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Herbst-Blatt Herbst-Blatt - Rahnsdorfer Schirm

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Feuilleton19Nächtlicher Spuk bei derDudelskircheRechter Hand vom Wiesenweg nach Langenbergstand in der Nähe der Dudelskirche eine Fichte.Man hatte sie als Zeichen dafür gesetzt, weil unterihr die Gebeine des Mörders Kaspar Klinger begrabensind. Keiner lief des Nachts daran vorüber,ohne Gänsehaut zu haben. Dafür war viel zu bekannt,dass es an dieser Stelle spukt. Denn kam dieDunkelheit, wurde Klingers Geist lebendig, stiegaus dem Grab und geisterte als schwarzer Schattenumher. Man entdeckte ihn bald da, bald dort, amWasser oder auf den Wiesen. Und wen er auf demWeg traf, den wollte er grüßen. Jedoch ist bislangjedermann geflohen, bevor das geschehen konnte.Erst wenn ihm jemand auf seinem Gruß dankt, wirdder unstet umherirrende Geist gebannt und Ruhe inseinem Grab finden.Hrerbst-<strong>Blatt</strong> Trepotow & KöpenickEin Bergmann bautTellerhäuserIn Wiesenthal, nahe dem Fichtelberg, lebte um1570 ein geachteter Bergmann, der hieß Teller. Erwar ein rechtschaffener Mann. Weil aber die Grube,auf der er anfuhr, keine Ausbeute mehr brachte,lehnte es der Bergherr ab, den rückständigen Lohnzu zahlen. Dabei hatte der Bergmann ein krankesWeib und Kinder daheim. So geriet er über Nachtund ohne Schuld in große Not.Eines Sonntags in der Kirche erschrak er sehr, dennunter der Kanzel stand ein Berggeselle, der ihmaufs Haar glich. Und dieser trug eine blinkendeSilberstufe auf der Schulter. Als der BergmannTeller heimwärts ging, sprach ihn der stockfremdeMann an. Im Weiterlaufen gab ein Wort das andere,und so sprachen sie auch über das Bergwerk undTellers Not. Mitleidig schenkte ihm der Fremde einGeldstück.Der Doppelgänger ließ sich fortan öfter sehen.Teller deutete das als ein gutes Zeichen, fassteneuen Mut und kaufte von dem Gelde des Fremdenbeim Bergmeister die Erlaubnis, die auflassigeGrube neu zu bebauen. Gleich darauf machte ersich an die Arbeit. Ein Tag verging und fast auchder andere, sein Mut sank immer mehr, denn seinegroße Hoffnung wollte sich nicht erfüllen. AmEnde des zweiten langen Tages hatte er sich ebenmissmutig niedergesetzt, um sein letztes Stück Brotzu verzehren, als aus einem Loch des Gesteins einMäuslein hervorkroch. Es schnüffelte hin und herund las die Brotkrumen auf. Und da es nicht sehrviele waren, knabberte es am Grubenlicht herum.Das ärgerte den Bergmann, und er warf im Zorneseinen Schlägel nach dem Tier. Er traf aber nicht.Das Werkzeug sauste gegen die Wand und sprengteein starkes Stück Gestein los. Teller glaubte zu träumen:Dahinter stand ein gediegenes Silber an, unddas so prächtig, dass ihm schwindelte. Er griff zuseinem Habit und eilte heim, die frohe Kunde demWeib und den Kindern zu bringen.Bald war aus dem armen Häuer ein reicher Bergherrgeworden. Er blieb aber das, was er war:bescheiden, ehrsam und rechtschaffen. Und daer drei Söhne hatte, erbaute er jedem ein kleinesHaus, zwischen Wiesenthal und Rittersgrün, mittenim Wald. Kommt man in diese Gegend, wird mansie finden, denn die Häuser werden noch heute dieTellerhäuser genannt.Der gefoppte Teufel imHammerwerkWo ein Feuer ist, da ist auch der Teufel nicht weit.So war es auch im Pöhlahammer. Dort hatte derTeufel regelrecht sein Zuhaus, lebte in den Schuppen,Hallen, zwischen den Hämmern, auf denSchlackehaufen, huschte bald da, bald dort entlang,immer in einer anderen Gestalt, bald als Hammerschmied,bald als Schlackeknecht.Arbeitete aber einmal ein Mann allein auf demHammer, dann zeigte sich der Teufel in seiner wahrenGestalt, eben als Teufel und jagte den armenArbeitsmann Angst und Schrecken in die Glieder.Längst waren die Hammerschmiede darauf aus, denTeufel so lange zu foppen, bis er dessen überdrüssig,von allein das Feld räume. Also stellten sie einengroßen Spiegel bei den Hämmern hin, dass sichjeder darin sehen konnte. Als das der Teufel gewahrwurde, erschrak er sehr. Denn er dachte, ein zweitersei ins Werk gekommen und wollte schon auf unddavon. Jeder weiß, Teufel mögen keine anderen nebensich. Als er diesem fremden Teufel sein Wasserins Gesicht schlug, dieses aber zurück in das eigenespritzte, wusste er, dass man ihn genarrt.Von nun an drangsalierte er die Hammerleute nochviel mehr, dass viele daran dachten, dem Werk davonzulaufen.Das ging so lange, bis es den Schmiedengelang, einmal, als der Teufel unachtsam war,den Hammer einzurücken und ihm ein Stück seinesSchwanzes abzuschlagen.Seit dieser Zeit weiß man nichts mehr von einemTeufel im Hammerwerk. Denn ein Teufel mitkupiertem Schwanz ist nur noch ein halber Teufel,und den nimmt keiner ernst.Januar/ Februar 2013

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