8 GeschichteEr veränderte das WeltbildZum 540. Geburtstag von Nikolaus KopernikusNikolaus Kopernikus stürzte das geozentrischeWeltmodell des Claudius Ptolemäus, bei dem dieErde der Mittelpunktder Weltwar, welcher vonder Sonne und denPlaneten umwandertwurde.Kopernikuserkannte, dassnicht die Erde,sondern die Sonne im Mittelpunktsteht und von denPlaneten, alsoauch von der Erde, umkreist wird (heliozentrischesWeltbild).Geboren wurde Nikolaus Kopernikus am 19. Februar1473 in Thorn als Kaufmannssohn. Sein Vater starbals Nikolaus zehn Jahre alt war, weshalb er von seinemOnkel mütterlicherseits, Lukas Watzenrode, demspäteren Bischof von Ermland, erzogen wurde. Erstudierte zwölf Jahre an den Universitäten Krakau,Die Geschichte wach halten…Immer wieder faszinieren mich alte Ansichtskartenund Fotos insbesondere von den Ortsteilen Baumschulenwegund Johannisthal.Das alte Berlin bestand eben nicht nur aus demSchloss, dem Brandenburger Tor, Potsdamer Platz,Unter den Linden, Kurfürstendamm usw.Baumschulenweg wurde geprägt von der BaumschuleSpäth. Johannisthal als Wiege der Luftfahrthatte seit dem 26. September 1909 den erstendeutschen zivilen Motorflugplatz mit seiner langeninteressanten Geschichte.Einige Geschäfte und Gaststätten informieren ihreBesucher mit lokalen Ansichten aus mehrerenJahrzehnten. In Baumschulenweg sind das zumBeispiel in der Baumschulenstraße das Restaurant„Pamukkale“. Hier kann man sich ältere vergrößerteund eingerahmte Ansichtskarten von Baumschulenweganschauen.Auch im „Kupferkessel“ an der Ecke zur Forsthausallee(leider jetzt geschlossen) hingen einigeFotos aus den dreißiger Jahren des vergangenenJahrhunderts.In der Filiale der Volksbank eG am S-BahnhofBaumschulenweg, wo viele Jahre im legendären„Cafe Ulla“ die Gäste bedient wurden, kann mansogar jetzt noch den originalen Panzerschrankdieses Cafes bewundern, mit einer Original-Speisekarteaus dieser Zeit.Manch einer bekommt da Sehnsucht nach demCafe und den damaligen Preisen.<strong>Herbst</strong>-<strong>Blatt</strong>, Treptow & KöpenickBologna, Ferrara und Padua. In Padua studierteer hauptsächlich Medizin. Er erwarb auf allenhumanistischen Wissensgebieten eine umfassendeBildung und wurde 1499 Magister Artiumin Bologna. Kopernikus promovierte 1503 inPadua zum Doktor des kanonischen Rechts(katholisches Kirchenrecht) und kehrte noch imselben Jahr endgültig in seine Heimat zurück.Er wurde Sekretär und Leibarzt seines Onkels.Nach dessen Tode übernahm er 1512 die Stelleeines Domherrn zu Frauenburg (Frombork). Daswar kein geistliches, sondern ein Verwaltungsamt,welches ihm ein regelmäßiges Einkommenbescherte, und das ihm gestattete, sich seinenwissenschaftlichen Neigungen zu widmen. Seinbesonderes Interesse galt der Astronomie. Indem von ihm verfassten Commentariolus legte erseine astronomischen Ideen nieder. Darin stellteer die Hypothese auf, dass die Sonne, nicht dieErde, der Mittelpunkt der damals bekanntenWelt sei. Angeregt wurde er dazu von der heliozentrischenTheorie des antiken AstronomenAristarchos von Samos aus dem 3. Jahrhundertv. Chr., die aber damals kaum Beachtung fand.In der Kiefholzstraße 191 hält der Inhaber von„Bei Jorgo“ mit einem Foto in der Gaststätte dieErinnerung an das ehemaligen Cafe „Serenade“wach. Auch andere Gaststätten in Baumschulenweg,wie das „Kiefholzeck“ und die Gaststätte„Hammer“ könnten Geschichten erzählen.In der Seniorenresidenz „Domicil“ in der Mörikestraßegibt es in den Fluren große Fotos vomBerliner Zentrum um das Jahr 1900.Ich vermisse einige davon aus Baumschulenwegbzw. Johannisthal. Dies würde sicherlich dieBewohner und Besucher freuen.Herr Theves hatte jüngst ein Buch über die Baumschulenstraße78, dem ehemaligen Kino „Silvana“,veröffentlicht.Einige interessante Bücher und Beiträge überunsere Ortsteile gibt es von den Mitgliedern desFördervereins für das Museum Treptow e.V. GeorgTürke, Jürgen Krämer und Alexander Kauther,der mit seiner „Dokumentenreihe zum FlugplatzBerlin-Johannisthal 1909-1914“ in bisher 32 Heftenaltes und neues beschreibt (www.johflug.de)In Johannisthal erinnert leider nichts mehr an dasehemalige Fliegerheim und Bruchmuseum vonFranz Tolinski in der Winckelmannstr. und an daslegendäre Fliegercafe „Senftleben“ im Sterndamm/EckeKönigsheideweg. Hier trafen sichtäglich die Flugzeugführer, feierten oder trauertenum die bis Juni 1914 insgesamt 24 auf dem Flugfeldverunglückten Flieger.Mit dieser Hypothese stand er in krassem Widerspruchzu der im ganzen Mittelalter als unantastbargeltenden geozentrischen Lehre des Ptolemäus. Diekatholische Kirche und Astronomen, aber auch MartinLuther und besonders Philipp Melanchthon, derbedeutendste Mitarbeiter Luthers bei der Reformation,lehnten diese Theorie ab. Entgegen landläufigerAnsicht wurde Kopernikus seine Theorie nicht alsKetzerei vorgeworfen, sondern lediglich als Hirngespinstund Irrlehre angesehen. Enttäuscht über dieReaktion, konnte sich Nikolaus Kopernikus langenicht zur Veröffentlichung seines bereits 1530 abgeschlossenenHauptwerkes entschließen, zumal er mitseinen bescheidenen Instrumenten die These nichtbegründen und beweisen konnte. Erst auf Zuredenvon Freunden gab er die Einwilligung zum Druckseines Werkes. 1543 erschien es in Nürnberg unterdem Titel De revolutionibus orbium coelestium libriVI. (Über Umschwünge der himmlischen Kreise).Für ihn war das jedoch zu spät, denn am 24. Maidesselben Jahres starb Kopernikus in Frauenburg. Erselbst konnte das Buch nicht mehr in den Händenhalten, es traf an seinem Todestag in Frauenburg ein.Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde Kopernikus imDom zu Frauenburg bestattet.Den Beweis für die Richtigkeit der heliozentrischenLehre des Nikolaus Kopernikus erbrachteerst 80 Jahre später Johannes Kepler, indem er siemit seinen Keplerschen Gesetzen von ihren Ungereimtheitenund Mängeln befreite. So dachte sichKopernikus die Planetenbahnen noch als Kreisbahnen,Kepler entdeckte, dass diese jedoch elliptischeBahnen sind.Tristan MickeDie 1894 erbaute Trützschler-Villa am Sterndamm84 wurde 1997 nach den Denkmalvorschriftenrenoviert. Hier befand sich bis in die 50er Jahre(!) eine Warmbadeanstalt, an der sich noch einigeJohannisthaler erinnern. Die erste deutsche FliegerinAmelie Hedwig (Melli) Beese-Boutard (1886-1929)hatte dort ihre Flugschule und Wohnsitz von 1914-1916Die STADT UND LAND Wohnbauten-GesellschaftmbH renovierte das Ärztehaus am Bahnhof Schöneweideam ehemaligen Sternplatz. Das Hauswurde 1916 von der Terrain AG und vom Gründerdes Motorflugplatzes erbaut. Spannend, was überdas Gebäude zu berichten gibt. Es ist im Heft vonAlexander Kauther festgehalten, aber im Haus selbsterfährt man davon nichts.Im Kiez-Klub fand im Oktober 2012 eine Veranstaltungzum Thema „Interessantes Johannisthal“gemeinsam mit dem Förderverein des Museumsstatt. Mit Alt-Berliner Musik wurde der PowerPoint-Vortrag umrahmt.Es wird darüber nachgedacht, solche Veranstaltungenregelmäßig durchzuführen, unsere Ortsteile mitBild und Ton vorzustellen und Erzählungen der Besucherinnenund Besucher aus vergangenen Zeitenfür unser Museum festzuhalten.Vielleicht nehmen einige Leser des „<strong>Herbst</strong>-<strong>Blatt</strong>es“diesen Artikel zum Anlass, dem Förderverein fürdas Heimatmuseum alte Fotos und Geschichten zurVerfügung zu stellen.Oder vielleicht sogar selbst Mitglied des Fördervereinsdes Heimatmuseums zu werden (http://www.heimatmuseum-treptow.de/sites/foerdervereintreptow.htm)Januar/ Februar 2013
Feuilleton9Um die Ecke Gedachtesvon Lotar Cibis.Schneemanns KlageWer den Schaden hatHerr Jedermann hat jüngst entdeckt,dass er im falschen Körper steckt.Von der Natur derart beschieden,ist er notorisch unzufrieden.Wenn Andere per Handumdrehnim Leben voller Glanz bestehn,braucht unser Held zum Renommeeden Zuspruch einer guten Fee.Doch wehe, wenn die Frau verwirrtim Zauberspruch sich hat geirrt,wenn sie an eines Prinzen Stattnur einen Frosch gezaubert hat.Erfahrung lehrt: So ein Versehnist leider viel zu oft geschehn....,Wen es trifft - der sieht es bänglich:Ein Frosch bleibt man dann lebenslänglich.Das liebe GeldEs wird die Welt vom Geld regiert,mag man das auch beklagen,wer Geld hat, hat – was auch passiert –am Ende stets das Sagen.Dass alles nur am Gelde hängt,ist frühes Lernerlebnis,dass alles nach dem Gelde drängt,nur logisches Ergebnis.Wenn du ein armer Schlucker bist,wird dir in diesen Dingen,weil diese Welt nun mal so ist,kein Super-Coup gelingen.Wer nicht betrügt im großen Stil,um dutzende Millionen,kann nicht gewinnen bei dem Spiel,der Diebstahl muss schon lohnen!KarnevalEin Holzkopf bleibt ein Holzkopf auch,wird er bunt angemalt,ein Dummkopf ist auch dann nochdumm,wenn er wie Einstein strahlt.Schau dir am Rosenmontag anden Holzkopf und den Strahlemann.Ein Lügner ist der eitle Hase,gibt sich als Mediziner aus,er ist nur scharf auf meine Nase,die wär willkommen ihm alsSchmaus.Man müsse sie mir amputieren,so sagt er, das ist hundsgemein,ich würde sie mir sonst erfrieren,auf den Trick fall ich nicht rein.Das ist fast wie im Menschenleben,weist da ein Schlaukopf darauf hin,man solle ihm sein Bestes geben,hat schnöde er nur Geld im Sinn.444 JahreTreptowEin Schnapszahl-Jubiläum!Durch unsere Nachforschungen zum„120-jährigen" des Eierhäuschens sindwir, gemäß der Recherchen unseres Ortschronisten,Georg Türke, in der wohl sehrseltenen Lage, den ganz konkret zu benennendenUr-Gründer mit Ortsangabe zuhaben.Unser Ur-Treptower ist der Fischer AndreasNeuendorf, sesshaft am „Trebow undder Ziedelheide". Bestätigt und besiegeltmit einer Kämmereirechnung der StadtColin aus dem Jahre 1568 . Hiernachwurde der Trebow dem Fischer Neuendorfauf fünfzig Jahre in Pacht gegeben. Dafürzahlte er an den Rat der Stadt Colin einenSchock (5 Dutzend = 60 Groschen) und 24Groschen Wasserzins für das Wohnen undFischen mit drei Fischwehren sowie 32Groschen für die „Haide". Für das Heidegelddurfte er im Wald „Klotzbeuten"aufstellen und auf Honigfang gehen. Zuder Fischerkate gehörte noch Ackerlandfür die Aussaat von fünf Scheffel Getreideund eine Wiese für das Vieh. Das Ende derPachtzeit (also 1618) dürfte Neuendorfnicht erlebt haben, denn eine Witwe Refusverkaufte 1602 den Fischereibetrieb, oderbesser den Pachtvertrag, wieder für 100Taler an die Stadt Colin. Bis zum Beginndes 30-jährigen Krieges 1618 bewegte sichwenig, um dann ganz zu enden.Die weitere Geschichte läuft dann über dasVorwerk Trebow oder Trepkow und dieEntwicklung von „Zenner" bis zur Gegenwart.Zenner entwickelte sich dann als einVergnügungs-und Restaurations-Etablissementfür das gehobene Publikum. Für das„gemeine" Publikum entwickelten sich soetwa ab 1800 zahlreiche kleine Gartenlokaleund Budiken. Besonders hervorzuhebenist hier das „Eierhäuschen", das trotzmehrerer Brände und Überschwemmungenbis heute überlebt hat. Doch diese Themaist Ihnen ja bekannt.Das Anwesen könnte nach einer Zeichnungvon 1830 an der Einmündung desHeidekampgraben zwischen dem heutigenBootsverleih an der „Insel der Jugend"und „Zenner" gelegen haben. Etwa an derStelle des verfallenden Nebengebäudesvom „Zenner". Dieses Gebäude, der sog.Körner-Saal aus dem Jahr 1922, entsprichtdem geschichtsträchtigen Gründungspunktam südlichen Spreeufer Treptows. Es warder einzige Siedlungspunkt zwischen denStädten Berlin, Colin und Cöpenick. Weroder besser welcher Teil Berlins kannschon mit einer derartigen konkreten Gründungsgeschichteaufwarten?.Also verbreitet diese frohe Botschaft undseid stolz!Klaus Mannewitz<strong>Herbst</strong>-<strong>Blatt</strong>, Treptow & KöpenickJanuar/ Februar 2013