910 Glückauf Nr. 38Die M itte lp ro d u k tfra g e ist natürlich für starkverwachsene Kohlen besonders wichtig, und zwar istdie Art der Weiterbehandlung in erster Linie von derAufschluß- und Verwendungsmöglichkeit des Grobmittelproduktsabhängig. Im allgemeinen wird durchdas Brechen des Mittelgutes kein Aufschluß erzielt,wie dies die bereits besprochenen SS-Kurven in denAbb. 20, 22 und 23 sowie die SS-Kurven des Mittelguteseiner Fettkohlenwäsche (Abb. 26-28) vor undhinter dem Brecher bestätigen.Die SS-Kurve in Abb. 25 läßt die ungewöhnlichgute Charakteristik der Grobberge, Kornklasse 10 bis80 mm, mit lediglich 4 o/0 Mittelgut erkennen, wobeifür die Trennung zwischen Mittelgut und Bergen diespezifische Gewichtsgrenze 1,8 zugrunde gelegtworden ist. Diese Reinheit der Berge war aber nurdurch einen höhern Bergeanteil im Mittelgut von 35 o/azu erkaufen (Abb. 26). Der Anteil an echten Verwachsungenim ungebrochenen Grobmittelprodukt mit56,5 o/o ist bei dem geringen Verwachsungsgrad derRohkohle von etwa 5 o/0 zufriedenstellend. DerMittelgutcharakter hat durch das Brechen auf etwa30 mm Korngröße keine Änderung erfahren, da diebeiden SS-Kurven in den Abb. 27 und 28 von denKornklassen 20-30 und 10-20 mm des gebrochenenMittelgutes denselben Verlauf wie die Kurve des ungebrochenenMittelproduktes zeigen; ein eigentlicherAufschluß der Verwachsungen in reine Kohle undreine Berge ist also nicht eingetreten, sondern lediglicheine Zerkleinerung des Mittelgutes.Diese an sich unerfreuliche Tatsache ist bei ändernähnlichen Untersuchungen, auch beim Brechen vondurchwachsenen Stücken, immer wieder beobachtetworden und läßt sich durch die Flözausbildung erklären.Die Aufschlußmöglichkeit der Verwachsungenhängt nämlich von der Mächtigkeit der Bergestreifensowie von der Beschaffenheit der Grenzfläche zwischender Kohle und den Bergen ab. Ist die Kohle anden Bergestreifen nicht angebrannt, dann werdensich diese Schichten bereits bei der Kohlengewinnungvoneinander lösen; der natürliche Aufschluß wird vondem Kohlenhauer selbst herbeigeführt, worauf bei derBesprechung der SS-Kurve in Abb. 1 2 schon hingewiesenworden ist. Die feinen Bergestreifen dagegensind mit der Kohle meist so innig verwachsen, daßsie sich beim Brechen nicht voneinander lösen undein gewisser Aufschluß daher erst bei einer Zerkleinerungauf die der Mächtigkeit dieser Einlagerungenentsprechende Korngröße, d. h. meist aufFeinkohlenkörnung, erwartet werden darf.ln allen Fällen machen sich aber beim Brechender echten Verwachsungen folgende Nachteile geltend:1. Neubildung von meist sehr aschenreichem Schlamm,besonders bei starkem Lettengehalt der Rohkohle undgrößerm Bergeanteil im Mittelgut, 2. Verunreinigungdes Waschwassers, 3. Erhöhung des Aschen- undFeuchtigkeitsgehalts der gewaschenen Feinkohle. Überden Umfang der Schlammneubildung durch dasBrechen des Grobmittelproduktes unterrichten die/!sc/jenffe/ia/1
21. September 1935 Glückauf 911Körnungskurven in Abb. 29, worin die obere Kurvedie Kornzusammensetzung des ungebrochenen, dieuntere die Körnung des gebrochenen Atittelguteswiedergibt, bei der noch 45 Gew.-o/o eine Korngrößevon mehr als 10 mm aufweisen. Der Kornanteil unter0,5 mm, d. h. die Schlammenge, ist von 1 , 6 auf 1 1 ,5 ob,also auf das Siebenfache angestiegen und hat densehr hohen Aschengehalt von 40 o/o. Zur Vermeidungdes entsprechend großen nachteiligen Einflusses derNachwäsche auf die Feinkohlengüte wurde von vornhereinein getrennter Waschwasserkreislauf vorgesehenund später mit Rücksicht auf den Aschengehaltsogar auf den Austrag von Feinkohle bei derNachsetzmaschine verzichtet.Wegen dieser erheblichen Nachteile sollte maneigentlich, solange noch Kesselkohlenbedarf besteht,ein n icht aufschließbares Mittelgut ebenso wie feindurchwachsene Stücke mit Rücksicht auf die Güteeigenschaftender Nüsse und der Feinkohle nichtbrechen und nachwaschen. Letzten Endes fällt nämlichbei der Nachaufbereitung der gebrochenen Verwachsungender größte Teil doch wieder als Kesselkohlean, jedoch feinkörniger und deshalb auch erheblichfeuchter als bei sofortiger Ausscheidung.Das Nachwaschen des gebrochenen Mittelgutes istwahrscheinlich von der Erzaufbereitung, bei der esmit Rücksicht auf die Verwachsungen der Erze unddas angestrebte höchste Metallausbringen am Platzeist, übernommen worden, ohne daß man meines Erachtensdie grundsätzlich verschiedenartigen Ziele derErz- und Steinkohlenaufbereitung genügend beachtethat. Ein verwachsenes Erz kann für die Verhüttungwertlos sein und m uß daher unter allen Umständendurch weitere Zerkleinerung, die nicht wie bei derKohle zwangsläufig mit einer Wertverminderungverbunden zu sein braucht, aufgeschlossen werden;dies gilt besonders für wertvolle Erze zur Erzielungeines möglichst hohen Metallausbringens. Die Verwachsungender Kohle dagegen können als nicht verkäuflicheminderwertige Brennstoffe mit wirtschaftlichemNutzen in den Feuerungen der Zeche selbstverwertet werden. Bei der Steinkohlenwäsche kommtes nicht, wie bei der Erzaufbereitung, auf den»Wirkungsgrad« des Kohlenausbringens an, sondernauf die Herstellung v erk äu flich er Kohlensorten.Solange daher durch das Brechen und Nachwaschenverwachsener Stücke und Nüsse die Beschaffenheitder Erzeugnisse nicht wesentlich beeinträchtigt wird,ist vom Absatzstandpunkt aus die Anwendung diesesVerfahrens an sich zulässig.Die Nachwäsche, die in vielen AufbereitungenEingang gefunden hat, soll, besonders bei wenigeraufbereitungsfähiger Rohkohle, auch zur Überwachungder Hauptsetzmaschine und zur Verbesserungdes Kohlenausbringens dienen. Dieses Zielläßt sich durch das am besten stufenweise vorgenommeneBrechen eines Mittelgutes selbst beischlechter Aufschlußmöglichkeit deswegen bis zueinem gewissen Grade erreichen, weil in den kleinernNüssen und in der Feinkohle im allgemeinen aschenreichereSchichten als in den groben Sorten enthaltensind. Für die Hintereinanderschaltung bieten sich verschiedeneWege. Unvorteilhaft ist die Wiederaufgabeder gröbern Kornklasse des gebrochenen Mittelproduktesauf die Grobkornsetzmaschine, namentlichbei großem Brandschiefergehalt, weil diese Stückewährend ihres ständigen Kreislaufes entweder zuSchlamm zerrieben oder mit den Kohlen ausgetragenwerden. Man sollte zum mindesten versuchen, durchScheibenroste, Spaltsiebe oder ähnliche Einrichtungenvorher die f lach sch ieferig en Berge aus dem Mittelgutauszuscheiden. In einem Sonderfall reicherten sichbei diesem Kreislauf des gröbern Korns im Setzbettsehr feste, gegen Abrieb unempfindliche Mattkohlenstückein derartiger Menge an, daß ihre Wiederaufgabeauf die Setzmaschine unterbleiben und eine sofortigeAusscheidung mit anschließender Verwendung imKesselhaus erfolgen mußte. Zur Wäscheuntersuchunggehört auch die Ermittlung des Umfanges der A brieb b ild u n g , die nicht nur vom aufbereitungstechnischenStandpunkt aus wegen der Verschiebungdes Verhältnisses zwischen Grob- und Feinkorn, dererforderlichen Entfernung des Abriebs aus den gewaschenenNußkohlen sowie der unerwünschtenStaub- und Schlammneubildung von größter Bedeutungist. Die Schonung des Grobkorns in derWäsche muß vielmehr mit Rücksicht auf die Sortehfragewegen der Zertrümmerung der wertvollengroben Nüsse und der entsprechenden Feinkohlenvermehrungum etwa 10-25 o/o der ganzen Förderungauch aus absatztechnisch-wirtschaftlichen Gründenunbedingt gefordert werden. Der Abriebbildung wirdam wirksamsten durch die Vermeidung des freienFalles der Kohle in Becherwerksgruben, Rohkohlenbehälternusw. begegnet, indem man z. B. den Durchgangdes Schwingsiebes, also das Waschgut, inschonendster Weise auf Bändern auffängt und ebenfallsmit Bändern an Stelle von Becherwerken unterUmgehung des Rohkohlenturms in die Wäsche befördert.Das sehr große Ausmaß der Kohlenzertriimmerungin einem alten, mehr als 1 0 0 0 t fassendenRohkohlenbehälter geht aus den Körnungskurvenin Abb. 30 hervor, wobei zunächst auf die ungewöhnlichstarke Verringerung der gröbsten Nußkohlensorteauf die Hälfte hingewiesen sei. Die Erhöhung derRohfeinkornmenge durch Zertrümmerung der Nüssebeträgt 6 o/o, bezogen auf die Wäscheaufgabe, oder15,4, bezogen auf die Grobkornmenge. Außerdem tritteine für die Aufbereitung besonders nachteilige Staubneubildungvon 3,3 o/o der Rohfeinkornmenge ein. DieZertrümmerung der Kohle hat eine Erlösverminderung100v soI3 soI c, 70\% 60'S“\20%2010ö l3 L /b n e u ö //c/u r7 ff.2 %des h&sc/jgir/es3,3% c/er/to/fem-’/ 'f o r n m e o g eFe/nfrornneub/'/c/v/iff6 % t / e s t t f e s c O g i / l e s I0100 50 5 2>S/eööf/7i/m/0,5 0,3 0,2/77/77 0,7Abb. 30. Körnungskurven des Waschgutes vor und hinterdem Rohkohlenbehälter einer Fettkohlenzeche.