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Duftstoffe können wie Infochemikalien wirken und in die chemische Kommunikation<br />

von Tieren und Pflanzen eingreifen. Professor Dr. Ursula Klaschka fordert daher<br />

mehr Forschung, um die Auswirkungen dieses Effektes abzuschätzen und die Organismen<br />

künftig besser vor den negativen Folgen solcher Stoffe zu schützen.<br />

Wie Duftwelten aus den Fugen geraten<br />

Blütendüfte sind natürliche<br />

Infochemikalien, die<br />

Bestäuber anlocken und<br />

so die Fortpflanzung der<br />

Pflanzen sichern. Hier labt<br />

sich ein Pfauenauge an<br />

Asternblütennektar.<br />

Der Mensch hängt sehr von visuellen und<br />

akustischen Reizen ab, um sich im Alltag<br />

zurechtzufinden und mit seiner Umgebung<br />

zu kommunizieren. Im Gegensatz dazu nehmen<br />

die meisten Tiere ihre Umgebung vor<br />

allem über chemische Stoffe, so genannte<br />

Infochemikalien, wahr. Sie leben in einer<br />

eigenen „Duftwelt“. Infochemikalien spielen<br />

eine entscheidende Rolle für lebenswichtige<br />

Prozesse wie Fortpflanzung, Sozialverhalten,<br />

Nahrungsaufnahme, Verteidigung oder Orientierung<br />

(Bild 1).<br />

Tiere leben in ihrer eigenen Duftwelt<br />

Je mehr über Infochemikalien bekannt wird,<br />

desto mehr wird deutlich, wie viele Organismen<br />

extrem empfindlich auf subtile chemische<br />

Signale im piko- bis nanomolaren Konzentrationsbereich<br />

reagieren. Die Duftsignale<br />

setzen sich meist aus mehreren Einzelstoffen<br />

zusammen; in einem Fall wurden bis zu 300<br />

verschiedene chemische Verbindungen identifiziert.<br />

Zum Beispiel haben Organismen,<br />

die im Wasser leben, entscheidende Vorteile,<br />

wenn sie sich auf chemische Reize verlassen,<br />

da diese auch bei Nacht oder in trübem<br />

Wasser zuverlässige Informationen liefern.<br />

Vom Wasserfloh (Gattung Daphnia) weiß<br />

man, dass die Tiere sehr viele Informationen<br />

aus der „Duftumgebung“ entnehmen können<br />

und darauf entsprechend reagieren. So<br />

wandern sie horizontal oder vertikal im See,<br />

werden unterschiedlich groß oder bekommen<br />

ihre ersten Nachkommen, wenn die<br />

Situation dafür geeignet ist. Sie können sich<br />

sogar gegenseitig mittels Gerüchen darüber<br />

informieren, ob sich ein hungriger Freßfeind<br />

im Gewässer aufhält. Als Reaktion können<br />

sie in andere Bereiche des Gewässers fliehen<br />

oder Helme und Stacheln auf ihrem Panzer<br />

wachsen lassen, so dass sie weniger leicht zu<br />

verschlucken sind.<br />

Nachdem ich mich in früheren Projekten mit<br />

den Inhaltsstoffen von Kosmetika und deren<br />

Auswirkungen auf die Umwelt beschäftigt<br />

hatte, wurde deutlich, dass Duftstoffen eine<br />

ganz besondere Rolle zukommt. Ich habe<br />

daher in einem weiteren Forschungsprojekt<br />

die vielfältigen und verschiedenartigen<br />

Daten aus der Grundlagenforschung der<br />

chemischen Ökologie ausgewertet und die<br />

Erkenntnisse auf die Anforderungen der aktuellen<br />

Ökotoxikologie übertragen. Dies hat

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