Bebenhausen / Zwiefalten
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2 ZWIEFALTEN<br />
zwiefalten: grundriss der kirche, jetziger zustand<br />
Die Figuren auf dem Dreiecksgiebel stellen die beiden Stifter,<br />
auf den Ecken des großen Giebels die Heiligen Aurelius<br />
und Stephanus dar. Größer als alle thront in hoher Giebelnische<br />
die Mutter Gottes.<br />
Die Vorhalle ist dreischiffig und bedeutend durch ihre<br />
Stukkaturen und die Deckengemälde von Franz Sigrist<br />
(I760): im Mittelbild das Walten des göttlichen Schutzes<br />
über dem Münster, südlich die Strafe des Heliodor, nördlich<br />
die der Königin Athalia. Vom Chorbogen der alten<br />
Kirche stammt der mächtige, überlebensgroße Kruzifixus,<br />
ein Werk des ausgehenden I5. Jahrhunderts. Überraschend<br />
ist der Einblick in den Kirchenraum von der Vorhalle aus<br />
durch die Gittertüre.<br />
Ein geradezu überwältigendes Bild tut sich vor dem Beschauer<br />
auf. Eine weite, gewölbte Halle, breit gelagert,<br />
rhythmisch gegliedert durch plastische Formen und reiche<br />
Farben, eingetaucht in ein schwebendes Licht. Man meint<br />
den Raum nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören.<br />
Es ist, wie wenn die gewaltige optische Harmonie dieses<br />
mächtigen Gewölbes, dieser Formen und Farben sich im<br />
30 EXKURSION BEBENHAUSEN / ZWIEFALTEN<br />
Beschauer zu einem hörbaren Klingen umwandeln würde.<br />
Was wir hier sehen, ist eine ganz große künstlerische Tat<br />
des deutschen Spätbarocks, eine Leistung, die als Ganzes<br />
angesehen werden will, wo die Arbeiten der Bildhauer,<br />
Maler , Schreiner und Schlosser in selten einheitlicher<br />
Weise ineinander übergreifen, sich gegenseitig steigern<br />
und bedingen.<br />
Machen wir uns die Raumform klar, so besteht die Kirche<br />
aus einem großen tonnengewölbten saalartigen Mittelschiff,<br />
das beidseitig begleitet ist von je vier etwa quadratischen<br />
Kapellen zwischen Wandpfeilern. Eine hohe hell<br />
beleuchtete Galerie mit Durchgängen durch die Wandpfeiler<br />
bildet darüber ein Obergeschoß. Die Vierung teilt<br />
den ganzen Raum ziemlich genau in gleiche Teile, aber<br />
während das westliche Langhaus durch die eng gestellten<br />
Wandpfeiler in kurze Rhythmen gegliedert ist, bestehen<br />
die Wände im Presbyterium und im Chor aus geraden Stücken.<br />
Die Vierung weicht seitlich in großen Konchen aus<br />
und bekommt aus diesen ihr Licht. Über dem rhythmisch<br />
bewegten Langraum liegt ein ungeteiltes Tonnengewölbe,<br />
über der Vierung eine Kuppel ohne Scheitellicht, die bis<br />
zu 27 m aufsteigt; über dem Presbyterium senkt sich das