Ines Müller: Bildgewaltig! Die Möglichkeiten der Filmästhetik zur Emotionalisierung der Zuschauerseln gilt. Die filmischen Gestaltungsmittel sind es, die die Ästhetik des Filmsbestimmen und damit <strong>für</strong> die Emotionalisierung des Zuschauers verantwortlichzeichnen. Der Aufsatz legt den Schwerpunkt auf den visuellen Look einesFilms und stellt drei Aspekte besonders heraus: Den offensichtlichen Bereichder Bildgestaltung, den unterschwelligen Bereich des Lichts sowie den subtilenBereich der Farbe.1. VorbemerkungMein Interesse an einer Fragestellung, die sich im Wesentlichen auf dieWahrnehmungsdimension des filmischen Bildes bezieht – und hier insbesondereauf die Emotionalisierung des Zuschauers durch die Möglichkeiten derFilmästhetik – hat zwei Ursachen: Zum einen habe ich lange Zeit als Kamerafrauauf der Seite der Produzierenden gewirkt, musste mir also (gemeinsammit dem Regisseur) überlegen, welche filmischen Gestaltungsmittel ich einsetze,um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, die den Zuschauer in die Geschichteführt – sie den Film erleben lässt. Zum anderen habe ich als Lehrerinbzw. Lehrbeauftragte <strong>für</strong> audiovisuelle Medien die Gelegenheit gehabt, Reaktionenvon Schülerinnen und Schülern, und in meinen Filmseminaren an derUniversität, Reaktionen der Studierenden auf Filmausschnitte hautnah zubeobachten und dabei festgestellt, wie groß der Anteil der Vorerfahrungendes Zuschauers in Bezug auf die Emotionalisierung ist. In vielen Anschlussgesprächenund -aktionen nach den Filmen wurde deutlich, dass ästhetischeGestaltungsmittel wirken, aber wie stark und in welche Richtung die Wirkungging, war subjektiv ganz verschieden.Welche Möglichkeiten zur Emotionalisierung hat der Bildgestalter alsotatsächlich und wovon hängen sie ab? Der Grund, dieser Frage noch einmalnach zu gehen und eben auch aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten,ist also letztendlich in meinen jeweils unterschiedlichen Berufserfahrungen zusuchen. Und da ich zurzeit hauptsächlich in Lehr-Lern-Verhältnissen stehe,liegt mein Fokus immer auch darauf, wie ich diese Erkenntnisse im Rahmenvon Bildungsprozessen thematisieren kann. Dabei liegt der Schwerpunktmeiner Betrachtungen auf den Gestaltungsmitteln, <strong>für</strong> die in erster Linie dieKameraarbeit verantwortlich ist.2. Vom Wort zum BildIm Film werden Inhalte visuell vermittelt, Ästhetik und Gestaltung rücken inden Mittelpunkt, denn die Fragen, die sich stellen, sind: Wie unterstützen diegestalterischen filmischen Mittel den Inhalt? Und wie lassen sich die Wahrnehmungssinnedes Zuschauers ansprechen, wie Empfindungen hervorrufen?Wie lenkt die Kamera den Blick, die Wahrnehmung, das emotionale Mit-Erleben und das ästhetische Empfinden? Die Kamera bildet nicht einfach nurab, was vor ihr passiert. Alles, was im Bild gezeigt wird und wie es gezeigt<strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 52
Ines Müller: Bildgewaltig! Die Möglichkeiten der Filmästhetik zur Emotionalisierung der Zuschauerwird, ist <strong>für</strong> die Bedeutungsbildung und die Wirkung wichtig (vgl. auch MIKOS2003). Dabei sind die filmischen Gestaltungsmittel wesentlicher Bestandteilund deren kunstvoller Einsatz Voraussetzung einer gelungen Kommunikationzwischen dem Film und dem Zuschauer. Sie sind es, die den Blick desZuschauers lenken, <strong>für</strong> die Ästhetik und die Emotionalisierung verantwortlichsind.Abb.1:Paris, Texas (D / F 1984, Wenders, Kamera: Robby Müller)Zu diesen Gestaltungsmitteln gehört zunächst einmal der Kamerastil, der sichin der Wahl und Kombination von Einstellungsgrößen, Kameraperspektivenund -bewegungen, sowie der Kadrierung zeigt. Hinzu kommen der Einsatzvon Farbe und Licht, Ton, Sound und Musik, nicht zu vergessen die Ausstattungund natürlich der Schnitt bzw. die Montage (vgl. auch MIKOS 2003). Diefilmische Inszenierung kann nicht unter dem Aspekt der inhaltlichen Aussagegesehen werden, ohne dabei die »Übertragung des Inszenierten in die Bilder,die Ausgestaltung der fotografischen Form« (PRÜMM 2006: 16) zu betrachten.Von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> das Filmverstehen ist daher, die Funktionund Wirkung dieser filmischen Gestaltungsmittel zu kennen, die Kompetenzzu entwickeln, Bilder ›lesen‹ zu lernen.Durch die inzwischen einerseits nahezu unbegrenzte digitale Reproduzierbarkeitvon Bildern, auch von Kunstwerken, und andererseits durch dieneuen Formen der visuellen Kommunikation, massenhaft wie individuell, istder mit dem Begriff Iconic Turn (vgl. BÖHM 1994) verbundene veränderte Blickauf das Bild nicht auf das künstlerische Bild einzuengen, wie Schule es imWesentlichen tut. Die Vorstellung von der Autonomie des Bildes, das sich nurvom Bild selbst her verstehen lässt, ist angesichts »der Suggestivkraft vonBildern in der öffentlichen Verständigung« (2003: 408), wie Willibald Sauerländeres formuliert, und der Bedeutung von Bildern <strong>für</strong> die Urteils- und Meinungsbildungnicht länger aufrecht zu halten. Mit dem Iconic Turn wird daraufhingewiesen, dass gesellschaftliche Ereignisse und Vorgänge nicht nursprachlich vermittelt und verhandelt werden können, sondern sich in derWeltwahrnehmung und -darstellung eine Wende vom Wort zum Bild vollzogenhat und Bilder zu einem zentralen Steuerungsinstrument <strong>für</strong> Politik undÖkonomie geworden sind (vgl. SAUERLÄNDER 2003).<strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 53
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