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Leben! - Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn

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„Zucker zähmen“ heißt das jüngste Buchvon Hans Lauber. Er ist Beirat der DeutschenDiabetes-<strong>St</strong>iftung DDS und sagt, erhabe seinen Typ-2-Diabetes seit zehn Jahrenohne Medikamente nur mit einer <strong>Leben</strong>sstiländerungim Griff. Wie stehen Siezu dieser These?Peckmann: Der Ansatz ist sicherlich richtig.Man kann mit einer gesunden und ausgewogenen<strong>Leben</strong>sführung Diabetes – wohlgemerktnur die Typ-2-Erkrankung – vorübergehend regulieren.Dass man das dauerhaft ohne Medikamenteschafft, habe ich in meiner Berufspraxisallerdings noch nicht erlebt.Lammers: Nicht nur das. Ich sehe darin aucheine Gefahr. Auch wenn jemand sein <strong>Leben</strong> umkrempelt,sich regelmäßig bewegt und fünf oderzehn Kilogramm Gewicht verliert, sinkt davonallein nicht der Blutzucker. Was bedeutet dasfür den Patienten? Hat er einen Fehler gemacht,sich nicht genügend bemüht?Sie halten die These also für nicht haltbar?Lammers: Nicht in dieser absoluten Form. Aberdas sagt Lauber auch nicht. Ihm geht es um diezu frühe Insulingabe. Völlig korrekt. Und ja: Mankann mit einer <strong>Leben</strong>sstiländerung das Risikoreduzieren, Folgeerkrankungen mindern undmanche Patienten können auch langfristig ohnepharmazeutische Unterstützung leben – abereben nicht alle. Auch wenn niemand Schuldzuweist. Sie kommt durch Maximalpositionendoch beim Patienten an. Das ist kontraproduktiv,und wir müssen in Schulungen erst psychologischeAufbauarbeit leisten, bevor wir in dieTherapie einsteigen können.Peckmann: Überhaupt verstehe ich diese Abwehrhaltunggegen Medikamente nicht. Wasist denn schlimm daran, wenn ich Tablettennehme oder Insulin spritze? Gerade angesichtsder neuen Präparategruppen, die förderlich fürBlutzuckerwerte und Gewicht sind. Es kommtdarauf an, dass ich meine Krankheit in den Griffbekomme und lange damit leben kann.Also ist es kein Problem für den Körper,wenn man regelmäßig auf Insulin oder Tablettenzurückgreift?Peckmann: So lange man ein ausgewogenesMaß hält, nicht. Insulin ist ja ohnehin im Körpervorhanden. Klar, wenn ich ungesund und vielesse und das mit viel Insulin reguliere, dann hatdas Folgen. Aber das ist bei jedem Menschen so.Wer viel isst, wird dick – mit oder ohne Diabetes.Angesichts von 9.000 Euro, die statistischjeder Diabetespatient jährlich kostet, sollteman sich fragen, ob sich ein Gesundheitssystemdiese Medikationspraxis leisten kann.Lammers: Das muss man differenzierter sehen.Die meisten Kosten werden nicht durch Pharmazie,sondern durch Folgeerkrankungen des Diabetesverursacht, etwa das Diabetische Fußsyndrom oderdie Dialyse. Das sind die wirklichen Kostentreiber.Ein Fazit bitte: Was also empfehlen Sie IhrenPatienten?Lammers: Als erstes eine Überprüfung des <strong>Leben</strong>sstils.Gesunde, ausgewogene ErnährungIntegriertes VersorgungskonzeptIn Marsberg wird die Diabetesbehandlungstrukturiert und sektorenübergreifenddurchgeführt. Die stationäre undambulante diabetologische Versorgungmit diabetologischer Schwerpunktpraxisam <strong>St</strong>.-Marien-Hospital wird in Kooperationvon zwei Diabetologen geleistet.Dr. Norbert Bradtke, Chefarzt InnereMedizin, und Dr. Gregor Dreesen, niedergelassenerDiabetologe, sorgen mit ihrerund viel Bewegung sollten in jeder Phase derDiabeteserkrankung hohe Priorität haben. DieTeilnahme an Schulungen oder Selbsthilfegruppenunterstützt das.Peckmann: Wenn das nicht oder nicht mehrreicht, dann erarbeiten wir mit jedem Patientenein individuelles Behandlungskonzept. Manchmalsind Tabletten besser, manchmal Insulin.Das kann und sollte man nie pauschal sagen.Ganz wichtig ist: Der Mensch verändert sich imLaufe der Zeit. Das muss man medizinisch begleiten.Deswegen laden wir unsere Patientenviermal im Jahr zu Routineuntersuchungen ein.Lammers: Eins ist darüber hinaus noch ganzwichtig: Je früher die Krankheit erkannt wird,desto besser sind Verlauf und Therapie zu gestalten.Das Krankheitspotenzial kann man inRisikobögen unter www.diabetes-risiko.de abfragen.Anfangs verläuft der Diabetes mellitusTyp 2 häufig symptomlos, richtet da aber bereitsSchäden im Körper an. Bei starkem Durst,häufigem Wasserlassen, Müdigkeit oder auchschlecht heilenden Wunden sollte ein Arzt aufgesuchtwerden.Die Diabetesberaterinnen Irmgard Lammers (li.) und Britta Peckmann mit Dr. Norbert Bradtkegemeinsam abgestimmten ambulantenund stationären Tätigkeit für einregional eng verzahntes Versorgungskonzept.So erfahren Patienten einedauerhaft abgestimmte Therapie auseinem Guss in Praxis und Krankenhaus.Tel.: 02992/605-6052E-Mail: diabetes-marsberg@owtz.den.bradtke@bk-marsberg.deBBT-Magazin 1/2014 23

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