Die Profitabilität wird nachhaltig gesteigert - KSPG AG
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Das Profil 3/2002 Dokumentation<br />
Seite 17<br />
Spiegelbild<br />
der Identität<br />
lb Unterlüß. Fritz H. Contag, seit<br />
1999 bei der Rheinmetall W & M<br />
GmbH in Unterlüß für den Bereich<br />
„Veranstaltungen und Besuche“ zuständig,<br />
betreut seit Anfang des Jahres<br />
2000 auch die dort angesiedelte<br />
firmenhistorische Sammlung. Sein<br />
großes Interesse an Militärgeschichte<br />
und an Geschichte überhaupt sowie<br />
sein großer Erfahrungsschatz im militärischen<br />
Bereich – der langjährige<br />
Bundeswehroffizier, Oberst im Generalstab<br />
a. D., hatte zuvor die internationale<br />
Generalstabsausbildung an<br />
der Führungsakademie der Bundeswehr<br />
in Hamburg-Blankenese geleitet<br />
– sind die richtigen Voraussetzungen<br />
für eine solch interessante und verantwortungsvolle<br />
Aufgabe. „Das Profil“<br />
sprach mit dem 56jährigen „Defence“-Experten.<br />
Profil: Sie haben vor einem Jahr die<br />
firmenhistorische Sammlung in Unterlüß<br />
übernommen. Wie schätzen<br />
Sie die Bedeutung dieser interessanten<br />
Einrichtung ein?<br />
Contag: <strong>Die</strong> Sammlung hat für<br />
Rheinmetall eine ganz wichtige Bedeutung<br />
– und das keineswegs nur<br />
als ein Museum, in dem man alte<br />
Waffen bestaunen kann. Wir haben<br />
sie in zwei Teile aufgeteilt: Der erste<br />
Teil enthält Waffen und Munition aus<br />
der Zeit bis etwa 1970. <strong>Die</strong>se Gegenstände<br />
haben – neben dem historischen<br />
– natürlich vor allem emotionalen<br />
Wert. Ehemalige Mitarbeiter<br />
kommen gerne hierher, sehen sich<br />
Entwicklungen an, an denen sie<br />
selbst auch beteiligt gewesen waren.<br />
Insofern hat die Sammlung auch einen<br />
identitätsstiftenden Wert für<br />
Rheinmetall, ist gewissermaßen ein<br />
Spiegelbild der Identität des Unternehmens.<br />
Profil: Und der zweite Teil?<br />
Contag: Der befaßt<br />
sich mit Entwicklungen<br />
seit<br />
den siebziger Jahren<br />
des vergangenenJahrhunderts.<br />
Für die Geschichte<br />
der Waffentechnik<br />
sind<br />
die dort aufgebautenKomponenten<br />
noch nicht<br />
Fritz H. Contag<br />
so alt. Wir haben<br />
ganz interessante Prototypen, bei<br />
denen es sogar möglich ist, sie wieder<br />
in die aktuelle Entwicklungsarbeit hineinzubringen.<br />
Profil: Gibt es dafür Beispiele?<br />
Contag: Ja, nehmen Sie zum Beispiel<br />
die 105-mm-Glattrohrkanone,<br />
eine Rheinmetall-Entwicklung aus<br />
den siebziger Jahren. Wir haben diese<br />
Kanone aus der Sammlung hervorgeholt<br />
und den Amerikanern vorgeführt.<br />
Und sie hatte auch noch<br />
V-2-Vorgängersystem: <strong>Die</strong> vierstufige Langstreckenrakete „Rheinbote“ der<br />
Rheinmetall-Borsig <strong>AG</strong> wurde seit 1940 im Werk Berlin-Marienfelde entwickelt.<br />
<strong>Die</strong> Originalgranate für den Mörser<br />
„Karl“ mit dem Kaliber 60 cm, die im<br />
Freigelände in Unterlüß steht, bringt<br />
etwa 2000 Kilogramm auf die Waage.<br />
nach 23 Jahren, die sie nicht mehr in<br />
Gebrauch gewesen ist, ein einwandfreies<br />
Trefferbild. Sollten wir aus den<br />
USA einen Auftrag für die 105-mm-<br />
Technologie erlangen können, dann<br />
hat sich doch die Verfügbarkeit dieses<br />
„Museumsstückes“ gelohnt und<br />
ausgezahlt.<br />
Profil: Ein anderes Beispiel ist die<br />
Rh-503-Maschinenkanone . . .,<br />
Contag: . . . denn an ihr läßt sich ein<br />
ganz interessantes Zukunftsszenario<br />
aufzeigen. <strong>Die</strong> Rh 503, eine elektrisch<br />
angetriebene Maschinenkanone mit<br />
zwei Kalibern (35 und 50 mm), ist<br />
seinerzeit für den „Schützenpanzer 2“<br />
entwickelt, jedoch nicht eingeführt<br />
worden. Aber sehen Sie: Wir brauchen<br />
heute für die Krisenreaktion leichtere<br />
Fahrzeuge mit angemessener Bewaffnung.<br />
<strong>Die</strong> Technologie, auf der damals<br />
die Rh 503 beruhte, könnte zum<br />
Beispiel beim „Schützenpanzer 3“<br />
wieder eine Rolle spielen. <strong>Die</strong> Holländer<br />
haben sich bereits Anfang No-<br />
Fotos (2): Katja Kletzke<br />
vember 2001 erneut über die Waffe informieren<br />
lassen.<br />
Profil: Haben Sie vor, die firmenhistorische<br />
Sammlung entscheidend zu<br />
verändern?<br />
Contag: Das haben wir mit Sicherheit<br />
nicht vor. Ich bemühe mich allerdings,<br />
ein von Anton Fabry erstelltes<br />
Konzept umzusetzen, wie wir die Ausstellung<br />
besucherfreundlicher machen<br />
können. Dazu gehört, daß wir<br />
Teile der Halle umbauen oder Exponate<br />
besser beschriften müssen; einiges<br />
muß auch restauriert werden.<br />
Profil: Damit meinen Sie sicher die<br />
Flak 8,8, die im Freigelände vor den<br />
beiden Hallen steht.<br />
Contag: <strong>Die</strong> gehört auf jeden Fall dazu.<br />
Wir haben die Möglichkeit, von anderen<br />
erhaltenen Flaks dieser Bauart<br />
Originalteile zu erhalten. Einige Einzelstücke<br />
müssen neu hergestellt werden,<br />
und dann zieht das Geschütz<br />
auch in eine der Hallen ein. <strong>Die</strong> Flak<br />
8,8 zu erhalten, lohnt sich auf jeden<br />
Fall, denn sie ist während des Zweiten<br />
Weltkrieges das Renommiergeschütz<br />
von Rheinmetall gewesen.<br />
Profil: Kaufen Sie auch neue Exponate<br />
hinzu?<br />
Contag: Für den alten Teil nicht. Wir<br />
müßten dafür in aufwendiger Arbeit<br />
internationale Märkte abklappern,<br />
das wollen wir nicht. Sollte sich günstig<br />
etwas ergeben, was wir zur Vervollständigung<br />
noch brauchen können,<br />
beispielsweise ein Magazin für<br />
das Fallschirmjägergewehr 42, dann<br />
werden wir auch einmal zugreifen.<br />
Der neuere Ausstellungsteil, nun, der<br />
wächst sowieso mit der Prototypen-<br />
Entwicklung bei uns im Haus.<br />
Profil: Wieviele Besucher kommen<br />
in die Ausstellung?<br />
Contag: Im Jahr haben wir ungefähr<br />
eintausend Besucher. Dabei handelt<br />
es sich zumeist um Gäste des Hauses,<br />
um hochrangige Besuchergruppen<br />
aus dem gesellschaftspolitischen Umfeld,<br />
um Angehörige der Bundeswehr,<br />
um Kunden, aber auch, wie schon gesagt,<br />
um ehemalige Rheinmetaller.<br />
Besucher aus Düsseldorf und den anderen<br />
Standorten der Rheinmetall-<br />
Gruppe sind<br />
selbstverständlich<br />
jederzeit<br />
willkommen. Es<br />
ist jedoch nur<br />
möglich, sich die<br />
Ausstellung im<br />
Rahmen einer<br />
Führung anzusehen.<br />
Sie wirklich<br />
öffentlich zu machen,<br />
ist aufgrund<br />
der damit<br />
verbundenen Kosten<br />
nicht sinnvoll.<br />
Wir würden<br />
ein ganz neues<br />
Sicherheitssystem<br />
benötigen,<br />
weil die Hallen<br />
dann ja auch<br />
nicht mehr auf<br />
dem Werksgelände<br />
Neulüß<br />
liegen dürften.<br />
Dem Aufwand<br />
Einsatz in Rußland: Der Mörser „Karl“, ein schweres Belagerungsgeschütz, von dem zwischen 1939<br />
und 1941 nur sieben Exemplare gebaut wurden, existiert in der Sammlung natürlich nur als Modell.<br />
würde kein lohnender<br />
Ertrag<br />
entsprechen.<br />
Unternehmen bereits seit 1889 „Actiengesellschaft“<br />
Ehrhardt besaß nur elf<br />
Prozent an Rheinmetall<br />
Düsseldorf. <strong>Die</strong> „Harley Davidson“<br />
istals Blickfang verschwunden – an ihrer<br />
Stelle bilden seit dem 1. April 2002<br />
eine aus Aluminiumstäben konzipierte<br />
Aktienkurve sowie etliche Informationsmedien<br />
„rund um die Aktie“ den<br />
neuen „Eyecatcher“ der Ausstellung<br />
„Rheinmetall im Wandel“ in der Konzernzentrale<br />
in Düsseldorf. Worin liegt<br />
der Wert der Rheinmetall-Aktie für den<br />
Aktionär und für das Unternehmen?<br />
Warum lohnt es sich, in dieses Wertpapier<br />
zu investieren? <strong>Die</strong>se und zahlreiche<br />
andere Fragen beantwortet das<br />
neue Ausstellungs-“Highlight“. Darunter<br />
auch diese häufig gestellte Frage:<br />
Seit wann gibt es überhaupt eine Aktie<br />
von Rheinmetall?<br />
<strong>Die</strong> Rheinische Metallwaaren- und<br />
Maschinenfabrik wurde 1889 als „Actiengesellschaft“<br />
gegründet. Ihr damaliges<br />
Grundkapital von 700000 Reichsmark<br />
lag vor allem in den Händen mehrerer<br />
Bankhäuser wie Erlangen & Söhne,<br />
Sulzbach oder Schlesinger-Trier, seit<br />
1894 auch beim Düsseldorfer Bankhaus<br />
Trinkaus. Firmengründer Heinrich<br />
Ehrhardt selbst war mit etwa elf Prozent<br />
am Kapital von Rheinmetall beteiligt.<br />
Am 14. November 1894 wurden die<br />
Aktien von Rheinmetall erstmals an<br />
der Berliner Börse im amtlichen Handel<br />
zugelassen. 1903 wurden 90 Prozent<br />
des mittlerweile mehrfach – auf<br />
nunmehr insgesamt 9,2 Millionen<br />
Mark – erhöhten Kapitals in Vorzugsaktien<br />
umgewandelt, die vom 31. März<br />
1903 an ebenfalls im Berliner<br />
Börsenhandel zugelassen<br />
waren.<br />
1909 war Ehrhardts<br />
großer Konkurrent – die<br />
Friedrich Krupp <strong>AG</strong> – mit<br />
40 Prozent Großaktionär<br />
bei Rheinmetall geworden.<br />
Im Jahre 1925 stieg<br />
über die Vereinigte Industrieanlagen<br />
<strong>AG</strong> (VI<strong>AG</strong>)<br />
das Deutsche Reich als<br />
Mehrheitsaktionär mit<br />
rund 51 Prozent bei Rheinmetall ein.<br />
Das Reich, das dadurch einen bestimmenden<br />
Einfluß auf das Unternehmen<br />
gewann, setzte 1926 durch, daß<br />
Stamm- und Vorzugsaktien gleichgesetzt<br />
wurden. Krupp stieß in den<br />
dreißiger Jahren den größten Teil seines<br />
Aktienpakets wieder ab.<br />
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges<br />
beseitigte das Nazi-Regime den freien<br />
Handel mit Aktien der Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong>, wie das Unternehmen seit 1936<br />
hieß, weitgehend. Das Aktienrecht in<br />
Deutschland wurde schließlich ab 1943<br />
schrittweise „ausgehebelt“: Reichswirtschaftsminister<br />
Walther Funk konnte<br />
die Börsenkurse festlegen; 1944<br />
wurden die Durchführung von Hauptversammlungen<br />
verboten und der amtliche<br />
Aktienhandel ausgesetzt. Rheinmetall-Borsig<br />
durfte seit 1944 keine<br />
Dividende mehr zahlen. Trotz eines Aktienanteils<br />
von nur 51,8 Prozent sicherte<br />
sich damit das Reich die endgültige<br />
Kontrolle über den Gesamtkonzern.<br />
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
erlosch das gesamte Börsenleben<br />
in Deutschland. Das während des Krie-<br />
ges auf 75 Millionen Reichsmark angewachsene<br />
Grundkapital der Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong> wurde 1948 mit der<br />
Währungsreform im Verhältnis 1:5 umgetauscht<br />
und auf 15 Millionen Mark<br />
neu festgesetzt. Nach der Wiederaufnahme<br />
des amtlichen Börsenhandels<br />
im September 1949 wurde die Aktie in<br />
Frankfurt und Berlin neu notiert und mit<br />
sechs Prozent bewertet. <strong>Die</strong> Anteile des<br />
Reiches von 51,8 Prozent, die seit 1945<br />
von Treuhändern der westlichen Alliierten<br />
verwaltet worden waren, übernahm<br />
die Bundesrepublik Deutschland über<br />
die Bank der Deutschen Luftfahrt. 1956<br />
gab der Bund seine Mehrheitsanteile<br />
an die Familie Röchling ab.<br />
Sowohl die Fertigung für die Bundeswehr<br />
und die Nato-Staaten als auch<br />
die Diversifikation in zivile Arbeitsgebiete<br />
ließen den Kurs der Rheinmetall-<br />
Aktie stetig steigen. Der Erfolg gab der<br />
Geschäftspolitik Rheinmetalls recht,<br />
und für das Geschäftsjahr 1960 wurde<br />
erstmals seit 1943 wieder eine Dividende<br />
von sechs Prozent gezahlt. In<br />
den folgenden Jahren stieg das Kapital<br />
sukzessive an: 1967 auf 37,5 Millionen<br />
Mark, um die wehrtechnische Tochtergesellschaft<br />
Rheinmetall GmbH kapitalmäßig<br />
zu stärken, 1972 auf 60 Millionen<br />
Mark, um gezielt das zivile Geschäft<br />
im Bereich der Verpackungsund<br />
Umformtechnik zu erweitern.<br />
1980 wurde das Gesellschaftskapital<br />
auf 90 Millionen Mark erhöht; die Mittel<br />
flossen vor allem in den Erwerb der<br />
Maschinenbaugesellschaft Jagenberg-<br />
Werke <strong>AG</strong>. Erstmals seit der Gleichstellung<br />
von Stamm- und Vorzugsaktien im<br />
Jahre 1926 gab Rheinmetall 1984 wieder<br />
für 45 Millionen MarkVorzugsaktien<br />
aus, was zu einer Erhöhung des Grundkapitals<br />
auf 135 Millionen Mark führte.<br />
Nach drei kleineren Kapitalerhöhungen<br />
in den neunziger Jahren stieg das<br />
Kapital der Rheinmetall <strong>AG</strong> auf 180<br />
Millionen Mark und beträgt heute,<br />
nach der Euro-Umstellung, 92,160 Millionen<br />
€, zu gleichen Teilen aufgeteilt<br />
auf jeweils 18 Millionen Stamm- und<br />
Vorzugsaktien. Für das Geschäftsjahr<br />
2000 zahlte die Gesellschaft eine Dividende<br />
von 44 Cent für Stamm- und 50<br />
Cent für Vorzugsaktionäre zzgl. Bonus<br />
von jeweils 20 Cent.<br />
Eine weitere Frage, die oft gestellt<br />
<strong>wird</strong>, betrifft die Rheinmetall-Aktie als<br />
Sammlerstück. Leider kann das Konzern-Archiv<br />
keine entwerteten Aktienpapiere<br />
an Sammler herausgeben,<br />
weil nur noch wenige Stücke vorhanden<br />
sind, die für die historische Dokumentation<br />
benötigt werden.<br />
Dr. Christian Leitzbach