factum - Hochschule Ulm
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Der Beginn der systematischen Wetterbeobachtung liegt, historisch betrachtet,<br />
noch gar nicht allzuweit zurück. Die ältesten regelmäßigen Aufzeichnungen für<br />
den süddeutschen Raum stammen aus dem 18. Jahrhundert von Jeremias Höslin,<br />
einem Pfarrer auf der Schwäbischen Alb.<br />
Jeremias Höslin, Pfarrer<br />
zu Böhringen, plädierte<br />
in seinen Schriften vor<br />
allem für eine nachhaltige<br />
Bewirtschaftung der Weideflächen<br />
und der Wälder.<br />
Nur so konnte die karge<br />
Landschaft der Schwäbischen<br />
Alb das Überleben<br />
der Bevölkerung sicherstellen.<br />
Verlässliche Wettervorhersagen<br />
sollten den<br />
Bauern Planungssicherheit<br />
geben.<br />
Ein Pfarrer als Ur-Wetterfrosch<br />
„Von je her war die Naturgeschichte mein<br />
Lieblingsgeschäft. Dass ich es darin nicht weiter<br />
gebracht habe, ist nicht meine Schuld.“<br />
Mit diesen Sätzen beginnt Jeremias Höslin<br />
das Vorwort zu seinem Buch mit dem etwas<br />
sperrigen Titel „Meteorologische und Witterungsbeobachtungen<br />
auf neunzehn Jahre<br />
sammt einer Anweisung hierzu und der erforderlichen<br />
Tabellen.“ Der Leser findet auf<br />
200 Seiten für die Jahre zwischen 1763 und<br />
1782 Tag für Tag die Beobachtung des Wetters<br />
in Böhringen auf der Schwäbischen Alb.<br />
Höslins Fleißarbeit ist die älteste regelmäßige<br />
und verlässliche Aufzeichnung des Wetters<br />
im süddeutschen Raum.<br />
Von Haus aus Pfarrer<br />
Jeremias Höslin war ein Kind der Schwäbischen<br />
Alb und auch der Beruf des Pfarrers<br />
schien ihm in die Wiege gelegt. Geboren<br />
wurde er am 18. Mai 1722 im Pfarrhaus in<br />
Wippingen, auf der Anhöhe zwischen dem<br />
kleinen Lautertal und dem Blautal, nicht<br />
weit von <strong>Ulm</strong>. Sein Vater Conrad war von<br />
1720 bis 1734 Pfarrer in Wippingen und Lautern,<br />
bevor er nach Ennabeuren wechselte,<br />
wo er am 3. April 1740 starb. Er unterrichte-<br />
te Jeremias zunächst selbst und ließ ihn dann<br />
in der Lateinschule in Blaubeuren auf das<br />
Landexamen vorbereiten, das dieser im Jahre<br />
1736 mit Glanz bestand. Jeremias erhielt einen<br />
Freiplatz in der Blaubeurer Klosterschule,<br />
gelangte über das Kloster Bebenhausen<br />
ins Tübinger Stift und schloss dort sein Studium<br />
mit der Magisterprüfung ab. Die üblichen<br />
Wanderjahre als Vikar liegen im Dunkel der<br />
Geschichte. Ab 1752 ist er Pfarrer in Suppingen<br />
bei Laichingen, sieben Jahre später wird<br />
er Pfarrer in Böhringen und sollte schließlich<br />
für drei Jahrzehnte bis an sein Lebensende<br />
Seelsorger in dieser Gemeinde bleiben.<br />
Prediger des nachhaltigen Bewirtschaftens<br />
Neben dem Alltagsgeschäft interessierte<br />
sich Jeremias Höslin für die Natur und für<br />
die Landwirtschaft. So wurde er einer der<br />
Pfarrer im Land, die sich um die Besserung<br />
der agrarischen Verhältnisse bemühten. In<br />
zahlreichen Aufsätzen, meist in der physikalisch-ökonomischen<br />
Wochenschrift, veröffentlichte<br />
er seine Beobachtungen und<br />
Verbesserungsvorschläge. Er erkannte, dass<br />
der Getreideanbau auf den mageren steinigen<br />
Böden der Alb „des natürlichen Düngers