factum - Hochschule Ulm
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n Der Autor<br />
Manfred Gaida ist Professor<br />
für Kommunikationsdesign.<br />
Als Initiator des Fachgebietes<br />
Interactive Storytelling<br />
betreut er alle Studienprojekte<br />
in diesem Bereich.<br />
STUDIUM & LEHRE<br />
Bild 1: Die Story-Struktur<br />
ist das Grundgerüst der<br />
interaktiven Handlung.<br />
An ihr orientiert sich der<br />
gesamte Handlungsfluss,<br />
aber auch das Erzähltempo<br />
und die Einbettung von<br />
Informationsbausteinen.<br />
Interactive Storytelling ist ein Studienmodul bei Digital Media<br />
Wie Geschichten Informationen vermitteln<br />
Ob Werbeclip, Schulungsvideo oder Nachrichtenüberblick<br />
der Tagesschau, die Nutzung<br />
von Videos im Web ist allgegenwärtig.<br />
Informations- und Handlungsstruktur folgen<br />
dabei einem festen Ablauf von Anfang bis<br />
Ende. Wie wäre es, wenn die Zuschauer<br />
selbst über den Fortgang der Handlung<br />
bestimmen könnten? Das Fachgebiet Interactive<br />
Storytelling beschäftigt sich damit,<br />
wie Videofilme interaktiv erfahrbar werden.<br />
Dramaturgie und Filmgestaltung werden<br />
dabei gezielt genutzt, um Spannungsbögen<br />
zu erzeugen, alternative Handlungsstränge<br />
anzubieten oder zusätzliche Informationsbausteine<br />
einzubetten - ein neues zukunftsträchtiges<br />
Experimentierfeld auch für Studierende<br />
des Studiengangs Digital Media.<br />
Informationen in Rahmenhandlung einbetten<br />
Leitgedanke ist, eine der Themenstellung<br />
und der Zielgruppe angemessene interaktive<br />
Rahmenhandlung - Story genannt - zu entwickeln,<br />
an der sich die gesamte Informationsvermittlung<br />
orientiert. Die Rahmenhand-<br />
lung wird mit filmgestalterischen Mitteln in<br />
Szene gesetzt und als interaktiver Videofilm<br />
auf DVD oder für Webapplikationen realisiert.<br />
An speziellen Stellen des Videofilms<br />
besteht die Möglichkeit, die Handlung<br />
anzuhalten und Zusatzinformationen zu bestimmten<br />
Themenaspekten aufzurufen. Diese<br />
Zusatzinformationen können zum Beispiel<br />
in Form von Texten, Standbildern, Audio-<br />
dateien, Informationsgrafiken oder kurzen<br />
Videosequenzen präsentiert werden. Das<br />
Grundgerüst eines interaktiven Videofilms<br />
ist die Story-Struktur (Bild 1). Sie ist ein<br />
komplexes Gebilde aus inhaltlichen Ebenen,<br />
Handlungsästen, Knotenpunkten und Entscheidungsmöglichkeiten.<br />
An ihr orientiert<br />
sich der gesamte Handlungsfluss, aber auch<br />
das Erzähltempo und die gezielte Einbettung<br />
geeigneter Zusatzinformationen.<br />
Betrachter bestimmt den Handlungsablauf<br />
Bei der Präsentation des Handlungsgeschehens<br />
nimmt der Benutzer eine entscheidende<br />
Rolle ein. Er wird quasi zum Regisseur der<br />
Handlung, denn an speziell gekennzeichneten<br />
Stellen kann er den weiteren Handlungsablauf<br />
bestimmen. Konfliktsituationen und<br />
Wendepunkte sowie der visuelle Rhythmus<br />
und die Spannungsbögen innerhalb der filmischen<br />
Handlung bieten vielfältige Möglichkeiten,<br />
um die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung,<br />
die Motivation und das Interesse<br />
des Betrachters zu erhöhen. Solche Stellen<br />
werden dramaturgisch gezielt genutzt, um<br />
zusätzliche Informationsbausteine in die<br />
filmische Handlung einzubetten. Mit zunehmender<br />
Vernetzung steigt die Komplexität<br />
der Geschichte, die sich in Analogie zu einem<br />
programmierten Ablaufschema in vielfältigen<br />
Wenn-Dann-Bedingungen und Schleifen<br />
in unterschiedliche Richtungen und Enden<br />
entwickeln kann.<br />
Spannungsbögen fördern Informationsaufnahme<br />
Je nach Auswahl der Handlungsabläufe ergibt<br />
sich für den Benutzer ein immer wieder<br />
neues Konstrukt filmischer Realität. Dadurch<br />
entsteht eine starke Motivation, den Film<br />
mehrmals anzuschauen und sich für jeweils<br />
andere Wege, Blickwinkel und Enden der<br />
Geschichte zu entscheiden. Dieses aktive<br />
Spiel mit der Handlung hat einen entscheidenden<br />
Nebeneffekt: der Benutzer betrachtet<br />
auch die themenrelevanten Informationsbausteine<br />
und Zusatzinformationen sehr<br />
aufmerksam und beschäftigt sich dadurch<br />
intensiv mit den präsentierten Inhalten.