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Gesammelte Natur - Naturmuseum St.Gallen

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Fauna und Flora bieten zu können. Schliessen möchtenwir insbesondere die bestehenden Lücken bei den einheimischenSäugetieren und Vögeln. Dabei sind wir aufSchenkungen von Präparaten oder frischen Totfundenangewiesen. Nur in Ausnahmefällen ist auch ein Ankaufvon Objekten möglich.Knappe Ressourcen und viel IdealismusDie Mittel für die Betreuung der umfangreichen Sammlungsbeständesind alles andere als üppig: Im ordentlichenBudget stehen gegenwärtig für Restaurierungenund Ankäufe jeweils gerade 8000 Franken zur Verfügung.Für weitere Ausgaben kann der von der Ortsbürgergemeindeverwaltete Max Hildbrand-Fonds beigezogen werden.Mit seiner Hilfe lassen sich zusätzliche Arbeiten ander Sammlung finanzieren. Einen wichtigen Beitrag zumErhalt und zur Komplettierung der Sammlung spieltauch der 1986 gegründete Verein «Freunde des <strong>Natur</strong>museums<strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>», der gegenwärtig über 500 Mitgliederumfasst. Dank seiner finanziellen Unterstützung konntenschon viele wertvolle Objekte angekauft werden. Danebenspielt bei der Sammlungsbetreuung wie in vielenanderen kleinen und mittelgrossen Häusern die Mitarbeitehrenamtlicher Helfer eine wichtige Rolle. Im Falleder Insektensammlungen nehmen dies Mitglieder desEntomologischen Vereins Alpstein wahr. Sie haben inzahllosen Freizeitstunden die museumseigene Sammlungreorganisiert und inventarisiert.Sammlungen als <strong>Natur</strong>archiveDas Besondere an gut dokumentierten und erhaltenenSammlungen liegt in ihrem Wert als <strong>Natur</strong>archive. Wennalte Sammlungen mit aktuellen Erhebungen verglichenwerden, sind direkte Aussagen über Veränderungen in derPflanzen- und Tierwelt möglich (Schaffer, Fisher &Davidson 1998).Ein eindrückliches Beispiel ist der Vergleich von 1332Schmetterlingsfunden, die Paul Bodenmann in der Zeitzwischen 1906 und 1936 in der Region von Rehetobel(Appenzell Ausserrhoden) gemacht hat mit Fängen ausden Jahren 1993–1996 (Keller et al. 2000, Hörler 2000).Während Bodenmann noch 469 Arten nachweisen konnte,fanden sich 70 Jahre später auf einem Areal von rund30 km 2 gerade noch deren 360, was einem Verlust vonrund 20 % entspricht (Keller et al. 2000). Besonders augenfälligist dabei der Rückgang der Tagfalter von 70 auf 45Arten. Da diese Arten in der Regel standorttreu sind,eignen sie sich gut als Bioindikatoren. Man kann also mitdiesem Vergleich einen starken Rückgang in der Artenvielfaltdokumentieren, der sich auf die bekannten FaktorenLebensraumverlust, intensivierte Landwirtschaft underhöhter Dünger- und Pestizideinsatz zurückführen lässt.Ein zweites Beispiel zeigt anhand von Bartgeierpräparaten,welche Bedeutung alte und gut betreute Museumssammlungenbesitzen. Im Rahmen des Bartgeier-Wiederansiedlungs-Projektes(Salzburger Nationalparkfonds etal. 1996, Robin, Müller & Pachlatko 2003) stellte sich auchdie Frage nach der genetischen Variabilität der in verschiedenenTierparks im Alpenraum aufgezogenen Tiere.In diesem am Institut für Umweltwissenschaften der UniversitätZürich durchgeführten Projekt sollten unteranderem auch die genetische Variabilität der am Wiederansiedlungs-Projektbeteiligten Vögel mit derjenigen derursprünglich in den Alpen lebenden Tieren verglichenwerden (Gautschi et al. 2000). Aus diesem Grund wurdenvon rund 50 Museumsexemplaren, darunter auch vieraus der Sammlung des <strong>Natur</strong>museums <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>, kleineGefiederproben für die genetische Analyse entnommen.Die dabei gewonnenen Resultate zeigen, dass es unterden Bartgeiern, die vor 150 Jahren lebten, zu einem Genaustauschkam, obwohl die einzelnen Populationenkaum Kontakt miteinander hatten. Für das Wiederansiedlungs-Projektbedeutet dies, dass es vermutlich nichtzu einer genetischen Verarmung kommen wird (Gautschi2001).Weitere Beispiele für die Verwendung von Museumsexemplarenfinden sich in der Isotopen-Biogeochemie, wosich mit Hilfe chemisch-physikalischer Untersuchungenvon Zähnen, Haut, Federn und Fell Aussagen über dieHerkunft und mögliche Nahrung auch ausgestorbenerArten machen lassen.31

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