Utopie - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Gut gerüstet?
Klischees – es gibt sie überall. Auch vor Studierenden machen sie nicht halt. Wer kennt nicht
die Vorurteile über den ‚typischen‘ Natur-, Sport- oder Wirtschaftswissenschaftler. Oder den
MuKler. Wir haben schon mal Ausschau gehalten nach Mutationen, Exoten und anderen Zu-
Von Michelle Sagner
Studententypen
von morgen
Der NaWi
2012
2096
mutungen, die uns in einigen Jahrzehnten heimsuchen könnten.
Der Naturwissenschaftler wird von den einen als Genie gesehen, von der Mehrheit
aber als Nerd. Mit zwischenmenschlichen Beziehungen hat er nicht viel am
Hut, aber dafür gibt es ja Ersatz: das Internet. Trifft er sich doch mit echten
Menschen, dann nur zu Lan-Partys oder gemeinsamen Tüftelstunden, denn dafür
benötigt er kaum soziale Kompetenzen. Auch Chemiebaukästen oder seltene
Insekten in Gläsern sind tägliche Begleiter, aber sie machen die Kontaktaufnahme
zur Außenwelt nicht leichter. Modisch verhält sich der NaWi unauffällig bis
schräg: gedeckte Farben, zu kurze Jeans und bunt bedruckte T-Shirts. Unverzichtbar
sind die altmodische Brille und der Haarschnitt von Mutti.
Zukünftig wird es der NaWi viel einfacher haben. Jahrhundertelang hockte er
rätselnd in muffigen Räumen, jetzt er hat sie endlich gelöst: die Superformel.
Sie ist die Antwort auf alle Phänomene der Welt und macht für den Naturwissenschaftler
soziale Kontakte berechenbar. Nun ist er der Frauenversteher und
kann mit den neuen Kompetenzen glänzen. Die Insektengläser mussten einer
animierten 5-D-Show weichen, jetzt herrscht statt Ekel pure Faszination bei
den Damen. Der olle Chemiebaukasten hat sich in ein hochmodernes High-
Tech-Labor zur Duftherstellung verwandelt. Die künstlichen Pheromone ziehen
auch die bislang desinteressiertesten Frauen scharenweise an. Der NaWi-Kodex
untersagt es natürlich, all diese wertvollen Geheimnisse preiszugeben, weshalb
die naturwissenschaftlichen Fächer überrannt werden. Vom Nerd zum angesagten
Typen – der NaWi ist der Gewinner unserer Utopie!