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Nietzsche: Der Antichrist - WordPress – www.wordpress.com

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— 257 —die Vorbedingung, um überhaupt reden zu können.Unter Indern würde er sich der Sankhyam-Begriffe, unterChinesen der des Laotse bedient haben — und keinenUnterschied dabei fühlen. — Man könnte, mit einigerToleranz im Ausdruck, Jesus einen „freien Geist" nennen— er macht sich aus allem Festen nichts: das Worttödtet, alles was fest ist, tödtet. <strong>Der</strong> Begriff, die Erfahrung„Leben", wie er sie allein kennt, widerstrebtbei ihm jeder Art Wort, Formel, Gesetz, Glaube, Dogma.Er redet bloss vom Innersten:„Leben" oder „Wahrheit"oder „Licht" ist sein Wort für das Innerste, — allesÜbrige, die ganze Realität, die ganze Natur, die Spracheselbst, hat für ihn bloss den Werth eines Zeichens, einesGleichnisses. — Man darf sich an dieser Stelle durchausnicht vergreifen, so gross auch die Verführung ist, welcheim christlichen, will sagen kirchlichen Vorurtheil liegt:eine solche Symbolik par excellence steht ausserhalb allerReligion, aller Cult- Begriffe, aller Historie, aller Naturwissenschaft,aller Welt-Erfahrung, aller Kenntnisse, allerPolitik, aller Psychologie, aller Bücher, aller Kunst —sein „Wissen" ist eben die reine Thorheit darüber, dasses Etwas dergleichen giebt. Die Cultur ist ihm nichteinmal vom Hörensagen bekannt, er hat keinen Kampfgegen sie nöthig, — er verneint sie nicht . . . Dasselbegilt vom Staat, von der ganzen bürgerlichen Ordnungund Gesellschaft,von der Arbeit, vom Kriege — er hatnie einen Grund gehabt, „die Welt" zu verneinen, er hatden kirchlichen Begriff „Welt" nie geahnt . . . Das Verneinenist eben das ihm ganz Unmögliche. — Insgleichenfehlt die Dialektik, es fehlt die Vorstellungdafür, dass ein Glaube, eine „Wahrheit" durch Gründebewiesen werden könnte (— seineBeweise sind innere„Lichter", innere Lustgefühle und Selbstbejahungen, lauter<strong>Nietzsche</strong>, Werke Band VITI.17

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