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IMAGE 17 - Gesellschaft für interdisziplinäre Bildwissenschaft

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Dimitri Liebsch: Wahrnehmung, Motorik, Affektihrer eigenen Zielsetzung gerecht werden und den Film im Kontext der anderenKünste situieren.In diesem Zusammenhang will ich abschließend noch eine begrifflicheEigenheit kommentieren. Anders als der im Deutschen seltene Ausdruck›bewegtes Bild‹ erfüllen im Englischen ›moving pictures‹, ›motion pictures‹,›moving images‹ und die Kurzform ›movies‹ zwei unterschiedliche Aufgaben.Diese Ausdrücke können erstens und im Wortsinne einen rein visuellen Gegenstandbezeichnen, aber zweitens ebenfalls pars pro toto den Film im alltäglichenSinne meinen. Carroll redet über das erste, aber in Ausdrücken, dieauch <strong>für</strong> das zweite verwendet werden. Was das Defizit seiner Definition betrifft,so ist Carroll offenbar dieser sprachlichen Eigenheit aufgesessen – oderaber er beutet sie bewusst aus, um das Defizit zu kaschieren. Da Carroll inseiner Ontologie den normalen Sprachgebrauch und den Commonsensedurchaus respektiert und reflektiert, wie seine Diskussion der GrenzfälleDaumenkino und Zootrop gezeigt hat, ist die zweite Option allerdings wahrscheinlicher.Durch die Konfrontation der Phänomenologie Sobchacks und der analytischenPhilosophie Carrolls sind im Vorhergehenden die Leistungen undGrenzen der beiden Ansätze deutlich geworden, jedenfalls soweit sie die Rolle/ndes Körpers <strong>für</strong> den Film thematisieren. Erstaunlicherweise liegen dieSchwächen der beiden (bei Sobchack sind es gravierende, bei Carroll sind eskleinere) genau in den Bereichen, die man prima facie zu ihren Stärken gezählthätte: Die Phänomenologie Sobchacks hat Probleme, dem PhänomenFilm gerecht zu werden, und Carrolls Ontologie vermag ausgerechnet bei derWahl des Definitionsverfahrens nicht zu überzeugen. Positiv festhalten lässtsich, dass eine substanzielle philosophische Auseinandersetzung mit bewegtenBildern (im weitesten, also die talkies einschließenden Sinne) den Bereichdes rein Optischen weit überschreiten muss. Dabei geht es weniger darum,dass zu dem Gesehenen parallele taktile Qualitäten – womöglich imaginativ –in gewisser Weise hinzugefühlt werden können. Entscheidend ist vielmehr,erstens die in der Wahrnehmung tatsächlich miteinander und mit der Motorikinteragierenden Sinne zu berücksichtigen und zweitens zu verfolgen, wie dasMosaik der vom bewegten Bild dargebotenen Modalitäten (auch in zeitlicherHinsicht) zusammengesetzt ist. Da es sich bei diesen Bildern um bewegtehandelt und sie daher auf vielfältige Weise und besonders körperlich wirkenkönnen, ist schließlich und drittens nicht zu vergessen, dass ›motion pictures‹auch »e-motion pictures« sind (CARROLL 2008: 147).LiteraturBAUDRY, JEAN-LOUIS: Ideologische Effekte erzeugt vom Basisapparat (1970). In:Eikon. Internationale Zeitschrift <strong>für</strong> Photographie und Medienkunst, 51993, S. 36-43.<strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 145

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