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subtitel. Berlinale 04 - Teresa Urban

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»Noch ein Tag, noch ein Tag – jetzt bin ich soweit.«»Noch ein Tag, noch ein Tag – jetzt bin ich soweit.«52Samstag 07.02.0311.30 UhrMarkus findet »A tale of two sisters« nicht gutund ich verachte ihn dafür. Da mir keine Argumentemehr für den Film einfallen und ich ihnnicht überzeugen kann, ärgere ich mich auchnoch über mich selbst. Und als wir anschließenddarauf kommen, dass er einfach viel mehrHorrorfilme gesehen hat als ich, und mir dämmert,dass er mit seinen Einwürfen womöglichnoch Recht haben könnte, gebe ich klein beiund platze fast innerlich vor Wut.Sonntag 08.02.0317.00 UhrMelvin van Peebles ist der coolste Mensch aufder ganzen Welt.18.00 UhrEsther Gronenborn und Stephan Clonk sindzwar feste Mitglieder der Filmakademie, weil siebeide einen deutschen Filmpreis haben, aber ichhab Karten für den Ramonesfilm und bin damitHeld der Runde.00.20 Uhr»Freedom2Speak« ist so witzig wie Blut kotzen.Im Halbschlaf mal ich mir aus, wie Godard undich die Filmemacher von »Freedom2Speak« zwinge n , nackt um einen goldenen Bären zu tanzen,während wir hysterisch kichernd ihre Vorführkopieverbrennen. Anschließend beschließeich einstimmig, dass es wieder Zeit ist, Manifestezu schreiben.Montag 09.02.0308.30 Uhr NachtragLieber Herr Pletziger,ich sollte mich dafür entschuldigen, Ihnen vorhinkein einziges Mal zugehört zu haben. Ichsollte mich auch dafür entschuldigen, Sie binnen30 Minuten dreimal gefragt zu haben, wasfür Filme Sie sich ansehen werden, obgleich siemir jedesmal die gleichen Antwort gaben, nämlich,dass Sie gar nicht wegen der <strong>Berlinale</strong> hierseien und sich gar keinen Film ansehen werden.Was ich sagen will ist folgendes: Ich werdeihnen die ganze Woche nicht zuhören. Weilalles, von dem sie reden, gerade nicht existentist. Es gibt nur Filme. Und Filme. Und noch viel,viel mehr Filme. Und Karten gibt es auch. Unddarüber kann man sich dann auch unterhalten.Alles andere ist belanglos. Daher tut es mirauch nicht aufrichtig Leid, macht das Leben indiesem seltsam desolaten Zustand doch einenganz ausgezeichnet angenehmen Sinn, in seinerzweitägigen absoluten Vorhersehbarkeit.23.30 UhrDenke heute wäre morgen. Denke morgen anFilme von gestern. Denke heute an Filme vonmorgen. Denke jetzt an morgen, für die Filmevon übermorgen. Denke, schlafen wäre nichtschlecht. Denke, schlafen ist nicht möglich.Denke, auf ein Bier ist noch ok. Denke, Zeitkommt mir gerade sehr unterschiedlich vor.Denke, Ironie oder Schicksal: 8 mm Bar. Undnoch mehr Filme.Berlin ist die Stadt, wo die Menschen aus Heimwehhinziehen. Treffe alte Dämonen aus derVergangenheit an der Theke. Da das, was malIdentität war, irgendwo in der Schlange amRoyal Palast vergessen oder stehen gelassenwurde, also nicht mehr da ist, kann man jetztauch anstoßen. Ist ja nicht Wirklichkeit. IstFilm. Herr Gerhold kommt. Wir stoßen noch oftan. Wir fühlen uns gut.Dienstag 10.02.0316.30 UhrMelvin van Peebles trägt neonpinkfarbeneSocken und ist noch viel unglaublich cooler alsbisher angenommen.Mittwoch 11.02.0300.00 UhrAlles ist Film. Trend spielen. Großartig. Fetzersingt und suhlt sich ganz Iggy Pop mäßig,direkt vor meinem Füßen auf dem Boden, währender sich Bier überschüttet. Das Filmmomentdaran: Die halbtotale Aufsicht. Von Fetzer berührtworden zu sein, danach heim gehen undmorgen nicht nach Bier zu stinken.Freitag 13.02.0320.00 UhrWie Tiere stürzen sich die Akkreditierten ohneKarten auf die ausgeteilten Nummern des Internationalpersonals,um später nach eben diesenNummern doch noch Einlass gewährt zu kommen.Eine der ersten Nummern in der Handstehe ich belächelnd daneben, fühle ich michdoch schon fast schon als erfahrener <strong>Berlinale</strong>besucher,während sich andere wild gegenseitigbeschimpfen und das Nummernsystem immernoch nicht verstanden haben. Meine Arroganzsollte bestraft werden. Es kommt keiner mehrrein. Daraufhin gehen meine überaus bezauberndeBegleitung und ich in die demInternational gegenüberliegende Bar und betrinkenuns sehr schnell und sehr kultiviert.Meine Begleitung ist angehende Produzentin53

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