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Mitarbeit am Lachsprojekt-Leine - Fischereiverein Hannover eV

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100 Jahre<br />

<strong>Fischereiverein</strong><br />

<strong>Hannover</strong> e.V.<br />

H 1264<br />

Heft 133 · 2. Quartal 2006<br />

Jubiläumsausgabe


Titelfoto:<br />

Entnommen aus der Illustrierten „Die Weltschau“<br />

vom 28. Sepember 1928<br />

2


100 JAHRE<br />

FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />

100 JAHRE FISCHHEGE UND GEWÄSSERSCHUTZ<br />

3


Vorwort<br />

Hiermit überreichen wir unseren Mitgliedern und Geschäftspartnern die Jubiläumsschrift zu unserem 100-jährigen<br />

Bestehen. Anlässlich eines solchen Geburtstages fragt man sich: Warum wurde der Verein gegründet? Wie hat er die<br />

vergangenen einhundert Jahre bewältigt? Welche Entwicklungen und Veränderungen hat es gegeben? Wie wird es mit<br />

unserem Verein in den kommenden Jahren voraussichtlich weitergehen? – Hierauf versuchen wir auf den folgenden Seiten<br />

Antworten zu geben. Die Antworten sind sicherlich nicht allumfassend, in manchem vielleicht sogar bruchstückhaft. Die<br />

Geschichte – auch die eines Vereins – lässt sich nur anhand verlässlicher Quellen aufzeichnen, und die sind lückenhaft,<br />

auch bedingt durch die Zerstörung unserer Geschäftsstelle im Zweiten Weltkrieg. Glücklicherweise gab es aber doch noch<br />

etliche Unterlagen, auch aus den Anfangsjahren unseres Vereins. Wir haben uns bemüht, alles verfügbare Material zu<br />

sichten und auszuwerten. Zusätzlich konnten wir das Erinnerungsvermögen einiger unserer älteren und langjährigen<br />

Mitglieder nutzen. Wir haben uns bemüht, aus all dem ein treffendes Abbild über Geschichte und Gegenwart unseres<br />

Vereins zu beschreiben. Wir hoffen, dass uns dies gelungen ist.<br />

Wir dürfen uns glücklich schätzen und stolz darauf sein, dass unser Verein die letzten einhundert Jahre überdauert hat.<br />

Bei allem Stolz auf das Erreichte wissen wir aber auch, dass ohne das Wirken der vielen vorangegangenen<br />

Ehren<strong>am</strong>tlichen der Verein nicht das wäre, was er heute ist. Die erfolgreiche Bewältigung einer solchen Zeitspanne wäre<br />

aber auch nicht möglich gewesen ohne die vielen Mitglieder, die – jeweils zu ihrer Zeit – dem Verein die Treue gehalten<br />

haben. Insofern ist diese Festschrift auch ihnen gewidmet.<br />

Dank gebührt auch unseren Geschäftspartnern<br />

für die jahrzehntelange vertrauensvolle Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

und die Unterstützung bei unseren<br />

Jubiläumsveranstaltungen, unseren Verpächtern<br />

für die überwiegend harmonischen<br />

Beziehungen sowie den kommunalen Partnern,<br />

insbesondere der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>,<br />

bei der wir fast immer ein offenes Ohr für<br />

unsere Belange gefunden haben.<br />

Wir hoffen auf ein weiteres Wachsen, Blühen<br />

und Gedeihen unseres Vereins und wünschen<br />

kommenden Vorständen eine glückliche Hand<br />

bei der Verwirklichung künftiger Aufgaben und<br />

Vorhaben.<br />

Der Vorstand<br />

4<br />

Der Vorstand im Jubiläumsjahr 2006


Inhalt<br />

Grußworte 6 – 00 9<br />

100 Jahre <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e. V. 10 – 18 00<br />

Vorstände früher und heute 00 19<br />

100 Jahre Fischhege und Gewässerpflege 20 – 00 27<br />

Unsere Gewässer und ihre Geschichte 28 – 00 31<br />

Die wichtigsten Fischarten in unseren Gewässern 32 – 35 00<br />

Jugendarbeit im FVH 36 – 40 00<br />

Die sportliche Seite unseres Vereins 41 – 48 00<br />

Von der Karteikarte zum Netzwerk 49 – 00 51<br />

Aus dem Vereinsleben 52 – 58<br />

00<br />

5


Grußwort<br />

6<br />

Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />

Christian Wulff anlässlich des 100jährigen Jubiläums des<br />

<strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> e. V.<br />

Es ist mir eine besondere Freude, dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e. V., der in<br />

diesem Jahr auf eine erfolgreiche 100-jährige Geschichte zurückblicken kann,<br />

zu seinem Jubiläum meine herzlichen Glückwünsche auszusprechen.<br />

Die lange Tradition des Vereins lässt erkennen, wie weit die Anfänge der<br />

organisierten Angelfischerei in Niedersachsen zurückreichen. Schon früh haben<br />

sich in unserem Bundesland Fischer zus<strong>am</strong>mengefunden, um gemeins<strong>am</strong> in der<br />

Natur ihrer Passion nachzugehen. Begleitend zum ursprünglichen Ziel der<br />

nachhaltigen Naturnutzung entwickelten sich in den <strong>Fischereiverein</strong>en mit der<br />

Pflege der Gewässer und der Hege der Fischbestände bald Aktivitäten zum<br />

Schutz der natürlichen Ressourcen. Dies geschah bereits in Zeiten, in denen der<br />

Naturschutz weit weniger im öffentlichen Interesse stand als heute.<br />

Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> erbringt alljährlich vorbildliche Leistungen u. a.<br />

im Rahmen von Fischbesatzmaßnahmen, für die Gewässerpflege und -überwachung,<br />

für Kontrollen der Fischbestände und nicht zuletzt für die<br />

Wiederansiedlung gefährdeter Fischarten. Hierzu bedarf es neben erheblicher<br />

finanzieller Aufwendungen auch eines hohen ehren<strong>am</strong>tlichen Engagements, für<br />

das ich den Vereinsmitgliedern besonders danken möchte.<br />

In diesem Zus<strong>am</strong>menhang ist auch die erfolgreiche Jugendarbeit des<br />

<strong>Fischereiverein</strong>s hervorzuheben, der schon zahlreiche Jugendliche für einen<br />

verantwortungsvollen Umgang mit der Natur begeistern konnte. Diesem Aspekt<br />

kommt in Zeiten einer zunehmenden Urbanisierung und leider auch einer<br />

zunehmenden Naturentfremdung unserer Gesellschaft eine immer größere<br />

Bedeutung zu.<br />

Insges<strong>am</strong>t kommen die vielfältigen Aktivitäten des Vereins unserer Umwelt<br />

zugute und dienen d<strong>am</strong>it auch dem öffentlichen Interesse. Dies macht die<br />

<strong>Fischereiverein</strong>e in Niedersachsen zu verlässlichen Partnern der Landesregierung<br />

und verdient Dank und Anerkennung.<br />

Ich wünsche dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> weiterhin ein erfolgreiches<br />

Wirken und alles Gute für die Jubiläumsfeierlichkeiten.<br />

<strong>Hannover</strong>, im März 2006<br />

Christian Wulff<br />

Niedersächsischer Ministerpräsident


Grußwort<br />

Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> feiert sein 100-jähriges Bestehen. Zu diesem<br />

Anlass gratuliere ich im N<strong>am</strong>en der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> sehr herzlich.<br />

Es freut mich sehr, dass mein Verein, dem ich seit vielen Jahren angehöre,<br />

dieses besondere Jubiläum feiert.<br />

Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> ist einer der rührigsten und mitgliederstärksten<br />

<strong>Fischereiverein</strong>e in Norddeutschland.<br />

Das unterstreicht nicht nur die Begeisterung der <strong>Hannover</strong>anerinnen und <strong>Hannover</strong>aner<br />

für den Angelsport, sondern zeigt auch, dass in <strong>Hannover</strong> und der<br />

Region eine große Zahl von Wasserflächen von Güte und Qualität zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Auch Dank Ihrer Hilfe und durch Ihr umsichtiges Handeln hat sich dabei die<br />

Sauberkeit der Gewässer immer weiter verbessert, mit sehr positiven Auswirkungen<br />

auf den Fischbestand. Inzwischen zählt man auch in der <strong>Leine</strong> wieder<br />

32 verschiedene Fischarten.<br />

Das Bestreben des <strong>Fischereiverein</strong>s zur Pflege der Natur ist beispielhaft. Dafür<br />

spreche ich dem Verein und allen Mitgliedern meinen Dank aus.<br />

Als besonders erfreulich beurteile ich auch die rege Jugendarbeit des Vereins.<br />

Rund 10 % der 4500 Mitglieder sind zwischen 8 und 18 Jahren alt. Der Verein<br />

leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung vieler Jugendlicher, die<br />

hier verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und soziale Kompetenz<br />

erfahren.<br />

Ich wünsche dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> und allen Mitgliedern weiterhin alles<br />

Gute.<br />

Herbert Schmalstieg<br />

Oberbürgermeister<br />

7


Grußwort<br />

8<br />

Ich gratuliere dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e.V. zum 100-jährigen Bestehen<br />

und wünsche ihm im N<strong>am</strong>en der Regionsvers<strong>am</strong>mlung und der Verwaltung der<br />

Region <strong>Hannover</strong> zu diesem besonderen Jubiläum viel Erfolg bei seinen<br />

kommenden Aktivitäten.<br />

Mit rund 4.500 Mitgliedern und einer Zuständigkeit für 460 ha Gewässer,<br />

darunter die <strong>Leine</strong> sowie die Ricklinger Kiesteiche, gehört der <strong>Fischereiverein</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zu den größten Niedersächsischen Angelvereinen. Vom Aal bis zum<br />

Zander – fast alle Fischarten, die in unserem Süßwasser heimisch sind, tummeln<br />

sich in den Flüssen, Kanälen und Seen, für die Ihr Verein die Mit-Verantwortung<br />

trägt.<br />

Das 100-jährige Jubiläum eines <strong>Fischereiverein</strong>s ist ein willkommener Anlass,<br />

auf das besondere Engagement der Fischer im Bereich des Gewässerschutzes<br />

hinzuweisen. Einem allzu sorglosen Umgang mit der Natur setzten über die<br />

Jahre hinweg immer wieder gerade die Fischer die Mahnung entgegen, auch<br />

die Kreatur unter dem Wasserspiegel zu ihrem Recht kommen zu lassen. Viele<br />

unter Ihnen besaßen einen erstaunlichen Weitblick und ohne Ihr Eintreten für<br />

den Naturschutz sähe unsere heimische Unterwasserwelt in vielen Bereichen<br />

traurig aus.<br />

Mit ständigen Aktivitäten wie der chemischen und biologischen<br />

Gewässeruntersuchung, mit der Wiedereinbürgerung bedrohter Fischarten oder<br />

mit dem Anlegen von Laichzonen und artgerechten Uferbepflanzungen haben<br />

Sie erfolgreich an der Erhaltung unseres Arteninventars mitgewirkt.<br />

Auch darf nicht vergessen werden: Neben Ihrem Einsatz für die Natur haben<br />

Sie ein Jahrhundert lang die K<strong>am</strong>eradschaft im Verein gepflegt und die Tradition<br />

der örtlichen Fischerei an die nächste Generation weitergegeben. Dafür gebührt<br />

Ihnen unser aller Anerkennung.<br />

Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das Verhältnis zwischen Ihrem Verein<br />

und der Region <strong>Hannover</strong> so positiv und konstruktiv wie bisher darstellt, und<br />

hoffe auch künftig auf eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit zum Nutzen des<br />

Gewässerschutzes.<br />

Mit den besten Wünschen für die Zukunft<br />

Ihr<br />

Dr. Michael Arndt<br />

Regionspräsident


Grußwort<br />

Ich überbringe dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e.V. die Grüße und Glückwünsche des<br />

Landessportfischerverbandes Niedersachsen, seines Vorstandes und seiner rd. 95.000<br />

Mitglieder zu seinem 100-jährigen Bestehen.<br />

Der Verein ist, nach meiner Kenntnis, einer der ältesten Sportfischer-Vereine in unserem<br />

schönen Land Niedersachsen und in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> ist unmittelbar nach seiner Gründung dem „Deutschen<br />

Anglerbund“ – dem aus meiner Sicht – Vorgänger des heutigen „Verbandes Deutscher<br />

Sportfischer“ beigetreten.<br />

Die Geschicke der deutschen Angelfischerei wurden seiner Zeit maßgeblich von <strong>Hannover</strong><br />

aus mitgestaltet. Hier in <strong>Hannover</strong>, in der Fernroder Straße, war bis 1928 der Sitz des<br />

Deutschen Anglerbundes. Die Deutsche Anglerzeitung, das „<strong>am</strong>tliche Organ des<br />

Anglerbundes“, wurde in der hiesigen Schlüterschen Buchdruckerei hergestellt.<br />

Im Jahr 1921 erfolgte unter maßgeblicher Mitwirkung des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> die<br />

Gründung des „Provinzial-<strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong>“, eines Zus<strong>am</strong>menschlusses von<br />

Berufs- und Angelfischern, den die Angelfischer auf Grund erzwungener Umstrukturierungen<br />

1933 verlassen mussten.<br />

Im Deutschen Anglerbund, im Verband Deutscher Sportfischer, im Provinzial-<br />

<strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> und im Landessportfischerverband Niedersachsen haben in den<br />

Jahren seines 100-jährigen Bestehens immer Mitglieder des Vereins die Geschicke der<br />

Fischerei, insbesondere der Angelfischerei, mitgestaltet.<br />

Tradition verpflichtet ja bekanntlich und gute Tradition verpflichtet in ganz besonderem<br />

Maße. Der Verein hat sich in all den Jahren seiner Zugehörigkeit zu unseren Verbänden<br />

als ein aktives, aber auch kritisches Mitglied erwiesen.<br />

Neben der Tätigkeit des Vereins im Rahmen einer sinnvollen Freizeitgestaltung sind<br />

insbesondere die Bemühungen und Erfolge auf dem Gebiet des Umweltschutzes, speziell<br />

des Gewässerschutzes, hervorzuheben. Sein erfolgreiches Bemühen um die Belange des<br />

Naturschutzes, einschließlich des Artenschutzes, finden allgemeine Anerkennung.<br />

Dass der Verein es mit dem Gewässerschutz sehr ernst nimmt, zeigen viele entsprechende<br />

Aktivitäten, die hier aufzuzeigen den Rahmen sprengen würde.<br />

Die Erfolge im Casting, dem Sport der Angler, lassen sich über Jahrzehnte zurückverfolgen.<br />

Auch die Bemühungen um seine Jugendarbeit, der Verein hat heute 450 jugendliche<br />

Mitglieder, verdienen besondere Beachtung. Eine funktionierende Jugendarbeit ist wichtig<br />

für die Zukunft des Vereins, aber auch für die Zukunft unserer Verbände.<br />

Ich bedanke mich für das Engagement der Verantwortlichen, die die Jugendlichen an die<br />

Aufgabe, Verantwortung für die Umwelt und den Umweltschutz zu übernehmen,<br />

heranführen, sie aber auch die Natur erleben lassen. Nur wer die Natur erlebt, ist auf<br />

Dauer bereit, sich für ihren Erhalt einzusetzen. Fischen ist Naturerlebnis.<br />

Lassen Sie mich schließen mit unserem Leitspruch: Natur erfahren, Natur bewahren.<br />

Peter Rössing<br />

Präsident des Landessportfischerverbandes Niedersachsen e.V.<br />

Ehrenpräsident des Verbandes Deutscher Sportfischer e.V.<br />

9


100 Jahre <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e.V.<br />

Einleitung<br />

Die Ausgangslage<br />

im Jahr 1906<br />

10<br />

100 Jahre bedeuten auf den Menschen bezogen etwas mehr als drei<br />

Generationen. Für einen Verein aber eine viel längere Zeit, haben doch<br />

während dieser Spanne viel mehr als drei Generationen den <strong>Fischereiverein</strong><br />

<strong>Hannover</strong> durchlaufen.<br />

An einem solchen Geburtstag ist es üblich, dass diejenigen, die an diesem<br />

Jubiläum Anteil nehmen, in die Vergangenheit blicken und die Entwicklung des<br />

Vereins nachvollziehen. Es liegt nahe, dass der Jubilar Rechenschaft über sein<br />

bisheriges Leben gibt und sich die Frage stellt, ob es ihm gelungen ist, in<br />

Vergangenheit und Gegenwart allen Ansprüchen gerecht geworden zu sein, die<br />

an ihn gestellt worden sind. Haben wir Grund zum Feiern?<br />

Eine solche Rückschau ist schwierig und kann vermutlich nicht immer objektiv<br />

sein. Manches liegt bereits im Dunkeln der Vergangenheit, nicht zuletzt, weil mit<br />

der Zerstörung unserer Geschäftsstelle im Oktober 1943 fast sämtliche<br />

Dokumente aus den Jahren zuvor vernichtet wurden. Überdies ist vieles nur aus<br />

dem jeweiligen Zeitgeschehen erklärbar; mehrere Generationen haben an der<br />

Gestaltung des Vereins mitgearbeitet und jede tat es in ihrer Art. Umso<br />

erstaunlicher mutet es an, dass trotz der vielseitigen und unterschiedlichen<br />

Einflüsse, trotz der wechselvollen Zeitumstände die Ideen und Vorstellungen, mit<br />

denen vor 100 Jahren der Verein ins Leben gerufen worden ist, bis heute kaum<br />

an Gültigkeit verloren haben und immer noch zeitgemäß sind.<br />

Im Kaiserreich gegründet, in der Weimarer Republik ein Auf und Ab erlebt,<br />

das Dritte Reich überlebt, in der Bundesrepublik angekommen und aufgeblüht, –<br />

das ist in aller Kürze die Geschichte des FVH. Und wie stellt sich seine<br />

Geschichte in etwas ausführlicherer Form dar?<br />

Als im Jahr 1906 einige Initiatoren mit rund sechs Dutzend Sportanglern<br />

unseren Verein gründeten, lag das im Trend der Zeit. Bereits seit Anfang des<br />

19. Jahrhunderts hatten zahlreiche Interessengruppen Vereine gegründet, nicht<br />

jedoch die Angler. Erst nachdem 1866 in Berlin der erste deutsche Angelverein<br />

entstanden war, k<strong>am</strong> es in den folgenden Jahrzehnten in ganz Deutschland zu<br />

zahlreichen weiteren Vereinsgründungen, allerdings deutlich später als in<br />

anderen westeuropäischen Ländern. Vor allem im westlichen Europa genoss das<br />

Angeln ein relativ hohes Ansehen als sportliche Freizeitaktivität, zum Teil als<br />

Vorrecht der oberen Stände. Offenbar nicht so in Deutschland, obwohl die<br />

d<strong>am</strong>aligen Mitglieder eher dem gehobenen Bürgertum als der Arbeiterschaft<br />

angehörten.<br />

Ein Grund für die zahlreichen Gründungen von <strong>Fischereiverein</strong>en in<br />

Deutschland Ausgang des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mag das<br />

Bestreben nach mehr gesellschaftlicher Anerkennung gewesen sein. Ein weiterer<br />

Grund – soweit sich das heute noch feststellen lässt – dürfte in dem Bemühen<br />

gelegen haben, den zurückgehenden Fischbestand in den Bächen und Flüssen


Die Gründerjahre<br />

durch gemeins<strong>am</strong>e Maßnahmen zu verbessern. Es war nur folgerichtig, dass<br />

sich schon im Jahr 1900 eine Vielzahl der Vereine zu einer Dachorganisation<br />

zus<strong>am</strong>menschloss, dem Deutschen Anglerbund, durch den sich aber offensichtlich<br />

nicht alle Angler richtig vertreten sahen. Deshalb gründete sich 1921<br />

als weitere Dachorganisation der Arbeiter-Angler-Bund Deutschlands.<br />

100 Jahre Geschichte des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong>, das bedeutet: 100 Jahre<br />

Geschichte des deutschen Angelsports. Fische mit einer Angel gefangen hat<br />

man in der Stadt <strong>Hannover</strong> zu allen Zeiten. Der Angler mit der langen<br />

B<strong>am</strong>busrute und dem Eimer für die Würmer war an <strong>Leine</strong> und Ihme ebenso<br />

bekannt wie an den zahlreichen stillgelegten und voll Wasser gelaufenen<br />

Tonkuhlen in der Nachbarschaft der Stadt, wo er sein Glück versuchte. So wie<br />

sein Gerät mangelhaft war, so waren es auch die Fangmethoden, und dementsprechend<br />

blieben auch große Fänge eine Seltenheit. Nimmt es da Wunder,<br />

wenn der hannoversche Angler sich des gleichen Rufes erfreute wie sein Kollege<br />

in anderen Gauen des deutschen Reiches? Bis zur Wende des vorletzten<br />

Jahrhunderts sah man in Deutschland im Angler die skurrile, ja manchmal sogar<br />

belächelte Figur. Im Gegensatz zu England war hierzulande das Angeln noch<br />

recht klobig und wenig elegant. Schrifttum zum sportlichen Angeln gab es so gut<br />

wie keines in Deutschland. Das änderte sich erst, als 1875 das Illustrierte<br />

Handbuch der Angelfischerei von Max von dem Borne erschien, das in den<br />

folgenden Jahrzehnten ein großer Erfolg wurde.<br />

Auch in der Stadt <strong>Hannover</strong> gab es Männer, die sich gegen die Geringschätzung<br />

des sportlichen Angelns wehrten, weil sie fühlten, dass der Fischfang<br />

mit der Angel mehr sei als Broterwerb oder bloßer Zeitvertreib, und dass neben<br />

der Leidenschaft doch ein erhebliches Maß von Wissen und Können erforderlich<br />

sei, um einen größeren Fisch zu fangen, – und dass sich die Angelei getrost<br />

neben ihre Schwester, die Jagd, stellen könne. Es ist gewiss kein bloßer Zufall<br />

gewesen, dass diese Männer sich an den Bächen des Harzes und des<br />

Weserberglandes, an den in der Gemarkung Laatzen im Entstehen begriffenen<br />

Teichen oder an anderen Gewässern trafen und Bekanntschaften und<br />

Freundschaften schlossen.<br />

Alsbald nach der Gründung des Deutschen Anglerbundes traten auch<br />

einzelne hannoversche Angler ihm bei und wurden <strong>am</strong> Wasser eifrige Werber<br />

für den Bundesgedanken. Und so reifte allmählich der Plan, in der Stadt<br />

<strong>Hannover</strong> einen Anglerverein ins Leben zu rufen. Die Seele dieses Planes war<br />

der Lehrer Wellhausen, der an den Laatzener Teichen Freunde zu werben<br />

verstand. Neben ihm warb an anderer Stelle der d<strong>am</strong>alige Magistratsaktuar<br />

Laue für den künftigen Verein, bis beide Aktionen zus<strong>am</strong>menflossen und endlich<br />

zum 3. Februar des Jahres 1906 in der „Münchener Bierhalle“, Luisenstraße 5,<br />

eine erste Vers<strong>am</strong>mlung der hannoverschen Angler einberufen werden konnte.<br />

11


12<br />

Es war eine Selbstverständlichkeit, dass ein Zus<strong>am</strong>menschluss der <strong>Hannover</strong>aner<br />

nur in Anlehnung an den Deutschen Anglerbund erfolgen konnte und sollte. Und<br />

so erschienen denn auch, durch Laue veranlasst, aus Berlin zwei Mitglieder der<br />

d<strong>am</strong>aligen Bundesverwaltung, der Rentner Hilberling und der Schriftleiter der<br />

Deutschen Anglerzeitung, Carl Paeske, in jener Vers<strong>am</strong>mlung.<br />

Carl Paeske hielt ein Referat über die Bedeutung des Zus<strong>am</strong>menschlusses der<br />

deutschen Sportangler, welches Hilberling durch Hinweise auf den Entwurf des<br />

neuen preußischen Fischereigesetzes und andere anglerische Hinweise ergänzte.<br />

Für die etwa 70 Teilnehmer waren die Gedanken Paeskes und Hilberling<br />

so neu, dass eine Aussprache kaum in Gang k<strong>am</strong>. Unter dem Vorsitz des<br />

Rechtsanwalts Grote wählte man eine Kommission, bestehend aus den Herren<br />

Rittergutspächter Hugo Ebell, Wanderlehrer für Fischerei bei der Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer<br />

Giesecke, Rechtsanwalt Grote, Magistratsaktuar Laue, Direktor<br />

Pink, Schneider Rehse, Landgerichtsdirektor Rudert und Lehrer Wellhausen, die<br />

die Gründung eines hannoverschen Sportanglervereins vorbereiten und einen<br />

Entwurf für die Satzung erstellen sollten.<br />

Schon vier Wochen<br />

später, <strong>am</strong> 5. März<br />

1906, fand man sich zu<br />

einer zweiten Vers<strong>am</strong>mlung<br />

im „Bayerischen<br />

Hof“, Luisenstraße 10,<br />

zus<strong>am</strong>men. Hier erfolgte<br />

die Gründung des Vereins. Die vorgeschlagene Satzung fand einmütige<br />

Billigung. Der Verein erhielt den N<strong>am</strong>en Sport-Angler-Verein <strong>Hannover</strong>.<br />

Schon im Jahre 1913 gab es eine Umbenennung des Vereins in<br />

<strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong>, da schon bald hegerische Maßnahmen eine immer<br />

größere Rolle spielten. Erstaunlich auch, dass d<strong>am</strong>als vom Verein bereits<br />

naturkundliche und fischereibiologische Bildungsveranstaltungen durchgeführt<br />

wurden.


Die folgenden Jahre<br />

Unser Verein scheint, soweit wir aus den spärlich vorhandenen<br />

Mitgliederverzeichnissen der Gründerjahre entnehmen können, anfangs eher ein<br />

Honoratioren-Club gewesen zu sein. Das änderte sich aber noch in den Jahren<br />

vor dem Ersten Weltkrieg, erst recht danach, was sicherlich auch mit dem<br />

gesellschaftlichen und sozialen Wandel in Deutschland zu tun hatte. Die alte<br />

ständische Ordnung zerfiel mehr und mehr, was für viele zur Vereinzelung und<br />

Entfremdung führte. Also suchte man nach neuen Bindungen und die fand man<br />

häufig in Vereinen mit gleichen Interessen wie den eigenen.<br />

Dennoch: Auch wenn es bereits in den ersten Jahren eine breite soziale<br />

Schichtung in unserem Verein gab, scheint das gehobene Bürgertum<br />

überrepräsentiert gewesen zu sein. Auffallend ist auch der d<strong>am</strong>als hohe Anteil<br />

von Angehörigen des <strong>Hannover</strong>schen Opernhauses. Einem frühen Geschäftsbericht<br />

ist zu entnehmen, dass die geselligen Vereinsabende häufig von<br />

Künstlern gestaltet wurden, die dem Verein angehörten. Und der bereits im Jahr<br />

1907 ins Leben gerufene Gewässerausschuss, der ausdrücklich zum Schutz der<br />

Gewässer gegründet worden war, wurde die ersten drei Jahre von einem<br />

K<strong>am</strong>mermusiker geleitet.<br />

Auf welches große Interesse die organisierte Angelei in Deutschland wie<br />

auch in <strong>Hannover</strong> stieß, lässt sich an der Entwicklung unserer Mitgliederzahlen<br />

ablesen. Ende 1906 hatte der Verein bereits 155 Mitglieder; fünf Jahre später<br />

waren es 300 und 1919 schon 600. Dass der Verein im Jahr 1923 fast 1.000<br />

Mitglieder aufwies, dürfte aber weniger dem Interesse an einer naturnahen<br />

Freizeitbeschäftigung anzurechnen sein als der Not der Bevölkerung und dem<br />

Bestreben, alle Möglichkeiten zur Nahrungsbeschaffung zu nutzen. Jedenfalls<br />

war der Bestand 1933 auf 488 Mitglieder gesunken, was vermutlich mit der<br />

vorhergehenden schweren Wirtschaftskrise zu tun hatte.<br />

13


Die erste Hütte auf der Ricklinger Halbinsel im Jahr 1927<br />

Die Entwicklung während des Dritten Reiches lässt sich nicht mehr<br />

nachvollziehen, weil unsere Geschäftsstelle und d<strong>am</strong>it die meisten Unterlagen<br />

1943 zerbombt worden waren. Aber sicher ist, dass unser Verein, wie alle<br />

Angelvereine und -verbände, in dem Reichsverband Deutscher Sportfischer<br />

zwangsweise gleichgeschaltet worden war.<br />

Mit Kriegsausbruch im Jahre 1939 begannen auch in unserem Verein<br />

Einschränkungen aller Art spürbar zu werden. Fast alle jüngeren Mitglieder<br />

wurden eingezogen und mussten die Angelruten in die Ecke stellen. Die Frage<br />

des Fischbesatzes konnte nicht mehr ausreichend gelöst werden und musste<br />

notgedrungen einer besseren Zeit vorbehalten bleiben. Die Mitgliedschaft zum<br />

Provinzial-Fischerei-Verein der Berufsfischer, kurz zuvor umbenannt in Landesfischereiverband,<br />

war in lockerer Verbindung bestehen geblieben. Von dieser<br />

Seite erfolgte dann der Zugriff auf unsere sorgfältig gehegten Fischgewässer.<br />

Gestützt auf ein Rundschreiben des Reichsverbandes Deutscher Sportfischer vom<br />

12. September 1939, welches die planmäßige Abfischung der dem Verband<br />

unterstellten Vereinsgewässer anordnete, verlangte der Landesfischereiverband<br />

den Einsatz eines Berufsfischers. Der Führung des Landesfischereiverbandes war<br />

sehr wohl bekannt, dass beispielsweise die vom <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong><br />

gepachtete Strecke des Mittellandkanals einen ausgezeichneten Fischbestand<br />

aufwies und die Abfischung der insges<strong>am</strong>t ca. 50 Kilometer langen Kanalstrecke<br />

große Erträge bringen würde. Was dann geschah, war Raubfischerei in übelster<br />

15


Der Neubeginn nach 1945<br />

16<br />

Weise. Nach dem erwähnten<br />

Rundschreiben<br />

sollten die gefangenen<br />

Fische zur Sicherstellung<br />

der Ernährung der Bevölkerung<br />

in den Fischgeschäften<br />

zum Verkauf<br />

kommen. Die Mitglieder<br />

des Vereins konnten sich<br />

davon überzeugen, dass<br />

im Kanal große Mengen<br />

an Edelfischen in die Netze<br />

gegangen waren. Die<br />

Bevölkerung bek<strong>am</strong> sie in<br />

den Fachgeschäften jedoch<br />

nicht zu sehen. Offenbar<br />

waren sie bevorzugten Leuten des Dritten Reiches vorbehalten.<br />

Als im Jahr 1945 der Zus<strong>am</strong>menbruch k<strong>am</strong>, blieb ein restlos ausgeplünderter<br />

Kanal zurück. Die Flüsse und Teiche hatten jahrelang keinen Besatz an<br />

Jungfischen erhalten, so dass es auch hier mit dem Fischbestand trostlos aussah.<br />

Der Verein verfügte zwar über ausreichende Geldmittel, wofür er aber keine<br />

Fische bek<strong>am</strong>, da nunmehr als Zahlungsmittel nur Sachwerte gefordert wurden,<br />

über die der Verein nicht verfügte.<br />

Wenn im letzten Satz das Wort „Verein“ auftaucht, so heißt das nicht, dass<br />

es den <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> noch gab. Jedenfalls gab es ihn offiziell nicht<br />

mehr. Die Besatzungsmächte hatten im viergeteilten Deutschland alle Vereine<br />

zunächst aufgelöst. Auch wir mussten in diesen sauren Apfel beißen. Da nahm<br />

jedoch in dieser schweren Zeit unser Sportk<strong>am</strong>erad Wilhelm Gewecke die Dinge<br />

in die Hand und organisierte eine provisorische Vereinsleitung. Als<br />

Geschäftsstelle des Vereins diente seine Wohnung, da die bis dahin für diesen<br />

Zweck zur Verfügung stehenden Räume im Kriege zerbombt worden waren. In<br />

dieser improvisierten Geschäftsstelle wirkte weiter wie bisher unser unvergessenes<br />

Fräulein Lübbe, die treue Tante Lene. In alter Frische und ihrer herzlichen<br />

Art betreute sie hier die nach und nach wieder eintreffenden Sportfreunde. Es<br />

wäre allerdings verfrüht gewesen, zu diesem Zeitpunkt von einem geregelten<br />

Vereinsbetrieb zu sprechen. Immerhin zeigte sich, dass der alte St<strong>am</strong>m der<br />

Mitglieder nicht gewillt war, seinen Verein nach beinahe 40-jährigem Bestehen<br />

sang- und klanglos untergehen zu lassen.<br />

In einer von der Militär-Regierung genehmigten Monatsvers<strong>am</strong>mlung <strong>am</strong><br />

2. Dezember 1945 wurde nach Verlesen eines Schreibens der Militär-Regierung


Gegenwart und Zukunft<br />

über die Wiederzulassung des Vereins beschlossen, einen vorläufigen Vorstand<br />

zu bilden, der dann in der noch zu bestimmenden Hauptvers<strong>am</strong>mlung endgültig<br />

gewählt werden sollte. Am 10. März 1946 war es dann soweit. In der an diesem<br />

Tage stattfinden Hauptvers<strong>am</strong>mlung im Klubzimmer des Bierlokals Otte in<br />

<strong>Hannover</strong>-Linden, Limmerstraße/Ecke Röttgerstraße, wurde Wilhelm Gewecke<br />

zum ersten Vereinsvorsitzenden nach dem Kriege gewählt. Zehn Jahre lang hat<br />

Gewecke als erster Vorsitzender<br />

die Geschicke des<br />

Vereins mit Umsicht gelenkt,<br />

wobei ihm seine guten<br />

Kenntnisse auf dem Gebiet<br />

der Fischerei sehr dienlich<br />

waren. Es muss ihm an<br />

dieser Stelle bescheinigt werden,<br />

dass dieses Amt bei<br />

ihm in den besten Händen<br />

lag. Der Verein ist diesem<br />

alten Pionier der Sportfischerbewegung<br />

zu großem<br />

Dank verpflichtet, wenn man<br />

bedenkt, dass er beginnend<br />

im Jahre 1945 den Verein aus dem Nichts wieder nach oben geführt hat.<br />

1950 hatte der Verein schon wieder 650 Mitglieder. Seitdem hat sich der<br />

Mitgliederbestand ständig nach oben entwickelt. 1977 wurde das 3000. Mitglied<br />

aufgenommen, und heute zählt der Verein rund 4.500 Mitglieder.<br />

Nachdem wir seit Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre einen starken<br />

zwischenzeitlichen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen – unter anderem durch<br />

die vielen osteuropäischen Zuwanderer – zu verzeichnen hatten, müssen wir<br />

davon ausgehen, dass sich die Zahlen auf Grund der Bevölkerungsentwicklung<br />

voraussichtlich nicht mehr wesentlich nach oben bewegen werden.<br />

Erfreulich ist aber, dass wir trotz der seit mehr als 30 Jahren sinkenden<br />

Geburtenraten immer noch einen Zuwachs in unserer Jugendgruppe haben, die<br />

derzeit rund 430 Mitglieder aufweist. Offenbar gibt es bei vielen Jugendlichen<br />

das Bedürfnis nach unmittelbar erlebter Naturerfahrung und naturnaher<br />

Freizeitgestaltung. Deshalb sehen wir die vordringliche Aufgabe der Jugendarbeit<br />

darin, den jungen Mitgliedern einen nachhaltigen Umgang mit Natur und<br />

Umwelt sowie die Grundlagen von Natur- und Tierschutz zu vermitteln, wie das<br />

im Übrigen die Erwachsenen ebenfalls durch die Sportfischerprüfung nachweisen<br />

müssen.<br />

17


Der FVH – ein Verein<br />

für die ganze Region<br />

18<br />

Im Gegensatz zur Gründungszeit ist die gesellschaftliche Schichtung unseres<br />

Vereins sehr weit gefächert: Vom Hilfsarbeiter bis zum Klinikchef, vom Achtjährigen<br />

bis zum Achtzigjährigen, vom Türken bis zum Zuwanderer aus<br />

Kasachstan sind alle Berufs- und Bevölkerungsgruppen vertreten.<br />

Was den Altersaufbau des Mitgliederbestandes betrifft, ist unser Verein ein<br />

Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Der Anteil der<br />

Älteren nimmt in den letzten Jahren zu. Inzwischen liegt der Anteil der bis zu 35<br />

Jahren alten Mitglieder bei 20 Prozent, während er vor sechs Jahren noch 35<br />

Prozent betragen hatte. Aber immerhin sind noch mehr als 60 Prozent der<br />

Mitglieder jünger als 50 Jahre. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass<br />

– im Gegensatz zu herkömmlichen Sportvereinen – die meisten Mitglieder dem<br />

Verein ein Leben lang die Treue halten, weil das Angeln bis ins hohe Alter<br />

ausgeübt werden kann. Also ist der Anteil der Älteren zwangsläufig höher als in<br />

einem Sportverein. Der Verein leistet d<strong>am</strong>it auch einen wichtigen gesellschaftspolitischen<br />

Beitrag, indem er der wachsenden Generation der Älteren eine<br />

erfüllende und gesunde Betätigung bietet und somit deren Lebensqualität erhöht.<br />

Der FVH ist längst nicht mehr nur auf die Stadt <strong>Hannover</strong> beschränkt, was<br />

sowohl die Gewässer als auch die Mitglieder betrifft. Rund die Hälfte der<br />

Mitglieder kommt aus der Stadt <strong>Hannover</strong>, die andere Hälfte aus der Region<br />

<strong>Hannover</strong>, aber auch aus angrenzenden Landkreisen. Insofern hat sich<br />

ausgezahlt, dass wir schon seit vielen Jahren Gewässer im Umland von<br />

<strong>Hannover</strong> gepachtet oder erworben haben. Wir sind in der glücklichen Lage,<br />

unseren Mitgliedern genügend Angelmöglichkeiten zur Verfügung stellen zu<br />

können, worum uns viele andere Vereine beneiden. Das liegt sicherlich auch<br />

daran, dass wir mit fast allen unseren Verpächtern recht harmonische<br />

Vertragsverhältnisse pflegen, auch mit den kommunalen Verpächtern, was von<br />

beiderseitigem Nutzen ist. Denn neben den gesetzlich vorgeschriebenen Hegeund<br />

Bewirtschaftungsmaßnahmen durch kostspielige Besatzmaßnahmen dient<br />

der Verein auch dem Allgemeininteresse durch Überwachung der Sicherheit und<br />

Ordnung an den Gewässern mittels seiner Fischereiaufseher, durch regelmäßige<br />

Reinigungsaktionen über den Arbeitsdienst seiner Mitglieder, durch artgerechte<br />

Bepflanzungen der Uferzonen und anderes mehr.<br />

Die größten Verdienste für die Allgemeinheit kann man aber wohl darin<br />

sehen, dass der FVH der Bevölkerung in der Ballungsregion <strong>Hannover</strong><br />

naturnahe Freizeitbeschäftigung bietet, dass er zahlreiche Jugendliche an den<br />

Verein bindet und ihnen somit sinnvolle Aktivitäten ermöglicht, dass er auch<br />

einen Beitrag zur Integration vieler osteuropäischer Zuwanderer leistet (was sich<br />

aber nicht immer ganz einfach gestaltet) und dass er letztlich einen nicht<br />

unerheblichen Beitrag zur Erhaltung und Gestaltung unserer Natur und Umwelt<br />

leistet.


Vorstände 1906 – 2006<br />

Der Vorstand im Gründungsjahr 1906<br />

1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Grote<br />

2. Vorsitzender: Lehrer Wellhausen<br />

1. Schriftführer: Magistratsaktuar Laue<br />

2. Schriftführer: Bürobe<strong>am</strong>ter Gosker<br />

Schatzmeister: Kaufmann Heidorn<br />

Der Vorstand im Jubiläumsjahr 2006<br />

Vorsitzender: Dr. Uwe Köbke<br />

Stellv. Vorsitzender: Werner Kietzmann<br />

Geschäftsführer: Udo Wagner<br />

Schatzmeister: Hans Werner Seifert<br />

Gewässerwart: Heinz Pyka<br />

Stellv. Gewässerwarte: Hans-Joachim Stünkel,<br />

Andy Krüger, Dirk Peters<br />

Die Vorsitzenden von 1906 bis 2006<br />

1906 - 18 Justitzrat Grote<br />

1918 - 19 Geheimrat Lorenz<br />

1919 - 21 Justitzrat Grote<br />

1921 - 25 Geheimrat Prof. Malkmus<br />

1925 - 26 Stadt<strong>am</strong>tmann Laue<br />

1926 - 33 Senator a. D. Konrich<br />

1933 - 38 Maximilian Jankowski<br />

1938 - 45 Heinrich Hogrefe<br />

1946 - 55 Wilhelm Gewecke<br />

1955 - 60 Werner Nordhorn<br />

Beisitzer: Eisenbahnkanzlist Bolte<br />

Wanderlehrer Giesecke<br />

Justitzrat Hoppe<br />

Direktor Pink<br />

Landesgerichtsdirektor Rudert<br />

Sportwart: Wilfried Specht<br />

Jugendleiter: Stephen Smith<br />

Stellv. Jugendleiter: Andreas Magerkord<br />

Pressewart: Bernd Narjes<br />

Schriftführer: Manfred Neuwirth<br />

1960 - 65 Fritz Michalsky<br />

1965 - 67 Ernst Kröhnert<br />

1967 - 73 Detlef Meyer<br />

1973 - 77 Heinz v. Hermanni<br />

1977 - 80 Detlef Meyer<br />

1980 - 86 Karl-Georg Flügge<br />

1986 - 92 Dr. Erich Kalous<br />

1992 - 95 Günter Drawert<br />

1995 - Dr. Uwe Köbke<br />

19


100 Jahre Fischhege und Gewässerpflege<br />

100 Jahre Einsatz<br />

für die Natur<br />

Angeln im Jahre 1909<br />

20<br />

Ist dieses Schlagwort richtig? Gilt es wirklich für die vergangenen einhundert<br />

Jahre? Gehen wir zurück ins Jahr 1906, in das Gründungsjahr unseres Vereins.<br />

D<strong>am</strong>als gab es noch Meerforellen und Lachse in Aller und <strong>Leine</strong>, und in den<br />

Angelzeitschriften wurde diskutiert, ob der Lachs im Süßwasser noch Nahrung<br />

zu sich nimmt. Mancher Angler fütterte daher noch mit zerkleinerten<br />

Regenwürmern – in der Hoffnung, dass dann die Lachse besser beißen würden.<br />

Aber schon d<strong>am</strong>als erkannten die Vorstandsmitglieder des FVH, dass die<br />

fortschreitende Industrialisierung großen Einfluss auf die Gewässer hatte. Es<br />

wurden immer mehr Gewässer begradigt, verbaut und durch Einleitungen von<br />

Abwässern verschmutzt. Deshalb trat unser Verein als einer der ersten im Jahr<br />

1909 der d<strong>am</strong>als gegründeten Vereinigung zur Bekämpfung der Verunreinigung<br />

von <strong>Leine</strong>, Ihme und Nebengewässer e.V. bei. Und weil die Mitglieder sich<br />

nicht nur als Angler sahen, sondern auch als Naturfreunde, fassten sie im<br />

gleichen Jahr mehrheitlich einen Beschluss gegen eine systematische Verfolgung<br />

des Eisvogels, der d<strong>am</strong>als als Fischräuber galt. Schon vorher, nämlich ein Jahr<br />

nach der Gründung, hatte der Verein einen eigenen Gewässerausschuss ins<br />

Leben gerufen, der sich um den Schutz der Vereinsgewässer kümmern sollte.<br />

Auch waren d<strong>am</strong>als offenbar schon Besatzmaßnahmen für den Erhalt eines<br />

ausgeglichenen Fischbestandes nötig. Während im Gründungsjahr gerade<br />

einmal 93 Mark für Besatz ausgegeben wurden, waren es 1909 bereits über<br />

5.000 Mark und 1911 sogar über 8.000 Mark.<br />

Wie fand d<strong>am</strong>als das Angeln statt? In einem Leserbrief der Deutschen<br />

Anglerzeitung von 1909 hat ein Mitglied des FVH seine Erlebnisse unter der<br />

Überschrift „Ein Tag an der H<strong>am</strong>el“ beschrieben.<br />

Morgens in aller Frühe ging es vom Bahnhof in <strong>Hannover</strong> mit der D<strong>am</strong>pflok<br />

in voller Anglerkleidung nach Bad Münder. Dort angekommen stand erst einmal<br />

ein mehrere Kilometer langer Fußmarsch nach Hachmühlen bevor. Dort wurde in<br />

der Dorfkneipe ein Frühstück eingenommen, dann ging es zur H<strong>am</strong>el, um bis<br />

zum Mittag der Fischwaid nachzugehen. Mittags zurück zur Kneipe zum Essen,<br />

dann zurück zur H<strong>am</strong>el. Am späten Nachmittag erfolgte der Fußmarsch nach<br />

Bad Münder und die Rückfahrt nach <strong>Hannover</strong>. – Für uns heutzutage kaum mehr<br />

vorstellbar!<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte der Verein weitere Gewässer übernehmen,<br />

und auch die Mitgliederzahl nahm rapide zu, wahrscheinlich mehr aus<br />

Gründen der Nahrungsbeschaffung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als aus<br />

Gründen der Liebhaberei zum Angeln. Fischsterben gab es nach den vorliegenden<br />

Unterlagen noch nicht, die Gewässer waren noch einigermaßen sauber,<br />

das änderte sich aber mehr und mehr mit der zunehmenden Industrialisierung.


Krieg und Nachkriegszeit<br />

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges begannen schwierige Zeiten für den<br />

FVH. Aufgrund behördlicher Anordnung wurden ab September 1939 die<br />

ertragreichen Gewässer durch Berufsfischer mittels Netzzügen geplündert. Dazu<br />

gehörten auch 50 Kilometer Mittellandkanal, die der Verein in Pacht hatte.<br />

Entsprechend nötige Besatzmaßnahmen waren nicht möglich. Auch nach dem<br />

Krieg wurde jahrelang kein Besatz eingebracht, an den Gewässern wurde mit<br />

Netzen und Reusen Schwarzangelei betrieben, und mancher gutwillige<br />

Sportfreund k<strong>am</strong> ohne Angel und verprügelt nach Hause. Hinzu k<strong>am</strong>, dass der<br />

Wasserstand im Mittellandkanal in dieser Zeit um die Hälfte gesenkt worden<br />

war.<br />

Mit Beginn der 50er Jahre kehrte allmählich wieder ein geordnetes Leben<br />

ein, auch für die Angler. Mit unserem Verein ging es wieder aufwärts, mit der<br />

Gewässergüte dagegen abwärts. In der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen<br />

unseres Vereins, also im Jahr 1956, wird bereits über die Verschmutzung der<br />

Fließgewässer berichtet. Sie erreichte in den 70er Jahren ihren Höhepunkt, als<br />

in <strong>Leine</strong> und Aller die meisten der früher vorhandenen Fischarten verschwunden<br />

waren und nur noch wenige Arten überleben konnten. Es gab keine Bachforellen<br />

mehr, keine Barben, Gründlinge, Äschen oder Meerforellen und längst keine<br />

Lachse mehr. Fusseln aus der Ahlfelder Papierfabrik und der Gesundheitszustand<br />

der Fische verleideten zunehmend den Mitgliedern das Angeln.<br />

Die <strong>Leine</strong> zur Winterzeit 1957 – durch Abwässer so gut wie fischlos<br />

Doch allmählich setzte ein politisches Umdenken ein, auch durch das<br />

Engagement der <strong>Fischereiverein</strong>e und -verbände. Es k<strong>am</strong> zu strengeren gesetzlichen<br />

Auflagen, die Abwasseraufbereitung der Industriebetriebe wurde verbes-<br />

21


Wiedereinbürgerung<br />

einiger Fischarten<br />

22<br />

sert, mehr und mehr kommunale Kläranlagen wurden gebaut. Nach und nach<br />

besserte sich die Situation.<br />

Deshalb wurde innerhalb des Vereins über Möglichkeiten diskutiert, ehemals<br />

heimische Fischarten wieder in unseren Fließgewässern anzusiedeln. Anfang der<br />

90er Jahre wurde die <strong>Leine</strong> versuchsweise mit Wildfängen von Barben besetzt,<br />

danach erfolgte der Besatz mit Barbenbrut. Heute hat die <strong>Leine</strong> einen hervorragenden<br />

und sich selbst reproduzierenden Barbenbestand. Der Aufwand hat<br />

sich also gelohnt. Als nächstes Projekt wurde der Besatz mit Aalquappen in Aller<br />

und <strong>Leine</strong> durchgeführt, – auch dies mit Erfolg.<br />

Im Jahr 2000 k<strong>am</strong> die Idee auf, wieder Lachse in der <strong>Leine</strong> anzusiedeln.<br />

Nach vielen Gesprächen mit Vereinen von Neustadt bis Northeim wurden unter<br />

Federführung der Fischereigenossenschaft-<strong>Leine</strong>-II die ersten Lachse gekauft und<br />

eingesetzt. In Zus<strong>am</strong>menhang mit diesem Projekt wurde nach Rücksprache mit<br />

dem Betreiber des Kraftwerks in Herrenhausen (Stadtwerke <strong>Hannover</strong>) und der<br />

zuständigen Behörde (d<strong>am</strong>als Landes<strong>am</strong>t für Ökologie) eine Kontrollstation<br />

eingerichtet. Sie wird seitdem von Mitgliedern des FVH betrieben und hat schon<br />

viele Erkenntnisse geliefert, aber auch Überraschungen. So wurde dort der erste<br />

Lachsrückkehrer gefangen sowie eine Fischart, die in der <strong>Leine</strong> als ausgestorben<br />

galt, nämlich der Maifisch. Auch war bisher niemandem bekannt, dass es in der<br />

<strong>Leine</strong> ein derart großes Aufkommen an Flussneunaugen gibt. Inzwischen ist<br />

unsere Arbeit an der Kontrollstation über die Grenzen <strong>Hannover</strong>s hinaus


Gewässerverunreinigungen<br />

Naturschutz- und<br />

Landschaftspflege<br />

bekannt, und mehrere Institutionen sind dankbar für unser Datenmaterial über<br />

Artenzus<strong>am</strong>mensetzung und Wanderverhalten der Fische in der <strong>Leine</strong>.<br />

Das alles bedeutet aber nicht, dass wir sorgenfrei leben können. Immer<br />

wieder kommt es trotz aller gesetzlichen Auflagen zu Gewässerverunreinigungen<br />

– oft mit katastrophalen Folgen für Fauna und Flora. Dann ist das Wissen<br />

unserer Gewässerwarte zur Ergründung der Ursachen gefragt, aber auch<br />

um Schadensersatzansprüche geltend zu machen und um eingetretene Schäden<br />

durch entsprechende Besatzmaßnahmen, wenn möglich, zu beheben. Dazu<br />

einige Beispiele.<br />

Ein Problemfall war schon immer die H<strong>am</strong>el mit ihren Nebenbächen. Einmal<br />

ließ ein Landwirt mehrere tausend Liter Gülle in die H<strong>am</strong>el einlaufen. Unsere<br />

Gewässerwarte nahmen biologische Gewässeruntersuchungen vor, die dann vor<br />

Gericht ausschlaggebend für die Verurteilung des Landwirts waren. Ein weiteres<br />

großes Fischsterben wurde durch den Unfall eines mit Chemikalien beladenen<br />

Zuges verursacht. Hier musste der Verein einen langen Atem beweisen, um dann<br />

doch noch von der DB entschädigt zu werden. Diese Beispiele lassen sich bis in<br />

die Gegenwart fortsetzen, denn derzeit verhandeln wir wegen eines Fischsterbens<br />

mit einer Versicherungsgesellschaft über Schadensersatzansprüche.<br />

Gewässerpflege bedeutet aber nicht nur Fischhege. Es geht auch um das<br />

Drumherum der Gewässer. Wer sich unsere Gewässer anschaut, wird feststellen,<br />

dass hier viel für die Natur getan wurde und dass die Umgebung der Gewässer<br />

oft Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen ist. Beispielhaft seien hier die<br />

Müllinger Teiche und der Teich in Steinwedel genannt.<br />

Beim Kauf der drei Teiche in Müllingen war dort eine ausgeräumte<br />

Landschaft vorzufinden. An den Teichen gab es keine Vegetation,<br />

und nur wenige Tierarten konnten dort leben. Heute, dreißig<br />

Jahre später, sieht die Landschaft ganz anders aus. In der<br />

Umgebung einer immer noch intensiven Landwirtschaft sind die<br />

Müllinger Teiche eine grüne Oase. Es ist ein Lebensraum für viele<br />

Tiere entstanden, man kann Graugänse, Zwergtaucher, Grünspechte<br />

und viele andere Vogelarten beobachten. Auch Erdkröten,<br />

Teichfrösche, Blindschleichen und viele Insekten haben eine Heimat gefunden.<br />

Im Wasser gibt es seltene Fischarten, wie Bitterlinge, aber<br />

auch Edelkrebse und Teichmuscheln. Es wurden Hecken und Bäume<br />

gepflanzt, eine Streuobstwiese angelegt und ein Teil der Ufer- und<br />

Wasserflächen als Schongebiete ausgewiesen.<br />

Ähnlich sieht es an unserem Teich in Steinwedel aus, der sich ebenfalls in<br />

einer ansonsten rein landwirtschaftlich genutzten Umgebung befindet. Inzwischen<br />

ist über Jahrzehnte durch viele Arbeitsstunden und auch viel Geld ein<br />

Biotop entstanden, das seinesgleichen sucht.<br />

23


Probleme durch<br />

Wasserkraftwerke<br />

24<br />

Werfen wir nunmehr einen Blick in die Gegenwart und Zukunft. Der FVH<br />

bietet seinen Mitgliedern eine ausreichende und große Vielfalt von Gewässern.<br />

Er hat inzwischen rund 4.500 Mitglieder. Man könnte meinen, nun wäre bei<br />

unserem Verein die Welt in Ordnung. Ist dem so?<br />

Die Flüsse werden zwar immer sauberer, so dass in der <strong>Leine</strong> mittlerweile<br />

wieder 35 Fischarten vorkommen. Der Umweltschutzgedanke nimmt bei den<br />

Bürgern und der Politik zu. Aber dieser Trend zu mehr Umweltbewusstsein führte<br />

auch zur Förderung und zum Ausbau erneuerbarer Ernergieerzeugung. Es<br />

wurden neue Wasserkraftwerke gebaut und alte wieder in Betrieb genommen,<br />

selbst an kleinen und kleinsten Flüssen. Kaum jemand traute sich, gegen diesen<br />

Trend den Arm zu heben und ihn kritisch zu hinterfragen. Die ersten, die dies<br />

taten, waren Angler, auch der FVH. Wir versuchten der Öffentlichkeit zu<br />

verdeutlichen, dass in den Turbinen von Wasserkraftwerken viele Fische ihr<br />

Leben lassen und dass Wanderfischarten, wie Lachs und Stör, deshalb nicht<br />

mehr in unseren Flüssen vorkommen, weil die Flüsse verbaut wurden und viele<br />

Fische deshalb ihre angest<strong>am</strong>mten Laichhabitate nicht mehr erreichen können.<br />

Wir haben bei diesem Problem zwar noch einen langen Weg vor uns, aber<br />

auch schon einige Erfolge erzielt. – Zur EXPO wurde in <strong>Hannover</strong> ein neues<br />

Wasserkraftwerk <strong>am</strong> <strong>Leine</strong>wehr in Herrenhausen geplant. In dem Verfahren<br />

waren wir von Beginn an beteiligt. Wir können mit gewissem Stolz sagen, dass<br />

auch unser Einfluss zum Bau einer Fischtreppe <strong>am</strong> Kraftwerk beigetragen hat.<br />

Ebenso haben wir unsere fachlichen Beiträge beim Bau der Umgehungsgewässer<br />

Schneller Graben und Döhrener Wolle geleistet.<br />

Fischhege und Gewässerpflege ist sicherlich eine nie endende Aufgabe und<br />

wird auch künftig Engagement und Fachwissen erfordern. Wobei uns klar ist,<br />

dass ökologische Zus<strong>am</strong>menhänge für den Angler nicht an der Wasseroberfläche<br />

aufhören dürfen. Schon die Gründergeneration wollte nicht nur angeln,<br />

sondern fühlte sich auch der Natur gegenüber verpflichtet. Wenn wir diese<br />

Verpflichtung beibehalten, wird es den FVH auch in Zukunft geben. Und unsere<br />

Mitglieder können dann noch in hundert Jahren zum Angeln ans Wasser gehen<br />

und die Natur erleben.


Arbeitsdienste im Verein<br />

Aufhängen und Reinigen von Vogelnistkästen<br />

Arbeiten . . .<br />

Netzzüge . . . in Immensen<br />

. . . <strong>am</strong> neuen Eigentumsgewässer . . .<br />

Elektrofischen . . . Baumschnitt in der Winterzeit<br />

. . . <strong>am</strong> Landtag in <strong>Hannover</strong> Kontroll-Tauchgänge im Kolshorner Teich<br />

25


Der Lachs – ein Thema über 100 Jahre<br />

26


Fischartenschutz im FVH<br />

<strong>Mitarbeit</strong> <strong>am</strong> <strong>Lachsprojekt</strong>-<strong>Leine</strong><br />

Am <strong>Lachsprojekt</strong> <strong>Leine</strong> arbeitet der FVH von Anfang an (Start des Projektes im Jahr 2001) initiativ und aktiv mit.<br />

Ziel der Bemühungen ist es, den einheimischen Lachs in der <strong>Leine</strong> wieder anzusiedeln. Inzwischen beteiligen sich<br />

34 Vereine von Northeim bis Schwarmstedt <strong>am</strong> Projekt.<br />

Daten und Fakten:<br />

– Projektstart in 2001<br />

– Auf einer <strong>Leine</strong>strecke von ca. 200 km werden jährlich ca.<br />

45.000 junge Lachse ausgesetzt.<br />

– Die Vereine bringen hierfür pro Jahr rund 25.000 € auf.<br />

Ein junger Lachs in bester Kondition<br />

Unter dem <strong>Leine</strong>-Lachs e.V. arbeiten die Vereine zus<strong>am</strong>men.<br />

Der FVH ist im Vorstand vertreten.<br />

Einer der Schwerpunkte des FVH liegt im Betrieb<br />

der Monitoring-Station in <strong>Hannover</strong> Herrenhausen<br />

Erster Lachsrückkehrer im Jahr 2004<br />

Erfolge:<br />

– Verbesserung der Durchgängigkeit der <strong>Leine</strong><br />

– Imagesteigerung des Vereins in der Öffentlichkeit<br />

– Erster Lachsrückkehrer im Jahr 2004<br />

– Positive Zus<strong>am</strong>menarbeit mit beteiligten Vereinen<br />

– Bau des Lachszentrums in Gronau (<strong>Leine</strong>)<br />

Angler beim Lachsbesatz in der <strong>Leine</strong><br />

27


Unsere Gewässer und ihre Geschichte<br />

Die Anfänge<br />

Die ersten Gewässer<br />

des Vereins<br />

28<br />

Die erste Sorge des jungen Vereins galt in den Jahren 1906 bis etwa 1911<br />

der Anpachtung von Fischgewässern. Schon bald nach der Gründung im Jahre<br />

1906 gelang es, für die Vereinsmitglieder die Erlaubnis zum Angeln in der Ihme<br />

vom Schnellen Graben bis zur Ihmebrücke zu erlangen. Es folgten dann in<br />

schneller Folge der „Teich <strong>am</strong> Annastifte“ (Annateich), die <strong>Leine</strong> bei Wülfel, zwei<br />

Teiche in Laatzen, die <strong>Leine</strong> bei Seelze und die <strong>Leine</strong> bei Laatzen. Weiter<br />

konnten der Teich <strong>am</strong> „Hemminger Holze“, zwei der Firma Hauers gehörende<br />

Teiche in Laatzen und ein Teich in der Nähe der Döhrener <strong>Leine</strong>brücke<br />

gepachtet werden. Ende 1908 pachtete der Verein für die Forellenfischerei<br />

mehrere Strecken der H<strong>am</strong>el bei Münder, Hasperde und Rohrsen. Im Jahre<br />

1909 folgte die alte <strong>Leine</strong> in der Steintormasch. 1910 konnte als vorzügliches<br />

Hechtgewässer eine etwa 10 km lange Strecke an der Aller bei Wietze und<br />

Jeversen angepachtet werden. Im Jahre 1911 k<strong>am</strong> dann noch ein in Laatzen<br />

befindlicher Teich der Firma Hauers hinzu.<br />

Schon im Jahre 1911 bot der Verein seinen Mitgliedern durch seine<br />

zahlreichen Gewässerpachtungen die Möglichkeit, je nach Neigung die<br />

verschiedenen Arten des Angelsports auszuüben. So wurden die Teiche in erster<br />

Linie für die Grund- und Posenangelei auf Karpfen, Hechte, Aale usw. genutzt.<br />

In der <strong>Leine</strong> und Ihme war daneben die Spinnfischerei sehr beliebt. Die Aller<br />

und die H<strong>am</strong>el wurden vorwiegend zur Spinnfischerei benutzt, wobei in der<br />

H<strong>am</strong>el auch die Möglichkeit bestand, die schon 1911 <strong>am</strong> höchsten geschätzte<br />

Art des Angelsports, die Flugangelei, auszuüben.<br />

Am Rande sei hier noch eine Besonderheit aus dem Jahre 1911 erwähnt: Die<br />

Königliche Eisenbahndirektion <strong>Hannover</strong> hatte auf Antrag des Vereins eine<br />

Sonntagskarte <strong>Hannover</strong> – Schwarmstedt eingeführt, die die Fahrt nach der vom<br />

Verein gepachteten Strecke an der Aller wesentlich verbilligte.<br />

Man stelle sich den Angler des Jahres 2006 mit Angelausrüstung an einem<br />

Sonntag, morgens um 5.30 Uhr, <strong>am</strong> Schalter des Hauptbahnhofes <strong>Hannover</strong><br />

vor, der eine Angler-Rückfahrkarte nach Schwarmstedt lösen möchte. – Die<br />

Zeiten haben sich geändert.<br />

1906: Ihme vom Schnellen Graben bis zur Ihme-Brücke<br />

1906 – 1908: Teich <strong>am</strong> Annastifte (Annateich) <strong>Leine</strong> bei Wülfel<br />

Zwei Teiche in Laatzen <strong>Leine</strong> bei Seelze<br />

<strong>Leine</strong> bei Laatzen Teich <strong>am</strong> Hemminger Holz<br />

zwei weitere Teiche in Laatzen Teich an Döhrener <strong>Leine</strong>brücke<br />

Ende 1908: H<strong>am</strong>el bei Münder, Hasperde und Rohrsen als Forellengewässer<br />

1909: Alte <strong>Leine</strong> in der Steintormasch<br />

1910 10 km lange Strecke der Aller bei Wietze und Jeversen<br />

1911 Teich in Laatzen


Die folgenden Jahre<br />

In der folgenden Zeit bis etwa zum Ende des Zweiten Weltkriegs sah es die<br />

Vereinsführung als ihre vornehmste Aufgabe an, der wachsenden Zahl der<br />

Vereinsmitglieder geeignete Gewässer zur Ausübung der Angelei zu Verfügung<br />

zu stellen. Es wurde planmäßig dafür gesorgt, dass alle in der Nähe <strong>Hannover</strong>s<br />

irgendwie für das Angeln in Betracht kommenden Gewässer gepachtet wurden.<br />

Es gelang, eine lange Weserstrecke zu pachten, auf der sogar Berufsfischer als<br />

Unterpächter tätig waren. D<strong>am</strong>it war eine Lösung des Streites zwischen<br />

Sportangler und Berufsfischer gefunden, die beide Teile zufrieden stellte.<br />

Leider konnten trotz intensiver Nachforschungen keine Einzelheiten über das<br />

d<strong>am</strong>alige Zus<strong>am</strong>menwirken von Berufsfischern und Sportfischern aus den Akten<br />

ausfindig gemacht werden. Es wäre sicher interessant zu erfahren, welche<br />

Weserstrecke unter welchen Bedingungen im Verhältnis zu den Berufsfischern<br />

vom Verein gepachtet wurde. Nur so viel konnte noch ermittelt werden, dass<br />

Berufs- und Sportfischer in dem Provinzial-Fischerverein in Eintracht zus<strong>am</strong>menarbeiteten,<br />

und zwar in einer Art, dass die Interessen der Sportangler voll<br />

gewahrt blieben.<br />

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Grundstein für die<br />

Gewässer gelegt, die heute noch zur Ausübung der Fischwaid den Mitgliedern<br />

des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> angeboten werden. Der Verein verfügt heute über<br />

Eigentumsfischereirechte, Eigentumsgewässer sowie über Gewässer, an denen<br />

er das Recht zur Ausübung der Fischerei gepachtet hat (Pachtgewässer).<br />

Da es heute und in kommenden Jahren möglicherwiese schwieriger wird,<br />

geeignete neue Fischgewässer den Mitgliedern des FVH zur Verfügung zu<br />

stellen, sollte es die Hauptaufgabe des Vereinsvorstands sein,<br />

den heutigen Stand an Gewässern zu erhalten,<br />

bei Vorliegen günstiger Voraussetzungen Eigentum zu erwerben<br />

(sofern das die finanziellen Möglichkeiten erlauben),<br />

wo immer das möglich ist. Die Erkenntnis, dass Gewässer auf Dauer der<br />

Sportfischerei <strong>am</strong> ehesten erhalten werden können, wenn sie ins Eigentum des<br />

Vereins übergehen, ist nicht neu. Sie erhält jedoch wegen zunehmender<br />

Freizeitbedürfnissen und des d<strong>am</strong>it verstärkten Drucks auf die öffentliche Hand,<br />

neue Gewässer der Allgemeinheit zu Erholungszwecken zur Verfügung zu<br />

stellen, besondere Aktualität.<br />

Der Vorstand des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> wird auch künftig jede<br />

Gelegenheit nutzen, um den Mitgliedern gesunde und für den Fischfang<br />

geeignete Gewässer anbieten zu können.<br />

29


Unsere heutigen Vereinsgewässer<br />

30<br />

GESAMTÜBERSICHTSKARTE<br />

(Die Aller-Strecke 1 nördlich von <strong>Hannover</strong> und der Röhrser Teich 13 sind in der<br />

(X) Ges<strong>am</strong>tübersichtskarte nicht mehr sichtbar)<br />

Zeichenerklärung<br />

1 = Aller (X)<br />

2 = <strong>Leine</strong>, Mittellandkanal,<br />

Zweigkanal Linden<br />

3 = Zweigkanal Linden, Stadtleine<br />

4 = Fließgewässer in der<br />

südlichen <strong>Leine</strong>aue<br />

5 = Laatzener Teiche<br />

6 = <strong>Leine</strong>, Koldinger Teich<br />

7 = Mittellandkanal, Zweigkanal<br />

8 = Wietzesee<br />

9 = Heeßeler Teiche<br />

10 = Steinwedeler Teich<br />

11 = Immensener Teich<br />

12 = Kolshorner Teich<br />

13 = Röhrser Teich (X)<br />

14 = Müllinger Teiche<br />

15 = Südliche <strong>Leine</strong>aue – Ricklinger Teiche<br />

16 = Annateich<br />

17 = Giftener Teiche<br />

18 = Schulenburger Teich Stand: Januar 2003<br />

Unsere heutigen<br />

Gewässer:<br />

Eigentumsgewässer:<br />

2 Teiche in Laatzen<br />

3 Teiche in Müllingen<br />

Teich in Steinwedel<br />

Teich bei Immensen<br />

Teich in Röhrse (Teil)<br />

Teich in Kolshorn (Teil)<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Pachtgewässer:<br />

<strong>Leine</strong><br />

Aller<br />

Mittellandkanal<br />

H<strong>am</strong>el<br />

Ihme<br />

Annateich<br />

3<br />

4<br />

15<br />

8<br />

5<br />

18<br />

16<br />

6<br />

17<br />

Dettmerscher Teich<br />

Döhrener Teich<br />

Hemminger Teich<br />

Großer Ricklinger Teich<br />

Dreiecksteich<br />

Siebenmeter-Teich<br />

1<br />

14<br />

13 13<br />

12<br />

9<br />

7<br />

10<br />

11<br />

Wülfeler-Dettmerscher-Teich<br />

Schulenburger Teich<br />

Giftener Teiche<br />

Koldinger Teich<br />

Wietzesee Langenhagen<br />

Heeßeler Teiche


Einige unserer Vereinsgewässer<br />

Röhrser Teich<br />

Schulenburger Teich<br />

Kolshorner Teich<br />

Annateich<br />

Giftener Teiche<br />

Steinwedeler Teich<br />

Wietzesee<br />

<strong>Leine</strong><br />

Heeßeler Teiche<br />

Immensener Teich<br />

Müllinger Teiche<br />

Aller<br />

31


Die wichtigsten Fischarten in unseren Vereinsgewässern<br />

Bachforelle Salmo trutta forma fario<br />

Merkmale: Lang gestreckter, torpedoförmiger Körper. Fettflosse. Großes Maul mit vielen kleinen, spitzen Zähnen. Rücken grünlich bis bräunlich.<br />

Flanken heller, meist silbern oder golden. Charakteristisch sind die meist hell umrandeten, schwarzen und roten Flecken auf den Flanken.<br />

Die roten Flecken unterscheiden die Bachforelle von den nahe verwandten Meer- und Seeforellen.<br />

Lebensraum: Bachforellen lieben klares, sauerstoffreiches Wasser. Sie leben vor allem in schnell fließenden<br />

Bächen, kleinen Flüssen und in klaren, kalten Seen.<br />

Lebensweise: Bachforellen sind standorttreue Fische, die auf Versteckmöglichkeiten angewiesen sind. Gute<br />

Fangplätze liegen an unterspülten Ufern, zwischen Steinen, in tiefen Gumpen und unter überhängenden<br />

Zweigen. Oft lauern die Forellen in Gegenströmungen und Wirbeln auf kleine Fischchen, Kleinkrebse, Insekten und<br />

deren Larven.<br />

Fang: Mit der leichten Spinnrute und kleinen Spinnern, Blinkern und Wobblern. Mit Würmern sollte man nicht auf Bachforellen fischen, da selbst kleine<br />

Forellen den Wurm oft tief schlucken. Am besten beißen Bachforellen zwischen Mai und September. Top: morgens und abends.<br />

Äsche Thymallus thymallus<br />

Merkmale: Lang gestreckter, seitlich abgeflachter Körper mit kleinem Kopf und kleinem, leicht unterständigen Maul. Rücken grau, Flanken silbern bis<br />

messingfarben. Fettflosse zwischen Rücken- und Schwanzflosse. Auffallendstes Kennzeichen ist die hohe Rückenflosse, die auch „Fahne“ genannt<br />

wird. Beim Männchen ist die Rückenflosse größer als beim Weibchen. Die Pupille im Auge der Äsche ist nach vorne zugespitzt.<br />

Lebensraum: Äschen leben fast ausschließlich in sauerstoffreichen, kühlen, rasch fließenden Bächen und Flüssen.<br />

In Seen findet man sie nur in der Nähe von Einmündungen.<br />

Lebensweise: Kleine Äschen leben oft gesellig in kleinen Gruppen. Alte Fische werden dagegen zu Einzelgängern<br />

und halten sich meist in mäßiger Strömung in Grundnähe auf. Gute Fangplätze findet man<br />

<strong>am</strong> Ende rasch strömender Rinnen, unterhalb von Wehren und Wasserfällen sowie an Stellen,<br />

an denen zwei Strömungen aufeinander treffen.<br />

Fang: Mit etwas Glück kann man sie mit einer leichten Spinnrute und einem winzigen Spinner überlisten. Ebenfalls fängig sind Maden und kleine<br />

Würmer an der Grund- oder Posenangel. Am besten beißen Äschen im Juni und Juli sowie von September bis November.<br />

Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss<br />

Merkmale: Lang gestreckter, torpedoförmiger Körper mit Fettflosse und großer Maulspalte. Auffallendes, rötlich bis violett schillerndes „Regenbogenband“<br />

auf den ansonsten silbrigen Flanken. Der ganze Körper ist – ebenso wie Rücken –, Fett- und Schwanzflosse – mit kleinen schwarzen Punkten übersät. Von der<br />

Bachforelle unterscheidet sich die Regenbogenforelle durch die schwarzen Flecken auf der Schwanzflosse und das Fehlen von roten Punkten.<br />

Lebensraum: Regenbogenforellen bewohnen die Forellen- und Äschenregionen unserer Fließgewässer sowie kalte Seen.<br />

Lebensweise: Die aus Nord<strong>am</strong>erika eingebürgerte Regenbogenforelle verträgt höhere Wassertemperaturen und ist<br />

nicht ganz so versteckbedürftig wie die einheimische Bachforelle. Auf der Suche nach kleinen Fischen, Krebsen,<br />

Insekten und deren Larven schwimmt sie oft weite Gewässerstrecken ab. Gute Angelstellen liegen hinter Steinen, in<br />

tiefen Gumpen, unter überhängenden Zweigen und an unterspülten Ufern – aber auch in der freien Strömung, etwa<br />

<strong>am</strong> Grund tiefer Rinnen.<br />

Fang: Mit der leichten Spinnrute und kleinen Spinnern, Blinkern und Wobblern. Gut sind auch Forellenteig und Würmer an der Posenrute.<br />

Diese Köder werden aber oft tief geschluckt. Beste Fangzeit: Juni bis Oktober.<br />

Barbe Barbus barbus<br />

Merkmale: Lang gestreckter, muskulöser Körper mit deutlich abgeflachtem Bauch. Der Rücken ist meist braun bis graugrün gefärbt, die Flanken sind heller<br />

und glänzen oft golden. Die Bauchseite ist weißlich. Auffälligstes Kennzeichen der Barbe ist das große, unterständige Maul mit seinen dicken, fleischigen<br />

Lippen und dem charakteristischen Schnauzbart aus vier Bartfäden an der Oberlippe<br />

Lebensraum: Barben sind Flussfische. Sie besiedeln vor allem den Mittellauf größerer Flüsse, die sogenannte Barbenregion.<br />

Lebensweise: Barben sind Grundfische, die oft in großen Schwärmen über kiesigen oder sandigen Böden in<br />

derStrömung stehen. Dort suchen sie mit ihren unterständigen Mäulern den Gewässerboden nach Nahrung ab.<br />

Gute Angelstellen findet man im Auslauf großer Wehre und Wasserfälle, <strong>am</strong> Rand schnell strömender<br />

Gewässerabschnitte, über Kiesbänken und in tiefen Gumpen. Interessant wird es abends: Dann wandern große<br />

Barben zur Nahrungssuche ins flache Uferwasser.<br />

Fang: Eine stabile Grundrute ist das richtige Gerät, um auf Barben zu angeln. Am besten bietet man den k<strong>am</strong>pfstarken Fischen einen stark duftenden<br />

Naturköder an einer Laufbleimontage an. Gute Köder sind Tauwürmer, Maden, Käse, Frühstücksfleisch und tote Köderfische. Beste Aussichten hat man von Juli bis November.<br />

32


Döbel Leuciscus cephalus<br />

Merkmale: Lang gestreckter, im Querschnitt fast drehrunder Körper mit dickem Kopf und großem, endständigen Maul. Rücken graubraun, Flanken silbrig,<br />

oft mit Goldglanz. Der Bauch ist weißlich. Ältere Fische haben große, dunkel umrandete Schuppen (Netzzeichnung). Im Unterschied zu Aland, Rapfen und<br />

Hasel ist beim Döbel die Afterflosse leicht nach außen gebogen.<br />

Lebensraum: Döbel leben vor allem in den Forellen-, Äschen- und Barbenregionen der Flüsse und in Seen und<br />

Talsperren, die mit Fließgewässern in Verbindung stehen.<br />

Lebensweise: Döbel sind gesellig lebende, scheue Fische, die gerne nahe der Wasseroberfläche auf Nahrungssuche<br />

gehen. Bei der geringsten Beunruhigung verschwinden sie in tiefere Wasserschichten. Gute Angelstellen findet<br />

man unter überhängenden Bäumen, in tiefen, durchströmten Gumpen, hinter großen Steinen und Brückenpfeilern sowie unterhalb von<br />

Wehren und Wasserfällen. Erfolg versprechend sind auch ausgewaschene Ufer und Rinnen zwischen Wasserpflanzen.<br />

Fang: Döbel lassen sich mit der Spinnrute und mit Grund- oder Posenrute fangen. Gute Köder sind Spinner, Würmer, Maden, Teig, Mais, Frühstücksfleisch<br />

und Kirschen. Döbel beißen übers ganze Jahr. Besonders gut sind die Monate Juli und August.<br />

Rotfeder Scardinius erythrophthalmus<br />

Merkmale: Hochrückiger, seitlich abgeflachter Körper. Kopf mit kleinem, leicht oberständigem Maul. Rücken graugrün bis braungrün, Flanken heller und<br />

mit Goldglanz. Der Bauch ist silbrig-weiß. Kräftig rot leuchtende Flossen. Im Gegensatz zum ähnlichen Rotauge, bei dem der Ansatz der Rückenflosse<br />

senkrecht über dem Ansatz der Bauchflossen liegt, liegt bei der Rotfeder der Ansatz der Rückenflosse hinter dem Ansatz der Bauchflossen.<br />

Lebensraum: Rotfedern bewohnen Seen und langs<strong>am</strong> fließende Gewässer mit vielen Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen.<br />

Lebensweise: Rotfedern sind Schwarmfische, die sich gut in Ufernähe überlisten lassen. An sonnigen Tagen gehen sie<br />

gerne nahe der Wasseroberfläche auf Nahrungssuche. Dabei liegen die besten Fangplätze in der Nähe von Krautbeeten<br />

und Seerosenfeldern. In größeren Seen versucht man es <strong>am</strong> besten in windgeschützten Buchten, da die Wärme liebenden<br />

Rotfedern Wind nicht besonders mögen.<br />

Fang: Am besten angelt man mit der Posenrute nahe der Oberfläche oder im Mittelwasser. Große Rotfedern, die gerne <strong>am</strong><br />

Gewässerboden nach Nahrung suchen, kann man mit der Grundrute überlisten. Fängige Köder sind Maden, kleine Würmer, Brotflocken<br />

und Teig. Am besten beißen Rotfedern während längerer Warmwetterperioden im Sommer.<br />

Rotauge Rutilus rutilus<br />

Merkmale: Leicht hochrückiger, seitlich etwas abgeflachter Körper. Kopf mit endständigem Maul und roten Augen. Rücken dunkelgrün bis blaugrün, Flanken<br />

silberfarben mit gelblichem Schimmer. Rötliche Flossen. Im Gegensatz zur ähnlichen Rotfeder, bei der der Ansatz der Rückenflosse hinter dem Ansatz der<br />

Bauchflossen liegt, liegt beim Rotauge der Ansatz der Rückenflosse senkrecht über dem Ansatz der Bauchflossen.<br />

Lebensraum: Rotaugen bewohnen fast alle einheimischen Gewässer in großer Zahl. Nur in sehr rasch fließenden Gewässern<br />

kommen sie nicht zurecht. Deshalb bewohnen sie in Flüssen vor allem die Barben- und Brachsenregion.<br />

Lebensweise: Rotaugen halten sich oft in großen Schwärmen in der Nähe von Pflanzenfeldern auf und bevorzugen<br />

kiesige und sandige Böden. Tagsüber stehen die lichtscheuen Fische meist in größerer Tiefe. Morgens und abends suchen<br />

sie dann in den flacheren Uferzonen den Gewässergrund nach Würmern, Schnecken und Insektenlarven ab.<br />

Fang: Rotaugen kann man mit der Grund- oder Posenangel fangen. Auf große Exemplare angelt man <strong>am</strong> besten in Bodennähe.<br />

Als Köder haben sich Maden, Würmer, Mais und Teig bewährt. Durch Anfüttern kann man dabei seine Chancen noch verbessern.<br />

Rotaugen beißen das ganze Jahr, besonders gut sind die Monate Juli bis Oktober.<br />

Brachsen Abr<strong>am</strong>is br<strong>am</strong>a<br />

Merkmale: Hochrückiger, seitlich stark abgeflachter Körper mit vorstülpbarem Rüsselmaul. Rücken dunkelgrau bis schwarz, Flanken silbrig-metallisch glänzend, bei<br />

großen Brachsen oft auch mit Goldglanz. Im Gegensatz zur ähnlichen Güster reichen die Brustflossen beim Brachsen bis zum Ansatz der Bauchflossen. Beim<br />

Brachsen sind alle Flossen grau. Dagegen weisen bei der Güster Brust- und Bauchflossen meist einen rötlichen Ansatz auf.<br />

Lebensraum: Brachsen leben in nährstoffreichen Seen und langs<strong>am</strong> strömenden Flüssen mit schl<strong>am</strong>migem Grund und reichhaltigem<br />

Pflanzenbewuchs.<br />

Lebensweise: Brachsen halten sich vor allem <strong>am</strong> Gewässergrund auf. Dort durchwühlen sie den Boden mit ihren Rüsselmäulern nach<br />

Nahrung. Kleinere Brachsen finden sich oft in großen Schwärmen in pflanzenbestandenen, ufernahen Zonen ein. Kapitale Fische sind<br />

dagegen Einzelgänger oder schwimmen in kleinen Gruppen umher. Sie besuchen die Uferzone morgens und abends. Gute Fangplätze findet man<br />

in Seen an der Scharkante, in der Nähe von Unterwasserpflanzen und an Einmündungen, in Flüssen in tiefen, ruhigen Buchten.<br />

Fang: Auf Brachsen angelt man <strong>am</strong> besten in Grundnähe mit der leichten Grund- oder Posenrute. Gute Köder sind Würmer, Maden, Mais, Teig und Brot. Von Juni bis<br />

Oktober beißen Brachsen <strong>am</strong> besten.<br />

33


Karpfen Cyprinus carpio<br />

Merkmale: Wildkarpfen haben einen gestreckten, seitlich etwas abgeflachten Körper und sind vollständig beschuppt. Die verschiedenen Zuchtformen des<br />

Karpfens sind dagegen hochrückig und unterschiedlich stark beschuppt. Während zum Beispiel der Schuppenkarpfen vollständig beschuppt ist, hat der<br />

Spiegelkarpfen nur einzelne, große Spiegelschuppen. Alle Karpfenformen haben ein rüsselartig vorstülpbares Maul und vier Barteln. Im<br />

Gegensatz dazu hat die ähnliche Karausche keine Barteln.<br />

Lebensraum: Karpfen lieben warme, stehende oder langs<strong>am</strong> fließende Gevvässer mit Schl<strong>am</strong>mgrund und vielen<br />

Wasserpflanzen.<br />

Lebensweise: Karpfen stehen gerne in der Nähe von Seerosenfeldern, Schilfgürteln, Krautbeeten oder unter überhängenden<br />

Zweigen. Während sie sich tagsüber oft in tieferen Wasserschichten aufhalten, gehen die scheuen Fische morgens und abends in<br />

Ufernähe auf Nahrungssuche. Dann streifen sie in größeren Gruppen umher und durchwühlen den Boden mit ihren Rüsselmäulern.<br />

Fang: Karpfen sind hervorragende Kämpfer. Deshalb sollte man beim Karpfenangeln eine stabile Grund- oder Posenrute verwenden. Fängige Köder sind Boilies,<br />

Mais, Teig, Schwimmbrot, Kartoffeln und Hundefutter. Durch Anfüttern kann man seine Chancen steigern. Top sind die Monate Juni bis Oktober.<br />

Schleie Tinca tinca<br />

Merkmale: Lang gestreckter, kräftiger Körper mit hohem Schwanzstiel und winzigen Schuppen. Die Grundfärbung ist grün bis olivgrün. Die Flanken glänzen oft<br />

golden. Schleien haben ein kleines Maul,das sie rüsselartig vorstülpen können, und kleine, rötliche Augen. Der ganze Körper ist mit einer dicken Schleimschicht<br />

bedeckt. Alle Flossen sind abgerundet. Beim Männchen sind die Bauchflossen größer als beim Weibchen.<br />

Lebensraum: Am häufigsten leben Schleien in warmen, stark verkrauteten Kleingewässern mit schl<strong>am</strong>migem Grund.<br />

Sie bewohnen aber auch große Seen und langs<strong>am</strong> fließende Flüsse.<br />

Lebensweise: Schleien lieben stille, pflanzenreiche Buchten und Altwasserarme. Dort durchstöbern sie vor allem in der<br />

Morgen- und Abenddämmerung den schl<strong>am</strong>migen Gewässergrund auf der Suche nach VVürmern, Schnecken und<br />

Insektenlarven. Gute Angelstellen liegen in der Nähe von Krautbeeten, Schilfgürteln und Seerosenfeldern.<br />

Fang: Auf Schleien angelt man <strong>am</strong> besten mit einer Grund- oder Posenrute in Grundnähe. Die hübschen Fische beißen auf Würmer, Maden,<br />

Mais, Teig, Brotkruste und Mini-Boilies. Gute Chancen hat man an warmen März- und Apriltagen. Am besten beißen Schleien<br />

von Juli bis Oktober.<br />

Karausche Carassius carassius<br />

Merkmale: Hochrückiger, seitlich abgeflachter Körper mit großen Schuppen. Rücken bräunlich, Flanken heller, gelblich-braun. Der Bauch ist gelblich bis schmutzigweiß.<br />

Dunkler Fleck auf der Schwanzwurzel. Im Gegensatz zum Karpfen hat die Karausche keine Barteln. Vom sehr ähnlichen Giebel unterscheidet sich die<br />

Karausche durch die leicht nach außen gewölbte Rückenflosse. Beim Giebel ist die Rückenflosse dagegen gerade oder leicht nach innen gewölbt.<br />

Lebensraum: Karauschen leben vor allem in flachen Tümpeln und Seen mit vielen Wasserpflanzen und in den Brachsenregionen der<br />

Flüsse.<br />

Lebensweise: Karauschen zählen zu den anpassungsfähigsten einheimischen Fischen. Sie kommen auch in sauerstoffarmen und<br />

verschmutzten Gewässern erstaunlich gut zurecht. Im Winter graben sie sich im Gewässerboden ein und verfallen in eine Art Winterschlaf.<br />

Gute Angelplätze liegen in der Nähe von Seerosenfeldern, Schilfkanten und Unterwasserpflanzenfeldern. Meist halten sich Karauschen in der Nähe<br />

des Ufers auf.<br />

Fang: Auf Karauschen angelt man <strong>am</strong> besten mit einer leichten Grund- oder Posenrute. Gängige Köder sind Maden, kleine Würmer, Brot, Teig und Mais. Am besten beißen<br />

Karauschen von Juli bis September.<br />

Hecht Esox lucius<br />

Merkmale: Raubfisch mit lang gestrecktem Körper und weit hinten sitzender Rückenflosse. Langer Kopf mit großem, abgeflachtem Maul („Entenschnabel“) und<br />

vorstehendem Unterkiefer. Zahlreiche, teils große Zähne. Rücken bräunlich oder grünlich. Flanken heller, mit zahlreichen Querbinden. Bauch weißlich oder gelblich.<br />

Färbung wechselt je nach Alter und Standort.<br />

Lebensraum: Hechte lieben flache, warme Seen mit klarem Wasser und langs<strong>am</strong> strömende Flüsse mit Stillwasserzonen.<br />

Lebensweise: Der Hecht steht oft gut versteckt in Ufernähe und lauert unbeweglich auf Beute. Schwimmt ein Fisch<br />

an seinem Einstand vorbei, stößt er blitzschnell zu. Gute Fangplätze in Seen findet man an Schilfgürteln,<br />

Seerosenfeldern, Bootsstegen,versunkenen Wurzeln und unter überhängenden Bäumen. In Flüssen liebt der<br />

Hecht unterspülte Ufer, krautreiche, stille Buchten, das ruhige Wasser neben der Hauptströmung und das Stauwasser vor Wehren.<br />

Fang: Hechte fängt man mit einer stabilen Grund- oder Posenrute oder mit einer kräftigen Spinnrute. VVegen der vielen Zähne des Hechts ist ein Stahlvorfach Pflicht. Fängig<br />

sind tote Köderfische, VVobbler, Blinker und Gummifische. Sehr gut beißen Hechte im Mai und Juni nach der Laichzeit und von September bis Dezember.<br />

Im Sommer ist es morgens und abends <strong>am</strong> besten.<br />

34


Zander Stizostedion lucioperca<br />

Merkmale: Raubfisch mit lang gestrecktem, schlankem Körper, zugespitztem Kopf und weiter Maulspalte. Das Maul ist mit vielen kleinen<br />

Zähnen sowie einzelnen, großen Fangzähnen („Hundszähne“) bestückt. Rücken dunkel grünlich-grau. Flanken heller, bei Jungfischen mit acht<br />

bis zehn Querstreifen. Weißer Bauch. Zwei Rückenflossen, die erste mit 13 bis 15 Stachelstrahlen, die zweite mit ein bis zwei. Im Gegensatz<br />

zum Barsch dunkle Punktreihen auf Rücken- und Schwanzflosse.<br />

Lebensraum: Zander leben vor allem in warmen, sommertrüben Seen und in größeren Flüssen.<br />

Lebensweise: Zander sind lichtscheue Schwarmfische und stehen tagsüber in der Tiefe. Sie bevorzugen Sand- oder<br />

Kiesboden. Nachts kommen sie in die Nähe des Ufers, um zu jagen. Dabei helfen ihnen ihre ausgezeichneten Augen.<br />

Zander schwimmen ihre Beutefische regelrecht müde. In Seen sind Unterwasserberge und Vertiefungen in Ufernähe gute Fangplätze.<br />

In Flüssen versprechen Strömungskanten, ausgespülte Rinnen bei Einmündungen oder tiefe Stellen in der Nähe von Buhnenköpfen Erfolg.<br />

Fang: Zander fängt man mit der Posen-, Grund- oder Spinnrute. Gute Köder sind tote Köderfische, Fischfetzen, Gummifische, Twister und tief geführte Wobbler.<br />

Zander beißen von Juni bis Dezember, im Sommer vor allem nachts.<br />

Wels Silurus glanis<br />

Merkmale: Großer Raubfisch mit walzenförmigem, schuppenlosem Körper und breitem, abgeplatteten Kopf. Großes Maul mit vielen<br />

Bürstenzähnen. Am Oberkiefer sitzen zwei sehr lange Bartfäden, an der Kopfunterseite hat der Wels vier kürzere Barteln. Rücken<br />

dunkelbraun bis schwarz. Flanken heller, bräunlich oder grünlich marmoriert. Der Bauch ist schmutzig-weiß. Im Gegensatz zum<br />

Wels hat der kleinere Zwergwels acht Barteln.<br />

Lebensraum: Welse leben vor allem in größeren Seen und langs<strong>am</strong> fließenden, tiefen Flüssen. Sie bevorzugen warme<br />

Gewässer mit weichem Untergrund.<br />

Lebensweise: Welse sind Bodenfische, die sich tagsüber in einem Versteck (tiefe Gumpen, Felsspalten, Uferhöhlen, unter<br />

Steinen und Wurzeln) verbergen. Mit Einbruch der Dämmerung geht der Wels auch im Flachwasser auf Beutejagd. Die besten Fangplätze liegen<br />

in der Nähe der Verstecke. Deshalb muss man versuchen, diese ausfindig zu machen. Bei Wassertemperaturen unter 7° C fressen Welse nur wenig.<br />

Fang: Für den Welsfang braucht man schwere Grund- oder Posenruten oder eine sehr kräftige Spinnrute. Am besten bietet man tote Köderfische oder ein Wurmbündel <strong>am</strong><br />

Grund an. Aber auch mit Wobblern, Blinkern oder großen Gummifischen kann man erfolgreich sein. Die beste Fangzeit ist von Mai bis Oktober.<br />

Barsch Perca fluviatilis<br />

Merkmale: Raubfisch mit gedrungenem, im Alter eher breitem Körper und verhältnismäßig kleinem Kopf. Kiemendeckel hinten mit spitzem Dorn.<br />

Rücken dunkelgrau oder olivgrün. Flanken heller, mit sechs bis neun auffallenden, dunklen Querbinden. Zwei Rückenflossen, die erste mit 13 bis 17<br />

Stachelstrahlen, die zweite mit ein bis zwei. Bauch-, After- und Schwanzflosse meist rot gefärbt. Im Gegensatz zu Zander und Kaulbarsch ein<br />

großer, schwarzer Fleck <strong>am</strong> Hinterrand der ersten Rückenflosse.<br />

Lebensraum: Der Barsch lebt in Seen, Teichen, Flüssen und nicht zu schnell fließenden Bächen. Er bevorzugt wärmere Gewässer<br />

mit kiesigem oder sandigem Grund.<br />

Lebensweise: Junge Barsche jagen und leben in Schwärmen, während kapitale Barsche zu Einzelgängern werden. In Seen liegen gute<br />

Fangplätze in der Nähe von Krautfeldern und Schilfgürteln, unter Stegen, Brücken und Booten sowie an den Hängen von Unterwasserbergen. In Flüssen<br />

hat man gute Chancen an strömungsarmen Stellen mit Hindernissen (Brückenpfeiler, versunkene Wurzeln, große Steine).<br />

Fang: Barsche fängt man mit einer leichten Grund- oder Posenrute oder mit einer leichten Spinnrute. Fängige Köder sind Würmer, tote Köderfische, Spinner, Wobbler und<br />

Twister. Barsche beißen das ganze Jahr, besonders gut von Juli bis Oktober.<br />

Aal Anguilla anguilla<br />

Merkmale: Raubfisch mit schlangenförmigem Körper und sehr schleimiger Haut. Winzige Schuppen. Keine Bauchflossen. Rücken-, Schwanz- und<br />

Afterflosse bilden einen durchgehenden Flossensaum. Rücken schwarzblau bis schwarzgrün, Bauch gelblich. „Spitzkopfaale“ ernähren sich vor allem von<br />

Kleintieren. Sie haben ein kleineres Maul als „Breitkopfaale“, die überwiegend Fische fressen.<br />

Lebensraum: Aale besiedeln Flüsse, Bäche und Seen, die mit dem Meer in Verbindung stehen. In vielen Seen und Weihern ohne Abfluss werden sie<br />

eingesetzt.<br />

Lebenweise: Der Aal ist ein nachtaktiver, lichtscheuer Fisch. Tagsüber versteckt er sich unter Steinen, Wurzeln und<br />

Uferbefestigungen. Wenn es dunkel wird, verlässt er seinen Unterschlupf, um Kleinfische und andere Kleintiere zu jagen.<br />

Dabei sucht er auch flache Uferbereiche ab. Gute Angelstellen findet man dort, wo Unterstände und Jagdreviere eng beieinander liegen.<br />

In Seen ist es in der Nähe von Krautfeldern, in Flüssen in Strömungsrinnen, tiefen Gumpen und Stillwasserzonen oberhalb von Wehren.<br />

Fang: Auf Aale angelt man <strong>am</strong> besten mit einer kräftigen Grundrute. Gute Köder sind <strong>am</strong> Grund angebotene Tauwürmer, tote Köderfische und Fischfetzen.<br />

Aale beißen von Mai bis September in warmen, feuchtschwülen Sommernächten.<br />

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, „Angelbuch für Kids“ von Thomas Gretler<br />

35


Jugendarbeit im FVH<br />

Fünf Jahrzehnte<br />

ohne Jugendgruppe<br />

Erste Jugendwarte<br />

Angelerfolge<br />

36<br />

Über die Anfangsjahre der Jugendarbeit in unserem Verein lassen sich<br />

weder schriftliche Aufzeichnungen noch Fotos finden. Aus einem Dokument des<br />

Jahres 1914 ergibt sich lediglich Folgendes: „Noch nicht aufnahmefähige (also<br />

noch nicht 21 Jahr) aber mehr als 12 Jahr alte Kinder von Mitgliedern können<br />

an den Gewässern, wo mit mehr als einer Rute geangelt werden darf, die dem<br />

Vater zustehende zweite Angelrute bedienen, sofern nicht das Betreten des Ufers<br />

nur Mitgliedern gestattet ist. Der Annateich und die Ihme sind also von dieser<br />

Vergünstigung ausgeschlossen.“ Das deutet darauf hin, dass man sich d<strong>am</strong>als<br />

eine eigene Jugendgruppe nicht vorstellen konnte. Auch in der Festschrift zum<br />

50. Jubiläum findet sich lediglich der Hinweis, dass 1947 zwei Jugendwerfer<br />

zur Castinggruppe zählten.<br />

Laut der mündlichen Überlieferungen unserer älteren Mitglieder und der<br />

d<strong>am</strong>aligen Jugendlichen begann eine systematische Jugendarbeit offenbar erst<br />

Mitte der 50er Jahre. Der <strong>Fischereiverein</strong> entsprach d<strong>am</strong>it einer gesellschaftlich<br />

bedeutenden Aufgabe in der Nachkriegszeit: der sinnvollen Betreuung und<br />

Anleitung von Jugendlichen <strong>am</strong> Wasser und in der Natur.<br />

Als erster offizieller Jugendwart erscheint in einem Bericht der Fischwaid vom<br />

April 1958 August Müller (weil er in der Mitgliedervers<strong>am</strong>mlung des Vormonats<br />

wieder die Betreuung der Ricklinger Georg-Büchner-Hütte übernommen hatte).<br />

Ihm folgte Jochen Ohms, der sein Amt 1959 antrat. Im Vordergrund der<br />

Jugendarbeit stand zu dieser Zeit das Angeln unter der Aufsicht und Anleitung<br />

eines Erwachsenen. Treffpunkt war bereits d<strong>am</strong>als die Ricklinger Halbinsel, wo<br />

es 1960 eine eigene Jugendhütte mit vier Schlafstellen gab. Viele Anekdoten<br />

ehemaliger Jugendlicher aus dieser Zeit machen einen engen Kontakt zwischen<br />

den jugendlichen und erwachsenen Anglern in Ricklingen deutlich (vgl. „Eine<br />

Anekdote von der Ricklinger Halbinsel“). Jugendliche durften nur eine Friedfischrute<br />

auslegen. Häufig fingen sie d<strong>am</strong>it Köderfische für die Älteren und durften<br />

dann als „Belohnung“ auch schon einmal auf die Raubfischrute der<br />

Erwachsenen achten. Zusätzlich kümmerte sich auch der d<strong>am</strong>alige Sportwart<br />

Heinz Weiland um die Jugendlichen, indem er sie im Casting unterrichtete.<br />

Als Jochen Ohms Anfang der sechziger Jahre Jugendwart im Landesverband<br />

Niedersachsen wurde, folgte ihm im Verein Fritz Wehrmaker, der die<br />

Jugendarbeit in ähnlicher Weise fortsetzte.<br />

1966 übernahm diese Aufgabe mit Rolf Gewecke ein leidenschaftlicher<br />

Friedfischangler, was durchaus Auswirkungen auf die Jugendarbeit hatte.<br />

Bereits 1967 fing einer unserer Jugendlichen beim Landesverbandsangeln in<br />

Grafhorst den schwersten Friedfisch und durfte anschließend als Erster unseres<br />

Vereins bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Wettfischen <strong>am</strong> Kanal bei


Die Jugendgruppe wächst<br />

Rolf Gewecke mit den Niedersachsenmeistern<br />

im Angeln 1969 in Uffeln<br />

vor dem vereinseigenen Jugendzelt<br />

Neuss teilnehmen. Rolf<br />

Gewecke selbst war erster<br />

Teilnehmer unseres Vereins<br />

bei einer Deutschen<br />

Meisterschaft im Wettfischen,<br />

er belegte in<br />

L<strong>am</strong>pertheim <strong>am</strong> Rhein<br />

den 10. Platz. Die Mannschaft<br />

der Jugendgruppe<br />

erlangte 1969 in Uffeln<br />

und 1970 in Rinteln den<br />

Meistertitel des LV Niedersachsen,<br />

und der FV<br />

<strong>Hannover</strong> wurde über seine Grenzen hinaus für erfolgreiche Jugendarbeit<br />

bekannt. Der regelmäßige Jugendtreff fand immer <strong>am</strong> ersten Mittwoch im Monat<br />

auf der Ricklinger Halbinsel statt, im Winter traf man sich zu Casting und<br />

Sportspielen in der Turnhalle <strong>am</strong> Nackenberg. Wer regelmäßig erschien und die<br />

1967 eingeführte Sportfischerprüfung bestanden hatte, bek<strong>am</strong> eine<br />

Blinkererlaubnis. 1969 gab es erstmals ein Königsangeln und mit Werner<br />

Ad<strong>am</strong>czak den ersten Anglerkönig der Jugendgruppe. Viele der ehemaligen<br />

Jugendlichen schwärmen noch immer von der k<strong>am</strong>eradschaftlichen und humorvollen<br />

Art ihres Jugendwarts Rolf Gewecke, der heute meistens in seinem<br />

Ferienhaus bei Bannetze anzutreffen ist und gern über den Drill dicker Karpfen<br />

aus der Aller berichtet.<br />

1971 bis 1977<br />

leitete Dieter Kunz<br />

die Jugendarbeit<br />

und führte viele<br />

zeitgemäße Neuerungen<br />

ein. Die<br />

Zahl der Jugendlichen<br />

in unserem<br />

Verein vergrößerte<br />

sich sprunghaft auf<br />

über 400, es ka-<br />

Dieter Kunz inmitten der Niedersachsenmeister im Casting<br />

men die ersten Mädchen zu den Vers<strong>am</strong>mlungen. Ab 1975 gab es mit Werner<br />

Ad<strong>am</strong>czak den ersten stellvertretenden Jugendleiter. Beide Jugendleiter<br />

ergänzten sich gut in ihren Schwerpunkten Angeln und Casting. Den<br />

interessierten und aktiven Jugendlichen wurde an jedem Mittwoch ein Treffpunkt<br />

angeboten.<br />

37


Castingerfolge<br />

38<br />

Die Wiese der Ricklinger Halbinsel wurde gewalzt und unter der Mitwirkung<br />

des Gewässerobmanns und Inselwarts Emil Hirnschal als Sportplatz hergerichtet.<br />

Es k<strong>am</strong> zu konstanten Leistungsgruppen ebenso wie zu guter Breitenarbeit: Die<br />

Jugend nahm zunehmend erfolgreich an regionalen, nationalen und sogar<br />

internationalen Wettbewerben teil. Gleichzeitig wurde eine neue Jugendordnung<br />

mit einem Jugendrat geschaffen, die kleine und große Förderungswürdigkeit der<br />

Stadt <strong>Hannover</strong> angestrebt, und es wurden in den Sommerferien mit einem<br />

abwechslungsreichen Progr<strong>am</strong>m Zeltlager durchgeführt, die auch Oberbürgermeister<br />

Schmalstieg besuchte, z.B. um eine Geburtstagstorte zu überreichen.<br />

Die nachfolgenden Jugendwarte konnten ihre Arbeit immer gemeins<strong>am</strong> mit<br />

einem Stellvertreter verrichten und gleichzeitig auf die Mithilfe fachkundiger und<br />

eingespielter Helfer aus der Casting- und Wettfischgruppe vertrauen: Frank<br />

Burkhardt von 1977 bis 1978, Herbert Mittmann von 1978 bis 1980, Peter<br />

Harder von 1980 bis 1984, Wilfried Engel von 1984 bis 1989, Peter Harder<br />

von 1989 bis 1990, Michael Noßagk von 1990 bis 1992, Peter Harder von<br />

1992 bis 1994, Andreas Jaciuk von 1995 bis bis 2002, Jörg Herrmann von<br />

2003 bis 2004. Alle diese Jugendwarte haben einen großen Anteil an unserer<br />

kontinuierlichen Jugendarbeit.<br />

Rückblickend betrachtet<br />

k<strong>am</strong> es zu<br />

einschneidenden Auswirkungen<br />

auf die<br />

Jugendarbeit durch<br />

den Wegzug von<br />

Heinz Weiland und<br />

das plötzliche Fehlen<br />

von Dieter Kunz in der<br />

Castingarbeit. Auch<br />

die umweltpolitisch bedingte<br />

Entwicklung<br />

Ende der 80er Jahre<br />

von der Wettfischerei<br />

zum Gemeinschafts-<br />

Herbert Mittmann und Peter Harder 1982 knieend vor den Siegern<br />

eines Jugendangelns auf der Ricklinger Halbinsel<br />

Hegeangeln nahm durch das vorübergehende Ausbleiben von Meisterschaften<br />

Einfluss auf die Arbeit jedes Jugendleiters. Peter Harder, Michael Noßagk und<br />

Andreas Jaciuk schafften durch die Einführung von Jugendveranstaltungen im<br />

Brandungs- und Hochseeangeln neue Anreize.<br />

Unter Berücksichtigung der allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen<br />

mit gravierenden Abgängen im Jugendbereich vieler anderer Sportvereine hat<br />

unser Verein eine hohe Zahl von Mädchen und Jungen behalten (im<br />

Jubiläumsjahr rund 430 Jugendliche).


Jugendarbeit heute<br />

Unsere aktuellen Jugendleiter Stephen Smith und Andreas Magerkord<br />

vermelden trotz der enorm hohen Hinwendung von Jugendlichen zu Computern<br />

und anderen technischen Medien einen großen Andrang bei ihren Veranstaltungen<br />

wie Hegeangeln, Nachtangeln, Raubfischangeln, Brandungsangeln,<br />

Hochseeangeln, Vaterund-Sohn-Angeln,Zeltlagern<br />

sowie Weihnachtsfeiern.<br />

Die letzten<br />

Ausgaben unseres<br />

Mitteilungsblatts „Der<br />

Sportfischer“ dokumentieren<br />

besonders durch<br />

gelungene Fotos die<br />

verschiedenen Charaktere<br />

und Aktivitäten der<br />

Jugendgruppe.<br />

Neben den Grundfertigkeiten<br />

des Angelns<br />

in Theorie und<br />

Sachkundige Anleitung für unsere Jüngsten<br />

Praxis sollen unsere<br />

Jugendlichen weiterhin Kenntnisse und Erfahrungen in den Bereichen Naturschutz,<br />

Gewässerpflege und Fischkunde s<strong>am</strong>meln. Gleichzeitig erfüllt die<br />

Jugendgruppe in unserem<br />

Großverein wichtige<br />

soziale Aufgaben,<br />

indem sie den Jugendlichen<br />

die Möglichkeit<br />

gibt, sich zu integrieren,<br />

untereinander<br />

zu befreunden, auszutauschen<br />

und voneinander<br />

zu lernen.<br />

Jugendliche, die an<br />

den Vereinsveranstaltungen<br />

teilgenommen<br />

haben und mit 18<br />

Vater- und Sohn-Angeln<br />

Jahren zu den Erwachsenen<br />

übertreten, sind erfahrungsgemäß emotional weiterhin eng mit dem<br />

Verein verbunden und übernehmen auch deshalb bewusster die notwendigen<br />

Pflichten: Einhaltung von Satzung und Gewässerordnung, Rücksichtnahme auf<br />

Natur und Kreatur, Arbeitseinsatz <strong>am</strong> Gewässer oder sogar ein Ehren<strong>am</strong>t im<br />

Verein.<br />

39


Aktivitäten der Jugendgruppe<br />

40<br />

Berlinfahrt<br />

Verpflegung ist wichtig<br />

Schnupperkurs<br />

Die Aale können beißen<br />

Angeln mal anders<br />

Hochseeangeln<br />

Weihnachtsfeier<br />

Kapitaler Karpfenfang<br />

Pokalehrung<br />

Fachsimpeln<br />

Erfolgreiches Nachtangeln<br />

Stolze Barschfängerin


Die sportliche Seite unseres Vereins<br />

Erste Gemeinschaftsangeln Angelwettbewerbe im <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> lassen sich zurückverfolgen<br />

bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Dokumentiert ist in den<br />

Vereinsmitteilungen der Fischwaid „Je ein Preisangeln für Herren- und<br />

Jugendgruppe“ 1957 an der Aller sowie das LV-Wettfischen 1959 <strong>am</strong> Rethemer<br />

Fährsee mit 20 Sportfreunden aus acht Bezirken, bei dem unser d<strong>am</strong>aliges<br />

Vereinsmitglied A. Meier mit 9980 g den ersten Platz belegte. „Das Deutsche<br />

Fernsehen und der Norddeutsche Rundfunk brachten Reportagen von der<br />

Veranstaltung in Wort und Bild.“ (!)<br />

Königsangeln ab 1967<br />

Meisterschaften<br />

In den Folgejahren stieg das Interesse<br />

<strong>am</strong> Preisangeln, da die Sachpreise<br />

(Hauptgewinn: z.B. die „goldene” Mitchell)<br />

eine wertvolle Ergänzung zur eigenen<br />

Ausstattung darstellten. Bis zu 230 Karten<br />

wurden bei den Gerätehändlern verkauft<br />

und entsprechend viele Angelplätze nicht<br />

mehr an der Aller, sondern <strong>am</strong> Großen<br />

Ricklinger Teich sowie dem Dreiecksteich<br />

abgesteckt. Viele der Teilnehmer verfügten<br />

gerade über eine einzige Stipprute mit<br />

18er Schnur auf der Rolle. Sieger 1968<br />

Angelveranstaltung<br />

auf der Ricklinger Halbinsel<br />

war Ernst Gajewski, der auf der Ricklinger Halbinsel (an der Spitze rechts hinter<br />

dem Eingangstor) 17 Pfund Brassen fing.<br />

Was in Süddeutschland im Rahmen<br />

großer Fischerfeste schon lange<br />

Tradition hatte, wurde 1967 auch<br />

bei uns eingeführt: das Angeln um<br />

die Königskette in zwei oder drei<br />

Durchgängen. Erster Anglerkönig<br />

des FVH war Fritz Linkenheil.<br />

Wiederholt als Sieger in die Kette<br />

eingraviert wurden bislang: Friedel<br />

L<strong>am</strong>pe, Werner Ad<strong>am</strong>czak, Günter Stürmer, Thomas Cohrs, Andreas Jaciuk,<br />

Peter Partsch, Viktor Arzer.<br />

Angeregt durch die nationalen und internationalen Erfolge der Angler aus<br />

Hildesheim und gefördert durch den d<strong>am</strong>aligen 1. Vorsitzenden Detlef Meyer<br />

beteiligte sich unser Verein verstärkt an Wettbewerben über die Grenzen der<br />

Vereinsgewässer hinweg, zunächst in kleinem Rahmen als Drei-Städte-Angeln in<br />

<strong>Hannover</strong>, H<strong>am</strong>burg und Berlin. Besonders die Berliner Angler waren seit ihrer<br />

Einengung durch den Mauerbau 1961 interessiert an Kontakten zu Vereinen in<br />

der Bundesrepublik und deren Gewässern. Auch die zunehmende Mobilisierung<br />

41


Deutsche Meister<br />

42<br />

der meisten Angler durch<br />

Reisemöglichkeiten mit<br />

dem eigenen Pkw begünstigte<br />

einen sprunghaften<br />

Anstieg von überregionalen<br />

Wettangeln.<br />

Unter der Leitung unseres<br />

d<strong>am</strong>aligen Sportwartes<br />

Heinz Weiland sowie<br />

seiner Wettfischreferenten<br />

Karl-Heinz Meith und<br />

Günter Stürmer wurde ab<br />

1972 unter den interes-<br />

Teilnehmer einer Bezirksmeisterschaft an der Aller<br />

sierten Mitgliedern eine<br />

Vereins- und Bezirksmeisterschaft im sportlichen Fischen ausgetragen und die<br />

Bestplatzierten zur Landesverbandsmeisterschaft entsendet. Mehrfach gelang es<br />

Anglern und Anglerinnen unseres Vereins, sich für die Niedersachsenmeisterschaft<br />

(LV Niedersachsen und LV Weser-Ems) zu qualifizieren und dort<br />

die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft zu erlangen. Die Teilnehmer/innen<br />

dieser Wettbewerbe im Fischen erhielten (d<strong>am</strong>als) als einzige in<br />

unserem Verein eine Sondererlaubnis zum Angeln mit der Kopfrute, einer<br />

(zumeist) langen Stipprute ohne Rolle. Sie unterlagen bei jedem Wettbewerb den<br />

strengen Sportbestimmungen des Verbandes Deutscher Sportfischer (VDSF), d.h.<br />

sie hatten sich waidgerecht schonend gegenüber den Fischen zu verhalten, was<br />

z.B. durch das Angeln ohne Widerhaken<br />

geschah. Bei Meisterschaften wachten<br />

ausgebildete Kontrolleure über die Einhaltung<br />

der Bestimmungen im Fischen (BWF).<br />

Schon bald stellten sich große Erfolge<br />

ein. Nachdem Werner Ad<strong>am</strong>czak 1975 in<br />

Verden an Aller und Weser den Einzelsieg<br />

bei der Deutschen Meisterschaft erangelt<br />

hatte, gewannen Günter Stürmer, Karl-<br />

Heinz Meith, Willi Schreiber, Klaus Winkelmann<br />

und Werner Ad<strong>am</strong>czak als FVH-<br />

Vereinsmannschaft 1976 zunächst in Rinteln<br />

an der Weser die Niedersachsenmeisterschaft<br />

und danach in Ketsch <strong>am</strong> Rhein und<br />

Mannheim <strong>am</strong> Neckar die Deutsche<br />

Meisterschaft.<br />

Sie sind erfolgreich aus unserer Jugendgruppe<br />

hervorgegangen: Die Deutschen<br />

Meister 1975, Werner Ad<strong>am</strong>czak im<br />

Angeln und Bernd Kluckert im Casting (v.l)


Internationale Wettbewerbe<br />

Veränderungen<br />

Die dadurch erreichte Teilnahme an den Weltmeisterschaften 1977 in<br />

Luxemburg an der Mosel, veranstaltet durch den internationalen Anglerverband<br />

CIPS, führte mit dem 7. Platz zu einer der besten Platzierungen für deutsche<br />

Mannschaften bis zum heutigen Tag.<br />

Glückwünsche für unseren Verein von <strong>Hannover</strong>s Oberbürgermeister<br />

Schmalstieg, Veröffentlichungen in der Tagespresse und die Einladung der<br />

Mannschaft zum Ball des Sports 1977 im Kuppelsaal der Stadthalle rückten die<br />

Erfolge in das Licht der Öffentlichkeit.<br />

Auch nachdem ab 1976<br />

die deutschen Teilnehmer für<br />

internationale Wettangeln<br />

durch einen Nationalkader<br />

ermittelt wurden, waren<br />

unsere Angler bei Weltmeisterschaften<br />

und Länderkämpfen<br />

für den VDSF <strong>am</strong><br />

Start in Deutschland,<br />

Holland, Belgien, England,<br />

Nordirland, Italien, Österreich,<br />

Portugal und der<br />

Schweiz. Dabei gelang<br />

Klaus Winkelmann mit dem<br />

Unsere Vereinsmannschaft im Wettangeln 1977 beim einem<br />

Länderk<strong>am</strong>pf in Belgien: Günter Stürmer, Werner Ad<strong>am</strong>czak,<br />

Willi Schreiber, Klaus Winkelmann, Karl-Heinz Meith (v.l.)<br />

A-Kader des VDSF 1980 in Ketsch <strong>am</strong> Rhein und Mannheim <strong>am</strong> Neckar der<br />

bislang einzige Gewinn einer Mannschafts-WM für deutsche Teilnehmer!<br />

Ab 1988 k<strong>am</strong> es zu einschneidenden Veränderungen. Aufgrund des<br />

bestehenden Tierschutzgesetzes galt für alle Angelveranstaltungen bereits<br />

grundsätzlich die Auflage einer sinnvollen Verwertung der gefangenen maßigen<br />

Fische. So durften die Fische nur noch gehältert werden, wenn sie als Besatz für<br />

andere Gewässer dienen sollten. Infolge einer Nichtbeachtung dieser<br />

Bestimmung während eines Kaderfischens in H<strong>am</strong>m an der Lippe k<strong>am</strong> es nach<br />

einer Anzeige durch den Tierschutzbund zu einer gerichtlichen Verurteilung des<br />

veranstaltenden Referenten für Wettbewerbe im Fischen und nachfolgend zur<br />

Absetzung aller geplanten Meisterschaften im Bereich des VDSF und des LV<br />

Niedersachsen. Während der Deutsche Tierschutzbund die Angler in den alten<br />

Bundesländern teilweise feindlich beobachtete und ihnen mit Anzeigen drohte,<br />

übernahm nach der Wiedervereinigung 1989 der selbstständige Verband der<br />

Angler aus den neuen Bundesländern (DAV) – bis heute unbehelligt – die<br />

Entsendung deutscher Teilnehmer zu den weiterhin stattfindenden Länderkämpfen<br />

und Weltmeisterschaften der CIPS.<br />

43


Hegefischen<br />

44<br />

Da viele Angelveranstaltungen in den<br />

alten Bundesländern einerseits zur<br />

Bestandsregulierung oder zur Untersuchung<br />

der Fische auf Korpulenzfaktoren<br />

oder Krankheiten gedient und<br />

andererseits große Bedeutung innerhalb<br />

des Vereinslebens erlangt hatten,<br />

war in den Vereinen der Wunsch zur<br />

Untersuchung des Fangs<br />

Aufrechterhaltung von Gemeinschaftsfischen<br />

entstanden. Die daraus resultierenden Hegefischen führt der <strong>Fischereiverein</strong><br />

<strong>Hannover</strong> weiterhin als Königs- und Abangeln regelmäßig durch.<br />

Unser <strong>am</strong>tierender Anglerkönig 2005/06 heißt Victor Arzer.<br />

Teilnehmer eines Gemeinschaftsangelns <strong>am</strong> Wülfeler Teich<br />

Unter der Leitung von<br />

Sportwart Wilfried Specht<br />

und seines Referenten Peter<br />

Harder hält die Hegefischgruppe<br />

mit der Teilnahme an<br />

Gemeinschaftsangeln auch<br />

heute noch persönliche<br />

Kontakte zu Anglern anderer<br />

Vereine.<br />

Der seit 1973 unter der<br />

Schirmherrschaft von Oberbürgermeister<br />

und Ehrenmitglied<br />

Herbert Schmalstieg Siegerehrung durch unseren OB<br />

ausgeangelte Pokal der Landeshauptstadt<br />

fand auch im Jubiläumsjahr <strong>am</strong> „Vatertag” als Hegefischen an<br />

den Ricklinger Teichen und der <strong>Leine</strong> statt. Angler und Anglerinnen von Bremen<br />

bis Kassel sowie von Nordhorn bis Magdeburg waren wieder Gäste an unseren<br />

Gewässern.


Castinganfänge<br />

Nach dem 2. Weltkrieg<br />

Casting-Sport, der Wurfsport der Angler, lässt sich in unserem Verein<br />

konkret zurückverfolgen bis in das Jahr 1928, als vom Deutschen Anglerbund<br />

das erste Reichswurfturnier im Stadthallengarten in <strong>Hannover</strong> durchgeführt<br />

wurde. In der d<strong>am</strong>aligen Zeit stand nicht so sehr der sportliche Gedanke im<br />

Vordergrund, sondern die Verbesserung der Zielsicherheit insbesondere beim<br />

Fliegenfischen, um <strong>am</strong> Wasser mit präzisen Würfen erfolgreicher sein zu<br />

können.<br />

Die Gründung der ersten Turniergruppe in unserem Verein erfolgte unter der<br />

Leitung des Sportk<strong>am</strong>eraden Seelhorst und seiner Frau. Geübt wurde <strong>am</strong><br />

Annateich und den angrenzenden Wiesen.<br />

Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Entwicklung im Verein sowie in ganz<br />

Deutschland. Erst im Jahr 1947 wurde das Turnierwesen wieder belebt. Der<br />

erste öffentliche Nachkriegs-Start fand aus Anlass des Landesverbandsturniers<br />

im August 1950 statt. Bereits beim LV-Turnier 1951 errangen Heinz Kettler und<br />

Rudolf Becker Medaillen. In den folgenden Jahren war der <strong>Fischereiverein</strong><br />

<strong>Hannover</strong> bei allen größeren Turnieren vertreten. 1954 gelang Reinhold Würpel<br />

der Deutsche Rekord im 7,5 g Spinner-Weitwurf, 1955 in Bad Kreuznach<br />

gewann Kettler fünf Meistertitel.<br />

Danach k<strong>am</strong> eine<br />

Zeit mit wechselnden<br />

Erfolgen, bis Anfang der<br />

60er Jahre der Verein<br />

mit Heinz Weiland<br />

einen Sportwart bek<strong>am</strong>,<br />

der die Tradition des<br />

Casting-Sports erfolgreich<br />

weiterführte und<br />

systematisch eine neue<br />

junge Castinggruppe<br />

aufbaute. Zunächst wurde<br />

noch <strong>am</strong> Annateich<br />

trainiert, später auf der Sportwart Heinz Weiland in der Bildmitte<br />

Ricklinger Halbinsel, die für diese Zwecke hergerichtet und für mehr als drei<br />

Jahrzehnte zur Goldschmiede des Castingsports wurde. Wintertraining fand in<br />

der Sporthalle der Schule <strong>am</strong> Nackenberg statt.<br />

Während es auf LV-Ebene schon regelmäßig zu ersten Plätzen k<strong>am</strong>, errang<br />

Heinz Weiland 1967, 1968 und 1970 die Deutsche Meisterschaft in Fliege-<br />

Zieldisziplinen. Anneliese Weiland wurde 1969 Deutsche Meisterin in der<br />

Disziplin Gewicht Skish 7,5 g.<br />

45


Leistungsanstieg<br />

Deutsche Meisterschaft<br />

in <strong>Hannover</strong><br />

Europ<strong>am</strong>eister<br />

46<br />

1970 k<strong>am</strong> dann der ganz<br />

große Durchbruch im Casting-<br />

Sport. Einheitliche Wettk<strong>am</strong>pfbestimmungen<br />

regelten die Zugehörigkeit<br />

zu den einzelnen<br />

Klassen. Die Jugend des <strong>Fischereiverein</strong>s<br />

nahm unter der<br />

Leitung von Dieter Kunz Casting<br />

als festes Progr<strong>am</strong>m in ihre<br />

Jugendordnung auf, und es k<strong>am</strong><br />

zu einem enormen Leistungsanstieg.<br />

Unsere jugendlichen Caster errangen bei Deutschen Meisterschaften von<br />

1973 bis 1980 57 Gold-, 56 Silber- und 38 Bronzemedaillen.<br />

Dieter Kunz (1.v.l.) führte auch viele Mädchen zum Erfolg<br />

Aufgrund der guten Erfolge und Voraussetzungen durfte der FVH 1975 die<br />

Deutschen Castingmeisterschaften durchführen. Bernd Kluckert gewann auf der<br />

Mehrk<strong>am</strong>pfanlage neben dem Niedersachsenstadion die Disziplin Gewicht<br />

Skish und wurde nach einem Stechen auf Zeit mit 95 Punkten Deutscher Meister.<br />

1976 fand an derselben Stelle die Deutsche Jugend-Castingmeisterschaft<br />

statt. Auch hier konnten sich die hannoverschen Caster mit 10 Gold-, 6 Silberund<br />

3 Bronzemedaillen durchsetzen. Bernd Kluckert, Thomas Kunz und Armin<br />

Fork waren die ersten, die vom VDSF zu<br />

Länderkämpfen entsandt wurden.<br />

<strong>Hannover</strong> entwickelte sich zum Bundesstützpunkt<br />

für Casting-Sport. Leiter und<br />

Trainer waren zunächst Bernd Kluckert<br />

und Dieter Kunz, gefolgt von Erik<br />

Massing, der zum Bundesjugendtrainer<br />

ernannt wurde und dieses Amt auch im<br />

Jubitäumsjahr weiterhin ausübt.<br />

Zum Casting-Training gehörten –<br />

neben den Wurfübungen auf der<br />

Halbinsel und anderen Sportplätzen –<br />

inzwischen auch umfangreiches Aus- Henning Bente, Erwin Filter, Bernd Kluckert<br />

dauertraining sowie Gymnastik in der Ricklinger Masch und Krafttraining im<br />

Kraftraum des Bundesleistungszentrums <strong>am</strong> Niedersachsenstadion.<br />

Im Jubiläumsjahr 1981 zum 75-jährigen Vereinsbestehen richtete der FVH<br />

wieder zwei bedeutende Turniere aus: einen Mehrländerk<strong>am</strong>pf auf der<br />

Bezirkssportanlage in Hemmingen und die Europ<strong>am</strong>eisterschaft vom 6. bis 11.<br />

September auf der Mehrk<strong>am</strong>pfanlage in <strong>Hannover</strong>. Hier wurde Michael Brösch<br />

Mannschaftseurop<strong>am</strong>eister.


Weltmeister<br />

1982, bei der 17. Castingweltmeisterschaft in Karlsbad (d<strong>am</strong>als noch<br />

Tschechoslowakei), wurde Michael Brösch vierfacher Weltmeister, in der<br />

Disziplin Fliege Distanz Zweihand-Lachs hielt er bereits den Weltrekord mit<br />

86,08 m. Dafür erhielt er (d<strong>am</strong>als noch) in Bonn durch den Bundespräsidenten<br />

das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik für<br />

sportliche Leistungen.<br />

Weitere große Erfolge für unseren Verein in diesem Jahr: 7 Gold-, 6 Silberund<br />

6 Bronzemedaillen bei den Deutschen Meisterschaften der D<strong>am</strong>en und<br />

Herren in Kiel sowie bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Duisburg.<br />

Hinzu k<strong>am</strong> noch der Titel des Deutschen Seniorenmeisters in Fliege Skish für<br />

Dieter Kunz.<br />

1984 folgte der nächste Deutsche Meistertitel durch Erik Massing in der<br />

Disziplin Lachsfliege.<br />

1985 wurden Deutsche Meister in Augsburg: Unda Röhrs in Gewicht Skish<br />

und Andreas Schiller in 7,5 g Weitwurf. Claudia Kunz holte sich in Jugoslawien<br />

die Vizeeurop<strong>am</strong>eisterschaft in Gewicht Skish.<br />

Michael Brösch beim Training mit der Zweihand-Lachsfliegenrute<br />

1986 war unser Verein erneut Ausrichter der Deutschen Meisterschaften, bei<br />

denen die D<strong>am</strong>en- und die Herrenmannschaft den Vizetitel erreichten. Im selben<br />

Jahr gewann Claudia Kunz in Madrid die Weltmeisterschaft im 7,5 g Weitwurf.<br />

1987 gab es durch unsere Sportler und Sportlerinnen bei den Deutschen<br />

Meisterschaften in Kiel 3 Gold-, 6 Silber- und 3 Bronzemedaillen.<br />

1988 folgten weitere drei Deutsche Meistertitel und der Titel Vizeweltmeisterin<br />

in Fliege Skish für Claudia Massing (geb. Kunz!).<br />

1989 standen Unda Röhrs, Erik Massing und Andreas Zessler ganz oben auf<br />

dem Meistertreppchen. Dieter Kunz wurde wieder Deutscher Seniorenmeister,<br />

dieses Mal in Fliege Skish.<br />

1990 belegte Maresa Kunz bei den Europ<strong>am</strong>eisterschaften der Jugend den<br />

dritten Platz mit der Mannschaft der Bundesrepublik hinter den Siegerinnen aus<br />

der Deutschen Demokratischen Republik!<br />

47


Ges<strong>am</strong>tdeutsche<br />

Meisterschaft im Fernsehen<br />

Casting ab 8 Jahren<br />

Casting heute<br />

48<br />

1991 bek<strong>am</strong> unser Verein den Zuspruch zur Ausrichtung der 36. Meisterschaft<br />

und gleichzeitig ersten Ges<strong>am</strong>tdeutschen nach der Wiedervereinigung.<br />

Für die Aktivitäten auf der hannoverschen Mehrk<strong>am</strong>pfanlage gab es eine<br />

medienwirks<strong>am</strong>e Begleitung mit Pressekonferenz und Fernsehaufzeichnungen<br />

durch SAT 1 und RTL. Den sportlichen Höhepunkt bildete der Gewinn der<br />

Meisterschaft durch Andreas Zessler in der Disziplin 18 g Gewicht Distanz.<br />

1993 wurde durch Dieter Kunz und Erik Massing ein Konzept zur<br />

Heranführung von Jugendlichen im Alter von 8 bis 12 Jahren an den<br />

Castingsport entworfen und durch<br />

eine entsprechende Satzungsänderung<br />

im FVH umgesetzt.<br />

Schon bald darauf tummelten<br />

sich regelmäßig 15 bis 20<br />

Mädchen und Jungen auf der<br />

Ricklinger Halbinsel, die laut<br />

niedersächsischem Fischereigesetz<br />

noch nicht allein angeln,<br />

jedoch unter Aufsicht bereits<br />

aktive Mitglieder in unserem<br />

Casting-Jugend unter der Obhut von Claudia und Erik<br />

Massing<br />

Verein sein durften und viel Spaß<br />

<strong>am</strong> gemeins<strong>am</strong>en Castingtraining<br />

hatten.<br />

1996 gab es einen alle überraschenden und sehr traurigen Anlass: Dieter<br />

Kunz verstarb nach schwerer Krankheit. Ihm zu Ehren wurde ein Gedächtnisturnier<br />

auf der Ricklinger Halbinsel ausgetragen.<br />

Während Dr. Erik Massing zu dieser Zeit schwerpunktmäßig für die Jugendnationalmannschaften<br />

tätig blieb, leiteten im Verein Fritz Koch bis zu seinem Tod<br />

im Jahr 2000 die Fliegenfischerschulung und Joachim Jache bis 2004 das<br />

Castingtraining.<br />

Casting wird im FVH auch in diesem Jubiläumsjahr betrieben, allerdings zur<br />

Zeit nicht auf sportlichen Leistungsebenen, sondern im Rahmen der praktischen<br />

Vorbereitung auf die Sportfischerprüfung.<br />

Es bleibt jedoch zu hoffen, dass aus unserer – weiterhin – großen<br />

Jugendgruppe sich wieder einmal Talente hervorheben und durch Trainingsfleiß<br />

für Meisterschaften auf allen Ebenen empfehlen und unseren Verein erfolgreich<br />

nach außen vertreten. Schließlich ist Casting bis zum heutigen Tag die<br />

international erfolgreichste Sportart des Deutschen Sportbundes!<br />

Insbesondere nach der Wiedervereinigung sind durch die professionell<br />

geschulten Teilnehmer/innen der neuen Bundesländer aktuelle Titel erzielt<br />

worden, zuletzt bei den World G<strong>am</strong>es 2005 im Ruhrgebiet.


Von der Karteikarte zum Netzwerk<br />

Die Verwaltung eines<br />

Großvereins . . .<br />

. . . erst mittels Karteikarten<br />

. . . dann mittels EDV<br />

In den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wuchs dem<br />

Vorstand durch die steigende Mitgliederzahl allmählich die Verwaltung über<br />

den Kopf. Wir hatten d<strong>am</strong>als zwar eine tüchtige und rührige Geschäftsstellenkraft,<br />

die es schaffte, die anfallenden Aufgaben zu erledigen. Aber man konnte<br />

es sehen: Jedes Mal, wenn unser „Sportfischer“ quartalsweise oder die Papiere<br />

zum Jahresende verschickt werden mussten, wuselten etliche Hilfskräfte in der<br />

Geschäftsstelle herum. Anders war die Arbeit auch nicht zu schaffen. Denn die<br />

technischen Hilfsmittel waren ganz andere als heutzutage.<br />

Die Adressierung erfolgte über das sogenannte Adrema-System, bei der die<br />

Anschriften in dünne Metallplatten eingeprägt oder auf gerahmte Matrizen geschrieben<br />

wurden. Das war sehr aufwendig und arbeitsintensiv, sowohl bei<br />

Adressenänderungen als auch bei Neuaufnahmen. Jede Adressenänderung und<br />

Neuaufnahme erforderte eine neue Matrize. Der bestgehütete Schatz waren<br />

d<strong>am</strong>als sicherlich die vielen Kästen mit den Adrema-Adressen.<br />

Daneben gab es etliche Kästen mit Karteikarten, die genauso wichtig waren,<br />

denn auf ihnen waren alle Einzeldaten der Mitglieder festgehalten, wie Eintrittsund<br />

Geburtsdatum, Beruf, Geburtsort, Ehrungen und anderes.<br />

Dann k<strong>am</strong> das Zeitalter des PC. Der FVH stieg zwar nicht sofort in die neue<br />

Technik ein, dazu war sie noch zu unübersichtlich, und es gab auch kaum<br />

brauchbare Progr<strong>am</strong>me. Als aber im Jahr 1988 ein spezielles Progr<strong>am</strong>m für<br />

<strong>Fischereiverein</strong>e angeboten wurde, entschloss sich der Vorstand, die Mitgliederverwaltung<br />

auf EDV umzustellen. Ein wichtiger Grund dafür war die Sicherheit<br />

der Daten. Denn bei einem Verlust der Karteikarten durch Brand oder Vandalismusschaden<br />

in der Geschäftsstelle hätte der Verein vor einem Chaos gestanden.<br />

Die zuverlässige, aber inzwischen in die Jahre gekommene d<strong>am</strong>alige<br />

Geschäftsstellenkraft weigerte sich standhaft, einen Computer anzufassen.<br />

Deshalb stand 1989 der erste PC bei einem Vorstandsmitglied (dem d<strong>am</strong>aligen<br />

Geschäftsführer und heutigen Vorsitzenden). Auch er musste sich erst in das<br />

Progr<strong>am</strong>m einarbeiten, hatte aber den Vorteil, dass er dadurch stets die<br />

Mitgliederentwicklung im Blick behalten konnte. Ab 1989 konnten dann die<br />

ersten Auswertungen über den PC vorgenommen und auch mehrmals im Jahr für<br />

die rund 4000 Mitglieder Adress-Etiketten ausgedruckt werden, – sortiert nach<br />

Postleitzahlen und Straßenn<strong>am</strong>en, wie von der Post aufgrund ihrer Gebührenordnung<br />

vorgeschrieben. Es dauerte allerdings eine geraume Zeit und viel<br />

Arbeitseinsatz, bis alles reibungslos klappte.<br />

Ab 2001 begann in unserer Geschäftsstelle dann ein neues Zeitalter. Längst<br />

hatten Internet und E-Mail in vielen Bereichen Einzug gehalten. D<strong>am</strong>it wir<br />

unseren Mitgliedern und Geschäftsstellenkräften die Möglichkeiten der neuen<br />

Kommunikationsvielfalt erschließen konnten, musste erneut aufgerüstet werden.<br />

Einhergehend mit den vielfältigen Anforderungen war es an der Zeit, unsere<br />

EDV-gestützte Mitgliederverwaltung, die inzwischen in die Tage gekommen war<br />

49


Vom Einzel- zum<br />

Mehrplatzsystem<br />

Der FVH im Internet<br />

50<br />

und vom Hersteller nicht mehr gepflegt wurde, durch ein aktuelles Progr<strong>am</strong>m zu<br />

ersetzen. Ein neuer, geeigneter Softwarepartner war schnell gefunden, und ein<br />

neues Ges<strong>am</strong>tkonzept für unsere Geschäftsstelle wurde erarbeitet.<br />

Uns wurde schnell deutlich, dass ein Einzelplatzsystem den Bedürfnissen<br />

unserer Geschäftsstelle nicht optimal entsprechen konnte. Ein netzwerkfähiges<br />

System musste her. – Der nächste Schritt von der Karteikarte zum Netzwerk<br />

wurde vollzogen!<br />

Unsere derzeitigen <strong>Mitarbeit</strong>erinnen in der Geschäftsstelle, Frau Narjes und Frau Lastinger<br />

Nach Einführung des neuen Systems war es nunmehr auch möglich, per<br />

E-Mail mit der Geschäftsstelle zu kommunizieren. Im Übrigen wurde von der<br />

praktischen, schnellen und preisgünstigen Möglichkeit, der Geschäftsstelle Informationen<br />

zukommen zu lassen, sofort und rege Gebrauch gemacht. Eine<br />

Bestätigung für den Vorstand, dass die Entscheidung richtig war, in die neue<br />

Technik zu setzen. Nicht zu verschweigen bleibt auch, dass die Anfragen per E-<br />

Mail den Arbeitsablauf in der Geschäftsstelle entspannen. E-Mails sind sicher<br />

kein Allheilmittel, aber sie haben gegenüber telefonischen Anfragen den großen<br />

Vorteil, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet werden können, halt<br />

dann wenn es passt.<br />

Die erfolgreiche Einführung der E-Mail war der erste Baustein im neuen<br />

Internetzeitalter. Nahezu jedes Unternehmen, viele Vereine, Organisationen und<br />

Interessengruppen präsentierten sich inzwischen im Internet. Auch wir als<br />

Großverein haben natürlich ein Interesse daran, uns einer breiten Öffentlichkeit<br />

darzustellen. Bedenkt man, dass heutzutage die Informationsbeschaffung zum<br />

Großteil über das Internet geschieht, ist es von Vorteil, in diesem Medium<br />

präsent zu sein. Kurzum, eine eigene Homepage für den FVH musste her!<br />

Gesagt, getan! Zum Jahresende 2001 ging unsere Homepage online.


Unsere Homepage<br />

Im Laufe der Zeit wurden die Angebote erweitert. Inzwischen findet man auf<br />

unserer Homepage Informationen für Mitglieder und die, die es werden wollen,<br />

einen Flohmarkt, in dem zum Beispiel Angelgeräte angeboten werden können,<br />

ein Fotoalbum, in dem man sich tolle Fotos rund um den FVH anschauen kann,<br />

und ein Forum, in dem diskutiert werden kann.<br />

Dass unsere Homepage angenommen wird, steht außer Frage. Inzwischen<br />

durchschnittlich 60 Zugriffe pro Tag bestätigen dies eindrucksvoll. Unsere Homepage<br />

wäre im Prinzip die Informationsplattform für unseren Verein, – aktueller,<br />

zeitnäher, preisgünstiger als es der „Sportfischer“ jemals sein kann. Jetzt aber<br />

keine Panik, – es ist natürlich nicht geplant, den "Sportfischer" einzustellen. Zum<br />

einen haben nicht alle Mitglieder die Möglichkeit eines Internetzugangs, zum<br />

anderen hat es ein gewisses Etwas, dieses Druckwerk in den Händen zu halten.<br />

Eventuell wird aber die Festschrift zum 125-jährigen Bestehen über eine<br />

zwischenzeitlich anderweitige Entwicklung berichten.<br />

Ein Verein braucht immer auch eine gut funktionierende Verwaltung und<br />

sollte sich im Interesse seiner Mitglieder der jeweils passenden technischen<br />

Hilfsmittel bedienen. Das haben die Generationen vor uns nach bestem Wissen<br />

versucht, und darum bemühen wir uns auch heute. Für die nahe Zukunft dürften<br />

wir jedenfalls gut gerüstet sein. Was den Verein auf mittlere Sicht aufgrund der<br />

schnellen technischen Entwicklung an weiteren Maßnahmen erwartet, lässt sich<br />

heute allerdings noch nicht absehen. Wir werden jedenfalls <strong>am</strong> Ball bleiben und<br />

gehen davon aus, dass dies auch die Vorstände nach uns tun werden.<br />

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Aus dem Vereinsleben<br />

Georg (Schorse) Riewe –<br />

68 Jahre erlebte<br />

Vereinsgeschichte<br />

52<br />

Schorse Riewe, unser Mitglied mit der längsten Vereinszugehörigkeit, wurde<br />

<strong>am</strong> 2. Februar des Jubiläumsjahres 87 Jahre alt und ist seit dem 1.1.1938<br />

aktives Mitglied!<br />

Seine offizielle Anglerkarriere musste er 1935 noch im „Reichsverband<br />

Deutscher Sportangler e.V.“ (heute: Sportanglerverein <strong>Hannover</strong> e.V.) beginnen,<br />

weil der <strong>Fischereiverein</strong> d<strong>am</strong>als noch keine Jugendgruppe hatte. Die<br />

Jahresmarke kostete übrigens 0,10 Reichsmark, d.h. 10 Pfennig.<br />

Doch mit dem Erreichen der<br />

Altersgrenze wechselte Schorse<br />

Riewe ohne zu zögern in unseren<br />

Verein, der die Teiche in Laatzen<br />

in seinem Eigentum und zur Pacht<br />

hatte. „Ich komme aus Laatzen,<br />

mein Onkel war dort Bademeister!“<br />

D<strong>am</strong>als war Georg<br />

Riewe ein Mitglied unter nicht<br />

mehr als etwa 240 anderen.<br />

Mehr noch als die Teiche hatte<br />

es dem jungen Schorse schon<br />

immer die <strong>Leine</strong> angetan, und so<br />

k<strong>am</strong> es auch zu einer ersten<br />

Georg Riewe, unser langjährigstes Vereinsmitglied,<br />

präsentiert hier mit Stolz seine FVH-Ehrenplakette, die<br />

er zum 60-jährigen Jubiläum erhielt. Das Foto entstand<br />

im Herbst 2005 in Schorses Garten<br />

Begebenheit, von der mindestens halb Laatzen Kenntnis bek<strong>am</strong>: Schorse war<br />

beim Angeln an der <strong>Leine</strong> in dieselbe gefallen, hatte sich noch selbst retten<br />

können und danach beim nahen Onkel um Hilfe ersucht. Dieser gab ihm eine<br />

„Abreibung“ und hängte dann – für jedermann weithin sichtbar – die nassen<br />

Sachen zum Trocknen an den Fahnenmast der Badeanstalt. Diese Anekdote<br />

erzählt <strong>am</strong> eindrucksvollsten Schorses Frau Helene, mit der er inzwischen auch<br />

schon Di<strong>am</strong>antene Hochzeit gefeiert hat.<br />

1939 wurde Georg Riewe zur Kavallerie eingezogen und k<strong>am</strong> im Laufe des<br />

Krieges nach Polen, Frankreich, Griechenland und Russland – unterbrochen<br />

durch drei Verwundungen mit Lazarettaufenthalten in <strong>Hannover</strong>. Bei einem<br />

dieser Heimataufenthalte passierte laut Helene Riewe Folgendes: Das d<strong>am</strong>als<br />

verlobte Paar Riewe hatte Freikarten für einen Kinobesuch aus dem Rest-<br />

Kontingent für Verwundete erstanden. Doch auf dem Weg in die Stadt meinte<br />

Schorse, er müsse unbedingt nach Hause zurück. Den eigentlichen Grund erfuhr<br />

seine Frau <strong>am</strong> nächsten Tag von der Schwiegermutter: Sie erzählte begeistert<br />

von einem großen Karpfen, den Schorse noch spät <strong>am</strong> Abend gefangen und ihr<br />

gebracht hatte!<br />

Besonders von den russischen Gewässern schwärmt Schorse Riewe wegen<br />

des immensen Fischreichtums. An die Krim ließ er sich deshalb sogar seine<br />

Angel nachschicken. Doch aus der Not heraus gab es schon bald den Befehl


zum „Abfischen“ kleinerer Teiche mit Handgranaten, die man den gefallenen<br />

Russen abgenommen hatte.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Gefangenschaft 1947 lag<br />

sein Schwerpunkt bei der Angelei wieder <strong>am</strong> Wülfeler-, Grasdorfer- und<br />

Dettmerschen Teich sowie an der <strong>Leine</strong>. In dieser unmittelbaren Nachkriegszeit<br />

wurden von Frau Riewe die gefangenen Aale in der Pfanne gebraten und in<br />

dem ausgelassenen Fett anschließend Bratkartoffeln zubereitet. Die passende<br />

Anekdote ereignete sich in einer Nacht zuvor: Als Frau Riewe nach ihrem<br />

kleinen Sohn schauen wollte, trat sie barfuß im Halbdunkel auf einen Aal, der<br />

sich aus dem „Tubben“ (hannöversch für Zinkwanne) befreit hatte, und<br />

erschreckte sich natürlich mit Geschrei.<br />

Schrecklich für Georg Riewe war ein Erlebnis <strong>am</strong> Dettmerschen Teich: Hier<br />

hatte ein junger Schwimmer einen Kopfsprung gewagt und musste dabei auf<br />

einen der vielen alten Eichenstumpen geraten sein. Erst nach einer Woche sahen<br />

Schorse und sein Angelfreund Bruno Laskowski den Leichn<strong>am</strong> an der<br />

Wasseroberfläche treiben, zogen ihn mit der Angel heraus und benachrichtigten<br />

die Angehörigen.<br />

In seinem d<strong>am</strong>aligen Garten direkt <strong>am</strong> Wolle-Wehr in Döhren erlebte unser<br />

langjährigstes Mitglied natürlich auch viele <strong>Leine</strong>-Hochwasser „hautnah“ mit.<br />

Einmal blieben beim Rückgang des Wassers einige Karpfen auf der<br />

Gartenwiese zurück, die einen schönen Besatz für den Wülfeler Teich ergaben.<br />

Vom Fischreichtum der <strong>Leine</strong> in der Vor- und Nachkriegszeit schwärmt<br />

Schorse nachhaltig: „Unter 10 bis 12 Aalen sind wir selten nach Hause gegangen!“<br />

Durch seinen Freund Bruno Laskowski, der Obermeister in der Wollwäscherei<br />

Döhren war, konnte Schorse eine der lediglich zwölf zu vergebenen<br />

Karten für das Firmengelände erwerben, nämlich die dreizehnte! Die d<strong>am</strong>alige<br />

Wollwäscherei hatte drei Abzweige der <strong>Leine</strong> auf ihrem Gelände. Ein Abzweig<br />

war speziell zum Aalfang ausgebaut. In ihn konnten die Aale nur hinein, nicht<br />

jedoch wieder herauskommen. Die gefangenen Aale wurden d<strong>am</strong>als dem<br />

Speiselokal Wiechmann in der Hildesheimer Straße verkauft, in dem vor kurzer<br />

Zeit auch Altbundeskanzler Schröder mit dem russischen Präsidenten Putin<br />

speiste.<br />

Eine sehr schöne, weil k<strong>am</strong>eradschaftliche und fröhliche Feier in einem<br />

überschaubaren Anglerkreis soll laut beiden Eheleuten Riewe die Feier zum 50.<br />

Vereinsjubiläum im „Maschpark“ gewesen sein, dessen ehemaliges Hauptgebäude<br />

aus Verfallsgründen abgerissen wurde und an dessen Stelle jetzt der<br />

Paddelclub in Döhren beheimatet ist. „Da wurde bis morgens um vier – zum<br />

Schluss mit Hut und Mantel – getanzt!“<br />

Diese Feier war ein besonderer Höhepunkt im Leben beider Eheleute, deren<br />

Tagesablauf – neben Angelerlebnissen – durch Arbeit geprägt war. Georg<br />

Riewe arbeitete zunächst als gelernter Former viele Jahre in der Gießerei<br />

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54<br />

Ostermann in Laatzen und nach deren Schließung bis zum 63. Lebensjahr als<br />

Gärtner.<br />

Aus beruflichen Gründen konnte er um 1950 herum nur für eine kurze Zeit<br />

als Jugendbetreuer tätig sein. Doch das Amt des Gewässerobmanns <strong>am</strong><br />

Wülfeler-, Dettmerschen- und Grasdorfer Teich führte er 30 Jahre lang, zumeist<br />

Georg Riewe (jeweils rechts im Bild) mit seinem Freund und ebenfalls langjährigen Vereinsmitglied<br />

Bruno Laskowski in den 50er Jahren <strong>am</strong> Wülfeler Teich.<br />

D<strong>am</strong>als üblich, heute eher selten: die ges<strong>am</strong>te Angelausrüstung wird auf dem Fahrrad transportiert.<br />

Die Ruten sind übrigens aus B<strong>am</strong>bus- und Tonkinrohr gefertigt. Den Steg hatten die beiden selbst<br />

gebaut, um nicht nur trocken sitzen zu können, sondern um vor dem Auswerfen der Angeln die<br />

Schnur besser von der Trommelrolle(!) abziehen und auf den Boden legen zu können.<br />

Die heute üblichen Stationärrollen k<strong>am</strong>en etwa ab Mitte der 50er Jahre in Gebrauch.<br />

unter dem d<strong>am</strong>aligen Gewässerwart Karl Schumann. Unseren heutigen 1.<br />

Gewässerwart kennt unser Altmitglied schon aus dessen Kindheitstagen <strong>am</strong><br />

Wasser. „Heinz Pyka habe ich schon als Kind kontrolliert.“ Heute übt Georg<br />

Riewe das Amt eines Ehrenfischereiaufsehers aus und tut dieses mit stolzem<br />

Hinweis auf eine Strichliste, auf der er 2005 noch rund 100 Kontrollen vermerkt<br />

hat!<br />

„Zum Angeln gehe ich weniger! Früher habe ich kein Angeln ausgelassen.<br />

Besonders zum 1. Mai mit Köderfisch auf Hecht war für mich um zwei Uhr die<br />

Nacht zu Ende, obwohl ich ausgerechnet <strong>am</strong> 1. Mai nie einen Maßigen gefangen<br />

habe!“ Doch einige Fotos von großen Hechten (größter um die 20 Pfund)<br />

kann Georg Riewe schon vorzeigen. Stolz zeigt er auch die Ehrentafel des<br />

Vereins zur 60-jährigen Mitgliedschaft: „Da haben sie sich etwas Gutes einfallen<br />

lassen!“<br />

Heutzutage stippt er in seinem gepachteten kleinen Teich in Wülfel gerne<br />

Moderlieschen, um mit diesen dann an Moellers Angelteich Forellen zu fangen.<br />

Auf einen Wunsch für die Zukunft befragt, äußert Georg Riewe die Bitte, dass<br />

die Sportkollegen, die vor seinem Gartengrundstück <strong>am</strong> Wülfeler Teich angeln,<br />

doch zukünftig den Rasen nicht mehr rücksichtslos zertr<strong>am</strong>peln mögen.<br />

Wir wünschen unserem Schorse noch viele elanvolle Jahre, in denen er – mit<br />

oder ohne Fahrrad – alle unsere Gewässer gleichermaßen zügig erreicht, wie er<br />

die Treppen bis zu seiner Wohnung im dritten Stockwerk hinaufflitzt!


Protokolle aus der<br />

Anfangszeit des FVH, als er<br />

sich noch „Sportanglerverein<br />

<strong>Hannover</strong>“ nannte<br />

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56<br />

Erinnerungen<br />

Emil Hirnschal und<br />

Helmut Ronnenberg<br />

in Ricklingen<br />

Gewässerausschusssitzung<br />

Vorsitzender Flügge und OB Schmalstieg<br />

Jugendwart Frank Burkhardt<br />

mit Siegern eines Jugendangelns<br />

Gewässerobmann Emil Hirnschal bekommt<br />

zum 80. Geburtstag ein Fahrrad<br />

von Heinz Pyka und Vors. Dr. Kalaus<br />

Vorsitzender Meyer mit Jugendlichen<br />

Jungangler Torsten Passie<br />

mit Karpfen und Bewunderern


Eine Anekdote von der<br />

Ricklinger Halbinsel<br />

Die folgende Begebenheit ereignete sich um das Jahr 1960, als die<br />

Jugendgruppe auf der Ricklinger Halbinsel noch über eine kleine Hütte mit vier<br />

Schlafstellen verfügte. Die Belegschaft dieser Hütte bestand oft aus einer<br />

St<strong>am</strong>mbesetzung: Harald Preikschat, Thomas Breithaupt, Mecki Liebherr, Peter<br />

Jaschkowiak, Klaus-Dieter Bauer und Werner Meißner. Nur einige Schritte<br />

entfernt befand sich die Schutzhütte der Erwachsenen: Eine rustikale Holzhütte<br />

mit Veranda, die abends mit Petroleuml<strong>am</strong>pen beleuchtet wurde und über deren<br />

Tisch eine große Säge von einem Sägefisch hing. Hier wurde unter der Obhut<br />

des d<strong>am</strong>aligen Hüttenwarts Adjen Walert an warmen Tagen und Nächten<br />

regelmäßig Skat gespielt, und auch hier gab es eine St<strong>am</strong>mbesetzung:<br />

Hänschen Maaß, Hans Novak, Natronhelmut Spallek und sein Kumpel Otto,<br />

Heini Stahlmann, Rudi Bock mit seinem Hund Moppel, der auf Kommando einen<br />

Baum erklettern konnte.<br />

Einer der Vorgenannten fiel dadurch auf, dass er d<strong>am</strong>it prahlte, nur kapitale<br />

Fische zu fangen. Das war Heini Stahlmann, der deswegen nur Heini Prahlmann<br />

hieß. Heini erzählte an einem Wochenende mal wieder von seinen tollen<br />

Fängen. Die offensichtlichen Übertreibungen ärgerten einige der Anwesenden so<br />

sehr, dass sie Heini so richtig eins auswischen wollten. Rudi Bock hatte dazu<br />

eine Idee, bei der <strong>am</strong> nachfolgenden Wochenende die St<strong>am</strong>mbesetzungen aus<br />

beiden Hütten mithelfen sollten: Sie sollten Heini für etwa zwanzig Minuten von<br />

seinen Angeln fernhalten, <strong>am</strong> besten noch einmal nach seinen tollen Fängen<br />

fragen und erzählen lassen. Das würde bestimmt lange genug dauern. Gesagt –<br />

getan. Heini erzählte allen Anwesenden schon bald ausführlich von großen<br />

Fischen. Währenddessen glitt Rudi Bock mit einem großen Topfdeckel unter dem<br />

Arm neben Heinis Angeln ins Wasser und schw<strong>am</strong>m, immer der Schnur der<br />

Grundrute folgend, weit hinaus. Nach einer Weile war er wieder da und<br />

gesellte sich zu Heinis Zuhörern. Schlagartig ließ das Interesse an Heinis<br />

Ausführungen nach und alle gingen los, um mal wieder nach den Angeln zu<br />

sehen. Auch Heini tat dies. Schon kurz darauf hörte man ihn rufen: „Ich habe<br />

einen Biss, die Rolle ist fast leer, das ist ein ganz Großer!“ Heini nahm die Rute<br />

hoch, schloss die Rolle und setzte den Anhieb. Straff ging die Schnur in die Mitte<br />

des Teiches. Im Nu k<strong>am</strong>en die anderen Angler dazu und gaben Heini<br />

fachmännischen Rat. Der Drill sah wirklich gut aus, weil der Deckel auf Zug<br />

nach rechts und links durch das Wasser schoss. Als sich der „Fisch“ dem Ufer<br />

näherte, schrie Heini nach Kescher und Gaff. Es dauerte nicht mehr lange, bis er<br />

erkennen musste, dass er keinen kapitalen Fisch, sondern einen großen<br />

Topfdeckel gefangen hatte. Alle Umstehenden brachen in schallendes Gelächter<br />

aus. Danach war Heini sehr viel zurückhaltender, wenn das Gespräch auf<br />

kapitale Fänge k<strong>am</strong>.<br />

erzählt von Klaus-Dieter Bauer und<br />

Werner Meißner<br />

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58<br />

Jubiläumsball<br />

2006


Der Vorstand<br />

Vorsitzender: Dr. Uwe Köbke<br />

Im Sonnengrund 2, 31275 Lehrte<br />

Tel. (0 5175) 44 95<br />

Stellv. Vorsitzender: Werner Kietzmann<br />

Zum Roden 35, 31275 Lehrte, OT Aligse<br />

Tel. Fa. (05 11) 126 62 65<br />

priv. (0 51 32) 5 62 53<br />

Geschäftsführer: Udo Wagner<br />

Bodeweg 86, 30851 Langenhagen<br />

Tel. (0511) 77 60 66<br />

Schatzmeister: Hans Werner Seifert<br />

Peiner Heerstraße 34, 31275 Lehrte, OT Aligse<br />

Tel. Fa. (0 51 32) 8 5740<br />

priv. (0 51 32) 47 58<br />

Gewässerwart: Heinz Pyka<br />

Otto-Hahn-Straße 7, 30880 Laatzen<br />

Tel. Fa. (05 11) 8 29-46 76<br />

priv. (05 11) 82 71 83<br />

Handy (01 60) 9015 3157<br />

Stellvertretende Hans-Joachim Stünkel<br />

Gewässerwarte: Braaschweg 9, 30659 <strong>Hannover</strong><br />

Tel. Fa. (05 11) 57 02/3 75<br />

priv. (05 11) 64 83 78<br />

Handy (01 72) 4 30 6365<br />

Andy Krüger<br />

Zuckerkuchenweg 21, 30890 Barsinghausen<br />

Tel. (0 5105) 5146 85<br />

Fax (0 5105) 5146 87<br />

Tel. Fa. (0511) 90 20 56 69<br />

Handy (0160) 90 62 3912<br />

Dirk Peters<br />

Bode-Ring 30, 31319 Sehnde OT Rethmar<br />

Tel. (0 5138) 70 83 45<br />

Handy (0160) 90 74 67 51<br />

Sportwart: Wilfried Specht<br />

Fuchsrain 9A, 30657 <strong>Hannover</strong><br />

Tel. (0511) 65 37 20<br />

Jugendleiter: Stephen Smith<br />

Dresdener Weg 11, 30966 Hemmingen<br />

Tel. (0 5101) 5130<br />

Stellv. Jugendleiter: Andreas Magerkord<br />

Katzenwinkel 38, 30966 Hemmingen<br />

Tel. (0 5101) 58 40 67<br />

Pressewart: Bernd Narjes<br />

D<strong>am</strong>aschkestraße 27, 31275 Lehrte, OT Ahlten<br />

Tel. (0 51 32) 62 12<br />

Schriftführer: Manfred Neuwirth<br />

Straße des Großen Freien 26, 31319 Sehnde<br />

Tel. (0 51 38) 16 51<br />

Herausgeber und<br />

Verleger: FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />

Geschäftsstelle: Hildesheimer Straße 122, 30173 <strong>Hannover</strong><br />

Tel. (05 11) 88 00 54, Fax (05 11) 9 88 63 84<br />

www.fvhannover.de<br />

gs@fvhannover.de<br />

Volksbank eG Nr. 7500 342 200<br />

BLZ 251 933 31<br />

Postbank <strong>Hannover</strong> Nr. 161 07-309<br />

BLZ 250 100 30<br />

Geschäftszeiten: Dienstag, Mittwoch<br />

10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 - 16.00 Uhr<br />

Donnerstag 10.00 - 12.00 Uhr<br />

und 16.00 - 18.00 Uhr<br />

Freitag 10.00 - 12.00 Uhr<br />

Redaktion: FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />

Anzeigen: Bernd Narjes,<br />

D<strong>am</strong>aschkestraße 27, 31275 Lehrte, OT Ahlten<br />

Tel. (0 51 32) 62 12<br />

Satz und Druck: Werbestudio Varnay GmbH<br />

Potsd<strong>am</strong>er Straße 3, 30916 Isernhagen-Awb.<br />

Tel. (05 11) 9 02 41-0, Fax (05 11) 9 02 4111<br />

Erscheinungsweise: Vierteljährlich<br />

Der Bezugspreis ist durch den<br />

Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Beiträge und Gestaltung dieser Festschrift:<br />

Werner Ad<strong>am</strong>czak, Dr. Uwe Köbke, Andy Krüger, Bernd Narjes, Heinz Pyka, Udo Wagner<br />

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FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />

Hildesheimer Straße 122 · 30173 <strong>Hannover</strong><br />

PVSt Deutsche Post AG<br />

Entgelt bezahlt H.1264

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