Norbert M. Schmitz: Arnheim versus Panofsky / Modernismus versus Ikonologieassumption is, that the history of art of modernism fails the specific elementof the dispositive cinema and the potential of iconology is not yet utilised.Der Aufsatz will am historischen Fall der frühen Filmtheorie untersuchen,welche methodischen Optionen die Kunstgeschichte hinsichtlich der Spezifikdes filmischen Bildes bietet. Die vielleicht treffende Unterscheidung ist diezwischen einer Kunstgeschichte als Beschreibung des funktionalen Bildgebrauchsin der neuzeitlichen Kultur, die gewissermaßen in den Bildern derindustriell reproduzierbaren Massenmedien nur ihre zwanglose Fortsetzungfand, und einer Ästhetik autonomer Kunst, die sich ja geradezu als Gegensatzzum selben entwickelte.Dabei stellt sich heraus, dass die Kunstgeschichte des Modernismus,hier vorgestellt durch die Filmtheorie des jungen Rudolf Arnheim als Pendentzur historischen Avantgarde ihrer Zeit in den klassischen Medien, das Spezifischedes jungen Medium häufig verfehlte. Dagegen konnte die Ikonologie,namentlich der Filmenthusiast Erwin Panofsky, das Kino als ein Medium dersozialen Kommunikation und symbolischen Selbstvergewisserung der <strong>Gesellschaft</strong>in einer bis heute anregenden Thesenbildung beschreiben. Dieswird auch noch in den aktuellen Debatten um das ›Wesen‹ des filmischenBildes im Rahmen einer bildwissenschaftlichen Diskussion bis heute wenigreflektiert und stellt – essayistisch gesprochen – wohl das Unbewusste desDiskurses dar.Allzu schlichte Konfrontationen der Theoriemodelle wie die zwischendynamischen und statischen Bildern, auratischen Artefakten und ephemerenReproduktionen werden dann als ästhetische Strategien erkennbar, die keinesfallsein ›Wesen‹ des bildnerischen Bildes oder des filmischen Bildes erschließen,sondern Bilder bzw. Bildvorstellungen als Bestandteile unterschiedlicherSubsysteme wie Kunst, Design und Massenkommunikation erkennbarmachen. These ist kurz gesagt, dass gerade die Kunstgeschichtswissenschaftdes Modernismus das Spezifische des modernen Mediums Filmverfehlte, das Potenzial der Ikonologie noch lange nicht ausgeschöpft ist.EinführungSeit den achtziger Jahren gibt es auch in der vorher so lange um Distanz bemühtenKunstgeschichte das Bemühen, die technisch reproduzierten Bildernicht nur der Fotografie, sondern auch die Bewegungsbilder des Films, desFernsehens und der digitalen Medien zum Objekt der Forschung zu machen.Gelegentlich verstand man sich als ›Mutterdisziplin der Wissenschaften vomBild‹ und versucht auch institutionell, diese mit Macht in die öffentliche Aufmerksamkeitdrängenden Bildwelten dem genuinen Objektbereich des eigenenFachs zu subsumieren. Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> das Bildhafte einesMediums wie dem Film und tatsächlich waren die Ansätze der älteren FilmundMedienwissenschaften nur zu oft von ihrer Herkunft aus den Sprachwissenschaftengekennzeichnet, welche die ikonische Komplexität auch nur eines<strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 84
Norbert M. Schmitz: Arnheim versus Panofsky / Modernismus versus Ikonologietrivialen Kriminalfilms selten fassen konnte. Zuletzt steht die Kunstgeschichtein Konkurrenz zu den sprunghaft wachsenden jungen Disziplinen der FilmundMedienwissenschaft, zuletzt auch zum Bemühen um eine allgemeine<strong>Bildwissenschaft</strong>, Fächer, deren Erfolge im öffentlichen Bewusstsein und Diskursnur die allgemeine gesellschaftliche Relevanz ihrer Gegenstandbereichespiegelten. Kurz: wieweit können die bewegten Bilder der industriell reproduzierbarenMedien mit dem methodischen Gerüst der Kunstgeschichte verstandenwerden und wo reichen diese nicht hin?Die folgenden Überlegungen wollen am historischen Fall der frühenFilmtheorie, die eben auch von den bedeutenden Kunsthistorikern Panofskyund Arnheim geprägt ist, zeigen, welche methodischen Setzungen welcheMöglichkeiten der Perspektivierung auf das filmische Bild ermöglichen. Dievielleicht treffende Unterscheidung ist die zwischen einer Kunstgeschichte alsBeschreibung des funktionalen Bildgebrauchs in der neuzeitlichen Kultur, diegewissermaßen in den Bildern der industriell reproduzierbaren Massenmediennur ihre zwanglose Fortsetzung fand, und einer Ästhetik autonomer Kunst,die sich ja geradezu als Gegensatz zum selben entwickelte. Eben dies scheintmir auch in den aktuellen Debatten um das ›Wesen‹ des filmischen Bildeswenig reflektiert und stellt – essayistisch gesprochen – wohl das Unbewusstedes Diskurses dar. Um aber ein konstruktives Verhältnis beider Disziplinen,Kunst- und Filmwissenschaft, zu ermöglichen, ist es notwendig, diese Grenzlinienwie auch die Vermischungen dazwischen sorgfältig zu reflektieren. Konfrontationenwie die zwischen dynamischen und statischen Bildern, auratischenArtefakten und ephemeren Reproduktionen werden dann als ästhetischeStrategien erkennbar, die keinesfalls ein ›Wesen‹ des bildnerischen Bildesoder des filmischen Bildes erschließen, sondern Bilder bzw. Bildvorstellungenals Bestandteile unterschiedlicher Subsysteme darstellen.Bild- und Filmwissenschaft: Letztere entwickelte sich bekanntlich auchinstitutionell eher aus den Sprach- und Theaterwissenschaften und schonlange sind auch die Defizite dieser Herkunft deutlich. Es geht um die eigentlichschlichte Feststellung, dass es sich bei der Kinematographie auch um einvisuelles Medien handelt. Das gilt selbst <strong>für</strong> die Fragen der Narratologie, dennes geht bei den moving pictures fast immer um ein Erzählen mit Bildern. Wieselbstverständlich drängt sich deshalb die traditionsreiche Kunstgeschichteals eine weitere Bezugsdisziplin der Filmwissenschaft auf, denn hier wird seitmindestens zweihundert Jahren nicht nur über konkrete Bildartefakte, sondernauch über das ›Bild an sich‹ geforscht und kontrovers diskutiert. Undgerade hier erweitert sich das Fach in Richtung einer allgemeinen <strong>Bildwissenschaft</strong>.Allein die Wissensoziologie kann erklären, warum sich umgekehrt diealtehrwürdige Kunsthistorik dem so lange verfemten Kino verweigerte. Heutejedenfalls konkurriert das Fach mit anderen über die Hegemonie über diesesneue, letztlich doch schon so alte Medium Film. Doch dieser Streit der Fakultätensoll hier nicht weiter stören.Aus der Perspektive der Filmwissenschaft bleibt die Frage, was eigentlichder Nutzen, das Potenzial einer kunstwissenschaftlichen Fragestellung <strong>für</strong><strong>IMAGE</strong> | Ausgabe <strong>17</strong> | 1/2013 85
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