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subtitel. Berlinale 04 - Teresa Urban

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»There can´t be a societal revolution without sexual revolution.«24weiter zu: »Anatomie de l´enfer« / Catherine Breillat / Frankreich 2003Der langweiligste Schock. Zwei Menschen. Eine Frau. Ein Mann.Zwischen ihnen ist nichts. Keine Gefühle, keine Scham. Außer das Geld,mit dem sie ihn bezahlt, und die Tatsache das er Frauen hasst. Was jedocheher hilfreich zu sein scheint. Catherine Breillat zeigt uns zwei Menschen,zwei Charaktere, die aufeinander treffen. Die Frau, die nur betrachtetwerden will. Nur als Körper, als nutzbarer Körper. Dazu braucht sie ihn,den sie in einer Schwulendisco trifft. Sie versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden.Er hindert sie daran. Der Mann der nichts mit diesem Körperanzufangen weiß. Der Film gibt ihm genug Zeit, auszuprobieren, wasalles mit diesem Körper geht und was nicht. Bald hat man durchschautwas passiert. Man ist nicht mehr überrascht. Ein Mann auf dem Erkundungsstreifzug,was man wie wo wann in eine Frau reinstecken kann.Reichlich banal und in Großaufnahme. Dazu die Dialoge, die nicht nurtheatral sind, sondern auch allwissend, pseudointellektuell und, aus demMund eines schauspielerisch unbegabten, schlecht französisch sprechenden,Pornostars (Rocco Siffredi), mehr als aufgesetzt klingen.Das Problem: Es ist ein Gefühl: Wut. Ich bin wütend auf diesen Film.Auch jetzt noch, wo viele Tage vergangenen sind und mir scheinen dierechten Worte zu fehlen. Denn den vielen Gründen, die diesen Film kritisieren,die sichtbaren, möchte ich gar nicht zustimmen. Auch wenn espornographische Bilder sind. Die gerade geführte Diskussion über dieAnnäherung der Kunst an den Porno oder anders herum, bzw. gegenseitigeBeeinflussungen dazwischen. Das ist nicht das Problem. Es ist dieWut und das dadurch entstehende Problem. Ein Sprichwort: »Nur getroffeneHunde jaulen.« Ich bin aber nicht getroffen. Ich springe nach demFilm nicht auf und schreie: »Das ist Pornographie! Eine Frechheit!« Daslässt mich kalt. Trotzdem bin ich wütend und wenn ich diese Wut versuchezu formulieren, so stecke ich schon mit einem Bein in demSprichwort und genau das macht mich wütend. »Anatomie de l'enfers«greift Themen auf (die ich vielleicht als alt empfinde, andere nicht), gibtAktualität vor, aber reibt sich nicht an denThemen. Man spürt keine wirkliche Auseinandersetzung.Wie gesagt, es ist ein Gefühl unddie Ausstrahlung. Angenommen der Film isteine Person die vor mir steht. Diese Person istarrogant, im negativen Sinn, sie ist selbstverliebt,Selbstreflexion ist ihr ein Fremdwort.Schrecklich unsympathisch. In Kürze: Selbstvergessen,selbstverliebt.Der Zwang nach schockierenden Bildern machtden Film langweilig und vorhersehbar. Inhaltlichso selbstverliebt, dass es schmerzt. Masturbation.T.F.Die Widerspenstige. Ihr Gesicht ist widerspenstig, aber ohne Verbitterung.Die wachen, braunen Augen lehnen sich auf gegen die kleinlicheAusbeutung in der Blumenfabrik, gegen eine Heirat als Notlösung undEndstation, gegen die Enge und Unabänderlichkeit, in die ihre Jugendeingesperrt ist, weil ihre Familie arm ist, so wie alle Arbeiterfamilien inKolumbien. Der Ausdruck ihres Mundes sträubt sich dagegen, keineHoffnung mehr haben zu dürfen, nur weil man am falschen Ort geborenist, weil man jung ist im falschen Land.Die Männer, an die sie gerät, leben davon Kokain in die USA zu schmuggeln,doch sie sind eben sowenig knallharte, skrupellose Gangster, wieMaria naiv oder leichtgläubig ist, als sie sich auf sie einlässt. Es brauchtkeine sonnenbrillenverglasten Stereotype, keine stilisierten Gewaltexzessum klar zu machen, dass Drogenhandel kein Kinderspiel ist, auch nicht,wenn Maria die traubengroßen Latexkapseln mit dem weißen Pulver miteiner Entschlossenheit schluckt, als enthielte jede von ihnen auch einStückchen der Freiheit, nach der sie sich sehnt. Selten wurde die subtileBrutalität des nackten Realen eindringlicher erzählt als in diesen schlichtenBildern von Mädchen, die sich in irgendwelchen Hinterzimmern dieseArt von Gewalt antun, weil es die einzige Chance ist, auf ein besseresLeben.Ihr Gesicht ist erschüttert, aber immer noch widerspenstig, als sie Blancaam New Yorker Flughafen klarmacht, dass sie nicht mit zurückfliegenwird. Sie wird bleiben, auch wenn es schwer wird. Der Preis dafür warhoch. J . B.»Die Übelkeit kommt mit einer Weintraube«Aufwühlend. Die Übelkeit kommt mit einerWeintraube. Groß und Blau. Mit ihr soll Mariaschlucken üben. Sie würgt. Ich würge, musswegschauen. Die Geschichte hat mich. DieVorstellung, etwas so Großes ungekaut schlucke nzu müssen, tut weh. Später wird Maria 62 doppeltso große ›Würstchen‹ schlucken, 62 kleineHeroinpäckchen, die riesengroß werden, wennman weiß, dass sie unversehrt – eins nach demanderen – im Magen dieses zierlichen MädchensPlatz finden müssen. 62 mal Leid. Unvorstellbar.Mir ist schlecht.N.H.Maria, llena eres de GraciaRegie: Joshua MarstonUSA/Kolumbien 20<strong>04</strong>25

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