Florian Härle: Über filmische Bewegtbilder, die sich wirklich bewegenAbb. 10:Wir lagern uns ums Feuer von Schmelzdahin, Viper, int. Film- und Videotage Luzern, 1988 (Foto:M. Mantz)Was darauf folgte, geht aus dem Prolog des vorliegenden Textes hervor: DieGeschwindigkeit des Filmstreifens wurde verringert, bis er still stand und eineinzelnes Kader auf die Leinwand projiziert wurde. Das von Chemikalien zersetzteFilmbild begann Bläschen zu werfen und durch den Stillstand des Projektorswurde der Filmstreifen so heiß, dass er durchbrannte. Danach war dieVorführung Wir lagern uns ums Feuer zu Ende.Reble beschreibt diesen Moment heute folgendermaßen: »Der Filmwird durchdrungen und man sieht das Licht – man kommt näher an das Lichtheran«. 6 Seine Beschreibung mutet poetisch an und man möchte sie unkommentiertstehen lassen, damit sie sich in der Imagination festsetze undGedanken und Reflexionen auslöse. Aber es steckt noch eine weitere spannendeReferenz darin, denn sie verweist auf die Materialität, die durch diesesLicht sichtbar wird: das Licht an sich, welches das Wesen eines jeden Filmesausmacht, die Lampe im Projektor, von der dieses Licht ausgeht, der Filmstreifen,der Projektor, die Leinwand und darüber hinaus erhellt dieses Lichtauch den gesamten Raum, in dem sich die performative Filminstallation ereignetund sämtliche Elemente darin – also auch den Betrachter.Darauf Bezug nehmend möchte ich den Künstler Ilja Kabakov anführen,der Anfang der 90er Jahre an der Städelschule in Frankfurt eine Vorlesungsreiheüber die Kunstform der Installation hielt und diese 1995 im BuchÜber die ›totale‹ Installation publizierte. Darin erweitert Kabakov den obenausgeführten Ansatz O´Dohertys um eine detailreiche Untersuchung der einzelnenKonstituenten der Installation. Wollte man einen Vergleich zuO´Dohertys Text ziehen, um ein Differenzierungsmoment heraus zu stellen, sokönnte man sagen, dass Letzterer den Galerieraum als historische und gewachseneKonstruktion begreift, diese von außen betrachtet und stets mitBezügen arbeitet zwischen Innerem (beispielsweise Wand, Raum, Betrachter)und Äußerem (Kunstgeschichte, -theorie, -kritik). Kabakov seinerseits suchtim Inneren der Installation und absolut folgerichtig und folgenreich ist dabei,dass er den Fokus auf den Betrachter richtet. Die wahrnehmende Instanz steht6Reble im Gespräch über Wir lagern uns ums Feuer am 28.3.2012.<strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 116
Florian Härle: Über filmische Bewegtbilder, die sich wirklich bewegenin seiner Theorie im Mittelpunkt, der Betrachter ist das »plastische Zentrum«(KABAKOV 1995: 45) und diesem spricht er im wahrsten Wortsinn eine elementareRolle zu. Dies wird vor allem an der Stelle deutlich, an der er die anderenBesucher in der Installation, er nennt sie ›Nachbarn‹, als Komponente bezeichnet(vgl. KABAKOV 1995: 15). In dieser Sichtweise werden diese Nachbarnebenso als konstitutive Elemente der Installation verstanden, wie jedes andereObjekt darin. Und wie jedes Objekt in der Installation betrachtet wird, sowird auch der Betrachter betrachtet. 7 Dadurch wird der Betrachter zur Selbstreferenzund zur künstlerischen Strategie, die ihn zuerst einmal auf sichselbst zurückwirft, um sodann von der Installation aufgenommen zu werden.So ist das, was den Betrachter in einer Installation definiert, vor allem seinphysisches Involviertsein. Denn in einer Installation ist er nicht nur wahrnehmenderBetrachter, sondern bezeichnenderweise mit seinem Körper wie alleanderen Elemente ein Teil des Ganzen und selbst Material.Dieser Punkt ist besonders in einer performativen Filminstallationspannend, denn dort entsteht innerhalb eines installativen Rahmens vor denAugen eines Publikums ein Film. Genauer gesagt, wird die Entstehung desFilmes in einer Art Installation aufgeführt. Das Wesentliche hierbei ist, dassder Betrachter die Genese des Filmes miterlebt und sich selbst gleichzeitigmit einschreibt in diesen Film. Die übrigen Objekte der gesamten kinematographischenInstallation (vgl. REBENTISCH 2003: <strong>17</strong>9-207), die ebenso dazu gehören– der Projektor im Raum, die Leinwand, der Filmstreifen, welcher beiWir lagern uns ums Feuer bezeichnenderweise durch den Raum verläuft sowiedas Publikum – unterstützen diese integrative Funktion des Betrachtersim Film. Der Betrachter ist Teil des Ganzen und mitten drin.Abb. 11:Wir lagern uns ums Feuer von Schmelzdahin, Viper, int. Film- und Videotage Luzern, 1988 (Foto:M. Mantz)Das analoge Schmalfilmformat Super8 wurde seit Mitte der 60er Jahre häufigim privaten Bereich verwendet, im Amateurfilm- und Home Entertainment-Bereich. Das unbelichtete Material war <strong>für</strong> Hobbyfilmer in Kassettenform ver-7Vgl. Niklas Luhmanns Begriff der Beobachtung zweiter Ordnung (vgl. Luhmann 1997).<strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 1<strong>17</strong>
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