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factum - Hochschule Ulm

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18<br />

n Der Autor<br />

Manfred Gaida ist Professor<br />

für Kommunikationsdesign.<br />

Als Initiator des Fachgebietes<br />

Interactive Storytelling<br />

betreut er alle Studienprojekte<br />

in diesem Bereich.<br />

STUDIUM & LEHRE<br />

Bild 1: Die Story-Struktur<br />

ist das Grundgerüst der<br />

interaktiven Handlung.<br />

An ihr orientiert sich der<br />

gesamte Handlungsfluss,<br />

aber auch das Erzähltempo<br />

und die Einbettung von<br />

Informationsbausteinen.<br />

Interactive Storytelling ist ein Studienmodul bei Digital Media<br />

Wie Geschichten Informationen vermitteln<br />

Ob Werbeclip, Schulungsvideo oder Nachrichtenüberblick<br />

der Tagesschau, die Nutzung<br />

von Videos im Web ist allgegenwärtig.<br />

Informations- und Handlungsstruktur folgen<br />

dabei einem festen Ablauf von Anfang bis<br />

Ende. Wie wäre es, wenn die Zuschauer<br />

selbst über den Fortgang der Handlung<br />

bestimmen könnten? Das Fachgebiet Interactive<br />

Storytelling beschäftigt sich damit,<br />

wie Videofilme interaktiv erfahrbar werden.<br />

Dramaturgie und Filmgestaltung werden<br />

dabei gezielt genutzt, um Spannungsbögen<br />

zu erzeugen, alternative Handlungsstränge<br />

anzubieten oder zusätzliche Informationsbausteine<br />

einzubetten - ein neues zukunftsträchtiges<br />

Experimentierfeld auch für Studierende<br />

des Studiengangs Digital Media.<br />

Informationen in Rahmenhandlung einbetten<br />

Leitgedanke ist, eine der Themenstellung<br />

und der Zielgruppe angemessene interaktive<br />

Rahmenhandlung - Story genannt - zu entwickeln,<br />

an der sich die gesamte Informationsvermittlung<br />

orientiert. Die Rahmenhand-<br />

lung wird mit filmgestalterischen Mitteln in<br />

Szene gesetzt und als interaktiver Videofilm<br />

auf DVD oder für Webapplikationen realisiert.<br />

An speziellen Stellen des Videofilms<br />

besteht die Möglichkeit, die Handlung<br />

anzuhalten und Zusatzinformationen zu bestimmten<br />

Themenaspekten aufzurufen. Diese<br />

Zusatzinformationen können zum Beispiel<br />

in Form von Texten, Standbildern, Audio-<br />

dateien, Informationsgrafiken oder kurzen<br />

Videosequenzen präsentiert werden. Das<br />

Grundgerüst eines interaktiven Videofilms<br />

ist die Story-Struktur (Bild 1). Sie ist ein<br />

komplexes Gebilde aus inhaltlichen Ebenen,<br />

Handlungsästen, Knotenpunkten und Entscheidungsmöglichkeiten.<br />

An ihr orientiert<br />

sich der gesamte Handlungsfluss, aber auch<br />

das Erzähltempo und die gezielte Einbettung<br />

geeigneter Zusatzinformationen.<br />

Betrachter bestimmt den Handlungsablauf<br />

Bei der Präsentation des Handlungsgeschehens<br />

nimmt der Benutzer eine entscheidende<br />

Rolle ein. Er wird quasi zum Regisseur der<br />

Handlung, denn an speziell gekennzeichneten<br />

Stellen kann er den weiteren Handlungsablauf<br />

bestimmen. Konfliktsituationen und<br />

Wendepunkte sowie der visuelle Rhythmus<br />

und die Spannungsbögen innerhalb der filmischen<br />

Handlung bieten vielfältige Möglichkeiten,<br />

um die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung,<br />

die Motivation und das Interesse<br />

des Betrachters zu erhöhen. Solche Stellen<br />

werden dramaturgisch gezielt genutzt, um<br />

zusätzliche Informationsbausteine in die<br />

filmische Handlung einzubetten. Mit zunehmender<br />

Vernetzung steigt die Komplexität<br />

der Geschichte, die sich in Analogie zu einem<br />

programmierten Ablaufschema in vielfältigen<br />

Wenn-Dann-Bedingungen und Schleifen<br />

in unterschiedliche Richtungen und Enden<br />

entwickeln kann.<br />

Spannungsbögen fördern Informationsaufnahme<br />

Je nach Auswahl der Handlungsabläufe ergibt<br />

sich für den Benutzer ein immer wieder<br />

neues Konstrukt filmischer Realität. Dadurch<br />

entsteht eine starke Motivation, den Film<br />

mehrmals anzuschauen und sich für jeweils<br />

andere Wege, Blickwinkel und Enden der<br />

Geschichte zu entscheiden. Dieses aktive<br />

Spiel mit der Handlung hat einen entscheidenden<br />

Nebeneffekt: der Benutzer betrachtet<br />

auch die themenrelevanten Informationsbausteine<br />

und Zusatzinformationen sehr<br />

aufmerksam und beschäftigt sich dadurch<br />

intensiv mit den präsentierten Inhalten.

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