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MARitiME WiRtSCHAft zurück“, ist sich Gruben sicher. Eine Spezialität der großen Kreuzer ist das huckepack mitgeführte Tochterboot. Auch das ist minutenschnell einsatzbereit: Über eine Slipanlage am Heck gleitet es ins Wasser und hüpft später genauso flink wieder hoch. Diese kleinen Rettungsschiffe gleichen in Bauform sowie vielen Ausstattungsmerkmalen den großen und sind völlig autark einsetzbar. im freien fall über die Reling Damit Schiffbrüchige sich zunächst einmal selbst in Sicherheit bringen können, muss jedes Seeschiff ausreichend Rettungsboote an Bord mitführen. Wer schon einmal auf einer Fähre oder einem Kreuzfahrtschiff unterwegs war, kennt die orangefarbenen Boote, die in Reihen an Deck hängen und hofft, dass er sie nicht braucht. Wenn es doch zur Katastrophe kommt, ist Verlass auf Niedersachsen. Egal, ob auf Fracht- oder Fahrgastschiffen, die Rettungsboote stammen meist aus niedersächsischer Produktion. Längst sind die ursprünglich hölzernen Ruderboote seetüchtigen Kleinstschiffen aus Glasfaser verstärktem Kunststoff gewichen. Die wohl raffinierteste Variante ist das Freifallrettungsboot, das Peter Hatecke auf seiner Werft in Drochtersen an der Unterelbe perfektioniert hat. „Einsteigen, anschnallen, ausklinken“ heißt es im Seenotfall und dann geht es in atemberaubender Geschwindigkeit ab in die Tiefe. 2.500 der futuristisch anmutenden Gefährte hat Hatecke bereits auf die Ozeane geschickt und ist damit Weltmarktführer in dieser Bootsklasse. Tausende Besatzungsmitglieder von Containerfrachtern, Tankern und Forschungsschiffen vertrauen darauf, dass sie den Untergang ihres Schiffes im Ernstfall darin überstehen. Zu Recht, wie die 14 Männer von der „Sjard“ bestätigen können: Als sie 2002 den sinkenden Frachter in schwerer See vor Neufundland verlassen mussten, rettete ihnen ein Freifallrettungsboot von Hatecke das Leben. Rettungsboote mit Schick Pro Jahr laufen bei Hatecke und Fassmer mehrere Hundert der lebensrettenden Boote vom Stapel: für die Handelsschifffahrt, für die 14 | plietsch | 1-2010 Marine, für Spezial- und zunehmend für Kreuzfahrtschiffe. 18 bis 26 Rettungsboote braucht solch ein schwimmendes Hotel im Schnitt. Das mittelständische Unternehmen von Holger und Harald Fassmer rüstet drei bis vier pro Jahr aus. Gemeinsam mit Hatecke beherrscht die Werft aus Drochtersen den Weltmarkt in diesem Segment. Vor Kurzem hat Fassmer ein weiteres Geschäftsfeld für sich entdeckt: kombinierte Rettungs- und Tenderboote für teure Motorjachten. „Wissen Sie, wenn jemand Millionen für seine schicke Jacht ausgegeben hat, will er in Cannes nicht mit so einem hässlichen orangenen Entlein vom Ankerplatz an Land fahren“, beschreibt Thorsten Lange, Konstruktionsleiter bei Fassmer, die Marktchancen. „Ein Rettungsboot ist Vorschrift, ideal ist es, wenn es zugleich für das Übersetzen an Land geeignet ist, und noch besser, wenn es gut aussieht“, so Lange. Als die Werft erstmals solch ein hochwertiges Kombiboot anbot, zeigte der Zuspruch, dass sie die richtige Nase hatte. Aktuell baut sie zwei für die neue Megajacht „Topas“, mit edelster Teak-Ausstattung, Alcantara-Sitzen, Klimatisierung, Unterhaltungselektronik und anderem Luxus. Zugleich genügen die Boote allen Sicherheitsanforderungen für den Seenotfall. „Da haben wir das Know-how“, ist Ingenieur Lange stolz. Zunehmend bevölkern Kreuzfahrer und Freizeitskipper die Meere. Die Gefahren wachsen, weil die Stürme zwar kürzer, aber heftiger werden – auch im früher ruhigen Juli. Am meisten hat Kapitän Gruben damit zu tun, leichtsinnige Segler, Surfer und Motorbootfahrer aus der Nordsee zu fischen. Letztes Jahr hat er bei Windstärke 10 bis 11 mit der „Neuharlingersiel“ gleich fünf Boote nacheinander reingeschleppt. „Die schrien von hier und von dort“, erinnert er sich. Ob er sich schon mal gefürchtet hat bei einem Einsatz? „Wenn ich Angst habe, dann brauche ich den Job nicht zu machen. Mein Motto ist: Wir können das, wir machen das“. www.fassmer.de www.hatecke.de www.luerssen.com www.dgzrs.de
SAR steht für „Search and Rescue“ und ist die internationale Bezeichnung für Rettungsschiffe und Hubschrauber. Bei voller fahrt bringt die „neuharlingersiel“ aus niedersachsen 18 Knoten. Wie funktioniert ein Freifallrettungsboot? Das freifallrettungsboot steht am Schiffsheck auf einer 35 Grad geneigten Rampe. Die Passagiere sitzen rückwärts in besonderen Schalensitzen und sind angeschnallt. Zum Start löst der Steuermann im Boot einen hydraulischen Bolzen, das Boot wird angehoben und fällt 10 bis 15 Meter im freien fall ins Wasser. Die form des Bootes ist auf die hohe Beschleunigung ausgerichtet: vorne spitz zulaufend und völlig geschlossen. Beim Auftreffen auf das Wasser taucht es kurz unter, um sich sofort wieder aufzurichten. Mit einem eigenen Motor kann sich das Boot aus der Gefahrensituation manövrieren. Die Größe ist so bemessen, dass die ganze Crew hineinpasst: Das können zwischen 12 und 50 Personen sein bei einer Bootslänge von fünf bis neun Metern. Die Auslösung ist simpel und schnell. Und damit wesentlich sicherer als bei konventionellen Rettungsbooten. Die müssen mit Winde und Drahtseil zu Wasser gelassen werden. 1-2010 | plietsch | 15
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