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Bebenhausen / Zwiefalten

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1 BEBENHAUSEN<br />

lich gar nicht mehr selbst bewirtschaftet werden konnte,<br />

auch nicht mehr mit den Laienbrüdern, oder Lohnarbeitern.<br />

Der Anteil der an Bauern gegen Zinsen, Abgaben<br />

und Leistungen ausgegebenen Güter wurde immer größer.<br />

Nach dem Umbau von 1356 bewirtschaftete das Kloster,<br />

das in rund 150 (!) Dörfern und Weilern begütert war,<br />

gerade noch etwa ein Viertel des Landbesitzes im Eigenbau.<br />

26 Beschleunigt wurde diese Entwicklung durch den<br />

Rückgang an Konversen. In <strong>Bebenhausen</strong> waren gegen<br />

Ende des 13. Jahrhunderts etwa 60 bis 80 Mönche und 130<br />

Laienbrüder beheimatet, in den ersten Jahrzehnten des 14.<br />

Jahrhunderts zählte man neben 80 Mönchen gerade noch<br />

40 Konversen, 1432 werden 39 Mönche und 16 Konversen<br />

genannt, und bei der Aufhebung des Klosters 1535 sind es<br />

gar nur noch zwei.<br />

Einen wesentlichen Anteil an diesen Veränderungen hatte<br />

auch der Verfall des Getreidepreises, so dass es bei steigenden<br />

Lohnkosten rentabler wurde, Güter gegen Anteile an<br />

der Ernte an Bauern auszugeben. Diese Entwicklung, die<br />

bereits um 1300 einsetzte und dann eine immer schnellere<br />

Dynamik entfaltete, führte - zumal das Kloster zu Beginn<br />

des 14. Jahrhunderts durch politische Ereignisse und kriegerische<br />

Auseinandersetzung in Bedrängnis geriet - auch<br />

zu einer Abkehr vom Umgang mit dem klösterlichen<br />

Grundbesitz.<br />

Einen Höhe-, aber auch Wendepunkt dieser seit einem<br />

Jahrhundert andauernden expansiven Erwerbspolitik bildete<br />

der 1301 erfolgte Versuch, die Stadt Tübingen zu erwerben,<br />

der schließlich scheiterte.<br />

Etwas generalisierend kann man feststellen, dass von nun<br />

an die Äbte ihr Augenmerk auf die unmittelbare Umgebung<br />

des Klosters richteten, ihren fernen Streubesitz verkauften<br />

und sich um den Aufbau eines geschlossenen Klosterterritoriums<br />

bemühten.<br />

6 EXKURSION BEBENHAUSEN / ZWIEFALTEN<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung und der damit Hand<br />

in Hand gehende hohe Personalstand bei Mönchen und<br />

Laienbrüdern führte auch zum raschen Ausbau der Klosteranlage,<br />

die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts<br />

von einer hohen, mit einem Wehrgang versehenen Mauer<br />

umzogen werden konnte. Die Kirche war bereits am 26.<br />

Mai 1228 geweiht worden. Doch gebaut wurde am Kloster<br />

auch in der Folgezeit, zu einem gewissen Baustopp<br />

führte erst die Reformation. Bis dahin zeigt sich die zwar<br />

durchaus auch schwankende, im großen und ganzen aber<br />

anhaltende wirtschaftliche Stärke des Klosters auch darin,<br />

dass in allen Jahrhunderten große „Modernisierungen“,<br />

Um- und Ausbaumaßnahmen durchgeführt werden konnten.<br />

So entstand um 1335 das „lichtdurchflutete“ Sommerrefektorium,<br />

und in den Jahren 1407 bis 1409 baute<br />

der Laienbruder Georg aus Salem den oft als Wahrzeichen<br />

<strong>Bebenhausen</strong>s apostrophierten, berühmten Dachreiter auf<br />

der Kirche - „den schönsten, den die Zisterziensergotik<br />

hervorgebracht hat“ - an Stelle eines bescheidenen Vorgängers.<br />

Der gotische Kreuzgang erhielt seine heutige Gestalt,<br />

nachdem der romanische abgebrochen war, erst gegen<br />

Ende des 15. Jahrhunderts. Zu jener Zeit galt <strong>Bebenhausen</strong><br />

als das reichste aller württembergischen Klöster, bezahlte<br />

die höchsten Steuern und Umlagen.<br />

AUFBAU EINES KLOSTERTERRITORIUmS<br />

Die Gunst der Stunde nutzend, erwarb das Kloster <strong>Bebenhausen</strong><br />

beim Niedergang der Tübinger Grafen gegen Ende<br />

des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts nicht nur zäh<br />

Äcker und Wiesen, Weingärten und Wälder, Höfe, Keltern,<br />

Mühlen, Kirchen und Kapellen, sondern, wo sich die<br />

Gelegenheit bot, auch gräfliche Burgen oder Fronhöfe und<br />

die dazugehörende Niedergerichtsbarkeit und Herrschaft<br />

über ganze Dörfer, etwa in Altdorf, Reusten oder Weil im<br />

Schönbuch.

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