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Download program - Münchner Philharmoniker

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4Richard Wagner: „Siegfried-Idyll“Alpenpanorama mitWotan und FrickaIm März 1866 unternahm Richard Wagner eineSchifffahrt auf dem Vierwaldstättersee. Aufeiner Landzunge vor Luzern entdeckte er, inapart erhöhter Lage mit Blick auf das Wasserund das Alpenpanorama von der Rigi bis zumGotthardmassiv, ein klassizistisches Landhaus,das spontan sein Interesse weckte. Denn Wagner,der gerade aus Bayern ausgewiesen wordenwar, befand sich wieder einmal auf der Suchenach einem neuen „Asyl“, nach einer Zufluchtsstätte.Und wie der Zufall es wollte, wardas stattliche Haus, das Oberstleutnant Walteram Rhyn gehörte, tatsächlich gerade zu verpachten:Schon am 7. April unterzeichnete Wagnereinen Mietvertrag über 3.000 Franken per anno,was damals in etwa dem Jahreseinkommeneines Schweizer Regierungsrats entsprach. Aberder Komponist, der sich seiner großzügigenApanage durch Bayernkönig Ludwig II. weiterhinsicher sein durfte, wollte und musste nichtaufs Kleingeld schauen.Tribschen wurde für ihn zu einem Glücksfall,privat und künstlerisch. Hier fand er zu ungeahnterProduktivität, stellte die Partitur der„Meistersinger“ fertig, vollendete den „Siegfried“,den er so viele Jahre zurückgestellt hatte, undkomponierte weite Teile der „Götterdämmerung“.Und hier konnte er sein neues Liebesglück ausleben:seine Verbindung mit Cosima von Bülow.Sie hatte sich für Wagner von ihrem Gatten,dem Dirigenten Hans von Bülow, scheiden lassen,schenkte ihm – nach der bereits in Münchengeborenen Tochter Isolde – mit Eva undSiegfried zwei weitere Kinder und gab ihm am25. August 1870 in der Luzerner Matthäus kirchedas Ja-Wort. Die Wagners führten einen großenHaushalt in Tribschen, dem neben der Familieauch noch eine Gouvernante, ein Kindermädchen,eine Köchin und weitere Bediensteteangehörten, dazu Hunde, Katzen, ein Pferdund die beiden Pfauen Wotan und Fricka. Natürlichempfing man auch allerlei prominenteGäste, etwa Cosimas Vater Franz Liszt oderden jungen Basler Philologen Friedrich Nietzsche,und sogar der Bayernkönig höchstselbstgab sich im Mai 1866, zu Wagners 53. Geburtstag,die Ehre und stellte sich als Gratulant ein.Geburtstagsgruß und TodeswunschBesonders lebhaft ging es im Advent 1870 zu– und Hausherrin Cosima wusste die Zeichenzunächst nicht zu deuten. Regelmäßig zog sichWagner mit einigen befreundeten Musikernaus dem Zürcher Tonhalle-Orchester zurück,dazu kam der Dirigent Hans Richter, eigentlichein gelernter Hornist, der sich sonderbarerweiseaber plötzlich auf der Trompete versuchte, umunentwegt Siegfrieds Hornruf zu schmettern.Erst am Weihnachtstag, am 25. Dezember, alsCosima ihren 33. Geburtstag feierte, wurde ihrdes Rätsels Lösung offenbar. „Wie ich aufwachte,vernahm mein Ohr einen Klang, immer vollerschwoll er an, nicht mehr im Traum durfte ich michwähnen. Musik erschallte, und welche Musik !Als sie verklungen, trat R. mit den fünf Kindernzu mir ein und überreichte mir die Partitur des‚Symphonischen Geburtstagsgrußes‘ –, in Tränenwar ich, aber auch das ganze Haus; auf derTreppe hatte R. sein Orchester gestellt und sounser Tribschen auf ewig geweiht !“, notierteCosima in ihr Tagebuch und schloss: „Nun be-

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