
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<strong>Die</strong> Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 3/2002<br />
Das Profil<br />
STARTSCHUSS IN DERENDORF: Als erster externer Entwickler <strong>wird</strong> eine Investorengemeinschaft – bestehend aus der amerikanischen Cargill Financial Markets PLC und der FRE Immobilien-Beteiligungs<br />
GmbH – auf dem über 90 000 Quadratmeter großen Gelände der Rheinmetall Immobilien GmbH in Düsseldorf-Derendorf ein innovatives Bauprojekt starten. <strong>Die</strong> operative Umsetzung erfolgt durch die<br />
Feri Real Estate GmbH (Bad Homburg). Dabei nutzt der Investor das bestehende Rheinmetall-Gebäude 27 (Projekt „Living Office“), das von Grund auf renoviert, modernisiert und zusätzlich mit Neubau-<br />
Flächen erweitert <strong>wird</strong>. In diesem Gebäude werden nach Fertigstellung von 2003 an rund 30 000 Quadratmeter Flächen zur gewerblichen Nutzung und für „Loft“-Wohnungen angeboten. Mit dem Projekt<br />
„Living Office“ der Investorengemeinschaft setzt die Rheinmetall Immobilien GmbH ihren Kurs der Umnutzung des ehemaligen Rheinmetall-Produktionsgeländes im nördlichen Derendorf konsequent fort. <strong>Die</strong><br />
Umnutzung und architektonisch ansprechende Erweiterung eines vorhandenen Gebäudes entspricht dabei dem gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf entwickelten Rahmenplan für dieses Areal, nach dem<br />
erhaltenswerte Bausubstanz modernisiert wie auch neue Gebäudeflächen errichtet werden sollen. „Living Office“ spiegelt zudem die im Rahmen der städtebaulichen Neuordnung für das nördliche Derendorf<br />
vorgesehene vielseitige und abwechslungsreiche Nutzung des Rheinmetall-Geländes durch Wohnungsbau, Büroflächen, nicht störendes Gewerbe sowie kulturelle und soziale Einrichtungen wider.<br />
Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Profitabilität</strong> <strong>wird</strong><br />
<strong>nachhaltig</strong> <strong>gesteigert</strong><br />
rds Düsseldorf. Weiter im Aufwärtstrend:<br />
Der Rheinmetall-Konzern hat<br />
seine bereits in 2000 wiedererlangte<br />
Ertragskraft im zurückliegenden Geschäftsjahr<br />
weiter gestärkt. Wie der<br />
Vorstandsvorsitzende der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong>, Klaus Eberhardt, am 2. Mai 2002<br />
auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf<br />
mitteilte, konnte die Unternehmensgruppe<br />
<strong>Profitabilität</strong> und Liquidität<br />
2001 <strong>nachhaltig</strong> steigern: Bei einem<br />
Umsatz von 4,603 Milliarden € (+<br />
3 %) wurde ein erstmals nach IAS („International<br />
Accounting Standards“) ermitteltes<br />
Ergebnis vor Zinsen und<br />
Ertragsteuern von 197 Millionen €<br />
(+ 91 %) erzielt. Und auch im ersten<br />
Quartal diesen Jahres setzt Rheinmetall<br />
den positiven Kurs fort: Der<br />
Umsatz stieg um<br />
sechs Prozent<br />
gegenüber dem<br />
Vorjahreswert auf<br />
1,012 Milliarden €<br />
(bereinigt um Konsolidierungseffekte);Auftragseingang<br />
(+ 1 %) und<br />
Auftragsbestand<br />
(+ 11 %) verzeichneten<br />
– vergleichbar<br />
gerechnet –<br />
ebenfalls Zuwächse.<br />
<strong>Die</strong> grundsätzlicheMarschrichtung<br />
für 2002 heißt<br />
nach wie vor „nach-<br />
haltige Steigerung<br />
der <strong>Profitabilität</strong>“.<br />
<strong>Die</strong> aktuellen unternehmerischen<br />
Erfolge sind nach Einschätzung des<br />
Rheinmetall-Konzernchefs einmal<br />
mehr die logische Folge des vor gut<br />
zwei Jahren vollzogenen Paradigmenwechsels,<br />
der seinen Ausdruck in der<br />
„Strategie der klaren Linie“ findet, die<br />
ihrerseits die finanzielle Transparenz<br />
des Unternehmens und die <strong>nachhaltig</strong>e<br />
Ertragsoptimierung als neues<br />
Blick ins Werk Neckarsulm der Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe:Vorbearbeitung<br />
des BMW-V8-Motorblocks.<br />
Selbstverständnis von Rheinmetall<br />
festschreibt. Eberhardt: „Unsere Ziele<br />
waren und sind die Fokussierung –<br />
und damit Schärfung – unseres Portfolios<br />
sowie die signifikante Steigerung<br />
von <strong>Profitabilität</strong> und Liquidität.“ Ein<br />
wichtiges Ziel in diesem Kontext ist<br />
das noch laufende, umfassende Restrukturierungsprogramm<br />
der Jahre<br />
2000/2002, das vom kommenden<br />
Jahr an mittelfristig <strong>nachhaltig</strong>e Einsparungen<br />
von jährlich rund 100 Millionen<br />
€ bringen <strong>wird</strong>.<br />
Daß die seit Anfang 2000 verfolgte<br />
„Strategie der klaren Linie“ auch im<br />
vergangenen Geschäftsjahr Früchte<br />
trug, zeigt der genaue Blick in das von<br />
Eberhardt und Finanzvorstand Dr.<br />
Herbert Müller vor der Presse präsentierte<br />
Zahlenwerk<br />
für 2001. Trotz insgesamtschwierigerkonjunkturellerRahmenbedingungen<br />
– hier<br />
sind vor allem die<br />
rückläufige Konjunktur<br />
in<br />
Deutschland, die<br />
schwache Automobilkonjunktur<br />
in den USA und<br />
die weiter sinkenden<br />
investiven<br />
Mittel im deutschenVerteidi-<br />
Foto: Björn Schmitz<br />
gungshaushalt zu<br />
nennen – konnte<br />
Rheinmetall seinen<br />
Umsatz auf<br />
4,603 Milliarden<br />
€ steigern (Vorjahr 4,57 Mrd €); bereinigt<br />
um Veränderungen im Konsolidierungskreis,<br />
entspricht dies einem internen<br />
Wachstum von drei Prozent.<br />
Alle drei Unternehmensbereiche des<br />
Konzerns haben zu dieser positiven<br />
Umsatzentwicklung beigetragen, wo-<br />
bei die Steigerung im Bereich „Electro-<br />
(Fortsetzung auf Seite 3)<br />
COMEBACK EINES KLASSIKERS: Maybach – die legendäre Luxuswagenmarke<br />
aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts – ist zurück. „Typ 12“ heißt<br />
der neue Maybach von DaimlerChrysler, der eine Leistung von 550 PS und ein<br />
kraftvolles Drehmoment von 900 Newtonmetern erreicht. Auch Rheinmetall-<br />
Produkte fahren in der Luxuslimousine mit: Der Zwölfzylinder ist mit einem<br />
hochkomplexen Kommunikationssystem von Hirschmann Electronics ausgestattet;<br />
Kraftstoffpumpe und Elektroumschaltventil liefert die Pierburg GmbH.<br />
Neuorientierung in<br />
Zusammenarbeit<br />
dp Ratingen/Minneapolis. Vor<br />
dem Hintergrund der tiefgreifenden<br />
Veränderungen der verteidigungspolitischen<br />
Strategie der USA als Folge<br />
des 11. September 2001 haben ATK<br />
(Alliant Techsystems) und die Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> entschieden, ihre<br />
Pläne einer gesellschaftsrechtlichen<br />
Verbindung im Bereich für groß- und<br />
mittelkalibrige Waffen und Munition<br />
nicht weiter zu verfolgen. Im April<br />
2001 hatten beide Unternehmen ihre<br />
Absicht bekundet, Gespräche<br />
über ein gemeinsames Joint venture<br />
auf diesem Gebiet zu führen. <strong>Die</strong><br />
neue Sicherheitslage, veränderte politische<br />
Rahmenbedingungen und<br />
gewandelte Haushaltsprioritäten haben<br />
jetzt jedoch zu der Notwendigkeit<br />
geführt, das Vorhaben neu zu<br />
bewerten. ATK und Rheinmetall De-<br />
Tec wollen dennoch unverändert die<br />
langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
fortsetzen, die seit 1979 im Bereich<br />
groß- und mittelkalibriger Waffen<br />
und Munition besteht (s. Seite 3).<br />
50 Cent Dividende<br />
bei „Automotive“<br />
dp Düsseldorf/Heilbronn. Angesichts<br />
eines insgesamt positiven Geschäftsjahres<br />
2001, das mit einer<br />
über dem Marktwachstum der Branche<br />
liegenden Umsatzentwicklung<br />
auf 1,826 Milliarden € (+2,8%) abgeschlossen<br />
werden konnte, werden<br />
Vorstand und Aufsichtsrat der Kolbenschmidt<br />
Pierburg <strong>AG</strong> der Hauptversammlung<br />
der Gesellschaft am<br />
5. Juni 2002 in Heilbronn die Zahlung<br />
einer Dividende von 0,50 € je Stückaktie<br />
vorschlagen (Vorjahr 0,77 €).<br />
Im Vorjahr war zudem ein außerordentlicher<br />
Bonus von 0,53 € zur Nutzung<br />
des steuerlich belasteten Eigenkapitals<br />
im Vorgriff auf die in diesem<br />
Jahr veränderten Steuergesetzgebungen<br />
gezahlt worden. <strong>Die</strong> Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppeerzielte<br />
im Jahr 2001 nach IAS ein Ergebnis<br />
vor Ertragsteuern (EBT) von 49,5 Millionen<br />
€ (Vorjahr IAS: 21,6 Mio €)<br />
und ein Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern<br />
(EBIT) von 90,3 Millionen<br />
€ (Vorjahr IAS: 54,5 Mio €).<br />
Foto: DaimlerChrysler Communications<br />
Konzern-Ertrag<br />
deutlich erhöht<br />
dp Düsseldorf. Der Rheinmetall-<br />
Konzern erzielte im Geschäftsjahr<br />
2001 nach IAS ein Ergebnis vor Zinsen<br />
und Ertragsteuern (EBIT) von<br />
197 Millionen € (Vorjahr IAS:<br />
103 Mio €). Vorstand und Aufsichtsrat<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> schlagen<br />
der Hauptversammlung am 10.<br />
Juni 2002 in Berlin deshalb vor, eine<br />
Dividende von wieder 0,44 € für<br />
die Stammaktie und von 0,50 € für<br />
die Vorzugsaktie auszuschütten. Im<br />
Vorjahr war zusätzlich ein Bonus<br />
von 0,20 € je Stamm- und Vorzugsaktie<br />
bezahlt worden, um den Aktionären<br />
den Wegfall der Steuergutschrift<br />
auszugleichen. Der Kurs der<br />
Rheinmetall-Vorzugsaktie hat sich<br />
seit Jahresbeginn 2001 um 81 Prozent<br />
(26. April 2002) verbessert;<br />
der Kurs der Rheinmetall Stammaktie<br />
stieg im gleichen Zeitraum um<br />
86 Prozent.<br />
<strong>Die</strong> Ertragskraft<br />
wurde gestärkt<br />
dp Düsseldorf. <strong>Die</strong> Aditron-Gruppe<br />
hat ihren Umsatz im Jahr 2001<br />
um 2,7 Prozent auf 771,2 Millionen<br />
€ <strong>gesteigert</strong> (2000: 750,7 Mio €).<br />
Bereinigt um Änderungen des Konsolidierungskreises<br />
wurde ein Umsatzwachstum<br />
von 8,4 Prozent erzielt.<br />
Der Auftragseingang lag 2001<br />
mit 806,1 Millionen € leicht über<br />
dem Vorjahreswert von 795,3 Millionen<br />
€. Der Auftragsbestand erreichte<br />
mit 287,4 Millionen € einen<br />
Zuwachs von 13,8 Prozent (2000:<br />
252,5 Mio €). Im Jahr 2001 verbesserte<br />
die Aditron-Gruppe ihr Ergebnis<br />
vor Steuern auf 26,6 Millionen<br />
€ (2000: 12,5 Mio €). Der Konzernjahresüberschuß<br />
erhöhte sich auf<br />
14,9 Millionen € nach 8,7 Mio € im<br />
Vorjahr. Vorstand und Aufsichtsrat<br />
der Aditron <strong>AG</strong> werden der Hauptversammlung<br />
der Gesellschaft am<br />
24. Mai 2002 in Düsseldorf vorschlagen,<br />
eine Dividende auf Vorjahresniveau<br />
in Höhe von 0,32 € je<br />
Stückaktie auszuschütten.<br />
Bilder (3): Hartmann Architekten
Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2002<br />
Pierburg jetzt<br />
wieder GmbH<br />
dp Neuss. Im Rahmen des vom<br />
Vorstand der Rheinmetall <strong>AG</strong> initiierten<br />
„Shareholder Value“-Programms<br />
(„Das Profil“ 5/2001 + 1/2002) setzt<br />
der Rheinmetall- Konzern konsequent<br />
die Straffung seiner Strukturen fort.<br />
Als weiterer Schritt dazu wurde die<br />
Pierburg <strong>AG</strong> mit Beschluß der Hauptversammlung<br />
vom 8. April 2002 in eine<br />
Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
(GmbH) umgewandelt. <strong>Die</strong> Gesellschafteranteile<br />
an der Pierburg<br />
as/rds Neuss. Im Rahmen ihrer strategischen<br />
Zielsetzung, das Geschäft<br />
auch außerhalb des Rheinmetall-Konzerns<br />
auszubauen, hat die Rheinmetall<br />
Informationssysteme GmbH (RIS)<br />
jetzt einen weiteren externen Kunden<br />
akquirieren können: Der Neusser IT-<br />
<strong>Die</strong>nstleister übernahm kürzlich die<br />
Service & Consulting für Informationssysteme<br />
GmbH (SCI) in Nürnberg. <strong>Die</strong><br />
SCI war bisher als Tochtergesellschaft<br />
der GMC-Gruppe (Röchling-Sparte für<br />
GmbH (Neuss) hält nach wie vor zu<br />
100 Prozent die Kolbenschmidt Pierburg<br />
<strong>AG</strong> (Düsseldorf).<br />
Der Aufsichtsrat der Pierburg GmbH<br />
setzt sich aus den Mitgliedern des<br />
Vorstandes der Kolbenschmidt Pierburg<br />
<strong>AG</strong> (Dr. Gerd Kleinert, Dr. Hans<br />
W. Engelskirchen, Dr. Jörg-Martin Friedrich,<br />
Georg Liebler und Dr. Peter Merten)<br />
zusammen. Zusätzlich wurde<br />
Rechtsanwalt Gerd Zimutta zum Mitglied<br />
des Aufsichtsrats der Gesellschaft<br />
bestellt. Als Arbeitnehmervertreter<br />
gehören dem Aufsichtsrat Willi<br />
Jansen, Hueseyin Serdar Gökbayrak,<br />
Axel Köhler, Norbert Samberg, <strong>Die</strong>ter<br />
RIS gewinnt GMC-Gruppe als IT-„Outsourcing“-Kunde<br />
Kooperation steigert die Effizienz<br />
Meß-, Steuer- und Regeltechnik) im<br />
IT-Geschäft tätig und wurde im Rahmen<br />
einer Ausschreibung zum Verkauf<br />
angeboten.<br />
<strong>Die</strong> bisherigen SCI-Kunden werden<br />
rückwirkend zum 1. April 2002 hinsichtlich<br />
aller Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
durch die RIS betreut. Mit<br />
der Übernahme der insgesamt 27<br />
Fachkräfte kann die RIS nach Aussagen<br />
von Dr. Frank-Rainer Bolz (Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung) das<br />
Bundesweite Präsenz: die aktuellen Kunden- und RIS-Standorte in Deutschland.<br />
Scholz und Johannes Strunk an, die<br />
auch bereits dem Aufsichtsrat der<br />
Pierburg <strong>AG</strong> angehört hatten. Den<br />
Vorsitz des Aufsichtsrates übernimmt<br />
Kleinert.<br />
<strong>Die</strong> Geschäftsführung der Pierburg<br />
GmbH besteht aus Dr. Hans-Joachim<br />
Esch (Entwicklung und Produktion),<br />
Olaf Hedden (Finanzen, Controlling<br />
und IT), Peter-Sebastian Krause (Personal,<br />
Sozialwesen und Organisation)<br />
und Udo Nenning (Vertrieb und<br />
Einkauf). Esch hat den Vorsitz der<br />
Geschäftsführung übernommen;<br />
Krause wurde zum Arbeitsdirektor<br />
bestellt.<br />
Rußland: Breitangelegte Kooperation mit der Heimann Systems GmbH<br />
Großes Vertrauen auf HS-Sicherheit<br />
cd Wiesbaden/Moskau. Im Rahmen<br />
der im April diesen Jahres gelaufenen<br />
deutsch-russischen Regierungskonsultationen<br />
zwischen dem russischen<br />
Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder in Weimar<br />
ist auch eine großangelegte Sicherheitskooperation<br />
zwischen der<br />
Heimann Systems GmbH (HS/Wiesbaden)<br />
und mehreren russischen Projektpartnern<br />
vereinbart worden. Vor<br />
dem Hintergrund der Terroranschläge<br />
des 11. September 2001 werden damit<br />
die Bekämpfung von Terrorismus und<br />
Schmuggel sowie die Unterbindung<br />
des illegalen Handels mit Waffen und<br />
Drogen forciert.<br />
Hierzu soll die bereits seit Jahren erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
dem Wiesbadener Spezialisten und<br />
russischen Unternehmen auf dem Gebiet<br />
der Sicherheitstechnik sowohl in<br />
der Russischen Föderation als auch<br />
auf dem Weltmarkt in großem Umfang<br />
ausgeweitet werden. <strong>Die</strong>ses schließt<br />
neben der Gründung von Joint ventu-<br />
res auch die Produktion bestimmter<br />
Komponenten und Teilsysteme für Heimann-Systems-Kontrollanlagen<br />
durch<br />
russische Partnerunternehmen ein.<br />
Dazu HS-Chef Hans A. Linkenbach:<br />
„<strong>Die</strong> bewährte Kooperation mit unseren<br />
Partnern in Rußland erreicht nun eine<br />
ganz neue Qualität. Insbesondere<br />
die umfassende Erschließung des russischen<br />
Marktes mit neuester Röntgenprüftechnik<br />
bietet für unser Unternehmen<br />
ein großes Wachstumspotential.“<br />
Heimann Systems – das Unternehmen<br />
erzielte im Jahr 2001 mit weltweit<br />
rund 590 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von 167 Millionen € (2000: 124 Mio €)<br />
– hat mit den jeweils zuständigen russischen<br />
Behörden bereits konkrete<br />
Vereinbarungen für die ArbeitsschwerpunkteFracht-/Containerprüfung<br />
sowie Flugsicherheit getroffen. So<br />
wurde gemeinsam mit dem Staatlichen<br />
Zollkomitee der Russischen Föderation<br />
(GTK) die Lieferung eines vollständig<br />
mobilen und eines teilstationären Röntgenprüfsystems<br />
zur Cargo-Inspektion<br />
Teil-stationäres Röntgenprüfsystem „HCV-Gantry“ zur Cargo-Inspektion.<br />
Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
für ein Pilotprojekt in der Nord-West-Region<br />
der Russischen Föderation in die<br />
Wege geleitet. <strong>Die</strong> mobile Kontrolleinheit<br />
des Typs „HCV-Mobile“ besteht aus<br />
einem Schwerlast-Transportfahrzeug<br />
und einem ausschwenkbaren „Röntgenarm“.<br />
Das komplette System ist in<br />
weniger als 30 Minuten nach Eintreffen<br />
am Einsatzort funktionsbereit und<br />
durchleuchtet einen beladenen Lastkraftwagen<br />
in rund zwei Minuten.<br />
Das teilstationäre System („relocatable“)<br />
ist in erster Linie für stationäre<br />
Kontrollen konzipiert, kann jedoch bei<br />
Bedarf innerhalb eines Tages an einen<br />
anderen Ort verlegt werden. Beide Partner<br />
gehen davon aus, daß der Bedarf<br />
zur Umsetzung der verschärften Grenzkontrollen<br />
bei rund 20 mobilen bzw.<br />
teilstationären Systemen liegen <strong>wird</strong>.<br />
Auf dem Gebiet der Flugsicherheit<br />
hat Heimann Systems mit der Staatlichen<br />
Behörde für Zivilluftfahrt des russischen<br />
Transportministeriums vereinbart,<br />
noch in diesem Jahr ein russischdeutschesGemeinschaftsunternehmen<br />
für die Produktion von HS-Röntgenprüfgeräten<br />
in Rußland zu gründen.<br />
Ziel ist die möglichst rasche Ausstattung<br />
russischer Flughäfen und<br />
Fluggesellschaften mit hocheffektiven<br />
Systemen zur zuverlässigen und<br />
gleichzeitig zeitsparenden Kontrolle<br />
von Handgepäck, „Check-in“-Gepäck<br />
und Fracht. Der Bedarf <strong>wird</strong> derzeit auf<br />
rund 2000 Systeme und ein Auftragsvolumen<br />
von 85 Millionen € veranschlagt.<br />
Neben konventionellen Röntgenprüfgeräten<br />
werden auch vollautomatische<br />
Kontrollanlagen zur Sprengstoffdetektion<br />
in großem Umfang zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Know-how ihrer IT-Spezialisten noch<br />
effektiver als bisher zum Einsatz bringen:<br />
„Im Rahmen des auf fünf Jahre<br />
ausgeschriebenen ‚Outsourcing‘-Vertrages<br />
kann die RIS hier eine sehr gute<br />
Partnerschaft bieten. Wir betreuen bereits<br />
rund 7000 SAP-User und erreichen<br />
nun eine weitere Mengenbündelung;<br />
durch den Zugang von weiteren<br />
600 SAP-Usern <strong>wird</strong> der Betrieb des<br />
Rechenzentrums zukünftig noch effizienter<br />
als bisher. Gemeinsam können<br />
wir darüber hinaus die Kompetenzen<br />
der IT-Experten zukünftig so einsetzen,<br />
daß eine effektive Arbeitsteilung<br />
erreicht und neue Leistungsangebote<br />
für die Kunden bereitgestellt werden<br />
können.“ Man sei, so Bolz weiter, zuversichtlich,<br />
daß weitere Synergien<br />
möglich seien.<br />
Neben der zu Röchling gehörenden<br />
GMC-Gruppe konnten vor allem in<br />
jüngster Vergangenheit weitere Neukunden<br />
vom <strong>Die</strong>nstleistungs-Portfolio<br />
der RIS überzeugt werden: Dazu gehören<br />
die KUKA Industrietechnik<br />
GmbH (Augsburg), die tts Global Logistics<br />
GmbH (Bremen), die Hayes Lemmerz<br />
Werke GmbH (Königswinter) und<br />
die GWK-Gruppe (Gummiwerke Kraiburg/Tittmoning).<br />
Durch die Übernahme<br />
von SCI weitet die RIS ihr flächendeckendes<br />
Netz auf nunmehr 16 bundesdeutsche<br />
Geschäftsstellen aus.<br />
Veränderungen<br />
im Management<br />
dp Düsseldorf. Dr. Thomas Küstner<br />
(49), Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der STN Atlas Elektronik<br />
GmbH, ist vom Aufsichtsrat der Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> mit Wirkung vom 1.<br />
Mai 2002 zum Mitglied des Vorstands<br />
der Gesellschaft bestellt worden.<br />
Klaus Lorenz (51) ist mit Wirkung<br />
vom 1. April 2002 zum Vorsitzenden<br />
der Geschäftsführung der EMG Euro-<br />
Marine Electronics GmbH (Hamburg)<br />
berufen worden. Er tritt damit die<br />
DasProfil<br />
Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Verantwortlich: Dr. Klaus Germann<br />
Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />
Anschrift: Redaktion „Das Profil“,<br />
Postfach 1042 61, 40033 Düsseldorf<br />
das.profil@rheinmetall-ag.com<br />
Nachfolge von Bodo Heise (63) an. In<br />
Personalunion hat Lorenz zugleich den<br />
Vorsitz der Geschäftsführung der STN<br />
Atlas Marine Electronics GmbH (Hamburg)<br />
übernommen. Das Joint venture<br />
EMG EuroMarine Electronics GmbH,<br />
an dem die Rheinmetall <strong>AG</strong> (Düsseldorf)<br />
und die Zenitel S.A., Brüssel (vormals<br />
SAIT STENTO), zu je 50 Prozent<br />
beteiligt sind, ist die Führungsholding<br />
der STN Atlas Marine Electronics. Nach<br />
verschiedenen leitenden Funktionen<br />
in der ABB Marine Division (Hamburg)<br />
war Lorenz zuletzt Geschäftsführer der<br />
ABB Automation Systems GmbH<br />
(Mannheim).<br />
Deutsch-russische Zusammenarbeit: Einen Vertrag für eine großangelegte Sicherheitskooperation<br />
zwischen Heimann Systems und russischen Projektpartnern<br />
unterzeichneten kürzlich der Vorsitzende des Staatlichen Fonds für Konversion im<br />
Ministerium für Industrie, Wissenschaft und Technologie der Russischen Föderation,<br />
Sergeij Ivanovich Schmadko (Hintergrund l.), und Heimann-Systems-<br />
Geschäftsführer Hans A. Linkenbach (Hintergrund r.). <strong>Die</strong> Vertragsübergabe fand<br />
am 10. April 2002 im Rahmen der deutsch-russischen Regierungskonsultationen<br />
zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (M.) und Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder (r.) in Weimar (Thüringen) statt. Bei der Übergabe ebenfalls<br />
anwesend waren Germann O. Gref (l.), Minister der Russischen Föderation für<br />
wirtschaftliche Entwicklung und Handel, und Berater Peter Wolf (Hintergrund M.).<br />
Hirschmann Electronics auf Hannover Messe 2002<br />
Starker Rückenwind<br />
und viele Kontakte<br />
cd Hannover/Neckartenzlingen. <strong>Die</strong><br />
Erwartungen in Politik und Wirtschaft<br />
waren hoch gesteckt: Vom Messeplatz<br />
Hannover sollte ein positives Signal<br />
für die gesamte deutsche Wirtschaft<br />
ausgehen. Auch wenn es für eine gesamtwirtschaftliche<br />
Bilanz noch zu<br />
früh ist – fest steht, daß sich die Hannover<br />
Messe 2002 für den Bereich Automatisierungs-<br />
und Netzwerksysteme<br />
von Hirschmann Electronics als<br />
äußerst erfolgreich erwiesen hat.<br />
Gegenüber dem Vorjahr konnten die<br />
Kundenkontakte um rund 30 Prozent<br />
<strong>gesteigert</strong> werden. Wolfgang Schenk,<br />
Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz der Hirschmann-<br />
Division „Automation and Network Solutions“:<br />
„<strong>Die</strong> Resonanz auf unsere Lösungen<br />
für die unternehmensweite Datenkommunikation<br />
war außerordentlich<br />
positiv. Zum einen konnten wir bestehende<br />
Kundenbeziehungen sowohl<br />
durch Innovationen im Steckverbindungsbereich<br />
als auch durch attraktive<br />
Preispolitik ausbauen. Zum anderen<br />
zeichnen sich sehr interessante neue<br />
Projekte insbesondere auf dem Gebiet<br />
der Netzwerktechnik für Windkraftanlagen<br />
ab.“ Als Messe-Neuheiten präsentierte<br />
Hirschmann in Hannover u.a.<br />
zwei „Ethernet-Switches“ aus der „Industrial-Line“-Familie<br />
sowie einen Autokonfigurations-Adapter,<br />
mit dem<br />
Netzkomponenten einfach und schnell<br />
in Betrieb genommen werden können.<br />
Zu den weiteren „Highlights“ gehörten<br />
die neue Netzwerk-Diagnose-Software<br />
„HiVision 6.1“ und ein neuer Interbus-<br />
Koppler für das I/O-System „EASi/oN“.<br />
<strong>Die</strong> Besucher der Hannover Messe<br />
konnten sich vor Ort davon überzeugen,<br />
daß Hirschmann mit seiner Produktpalette<br />
für eine durchgängige, unternehmensweiteDatenkommunikation<br />
hervorragend positioniert ist. Lange<br />
vor dem Wettbewerb<br />
hat das<br />
Neckartenzlinger<br />
Unternehmen darauf<br />
gesetzt, daß<br />
das Datenübertragungs-Protokoll<br />
„Ethernet“ nach<br />
seinem Siegeszug<br />
im Verwaltungsbereich<br />
auch in der Produktion verstärkt<br />
zum Einsatz kommt („Das Profil“<br />
1/2002). Eine strategisch richtige Entscheidung,<br />
denn „Ethernet“ ist inzwischen<br />
auf dem besten Weg, auch im<br />
Produktionsbereich zum Standard zu<br />
werden. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend:<br />
Zum einen erfüllt dieses<br />
Protokoll inzwischen nicht nur die<br />
hohen Anforderungen an eine sichere<br />
Datenkommunikation, sondern es bietet<br />
mit sehr hohen Übertragungsraten<br />
auch hinreichend Bandbreite. Zum anderen<br />
ermöglicht es einen unternehmensweiten<br />
Informationsfluß ohne<br />
umständliche Aufbereitung der Daten<br />
aus verschiedenen Systemen. Vor diesem<br />
Hintergrund hat die Hannover<br />
Messe 2002 für Hirschmann Electronics<br />
kräftigen Rückenwind gebracht.<br />
Satz: Strack + Storch KG,<br />
Gladbacher Straße 15, 40219 Düsseldorf<br />
Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH,<br />
Falkstraße 73-77, 47058 Duisburg<br />
Erscheinungsweise: 5 Ausgaben/Jahr<br />
Drucktermin dieser Ausgabe:<br />
21. Mai 2001<br />
Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />
Foto: Bernd Kühler/Bundespresseamt
Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 3<br />
„Vielversprechende<br />
Chancen in USA“<br />
rds Düsseldorf. <strong>Die</strong> vor wenigen<br />
Wochen gemeinsam von der Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> (Ratingen) und ATK<br />
(Alliant Techsystems/Minneapolis)<br />
getroffene Entscheidung, die ursprünglich<br />
angepeilte gesellschaftsrechtliche<br />
Verbindung in Form eines<br />
Joint ventures nicht weiter zu verfolgen,<br />
ändert nach Einschätzung von<br />
Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt<br />
nichts an der Qualität und den<br />
zukünftigen Perspektiven der bereits<br />
seit 1979 bestehenden, projektorientierten<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
nics“ mit rund acht Prozent besonders<br />
erfreulich verlief. Der Auftragseingang<br />
entwickelte sich ebenfalls deutlich positiv<br />
(+ 10 %) und übersprang mit<br />
5,033 Milliarden € erstmals die Fünf-<br />
Milliarden-€-Marke. Auch der Auftragsbestand<br />
wuchs um zehn Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahreswert auf<br />
4,113 Milliarden €.<br />
<strong>Die</strong> positive Ertragslage des Rhein-<br />
metall-Konzerns war 2001 gekennzeichnet<br />
durch erste Auswirkungen der<br />
in den Vorjahren eingeleiteten Restrukturierungsprogramme<br />
sowie durch die<br />
mit der „Strategie der klaren Linie“ einhergehenden<br />
Desinvestitionen von<br />
Randgebieten. Danach erzielte das Unternehmen<br />
ein erstmals nach IAS ermitteltes<br />
Ergebnis vor Zinsen und<br />
Ertragsteuern (EBIT) von 197 Millionen<br />
€ (Vorjahr IAS: 103 Mio €); dazu haben<br />
die drei Kerngeschäftsbereiche „Automotive“,<br />
„Electronics“ und „Defence“<br />
mit zum Teil signifikanten Ergebnissteigerungen<br />
maßgeblich beigetragen.<br />
Weitere Kennziffern in Kürze: <strong>Die</strong> Gesamtkapitalrendite<br />
(ROCE: Return on<br />
beiden Unternehmen. Der Vorstandsvorsitzende<br />
des Düsseldorfer Konzerns<br />
auf entsprechende Journalistenfragen<br />
während der diesjährigen<br />
Bilanzpressekonferenz wörtlich: „Der<br />
11. September 2001 hat eine neue<br />
Sicherheitslage und damit veränderte<br />
politische Rahmenbedingungen<br />
geschaffen. Damit wurden die Prioritäten<br />
des amerikanischen Haushalts<br />
verändert, was aus Sicht des<br />
amerikanischen Partners zu der Notwendigkeit<br />
geführt hat, das Vorhaben<br />
neu zu bewerten. Dahinter steht der<br />
gemeinsame Wille beider Seiten<br />
– deswegen haben wir diese Entscheidung<br />
auch gemeinsam getroffen<br />
–, die Flexibilität, die beide Häu-<br />
Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Profitabilität</strong> <strong>wird</strong><br />
<strong>nachhaltig</strong> <strong>gesteigert</strong><br />
Rheinmetall-Konzernchef Klaus Eberhardt<br />
vor der Presse: Unsere Ziele waren<br />
– und sind – die Fokussierung des<br />
Portfolios sowie die signifikante Steigerung<br />
von <strong>Profitabilität</strong> und Liquidität.<br />
Großorder für<br />
neue „E-Klasse“<br />
Capital Employed) verbesserte sich im<br />
Berichtszeitraum von 4,3 Prozent auf<br />
8,9 Prozent; in diesem Kontext ist vor<br />
allem auch das gebundene Kapital<br />
(„Capital Employed“) zu nennen, das<br />
binnen Jahresfrist deutlich um rund<br />
300 Millionen € auf nunmehr 2,075<br />
Milliarden € gesenkt werden konnte.<br />
Der „Cash Flow“ erhöhte sich von 239<br />
Millionen € auf 315 Millionen €. Das<br />
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und<br />
Abschreibungen (EBITDA) stieg von<br />
374 Millionen € um 96 Millionen €<br />
(+ 26 %) auf 470 Millionen €.<br />
Zum Jahresende 2001 beschäftigte<br />
das Unternehmen 27828 Mitarbeiter.<br />
Der Rückgang um 2048 Personen<br />
(- 7 %) ist in erster Linie bedingt durch<br />
den Verkauf wesentlicher Teile von Jagenberg<br />
sowie aufgrund des nicht<br />
mehr konsolidierten Geschäftsbereiches<br />
„Motor Engineering“ von Kolbenschmidt<br />
Pierburg. <strong>Die</strong> Produktivität im<br />
Konzern stieg im Jahresvergleich um<br />
zehn Prozent.<br />
<strong>Die</strong> konjunkturell schwierigen Rahmenbedingungen<br />
stellten, so Eberhardts<br />
Fazit im Rückblick auf 2001, für<br />
Rheinmetall eine „besondere Herausforderung<br />
dar“, die der Konzern<br />
gleichwohl angenommen habe: „Wir<br />
haben unsere Projekte und Maßnah-<br />
ser haben, nicht in einem Joint venture<br />
zu verwässern. Das heißt, wir kamen<br />
gemeinsam zu der Erkenntnis,<br />
daß uns eine Zusammenarbeit in bestimmten<br />
Projekten mehr Flexibilität<br />
für beide Seiten bietet, ohne daß der<br />
Erfolg für beide Seiten ein anderer<br />
wäre.“<br />
Vor diesem Hintergrund habe man,<br />
so Eberhardt weiter, bewußt die gesellschaftsrechtliche<br />
Verknüpfung in<br />
einem Joint venture nicht vollzogen.<br />
<strong>Die</strong>s ändere aber nichts an den Chancen,<br />
die sich beide Partner durch eine<br />
Zusammenarbeit in speziellen Projekten<br />
zum Ziel gesetzt hätten. Als aktuelles<br />
Beispiel nannte der Vorstandsvorsitzende<br />
der Rheimetall <strong>AG</strong> zum<br />
Beispiel die Kooperation bei der (intelligenten)<br />
155mm Suchzündermunition<br />
„SMArt“.<br />
Gleichzeitig betonte Eberhardt, daß<br />
der amerikanische Markt für den<br />
führenden europäischen Anbieter<br />
hochmoderner Heerestechnik<br />
zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen<br />
werde: „Gerade in den USA<br />
liegen für uns langfristig erfolgversprechende<br />
Chancen. Dazu gehört<br />
zum einen die Zusammenarbeit mit<br />
General Dynamics Ordnance and Tactical<br />
Systems (St. Petersburg/Florida<br />
– früher Primex) bei der 120-mm-Munition<br />
und der 27-mm-Munition zur<br />
Bewaffung des ‚Joint Strike Fighters‘,<br />
ein großes Projekt. Zum anderen ist<br />
es die Zusammenarbeit mit Boeing<br />
Ordnance zur Lieferung der Bordkanone<br />
der Mauser-Werke Oberndorf,<br />
ebenfalls für den ‚Joint Strike Fighter‘.<br />
Drittens ist es die langjährige Zusammenarbeit<br />
mit der Firma General Dynamics<br />
Land Systems (GDLS/Sterling<br />
Heights - Michigan) auf dem Gebiet<br />
der 105mm/120mm-Waffenanlage<br />
(„Light-Wight“) von Rheinmetall<br />
W&M im Rahmen des ‚US-Army‘-Projektes<br />
‚Interim Brigade Combat<br />
Team‘. Das heißt, wir arbeiten mit<br />
Boeing Ordnance, mit GDLS und mit<br />
General Dynamics Ordnance and Tactical<br />
Systems weiter gut zusammen<br />
und sind damit in 2001 ein gutes<br />
Stück vorangekommen.“<br />
„Volles Haus” im Röchling-Auditorium der Konzern-Hauptverwaltung: 25 Journalisten von Print- und elektronischen Medien<br />
nutzten anläßlich der diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall <strong>AG</strong> die Gelegenheit, sich „aus erster Hand“ über<br />
die geschäftliche Entwicklung des Düsseldorfer Unternehmens in 2001 und im laufenden Jahr zu informieren.<br />
men forciert und konsequent durchgesetzt,<br />
was die Desinvestition von<br />
Nicht-Kerngeschäften (seit 2000 rund<br />
750 Millionen € Desinvestment) und<br />
die Restrukturierungsprogramme angeht.<br />
<strong>Die</strong>se Projekte sind nicht mit<br />
normalen Kostensenkungsprogrammen<br />
zu verwechseln . . ., sondern eher<br />
als Fitneßkur und auf lange, <strong>nachhaltig</strong><br />
andauernde Effizienzsteigerungen<br />
angelegt. Wir haben mit Immobilienverkäufen<br />
stille Reserven gehoben,<br />
mit diesen Mitteln ‚Cash Flow‘<br />
generiert und sie in den Wertekreislauf<br />
unseres Unternehmens eingeführt.<br />
Wir haben uns aber nicht nur<br />
mit uns selbst befaßt, sondern am<br />
Markt erfolgreich Punkte gewonnen,<br />
was die Marktanteile angeht.“ Darüber<br />
hinaus habe man im Finanzbereich<br />
eine Industrieanleihe überaus<br />
Weltweit intelligente Verbindungen schaffen – dank Hirschmann Electronics.<br />
cd/tho Stuttgart. <strong>Die</strong> Hirschmann-<br />
Gruppe stattet die neue „E-Klasse“<br />
von Mercedes-Benz mit modernster<br />
Automobilelektronik aus. Für die jetzt<br />
auf den Markt gekommene Oberklasse-Limousine<br />
liefert die Hirschmann<br />
Electronics GmbH & Co. KG (Neckartenzlingen)<br />
das integrierte Antennensystem<br />
sowie die Koaxialkabel für den<br />
Anschluß der verschiedenen Endgeräte.<br />
<strong>Die</strong> Hirschmann Austria GmbH in<br />
Rankweil (Vorarlberg/Österreich) ist<br />
mit Steckverbindern sowie Leitungssätzen<br />
für den Fahrwerks- und Karosseriebereich<br />
vertreten. Das Auftragsvolumen<br />
für die Hirschmann-Gruppe<br />
beläuft sich auf einen dreistelligen<br />
Millionen-Euro-Betrag.<br />
Das Antennensystem ist für den<br />
Empfang von Radioprogrammen und<br />
weiteren Kommunikationsdiensten<br />
im Auto ausgelegt. Sein innovatives<br />
HF-technisches Konzept gewährleistet<br />
beste Empfangsqualität. Ein weiteres<br />
Merkmal des Systems, das aus<br />
mehreren Elektronikmodulen und einer<br />
in die Heckscheibe integrierten<br />
Antenneneinheit besteht, ist die einfache<br />
Montage und die damit verbundene<br />
Servicefreundlichkeit. Insgesamt<br />
werden drei Ausbaustufen angeboten.<br />
<strong>Die</strong> Leitungssätze für die Achsverkabelung<br />
werden insbesondere im<br />
Bereich der Fahrzeugsicherheit eingesetzt,<br />
etwa bei der Anzeige des Verschleißes<br />
der Bremsbeläge, der Kontrolle<br />
des Reifendrucks und für die<br />
ABS-Sensorik. Darüber hinaus unterstützen<br />
Hirschmann-Leitungssätze<br />
auch Komfortfunktionen wie zum Beispiel<br />
die elektronische Einparkhilfe.<br />
<strong>Die</strong> Steckverbinder mit innovativer Folienkontaktierung<br />
zeichnen sich<br />
durch kompakte und wasserdichte<br />
Bauweise aus und kommen u. a. bei<br />
den elektrisch verstellbaren Außenspiegeln<br />
zum Einsatz. Hirschmann<br />
entwickelte hierzu ein neuartiges, patentiertes<br />
Kunststoffspritzverfahren.<br />
erfolgreich plazieren können, davon<br />
rund ein Drittel im Ausland. Eberhardt:<br />
„Das Ziel, uns auf den internationalen<br />
Finanzmärkten zu behaupten,<br />
haben wir erreicht. <strong>Die</strong>s ist als ein<br />
besonderer Erfolg des Jahres 2001 zu<br />
werten.“<br />
Wasdie Perspektiven für das laufende<br />
Geschäftsjahr angeht, so ist die<br />
Marschrichtung klar vorgegeben: weitere<br />
Steigerung der <strong>Profitabilität</strong> und<br />
damit der unternehmerischen „Performance“<br />
in ihrer Gesamtheit. Wobei die<br />
Weichen nach wie vor auf internes<br />
Wachstum stehen, wie die Eckdaten<br />
für das erste Quartal 2002 deutlich<br />
zeigen: Der Umsatz stieg um sechs<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahreswert<br />
auf 1,012 Milliarden € (bereinigt um<br />
Konsolidierungseffekte). Auch im Auftragseingang<br />
und besonders im<br />
Auftragsbestand konnten – vergleichbar<br />
gerechnet – Zuwächse von ein<br />
bzw. elf Prozent erzielt werden.<br />
Eberhardt: „Wir wollen und wir werden<br />
das Ergebnis auch in 2002 verbessern.<br />
Voraussetzungen dafür sind allerdings<br />
die weltweite Stabilisierung<br />
der Automobilkonjunktur, die zügige<br />
Entscheidung über die im Bundeswehrhaushalt<br />
2002 verankerten Projekte<br />
(mit Rheinmetall-Bezug) und ein<br />
wirtschaftlich vertretbarer, vernünftiger<br />
Tarifabschluß.“<br />
In Summe sei man, so der Rheinmetall-Konzernchef<br />
abschließend, auf<br />
dem Weg, das Unternehmen binnen<br />
dreier Jahre „flott zu bekommen und<br />
SMArt-Munition für die Schweiz.<br />
auf eine profitable Basis zu stellen“,<br />
ein gutes Stück vorangekommen: „<strong>Die</strong><br />
Hausaufgaben sind gemacht oder werden<br />
in diesem Jahr abgeschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Restrukturierung und die Schärfung<br />
unseres Portfolios in den drei<br />
Säulen werden ebenfalls in 2002 abgeschlossen<br />
sein. Damit bekommt die<br />
Frage der Fokussierung und <strong>Profitabilität</strong><br />
eine zentrale Bedeutung . . . Für<br />
beide Ziele – in drei Jahren durch Fokussierung<br />
die <strong>Profitabilität</strong> und die Liquidität<br />
nach oben zu stemmen – haben<br />
wir die Grundlage gelegt. Es ist die<br />
Grundlage für ein <strong>nachhaltig</strong> profitables<br />
Wachstum in den nächsten Jahren.“<br />
(Lesen Sie zum Thema auch das<br />
ausführliche Presseecho auf den „Profil“-Seiten<br />
4 + 5.)<br />
Fährt mit Hirschmann-Systemtechnik: die neue „E-Klasse“ von Mercedes-Benz.<br />
Ebenfalls als kompetenter Zulieferer „an Bord“ der neuen Oberklasse-Limousine<br />
des Stuttgarter Automobilherstellers ist der Rheinmetall-Unternehmensbereich<br />
„Automotive“: <strong>Die</strong> Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe liefert Kolben, Gleitlager,<br />
motorische Klappenbetätigung, Saugrohr und Elektroumschaltventil.<br />
Fotos (2): DaimlerChrysler Communications<br />
Fotos(2): Michael Rennertz<br />
Fotos: Danetzki + Weidner
Seite 4 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2002<br />
Pressestimmen zur diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
„Das Fitneßprogramm zeigt Erfolg“<br />
rds Düsseldorf. „Rheinmetall trimmt sich fit“, „Mit dem<br />
Kerngeschäft auf Wachstumskurs“, „Fitneßprogramm<br />
bei Rheinmetall zeigt Erfolg“, „Rheinmetall entzieht sich<br />
der Konjunkturflaute“, „Konzern richtet Kerngeschäftsfelder<br />
auf Ertragskraft aus“, „Rheinmetall schwenkt wieder<br />
auf Wachstumskurs“, „Rheinmetall im Plus“ und<br />
„Konzern will <strong>Profitabilität</strong> auch 2002 steigern“ – auf<br />
ein außerordentlich positives publizistisches Echo stieß<br />
die Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall <strong>AG</strong> am 2.<br />
Mai 2002 am Firmensitz in Düsseldorf. Im Fokus der Be-<br />
<strong>Die</strong> Düsseldorfer Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
plant, den vor drei Jahren eingeschlagenen<br />
Konzernumbau im<br />
laufenden Jahr abzuschließen. „<strong>Die</strong><br />
Hausaufgaben sind gemacht und<br />
werden 2002 weitgehend beendet“,<br />
sagte Klaus Eberhardt, Vorstandschef<br />
des Mischkonzerns, auf der Bilanzpressekonferenz<br />
in Düsseldorf. Rheinmetall<br />
ist vor allem in der Wehrtechnik,<br />
Automobilzulieferung und Elektronik<br />
tätig. Auf diese drei Geschäftsfelder<br />
will sich Eberhardt konzentrieren,<br />
um so die Effizienz zu steigern.<br />
Mittelfristig strebt er ein Umsatzwachstum<br />
von rund 6% an, Renditen<br />
sollen deutlich steigen. Auch im laufenden<br />
Jahr rechnet Eberhardt mit einer<br />
Verbesserung des Ergebnisses<br />
vor Zinsen und Steuern. (Ebit).<br />
Rheinmetall hat das turbulente Jahr<br />
2001 offenbar gut verdaut. Anfang<br />
des vergangenen Jahres war der aggressive<br />
US-Investor Guy Wyser-Pratte<br />
bei Rheinmetall eingestiegen und<br />
hatte eine Konzentration des Unternehmens<br />
auf die Wehrtechnik gefordert,<br />
was die Konzernspitze ablehnte.<br />
Im Herbst kaufte der Rheinmetall-<br />
Mehrheitsaktionär Röchling Wyser-<br />
Pratte das Aktienpaket ab und legte<br />
Der Düsseldorfer Technologiekonzern<br />
Rheinmetall <strong>AG</strong> hat sich<br />
im Zuge einer zukunftsgerichteten<br />
Geschäftsführung einem Effizienzprogramm<br />
verschrieben, das über<br />
einschneidende Restrukturierungen<br />
und Desinvestitionen von Randaktivitäten<br />
die Ertragskraft deutlich verbessern<br />
soll. Damit einher ging auch<br />
eine Anpassung der Rechnungslegung<br />
des Konzerns von den wenig<br />
aussagekräftigen deutschen Normen<br />
(HGB) zu den International Accounting<br />
Standards (IAS). Ein Vergleich der<br />
beiden letzten Geschäftsjahre auf dieser<br />
neuen Basis der Bilanzierung<br />
zeigt, daß der eingeleitete Umbau des<br />
Konzerns tatsächlich schon Früchte zu<br />
tragen begonnen hat, seine volle<br />
Wir wollen und wir werden das<br />
Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />
weiter verbessern.“ <strong>Die</strong>ses<br />
anspruchsvolle Ziel hat sich Klaus<br />
Eberhardt, der Vorstandsvorsitzende<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong>, für 2002 gesetzt.<br />
Einerseits kann er darauf bauen, daß<br />
das 2000 gestartete Programm zur Restrukturierung<br />
in diesem Jahr voll wirksam<br />
<strong>wird</strong>. Andererseits ist die weitere<br />
Ergebnisverbesserung an einige Voraussetzungen<br />
geknüpft. Eines der mittelfristigen<br />
Ziele ist es, mit dem „Return<br />
on Capital Employed“ die Kapitalkosten<br />
zu verdienen. Das ist 2001 noch<br />
nicht gelungen.<br />
Der Konzernbereich Automotive <strong>wird</strong><br />
das Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />
(Ebit), das 2001 bei 90 Mill. Euro gelegen<br />
hatte, voraussichtlich auf gleichem<br />
Niveau halten können. Der Bereich<br />
Electronics plant eine deutliche Ausweitung<br />
des Geschäftsvolumens und<br />
damit einhergehend einen kräftigen<br />
Anstieg des Ergebnisses von zuletzt 40<br />
Mill. Euro. Für den Bereich Wehrtechnik<br />
<strong>wird</strong> eine kontinuierliche Steigerung<br />
des Ebit von 64 Mill. Euro unterstellt.<br />
Weitere Fortschritte in der <strong>Profitabilität</strong><br />
wenig später ein Wertsteigerungs-<br />
Programm mit einer Erfolgsbeteiligung<br />
für das Management auf, um<br />
Rheinmetall mittelfristig fit für einen<br />
möglichen Verkauf zu machen.<br />
„Wir liegen im Plan“, sagte Eberhardt.<br />
Das Shareholder-Value-Programm<br />
sei aber nur eine konsequente<br />
Fortsetzung der eingeschlagenen<br />
Strategie, sich auf die drei Kerngeschäftsfelder<br />
zu konzentrieren. Rheinmetall<br />
hatte sich zum Ziel gesetzt, das<br />
Unternehmen zu verschlanken und<br />
Randaktivitäten zu verkaufen.<br />
Der Konzern habe seit 2000 „lautlos,<br />
aber konsequent“ Teile abgegeben,<br />
erläuterte Eberhardt. Das Unternehmen<br />
verkaufte unter anderem den<br />
Büromöbelhersteller Mauser Waldeck<br />
oder die Verpackungstechnik von Jagenberg.<br />
Bisher hat sich Rheinmetall<br />
von Bereichen mit einem Umsatz von<br />
750 Mill. Euro und 4400 Mitarbeitern<br />
getrennt. 1,1 Mrd. Euro sollen es insgesamt<br />
werden. So liefen über den<br />
Verkauf der Jagenberg-Reste „gute<br />
Gespräche“, hieß es.<br />
Gleichzeitig suche Rheinmetall nach<br />
wie vor Allianzen, um Zugang zu ausländischen<br />
Märkten zu erlangen, sagte<br />
Eberhardt: „Nachholbedarf haben<br />
Wirksamkeit wohl aber erst ab 2002<br />
entfalten <strong>wird</strong>. Immerhin führte der<br />
erste Anlauf den Konzern bereits aus<br />
den roten Zahlen, auch wenn die Ertragskraft<br />
noch keineswegs zu befriedigen<br />
vermag. Das sieht wohl auch<br />
die Konzernleitung so, strebt sie doch<br />
eine Verbesserung der am Gewinn vor<br />
Zinsen und Steuern gemessenen Umsatzrendite<br />
von zurzeit 4,3 % auf 7 %<br />
an. <strong>Die</strong> entsprechende Rentabilität<br />
des eingesetzten Kapitals sollte im<br />
gleichen Zug fast verdoppelt werden,<br />
und zwar von gegenwärtig 8,9 % auf<br />
richterstattung stand vor allen Dingen die Tatsache, daß<br />
sich der Konzern im Geschäftsjahr 2001 trotz schwieriger<br />
konjunktureller Rahmenbedingungen gut im internationalen<br />
Wettbewerb behaupten und seine Ertragssituation<br />
<strong>nachhaltig</strong> verbessern konnte. Auch in diesem<br />
Jahr stehen die Zeichen auf Wachstum: Für das erste<br />
Quartal 2002 meldete der Düsseldorfer Konzern ein Umsatzwachstum<br />
von sechs Prozent; Auftragseingang und<br />
Auftragsbestand kletterten ebenfalls um ein bzw. elf<br />
Prozent (s. Presseecho auf dieser Seite und auf Seite 5).<br />
stehen allerdings unter drei Prämissen:<br />
<strong>Die</strong> Automobilkonjunktur weltweit und<br />
in den USA, wo der Bereich Automotive<br />
20 % des Umsatzes generiert, muß<br />
sich stabilisieren. <strong>Die</strong> Politik muß zügig<br />
über neue Projekte der Wehrtechnik<br />
entscheiden, und der Tarifabschluß in<br />
der Metallindustrie muß „wirtschaftlich<br />
vertretbar“ ausfallen.<br />
Eberhardt hat sich im Rahmen eines<br />
Shareholder-Value-Programms bis<br />
2004 das Ziel gesetzt, die Ebit-Marge<br />
von 4,3 (2000: 2,3 %) auf 7,0 % zu treiben.<br />
Das Capital Employed ist bereits im<br />
Jahr 2001 um rund 300 Mill. Euro auf 2,1<br />
Mrd. Euro heruntergefahren worden.<br />
<strong>Die</strong> Kapitalrendite (Roce) will der Rheinmetall-Chef<br />
auf 15 % steigern, nachdem<br />
sie im Berichtsjahr auf 8,9 (4,3) % mehr<br />
alsverdoppelt wurde. Damit hat Rheinmetall<br />
allerdings die Kapitalkosten von<br />
etwa 11 % noch nicht verdient. Finanzchef<br />
Herbert Müller betont indessen,<br />
daß die Kapitalkosten sehr stringent<br />
Handelsblatt<br />
wir in den USA und Asien.“ Konkreter<br />
äußerte er sich aber nicht.<br />
Durch die „Fitneßkur“ – wie der Vorstandschef<br />
das Programm nennt – erhofft<br />
sich das Unternehmen ab 2003<br />
Einsparungen von 100 Mill. Euro. <strong>Die</strong><br />
Ebit-Rendite soll mittelfristig auf 7%<br />
von 4,3% im vergangenen Jahr steigen<br />
und die Kapitalrendite auf 15%<br />
von 8,9%. „Wir sind überzeugt, daß<br />
wir dieses Ziel schaffen“, sagte Eberhardt.<br />
Dem Konzernumbau vor allem sei<br />
das Gewinnplus zu verdanken, bekräftigte<br />
Eberhardt. 2001 schloß<br />
Rheinmetall trotz „schwieriger Rahmenbedingungen“<br />
mit einem Plus<br />
beim Ebit von 91% auf 197 Mill. Euro<br />
ab. Der Umsatz erhöhte sich, bereinigt<br />
um Zu- und Verkäufe, um 3 % auf<br />
4,6 Mrd. Euro – getragen vor allem<br />
durch den Bereich Elektronik. In der<br />
Sparte Autozulieferung mußte Rheinmetall<br />
wie die Konkurrenz mit der<br />
schwachen US-Konjunktur kämpfen.<br />
In der Wehrtechnik beklagte Eberhardt<br />
die sinkenden Ausgaben der<br />
Bundeswehr, was das Unternehmen<br />
aber durch Aufträge aus dem Ausland,<br />
unter anderem aus Spanien und<br />
Kuwait, ausgleichen konnte.<br />
Neue Zürcher Zeitung<br />
15 %. Von den drei Kernsparten des<br />
Konzerns kam das Segment Elektronik<br />
diesen Zielen im Geschäftsjahr 2001<br />
mit 5,1 (i. V. 3,5) % bzw. 13,5 (8,2) %<br />
noch am nächsten. Mit der Zulieferung<br />
an die Autoindustrie wurden Werte<br />
von 4,9 (3,1) % bzw. 10,1 (6,3) % und<br />
in der Wehrtechnik solche von 4,0<br />
(2,0) % bzw. 10,2 (4,6) % erreicht. <strong>Die</strong><br />
Konzernleitung zeigt sich auch auf<br />
Grund der Entwicklung im 1. Quartal<br />
2002 überzeugt, daß die Umsatz- und<br />
Ertragsentwicklung im laufenden Jahr<br />
nach oben gerichtet sein <strong>wird</strong>.<br />
und anspruchsvoll ermittelt wurden.<br />
Faßt man sie etwas milder, dann hat<br />
sich der Roce den Kapitalkosten schon<br />
weiter genähert. Mit Erreichen des Ziels<br />
würde der Roce mit 15 % um 30 % über<br />
den Kapitalkosten liegen.<br />
Nachdem seit dem Jahr 2000 durch<br />
Fokussierung auf das Kerngeschäft und<br />
durch Fortschritte im Ergebnis für 2002<br />
eine profitable Basis gelegt wurde<br />
(„<strong>Die</strong> Hausaufgaben werden in diesem<br />
Jahr erledigt sein“), soll sich bis 2004<br />
<strong>nachhaltig</strong>es profitables Wachstum<br />
anschließen. Rheinmetall will in den<br />
Kerngeschäften organisch expandieren,<br />
die regionale Expansion – auch<br />
mit Partnern – suchen und in den Kerngeschäften<br />
auch akquirieren.<br />
Das erste Quartal 2002 jedenfalls hat<br />
erfolgversprechend begonnen mit einem<br />
Anstieg des Konzernumsatzes um<br />
6% auf 1,0 Mrd. Euro, wobei sich Electronics<br />
mit 20 % weit überdurchschnittlich<br />
entwickelt hat. Der Auftragseingang<br />
Frankfurter Allgemeine<br />
Der Düsseldorfer Rüstungs- und<br />
Elektronikkonzern unternimmt<br />
derzeit große Anstrengungen,<br />
die Ertragskraft zu erhöhen. „Wir<br />
werden bis zum kommenden Jahr die<br />
Basis für ein <strong>nachhaltig</strong>es, profitables<br />
Wachstum legen“, kündigte<br />
Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt in<br />
der Bilanzpressekonferenz an. Zielmarken<br />
des im Dezember verschärften<br />
Wertsteigerungsprogramms sind<br />
eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals<br />
von 15 Prozent und eine Umsatzrendite<br />
vor Steuern und Zinsen<br />
von 7 Prozent . . .<br />
Vorrangig sollen weitere Randaktivitäten<br />
mit Erlösen von rund 400 Millionen<br />
Euro verkauft werden – darunter<br />
auch die Beteiligung an der verlustreichen<br />
Jagenberg <strong>AG</strong>. Außerdem<br />
will Eberhardt die Zahl der weltweit<br />
beschäftigten Mitarbeiter um knapp<br />
1000 auf 26 900 vermindern. Schon<br />
im vergangenen Geschäftsjahr habe<br />
die vor zwei Jahren eingeleitete Restrukturierung<br />
erste Erfolge gezeigt.<br />
„<strong>Die</strong> Hausaufgaben sind gemacht“,<br />
sagte Eberhardt. So sei das auf 197<br />
Börsen-Zeitung<br />
wurde um 1 % auf 976 Mill. Euro angehoben,<br />
und der Auftragsbestand wurde<br />
um 11 % auf 4,1 Mrd. Euro aufgefüllt . . .<br />
Nachdem seit Anfang 2000 Randgebiete<br />
mit rund 750 Mill. Euro Umsatz<br />
mit einem Cash-Zufluss von rund 180<br />
Mill. Euro abgegeben wurden, sollen<br />
weitgehend noch in diesem Jahr weitere<br />
Desinvestitionen mit rund 400 Mill.<br />
Euro Umsatz folgen. Zusammen <strong>wird</strong><br />
Rheinmetall sich dann innerhalb von<br />
drei Jahren von einem Viertel des Geschäftsvolumens<br />
getrennt haben.<br />
<strong>Die</strong> Restrukturierungsprogramme<br />
seit 2000 (Eberhardt: „Keine normalen<br />
Kostensenkungsprogramme, sondern<br />
Fitneßkuren und <strong>nachhaltig</strong>e Effizienzsteigerung“)<br />
sollen, beginnend mit<br />
2003, ein jährliches Einsparpotential<br />
von 100 Mill. Euro bringen. Gemessen<br />
am Ebit von 197 Mill. Euro, das der<br />
erstmals nach IAS erstellte Jahresabschluß<br />
bietet, kann sich das sehr wohl<br />
sehen lassen.<br />
Millionen Euro beinahe verdoppelte<br />
Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />
(Ebit) vorrangig über eine deutliche<br />
Produktivitätssteigerung im Konzern<br />
erreicht worden. Auch das Heben stiller<br />
Reserven bei Grundstücks- und<br />
Immobilienverkäufen dürfte geholfen<br />
haben. In den drei Kerngeschäftsfeldern<br />
Wehrtechnik, Elektronik und Automobilzulieferung<br />
hat Eberhardt ein<br />
Einsparpotential von jährlich 100 Millionen<br />
Euro identifiziert. Damit sei der<br />
Konzern gerüstet, um von 2004 an ein<br />
organisches Wachstum von jährlich 6<br />
Prozent zu erreichen.<br />
Im laufenden Geschäftsjahr sollen<br />
Umsatz und Ergebnis abermals <strong>gesteigert</strong><br />
werden. Allerdings knüpfte<br />
Eberhardt die Vorhersage an die Prämissen,<br />
daß sich die Automobilkonjunktur<br />
in Nordamerika stabilisiert<br />
und es in den Tarifverhandlungen zu<br />
einem „wirtschaftlich vertretbaren<br />
Abschluß“ kommt. <strong>Die</strong> zügige Verabschiedung<br />
von vier Projekten der<br />
Bundeswehr nannte Eberhardt als<br />
Voraussetzung für das geplante<br />
Wachstum in der Wehrtechnik.<br />
Während für das Abschneiden des<br />
Bereichs Automotive in diesem Jahr die<br />
konjunkturelle Entwicklung ausschlaggebend<br />
sein <strong>wird</strong>, sind die Signale bei<br />
Electronics (Aditron <strong>AG</strong>) eindeutig auf<br />
Expansion gestellt. Hirschmann plant<br />
ein Umsatzplus von 12%, und Heimann<br />
Systems (Sicherheitstechnik) steht vor<br />
einem Umsatzwachstum im zweistelligen<br />
Bereich. <strong>Die</strong> Entwicklungsmöglichkeiten<br />
im Bereich Defence hängen von<br />
den Anschaffungen des Verteidigungsministeriums<br />
ab, dessen Beschaffungsetat<br />
von 1990 bis 2001 um 38 % auf 3,5<br />
Mrd. Euro geschrumpft ist. Bisher ist es<br />
Rheinmetall gelungen, den Ausgleich<br />
im Export zu finden . . .<br />
Rheinmetall hat 2001 die Produktivität<br />
um etwa 10 % erhöht: Der Umsatz<br />
expandierte um 1 %, und die Zahl der<br />
Mitarbeiter hat um 7 % auf 27 828 abgenommen.<br />
Hier liegt auch die Schubkraft<br />
für die Ergebnisentwicklung. Das<br />
Ebitda wurde um 26 % auf 470 Mill. Euro<br />
ausgebaut, das Ebit wuchs um 91 %<br />
auf 197 Mill. Euro, und nach einem mit<br />
110 Mill. Euro negativen Finanzergebnis<br />
<strong>wird</strong> ein Ergebnis vor Ertragsteuern<br />
von 84 (2) Mill. Euro gezeigt.<br />
Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung
Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 5<br />
Auf dem Weg zu der bis 2004 avisierten<br />
Kapitalrendite hat der<br />
Rheinmetall-Konzern zuletzt eine<br />
große Etappe zurückgelegt. <strong>Die</strong> Restrukturierung<br />
und Konzentration der<br />
Aktivitäten auf drei Geschäftsfelder<br />
soll 2002 abgeschlossen werden.<br />
Dann könne man auch wieder Akquisitionen<br />
angehen.<br />
<strong>Die</strong> in diesem Jahr angestrebte weitere<br />
Ertragsverbesserung des Rüstungskonzerns<br />
soll im wesentlichen aus dem<br />
Bereich Electronics (Aditron) resultieren,<br />
die mit einer Kapitalrendite von<br />
dann 14 (Vorjahr: 13,5) Prozent dem für<br />
den Konzern angestrebten Wert bereits<br />
sehr nahe kommt. In der Wehrtechnik<br />
(DeTec) hängt die weitere Entwicklung<br />
sehr stark davon ab, in welchem Tempo<br />
die im Bundeshaushalt vorgesehenen<br />
Projekte vorangetrieben werden.<br />
Denn im internationalen Geschäft hat<br />
Rheinmetall zuletzt einen Rückschlag<br />
erlitten, da die geplante Gründung eines<br />
Gemeinschaftsunternehmens für<br />
groß- und mittelkalibrige Munition<br />
mit der amerikanischen ATK-Gruppe<br />
nicht zustande kam. Klaus Eberhardt,<br />
Vorstandsvorsitzender des Rheinme-<br />
tall-Konzerns, betonte aber, daß beide<br />
Unternehmen bei einzelnen Projekten<br />
Allianzen bilden werden. Zudem<br />
sei das Ziel, zu einem späteren<br />
Zeitpunkt enger zusammenzurücken,<br />
nicht aufgegeben. Im Bereich Automotive,<br />
wo die Konzern-Tochter Kolbenschmidt<br />
Pierburg stark unter der<br />
schwachen Fahrzeugkonjunktur insbesondere<br />
in den USA leidet, strebt<br />
Eberhardt in diesem Jahr zumindest<br />
ein stabiles Ergebnis an.<br />
Das bei seinem Amtsantritt 2000 für<br />
Rheinmetall verordnete Fitneßprogramm<br />
zeigt indes Wirkung. Seitdem<br />
sind Aktivitäten mit einem Umsatz von<br />
750 Millionen Euro abgegeben worden,<br />
wobei die gewünschte Trennung<br />
von der ertragsschwachen Maschinenbau-Tochter<br />
Jagenberg (Verlust<br />
2001: 12,4 Millionen Euro) erst teilweise<br />
geglückt ist. Wenn alle beabsichtigten<br />
Verkäufe getätigt sind, <strong>wird</strong><br />
sich Rheinmetall mit rund 1,1 Milliarden<br />
Euro etwa von einem Viertel seines<br />
Umsatzes getrennt haben.<br />
Rund 95 Millionen Euro hat der Konzern<br />
in den vergangenen zwei Jahren<br />
für die Restrukturierung aufgewendet.<br />
Financial Times Deutschland<br />
T<br />
rotz der dahindümpelnden Konjunktur<br />
rechnet Rheinmetall-<br />
Vorstandschef Klaus Eberhardt<br />
für 2002 mit einem steigenden Ergebnis<br />
vor Steuern und Zinsen (Ebit). „Wir<br />
gehen davon aus, daß wir unser Ebit<br />
verbessern werden“, kündigte Eberhardt<br />
gestern vor Journalisten in Düsseldorf<br />
an. Besonders stark sollen die<br />
Ergebnisse in den Geschäftsfeldern<br />
Elektronik und Rüstung steigen . . .<br />
Eberhardts Zuversicht fußt nicht zuletzt<br />
auf dem erfolgreichen Restrukturierungsprogramm<br />
des Konzerns,<br />
der in den vergangenen zwei Monaten<br />
durch Reorganisation rund 95<br />
Mio. € eingespart hatte. Der Konzernchef<br />
bezifferte gestern das mittelfristige<br />
Einsparpotential des Konzerns<br />
auf weitere 100 Mio. €.<br />
Das vergangene Jahr verlief für<br />
Rheinmetall erstaunlich gut. Dem<br />
Vorstand gelang es, den Umsatz<br />
leicht auf 4,6 Mrd. € zu steigern. Bereinigt<br />
um Veränderungen im Konsolidierungskreis,<br />
entsprach dies einem<br />
Wachstum von drei Prozent. Der<br />
Auftragsbestand erhöhte sich um<br />
zehn Prozent auf 4,11 Mrd. €. Das<br />
Ebit schnellte sogar um 91 Prozent<br />
auf 197 Mio € in die Höhe – zum einen<br />
auf Grund operativer Verbesserungen,<br />
zum anderen als Folge von<br />
Sondererlösen.<br />
Einmalgewinne aus Immobilienverkäufen<br />
in Höhe von 30 Mio € sowie<br />
Desinvestitionen in zweistelliger<br />
Millionenhöhe gaben Rheinmetall<br />
vwd<br />
Nach umfangreicher Verschlankung<br />
und Konzentration<br />
auf die <strong>Profitabilität</strong><br />
schwenkt der Mischkonzern Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> jetzt wieder auf Wachstumskurs.<br />
Mittelfristig ist aus eigener<br />
Kraft ein jährliches Umsatzplus<br />
von sechs Prozent geplant, wie zur<br />
Bilanzvorlage verkündet wurde.<br />
Auch die Rendite soll bis 2004 deutlich<br />
steigen.<br />
Strategisch stehen in dieser Zeit<br />
die Expansion in den USA und Asien<br />
sowie Zukäufe zur Verstärkung<br />
des Kerngeschäfts auf dem Programm.<br />
In das laufende Jahr, das<br />
eine erneute Zunahme auch beim<br />
operativen Ergebnis bringen soll,<br />
startete das Düsseldorfer Unternehmen<br />
mit einem dicken Polster<br />
an Aufträgen.<br />
Rückenwind. Vorstand und Aufsichtsrat<br />
sind dennoch vorsichtig<br />
und wollen den Aktionären lediglich<br />
eine unveränderte Dividende von<br />
0,44 € je Vorzugsaktie zahlen.<br />
Dabei war 2001 auch unternehmerisch<br />
ein erfolgreiches Jahr; Rheinmetall<br />
ergatterte mehrere Großaufträge.<br />
So bekam der Autozulieferer Hirschmann<br />
den Zuschlag von Daimler-<br />
Chrysler zur Ausrüstung der E-Klasse<br />
von Mercedes-Benz mit modernen Antennensystemen<br />
– ein Auftrag mit einem<br />
Volumen von über 100 Mio €.<br />
<strong>Die</strong> Rüstungssparte Detec erhielt zahlreiche<br />
Bestellungen für Flugabwehrsysteme;<br />
Volumen: rund 200 Mio<br />
€. Der Elektronikausrüster STN Atlas<br />
schließlich erhielt einen Großauftrag<br />
über den Kauf militärischer Aufklärungsflugzeuge,<br />
Drohnen genannt,<br />
im Wert von 280 Mio. €.<br />
Auch das erste Quartal 2002 lief bei<br />
den Düsseldorfern überraschend<br />
gut. Trotz der rezessiven wirtschaftlichen<br />
Lage in Deutschland, der<br />
schwachen Autokonjunktur in den<br />
USA und zugleich erheblich sinkender<br />
Investitionen im deutschen Verteidigungshaushalt<br />
steigerte Rheinmetall<br />
den Umsatz – bereinigt um<br />
Konsolidierungseffekte – um sechs<br />
Prozent auf etwas mehr als 1 Mrd. €.<br />
Beim Auftragsstand wurde – auf vergleichbarer<br />
Basis – ein Zuwachs von<br />
elf Prozent verbucht. „Trotz schwieriger<br />
Rahmenbedingungen zeigen wir<br />
Stärke“, sagte Eberhardt.<br />
Der Restrukturierungskurs, den<br />
Vorstandschef Klaus Eberhardt<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> verordnet<br />
hat, zeigt deutliche Früchte. Im ersten<br />
Quartal stieg der Umsatz um sechs<br />
Prozent auf eine Milliarde Euro, der<br />
Auftragsbestand legte um elf Prozent<br />
zu. Unter der Voraussetzung, daß<br />
sich die Automobilkonjunktur in den<br />
USA stabilisiert, die Projekte für den<br />
Bundeswehrhaushalt 2002 zügig<br />
entschieden würden und ein vernünftiger<br />
Tarifabschluß erzielt würde,<br />
rechnet Eberhardt in diesem Jahr mit<br />
einem verbesserten Ergebnis.<br />
Bis Jahresende sollen auch die Umstrukturierungen<br />
und Desinvestitionen<br />
abgeschlossen sein. Seit 1999<br />
hat sich Rheinmetall von Unternehmen<br />
mit einem Umsatz von 750 Millionen<br />
Euro und 4400 Mitarbeitern<br />
Süddeutsche Zeitung<br />
Daraus erhofft sich Eberhardt ab 2003<br />
Einsparungen von 100 Millionen Euro<br />
jährlich. Bereits im vorigen Jahr resultierte<br />
die deutliche Verbesserung des<br />
Ergebnisses weniger aus zusätzlichem<br />
Geschäft als einer deutlichen<br />
Steigerung der Produktivität in allen<br />
drei Geschäftsfeldern. An diesem Kurs<br />
hat der Konzern auch im ersten Quartal<br />
festgehalten, was zu einem weiteren<br />
Personalabbau geführt hat. Bis<br />
2004 sollen noch einmal rund 1000<br />
Stellen abgebaut werden.<br />
Bei einer Eigenkapitalquote von 17<br />
(Vorjahr 15,4) Prozent ist der Handlungsspielraum<br />
von Rheinmetall zwar<br />
nach wie vor eng begrenzt. Aber die<br />
Verhältnisse haben sich im vergangenen<br />
Jahr nicht zuletzt durch die gelungene<br />
Plazierung einer Anleihe über<br />
350 Millionen Euro weiter verbessert.<br />
An größere Akquisitionen, die zur<br />
Stärkung des Kerngeschäfts in einigen<br />
Bereichen notwendig sind, ist indes<br />
vorläufig nicht zu denken. Eberhardt<br />
setzt somit vornehmlich auf<br />
Wachstum aus eigener Kraft und visiert<br />
dabei bis 2004 ein Tempo von<br />
sechs Prozent per anno an.<br />
Tagesspiegel<br />
Nach Jahren der Restrukturierung<br />
und Desinvestitionen<br />
sieht sich der Düsseldorfer<br />
Technologie- und Rüstungskonzern<br />
Rheinmetall wieder auf Wachstumskurs.<br />
Bis 2004 werde eine am<br />
Umsatz orientierte Ebit-Marge (Ergebnis<br />
vor Zinsen und Steuern) von<br />
sieben Prozent angestrebt, sagte<br />
Vorstandschef Klaus Eberhardt am<br />
Donnerstag. Derzeit sind es 4,3 Prozent.<br />
Nach deutlichen Ergebniszuwächsen<br />
im Vorjahr rechne der Vorstand<br />
wegen der guten Auftragslage<br />
trotz der unsicheren Konjunkturentwicklung<br />
2002 erneut mit einem<br />
Umsatz- und Ergebnisplus. Wachstumsträger<br />
seien die Bereiche Electronics<br />
und Defence, während der<br />
Automobilbereich dieses Jahr eher<br />
stagnieren werde. Im ersten Quartal<br />
sei der Umsatz um sechs Prozent<br />
auf eine Milliarde Euro gestiegen,<br />
hieß es. Der Auftragseingang legte<br />
um ein Prozent auf 976 Millionen<br />
Euro zu. Der Auftragsbestand wurde<br />
mit 4,1 Milliarden Euro beziffert, einem<br />
Plus von elf Prozent . . . Durch<br />
den seit 2000 realisierten Verkauf<br />
von nicht zum Kerngeschäft<br />
gehörenden Unternehmen habe<br />
sich Rheinmetall von etwa 750 Millionen<br />
Euro Umsatz und 4400 Mitarbeitern<br />
getrennt, sagte Eberhardt<br />
weiter. „Damit haben wir 180 Millionen<br />
Euro Cash Flow generiert.“ Weitere<br />
Desinvestitionen mit einem Umsatz<br />
von insgesamt rund 400 Millionen<br />
Euro seien noch vorgesehen.<br />
Rheinische Post<br />
getrennt. Weitere 400 Millionen Euro<br />
Umsatz, die nicht zum Kerngeschäft<br />
gehören, sollen noch abgestoßen<br />
werden. <strong>Die</strong> Belegschaft <strong>wird</strong> sich<br />
bis Ende des Jahres um 1000 auf<br />
26 900 verringern. Für den Verkauf<br />
der Papiertechnik-Unternehmen von<br />
Jagenberg sei man in guten Verhandlungen.<br />
Allerdings habe sich<br />
der Verlust der Unternehmensgruppe<br />
im traditionell ersten schwachen<br />
Quartal um fünf auf 12 Millionen<br />
Euro erhöht.<br />
. . . Im deutschen Rüstungsbereich<br />
hofft Eberhardt, daß die Bundesregierung<br />
noch 2002 grünes Licht<br />
für vier Rheinmetall-Aufträge gibt.<br />
<strong>Die</strong> weitere Entwicklung der<br />
Rüstungssparte sehen Analysten als<br />
ausschlaggebend für den Erfolg der<br />
Gruppe an.<br />
Wolfgang Grahnert (M.), Leiter des SAP-Geschäftsbereiches „Fertigungsindustrie“<br />
und oberster Messe-Gastgeber der Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH, informiert sich über den Katalog-Generator für Produktdaten. Kompetente<br />
Gesprächspartner sind Volker Irtenkauf (l.), Mitglied der RIS-Geschäftsführung,<br />
und Bernd Walter (r.), Entwicklungsleiter Fertigungsintegration bei der RIS.<br />
RIS-Präsentation auf Hannover Messe 2002<br />
Gelungene Premiere<br />
und Positionierung<br />
as/rds Hannover/Neuss. Premiere<br />
für die Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH (RIS/Neuss): Zum ersten<br />
Mal nahm der zum Düsseldorfer Technologie-Konzern<br />
gehörende IT-<strong>Die</strong>nstleister,<br />
der sein Know-how seit einiger<br />
Zeit auch extern mit Erfolg vermarktet,<br />
an der Hannover Messe 2002 (HM)<br />
teil. Als Gastaussteller in der SAP-Messehalle<br />
6 präsentierte das RIS-Team<br />
vom 15. bis 20 April unter dem Themenschwerpunkt„Fertigungsintegration“<br />
zahlreiche Lösungen für „Computer<br />
Aided Design“ (CAD), „Product<br />
Lifecycle Management“ (PLM), Betriebs-/Maschinendatenerfassung<br />
(BDE/MDE) und Fertigungssteuerung,<br />
begleitet von „live“-Demonstrationen<br />
an drei hochspezialisiertenBildschirmarbeitsplätzen.<br />
Fachlich „Flagge“<br />
zeigte man darüber<br />
hinaus mit<br />
vier Vorträgen zum Themenkreis „Fertigungsintegration<br />
in der Praxis“, die in<br />
einem offenen Forum vorgestellt wurden<br />
und auf gute Resonanz stießen.<br />
Daß sich die RIS auf der weltweit<br />
wichtigsten Industriemesse und noch<br />
dazu im unmittelbaren Umfeld des international<br />
renommierten Walldorfer<br />
Software-Konzerns als Service-Partner<br />
präsentierte, ist nach Ansicht von RIS-<br />
Geschäftsführer Volker Irtenkauf eine<br />
logische Schlußfolgerung der insbesondere<br />
in jüngster Vergangenheit<br />
vollzogenen strategischen Akzentuierung<br />
bzw. Ausweitung der geschäftlichen<br />
Aktivitäten im Bereich der Prozessintegration.<br />
Schon der Blick ins<br />
aktuelle Zahlenwerk zeigt, daß die<br />
Weichen konsequent auf Wachstum<br />
stehen: Im Geschäftsjahr 2001 erwirtschafteten<br />
die 376<br />
RIS-Mitarbeiter einen<br />
Umsatz von<br />
rund 74,4 Millionen<br />
€ – ein Plus<br />
von 9,5 Prozent<br />
gegenüber dem<br />
Vorjahr mit 67,9<br />
Millionen € Umsatz.<br />
Irtenkauf: „Wir<br />
wollen unser Geschäft,<br />
auch extern<br />
auf der Basis<br />
der Kernbereiche<br />
von Rheinmetall,<br />
ganz gezielt ausbauen<br />
und haben<br />
uns deshalb auf<br />
der diesjährigen<br />
Hannover Messe<br />
erstmals als umfassender <strong>Die</strong>nstleister<br />
für Informations- und Telekommunikations-Technologie<br />
vorgestellt. Der<br />
Themenschwerpunkt lag dabei auf<br />
dem Fertigungssektor, wobei wir unsere<br />
Prozeßkompetenz durch Lösungen<br />
zur Kostensenkung ‚aus der Praxis für<br />
die Praxis‘ <strong>nachhaltig</strong> dokumentieren<br />
konnten.“<br />
Eine Einschätzung, die Projektleiter<br />
Bodo Körber, im Hauptberuf verantwortlicher<br />
„Key Account“-Manager für<br />
den Unternehmensbereich „Automotive“,<br />
nach insgesamt sechs ereignisreichen<br />
Messetagen bestätigte: „<strong>Die</strong><br />
RIS ist im Fertigungsumfeld ein leistungsfähiger<br />
und kompetenter Partner<br />
– diese Kompetenz haben wir in<br />
Hannover durch praxisorientierte Lösungen<br />
gezeigt, bei denen insbesondere<br />
die IT-spezifisch abgebildete Tiefe<br />
der Fertigungsintegration unter den<br />
Fachbesuchern von sich reden machte.<br />
<strong>Die</strong> meisten SAP-Partner in der Fertigungsindustrie<br />
verfügen weder über<br />
eigene CAD-Kompetenz<br />
noch sind<br />
sie in der Lage, die<br />
Lücke zwischen<br />
Fertigungsauftragsverwaltung<br />
und<br />
Maschine zu schließen – genau hier<br />
sehen wir eine wichtige Chance für unsere<br />
zukünftigen Aktivitäten.“<br />
Was die inzwischen angelaufene<br />
Nachbereitung des RIS-Premierenauftritts<br />
auf der weltgrößten Industriemesse<br />
angeht – immerhin war der<br />
Rheinmetall-Stand der meistbesuchte<br />
in der SAP-Halle; auch die Qualität der<br />
Kontakte war hochwertig -, so ergeben<br />
sich nach Einschätzung Körbers gute<br />
Marktperspektiven: „<strong>Die</strong> zahlreichen<br />
konkreten, also ‚heißen‘ Projektanfragen<br />
zeigen unsere erfolgreiche Positionierung.<br />
Aus diesen Projekten werden<br />
wiederum Erfahrungen resultieren, die<br />
u. a. auch dem Rheinmetall-Konzern<br />
zugute kommen, etwa bei der Nutzung<br />
von Kostensenkungspotentialen. Vor<br />
diesem Hintergrund <strong>wird</strong> die RIS zum<br />
Für die Fachbesucher auf dem RIS-Messestand der diesjährigen<br />
Hannover Messe gab’s jede Menge Information zum Thema<br />
Fertigungstechnik – hier beispielsweise durch Entwickler<br />
Andreas Schmitz am hochmodernen CAD-Arbeitsplatz.<br />
Beispiel bestehende Beratungsabteilungen<br />
zum Schwerpunkt ,Fertigungsintegration’<br />
zusammenführen, deren<br />
Ziel die Identifizierung und Eliminierung<br />
von Prozeßlücken ist – sei es innerhalb<br />
eines Konzern-Unternehmens<br />
oder zwischen einzelnen Firmen.“<br />
Bilder (2): Kristian Rüdiger Fotografie
Seite 6 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2002<br />
Sparsamkeit ist bei diesem Forschungsfahrzeug Trumpf: Mitte April diesen Jahres präsentierte Europas größter Automobilhersteller, derVolkswagen-Konzern, das sparsamste Auto der Welt. Das etwa 3,65<br />
Meter lange, 1,25 Meter breite und nur etwas über einen Meter hohe Fahrzeug – es bringt gerade einmal 290 Kilogramm auf die Waage – hat auch Systemtechnik von Kolbenschmidt-Pierburg an Bord.<br />
„Automotive“ im<br />
VW-1-Liter-Auto<br />
rds Wolfsburg. <strong>Die</strong> letzte <strong>Die</strong>nstfahrt<br />
des inzwischen in den Aufsichtsrat gewechselten<br />
früheren VW-Vorstandsvorsitzenden<br />
Dr. Ferdinand Piëch endete<br />
mit einem publizistischen Paukenschlag:<br />
Im Vorfeld der diesjährigen<br />
Hauptversammlung von Europas größtem<br />
Automobilhersteller (16. April<br />
2002) steuerte der 65jährige Österreicher<br />
das weltweit erste 1-Liter-Auto eigenhändig<br />
vom Volkswagen-Stammsitz<br />
Wolfsburg nach Hamburg. Mit an<br />
Bord des zweisitzigen Fahrzeuges war<br />
bei der Jungfernfahrt auch der Rheinmetall-Unternehmensbereich„Automotive“:<br />
Von der KS Gleitlager GmbH<br />
stammen Gleitlager; Pierburg liefert<br />
die elektronische Regelklappe.<br />
Bei seiner ersten offiziellen Fahrt<br />
blieb das stromlinienförmige Forschungsfahrzeug,<br />
ein Einzylinder-<strong>Die</strong>sel<br />
mit nur 0,3 Litern Hubraum, sogar<br />
noch unter dem ehrgeizigen Ziel der 1-<br />
Liter-Marke: Der Durchschnittsverbrauch<br />
auf der Strecke Wolfsburg-<br />
Hamburg lag bei relativ widrigen Witterungsverhältnissen<br />
nach Herstellerangaben<br />
bei nur 0,89 Litern auf 100 Kilometern.<br />
Der jetzt vorgestellte Prototyp<br />
hat eine Höchstgeschwindigkeit von<br />
Vertreten – zusammen mit Dr. Ludwig Dammer (kleines Foto) – vom 10. Juni<br />
2002 an die Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsseite im verkleinerten Aufsichtsrat<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> (v.l.n.r.): Erik Merks, Egon Friedel, Reinhard<br />
Kiel, Joachim Stöber, Gisela Walter, Wolfgang Tretbar und Felix Bader. <strong>Die</strong><br />
acht AR-Mitglieder gehören auch dem amtierenden Aufsichtsgremium an.<br />
Wahlen für den<br />
Rh-Aufsichtsrat<br />
rds Neuss/Düsseldorf. Eindeutiges<br />
Votum: Rund 300 Delegierte<br />
aus den deutschen Rheinmetall-<br />
Unternehmen wählten am 16. April<br />
2002 die sechs Arbeitnehmer- und<br />
zwei Gewerkschaftsvertreter für<br />
den neuen Aufsichtsrat der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong>, der seine Arbeit unmittelbar<br />
nach Beendigung der diesjährigen<br />
Hauptversammlung (HV)<br />
der Konzern-Holding in Berlin (10.<br />
Juni 2002) aufnehmen <strong>wird</strong>.<br />
Als Vertreter der Arbeitnehmer<br />
gehören Gisela Walter (Ersatzmitglied:<br />
Klaus Manske), Felix Bader<br />
(Heinrich Kmett), Egon Friedel<br />
(Hans-Peter Haug), Erik Merks (Jürgen<br />
Kölling) und Wolfgang Tretbar<br />
(Senada Vrazolina)<br />
dem zukünftig<br />
aus 16<br />
Mitgliedern bestehenden<br />
Rheinmetall-<br />
Aufsichtsrat an.<br />
<strong>Die</strong> leitenden<br />
Angestellten<br />
werden durch<br />
Dr. Ludwig Dam-<br />
Dr. L. Dammer<br />
mer (Rainer<br />
Smit) vertreten. Ein klares Votum<br />
gab es auf der Delegiertenversammlung<br />
im Neusser Swiss-Hotel<br />
auch für die beiden Gewerkschaftsvertreter:<br />
Reinhard Kiel und Joachim<br />
Stöber sind ebenfalls zukünftig<br />
im Rheinmetall-Aufsichtsrat vertreten,<br />
dessen konstituierende Sitzung<br />
im Anschluß an die diesjährige<br />
HV stattfindet.<br />
Foto: Hartmut Bühler<br />
Foto: Ariane Gehlert<br />
120 km/h und bringt gerade mal 290<br />
Kilogramm Gewicht auf die Waage.<br />
Das Ziel, ein fahrfähiges Auto zu entwickeln,<br />
das lediglich 1,0 Liter Kraftstoff<br />
auf 100 Kilometern verbraucht, konnte<br />
laut Volkswagen nur durch Vermeidung<br />
jedweder Kompromisse erreicht werden.<br />
So wurden alle vorhandenen technischen<br />
Lösungen untersucht und in<br />
enger Zusammenarbeit mit zahlreichen<br />
Zulieferern – darunter auch die Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe<br />
– durch eine<br />
bessere, zumeist leichtere Version ersetzt.<br />
Dabei entstand ein Fahrzeug, das<br />
in seiner Erscheinung eher einem<br />
Sportwagen als einem typischen Forschungsfahrzeug<br />
ähnelt.<br />
cd/cw Düsseldorf/Wiesbaden. Als<br />
Spezialist für Röntgenprüf-Technologie<br />
präsentierte die Heimann Systems<br />
GmbH vom 24. bis 30. April 2002 auf<br />
der diesjährigen Interpack in Düsseldorf<br />
Systeme zur Produktinspektion<br />
für den Markt der Lebensmittel- und<br />
Verpackungsindustrie. Vor Ort konnten<br />
sich Messebesucher über die neuen<br />
Systeme „Eagle Tall“ und „Eagle Pack“<br />
informieren. Beide Kontrollanlagen<br />
machen Verunreinigungen in Lebensmitteln<br />
sichtbar und spüren eine Vielzahl<br />
anderer Produktmängel auf. So<br />
können fehlerhafte Nahrungsmittel<br />
bereits frühzeitig aus dem Produktionsprozeß<br />
entfernt und höchste<br />
Qualitätsansprüche gesichert werden.<br />
<strong>Die</strong> Röntgentechnologie ermöglicht<br />
es Lebensmittelherstellern, auch Pro-<br />
Aufgrund der konzeptbedingt notwendigen<br />
kleinen Windangriffsfläche<br />
wurde eine ungewöhnlich schmale<br />
und sehr flache Karosserieform gewählt.<br />
<strong>Die</strong> im Windkanal entwickelte<br />
Karosserie des 3,65 Meter langen,<br />
aber nur 1,25 Meter breiten und etwas<br />
über einem Meter hohe Fahrzeugs besteht<br />
vollständig aus unlackiertem<br />
Kohlefaser-Verbundwerkstoff. <strong>Die</strong> Spezial-Außenhaut<br />
spannt sich über einen<br />
„Spaceframe“-Rahmen, der nicht<br />
aus Aluminium, sondern aus dem<br />
nochmals deutlich leichteren Magnesium<br />
hergestellt <strong>wird</strong>.<br />
<strong>Die</strong> von Pierburg gelieferte elektronische<br />
Regelklappe reduziert die Schad-<br />
dukte mit Mehrfach- oder metallisierten<br />
Verpackungen zuverlässig auf Verunreinigungen<br />
zu prüfen. Dabei können<br />
nicht nur Rückstände und Kleinstpartikel<br />
wie Metall-, Knochen- oder<br />
Glassplitter und kleinste Steine gefunden,<br />
sondern auch auftretende Produktmängel<br />
zuverlässig aufgespürt<br />
werden. <strong>Die</strong> Heimann-Systeme analysieren<br />
beispielsweise den Zustand eines<br />
verpackten Produktes, sein Gewicht,<br />
die Vollständigkeit von Produktkomponenten<br />
und Verpackungsinhalten<br />
sowie Strukturen, Dichte und<br />
Dicke.<br />
Mit dem „Eagle Tall“, der Produkte in<br />
der Seitenansicht analysiert und daher<br />
besonders für schmale, aufrechtstehende<br />
Produkte wie zum Beispiel Dosen<br />
oder Gläser geeignet ist, lassen<br />
stoffemissionen <strong>nachhaltig</strong>. Projektleiter<br />
Edward Wieczorek vom Werk Berlin<br />
erläutert die Funktion: „Durch das<br />
geregelte Androsseln der Frischluftzufuhr<br />
können größere Abgasmengen<br />
der Ansaugluft zugemischt werden.<br />
Dadurch <strong>wird</strong> die Sauerstoffkonzentration<br />
der Ladung vermindert und deren<br />
spezifische Wärme erhöht. Beide Einflüsse<br />
senken die Verbrennungstemperatur<br />
– und damit die Stickoxyd-Bildung<br />
– und vermindern darüber hinaus<br />
die ausgestoßene Abgasmenge.<br />
Durch das schnelle Schließen der<br />
Klappe beim Abstellen des Motors<br />
<strong>wird</strong> die Frischluftzufuhr zum Motor<br />
unterbrochen; dieser ‚dieselt‘ nicht<br />
mehr nach.“<br />
Heimann Systems auf der „interpack 2002“ in Düsseldorf<br />
Neuheiten zur Produktinspektion<br />
China: Technik für<br />
Unterwasserdamm<br />
sb Bremen. <strong>Die</strong> Atlas Hydrographic<br />
GmbH <strong>wird</strong> zwei tragbare 200-kHz-<br />
Flachwasser-Fächerecholote vom Typ<br />
„Atlas Fansweep 15“ mit zugehöriger<br />
Software an die Yangtze River Authority<br />
(Shanghai) liefern. Einen entsprechenden<br />
Vertrag im Wert von 600 000<br />
US-Dollar hat die in Bremen ansässige<br />
Tochtergesellschaft der STN Atlas Elektronik<br />
GmbH unlängst abgeschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Systeme werden beim Bau eines<br />
50 Kilometer langen Unterwasserdamms<br />
eingesetzt. Der Unterwasserdamm<br />
soll künftig die Strömung, Gezeiten<br />
und Erosion in Bereichen der<br />
Mündung des Yangtse-Flusses überwachen.<br />
In beiden Systemen, die<br />
ihren Betrieb in Kürze aufnehmen,<br />
werden Tiefenmess- und „Sidescan“-<br />
Bilddarstellungsfunktionen kombiniert.<br />
Beide Systeme werden zusammen mit<br />
jeweils einem „Atlas Hydromap NT“-<br />
Datenakquisitions- und -Processingsystem<br />
sowie einer „Offline“-Verarbeitungsanlage<br />
geliefert. Ergänzt <strong>wird</strong> das<br />
System durch Software-Module für Navigation<br />
und Isolinien der dänischen<br />
Firma EIVA a/s (Hasselager/Aarhues).<br />
<strong>Die</strong>ser jüngste chinesische Auftrag erfolgt<br />
im Anschluß an frühere Lieferungen<br />
von drei „Atlas Fansweep 20“-Systemen<br />
durch die staatliche Maritime<br />
Safety Administration (MSA) und das<br />
Shanghai Waterway Bureau.<br />
sich insbesondere auch zylindrisch<br />
verpackte Waren auf Zustand und Verunreinigung<br />
hin untersuchen.<br />
Der neue „Eagle Pack“ ist ein kompaktes<br />
System, das sich problemlos in<br />
den Produktionsprozeß integrieren<br />
und sich bei Beutel- sowie Kartonverpackungen<br />
unterschiedlichster Typen,<br />
Größen und Inhalte einsetzen läßt.<br />
Beide Systeme verfügen über bewährte<br />
Röntgenprüf- sowie Signal- und<br />
Bildverarbeitungstechnik auf höchstem<br />
technologischen Niveau.<br />
Auf der 16. internationalen Messe für<br />
Verpackungsmaschinen, Packmittel<br />
und Süßwarenmaschinen zeigten etwa<br />
2500 Aussteller aus der ganzen<br />
Welt auf rund 150000 Quadratmetern<br />
innovative Branchen-Produkte und -<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen.<br />
Zahlreiche Fachbesucher der „interpack 2002“ nutzten die Gelegenheit, um sich<br />
über die Leistungsfähigkeit der Systeme „Eagle Pack“ und „Eagle Tall“ zu informieren.<br />
Hier zwei Fachbesucher aus Dänemark im Gespräch mit Martin Hören,<br />
„Business Development und Vertriebsleiter Europa“ der Heimann Systems GmbH.<br />
Der „Eagle Pack“ macht verborgene Produktionsfehler sichtbar: In dieser Verpackung<br />
fehlt eine „Toffifee“-Praline – die Schachtel <strong>wird</strong> ausgeschleußt.<br />
Fotos(3): Volkswagen <strong>AG</strong><br />
Fotos (2): Danetzki + Weidner
Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 7<br />
Neustrukturierungsprogramm zeigt erste Wirkung<br />
Pierburg-Einkauf hat<br />
ROCE fest im Visier<br />
Neuss. Vom traditionellen Einkauf<br />
zum Management der externen Wertschöpfung<br />
– das ist das Ziel einer umfassenden<br />
strategischen Neuausrichtung<br />
des Bereichs Einkauf bei der Pierburg<br />
GmbH, Neuss. Das Projekt „Nachhaltige<br />
Optimierung des Einkaufs“<br />
gehört zu den vier aktuellen Top-Strategie-Zielen<br />
der Kolbenschmidt Pierburg<br />
<strong>AG</strong>, die deren Vorstandsvorsitzender Dr.<br />
Gerd Kleinert auf der diesjährigen<br />
Rheinmetall-Führungssitzung in Zürich<br />
vorstellte („Das Profil“ 1/2002). Mit dem<br />
langfristig angelegten Programm leistet<br />
der Neusser Automobilzulieferer ganz<br />
gezielt einen wichtigen Beitrag zum konzernweit<br />
angelegten Wertsteigerungsprogramm,<br />
mit dem alle Rheinmetall-<br />
Kerngeschäftsfelder konsequent auf<br />
Umsatzrentabilität und Ertragskraft ausgerichtet<br />
werden. Konkret will Pierburg –<br />
beispielsweise durch internationale Abstimmungen<br />
zwischen den Einkaufsabteilungen<br />
– den Einkauf in seiner Gesamtheit<br />
optimieren, damit seine Wettbewerbsfähigkeit<br />
sichern und „last but<br />
not least“ das neue Verständnis als interner<br />
<strong>Die</strong>nstleister herausstellen. Umgehend<br />
soll sich die damit verbundene<br />
Kostensenkung positiv auf die Gesamtkapitalrentabilität<br />
(ROCE) der Pierburg<br />
GmbH auswirken und so den Wert des<br />
Unternehmens <strong>nachhaltig</strong> erhöhen.<br />
„Bei einer externen Wertschöpfung<br />
von mehr als 50 Prozent ist gerade der<br />
Einkauf dem zunehmenden Preis-, Kosten-<br />
und Innovationsdruck unterworfen“,<br />
erläutert Tobias Kasperlik, Leiter<br />
des Einkaufs Fertigungsmaterialien<br />
bei Pierburg in Neuss: „Um in Zukunft<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben, begannen<br />
wir im August vergangenen Jahres<br />
– unterstützt von den beiden externen<br />
Beratungsunternehmen Porsche Consulting<br />
GmbH und RHR International<br />
GmbH – die Planung für die Neustrukturierung<br />
der Einkaufsprozesse und -<br />
organisation.“<br />
Durch eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />
mit den Entwicklungsund<br />
Produktionsabteilungen <strong>wird</strong><br />
zukünftig eine stärkere Kostenorientierung<br />
und Qualitätssteigerung gewährleistet.<br />
Kasperlik: „Sogenannte ,Simultaneous-Engineering’-Teamskoordinieren<br />
die Zusammenarbeit zwischen den<br />
Abteilungen. Auf diese Weise können<br />
sich Einkauf, Entwicklung und Lieferanten<br />
vom Projektstart an wechselseitig<br />
konstruktiv unterstützen, um ein ‚design<br />
to cost‘ – also eine kostenorientierte<br />
Entwicklung der Produkte – zu gewährleisten.<br />
Im Rahmen der immer kürzer<br />
werdenden Entwicklungszeiten unserer<br />
Kunden muß der Einkauf bereits<br />
in der Entwicklungsphase Bindeglied<br />
zwischen den Zulieferern und der Pierburg-Entwicklung<br />
sein.“<br />
Ein weiteres wichtiges Element zur<br />
Optimierung des Einkaufs ist das „länderübergreifendeWarengruppen-Management“,<br />
also die internationale Abstimmung<br />
zwischen den Einkaufsabteilungen.<br />
„Jedes Land hat derzeit für<br />
die unterschiedlichen Warengruppen<br />
wie Kunststoff, Elektronik oder Guß seine<br />
eigenen Lieferanten“, erläutert Udo<br />
Nenning, neuer Geschäftsführer der<br />
Pierburg GmbH und in dieser Funktion<br />
verantwortlich für den Einkauf und den<br />
Vertrieb des weltweit operierenden<br />
Neusser Unternehmens: „Der Vorteil<br />
einer international abgestimmten Einkaufsstrategie<br />
– dem ‚Lead-Buyer‘-<br />
Konzept – liegt in den erheblichen Kostenvorteilen<br />
beispielsweise durch Vo-<br />
Bereichsübergreifende Preisverhandlungen im internationalen Pierburg-Einkauf (v.l.n.r.): Dr. Joachim Schmidt, Toshimasa<br />
Ito, Heinz Bardtfeld und Rainer Schröder diskutieren die Kostenstruktur von Komponenten desSekundärluftgebläses.<br />
Tobias Kasperlik Dirk Hallberg<br />
lumenbündelung, bei der Mengeneffekte<br />
zum Tragen kommen und die zu<br />
einer erheblichen Reduzierung der<br />
Zahl der Lieferanten beitragen.“<br />
Für die Auswahl von Lieferanten steht<br />
dem Einkauf zukünftig ein spezielles<br />
Beurteilungssystem zur Verfügung, zu<br />
dessen Bewertungsmerkmalen unter<br />
Bessere „Performance“: Management der externen Wertschöpfung – das ist ein Bündel von gezielt ansetzenden Einzelmaßnahmen,<br />
die gleichwohl ein gemeinsames Ziel haben: das wirtschaftliche Ergebnis in der Pierburg-Gruppe zu optimieren.<br />
Externe Partner<br />
mit viel Know-how<br />
cw Stuttgart/Köln. Bei der strategischen<br />
Neuausrichtung des Einkaufs<br />
wurde und <strong>wird</strong> die Pierburg GmbH in<br />
Neuss von zwei externen Beratungsunternehmen<br />
unterstützt – der Porsche<br />
Consulting GmbH (Stuttgart-Zuffenhausen)<br />
und der RHR International GmbH<br />
(Köln). „<strong>Die</strong> gute Zusammenarbeit mit,<br />
aber auch zwischen den Unternehmen<br />
ermöglichte es uns, alle Facetten unserer<br />
Umstrukturierung zu berücksichtigen“,<br />
faßt Tobias Kasperlik, Leiter des<br />
Einkaufs Fertigungsmaterialien bei<br />
Pierburg, zusammen.<br />
Zuständig für den Bereich Prozeßoptimierung<br />
und -gestaltung war die 1994<br />
gegründete Porsche Consulting GmbH.<br />
„Bei Porsche Consulting steht die Problemanalyse<br />
während der laufenden<br />
Produktion im Vordergrund“, erläutert<br />
Dirk Hallberg, der einen Großteil seiner<br />
Arbeitszeit in Neuss verbringt: „Lösungen<br />
erarbeiten wir zusammen mit unse-<br />
ren Kunden an Ort und Stelle und setzen<br />
sie dann auch unmittelbar um. <strong>Die</strong> Methoden<br />
entstammen unseren eigenen<br />
Erfahrungen, die wir bei der Umstrukturierung<br />
der Porsche <strong>AG</strong> gewonnen haben.“<br />
<strong>Die</strong> Gründung der Porsche Consulting<br />
GmbH war das Ergebnis eines Restrukturierungsprozesses<br />
bei Porsche<br />
und seinen Lieferanten. <strong>Die</strong> Berater<br />
konnten ihre Empfehlungen bereits im<br />
eigenen Unternehmen testen. Das<br />
56köpfige Expertenteam besteht aus<br />
Meistern, Technikern, Diplom-Ingenieuren<br />
sowie Diplom-Kaufleuten. „Wer auf<br />
einer Ebene mit den Ansprechpartnern<br />
in den Unternehmen arbeiten will, muß<br />
mit anpacken, das Geschäft verstehen,<br />
ihre Sprache sprechen sowie die gängigen<br />
Probleme und Umsetzungshürden<br />
kennen“, erklärt Hallberg das Konzept.<br />
In punkto Personalmanagement wurde<br />
Pierburg von der RHR International<br />
GmbH unterstützt. „Eine neue Aufbauorganisation<br />
ist immer eine große Herausforderung<br />
für die Mitarbeiter“, so Cordula<br />
Koenen von RHR International: „Wir<br />
haben uns bei Pierburg mit dem<br />
Kürzere<br />
Modellzyklen<br />
Erhöhung<br />
externe<br />
Wertschöpfung<br />
Verstärkter<br />
Wettbewerb<br />
menschlichen Faktor der Unternehmensstrategie<br />
beschäftigt. <strong>Die</strong> gute<br />
und durchdachte Planung der neuen<br />
Prozesse allein stellt den Erfolg einer<br />
Veränderungsmaßnahme nicht unbedingt<br />
sicher. Es kommt dabei ebenso<br />
Grafik: Porsche Consulting/frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
Traditioneller<br />
Einkauf<br />
Permanenter<br />
Innovationsdruck<br />
anderem Qualität, Logistik und Kosten<br />
gehören. Außerdem sollen bei der Entscheidung<br />
für einen Lieferanten die Anforderungen<br />
aller Firmenbereiche berücksichtigt<br />
werden. „Der Einkauf muß<br />
die Verantwortung für die Materialkosten<br />
und die Qualität der Kaufteile<br />
übernehmen“, unterstreicht Tobias<br />
Kasperlik: „Daher werden in Zukunft<br />
regelmäßig ‚Lieferantenworkshops‘<br />
stattfinden, in denen wir gemeinsam<br />
über Kostenstrukturen diskutieren und<br />
Kostenreduzierungspotentiale unter<br />
Berücksichtigung aller qualitätsrelevanten<br />
Faktoren herausarbeiten. Wir<br />
wollen zukünftig vor allem langfristige<br />
partnerschaftliche Hersteller-Lieferanten-Beziehungen.<br />
Denn starke Lieferanten<br />
führen letztendlich auch zur<br />
Stärkung unserer eigenen Wettbewerbsfähigkeit.“<br />
Insgesamt soll zur<br />
Optimierung der Gesamtstruktur die<br />
Zahl der Lieferanten in ausgewählten<br />
Materialgruppen reduziert werden.<br />
Weitere Einsparungen beim Einkaufsvolumen<br />
soll die sogenannte Kaufteilpreisanalyse<br />
ermöglichen. Sie <strong>wird</strong> den<br />
Einkauf unter anderem bei der Ermittlung<br />
von Schätzpreisen unterstützen.<br />
„Eine systematische Kalkulation der<br />
Preise erleichtert die Plausibilisierung<br />
von Angeboten, das heißt, sie macht<br />
deutlich, aus welchen Komponenten<br />
sich die Preisgestaltung zusammensetzt“,<br />
erklärt Dirk Hallberg von Porsche<br />
Consulting, der den Pierburg-Einkaufsexperten<br />
in punkto Beschaffungsmanagement<br />
beratend zur Seite steht: „Erst<br />
bei vollständiger Information macht es<br />
Sinn, über Preise zu diskutieren. Nur so<br />
können optimale Verhandlungsergebnisse<br />
erzielt werden.“<br />
Neben den unterschiedlichen Maßnahmen<br />
zur Neustrukturierung der<br />
Einkaufsprozesse beinhaltet das<br />
großangelegte Projekt des Neusser<br />
Automobilzulieferers auch eine strate-<br />
Zunehmender Preisund<br />
Kostendruck<br />
Globalisierung<br />
Strategische<br />
Neuausrichtung<br />
– Prozesse<br />
– Organisation<br />
– Methoden<br />
auf die Qualifikation und die Motivation<br />
der Mitarbeiter an.“ Das 1945 in Chicago<br />
gegründete Unternehmen arbeitet<br />
auf dem Feld der psychologisch orientierten<br />
Managementberatung. Zu den<br />
Aufgabenschwerpunkten des Kölner<br />
gische Neuausrichtung der Einkaufsorganisation.<br />
Wichtiger Bestandteil<br />
der neuen Aufbauorganisation ist das<br />
einmal wöchentlich tagende Einkaufsgremium,<br />
das die Zusammenarbeit aller<br />
Einkaufsabteilungen der Pierburg<br />
GmbH auf internationaler Ebene ermöglicht.<br />
Einkaufs- und Abteilungsleiter<br />
aus Deutschland, Italien, Spanien,<br />
Frankreich und später den USA kommen<br />
wöchentlich zur Videokonferenz<br />
und einmal im Monat zu einem persönlichen<br />
Treffen zusammen, um gemeinsam<br />
Lieferantenempfehlungen<br />
zu entscheiden, Produkt- und Warengruppenstrategien<br />
freizugeben und<br />
andere einkaufsrelevante Themen des<br />
Kolbenschmidt-Pierburg-Geschäftsbereiches<br />
„Luftversorgung und Pumpen“<br />
zu diskutieren.<br />
„Erste Erfolge des Projektes sind bereits<br />
vorhanden“, resümiert Geschäftsführer<br />
Nenning: „Dank der neuen<br />
Prozesse konnten zum Beispiel<br />
Qualitätsrisiken frühzeitig erkannt und<br />
günstigere Preise verhandelt werden.“<br />
Für den langfristigen Erfolg ist der Einkauf<br />
vor allem auf die aktive Beteiligung<br />
seiner weltweit etwa 50 Mitarbeiter<br />
angewiesen. „Bisher gab es nur bedingte<br />
Abstimmungen zwischen den<br />
Einkaufsabteilungen. Hier mußten<br />
zunächst einheitliche Standards gesetzt<br />
werden.“ <strong>Die</strong> Reaktionen der anderen<br />
Firmenbereiche auf die Neupositionierung<br />
als <strong>Die</strong>nstleister waren<br />
bisher sehr positiv, so die Bewertung<br />
der Projektverantwortlichen.<br />
Daß die Neugestaltung des Einkaufs<br />
auch <strong>nachhaltig</strong> Einfluß auf den unternehmerischen<br />
Erfolg der Pierburg<br />
GmbH hat, davon ist Udo Nenning überzeugt:<br />
„Mit den neuen Strukturen im<br />
Einkauf können wir sehr gezielt unseren<br />
Teil zur deutlichen Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität<br />
(ROCE) von Pierburg<br />
beitragen.“ Claudia Wessolly<br />
Management<br />
der externen<br />
Wertschöpfung<br />
Zukunftsorientiertes Beschaffungsmanagement: Um Marktanforderungen wie zunehmendem Preis- und Kostendruck, kürzeren<br />
Modellzyklen, permanentem Innovationsdruck und verstärktem Wettbewerb in Zukunft gerecht zu werden, startete<br />
der Einkauf der Pierburg GmbH ein Projekt zur strategischen Neuausrichtung der Einkaufsprozesse und -organisation.<br />
Unternehmens gehört es, Führungskräfte<br />
und Mitarbeiter bei der Entwicklung<br />
erfolgsrelevanter Kompetenzen zu<br />
unterstützen, die Effektivität von Teamarbeit<br />
zu steigern und Organisationen<br />
in ihrer Leistungsfähigkeit zu stärken.<br />
Grafik: Strack & Storch<br />
Fotos (3): Danetzki + Weidner
Seite 8 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2002<br />
Neuheiten der Hirschmann Electronics GmbH & Co. KG zur CeBIT 2002 in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover (v.l.n.r.): Der universelle Telefonhalter mit induktivem Antennenanschluß macht das<br />
Telefonieren im Auto leicht. Klein, quadratisch und vielseitig montierbar – das ist die neue Antennenserie GPS 5. Der „Fiberoptic“-Empfänger OEVR 150M Sync überträgt VGA-Signale über große Distanzen.<br />
Hirschmann und Preh auf der CeBIT 2002<br />
Starker Messeauftritt<br />
mit guter Perspektive<br />
cd Hannover. Der Blickfang war geschickt<br />
gewählt: Hirschmann Electronics<br />
präsentierte seine Innovationen<br />
für die mobile Kommunikation auf dem<br />
CeBIT-Gemeinschaftsstand der Aditron<br />
<strong>AG</strong> in Hannover äußerst publikumswirksam<br />
in einem<br />
sympathisch<br />
„dreinschauenden“,<br />
nagelneuen „Mini Cooper“. <strong>Die</strong><br />
Botschaft kam an: Hirschmann-Produkte<br />
machen die Kommunikation im<br />
Auto leicht und komfortabel. Auf besonderes<br />
Interesse stieß dabei unter<br />
anderem die Messeneuheit „Unikit“,<br />
der erste universelle Telefonhalter mit<br />
induktivem Antennenanschluß für den<br />
Einsatz im Fahrzeug. Eine originelle<br />
Idee, die im Lieferumfang für 34,60 €<br />
(inkl. MwSt) auch eine „Dualband-<br />
Patch“-Antenne enthält, die einfach<br />
und sicher an die Innenseite der Frontscheibe<br />
geklebt werden kann. „Unikit“<br />
paßt für alle Handy-Modelle und ist<br />
die ideale Ergänzung zum „Plug-and-<br />
Hirschmann jetzt<br />
in Osttschechien<br />
cd Rankweil/Vsetin. <strong>Die</strong> Hirschmann<br />
Austria GmbH (Rankweil) hat<br />
mit Wirkung zum 1. Januar 2002 eine<br />
Tochtergesellschaft in Tschechien gegründet<br />
und dazu das Unternehmen<br />
Trend-V übernommen. <strong>Die</strong> neue Gesellschaft<br />
mit Sitz in Vsetin (Osttschechien)<br />
trägt den Namen Hirschmann<br />
Czech s.r.o. und beschäftigt derzeit<br />
235 Mitarbeiter.<br />
Mit der Übernahme von Trend-V und<br />
der Gründung von Hirschmann Czech<br />
vollzieht die Muttergesellschaft<br />
Hirschmann Austria einen konsequenten<br />
Schritt zur weiteren Stärkung<br />
ihrer Marktposition in ihrem Kernarbeitsgebiet<br />
„Steckverbinder Automotive“,<br />
dem Zuliefergeschäft für Steckverbindungen<br />
und Leitungssätze insbesondere<br />
für sicherheitsrelevante<br />
Fahrzeugbereiche wie ABS, Motorsteuerungen<br />
und Gurtstraffersysteme.<br />
Hirschmann Czech <strong>wird</strong> sich unter<br />
anderem auf die Montage, das Umspritzen<br />
und den Verguß von Kabelsätzen<br />
und Kabelsatzmodulen mit einem<br />
relativ hohen manuellen Fertigungsanteil<br />
konzentrieren, während<br />
am Hauptstandort Rankweil der<br />
Play“-Freisprechsystem „Dialog+<br />
Quick“ von Hirschmann Electronics.<br />
Darüber hinaus präsentierte Hirschmann<br />
auf der diesjährigen CeBIT ein<br />
umfassendes Antennenprogramm. Zu<br />
den „Highlights“ gehört hier die neue<br />
Antennenserie GPS 5 für Navigation,<br />
Flottenmanagement und Fahrzeugortung.<br />
Der Bereich Automatisierungs- und<br />
Netzwerksysteme von Hirschmann<br />
Electronics war in Hannover mit dem<br />
aktuellen Produktprogramm für die unternehmensweiteDatenkommunikation<br />
vertreten. Als Messeneuheiten<br />
wurden beispielsweise der hochauflösende<br />
Videoempfänger „OEVR 150M<br />
Sync“ und der „Fast Ethernet“-Installations-Switch<br />
IS1-TX/FX vorgestellt.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt setzte<br />
Hirschmann mit dem neu gegründeten<br />
„Competence Center“ des Bereichs Automatisierungs-<br />
und Netzwerksysteme,<br />
das sich auf professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
(Training, Consulting und<br />
Support) für alle<br />
Belange der industriellenDatenkommunikationspezialisiert<br />
hat. Standleiter<br />
Eberhard Gauger zog<br />
insgesamt ein positives<br />
Fazit: „Beide<br />
Hirschmann-Bereiche<br />
konnten in<br />
Hannover überzeugen.<br />
Aus vielen, intensivenKundengesprächen<br />
wissen wir,<br />
daß wir mit unseren<br />
Produkten gut positioniert<br />
sind.“<br />
Schwerpunkt weiterhin auf Fertigungsprozessen<br />
liegen <strong>wird</strong>, die einen<br />
hohen fachspezifischen Qualifikationsgrad<br />
erfordern und stärker automatisiert<br />
sind.<br />
Es istgeplant, die Produktions- und<br />
Logistikfläche in Vsetin von derzeit<br />
rund 2400 Quadratmetern auf 4000<br />
Quadratmeter zu erweitern. Dazu soll<br />
noch in diesem Jahr ein Neubau fertiggestellt<br />
werden. <strong>Die</strong> Zahl der Mitarbeiter<br />
in der Produktion <strong>wird</strong> bis zum Jahresende<br />
vermutlich um 40 Beschäftigte<br />
aufgestockt. <strong>Die</strong> Kapazitätserweiterungen<br />
in Vsetin werden nicht mit einem<br />
Personalabbau in Rankweil einhergehen,<br />
sondern dienen der Absicherung<br />
des weiteren Markterfolges<br />
von Hirschmann Austria.<br />
Dr. Anton Schwab, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung von Hirschmann<br />
Austria: „Durch unser Engagement in<br />
Tschechien <strong>wird</strong> auch der Standort<br />
Rankweil gestärkt. Wir verbessern damit<br />
unsere Wettbewerbsfähigkeit und<br />
sichern unser Wachstum im hart umkämpften<br />
Automotive-Markt langfristig<br />
ab. <strong>Die</strong>s ist im Sinne aller Mitarbeiter<br />
von Hirschmann Austria.“ Im<br />
Jahr 2001 hat Hirschmann Austria einen<br />
Umsatz von rund 115 Millionen<br />
€ erwirtschaftet. <strong>Die</strong> Zahl der Mitarbeiter<br />
lag Ende 2001 bei 690 Beschäftigten.<br />
CeBIT 2002 – internationales Forum in Hannover. Mit dabei: die Aditron-Tochtergesellschaften Hirschmann und Preh.<br />
Als Spezialist für Dateneingabesysteme<br />
am „Point-of-Sale“ (POS) setzten<br />
die Preh-Werke in diesem Jahr<br />
auf „customized solutions“: kundenspezifische<br />
Tastaturenlösungen rund<br />
um die „Check-out“-Zone. Zu den<br />
herausragenden Eigenschaften der<br />
Preh-Produkte gehören hier – neben<br />
hoher Zuverlässigkeit und einer Lebensdauer<br />
von über 30 Millionen<br />
Betätigungen pro Tastenposition –<br />
vor allem die modulare Vielseitigkeit<br />
und eine freie Programmierbarkeit.<br />
In Summe führt dies zu einem erhöhten<br />
Investitionsschutz und spiegelt<br />
sich in einem hohen Grad an Kundenzufriedenheit<br />
wider. <strong>Die</strong> Tastaturen,<br />
die durch ihren modularen Aufbau<br />
individuell und optimal auf die<br />
Kundenbedürfnisse angepaßt werden<br />
können, finden ihre Einsatzbe-<br />
reiche an den unterschiedlichsten<br />
POS-Sektoren: <strong>Die</strong>se reichen von<br />
den traditionellen Supermarktkassen<br />
bis zu den sogenannten „Checkout-Zones“<br />
in Restaurants,<br />
Hotels,<br />
Kinos, Tankstellen,<br />
Kiosken, Boutiquen<br />
und im<br />
Einzelhandel. Geschäftsführer<br />
Dr.<br />
Ingo Schäfer: „Wir<br />
haben auf der<br />
CeBIT gespürt, daß<br />
sich unsere konsequenteKundenorientierungauszahlt.<br />
Wir liegen<br />
hier klar vor dem<br />
Wettbewerb. Insofern<br />
war es auch<br />
Neuheit: Preh-Tastatur für den Einsatz in Lotterie-Terminals. Im Tankstellenbereich eingesetzte Tastatur der Preh-Werke.<br />
PAT-Produkte auf<br />
der Überholspur<br />
cd Amsterdam. Mit ihrer jüngsten<br />
Innovation hat die PAT-Gruppe erneut<br />
ihre technologische Führungsposition<br />
auf dem Gebiet der Verkehrstelematik<br />
unterstrichen. Auf der<br />
Intertraffic 2002 in Amsterdam präsentierte<br />
PAT jetzt die Produktneuheit<br />
„i-FLUX“, einen „intelligenten“<br />
Magnetfeldsensor zur Fahrzeugdetektion<br />
und Verkehrsdatenerfassung.<br />
Es handelt sich um einen rein<br />
passiven Sensor, der – ausgelöst<br />
durch metallische Gegenstände –<br />
bereits kleinste Veränderungen der<br />
Erdmagnetfelder erfaßt.<br />
<strong>Die</strong> Anwendungsgebiete reichen<br />
von der Verkehrszählung und Fahrzeugklassifizierung<br />
über das Parkplatzmanagement<br />
sowie Ampelanlagen-<br />
und Torsteuerungen bis hin zu<br />
der berührungslosen Erfassung bzw.<br />
Zählung von Fahrzeugachsen. Letzteres<br />
eignet sich hervorragend als Basisinformation<br />
für Lkw-Mautsysteme,<br />
die die jeweilige Gebühr nach<br />
der Anzahl der Fahrzeugachsen berechnen<br />
(z.B. Mautprojekte in<br />
Deutschland und Österreich).<br />
Zu den weiteren PAT-Messehighlights<br />
gehörte das neuartige, passivoptischeGeschwindigkeitsüberwachungssystem<br />
„OptoSpeed“, von<br />
dem die niederländische Polizei nach<br />
einer intensiven Testphase kürzlich<br />
drei Anlagen geordert<br />
hat. Darüber hinaus<br />
war PAT in Amsterdam<br />
mit dem innovativen<br />
Geschwindigkeitsanzeigesystem„SpeedVisor“<br />
und der aktuellen<br />
Produktpalette aus<br />
dem Bereich Verkehrszählung<br />
und Fahrzeugklassifizierungvertreten.<br />
Das rege Besucherinteresse<br />
zeigte: PAT<br />
befindet sich auf der<br />
Überholspur.<br />
wichtig, auf dem internationalen<br />
Messeforum in der niedersächsischen<br />
Landeshauptstadt Flagge zu<br />
zeigen.“<br />
Systemtechnik für<br />
französische Fähre<br />
dp Hamburg. <strong>Die</strong> STN Atlas Marine<br />
Electronics GmbH hat den Auftrag<br />
erhalten, die neue „RoPax“-Fähre<br />
der SNCM Ferryterranée mit einer<br />
Automationsanlage auszurüsten.<br />
Das 175 Meter lange Schiff bietet 550<br />
Passagieren und ihren Fahrzeugen<br />
Platz. Es <strong>wird</strong> Ende des Jahres die<br />
Docks der Giessen-de-Noord-Werft<br />
verlassen. Bis dahin werden die Ingenieure<br />
des Hamburger Elektronikspezialisten<br />
2500 an Bord verteilte<br />
Meßstellen in einem integrierten<br />
Steuerungs- und Überwachungssystem<br />
„Geamar 120 ISL“ erfaßt haben.<br />
<strong>Die</strong> ermittelten Daten werden<br />
von diesem System graphisch aufbereitet<br />
und auf den Monitoren der<br />
zehn Arbeitsplätze auf der Brücke<br />
und im Maschinenraum visualisiert.<br />
<strong>Die</strong>ses Leitsystem ermöglicht die<br />
Überwachung und Steuerung des<br />
Schiffsbetriebs sowie der Anlagen<br />
des Passagierbereichs durch einfachste,<br />
übersichtliche Benutzerführung<br />
von jedem der Arbeitsplätze<br />
aus. Im Gebiet der Energieversorgung<br />
werden diese Funktionen<br />
durch das Stromversorgungssystems<br />
„Geapas 10“ gewährleistet.<br />
Grafikelemente (5): frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
Foto: Deutsche Messe <strong>AG</strong>/Hannover
Das Profil 3/2002 Das aktuelle Thema<br />
Seite 9<br />
<strong>Die</strong> Militärgeschichte weist eine Reihe von<br />
Unstetigkeiten oder Diskontinuitäten auf, die<br />
durch technische Neuerungen wie das Schießpulver<br />
oder das Flugzeug ausgelöst wurden. Militärtheoretiker<br />
der ehemaligen Sowjetunion nannten<br />
solche Diskontinuitäten „Militärisch-Technische Revolutionen“<br />
(MTR). In den Vereinigten Staaten von<br />
Amerika benutzt man den Begriff „Revolution in Military<br />
Affairs“, kurz RMA. Eine Revolution ist nach Meinung<br />
der Amerikaner durch technische Neuerungen<br />
und gleichzeitige Veränderung von Organisation<br />
Ratingen. Im amerikanischen Heer<br />
läuft derzeit unter dem Arbeitstitel<br />
„Zukünftiges Kampfsystem“ („Future<br />
Combat“-System – FCS) ein Forschungs-<br />
und Technologieprogramm.<br />
Ein vernetztes System von kleinen,<br />
hoch mobilen Sensor- und Waffenträgern<br />
soll die einem Kampfpanzer vergleichbare<br />
Kampfkraft erzeugen. Wenn<br />
diese Entwicklung erfolgreich ist, <strong>wird</strong><br />
der Kampfpanzer zukünftig nur noch für<br />
spezielle Aufgaben benötigt. <strong>Die</strong>s ist<br />
ein in der Tat revolutionärer Denkansatz,<br />
und er <strong>wird</strong> entsprechend kontrovers<br />
diskutiert.<br />
<strong>Die</strong> derzeitige<br />
Revolution in militärischenAngelegenheiten<br />
zu<br />
beschreiben, ist<br />
eine Herausforderung.<br />
Weder läßt<br />
sich der Begriff<br />
eindeutig definieren<br />
noch ist eine<br />
geschlossene<br />
Dr. Burkhard Theile Darstellung möglich.<br />
Der interessierte „Profil“-Leser<br />
kann durch eigene Recherche eine<br />
große Menge von Literatur zu diesem<br />
Thema finden, ohne jedoch unbedingt<br />
ein klareres Bild zu erhalten. Das liegt<br />
in der Natur einer Revolution, die –<br />
nach lexikalischer Definition – ein<br />
„lange währender Prozeß einer sozialen<br />
oder kulturellen Umgestaltung ist“.<br />
Das vollständige Bild einer Revolution<br />
läßt sich ohnehin erst aus der historischen<br />
Distanz zeichnen.<br />
<strong>Die</strong> Militärgeschichte dokumentiert<br />
mehrere solcher Revolutionen. Das<br />
Schießpulver veränderte die Kriegführung<br />
zu Lande und zu Wasser. <strong>Die</strong><br />
Erfindung des Verbrennungsmotors ermöglichte<br />
die Mechanisierung<br />
von Streitkräften durch<br />
Panzer und anderes Gerät.<br />
Durch die Einführung des<br />
Flugzeuges wurden Luftbeobachtung<br />
und Angriff aus<br />
der Luft möglich. Ein durch<br />
Funk gestütztes, gemeinsames<br />
operatives Konzept von<br />
Land- und Luftstreitkräften<br />
war das Erfolgsrezept für<br />
den „Blitzkrieg“ der deutschen<br />
Streitkräfte im Zweiten<br />
Weltkrieg. <strong>Die</strong> Gegner<br />
hatten auch Panzer, Artillerie<br />
und Flugzeuge, setzten<br />
die verschiedenen Waffensysteme<br />
jedoch unkoordiniert<br />
ein.<br />
<strong>Die</strong> aktuelle Revolution in<br />
militärischen Angelegenheiten<br />
zeigte vor rund zehn Jahren<br />
die ersten Konturen. Sie<br />
<strong>wird</strong> noch für mindestens<br />
zwei Dekaden Techniker,<br />
Konzeptionäre, Doktrinäre<br />
und Operateure beschäfti-<br />
und Doktrin charakterisiert. Das amerikanische Verteidigungsministerium<br />
definierte bereits in den<br />
neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts den Begriff<br />
RMA mit den Worten: „Eine Revolution in militärischen<br />
Angelegenheiten ist eine erhebliche Veränderung<br />
der Art und Weise der kriegerischen Auseinandersetzung,<br />
hervorgerufen durch innovative Anwendung<br />
neuer Technologien. Durch wesentliche Veränderung<br />
der militärischen Doktrin, der operativen Konzepte<br />
und der Organisation <strong>wird</strong> der Charakter militärischer<br />
Operationen drastisch verändert.“<br />
RMA – die „Revolution in militärischen Angelegenheiten“<br />
<strong>Die</strong> Netzwerkzentrierung<br />
ist der Motor des Wandels<br />
Photoalbum durch die Festplatte. Abbildende<br />
Radare ermöglichen den<br />
Blick durch Wolkenschichten und erzeugen<br />
schwarz-weiße Radarbilder –<br />
unabhängig von der Tageszeit. Netze<br />
künstlicher Erdsatelliten sorgen für<br />
weltumspannende Kommunikation<br />
und Navigation.<br />
Neben der Elektronik treiben technologische<br />
Entwicklungen auf dem Materialsektor,<br />
bei der Energiegewinnung<br />
und -speicherung Innovationen für zivile<br />
und militärische Anwendungen voran.<br />
Software und Simulationstechnologie<br />
sind weitere wesentliche technologische<br />
Elemente der derzeitigen RMA.<br />
Komplizierte mathematische Berechnungen<br />
können heute durch Rechenverfahren<br />
auf Großrechnern durchgeführt<br />
werden; und komplizierte Zusammenhänge<br />
wie Fertigungsverfahren<br />
oder die Leistungsfähigkeit eines<br />
Kampfverbandes können durch Simulation<br />
dargestellt werden. Auch an dieser<br />
Stelle mag ein Beispiel aus der zivilen<br />
Welt zur Veranschaulichung beitragen:<br />
Im „Formel-1“-Rennsport werden<br />
Boxenstopp-Strategien durch Simulationsmodelle<br />
untersucht.<br />
<strong>Die</strong> Revolution in militärischen Angelegenheiten<br />
löst eine Abkehr<br />
von der Plattform-Orientierung<br />
aus. Was bedeutet das? Plattform-orientiert<br />
heißt, daß das Waffensystem –<br />
sei es ein Panzer oder ein Kampfflugzeug<br />
– in den Leistungen dem Panzer<br />
oder dem Flugzeug der Gegenseite<br />
überlegen sein muß. <strong>Die</strong>se Überlegenheit<br />
<strong>wird</strong> durch bessere Waffenwirksamkeit,<br />
schnellere Schußsequenz,<br />
größere Beweglichkeit und besseren<br />
Eigenschutz hergestellt, um einige<br />
wichtige Parameter zu nennen. <strong>Die</strong> Abkehr<br />
von der Plattform-Orientierung<br />
dem Teilnehmer ein aktuelles<br />
Lagebild. Durch sogenannte<br />
Hintergrunddaten<br />
(z.B. Geländemodelle, Verkehrswege<br />
und Wetterdaten)<br />
können Entscheidungshilfen<br />
gegeben werden.<br />
Schließlich kann durch Anbindung<br />
an eine Führungsstruktur<br />
durch sogenanntes<br />
Battlemanagement der Einsatz<br />
optimiert werden. Den<br />
hier skizzierten organischen<br />
Systemverbund nennt man<br />
auch das „System der Systeme“.<br />
<strong>Die</strong> Auslegung des<br />
Systemverbundes geschieht<br />
nach den folgenden Kriterien:<br />
Sehe zuerst, erfasse als erster die Lage,<br />
handele zuerst und stelle durch<br />
entschiedenes Handeln andauernde<br />
Überlegenheit her.<br />
<strong>Die</strong> Leistungsmöglichkeiten eines<br />
Systemverbundes im Vergleich zur einzelnen<br />
Plattform können an einem einfachen<br />
Alltagsproblem des Straßenverkehrs<br />
veranschaulicht werden.<br />
Gerät man ohne Kenntnis von Verkehrsmeldungen<br />
und ohne Navigationssystem<br />
in einen Stau, kann man<br />
das geduldig durchstehen oder verläßt<br />
die Autobahn an der nächsten Abfahrt.<br />
Nach der Orientierung anhand<br />
einer Karte fährt man einen Teil der<br />
Strecke über Landstraßen. Es ist eine<br />
Problemlösung ohne die für eine optimale<br />
Entscheidung erforderlichen Informationen<br />
gefragt.<br />
Wenn jedoch die Länge des Staus<br />
bekannt ist (aktuelles Lagebild), wenn<br />
im Auto eine digitale Karte verfügbar<br />
ist (Hintergrundinformation) und<br />
wenn das Navigationssystem die optimale<br />
Entscheidung für das Verhalten<br />
schiebung oder Entsendung eines<br />
Vertreters zu einem Termin.<br />
<strong>Die</strong>ses zivile Beispiel zeigt: <strong>Die</strong> Verbesserung<br />
einer Plattformleistung –<br />
z.B. die erreichbare Höchstgeschwindigkeit<br />
eines Autos – führt nicht automatisch<br />
zu einer besseren Systemleistung,<br />
nämlich in möglichst kurzer<br />
Zeit von A nach B zu gelangen. Eingangs<br />
wurde die RMA als ein lange<br />
währender Prozeß charakterisiert, der<br />
nicht vollständig definiert und beschrieben<br />
werden kann. Das Staubeispiel<br />
ist eine starke Vereinfachung<br />
und weit entfernt von der Komplexität<br />
militärischer Operationen, zeigt aber<br />
den Unterschied von Plattformorientierung<br />
und Systemorientierung. <strong>Die</strong>ser<br />
Übergang von plattformzentrierten<br />
zu netzwerkzentrierten Systemen<br />
ist ein wesentliches Merkmal der Revolution<br />
in militärischen Angelegenheiten.<br />
Das weitere wesentliche Merkmal<br />
ist der doktrinäre Wandel. <strong>Die</strong>ser<br />
schlägt sich in neuartigen Forderungen<br />
an die Streitkräftefähigkeiten<br />
Ein wichtiges Merkmal der aktuellen „Revolution in militärischen Angelegenheiten“ ist die organisatorische Zusammenfassung mehrerer gleich- oder<br />
andersartiger Plattformen zu einem Gesamtsystem (Netzwerk-Philosophie). <strong>Die</strong> dabei angewandte Technik – eine offene Internet-Architektur – erlaubt<br />
es, daß unterschiedlichste Funktionen bzw. Aufgabenbereiche miteinander kommunizieren können. UnserFoto-„Triple“ zeigt – am Beispiel hochmogen.<br />
A<br />
derner Rheinmetall-DeTec-Produkte – das Zusammenspiel von Informationserfassung (Aufklärung) und –verarbeitung mit dem „Spürpanzer Fuchs“.<br />
uf den Punkt gebracht<br />
kann man sagen: <strong>Die</strong> Miniaturi- geschieht durch die organische Zu- bei dem genannten Stau berechnet nieder. <strong>Die</strong> amerikanischen Streitkräfsierung<br />
der Elektronik macht die sammenfassung mehrerer gleicharti- („Battle“-Management), dann steht te entwickeln neue operative und ma-<br />
heutige RMA möglich. Aus dieser Miger und andersartiger Plattformen zu eine Grundlage für alternative Vorgeterielle Konzepte. In der „Joint Vision<br />
niaturisierung folgen noch vor Jahren einem Gesamtsystem.<br />
hensweise zur Verfügung. Im Ver- 2020“ <strong>wird</strong> ein Konzept teilstreitkräf-<br />
nicht denkbare Leistungen in der <strong>Die</strong> dabei angewandte Technik kann gleich zum nicht vernetzten Verkehrsteübergreifender operativer Einheiten<br />
Informations- und Kommunikations- im Prinzip eine offene Internet-Architeilnehmer kennt man die Länge des erarbeitet. Es <strong>wird</strong> eine gemeinsame<br />
technik. Sensoren im optischen und tektur sein. Durch ein solches militäri- Staus, man hat das Lagebild und Doktrin der Teilstreitkräfte entwickelt.<br />
infraroten Wellenlängenbereich liefern sches Internet können Kampffahrzeu- kann, unterstützt durch das Navigati- <strong>Die</strong>se Doktrin ist in Afghanistan be-<br />
eine hohe Bildqualität. Eine Entwickge, Aufklärungsdrohnen, zufällig im onssystem, verzögerungsfrei und entreits angewandt worden. <strong>Die</strong> vier opelung,<br />
die im übrigen auch auf dem zivi- Einsatzgebiet fliegende bemannte schieden handeln. Mögliche Folgen rativen Konzepte sind:<br />
len Sektor gang und gäbe ist: Mancher Luftfahrzeuge oder auch einzelne Sol- der Verzögerung kann man quantita- ★ Überlegene Beweglichkeit der mi-<br />
von uns hat bereits eine digital aufdaten miteinander kommunizieren. Eitiv einschätzen und entsprechend litärischen Kräfte („Dominant Maneuzeichnende<br />
Kamera und ersetzt sein ne derartige Vernetzung vermittelt je- managen, sei es durch Terminver- ver“);<br />
★ Präzisions-Bekämpfung („Precision<br />
Engagement“);<br />
★ Vollständiger Schutz („Full Dimensional<br />
Protection“);<br />
★ Bedarfsgesteuerte Logistik („Focussed<br />
Logistics“).<br />
<strong>Die</strong> Materialforderungen werden<br />
aus diesen operativen Konzepten hergeleitet.<br />
Den spektakulärsten Wandel<br />
plant das Heer mit dem „Future Combat“-System.<br />
Aber auch die Marine<br />
und die Luftwaffe arbeiten an neuer<br />
Ausrüstung. Unbemanntes Gerät<br />
nimmt dabei eine zunehmend wichtige<br />
Rolle ein. Informationsoperationen<br />
oder Informationskrieg sind ein weiteres<br />
neues militärisches Fähigkeitsgebiet.<br />
<strong>Die</strong> vier von den US-Streitkräften aufgestellten<br />
operativen Konzepte finden<br />
ihren Niederschlag in der im Frühjahr<br />
1999 verabschiedeten „Defence Capabilities<br />
Initiative“ (DCI) der Nato und<br />
die im „European Headline Goal“ zusammengefaßten<br />
militärischen Fähigkeitsforderungen<br />
der EU.<br />
Fazit: <strong>Die</strong> Revolution in<br />
militärischen Angelegenheiten<br />
ist durch Technologie-<br />
Entwicklungen, insbesondere<br />
im Informations- und Kommunikationsbereich,ausgelöst.<br />
Neue Doktrinen, neue<br />
Organisationsformen und<br />
verändertes Material führen<br />
zu einem neuen Fähigkeitsprofil<br />
der Streitkräfte. Es ist<br />
nicht vorhersehbar, wann<br />
die derzeitige RMA zu einem<br />
Abschluß kommt. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />
von Nano-Technologien<br />
und biologische Technologien<br />
werden das Thema<br />
RMA in den nächsten Jahrzehnten<br />
weiterhin dynamisch<br />
gestalten.<br />
<strong>Die</strong> durch die RMA ausgelöstenMaterialpräferenzen<br />
der Streitkräfte können<br />
nur durch Systemfirmen<br />
erfüllt werden. <strong>Die</strong> Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> <strong>wird</strong> durch<br />
die Anfang diesen Jahres<br />
eingeleitete Neuorganisation<br />
in zwei System- und zwei<br />
Komponentenhäuser die strukturellen<br />
Voraussetzungen eines Systemanbieters<br />
für das Heer schaffen. Im Technologie-Bereich<br />
sind Elemente wie ein<br />
militärisches Internet und „Battle“-<br />
Management vorhanden oder in der<br />
Entwicklung. <strong>Die</strong> strategische Ausrichtung<br />
des Unternehmens <strong>wird</strong> durch<br />
die Revolution in militärischen Angelegenheiten<br />
wesentlich beeinflußt.<br />
Dr. Burkhard Theile*<br />
* Dr. Burkhard Theile leitet bei der Rheinmetall De-<br />
Tec <strong>AG</strong> die Hauptabteilung „Strategische Unternehmensentwicklung<br />
und Technologie“.<br />
Fotos(3): Danetzki+Weidner – Digitale Bildbearbeitung: Björn Schmitz
Seite 10 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2002<br />
Seit Anfang der achtziger Jahre <strong>wird</strong> in Aschau der Geschäftsbereich „Chemie“<br />
zielstrebig zum zweiten Standbein der Nitrochemie-Gruppe ausgebaut.<br />
Eines der Chemie-Hauptprodukte: Kalottenmodell des „Wasox“-Silikonvernetzers.<br />
Facts & Figures: Nitrochemie <strong>AG</strong><br />
Nitrochemie <strong>AG</strong> (Managementholding)<br />
Sitz: Wimmis (Berner Oberland/CH)<br />
Gründung: 1.1.1998 als deutsch-schweizerisches<br />
Gemeinschaftsunternehmen<br />
Beteiligungen: 49% RU<strong>AG</strong> Schweiz <strong>AG</strong>,<br />
51% Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong><br />
Mitarbeiter: 700<br />
Betriebsgesellschaften: Nitrochemie Aschau GmbH, Aschau/D<br />
Nitrochemie Wimmis <strong>AG</strong>, Wimmis/CH<br />
Nitrochemie Aschau GmbH<br />
Sitz: Aschau am Inn (Oberbayern)<br />
Gründung: 1953; seit 1992 Mitglied der Rheinmetall-Gruppe<br />
Mitarbeiter: 473 (31.12.2001)<br />
Umsatz: 59 Mio. € (2001),<br />
davon Chemie: 27,6 Mio €<br />
Produktspektrum: Wehrtechnik: Ladungen, mehrbasige<br />
Treibladungspulver und Formteile<br />
Chemie: Silikonhärter (76%), Säurechloride (10%),<br />
Oxidationsprodukte (4%), Organische Zwischenprodukte<br />
und Sonstige (10%)<br />
Zertifizierungen: ISO 9001, ISO 14001<br />
Akkreditierte Prüflabors<br />
Nitrochemie Wimmis <strong>AG</strong><br />
Sitz: Wimmis (Berner Oberland/CH)<br />
Gründung: 1917; seit 1998 über das JV Mitglied<br />
der Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />
Mitarbeiter: 205 (31.12.2001)<br />
Umsatz: 34 Mio € (2001)<br />
Produktspektrum: Wehrtechnik: Ladungen, einbasige<br />
Treibladungspulver, Nitrocellulose und Rohstoffe<br />
Zivil: Papierentsäuerung,<br />
Pulver für Autosicherheitssysteme<br />
Zertifizierungen: ISO 9001, ISO 14001<br />
Nitrochemie Aschau GmbH: Konsequenter Ausbau der zivilen Chemie<br />
Verstärkte Vermarktung in Übersee<br />
Aschau. Das zur Rheinmetall Detec<br />
<strong>AG</strong> gehörende deutsch-schweizerische<br />
Gemeinschaftsunternehmen<br />
Nitrochemie <strong>AG</strong> mit seinen beiden<br />
Standorten in Wimmis/Schweiz und<br />
Aschau am Inn ist in der Wehrtechnik<br />
bekannt als wichtiger europäischer<br />
Anbieter von Treibladungen, Ladungssystemen<br />
und Munitionskomponenten.<br />
Weit weniger bekannt, aber gerade<br />
in jüngster Zeit äußerst erfolgreich<br />
ist der zivile Geschäftsbereich Chemie,<br />
der sich am Standort Aschau zu einem<br />
Spezialanbieter von chemischen Zwischenprodukten<br />
und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
für die chemische Industrie entwickelt<br />
hat. <strong>Die</strong> im Bereich Chemie bereits<br />
überdurchschnittlich guten Ergebnisse<br />
der Jahre 2000/2001 (Umsatzwachstum<br />
14 bzw. acht Prozent) sollen<br />
weiterhin kontinuierlich <strong>gesteigert</strong><br />
werden. <strong>Die</strong> Strategie: Ausbau des<br />
Produkt-Portfolios in der Chemie und<br />
der Wehrtechnik bei gleichzeitiger Internationalisierung<br />
des Geschäftes.<br />
Es dürfte wohl kaum einen Haushalt<br />
geben, in dem nicht mindestens ein<br />
Produkt der Nitrochemie steckt. Ob in<br />
Parfüms oder Waschmitteln, Arzneiund<br />
Körperpflegemitteln oder in Silikondichtungsmaterialien,<br />
Autoreifen<br />
und Feuerwerkskörpern – die chemischen<br />
Komponenten der Spezialisten<br />
aus Aschau am Inn finden Eingang in<br />
zahlreiche Massenprodukte der chemischen<br />
und pharmazeutischen Industrie.<br />
Was 1964 als Nebenentwicklung<br />
aus den chemischen Prozessen für die<br />
Pulverherstellung entstand und<br />
zunächst vor allem den Zukauf von Additiven<br />
durch Eigenfertigung reduzieren<br />
sollte, wurde sehr bald zu einem<br />
„zweiten Standbein“ des Unternehmens.<br />
Eine frühzeitige strategische<br />
Entscheidung, die sich spätestens Ende<br />
der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
mit dem starken Rückgang des<br />
wehrtechnischen Bedarfs als echter<br />
Glücksgriff erweisen sollte.<br />
Gefertigt <strong>wird</strong> in Aschau eine breite<br />
Palette von chemischen und pharmazeutischen<br />
Komponenten. <strong>Die</strong> stärkste<br />
Produktgruppe bilden dabei – mit<br />
fast drei Viertel vom Chemie-Umsatz<br />
(2001: 27,6 Mio. €) – die ‚Silane‘; das<br />
sind die Zusatzstoffe für Dichtstoffe<br />
auf Silikonbasis, wie sie für Fenster,<br />
Türen oder im Sanitärbereich verwendet<br />
werden. Silikone sind Produkte<br />
aus Silizium, Sauerstoff, Wasserstoff<br />
und Kohlenstoff, die für sich allein<br />
flüssig sind und daher zum „aushärten“<br />
sogenannte „Vernetzer“ benötigen.<br />
<strong>Die</strong>se Zusatzstoffe sorgen dafür,<br />
daß die Silikonketten untereinander<br />
verknüpft werden („härten“). Der<br />
Heimwerker bemerkt dabei vor allem<br />
die „Essighärter“, die als preisgünstige<br />
Vernetzer vielen Silikondichtstoffen<br />
aus dem Baumarkt beigefügt sind.<br />
<strong>Die</strong> ebenfalls zur Produktgruppe der<br />
Silikone zählenden Silikonöle werden<br />
als Emulsionen vor allem in der Textilindustrie<br />
zur Imprägnierung und Lederveredelung,<br />
aber auch als Trafoöle<br />
oder als Zusatzstoffe für Oberflächenpolituren<br />
und Haarpflegemittel eingesetzt.<br />
Im Bereich der Silikonvernetzer hat<br />
sich die Nitrochemie in den letzten<br />
Jahren zum eindeutigen Marktführer in<br />
Europa und Asien entwickelt. Mit General<br />
Electric (GE), Wacker Chemie,<br />
Rhodia Silicones und Dow Corning stehen<br />
vier der insgesamt fünf Global<br />
Player in diesem Markt auf der Kundenliste<br />
der Nitrochemie. Der Einstieg<br />
in den US-amerikanischen Markt <strong>wird</strong><br />
gerade vorbereitet. Im Februar diesen<br />
Jahres hat sich der Bereich „Chemie“<br />
beispielsweise erfolgreich auf der<br />
„Informex“ präsentiert, der größten<br />
Messe für die chemische Industrie in<br />
den USA.<br />
Das Erfolgsgeheimnis des oberbayrischen<br />
Spezialisten erklärt sich für Geschäftsführer<br />
Bodo Garbe aus den<br />
spezifischen Produktionskostenstrukturen<br />
seines Unternehmens: „Im Vergleich<br />
zur Großchemie sind wir im Bereich<br />
kleiner und mittlerer Mengen in<br />
der Regel kostengünstiger. Erst wenn<br />
die Komponenten in großen Mengen<br />
benötigt werden, rechnet sich für den<br />
Kunden eine eigene Anlage. Unterhalb<br />
dieser Grenze können wir mit unseren<br />
Mehrzweckanlagen durch sogenannte<br />
Kampagnenfertigung – das heißt Herstellung<br />
verschiedener, aber verfahrenstechnisch<br />
verwandter Produkte im<br />
Wechsel auf einer Anlage – kosteneffizient<br />
fertigen und somit zu günstigeren<br />
Preisen anbieten. Wir sind insofern<br />
ein klassischer ‚Outsourcing-Betrieb‘.“<br />
Außerdem erarbeiten sich die Mitarbeiter<br />
durch die häufigen Produktwechsel<br />
ein breites Know-how, was<br />
wiederum positiv auf die Herstellparameter<br />
Qualität und Ergebnis wirkt.<br />
„Auch hier liegt,“<br />
so Garbe, „eine<br />
Spezialität der<br />
Nitrochemie, die<br />
sehr gut ankommt.<br />
Wir müssen zwischen<br />
der Fertigung<br />
eines Produkts<br />
im Januar<br />
und der nächsten<br />
im August nicht jedesmal<br />
wieder eine<br />
‚Lernkurve‘ einplanen. Unser Personal<br />
lebt mit wechselnden Produkten.“<br />
Der zweite Schlüssel zum Erfolg liegt<br />
im spezifischen Verfahrens-Know-how<br />
der Nitrochemie, das heißt im genauen<br />
Weg „von der Formel zum Produkt“.<br />
Während die „Formel“, also die gewünschte<br />
chemische Komponente,<br />
vom Kunden in aller Regel vorgegeben<br />
<strong>wird</strong>, liegt in der Vorbereitung der Produktion<br />
eine Entwicklungsarbeit von<br />
manchmal mehreren Monaten. Bodo<br />
Garbe: „Der Unterschied zum Maschinenbau-<br />
und Montagesektor – wie ich<br />
ihn aus meiner Zeit bei Rheinmetall<br />
kenne – ist grundsätzlicher Art. In einem<br />
Chemiebetrieb liegt das Knowhow<br />
nicht in erster Linie in der ‚Konstruktion‘,<br />
sprich: der Formel. In der<br />
Chemie steckt sehr viel Wissen in den<br />
Prozessen. Der Herstellungsprozeß<br />
selber ist ein eigenes Entwicklungsthema.“<br />
So können zum Beispiel unterschiedliche<br />
Rohstoffe auf unterschiedlichen<br />
Anlagen, mit unterschiedlichen<br />
Reihenfolgen, Temperaturen und Verweilzeiten<br />
zwar zum selben Endprodukt<br />
führen. Entscheidend ist jedoch,<br />
Effektivität, Qualität und Preis jeweils<br />
insgesamt zu optimieren. „<strong>Die</strong>ses<br />
Know-how unterscheidet uns von an-<br />
deren. Unsere Flexibilität als kleiner<br />
Anbieter mit einer großen Fertigungspalette<br />
erlaubt es uns immer wieder,<br />
interessante und kostengünstige Herstellverfahren<br />
zu entwickeln.“<br />
<strong>Die</strong>se Fähigkeit des Aschauer Unternehmens<br />
gilt neben den umsatzstarken<br />
‚Silanen‘ auch für eine Vielzahl<br />
von speziellen Komponenten und Zusatzstoffen<br />
für die unterschiedlichsten<br />
Kundengrupen. <strong>Die</strong> mit zehn Prozent<br />
Umsatzanteil zweitstärkste Produktgruppe,<br />
die Säurechloride, werden als<br />
Synthesebausteine für Arznei- und<br />
Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Als<br />
Komponenten für die Herstellung von<br />
Peroxiden bilden die Säurechloride<br />
ein wichtiges Vorprodukt in der Kunststoffproduktion.<br />
Acetylchlorid, das<br />
als Nebenprodukt<br />
bei der Herstellung<br />
von Essighärtern<br />
anfällt, ist mit über<br />
2000 Tonnen/Jahr<br />
das größte Produkt<br />
in Aschau. Es <strong>wird</strong><br />
vor allem bei der<br />
Herstellung des bekanntenSchmerzmittels<br />
„Ibuprofen“ verwendet,<br />
kommt aber auch bei der Synthese<br />
von Duftstoffen zum Einsatz.<br />
Ein Beispiel aus dem Bereich Pharma<br />
ist das Produkt Methylformanilid,<br />
das quasi „über Nacht“ als ein Vorprodukt<br />
für ein cholesterinsenkendes Mittel<br />
benötigt wurde und heute mit fast<br />
40 Jahrestonnen aus Aschau geliefert<br />
<strong>wird</strong>. Weitere Pharmazeutika-Synthesebausteine<br />
aus Aschau sind die<br />
Ester, von denen beispielsweise das<br />
Produkt „BEM“ zur Herstellung des<br />
Schilddrüsentherapeutikums „Propylthiouracil“<br />
verwendet <strong>wird</strong>.<br />
Unter Wachstumsgesichtspunkten<br />
besonders interessant ist schließlich<br />
die (noch) kleine Gruppe der „Oxidationsprodukte“,<br />
worunter vor allem<br />
Epoxide (für die Waschmittelindustrie<br />
und die Schmierstoffindustrie) und<br />
Anorganische Peroxide fallen. Bekannt<br />
ist hier der antibakterielle Wirkstoff<br />
der Zahnpasta, das Magnesiumperoxid;<br />
aber auch Zinkperoxid als Katalysator<br />
in der Reifenherstellung gehört<br />
in diese Gruppe.<br />
<strong>Die</strong>ser auf den ersten Blick verwirrenden<br />
Vielfalt von Produkten liegt<br />
gleichwohl eine eindeutige Fokussie-<br />
(Fortsetzung auf Seite 11)<br />
Akkreditierte Prüflabors Ende 1999 wurde ein neues Produktionsgebäude mit Anlagen zur Synthese und<br />
Destillation von Epoxiden errichtet. <strong>Die</strong>se Aufnahme zeigt den Destillationskessel.
Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 11<br />
Blick vom Tower auf das Rollfeld des neuen Flughafens der griechischen Hauptstadt. Wegen der hohen Anforderungen des Athener Airports hinsichtlich Datenaufkommen, Ausfallsicherheit und Reserven für künftige<br />
Anwendungen war ein Hirschmann-Datennetz auf „Ethernet“-Basis die Wahl der Stunde. Auch die Beleuchtung der 4000 Meter langen Start- und Landebahn ist an das Hirschmann-Datennetz angeschlossen.<br />
MACH 3000 mit fünf „Basic-Boards“ von<br />
Hirschmann Electronics: Rund 100 dieser<br />
modular aufgebauten „Switches“<br />
steuern den Datenfluß des Athener Flughafens.<br />
Mit einer Übertragungsrate von<br />
1000 Megabit pro Sekunde ermöglichen<br />
diese hochmodernen Verteiler<br />
einen schnellen Austausch der Daten.<br />
Nitrochemie Aschau GmbH: Konsequenter Ausbau der zivilen Chemie<br />
Verstärkte Vermarktung in Übersee<br />
(Fortsetzung von Seite 10)<br />
rung zugrunde. Produktionsleiter Dr.<br />
Ludwig Waldmann: „Nicht die Produkte<br />
an sich sind entscheidend, sondern<br />
deren Produktionsverfahren,<br />
sprich die Anlagen, mit denen wir produzieren.<br />
Unsere Anlagen sind auf<br />
starken Mehrzweckcharakter ausgelegt.<br />
Der eigentliche Chemismus des<br />
Produkts ist sekundär, wenn es apparativ<br />
und von der Kostenstruktur her<br />
paßt.“<br />
Eine wesentliche „Klammer“ ist zudem<br />
durch den Kundenstamm der<br />
Nitrochemie definiert. „Es gibt sicher<br />
noch eine Vielzahl von anderen chemischen<br />
Verbindungen, die wir herstellen<br />
könnten,“ so Waldmann. „Aber der<br />
Weg ist meist umgekehrt: Zuerst<br />
kommt der Kunde und verlangt ein<br />
Produkt, das in unsere Anlagen paßt.<br />
Erst dann nehmen<br />
wir dieses<br />
Produkt in unser<br />
Programm auf.“<br />
Bodo Garbe ergänzt:<br />
„<strong>Die</strong> Fokussierung<br />
auf<br />
unsere Kunden<br />
ist zweifach ausgerichtet:<br />
Zum einen<br />
wollen wir<br />
aus unserem Fertigungsspektrum<br />
den einzelnen<br />
Kunden möglichst<br />
vollständig<br />
beliefern. Darüber<br />
hinaus zielt<br />
unsere Wachst<br />
umsstrategie<br />
aber darauf ab,<br />
möglichst große<br />
Teile des jeweils<br />
relevanten Gesamtmarktesabzudecken.<br />
<strong>Die</strong>s<br />
ist uns bei den<br />
Silikonen bereits<br />
sehr weitgehend<br />
gelungen: Vier<br />
„New Airport Athen“ mit „Ethernet“-Technologie<br />
Modernes Datennetz für höchste Ansprüche<br />
tho Neckartenzlingen. Da der alte<br />
Athener Flughafen dem steigenden<br />
Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen<br />
war, beschloß man 1995 den<br />
Bau des „New Athen International Airport“.<br />
In nur 51 Monaten wurde der<br />
Flughafen von einem Betreiberkonsortium<br />
mit der Frankfurter Hochtief an<br />
der Spitze buchstäblich aus dem Boden<br />
gestampft. Dabei war die Firma<br />
ABB zusammen mit Ericsson und<br />
Hirschmann Electronics für den Aufbau<br />
der Datenkommunikation zuständig.<br />
Für die hohen Anforderungen eines<br />
Airports hinsichtlich Datenaufkommen,<br />
Ausfallsicherheit und Reserven<br />
für künftige Anwendungen war ein<br />
von fünf relevanten Kunden in diesem<br />
Bereich beliefern wir heute schon,<br />
und bei den Essighärtern sind wir mit<br />
einem Marktanteil von über 50 Prozent<br />
Weltmarktführer.“<br />
Dr. Theodor Ederer, Bereichsleiter<br />
Marketing und Vertrieb Chemie in<br />
Aschau, erläutert die zugrundeliegende<br />
„Cross Selling“-Strategie: „Es werden<br />
bei bestehenden Kunden gezielt<br />
neue Anwendungsbereiche akquiriert<br />
– beispielsweise, indem einem<br />
großen Silikonhersteller möglichst<br />
auch für seine Pharmasparte Komponenten<br />
aus unserem Hause angeboten<br />
werden.“<br />
Gute Wachstumschancen sieht Geschäftsführer<br />
Garbe vor allem international:<br />
„Wir wollen bestehende Produkte<br />
in neuen Märkten plazieren. Da<br />
wir in Europa bereits eine sehr gute<br />
Blick ins Technikum des Nitrochemie-Standortes Aschau/<br />
Inn: Destillation eines neuen Vernetzers in einer 50 l-Anlage.<br />
Netz auf „Ethernet“-Basis die Wahl der<br />
Stunde.<br />
Der Flughafen, der Ende März 2001<br />
in Betrieb genommen wurde, liegt 20<br />
Kilometer östlich von Athen. Auf dem<br />
37 Quadratkilometer großen Gelände<br />
sind alle Gebäude über ein Datennetzwerk<br />
miteinander verbunden. Rund<br />
100 Hirschmann-„Switches“ (Verteiler)<br />
vom Typ MACH 3000 ermöglichen mit<br />
einer Übertragungsrate von 1000 Megabit<br />
pro Sekunde einen schnellen Datenaustausch.<br />
Spezielle Sicherheitsfunktionen<br />
sorgen für eine hohe Verfügbarkeit<br />
des Netzes.<br />
Dazu Knut Erpenbach, Projekt-Verantwortlicher<br />
bei Hirschmann: „Wäh-<br />
Position haben, bedeutet das für uns,<br />
unsere anerkannt guten, weltmarktfähigen<br />
Produkte jetzt auch verstärkt<br />
in Übersee zu vermarkten. In Asien<br />
sind wir bereits erfolgreich; auch in<br />
den USA haben wir bereits mehr als<br />
nur ‚einen Fuß in der Tür‘. Derzeit erzielen<br />
wir im Chemiebereich rund 20<br />
Prozent des Umsatzes in Übersee.<br />
Das ist eine sehr gute Ausgangsbasis<br />
für eine Offensive in diesen beiden<br />
Regionen.“<br />
Zusätzlich zu dem angestrebten<br />
Wachstum in bestehenden Märkten,<br />
dasGarbe mit zwei bis drei Prozent in<br />
diesem Jahr ansetzt, sollen wesentliche<br />
Impulse von neuen Produkten,<br />
die sich gut in die bestehende Anlagenstruktur<br />
integrieren lassen, ausgehen.<br />
Daß diese Erwartungen trotz der<br />
konjunkturell eher verhaltenen Stimmung<br />
durchaus berechtigt sind, beweisen<br />
die Erfolge in den beiden Vorjahren.<br />
Bei einem branchenweiten Minuswachstum<br />
von vier Prozent im Jahr<br />
2001 konnte der Chemiebereich in<br />
Aschau ein Wachstum von acht Prozent<br />
erzielen, insbesondere durch<br />
Neukunden in Japan und Korea, nachdem<br />
bereits im vorvergangenen Jahr<br />
dasGeschäft in der zivilen Chemie um<br />
stolze 14 Prozent <strong>gesteigert</strong> werden<br />
konnte.<br />
Und auch die Gefahr, daß am Ende<br />
die eigenen Anlagenkapazitäten als<br />
Wachstumsbremse wirken könnten,<br />
wurde 2000/2001 rechtzeitig durch<br />
einen großzügigen, modernen Fabrikneubau<br />
beseitigt. Neben den dort bereits<br />
arbeitenden zahlreichen neuen<br />
Reaktoren, Destillatoren und Zentrifugen<br />
können noch bestehende<br />
Raumreserven kurzfristig durch weitere<br />
Anlagen „produktiv“ genutzt werden.<br />
Zusätzlich wurde im vergangenen<br />
Jahr ein Technikum aufgebaut,<br />
das ein rasches „upscale“ für neue<br />
Produkte, aber auch die Einführung<br />
von neuen kontinuierlichen Syntheseverfahren<br />
gestattet.<br />
Wolfgang Dommershausen<br />
rend einer mehrmonatigen Testphase<br />
wurden alle erdenklichen Störfälle simuliert.<br />
Das reichte von Leitungsunterbrechungen<br />
über die Entnahme von<br />
Modulen bis hin zum Abschalten<br />
ganzer Vermittlungsknoten. Am Ende<br />
stand die Gewißheit, daß das Sicherheitskonzept<br />
einen reibungslosen<br />
Weiterbetrieb des Datennetzes gewährleistet.“<br />
Das Nervenzentrum der Airport-Kommunikation<br />
ist der Flugdaten-Server.<br />
Von dort beziehen zehn untergeordnete<br />
Netze ihre Informationen. Dazu<br />
gehören das „Campus Network“, in<br />
das sich am Flughafen angesiedelte<br />
Firmen, Hotels, Geschäfte und <strong>Die</strong>nst-<br />
Kompetenz in<br />
geballter Form<br />
rds Paris/Ratingen. Führendes europäisches<br />
Systemhaus der Heerestechnik<br />
– mit dieser zentralen Botschaft<br />
präsentiert sich die Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />
vom 17. bis 21. Juni<br />
2002 auf dem diesjährigen „Salon<br />
International de la Défence Terrestre<br />
et Aéroterreste“ („Eurosatory“) in der<br />
französischen Hauptstadt. <strong>Die</strong> 1967<br />
gegründete „Eurosatory“ gehört zu<br />
den weltweit wichtigsten Branchenforen<br />
für Wehrtechnik.<br />
Auf dem rund 1000 Quadratmeter<br />
großen, modern konzipierten Stand<br />
auf dem Messegelände in Paris-<br />
Nord/Villepinte geben die Rheinmetall-„Defence“-Firmen<br />
in geballter<br />
Form einen detaillierten Einblick in<br />
ihr breitgefächertes Systemprogramm:<br />
Zum „Eurosatory“-Produktspektrum,<br />
das die Themenbereiche<br />
Flugabwehr, Aufklärungssysteme/<br />
Krisenreaktionskräfte („Istar“/KRK),<br />
ABC-Schutzsysteme und Kampfwertsteigerung<br />
umfaßt, gehören beispielsweise<br />
„Skyguard“-, „Skyshield“-<br />
und das leichte Flugabwehrsystem<br />
(LeFlaSys) ebenso wie<br />
Drohnen (z.B. KZO und „3-Sigma“),<br />
ein „Wiesel 1“-Fahrzeug mit Aufklärungsausstattung<br />
sowie der ABC-<br />
Spürfuchs. Zur Kampfwertsteigerung<br />
leister einmieten können, ebenso wie<br />
das „Flight Information Display System“,<br />
das über 400 Monitore und<br />
große Anzeigetafeln mit Informationen<br />
versorgt. Weitere Teilnetze dienen etwa<br />
der Gepäckabfertigung, der Flugfeldbeleuchtung<br />
oder der Treibstoffversorgung.<br />
„Das maßgeschneiderte ‚Ethernet‘-<br />
Netzwerk des Athener Flughafens<br />
setzt nicht nur technologische Maßstäbe,<br />
sondern ist zugleich auch kostengünstiger<br />
als andere Lösungen“,<br />
so Erpenbach. Damit hat der „New<br />
Athen International Airport“ bei der<br />
Datenkommunikation auf jeden Fall<br />
schon heute die Nase vorn.<br />
Transparent und unter einem Dach: Auf rund 1000 Quadratmetern präsentiert<br />
sich die Rheinmetall-DeTec-Gruppe als Heerestechnik-Kompetenzzentrum<br />
vom 17. bis 21. Juni während der „Eurosatory 2002“ in Paris-Nord/Villepinte.<br />
werden der neue „E4“-Turm der<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH mit<br />
dem 30mm-Waffensystem von Mauser-Werke<br />
Oberndorf sowie zahlreiche<br />
Munitionsvarianten für Infanterie,<br />
Artillerie, Panzertruppen und Mittelkaliber<br />
gezeigt.<br />
Peter Eikmeier, Chef der Messeabteilung<br />
bei STN Atlas Elektronik, und<br />
Irene Stöckli von Oerlikon Contraves<br />
als verantwortliche organisatorische<br />
Standleiter nennen „Highlights“ der<br />
Konzeption: „Bei der Gestaltung des<br />
Messestandes haben wir bewußt auf<br />
eine technisch-moderne Anmutung<br />
gesetzt; sie ist Synomym für den hohen<br />
technischen Standard unserer<br />
Systempalette.“ Groß geschrieben<br />
<strong>wird</strong> auch der Faktor „Kompetenz im<br />
Verbund“. Der Fokus der Fachbesucher<br />
soll ganz gezielt auf die ausgestellten<br />
Produkte und die Systemkompetenz<br />
der Ratinger Firmengruppe<br />
gelenkt werden.<br />
Corinna Krause-Pieper, verantwortlich<br />
für die Messekoordination bei<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong>, ergänzt:<br />
„<strong>Die</strong> Präsentation der Systemkompetenz<br />
der Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />
vollzieht sich dabei in drei Stufen:<br />
Dargestellt werden das einzelne System,<br />
seine Komponenten und die<br />
Vernetzung im Zusammenspiel mit<br />
anderen Systemen aus unserem<br />
Hause.“ Verbundcharakter in Reinkultur.<br />
Grafik: Strohbach/Krey
Das Profil 3/2002 Das Portrait<br />
Seite 13<br />
Nelja Payali vom Willicher Preh-Werk bei der Sichtprüfung eines speziellen<br />
Leistungsteils für die am Standort gefertigten Stichmaschinensteuerungen.<br />
Elektronik-Spezialist Preh-Werk RMP-Willich<br />
„Füllhorn“ individueller<br />
Lösungen im Angebot<br />
Willich. Das seit Januar 2001 zur<br />
Preh-Werke GmbH & Co. KG gehörende<br />
Werk RMP-Willich ist spezialisiert<br />
auf die Entwicklung und Fertigung von<br />
kundenspezifischer Elektronik für die<br />
unterschiedlichsten Anwendungsbereiche.<br />
Von einzelnen Komponenten<br />
bis hin zu kompletten Systemlösungen,<br />
von der Auftragsfertigung bis zur<br />
Übernahme von Konzeptions- und Entwicklungstätigkeiten<br />
– das Werk im<br />
linksrheinischen Willich präsentiert<br />
sich als kompetenter Komplettanbieter,<br />
der seinen Kunden stets partnerschaftlich<br />
und mit fundiertem Fachwissen<br />
zur Seite steht.<br />
„Wir streben eine langfristige und<br />
strategisch ausgerichtete Geschäftsbeziehung<br />
an“, erläutert Dipl.-Ing. Ulrich<br />
Prediger, Vertriebsleiter für den<br />
Bereich „Bedien- und Steuersysteme“<br />
im Werk RMP-Willich, die Firmenphilosophie.<br />
„Dadurch können wir uns optimal<br />
auf die Bedürfnisse und Anforderungen<br />
der Kunden einstellen und ihnen<br />
einen maximalen Nutzen anbieten.“<br />
Daß das Konzept aufgeht, belegt<br />
ein Blick in den Kundenstamm des Unternehmens.<br />
Neben Rheinmetall-Konzerntöchtern<br />
wie Heimann Systems,<br />
STN Atlas Marine Electronics, PAT,<br />
Rheinmetall W&M und Preh (siehe Kasten<br />
auf dieser „Profil“-Seite) zählen<br />
auch externe Unternehmen wie die<br />
Siemens Verkehrstechnik GmbH (Krefeld),<br />
der Textilmaschinenhersteller<br />
Schlafhorst <strong>AG</strong> & Co. (Mönchengladbach),<br />
die ZSK Stickmaschinen GmbH<br />
(Krefeld) und viele andere zu den zum<br />
Teil langjährigen Stammkunden.<br />
Sie alle profitieren dabei vom umfangreichen<br />
Know-how und der<br />
langjährigen Erfahrung des Willicher<br />
Werks, das bereits seit 35 Jahren zum<br />
Rheinmetall-Konzern gehört. 1982 unter<br />
dem Namen „Rheinmetall Meßund<br />
Prüftechnik“ als ausgegründete<br />
Abteilung in Neuss angesiedelt, zog<br />
man später nach Düsseldorf und 1992<br />
als ausgelagerte Hauptabteilung nach<br />
Willich um. Seit Januar 2001 gehört der<br />
Standort nun zum Geschäftsbereich<br />
„Bedien- und Steuersysteme“ der<br />
Preh Werke GmbH & Co. KG und erwirtschaftete<br />
zuletzt mit 148 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 38 Millionen €; in<br />
den vergangenen zwei Jahren konnte<br />
der Umsatz am Standort im Willicher<br />
Industriegebiet Münchheide nahezu<br />
verdoppelt werden.<br />
„<strong>Die</strong> Zugehörigkeit zum Rheinmetall-<br />
Konzern verschafft uns zusätzliche<br />
Stabilität gegenüber den Wellenbewegungen<br />
des Marktes und ein zusätzliches<br />
Vertrauen bei unseren Kunden“,<br />
verrät Ansgar Schröder, verantwortlich<br />
für den Bereich „Bedien- und Steuersysteme“<br />
der Preh-Werke. „Aber Flexibilität,<br />
eine individuelle und konstruktive<br />
Beratung sowie ein hoher Qualitätsstandard<br />
und Zuverlässigkeit<br />
sind die eigentlichen Argumente, die<br />
für uns sprechen.“<br />
Bei den Bedien- und Steuersystemen<br />
erstreckt sich das Angebot des<br />
Willicher Werkes auf die Bereiche Entwicklung,<br />
Engineering, Layout, Materialbeschaffung,<br />
Bestückung, Prüfung<br />
und mechanische Integration. <strong>Die</strong><br />
Synergien unter<br />
dem Konzerndach<br />
<strong>Die</strong> Zahl der Rheinmetall-internen<br />
Kunden des Preh-Werkes RMP-<br />
Willich zeigt einmal sehr konkret,<br />
wie Synergieeffekte innerhalb eines<br />
Konzerns erfolgreich genutzt werden<br />
können. „Wir sind stolz darauf,<br />
daß sich in zunehmendem Maße auch<br />
Unternehmen des Rheinmetall-Konzernverbundes<br />
für unsere <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
entscheiden“, so Vertriebsleiter<br />
Ulrich Prediger über die Veränderungen<br />
innerhalb der Kundenstruktur.<br />
Standortchef Ansgar Schröder ergänzt:<br />
„Viele denken vielleicht, daß<br />
sich innerhalb eines Konzerns leichter<br />
neue Kunden gewinnen lassen als<br />
außerhalb. Wir legen besonderen<br />
Wert darauf, keine Bevorzugung innerhalb<br />
des Konzernverbundes zu erhal-<br />
ten. Unser wichtigstes Gut ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />
bei den weit über<br />
60 Prozent Nicht-Konzernkunden; und<br />
diesem Wettbewerb stellen wir uns<br />
natürlich auch innerhalb der Düsseldorfer<br />
Unternehmensgruppe.“<br />
Das Werk RMP-Willich konnte schon<br />
viele konzerninterne Kunden gewinnen.<br />
Für die Heimann Systems GmbH<br />
(Wiesbaden) werden – zum Einbau in<br />
die Gepäckprüfsysteme – Tastaturen<br />
und eine Reihe anderer Komponenten<br />
sowie die hochkomplexe HDX-<br />
Grafikkarte („Das Profil“ 4/2001), auf<br />
die man in Willich besonders stolz<br />
ist, hergestellt. Für die STN Atlas Marine<br />
Electronics GmbH (Hamburg)<br />
werden CPU-Boards und für die PAT<br />
GmbH (Ettlingen) 43 verschiedene<br />
Baugruppen mit verschärften Qualitätsansprüchen<br />
bei Fertigung und<br />
Test für die Verwendung in der Baugeräteausrüstung<br />
produziert. Das<br />
lichkeit) und umfangreiche Tests hinsichtlich<br />
Langzeitverhalten, Störsicherheit<br />
und zulässigen Umwelteinflüssen<br />
bis hin zur Serienreife möglich.<br />
Durch den Einsatz einheitlicher,<br />
rechnergestützter Verfahren von der<br />
Konzeption über das Layout bis hin zur<br />
Serienfertigung <strong>wird</strong> ein Höchstmaß<br />
an Transparenz des Designs und somit<br />
eine Minimierung der Fehlerquote erreicht.<br />
„Bei der Fertigung selbst sind wir<br />
ebenfalls sehr flexibel“, so Ulrich Prediger.<br />
Zur Verfügung stehen neben einer<br />
automatischen SMD-Bestückungslinie<br />
(SMD = „Service Mounted Device“)<br />
auch halbautomatische Handbestückungsplätze<br />
für bedrahtete Bauelemente.<br />
Auch das Beschichten von<br />
Leiterplatten mit einem speziellen<br />
Schutzfilm gegen Umwelteinflüsse wie<br />
beispielsweise erhöhte Luftfeuchtigkeit<br />
ist möglich. Hansjörg Pott, Leiter<br />
Einkauf und Logistik, erläutert: „Von<br />
Stückzahlen zwischen 500 und mehr<br />
als 10000 kann auf unseren Produktionsanlagen<br />
alles gefertigt werden,<br />
und für die Materialbeschaffung steht<br />
dem Kunden natürlich unsere hauseigene<br />
Materialwirtschaft zur Verfügung<br />
– mit guten Kontakten zu Herstellern<br />
und Distributoren.“<br />
Daß die gefertigten Bauteile an-<br />
komplette Leistungsspektrum von<br />
Konstruktion und Layout bis hin zur<br />
„After-Sales“-Betreuung und Übernahme<br />
der Produktpflege kommt bei<br />
der Rheinmetall W&M GmbH (Unterlüß)<br />
zum Einsatz. Und für die Muttergesellschaft,<br />
die Preh-Werke GmbH &<br />
Co. KG in Bad Neustadt a. d. Saale,<br />
werden Tastaturcontroller in 25 verschiedenen<br />
Varianten inklusive Entwicklung<br />
sowie komplette POS-Systeme<br />
(POS = „Point of sale“) gefertigt.<br />
Ansgar Schröder: „Trotz dieser Erfolge<br />
werden wir uns nicht auf dem Erreichten<br />
ausruhen. Unsere gute<br />
Marktpräsenz ist vielmehr Ansporn,<br />
auch in Zukunft konstruktiv und mit<br />
Engagement an individuellen Lösungen<br />
für die Probleme unserer Kunden<br />
zu arbeiten, damit wir auch weitere<br />
Unternehmen vom leistungsfähigen<br />
Angebot des Willicher Preh-Teams<br />
überzeugen können.“ at<br />
Bedienterminal für Stickmaschinensteuerungen: <strong>Die</strong> komplette Steuerung <strong>wird</strong> in Willich gefertigt, montiert und geprüft.<br />
Kunden können dabei wählen, ob sie<br />
das gesamte Leistungsspektrum oder<br />
nur Teilbereiche davon benötigen. Neben<br />
technischer und kaufmännischer<br />
Beratung sind im Teilbereich Entwicklung<br />
und Engineering auch der Bau<br />
von Prototypen mit EMV-Vorprüfung<br />
(EMV = Elektromagnetische Verträg-<br />
Qualität im Blickwinkel: Hülja Bahceci nimmt einen „In-circuit“-Test vor.<br />
schließend auf ihre Funktionsfähigkeit<br />
überprüft werden, versteht sich von<br />
selbst. Neben der reinen Funktionskontrolle<br />
besteht insbesondere<br />
bei größeren SMD-Flachbaugruppen<br />
die Möglichkeit des „In-circuit“-Tests.<br />
„Durch diesen Test lassen sich Fehler<br />
bei der Bestückung besser eingrenzen<br />
und gegebenenfalls korrigieren“, erläutert<br />
Prediger. Als dritte und aufwendigste<br />
Möglichkeit schließlich gibt es noch<br />
den Funktionstest in eingebautem Zustand,<br />
bei dem die fertigen Baugruppen<br />
in das Endgerät eingebaut und<br />
dort auf Herz und Nieren getestet werden.<br />
Wie es danach weitergeht, entscheidet<br />
einmal mehr der Kunde. <strong>Die</strong><br />
Baugruppen können nun entweder „fix<br />
und fertig“ in das Endprodukt eingebaut<br />
oder, falls die Weiterverarbeitung<br />
beim Kunden selbst erfolgen soll, an<br />
diesen ausgeliefert werden.<br />
Neben den kundenspezifischen Baugruppen<br />
entwickelt und fertigt das<br />
Werk RMP-Willich Sensoren zur Erfassung<br />
von Kraft, insbesondere für Anwendungen<br />
in der industriellen Fertigung.<br />
Noch einmal Ulrich Prediger:<br />
„Egal, für welche unserer <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
sich der Kunde entscheidet,<br />
wirklich zufrieden sind wir erst, wenn<br />
der Kunde es auch ist.“<br />
Andreas Tümpen<br />
Konventionelle Platinenbestückung (Foto links): Sevim Orücü positioniert einen sogenannten IC-Sockel gemäß Musterplatine. Präzision ist auch bei Gordon Buch Trumpf (Foto Mitte): Der SMD-Maschinenführer<br />
kalibriert und prüft einen intelligenten Drucksensor mit „Businterface“. Letzte Hand angelegt (Foto rechts): Entwicklungsingenieur Peter Lumma stellt Layout-Daten für die Leiterplattenfertigung ein.<br />
Fotos(6): Björn Schmitz
Foto: Andreas Lode<br />
Fotos (2): Mowag Motorwagenfabrik <strong>AG</strong><br />
Seite 14 Aus den Unternehmensbereichen<br />
Das Profil 3/2002<br />
„Großer Bahnhof“ für den ersten „Wiesel 1 MK“ mit Nachtsichtmodul: RLS-Hauptabteilungsleiter Axel Bergmann (l.) vom Vertrieb Waffen- und Transportsysteme erläutert die technischen Details des Fahrzeuges.<br />
Optionsvertrag über die Lieferung von 40 Waffensystemen 609-CH für das gepanzerte Radfahrzeug „Piranha III C 8x8“ erteilt:<br />
Martin Sonderegger (M.), Chef der Abteilung „Infanteriewaffen und Munition“ der Gruppe Rüstung (GR), und Hans-Ulrich Staub<br />
(2.v.r.), GR-Sektionschef „Infanterie-, Flugzeug- und Flugabwehrwaffen“, beim Fototermin mit Gert Winkler (2.v.l.), Vorsitzender<br />
der RLS-Geschäftsführung und Vorstandsmitglied der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong>, RLS-Geschäftsführer Klaus Sander (l.) und Gert<br />
Kausträter (r.), verantwortlich für den Vertrieb „Türme, Lafetten + Munitionsfluß“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
Optionsvertrag für „WS 609-CH“-System der Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
Prototypen gehen in die Erprobung<br />
rds Augsburg/Bern. Vermarktung mit<br />
Perspektive: Am 22. April diesen Jahres<br />
unterzeichneten Vertreter der schweizerischen<br />
Gruppe Rüstung (GR/Bern)<br />
und der Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH (RLS) am Firmenstandort Augsburg<br />
einen Optionsvertrag über die Lieferung<br />
von 40 Waffensystemen 609-CH<br />
(WS 609-CH). <strong>Die</strong> jetzt bestellten Systeme<br />
kommen in dem von der Mowag<br />
Motorwagenfabrik <strong>AG</strong> (Kreuzlingen/<br />
Schweiz) entwickelten, modernen gepanzerten<br />
Radfahrzeug „Piranha III C<br />
8x8“ zum Einsatz; die Serienproduktion<br />
soll Anfang<br />
2004 starten.<br />
Für den RLS-<br />
Standort Augsburg<br />
ist die neuerliche<br />
Order der<br />
Gruppe Rüstung –<br />
diese Einrichtung<br />
ist Teil des eidgenössischenDepartements<br />
für<br />
Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />
sowie Sport und<br />
vom Aufgabenspektrum<br />
her mit<br />
dem deutschen<br />
Bundesamt für<br />
Wehrtechnik und<br />
Beschaffung in Ko-<br />
blenz vergleichbar – von eminenter<br />
strategischer Bedeutung („Das Profil“<br />
5/2001). Gert Kausträter, bis Ende<br />
April 2002 Vertriebsleiter für Türme,<br />
Lafetten und Munitionsfluß in<br />
Deutschland, Österreich sowie der<br />
Schweiz und seither in ähnlicher Aufgabenstellung<br />
als Berater für die RLS<br />
tätig: „<strong>Die</strong>ser Vertrag ist ein weiterer<br />
Vertrauensbeweis unseres Kunden<br />
Gruppe Rüstung für Produkte aus dem<br />
Hause RLS-Augsburg nach dem Serienauftrag<br />
606-A1 CH, der mit insgesamt<br />
516 Stück zu liefernden Seri-<br />
Ist mit der von der RLS in Augsburg entwickelten Waffenstation<br />
609-CH ausgestattet: das moderne gepanzerte Radfahrzeug<br />
„Piranha III C 8x8“ der Mowag Motorwagenfabrik<br />
<strong>AG</strong>, das demnächst vom Schweizer Heer eingesetzt <strong>wird</strong>.<br />
entürmen für den Rad-Schützenpanzer<br />
im Juni diesen Jahres mit der letzten<br />
Lieferung von sechs Einheiten an die<br />
Firma Mowag als Systemintegrator<br />
ausläuft.“<br />
Mit der aktuellen Entwicklung der<br />
kleinen Waffenstation 609-Ch mit elektrischen<br />
Antrieben erwirbt die Gruppe<br />
Rüstung nach Einschätzung Kausträters<br />
„modernste Technologie, die strategisch<br />
auch querschnittlich für andere<br />
Rad- und Kettenfahrzeuge genutzt werden<br />
kann“: „<strong>Die</strong>ses in Augsburg vorhandene<br />
Know-how läßt Anschlußentwicklungen<br />
von Waffenstationen mit<br />
einer Kamera als ferngesteuerte Version<br />
zu, die für zukünftige Bewaffnungen<br />
leichter Transport und Gefechtsfahrzeuge<br />
eingesetzt werden können.“<br />
Daß die projektbezogen gute Zusammenarbeit<br />
zwischen der Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH und den beiden<br />
Partnern Gruppe Rüstung bzw. Mowag<br />
Perspektive hat, zeigt zudem folgendes<br />
Indiz: In den Rüstungsprogrammen<br />
3 bzw. 4 der Schweizer Streitkräfte<br />
sind weitere Beschaffungen des gepanzerten<br />
„Piranha“-Radfahrzeuges<br />
im Umfang von 40 bis 100 Systemen<br />
vorgesehen – selbstverständlich ausgestattet<br />
mit dem neuartigen RLS-Waffenträger.<br />
Zum System selbst: Als integraler Bestandteil<br />
des „Piranha III C 8x8“-Fahrzeuges<br />
dient die Waffenstation 609-<br />
CH als Träger für das 12,7mm Maschinengewehr<br />
64/93; diese Waffe <strong>wird</strong><br />
zur Bekämpfung von Bodenzielen und<br />
zum Selbstschutz gegen Angriffe aus<br />
der Luft eingesetzt. <strong>Die</strong> bereits an die<br />
in Bern ansässige Gruppe Rüstung gelieferten<br />
zwölf „WS 609 CH“-Prototypen<br />
– das letzte dieser Systeme verließ<br />
vor wenigen Wochen das Augsburger<br />
RLS-Werk – werden von der zweiten<br />
Jahreshälfte 2002 an zusammen<br />
mit den gepanzerten Fahrzeugen einer<br />
intensiven Truppenerprobung unterzogen.<br />
Kausträter: „<strong>Die</strong> aus dieser Erprobung<br />
gegebenenfalls resultierenden<br />
technischen Anpassungen und Modifizierungen<br />
fließen in die RLS-Waffenstation<br />
ein, deren Serienfertigung<br />
nach heutiger Planung Anfang 2004<br />
starten <strong>wird</strong>.“<br />
Serienauftrag für Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
„Roll-out“ für „Wiesel“<br />
mit Nachtsichtmodul<br />
bau Unterlüß/Kiel. Vor wenigen Wochen<br />
übergab die Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH (RLS) im Rahmen eines<br />
„Roll-outs“ in der Betriebsstätte Unterlüß<br />
die ersten von 30 Serienfahrzeugen<br />
„Wiesel 1 MK“ mit der Ergänzungsausstattung<br />
Nachtsichtmodul an die<br />
Bundeswehr. Zu den zahlreichen Gästen<br />
zählten u.a. Vertreter des Vorhabensmanagements<br />
aus dem Bundesamt<br />
für Wehrtechnik und Beschaffung,<br />
des Heeresunterstützungs-Kommandos,<br />
der technischen Schule Heer, der<br />
Luftlande-/Lufttransportschule, des 2.<br />
Fallschirm-Panzer-Abwehr-Bataillons<br />
272 Wildeshausen sowie einige Besucher<br />
dieses Bataillons von der französischen<br />
Armee.<br />
Der von der RLS gefertigte „Wiesel 1“<br />
wurde 1990 in den Versionen TOW und<br />
MK 20 bei der Bundeswehr eingeführt.<br />
Aufgrund seiner hervorragenden Lufttransportfähigkeit<br />
und Mobilität wurde<br />
dieses Fahrzeug im Rahmen des<br />
geänderten Einsatzspektrums von der<br />
Bundeswehr häufig in Krisengebieten<br />
eingesetzt, zunächst während der<br />
„Unosom“-Mission in Somalia, später<br />
folgten Ifor-, Sfor- und Kfor-Operationen.<br />
<strong>Die</strong> Aufgabenschwerpunkte des<br />
„Wiesel 1“ (z.B. Konvoi-Begleitung und<br />
Konvoi-Schutz) wurden während des<br />
Kosovo-Einsatzes um das Überwachen<br />
von Geländeabschnitten und Objekten,<br />
das Beobachten und Sichern an<br />
Kontrollpunkten sowie das Verstärken<br />
von Kräften im Objektschutz erweitert.<br />
Aus diesem erweiterten Aufgabenspektrum<br />
des Fahrzeugs resultierte<br />
die Forderung nach einer Ergänzungsausstattung<br />
für den „Wiesel 1 MK“ zur<br />
Herstellung einer verbesserten Nachtsicht-<br />
und Nachtkampffähigkeit.<br />
Nachdem die Auswahl der erforderlichen<br />
Ergänzungsausstattung zugunsten<br />
des autonomen optronischen<br />
Zielgeräts AOZ 2000 (Hersteller: STN<br />
Neue Aufträge für<br />
„Nacos“-System<br />
sg Hamburg. <strong>Die</strong> STN Atlas Marine<br />
Electronics GmbH (Hamburg) hat Aufträge<br />
über weitere 16 integrierte Navigationssysteme<br />
vom Typ „Nacos“ mit<br />
Bahnführungsfunktionen von kroatischen,<br />
deutschen und süd-koreanischen<br />
Werften erhalten. Im Lieferumfang<br />
sind der „Radarpilot Atlas 1000,<br />
ECDIS“ (Elektronik zur Darstellung<br />
und Bearbeitung elektronischer Seekarten)<br />
sowie ergänzende Sensortechnik<br />
enthalten. Weltweit sind bereits<br />
750 „Nacos“-Systeme an Bord<br />
von Handels- und Passagierschiffen<br />
installiert bzw. nachgerüstet worden.<br />
<strong>Die</strong> neuen Aufträge beinhalten die<br />
„Nacos 45-4“-Ausrüstung für sechs<br />
jeweils 30 000 gt große Produktentanker<br />
(gt = gross tonnage; Bruttoregistertonnen),<br />
die in Kroatien auf<br />
der Werft Brodotrogir Shipyard<br />
(Trogir) gebaut werden. <strong>Die</strong> Lieferung<br />
an den Auftraggeber Laurin<br />
Maritime Group in Göteburg soll von<br />
2002 an bis 2004 erfolgen. Für eine<br />
Serie von acht neuen Containerschif-<br />
Atlas Elektronik) getroffen worden war,<br />
stellte Rheinmetall Landsysteme innerhalb<br />
von nur sechs Monaten ein<br />
entsprechend umgerüstetes Truppenversuchsmuster<br />
mit der Ergänzungsausstattung<br />
Nachtsichtmodul vor. In<br />
der erstaunlich kurzen Zeitspanne von<br />
nur 24 Monaten wurde dieses anspruchsvolle<br />
Programm realisiert, vom<br />
Konzept und der Anpassentwicklung<br />
über die Einrüstung in die bundeswehreigenen<br />
Fahrzeuge, die Erprobung<br />
und Serienfertigung bis zur Auslieferung<br />
der ersten Serienfahrzeuge.<br />
Das aus den drei wesentlichen Funktionseinheiten<br />
Sensorkopf, Bedieneinheit<br />
und Beobachtungsmonitor mit<br />
Großfeldlupe bestehende, autonome<br />
optronische Zielgerät AOZ 2000 ermöglicht<br />
den Waffeneinsatz der MK 20<br />
bei Tag, Nacht und eingeschränkter<br />
Sicht aus dem Stand oder aus der Bewegung.<br />
Es dient zum Zielen, Entfernungsmessen<br />
und zur Feuerleitrechnung.<br />
Im Sensorkopf des AOZ 2000<br />
befinden sich das Wärmebildgerät,<br />
der Laserentfernungsmesser mit integrierter<br />
CCD-Tagsichtkamera, der Neigesensor<br />
und die zugehörigen Elektronikbaugruppen.<br />
Durch die Ergänzungsausstattung<br />
Nachtsichtmodul erfährt der „Wiesel 1<br />
MK“ eine bemerkenswerte Kampfwertsteigerung,<br />
die bei Erhalt der Lufttransportfähigkeit<br />
CH-53 und Mobilität<br />
des Fahrzeugs den Forderungen der<br />
Truppe entspricht. Auch bei Nacht und<br />
schlechter Sicht ist mit diesem RLS-<br />
Fahrzeug nunmehr das Erkennen von<br />
Personen und Fahrzeugen bis zu einer<br />
Entfernung von 2500 Metern und eine<br />
Entfernungsmessung zwischen 50 und<br />
3000 Metern gewährleistet.<br />
<strong>Die</strong> Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
rechnet mit der Beauftragung von weiteren<br />
30 Ergänzungsausstattungen im<br />
Jahr 2002.<br />
fen, die im Auftrag der Norddeutsche<br />
Reederei (Hamburg) und der<br />
Mediterranean Shipping Company<br />
in Genf in den Jahren 2003 und 2004<br />
bei der Daewoo Werft in Okpo in<br />
Südkorea gebaut <strong>wird</strong>, ist die Ausstattung<br />
mit „Nacos 55-4“-Systemen<br />
vorgesehen.<br />
Vergleichbare Systeme sind zudem<br />
für zwei 350 Millionen US-Dollar teure<br />
Kreuzfahrtschiffe von Seetours<br />
(Rostock), einer Tochtergesellschaft<br />
der P&O Princess Cruises, bestellt<br />
worden. Das erste, 42 000 gt große<br />
Passagierschiff „AIDAvita“ faßt 1270<br />
Betten und <strong>wird</strong> in Kürze nach der<br />
Probefahrt in <strong>Die</strong>nst gestellt. <strong>Die</strong> Inbetriebnahme<br />
der „AIDAaura“ folgt<br />
im Jahr 2003.<br />
Fotos (2): Uwe Ullmann
Das Profil 3/2002 Aus den Unternehmensbereichen<br />
Seite 15<br />
PAT-Wiegesystem<br />
für Brücke in China<br />
dp Nanjing/Xuzhou. <strong>Die</strong> „Second<br />
Nanjing Yangtze Bridge“ (Nanjing,<br />
Provinz Jiangsu) zählt mit einer Länge<br />
von rund 22 Kilometern zu den<br />
spektakulärsten Bauprojekten in der<br />
Volksrepublik China und spielt im<br />
Verkehrsnetz des Landes eine wichtige<br />
Rolle. Der größte ihrer vier<br />
Brückenabschnitte – die „South<br />
Bridge“ – ist die Nr. 1 unter Chinas<br />
Hängebrücken und rangiert weltweit<br />
an dritter Stelle.<br />
Bei diesem Projekt wurde in China<br />
erstmalig ein dynamisches Wiegesystem<br />
der PAT-Gruppe integriert. Mit<br />
diesem System ist es möglich, das<br />
Gewicht der Fahrzeuge während der<br />
Überquerung der Brücke zu ermitteln<br />
und in Kombination mit einem Verkehrsleitsystem<br />
eine ideale Last- und<br />
Schwingungsverteilung auf dem Bauwerk<br />
zu gewährleisten. Verantwortlich<br />
für die Durchführung war Xuzhou PAT<br />
Control Technology Co. Ltd. (Xuzhou),<br />
die ein spezielles Wiegesystem für<br />
zwei Geschwindigkeitsbereiche mit<br />
unterschiedlichen Funktionen eingesetzt<br />
hat:<br />
Produktion nach einem seit langem bekannten Prinzip<br />
Ein Salzkern bringt<br />
dem Kolben Kühlung<br />
Neckarsulm. Unter Verwendung der<br />
sogenannten Salzkern-Technologie<br />
gegossene Kühlkanalkolben – in Verbindung<br />
mit Ringträgern – sind heute<br />
ein „Renner“ unter den Produkten des<br />
Geschäftsbereiches Kolben in Neckarsulm<br />
– entwickelt für neue Nutzkraftwagen-<br />
und Pkw-Turbodieselmotoren,<br />
die Kolben mit Kühlhohlräumen<br />
benötigen. Neu ist das Verfahren zur<br />
Herstellung der Kühlkanalkolben indes<br />
nicht. Es wurde im Zentrallaboratorium<br />
von Kolbenschmidt bereits Ende<br />
der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
entwickelt und in kleinem<br />
Umfang, aber technisch erfolgreich,<br />
bei Kolben für einen hochbeanspruchten<br />
<strong>Die</strong>selmotor der französischen Eisenbahn<br />
eingesetzt. Doch erst die Leistungssteigerung<br />
der <strong>Die</strong>selmotoren<br />
durch Turbolader und Direkteinspritzung<br />
führten seit Beginn der achtziger<br />
Jahre zu einem „Boom“ in der Kühlkanalkolben-Produktion.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte<br />
der Salzkerntechnologie<br />
ist eng<br />
verbunden mit der<br />
des Zentrallaboratoriums<br />
der damaligen<br />
– zur Metallgesellschaft<br />
<strong>AG</strong><br />
gehörenden – Karl<br />
Schmidt GmbH in<br />
Dr. Kurt Anderko<br />
Neckarsulm und derem damaligen Leiter,<br />
Dr. Kurt Anderko. Er sowie seine<br />
Mitarbeiter, der Werkzeugmacher und<br />
Werkstoffprüfer Manfred Stark (seinerzeit<br />
Gruppenleiter Verfahrensentwicklung<br />
im Zentrallaboratorium) sowie<br />
Rudolf Henle, der mittlerweile verstorbene<br />
Gruppenleiter im Laboratorium,<br />
hatten sich seit Beginn der sechziger<br />
Jahre mit dem Problem auseinanderzusetzen,<br />
daß infolge der erhöhten<br />
Beanspruchung von Aluminium-Großkolben<br />
in deren Böden Wärmespannungsrisse<br />
auftraten. Nach intensiver<br />
Forschung reichten sie am 12. Juni<br />
1965 beim Deutschen Patentamt in<br />
München eine Patentanmeldung ein,<br />
mit der sie für ein neues „Verfahren<br />
zum Eingießen von Hohlräumen“ ein<br />
Nutzungsrecht beanspruchten.<br />
<strong>Die</strong>se Hohlräume in <strong>Die</strong>selkolben<br />
sind notwendig, um ihrer hohen thermisch-mechanischen<br />
Beanspruchung<br />
entgegenzuwirken. Im Oberteil dieser<br />
Kolben darf die Temperatur nicht zu<br />
hoch werden, weil es zu einer Verkokung<br />
des Schmieröls und damit zum<br />
„Festgehen“ der Ringe kommen kann.<br />
Oberhalb von 300 Grad Celsius ist<br />
schließlich die Festigkeit der Aluminiumlegierung<br />
stark reduziert. Neben<br />
anderen Möglichkeiten (z.B. einer<br />
Innenboden-Anspritzung durch<br />
Schmieröl oder dem Einguß einer<br />
stählernen Kühlschlange) hat sich die<br />
Anlage eines Hohlraumes am besten<br />
bewährt, um eine Kühlung und damit<br />
die Verlängerung der Lebensdauer eines<br />
Kolbens herbeizuführen.<br />
Kern des von Anderko, Stark und Henle<br />
entwickelten Verfahrens war die „Verwendung<br />
wasserlöslicher Sintersalzkerne<br />
bei Leichtmetallguß“. Dabei <strong>wird</strong> bei<br />
der Herstellung des Aluminium-Kolbens<br />
ein Kern aus im Wasser löslichen Salz<br />
mit eingegossen. <strong>Die</strong> Verwendung eines<br />
definierten Salzgemisches war die eigentliche,<br />
revolutionäre Neuerung,<br />
denn es gab zuvor auch die Möglichkeiten<br />
von Sand- oder Metalleingüssen. Da<br />
sich der Sandkern jedoch nach Abschluß<br />
des Gußverfahrens nicht mehr<br />
restlos entfernen ließ, um den Hohlraum<br />
zu schaffen, und die Ausätzung<br />
von Stahl- oder Kupferkernen ebenfalls<br />
große technische Schwierigkeiten verursachte,<br />
kamen die findigen Kolbenschmidt-Entwickler<br />
auf den Gedanken,<br />
Salz zu verwenden. Der Gedanke an<br />
sich war nicht neu, jedoch waren die zuvor<br />
vorgeschlagenen gegossenen Salzkerne<br />
im Grunde wenig geeignet für das<br />
angestrebte Verfahren: Kaliumcarbonat<br />
(auch „Pottasche“ genannt) ist zu stark<br />
hygroskopisch, d. h. wasserziehend,<br />
Natriumsilikat hat eine zu geringe Löslichkeit,<br />
als daß es sich einfach aus dem<br />
Kolben herausspülen läßt.<br />
„Auf Grund dieser schlechten Erfahrungen“,<br />
so Dr. Kurt Anderko, „haben<br />
wir, als wir im Jahre 1963 mit den Versuchen<br />
bei Kolbenschmidt begannen,<br />
das Hauptgewicht auf die Sintertechnik<br />
gelegt. Das Pressen und Sintern<br />
Erfreut über die Auszeichnung als jahrgangsbester Industriemechaniker (Fachrichtung<br />
„Betriebstechnik“): Steffen Huber (M.) mit Werksleiter Hainke Werner<br />
(r.) und Ausbilder Stefan Fröhlich (l.) von der KS Gleitlager GmbH in St. Leon-Rot.<br />
★ Hochgeschwindigkeitsselektionswaage:<br />
Ein sogenanntes DAW100-System<br />
führt Stichprobenmessungen im<br />
Hochgeschwindigkeitsbereich durch<br />
und selektiert überladene Fahrzeuge.<br />
Über Induktionsschleifen und Wiegeplatten-Sensoren<br />
werden die nötigen<br />
Fahrzeugdaten (z.B. Achslast, Achsabstand<br />
und Geschwindigkeit des Fahrzeugs)<br />
ermittelt. Sobald die Vorderachse<br />
eines Fahrzeugs die Sensoren<br />
erreicht, löst das DAW100-System<br />
über ein entsprechendes Signal die<br />
hochauflösende CCTV-Kamera aus, die<br />
eine Aufnahme vom Fahrzeug macht.<br />
Beim Überqueren der Sensoren erfaßt<br />
von Steinsalz (NaCl) war bis dahin<br />
nach unserem Wissen in der Technik<br />
noch nie angewandt worden. Wir starteten<br />
Preß- und Sinterversuche mit<br />
Steinsalz, dem wir, wie sich nach langen<br />
Versuchen idealerweise ergab, bis<br />
zu insgesamt 10 Prozent Borax, Talkum,<br />
Magnesiumoxid und Wasserglas<br />
zusetzten. So konnten wir die Zusammensetzung<br />
und die Produktionsbedingungen<br />
so optimieren, daß sowohl<br />
biszur Erstarrung des Metalls die Form<br />
des Kerns erhalten blieb als auch eine<br />
rasche Ausspülung des Kerns mit Wasser<br />
gewährleistet war.“<br />
Trotz unbestreitbarer Erfolge – nicht<br />
nur beim Kühlkanalkolben, sondern u.<br />
dasSystem alle notwendigen Informationen<br />
und überträgt sie an die Wiegestation.<br />
Bei Überschreitung des zulässigen<br />
Maximalgewichts <strong>wird</strong> das<br />
Fahrzeug von einem elektronischen<br />
Verkehrswechselzeichen in den Abschnitt<br />
mit der dynamischen Langsamwaage<br />
umgeleitet. Bei Nacht sorgt<br />
eine Zusatzbeleuchtung für eine ausreichend<br />
hohe Bildqualität der CCTV-<br />
Kameraeinheit.<br />
★ Dynamische Langsamwaage: Sobald<br />
das umgeleitete Fahrzeug nach<br />
etwa 300 Metern in den Abschnitt mit<br />
der dynamischen Langsamwaage einfährt,<br />
<strong>wird</strong> ein zweiter Wiegevorgang<br />
a. auch bei der Einführung eines Vertikal-Stranggusses<br />
von Aluminium-<br />
Zinn-Lagerlegierungen im Zweigwerk<br />
St. Leon Rot – wurde das erst wenige<br />
Jahre zuvor in einem Neubau eingerichtete<br />
Zentrallaboratorium im Jahre<br />
1975 aufgelöst. „Das hängt mit der damaligen<br />
Firmenpolitik bei der Karl<br />
Schmidt GmbH zusammen“, erläutert<br />
Dr. Kurt Anderko. „Es gab im Jahre<br />
1973 die Ölkrise, verbunden mit einem<br />
Konjunktureinbruch in der Kfz-Industrie.<br />
Der damalige Gesellschafter, die<br />
Frankfurter Metallgesellschaft, verordnete<br />
unserer Geschäftsführung eine<br />
drastische Sparpolitik.“<br />
Während in den sechziger Jahren die<br />
durchgeführt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />
ermittelt ein spezielles System<br />
das exakte Fahrzeuggewicht;<br />
auch dabei <strong>wird</strong> mittels CCTV-Kamera<br />
an der Wiegestation eine Aufnahme<br />
des Fahrzeugs gemacht. Das Fahrzeuggewicht<br />
und die Überladung werden<br />
angezeigt, und das Fahrzeug <strong>wird</strong><br />
über entsprechende Signale weitergeleitet.<br />
In der Wiegestation kommen ein<br />
spezieller Systemcontroller, ein Wiegecomputer<br />
für niedrige Geschwindigkeiten,<br />
ein Wiegecomputer für hohe Geschwindigkeiten,<br />
ein Videoumschalter<br />
sowie verschiedene Monitor- und Aufnahmegeräte<br />
zum Einsatz.<br />
Produktion nach lange bekanntem Prinzip: Günter Gerner, Leiter der Gießerei in Neckarsulm, mit einem Kühlkanalkolben<br />
heutiger Bauart. Im Hintergrund Gießerei-Mitarbeiter Manfred Krüger bei der Bearbeitung der Ringträger.<br />
Moderne Kühlkanalkolben von „Automotive“ – für Nutz- (l.) und für Personenkraftwagen.<br />
Prüfungselite<br />
bei KS Gleitlager<br />
cw St. Leon-Rot. Zu den jahrgangsbesten<br />
Industriemechanikern 2001<br />
des Kammerbezirks Mannheim der<br />
Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />
Rhein-Neckar gehört der 20jährige<br />
Steffen Huber aus <strong>Die</strong>lheim-Horrenberg,<br />
der im Frühjahr vergangenen<br />
Jahres seine Lehre bei der KS Gleitlager<br />
GmbH in St. Leon-Rot abgeschlossen<br />
hat. <strong>Die</strong> Ehren-Urkunde für<br />
den besten Industriemechaniker,<br />
Fachrichtung „Betriebstechnik“, erhielt<br />
der gebürtige Heidelberger vor<br />
kurzem im Rahmen eines Festaktes<br />
im Congress Centrum Mannheim.<br />
Ausgezeichnet wurden die 174 IHK-<br />
Prüfungsbesten von insgesamt 5700<br />
Auszubildenden. „Sie gehören zur<br />
Leistungselite unseres Landes“, gratulierte<br />
der baden-württembergische<br />
Ministerpräsident Erwin Teufel, der<br />
auch das Ausbildungsengagement<br />
der Unternehmen in der Region lobte.<br />
Ausbilder Stefan Fröhlich war erfreut<br />
über die Leistung seines ehemaligen<br />
Lehrlings, der inzwischen in<br />
der Buchsenfertigung als Maschinenführer<br />
arbeitet: „Steffen Huber<br />
hat die praktische Prüfung mit der<br />
Note 1,4 abgeschlossen; das ist ein<br />
herausragendes Ergebnis.“ Um den<br />
Auszubildenden bei KS Gleitlager<br />
auch in Zukunft eine ausgezeichnete<br />
Ausbildung zu ermöglichen, werden<br />
technische Innovationen stets zügig<br />
in die Ausbildung integriert. „<strong>Die</strong><br />
gute Ausstattung unserer Lehrwerkstatt<br />
ist uns sehr wichtig“, ergänzt<br />
Werksleiter Hainke Werner: „So<br />
gehören beispielsweise eine CNC-<br />
Fräsmaschine mit entsprechendem<br />
Programmierplatz und demnächst<br />
auch Elektrohydraulik und SPS-Technik<br />
zum Standard.“<br />
breite Basis für den Einsatz der Kühlkanalkolben<br />
noch nicht gegeben war –<br />
es bestand noch Spielraum zur Verringerung<br />
der Belastungen durch bessere<br />
Brennverfahren, günstigere Brennraumformen<br />
und bessere Motorenöle<br />
–, werden heute aufgrund der gestiegenen<br />
Anforderungen keine <strong>Die</strong>selkolben<br />
mehr ohne Kühlkanal entwickelt.<br />
Deren Produktion findet auch<br />
noch immer im wesentlichen nach<br />
dem von Anderko, Stark und Henle<br />
entwickelten Verfahren statt, wie Dr.<br />
Hartmut Kamp, Entwicklungs-Chef Europa<br />
bei der KS Kolbenschmidt GmbH<br />
in Neckarsulm, erläutert. Als eine neue<br />
Lösung, die in der Leistungsfähigkeit<br />
über die genannte hinausgeht, gibt es<br />
heute die Kombination von Kühlkanal<br />
und Ringträger, genannt „GalleriKS“.<br />
Sie verstärkt die Wirkung der Kolbenkühlung<br />
besonders im Bereich der<br />
ersten Ringnut. Damit können kostengünstigere<br />
erste Kolbenringe oder<br />
preiswertere Motorenöle eingesetzt<br />
werden. Dank der nach modernen Bedürfnissen<br />
umgebauten Gießerei in<br />
Neckarsulm kann Kolbenschmidt der<br />
immer anspruchsvolleren Entwicklung<br />
der Kühlkanalkolben auch heute problemlos<br />
gerecht werden („Das Profil“<br />
5/2001). Dr. Christian Leitzbach<br />
Restrukturierung<br />
liegt im Zeitplan<br />
cd Neckartenzlingen. Das Restrukturierungsprogramm<br />
der Hirschmann<br />
Electronics GmbH & Co. KG<br />
macht gute Fortschritte: Bei einem<br />
Besuch informierte die Geschäftsführung<br />
unlängst rund 20 Bürgermeister<br />
und Gemeinderatsvertreter<br />
des Gemeindeverwaltungsverbandes<br />
Neckartenzlingen vor Ort über<br />
das Maßnahmenpaket, mit dem<br />
Hirschmann auf Kernkompetenzen<br />
ausgerichtet und in seiner Wettbewerbsfähigkeit<br />
gestärkt <strong>wird</strong>. Mit<br />
dem bisherigen Verlauf des Restrukturierungsprogramms<br />
zeigte sich<br />
die Geschäftsführung zufrieden.<br />
Hirschmann-Chef Reinhard Sitzmann:<br />
„Wir liegen im Zeitplan und<br />
stehen zu unserem Wort, möglichst<br />
sozialverträgliche Lösungen für alle<br />
betroffenen Mitarbeiter zu finden.“<br />
Foto: Thomas Klink
Seite 16 Dokumentation<br />
Das Profil 3/2002<br />
Firmenhistorische Sammlung in Unterlüß<br />
Studienobjekte wurden<br />
zu historischen Zeugen<br />
Unterlüß. Vor knapp anderthalb Jahren,<br />
am 1. Januar 2001, ging die Betreuung<br />
der firmenhistorischen Sammlung<br />
der Rheinmetall W & M GmbH in Unterlüß,<br />
die viele Jahre Anton Fabry anvertraut<br />
war, in andere Hände über. Fritz H.<br />
Contag (56), zuständig für den Aufgabenbereich<br />
„Veranstaltungen und Besuche“,<br />
zeichnet seitdem für die wehrtechnische<br />
Ausstellung verantwortlich.<br />
<strong>Die</strong>se wiederum <strong>wird</strong> in den kommenden<br />
Monaten teilweise neu gestaltet –<br />
ein Grund für die Rheinmetall-Konzernzeitung<br />
„Das Profil“, Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft dieser informativen<br />
Einrichtung näher zu beleuchten.<br />
Seit September vergangenen Jahres<br />
ist, wie ausführlich vorgestellt, im Foyer<br />
der Konzern-Hauptverwaltung in Düsseldorf-Derendorf<br />
die neue Ausstellung<br />
„Rheinmetall im Wandel“ zu besichtigen.<br />
In ihr fallen im wehrtechnischen<br />
Bereich zwei historische Gegenstände<br />
ins Auge: Eine Patrone mit dem Mantelgeschoß<br />
M 88 und das Maschinengewehr<br />
MG 42/59. Beide Gegenstände<br />
stammen aus der firmenhistorischen<br />
Sammlung in Unterlüß und symbolisieren<br />
zwei für die Geschichte Rheinmetalls<br />
sehr wichtige Stationen:<br />
<strong>Die</strong> Patrone<br />
stammt aus dem<br />
Jahre 1889 und war<br />
seinerzeit der erste<br />
Auftrag Rheinmetalls,<br />
den Firmengründer<br />
Heinrich Ehrhardt angenommen<br />
hatte, als das<br />
Unternehmen noch nicht<br />
existierte. Rheinmetall<br />
wurde mit dem M-88-Geschoß<br />
nicht groß – das<br />
geschah einige Jahre<br />
später mit der Erfindung<br />
des Rohrrücklaufgeschützes.<br />
Aber ohne den<br />
Patronenauftrag wäre das Unternehmen<br />
nicht gegründet worden. Das Maschinengewehr<br />
MG 42 wiederum war<br />
nicht nur ein Massenprodukt aus der<br />
Zeit des Zweiten Weltkrieges: Es war<br />
auch – in der auf die damaligen Bedürfnisse<br />
der „Nato“ zugeschnittenen, modernisierten<br />
Version 42/59 – das erste<br />
Produkt, mit dem Rheinmetall im Jahre<br />
1955 wieder mit der wehrtechnischen<br />
Produktion beginnen konnte.<br />
In jahrelanger beharrlicher Arbeit<br />
wurden diese und viele andere Produkte<br />
aus der Vergangenheit des „Defence“-Unternehmensbereiches<br />
in<br />
der firmenhistorischen<br />
Sammlung<br />
in Unterlüß zusammengetragen.<br />
Der frühere Name<br />
dieser Einrichtung<br />
– Wehrtechnische<br />
Studiensammlung<br />
– deutet im übrigen<br />
darauf hin,<br />
daß sie nicht als<br />
Museum geplant<br />
und konzipiert<br />
war, sondern als<br />
eine Sammlung<br />
von Studienobjekten.<br />
Der erste Ver-<br />
Exponate mit<br />
Geschichte(n)<br />
Was glauben Sie, welche Geschichte<br />
hinter diesem Flakscheinwerfer<br />
steckt?“ fragt Anton<br />
Fabry und deutet auf ein Ungetüm<br />
von Scheinwerfer, das an sich gar nicht<br />
so alt aussieht, wie man aufgrund seiner<br />
früheren Verwendung im Zweiten<br />
Weltkrieg denken könnte. „Wir bekamen<br />
einmal eine Anfrage vom Düsseldorfer<br />
Schauspielhaus“, erzählt der<br />
frühere Werbeleiter der Rheinmetall<br />
GmbH weiter: „Für eine Aufführung<br />
würde ein großer Scheinwerfer<br />
such, bei der damaligen Rheinmetall<br />
GmbH in Düsseldorf-Derendorf eine<br />
derartige Sammlung einzurichten,<br />
geht bereits auf das Jahr 1958 zurück.<br />
Der frühere Bundesverteidigungsminister<br />
Franz-Josef Strauß hatte angeregt,<br />
eine Studiensammlung mit Waffen<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg und der<br />
damaligen Alliierten anzulegen, um Ingenieuren<br />
und Technikern das Knowhow<br />
zu bieten, das beim Neuaufbau<br />
der deutschen Rüstungsindustrie notwendig<br />
war.<br />
<strong>Die</strong> ministeriale Bitte scheiterte<br />
zunächst an den Kosten, wurde aber<br />
in den folgenden Jahren gleich doppelt<br />
realisiert: Strauß‘ Vorstellungen<br />
wurden in einer eigenen Sammlung<br />
der Bundeswehr Wirklichkeit, die zuerst<br />
in Meppen, später in Koblenz<br />
beim Bundesamt für Wehrtechnik und<br />
Beschaffung (BWB) angesiedelt wurde,<br />
wo sie auch heute noch besteht<br />
und – für die Öffentlichkeit frei zugänglich<br />
– zu besichtigen ist.<br />
Auch bei Rheinmetall bestand Interesse<br />
daran, junge Techniker für die eigene<br />
Fertigung zu schulen. In einem<br />
Brief schrieb der damalige Rheinmetall-<br />
Direktor Prof. Carl Waninger<br />
im Februar<br />
1960: „Zu diesem<br />
Zweck gehe ich von<br />
Haus zu Haus betteln,<br />
um interessante<br />
Studienobjekte zu bekommen,<br />
die dann u.a.<br />
für unsere Lehrlinge<br />
von besonderer Bedeutung<br />
sind. Aber<br />
auch für unsere Konstrukteure<br />
<strong>wird</strong> diese<br />
Studiensammlung<br />
von Bedeutung sein.“<br />
Waningers Mühe<br />
machte sich bezahlt,<br />
und so wurden seit den sechziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts zur Unterstützung<br />
der Lehrwerkstatt zivile Lehrexponate<br />
angeschafft, an denen Auszubildende<br />
sich an Legierungen und in der<br />
Verfahrenstechnik üben konnten.<br />
Außerdem wurden für Ingenieure Handfeuerwaffen<br />
und Maschinenkanonen<br />
von „Nato“-Partnern sowie deutsche<br />
Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg zusammengestellt,<br />
um aus diesen Geräten<br />
und Systemen leistungs<strong>gesteigert</strong>e<br />
Waffen entwickeln zu können. All dies<br />
bildete den Grundstock für die Wehr-<br />
Kein Serienprodukt: Das Gewehr, das um die Ecke schießt,<br />
gehört zu den Kuriositäten der firmenhistorischen Sammlung.<br />
benötigt, ob wir nicht so etwas hätten.<br />
Wir haben zugesagt, dem Schauspielhaus<br />
aber die Bedingung gestellt, das<br />
Gerät auf deren Kosten zu restaurieren.<br />
Das ist geschehen, und nachdem der<br />
Scheinwerfer seinen <strong>Die</strong>nst getan hatte,<br />
kam er – mit neuer Leuchtkraft ausgestattet<br />
– zu uns zurück.“<br />
So wie der Flakscheinwerfer haben<br />
viele Exponate in der firmenhistorischen<br />
Sammlung ihre eigenen Geschichten,<br />
und die meisten davon drehen<br />
sich um deren Erwerb. „Viele Sachen<br />
sind durch Tausch in die Sammlung<br />
gelangt“, erzählt Fabry. „Ich hatte<br />
im Laufe der Jahre einen ausgezeichneten<br />
Kontakt zu vielen wehrtechnischen<br />
Museen und Sammlungen im In-<br />
Restaurierungsbedürftig: <strong>Die</strong> im Freigelände vor den beiden Hallen der firmenhistorischen Sammlung in Unterlüß stehende,<br />
fast acht Tonnen schwere Flak 8,8 cm Gerät 41 mit Drehscheibenunterbau war ein Prestige-Objekt der Rheinmetall-Borsig <strong>AG</strong>.<br />
technische Studiensammlung, die<br />
ihren Platz in der Rheinmetall-Entwicklungsabteilung<br />
gefunden hatte.<br />
Nach eigener erfolgreicher Entwicklungstätigkeit<br />
ließ das Interesse an diesen<br />
Sammlungen spürbar nach, bis die<br />
damalige Geschäftsführung im Jahre<br />
1970 entschied, im Gebäude 40 des<br />
Derendorfer Werksteiles 1 – dort, wo<br />
sich heute das historische Archiv der<br />
Rheinmetall-Gruppe befindet – eine historische<br />
Sammlung aufzubauen, die<br />
der Abteilung KMB (Werbung und Öffentlichkeitsarbeit)<br />
übertragen wurde.<br />
Angefangen mit einer Ausstellung im<br />
Keller der damaligen Hauptverwaltung,<br />
begann die Werbeabteilung unter<br />
ihrem damaligen Leiter Anton Fabry, eine<br />
systematische historische Sammlung<br />
zu erstellen, die mit der ursprünglichen<br />
Zielsetzung als Studiensammlung<br />
für angehende Ingenieure nun nichts<br />
mehr gemein hatte. <strong>Die</strong> Exponate wurden<br />
beschrieben und dokumentiert,<br />
und mit der Unterstützung der Wehrtechnischen<br />
Studiensammlung des<br />
BWB in Koblenz sowie in Zusammenarbeit<br />
mit anderen deutschen und europäischen<br />
Museen (z.B. Bayerisches<br />
Armeemuseum – Ingolstadt, Heeresgeschichtliches<br />
Museum – Wien, Imperial<br />
War Museum – London) konnten im<br />
Laufe der Jahre frühere Rheinmetall-<br />
Produktreihen komplettiert werden.<br />
1988, ein Jahr vor dem 100jährigen<br />
Bestehen von Rheinmetall, war bereits<br />
soviel Material zusammengetragen<br />
worden, daß die Sammlung in einer<br />
ehemaligen Werkshalle im Werksteil IV<br />
ein eigenes Gebäude beziehen konnte.<br />
Über die Eröffnung der Ausstellung<br />
berichtete „Das Profil“ in seiner Ausgabe<br />
2/1988: „Drei Jahrhunderte waffentechnischer<br />
Entwicklung spiegelt die<br />
vor kurzem eröffnete ‚wehrtechnische<br />
Studiensammlung‘ der Rheinmetall<br />
GmbH wider. Mehr als hundert Exponate,<br />
vom Original-Tagebuch des Firmengründers<br />
Heinrich Ehrhardt über<br />
seltene Gewehre, Fotoapparate und<br />
Rechenmaschinen bis hin zu einem<br />
kompletten Rohrrücklaufgeschütz von<br />
und Ausland aufgebaut – zum Imperial<br />
War Museum, zum Heeresgeschichtlichen<br />
Museum in Wien,<br />
zum Bayerischen Armeemuseum<br />
in Ingolstadt<br />
– und natürlich<br />
auch zur Wehrtechnischen<br />
Studiensammlung in<br />
Koblenz. So haben wir<br />
zum Beispiel vom<br />
Smithonian Museum<br />
in Washington<br />
DC eine einzigartige<br />
Bildersammlung von<br />
Rheinmetall-Produkten<br />
aus den Jahren 1900 bis 1918<br />
im Tausch gegen ein MG-3-<br />
Schnittmodell erhalten, mit dem wir<br />
Das MG 42 / 59 – bis 1945 ein Massenprodukt für die Wehrmacht – stand am<br />
Beginn der Rheinmetall-Fertigung für die Bundeswehr und die „Nato“.<br />
1901, fügen sich zu einem facettenreichen<br />
Bild der Rheinmetall-Geschichte.“<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung blieb allerdings<br />
nicht lange im Heinrich-Ehrhardt-Haus<br />
im Werk IV: 1992 wurde sie zusammen<br />
mit der Produktion von Düsseldorf-Derendorf<br />
nach Unterlüß verlegt, wo sie<br />
heute organisatorisch zur Rheinmetall<br />
W&M GmbH gehört.<br />
Parallel – und zunächst unabhängig<br />
von der firmenhistorischen Sammlung<br />
– entstand seit etwa 1978 auch das<br />
historische Archiv der Rheinmetall<br />
GmbH. Zu verdanken ist es dem historischen<br />
Interesse des – bereits genannten<br />
– früheren Werbeleiters Fabry,<br />
der eine große Anzahl von Altakten<br />
aus den Derendorfer Werken I und<br />
IV für die Nachwelt bewahrte. <strong>Die</strong>se<br />
Unterlagen, von denen man sich ursprünglich<br />
hatte trennen wollen, wurden<br />
vor allem interessant, als Rheinmetall<br />
sich anschickte, das 100jährige<br />
Jubiläum (1989) zu feiern. Im Heinrich-<br />
Ehrhardt-Haus, der Heimat der Sammlung,<br />
wurden die historischen Papiere<br />
aus 100 Jahren Rheinmetall-Geschichte<br />
seit 1986 sorgfältig systematisiert<br />
und in einem Findbuch erfaßt. Dabei<br />
gelang es Fabry, technische Akten der<br />
Rheinmetall-Borsig <strong>AG</strong>, die nach 1945<br />
von den Alliierten nach England oder<br />
Amerika gebracht worden waren, im<br />
Freiburger Militärarchiv und im Imperial<br />
War Museum aufzufinden und<br />
wiederum die Washingtoner Handfeuerwaffensammlung<br />
ergänzen konnten.<br />
<strong>Die</strong> fünf Fotoalben waren bis 1918 in<br />
unserem Besitz gewesen, waren dann<br />
von den Alliierten mit vielem anderen<br />
Material beschlagnahmt worden<br />
und nach einer regelrechten Odyssee<br />
schließlich im Smithonian-<br />
Museum gelandet.“<br />
Und das Dampfflugmodell?<br />
„Dahinter verbirgt<br />
sich eine besonders<br />
lustige Geschichte“,<br />
lacht<br />
Fabry. „Es handelt<br />
sich dabei um ein<br />
originalgetreues Modell eines<br />
Rheinmetall-Lokomobils,<br />
zurück nach Düsseldorf zu holen. Viele<br />
Unterlagen gelangten nun auch aus<br />
einzelnen Abteilungen des Unternehmens<br />
ins Archiv, aber auch von Privatpersonen.<br />
So gaben z.B. die Erben des<br />
früheren Ingenieurs des Leichtmetall-<br />
Preßwerkes Hohenzollern in Düsseldorf-Grafenberg,<br />
Fritz Kühna, die bei<br />
ihnen vorhandenen historischen Unterlagen<br />
an Rheinmetall ab.<br />
Seit 1987 gab es auch bei der (damaligen)<br />
Rheinmetall Berlin <strong>AG</strong> die Überlegung,<br />
ein historisches Archiv der<br />
gesamten Rheinmetall-Gruppe aufzubauen.<br />
Für das Jubiläum Rheinmetalls<br />
spielte das neu entstandene Zentralarchiv<br />
allerdings noch keine entscheidende<br />
Rolle, die Firmenchronik von<br />
1989 entstand fast ausschließlich aufgrund<br />
der Unterlagen des Archivs der<br />
Rheinmetall GmbH. Das Zentralarchiv<br />
der Rheinmetall-Gruppe, das in seiner<br />
jetzigen Form seit 1992 existiert, und<br />
dasArchiv der Wehrtechnischen Studiensammlung,<br />
das 1992 – anders als<br />
die Ausstellung – nicht nach Unterlüß,<br />
sondern nach Ratingen transferiert<br />
wurde, bestanden mehrere Jahre lang<br />
ohne organisatorischen Bezug nebeneinander.<br />
Das änderte sich mit Beginn<br />
diesen Jahres: Vor wenigen Wochen<br />
wurden die beiden Archive unter dem<br />
Dach des Rheinmetall-Zentralbereiches<br />
Kommunikation zusammengeführt.<br />
Dr. Christian Leitzbach<br />
das sich im Besitz<br />
einer Schaustellertruppe<br />
befand. Es<br />
wurde auf Jahrmärkten<br />
benutzt,<br />
wo kleine Kinder<br />
damit herumgefahren<br />
wurden. Angetrieben<br />
wurde es<br />
mit Dampf, unterstützt<br />
durch eine Anton Fabry<br />
Sauerstoffflasche.“ <strong>Die</strong> Schreibmaschinensammlung<br />
ist auch sehr beachtlich:<br />
„Bis auf ein Modell haben wir die ganze<br />
Typenreihe der in Sömmerda hergestellten<br />
Maschinen komplett.“ Und<br />
kann man darauf auch noch schreiben?<br />
„Ja, aber selbstverständlich!“<br />
Fotos(3): Katja Kletzke
Das Profil 3/2002 Dokumentation<br />
Seite 17<br />
Spiegelbild<br />
der Identität<br />
lb Unterlüß. Fritz H. Contag, seit<br />
1999 bei der Rheinmetall W & M<br />
GmbH in Unterlüß für den Bereich<br />
„Veranstaltungen und Besuche“ zuständig,<br />
betreut seit Anfang des Jahres<br />
2000 auch die dort angesiedelte<br />
firmenhistorische Sammlung. Sein<br />
großes Interesse an Militärgeschichte<br />
und an Geschichte überhaupt sowie<br />
sein großer Erfahrungsschatz im militärischen<br />
Bereich – der langjährige<br />
Bundeswehroffizier, Oberst im Generalstab<br />
a. D., hatte zuvor die internationale<br />
Generalstabsausbildung an<br />
der Führungsakademie der Bundeswehr<br />
in Hamburg-Blankenese geleitet<br />
– sind die richtigen Voraussetzungen<br />
für eine solch interessante und verantwortungsvolle<br />
Aufgabe. „Das Profil“<br />
sprach mit dem 56jährigen „Defence“-Experten.<br />
Profil: Sie haben vor einem Jahr die<br />
firmenhistorische Sammlung in Unterlüß<br />
übernommen. Wie schätzen<br />
Sie die Bedeutung dieser interessanten<br />
Einrichtung ein?<br />
Contag: <strong>Die</strong> Sammlung hat für<br />
Rheinmetall eine ganz wichtige Bedeutung<br />
– und das keineswegs nur<br />
als ein Museum, in dem man alte<br />
Waffen bestaunen kann. Wir haben<br />
sie in zwei Teile aufgeteilt: Der erste<br />
Teil enthält Waffen und Munition aus<br />
der Zeit bis etwa 1970. <strong>Die</strong>se Gegenstände<br />
haben – neben dem historischen<br />
– natürlich vor allem emotionalen<br />
Wert. Ehemalige Mitarbeiter<br />
kommen gerne hierher, sehen sich<br />
Entwicklungen an, an denen sie<br />
selbst auch beteiligt gewesen waren.<br />
Insofern hat die Sammlung auch einen<br />
identitätsstiftenden Wert für<br />
Rheinmetall, ist gewissermaßen ein<br />
Spiegelbild der Identität des Unternehmens.<br />
Profil: Und der zweite Teil?<br />
Contag: Der befaßt<br />
sich mit Entwicklungen<br />
seit<br />
den siebziger Jahren<br />
des vergangenenJahrhunderts.<br />
Für die Geschichte<br />
der Waffentechnik<br />
sind<br />
die dort aufgebautenKomponenten<br />
noch nicht<br />
Fritz H. Contag<br />
so alt. Wir haben<br />
ganz interessante Prototypen, bei<br />
denen es sogar möglich ist, sie wieder<br />
in die aktuelle Entwicklungsarbeit hineinzubringen.<br />
Profil: Gibt es dafür Beispiele?<br />
Contag: Ja, nehmen Sie zum Beispiel<br />
die 105-mm-Glattrohrkanone,<br />
eine Rheinmetall-Entwicklung aus<br />
den siebziger Jahren. Wir haben diese<br />
Kanone aus der Sammlung hervorgeholt<br />
und den Amerikanern vorgeführt.<br />
Und sie hatte auch noch<br />
V-2-Vorgängersystem: <strong>Die</strong> vierstufige Langstreckenrakete „Rheinbote“ der<br />
Rheinmetall-Borsig <strong>AG</strong> wurde seit 1940 im Werk Berlin-Marienfelde entwickelt.<br />
<strong>Die</strong> Originalgranate für den Mörser<br />
„Karl“ mit dem Kaliber 60 cm, die im<br />
Freigelände in Unterlüß steht, bringt<br />
etwa 2000 Kilogramm auf die Waage.<br />
nach 23 Jahren, die sie nicht mehr in<br />
Gebrauch gewesen ist, ein einwandfreies<br />
Trefferbild. Sollten wir aus den<br />
USA einen Auftrag für die 105-mm-<br />
Technologie erlangen können, dann<br />
hat sich doch die Verfügbarkeit dieses<br />
„Museumsstückes“ gelohnt und<br />
ausgezahlt.<br />
Profil: Ein anderes Beispiel ist die<br />
Rh-503-Maschinenkanone . . .,<br />
Contag: . . . denn an ihr läßt sich ein<br />
ganz interessantes Zukunftsszenario<br />
aufzeigen. <strong>Die</strong> Rh 503, eine elektrisch<br />
angetriebene Maschinenkanone mit<br />
zwei Kalibern (35 und 50 mm), ist<br />
seinerzeit für den „Schützenpanzer 2“<br />
entwickelt, jedoch nicht eingeführt<br />
worden. Aber sehen Sie: Wir brauchen<br />
heute für die Krisenreaktion leichtere<br />
Fahrzeuge mit angemessener Bewaffnung.<br />
<strong>Die</strong> Technologie, auf der damals<br />
die Rh 503 beruhte, könnte zum<br />
Beispiel beim „Schützenpanzer 3“<br />
wieder eine Rolle spielen. <strong>Die</strong> Holländer<br />
haben sich bereits Anfang No-<br />
Fotos (2): Katja Kletzke<br />
vember 2001 erneut über die Waffe informieren<br />
lassen.<br />
Profil: Haben Sie vor, die firmenhistorische<br />
Sammlung entscheidend zu<br />
verändern?<br />
Contag: Das haben wir mit Sicherheit<br />
nicht vor. Ich bemühe mich allerdings,<br />
ein von Anton Fabry erstelltes<br />
Konzept umzusetzen, wie wir die Ausstellung<br />
besucherfreundlicher machen<br />
können. Dazu gehört, daß wir<br />
Teile der Halle umbauen oder Exponate<br />
besser beschriften müssen; einiges<br />
muß auch restauriert werden.<br />
Profil: Damit meinen Sie sicher die<br />
Flak 8,8, die im Freigelände vor den<br />
beiden Hallen steht.<br />
Contag: <strong>Die</strong> gehört auf jeden Fall dazu.<br />
Wir haben die Möglichkeit, von anderen<br />
erhaltenen Flaks dieser Bauart<br />
Originalteile zu erhalten. Einige Einzelstücke<br />
müssen neu hergestellt werden,<br />
und dann zieht das Geschütz<br />
auch in eine der Hallen ein. <strong>Die</strong> Flak<br />
8,8 zu erhalten, lohnt sich auf jeden<br />
Fall, denn sie ist während des Zweiten<br />
Weltkrieges das Renommiergeschütz<br />
von Rheinmetall gewesen.<br />
Profil: Kaufen Sie auch neue Exponate<br />
hinzu?<br />
Contag: Für den alten Teil nicht. Wir<br />
müßten dafür in aufwendiger Arbeit<br />
internationale Märkte abklappern,<br />
das wollen wir nicht. Sollte sich günstig<br />
etwas ergeben, was wir zur Vervollständigung<br />
noch brauchen können,<br />
beispielsweise ein Magazin für<br />
das Fallschirmjägergewehr 42, dann<br />
werden wir auch einmal zugreifen.<br />
Der neuere Ausstellungsteil, nun, der<br />
wächst sowieso mit der Prototypen-<br />
Entwicklung bei uns im Haus.<br />
Profil: Wieviele Besucher kommen<br />
in die Ausstellung?<br />
Contag: Im Jahr haben wir ungefähr<br />
eintausend Besucher. Dabei handelt<br />
es sich zumeist um Gäste des Hauses,<br />
um hochrangige Besuchergruppen<br />
aus dem gesellschaftspolitischen Umfeld,<br />
um Angehörige der Bundeswehr,<br />
um Kunden, aber auch, wie schon gesagt,<br />
um ehemalige Rheinmetaller.<br />
Besucher aus Düsseldorf und den anderen<br />
Standorten der Rheinmetall-<br />
Gruppe sind<br />
selbstverständlich<br />
jederzeit<br />
willkommen. Es<br />
ist jedoch nur<br />
möglich, sich die<br />
Ausstellung im<br />
Rahmen einer<br />
Führung anzusehen.<br />
Sie wirklich<br />
öffentlich zu machen,<br />
ist aufgrund<br />
der damit<br />
verbundenen Kosten<br />
nicht sinnvoll.<br />
Wir würden<br />
ein ganz neues<br />
Sicherheitssystem<br />
benötigen,<br />
weil die Hallen<br />
dann ja auch<br />
nicht mehr auf<br />
dem Werksgelände<br />
Neulüß<br />
liegen dürften.<br />
Dem Aufwand<br />
Einsatz in Rußland: Der Mörser „Karl“, ein schweres Belagerungsgeschütz, von dem zwischen 1939<br />
und 1941 nur sieben Exemplare gebaut wurden, existiert in der Sammlung natürlich nur als Modell.<br />
würde kein lohnender<br />
Ertrag<br />
entsprechen.<br />
Unternehmen bereits seit 1889 „Actiengesellschaft“<br />
Ehrhardt besaß nur elf<br />
Prozent an Rheinmetall<br />
Düsseldorf. <strong>Die</strong> „Harley Davidson“<br />
istals Blickfang verschwunden – an ihrer<br />
Stelle bilden seit dem 1. April 2002<br />
eine aus Aluminiumstäben konzipierte<br />
Aktienkurve sowie etliche Informationsmedien<br />
„rund um die Aktie“ den<br />
neuen „Eyecatcher“ der Ausstellung<br />
„Rheinmetall im Wandel“ in der Konzernzentrale<br />
in Düsseldorf. Worin liegt<br />
der Wert der Rheinmetall-Aktie für den<br />
Aktionär und für das Unternehmen?<br />
Warum lohnt es sich, in dieses Wertpapier<br />
zu investieren? <strong>Die</strong>se und zahlreiche<br />
andere Fragen beantwortet das<br />
neue Ausstellungs-“Highlight“. Darunter<br />
auch diese häufig gestellte Frage:<br />
Seit wann gibt es überhaupt eine Aktie<br />
von Rheinmetall?<br />
<strong>Die</strong> Rheinische Metallwaaren- und<br />
Maschinenfabrik wurde 1889 als „Actiengesellschaft“<br />
gegründet. Ihr damaliges<br />
Grundkapital von 700000 Reichsmark<br />
lag vor allem in den Händen mehrerer<br />
Bankhäuser wie Erlangen & Söhne,<br />
Sulzbach oder Schlesinger-Trier, seit<br />
1894 auch beim Düsseldorfer Bankhaus<br />
Trinkaus. Firmengründer Heinrich<br />
Ehrhardt selbst war mit etwa elf Prozent<br />
am Kapital von Rheinmetall beteiligt.<br />
Am 14. November 1894 wurden die<br />
Aktien von Rheinmetall erstmals an<br />
der Berliner Börse im amtlichen Handel<br />
zugelassen. 1903 wurden 90 Prozent<br />
des mittlerweile mehrfach – auf<br />
nunmehr insgesamt 9,2 Millionen<br />
Mark – erhöhten Kapitals in Vorzugsaktien<br />
umgewandelt, die vom 31. März<br />
1903 an ebenfalls im Berliner<br />
Börsenhandel zugelassen<br />
waren.<br />
1909 war Ehrhardts<br />
großer Konkurrent – die<br />
Friedrich Krupp <strong>AG</strong> – mit<br />
40 Prozent Großaktionär<br />
bei Rheinmetall geworden.<br />
Im Jahre 1925 stieg<br />
über die Vereinigte Industrieanlagen<br />
<strong>AG</strong> (VI<strong>AG</strong>)<br />
das Deutsche Reich als<br />
Mehrheitsaktionär mit<br />
rund 51 Prozent bei Rheinmetall ein.<br />
Das Reich, das dadurch einen bestimmenden<br />
Einfluß auf das Unternehmen<br />
gewann, setzte 1926 durch, daß<br />
Stamm- und Vorzugsaktien gleichgesetzt<br />
wurden. Krupp stieß in den<br />
dreißiger Jahren den größten Teil seines<br />
Aktienpakets wieder ab.<br />
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges<br />
beseitigte das Nazi-Regime den freien<br />
Handel mit Aktien der Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong>, wie das Unternehmen seit 1936<br />
hieß, weitgehend. Das Aktienrecht in<br />
Deutschland wurde schließlich ab 1943<br />
schrittweise „ausgehebelt“: Reichswirtschaftsminister<br />
Walther Funk konnte<br />
die Börsenkurse festlegen; 1944<br />
wurden die Durchführung von Hauptversammlungen<br />
verboten und der amtliche<br />
Aktienhandel ausgesetzt. Rheinmetall-Borsig<br />
durfte seit 1944 keine<br />
Dividende mehr zahlen. Trotz eines Aktienanteils<br />
von nur 51,8 Prozent sicherte<br />
sich damit das Reich die endgültige<br />
Kontrolle über den Gesamtkonzern.<br />
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
erlosch das gesamte Börsenleben<br />
in Deutschland. Das während des Krie-<br />
ges auf 75 Millionen Reichsmark angewachsene<br />
Grundkapital der Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong> wurde 1948 mit der<br />
Währungsreform im Verhältnis 1:5 umgetauscht<br />
und auf 15 Millionen Mark<br />
neu festgesetzt. Nach der Wiederaufnahme<br />
des amtlichen Börsenhandels<br />
im September 1949 wurde die Aktie in<br />
Frankfurt und Berlin neu notiert und mit<br />
sechs Prozent bewertet. <strong>Die</strong> Anteile des<br />
Reiches von 51,8 Prozent, die seit 1945<br />
von Treuhändern der westlichen Alliierten<br />
verwaltet worden waren, übernahm<br />
die Bundesrepublik Deutschland über<br />
die Bank der Deutschen Luftfahrt. 1956<br />
gab der Bund seine Mehrheitsanteile<br />
an die Familie Röchling ab.<br />
Sowohl die Fertigung für die Bundeswehr<br />
und die Nato-Staaten als auch<br />
die Diversifikation in zivile Arbeitsgebiete<br />
ließen den Kurs der Rheinmetall-<br />
Aktie stetig steigen. Der Erfolg gab der<br />
Geschäftspolitik Rheinmetalls recht,<br />
und für das Geschäftsjahr 1960 wurde<br />
erstmals seit 1943 wieder eine Dividende<br />
von sechs Prozent gezahlt. In<br />
den folgenden Jahren stieg das Kapital<br />
sukzessive an: 1967 auf 37,5 Millionen<br />
Mark, um die wehrtechnische Tochtergesellschaft<br />
Rheinmetall GmbH kapitalmäßig<br />
zu stärken, 1972 auf 60 Millionen<br />
Mark, um gezielt das zivile Geschäft<br />
im Bereich der Verpackungsund<br />
Umformtechnik zu erweitern.<br />
1980 wurde das Gesellschaftskapital<br />
auf 90 Millionen Mark erhöht; die Mittel<br />
flossen vor allem in den Erwerb der<br />
Maschinenbaugesellschaft Jagenberg-<br />
Werke <strong>AG</strong>. Erstmals seit der Gleichstellung<br />
von Stamm- und Vorzugsaktien im<br />
Jahre 1926 gab Rheinmetall 1984 wieder<br />
für 45 Millionen MarkVorzugsaktien<br />
aus, was zu einer Erhöhung des Grundkapitals<br />
auf 135 Millionen Mark führte.<br />
Nach drei kleineren Kapitalerhöhungen<br />
in den neunziger Jahren stieg das<br />
Kapital der Rheinmetall <strong>AG</strong> auf 180<br />
Millionen Mark und beträgt heute,<br />
nach der Euro-Umstellung, 92,160 Millionen<br />
€, zu gleichen Teilen aufgeteilt<br />
auf jeweils 18 Millionen Stamm- und<br />
Vorzugsaktien. Für das Geschäftsjahr<br />
2000 zahlte die Gesellschaft eine Dividende<br />
von 44 Cent für Stamm- und 50<br />
Cent für Vorzugsaktionäre zzgl. Bonus<br />
von jeweils 20 Cent.<br />
Eine weitere Frage, die oft gestellt<br />
<strong>wird</strong>, betrifft die Rheinmetall-Aktie als<br />
Sammlerstück. Leider kann das Konzern-Archiv<br />
keine entwerteten Aktienpapiere<br />
an Sammler herausgeben,<br />
weil nur noch wenige Stücke vorhanden<br />
sind, die für die historische Dokumentation<br />
benötigt werden.<br />
Dr. Christian Leitzbach
Rheinmetall<br />
unterstützt die Bewerbung<br />
düsseldorf rhein-ruhr 2012<br />
Rheinmetall<br />
Automotive·Electronics·Defence<br />
www.rheinmetall.com<br />
Mit dieser großflächigen Imageanzeige präsentiert sich der Rheinmetall-Konzern seit kurzem auf dem Düsseldorfer Flughafen (Flugsteig A – Star Alliance).