Mitarbeit am Lachsprojekt-Leine - Fischereiverein Hannover eV
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100 Jahre<br />
<strong>Fischereiverein</strong><br />
<strong>Hannover</strong> e.V.<br />
H 1264<br />
Heft 133 · 2. Quartal 2006<br />
Jubiläumsausgabe
Titelfoto:<br />
Entnommen aus der Illustrierten „Die Weltschau“<br />
vom 28. Sepember 1928<br />
2
100 JAHRE<br />
FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />
100 JAHRE FISCHHEGE UND GEWÄSSERSCHUTZ<br />
3
Vorwort<br />
Hiermit überreichen wir unseren Mitgliedern und Geschäftspartnern die Jubiläumsschrift zu unserem 100-jährigen<br />
Bestehen. Anlässlich eines solchen Geburtstages fragt man sich: Warum wurde der Verein gegründet? Wie hat er die<br />
vergangenen einhundert Jahre bewältigt? Welche Entwicklungen und Veränderungen hat es gegeben? Wie wird es mit<br />
unserem Verein in den kommenden Jahren voraussichtlich weitergehen? – Hierauf versuchen wir auf den folgenden Seiten<br />
Antworten zu geben. Die Antworten sind sicherlich nicht allumfassend, in manchem vielleicht sogar bruchstückhaft. Die<br />
Geschichte – auch die eines Vereins – lässt sich nur anhand verlässlicher Quellen aufzeichnen, und die sind lückenhaft,<br />
auch bedingt durch die Zerstörung unserer Geschäftsstelle im Zweiten Weltkrieg. Glücklicherweise gab es aber doch noch<br />
etliche Unterlagen, auch aus den Anfangsjahren unseres Vereins. Wir haben uns bemüht, alles verfügbare Material zu<br />
sichten und auszuwerten. Zusätzlich konnten wir das Erinnerungsvermögen einiger unserer älteren und langjährigen<br />
Mitglieder nutzen. Wir haben uns bemüht, aus all dem ein treffendes Abbild über Geschichte und Gegenwart unseres<br />
Vereins zu beschreiben. Wir hoffen, dass uns dies gelungen ist.<br />
Wir dürfen uns glücklich schätzen und stolz darauf sein, dass unser Verein die letzten einhundert Jahre überdauert hat.<br />
Bei allem Stolz auf das Erreichte wissen wir aber auch, dass ohne das Wirken der vielen vorangegangenen<br />
Ehren<strong>am</strong>tlichen der Verein nicht das wäre, was er heute ist. Die erfolgreiche Bewältigung einer solchen Zeitspanne wäre<br />
aber auch nicht möglich gewesen ohne die vielen Mitglieder, die – jeweils zu ihrer Zeit – dem Verein die Treue gehalten<br />
haben. Insofern ist diese Festschrift auch ihnen gewidmet.<br />
Dank gebührt auch unseren Geschäftspartnern<br />
für die jahrzehntelange vertrauensvolle Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
und die Unterstützung bei unseren<br />
Jubiläumsveranstaltungen, unseren Verpächtern<br />
für die überwiegend harmonischen<br />
Beziehungen sowie den kommunalen Partnern,<br />
insbesondere der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>,<br />
bei der wir fast immer ein offenes Ohr für<br />
unsere Belange gefunden haben.<br />
Wir hoffen auf ein weiteres Wachsen, Blühen<br />
und Gedeihen unseres Vereins und wünschen<br />
kommenden Vorständen eine glückliche Hand<br />
bei der Verwirklichung künftiger Aufgaben und<br />
Vorhaben.<br />
Der Vorstand<br />
4<br />
Der Vorstand im Jubiläumsjahr 2006
Inhalt<br />
Grußworte 6 – 00 9<br />
100 Jahre <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e. V. 10 – 18 00<br />
Vorstände früher und heute 00 19<br />
100 Jahre Fischhege und Gewässerpflege 20 – 00 27<br />
Unsere Gewässer und ihre Geschichte 28 – 00 31<br />
Die wichtigsten Fischarten in unseren Gewässern 32 – 35 00<br />
Jugendarbeit im FVH 36 – 40 00<br />
Die sportliche Seite unseres Vereins 41 – 48 00<br />
Von der Karteikarte zum Netzwerk 49 – 00 51<br />
Aus dem Vereinsleben 52 – 58<br />
00<br />
5
Grußwort<br />
6<br />
Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
Christian Wulff anlässlich des 100jährigen Jubiläums des<br />
<strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> e. V.<br />
Es ist mir eine besondere Freude, dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e. V., der in<br />
diesem Jahr auf eine erfolgreiche 100-jährige Geschichte zurückblicken kann,<br />
zu seinem Jubiläum meine herzlichen Glückwünsche auszusprechen.<br />
Die lange Tradition des Vereins lässt erkennen, wie weit die Anfänge der<br />
organisierten Angelfischerei in Niedersachsen zurückreichen. Schon früh haben<br />
sich in unserem Bundesland Fischer zus<strong>am</strong>mengefunden, um gemeins<strong>am</strong> in der<br />
Natur ihrer Passion nachzugehen. Begleitend zum ursprünglichen Ziel der<br />
nachhaltigen Naturnutzung entwickelten sich in den <strong>Fischereiverein</strong>en mit der<br />
Pflege der Gewässer und der Hege der Fischbestände bald Aktivitäten zum<br />
Schutz der natürlichen Ressourcen. Dies geschah bereits in Zeiten, in denen der<br />
Naturschutz weit weniger im öffentlichen Interesse stand als heute.<br />
Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> erbringt alljährlich vorbildliche Leistungen u. a.<br />
im Rahmen von Fischbesatzmaßnahmen, für die Gewässerpflege und -überwachung,<br />
für Kontrollen der Fischbestände und nicht zuletzt für die<br />
Wiederansiedlung gefährdeter Fischarten. Hierzu bedarf es neben erheblicher<br />
finanzieller Aufwendungen auch eines hohen ehren<strong>am</strong>tlichen Engagements, für<br />
das ich den Vereinsmitgliedern besonders danken möchte.<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang ist auch die erfolgreiche Jugendarbeit des<br />
<strong>Fischereiverein</strong>s hervorzuheben, der schon zahlreiche Jugendliche für einen<br />
verantwortungsvollen Umgang mit der Natur begeistern konnte. Diesem Aspekt<br />
kommt in Zeiten einer zunehmenden Urbanisierung und leider auch einer<br />
zunehmenden Naturentfremdung unserer Gesellschaft eine immer größere<br />
Bedeutung zu.<br />
Insges<strong>am</strong>t kommen die vielfältigen Aktivitäten des Vereins unserer Umwelt<br />
zugute und dienen d<strong>am</strong>it auch dem öffentlichen Interesse. Dies macht die<br />
<strong>Fischereiverein</strong>e in Niedersachsen zu verlässlichen Partnern der Landesregierung<br />
und verdient Dank und Anerkennung.<br />
Ich wünsche dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> weiterhin ein erfolgreiches<br />
Wirken und alles Gute für die Jubiläumsfeierlichkeiten.<br />
<strong>Hannover</strong>, im März 2006<br />
Christian Wulff<br />
Niedersächsischer Ministerpräsident
Grußwort<br />
Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> feiert sein 100-jähriges Bestehen. Zu diesem<br />
Anlass gratuliere ich im N<strong>am</strong>en der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> sehr herzlich.<br />
Es freut mich sehr, dass mein Verein, dem ich seit vielen Jahren angehöre,<br />
dieses besondere Jubiläum feiert.<br />
Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> ist einer der rührigsten und mitgliederstärksten<br />
<strong>Fischereiverein</strong>e in Norddeutschland.<br />
Das unterstreicht nicht nur die Begeisterung der <strong>Hannover</strong>anerinnen und <strong>Hannover</strong>aner<br />
für den Angelsport, sondern zeigt auch, dass in <strong>Hannover</strong> und der<br />
Region eine große Zahl von Wasserflächen von Güte und Qualität zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Auch Dank Ihrer Hilfe und durch Ihr umsichtiges Handeln hat sich dabei die<br />
Sauberkeit der Gewässer immer weiter verbessert, mit sehr positiven Auswirkungen<br />
auf den Fischbestand. Inzwischen zählt man auch in der <strong>Leine</strong> wieder<br />
32 verschiedene Fischarten.<br />
Das Bestreben des <strong>Fischereiverein</strong>s zur Pflege der Natur ist beispielhaft. Dafür<br />
spreche ich dem Verein und allen Mitgliedern meinen Dank aus.<br />
Als besonders erfreulich beurteile ich auch die rege Jugendarbeit des Vereins.<br />
Rund 10 % der 4500 Mitglieder sind zwischen 8 und 18 Jahren alt. Der Verein<br />
leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung vieler Jugendlicher, die<br />
hier verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und soziale Kompetenz<br />
erfahren.<br />
Ich wünsche dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> und allen Mitgliedern weiterhin alles<br />
Gute.<br />
Herbert Schmalstieg<br />
Oberbürgermeister<br />
7
Grußwort<br />
8<br />
Ich gratuliere dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e.V. zum 100-jährigen Bestehen<br />
und wünsche ihm im N<strong>am</strong>en der Regionsvers<strong>am</strong>mlung und der Verwaltung der<br />
Region <strong>Hannover</strong> zu diesem besonderen Jubiläum viel Erfolg bei seinen<br />
kommenden Aktivitäten.<br />
Mit rund 4.500 Mitgliedern und einer Zuständigkeit für 460 ha Gewässer,<br />
darunter die <strong>Leine</strong> sowie die Ricklinger Kiesteiche, gehört der <strong>Fischereiverein</strong><br />
<strong>Hannover</strong> zu den größten Niedersächsischen Angelvereinen. Vom Aal bis zum<br />
Zander – fast alle Fischarten, die in unserem Süßwasser heimisch sind, tummeln<br />
sich in den Flüssen, Kanälen und Seen, für die Ihr Verein die Mit-Verantwortung<br />
trägt.<br />
Das 100-jährige Jubiläum eines <strong>Fischereiverein</strong>s ist ein willkommener Anlass,<br />
auf das besondere Engagement der Fischer im Bereich des Gewässerschutzes<br />
hinzuweisen. Einem allzu sorglosen Umgang mit der Natur setzten über die<br />
Jahre hinweg immer wieder gerade die Fischer die Mahnung entgegen, auch<br />
die Kreatur unter dem Wasserspiegel zu ihrem Recht kommen zu lassen. Viele<br />
unter Ihnen besaßen einen erstaunlichen Weitblick und ohne Ihr Eintreten für<br />
den Naturschutz sähe unsere heimische Unterwasserwelt in vielen Bereichen<br />
traurig aus.<br />
Mit ständigen Aktivitäten wie der chemischen und biologischen<br />
Gewässeruntersuchung, mit der Wiedereinbürgerung bedrohter Fischarten oder<br />
mit dem Anlegen von Laichzonen und artgerechten Uferbepflanzungen haben<br />
Sie erfolgreich an der Erhaltung unseres Arteninventars mitgewirkt.<br />
Auch darf nicht vergessen werden: Neben Ihrem Einsatz für die Natur haben<br />
Sie ein Jahrhundert lang die K<strong>am</strong>eradschaft im Verein gepflegt und die Tradition<br />
der örtlichen Fischerei an die nächste Generation weitergegeben. Dafür gebührt<br />
Ihnen unser aller Anerkennung.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das Verhältnis zwischen Ihrem Verein<br />
und der Region <strong>Hannover</strong> so positiv und konstruktiv wie bisher darstellt, und<br />
hoffe auch künftig auf eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit zum Nutzen des<br />
Gewässerschutzes.<br />
Mit den besten Wünschen für die Zukunft<br />
Ihr<br />
Dr. Michael Arndt<br />
Regionspräsident
Grußwort<br />
Ich überbringe dem <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e.V. die Grüße und Glückwünsche des<br />
Landessportfischerverbandes Niedersachsen, seines Vorstandes und seiner rd. 95.000<br />
Mitglieder zu seinem 100-jährigen Bestehen.<br />
Der Verein ist, nach meiner Kenntnis, einer der ältesten Sportfischer-Vereine in unserem<br />
schönen Land Niedersachsen und in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Der <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> ist unmittelbar nach seiner Gründung dem „Deutschen<br />
Anglerbund“ – dem aus meiner Sicht – Vorgänger des heutigen „Verbandes Deutscher<br />
Sportfischer“ beigetreten.<br />
Die Geschicke der deutschen Angelfischerei wurden seiner Zeit maßgeblich von <strong>Hannover</strong><br />
aus mitgestaltet. Hier in <strong>Hannover</strong>, in der Fernroder Straße, war bis 1928 der Sitz des<br />
Deutschen Anglerbundes. Die Deutsche Anglerzeitung, das „<strong>am</strong>tliche Organ des<br />
Anglerbundes“, wurde in der hiesigen Schlüterschen Buchdruckerei hergestellt.<br />
Im Jahr 1921 erfolgte unter maßgeblicher Mitwirkung des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> die<br />
Gründung des „Provinzial-<strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong>“, eines Zus<strong>am</strong>menschlusses von<br />
Berufs- und Angelfischern, den die Angelfischer auf Grund erzwungener Umstrukturierungen<br />
1933 verlassen mussten.<br />
Im Deutschen Anglerbund, im Verband Deutscher Sportfischer, im Provinzial-<br />
<strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> und im Landessportfischerverband Niedersachsen haben in den<br />
Jahren seines 100-jährigen Bestehens immer Mitglieder des Vereins die Geschicke der<br />
Fischerei, insbesondere der Angelfischerei, mitgestaltet.<br />
Tradition verpflichtet ja bekanntlich und gute Tradition verpflichtet in ganz besonderem<br />
Maße. Der Verein hat sich in all den Jahren seiner Zugehörigkeit zu unseren Verbänden<br />
als ein aktives, aber auch kritisches Mitglied erwiesen.<br />
Neben der Tätigkeit des Vereins im Rahmen einer sinnvollen Freizeitgestaltung sind<br />
insbesondere die Bemühungen und Erfolge auf dem Gebiet des Umweltschutzes, speziell<br />
des Gewässerschutzes, hervorzuheben. Sein erfolgreiches Bemühen um die Belange des<br />
Naturschutzes, einschließlich des Artenschutzes, finden allgemeine Anerkennung.<br />
Dass der Verein es mit dem Gewässerschutz sehr ernst nimmt, zeigen viele entsprechende<br />
Aktivitäten, die hier aufzuzeigen den Rahmen sprengen würde.<br />
Die Erfolge im Casting, dem Sport der Angler, lassen sich über Jahrzehnte zurückverfolgen.<br />
Auch die Bemühungen um seine Jugendarbeit, der Verein hat heute 450 jugendliche<br />
Mitglieder, verdienen besondere Beachtung. Eine funktionierende Jugendarbeit ist wichtig<br />
für die Zukunft des Vereins, aber auch für die Zukunft unserer Verbände.<br />
Ich bedanke mich für das Engagement der Verantwortlichen, die die Jugendlichen an die<br />
Aufgabe, Verantwortung für die Umwelt und den Umweltschutz zu übernehmen,<br />
heranführen, sie aber auch die Natur erleben lassen. Nur wer die Natur erlebt, ist auf<br />
Dauer bereit, sich für ihren Erhalt einzusetzen. Fischen ist Naturerlebnis.<br />
Lassen Sie mich schließen mit unserem Leitspruch: Natur erfahren, Natur bewahren.<br />
Peter Rössing<br />
Präsident des Landessportfischerverbandes Niedersachsen e.V.<br />
Ehrenpräsident des Verbandes Deutscher Sportfischer e.V.<br />
9
100 Jahre <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> e.V.<br />
Einleitung<br />
Die Ausgangslage<br />
im Jahr 1906<br />
10<br />
100 Jahre bedeuten auf den Menschen bezogen etwas mehr als drei<br />
Generationen. Für einen Verein aber eine viel längere Zeit, haben doch<br />
während dieser Spanne viel mehr als drei Generationen den <strong>Fischereiverein</strong><br />
<strong>Hannover</strong> durchlaufen.<br />
An einem solchen Geburtstag ist es üblich, dass diejenigen, die an diesem<br />
Jubiläum Anteil nehmen, in die Vergangenheit blicken und die Entwicklung des<br />
Vereins nachvollziehen. Es liegt nahe, dass der Jubilar Rechenschaft über sein<br />
bisheriges Leben gibt und sich die Frage stellt, ob es ihm gelungen ist, in<br />
Vergangenheit und Gegenwart allen Ansprüchen gerecht geworden zu sein, die<br />
an ihn gestellt worden sind. Haben wir Grund zum Feiern?<br />
Eine solche Rückschau ist schwierig und kann vermutlich nicht immer objektiv<br />
sein. Manches liegt bereits im Dunkeln der Vergangenheit, nicht zuletzt, weil mit<br />
der Zerstörung unserer Geschäftsstelle im Oktober 1943 fast sämtliche<br />
Dokumente aus den Jahren zuvor vernichtet wurden. Überdies ist vieles nur aus<br />
dem jeweiligen Zeitgeschehen erklärbar; mehrere Generationen haben an der<br />
Gestaltung des Vereins mitgearbeitet und jede tat es in ihrer Art. Umso<br />
erstaunlicher mutet es an, dass trotz der vielseitigen und unterschiedlichen<br />
Einflüsse, trotz der wechselvollen Zeitumstände die Ideen und Vorstellungen, mit<br />
denen vor 100 Jahren der Verein ins Leben gerufen worden ist, bis heute kaum<br />
an Gültigkeit verloren haben und immer noch zeitgemäß sind.<br />
Im Kaiserreich gegründet, in der Weimarer Republik ein Auf und Ab erlebt,<br />
das Dritte Reich überlebt, in der Bundesrepublik angekommen und aufgeblüht, –<br />
das ist in aller Kürze die Geschichte des FVH. Und wie stellt sich seine<br />
Geschichte in etwas ausführlicherer Form dar?<br />
Als im Jahr 1906 einige Initiatoren mit rund sechs Dutzend Sportanglern<br />
unseren Verein gründeten, lag das im Trend der Zeit. Bereits seit Anfang des<br />
19. Jahrhunderts hatten zahlreiche Interessengruppen Vereine gegründet, nicht<br />
jedoch die Angler. Erst nachdem 1866 in Berlin der erste deutsche Angelverein<br />
entstanden war, k<strong>am</strong> es in den folgenden Jahrzehnten in ganz Deutschland zu<br />
zahlreichen weiteren Vereinsgründungen, allerdings deutlich später als in<br />
anderen westeuropäischen Ländern. Vor allem im westlichen Europa genoss das<br />
Angeln ein relativ hohes Ansehen als sportliche Freizeitaktivität, zum Teil als<br />
Vorrecht der oberen Stände. Offenbar nicht so in Deutschland, obwohl die<br />
d<strong>am</strong>aligen Mitglieder eher dem gehobenen Bürgertum als der Arbeiterschaft<br />
angehörten.<br />
Ein Grund für die zahlreichen Gründungen von <strong>Fischereiverein</strong>en in<br />
Deutschland Ausgang des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mag das<br />
Bestreben nach mehr gesellschaftlicher Anerkennung gewesen sein. Ein weiterer<br />
Grund – soweit sich das heute noch feststellen lässt – dürfte in dem Bemühen<br />
gelegen haben, den zurückgehenden Fischbestand in den Bächen und Flüssen
Die Gründerjahre<br />
durch gemeins<strong>am</strong>e Maßnahmen zu verbessern. Es war nur folgerichtig, dass<br />
sich schon im Jahr 1900 eine Vielzahl der Vereine zu einer Dachorganisation<br />
zus<strong>am</strong>menschloss, dem Deutschen Anglerbund, durch den sich aber offensichtlich<br />
nicht alle Angler richtig vertreten sahen. Deshalb gründete sich 1921<br />
als weitere Dachorganisation der Arbeiter-Angler-Bund Deutschlands.<br />
100 Jahre Geschichte des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong>, das bedeutet: 100 Jahre<br />
Geschichte des deutschen Angelsports. Fische mit einer Angel gefangen hat<br />
man in der Stadt <strong>Hannover</strong> zu allen Zeiten. Der Angler mit der langen<br />
B<strong>am</strong>busrute und dem Eimer für die Würmer war an <strong>Leine</strong> und Ihme ebenso<br />
bekannt wie an den zahlreichen stillgelegten und voll Wasser gelaufenen<br />
Tonkuhlen in der Nachbarschaft der Stadt, wo er sein Glück versuchte. So wie<br />
sein Gerät mangelhaft war, so waren es auch die Fangmethoden, und dementsprechend<br />
blieben auch große Fänge eine Seltenheit. Nimmt es da Wunder,<br />
wenn der hannoversche Angler sich des gleichen Rufes erfreute wie sein Kollege<br />
in anderen Gauen des deutschen Reiches? Bis zur Wende des vorletzten<br />
Jahrhunderts sah man in Deutschland im Angler die skurrile, ja manchmal sogar<br />
belächelte Figur. Im Gegensatz zu England war hierzulande das Angeln noch<br />
recht klobig und wenig elegant. Schrifttum zum sportlichen Angeln gab es so gut<br />
wie keines in Deutschland. Das änderte sich erst, als 1875 das Illustrierte<br />
Handbuch der Angelfischerei von Max von dem Borne erschien, das in den<br />
folgenden Jahrzehnten ein großer Erfolg wurde.<br />
Auch in der Stadt <strong>Hannover</strong> gab es Männer, die sich gegen die Geringschätzung<br />
des sportlichen Angelns wehrten, weil sie fühlten, dass der Fischfang<br />
mit der Angel mehr sei als Broterwerb oder bloßer Zeitvertreib, und dass neben<br />
der Leidenschaft doch ein erhebliches Maß von Wissen und Können erforderlich<br />
sei, um einen größeren Fisch zu fangen, – und dass sich die Angelei getrost<br />
neben ihre Schwester, die Jagd, stellen könne. Es ist gewiss kein bloßer Zufall<br />
gewesen, dass diese Männer sich an den Bächen des Harzes und des<br />
Weserberglandes, an den in der Gemarkung Laatzen im Entstehen begriffenen<br />
Teichen oder an anderen Gewässern trafen und Bekanntschaften und<br />
Freundschaften schlossen.<br />
Alsbald nach der Gründung des Deutschen Anglerbundes traten auch<br />
einzelne hannoversche Angler ihm bei und wurden <strong>am</strong> Wasser eifrige Werber<br />
für den Bundesgedanken. Und so reifte allmählich der Plan, in der Stadt<br />
<strong>Hannover</strong> einen Anglerverein ins Leben zu rufen. Die Seele dieses Planes war<br />
der Lehrer Wellhausen, der an den Laatzener Teichen Freunde zu werben<br />
verstand. Neben ihm warb an anderer Stelle der d<strong>am</strong>alige Magistratsaktuar<br />
Laue für den künftigen Verein, bis beide Aktionen zus<strong>am</strong>menflossen und endlich<br />
zum 3. Februar des Jahres 1906 in der „Münchener Bierhalle“, Luisenstraße 5,<br />
eine erste Vers<strong>am</strong>mlung der hannoverschen Angler einberufen werden konnte.<br />
11
12<br />
Es war eine Selbstverständlichkeit, dass ein Zus<strong>am</strong>menschluss der <strong>Hannover</strong>aner<br />
nur in Anlehnung an den Deutschen Anglerbund erfolgen konnte und sollte. Und<br />
so erschienen denn auch, durch Laue veranlasst, aus Berlin zwei Mitglieder der<br />
d<strong>am</strong>aligen Bundesverwaltung, der Rentner Hilberling und der Schriftleiter der<br />
Deutschen Anglerzeitung, Carl Paeske, in jener Vers<strong>am</strong>mlung.<br />
Carl Paeske hielt ein Referat über die Bedeutung des Zus<strong>am</strong>menschlusses der<br />
deutschen Sportangler, welches Hilberling durch Hinweise auf den Entwurf des<br />
neuen preußischen Fischereigesetzes und andere anglerische Hinweise ergänzte.<br />
Für die etwa 70 Teilnehmer waren die Gedanken Paeskes und Hilberling<br />
so neu, dass eine Aussprache kaum in Gang k<strong>am</strong>. Unter dem Vorsitz des<br />
Rechtsanwalts Grote wählte man eine Kommission, bestehend aus den Herren<br />
Rittergutspächter Hugo Ebell, Wanderlehrer für Fischerei bei der Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer<br />
Giesecke, Rechtsanwalt Grote, Magistratsaktuar Laue, Direktor<br />
Pink, Schneider Rehse, Landgerichtsdirektor Rudert und Lehrer Wellhausen, die<br />
die Gründung eines hannoverschen Sportanglervereins vorbereiten und einen<br />
Entwurf für die Satzung erstellen sollten.<br />
Schon vier Wochen<br />
später, <strong>am</strong> 5. März<br />
1906, fand man sich zu<br />
einer zweiten Vers<strong>am</strong>mlung<br />
im „Bayerischen<br />
Hof“, Luisenstraße 10,<br />
zus<strong>am</strong>men. Hier erfolgte<br />
die Gründung des Vereins. Die vorgeschlagene Satzung fand einmütige<br />
Billigung. Der Verein erhielt den N<strong>am</strong>en Sport-Angler-Verein <strong>Hannover</strong>.<br />
Schon im Jahre 1913 gab es eine Umbenennung des Vereins in<br />
<strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong>, da schon bald hegerische Maßnahmen eine immer<br />
größere Rolle spielten. Erstaunlich auch, dass d<strong>am</strong>als vom Verein bereits<br />
naturkundliche und fischereibiologische Bildungsveranstaltungen durchgeführt<br />
wurden.
Die folgenden Jahre<br />
Unser Verein scheint, soweit wir aus den spärlich vorhandenen<br />
Mitgliederverzeichnissen der Gründerjahre entnehmen können, anfangs eher ein<br />
Honoratioren-Club gewesen zu sein. Das änderte sich aber noch in den Jahren<br />
vor dem Ersten Weltkrieg, erst recht danach, was sicherlich auch mit dem<br />
gesellschaftlichen und sozialen Wandel in Deutschland zu tun hatte. Die alte<br />
ständische Ordnung zerfiel mehr und mehr, was für viele zur Vereinzelung und<br />
Entfremdung führte. Also suchte man nach neuen Bindungen und die fand man<br />
häufig in Vereinen mit gleichen Interessen wie den eigenen.<br />
Dennoch: Auch wenn es bereits in den ersten Jahren eine breite soziale<br />
Schichtung in unserem Verein gab, scheint das gehobene Bürgertum<br />
überrepräsentiert gewesen zu sein. Auffallend ist auch der d<strong>am</strong>als hohe Anteil<br />
von Angehörigen des <strong>Hannover</strong>schen Opernhauses. Einem frühen Geschäftsbericht<br />
ist zu entnehmen, dass die geselligen Vereinsabende häufig von<br />
Künstlern gestaltet wurden, die dem Verein angehörten. Und der bereits im Jahr<br />
1907 ins Leben gerufene Gewässerausschuss, der ausdrücklich zum Schutz der<br />
Gewässer gegründet worden war, wurde die ersten drei Jahre von einem<br />
K<strong>am</strong>mermusiker geleitet.<br />
Auf welches große Interesse die organisierte Angelei in Deutschland wie<br />
auch in <strong>Hannover</strong> stieß, lässt sich an der Entwicklung unserer Mitgliederzahlen<br />
ablesen. Ende 1906 hatte der Verein bereits 155 Mitglieder; fünf Jahre später<br />
waren es 300 und 1919 schon 600. Dass der Verein im Jahr 1923 fast 1.000<br />
Mitglieder aufwies, dürfte aber weniger dem Interesse an einer naturnahen<br />
Freizeitbeschäftigung anzurechnen sein als der Not der Bevölkerung und dem<br />
Bestreben, alle Möglichkeiten zur Nahrungsbeschaffung zu nutzen. Jedenfalls<br />
war der Bestand 1933 auf 488 Mitglieder gesunken, was vermutlich mit der<br />
vorhergehenden schweren Wirtschaftskrise zu tun hatte.<br />
13
Die erste Hütte auf der Ricklinger Halbinsel im Jahr 1927<br />
Die Entwicklung während des Dritten Reiches lässt sich nicht mehr<br />
nachvollziehen, weil unsere Geschäftsstelle und d<strong>am</strong>it die meisten Unterlagen<br />
1943 zerbombt worden waren. Aber sicher ist, dass unser Verein, wie alle<br />
Angelvereine und -verbände, in dem Reichsverband Deutscher Sportfischer<br />
zwangsweise gleichgeschaltet worden war.<br />
Mit Kriegsausbruch im Jahre 1939 begannen auch in unserem Verein<br />
Einschränkungen aller Art spürbar zu werden. Fast alle jüngeren Mitglieder<br />
wurden eingezogen und mussten die Angelruten in die Ecke stellen. Die Frage<br />
des Fischbesatzes konnte nicht mehr ausreichend gelöst werden und musste<br />
notgedrungen einer besseren Zeit vorbehalten bleiben. Die Mitgliedschaft zum<br />
Provinzial-Fischerei-Verein der Berufsfischer, kurz zuvor umbenannt in Landesfischereiverband,<br />
war in lockerer Verbindung bestehen geblieben. Von dieser<br />
Seite erfolgte dann der Zugriff auf unsere sorgfältig gehegten Fischgewässer.<br />
Gestützt auf ein Rundschreiben des Reichsverbandes Deutscher Sportfischer vom<br />
12. September 1939, welches die planmäßige Abfischung der dem Verband<br />
unterstellten Vereinsgewässer anordnete, verlangte der Landesfischereiverband<br />
den Einsatz eines Berufsfischers. Der Führung des Landesfischereiverbandes war<br />
sehr wohl bekannt, dass beispielsweise die vom <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong><br />
gepachtete Strecke des Mittellandkanals einen ausgezeichneten Fischbestand<br />
aufwies und die Abfischung der insges<strong>am</strong>t ca. 50 Kilometer langen Kanalstrecke<br />
große Erträge bringen würde. Was dann geschah, war Raubfischerei in übelster<br />
15
Der Neubeginn nach 1945<br />
16<br />
Weise. Nach dem erwähnten<br />
Rundschreiben<br />
sollten die gefangenen<br />
Fische zur Sicherstellung<br />
der Ernährung der Bevölkerung<br />
in den Fischgeschäften<br />
zum Verkauf<br />
kommen. Die Mitglieder<br />
des Vereins konnten sich<br />
davon überzeugen, dass<br />
im Kanal große Mengen<br />
an Edelfischen in die Netze<br />
gegangen waren. Die<br />
Bevölkerung bek<strong>am</strong> sie in<br />
den Fachgeschäften jedoch<br />
nicht zu sehen. Offenbar<br />
waren sie bevorzugten Leuten des Dritten Reiches vorbehalten.<br />
Als im Jahr 1945 der Zus<strong>am</strong>menbruch k<strong>am</strong>, blieb ein restlos ausgeplünderter<br />
Kanal zurück. Die Flüsse und Teiche hatten jahrelang keinen Besatz an<br />
Jungfischen erhalten, so dass es auch hier mit dem Fischbestand trostlos aussah.<br />
Der Verein verfügte zwar über ausreichende Geldmittel, wofür er aber keine<br />
Fische bek<strong>am</strong>, da nunmehr als Zahlungsmittel nur Sachwerte gefordert wurden,<br />
über die der Verein nicht verfügte.<br />
Wenn im letzten Satz das Wort „Verein“ auftaucht, so heißt das nicht, dass<br />
es den <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> noch gab. Jedenfalls gab es ihn offiziell nicht<br />
mehr. Die Besatzungsmächte hatten im viergeteilten Deutschland alle Vereine<br />
zunächst aufgelöst. Auch wir mussten in diesen sauren Apfel beißen. Da nahm<br />
jedoch in dieser schweren Zeit unser Sportk<strong>am</strong>erad Wilhelm Gewecke die Dinge<br />
in die Hand und organisierte eine provisorische Vereinsleitung. Als<br />
Geschäftsstelle des Vereins diente seine Wohnung, da die bis dahin für diesen<br />
Zweck zur Verfügung stehenden Räume im Kriege zerbombt worden waren. In<br />
dieser improvisierten Geschäftsstelle wirkte weiter wie bisher unser unvergessenes<br />
Fräulein Lübbe, die treue Tante Lene. In alter Frische und ihrer herzlichen<br />
Art betreute sie hier die nach und nach wieder eintreffenden Sportfreunde. Es<br />
wäre allerdings verfrüht gewesen, zu diesem Zeitpunkt von einem geregelten<br />
Vereinsbetrieb zu sprechen. Immerhin zeigte sich, dass der alte St<strong>am</strong>m der<br />
Mitglieder nicht gewillt war, seinen Verein nach beinahe 40-jährigem Bestehen<br />
sang- und klanglos untergehen zu lassen.<br />
In einer von der Militär-Regierung genehmigten Monatsvers<strong>am</strong>mlung <strong>am</strong><br />
2. Dezember 1945 wurde nach Verlesen eines Schreibens der Militär-Regierung
Gegenwart und Zukunft<br />
über die Wiederzulassung des Vereins beschlossen, einen vorläufigen Vorstand<br />
zu bilden, der dann in der noch zu bestimmenden Hauptvers<strong>am</strong>mlung endgültig<br />
gewählt werden sollte. Am 10. März 1946 war es dann soweit. In der an diesem<br />
Tage stattfinden Hauptvers<strong>am</strong>mlung im Klubzimmer des Bierlokals Otte in<br />
<strong>Hannover</strong>-Linden, Limmerstraße/Ecke Röttgerstraße, wurde Wilhelm Gewecke<br />
zum ersten Vereinsvorsitzenden nach dem Kriege gewählt. Zehn Jahre lang hat<br />
Gewecke als erster Vorsitzender<br />
die Geschicke des<br />
Vereins mit Umsicht gelenkt,<br />
wobei ihm seine guten<br />
Kenntnisse auf dem Gebiet<br />
der Fischerei sehr dienlich<br />
waren. Es muss ihm an<br />
dieser Stelle bescheinigt werden,<br />
dass dieses Amt bei<br />
ihm in den besten Händen<br />
lag. Der Verein ist diesem<br />
alten Pionier der Sportfischerbewegung<br />
zu großem<br />
Dank verpflichtet, wenn man<br />
bedenkt, dass er beginnend<br />
im Jahre 1945 den Verein aus dem Nichts wieder nach oben geführt hat.<br />
1950 hatte der Verein schon wieder 650 Mitglieder. Seitdem hat sich der<br />
Mitgliederbestand ständig nach oben entwickelt. 1977 wurde das 3000. Mitglied<br />
aufgenommen, und heute zählt der Verein rund 4.500 Mitglieder.<br />
Nachdem wir seit Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre einen starken<br />
zwischenzeitlichen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen – unter anderem durch<br />
die vielen osteuropäischen Zuwanderer – zu verzeichnen hatten, müssen wir<br />
davon ausgehen, dass sich die Zahlen auf Grund der Bevölkerungsentwicklung<br />
voraussichtlich nicht mehr wesentlich nach oben bewegen werden.<br />
Erfreulich ist aber, dass wir trotz der seit mehr als 30 Jahren sinkenden<br />
Geburtenraten immer noch einen Zuwachs in unserer Jugendgruppe haben, die<br />
derzeit rund 430 Mitglieder aufweist. Offenbar gibt es bei vielen Jugendlichen<br />
das Bedürfnis nach unmittelbar erlebter Naturerfahrung und naturnaher<br />
Freizeitgestaltung. Deshalb sehen wir die vordringliche Aufgabe der Jugendarbeit<br />
darin, den jungen Mitgliedern einen nachhaltigen Umgang mit Natur und<br />
Umwelt sowie die Grundlagen von Natur- und Tierschutz zu vermitteln, wie das<br />
im Übrigen die Erwachsenen ebenfalls durch die Sportfischerprüfung nachweisen<br />
müssen.<br />
17
Der FVH – ein Verein<br />
für die ganze Region<br />
18<br />
Im Gegensatz zur Gründungszeit ist die gesellschaftliche Schichtung unseres<br />
Vereins sehr weit gefächert: Vom Hilfsarbeiter bis zum Klinikchef, vom Achtjährigen<br />
bis zum Achtzigjährigen, vom Türken bis zum Zuwanderer aus<br />
Kasachstan sind alle Berufs- und Bevölkerungsgruppen vertreten.<br />
Was den Altersaufbau des Mitgliederbestandes betrifft, ist unser Verein ein<br />
Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Der Anteil der<br />
Älteren nimmt in den letzten Jahren zu. Inzwischen liegt der Anteil der bis zu 35<br />
Jahren alten Mitglieder bei 20 Prozent, während er vor sechs Jahren noch 35<br />
Prozent betragen hatte. Aber immerhin sind noch mehr als 60 Prozent der<br />
Mitglieder jünger als 50 Jahre. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass<br />
– im Gegensatz zu herkömmlichen Sportvereinen – die meisten Mitglieder dem<br />
Verein ein Leben lang die Treue halten, weil das Angeln bis ins hohe Alter<br />
ausgeübt werden kann. Also ist der Anteil der Älteren zwangsläufig höher als in<br />
einem Sportverein. Der Verein leistet d<strong>am</strong>it auch einen wichtigen gesellschaftspolitischen<br />
Beitrag, indem er der wachsenden Generation der Älteren eine<br />
erfüllende und gesunde Betätigung bietet und somit deren Lebensqualität erhöht.<br />
Der FVH ist längst nicht mehr nur auf die Stadt <strong>Hannover</strong> beschränkt, was<br />
sowohl die Gewässer als auch die Mitglieder betrifft. Rund die Hälfte der<br />
Mitglieder kommt aus der Stadt <strong>Hannover</strong>, die andere Hälfte aus der Region<br />
<strong>Hannover</strong>, aber auch aus angrenzenden Landkreisen. Insofern hat sich<br />
ausgezahlt, dass wir schon seit vielen Jahren Gewässer im Umland von<br />
<strong>Hannover</strong> gepachtet oder erworben haben. Wir sind in der glücklichen Lage,<br />
unseren Mitgliedern genügend Angelmöglichkeiten zur Verfügung stellen zu<br />
können, worum uns viele andere Vereine beneiden. Das liegt sicherlich auch<br />
daran, dass wir mit fast allen unseren Verpächtern recht harmonische<br />
Vertragsverhältnisse pflegen, auch mit den kommunalen Verpächtern, was von<br />
beiderseitigem Nutzen ist. Denn neben den gesetzlich vorgeschriebenen Hegeund<br />
Bewirtschaftungsmaßnahmen durch kostspielige Besatzmaßnahmen dient<br />
der Verein auch dem Allgemeininteresse durch Überwachung der Sicherheit und<br />
Ordnung an den Gewässern mittels seiner Fischereiaufseher, durch regelmäßige<br />
Reinigungsaktionen über den Arbeitsdienst seiner Mitglieder, durch artgerechte<br />
Bepflanzungen der Uferzonen und anderes mehr.<br />
Die größten Verdienste für die Allgemeinheit kann man aber wohl darin<br />
sehen, dass der FVH der Bevölkerung in der Ballungsregion <strong>Hannover</strong><br />
naturnahe Freizeitbeschäftigung bietet, dass er zahlreiche Jugendliche an den<br />
Verein bindet und ihnen somit sinnvolle Aktivitäten ermöglicht, dass er auch<br />
einen Beitrag zur Integration vieler osteuropäischer Zuwanderer leistet (was sich<br />
aber nicht immer ganz einfach gestaltet) und dass er letztlich einen nicht<br />
unerheblichen Beitrag zur Erhaltung und Gestaltung unserer Natur und Umwelt<br />
leistet.
Vorstände 1906 – 2006<br />
Der Vorstand im Gründungsjahr 1906<br />
1. Vorsitzender: Rechtsanwalt Grote<br />
2. Vorsitzender: Lehrer Wellhausen<br />
1. Schriftführer: Magistratsaktuar Laue<br />
2. Schriftführer: Bürobe<strong>am</strong>ter Gosker<br />
Schatzmeister: Kaufmann Heidorn<br />
Der Vorstand im Jubiläumsjahr 2006<br />
Vorsitzender: Dr. Uwe Köbke<br />
Stellv. Vorsitzender: Werner Kietzmann<br />
Geschäftsführer: Udo Wagner<br />
Schatzmeister: Hans Werner Seifert<br />
Gewässerwart: Heinz Pyka<br />
Stellv. Gewässerwarte: Hans-Joachim Stünkel,<br />
Andy Krüger, Dirk Peters<br />
Die Vorsitzenden von 1906 bis 2006<br />
1906 - 18 Justitzrat Grote<br />
1918 - 19 Geheimrat Lorenz<br />
1919 - 21 Justitzrat Grote<br />
1921 - 25 Geheimrat Prof. Malkmus<br />
1925 - 26 Stadt<strong>am</strong>tmann Laue<br />
1926 - 33 Senator a. D. Konrich<br />
1933 - 38 Maximilian Jankowski<br />
1938 - 45 Heinrich Hogrefe<br />
1946 - 55 Wilhelm Gewecke<br />
1955 - 60 Werner Nordhorn<br />
Beisitzer: Eisenbahnkanzlist Bolte<br />
Wanderlehrer Giesecke<br />
Justitzrat Hoppe<br />
Direktor Pink<br />
Landesgerichtsdirektor Rudert<br />
Sportwart: Wilfried Specht<br />
Jugendleiter: Stephen Smith<br />
Stellv. Jugendleiter: Andreas Magerkord<br />
Pressewart: Bernd Narjes<br />
Schriftführer: Manfred Neuwirth<br />
1960 - 65 Fritz Michalsky<br />
1965 - 67 Ernst Kröhnert<br />
1967 - 73 Detlef Meyer<br />
1973 - 77 Heinz v. Hermanni<br />
1977 - 80 Detlef Meyer<br />
1980 - 86 Karl-Georg Flügge<br />
1986 - 92 Dr. Erich Kalous<br />
1992 - 95 Günter Drawert<br />
1995 - Dr. Uwe Köbke<br />
19
100 Jahre Fischhege und Gewässerpflege<br />
100 Jahre Einsatz<br />
für die Natur<br />
Angeln im Jahre 1909<br />
20<br />
Ist dieses Schlagwort richtig? Gilt es wirklich für die vergangenen einhundert<br />
Jahre? Gehen wir zurück ins Jahr 1906, in das Gründungsjahr unseres Vereins.<br />
D<strong>am</strong>als gab es noch Meerforellen und Lachse in Aller und <strong>Leine</strong>, und in den<br />
Angelzeitschriften wurde diskutiert, ob der Lachs im Süßwasser noch Nahrung<br />
zu sich nimmt. Mancher Angler fütterte daher noch mit zerkleinerten<br />
Regenwürmern – in der Hoffnung, dass dann die Lachse besser beißen würden.<br />
Aber schon d<strong>am</strong>als erkannten die Vorstandsmitglieder des FVH, dass die<br />
fortschreitende Industrialisierung großen Einfluss auf die Gewässer hatte. Es<br />
wurden immer mehr Gewässer begradigt, verbaut und durch Einleitungen von<br />
Abwässern verschmutzt. Deshalb trat unser Verein als einer der ersten im Jahr<br />
1909 der d<strong>am</strong>als gegründeten Vereinigung zur Bekämpfung der Verunreinigung<br />
von <strong>Leine</strong>, Ihme und Nebengewässer e.V. bei. Und weil die Mitglieder sich<br />
nicht nur als Angler sahen, sondern auch als Naturfreunde, fassten sie im<br />
gleichen Jahr mehrheitlich einen Beschluss gegen eine systematische Verfolgung<br />
des Eisvogels, der d<strong>am</strong>als als Fischräuber galt. Schon vorher, nämlich ein Jahr<br />
nach der Gründung, hatte der Verein einen eigenen Gewässerausschuss ins<br />
Leben gerufen, der sich um den Schutz der Vereinsgewässer kümmern sollte.<br />
Auch waren d<strong>am</strong>als offenbar schon Besatzmaßnahmen für den Erhalt eines<br />
ausgeglichenen Fischbestandes nötig. Während im Gründungsjahr gerade<br />
einmal 93 Mark für Besatz ausgegeben wurden, waren es 1909 bereits über<br />
5.000 Mark und 1911 sogar über 8.000 Mark.<br />
Wie fand d<strong>am</strong>als das Angeln statt? In einem Leserbrief der Deutschen<br />
Anglerzeitung von 1909 hat ein Mitglied des FVH seine Erlebnisse unter der<br />
Überschrift „Ein Tag an der H<strong>am</strong>el“ beschrieben.<br />
Morgens in aller Frühe ging es vom Bahnhof in <strong>Hannover</strong> mit der D<strong>am</strong>pflok<br />
in voller Anglerkleidung nach Bad Münder. Dort angekommen stand erst einmal<br />
ein mehrere Kilometer langer Fußmarsch nach Hachmühlen bevor. Dort wurde in<br />
der Dorfkneipe ein Frühstück eingenommen, dann ging es zur H<strong>am</strong>el, um bis<br />
zum Mittag der Fischwaid nachzugehen. Mittags zurück zur Kneipe zum Essen,<br />
dann zurück zur H<strong>am</strong>el. Am späten Nachmittag erfolgte der Fußmarsch nach<br />
Bad Münder und die Rückfahrt nach <strong>Hannover</strong>. – Für uns heutzutage kaum mehr<br />
vorstellbar!<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg konnte der Verein weitere Gewässer übernehmen,<br />
und auch die Mitgliederzahl nahm rapide zu, wahrscheinlich mehr aus<br />
Gründen der Nahrungsbeschaffung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als aus<br />
Gründen der Liebhaberei zum Angeln. Fischsterben gab es nach den vorliegenden<br />
Unterlagen noch nicht, die Gewässer waren noch einigermaßen sauber,<br />
das änderte sich aber mehr und mehr mit der zunehmenden Industrialisierung.
Krieg und Nachkriegszeit<br />
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges begannen schwierige Zeiten für den<br />
FVH. Aufgrund behördlicher Anordnung wurden ab September 1939 die<br />
ertragreichen Gewässer durch Berufsfischer mittels Netzzügen geplündert. Dazu<br />
gehörten auch 50 Kilometer Mittellandkanal, die der Verein in Pacht hatte.<br />
Entsprechend nötige Besatzmaßnahmen waren nicht möglich. Auch nach dem<br />
Krieg wurde jahrelang kein Besatz eingebracht, an den Gewässern wurde mit<br />
Netzen und Reusen Schwarzangelei betrieben, und mancher gutwillige<br />
Sportfreund k<strong>am</strong> ohne Angel und verprügelt nach Hause. Hinzu k<strong>am</strong>, dass der<br />
Wasserstand im Mittellandkanal in dieser Zeit um die Hälfte gesenkt worden<br />
war.<br />
Mit Beginn der 50er Jahre kehrte allmählich wieder ein geordnetes Leben<br />
ein, auch für die Angler. Mit unserem Verein ging es wieder aufwärts, mit der<br />
Gewässergüte dagegen abwärts. In der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen<br />
unseres Vereins, also im Jahr 1956, wird bereits über die Verschmutzung der<br />
Fließgewässer berichtet. Sie erreichte in den 70er Jahren ihren Höhepunkt, als<br />
in <strong>Leine</strong> und Aller die meisten der früher vorhandenen Fischarten verschwunden<br />
waren und nur noch wenige Arten überleben konnten. Es gab keine Bachforellen<br />
mehr, keine Barben, Gründlinge, Äschen oder Meerforellen und längst keine<br />
Lachse mehr. Fusseln aus der Ahlfelder Papierfabrik und der Gesundheitszustand<br />
der Fische verleideten zunehmend den Mitgliedern das Angeln.<br />
Die <strong>Leine</strong> zur Winterzeit 1957 – durch Abwässer so gut wie fischlos<br />
Doch allmählich setzte ein politisches Umdenken ein, auch durch das<br />
Engagement der <strong>Fischereiverein</strong>e und -verbände. Es k<strong>am</strong> zu strengeren gesetzlichen<br />
Auflagen, die Abwasseraufbereitung der Industriebetriebe wurde verbes-<br />
21
Wiedereinbürgerung<br />
einiger Fischarten<br />
22<br />
sert, mehr und mehr kommunale Kläranlagen wurden gebaut. Nach und nach<br />
besserte sich die Situation.<br />
Deshalb wurde innerhalb des Vereins über Möglichkeiten diskutiert, ehemals<br />
heimische Fischarten wieder in unseren Fließgewässern anzusiedeln. Anfang der<br />
90er Jahre wurde die <strong>Leine</strong> versuchsweise mit Wildfängen von Barben besetzt,<br />
danach erfolgte der Besatz mit Barbenbrut. Heute hat die <strong>Leine</strong> einen hervorragenden<br />
und sich selbst reproduzierenden Barbenbestand. Der Aufwand hat<br />
sich also gelohnt. Als nächstes Projekt wurde der Besatz mit Aalquappen in Aller<br />
und <strong>Leine</strong> durchgeführt, – auch dies mit Erfolg.<br />
Im Jahr 2000 k<strong>am</strong> die Idee auf, wieder Lachse in der <strong>Leine</strong> anzusiedeln.<br />
Nach vielen Gesprächen mit Vereinen von Neustadt bis Northeim wurden unter<br />
Federführung der Fischereigenossenschaft-<strong>Leine</strong>-II die ersten Lachse gekauft und<br />
eingesetzt. In Zus<strong>am</strong>menhang mit diesem Projekt wurde nach Rücksprache mit<br />
dem Betreiber des Kraftwerks in Herrenhausen (Stadtwerke <strong>Hannover</strong>) und der<br />
zuständigen Behörde (d<strong>am</strong>als Landes<strong>am</strong>t für Ökologie) eine Kontrollstation<br />
eingerichtet. Sie wird seitdem von Mitgliedern des FVH betrieben und hat schon<br />
viele Erkenntnisse geliefert, aber auch Überraschungen. So wurde dort der erste<br />
Lachsrückkehrer gefangen sowie eine Fischart, die in der <strong>Leine</strong> als ausgestorben<br />
galt, nämlich der Maifisch. Auch war bisher niemandem bekannt, dass es in der<br />
<strong>Leine</strong> ein derart großes Aufkommen an Flussneunaugen gibt. Inzwischen ist<br />
unsere Arbeit an der Kontrollstation über die Grenzen <strong>Hannover</strong>s hinaus
Gewässerverunreinigungen<br />
Naturschutz- und<br />
Landschaftspflege<br />
bekannt, und mehrere Institutionen sind dankbar für unser Datenmaterial über<br />
Artenzus<strong>am</strong>mensetzung und Wanderverhalten der Fische in der <strong>Leine</strong>.<br />
Das alles bedeutet aber nicht, dass wir sorgenfrei leben können. Immer<br />
wieder kommt es trotz aller gesetzlichen Auflagen zu Gewässerverunreinigungen<br />
– oft mit katastrophalen Folgen für Fauna und Flora. Dann ist das Wissen<br />
unserer Gewässerwarte zur Ergründung der Ursachen gefragt, aber auch<br />
um Schadensersatzansprüche geltend zu machen und um eingetretene Schäden<br />
durch entsprechende Besatzmaßnahmen, wenn möglich, zu beheben. Dazu<br />
einige Beispiele.<br />
Ein Problemfall war schon immer die H<strong>am</strong>el mit ihren Nebenbächen. Einmal<br />
ließ ein Landwirt mehrere tausend Liter Gülle in die H<strong>am</strong>el einlaufen. Unsere<br />
Gewässerwarte nahmen biologische Gewässeruntersuchungen vor, die dann vor<br />
Gericht ausschlaggebend für die Verurteilung des Landwirts waren. Ein weiteres<br />
großes Fischsterben wurde durch den Unfall eines mit Chemikalien beladenen<br />
Zuges verursacht. Hier musste der Verein einen langen Atem beweisen, um dann<br />
doch noch von der DB entschädigt zu werden. Diese Beispiele lassen sich bis in<br />
die Gegenwart fortsetzen, denn derzeit verhandeln wir wegen eines Fischsterbens<br />
mit einer Versicherungsgesellschaft über Schadensersatzansprüche.<br />
Gewässerpflege bedeutet aber nicht nur Fischhege. Es geht auch um das<br />
Drumherum der Gewässer. Wer sich unsere Gewässer anschaut, wird feststellen,<br />
dass hier viel für die Natur getan wurde und dass die Umgebung der Gewässer<br />
oft Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen ist. Beispielhaft seien hier die<br />
Müllinger Teiche und der Teich in Steinwedel genannt.<br />
Beim Kauf der drei Teiche in Müllingen war dort eine ausgeräumte<br />
Landschaft vorzufinden. An den Teichen gab es keine Vegetation,<br />
und nur wenige Tierarten konnten dort leben. Heute, dreißig<br />
Jahre später, sieht die Landschaft ganz anders aus. In der<br />
Umgebung einer immer noch intensiven Landwirtschaft sind die<br />
Müllinger Teiche eine grüne Oase. Es ist ein Lebensraum für viele<br />
Tiere entstanden, man kann Graugänse, Zwergtaucher, Grünspechte<br />
und viele andere Vogelarten beobachten. Auch Erdkröten,<br />
Teichfrösche, Blindschleichen und viele Insekten haben eine Heimat gefunden.<br />
Im Wasser gibt es seltene Fischarten, wie Bitterlinge, aber<br />
auch Edelkrebse und Teichmuscheln. Es wurden Hecken und Bäume<br />
gepflanzt, eine Streuobstwiese angelegt und ein Teil der Ufer- und<br />
Wasserflächen als Schongebiete ausgewiesen.<br />
Ähnlich sieht es an unserem Teich in Steinwedel aus, der sich ebenfalls in<br />
einer ansonsten rein landwirtschaftlich genutzten Umgebung befindet. Inzwischen<br />
ist über Jahrzehnte durch viele Arbeitsstunden und auch viel Geld ein<br />
Biotop entstanden, das seinesgleichen sucht.<br />
23
Probleme durch<br />
Wasserkraftwerke<br />
24<br />
Werfen wir nunmehr einen Blick in die Gegenwart und Zukunft. Der FVH<br />
bietet seinen Mitgliedern eine ausreichende und große Vielfalt von Gewässern.<br />
Er hat inzwischen rund 4.500 Mitglieder. Man könnte meinen, nun wäre bei<br />
unserem Verein die Welt in Ordnung. Ist dem so?<br />
Die Flüsse werden zwar immer sauberer, so dass in der <strong>Leine</strong> mittlerweile<br />
wieder 35 Fischarten vorkommen. Der Umweltschutzgedanke nimmt bei den<br />
Bürgern und der Politik zu. Aber dieser Trend zu mehr Umweltbewusstsein führte<br />
auch zur Förderung und zum Ausbau erneuerbarer Ernergieerzeugung. Es<br />
wurden neue Wasserkraftwerke gebaut und alte wieder in Betrieb genommen,<br />
selbst an kleinen und kleinsten Flüssen. Kaum jemand traute sich, gegen diesen<br />
Trend den Arm zu heben und ihn kritisch zu hinterfragen. Die ersten, die dies<br />
taten, waren Angler, auch der FVH. Wir versuchten der Öffentlichkeit zu<br />
verdeutlichen, dass in den Turbinen von Wasserkraftwerken viele Fische ihr<br />
Leben lassen und dass Wanderfischarten, wie Lachs und Stör, deshalb nicht<br />
mehr in unseren Flüssen vorkommen, weil die Flüsse verbaut wurden und viele<br />
Fische deshalb ihre angest<strong>am</strong>mten Laichhabitate nicht mehr erreichen können.<br />
Wir haben bei diesem Problem zwar noch einen langen Weg vor uns, aber<br />
auch schon einige Erfolge erzielt. – Zur EXPO wurde in <strong>Hannover</strong> ein neues<br />
Wasserkraftwerk <strong>am</strong> <strong>Leine</strong>wehr in Herrenhausen geplant. In dem Verfahren<br />
waren wir von Beginn an beteiligt. Wir können mit gewissem Stolz sagen, dass<br />
auch unser Einfluss zum Bau einer Fischtreppe <strong>am</strong> Kraftwerk beigetragen hat.<br />
Ebenso haben wir unsere fachlichen Beiträge beim Bau der Umgehungsgewässer<br />
Schneller Graben und Döhrener Wolle geleistet.<br />
Fischhege und Gewässerpflege ist sicherlich eine nie endende Aufgabe und<br />
wird auch künftig Engagement und Fachwissen erfordern. Wobei uns klar ist,<br />
dass ökologische Zus<strong>am</strong>menhänge für den Angler nicht an der Wasseroberfläche<br />
aufhören dürfen. Schon die Gründergeneration wollte nicht nur angeln,<br />
sondern fühlte sich auch der Natur gegenüber verpflichtet. Wenn wir diese<br />
Verpflichtung beibehalten, wird es den FVH auch in Zukunft geben. Und unsere<br />
Mitglieder können dann noch in hundert Jahren zum Angeln ans Wasser gehen<br />
und die Natur erleben.
Arbeitsdienste im Verein<br />
Aufhängen und Reinigen von Vogelnistkästen<br />
Arbeiten . . .<br />
Netzzüge . . . in Immensen<br />
. . . <strong>am</strong> neuen Eigentumsgewässer . . .<br />
Elektrofischen . . . Baumschnitt in der Winterzeit<br />
. . . <strong>am</strong> Landtag in <strong>Hannover</strong> Kontroll-Tauchgänge im Kolshorner Teich<br />
25
Der Lachs – ein Thema über 100 Jahre<br />
26
Fischartenschutz im FVH<br />
<strong>Mitarbeit</strong> <strong>am</strong> <strong>Lachsprojekt</strong>-<strong>Leine</strong><br />
Am <strong>Lachsprojekt</strong> <strong>Leine</strong> arbeitet der FVH von Anfang an (Start des Projektes im Jahr 2001) initiativ und aktiv mit.<br />
Ziel der Bemühungen ist es, den einheimischen Lachs in der <strong>Leine</strong> wieder anzusiedeln. Inzwischen beteiligen sich<br />
34 Vereine von Northeim bis Schwarmstedt <strong>am</strong> Projekt.<br />
Daten und Fakten:<br />
– Projektstart in 2001<br />
– Auf einer <strong>Leine</strong>strecke von ca. 200 km werden jährlich ca.<br />
45.000 junge Lachse ausgesetzt.<br />
– Die Vereine bringen hierfür pro Jahr rund 25.000 € auf.<br />
Ein junger Lachs in bester Kondition<br />
Unter dem <strong>Leine</strong>-Lachs e.V. arbeiten die Vereine zus<strong>am</strong>men.<br />
Der FVH ist im Vorstand vertreten.<br />
Einer der Schwerpunkte des FVH liegt im Betrieb<br />
der Monitoring-Station in <strong>Hannover</strong> Herrenhausen<br />
Erster Lachsrückkehrer im Jahr 2004<br />
Erfolge:<br />
– Verbesserung der Durchgängigkeit der <strong>Leine</strong><br />
– Imagesteigerung des Vereins in der Öffentlichkeit<br />
– Erster Lachsrückkehrer im Jahr 2004<br />
– Positive Zus<strong>am</strong>menarbeit mit beteiligten Vereinen<br />
– Bau des Lachszentrums in Gronau (<strong>Leine</strong>)<br />
Angler beim Lachsbesatz in der <strong>Leine</strong><br />
27
Unsere Gewässer und ihre Geschichte<br />
Die Anfänge<br />
Die ersten Gewässer<br />
des Vereins<br />
28<br />
Die erste Sorge des jungen Vereins galt in den Jahren 1906 bis etwa 1911<br />
der Anpachtung von Fischgewässern. Schon bald nach der Gründung im Jahre<br />
1906 gelang es, für die Vereinsmitglieder die Erlaubnis zum Angeln in der Ihme<br />
vom Schnellen Graben bis zur Ihmebrücke zu erlangen. Es folgten dann in<br />
schneller Folge der „Teich <strong>am</strong> Annastifte“ (Annateich), die <strong>Leine</strong> bei Wülfel, zwei<br />
Teiche in Laatzen, die <strong>Leine</strong> bei Seelze und die <strong>Leine</strong> bei Laatzen. Weiter<br />
konnten der Teich <strong>am</strong> „Hemminger Holze“, zwei der Firma Hauers gehörende<br />
Teiche in Laatzen und ein Teich in der Nähe der Döhrener <strong>Leine</strong>brücke<br />
gepachtet werden. Ende 1908 pachtete der Verein für die Forellenfischerei<br />
mehrere Strecken der H<strong>am</strong>el bei Münder, Hasperde und Rohrsen. Im Jahre<br />
1909 folgte die alte <strong>Leine</strong> in der Steintormasch. 1910 konnte als vorzügliches<br />
Hechtgewässer eine etwa 10 km lange Strecke an der Aller bei Wietze und<br />
Jeversen angepachtet werden. Im Jahre 1911 k<strong>am</strong> dann noch ein in Laatzen<br />
befindlicher Teich der Firma Hauers hinzu.<br />
Schon im Jahre 1911 bot der Verein seinen Mitgliedern durch seine<br />
zahlreichen Gewässerpachtungen die Möglichkeit, je nach Neigung die<br />
verschiedenen Arten des Angelsports auszuüben. So wurden die Teiche in erster<br />
Linie für die Grund- und Posenangelei auf Karpfen, Hechte, Aale usw. genutzt.<br />
In der <strong>Leine</strong> und Ihme war daneben die Spinnfischerei sehr beliebt. Die Aller<br />
und die H<strong>am</strong>el wurden vorwiegend zur Spinnfischerei benutzt, wobei in der<br />
H<strong>am</strong>el auch die Möglichkeit bestand, die schon 1911 <strong>am</strong> höchsten geschätzte<br />
Art des Angelsports, die Flugangelei, auszuüben.<br />
Am Rande sei hier noch eine Besonderheit aus dem Jahre 1911 erwähnt: Die<br />
Königliche Eisenbahndirektion <strong>Hannover</strong> hatte auf Antrag des Vereins eine<br />
Sonntagskarte <strong>Hannover</strong> – Schwarmstedt eingeführt, die die Fahrt nach der vom<br />
Verein gepachteten Strecke an der Aller wesentlich verbilligte.<br />
Man stelle sich den Angler des Jahres 2006 mit Angelausrüstung an einem<br />
Sonntag, morgens um 5.30 Uhr, <strong>am</strong> Schalter des Hauptbahnhofes <strong>Hannover</strong><br />
vor, der eine Angler-Rückfahrkarte nach Schwarmstedt lösen möchte. – Die<br />
Zeiten haben sich geändert.<br />
1906: Ihme vom Schnellen Graben bis zur Ihme-Brücke<br />
1906 – 1908: Teich <strong>am</strong> Annastifte (Annateich) <strong>Leine</strong> bei Wülfel<br />
Zwei Teiche in Laatzen <strong>Leine</strong> bei Seelze<br />
<strong>Leine</strong> bei Laatzen Teich <strong>am</strong> Hemminger Holz<br />
zwei weitere Teiche in Laatzen Teich an Döhrener <strong>Leine</strong>brücke<br />
Ende 1908: H<strong>am</strong>el bei Münder, Hasperde und Rohrsen als Forellengewässer<br />
1909: Alte <strong>Leine</strong> in der Steintormasch<br />
1910 10 km lange Strecke der Aller bei Wietze und Jeversen<br />
1911 Teich in Laatzen
Die folgenden Jahre<br />
In der folgenden Zeit bis etwa zum Ende des Zweiten Weltkriegs sah es die<br />
Vereinsführung als ihre vornehmste Aufgabe an, der wachsenden Zahl der<br />
Vereinsmitglieder geeignete Gewässer zur Ausübung der Angelei zu Verfügung<br />
zu stellen. Es wurde planmäßig dafür gesorgt, dass alle in der Nähe <strong>Hannover</strong>s<br />
irgendwie für das Angeln in Betracht kommenden Gewässer gepachtet wurden.<br />
Es gelang, eine lange Weserstrecke zu pachten, auf der sogar Berufsfischer als<br />
Unterpächter tätig waren. D<strong>am</strong>it war eine Lösung des Streites zwischen<br />
Sportangler und Berufsfischer gefunden, die beide Teile zufrieden stellte.<br />
Leider konnten trotz intensiver Nachforschungen keine Einzelheiten über das<br />
d<strong>am</strong>alige Zus<strong>am</strong>menwirken von Berufsfischern und Sportfischern aus den Akten<br />
ausfindig gemacht werden. Es wäre sicher interessant zu erfahren, welche<br />
Weserstrecke unter welchen Bedingungen im Verhältnis zu den Berufsfischern<br />
vom Verein gepachtet wurde. Nur so viel konnte noch ermittelt werden, dass<br />
Berufs- und Sportfischer in dem Provinzial-Fischerverein in Eintracht zus<strong>am</strong>menarbeiteten,<br />
und zwar in einer Art, dass die Interessen der Sportangler voll<br />
gewahrt blieben.<br />
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Grundstein für die<br />
Gewässer gelegt, die heute noch zur Ausübung der Fischwaid den Mitgliedern<br />
des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> angeboten werden. Der Verein verfügt heute über<br />
Eigentumsfischereirechte, Eigentumsgewässer sowie über Gewässer, an denen<br />
er das Recht zur Ausübung der Fischerei gepachtet hat (Pachtgewässer).<br />
Da es heute und in kommenden Jahren möglicherwiese schwieriger wird,<br />
geeignete neue Fischgewässer den Mitgliedern des FVH zur Verfügung zu<br />
stellen, sollte es die Hauptaufgabe des Vereinsvorstands sein,<br />
den heutigen Stand an Gewässern zu erhalten,<br />
bei Vorliegen günstiger Voraussetzungen Eigentum zu erwerben<br />
(sofern das die finanziellen Möglichkeiten erlauben),<br />
wo immer das möglich ist. Die Erkenntnis, dass Gewässer auf Dauer der<br />
Sportfischerei <strong>am</strong> ehesten erhalten werden können, wenn sie ins Eigentum des<br />
Vereins übergehen, ist nicht neu. Sie erhält jedoch wegen zunehmender<br />
Freizeitbedürfnissen und des d<strong>am</strong>it verstärkten Drucks auf die öffentliche Hand,<br />
neue Gewässer der Allgemeinheit zu Erholungszwecken zur Verfügung zu<br />
stellen, besondere Aktualität.<br />
Der Vorstand des <strong>Fischereiverein</strong>s <strong>Hannover</strong> wird auch künftig jede<br />
Gelegenheit nutzen, um den Mitgliedern gesunde und für den Fischfang<br />
geeignete Gewässer anbieten zu können.<br />
29
Unsere heutigen Vereinsgewässer<br />
30<br />
GESAMTÜBERSICHTSKARTE<br />
(Die Aller-Strecke 1 nördlich von <strong>Hannover</strong> und der Röhrser Teich 13 sind in der<br />
(X) Ges<strong>am</strong>tübersichtskarte nicht mehr sichtbar)<br />
Zeichenerklärung<br />
1 = Aller (X)<br />
2 = <strong>Leine</strong>, Mittellandkanal,<br />
Zweigkanal Linden<br />
3 = Zweigkanal Linden, Stadtleine<br />
4 = Fließgewässer in der<br />
südlichen <strong>Leine</strong>aue<br />
5 = Laatzener Teiche<br />
6 = <strong>Leine</strong>, Koldinger Teich<br />
7 = Mittellandkanal, Zweigkanal<br />
8 = Wietzesee<br />
9 = Heeßeler Teiche<br />
10 = Steinwedeler Teich<br />
11 = Immensener Teich<br />
12 = Kolshorner Teich<br />
13 = Röhrser Teich (X)<br />
14 = Müllinger Teiche<br />
15 = Südliche <strong>Leine</strong>aue – Ricklinger Teiche<br />
16 = Annateich<br />
17 = Giftener Teiche<br />
18 = Schulenburger Teich Stand: Januar 2003<br />
Unsere heutigen<br />
Gewässer:<br />
Eigentumsgewässer:<br />
2 Teiche in Laatzen<br />
3 Teiche in Müllingen<br />
Teich in Steinwedel<br />
Teich bei Immensen<br />
Teich in Röhrse (Teil)<br />
Teich in Kolshorn (Teil)<br />
2<br />
1<br />
1<br />
Pachtgewässer:<br />
<strong>Leine</strong><br />
Aller<br />
Mittellandkanal<br />
H<strong>am</strong>el<br />
Ihme<br />
Annateich<br />
3<br />
4<br />
15<br />
8<br />
5<br />
18<br />
16<br />
6<br />
17<br />
Dettmerscher Teich<br />
Döhrener Teich<br />
Hemminger Teich<br />
Großer Ricklinger Teich<br />
Dreiecksteich<br />
Siebenmeter-Teich<br />
1<br />
14<br />
13 13<br />
12<br />
9<br />
7<br />
10<br />
11<br />
Wülfeler-Dettmerscher-Teich<br />
Schulenburger Teich<br />
Giftener Teiche<br />
Koldinger Teich<br />
Wietzesee Langenhagen<br />
Heeßeler Teiche
Einige unserer Vereinsgewässer<br />
Röhrser Teich<br />
Schulenburger Teich<br />
Kolshorner Teich<br />
Annateich<br />
Giftener Teiche<br />
Steinwedeler Teich<br />
Wietzesee<br />
<strong>Leine</strong><br />
Heeßeler Teiche<br />
Immensener Teich<br />
Müllinger Teiche<br />
Aller<br />
31
Die wichtigsten Fischarten in unseren Vereinsgewässern<br />
Bachforelle Salmo trutta forma fario<br />
Merkmale: Lang gestreckter, torpedoförmiger Körper. Fettflosse. Großes Maul mit vielen kleinen, spitzen Zähnen. Rücken grünlich bis bräunlich.<br />
Flanken heller, meist silbern oder golden. Charakteristisch sind die meist hell umrandeten, schwarzen und roten Flecken auf den Flanken.<br />
Die roten Flecken unterscheiden die Bachforelle von den nahe verwandten Meer- und Seeforellen.<br />
Lebensraum: Bachforellen lieben klares, sauerstoffreiches Wasser. Sie leben vor allem in schnell fließenden<br />
Bächen, kleinen Flüssen und in klaren, kalten Seen.<br />
Lebensweise: Bachforellen sind standorttreue Fische, die auf Versteckmöglichkeiten angewiesen sind. Gute<br />
Fangplätze liegen an unterspülten Ufern, zwischen Steinen, in tiefen Gumpen und unter überhängenden<br />
Zweigen. Oft lauern die Forellen in Gegenströmungen und Wirbeln auf kleine Fischchen, Kleinkrebse, Insekten und<br />
deren Larven.<br />
Fang: Mit der leichten Spinnrute und kleinen Spinnern, Blinkern und Wobblern. Mit Würmern sollte man nicht auf Bachforellen fischen, da selbst kleine<br />
Forellen den Wurm oft tief schlucken. Am besten beißen Bachforellen zwischen Mai und September. Top: morgens und abends.<br />
Äsche Thymallus thymallus<br />
Merkmale: Lang gestreckter, seitlich abgeflachter Körper mit kleinem Kopf und kleinem, leicht unterständigen Maul. Rücken grau, Flanken silbern bis<br />
messingfarben. Fettflosse zwischen Rücken- und Schwanzflosse. Auffallendstes Kennzeichen ist die hohe Rückenflosse, die auch „Fahne“ genannt<br />
wird. Beim Männchen ist die Rückenflosse größer als beim Weibchen. Die Pupille im Auge der Äsche ist nach vorne zugespitzt.<br />
Lebensraum: Äschen leben fast ausschließlich in sauerstoffreichen, kühlen, rasch fließenden Bächen und Flüssen.<br />
In Seen findet man sie nur in der Nähe von Einmündungen.<br />
Lebensweise: Kleine Äschen leben oft gesellig in kleinen Gruppen. Alte Fische werden dagegen zu Einzelgängern<br />
und halten sich meist in mäßiger Strömung in Grundnähe auf. Gute Fangplätze findet man<br />
<strong>am</strong> Ende rasch strömender Rinnen, unterhalb von Wehren und Wasserfällen sowie an Stellen,<br />
an denen zwei Strömungen aufeinander treffen.<br />
Fang: Mit etwas Glück kann man sie mit einer leichten Spinnrute und einem winzigen Spinner überlisten. Ebenfalls fängig sind Maden und kleine<br />
Würmer an der Grund- oder Posenangel. Am besten beißen Äschen im Juni und Juli sowie von September bis November.<br />
Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss<br />
Merkmale: Lang gestreckter, torpedoförmiger Körper mit Fettflosse und großer Maulspalte. Auffallendes, rötlich bis violett schillerndes „Regenbogenband“<br />
auf den ansonsten silbrigen Flanken. Der ganze Körper ist – ebenso wie Rücken –, Fett- und Schwanzflosse – mit kleinen schwarzen Punkten übersät. Von der<br />
Bachforelle unterscheidet sich die Regenbogenforelle durch die schwarzen Flecken auf der Schwanzflosse und das Fehlen von roten Punkten.<br />
Lebensraum: Regenbogenforellen bewohnen die Forellen- und Äschenregionen unserer Fließgewässer sowie kalte Seen.<br />
Lebensweise: Die aus Nord<strong>am</strong>erika eingebürgerte Regenbogenforelle verträgt höhere Wassertemperaturen und ist<br />
nicht ganz so versteckbedürftig wie die einheimische Bachforelle. Auf der Suche nach kleinen Fischen, Krebsen,<br />
Insekten und deren Larven schwimmt sie oft weite Gewässerstrecken ab. Gute Angelstellen liegen hinter Steinen, in<br />
tiefen Gumpen, unter überhängenden Zweigen und an unterspülten Ufern – aber auch in der freien Strömung, etwa<br />
<strong>am</strong> Grund tiefer Rinnen.<br />
Fang: Mit der leichten Spinnrute und kleinen Spinnern, Blinkern und Wobblern. Gut sind auch Forellenteig und Würmer an der Posenrute.<br />
Diese Köder werden aber oft tief geschluckt. Beste Fangzeit: Juni bis Oktober.<br />
Barbe Barbus barbus<br />
Merkmale: Lang gestreckter, muskulöser Körper mit deutlich abgeflachtem Bauch. Der Rücken ist meist braun bis graugrün gefärbt, die Flanken sind heller<br />
und glänzen oft golden. Die Bauchseite ist weißlich. Auffälligstes Kennzeichen der Barbe ist das große, unterständige Maul mit seinen dicken, fleischigen<br />
Lippen und dem charakteristischen Schnauzbart aus vier Bartfäden an der Oberlippe<br />
Lebensraum: Barben sind Flussfische. Sie besiedeln vor allem den Mittellauf größerer Flüsse, die sogenannte Barbenregion.<br />
Lebensweise: Barben sind Grundfische, die oft in großen Schwärmen über kiesigen oder sandigen Böden in<br />
derStrömung stehen. Dort suchen sie mit ihren unterständigen Mäulern den Gewässerboden nach Nahrung ab.<br />
Gute Angelstellen findet man im Auslauf großer Wehre und Wasserfälle, <strong>am</strong> Rand schnell strömender<br />
Gewässerabschnitte, über Kiesbänken und in tiefen Gumpen. Interessant wird es abends: Dann wandern große<br />
Barben zur Nahrungssuche ins flache Uferwasser.<br />
Fang: Eine stabile Grundrute ist das richtige Gerät, um auf Barben zu angeln. Am besten bietet man den k<strong>am</strong>pfstarken Fischen einen stark duftenden<br />
Naturköder an einer Laufbleimontage an. Gute Köder sind Tauwürmer, Maden, Käse, Frühstücksfleisch und tote Köderfische. Beste Aussichten hat man von Juli bis November.<br />
32
Döbel Leuciscus cephalus<br />
Merkmale: Lang gestreckter, im Querschnitt fast drehrunder Körper mit dickem Kopf und großem, endständigen Maul. Rücken graubraun, Flanken silbrig,<br />
oft mit Goldglanz. Der Bauch ist weißlich. Ältere Fische haben große, dunkel umrandete Schuppen (Netzzeichnung). Im Unterschied zu Aland, Rapfen und<br />
Hasel ist beim Döbel die Afterflosse leicht nach außen gebogen.<br />
Lebensraum: Döbel leben vor allem in den Forellen-, Äschen- und Barbenregionen der Flüsse und in Seen und<br />
Talsperren, die mit Fließgewässern in Verbindung stehen.<br />
Lebensweise: Döbel sind gesellig lebende, scheue Fische, die gerne nahe der Wasseroberfläche auf Nahrungssuche<br />
gehen. Bei der geringsten Beunruhigung verschwinden sie in tiefere Wasserschichten. Gute Angelstellen findet<br />
man unter überhängenden Bäumen, in tiefen, durchströmten Gumpen, hinter großen Steinen und Brückenpfeilern sowie unterhalb von<br />
Wehren und Wasserfällen. Erfolg versprechend sind auch ausgewaschene Ufer und Rinnen zwischen Wasserpflanzen.<br />
Fang: Döbel lassen sich mit der Spinnrute und mit Grund- oder Posenrute fangen. Gute Köder sind Spinner, Würmer, Maden, Teig, Mais, Frühstücksfleisch<br />
und Kirschen. Döbel beißen übers ganze Jahr. Besonders gut sind die Monate Juli und August.<br />
Rotfeder Scardinius erythrophthalmus<br />
Merkmale: Hochrückiger, seitlich abgeflachter Körper. Kopf mit kleinem, leicht oberständigem Maul. Rücken graugrün bis braungrün, Flanken heller und<br />
mit Goldglanz. Der Bauch ist silbrig-weiß. Kräftig rot leuchtende Flossen. Im Gegensatz zum ähnlichen Rotauge, bei dem der Ansatz der Rückenflosse<br />
senkrecht über dem Ansatz der Bauchflossen liegt, liegt bei der Rotfeder der Ansatz der Rückenflosse hinter dem Ansatz der Bauchflossen.<br />
Lebensraum: Rotfedern bewohnen Seen und langs<strong>am</strong> fließende Gewässer mit vielen Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen.<br />
Lebensweise: Rotfedern sind Schwarmfische, die sich gut in Ufernähe überlisten lassen. An sonnigen Tagen gehen sie<br />
gerne nahe der Wasseroberfläche auf Nahrungssuche. Dabei liegen die besten Fangplätze in der Nähe von Krautbeeten<br />
und Seerosenfeldern. In größeren Seen versucht man es <strong>am</strong> besten in windgeschützten Buchten, da die Wärme liebenden<br />
Rotfedern Wind nicht besonders mögen.<br />
Fang: Am besten angelt man mit der Posenrute nahe der Oberfläche oder im Mittelwasser. Große Rotfedern, die gerne <strong>am</strong><br />
Gewässerboden nach Nahrung suchen, kann man mit der Grundrute überlisten. Fängige Köder sind Maden, kleine Würmer, Brotflocken<br />
und Teig. Am besten beißen Rotfedern während längerer Warmwetterperioden im Sommer.<br />
Rotauge Rutilus rutilus<br />
Merkmale: Leicht hochrückiger, seitlich etwas abgeflachter Körper. Kopf mit endständigem Maul und roten Augen. Rücken dunkelgrün bis blaugrün, Flanken<br />
silberfarben mit gelblichem Schimmer. Rötliche Flossen. Im Gegensatz zur ähnlichen Rotfeder, bei der der Ansatz der Rückenflosse hinter dem Ansatz der<br />
Bauchflossen liegt, liegt beim Rotauge der Ansatz der Rückenflosse senkrecht über dem Ansatz der Bauchflossen.<br />
Lebensraum: Rotaugen bewohnen fast alle einheimischen Gewässer in großer Zahl. Nur in sehr rasch fließenden Gewässern<br />
kommen sie nicht zurecht. Deshalb bewohnen sie in Flüssen vor allem die Barben- und Brachsenregion.<br />
Lebensweise: Rotaugen halten sich oft in großen Schwärmen in der Nähe von Pflanzenfeldern auf und bevorzugen<br />
kiesige und sandige Böden. Tagsüber stehen die lichtscheuen Fische meist in größerer Tiefe. Morgens und abends suchen<br />
sie dann in den flacheren Uferzonen den Gewässergrund nach Würmern, Schnecken und Insektenlarven ab.<br />
Fang: Rotaugen kann man mit der Grund- oder Posenangel fangen. Auf große Exemplare angelt man <strong>am</strong> besten in Bodennähe.<br />
Als Köder haben sich Maden, Würmer, Mais und Teig bewährt. Durch Anfüttern kann man dabei seine Chancen noch verbessern.<br />
Rotaugen beißen das ganze Jahr, besonders gut sind die Monate Juli bis Oktober.<br />
Brachsen Abr<strong>am</strong>is br<strong>am</strong>a<br />
Merkmale: Hochrückiger, seitlich stark abgeflachter Körper mit vorstülpbarem Rüsselmaul. Rücken dunkelgrau bis schwarz, Flanken silbrig-metallisch glänzend, bei<br />
großen Brachsen oft auch mit Goldglanz. Im Gegensatz zur ähnlichen Güster reichen die Brustflossen beim Brachsen bis zum Ansatz der Bauchflossen. Beim<br />
Brachsen sind alle Flossen grau. Dagegen weisen bei der Güster Brust- und Bauchflossen meist einen rötlichen Ansatz auf.<br />
Lebensraum: Brachsen leben in nährstoffreichen Seen und langs<strong>am</strong> strömenden Flüssen mit schl<strong>am</strong>migem Grund und reichhaltigem<br />
Pflanzenbewuchs.<br />
Lebensweise: Brachsen halten sich vor allem <strong>am</strong> Gewässergrund auf. Dort durchwühlen sie den Boden mit ihren Rüsselmäulern nach<br />
Nahrung. Kleinere Brachsen finden sich oft in großen Schwärmen in pflanzenbestandenen, ufernahen Zonen ein. Kapitale Fische sind<br />
dagegen Einzelgänger oder schwimmen in kleinen Gruppen umher. Sie besuchen die Uferzone morgens und abends. Gute Fangplätze findet man<br />
in Seen an der Scharkante, in der Nähe von Unterwasserpflanzen und an Einmündungen, in Flüssen in tiefen, ruhigen Buchten.<br />
Fang: Auf Brachsen angelt man <strong>am</strong> besten in Grundnähe mit der leichten Grund- oder Posenrute. Gute Köder sind Würmer, Maden, Mais, Teig und Brot. Von Juni bis<br />
Oktober beißen Brachsen <strong>am</strong> besten.<br />
33
Karpfen Cyprinus carpio<br />
Merkmale: Wildkarpfen haben einen gestreckten, seitlich etwas abgeflachten Körper und sind vollständig beschuppt. Die verschiedenen Zuchtformen des<br />
Karpfens sind dagegen hochrückig und unterschiedlich stark beschuppt. Während zum Beispiel der Schuppenkarpfen vollständig beschuppt ist, hat der<br />
Spiegelkarpfen nur einzelne, große Spiegelschuppen. Alle Karpfenformen haben ein rüsselartig vorstülpbares Maul und vier Barteln. Im<br />
Gegensatz dazu hat die ähnliche Karausche keine Barteln.<br />
Lebensraum: Karpfen lieben warme, stehende oder langs<strong>am</strong> fließende Gevvässer mit Schl<strong>am</strong>mgrund und vielen<br />
Wasserpflanzen.<br />
Lebensweise: Karpfen stehen gerne in der Nähe von Seerosenfeldern, Schilfgürteln, Krautbeeten oder unter überhängenden<br />
Zweigen. Während sie sich tagsüber oft in tieferen Wasserschichten aufhalten, gehen die scheuen Fische morgens und abends in<br />
Ufernähe auf Nahrungssuche. Dann streifen sie in größeren Gruppen umher und durchwühlen den Boden mit ihren Rüsselmäulern.<br />
Fang: Karpfen sind hervorragende Kämpfer. Deshalb sollte man beim Karpfenangeln eine stabile Grund- oder Posenrute verwenden. Fängige Köder sind Boilies,<br />
Mais, Teig, Schwimmbrot, Kartoffeln und Hundefutter. Durch Anfüttern kann man seine Chancen steigern. Top sind die Monate Juni bis Oktober.<br />
Schleie Tinca tinca<br />
Merkmale: Lang gestreckter, kräftiger Körper mit hohem Schwanzstiel und winzigen Schuppen. Die Grundfärbung ist grün bis olivgrün. Die Flanken glänzen oft<br />
golden. Schleien haben ein kleines Maul,das sie rüsselartig vorstülpen können, und kleine, rötliche Augen. Der ganze Körper ist mit einer dicken Schleimschicht<br />
bedeckt. Alle Flossen sind abgerundet. Beim Männchen sind die Bauchflossen größer als beim Weibchen.<br />
Lebensraum: Am häufigsten leben Schleien in warmen, stark verkrauteten Kleingewässern mit schl<strong>am</strong>migem Grund.<br />
Sie bewohnen aber auch große Seen und langs<strong>am</strong> fließende Flüsse.<br />
Lebensweise: Schleien lieben stille, pflanzenreiche Buchten und Altwasserarme. Dort durchstöbern sie vor allem in der<br />
Morgen- und Abenddämmerung den schl<strong>am</strong>migen Gewässergrund auf der Suche nach VVürmern, Schnecken und<br />
Insektenlarven. Gute Angelstellen liegen in der Nähe von Krautbeeten, Schilfgürteln und Seerosenfeldern.<br />
Fang: Auf Schleien angelt man <strong>am</strong> besten mit einer Grund- oder Posenrute in Grundnähe. Die hübschen Fische beißen auf Würmer, Maden,<br />
Mais, Teig, Brotkruste und Mini-Boilies. Gute Chancen hat man an warmen März- und Apriltagen. Am besten beißen Schleien<br />
von Juli bis Oktober.<br />
Karausche Carassius carassius<br />
Merkmale: Hochrückiger, seitlich abgeflachter Körper mit großen Schuppen. Rücken bräunlich, Flanken heller, gelblich-braun. Der Bauch ist gelblich bis schmutzigweiß.<br />
Dunkler Fleck auf der Schwanzwurzel. Im Gegensatz zum Karpfen hat die Karausche keine Barteln. Vom sehr ähnlichen Giebel unterscheidet sich die<br />
Karausche durch die leicht nach außen gewölbte Rückenflosse. Beim Giebel ist die Rückenflosse dagegen gerade oder leicht nach innen gewölbt.<br />
Lebensraum: Karauschen leben vor allem in flachen Tümpeln und Seen mit vielen Wasserpflanzen und in den Brachsenregionen der<br />
Flüsse.<br />
Lebensweise: Karauschen zählen zu den anpassungsfähigsten einheimischen Fischen. Sie kommen auch in sauerstoffarmen und<br />
verschmutzten Gewässern erstaunlich gut zurecht. Im Winter graben sie sich im Gewässerboden ein und verfallen in eine Art Winterschlaf.<br />
Gute Angelplätze liegen in der Nähe von Seerosenfeldern, Schilfkanten und Unterwasserpflanzenfeldern. Meist halten sich Karauschen in der Nähe<br />
des Ufers auf.<br />
Fang: Auf Karauschen angelt man <strong>am</strong> besten mit einer leichten Grund- oder Posenrute. Gängige Köder sind Maden, kleine Würmer, Brot, Teig und Mais. Am besten beißen<br />
Karauschen von Juli bis September.<br />
Hecht Esox lucius<br />
Merkmale: Raubfisch mit lang gestrecktem Körper und weit hinten sitzender Rückenflosse. Langer Kopf mit großem, abgeflachtem Maul („Entenschnabel“) und<br />
vorstehendem Unterkiefer. Zahlreiche, teils große Zähne. Rücken bräunlich oder grünlich. Flanken heller, mit zahlreichen Querbinden. Bauch weißlich oder gelblich.<br />
Färbung wechselt je nach Alter und Standort.<br />
Lebensraum: Hechte lieben flache, warme Seen mit klarem Wasser und langs<strong>am</strong> strömende Flüsse mit Stillwasserzonen.<br />
Lebensweise: Der Hecht steht oft gut versteckt in Ufernähe und lauert unbeweglich auf Beute. Schwimmt ein Fisch<br />
an seinem Einstand vorbei, stößt er blitzschnell zu. Gute Fangplätze in Seen findet man an Schilfgürteln,<br />
Seerosenfeldern, Bootsstegen,versunkenen Wurzeln und unter überhängenden Bäumen. In Flüssen liebt der<br />
Hecht unterspülte Ufer, krautreiche, stille Buchten, das ruhige Wasser neben der Hauptströmung und das Stauwasser vor Wehren.<br />
Fang: Hechte fängt man mit einer stabilen Grund- oder Posenrute oder mit einer kräftigen Spinnrute. VVegen der vielen Zähne des Hechts ist ein Stahlvorfach Pflicht. Fängig<br />
sind tote Köderfische, VVobbler, Blinker und Gummifische. Sehr gut beißen Hechte im Mai und Juni nach der Laichzeit und von September bis Dezember.<br />
Im Sommer ist es morgens und abends <strong>am</strong> besten.<br />
34
Zander Stizostedion lucioperca<br />
Merkmale: Raubfisch mit lang gestrecktem, schlankem Körper, zugespitztem Kopf und weiter Maulspalte. Das Maul ist mit vielen kleinen<br />
Zähnen sowie einzelnen, großen Fangzähnen („Hundszähne“) bestückt. Rücken dunkel grünlich-grau. Flanken heller, bei Jungfischen mit acht<br />
bis zehn Querstreifen. Weißer Bauch. Zwei Rückenflossen, die erste mit 13 bis 15 Stachelstrahlen, die zweite mit ein bis zwei. Im Gegensatz<br />
zum Barsch dunkle Punktreihen auf Rücken- und Schwanzflosse.<br />
Lebensraum: Zander leben vor allem in warmen, sommertrüben Seen und in größeren Flüssen.<br />
Lebensweise: Zander sind lichtscheue Schwarmfische und stehen tagsüber in der Tiefe. Sie bevorzugen Sand- oder<br />
Kiesboden. Nachts kommen sie in die Nähe des Ufers, um zu jagen. Dabei helfen ihnen ihre ausgezeichneten Augen.<br />
Zander schwimmen ihre Beutefische regelrecht müde. In Seen sind Unterwasserberge und Vertiefungen in Ufernähe gute Fangplätze.<br />
In Flüssen versprechen Strömungskanten, ausgespülte Rinnen bei Einmündungen oder tiefe Stellen in der Nähe von Buhnenköpfen Erfolg.<br />
Fang: Zander fängt man mit der Posen-, Grund- oder Spinnrute. Gute Köder sind tote Köderfische, Fischfetzen, Gummifische, Twister und tief geführte Wobbler.<br />
Zander beißen von Juni bis Dezember, im Sommer vor allem nachts.<br />
Wels Silurus glanis<br />
Merkmale: Großer Raubfisch mit walzenförmigem, schuppenlosem Körper und breitem, abgeplatteten Kopf. Großes Maul mit vielen<br />
Bürstenzähnen. Am Oberkiefer sitzen zwei sehr lange Bartfäden, an der Kopfunterseite hat der Wels vier kürzere Barteln. Rücken<br />
dunkelbraun bis schwarz. Flanken heller, bräunlich oder grünlich marmoriert. Der Bauch ist schmutzig-weiß. Im Gegensatz zum<br />
Wels hat der kleinere Zwergwels acht Barteln.<br />
Lebensraum: Welse leben vor allem in größeren Seen und langs<strong>am</strong> fließenden, tiefen Flüssen. Sie bevorzugen warme<br />
Gewässer mit weichem Untergrund.<br />
Lebensweise: Welse sind Bodenfische, die sich tagsüber in einem Versteck (tiefe Gumpen, Felsspalten, Uferhöhlen, unter<br />
Steinen und Wurzeln) verbergen. Mit Einbruch der Dämmerung geht der Wels auch im Flachwasser auf Beutejagd. Die besten Fangplätze liegen<br />
in der Nähe der Verstecke. Deshalb muss man versuchen, diese ausfindig zu machen. Bei Wassertemperaturen unter 7° C fressen Welse nur wenig.<br />
Fang: Für den Welsfang braucht man schwere Grund- oder Posenruten oder eine sehr kräftige Spinnrute. Am besten bietet man tote Köderfische oder ein Wurmbündel <strong>am</strong><br />
Grund an. Aber auch mit Wobblern, Blinkern oder großen Gummifischen kann man erfolgreich sein. Die beste Fangzeit ist von Mai bis Oktober.<br />
Barsch Perca fluviatilis<br />
Merkmale: Raubfisch mit gedrungenem, im Alter eher breitem Körper und verhältnismäßig kleinem Kopf. Kiemendeckel hinten mit spitzem Dorn.<br />
Rücken dunkelgrau oder olivgrün. Flanken heller, mit sechs bis neun auffallenden, dunklen Querbinden. Zwei Rückenflossen, die erste mit 13 bis 17<br />
Stachelstrahlen, die zweite mit ein bis zwei. Bauch-, After- und Schwanzflosse meist rot gefärbt. Im Gegensatz zu Zander und Kaulbarsch ein<br />
großer, schwarzer Fleck <strong>am</strong> Hinterrand der ersten Rückenflosse.<br />
Lebensraum: Der Barsch lebt in Seen, Teichen, Flüssen und nicht zu schnell fließenden Bächen. Er bevorzugt wärmere Gewässer<br />
mit kiesigem oder sandigem Grund.<br />
Lebensweise: Junge Barsche jagen und leben in Schwärmen, während kapitale Barsche zu Einzelgängern werden. In Seen liegen gute<br />
Fangplätze in der Nähe von Krautfeldern und Schilfgürteln, unter Stegen, Brücken und Booten sowie an den Hängen von Unterwasserbergen. In Flüssen<br />
hat man gute Chancen an strömungsarmen Stellen mit Hindernissen (Brückenpfeiler, versunkene Wurzeln, große Steine).<br />
Fang: Barsche fängt man mit einer leichten Grund- oder Posenrute oder mit einer leichten Spinnrute. Fängige Köder sind Würmer, tote Köderfische, Spinner, Wobbler und<br />
Twister. Barsche beißen das ganze Jahr, besonders gut von Juli bis Oktober.<br />
Aal Anguilla anguilla<br />
Merkmale: Raubfisch mit schlangenförmigem Körper und sehr schleimiger Haut. Winzige Schuppen. Keine Bauchflossen. Rücken-, Schwanz- und<br />
Afterflosse bilden einen durchgehenden Flossensaum. Rücken schwarzblau bis schwarzgrün, Bauch gelblich. „Spitzkopfaale“ ernähren sich vor allem von<br />
Kleintieren. Sie haben ein kleineres Maul als „Breitkopfaale“, die überwiegend Fische fressen.<br />
Lebensraum: Aale besiedeln Flüsse, Bäche und Seen, die mit dem Meer in Verbindung stehen. In vielen Seen und Weihern ohne Abfluss werden sie<br />
eingesetzt.<br />
Lebenweise: Der Aal ist ein nachtaktiver, lichtscheuer Fisch. Tagsüber versteckt er sich unter Steinen, Wurzeln und<br />
Uferbefestigungen. Wenn es dunkel wird, verlässt er seinen Unterschlupf, um Kleinfische und andere Kleintiere zu jagen.<br />
Dabei sucht er auch flache Uferbereiche ab. Gute Angelstellen findet man dort, wo Unterstände und Jagdreviere eng beieinander liegen.<br />
In Seen ist es in der Nähe von Krautfeldern, in Flüssen in Strömungsrinnen, tiefen Gumpen und Stillwasserzonen oberhalb von Wehren.<br />
Fang: Auf Aale angelt man <strong>am</strong> besten mit einer kräftigen Grundrute. Gute Köder sind <strong>am</strong> Grund angebotene Tauwürmer, tote Köderfische und Fischfetzen.<br />
Aale beißen von Mai bis September in warmen, feuchtschwülen Sommernächten.<br />
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, „Angelbuch für Kids“ von Thomas Gretler<br />
35
Jugendarbeit im FVH<br />
Fünf Jahrzehnte<br />
ohne Jugendgruppe<br />
Erste Jugendwarte<br />
Angelerfolge<br />
36<br />
Über die Anfangsjahre der Jugendarbeit in unserem Verein lassen sich<br />
weder schriftliche Aufzeichnungen noch Fotos finden. Aus einem Dokument des<br />
Jahres 1914 ergibt sich lediglich Folgendes: „Noch nicht aufnahmefähige (also<br />
noch nicht 21 Jahr) aber mehr als 12 Jahr alte Kinder von Mitgliedern können<br />
an den Gewässern, wo mit mehr als einer Rute geangelt werden darf, die dem<br />
Vater zustehende zweite Angelrute bedienen, sofern nicht das Betreten des Ufers<br />
nur Mitgliedern gestattet ist. Der Annateich und die Ihme sind also von dieser<br />
Vergünstigung ausgeschlossen.“ Das deutet darauf hin, dass man sich d<strong>am</strong>als<br />
eine eigene Jugendgruppe nicht vorstellen konnte. Auch in der Festschrift zum<br />
50. Jubiläum findet sich lediglich der Hinweis, dass 1947 zwei Jugendwerfer<br />
zur Castinggruppe zählten.<br />
Laut der mündlichen Überlieferungen unserer älteren Mitglieder und der<br />
d<strong>am</strong>aligen Jugendlichen begann eine systematische Jugendarbeit offenbar erst<br />
Mitte der 50er Jahre. Der <strong>Fischereiverein</strong> entsprach d<strong>am</strong>it einer gesellschaftlich<br />
bedeutenden Aufgabe in der Nachkriegszeit: der sinnvollen Betreuung und<br />
Anleitung von Jugendlichen <strong>am</strong> Wasser und in der Natur.<br />
Als erster offizieller Jugendwart erscheint in einem Bericht der Fischwaid vom<br />
April 1958 August Müller (weil er in der Mitgliedervers<strong>am</strong>mlung des Vormonats<br />
wieder die Betreuung der Ricklinger Georg-Büchner-Hütte übernommen hatte).<br />
Ihm folgte Jochen Ohms, der sein Amt 1959 antrat. Im Vordergrund der<br />
Jugendarbeit stand zu dieser Zeit das Angeln unter der Aufsicht und Anleitung<br />
eines Erwachsenen. Treffpunkt war bereits d<strong>am</strong>als die Ricklinger Halbinsel, wo<br />
es 1960 eine eigene Jugendhütte mit vier Schlafstellen gab. Viele Anekdoten<br />
ehemaliger Jugendlicher aus dieser Zeit machen einen engen Kontakt zwischen<br />
den jugendlichen und erwachsenen Anglern in Ricklingen deutlich (vgl. „Eine<br />
Anekdote von der Ricklinger Halbinsel“). Jugendliche durften nur eine Friedfischrute<br />
auslegen. Häufig fingen sie d<strong>am</strong>it Köderfische für die Älteren und durften<br />
dann als „Belohnung“ auch schon einmal auf die Raubfischrute der<br />
Erwachsenen achten. Zusätzlich kümmerte sich auch der d<strong>am</strong>alige Sportwart<br />
Heinz Weiland um die Jugendlichen, indem er sie im Casting unterrichtete.<br />
Als Jochen Ohms Anfang der sechziger Jahre Jugendwart im Landesverband<br />
Niedersachsen wurde, folgte ihm im Verein Fritz Wehrmaker, der die<br />
Jugendarbeit in ähnlicher Weise fortsetzte.<br />
1966 übernahm diese Aufgabe mit Rolf Gewecke ein leidenschaftlicher<br />
Friedfischangler, was durchaus Auswirkungen auf die Jugendarbeit hatte.<br />
Bereits 1967 fing einer unserer Jugendlichen beim Landesverbandsangeln in<br />
Grafhorst den schwersten Friedfisch und durfte anschließend als Erster unseres<br />
Vereins bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Wettfischen <strong>am</strong> Kanal bei
Die Jugendgruppe wächst<br />
Rolf Gewecke mit den Niedersachsenmeistern<br />
im Angeln 1969 in Uffeln<br />
vor dem vereinseigenen Jugendzelt<br />
Neuss teilnehmen. Rolf<br />
Gewecke selbst war erster<br />
Teilnehmer unseres Vereins<br />
bei einer Deutschen<br />
Meisterschaft im Wettfischen,<br />
er belegte in<br />
L<strong>am</strong>pertheim <strong>am</strong> Rhein<br />
den 10. Platz. Die Mannschaft<br />
der Jugendgruppe<br />
erlangte 1969 in Uffeln<br />
und 1970 in Rinteln den<br />
Meistertitel des LV Niedersachsen,<br />
und der FV<br />
<strong>Hannover</strong> wurde über seine Grenzen hinaus für erfolgreiche Jugendarbeit<br />
bekannt. Der regelmäßige Jugendtreff fand immer <strong>am</strong> ersten Mittwoch im Monat<br />
auf der Ricklinger Halbinsel statt, im Winter traf man sich zu Casting und<br />
Sportspielen in der Turnhalle <strong>am</strong> Nackenberg. Wer regelmäßig erschien und die<br />
1967 eingeführte Sportfischerprüfung bestanden hatte, bek<strong>am</strong> eine<br />
Blinkererlaubnis. 1969 gab es erstmals ein Königsangeln und mit Werner<br />
Ad<strong>am</strong>czak den ersten Anglerkönig der Jugendgruppe. Viele der ehemaligen<br />
Jugendlichen schwärmen noch immer von der k<strong>am</strong>eradschaftlichen und humorvollen<br />
Art ihres Jugendwarts Rolf Gewecke, der heute meistens in seinem<br />
Ferienhaus bei Bannetze anzutreffen ist und gern über den Drill dicker Karpfen<br />
aus der Aller berichtet.<br />
1971 bis 1977<br />
leitete Dieter Kunz<br />
die Jugendarbeit<br />
und führte viele<br />
zeitgemäße Neuerungen<br />
ein. Die<br />
Zahl der Jugendlichen<br />
in unserem<br />
Verein vergrößerte<br />
sich sprunghaft auf<br />
über 400, es ka-<br />
Dieter Kunz inmitten der Niedersachsenmeister im Casting<br />
men die ersten Mädchen zu den Vers<strong>am</strong>mlungen. Ab 1975 gab es mit Werner<br />
Ad<strong>am</strong>czak den ersten stellvertretenden Jugendleiter. Beide Jugendleiter<br />
ergänzten sich gut in ihren Schwerpunkten Angeln und Casting. Den<br />
interessierten und aktiven Jugendlichen wurde an jedem Mittwoch ein Treffpunkt<br />
angeboten.<br />
37
Castingerfolge<br />
38<br />
Die Wiese der Ricklinger Halbinsel wurde gewalzt und unter der Mitwirkung<br />
des Gewässerobmanns und Inselwarts Emil Hirnschal als Sportplatz hergerichtet.<br />
Es k<strong>am</strong> zu konstanten Leistungsgruppen ebenso wie zu guter Breitenarbeit: Die<br />
Jugend nahm zunehmend erfolgreich an regionalen, nationalen und sogar<br />
internationalen Wettbewerben teil. Gleichzeitig wurde eine neue Jugendordnung<br />
mit einem Jugendrat geschaffen, die kleine und große Förderungswürdigkeit der<br />
Stadt <strong>Hannover</strong> angestrebt, und es wurden in den Sommerferien mit einem<br />
abwechslungsreichen Progr<strong>am</strong>m Zeltlager durchgeführt, die auch Oberbürgermeister<br />
Schmalstieg besuchte, z.B. um eine Geburtstagstorte zu überreichen.<br />
Die nachfolgenden Jugendwarte konnten ihre Arbeit immer gemeins<strong>am</strong> mit<br />
einem Stellvertreter verrichten und gleichzeitig auf die Mithilfe fachkundiger und<br />
eingespielter Helfer aus der Casting- und Wettfischgruppe vertrauen: Frank<br />
Burkhardt von 1977 bis 1978, Herbert Mittmann von 1978 bis 1980, Peter<br />
Harder von 1980 bis 1984, Wilfried Engel von 1984 bis 1989, Peter Harder<br />
von 1989 bis 1990, Michael Noßagk von 1990 bis 1992, Peter Harder von<br />
1992 bis 1994, Andreas Jaciuk von 1995 bis bis 2002, Jörg Herrmann von<br />
2003 bis 2004. Alle diese Jugendwarte haben einen großen Anteil an unserer<br />
kontinuierlichen Jugendarbeit.<br />
Rückblickend betrachtet<br />
k<strong>am</strong> es zu<br />
einschneidenden Auswirkungen<br />
auf die<br />
Jugendarbeit durch<br />
den Wegzug von<br />
Heinz Weiland und<br />
das plötzliche Fehlen<br />
von Dieter Kunz in der<br />
Castingarbeit. Auch<br />
die umweltpolitisch bedingte<br />
Entwicklung<br />
Ende der 80er Jahre<br />
von der Wettfischerei<br />
zum Gemeinschafts-<br />
Herbert Mittmann und Peter Harder 1982 knieend vor den Siegern<br />
eines Jugendangelns auf der Ricklinger Halbinsel<br />
Hegeangeln nahm durch das vorübergehende Ausbleiben von Meisterschaften<br />
Einfluss auf die Arbeit jedes Jugendleiters. Peter Harder, Michael Noßagk und<br />
Andreas Jaciuk schafften durch die Einführung von Jugendveranstaltungen im<br />
Brandungs- und Hochseeangeln neue Anreize.<br />
Unter Berücksichtigung der allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen<br />
mit gravierenden Abgängen im Jugendbereich vieler anderer Sportvereine hat<br />
unser Verein eine hohe Zahl von Mädchen und Jungen behalten (im<br />
Jubiläumsjahr rund 430 Jugendliche).
Jugendarbeit heute<br />
Unsere aktuellen Jugendleiter Stephen Smith und Andreas Magerkord<br />
vermelden trotz der enorm hohen Hinwendung von Jugendlichen zu Computern<br />
und anderen technischen Medien einen großen Andrang bei ihren Veranstaltungen<br />
wie Hegeangeln, Nachtangeln, Raubfischangeln, Brandungsangeln,<br />
Hochseeangeln, Vaterund-Sohn-Angeln,Zeltlagern<br />
sowie Weihnachtsfeiern.<br />
Die letzten<br />
Ausgaben unseres<br />
Mitteilungsblatts „Der<br />
Sportfischer“ dokumentieren<br />
besonders durch<br />
gelungene Fotos die<br />
verschiedenen Charaktere<br />
und Aktivitäten der<br />
Jugendgruppe.<br />
Neben den Grundfertigkeiten<br />
des Angelns<br />
in Theorie und<br />
Sachkundige Anleitung für unsere Jüngsten<br />
Praxis sollen unsere<br />
Jugendlichen weiterhin Kenntnisse und Erfahrungen in den Bereichen Naturschutz,<br />
Gewässerpflege und Fischkunde s<strong>am</strong>meln. Gleichzeitig erfüllt die<br />
Jugendgruppe in unserem<br />
Großverein wichtige<br />
soziale Aufgaben,<br />
indem sie den Jugendlichen<br />
die Möglichkeit<br />
gibt, sich zu integrieren,<br />
untereinander<br />
zu befreunden, auszutauschen<br />
und voneinander<br />
zu lernen.<br />
Jugendliche, die an<br />
den Vereinsveranstaltungen<br />
teilgenommen<br />
haben und mit 18<br />
Vater- und Sohn-Angeln<br />
Jahren zu den Erwachsenen<br />
übertreten, sind erfahrungsgemäß emotional weiterhin eng mit dem<br />
Verein verbunden und übernehmen auch deshalb bewusster die notwendigen<br />
Pflichten: Einhaltung von Satzung und Gewässerordnung, Rücksichtnahme auf<br />
Natur und Kreatur, Arbeitseinsatz <strong>am</strong> Gewässer oder sogar ein Ehren<strong>am</strong>t im<br />
Verein.<br />
39
Aktivitäten der Jugendgruppe<br />
40<br />
Berlinfahrt<br />
Verpflegung ist wichtig<br />
Schnupperkurs<br />
Die Aale können beißen<br />
Angeln mal anders<br />
Hochseeangeln<br />
Weihnachtsfeier<br />
Kapitaler Karpfenfang<br />
Pokalehrung<br />
Fachsimpeln<br />
Erfolgreiches Nachtangeln<br />
Stolze Barschfängerin
Die sportliche Seite unseres Vereins<br />
Erste Gemeinschaftsangeln Angelwettbewerbe im <strong>Fischereiverein</strong> <strong>Hannover</strong> lassen sich zurückverfolgen<br />
bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Dokumentiert ist in den<br />
Vereinsmitteilungen der Fischwaid „Je ein Preisangeln für Herren- und<br />
Jugendgruppe“ 1957 an der Aller sowie das LV-Wettfischen 1959 <strong>am</strong> Rethemer<br />
Fährsee mit 20 Sportfreunden aus acht Bezirken, bei dem unser d<strong>am</strong>aliges<br />
Vereinsmitglied A. Meier mit 9980 g den ersten Platz belegte. „Das Deutsche<br />
Fernsehen und der Norddeutsche Rundfunk brachten Reportagen von der<br />
Veranstaltung in Wort und Bild.“ (!)<br />
Königsangeln ab 1967<br />
Meisterschaften<br />
In den Folgejahren stieg das Interesse<br />
<strong>am</strong> Preisangeln, da die Sachpreise<br />
(Hauptgewinn: z.B. die „goldene” Mitchell)<br />
eine wertvolle Ergänzung zur eigenen<br />
Ausstattung darstellten. Bis zu 230 Karten<br />
wurden bei den Gerätehändlern verkauft<br />
und entsprechend viele Angelplätze nicht<br />
mehr an der Aller, sondern <strong>am</strong> Großen<br />
Ricklinger Teich sowie dem Dreiecksteich<br />
abgesteckt. Viele der Teilnehmer verfügten<br />
gerade über eine einzige Stipprute mit<br />
18er Schnur auf der Rolle. Sieger 1968<br />
Angelveranstaltung<br />
auf der Ricklinger Halbinsel<br />
war Ernst Gajewski, der auf der Ricklinger Halbinsel (an der Spitze rechts hinter<br />
dem Eingangstor) 17 Pfund Brassen fing.<br />
Was in Süddeutschland im Rahmen<br />
großer Fischerfeste schon lange<br />
Tradition hatte, wurde 1967 auch<br />
bei uns eingeführt: das Angeln um<br />
die Königskette in zwei oder drei<br />
Durchgängen. Erster Anglerkönig<br />
des FVH war Fritz Linkenheil.<br />
Wiederholt als Sieger in die Kette<br />
eingraviert wurden bislang: Friedel<br />
L<strong>am</strong>pe, Werner Ad<strong>am</strong>czak, Günter Stürmer, Thomas Cohrs, Andreas Jaciuk,<br />
Peter Partsch, Viktor Arzer.<br />
Angeregt durch die nationalen und internationalen Erfolge der Angler aus<br />
Hildesheim und gefördert durch den d<strong>am</strong>aligen 1. Vorsitzenden Detlef Meyer<br />
beteiligte sich unser Verein verstärkt an Wettbewerben über die Grenzen der<br />
Vereinsgewässer hinweg, zunächst in kleinem Rahmen als Drei-Städte-Angeln in<br />
<strong>Hannover</strong>, H<strong>am</strong>burg und Berlin. Besonders die Berliner Angler waren seit ihrer<br />
Einengung durch den Mauerbau 1961 interessiert an Kontakten zu Vereinen in<br />
der Bundesrepublik und deren Gewässern. Auch die zunehmende Mobilisierung<br />
41
Deutsche Meister<br />
42<br />
der meisten Angler durch<br />
Reisemöglichkeiten mit<br />
dem eigenen Pkw begünstigte<br />
einen sprunghaften<br />
Anstieg von überregionalen<br />
Wettangeln.<br />
Unter der Leitung unseres<br />
d<strong>am</strong>aligen Sportwartes<br />
Heinz Weiland sowie<br />
seiner Wettfischreferenten<br />
Karl-Heinz Meith und<br />
Günter Stürmer wurde ab<br />
1972 unter den interes-<br />
Teilnehmer einer Bezirksmeisterschaft an der Aller<br />
sierten Mitgliedern eine<br />
Vereins- und Bezirksmeisterschaft im sportlichen Fischen ausgetragen und die<br />
Bestplatzierten zur Landesverbandsmeisterschaft entsendet. Mehrfach gelang es<br />
Anglern und Anglerinnen unseres Vereins, sich für die Niedersachsenmeisterschaft<br />
(LV Niedersachsen und LV Weser-Ems) zu qualifizieren und dort<br />
die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft zu erlangen. Die Teilnehmer/innen<br />
dieser Wettbewerbe im Fischen erhielten (d<strong>am</strong>als) als einzige in<br />
unserem Verein eine Sondererlaubnis zum Angeln mit der Kopfrute, einer<br />
(zumeist) langen Stipprute ohne Rolle. Sie unterlagen bei jedem Wettbewerb den<br />
strengen Sportbestimmungen des Verbandes Deutscher Sportfischer (VDSF), d.h.<br />
sie hatten sich waidgerecht schonend gegenüber den Fischen zu verhalten, was<br />
z.B. durch das Angeln ohne Widerhaken<br />
geschah. Bei Meisterschaften wachten<br />
ausgebildete Kontrolleure über die Einhaltung<br />
der Bestimmungen im Fischen (BWF).<br />
Schon bald stellten sich große Erfolge<br />
ein. Nachdem Werner Ad<strong>am</strong>czak 1975 in<br />
Verden an Aller und Weser den Einzelsieg<br />
bei der Deutschen Meisterschaft erangelt<br />
hatte, gewannen Günter Stürmer, Karl-<br />
Heinz Meith, Willi Schreiber, Klaus Winkelmann<br />
und Werner Ad<strong>am</strong>czak als FVH-<br />
Vereinsmannschaft 1976 zunächst in Rinteln<br />
an der Weser die Niedersachsenmeisterschaft<br />
und danach in Ketsch <strong>am</strong> Rhein und<br />
Mannheim <strong>am</strong> Neckar die Deutsche<br />
Meisterschaft.<br />
Sie sind erfolgreich aus unserer Jugendgruppe<br />
hervorgegangen: Die Deutschen<br />
Meister 1975, Werner Ad<strong>am</strong>czak im<br />
Angeln und Bernd Kluckert im Casting (v.l)
Internationale Wettbewerbe<br />
Veränderungen<br />
Die dadurch erreichte Teilnahme an den Weltmeisterschaften 1977 in<br />
Luxemburg an der Mosel, veranstaltet durch den internationalen Anglerverband<br />
CIPS, führte mit dem 7. Platz zu einer der besten Platzierungen für deutsche<br />
Mannschaften bis zum heutigen Tag.<br />
Glückwünsche für unseren Verein von <strong>Hannover</strong>s Oberbürgermeister<br />
Schmalstieg, Veröffentlichungen in der Tagespresse und die Einladung der<br />
Mannschaft zum Ball des Sports 1977 im Kuppelsaal der Stadthalle rückten die<br />
Erfolge in das Licht der Öffentlichkeit.<br />
Auch nachdem ab 1976<br />
die deutschen Teilnehmer für<br />
internationale Wettangeln<br />
durch einen Nationalkader<br />
ermittelt wurden, waren<br />
unsere Angler bei Weltmeisterschaften<br />
und Länderkämpfen<br />
für den VDSF <strong>am</strong><br />
Start in Deutschland,<br />
Holland, Belgien, England,<br />
Nordirland, Italien, Österreich,<br />
Portugal und der<br />
Schweiz. Dabei gelang<br />
Klaus Winkelmann mit dem<br />
Unsere Vereinsmannschaft im Wettangeln 1977 beim einem<br />
Länderk<strong>am</strong>pf in Belgien: Günter Stürmer, Werner Ad<strong>am</strong>czak,<br />
Willi Schreiber, Klaus Winkelmann, Karl-Heinz Meith (v.l.)<br />
A-Kader des VDSF 1980 in Ketsch <strong>am</strong> Rhein und Mannheim <strong>am</strong> Neckar der<br />
bislang einzige Gewinn einer Mannschafts-WM für deutsche Teilnehmer!<br />
Ab 1988 k<strong>am</strong> es zu einschneidenden Veränderungen. Aufgrund des<br />
bestehenden Tierschutzgesetzes galt für alle Angelveranstaltungen bereits<br />
grundsätzlich die Auflage einer sinnvollen Verwertung der gefangenen maßigen<br />
Fische. So durften die Fische nur noch gehältert werden, wenn sie als Besatz für<br />
andere Gewässer dienen sollten. Infolge einer Nichtbeachtung dieser<br />
Bestimmung während eines Kaderfischens in H<strong>am</strong>m an der Lippe k<strong>am</strong> es nach<br />
einer Anzeige durch den Tierschutzbund zu einer gerichtlichen Verurteilung des<br />
veranstaltenden Referenten für Wettbewerbe im Fischen und nachfolgend zur<br />
Absetzung aller geplanten Meisterschaften im Bereich des VDSF und des LV<br />
Niedersachsen. Während der Deutsche Tierschutzbund die Angler in den alten<br />
Bundesländern teilweise feindlich beobachtete und ihnen mit Anzeigen drohte,<br />
übernahm nach der Wiedervereinigung 1989 der selbstständige Verband der<br />
Angler aus den neuen Bundesländern (DAV) – bis heute unbehelligt – die<br />
Entsendung deutscher Teilnehmer zu den weiterhin stattfindenden Länderkämpfen<br />
und Weltmeisterschaften der CIPS.<br />
43
Hegefischen<br />
44<br />
Da viele Angelveranstaltungen in den<br />
alten Bundesländern einerseits zur<br />
Bestandsregulierung oder zur Untersuchung<br />
der Fische auf Korpulenzfaktoren<br />
oder Krankheiten gedient und<br />
andererseits große Bedeutung innerhalb<br />
des Vereinslebens erlangt hatten,<br />
war in den Vereinen der Wunsch zur<br />
Untersuchung des Fangs<br />
Aufrechterhaltung von Gemeinschaftsfischen<br />
entstanden. Die daraus resultierenden Hegefischen führt der <strong>Fischereiverein</strong><br />
<strong>Hannover</strong> weiterhin als Königs- und Abangeln regelmäßig durch.<br />
Unser <strong>am</strong>tierender Anglerkönig 2005/06 heißt Victor Arzer.<br />
Teilnehmer eines Gemeinschaftsangelns <strong>am</strong> Wülfeler Teich<br />
Unter der Leitung von<br />
Sportwart Wilfried Specht<br />
und seines Referenten Peter<br />
Harder hält die Hegefischgruppe<br />
mit der Teilnahme an<br />
Gemeinschaftsangeln auch<br />
heute noch persönliche<br />
Kontakte zu Anglern anderer<br />
Vereine.<br />
Der seit 1973 unter der<br />
Schirmherrschaft von Oberbürgermeister<br />
und Ehrenmitglied<br />
Herbert Schmalstieg Siegerehrung durch unseren OB<br />
ausgeangelte Pokal der Landeshauptstadt<br />
fand auch im Jubiläumsjahr <strong>am</strong> „Vatertag” als Hegefischen an<br />
den Ricklinger Teichen und der <strong>Leine</strong> statt. Angler und Anglerinnen von Bremen<br />
bis Kassel sowie von Nordhorn bis Magdeburg waren wieder Gäste an unseren<br />
Gewässern.
Castinganfänge<br />
Nach dem 2. Weltkrieg<br />
Casting-Sport, der Wurfsport der Angler, lässt sich in unserem Verein<br />
konkret zurückverfolgen bis in das Jahr 1928, als vom Deutschen Anglerbund<br />
das erste Reichswurfturnier im Stadthallengarten in <strong>Hannover</strong> durchgeführt<br />
wurde. In der d<strong>am</strong>aligen Zeit stand nicht so sehr der sportliche Gedanke im<br />
Vordergrund, sondern die Verbesserung der Zielsicherheit insbesondere beim<br />
Fliegenfischen, um <strong>am</strong> Wasser mit präzisen Würfen erfolgreicher sein zu<br />
können.<br />
Die Gründung der ersten Turniergruppe in unserem Verein erfolgte unter der<br />
Leitung des Sportk<strong>am</strong>eraden Seelhorst und seiner Frau. Geübt wurde <strong>am</strong><br />
Annateich und den angrenzenden Wiesen.<br />
Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Entwicklung im Verein sowie in ganz<br />
Deutschland. Erst im Jahr 1947 wurde das Turnierwesen wieder belebt. Der<br />
erste öffentliche Nachkriegs-Start fand aus Anlass des Landesverbandsturniers<br />
im August 1950 statt. Bereits beim LV-Turnier 1951 errangen Heinz Kettler und<br />
Rudolf Becker Medaillen. In den folgenden Jahren war der <strong>Fischereiverein</strong><br />
<strong>Hannover</strong> bei allen größeren Turnieren vertreten. 1954 gelang Reinhold Würpel<br />
der Deutsche Rekord im 7,5 g Spinner-Weitwurf, 1955 in Bad Kreuznach<br />
gewann Kettler fünf Meistertitel.<br />
Danach k<strong>am</strong> eine<br />
Zeit mit wechselnden<br />
Erfolgen, bis Anfang der<br />
60er Jahre der Verein<br />
mit Heinz Weiland<br />
einen Sportwart bek<strong>am</strong>,<br />
der die Tradition des<br />
Casting-Sports erfolgreich<br />
weiterführte und<br />
systematisch eine neue<br />
junge Castinggruppe<br />
aufbaute. Zunächst wurde<br />
noch <strong>am</strong> Annateich<br />
trainiert, später auf der Sportwart Heinz Weiland in der Bildmitte<br />
Ricklinger Halbinsel, die für diese Zwecke hergerichtet und für mehr als drei<br />
Jahrzehnte zur Goldschmiede des Castingsports wurde. Wintertraining fand in<br />
der Sporthalle der Schule <strong>am</strong> Nackenberg statt.<br />
Während es auf LV-Ebene schon regelmäßig zu ersten Plätzen k<strong>am</strong>, errang<br />
Heinz Weiland 1967, 1968 und 1970 die Deutsche Meisterschaft in Fliege-<br />
Zieldisziplinen. Anneliese Weiland wurde 1969 Deutsche Meisterin in der<br />
Disziplin Gewicht Skish 7,5 g.<br />
45
Leistungsanstieg<br />
Deutsche Meisterschaft<br />
in <strong>Hannover</strong><br />
Europ<strong>am</strong>eister<br />
46<br />
1970 k<strong>am</strong> dann der ganz<br />
große Durchbruch im Casting-<br />
Sport. Einheitliche Wettk<strong>am</strong>pfbestimmungen<br />
regelten die Zugehörigkeit<br />
zu den einzelnen<br />
Klassen. Die Jugend des <strong>Fischereiverein</strong>s<br />
nahm unter der<br />
Leitung von Dieter Kunz Casting<br />
als festes Progr<strong>am</strong>m in ihre<br />
Jugendordnung auf, und es k<strong>am</strong><br />
zu einem enormen Leistungsanstieg.<br />
Unsere jugendlichen Caster errangen bei Deutschen Meisterschaften von<br />
1973 bis 1980 57 Gold-, 56 Silber- und 38 Bronzemedaillen.<br />
Dieter Kunz (1.v.l.) führte auch viele Mädchen zum Erfolg<br />
Aufgrund der guten Erfolge und Voraussetzungen durfte der FVH 1975 die<br />
Deutschen Castingmeisterschaften durchführen. Bernd Kluckert gewann auf der<br />
Mehrk<strong>am</strong>pfanlage neben dem Niedersachsenstadion die Disziplin Gewicht<br />
Skish und wurde nach einem Stechen auf Zeit mit 95 Punkten Deutscher Meister.<br />
1976 fand an derselben Stelle die Deutsche Jugend-Castingmeisterschaft<br />
statt. Auch hier konnten sich die hannoverschen Caster mit 10 Gold-, 6 Silberund<br />
3 Bronzemedaillen durchsetzen. Bernd Kluckert, Thomas Kunz und Armin<br />
Fork waren die ersten, die vom VDSF zu<br />
Länderkämpfen entsandt wurden.<br />
<strong>Hannover</strong> entwickelte sich zum Bundesstützpunkt<br />
für Casting-Sport. Leiter und<br />
Trainer waren zunächst Bernd Kluckert<br />
und Dieter Kunz, gefolgt von Erik<br />
Massing, der zum Bundesjugendtrainer<br />
ernannt wurde und dieses Amt auch im<br />
Jubitäumsjahr weiterhin ausübt.<br />
Zum Casting-Training gehörten –<br />
neben den Wurfübungen auf der<br />
Halbinsel und anderen Sportplätzen –<br />
inzwischen auch umfangreiches Aus- Henning Bente, Erwin Filter, Bernd Kluckert<br />
dauertraining sowie Gymnastik in der Ricklinger Masch und Krafttraining im<br />
Kraftraum des Bundesleistungszentrums <strong>am</strong> Niedersachsenstadion.<br />
Im Jubiläumsjahr 1981 zum 75-jährigen Vereinsbestehen richtete der FVH<br />
wieder zwei bedeutende Turniere aus: einen Mehrländerk<strong>am</strong>pf auf der<br />
Bezirkssportanlage in Hemmingen und die Europ<strong>am</strong>eisterschaft vom 6. bis 11.<br />
September auf der Mehrk<strong>am</strong>pfanlage in <strong>Hannover</strong>. Hier wurde Michael Brösch<br />
Mannschaftseurop<strong>am</strong>eister.
Weltmeister<br />
1982, bei der 17. Castingweltmeisterschaft in Karlsbad (d<strong>am</strong>als noch<br />
Tschechoslowakei), wurde Michael Brösch vierfacher Weltmeister, in der<br />
Disziplin Fliege Distanz Zweihand-Lachs hielt er bereits den Weltrekord mit<br />
86,08 m. Dafür erhielt er (d<strong>am</strong>als noch) in Bonn durch den Bundespräsidenten<br />
das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik für<br />
sportliche Leistungen.<br />
Weitere große Erfolge für unseren Verein in diesem Jahr: 7 Gold-, 6 Silberund<br />
6 Bronzemedaillen bei den Deutschen Meisterschaften der D<strong>am</strong>en und<br />
Herren in Kiel sowie bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Duisburg.<br />
Hinzu k<strong>am</strong> noch der Titel des Deutschen Seniorenmeisters in Fliege Skish für<br />
Dieter Kunz.<br />
1984 folgte der nächste Deutsche Meistertitel durch Erik Massing in der<br />
Disziplin Lachsfliege.<br />
1985 wurden Deutsche Meister in Augsburg: Unda Röhrs in Gewicht Skish<br />
und Andreas Schiller in 7,5 g Weitwurf. Claudia Kunz holte sich in Jugoslawien<br />
die Vizeeurop<strong>am</strong>eisterschaft in Gewicht Skish.<br />
Michael Brösch beim Training mit der Zweihand-Lachsfliegenrute<br />
1986 war unser Verein erneut Ausrichter der Deutschen Meisterschaften, bei<br />
denen die D<strong>am</strong>en- und die Herrenmannschaft den Vizetitel erreichten. Im selben<br />
Jahr gewann Claudia Kunz in Madrid die Weltmeisterschaft im 7,5 g Weitwurf.<br />
1987 gab es durch unsere Sportler und Sportlerinnen bei den Deutschen<br />
Meisterschaften in Kiel 3 Gold-, 6 Silber- und 3 Bronzemedaillen.<br />
1988 folgten weitere drei Deutsche Meistertitel und der Titel Vizeweltmeisterin<br />
in Fliege Skish für Claudia Massing (geb. Kunz!).<br />
1989 standen Unda Röhrs, Erik Massing und Andreas Zessler ganz oben auf<br />
dem Meistertreppchen. Dieter Kunz wurde wieder Deutscher Seniorenmeister,<br />
dieses Mal in Fliege Skish.<br />
1990 belegte Maresa Kunz bei den Europ<strong>am</strong>eisterschaften der Jugend den<br />
dritten Platz mit der Mannschaft der Bundesrepublik hinter den Siegerinnen aus<br />
der Deutschen Demokratischen Republik!<br />
47
Ges<strong>am</strong>tdeutsche<br />
Meisterschaft im Fernsehen<br />
Casting ab 8 Jahren<br />
Casting heute<br />
48<br />
1991 bek<strong>am</strong> unser Verein den Zuspruch zur Ausrichtung der 36. Meisterschaft<br />
und gleichzeitig ersten Ges<strong>am</strong>tdeutschen nach der Wiedervereinigung.<br />
Für die Aktivitäten auf der hannoverschen Mehrk<strong>am</strong>pfanlage gab es eine<br />
medienwirks<strong>am</strong>e Begleitung mit Pressekonferenz und Fernsehaufzeichnungen<br />
durch SAT 1 und RTL. Den sportlichen Höhepunkt bildete der Gewinn der<br />
Meisterschaft durch Andreas Zessler in der Disziplin 18 g Gewicht Distanz.<br />
1993 wurde durch Dieter Kunz und Erik Massing ein Konzept zur<br />
Heranführung von Jugendlichen im Alter von 8 bis 12 Jahren an den<br />
Castingsport entworfen und durch<br />
eine entsprechende Satzungsänderung<br />
im FVH umgesetzt.<br />
Schon bald darauf tummelten<br />
sich regelmäßig 15 bis 20<br />
Mädchen und Jungen auf der<br />
Ricklinger Halbinsel, die laut<br />
niedersächsischem Fischereigesetz<br />
noch nicht allein angeln,<br />
jedoch unter Aufsicht bereits<br />
aktive Mitglieder in unserem<br />
Casting-Jugend unter der Obhut von Claudia und Erik<br />
Massing<br />
Verein sein durften und viel Spaß<br />
<strong>am</strong> gemeins<strong>am</strong>en Castingtraining<br />
hatten.<br />
1996 gab es einen alle überraschenden und sehr traurigen Anlass: Dieter<br />
Kunz verstarb nach schwerer Krankheit. Ihm zu Ehren wurde ein Gedächtnisturnier<br />
auf der Ricklinger Halbinsel ausgetragen.<br />
Während Dr. Erik Massing zu dieser Zeit schwerpunktmäßig für die Jugendnationalmannschaften<br />
tätig blieb, leiteten im Verein Fritz Koch bis zu seinem Tod<br />
im Jahr 2000 die Fliegenfischerschulung und Joachim Jache bis 2004 das<br />
Castingtraining.<br />
Casting wird im FVH auch in diesem Jubiläumsjahr betrieben, allerdings zur<br />
Zeit nicht auf sportlichen Leistungsebenen, sondern im Rahmen der praktischen<br />
Vorbereitung auf die Sportfischerprüfung.<br />
Es bleibt jedoch zu hoffen, dass aus unserer – weiterhin – großen<br />
Jugendgruppe sich wieder einmal Talente hervorheben und durch Trainingsfleiß<br />
für Meisterschaften auf allen Ebenen empfehlen und unseren Verein erfolgreich<br />
nach außen vertreten. Schließlich ist Casting bis zum heutigen Tag die<br />
international erfolgreichste Sportart des Deutschen Sportbundes!<br />
Insbesondere nach der Wiedervereinigung sind durch die professionell<br />
geschulten Teilnehmer/innen der neuen Bundesländer aktuelle Titel erzielt<br />
worden, zuletzt bei den World G<strong>am</strong>es 2005 im Ruhrgebiet.
Von der Karteikarte zum Netzwerk<br />
Die Verwaltung eines<br />
Großvereins . . .<br />
. . . erst mittels Karteikarten<br />
. . . dann mittels EDV<br />
In den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wuchs dem<br />
Vorstand durch die steigende Mitgliederzahl allmählich die Verwaltung über<br />
den Kopf. Wir hatten d<strong>am</strong>als zwar eine tüchtige und rührige Geschäftsstellenkraft,<br />
die es schaffte, die anfallenden Aufgaben zu erledigen. Aber man konnte<br />
es sehen: Jedes Mal, wenn unser „Sportfischer“ quartalsweise oder die Papiere<br />
zum Jahresende verschickt werden mussten, wuselten etliche Hilfskräfte in der<br />
Geschäftsstelle herum. Anders war die Arbeit auch nicht zu schaffen. Denn die<br />
technischen Hilfsmittel waren ganz andere als heutzutage.<br />
Die Adressierung erfolgte über das sogenannte Adrema-System, bei der die<br />
Anschriften in dünne Metallplatten eingeprägt oder auf gerahmte Matrizen geschrieben<br />
wurden. Das war sehr aufwendig und arbeitsintensiv, sowohl bei<br />
Adressenänderungen als auch bei Neuaufnahmen. Jede Adressenänderung und<br />
Neuaufnahme erforderte eine neue Matrize. Der bestgehütete Schatz waren<br />
d<strong>am</strong>als sicherlich die vielen Kästen mit den Adrema-Adressen.<br />
Daneben gab es etliche Kästen mit Karteikarten, die genauso wichtig waren,<br />
denn auf ihnen waren alle Einzeldaten der Mitglieder festgehalten, wie Eintrittsund<br />
Geburtsdatum, Beruf, Geburtsort, Ehrungen und anderes.<br />
Dann k<strong>am</strong> das Zeitalter des PC. Der FVH stieg zwar nicht sofort in die neue<br />
Technik ein, dazu war sie noch zu unübersichtlich, und es gab auch kaum<br />
brauchbare Progr<strong>am</strong>me. Als aber im Jahr 1988 ein spezielles Progr<strong>am</strong>m für<br />
<strong>Fischereiverein</strong>e angeboten wurde, entschloss sich der Vorstand, die Mitgliederverwaltung<br />
auf EDV umzustellen. Ein wichtiger Grund dafür war die Sicherheit<br />
der Daten. Denn bei einem Verlust der Karteikarten durch Brand oder Vandalismusschaden<br />
in der Geschäftsstelle hätte der Verein vor einem Chaos gestanden.<br />
Die zuverlässige, aber inzwischen in die Jahre gekommene d<strong>am</strong>alige<br />
Geschäftsstellenkraft weigerte sich standhaft, einen Computer anzufassen.<br />
Deshalb stand 1989 der erste PC bei einem Vorstandsmitglied (dem d<strong>am</strong>aligen<br />
Geschäftsführer und heutigen Vorsitzenden). Auch er musste sich erst in das<br />
Progr<strong>am</strong>m einarbeiten, hatte aber den Vorteil, dass er dadurch stets die<br />
Mitgliederentwicklung im Blick behalten konnte. Ab 1989 konnten dann die<br />
ersten Auswertungen über den PC vorgenommen und auch mehrmals im Jahr für<br />
die rund 4000 Mitglieder Adress-Etiketten ausgedruckt werden, – sortiert nach<br />
Postleitzahlen und Straßenn<strong>am</strong>en, wie von der Post aufgrund ihrer Gebührenordnung<br />
vorgeschrieben. Es dauerte allerdings eine geraume Zeit und viel<br />
Arbeitseinsatz, bis alles reibungslos klappte.<br />
Ab 2001 begann in unserer Geschäftsstelle dann ein neues Zeitalter. Längst<br />
hatten Internet und E-Mail in vielen Bereichen Einzug gehalten. D<strong>am</strong>it wir<br />
unseren Mitgliedern und Geschäftsstellenkräften die Möglichkeiten der neuen<br />
Kommunikationsvielfalt erschließen konnten, musste erneut aufgerüstet werden.<br />
Einhergehend mit den vielfältigen Anforderungen war es an der Zeit, unsere<br />
EDV-gestützte Mitgliederverwaltung, die inzwischen in die Tage gekommen war<br />
49
Vom Einzel- zum<br />
Mehrplatzsystem<br />
Der FVH im Internet<br />
50<br />
und vom Hersteller nicht mehr gepflegt wurde, durch ein aktuelles Progr<strong>am</strong>m zu<br />
ersetzen. Ein neuer, geeigneter Softwarepartner war schnell gefunden, und ein<br />
neues Ges<strong>am</strong>tkonzept für unsere Geschäftsstelle wurde erarbeitet.<br />
Uns wurde schnell deutlich, dass ein Einzelplatzsystem den Bedürfnissen<br />
unserer Geschäftsstelle nicht optimal entsprechen konnte. Ein netzwerkfähiges<br />
System musste her. – Der nächste Schritt von der Karteikarte zum Netzwerk<br />
wurde vollzogen!<br />
Unsere derzeitigen <strong>Mitarbeit</strong>erinnen in der Geschäftsstelle, Frau Narjes und Frau Lastinger<br />
Nach Einführung des neuen Systems war es nunmehr auch möglich, per<br />
E-Mail mit der Geschäftsstelle zu kommunizieren. Im Übrigen wurde von der<br />
praktischen, schnellen und preisgünstigen Möglichkeit, der Geschäftsstelle Informationen<br />
zukommen zu lassen, sofort und rege Gebrauch gemacht. Eine<br />
Bestätigung für den Vorstand, dass die Entscheidung richtig war, in die neue<br />
Technik zu setzen. Nicht zu verschweigen bleibt auch, dass die Anfragen per E-<br />
Mail den Arbeitsablauf in der Geschäftsstelle entspannen. E-Mails sind sicher<br />
kein Allheilmittel, aber sie haben gegenüber telefonischen Anfragen den großen<br />
Vorteil, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet werden können, halt<br />
dann wenn es passt.<br />
Die erfolgreiche Einführung der E-Mail war der erste Baustein im neuen<br />
Internetzeitalter. Nahezu jedes Unternehmen, viele Vereine, Organisationen und<br />
Interessengruppen präsentierten sich inzwischen im Internet. Auch wir als<br />
Großverein haben natürlich ein Interesse daran, uns einer breiten Öffentlichkeit<br />
darzustellen. Bedenkt man, dass heutzutage die Informationsbeschaffung zum<br />
Großteil über das Internet geschieht, ist es von Vorteil, in diesem Medium<br />
präsent zu sein. Kurzum, eine eigene Homepage für den FVH musste her!<br />
Gesagt, getan! Zum Jahresende 2001 ging unsere Homepage online.
Unsere Homepage<br />
Im Laufe der Zeit wurden die Angebote erweitert. Inzwischen findet man auf<br />
unserer Homepage Informationen für Mitglieder und die, die es werden wollen,<br />
einen Flohmarkt, in dem zum Beispiel Angelgeräte angeboten werden können,<br />
ein Fotoalbum, in dem man sich tolle Fotos rund um den FVH anschauen kann,<br />
und ein Forum, in dem diskutiert werden kann.<br />
Dass unsere Homepage angenommen wird, steht außer Frage. Inzwischen<br />
durchschnittlich 60 Zugriffe pro Tag bestätigen dies eindrucksvoll. Unsere Homepage<br />
wäre im Prinzip die Informationsplattform für unseren Verein, – aktueller,<br />
zeitnäher, preisgünstiger als es der „Sportfischer“ jemals sein kann. Jetzt aber<br />
keine Panik, – es ist natürlich nicht geplant, den "Sportfischer" einzustellen. Zum<br />
einen haben nicht alle Mitglieder die Möglichkeit eines Internetzugangs, zum<br />
anderen hat es ein gewisses Etwas, dieses Druckwerk in den Händen zu halten.<br />
Eventuell wird aber die Festschrift zum 125-jährigen Bestehen über eine<br />
zwischenzeitlich anderweitige Entwicklung berichten.<br />
Ein Verein braucht immer auch eine gut funktionierende Verwaltung und<br />
sollte sich im Interesse seiner Mitglieder der jeweils passenden technischen<br />
Hilfsmittel bedienen. Das haben die Generationen vor uns nach bestem Wissen<br />
versucht, und darum bemühen wir uns auch heute. Für die nahe Zukunft dürften<br />
wir jedenfalls gut gerüstet sein. Was den Verein auf mittlere Sicht aufgrund der<br />
schnellen technischen Entwicklung an weiteren Maßnahmen erwartet, lässt sich<br />
heute allerdings noch nicht absehen. Wir werden jedenfalls <strong>am</strong> Ball bleiben und<br />
gehen davon aus, dass dies auch die Vorstände nach uns tun werden.<br />
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Aus dem Vereinsleben<br />
Georg (Schorse) Riewe –<br />
68 Jahre erlebte<br />
Vereinsgeschichte<br />
52<br />
Schorse Riewe, unser Mitglied mit der längsten Vereinszugehörigkeit, wurde<br />
<strong>am</strong> 2. Februar des Jubiläumsjahres 87 Jahre alt und ist seit dem 1.1.1938<br />
aktives Mitglied!<br />
Seine offizielle Anglerkarriere musste er 1935 noch im „Reichsverband<br />
Deutscher Sportangler e.V.“ (heute: Sportanglerverein <strong>Hannover</strong> e.V.) beginnen,<br />
weil der <strong>Fischereiverein</strong> d<strong>am</strong>als noch keine Jugendgruppe hatte. Die<br />
Jahresmarke kostete übrigens 0,10 Reichsmark, d.h. 10 Pfennig.<br />
Doch mit dem Erreichen der<br />
Altersgrenze wechselte Schorse<br />
Riewe ohne zu zögern in unseren<br />
Verein, der die Teiche in Laatzen<br />
in seinem Eigentum und zur Pacht<br />
hatte. „Ich komme aus Laatzen,<br />
mein Onkel war dort Bademeister!“<br />
D<strong>am</strong>als war Georg<br />
Riewe ein Mitglied unter nicht<br />
mehr als etwa 240 anderen.<br />
Mehr noch als die Teiche hatte<br />
es dem jungen Schorse schon<br />
immer die <strong>Leine</strong> angetan, und so<br />
k<strong>am</strong> es auch zu einer ersten<br />
Georg Riewe, unser langjährigstes Vereinsmitglied,<br />
präsentiert hier mit Stolz seine FVH-Ehrenplakette, die<br />
er zum 60-jährigen Jubiläum erhielt. Das Foto entstand<br />
im Herbst 2005 in Schorses Garten<br />
Begebenheit, von der mindestens halb Laatzen Kenntnis bek<strong>am</strong>: Schorse war<br />
beim Angeln an der <strong>Leine</strong> in dieselbe gefallen, hatte sich noch selbst retten<br />
können und danach beim nahen Onkel um Hilfe ersucht. Dieser gab ihm eine<br />
„Abreibung“ und hängte dann – für jedermann weithin sichtbar – die nassen<br />
Sachen zum Trocknen an den Fahnenmast der Badeanstalt. Diese Anekdote<br />
erzählt <strong>am</strong> eindrucksvollsten Schorses Frau Helene, mit der er inzwischen auch<br />
schon Di<strong>am</strong>antene Hochzeit gefeiert hat.<br />
1939 wurde Georg Riewe zur Kavallerie eingezogen und k<strong>am</strong> im Laufe des<br />
Krieges nach Polen, Frankreich, Griechenland und Russland – unterbrochen<br />
durch drei Verwundungen mit Lazarettaufenthalten in <strong>Hannover</strong>. Bei einem<br />
dieser Heimataufenthalte passierte laut Helene Riewe Folgendes: Das d<strong>am</strong>als<br />
verlobte Paar Riewe hatte Freikarten für einen Kinobesuch aus dem Rest-<br />
Kontingent für Verwundete erstanden. Doch auf dem Weg in die Stadt meinte<br />
Schorse, er müsse unbedingt nach Hause zurück. Den eigentlichen Grund erfuhr<br />
seine Frau <strong>am</strong> nächsten Tag von der Schwiegermutter: Sie erzählte begeistert<br />
von einem großen Karpfen, den Schorse noch spät <strong>am</strong> Abend gefangen und ihr<br />
gebracht hatte!<br />
Besonders von den russischen Gewässern schwärmt Schorse Riewe wegen<br />
des immensen Fischreichtums. An die Krim ließ er sich deshalb sogar seine<br />
Angel nachschicken. Doch aus der Not heraus gab es schon bald den Befehl
zum „Abfischen“ kleinerer Teiche mit Handgranaten, die man den gefallenen<br />
Russen abgenommen hatte.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Gefangenschaft 1947 lag<br />
sein Schwerpunkt bei der Angelei wieder <strong>am</strong> Wülfeler-, Grasdorfer- und<br />
Dettmerschen Teich sowie an der <strong>Leine</strong>. In dieser unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
wurden von Frau Riewe die gefangenen Aale in der Pfanne gebraten und in<br />
dem ausgelassenen Fett anschließend Bratkartoffeln zubereitet. Die passende<br />
Anekdote ereignete sich in einer Nacht zuvor: Als Frau Riewe nach ihrem<br />
kleinen Sohn schauen wollte, trat sie barfuß im Halbdunkel auf einen Aal, der<br />
sich aus dem „Tubben“ (hannöversch für Zinkwanne) befreit hatte, und<br />
erschreckte sich natürlich mit Geschrei.<br />
Schrecklich für Georg Riewe war ein Erlebnis <strong>am</strong> Dettmerschen Teich: Hier<br />
hatte ein junger Schwimmer einen Kopfsprung gewagt und musste dabei auf<br />
einen der vielen alten Eichenstumpen geraten sein. Erst nach einer Woche sahen<br />
Schorse und sein Angelfreund Bruno Laskowski den Leichn<strong>am</strong> an der<br />
Wasseroberfläche treiben, zogen ihn mit der Angel heraus und benachrichtigten<br />
die Angehörigen.<br />
In seinem d<strong>am</strong>aligen Garten direkt <strong>am</strong> Wolle-Wehr in Döhren erlebte unser<br />
langjährigstes Mitglied natürlich auch viele <strong>Leine</strong>-Hochwasser „hautnah“ mit.<br />
Einmal blieben beim Rückgang des Wassers einige Karpfen auf der<br />
Gartenwiese zurück, die einen schönen Besatz für den Wülfeler Teich ergaben.<br />
Vom Fischreichtum der <strong>Leine</strong> in der Vor- und Nachkriegszeit schwärmt<br />
Schorse nachhaltig: „Unter 10 bis 12 Aalen sind wir selten nach Hause gegangen!“<br />
Durch seinen Freund Bruno Laskowski, der Obermeister in der Wollwäscherei<br />
Döhren war, konnte Schorse eine der lediglich zwölf zu vergebenen<br />
Karten für das Firmengelände erwerben, nämlich die dreizehnte! Die d<strong>am</strong>alige<br />
Wollwäscherei hatte drei Abzweige der <strong>Leine</strong> auf ihrem Gelände. Ein Abzweig<br />
war speziell zum Aalfang ausgebaut. In ihn konnten die Aale nur hinein, nicht<br />
jedoch wieder herauskommen. Die gefangenen Aale wurden d<strong>am</strong>als dem<br />
Speiselokal Wiechmann in der Hildesheimer Straße verkauft, in dem vor kurzer<br />
Zeit auch Altbundeskanzler Schröder mit dem russischen Präsidenten Putin<br />
speiste.<br />
Eine sehr schöne, weil k<strong>am</strong>eradschaftliche und fröhliche Feier in einem<br />
überschaubaren Anglerkreis soll laut beiden Eheleuten Riewe die Feier zum 50.<br />
Vereinsjubiläum im „Maschpark“ gewesen sein, dessen ehemaliges Hauptgebäude<br />
aus Verfallsgründen abgerissen wurde und an dessen Stelle jetzt der<br />
Paddelclub in Döhren beheimatet ist. „Da wurde bis morgens um vier – zum<br />
Schluss mit Hut und Mantel – getanzt!“<br />
Diese Feier war ein besonderer Höhepunkt im Leben beider Eheleute, deren<br />
Tagesablauf – neben Angelerlebnissen – durch Arbeit geprägt war. Georg<br />
Riewe arbeitete zunächst als gelernter Former viele Jahre in der Gießerei<br />
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54<br />
Ostermann in Laatzen und nach deren Schließung bis zum 63. Lebensjahr als<br />
Gärtner.<br />
Aus beruflichen Gründen konnte er um 1950 herum nur für eine kurze Zeit<br />
als Jugendbetreuer tätig sein. Doch das Amt des Gewässerobmanns <strong>am</strong><br />
Wülfeler-, Dettmerschen- und Grasdorfer Teich führte er 30 Jahre lang, zumeist<br />
Georg Riewe (jeweils rechts im Bild) mit seinem Freund und ebenfalls langjährigen Vereinsmitglied<br />
Bruno Laskowski in den 50er Jahren <strong>am</strong> Wülfeler Teich.<br />
D<strong>am</strong>als üblich, heute eher selten: die ges<strong>am</strong>te Angelausrüstung wird auf dem Fahrrad transportiert.<br />
Die Ruten sind übrigens aus B<strong>am</strong>bus- und Tonkinrohr gefertigt. Den Steg hatten die beiden selbst<br />
gebaut, um nicht nur trocken sitzen zu können, sondern um vor dem Auswerfen der Angeln die<br />
Schnur besser von der Trommelrolle(!) abziehen und auf den Boden legen zu können.<br />
Die heute üblichen Stationärrollen k<strong>am</strong>en etwa ab Mitte der 50er Jahre in Gebrauch.<br />
unter dem d<strong>am</strong>aligen Gewässerwart Karl Schumann. Unseren heutigen 1.<br />
Gewässerwart kennt unser Altmitglied schon aus dessen Kindheitstagen <strong>am</strong><br />
Wasser. „Heinz Pyka habe ich schon als Kind kontrolliert.“ Heute übt Georg<br />
Riewe das Amt eines Ehrenfischereiaufsehers aus und tut dieses mit stolzem<br />
Hinweis auf eine Strichliste, auf der er 2005 noch rund 100 Kontrollen vermerkt<br />
hat!<br />
„Zum Angeln gehe ich weniger! Früher habe ich kein Angeln ausgelassen.<br />
Besonders zum 1. Mai mit Köderfisch auf Hecht war für mich um zwei Uhr die<br />
Nacht zu Ende, obwohl ich ausgerechnet <strong>am</strong> 1. Mai nie einen Maßigen gefangen<br />
habe!“ Doch einige Fotos von großen Hechten (größter um die 20 Pfund)<br />
kann Georg Riewe schon vorzeigen. Stolz zeigt er auch die Ehrentafel des<br />
Vereins zur 60-jährigen Mitgliedschaft: „Da haben sie sich etwas Gutes einfallen<br />
lassen!“<br />
Heutzutage stippt er in seinem gepachteten kleinen Teich in Wülfel gerne<br />
Moderlieschen, um mit diesen dann an Moellers Angelteich Forellen zu fangen.<br />
Auf einen Wunsch für die Zukunft befragt, äußert Georg Riewe die Bitte, dass<br />
die Sportkollegen, die vor seinem Gartengrundstück <strong>am</strong> Wülfeler Teich angeln,<br />
doch zukünftig den Rasen nicht mehr rücksichtslos zertr<strong>am</strong>peln mögen.<br />
Wir wünschen unserem Schorse noch viele elanvolle Jahre, in denen er – mit<br />
oder ohne Fahrrad – alle unsere Gewässer gleichermaßen zügig erreicht, wie er<br />
die Treppen bis zu seiner Wohnung im dritten Stockwerk hinaufflitzt!
Protokolle aus der<br />
Anfangszeit des FVH, als er<br />
sich noch „Sportanglerverein<br />
<strong>Hannover</strong>“ nannte<br />
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56<br />
Erinnerungen<br />
Emil Hirnschal und<br />
Helmut Ronnenberg<br />
in Ricklingen<br />
Gewässerausschusssitzung<br />
Vorsitzender Flügge und OB Schmalstieg<br />
Jugendwart Frank Burkhardt<br />
mit Siegern eines Jugendangelns<br />
Gewässerobmann Emil Hirnschal bekommt<br />
zum 80. Geburtstag ein Fahrrad<br />
von Heinz Pyka und Vors. Dr. Kalaus<br />
Vorsitzender Meyer mit Jugendlichen<br />
Jungangler Torsten Passie<br />
mit Karpfen und Bewunderern
Eine Anekdote von der<br />
Ricklinger Halbinsel<br />
Die folgende Begebenheit ereignete sich um das Jahr 1960, als die<br />
Jugendgruppe auf der Ricklinger Halbinsel noch über eine kleine Hütte mit vier<br />
Schlafstellen verfügte. Die Belegschaft dieser Hütte bestand oft aus einer<br />
St<strong>am</strong>mbesetzung: Harald Preikschat, Thomas Breithaupt, Mecki Liebherr, Peter<br />
Jaschkowiak, Klaus-Dieter Bauer und Werner Meißner. Nur einige Schritte<br />
entfernt befand sich die Schutzhütte der Erwachsenen: Eine rustikale Holzhütte<br />
mit Veranda, die abends mit Petroleuml<strong>am</strong>pen beleuchtet wurde und über deren<br />
Tisch eine große Säge von einem Sägefisch hing. Hier wurde unter der Obhut<br />
des d<strong>am</strong>aligen Hüttenwarts Adjen Walert an warmen Tagen und Nächten<br />
regelmäßig Skat gespielt, und auch hier gab es eine St<strong>am</strong>mbesetzung:<br />
Hänschen Maaß, Hans Novak, Natronhelmut Spallek und sein Kumpel Otto,<br />
Heini Stahlmann, Rudi Bock mit seinem Hund Moppel, der auf Kommando einen<br />
Baum erklettern konnte.<br />
Einer der Vorgenannten fiel dadurch auf, dass er d<strong>am</strong>it prahlte, nur kapitale<br />
Fische zu fangen. Das war Heini Stahlmann, der deswegen nur Heini Prahlmann<br />
hieß. Heini erzählte an einem Wochenende mal wieder von seinen tollen<br />
Fängen. Die offensichtlichen Übertreibungen ärgerten einige der Anwesenden so<br />
sehr, dass sie Heini so richtig eins auswischen wollten. Rudi Bock hatte dazu<br />
eine Idee, bei der <strong>am</strong> nachfolgenden Wochenende die St<strong>am</strong>mbesetzungen aus<br />
beiden Hütten mithelfen sollten: Sie sollten Heini für etwa zwanzig Minuten von<br />
seinen Angeln fernhalten, <strong>am</strong> besten noch einmal nach seinen tollen Fängen<br />
fragen und erzählen lassen. Das würde bestimmt lange genug dauern. Gesagt –<br />
getan. Heini erzählte allen Anwesenden schon bald ausführlich von großen<br />
Fischen. Währenddessen glitt Rudi Bock mit einem großen Topfdeckel unter dem<br />
Arm neben Heinis Angeln ins Wasser und schw<strong>am</strong>m, immer der Schnur der<br />
Grundrute folgend, weit hinaus. Nach einer Weile war er wieder da und<br />
gesellte sich zu Heinis Zuhörern. Schlagartig ließ das Interesse an Heinis<br />
Ausführungen nach und alle gingen los, um mal wieder nach den Angeln zu<br />
sehen. Auch Heini tat dies. Schon kurz darauf hörte man ihn rufen: „Ich habe<br />
einen Biss, die Rolle ist fast leer, das ist ein ganz Großer!“ Heini nahm die Rute<br />
hoch, schloss die Rolle und setzte den Anhieb. Straff ging die Schnur in die Mitte<br />
des Teiches. Im Nu k<strong>am</strong>en die anderen Angler dazu und gaben Heini<br />
fachmännischen Rat. Der Drill sah wirklich gut aus, weil der Deckel auf Zug<br />
nach rechts und links durch das Wasser schoss. Als sich der „Fisch“ dem Ufer<br />
näherte, schrie Heini nach Kescher und Gaff. Es dauerte nicht mehr lange, bis er<br />
erkennen musste, dass er keinen kapitalen Fisch, sondern einen großen<br />
Topfdeckel gefangen hatte. Alle Umstehenden brachen in schallendes Gelächter<br />
aus. Danach war Heini sehr viel zurückhaltender, wenn das Gespräch auf<br />
kapitale Fänge k<strong>am</strong>.<br />
erzählt von Klaus-Dieter Bauer und<br />
Werner Meißner<br />
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58<br />
Jubiläumsball<br />
2006
Der Vorstand<br />
Vorsitzender: Dr. Uwe Köbke<br />
Im Sonnengrund 2, 31275 Lehrte<br />
Tel. (0 5175) 44 95<br />
Stellv. Vorsitzender: Werner Kietzmann<br />
Zum Roden 35, 31275 Lehrte, OT Aligse<br />
Tel. Fa. (05 11) 126 62 65<br />
priv. (0 51 32) 5 62 53<br />
Geschäftsführer: Udo Wagner<br />
Bodeweg 86, 30851 Langenhagen<br />
Tel. (0511) 77 60 66<br />
Schatzmeister: Hans Werner Seifert<br />
Peiner Heerstraße 34, 31275 Lehrte, OT Aligse<br />
Tel. Fa. (0 51 32) 8 5740<br />
priv. (0 51 32) 47 58<br />
Gewässerwart: Heinz Pyka<br />
Otto-Hahn-Straße 7, 30880 Laatzen<br />
Tel. Fa. (05 11) 8 29-46 76<br />
priv. (05 11) 82 71 83<br />
Handy (01 60) 9015 3157<br />
Stellvertretende Hans-Joachim Stünkel<br />
Gewässerwarte: Braaschweg 9, 30659 <strong>Hannover</strong><br />
Tel. Fa. (05 11) 57 02/3 75<br />
priv. (05 11) 64 83 78<br />
Handy (01 72) 4 30 6365<br />
Andy Krüger<br />
Zuckerkuchenweg 21, 30890 Barsinghausen<br />
Tel. (0 5105) 5146 85<br />
Fax (0 5105) 5146 87<br />
Tel. Fa. (0511) 90 20 56 69<br />
Handy (0160) 90 62 3912<br />
Dirk Peters<br />
Bode-Ring 30, 31319 Sehnde OT Rethmar<br />
Tel. (0 5138) 70 83 45<br />
Handy (0160) 90 74 67 51<br />
Sportwart: Wilfried Specht<br />
Fuchsrain 9A, 30657 <strong>Hannover</strong><br />
Tel. (0511) 65 37 20<br />
Jugendleiter: Stephen Smith<br />
Dresdener Weg 11, 30966 Hemmingen<br />
Tel. (0 5101) 5130<br />
Stellv. Jugendleiter: Andreas Magerkord<br />
Katzenwinkel 38, 30966 Hemmingen<br />
Tel. (0 5101) 58 40 67<br />
Pressewart: Bernd Narjes<br />
D<strong>am</strong>aschkestraße 27, 31275 Lehrte, OT Ahlten<br />
Tel. (0 51 32) 62 12<br />
Schriftführer: Manfred Neuwirth<br />
Straße des Großen Freien 26, 31319 Sehnde<br />
Tel. (0 51 38) 16 51<br />
Herausgeber und<br />
Verleger: FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />
Geschäftsstelle: Hildesheimer Straße 122, 30173 <strong>Hannover</strong><br />
Tel. (05 11) 88 00 54, Fax (05 11) 9 88 63 84<br />
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gs@fvhannover.de<br />
Volksbank eG Nr. 7500 342 200<br />
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BLZ 250 100 30<br />
Geschäftszeiten: Dienstag, Mittwoch<br />
10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 - 16.00 Uhr<br />
Donnerstag 10.00 - 12.00 Uhr<br />
und 16.00 - 18.00 Uhr<br />
Freitag 10.00 - 12.00 Uhr<br />
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Anzeigen: Bernd Narjes,<br />
D<strong>am</strong>aschkestraße 27, 31275 Lehrte, OT Ahlten<br />
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Potsd<strong>am</strong>er Straße 3, 30916 Isernhagen-Awb.<br />
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Erscheinungsweise: Vierteljährlich<br />
Der Bezugspreis ist durch den<br />
Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
Beiträge und Gestaltung dieser Festschrift:<br />
Werner Ad<strong>am</strong>czak, Dr. Uwe Köbke, Andy Krüger, Bernd Narjes, Heinz Pyka, Udo Wagner<br />
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FISCHEREIVEREIN HANNOVER e.V.<br />
Hildesheimer Straße 122 · 30173 <strong>Hannover</strong><br />
PVSt Deutsche Post AG<br />
Entgelt bezahlt H.1264