Utopie - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Utopie - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Utopie - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26<br />
Interview<br />
MuK-Studentin unterwegs im Filmbusiness<br />
Kathleen Döbbel arbeitete am Set des Autorenfilms „Die Kriegerin“ als Praktikantin der<br />
Aufnahmeleitung. Für ein neues Projekt ging sie als Regieassistentin und Casterin nach Los<br />
Angeles. Die 27-jährige Magister-Studentin spricht über ihre ersten Projekte in <strong>Halle</strong>, ihre<br />
Das Interview führte Swantje Kasper<br />
Erfahrungen beim Film und die Kinokultur in L. A.<br />
Kathleen, wolltest du schon immer Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
studieren?<br />
Da ich mich für sehr viele Themengebiete interessiere, hatte<br />
ich zahlreiche Berufswünsche: Kriminalpsychologin, Ärztin,<br />
Agrarwissenschaften studieren und Bäuerin werden oder als<br />
Journalistin arbeiten. Also eine recht breite Spanne. Ich habe<br />
mich dann für das MuK-Studium entschieden, weil sich damit<br />
die Möglichkeit ergab, in alle genannten Bereiche hinein<br />
zu schnuppern. Auch die Schulzeit prägte meinen beruflichen<br />
Werdegang. Schon damals nahm ich Vorträge auf Video auf,<br />
erfand Produkte und entwickelte Werbespots.<br />
Inwieweit hast du dich im MuK-Studium mit Praktika und<br />
Projekten engagiert?<br />
Auch über das Studium hinaus habe ich mich für Projekte engagiert,<br />
viele viele Praktika absolviert. Ich habe stets versucht,<br />
die Theorie mit der Praxis zu verbinden und in allem, was ich<br />
tue, einen Sinn zu sehen. Meine erste Praktikantenstelle hatte<br />
ich bei Radio Corax. Es folgten Stationen wie Radio Brocken<br />
und der MDR. Interessant war dabei der Unterschied zwischen<br />
„Ohne Teamarbeit im Film geht gar nichts. Zwar<br />
gibt es Hierarchien, jedoch müssen alle an einem<br />
Strang ziehen“<br />
Kathleen Döbbel<br />
dem freien, öffentlich-rechtlichen sowie privaten Hörfunk. Zum<br />
Film bin ich aber durch Radio Corax gekommen. Ein Tonmeister<br />
bot mir an, den Ton bei „Liebeslied“ (Kinospielfilm/ZDF Kleines<br />
Fernsehspiel 2007) zu angeln. Ich war eine Exotin am Set, denn<br />
welches Mädchen wollte schon mit Tontechnik arbeiten? Obwohl<br />
mir zum ersten Mal bewusst wurde, wie aufwendig solch<br />
eine Filmproduktion eigentlich ist, hatte mich der Film in seinen<br />
Bann gezogen.<br />
Wie hast du den Job bei der Aufnahmeleitung und als<br />
Casterin gefunden?<br />
Eigentlich durch den Film „Die Kriegerin“ (Kinospielfilm/ ZDF<br />
Kleines Fernsehspiel 2011). Angestellt war ich in der Set-Aufnahmeleitung<br />
und habe mich unter anderem um die jugendli-<br />
Kathleen Döbbel<br />
Geboren: 1984 in Atzendorf.<br />
Hat bisher an folgenden Projekten<br />
mitgewirkt: „Liebeslied“<br />
(2007), „Gangs“ (2008), „Invasion“<br />
(2010), „Die Kriegerin“<br />
(2011), „Evil Date“ (2011), „Der<br />
weiße Hummer“ (2012)<br />
chen Hauptdarsteller gekümmert. Besonders meine Verbindung<br />
zu den zwei afghanischen Jungs, die erst wenige Monate in<br />
Deutschland lebten, war für den Regisseur sehr wichtig. Er übertrug<br />
mir Aufgaben, die sonst eine Regieassistenz übernimmt.<br />
Somit schaffte ich den Spagat zum Regiedepartment. Das Beste,<br />
was mir passieren konnte! Der Regisseur David Wnendt erhielt<br />
den MFG-Star auf dem Filmfest in Baden-Baden. Der Preis<br />
umfasste ein Stipendium in der Villa Aurora in Los Angeles.<br />
Aufgrund der tollen Zusammenarbeit bei der „Kriegerin“ hatte<br />
mich David zu diesem Zeitpunkt schon für ein neues Projekt<br />
ins Boot geholt. Und er nahm mich mit nach L. A., jippi! Bei<br />
unserem neuen Projekt, einer Romanverfilmung, arbeite ich als<br />
Regieassistentin und Casterin. (Projekt derzeit noch geheim;<br />
Anm. d. R.)<br />
Mit welchen Erwartungen bist du an den Job im Film „Die<br />
Kriegerin“ gegangen?<br />
Meine Erwartung war, ganz viel zu lernen. Ich fand die Thematik<br />
spannend, wie der Film ästhetisch umgesetzt wird und die<br />
Dreharbeiten verlaufen. Hinzu kam, dass „Die Kriegerin“ in unserer<br />
Region, in Wolfen-Bitterfeld, gedreht wurde. Ich habe mir<br />
das Projekt genau ausgesucht, alles andere hab ich dann auf<br />
mich zukommen lassen und wollte einfach meine Aufgaben<br />
zu vollster Zufriedenheit erfüllen. – In dem Film geht es um<br />
ein rechtsextremistisches Mädchen, das versucht, ihr Leben zu<br />
ändern. Mit dem sensiblen Film, der im Sommer 2010 gedreht,<br />
2011 auf Festivals gespielt wurde und dieses Jahr schließlich in<br />
die Kinos kam, reichte David Wnendt seinen Diplom-Film ein<br />
und gewann den deutschen Filmpreis. Ich finde, dass der Film<br />
sehr gut gelungen ist, denn er nimmt den Zuschauer so emotional<br />
mit, dass er am Ende sogar Empathie für die rechtsextreme<br />
Hauptfigur entwickelt. Und gerade das ist das Erschreckende<br />
und zugleich Faszinierendste.