Bebenhausen / Zwiefalten
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1 BEBENHAUSEN<br />
Am 13. Juli 1535 unterschrieb ein Großteil der Mönche,<br />
nachdem jedem eine jährliche Rente von 40 Gulden zugesagt<br />
worden war, den damals allgemein üblichen Revers, man sei<br />
aus „Unverstand“ ins Kloster eingetreten, und verließ <strong>Bebenhausen</strong>.<br />
Die „alten Chrysten“ mußten schließlich - nachdem<br />
Reformationsversuche von Ambrosius Blarer, ja von Herzog<br />
Ulrich selbst gescheitert waren - mit einer „Abfertigung“ von<br />
zehn Gulden versehen, am 17. November 1535 das Kloster<br />
verlassen. Nach 345 Jahren endete das monastische Leben in<br />
<strong>Bebenhausen</strong>. Das Kloster blieb zunächst leer, die Kirche wurde<br />
zum großen Teil abgerissen und ihre Steine zum Ausbau der<br />
Festung Hohentübingen verwendet.<br />
Als Verwaltungs- und Wirtschaftsorganismus, als Rechtseinheit<br />
blieb das Kloster allerdings bis 1807 auch innerhalb Württembergs<br />
weiterhin bestehen. Nach wie vor mussten etwa die<br />
hörigen Bauern ihre althergebrachten Abgaben oder Fronen<br />
nach <strong>Bebenhausen</strong> leisten, das nun lediglich den neuen Namen<br />
„Amt“, seit 1759 „Oberamt“ führte und von einem württembergischen<br />
Beamten, dem „Vogt“ oder „Oberamtmann“,<br />
geleitet wurde.<br />
WIEDERBELEBUNGSVERSUcHE<br />
Die aus <strong>Bebenhausen</strong> 1535 vertriebenen Mönche versuchten<br />
zunächst, irgendwo geschlossen unterzukommen. Doch ihre<br />
Bemühungen führten zu einem eher unsteten Wanderleben.<br />
Eine Lösung zeichnete sich erst 1542 ab. In diesem Jahr starb<br />
der Abt des Zisterzienserklosters Tennenbach und mit ihm dort<br />
der letzte Priestermönch. Deshalb forderte der Generalkommissar<br />
des Ordens alle ehemaligen Bebenhäuser Mönche auf,<br />
sich in der Zisterze einzufinden und aus ihrer Mitte einen neuen<br />
Abt zu wählen. Wenngleich nicht alle dieser Aufforderung<br />
nachkamen, einige waren auch verstorben, so fand sich doch die<br />
Mehrheit in Tennenbach ein und wählte den aus einer Tübinger<br />
Familie stammenden Sebastian Lutz, genannt Hebenstreit,<br />
zum Abt.<br />
10 EXKURSION BEBENHAUSEN / ZWIEFALTEN<br />
Als sich auf dem „geharnischten“ Reichstag zu Augsburg durch<br />
Kaiser Karl V. 1547 eine Restitution der Klöster ankündigte,<br />
wählten die sechs ehemaligen Bebenhäuser Mönche in Tennenbach<br />
Sebastian Lutz auch zum Abt von <strong>Bebenhausen</strong>. Und<br />
tatsächlich, das „Interim“ wurde beschlossen, und so konnte<br />
nach langwierigen Verhandlungen 1549 Abt Sebastian mit seinem<br />
kleinen Konvent wieder in <strong>Bebenhausen</strong> einziehen. Ärger<br />
und Schwierigkeiten waren allerdings vorprogrammiert: für ein<br />
katholisches Kloster war im evangelischen Württemberg kein<br />
Platz. So wurden dem Konvent die Einkünfte gesperrt oder verweigert,<br />
evangelische Prediger zur Anhörung verordnet. Nachdem<br />
Herzog Christoph dann, gemäß der Klosterordnung von<br />
1556, in <strong>Bebenhausen</strong> gar eines der Höheren Seminarien, ein<br />
evangelisches Internat, hatte errichten lassen, wurde die Lage<br />
für Abt Sebastian und seine Getreuen aussichtslos, obwohl sie<br />
sechs neue Mönche hinzu gewonnen hatten.<br />
Im Januar 1560 resignierte Abt Sebastian, der noch verbliebene<br />
Konvent - Prior und drei Mönche - verließ <strong>Bebenhausen</strong> und<br />
zog ins elsässische Kloster Pairis. Das ehemalige Kloster <strong>Bebenhausen</strong><br />
diente von nun an als Schule, deren Leiter, nach dem<br />
Tod des Abtes Sebastian am 15. November 1560, als Zeichen<br />
der Kontinuität am 3. Dezember auf dem Abtstuhl in der Kirche<br />
installiert wurde und: wie alle seine Nachfolger bis 1807,<br />
den Titel eines Evangelischen Abtes führte. Noch einmal kam<br />
es zu einer, nun allerdings Neu-Besiedlung <strong>Bebenhausen</strong>s durch<br />
Zisterziensermönche. Mitten im Dreißigjährigen Krieg, 1630,<br />
ermöglichte das Restitutionsedikt eine Inbesitznahme durch<br />
Mönche aus Salem, die - 1632 von Schweden vertrieben, 1634<br />
wieder zurückgekehrt -,1648 allerdings auf Grund der Bestimmungen<br />
des Westfälischen Friedens <strong>Bebenhausen</strong> wieder räumen<br />
und in ihr Heimatkloster zurückgehen mussten.