Utopie - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Rückblick:<br />
15 Jahre NeuroModule<br />
(2003-2018)<br />
Kaufen und genießen. Wie hat man das denn damals gemacht?<br />
Vor einigen Jahren musste man noch umständlich<br />
seinen Kaffee bei der Servicekraft bestellen und bezahlen.<br />
Selbst Online-Shopping war ein wahnsinniger Aufwand!<br />
Nutzerprofile wurden noch über Suchanfragen bei Google<br />
und anderen Suchmaschinen erstellt. Der Kunde musste<br />
sich seine ‚Einkaufsliste‘ selbst zusammenstellen, bestellen<br />
und eine Überweisung tätigen. Eine Zeitverschwendung<br />
sonder gleichen. Ganz klar: Es musste sich etwas verändern!<br />
Bereits im Jahre 2003 entwickelte die NASA neben Speicherchips<br />
für persönliche sowie finanzielle Daten der Konsumenten<br />
auch neuro-elektronischen Sensoren, die in der<br />
ersten Forschungsphase Herzschlag und Hirnströme lesen<br />
und an einen Empfänger leiten konnten. Damals wurden<br />
die Sensoren noch entwickelt, um Terroranschläge auf<br />
Flughäfen vorzubeugen. Aus unbekannten Gründen wurde<br />
die Forschung relativ schnell wieder eingestellt. Die Sensoren<br />
kamen nie auf den Markt. Eine Weiterentwicklung<br />
gab es erst Anfang 2015. Die NASA nahm ihre Forschungen<br />
offiziell wieder auf, kooperierte mit IBM und begann<br />
die Speicherchips mit den neuro-elektronischen Sensoren<br />
zu verbinden. NeMo, so der Name dieses Moduls, konnte<br />
nicht nur die Hirnströme lesen, sondern diese auch schon<br />
verbalisieren. Der Durchbruch gelang Ende besagten Jahres.<br />
NeMo hat unsere Gesellschaft in einem Maße weiter<br />
gebracht, wie keine menschliche Entwicklung zuvor.<br />
Sowohl die NASA als auch IBM waren inzwischen nicht<br />
mehr daran interessiert, die Menschheit vor Terroranschlägen<br />
zu bewahren. Dieses Problem wurde mit dem flächen-<br />
deckenden Einsatz von Scanner-Drohnen auf Plätzen,<br />
Flughäfen und in öffentlichen Verkehrsmitteln bereits gelöst.<br />
Beide Institutionen stellten ihre Entwicklungen nun<br />
der Werbeindustrie und Konsumförderung zur Verfügung.<br />
Amazon sprang sofort auf und bot seinen aktivsten Kunden<br />
ab Ende 2015 an, die Kosten für die Einpflanzung<br />
von NeMos zu übernehmen, wenn diese einen mehrjährigen<br />
Vertrag unterschrieben.<br />
Der Clue der Chips: Amazon sparte sich ab sofort, die<br />
Suchprotokolle der Kunden einzuspeisen und der Kunde<br />
sparte sich die aufwendige Suche nach Produkten,<br />
die Bestellung und die Überweisung. Zunächst ging die<br />
Rechnung der Konzerne nicht ganz auf. NeMo wurde nur<br />
zögerlich angenommen. Erst mit einer Erweiterung des<br />
Wirkungskreises auf den Raum außerhalb des Internets<br />
kam der Durchbruch:<br />
Cafés, Einkaufs-Zentren und Supermärkte installierten<br />
Reader, die NeMo auslesen konnten. Die Aussicht darauf,<br />
nicht nur bargeldlos, sondern auch ohne Kreditkarte<br />
einzukaufen – heute eine Selbstverständlichkeit – wurde<br />
begeistert angenommen. Dank der direkten Verlinkung<br />
zum Bankkonto würde sich der Kaffee beim Verlassen des<br />
Etablissements nun endlich von allein bezahlen. Für uns<br />
kaum noch nachvollziehbar ist die Sorge um Verlust von<br />
Geldbörse, Kreditkarte oder Personalausweis, die vor Einführung<br />
des Chips allgegenwärtig war.<br />
In Amerika war die Einpflanzung von Neuro-Sensoren von<br />
Beginn an kein großes Thema gewesen. Dass dies im europäischen<br />
Raum von den Regierungen zunächst rigoros<br />
abgelehnt wurde, hat dort niemand wirklich verstanden.<br />
Doch mit dem rapiden Anstieg der Nachfrage sah sich<br />
auch Europa gezwungen, die Reglementierungen zu lockern.<br />
Die hohen Gewinne der beteiligten Unternehmen,<br />
die die US-amerikanischen Börsen täglich verkündeten,<br />
dürften ihren Teil dazu beigetragen haben.<br />
Hinzu kamen die regelmäßigen Massendemonstrationen,<br />
auf denen Menschen verschiedenen Alters europaweit die<br />
Genehmigung von NeMos forderten. Sie empfanden die<br />
Einschränkung der Entscheidungsfreiheit und die fehlende<br />
Selbstbestimmung als unerträglich und setzten sich massiv<br />
dagegen zur Wehr. Ihrem Einsatz verdanken wir, dass das<br />
Leben durch NeMo viel einfacher geworden ist. Einkaufen,<br />
Verreisen und medizinische Versorgung — alle Daten sind<br />
in uns. Egal, wo wir sind, dank fest installierter Reader in<br />
Einkaufs-Zentren ist bezahlen heutzutage kein stressiges<br />
Unterfangen mehr. Es gab einen Unfall? Daten von mobilen<br />
Readern der Rettungsdienste garantieren schnelle und<br />
zuverlässig medizinische Versorgung. Warum wollten die<br />
Menschen ihre Daten damals eigentlich verstecken? n<br />
Kontrovers<br />
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